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ihrer Entstehung als auch in ihrem kontinuierlichen Weiterbestehen, von der Anerkennung der<br />

Geführten abhängig.<br />

„Das Charisma ist die große revolutionäre Macht in traditional gebundenen Epochen (...) Charisma kann<br />

eine Umformung von innen her sein, die aus Not oder Begeisterung geboren, eine Wandlung der<br />

zentralen Gesinnungs- und Tatenrichtung unter völliger Neuorientierung aller Einstellungen zu allen<br />

einzelnen Lebensformen und zur ‚Welt’ überhaupt bedeutet.“ (Weber 1972, 142)<br />

Ausgangspunkt der Entwicklung einer charismatischen Herrschaft ist nach Weber eine Situation, die auf<br />

die eine oder andere Weise Krisencharakter in sich birgt. Diese Krise kann zum einen äußerer (d.h.<br />

politischer oder ökonomischer) oder innerer (d.h. seelischer oder religiöser) Natur sein. Diese Krise<br />

bereitet den Boden für die Hinwendung der Menschen an charismatische Führungspersönlichkeiten<br />

(vgl. Weber 1972, 142, 661). Neben einer besonderen, charismatischen Person bedarf es zur<br />

Etablierung einer charismatischen Herrschaft demnach einer ebenso besonderen Situation.<br />

Charisma ist im Stande, alle traditionellen Muster und Regeln im Sinne des von Weber zitierten<br />

biblischen Ausspruchs von Jesus „Es steht geschrieben, ich aber sage euch“, zu überwinden, alles<br />

Vergangene radikal hinter sich zu lassen und Traditionen nicht nur zu verändern, sondern umzustürzen.<br />

(vgl. Weber 1972, 141).<br />

„Auch die bürokratische Rationalisierung kann, wie wir sahen, gegenüber der Tradition eine revolutionäre<br />

Macht ersten Ranges sein und ist es oft gewesen. Aber sie revolutioniert durch technische Mittel, im<br />

Prinzip – wie namentlich jede Umgestaltung der Oekonomik es tut – ‚von außen’ her, die Dinge und<br />

Ordnungen zuerst, dann von da aus die Menschen (...). Das Charisma dagegen ruht in seiner Macht auf<br />

Offenbarungs- und Heroenglauben, auf der emotionalen Überzeugung von der Wichtigkeit und dem Wert<br />

einer Manifestation religiöser, ethischer, künstlerischer, wissenschaftlicher, politischer oder welcher Art<br />

immer, auf Heldentum, sei es der Askese oder des Krieges, der richterlichen Weisheit, der magischen<br />

Begnadung oder welcher Art sonst. Dieser Glaube revolutioniert ‚von innen heraus’ die Menschen und<br />

sucht Dinge und Ordnungen nach seinem revolutionären Wollen zu gestalten.“ (Weber 1972, 657f.)<br />

Entscheidend für den Fortbestand charismatischer Herrschaft ist die Anerkennung dieser Herrschaft,<br />

d.h. des Führers/der Führerin, durch die Geführten. Und diese Anerkennung gewinnt der Führer/die<br />

Führerin ausschließlich durch die Bewährung im konkreten Handeln, d.h. durch seinen Erfolg, und nicht<br />

durch Regeln, Gesetze oder Traditionen. Der charismatische Held/die charismatische Heldin kann<br />

sein/ihr Charisma auch wieder verlieren – sich „als seiner Kraft beraubt erweisen“ (vgl. Weber 1972,<br />

140, 655f.). Als Konsequenz wird er/sie dann von seinen/ihren AnhängerInnen verlassen, da sein/ihr<br />

Charisma die einzige Legitimation seiner/ihrer Herrschaft ist oder in diesem Fall vielmehr war. Die<br />

charismatische Herrschaft beruht ausschließlich auf der freiwilligen Anerkennung der Persönlichkeit des<br />

Führers/der Führerin und ist von daher immer sehr instabil. Nach Webers Theorie entwickeln daher<br />

Gemeinschaften Mechanismen, die die charismatische Herrschaft unterstützen sollen wie z.B. die<br />

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