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3.1.8.3. Symbolische Führung<br />
Das Fundament dieses Modells liegt zum einen in der Kultur- und der davon ausgehenden<br />
Unternehmenskulturforschung und verweist zum anderen auf das soziologische Konzept des<br />
symbolischen Interaktionismus. In diesem Weltbild wird davon ausgegangen, dass der Mensch in einer<br />
Welt agieren muss, die ihre Bedeutung zum einen durch Interaktionsprozesse und zum anderen über<br />
eine je persönliche Interpretationsleistung erhält. 84 Handeln wird demnach über mit Bedeutung erfüllte<br />
bzw. zu erfüllende Symbole gelenkt und diese Interaktionen reproduzieren symbolische Bedeutungen,<br />
indem diese reaktualisiert und damit erneut weitergeschrieben oder verändert und umgedeutet werden.<br />
„Der Begriff ‚Symbolische Führung’ kann leicht missverstanden werden. Das Adjektiv symbolisch erweckt<br />
den Eindruck, als sei diese Art von Führung ‚nicht wirklich’, bloß ‚vorgeblich’ und ‚scheinhaft’, als handele<br />
es sich um die Vortäuschung ‚eigentlicher Führung’, wie etwa die Als-ob-Führung eines<br />
Frühstücksdirektors. Das ist jedoch nicht gemeint, denn die Bezeichnung symbolisch steht hier als<br />
vielleicht irreführendes Kürzel für die beiden genannten Aspekte sinngesteuerter Führung, nämlich<br />
symbolisierte und symbolisierende (oder: sinnkonstituierte und sinnkonstiuierende, sinnbindende und<br />
sinnbildende) Führung. Aber weil sich der Begriff ‚Symbolische Führung’ eingebürgert hat (s. z.B. Lasser<br />
1987, Weibler 1995), soll er trotz seiner Unschärfe beibehalten werden.“(Neuberger 2002, 644)<br />
Entscheidendes Begriffskonstrukt dieser Richtung der Führungsforschung ist der Begriff „Symbol“,<br />
wobei Symbole durch ihren immanenten Verweisungscharakter beschrieben werden können. Sie sind<br />
empirische Fakten oder Medien, die als Vertretung für etwas anderes stehen, auf etwas jenseits ihrer<br />
eigentlichen, objektiven Bedeutung dank ihrer Mehrdeutigkeit verweisen und sich an einen bestimmten<br />
Personenkreis richten. Sie sind nicht allein durch sich selbst für jeden entschlüsselbar, sondern<br />
erschließen sich erst über einen gemeinsamen Sozialisationsprozess der AdressatInnen (vgl.<br />
Neuberger 2002, 645). Sie gehen über eine rein kognitiv-rationale Ebene der Erfassbarkeit hinaus und<br />
sprechen auch emotionale, verbal nicht fassbare Sinn- und Bedeutungsebenen an.<br />
Symbolische Führung heißt demnach, vorgefundene Tatsachen und Fakten mit Sinn zu versehen und<br />
zu nutzen, um eine erwünschte Wirkung auf die geführten MitarbeiterInnen zu erreichen. Symbolische<br />
Führung ist kein geschlossenes Theoriegebäude, sondern fasst unterschiedliche Theorieansätze,<br />
denen gemeinsam ist, dass sie Führung mit unterschiedlichen Aspekten von Symbolen verbinden,<br />
zusammen. Eine der Hauptdifferenzierungslinien innerhalb dieser Ansätze verläuft zwischen Modellen,<br />
die Führung selbst als Symbol begreifen und die damit den Führer/die Führerin und sein/ihr<br />
Führungsverhalten selbst als Symbol thematisieren und dem Ansatz, der von Führung durch Symbole,<br />
84 Bedeutende Theoretiker, die Grundlagenarbeit auf diesem Gebiet geleistet haben, sind z.B. Cassirer (1954, dt. 1960) oder<br />
auch Jung (1995), der in Symbolen die archaischen Urbilder des Menschen bzw. der Menschheit kondensiert sieht.<br />
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