Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Download (1724Kb) - Wirtschaftsuniversität Wien
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Führungsmodell der Attributionstheorie wird vor allem mit den Namen Kelley, Green und Mitchell<br />
und Calder 83 in Zusammenhang gebracht. Im Mittelpunkt dieses Ansatzes steht die Frage nach den<br />
Prozessen der sozialen Wahrnehmung und deren Ursachenzuschreibung (Kausalattribution) (vgl.<br />
Neuberger 2002, 545). Um das eigene Handeln planbar zu machen und die Umwelt beherrschen zu<br />
können, ist jede Person darauf angewiesen, Ordnung und wiedererkennbare Strukturen wahrzunehmen<br />
und als solche zu erkennen. Entscheidende Bedeutung in diesem Prozess kommt hier der sozialen<br />
Umwelt zu, vor allem, wenn es darum geht, andere Personen und ihre Handlungen zu verstehen und zu<br />
beeinflussen. Im Zusammenhang mit einer Theorie über Führung ist die Frage, die diese Modelle<br />
stellen und zu beantworten versuchen, wie eine Führungskraft zu Urteilen über ihre MitarbeiterInnen<br />
gelangt und wie als Konsequenz darauf reagiert wird. Beobachtbare Verhaltensunterschiede können<br />
prinzipiell drei Ursachen haben: sie können in der Person (und zwar sowohl in den Führenden als auch<br />
in den MitarbeiterInnen), im Verhalten als solchem (Inhalte, mit denen sich die Person beschäftigt) oder<br />
den äußeren Umständen (vgl. Neuberger 2002, 547) begründet liegen. Prinzipiell kann eine<br />
Zuschreibung interne (d.h. als Mangel an Anstrengung oder als Mangel an Fähigkeiten) oder externe<br />
(Unglück, Aufgabenschwierigkeit) Faktoren berücksichtigen, wobei für die Entscheidung zwischen<br />
diesen beiden Optionen drei Kriterien bedeutsam sind. Diese drei Kriterien sind Unterschiedlichkeit,<br />
(interpersonale) Übereinstimmung und Konsistenz (vgl. Mitchell 1995, 852).<br />
Für die ganz spezifische Zuschreibung von Vorgesetzten gegenüber ihren MitarbeiterInnen sind u.a.<br />
folgende charakteristische Faktoren von Bedeutung (vgl. Neuberger 2002, 552):<br />
• Verzerrte Konsens-Beurteilung: Wenn Vorgesetzte zu wenig Vergleichsdaten haben, neigen sie<br />
dazu, ihre eigenen Erfahrungen und Maßstäbe als Norm zu sehen.<br />
• BeobachterInnen, d.h. im Falle der Führungssituation, Vorgesetzte, neigen eher dazu,<br />
personale Zuschreibungen vorzunehmen, während im Unterschied dazu Handelnde eher<br />
situative Attributionen vornehmen.<br />
• Führungskräfte können die Tendenz haben, selbstwertdienliche Zuschreibungen vorzunehmen<br />
in dem Sinne, dass sie Erfolge der MitarbeiterInnen auf sich selbst zurückführen<br />
• Psychologische Nähe im Sinne einer engen und positiven Beziehung zwischen Führungskraft<br />
und MitarbeiterInnen ist die Ursache dafür, dass sich diese Perspektiven annähern und zwar in<br />
Richtung der Perspektive der handelnden Person, d.h. der MitarbeiterInnen.<br />
• Manche Persönlichkeitsmerkmale können Auslöser für stereotype Zuschreibungen sein – so<br />
werden z.B. Erfolge von Frauen von männlichen Vorgesetzten eher als durch die Situation<br />
bedingt erklärt, während Misserfolge ihrer Person zugeschrieben werden.<br />
83 vgl. Kelley (1973), Green/Mitchell (1979), Calder (1977), zitiert nach Neuberger (2002)<br />
136