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Die Forscher hatten die Möglichkeit, die ersten Gruppen, die sie im Assessment-Center beobachtet und<br />
analysiert hatten, 8 bzw. 20 Jahre später erneut zu beurteilen – und zwar wurde die tatsächlich erreichte<br />
Beförderung in Bezug zu den ursprünglich erreichten Bewertungspunkten gesetzt.<br />
Eines der wichtigsten Ergebnisse der Studie war die Erkenntnis, dass die Arbeitssituation eine ganz<br />
entscheidende Rolle in Hinblick auf den Führungserfolg und die Aufstiegschancen spielt. Die<br />
Arbeitsbedingungen sind selbst dann nahezu Erfolgsgaranten für den Aufstieg, wenn kein überragend<br />
günstiges Eigenschaftspotenzial vorliegt (vgl. Steyrer 1993, 122). Ganz verkürzt in einem Satz können<br />
die Ergebnisse der AT&T –Studie so zusammengefasst werden, dass die Aufstiegschancen von<br />
Führungskräften zwar von einer Kombination persönlicher Eigenschaften abhängen, diese aber auch<br />
genutzt werden müssen und im Arbeitskontext die Möglichkeit vorhanden sein muss, Eigenschaften und<br />
Verhalten auch zu erwerben.<br />
Entscheidende Studien über Motivation, die den anderen Strang von Forschungsarbeiten im Kontext<br />
von Eigenschaftstheorien darstellen, wurden von McClelland und seinen MitarbeiterInnen durchgeführt.<br />
Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses von McClelland (vgl. Steyrer 1993, 122ff.) stand die Motivation<br />
von Führungskräften. McClelland unterschied zwischen drei Persönlichkeitsmerkmalen:<br />
„Leistungsstreben“, „Machtstreben“ und „soziales Streben“. Diese drei Persönlichkeitsmerkmale wurden<br />
mit einem projektiven Test („Thematic Apperception Test“ – TAT) ermittelt. Bei diesem Testverfahren<br />
wurden Führungskräften mehrdeutige Bilder vorgelegt, die ein bis zwei Personen in Situationen zeigten,<br />
die sehr leicht als Arbeitssituationen interpretiert werden können. Ausgehend von diesen Bildern<br />
mussten die Führungskräfte möglichst spannende, fantasievolle Geschichten zu Papier bringen. Dabei<br />
wurden sie von den WissenschafterInnen insofern unterstützt, als sie durch Fragen wie z.B. Wer sind<br />
die Personen? Was hat sich vorher ereignet? geleitet wurden. Dieser Text wurde dann inhaltsanalytisch<br />
ausgewertet. Als Ergebnis konnte festgehalten werden, dass erfolgreiches Führen vor allem ein<br />
ausgeprägtes soziales Machtmotiv voraussetzt und das Leistungsmotiv weit weniger entscheidend ist.<br />
McClelland hat zudem zwischen zwei Machtmotiven unterschieden und diese Differenzierung war ein<br />
wichtiger Meilenstein in der Führungsforschung: Er unterschied das „personalisierte“ vom<br />
„sozialisierten“ Machtmotiv, wobei das erstere vor allem ein ganz persönliches, eigennütziges Streben<br />
nach Macht meint während im Gegensatz dazu zweiteres einen eher spielerischen Zugang zu Macht<br />
zur Erreichung von Zielen, die auch anderen nützen, beschreibt (vgl. McClelland 1970).<br />
Unabhängig von McClelland arbeitete Maccoby mit einer sozialpsychologisch-psychoanalytisch<br />
orientierten Methode – im konkreten mit Tiefeninterviews, die eine Dauer von drei bis hin zu zwanzig<br />
Stunden haben konnte – mit ManagerInnen von Großkonzernen. Er hat auf Grund seiner<br />
Untersuchungen vier Motivationstypen abgeleitet, die mit den Motivvarianten (Leistungsstreben,<br />
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