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Noch immer hat jede Arbeit, jeder Beruf in unserem gesellschaftlichen System ein mehr oder weniger<br />

bestimmtes Geschlecht, wobei hier wissenschaftliche und statistische Analyse das Alltagsverständnis<br />

bestätigen: 2 Es gibt Frauenberufe und Männerberufe ebenso wie Frauen- und Männerbranchen 3 , wobei<br />

zufälligerweise immer die Branchen und Berufe, die eher Frauen zugeordnet sind, diejenigen sind, die<br />

überraschenderweise sowohl über weniger Prestige verfügen als auch tendenziell schlechter bezahlt<br />

sind. 4 Diese Befunde stehen ganz im Gegensatz zur Aufhebung formaler Hindernisse 5 und<br />

Zugangsbeschränkungen für Frauen in nahezu allen Branchen und Arbeitsbereichen. Die Kategorie<br />

„Geschlecht“ existiert demnach immer noch und ist eine bestimmende Konstante in der Arbeitswelt, die<br />

auch über die Betonung und Anerkennung der konstruierten Geschlechterdifferenz neue hierarchische,<br />

Frauenbilder verfestigende, scheinbar natürliche, geschlechtsspezifische Unterscheidungen in den<br />

Diskurs einbringt.<br />

Besonders rar sind Frauen in den Führungsetagen, in machtvollen Positionen mit großem,<br />

selbstbestimmtem Handlungsspielraum. Und auch dies, obwohl die populärwissenschaftliche Literatur<br />

ebenso wie die wissenschaftliche Theoriebildung sich begeistert mit dem Themenkomplex „Frauen und<br />

Führung“ oder „weiblicher Führungsstil“ mehr oder weniger fundiert auseinander setzen. 6 Gerade die<br />

Betonung kommunikativer, d.h. „typisch weiblicher“ Eigenschaften und sozialer Kompetenz rückt hier<br />

„Weiblichkeit“ und damit vielleicht zwangsläufig „Frauen“ in das Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />

Doch Geschlecht und demzufolge als Stereotypen verwendete Charaktersets von „männlich“ und<br />

„weiblich“ finden sich nicht nur als explizite, klischeehafte Zuschreibung, sondern vor allem auch implizit<br />

in nahezu allen Theoriegebäuden (vgl. Becker-Schmidt/Knapp 2000, 7ff., Doyé/Heinz/Kuster 2002, 7ff.).<br />

Ebenso ist die Beschreibung von bestimmten Eigenschaften und Verhalten, die ja auch in der<br />

Führungstheorie breiten Raum einnimmt, immer auch mit einer geschlechtsspezifischen Konnotation<br />

versehen, da diese Zuschreibungen immer auch in einem sozialen und politischen Raum stattfinden.<br />

2 Den Kontext von Arbeit und Geschlecht, wobei Geschlecht sowohl eine soziale Konstruktion als auch eine<br />

Strukturkategorie bildet, thematisiert Angelika Wetterer, wobei Arbeitsteilung und Geschlechtskonstruktionen sowie der<br />

Wandel der Frauenarbeit Schwerpunkte ihrer Auseinandersetzung darstellen [vgl. hierzu Wetterer (1995) bzw. Wetterer<br />

(2002)]<br />

3 Zur Segregation des Arbeitsmarktes entlang der Kategorie „Geschlecht“ siehe beispielsweise Gottschall (1995).<br />

4 Vgl. beispielsweise zum „Geschlechterwechsel“ von Berufen und damit einhergehenden Veränderungen der<br />

Außenwahrnehmung dieser Berufe: Knapp (1993).<br />

5 Zur juristischen Lage in Österreich, vgl. das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz (letzte Fassung vom 23. Juni 2004)<br />

6 Im wissenschaftlichen Bereich gibt es z.B. den kooperativ orientierten, weiblichen Führungsstil, der u.a. durch Zuhören<br />

können, Meinungen anderer zu respektieren, Teamorientierung gekennzeichnet ist, wobei diese Eigenschaften auf Grund<br />

unterschiedlicher Sozialisation Frauen viel eher als Männern zukommen vgl. Helgesen (1995). Empirisch finden sich dazu<br />

widersprechende Befunde bei Wunderer/Dick (1997), die in einer schriftlichen Befragung von 700 Führungskräften keinen<br />

Unterschied zwischen Führungsstilen von Männern und Frauen, die geschlechtlich konstruiert sind, feststellen. Zur eher<br />

populärwissenschaftlichen Literatur, die ein breiteres Publikum anspricht, zählen z.B. Dobner (1997) oder Assig (2001).<br />

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