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(also einer hohen Variantenvielfalt und Komponentenanzahl über die Zeit) zu verwirklichen.<br />
207<br />
Fahrzeuge sind im Allgemeinen aber dennoch um einiges komplexer als Computer.<br />
Hinzu kommt noch, dass durch die Umstellung auf ein BTO System ein wesentlicher<br />
Vorteil der BTS Produktion verloren geht: Die Möglichkeiten Schwankungen im Marktbedarf<br />
über die zeitlich von der tatsächlichen Bestellung auseinander liegende Produktion<br />
auszugleichen. Unabdingbare Grundvoraussetzung für die Verwirklichung eines<br />
BTO Systems ist daher, ausreichend Flexibilität in allen Bereichen (Prozesse, Volumen,<br />
Produkte) sicherzustellen. Dafür sind allerdings, die schon zuvor erwähnten, Innovationen<br />
im IT Bereich (z.B. Internettechnologie) notwendig. Dadurch wird Echtzeitkommunikation<br />
zwischen allen Partnern des Netzwerkes (Zulieferer, LDL, OEM, Vertriebsgesellschaft,<br />
Händler, Kunde) erst ermöglicht. 208<br />
Der mögliche Erfolg von einer BTO Strategie in der Branche ist also davon abhängig,<br />
ob und inwieweit die notwendigen Flexibilitätsvoraussetzungen auch tatsächlich realisierbar<br />
sind. Ohne diese Flexibilitäten, die es über die gesamte Supply Chain umzusetzen<br />
gilt, wird BTO für die Automobilindustrie kein Thema sein. 209 Es gilt also, dementsprechende<br />
Hürden zu überwinden. Standards in der Fertigung und Ausgestaltung<br />
von, für den Kunden nicht sichtbaren, Komponenten, eine zunehmende IT Vernetzung<br />
von Supply Chain Mitgliedern und die Neugestaltung der logistischen Netzwerke (z.B.<br />
Aufbau von Lieferantenparks) können dabei eine entscheidende Rolle spielen. 210<br />
Oft wird im Zusammenhang mit BTO auch vom 10-, 5- oder gar 3-Tage-Auto gesprochen.<br />
Es ist zwar für BTO tatsächlich notwendig die Lieferzeiten zu reduzieren (s.a.<br />
4.3), dennoch sieht Bretzke in den Bestrebungen nach OTD Zeiten von fünf oder drei<br />
Tagen ein riesiges Problem. Dies, die explodierende Variantenvielfalt und die Möglichkeit<br />
kurzfristige Änderungswünsche des Kunden zu berücksichtigen, erhöhen die<br />
Komplexität unnötiger weise. Für Bretzke ist es eine „Verrücktheit“ Autos in fünf Tagen<br />
produzieren zu müssen. Erstens würde, seinen Angaben zu Folge, für den Kunden<br />
Liefertermintreue ein wichtigeres Argument darstellen, als eine dermaßen kurze Lieferzeit.<br />
Ein Großteil der Kunden benötigt also solch kurze Lead times gar nicht. Zweitens<br />
würden bei diesen Lieferzeiten Lieferverzögerungen von nur einem Lieferanten direkt<br />
auf alle Partner der Supply Chain durchschlagen (bis hin zum Kunden). Die Folgen<br />
wären schlechtere durchschnittliche Kapazitätsauslastungen und abnehmende Termintreue.<br />
Drittens sind Lieferantenparks für ein solches Konzept unumgänglich. Dies führt<br />
allerdings zu lokalen Kleinfabriken der Lieferanten (geringere economies of scale) und<br />
zu möglichen Verlusten von Standortvorteilen (z.B. manche Komponenten in Niedriglohnländern<br />
produzieren, andere mit hohem Know-How). 211<br />
207 Vgl. Holweg/Pil (2001), S. 77<br />
208 Vgl. Esterhazy/Nayabi/Hellingrath (2006), http://www.iml.fraunhofer.de<br />
209 Vgl. Baumgärtl et al. (2006), S. 13<br />
210 Vgl. Weiner (2006), S. 58<br />
211 Vgl. Bretzke (2006b), S. 15<br />
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