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Verschiedene Mittheilungen.

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leinenindustriellen Verhältnisse wegen aufgelassen werden.<br />

An Stelle derselben beleben zwei Sägewerke den<br />

Eingang zum Krebsgrund, das eine mit Wasser, das<br />

andere — fürstbischöfliche— mit Dampfbetrieb; selbstverständlich<br />

haben sich auch andere Gebäude, Beamten-<br />

und Arbeiter-Wohnhäuser, dazu gefunden. In einem<br />

von diesen wird uns auch ein Glas Gerstentrankes zur<br />

Labe verabreicht, der hier am vortrefflichsten mundet,<br />

und es giebt kaum ein größeres Behagen, als an einem<br />

lauen Sommerabende, nachdem die Industriewerke ihre<br />

Thätigkeit eirgestellt, hier in traulicher Waldidylle<br />

ruhen, kräftige Waldluft athmen und dem Concerte<br />

der gefiederten Waldbewohner lauschen, oder horchen<br />

zu können „wie das leise Brausen des Waldwassers in<br />

der Tiefe mit dem Rauschen der Fichtenwipfel in der<br />

Höhe sich mischt“.<br />

Hier befinden wir uns aber auch am Thore des<br />

eigentlichen Krebsgrundes, der sich hier vollständig<br />

verengt, und kaum einem schmalen aber wohlerhaltenen<br />

Waldwege und dem murmelnden Krebsbach Raum<br />

lässt, sich hindurch zu winden. Nur unbedeutende<br />

Windungen sind es, welche der nach Südwesten gerichtete<br />

und fast durchgehends aus Gneis bestehende<br />

Krebsgrund macht, aber jedesmal ändern Bach und<br />

Straße ihre Stellung zu einander, so dass bis an’s Ende<br />

des Grundes der erstere wohl zwölfmal zu überbrücken<br />

war. Beim Eintritte in die Thalenge fesselt zuerst die<br />

ziemlich steil ansteigende dicht bewaldete Wand am<br />

rechten Bachufer und zu unserer Linken, auf deren<br />

Krone die Sage ein Raubnest „Das weiße Schloss“<br />

verlegt, wofür aber nur einige geringe, scheinbar regelmäßige<br />

Erderhebungen sprechen. Diese Seite des Krebsgrundes,<br />

also die südliche, ist zusammenhängend und<br />

fast gar nicht durchbrochen und durch die üppigsten<br />

Waldbestände ausgezeichnet. Die nördliche Thalwand<br />

ist zweifellos die imposanteste durch ihre mannigfaltigsten<br />

Felsengebilde, denn gleich am Beginn des<br />

Thaies versperrten uns mächtige, gigantische Felsengruppen<br />

den Weg, der ihnen nur durch Sprengungen<br />

abgerungen werden konnte. Diese bis an die halbe<br />

Thalwandhöhe reichenden Fels blocke bieten an ihrer<br />

Krone die fesselndsten Aussichtspunkte. Nicht lange<br />

währt der Marsch auf der wohlthuend beschatteten<br />

Waldstraße, so treffen wir auf einen Seitenweg, welcher<br />

zur Ruine des Schlosses Reichenstein führt, von welcher<br />

wir vom Thale aus einen morschen Eckpfeiler erblicken.<br />

In derselben Weise führt die Straße weiter und weiter<br />

in gar nicht bemerkbarer Steigung, beiderseitig bald<br />

durch Hochwald, bald durch junge Pflanzung in allen<br />

Schattirungen, häufig durch die wunderbarsten Felsgebilde,<br />

denen die Phantasie auch bereits passend<br />

scheinende Benennungen zugedacht hat, umsäumt. Ist<br />

hiernach das Krebsgrundthal auch nicht unbelebt, ja<br />

i echt sehr belebt in seiner Art durch alle denkbaren<br />

Naturherrlichkeiten, so zieht es umsomehr — abgeschieden<br />

von dem Lärm der Landstraße und dem Ge-<br />

treibe der Städte — Jeden mächtiger und mächtiger<br />

an, der es einmal gesehen, und wie wahr dies ist, und<br />

- so -<br />

http://rcin.org.pl<br />

I zu welcher Andacht sich das Gemüth in dieser Waldabgeschiedenheit<br />

erhoben fühlt, bezeugen die zahlreichen<br />

Heiligenbilder, welche an imponirenden Baumstämmen<br />

frommer Glaube anheften ließ, und welche<br />

auch nebstbei Touristen zu doppelt willkommenen Wegmarken<br />

benützen. Nach etwa dreiviertelstündiger müheloser<br />

und abwechslungsreicher Wanderung winkt uns<br />

ein gastliches Waldbaus in einer kleinen Ausweitung<br />

des Thaies und bietet uns einen einfachen Imbiss und<br />

ein Glas erquickenden Bieres. Wie Vorbereitungen am<br />

jenseitigen Ufer andeuten, werden hierher auch größere<br />

und kleinere Familien-Ausflüge unternommen, ein Beweis<br />

mehr für die kaum zu übertreffende Anmuth des<br />

Thaies. Eben so lange wie bisher lässt sich die Wanderung<br />

mit immer mannigfaltigeren und nie ermüdenden<br />

Natureindrücken fortsetzen, stets begleitet von dem<br />

bald brausenden, bald leise lispelnden Waldbache, bis<br />

wir an einer überstarken Buche mit mächtigem Ge-<br />

zweige Halt machen müssen, denn hier schließt ein<br />

gewaltiger von Nordwest nach Südost streichender<br />

Bergrücken, der „schwarze Berg“ das liebliche Thal<br />

plötzlich ab und zwingt die Waldstraße, sich nach links<br />

gegen das hochgelegene Grenzdorf und nach rechts<br />

gegen die ebenso hoch liegenden „Schwarze Berghäuser“,<br />

nach W7aldeck gehörig, zu theilen. Diese liegen<br />

unmittelbar an der Wasserscheide des Krebsbaches<br />

und der Landecker Biele, wie denn von hier die<br />

preußische Ruine „Karpenstein“, der „Dreiecker“ und<br />

„Wilhelmsfelsen“ in wenig Minuten zu erreichen sind.<br />

Wiewohl erhobenen Gemüthes, aber trauernd stehen<br />

wir vor dem imponirenden Hindernisse für die Fortsetzung<br />

des Krebsgrundes, und wir können es uns<br />

nicht versagen, die ziemlich steile Bergwand, welche<br />

eben ihr schönstes buntgrünes Kleid angelegt, ungefähr<br />

zur Hälfte hinanzuklimmen, an einer dort für die Forstbeamten<br />

errichteten Unterkunftsbaude eine Weile zu<br />

rasten, um so weit als thunlich auf das oft mannigfach<br />

gewundene von recht ansehnlichen Höhen gebildete<br />

Thal, das wir durchwandert, zurückzublicken und auch<br />

mit unserem Gemüthe über die gewonnenen Eindrücke<br />

Abrechnung zu halten.<br />

Wenn wir nicht den angedeuteten Weg über die<br />

Höhe nach der Grafschaft Glatz fortsetzen wollen,<br />

müssten wir uns zum Rückwege durch den Krebsgrund<br />

entschließen; wer aber glaubt, dass das wiederholte<br />

Durchwandern desselben ermüdend wirken könnte,<br />

irrt wohl sehr, denn nun sind es wieder ganz andere<br />

Bilder, die uns vor Augen treten. Auch hilft der<br />

jugendlich muntere Krebsbach, der auch jetzt wieder<br />

unser steter Begleiter ist, dadurch, dass er seinen Lauf<br />

nunmehr in der Richtung unseres eigenen Weges nimmt,<br />

uns vor körperlicher Ermüdung schützen, auch gewährt<br />

es große Annehmlichkeit, manchmal stille zu stehen,<br />

und das muntere Durcheinander der wohligen Fischlein<br />

auf seinem Grund zu beobachten. Diesmal wollen wir<br />

aber den Krebsgrund in der Nähe der Reichensteiner<br />

Burgruine verlassen und zu dieser emporsteigen, was<br />

nur wenige Minuten währt. Die Ruine befindet sich

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