Verschiedene Mittheilungen.
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Domstadtl und das Feistritzthal.*)<br />
— 3<br />
Im Jahre 1872 wurde durch die Eröffnung der<br />
mährisch-schlesischen Centralbahn den Bewohnern von<br />
Oltnütz der Zugang in ein Waldthal erschlossen, welches<br />
sie seit jener Zeit eifrig besuchen. Es ist dies<br />
das Thal der Feistritz. Wenn man in Olmütz den<br />
Bahnwagen besteigt, so gelangt man über Bystrovan,<br />
Groß-Wisternitz und Marienthal nach Hombok. Von<br />
hier bis zu ihrer Einmündung in die March fließt die<br />
Feistritz (auch Fister genannt) durch eine fruchtbare<br />
Ebene, die schon zur sogenannten Hanna gehört. Von<br />
ihrer Quelle aber bis zum Eintritte in die Hannaebene<br />
hat sie ihr Bett in eine Hochebene tief eingegraben.<br />
Diese Hochebene erhebt sich nördlich von Olmütz<br />
ziemlich schroff. Steht man an ihrem Rande, etwa auf<br />
dem heiligen Berge oder auf der Höhe zwischen Sta-<br />
chendorf und Sternberg, so ist von diesem Standpunkte<br />
aus der unbeengte Ausblick in das weite Land hinaus<br />
um so lohnender, je weniger man, von Norden kommend,<br />
auf die plötzliche Senkung des Bodens und das<br />
in Folge davon mit einemmale sich entfaltende Panorama<br />
gefasst war.<br />
Das Thal nun, welches sich die Feistritz in diese<br />
Hochebene hineingewaschen hat, ist reich an landschaftlicher<br />
Schönheit. Dass es der mechanischen Thätigkeit<br />
des Wassers seine Entstehung verdankt, beweist das<br />
Vorkommen alten Flußschotters an einer Stelle, die<br />
jetzt vertical und horizontal schon ansehnlich weit vom<br />
Rinnsale des Flüßchens absteht. Auf der oberen Seite<br />
des Platzes in Domstadtl wurde solcher beim Graben<br />
eines Brunnens gefunden.<br />
Thäler dieser Art, durch Erosion in Hochebenen<br />
eingeschnitten, erwecken in dem Wanderer, der sie<br />
durchstreift, durchaus den täuschenden Eindruck der<br />
Gebirgsscenerie. Es soll ja der Charakter der so hoch<br />
gepriesenen norwegischen Landschaft auf eben diesem<br />
Umstande beruhen, ln kleinerem Maßstabe liegt eine<br />
Analogie vor in dem so anmuthigen Donauthale bei<br />
Grein. Nur hat das Donauthal den Reiz geschichtlicher<br />
Erinnerungen, zum Theil verkörpert in Ruinen, und<br />
dieser fehlt dem Feistritzthale.<br />
Ein Fußweg führt von Hombok, ziemlich hoch<br />
über der Flußrinne, nach der Station Großwasser.<br />
Wenn die Bewohner von Olmütz Waldluft athmen<br />
wollen, steigen sie entweder hier aus und gehen zu<br />
Fuße nach Großwasser, oder sie fahren mit den Vergnügungszügen,<br />
die im Sommer allsonntäglich bis Domstadtl<br />
verkehren, nach Großwasser oder Domstadtl.<br />
Von Großwasser führt ein, in seinem ersten Theile<br />
sehr steiler, nichtsdestoweniger aber sehr lohnender<br />
und darum vielbesuchter Fußweg nach Waltersdorf,<br />
dessen Schieferbrüche sehenswerth sind.<br />
Großwasser selbst ist im Sommer nicht bloß ein<br />
beliebtes Ausflugsziel, sondern auch eine wohlbesuchte<br />
Sommerfrische.<br />
*) Nachdruck nur unter Quellenangabe gestattet, D. Red.<br />
Noch beschwerlicher als der Weg von hier nach<br />
Waltersdorf ist derjenige nach Domstadtl. Er führt<br />
fast beständig auf der Thalsohle.<br />
Nicht in geradem Laufe eilt die Feistritz dahin.<br />
Sie wendet sich bald hier, bald dorthin, mit ihr die<br />
ganz von ihr selbstgegrabene Rinne, ihr Thal. So<br />
wechselt denn in kurzen Abständen die Scenerie, nach<br />
jeder Biegung ein neues reizvolles Bild darbietend, die<br />
reizvollsten da, wo Seitenthäler in das Hauptthal einmünden.<br />
Rings umgibt den Wanderer Wald und selten<br />
nur sind menschliche Ansiedlungen anzutreffen, Mühlen<br />
und Brettsägen, welche das Wassergefälle und den<br />
Holzreichthum des Thaies ausnützen. Nur das Rauschen<br />
des Waldes und des in starkem Falle dahineilenden<br />
Flüßchens, vielleicht ab und zu das Geräusch der<br />
Holzaxt oder der Pfiff der Locomotive sind zu hören.<br />
Ganz besonders lieblich ist im Mai der Contrast zwischen<br />
dem lichten Grün der jüngsten Fichtensprosse<br />
und des neuen Blätterschmuckes der Laubbäume einerseits<br />
und dem satteren Grün der älteren Triebe des<br />
Nadelwaldes andererseits.<br />
Die Einsamkeit, in der das Thal daliegt, erhöht<br />
nur seinen landschaftlichen Reiz. Sie hat auch dazu<br />
beigetragen, eine sonst selten gewordene Thierart in<br />
dieser Gegend vor dem Aussterben zu bewahren : nämlich<br />
die Fischotter. Diese richtet an dem im obersten<br />
Laufe der Feistritz von Menschen so arg mitgenommenen<br />
Fischbestande auch ihrerseits erheblichen Schaden<br />
an. Fischotter, Dachs und Fuchs werden die<br />
Beute des Jägers, aber der Wildstand soll im ganzen<br />
kein großer sein.<br />
Ab und zu ragen an den Thal wänden steile Felsen<br />
in die Höhe, auf denen Eulen horsten.*)<br />
Bei Domstadtl endet der eigentlich landschaftlich<br />
interessante Theil des Feistritzthales. Hier hat auch<br />
der Wald einen anderen Charakter. Die Buchen, Birken<br />
und Erlen, deren Grün im unteren Theile des<br />
Thaies, bei Hombok, unser Auge erfreute, sind fast<br />
ganz verschwunden und haben größtenteils reinem<br />
Nadelwalde Platz gemacht. Wir sind eben erheblich<br />
gestiegen und der höheren Lage mit der geringeren<br />
Gesammtjahres wärme und kürzeren Vegetationszeit entspricht<br />
ein Bestand von wetterharten Bäumen.<br />
Domstadtl selbst zieht noch von seiner Lage im<br />
Feistritzthale in landschaftlicher Hinsicht Gewinn.<br />
Der Anblick des Städtchens ist ein malerischer,<br />
wenn man irgend eine der umliegenden Höhen<br />
als Standpunkt wählt. Ein Bild von Domstadtl<br />
ist im Hölzel’schen Verlage erschienen. Die Ortschaft<br />
ist gleichsam in einem Kessel gelegen,<br />
der dadurch zustande kommt, dass vor und hinter ihr<br />
die Feistritz je eine Biegung macht. Sie ist daher<br />
*) An einen dieser Felsen, dem eine Stunde südlich von<br />
Domstadtl gelegenen Rabenstein, knüpft sich eine Sage. Im sieben<br />
jährigen Kriege soll ein preußischer Hauptmann, von den Oester<br />
reichern verfolgt und nicht ahnend, dass er einem tiefen Thale<br />
entgegenreite, mit seinem Pferde von diesem Felsen hinuntergestürzt<br />
und durch den F all zerschmettert worden sein.<br />
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