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Verschiedene Mittheilungen.

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— 38 -<br />

Von Wichtigkeit im Interesse der Touristik sowie der j<br />

Forstcuitur und der Jagd ist es, dass Forstverwaltun- j<br />

gen und Gebirgs-Vereine in engere Beziehungen treten,<br />

dass sie gegenseitig sich unterstützen und gemeinsam<br />

an dem Werke sich bethätigen, an dem Schutze der<br />

Waldculturen und an der Hebung einer geläuterten,<br />

edlen Touristik. Franz Reinschmied.<br />

Einheimische fleischverzehrende<br />

Pflanzen.<br />

Von M. S i m b ö c k .<br />

Es klingt wie ein Widerspruch, dass die sanften,<br />

zarten, friedlichen Pflanzen Raubthiergelüste haben und<br />

Fleisch verzehren sollen, wozu ihnen auch jedes Werkzeug<br />

zu fehlen scheint. Und doch ist es eine ausgemachte<br />

Thatsache, dass manche Pflanzen so eingerichtet<br />

sind, dass sie kleine Thiere fangen, zersetzen und<br />

dann als Nahrung aufnehmen können. Diese bezeichnet<br />

man als insectenfressende, fleischfressende oder fleischverzehrende<br />

Pflanzen. Einige derselben haben Oeffnungen<br />

und Hohlräume, in welchen die kleinen Thiere wie in<br />

Fallen oder Fanggruben eingeschlossen werden, manche<br />

führen Bewegungen aus, um ihre Beute festzuhalten,<br />

oder sie haben klebrige Blätter, an welchen die Thiere i<br />

hängen bleiben, um dort aufgelöst und verdaut zu j<br />

werden.<br />

Auch hier im Gesenke gibt es einige fleischfressende<br />

Pflanzen: die wichtigsten Vertreter derselben<br />

sind die Schuppenwurz (Lathraea Squamaria), der<br />

Alpenhelm (Bartsia alpina), das Fettki’aut (Pinquicula<br />

vulgaris) und der Sonnenthau (Drosera rotundifolia).<br />

Die Sc huppen wurz gehört zu unseren ersten<br />

Frühlingspflanzen. Schon im März oder April kommen<br />

ihre fleischigen, röthlichweißen, purpurn überlaufenen,<br />

etwa 3 dm. hohen Stengel hervor, die mit Schuppen­<br />

blättern bedeckt sind, denen, wie überhaupt der ganzen<br />

Pflanze, das Blattgrün fehlt. Die Blüten sind röhrenförmig<br />

mit zweilippigem Saume, röthlich und dunkel-<br />

roth gestreift und stehen in einseitwendigen, nickenden<br />

Trauben. Die Schuppenwurz kommt in der Nähe von<br />

Gebüschen vor, denn sie lebt schmarotzend auf den<br />

Wurzeln der Laubhölzer, namentlich des Haselstrauches.<br />

Der unterirdische Theil des Stengels, die Grundachse,<br />

ist ebenfalls mit dicken, schuppenartigen Blättern besetzt,<br />

welche im Innern Kammern haben, indiekleine<br />

Löcher führen. Die Innenwände dieser Kammern tragen<br />

gestielte, köpfchenartige Zellenpaare und halbkugelig<br />

gewölbte Zellen, die durch ihre Wände im gereizten<br />

Zustande feine Fäden ausstrahlen, welche kleine Thiere,<br />

besonders Infusorien, wie mit Fangarmen festhalten und<br />

größeren den Rückweg versperren. Nach einiger Zeit<br />

bleiben von den gefangenen Thieren nur noch die<br />

festeren Theile, wie Borsten, Beinschienen, Klauen<br />

übrig, während Sarkode, Fleisch und Blut verschwunden<br />

sind.<br />

Dieser Zuschuss an organischer Nahrung dürfte<br />

doch nicht so unbedeutend sein, da die Fangvorrich­<br />

http://rcin.org.pl<br />

tung auch im Winter thätig ist, indem der unterirdische<br />

Stengel in eine Tiefe reicht, in der es nicht gefriert.<br />

Der A 1 p e n h e 1 m ist bei uns eine seltene Pflanze,<br />

denn sie ist nur im großen und kleinen Kessel und<br />

auf dem Hirschkamm der Janowitzer Heide zu finden.<br />

Sie hat einige Aehnlichkeit mit dem allbekannten<br />

Klappertopf, fällt aber besonders dadurch auf, dass sie<br />

dunkeltrübgrüne, im oberen Theile des etwa 3 dm.<br />

hohen Stengels blauviolette Blätter und langröhrige,<br />

dunkelviolette Blüten hat, die eine beblätterte Aehre<br />

bilden. Sie wird deshalb eine Trauerpflanze genannt.<br />

Sie liebt feuchten, schwarzen Moorboden und findet sich<br />

I auf höheren Gebirgen und im arktischen Gebiete. Sie<br />

nimmt ihre Nahrung aus der Erde und schmarotzend<br />

aus den Wurzeln anderer Pflanzen auf; dazu aber will<br />

sie auch noch etwas Fleischnahrung haben. Gegen den<br />

Herbst bekommt sie nämlich unterirdische, eiförmige<br />

Knospen, deren Schuppen wie Dachziegel übereinander<br />

liegen und an den Seitenrändern wie Hohlkehlen zurückgerollt<br />

sind. Da die tieferen Schuppen die höheren<br />

theilweise verdecken, entstehen Canäle, in welchen sich<br />

ähnliche Zellengebilde wie bei der Schuppenwurz entwickeln,<br />

die natürlich auch denselben Zweck haben.<br />

Ein interessantes und hübsches Gewächs ist das<br />

Fettkraut. Auch dieses finden wir bei uns nur auf<br />

den Moorgründen des hohen Gesenkes, auf den Knoblauchwiesen<br />

in der Nähe der Schweizerei, unter dem<br />

Peterstein, im großen und kleinen Kessel und an den<br />

Quellen der Mitteloppa. Außerdem kommt es in Nordeuropa,<br />

im russischen Asien und auf den höheren<br />

Gebirgen Mittel- und Südeuropas vor. Die zungenförmigen,<br />

gelblichgrünen, fleischigen Blätter sind zu<br />

einer grundständigen Rosette vereinigt; aus dieser<br />

wachsen einige, etwa 1 dm. hohe Blütenstiele hervor,<br />

von denen jeder im Juni oder Juli nur eine ansehnliche,<br />

schöne, veilchenblaue Blüte trägt, welche zwei-<br />

j lippig, am Gaumen mit weißen Sammthaaren besetzt<br />

ist und nach rückwärts in einen schlanken Sporn ausläuft.<br />

Untersuchen wir die Blätter genauer, so bemerken<br />

wir, dass sie mit Flügeln, Beinschienen und Kiefern<br />

von Mücken besät sind. Die Blätter sind nämlich am<br />

Rande etwas aufgebogen und an der Oberseite klebrig<br />

durch einen zähen, farblosen Schleim, der von zahlreichen<br />

Drüsen abgesondert wird. Sobald diese Drüsen<br />

mit einem organischen Körper in Berührung kommen,<br />

sondern sie reichlichen Schleim ab und scheiden eine<br />

saure, dem Magensaft der Thiere ähnliche Flüssigkeit<br />

ab, welche Fleisch, Blut, Milch, Eiweis, ja selbst Knorpel<br />

in kurzer Zeit auflöst. Kleine Thiere, besonders Mücken,<br />

bleiben am Schleime kleben und werden bis auf die<br />

festeren Theile verdaut. Gelangt ein Thierchen an den<br />

Blattrand, so rollt sich dieser stärker ein, nach<br />

Aufsaugung des Thierchens aber, gewöhnlich nach<br />

24 Stunden, rollt er sich wieder auf. Gießt man über die<br />

Blätter des Fettkrautes frische Milch, so entsteht daraus<br />

eine zähe Masse, eine beliebte Speise der Lappländer,<br />

Tätmiök genannt. Kleine Mengen derselben können<br />

wieder als Gährungsstoff für frische Milch verwendet.

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