Verschiedene Mittheilungen.
Verschiedene Mittheilungen.
Verschiedene Mittheilungen.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sehen wollen wir keine weiteren Worte verlieren, ihnen<br />
mangelt es an Bildung und Verständnis, sie haben darum<br />
keinen Sinn für Natur und deren Schönheiten, die zugenießen<br />
der denkende, der gebildete Mensch berufen ist.<br />
Die Pflege der wahren Touristik besteht nicht<br />
in der Uebung von Lauftouren, nicht in Schreien<br />
und Lärmen in Wald und Fluren, sondern in dem maßvollen,<br />
vernünftigen Betreiben dieses schönen Sportes,<br />
hauptsächlich aber in der Nutzanwendung aller Vortheile,<br />
die vorher eingehend erörtert wurden. Es gibt<br />
viele bewährte Grundsätze, Regeln und Behelfe, die<br />
bei Ausführung von Gebirgstouren in Betracht kommen.<br />
Nur zwei der wichtigsten Bedingnisse, gegen welche<br />
nur all zu oft gesündigt wird, mögen hier Platz finden.<br />
Dies sind zunächst gewisse Gesundheitsregeln, die<br />
bei Touren, namentlich beim Bergsteigen niemals<br />
außer Acht gelassen werden sollten. Zahlreiche Fälle<br />
lehren, dass sich Sünden gegen die Diät, dann in Bezug<br />
auf Verkühlung etc. recht bitter rächten, das Gelingen<br />
einer Partie oft ganz vereitelten. Es ist eine<br />
üble Gewohnheit vieler Touristen, ein ziemliches Quantum<br />
geistiger Getränke mit auf die Tour zu nehmen<br />
und zu genießen, was aber durchaus nicht empfohlen<br />
werden kann. Durch den stärkeren Genuss geistiger<br />
Getränke werden die Muskeln schlaff, sie werden in<br />
den Zustand der Trägheit versetzt, im ganzen Körper<br />
verspürt man Ermüdung, und Schwerfälligkeit in der<br />
Bewegung ist die unmittelbare Folge. Eine wichtige<br />
Regel beim Bergsteigen ist — das Schweigen und<br />
Nichtrauchen, man spreche also beim Bergaufgehen<br />
äußerst wenig, Lunge, Herz und Zwerchfell werden<br />
ohnehin stark hergenommen. Bei kaltem Winde und<br />
überhaupt beobachte man die Regel, nicht mit offenem<br />
Munde, sondern durch die Nase zu athmen — ein<br />
Vortheil, der nicht genug beachtet werden kann. Das<br />
Tempo der Schritte sei: „Bergauf sachte, abwärts achte,<br />
gradaus trachte“. Das heißt bergauf langsam, beim<br />
Abstieg sehr achtsam, in der Ebene tüchtig ausschreiten.<br />
Besonders im Anfänge der Tour forcire man das Tempo<br />
ja nicht, bis man sich „eingegangen“ hat. Man gewöhne<br />
sich ferner, unterwegs wenig zu rasten, am wenigsten<br />
in Form von Niedersetzen oder Legen. In der Stunde lege<br />
man nie mehr als höchstens 300 Meter Steigung zurück.<br />
In zweiter Linie seien hier angeführt jene gewissen<br />
Rücksichten, die der Tourist zu beobachten hat,<br />
und die für die Entwickelung der Touristik sehr wichtig<br />
sind. Nichts schadet der Touristik mehr als die leider<br />
nicht selten wahrzunehmende Rücksichtslosigkeit, mit<br />
welcher manche Menschen auftreten, sobald sie die<br />
Bahnstation verlassen und ihre Wanderung beginnen.<br />
Nichts dagegen schafft der Touristik mehr Toleranz<br />
und Gastfreundschaft — denn als solche muss<br />
man das Verhältnis zwischen dem Grundbesitzer,<br />
Jagdpächter etc. einerseits und dem Touristen andrerseits<br />
betrachten, da wir ja nirgends herrenloses Land<br />
betreten — als die Achtung vor Gesetz und Recht, als<br />
die Respectirung fremden Besitzes und das Eingehen<br />
auf die Anschauungen, die Sitten und Gebräuche des<br />
— 37 —<br />
Landvolkes und der Landbewohner überhaupt. Es ist<br />
eine Kunst, mit Landleuten so zu verkehren, dass dieselben<br />
unsere Absicht fördern helfen, uns gefällig und<br />
hilf bereit sind, uns verstehen, kurz, dass wir mit ihnen<br />
„gut drauskommen“. Manche Touristen verstehen diese<br />
Kunst vortrefflich, viele aber bereiten sich und anderen<br />
oft Verlegenheiten dadurch, dass sie den „Ton“ durchaus<br />
nicht treffen, der hier wie anderswo, >,die Musik“<br />
macht. Man vermeide alles Auffällige, Herausfordernde,<br />
lasse sich in ein harmloses Gespräch mit den Leuten<br />
ein, ohne die Ueberlegenheit an Intelligenz (falls solche<br />
wirklich vorhanden ist) merken zu lassen.<br />
Betritt man den Wald, so halte man sich stets<br />
an die erlaubten Wege und vermeide, Nothfälle ausgenommen,<br />
das Durchqueren der Culturen, um möglichst<br />
jeden Conflict mit dem Forst- und Jagdschutzpersonale<br />
zu begegnen. Sind markirte Wege da, so<br />
bleibe man auf diesen und marschiere möglichst geräuschlos<br />
nach Jägerart durch den Wald, man lärme<br />
nicht und trachte, dass auch andere Mitgehende nicht<br />
johlen oder schreien. Wer die Waldesstille und Waldandacht<br />
verstehen lernen, die Vögel singen hören, ein<br />
Reh, ein Eichhörnchen etc. in der Nähe sehen will,<br />
der muss sich lautlos im Walde verhalten, sonst verscheucht<br />
er das W ild, das auf hundert Schritte weit<br />
vor ihm aufsteht und das Weite sucht.<br />
Die Befolgung eines ruhigen Verhaltens in den<br />
Wäldern, besonders aber in Jagdrevieren, sei Jedermann<br />
nahegelegt und der Tourist möge das diesbezügliche<br />
Streben und Wirken der Gebirgsvereine nach Kräften<br />
unterstützen, er möge jedem Unfuge, den er bei Anderen<br />
gewahrt, kühn entgegentreten. Nur auf solche Weise<br />
kann die leider noch vorkommende Abneigung gegen<br />
die Touristen — die vermeintlichen „Wildverscheucher“,<br />
von der Guts- und Forstverwaltungen eingenommen<br />
sind, beseitigt werden. Und so werden auch alle Jene,<br />
welche auf Touristen nicht gut zu sprechen sind, zur<br />
Ueberzeugung gelangen müssen, dass die eigentlichen<br />
Touristen, welche größtenteils Mitglieder eines Touristenvereines<br />
sind, den forstlichen Culturen, sowie dem<br />
Wildstande am allerwenigsten Schaden zufügen, dass<br />
die Ruhestörer etc. einer wenig gebildeten, ungesitteten<br />
Menschenclasse angehören, die also durchaus nicht mit<br />
den Namen Touristen bezeichnet werden können. Es<br />
werden die einseitigen Anschauungen über die Thätig-<br />
keit der Gebirgs-Vereine, über die Entwickelung der<br />
Touristik übergehen in die volle Erkenntnis des weit-<br />
tragenden Nutzens nicht nur in touristischer sondern<br />
auch in forstlicher Beziehung.<br />
Als Thatsache muss es heute jeder Forstmann<br />
anerkennen, dass die Bestrebungen der Touristenvereine<br />
— in unseren heimischen Bergen des mähr.-schles.<br />
Gebirgs-Vereines — dahin gehen, durch Wegmar-<br />
kirungen etc. die Gebirgsbesucher an bestimmte Wege<br />
zu halten, dass es die Hauptaufgabe solcher Vereine<br />
ist, die Touristik in einer edlen, geläuterten Art zu<br />
cultiviren, was denn nichts anderes bedeutet, als den<br />
Missbräuchen etc. in geeignetster Art entgegentreten.<br />
http://rcin.org.pl