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Verschiedene Mittheilungen.

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kämen nur an ihrem ursprünglichen Standorte fort;<br />

dies dürfte dahin einzuschränken sein, dass sie nur<br />

unter bestimmten, beschränkten Lebensbedingungen<br />

gedeihen. Die nachfolgenden Schilderungen haben den<br />

Zweck, Lebensbilder von einigen Pflanzen zu geben,<br />

deren Anzucht sowohl im Garten leicht ist und Freude<br />

macht, und die auch zum Anpflanzen in den heimischen<br />

Bergen sich eignen würden.<br />

Cyclamen europeum: Alpenveilchen, Erdscheibe,<br />

Saubrod.<br />

Den Namen Alpenveilchen führt die Pflanze mit<br />

sehr geringer Berechtigung; es kommt kaum höher<br />

als 1500 Meter vor und rechnet deshalb eigentlich nicht<br />

mehr zu den Alpenpflanzen und außerdem ist sie gar<br />

keine Yiolance, sondern eine Primelart. Dennoch wird<br />

sie ihres lieblichen, bescheidenen Aussehens und ihres<br />

Wohlgeruches wegen immer lieber mit diesem, als mit<br />

den beiden anderen Namen bezeichnet werden. Cyclamen<br />

europeum findet sich in den Alpen, dem Jura und den<br />

Karpathen, in den böhmischen und schlesischen Bergen.<br />

Den Namen Erdscheibe hat ihm der knollige, scheibenförmige<br />

Wurzelstock eingetragen. Aus diesen 3 bis<br />

6 Centimeter breiten, etwas mehr als halb so starken<br />

bräunlichen Knollen entspringen fadenförmige Wurzeln.<br />

Ziemlich spät im Sommer, Ende Juni, Anfangs Juli<br />

erst entwickeln sich aus den Knollen direkt, auf einem<br />

fingerlangen Stiele die Blätter fast gleichzeitig mit den<br />

Blüten. Die Blätter sind herzförmig, wellenförmig eingekerbt,<br />

lederartig. Auf der Unterseite sind sie schön<br />

roth gefärbt, die Oberseite zeigt um ein dunkelgrünes<br />

Mittelfeld eine Zone weißlicher Flecken, sodass die<br />

Pflanze im Schmucke der jungen Blätter auch ohne<br />

Blüten schon ein freundliches Aussehen hat. Die<br />

Blätter überdauern den Winter und manchmal finden<br />

sich die neuen Blätter neben den alten vom vorigen<br />

Jahre. Ebenfalls direkt aus der Knolle erscheinen vom<br />

Juli bis October die Blüten auf einem etwa 10 Centimeter<br />

langen Stiele einzeln ; sie sind überhängend,<br />

weißlich, blassröthlich bis dunkel rosaroth gefärbt und<br />

angenehm duftend, doch dürfte ihr Geruch bei größerer<br />

Menge betäubend sein. Der Kelch ist fünftheilig, die<br />

Blumenkrone bildet eine kurze Glocke, über welche<br />

sich die fünf Zipfel, in die sie sich theilt, und von<br />

von denen jeder spiralig gewunden ist, nach rückwärts<br />

zurückbiegen. Fünf Staubblätter, am Grunde mit der<br />

Blumenkrone verwachsen, legen sich eng aneinander<br />

und um den Stempel an, der sie wie ein Thürmchen<br />

überragt. Nach der Blüte bildet sich eine kirschkerngroße,<br />

vielsamige, einfächerige Kapsel, die sich nach<br />

der Reife an der Spitze mit fünf Lappen öffnet; der<br />

Stiel rollt sich in vielen Windungen spiralig auf und<br />

liegt mit der Kapsel am Boden. Die Samenreife lässt<br />

lange auf sich warten; schon bilden sich an anderen<br />

Knollen neue Blüten, während dort noch die vorjährigen<br />

Kapseln vorhanden sind.<br />

Die Anzucht der Cyclamen aus Samen erfordert<br />

gärtnerische Vorkehrungen, jedenfalls einen Treibkasten;<br />

die Samen werden bald nach der Reife und<br />

http://rcin.org.pl<br />

zwar nur seicht in lockeren, nahrhaften Boden gesteckt*<br />

(Da der Augenblick der Reife schwer voraus zu bestimmen<br />

ist, thut man gut, unter die Kapsel eine<br />

kleine Vorrichtung, etwa einen umgekehrten hölzernen<br />

Schachteldeckel, anzubringen.) Da die aus Samen gezogenen<br />

Pflanzen im besten Falle doch erst im nächsten<br />

Jahre zum Blühen kommen, so dürften die meisten es<br />

vorziehen, die Knollen, die nicht theuer sind und die<br />

Zeit des Zuwartens ersparen lassen, zu beziehen. Die<br />

Knollen sind an ihrem Standorte in den Bergen in dem<br />

aus Laubresten und Geröll gebildeten lockeren Waldboden<br />

leicht in einer Tiefe von etwa 10 Centimeter<br />

zu finden, die Blätter und Blüten weisen den Weg.<br />

Bei den im Herbste gesammelten oder bezogenen<br />

Knollen thut man gut, sie in einem Kasten mit lockerem<br />

Boden im Keller oder im frostfreien Zimmer zu überwintern,<br />

da sie bald ausgepflanzt, fast sicher erfrieren<br />

würden, "weil sie nicht bewurzelt wären. Im Frühjahr<br />

pflanzt man sie, ihrem natürlichen Standorte entsprechend,<br />

halbschattig und so, dass die Knollen gut<br />

gedeckt, sind in recht lockeren, nahrhaften Boden; man<br />

denke bei der Wahl des Ortes daran, dass die Blätter<br />

und Blüten erst im Juli kommen, die Stelle deshalb<br />

so lange kahl bleiben würde.<br />

Der Vollständigkeit wegen will ich noch bemerken,<br />

dass die Cyclamen-l^noWen ein scharfes Gift<br />

enthalten und genossen Erbrechen und Diarrhöen hervorrufen<br />

sollen ; diese Eigenschaften können durch<br />

Kochen und Dörren beseitigt werden. Die Schweine<br />

sollen sie gern und ohne Schaden fressen (daher der<br />

Name Saubrod). Als Linderungsmittel gegen Vergiftungen<br />

werden Essig, schwarzer Kaffee und Milch<br />

empfohlen, womöglich ist ein Brechmittel schnell anzuwenden.<br />

Die vornehmen Verwandten des Alpenveilchens,<br />

welche unter dem Namen Cyclamen persicum in den<br />

Gärtnereien gezogen werden, zeigen oft eine wunderbare<br />

Blütenpracht, sind aber meist geruchlos; sie<br />

stammen aus dem Orient, finden sich in Griechenland<br />

und Cypern. Auch ein Cyclamen Neapolitanum wird aufgeführt.<br />

Die Blätter des persischen Alpenveilchens sind<br />

breiter, herzförmig oder mehr nierenförmig. Zum Auspflanzen<br />

ins Freie sind die Knollen ungeeignet, einmal<br />

fällt ihre Blütezeit in unsere Wintermonate und außerdem<br />

erfriert die Knolle sofort.<br />

Um das Cyclamen in den heimischen Bergen<br />

anzusiedeln, kann ich die Züchtung aus Samen nicht<br />

empfehlen, sie ist zu schwer und zu langwierig. Dennoch<br />

möchte man auf die anmuthige Blume ungern verzichten.<br />

Am ehesten wäre etwas zu erzielen, wenn die<br />

Vereine das kleine Geldopfer nicht scheuten und einige<br />

hundert Knollen bezögen und diese im Frühjahr an<br />

sorgsam ausgewählten Stellen auspflanzten. Das weitere<br />

kann man, glaube ich, ruhig der Natur überlassen, da<br />

das Cyclamen den Touristen weniger in die Augen fällt.<br />

(Fortsetzung folgt.)

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