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Verschiedene Mittheilungen.

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der Schneeschuhe in frühester Zeit so hoch gebracht<br />

hat. Bereits im 12. oder 13. Jahrhundert muss ihre<br />

Verwendung zur Jagd allgemein gebräuchlich gewesen<br />

sein. So wird in dem alten finnischen Epos Kalevala,<br />

das an der Wende des 12. Jahrhunderts entstanden<br />

sein mag, eine Schilderung von einer Jagd auf Schneeschuhen<br />

auf den Hiisihirsch geschildert. Es heißt da u. a .:<br />

„Jetzt mein Spieß ist scharf und zugespitzet,<br />

Alle meine Pfeile sind bereit,<br />

Auch gespannt die Sehne meines Bogens,<br />

Nur die Schneeschuh’ fellbekleidet<br />

Fehlen mir noch für die F ahrt.“<br />

Noch bis zu unserer Zeit heran war es in Skandinavien<br />

allgemein verbreitet, im Winter die größeren<br />

Thiere, Elen- und Rennthiere, auf Ski zu verfolgen.<br />

Bei tiefem Schnee ist es meist für einen tüchtigen<br />

Skiläufer nicht schwer, das in den Schnee einbreebende<br />

Wild einzuholen und zu erlegen. Wir glauben Nansen<br />

gern, wenn er in seinem rühmlich bekannten W^erke<br />

schreibt: „Es war eine spannende Jagd, die sowohl<br />

Stärke, wie Ausdauer und Gewandtheit in der Benutzung<br />

der Schneeschuhe erforderte. Jetzt, wo diese Thiere<br />

im Winter geschont werden müssen, hat damit diese<br />

Jagd ein Ende; doch wird sie sicherlich im Geheimen<br />

von Wilddieben in vielen Theilen Skandinaviens betrieben.“<br />

Die Jagd, zu welcher der norwegische Bauer jetzt<br />

hauptsächlich die Schneeschuhe benützt, ist das Schneehuhnschießen<br />

und der Dohnenfang im Gebirge. Diese<br />

Jagd ist friedlicher und weniger anstrengend, aber auch<br />

sie hat ihre eigene Anziehungskraft. Das Umherstreifen<br />

— so schreibt Nansen — in den Bergen im Winter,<br />

wenn das Weidendickicht von der Schneelast tief<br />

herabgedrückt liegt, wenn die Schneehühner, die so<br />

weiß sind, dass man sie nur mit Mühe von ihrer Umgebung<br />

entscheiden kann, im Birkengestrüpp umherflattern,<br />

da kann einem wohl der Sinn frei und leicht<br />

werden, während das Auge über die weiße Fläche<br />

schweift. Und wenn man dann mit der Büchse und<br />

dem Jagdnetz auf dem Rücken in sausender Fahrt die<br />

langen, offenen Abhänge hinabgleitet, da braust das<br />

Blut weit schneller durch die Adern!<br />

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich der norwegische<br />

Bauer auch auf der Hasenjagd der Ski bedient,<br />

es kommt auch wohl vor, dass er auf Schneeschuhen<br />

den Bären in seiner Höhle aufsucht, oder<br />

wenn der Schnee tief und lose ist, den Luchs, den<br />

Vielfraß oder einen einzelnen Bären verfolgt, der zufällig<br />

aufgeschreckt worden ist. Dem Lappländer ist<br />

es etwas ganz Gewöhnliches, seinem ärgsten Feind,<br />

dem Wolf, auf Schneeschuhen nachzusetzen und ihn<br />

zu verfolgen, bis er ihn schießen oder mit dem Skistab<br />

erschlagen kann. Die meisten sibirischen Völker<br />

betreiben ihre Winterjagd auf Schneeschuhen, und da<br />

der Wrinter den größten Theil des Jahres ausmacht,<br />

ist es sehr begreiflich, welche Nothwendigkeit, ja Lebensbedingung<br />

die Schneeschuhe für viele dieser Völker sind.<br />

— 13 —<br />

Die practische Verwendung zur Jagd ließe sich<br />

auch bei uns ziemlich ausdehnen, sowohl für die niedere<br />

als für die Hochwildjagd. Einen stolzen Hirsch zur<br />

Winterszeit zu verfolgen, einem flüchtigen Rudel Rehe<br />

nachzusetzen, muss unseres Erachtens für einen Jäger<br />

etwas überaus Anziehendes haben. Aber auch die<br />

niedere Jagd ließe sich wohl in den Bereich des Schneeschuhlaufes<br />

ziehen. Wrir schreiben hier keine Utopien :<br />

wir schreiben von dem, was sich thatsächlich erreichen<br />

lässt. So heißt es in einem Bericht des Münchner Ski-<br />

Club: „Wie ergötzend war es, wenn wir uns fast<br />

unhörbar dem Wilde näherten; hoch stiegen die Ski<br />

in unserer Achtung, wenn es uns gelang, unter Benützung<br />

abfallenden Geländes das Wild auf der Flucht<br />

zu überholen.“ Ebenso dürften dem Forstmann die<br />

Schneeschuhe bei der Begehung weiter Strecken im<br />

tiefverschneiten Forst, wie dies die tägliche Beschäftigung<br />

oft fordert, als eine Erleichterung hochwillkommen sein.<br />

Wie schon öfters hervorgehoben, gestatten exact con-<br />

struirte Schneeschuhe ein haarscharfes Lenken, so dass<br />

einzelne Bäume, Felsen etc. kein Hindernis bieten.<br />

Gelegentlich einer Jagd auf Bären, welche das Jagd-<br />

commando des in Kuopio garnisonirenden finnischen<br />

Scharfschützenbataillons kürzlich ausführte, und wobei<br />

sechs Stück zur Strecke kamen, legten die Jäger in<br />

zum Theil sehr schwierigem Terrain 3ö0 Werst auf<br />

Schneeschuhen zurück. Die Mannschaften hatten in<br />

diesem Winter die Schneeschuhe noch gar nicht benützt<br />

und brauchten daher am ersten Tage zu einer Strecke<br />

von 34 Werst 9 Stunden, einschließlich 2 ,/a Stunden<br />

Ruhe. Beim Rückwege war die Uebung bereits so<br />

weit vorgeschritten, dass man zu demselben Wege nur<br />

5 Stunden, einschließlich Ruhe, brauchte. Uebrigens<br />

werden mit Schneeschuhen auch in anderen Gegenden<br />

Russlands Versuche gemacht, und sollen sie sich besonders<br />

außerhalb der gebahnten Wege bewähren.<br />

Aber auch auf Wegen legt ein geübter Schneeschuhläufer<br />

doppelt so große Strecken wie ein Fußgänger<br />

ohne Ermüdung zurück.<br />

Die vorstehenden Darlegungen entnehmen wir der<br />

illustrirten Zeitschrift „Der Tourist“ (Berlin, W. 9,<br />

Köthenerstraße 37), die sich als Verbandsorgan der<br />

deutschen Gebirgs- und Touristenvereine nicht allein<br />

im Interesse des Winterverkehrs in den deutschen<br />

Gebirgen die Einführung des Schneeschuhlaufs zur Aufgabe<br />

gestellt hat, sondern auch Vorkehrungen getroffen<br />

hat, um den Interessenten die sofortige praktische<br />

Ausübung desselben zu ermöglichen. Hervorgehoben<br />

sei noch, dass zahlreiche, auf Betreiben des „Tourist“<br />

vorgenommene Versuche die Verwendbarkeit der Schneeschuhe<br />

für unsere Verhältnisse und die leichte Erlernung<br />

des Laufens auch für ältere Personen außer<br />

Zweifel gestellt haben. Wer sich für dieses neue<br />

Verkehrsmittel interessirt, wende sich daher an den<br />

„Tourist“, der gern eingehende Information kostenfrei<br />

ertheilt.<br />

http://rcin.org.pl<br />

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