Verschiedene Mittheilungen.
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bedecken. Für die Topfkultur scheint sich die Christrose<br />
insofern zu eignen, als man im Sommer kräftige<br />
blübbare Pflanzen eintopft, im Freien belässt und im<br />
Winter ins Zimmer nimmt. Zum Aufziehen im Topfe<br />
dürfte sich das Kind der Wälder weniger eignen. —<br />
Die Vermehrung der Pflanze aus Samen wird als schwer<br />
angegeben, indem der Samen lauge Zeit liegt, ehe er<br />
keimt. Ausgesät soll er bald nach der Ernte werden.<br />
Eine sehr einfache Art der Vermehrung dagegen ist<br />
die, dass man mehrjährige Stauden im Frühjahre durch<br />
Theilung der Wurzelstöcke so auseinander nimmt, daß<br />
jeder Theil sein Blatt und seine Wurzelfasern behält.<br />
Man kann aus einem einzigen Stocke 10 und 15 gesunde<br />
Pflanzen ziehen und kann so den Bestand in wenigen<br />
Jahren so stark vermehren, dass man bequem an die<br />
Berge ein Theil abgeben kann.<br />
Die schwarze Nieswurz hat zwei nahe Verwandte,<br />
die stinkende und die grüne Nieswurz. Von diesen, [<br />
welche ebenfalls Gebirgsbewohner sind, dürfte nur die I<br />
grüne uns ein größeres Interesse gewähren, einmal<br />
dadurch, dass sie ebenfalls im Winter (im Februar)<br />
blüht und außerdem dadurch, dass ihre ziemlich große<br />
Blüte vollständig grün ist. Gern möchte ich weiteres<br />
üher sie berichten, doch ich fürchte zu ausführlich zu<br />
werden, nur noch das Eine: alle Helleborus-Arten sind j<br />
scharf giftig, die Wirkung äußert sich durch Erbrechen i<br />
und Krämpfe, sie führt durch allgemeine Schwäche und j<br />
Entzündung der Gedärme zum Tode. Bei einer etwaigen<br />
Vergiftung sind schleimige Getränke als vorläufiges<br />
Mittel empfohlen, wo irgend möglich künstliche Ent<br />
leerung des Magens.<br />
Dittershof und Dittersdorf.")<br />
Von Adolf Kettner.<br />
Wenn im Winter der Eisvogel seinem Geschäfte<br />
nachgeht, — wenn der Kukuk im Walde den Frühling<br />
kündet, — oder wenn im Herbste der klagende Laut<br />
der Drossel schallt, — — — — immer bist du schön<br />
du Hammergrundthal, in deinem Banne hältst du den<br />
Wanderer gefangen, wie das Feenkind, dem man einmal<br />
zu tief in die blauen Augen geschaut.<br />
Dittershof **) mit dem Hammergrunde bildet ein<br />
Stück Erde, das zu den hübschesten unserer an Schönheiten<br />
nicht armen Sudeten zählt: das freundliche<br />
Dörfchen mit dem überaus schmucken Schulhause, der<br />
der Romantik nicht entbehrende Hammergrund, eine<br />
theilweise EichendorfFsche Idylle, der dort an der<br />
Mühle recht gut sein „In einem kühlen Grunde“ geträumt<br />
und gedichtet haben könnte. Im weiteren Verlaufe<br />
ein schmales, öfters noch durch Felspartien eingeengtes<br />
Waldthal, in dem es überall singt und klingt<br />
von herabplätschernden Bergwassern, in deren Rauschen<br />
*) Nachdruck nur unter Quellenangabe gestattet. D. Red.<br />
* * ) Dittershof liegt '/, Stunde von Freiwaldau und ist ein<br />
beliebter Ausflugsort der Bewohner dieser Sladt. Wir verweisen<br />
übrigens auf die in dieser Nummer enthaltene Korrespondenz „Eine<br />
neue Straße“ unter „<strong>Verschiedene</strong> M itteilungen“.<br />
http://rcin.org.pl<br />
Vogelshymnen und des Waldes stummes Weben<br />
wundersam sich mischen. Das murmelt dem Wanderer<br />
echten Waldesfrieden in’s Herz, während das Auge sich<br />
an dem munteren Grün, die Lunge sich an dem würzigen<br />
Duft erquickt und erfreut.<br />
Der Weg führt dann allmählig zum Sühnteiche,<br />
dem schlesischen „Vineta“, dem Sühnteiche, von den<br />
buntesten Sagenlibellen umflattert, deren schönste unstreitig<br />
die tiefmelancholische Sage von der untergegangenen<br />
Stadt ist, von einem Eden, das nun einmal<br />
verloren ist, unwiederbringlich.<br />
Der Name Dittershof ruft uns einen Künstler in’s<br />
Gedächtnis, der im vorigen Jahrhundert unter den<br />
Musikern als der besten einer galt: der Operettendichter<br />
Karl Ditters von Dittersdorf ist der Gründer<br />
von Dittershof.<br />
Er war geboren am 2. December 1739 zu Wien.<br />
Sein Vater, aus Danzig stammend, war unter der Regierung<br />
Karl VI. k. k. Hof- und Theatersticker und<br />
da er zugleich ein guter Zeichner war, so wurde er<br />
bei der bürgerlichen Artillerie zum Oberlieutenant<br />
gewählt und kommandirte in dem damaligen baierischen<br />
Kriege, der nach dem Tode Karl VI. ausbrach, die<br />
sogenannte Löbelbastei mit 20 Kanonen.<br />
Karl Ditters erhielt eine gute Erziehung, insbesondere<br />
eine vorzügliche musikalische Ausbildung.<br />
Ein günstiges Geschick hatte ihm eine gar köstliche<br />
Gabe als Pathengeschenk in die Wiege gelegt:<br />
den göttlichen Humor, der ihn selbst auf seinem langen<br />
Schmerzenslager nicht verließ, ein Geschenk, mit dem<br />
| die Götter nur ihre auserlesenen Lieblinge begnaden.<br />
Es kann nicht unsere Aufgabe sein, eine ausführliche<br />
Biographie des Künstlers zu liefern, wir<br />
wollen nur erwähnen, dass Dittersdorf ungefähr 10 Jahre<br />
im Hause des Prinzen von Hildburghausen in Wien<br />
lebte, der ihn weiter ausbilden ließ. Als der Prinz<br />
| Wien verließ und seine Capelle auflöste, trat Dittersdorf<br />
in das Orchester des Hoftheaters, das unter der<br />
Leitung Gluck’s stand ; später finden wir ihn als Capell-<br />
meister des Bischofs von Großwardein, an dessen Hofe<br />
er 5 Jahre wirkte. 1769 wieder nach Wien zurückgekehrt,<br />
lernt ihn im selben Jahre der kunstliebende<br />
Fürstbischof von Breslau, Graf Öchaffgotsch, kennen,<br />
der den genialen Künstler so lieb gewann, dass er ihn,<br />
um ihn für immer an sich zu fesseln, die Forstmeisterstelle<br />
des Fürstenthums Neisse verlieh, und ihm den<br />
Orden der Ritter vom goldenen Sporn verschaffte.<br />
Im Jahre 1769 betrat also Dittersdorf schlesischen<br />
Boden*), zog er in Jauernig ein.<br />
*) In Jauernig entstanden die Singspiele." 1 . II viaggiatore<br />
americano. 2. Der gefoppte Bräutigam. 3. Das rothe Käppchen.<br />
4. Der gelehrte Hufschmied. 5. Hieronymus Knicker. 6 . Hokus<br />
Pokus. Die letztem 5 sind sämmtlich in 2 Akten mit sehr schönen<br />
und gut ausgeführten Finals und gewöhnlich zu 7 Personen: 3<br />
Sopranstimmen, 2 Tenorpartien, Bariton und Bass — und nebst den<br />
gewöhnlichen Saiteninstrumenten zu 2 Hörnern, 2 Hoboen, zwei oder<br />
einer Flöte, zwei oder einem Fagott angelegt. Jede hat nach Art<br />
der italienischen Opern eine Hauptscene vor dem letzten Finale, die