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Verschiedene Mittheilungen.

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ALTVATER<br />

Organ des mährisch-schlesischen Sudeten-Gebirgs-Wereines.<br />

Redigiert von Adolf Kettner in Freiwaldau.<br />

Für Mitglieder unentgeltlich; für Nichtmitglieder pro Jahr 1 fl. 20 kr. oder 2 Mark.<br />

Nr. 20 der neuen Folge. 12 Nummern bilden einen Band.__________________<br />

Nr. 2. (8) Freiwaldan, 1. März 1892. __ X. Jah rg an g ^<br />

Ueber die Züchtung<br />

von Alpenpflanzen*) in der Ebene<br />

und in den heimischen Bergen.**)<br />

Von Dr. Cirabal, Neisse.<br />

III.<br />

Helleborus niger.<br />

Helleborus niger, schwarze Nieswurz, Christwurz,<br />

Weihnachts-, Winter- oder Schneerose, findet sich in<br />

den Bergwäldern der Yoralpen und in den Karpathen<br />

bis zu einer Höhe von 1800 Metern, auch in den G e ­<br />

birgen Böhmens und Schlesiens und kommt ferner in<br />

der Provence, in Italien und Griechenland vor. Sie<br />

gehört zu der E’amilie der Ranunculaceen und ist, wie<br />

die Mehrzahl ihrer zahlreichen Verwandten, giftig.<br />

Helleborus niger ist ausdauernd ; ein oberirdischer Stamm<br />

fehlt, an seiner Stelle ist der unterirdische vielfach z u ­<br />

sammengesetzte knollige Wurzelstock, der äusserlich<br />

braun, an der Bruchstelle aber weiß ist. Die braunschwarze<br />

Wurzelstockfärbung scheint die Ursache der<br />

Bezeichnung „niger“ zu sein. Aus dem Wurzelstock<br />

entspringen zahlreiche, gleichmäßig dicke, runde W urzeln<br />

mit wenig Nebenwurzeln. W ährend junge Pflanzen<br />

nur einen Blütenschaft und ein oder zwei Blätter auf-<br />

weisen, bilden mehrjährige Pflanzen einen mächtigen<br />

grünen Busch, den Paeonien nicht unähnlich, und treiben<br />

zahlreiche Blüten. Die lederartigen Blätter überdauern<br />

den W inter und sterben erst ab, wenn die neuen<br />

Blätter längst entwickelt sind, so dass die Pflanze<br />

eigentlich immergrün ist. Im zeit gen Frühjahr (ich<br />

spreche natürlich nur von Gartenpflanzen) drängen sich<br />

unter dem dunklen, vorjährigen Laube die Blattstiele<br />

in ein K nie umgebogen aus dem Boden vor und bald<br />

darauf entfalten sich hellgrün die fußförmig gespreizten<br />

Blätter, welche vorher zusi.minengetaltet in einem düten-<br />

artigen Täschchen des Blattstieles steckten. D ie tief<br />

bis auf den Stiel eingeschnittenen Lappen der Blätter<br />

(5, 7, 9 an der Zahl) sind unten glattrandig, nach der<br />

Spitze zu entfernt gesägt. Im Herbste, im Monat<br />

September und October, bilden sich auf einem kurzen<br />

fleischigen Stiele die Knospen, zwei auch wohl drei<br />

* ) Siehe Nr. 1 und 2 1891 und N r. 1 1892.<br />

* * ) Nachdruck nur unter Quellenangabe gestattet. D. Red.<br />

auf einem Stengel, der Blütenschaft hat zwei Deck­<br />

blättchen unter der Blüte, sonst ist er kahl. Die<br />

Blüten entwickeln sich, je nachdem der W inter wärmer<br />

oder kälter ist, vom October bis März-April, doch<br />

kommt es oft vor, dass mitten im Sommer sich Blüten<br />

bilden. Die weiße, öfters — besonders auf der Unterseite<br />

— leicht rosig gefärbte Blüte hat die Größe eines<br />

silbernen Fünfmarkstückes und mehr. Es ist der<br />

blumenartig weißgefärbte Kelch in V erbindung mit den<br />

zahlreichen Staubgefäßen, welche die Schönheit der<br />

Blüte ausmachen. D ie zahlreichen (12) Blumenblätter<br />

sind sehr kurz und in hellgrüne Röhren umgewandelt,<br />

sie umstehen als zierlicher Kranz das Staubblätterbüschel<br />

und dienen als Nectarien. Aus der Mitte der Staubfäden<br />

ragen 5 (bis 8) Stempel spitz hervor. Nach der<br />

Blüte bleibt der K elch erhalten, wird lederartig grau­<br />

grün, es bildet sich eine fünf- bis achtfächerige Balgkapsel,<br />

deren einzelne Fächer in einen Zipfel oben<br />

endigen. Die längsovalen Samen sind mit der schmalen<br />

Seite neben der Innennaht der Kapsel angeheftet und<br />

hier springt die Kapsel nach der Reife auf.<br />

Seit einer Reihe von Jahren fand die schwarze<br />

Nieswurz in den Gärten Aufnahme und vor einigen<br />

Jahren kam dieselbe durch die Vorliebe einer hohen<br />

Fürstin zu einer gewissen Berühmtheit. Dennoch ist<br />

es ein Hindernis für die Pflanze, um allgemein bekannt<br />

zu werden, dass sie in den Wintermonaten blüht, in<br />

welchen selten ein Fuß die Berge und nur der Fuß<br />

des Gärtners den Garten betritt. Um so größer ist die<br />

Ueberraschung, wenn man in wärmeren W intern um<br />

die Weihnachtszeit ihre zwar einfachen aber durch<br />

Größe und schneeige Weiße auffallenden Blüten im<br />

Freien unter dem frischen, grünen Laube erblickt. Im<br />

Sommer bietet das dunkelgrüne, gegen Trockenheit und<br />

Nässe wenig empfindliche Laub einen ganz hübschen<br />

Anblick und eine ganz dankbare Unterpflanzung für<br />

Gesträuchgruppen. Ihr natürlicher Standort ist der<br />

lockere Boden des lichten Laubwaldes, dem entsprechend<br />

eignet sich im Garten für sie ein halbschattiger Stand­<br />

ort, nahrhafter lockerer Boden, etwa Lehm und Rasen<br />

erde gemischt und durch Moorerde locker gemacht.<br />

Dass sie vollständig winterhart ist, sagt schon ihr Name,<br />

dennoch ist für den, welcher um W eihnachten Blüten<br />

haben möchte, gerathen, sie mit etwas Tannenreisig zu<br />

http://rcin.org.pl

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