Dokument 1.pdf - Universität Siegen
Dokument 1.pdf - Universität Siegen
Dokument 1.pdf - Universität Siegen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
8 Bernd Roland Elsner<br />
sichtbar machen kann. Gelingt dies nicht, so konstatieren wir mangelnde Objektivierbarkeit.<br />
Der Umgang mit derartigen Problemen ist sicherlich ein lohnenswerter Inhalt für das Projekt<br />
des Angewandten Nichtwissens. Dann interessiert uns aber nicht, wie die Dinge tatsächlich<br />
sind, sondern wie wir mit den unterschiedlichen Vorstellungen davon umgehen. Nicht käme<br />
es auf die nichtgewusste Wirklichkeit als solche an, diese böte nur das verdunkelte Spielfeld,<br />
auf dem die Spieler die Entscheidung aufgrund einer der divergierenden Vorstellungen su-<br />
chen.<br />
Das Objektivieren kann aber auch durch eine Angleichung der Vorstellungen an die wahrge-<br />
nommene Realität erfolgen, auch dabei wird außerhalb des Subjektiven verankert. So ist das<br />
Nichtwissen um die zugrundeliegende Wirklichkeit oft die tieferliegende Ursache für die un-<br />
terschiedlichen Vorstellungen von ihr. Fehlt die ausreichende äußere Verankerung einer Vor-<br />
stellung, weil ein Informationsdefizit zu verzeichnen ist, dann kann eine Vorstellung nicht<br />
falsifiziert werden. Der Blick auf die unterschiedlichen Vorstellungen erfasst also nur einen<br />
Teil des Problems. Schwierigkeiten bereitet die Objektivierung also auch gerade, wo es nichts<br />
zu deuten oder erfahren gibt, wo wir keinen Zugang zu etwas haben, wo es schlicht um ein<br />
fehlendes, nach dem jeweils Möglichen nicht ermittelbares Wissen hinsichtlich der Wirklich-<br />
keit geht, wo unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten zu begrenzt oder nicht einsetzbar sind.<br />
Ordnet man diese Problemkreise dem Projekt Angewandtes Nichtwissen zu, dann geschieht<br />
dies vielleicht, weil es in der Folge um divergierende Vorstellungen geht – bezogen auf die<br />
Wirklichkeit, dort wo sie ungewiss ist. Beliebig ist dies solange nicht, wie es noch einen<br />
Rahmen von Wissen gibt, dessen (oft diffuse) Umgrenzung uns eine wegen des Rahmens<br />
nicht beliebige Vorstellung verschafft. Je weiter der Rahmen entfernt ist und je geringer die<br />
Berührungspunkte sind, desto beliebiger wird die Vorstellung.<br />
1.3 Informationsdefizite als Nichtwissen<br />
Deshalb zeigt sich auch das Informationsdefizit als dritte Seite der Pyramide, die zur Ent-<br />
scheidungsfindung führt, von Anfang an als ein wichtiges Thema in der ungewußt. 13 Dabei<br />
geht es allerdings meist weniger um Begriffe und Vorstellungen, die zu objektivieren wären.<br />
12 Duden – Das Fremdwörterbuch, ebd.