Dokument 1.pdf - Universität Siegen
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74 Frank Müller<br />
doch nicht positiv in Nichtwissen umzuprägen. Jenem hingegen gelingt es, einen Ausgang aus<br />
dem großen Spiel zu finden, das die gesamte Romanhandlung wie eine Klammer umfasst. Er<br />
kann den Billardtisch verlassen, da er erkannt hat, dass man sich in der Mühle einer kausaldeterminierten<br />
Welt nur noch mitdrehen kann. Nichtwissen heißt in diesem Fall, die epistemologische<br />
Ohnmacht, das Ausgeliefertsein an das Unvermeidliche seinem Handeln zu integrieren<br />
und sich – im Sinne eines Eingriffsverzichts – weitere, a priori vergebliche Anstrengungen<br />
der Realitätsbemächtigung zu ersparen.<br />
In den drei vorgestellten Beispielen dringt Nichtwissen in die Risse und Brüche innerhalb des<br />
sich zum Welterklärungssystem aufspreizenden Determinismus ein. Dieser scheitert an dem<br />
Versuch, das Modell eines geschlossenen Wissenssystems mit faktischem Wissen anzureichern.<br />
Das deterministische System bleibt unvollständig, wobei die Ursachen ebenso gut physikalischer<br />
wie psychologischer Natur sein können. Nichtwissen füllt die Leerstellen des Determinismus<br />
auf, indem es den Widerspruch zwischen Allgemeinem und Besonderem versöhnt,<br />
es untergräbt ihn aber auch, da es zeigt, dass sich das deterministische Wissensideal in<br />
der Praxis nicht bewähren kann. Selbst wenn Handeln sich an Weltbildern und Systemwissen<br />
orientiert, kommt es immer auch auf die Instrumente konkreter Wirklichkeitsbewältigung an.