Dokument 1.pdf - Universität Siegen
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64 Frank Müller<br />
Gesetzmäßigkeiten. Auch vermeintlichen Zufallsereignissen könnte somit eine Wirkung zugrunde<br />
liegen, sie ist uns unter Umständen nur noch nicht bekannt. Verantwortlich für die<br />
Steuerung des Zufälligen mag eine Einflussgröße sein, die schon gemäß Heisenbergs Unschärferelation<br />
23 den Ausgang des physikalischen Experiments wesentlich mitbestimmt: der<br />
Experimentator.<br />
Aus diesen Gründen versuchen der am Princetoner PEAR-Institute beschäftigte Professor<br />
Robert Jahn und seine Kollegin Brenda Dunne, experimentelle Widersprüche in der Physik<br />
aufzuweisen, indem sie den menschlichen Beobachter in die Versuchsanordnung miteinbeziehen.<br />
Zufallsgeneratoren wie eine von Jahn entworfene Kugelmaschine oder ein ‚zufällig‘ ausschlagendes<br />
Pendel zeigen eine signifikante Abweichung von der Gaußschen Normalverteilung,<br />
wenn ein Beobachter versucht, die Ergebnisse durch nichts anderes als durch seine bloßen<br />
Wünsche zu beeinflussen:<br />
„We don’t employ any kind of training or do we ask people to follow any particular procedure.<br />
We tell them ‚this is the outcome we would like you to try to get more high numers<br />
than low numbers‘. Or ‚this picture versus that picture. Do it however you can. If<br />
you get an effect you tell us what you did‘.“ 24<br />
In Princeton ist man der Ansicht, dass die Probanden subjektiv in der Lage sind zu lernen, ihr<br />
‚Tun‘ zu identifizieren und zu erkennen; dass sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn sie einen<br />
entsprechenden Effekt auslösen. Beschreibbar sind diese Gefühle jedoch ebenso wenig, wie<br />
es sich beschreiben lässt, was genau geschieht, wenn man sich verliebt. Apropos: Offensichtlich<br />
der Einfluss der Beobachterposition auch etwas mit dem Geschlecht der Probanden zu<br />
tun: Bei verliebten Paaren waren die beobachteten Effekte sieben Mal größer, als wenn beide<br />
getrennt voneinander gearbeitet hätten.<br />
Derartigen Versuchsreihen (und mehr noch den Ergebnissen) mag man mit offenäugigem<br />
Staunen begegnen, denn Physik im herkömmlichen Sinn beschäftigt sich mit der materiellen<br />
Realität und nicht mit Bewusstseinsprozessen. Von den telekinetischen Augenwischereien<br />
eines Uri Geller sind die beschriebenen Experimente nichtsdestotrotz weit entfernt. Die beobachteten<br />
Effekte und Anomalien sind kaum messbar und so geringfügig, dass je zehntausend<br />
zu erwartenden Würfen nur lediglich eine einzige abweichende Position registriert werden<br />
kann. Bezieht man allerdings die Millionen von einzelnen Entscheidungen, die ein moderner<br />
Computerprozessor pro Sekunde generiert, in diese Rechnung mit ein, oder bedenkt man die<br />
23 Heisenbergs Prinzip der Unschärfe besagt, je genauer wir die Position eines Teilchens betrachten, desto ungenauer<br />
wird die Messung seiner Bewegungsgröße. Oder, allgemeiner: Wir können (Quanten-)Ereignisse<br />
nicht betrachten, ohne ihren Ablauf zu stören.<br />
24 Brenda Dunne. In: Die Mechanik des Zufalls, ebd., Manuskript S. 4.