Dokument 1.pdf - Universität Siegen
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Das Projekt des Angewandten Nichtwissens 11<br />
nichts weiß. Dies allein führt uns aus der Beliebigkeit. Was man „weiß“, ist, dass nach der<br />
eigenen Vorstellung eine Lücke in bestehendem Wissen zu vermerken ist. Es ist wie mit dem<br />
Schwarzen Loch, das auch nur als eine Erklärung für Phänomene herhalten muss, die anders<br />
nicht zu erklären sind – ein genialer Lückenfüller. Gesehen hat es jedenfalls noch niemand.<br />
Hat man festgestellt, dass unser Wissen in einer konkreten Entscheidungssituation lückenhaft<br />
ist, dann ist in jedem Fall die Art des Nichtwissens zu bestimmen. Es ist also stets zu unter-<br />
scheiden, ob es um Nichtwissen hinsichtlich der Verwendung von Begriffen, Vorstellungen<br />
oder von wahrnehmbarer Realität geht. Dann ist es wichtig zu fragen, ob ich es nicht doch<br />
weiß oder ob ich es wissen könnte, um dann den Kreis der Befragten auszudehnen und<br />
schließlich die Frage zu stellen, ob Wissen insoweit überhaupt allgemeingültig zu erlangen ist.<br />
Erst wenn und soweit der Befund abschließend negativ ist, können wir von Nichtwissen spre-<br />
chen.<br />
Wenn man das Nichtwissen näher betrachtet, so finden wir also begriffsbezogenes, vorstel-<br />
lungsbezogenes und wahrnehmungsbezogenes Nichtwissen. Diese drei Formen des Nichtwis-<br />
sens finden sich auch in den Beträgen zur ungewußt.<br />
2.1 Begriffsbezogenes Nichtwissen<br />
Begriffsbezogenes Nichtwissen wurde in den bisherigen Heften vielfach beschrieben. So wur-<br />
de der Begriff „Gerechtigkeit“ mehrfach behandelt. 15 Weitere Beispiele waren die Roman-<br />
tik 16 , die Liebe 17 , die Toleranz 18 , das Volk 19 und die Kunst 20 . Weil der Begriff der Griff vom<br />
Wort in die Bedeutung ist, kann unsere Ungewissheit in vielfältiger Hinsicht vorkommen.<br />
15 Claudia Althaus, Der Fall Honecker – oder das Recht zwischen „Faktizität und Geltung“, ungewußt, Heft 2,<br />
S. 19. Andreas Wagener, Der Schleier des Nichtwissens – Eine Untersuchung von John Rawls’ „Theorie der<br />
Gerechtigkeit“, ungewußt, Heft 3, S. 4. Zur sozialen Gerechtigkeit Andreas Wagener, Wider den Wohlfahrtstaat<br />
– Eine wilde Polemik, ungewußt, Heft 4, S. 32<br />
16 Andreas Wagener, Angewandtes Nichtwissen als romantisches Projekt, ungewußt, Heft 6, S. 21.<br />
17 Claudia Althaus/Andreas Wagener, Die Kunst des Angewandten Nichtwissens, ungewußt, Heft 7, S. 57.<br />
18 Martin Hartmann, Gewißheit und Gewalt, ungewußt, Heft 6, S. 34.<br />
19 Bernd Elsner, Begriffsklärung im Recht: Der Volksbegriff im Völkerrecht, ungewußt, Heft 7, S. 3