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Dokument 1.pdf - Universität Siegen

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10 Bernd Roland Elsner<br />

seiner Wirksamkeit umstrittenen Medikament helfen will, das möglicherweise schwere Schä-<br />

den verursachen kann, und das Ergebnis einer Testreihe, mit der die Wirksamkeit überprüft<br />

worden ist, in Kürze bekannt gegeben werden wird, der Arzt aber darauf nicht warten kann,<br />

weil der Patient sonst stirbt?<br />

Entscheidend ist, dass es bei Angewandtem Nichtwissen um Begriffe und Vorstellungen geht,<br />

deren bewusstseinsmäßige Erfassung und Deutung auch bei größtmöglicher Anstrengung des<br />

Intellektes nicht ausreichend gelingt. Ob es „ausreichend“ gelingt, ist abhängig von den Maß-<br />

stäben, nach denen dies beurteilt werden kann. Nicht ausreichend gelingt dies bei einem sehr<br />

strengen Maßstab, wenn keine allgemeingültigen, d.h. für alle, überall und zeitunabhängig<br />

geltenden, und eindeutigen Aussagen gemacht werden können. Da eine solche Aussage insbe-<br />

sondere aufgrund des zeitlich und räumlich begrenzten Horizonts des Menschen ebenso nur<br />

begrenzt möglich ist, hat man sich am Entscheidungshorizont desjenigen zu orientieren, der<br />

die Entscheidung treffen soll. Insoweit ist eine Relativierung geboten. Nicht ausreichend ge-<br />

lingen Erfassung und Deutung von Begriffen und Vorstellungen, wenn bei Berücksichtigung<br />

des Entscheidungshorizonts keine eindeutigen Aussagen gemacht werden können. Ein vorge-<br />

gebener Zeitpunkt der Entscheidung setzt ebenso Grenzen, wie der Kenntnisstand des Ent-<br />

scheidenden und die zu dieser Zeit verfügbaren Ressourcen, mit denen Erkenntnis erlangt<br />

werden kann. Im Hinblick darauf gibt es sehr interessante Formen von Nichtwissen, aber auch<br />

sehr profane.<br />

2. Formen des Nichtwissens<br />

Stellt man bestehendes Nichtwissen fest, dann gilt es, eine angemessene Reaktion darauf zu<br />

finden. Nichtwissen tritt jedoch in unterschiedlichen Formen auf. Da nicht jeder Form von<br />

Nichtwissen mit derselben Technik begegnet werden kann, ist zunächst immer eine ausrei-<br />

chende Klärung erforderlich, inwieweit und in welcher Hinsicht Nichtwissen besteht. Ideal<br />

wäre eine Vorgehensweise derart, dass ich zunächst frage, was ich nicht weiß, wo sich also<br />

das mögliche Nichtwissen angesiedelt hat. Dabei ist das „das“, das ich nicht weiß, natürlich<br />

nur eine Vorstellung von dem „das“, weil ich ja nichts zu etwas aussagen kann, von dem ich<br />

14 Michael Gail, Angewandtes Nichtwissen: Eine Annäherung, ungewußt, Heft 8, S. 3.

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