Begleit- und Hintergrundinfos für Eltern, LehrerInnen/ErzieherInnen.
Begleit- und Hintergrundinfos für Eltern, LehrerInnen/ErzieherInnen.
Begleit- und Hintergrundinfos für Eltern, LehrerInnen/ErzieherInnen.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Begleit</strong>- <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>infos <strong>für</strong> <strong>Eltern</strong>,<br />
<strong>LehrerInnen</strong>/<strong>ErzieherInnen</strong>.<br />
1. Anstelle einer Einführung …<br />
2. Berufsorientierung <strong>für</strong> junge Menschen<br />
3. Das Spiel „Planet Work” <strong>und</strong> seine Elemente
2<br />
Anstelle einer Einführung<br />
(von Robert Hager)<br />
Als wir uns zum ersten Mal trafen, wusste ich noch nicht sehr viel über das<br />
geplante Projekt „Planet Work”: ein Internet-Spiel <strong>für</strong> Kids zwischen 10 <strong>und</strong> 14<br />
Jahren zum Thema Berufsorientierung, informativ <strong>und</strong> unterhaltsam soll es sein.<br />
Soweit so gut. Ich kannte weder den Ort, an dem wir uns treffen sollten, noch<br />
die anderen Leute der Arbeitsgruppe, abgesehen von Peter (Projektleiter) <strong>und</strong><br />
Stefan (Multimediaproducer).<br />
Unser erstes Treffen fand in einem langen, geräumigen Büro statt, zu welchem<br />
man durch einen Hinterhof über eine kleine Stiege gelangte. Langsam trudelten<br />
alle ein, ein erstes „Hallo, ich bin…”, ein bisschen Neugier <strong>und</strong> gleichzeitig Unsicherheit<br />
bis zum erwartungsvollen Zusammenrücken am Besprechungstisch. Im<br />
Hintergr<strong>und</strong> prasselte ein Holzofen, der den großen Raum langsam mit wohliger<br />
Wärme versorgte. Meine Gedanken kreisten um das, was kommen würde: Wie<br />
soll dieses Spiel konkret aussehen? Was werden meine Aufgaben sein? Bin ich<br />
der Herausforderung gewachsen? Wie werde ich mit den anderen auskommen?<br />
Was von meinem Wissen <strong>und</strong> Können werde ich wie einbringen? Was werde ich<br />
dabei Neues lernen?<br />
Nach ein paar intensiven Arbeitsst<strong>und</strong>en des Gedankenaustausches <strong>und</strong> erster<br />
Klärung der Arbeitsschritte bewegten wir uns zu einem gemeinsamen Abendessen<br />
Richtung Restaurant. Auf dem Weg dorthin wurde mir langsam klar, dass<br />
das, worum es inhaltlich in diesem Projekt ging, untrennbar mit meinem eigenen<br />
subjektiven Erleben von Arbeit, von dieser konkreten Arbeit, mit diesem Projekt<br />
„Planet Work” verwoben war.
Es ist uns wichtig … … zum Thema Arbeit eine positive, ermutigende <strong>und</strong> motivierende Sicht zu<br />
vermitteln. Junge Menschen werden vom medial vermittelten Tagesgeschehen<br />
Arbeitszeit = Lebenszeit!<br />
3<br />
alles andere als ermutigt, wenn’s darum geht, einen ersten Blick auf die zukünftige<br />
Berufswelt zu werfen. Die allgemeine Stimmung wirkt deprimierend, wenn die<br />
Themen Ausbildung, Berufswahl <strong>und</strong> Berufschancen angesprochen werden, ja, es<br />
gehört fast schon zum guten Ton, sich negativ dazu zu äußern. Wer soll da noch<br />
Lust auf Arbeit bekommen?<br />
Die einer solchen demotivierenden Haltung bewusst entgegen gestellte positive<br />
Einstellung hat sich auch auf mich <strong>und</strong> meine Lust auf das Projekt übertragen<br />
<strong>und</strong> hat mir geholfen, selbst in schwierigeren Situationen an die Sache zu glauben<br />
<strong>und</strong> durchzuhalten.<br />
Einen Gutteil unseres Erwachsenenalters investieren wir in Erwerbsarbeit.<br />
Wer mit dem „richtigen Leben“ erst nach der Pensionierung beginnen will oder<br />
ein solches nur im Urlaub wagt, der verschenkt sehr viel. Besser scheint es uns,<br />
möglichst rasch eine ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> positive Einstellung zu Arbeit <strong>und</strong> Beruf zu<br />
entwickeln.<br />
Bereits unser erstes Projekttreffen war intensive Arbeit, jedoch alles andere als<br />
trocken oder mühsam. Ich hatte im weiteren Verlauf der Arbeit am Spiel immer<br />
wieder das Gefühl, es hat direkt mit meinem Leben zu tun. Ich hatte nicht den<br />
Eindruck, inzwischen etwas vom Leben verpasst zu haben, sondern die eingesetzte<br />
Zeit war positiv erlebte Zeit. Auch die gemeinsame Arbeitszeit war<br />
davon geprägt. Bedingt durch eine klar formulierte Intention <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> einer<br />
fre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> kooperativen Atmosphäre wurde effizient <strong>und</strong> zielführend<br />
gearbeitet.
Arbeit ist mehr<br />
als nur notwendiger Erwerb<br />
Finde deinen Platz,<br />
denn man wartet dort<br />
auf Dich!<br />
4<br />
Neben dem Verdienst zur Deckung lebensnotwendiger Dinge (sowie auch von<br />
Dingen, die Freude machen), bietet jeder Beruf, jeder Job, jedes Projekt<br />
Chancen, Lebenserfahrung zu sammeln, gegenseitig bereichernde Beziehungen<br />
zu knüpfen, Fertigkeiten zu erlernen oder zu vertiefen, Neues zu entdecken,<br />
Problemlösungen zu finden, Krisen zu meistern <strong>und</strong> daraus gestärkt hervorzugehen.<br />
Auch diesen Punkt kann ich in meiner konkreten Arbeit am Spiel nur bestätigen.<br />
Ich erlebe es immer wieder wie ein kleines W<strong>und</strong>er, wenn plötzlich etwas konkret<br />
entsteht, wächst <strong>und</strong> reift, was vorher lediglich unscharfer Gedanke war.<br />
Ich erfahre es als Bereicherung, mich in neue Fachgebiete <strong>und</strong> Lebensbereiche<br />
einzuarbeiten, meinen Erfahrungs-Horizont zu erweitern.<br />
Wir glauben daran, dass jeder seinen bzw. jede ihren (Arbeits-) Platz finden<br />
kann, an dem er/sie sich wohl fühlt. Vielleicht dauert es eine Weile, bis dieser<br />
Platz gef<strong>und</strong>en wird; vielleicht gibt es mehrere Plätze, je nach Erfahrungsstufe<br />
oder Lebensabschnitt. Jedenfalls ist aus dieser Zuversicht heraus die Chance<br />
weitaus größer, etwas Gutes zu erreichen als mit einer Einstellung, die suggeriert,<br />
dass alles sehr schwierig geworden ist <strong>und</strong> man sich chancenlos ausgeliefert<br />
fühlen muss in der heutigen Arbeitswelt.<br />
Mein Charakter, meine Ausbildung, meine Erfahrungen, Interessen <strong>und</strong> Neigungen,<br />
all das (<strong>und</strong> noch mehr) bilden mein Wesen, das in dieser Form einmalig auf<br />
dieser Welt ist, so einmalig wie das Wesen eines/einer jeden anderen. Dementsprechend<br />
individuell kann mein Beitrag in der Arbeitswelt sein.
Neue Berufe,<br />
Berufskombinationen …<br />
Teamwork<br />
5<br />
… die es bis vor kurzem so nicht gegeben hat, entstehen. Der klassische Werde-<br />
gang von Schulbildung, weiterführender Bildung zu einem daraus resultierenden<br />
Beruf, den man bis zur Pensionierung ausübt, hat sich stark verändert.<br />
Heutzutage sind es meist mehrere Bereiche, in denen man versucht, weiter zu<br />
kommen. Berufswechsel sind häufig, Quereinsteiger oder „Spätberufene” nichts<br />
Ungewöhnliches mehr. Die in den unterschiedlichen Ausbildungen/Arbeitsbereichen<br />
erworbenen Kompetenzen inspirieren zu neuen, individuellen Berufsformen.<br />
Immer mehr kommt es zu fächerübergreifenden Arbeitsfeldern aus<br />
der Kombination verschiedener Berufserfahrungen: der Musiker, der Psychologie<br />
studiert hat <strong>und</strong> zum Fachmann <strong>für</strong> Kaufhausbeschallungen avanciert ist; die<br />
Medizinstudentin, die ihre Computerkenntnisse erweitert <strong>und</strong> neue Software <strong>für</strong><br />
medizinische Untersuchungsgeräte entwickelt; oder der Schauspieler, der seine<br />
Bühnenerfahrung <strong>für</strong> den Beruf als angehender Manager in der Wirtschaft nutzen<br />
kann.<br />
Als abgeschlossener Theologe <strong>und</strong> Musiker, der sich auch <strong>für</strong> den tontechnischen<br />
Bereich interessiert, bin ich zum Projekt „Planet Work” gekommen <strong>und</strong> habe<br />
Interviews aufgenommen, am Computer bearbeitet, So<strong>und</strong>s <strong>und</strong> Jingles eingespielt.<br />
In einem zweiten Durchgang habe ich auch redaktionell gearbeitet <strong>und</strong><br />
meine Erfahrung mit Sprache <strong>und</strong> Texten einsetzen können. Nehme ich meine<br />
Betätigungsfelder in der Erstellung dieses Spiels zusammen, kommt eine bunte<br />
Mischung heraus, <strong>und</strong> ich wäre überfragt, mit welcher Berufsbezeichnung sich<br />
das benennen ließe.<br />
Gegenseitige Motivation <strong>und</strong> Bereicherung, das Zusammenwirken vieler Kräfte,<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Kompetenzen machen Dinge möglich, von denen der Einzelne<br />
nur träumen kann. So wird Großes realisierbar!
Selbstverwirklichung<br />
6<br />
In meinem musikalischen Arbeitsalltag würde ich mich als einen Solo-Entertainer,<br />
also einen Alleinunterhalter bezeichnen. Ich arbeite im Normalfall alleine,<br />
ohne weitere KollegInnen. Um so bereichernder, wenn ich in Projekte eingeb<strong>und</strong>en<br />
werde, wo jeder aus der eigenen Kompetenz heraus seinen Beitrag leistet,<br />
um so etwas wie dieses Spiel Wirklichkeit werden zu lassen! Befruchtender Gedankenaustausch,<br />
gegenseitige Unterstützung, konstruktives Feedback etc. sind<br />
nur ein paar Vorteile dieses Teamworks <strong>und</strong> ließen „Planet Work” zu dem reifen,<br />
was es geworden ist.<br />
Arbeit hat viel mit Selbstverwirklichung zu tun, sich aber ausschließlich über den<br />
Beruf identifizieren zu wollen, birgt Gefahren. In unserer gegenwärtigen Leistungsgesellschaft<br />
wird das Berufsbild oft unerreichbar überhöht <strong>und</strong> idealisiert,<br />
was zu massiven Krisen führen kann. Denn: Was bliebe von mir übrig, wenn ich<br />
nicht (mehr) arbeiten kann oder will (Krankheit, Alter, Behinderung …)?<br />
Neben der Selbstverwirklichung im Beruf bleiben stets der persönliche Weg, der<br />
„Weg des Herzens”, Beziehungen, Hobbys <strong>und</strong> vieles andere bestimmend <strong>für</strong> eine<br />
geglückte Lebensentfaltung. Wollte ich das allein in der Arbeit erreichen, würde<br />
der Leistungsdruck unerträglich.<br />
In einem befruchtenden Wechselspiel von persönlicher Neigung <strong>und</strong> sozialer<br />
Verantwortung liegt das Geheimnis erfolgreicher berufstätiger Menschen.
Zur motivierenden Sicht<br />
des Themas Arbeit<br />
Zum Thema Teamwork<br />
7<br />
Arbeitsvorschlag:<br />
Untersuchen Sie mit den Kindern/Jugendlichen eine Zeitung/Zeitschrift<br />
(oder vergleichen Sie mehrere Medien) <strong>und</strong> stellen Sie fest, welcher Ton in den<br />
entsprechenden Texten in Bezug auf Arbeit/Arbeitsmarkt vorherrscht! Versuchen<br />
Sie inhaltlich einen demotivierenden Text so umzuformulieren, dass motivierende,<br />
positive Aspekte zur Sprache kommen, ohne deswegen die Unwahrheit<br />
zu sagen. Ein Glas ist halbvoll oder halbleer, es hängt nur davon ab, wie wir es<br />
beschreiben!<br />
Zeichnen Sie mit den Kindern/Jugendlichen in Form eines Spinnennetzes ein<br />
Geflecht von Berufen, die von einander abhängen. Wer z.B. muss mithelfen,<br />
damit eine Brücke saniert wird? Die Stadtpolizei regelt den umgeleiteten Verkehr,<br />
GemeindebeamtInnen erstellen die Genehmigungen, die Baufirma beschäftigt<br />
Straßen- <strong>und</strong> BrückenbauexpertInnen, MetallfacharbeiterInnen kümmern sich<br />
um die Stahlträger usw.
Zum Thema neue Berufe/<br />
Berufskombinationen<br />
8<br />
Spielvorschlag:<br />
Jedes Kind/jede(r) Jugendliche nimmt sich einen Stift <strong>und</strong> ein liniertes Blatt<br />
Papier. Das Blatt wird mit drei Spalten versehen. In die erste Spalte wird ein be-<br />
liebiger Beruf geschrieben, dann wird diese Spalte nach hinten gefaltet <strong>und</strong> dem/<br />
der Nächsten so weitergegeben, dass er/sie den Eintrag nicht sehen kann. In die<br />
zweite Spalte wird wiederum ein beliebiger Beruf eingetragen. Das Papier wird<br />
zum dritten Mal ohne zu falten weitergereicht <strong>und</strong> diesmal ist der/die Betreffende<br />
aufgefordert, das Blatt ganz aufzufalten <strong>und</strong> aus den beiden vorgef<strong>und</strong>enen<br />
Berufen eine neue Berufskombination zu erstellen. Dieser neue Beruf darf durchaus<br />
ausgefallen sein, aber nicht gänzlich unrealistisch. In einer abschließenden<br />
Gesprächsr<strong>und</strong>e erzählt jede(r), wie sie/er zu dieser neuen Berufsbezeichnung<br />
gelangt ist <strong>und</strong> was er/sie sich darunter vorstellt.
9<br />
Berufsorientierung (BO) <strong>für</strong> junge Menschen<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche zwischen 10 <strong>und</strong> 14 Jahren stellen die eigentliche Ziel-<br />
gruppe unseres Spieles dar. Dieses Alter bringt einige Besonderheiten, die es zu<br />
berücksichtigen gilt.<br />
2 Junge Menschen um das 10. Lebensjahr befinden sich in einer Art Übergangsphase,<br />
die aber zunehmend als eigenständiger Lebensabschnitt gesehen<br />
werden will: Sie sind nicht mehr ganz Kinder, aber auch noch keine Jugendlichen,<br />
da die Pubertät meistens erst etwas später einsetzt, bei Mädchen<br />
früher als bei Burschen. Sie haben noch etwas Kindliches, Intuitives <strong>und</strong><br />
etwas keimhaft Erwachsenes zugleich, fordern aber mehr <strong>und</strong> mehr Gleichberechtigung<br />
<strong>und</strong> Selbständigkeit.<br />
2 Mit Eintritt in die Pubertät erlebt der junge Mensch einen tiefen Einschnitt<br />
in sein bisheriges Leben. Nicht nur in archaischen Kulturen trugen <strong>und</strong> tragen<br />
bis heute Initiationsriten Sorge, den jungen Menschen sehr bewusst <strong>und</strong><br />
absichtsvoll von der Kindheit in das Erwachsenenalter zu begleiten. Burschen<br />
werden rituell in die Männerwelt aufgenommen, die Beziehung zur Mutter wird<br />
abgetrennt oder auf ein Minimum reduziert, Mädchen werden von Frauen in<br />
die Welt der Frau eingeführt. Nach einer Phase der Absonderung <strong>und</strong> Einweihung<br />
in die geschlechtsspezifischen Geheimnisse des Lebens wird die neue<br />
Integration in die Gesellschaft gefeiert. Danach gilt die/der Initiierte nicht<br />
mehr als Kind, sondern als Frau oder Mann. In unserem Kulturkreis hat sich<br />
davon fast gar nichts erhalten. Teenager fühlen sich daher oft in ihren Ängsten,<br />
die die Veränderung mit sich bringt, alleingelassen.
10<br />
2 Junge Menschen sondern sich gerne ab <strong>und</strong> ziehen sich vermehrt von der<br />
Familie, besonders den <strong>Eltern</strong>, <strong>und</strong> den Fre<strong>und</strong>Innen aus der Kindheit zurück,<br />
um entweder alleine oder mit neuen WeggefährtInnen ihre Zeit zu verbringen.<br />
2 Eine kritischere Weltsicht hinterfragt bisher Übernommenes, Konflikte mit<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> Erziehern sowie Lehrpersonen werden provoziert.<br />
2 Neue Interessensgebiete werden erforscht, alte Grenzen werden neu<br />
ausgelotet.<br />
2 Zwischen 12 <strong>und</strong> 14 Jahren ist meistens die familiäre Sozialisation <strong>und</strong><br />
Festigung traditioneller Lebensvorstellungen <strong>und</strong> Berufsbilder schon so weit<br />
fortgeschritten, dass nur kompetente Information <strong>und</strong> Beratung Erfolg<br />
versprechen.<br />
In Bezug auf die BO ergeben sich <strong>für</strong> <strong>Eltern</strong>, <strong>LehrerInnen</strong> <strong>und</strong> <strong>ErzieherInnen</strong> in<br />
diesem Lebensabschnitt junger Menschen ganz besondere Möglichkeiten.<br />
Perspektiven, Inhalte <strong>und</strong> Informationen werden mit Interesse aufgenommen<br />
– vorausgesetzt, sie sind ermutigend <strong>und</strong> ansprechend aufbereitet. Teenager<br />
sind auf der Suche nach Neuland, bereit diese Entdeckungsreise anzutreten,<br />
brauchen aber einen festen Hafen, aus dem sie auslaufen <strong>und</strong> in den sie wieder<br />
heimkehren können. Mit anderen Worten: Sie wollen alleine sein, sich aber<br />
nicht allein gelassen fühlen.
11<br />
Daher liegt es bei den Verantwortlichen,<br />
2 den jungen Menschen die Freiheit <strong>und</strong> das Vertrauen zu geben, Neues<br />
auszuprobieren <strong>und</strong> sie auf das Ziel einer unabhängigen Lebensgestaltung<br />
hinzuweisen/vorzubereiten,<br />
2 gleichzeitig das Gefühl zu vermitteln, <strong>für</strong> sie da zu sein, sie im Stillen zu<br />
begleiten,<br />
2 Fragen <strong>und</strong> Anliegen ernst zu nehmen <strong>und</strong> da<strong>für</strong> ein offenes Ohr zu haben,<br />
ohne immer gleich eine Antwort parat haben zu müssen,<br />
2 zu unterstützen, was sinnvoll erscheint, weniger Sinnvolles nicht gleich abzuurteilen,<br />
sondern im Gespräch offen Für <strong>und</strong> Wider zu erwägen <strong>und</strong><br />
2 vor allem als Vorbild sich selbst Rechenschaft abzulegen, in wie weit das, was<br />
man jungen Menschen vermitteln möchte, auch mit dem persönlichen Lebensweg<br />
<strong>und</strong> den eigenen Anschauungen vereinbar ist <strong>und</strong> stimmig erscheint.<br />
Nichts frustriert Teenager mehr als leere Parolen von Erwachsenen, die nicht<br />
zu dem stehen können, was sie behaupten oder von anderen verlangen. Offen<br />
Schwierigkeiten oder Ratlosigkeit einzugestehen ist weitaus besser als Nichtwissen<br />
mit Floskeln verbergen zu wollen.<br />
2 sich bewusst zu sein, dass BO ein lebenslanger Prozess ist <strong>und</strong> Kinder vom<br />
„ersten Moment” an immer schon eingeb<strong>und</strong>en sind im Spannungsfeld der<br />
<strong>Eltern</strong>berufe. So wie <strong>Eltern</strong>/<strong>ErzieherInnen</strong> über ihr Berufsleben sprechen, ihre<br />
Haltung gegenüber Arbeit, die Laune <strong>und</strong> Stimmung, die sie vom Arbeitsplatz<br />
mit nach Hause nehmen etc. prägen sie das Kind <strong>und</strong> sein Erleben von Arbeit<br />
<strong>und</strong> Beruf nachhaltig.
12<br />
2 den jungen Menschen verständlich zu machen, dass BO <strong>und</strong> Berufswahl nicht<br />
unabhängig von der größeren Lebenswegplanung <strong>und</strong> -gestaltung geschehen<br />
soll.<br />
2 den jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, (mindestens) einmal den<br />
Arbeitsplatz der <strong>Eltern</strong>/<strong>ErzieherInnen</strong> <strong>und</strong> den Ablauf eines Arbeitstages<br />
kennen zu lernen. Es kann kaum verw<strong>und</strong>ern, dass Jugendliche oft keine Vorstellung<br />
von Arbeitsanforderungen <strong>und</strong> Berufsalltag haben, wenn ihnen noch<br />
nie die Möglichkeit gegeben wurde, so etwas aus nächster Nähe mit zu<br />
erleben.<br />
2 sich bewusst zu werden, dass die Auseinandersetzung mit jungen Menschen<br />
zu diesem Thema immer auch ein persönliches Infragestellen <strong>und</strong> Überdenken<br />
der eigenen Positionen bedeutet.<br />
Das Spiel „Planet Work” will in diesem Zusammenhang jegliche Erziehungsarbeit<br />
positiv unterstützen, ermutigen <strong>und</strong> gegebenenfalls ergänzen, ohne sie jedoch zu<br />
ersetzen. Wir möchten Ihnen helfen, die beruflichen Chancen der Ihnen<br />
anvertrauten Kinder zu verbessern – <strong>und</strong> zwar optimistisch <strong>und</strong> unterhaltsam.
13<br />
„Planet Work”: Entdecke eine neue Welt online!<br />
Berufsorientierung rückt verstärkt ins Blickfeld schulischer wie außerschulischer<br />
Erziehung <strong>und</strong> es haben sich spezielle Berufe <strong>und</strong> Beratungsangebote entwickelt.<br />
Auch das Informationsmaterial wächst stetig.<br />
Dennoch geschieht in zunehmend vielen Fällen die erste Berufsinformation<br />
junger Menschen über das Internet. Hier kann beliebig Einsicht genommen<br />
werden, Interessantes kann weiter verfolgt <strong>und</strong> Unpassendes jederzeit wieder<br />
verlassen werden. Der rasche Zugriff, die Verknüpfungen <strong>und</strong> die multimediale<br />
Darstellungsweise bieten über die reine Information hinaus Unterhaltung<br />
<strong>und</strong> Interaktionsmöglichkeiten.<br />
Daher die Entscheidung „Planet Work” als Internet-Spiel ins Netz zu stellen.<br />
Das Spiel kann jederzeit <strong>und</strong> überall abgerufen werden, wo es einen Internetzugang<br />
gibt. Man kann das Spiel unterbrechen <strong>und</strong> es zu einem späteren Zeitpunkt<br />
(duch Eingabe eines individuellen Codes) von dort aus weiter spielen.<br />
Einige Merkmale von „Planet Work”<br />
Neben einschlägigen Informationen zu verschiedenen Berufsgruppen mit einer<br />
Menge Links erwarten die jungen SpielerInnen viel Spaß an unterschiedlichen<br />
Quizspielen (z.B. „Wer arbeitet mit diesem Werkzeug?”), akustischen Hörrätseln<br />
(„Wer ist da bei der Arbeit?”), guten Tipps <strong>und</strong> Anregungen („Detektiv”),<br />
Aufgaben zum Nachdenken <strong>und</strong> diskutieren („Trickster”), unterhaltsamen<br />
Überraschungen <strong>und</strong> eine Fülle interessanter Interviews mit Menschen, die<br />
von ihrem Werdegang <strong>und</strong> Berufsleben erzählen („Begegnungen”).
14<br />
Das Spiel ist nicht auf ein vordergründiges Gewinnziel hin konzipiert. Wohl<br />
gibt es das Ziel, die sechs Meistersteine zu finden, doch es gibt keinen<br />
Verlierer im herkömmlichen Sinn, denn jeder kann dieses Ziel erreichen.<br />
Gemeinsames Spielen ist durchaus möglich <strong>und</strong> ratsam. Im Idealfall steht<br />
eine beratende Person dem Spieler/der Spielerin zur Seite, die Antwort geben<br />
kann, wenn Fragen auftauchen oder die auch Anregungen geben bzw. Gedanken<br />
im Gespräch vertiefen kann.<br />
Die zahlreichen Links, die im Reisetagebuch sowie auf verschiedenen Karten<br />
erscheinen, ermöglichen dem/der Spielenden einen Zugriff auf Internet-<br />
Seiten, die thematisch zusätzlich interessante <strong>und</strong> weiterführende Infos oder<br />
Unterhaltung bieten. Da jedoch nur die wenigsten dieser Seiten speziell <strong>für</strong><br />
junge Menschen zwischen 10 <strong>und</strong> 14 konzipiert sind, eine etwas speziellere<br />
Sprache verwenden oder Vorwissen erfordern, das z.T. noch nicht gegeben<br />
ist, ist auch in diesen Fällen die Anwesenheit oder Hilfe einer älteren, beratenden<br />
Person von Vorteil. Die meisten Links zu den 24 Berufsfeldern verweisen<br />
auf Internetseiten des AMS <strong>und</strong> sollen junge Menschen vertraut machen mit<br />
dem umfassenden Informationsmaterial, welches angeboten wird. Eine Reihe<br />
weiterer Links führen zu verschiedenen Museen (Werkzeugmuseen, Glasmuseum,<br />
Computermuseum etc.), die neben interessantem Bildmaterial oft auch<br />
eine gesellschaftlich-kulturelle Wertschätzung widerspiegeln <strong>und</strong> Entwicklungen<br />
verschiedener Arbeitsbereiche mit möglichen Zukunftsperspektiven<br />
aufzeigen.
15<br />
… <strong>und</strong> was uns besonders wichtig ist<br />
„Planet Work” will Lust auf Arbeit machen: Wir glauben, dass jeder junge<br />
Mensch im Innersten darauf brennt, seinen Platz in dieser Welt zu finden <strong>und</strong><br />
sich einer Arbeit zu widmen, die ihn erfüllt. Wir sind überzeugt, dass dies möglich<br />
ist, auch wenn die Realität auf den ersten Blick oft anders aussieht. Junge Menschen<br />
brauchen in diesem Entwicklungsprozess vor allem positive Motivation,<br />
um diesen Glauben – der ja bereits in ihnen angelegt ist - in sich zu festigen.<br />
Daraus schöpfen sie die nötige Zuversicht <strong>und</strong> Ausdauer, auf dem Weg jene Erfahrungen<br />
zu sammeln, die sie besser früher als später ans Ziel bringen.<br />
Positive Vorbilder <strong>und</strong> unterstützende <strong>Begleit</strong>ung sind angesagt!<br />
Das Spiel „Planet Work” ist gender-sensitiv: Beginnend beim auszuwählenden<br />
Spielstein (Bub oder Mädchen) wird auf die unterschiedliche geschlechtsspezifische<br />
Ausrichtung eingegangen, nicht nur in Bezug auf Mädchen, sondern<br />
(ansatzweise) auch <strong>für</strong> Buben. In den letzten Jahrzehnten wurde man sich im<br />
Zuge der wachsenden Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung bewusst, dass das<br />
traditionelle Männerbild immer mehr ins Wanken gerät. Allerdings hat man im<br />
Unterschied zur Herausarbeitung <strong>und</strong> Förderung moderner Frauenbilder verabsäumt,<br />
neue <strong>und</strong> <strong>für</strong> Buben attraktive Rollenmodelle eines verantwortungsvollen<br />
<strong>und</strong> lustvollen Mannseins breitenwirksam anzubieten <strong>und</strong> gezielt zu vermitteln.<br />
Nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass es im Spiel zahlreiche gute Info-Links <strong>für</strong> Mädchen<br />
gibt, die <strong>für</strong> Buben zur Zeit leider noch fehlen.<br />
Buben <strong>und</strong> Mädels bedürfen einer jeweils spezifischen Förderung, mit dem gemeinsamen<br />
Ziel gesellschaftlicher Gleichberechtigung <strong>und</strong> Kooperation. Des<br />
weiteren möchte das Spiel Mädchen mehr Lust auf „eher männliche” Berufe machen<br />
(Techniker- <strong>und</strong> Handwerkerberufe oder etwa Berufe im Bereich Sicherheit)<br />
<strong>und</strong> Burschen ermuntern, sich auch <strong>für</strong> soziale Berufe wie PflegerIn, ErzieherIn,
16<br />
LehrerIn etc. zu interessieren.<br />
Im Spiel bis dato nur ansatzweise Berücksichtigung gef<strong>und</strong>en hat der Umstand,<br />
dass Kinder <strong>und</strong> Jugendliche (z.B. einer Schulklasse) vermehrt aus unterschiedlichen<br />
Kulturen/Religionen stammen <strong>und</strong> daher auch kultur- <strong>und</strong> mentalitätsdifferenzierte<br />
Formen der Berufsinformation <strong>und</strong> -orientierung benötigen. Durch die<br />
wachsende Kulturenvielfalt steht BO vor neuen Herausforderungen, die nur mit<br />
viel Einfühlungsvermögen, gegenseitigem Verständnis <strong>und</strong> Geduld zu bewältigen<br />
sein werden.<br />
Nützliche Hilfsmaterialien <strong>für</strong> <strong>LehrerInnen</strong> <strong>und</strong> <strong>Eltern</strong> zu Themen<br />
r<strong>und</strong> um BO:<br />
http://www.unternehmen-bildung.at/
17<br />
Das Spiel „Planet Work” <strong>und</strong> seine Elemente<br />
Das Reisetagebuch<br />
Wer viel erlebt, schreibt gerne seine Erlebnisse auf, um sie zu vertiefen <strong>und</strong> zu<br />
einem späteren Zeitpunkt wieder zu lesen – ein Prozess, der Bewusstwerdung<br />
<strong>und</strong> tieferes Erleben fördert.<br />
Die Reise durch das Spiel bringt viel Neues, viel Information, wertvolle Links,<br />
interessante Begegnungen <strong>und</strong> Überraschungen. Dies ist aber nicht als einmalige,<br />
kurzweilige Berieselung gedacht. Aus diesem Gr<strong>und</strong> trägt sich vieles davon<br />
automatisch ins Reisetagebuch ein <strong>und</strong> kann jederzeit nachgelesen oder noch<br />
mal angehört werden, Links können wiederholt erforscht oder Aufgabenstellungen<br />
ausprobiert bzw. neu überdacht werden.<br />
Die drei Spielebenen<br />
stehen metaphorisch <strong>für</strong> Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft. BO, so<br />
meinen wir, geschieht ein Leben lang. Jeder Lebensabschnitt bringt seine eigenen<br />
Berufsvorstellungen hervor, die sich dementsprechend mit der Zeit verändern.<br />
Berufsziele entwickeln sich weiter, werden den aktuellen eigenen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Möglichkeiten immer wieder neu angepasst.<br />
1. Das „weite Land”: von der ersten Erschließung des Lebensraumes …<br />
2. Die „große Stadt”: … zur Urbanisierung …<br />
3. Die Insel „Delta 5”: … hin zu neuen, futuristischen Lebensraumgestaltungen.
18<br />
Arbeitsvorschlag:<br />
Diskutieren Sie folgende Fragen in der Gruppe oder mit Ihrem Kind:<br />
Welche Vorteile bietet das ländliche Gebiet heute im Unterschied zur Stadt?<br />
Erzählen Sie z.B. von: der Entwicklung des Tourismus, spezialisierten Formen<br />
der Landwirtschaft, Förderprogrammen <strong>und</strong> neuen regionalpolitischen<br />
Schwerpunktsetzungen ...<br />
Welche Vorteile/Nachteile haben sich in Bezug auf Arbeit <strong>und</strong> Lebensqualität<br />
aus der Städteentwicklung ergeben? Wird es in 20 Jahren noch Pendler geben<br />
(wo <strong>und</strong> wohin)?<br />
Das Veränderungstempo nimmt zu. Wer arbeitet was <strong>und</strong> wo in 50 Jahren?<br />
Welche Lebensräume können noch erschlossen werden? Wird der Computer<br />
alle Lebensbereiche bis ins Kleinste steuern – oder von noch komplexeren<br />
Maschinen abgelöst? Welche Netze kommen nach dem Internet?<br />
Tipp: Die Diskussion lässt sich auch grafisch auf einem großen Bogen Papier<br />
aufzeichnen! Die zehn besten Fragen können als Denkanreger ausgestellt<br />
werden.<br />
Werkzeugkarten <strong>und</strong> -rätsel<br />
„Wer arbeitet [nicht] mit diesem Werkzeug?”<br />
Die Beziehung Werkzeug – Arbeitender ist ein sehr interessanter <strong>und</strong> sinnlicher<br />
Zugang zum Thema Arbeit. Früher war Werkzeug etwas ganz Besonderes,<br />
Wertvolles. Es wurde an die individuellen Bedürfnisse des Werkenden angepasst<br />
<strong>und</strong> kann Aufschluss über Arbeitsweisen <strong>und</strong> Materialwissen geben (z.B. war<br />
eine Sense an die Größe <strong>und</strong> Körperkraft des Arbeitenden exakt angepasst). Ein<br />
Werkzeug war ein Gegenstand, den man nicht gerne verliehen hat, unter
19<br />
anderem, weil er wertvoll <strong>und</strong> sehr individuell angepasst war.<br />
Es gibt Menschen, die viel Zeit aufwenden, um altes Werkzeug zu sammeln <strong>und</strong><br />
zu bewahren, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben. Altes Werkzeug weiß viel<br />
zu erzählen. Vergleicht man altes Werkzeug mit neuem, so fallen einem sofort<br />
Unterschiede auf in der Art der Herstellung, der verwendeten Materialien etc. Ein<br />
Besuch am Flohmarkt, in alten Werkstätten oder Museen kann zur spannenden<br />
Reise in die Vergangenheit werden, vor allem wenn man das Glück hat, mit älteren,<br />
k<strong>und</strong>igen Personen konkret über altes Werkzeug <strong>und</strong> Gerätschaften zu sprechen.<br />
Umgekehrt kann der Besuch einer modernen Werkzeugfabrik oder einer<br />
Fachmesse spannende Einblicke gewähren. Dieser zunächst sinnliche Zugang<br />
über ein konkretes Werkzeug ermöglicht eine interessante Annäherung an die<br />
Entwicklung der letzten eineinhalb Jahrh<strong>und</strong>erte.<br />
Sie können Kinder/Jugendliche darüber hinaus mit folgenden Fragestellungen auf<br />
das Thema aufmerksam machen <strong>und</strong> da<strong>für</strong> sensibilisieren:<br />
Braucht man <strong>für</strong> eine bestimmte Arbeit heute mehr Werkzeuge als früher?<br />
Was ist heute leichter/schneller zu erledigen als früher? Und was dauert heute<br />
länger? Warum ist das so?<br />
Wurde durch die Veränderungen das Arbeiten lauter oder leiser? Kann man<br />
<strong>für</strong> beides Beispiele finden? Was bedeutet Ergonomie?<br />
Hält neues Werkzeug länger als altes? Wie viel kostet ein bestimmtes Werkzeug<br />
im Vergleich zu früher? Wie steht es mit der Reparatur?<br />
Ist die Arbeit mit modernen Werkzeugen sicherer? Wodurch entsteht Sicherheit<br />
am Arbeitsplatz? Welche Arbeit gilt als besonders gefährlich?
20<br />
Welche Wertschätzung erfährt Werkzeug heute? Wird ein Werkzeug heute<br />
noch repariert, wenn es beschädigt wurde?<br />
Welches Gerät wurde früher durch Muskelkraft, heute aber durch Strom<br />
betrieben? Wie wird das in 50 Jahren sein?<br />
Welches Werkzeug gibt es heute nicht mehr/kaum noch? Wie lange wird eine<br />
Computer-Maus wohl Verwendung finden? Was kommt danach?<br />
Wie personalisiert waren, sind <strong>und</strong> werden Werkzeuge sein? Was passiert,<br />
wenn ein Wissenschaftler seinen Laptop verliert?<br />
Spielvorschlag:<br />
Werkzeug von zu Hause mitbringen oder ausleihen, in einen Sack stecken<br />
oder mit verb<strong>und</strong>enen Augen nur durch Tastsinn bestimmen bzw. erkennen.<br />
Altes <strong>und</strong> neues Werkzeug mitbringen <strong>und</strong> digital fotografieren, anschließend<br />
analysieren, vergleichen, katalogisieren, Geschichten dazu erfinden.<br />
Jedem Werkzeug wird ein menschlicher Charakter zugesprochen (eine Art<br />
Rollenspiel). Welche Interaktion, welche Geschichten entwickeln sich zwischen<br />
diesen personalisierten Gegenständen? Was passiert, wenn der cholerische<br />
Hammer, die mürrische Beißzange, die schnippische Schere, der altkluge<br />
Computer, die wildgewordene Stichsäge, die einfühlsame Injektionsspritze<br />
von ihrem Arbeitsalltag erzählen?
21<br />
Hörrätsel<br />
Neben dem unterhaltenden Effekt soll das Erleben der Welt der Geräusche,<br />
Klänge <strong>und</strong> Töne das Gehör sensibilisieren <strong>und</strong> bewusst machen, dass die<br />
Arbeitswelt immer auch eine Welt der Geräusche, leider oft auch des akustischen<br />
Stress ist <strong>und</strong> „So<strong>und</strong>-Verschmutzung” bedeutet. Berücksichtigung/Vermeidung<br />
kann bessere Arbeitsverhältnisse schaffen, das Wohlbefinden steigern <strong>und</strong> spezifische<br />
Arbeitsverletzungen/-erkrankungen vermindern.<br />
Spielvorschlag:<br />
Unterschiedliche Werkzeuge sollen blind <strong>und</strong> lediglich an ihrem Geräusch im<br />
Arbeitseinsatz erkannt werden. In einem weiteren Schritt kann das dabei bearbeitete<br />
Material identifiziert werden: Eine Schere schneidet Papier, eine jeweils<br />
andere Stoff, Leder, Blech ...<br />
Binnenspiele<br />
Das Leben kostet Geld! Während des Spielverlaufs wird, wie auch während einer<br />
realen Reise, die Reisekasse zunehmend leerer. Um sie wieder aufzufüllen, werden<br />
Jobmöglichkeiten geboten: „Begriffe sortieren” oder „Gepäck verladen”.<br />
Man kann diese Spiele auch spielen, wenn die Kasse noch voll ist, einfach aus<br />
Spaß oder als Herausforderung. Das Geld erhält man jedoch immer erst nach<br />
vollendeter Arbeit, der Beutel ist dann voller als vorher.
22<br />
Arbeitsvorschlag:<br />
Stellen Sie zusammen mit der Gruppe eine ungefähre Kostenrechnung auf, wie<br />
viel Geld gebraucht wird, um <strong>für</strong> eine Woche eine vierköpfige Familie mit allem<br />
Notwendigen zu versorgen. In einem nächsten Schritt können Sie einsichtig machen,<br />
dass Berufe (<strong>und</strong> die damit zusammenhängenden Verdienstvorstellungen)<br />
nicht unabhängig von einer Lebensweggestaltung angepeilt werden sollten: z.B.<br />
beabsichtigter Wohnort, Wohnungsgröße, Familiengröße, Freizeitgestaltung ...<br />
Die Rolle des Tricksters<br />
Kinder wachsen auf mit der Einteilung der Welt in Gut <strong>und</strong> Böse. Die meisten<br />
Märchen, Kino- <strong>und</strong> Fernsehfilme sind in diesem vereinfachenden Klischee<br />
gefangen. Für Kinder scheint dies auch (großteils) legitim. Ab einem bestimmten<br />
Alter aber, spätestens in der Pubertät, beginnt der junge Mensch Fragen zu<br />
stellen, die sich nicht mehr so einfach mit einer simplifizierten Zweiteilung der<br />
Welt beantworten lassen. Auf viele dieser Fragen wissen wir Erwachsene überhaupt<br />
keine Antwort. Oder die Antwort fällt sehr komplex aus, Dinge scheinen<br />
im Widerspruch zu stehen. Mit zunehmender Reife erkennen wir langsam, dass<br />
die Wirklichkeit, wie jede/r Einzelne sie auf seine Weise erlebt, so umfassend<br />
ist, dass wir im besten Fall immer nur einen Ausschnitt daraus zu erkennen <strong>und</strong><br />
zu verstehen vermögen. Was sich als Widerspruch auszuschließen schien, kann<br />
plötzlich als Gegensatzpaar gesehen werden, deren Teile sich bedingen. Wir<br />
lernen zu akzeptieren, dass wir vieles nicht wissen. Daher ist ehrliches Hinterfragen<br />
oft sinnvoller, als simplen Antworten anderer zu folgen. In vielen Situationen<br />
kann es mehrere Antwortmöglichkeiten geben, von denen nicht nur eine richtig<br />
ist – oder die Richtigkeit hängt von weiteren Informationen ab, die man erst erk<strong>und</strong>en<br />
muss.<br />
Die Rolle des Tricksters begegnet uns in vielen alten Erzählungen, Mythen <strong>und</strong><br />
Märchen. In afrikanischen Geschichten begegnet er uns z.B. in der Figur der
23<br />
Spinne, in nordamerikanischen als Kojote. Der Trickster ist derjenige, der in<br />
brenzligen Situationen <strong>und</strong> Krisen Einfallsreichtum beweist, gewitzt ist <strong>und</strong> sich<br />
schlussendlich zu behaupten weiß. Manchmal sind seine Methoden unkonventionell,<br />
moralisch fragwürdig oder gar unverschämt.<br />
Im Spiel „Planet Work” ist er die Figur des Fragenden, der zum Denken <strong>und</strong><br />
Überlegen anregt, weil er nicht von vornherein eine bestimmte Antwort nahe<br />
legt. Sein interessantes, aber seltsames Aussehen erregt vielleicht Misstrauen.<br />
Umso mehr hält er den/die Angesprochene(n) dazu an, scharf nachzudenken.<br />
Man kann sich nicht sicher sein, ob er einen aufs Glatteis führen will oder nicht.<br />
Begegnungen<br />
Die SpielerInnen begegnen in Form von Interviews Personen, die von ihrem<br />
Werdegang <strong>und</strong> ihrem Berufsalltag erzählen. Authentische Gespräche im O-Ton<br />
(bis zu ca. 2 Minuten lang) zeigen wirklich erlebte Berufserfahrung, Emotionen,<br />
Perspektiven, Biographien <strong>und</strong> Entwicklungen auf. Über die rein fachlichen Informationen<br />
hinaus bekommen Mädchen <strong>und</strong> Burschen einen<br />
Impuls, in der Begegnung mit Verwandten, Fre<strong>und</strong>Innen oder anderen im<br />
Berufsleben stehenden Personen ihre Fragen zu formulieren, um an die Informationen<br />
zu kommen, die sie interessieren.<br />
Man kann sie auch dazu motivieren, nach diesen Vorbildern eigene Interviews<br />
aufzunehmen,<br />
oder sich in einen Beruf hineinzudenken <strong>und</strong> ihn wie in einem Rollenspiel<br />
zu beleben <strong>und</strong> aus dieser Perspektive selber ein Interview zu geben.
24<br />
Detektiv-Aufgaben<br />
Das Spiel „Planet Work” will dazu motivieren, selber auf Entdeckungsreise zu<br />
gehen. Junge Menschen begeben sich gerne auf die Suche nach Neuem, Spannendem<br />
<strong>und</strong> wenig Erforschtem. Über die im Spiel gestellten Aufgaben hinaus<br />
bieten sich noch viele weitere Möglichkeiten, diesen „Entdeckerdrang” zu fördern<br />
<strong>und</strong> zu unterstützen:<br />
Kinder gehen auf einen Flohmarkt, zu einem Trödler: altes Werkzeug<br />
entdecken, anfühlen, vergleichen, probieren – <strong>und</strong> ältere Menschen dazu<br />
erzählen lassen …<br />
Interviewfragen ausdenken <strong>und</strong> die richtigen Interviewpartner suchen, kurze<br />
Videoaufzeichnungen machen <strong>und</strong> anderen vorspielen.<br />
Eine Suche nach den ausgefallensten Berufen starten <strong>und</strong> andere Leute<br />
befragen, ob sie wissen, was sie bedeuten (eine Art Quizspiel).<br />
Meistersteine<br />
Die ursprüngliche Idee setzt dort an, Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie<br />
nicht alleine sind (vor allem in diesem Alter). Es gibt eine Kraft, die sie begleitet<br />
<strong>und</strong> ihnen Fähigkeiten zunehmend bewusst macht, die sie <strong>für</strong> die Meisterschaft<br />
ihres eigenen Lebens benötigen. Für dieses Geschenk trägt der Beschenkte<br />
Verantwortung, es nutzbringend <strong>und</strong> verantwortungsvoll einzusetzen. Die Erscheinung<br />
dieser Kraft ist edel <strong>und</strong> von Schönheit geprägt, das berichten Legenden<br />
<strong>und</strong> Mythen.<br />
In den Meistersteinen verborgen sind die so genannten Softskills. Heute<br />
schenkt man diesen tiefer liegenden Fähigkeiten zunehmend mehr Aufmerksamkeit:<br />
Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, kreatives Denken bei Problemlö-
25<br />
sungen etc. Diese Softskills werden heute (wieder) höher bewertet als konkrete<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> erlernte Fertigkeiten, da man sie sich nicht so schnell aneignen<br />
kann, sie aber ihrerseits die beste Vorraussetzung bieten, konkretes Können<br />
rascher zu erlernen. Softskills sind wertvoll <strong>und</strong> entwicklungsfähig <strong>und</strong> in etwa<br />
vergleichbar mit dem klassischen Begriff der Tugenden (Haltungen, die zu einem<br />
gewissen Verhalten veranlassen). In einer sich immer schneller verändernden<br />
Arbeitswelt, in der Flexibilität so gefragt ist wie noch nie, helfen Softskills sich<br />
zurecht zu finden, sich neue Inhalte <strong>und</strong> spezifische Fertigkeiten rasch anzueignen.<br />
Spielvorschlag:<br />
Meistersteine als Kartons in den entsprechenden Farben basteln <strong>und</strong> dann mit<br />
Berufen/Tätigkeitsfeldern füllen, bei welchen die entsprechenden Softskills besonders<br />
gefragt sind.<br />
1. Kreativität (rot)<br />
2. Kommunikationsfähigkeit (grün)<br />
3. Motivation (gelb)<br />
4. Flexibilität <strong>und</strong> Mobilität (blau)<br />
5. Teamgeist <strong>und</strong> Integrationsfähigkeit (orange)<br />
6. Organisationstalent (violett)<br />
7. Entscheidungssicherheit (schwarz)
26<br />
Welche Softskills – über die sieben Meistersteine hinaus – gibt es noch zu<br />
entdecken?<br />
Der Würfel, eine von vielen Metaphern im Spiel<br />
Wir haben viel Kreativität <strong>und</strong> Zeit darauf verwendet, das Spiel so zu gestalten,<br />
dass es Off-Line eine ganze Menge darüber nachzudenken <strong>und</strong> zu erzählen gibt.<br />
Man kann immer wieder Fragen stellen wie: „Warum denkst du, haben die Spielemacher<br />
das so gemacht?“.<br />
Lassen Sie uns das am Beispiel des Würfels darstellen: Der Würfel vereint zwei<br />
Aspekte, denen wir im Leben (<strong>und</strong> natürlich auch im Berufsleben) ständig begegnen.<br />
Der eine ist „Das Vorgegebene“ – der andere „Die eigene Wahl“. Der Würfel/das<br />
Schicksal/die reale Situation liefert uns einen Rahmen, der mal größer,<br />
mal kleiner sein kann. Innerhalb dieses Rahmens haben wir eine persönliche Gestaltungsmöglichkeit.<br />
Ich habe „3“ gewürfelt <strong>und</strong> vier Felder blinken, auf die ich<br />
meinen Spielstein setzen kann. Es kann aber auch sein, dass ich „6“ gewürfelt<br />
habe, aber nur ein Feld blinkt. Wie könnten solche Situationen im realen Leben<br />
aussehen? Soll ich mich darüber beklagen – oder mutig weiterspielen?<br />
Zum Abschluss…<br />
Wir hoffen, dass „Planet Work” nützlich ist, dass es Spaß macht <strong>und</strong> mit dazu<br />
beiträgt, dass Menschen ihren ganz persönlichen Weg zum beruflichen Erfolg<br />
finden. Und wir freuen uns über Feedback!