Stuäien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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163 Kriegstagebuch des Leutnants Ludwig Schulz<br />
die er mit vielen Kanonen besetzt hatte. Der linke und rechte Flügel<br />
wurden bald gedrängt; bald drängte er; bis endlich das Ganze vorrückte<br />
nicht achtend <strong>der</strong> furchtbar sprudelnden Granaten nicht <strong>der</strong> Vaskugeln, nicht<br />
<strong>der</strong> Kardätschen und zerhackten Eisenstücke, die in unzähliger Menge unter<br />
unsre Reihen flogen und Tausende verstümmelten o<strong>der</strong> darnie<strong>der</strong> strekten nicht<br />
achtend des Staubes den <strong>der</strong> Wind uns in die Augen warf- vielleicht um<br />
nicht die weit überlegne Menge des Feindes zu sehen. Schon war es<br />
5 Uhr und unsre Linie war kaum nur noch 80 Schritt vom feindlichen<br />
Geschütz entfernt einige feindliche Kanonen wurden schon verlassen. Jetzt<br />
war die Kriesis, jetzt fielen die meisten Menschen sie stürzten hin wie<br />
Getreide unter <strong>der</strong> Sichel des Mühers; einige unsrer Bataillone fingen<br />
schon an zu wanken, als auf einmal auf unserm rechten Flügel sich ein<br />
unerwarteter Kanonendonner erhob. Unsere Kanonen waren durch die welt<br />
überlegene Anzahl <strong>der</strong> feindlichen Artillerie längst schon fast gänzlich zum<br />
Schweigen gebracht. Eben war die Nussische Schwedische Armee als<br />
Reserve angekommen und wie oic Sache im entscheidenden Augenblick war<br />
wirkte diese eine zu Hülfe geschickte Schwedische Batterie noch ganz trefflich.<br />
Die Schlacht ist total gewonnen; je<strong>der</strong> sucht wie er kann zu fliehen<br />
die Schwedische Kavallerie sucht die Zerstreuten auf; doch wird es dunkel<br />
ehe wir Nnhe finden gänzlich fehlt es an Brot und Wasser. So sehr viele<br />
unsrer Kameraden vermissen wir; ich habe Kra^) und Materne verloren.<br />
Der kleine Nest des Bataillons umarmt sich einzeln. Dann treibt<br />
uns <strong>der</strong> Hunger ins Dorf und wir finden glücklicher Weise noch Stroh<br />
Wasser eine H5uh und ein Schwein. Schnell stehen da zwei Hütten, die<br />
das ganze Bataillon so etwas gegen den Negen schützen; das Vieh ist<br />
geschlachtet und kocht am prasselnden Feucr. Ein Zaun gab uns<br />
treffliches Holz.<br />
Nachtrag znr Echlacht v. Dennewitz d. 6. September l813.<br />
Das Nc Pommerjche Negt., erst später angekommen, focht auf dem<br />
linken Flügel gegen dle Franzosen. Fichte schenkte meinem Bru<strong>der</strong> beim<br />
Abschied ein Buch (Fichtes Glaubenslehre) mit dcr Aufschrift: „Dies gab<br />
ich dir zum Führer." Mein Bru<strong>der</strong> trägt es im Chakot. Die Franzosen<br />
dringen mit Macht gegen den linten Flügel vor, so daß die Ulisrigen<br />
weichen müssen. Die Menschen fallen schrecklich, mein Bru<strong>der</strong> ist deu<br />
Franzosen nahe und in größter Gefahr. Endlich bringt er Soldaten zum<br />
Stehen. „Vorwärts! was jedem beschieden ist, trifft chu doch!" Kaum<br />
gesagt, so dringt eine Kartätschcnkugcl in seinen Chacot, ihm den Kopf zu<br />
') Verlustliste Bagensky E. 153.