Stuäien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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144 Kriegstagebuch des Leutnants Vudwig Schmidt<br />
Auguste Klein mit ihrer frohen Laune ist die Einzige, welche mir interessante<br />
Gespräche führt; über Kunst und Malerei indem sie selbst sehr gnt zeichnet,<br />
doch affektirt sie nicht. Gern spricht sie von ihrem Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Haupt-<br />
mann im österreichischen Dienst ist.<br />
Den 14. Aprill. Die Kompagnie vermehrt sich täglich; doch nicht<br />
sehr vortheilhaft. Unser Stettin liefert nnter an<strong>der</strong>n uns noch Hermann<br />
und Meister. Zu Hause wird die Zeit mit Patronenmachcn vertrieben.<br />
Das du ^s»nr wechselt unter nns O<strong>der</strong>jägern; an dem Tage hatte man<br />
viel zn laufen, Rekruten zn messen, (Held zn holen :c. Die Kompagnie<br />
versammelt sich eincs Tages ans dem Schloß, wo uene Oberjäger gewählt<br />
werden, nnter an<strong>der</strong>n mein Vetter Franz Matthiaft. Täglich gchts nach <strong>der</strong><br />
Hasenheide znr Ucbuug im Schießen nnd im Excrciren.<br />
Den Itt. Aprill. In dieser Zeit wird Spandan beschossen. Eines<br />
Abends bräunte es so hell, daß Berlin davon erleuchtet wurde. Es hieß,<br />
die ^iacht sollte es gestürmt werden. Ich begegne Moellhuscn; er fragt:<br />
willst du mit? Wir gcheu sogleich ab, siud in den Trancheen nnd bivonakkiren<br />
ohne Mäntel; es wird zuletzt doch zu kalt, da wir's uicht gewöhnt sind.<br />
Wir gehen ab. Kaum sind wir bei <strong>der</strong> Mühle von Oranienburg, so hören<br />
wir ein starkes Schießen. Wir halten an um umzukehren; doch <strong>der</strong><br />
Gedanke: wir kommen doch zn spät, führt uns in ein Wirthshans von<br />
Oranienburg, wo wir den Morgen erwarten nns dnrch Kaffee erfrischen<br />
und dann ans <strong>der</strong> Rückfahrt nach Berlin erfahren, daß die Franzosen einen<br />
Allsfall gemacht hatten.<br />
Nach einigen Tagen ging die Stadt über dnrch das in die Luft<br />
Gehen des Pulverlhurmes, wodnrch ein Viertheil <strong>der</strong> Stadt ruinirt nnd eine<br />
starke Bresche in den Wall bewirkte. Dle Berliner Bnrger, die z. T. aus<br />
Neugierde auch bei Spaudau bivouakkirt hatten, waren sehr unwillig, daß<br />
die Besahung zwar ohne Waffen, aber mit allen ihren Sachen znm Feinde<br />
znrncklchrle und gewiß viele sind nicht über die Elbe gekommen. Dell an<strong>der</strong>n<br />
Tag fuhren wir mit <strong>der</strong> Familie nach Spandan nno sahen die Burger weinend<br />
aus den Rninen ihrer Häuser sitzen. Alles ist in Ordnung, Pnlvcrwagen,<br />
Horn ist Doktor, mit allem sind wir versorgt; die Fahrt kann beginnen.<br />
Ungefähr 306 Mann stark rücken wir den l. May ans Berlin aus,<br />
über deu Dacuowschen Platz die Potzdammer Straße entlang znm Thore<br />
hlnans in Parade marchirend. Es wird abgeblasen; die Reihe immer länger.<br />
Anf den Flügelmann wird nicht gesehen, es wird vorbcimarchlrt; <strong>der</strong> Zug<br />
immer langer; einige setzten sich, bei Potzdamm muß an zwei Stunden<br />
bis auf die Vetztcn gewartet werden.<br />
Den 2. May gehl's nach Bclitz.<br />
Den 3. May nach Treuenbriezen. Jetzt fing ich an, die Bürde<br />
zn fühlen <strong>der</strong> Oberjägerwürde. Das Auseinan<strong>der</strong>laufen <strong>der</strong> Kompagnie