Stuäien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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l-42 Kriegstagebuch des Leutnants Ludwig Schulz<br />
gehen zum Burgemeister; doch dort sind die quartiermachenden Unteroffiziere,<br />
welche sich sehr beleidigt suhlen, daß wir mit ihnen nicht zusammen<br />
bleiben wollen. Wir müssen uns abtrollen, gehen verzweifelnd vors Thor.<br />
Siehe da wohnt em Amtmann. Wir gehen zu ihm, uns in einem voll<br />
seinen Miethshäuseru die Nacht zubringen zu lassen. „Sehr gerne will ich<br />
Ihnen in dem Hause eine Stube einräumen. Die 3eutc kouueu für Sie<br />
kocheu. Mittag werden Sie die Güte haben morgen mit mir vorlieb zu<br />
nehmen. Sie köuuen noch mehrere ihrer Kameraden, die schlecht in <strong>der</strong><br />
Stadt plajsirt sind, zu sich nehmen." Dankbar nehmen wir seine Auer-<br />
bictungcn an. Eine frohe Zeit wurde hier vollbracht; plötzlich getrübt<br />
durch einen schwarzen Brief von Hause. Wir wareu Ich, Seegemuud,<br />
Dr. Crausc. Hier zeigte es sich bei mir zum ersteu Male, wie ich meine so<br />
erhabenen Grundsätze so leicht vergesse« hatte. Es war ein schöues<br />
Mädchen im Quartier. Alle versnchteu ihr Heil bei ihr, Scegemund war<br />
<strong>der</strong> Erste. Ich allein war glücklich, weil ich als Unerfahrener zurück-<br />
haltend war; sie führte mich des Abends iu eiusamc Gänge auf dunkle<br />
Zimmer. Ihre Absicht war, ich sollte ihr die Ehe versprechen. Anfangs<br />
hatte ich es als Spatz betrachtet, zuletzt wurde ich verliebt. Wir brachten<br />
halbe Nächte zu, ohue daß ich eigeutlich ihre Ehre verletzte.<br />
Den 20. fängt die Oberjagerwahl an. „Durch welche Kuustgriffe<br />
„(hieß es) man blos; eine Klicke zu Oberjägern gewählt hat, das ist klar;<br />
„kein Sludeut ist gewählt, das töuueu wir nicht dulden. (Es hatte sich<br />
schon längst eine kleine Antipathie zwischen den Studente» uud denen<br />
gebildet, welche stets um den Hauptmann waren, mit ihm Wein uud<br />
Bergemannsches Doppelbier tranken, welche nur Scheines halber zu ihm zu<br />
kommen schienen. Einige hielte mau entfernt von diesen Grundsätzen.)<br />
„Und auch keiner von uns ist gewählt, die wir mit dem Abschied uns<br />
„gestellt haben. Man ließe es uoch gelteu, wenn Jäger gewählt wären, die<br />
„Erfahruug habeu uud von denen man gewiß weiß, daß sie etwas<br />
„gelernt haben."<br />
Seegemund macht einen Aufsatz im Namen Aller und reicht ihn ein<br />
an den ^brist v. Schulz iu Stargardt. Zugleich schlägt er eiue au<strong>der</strong>e<br />
Art <strong>der</strong> Wahl vor.<br />
Deu 2.'!. geschieht die Wahl, wobei den ganzen Tag zugebracht wird.<br />
Ich uud Drein gelangen zu <strong>der</strong> hohen Charge <strong>der</strong> Oberjäger; Gold-<br />
Hammer tritt zurück. Mir macht meine Wahl eine unerwartete Freude;<br />
doch wird nichts geäußert. Nicht lange, so sind die Tressen angeschafft.<br />
Nun wird noch brav excrcirt, meilenweit, und nach <strong>der</strong> Scheibe geschossen.<br />
Von Stargardt her wird eine bessere Kartusch verschrieben, bis wir am<br />
1. Aprill ausrücken. Mir werden noch Äpfel aus dem Quartier sowie<br />
jedesmal, wenns zum Exerciren ging, nachgeschickt; ich soll ja nicht ver-