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Stuäien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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140 Kriegstagebuch des LeutnantsLudwig Schulz<br />

fcldt. Auch ihn suchte ich aus. Sie sehen uns den folgenden Tag auf<br />

großen Bauernwagcn ausfahren, eine wahre Karawane. Unter Inbeln<br />

und Singeu langten wir in (Nrciffeuberg an. Den Ersten, welchen ich<br />

traf, war Wilhelm Hildebrandt, Musquetier. Es wird Quartier<br />

genommen. Mein Wirth ist ein Naschmacher, l) Ein kleines Stübchen<br />

voller Gesellen, die Frau mit jungen Kin<strong>der</strong>n; alles schmutzig, ein kleines<br />

Eckchen am Tisch blieb mir nur vergönnt; doch trieb mich die Hitze bald<br />

wie<strong>der</strong> heraus, Ernst Seegemund, Kumme, Doehling, Kratz :c. Ihr<br />

lieberreden half; ich ließ mich dort engagiren und sogleich aufschreiben.<br />

Den 24. reisten die Nebrigen, welche mit mir gekommen waren, ab,<br />

Wrabow, Haffner, Matthias lc. und ließen sich nachher in Treptow beim<br />

1. Pommerschen Regiment anstellen. Die Nacht schlief ich in einer kleinen<br />

Kammer, worin eine alte Bettstelle, die kaum Platz hatte, worin ein Unter-<br />

bett von Lumpen zusammengeflickt voller Stroh und drüber Lumveu zur<br />

Decke, die einige harte Fe<strong>der</strong>n einschließen. Dies war noch als ein<br />

Vorzug mir vergönnt. Eie hatten mir die Kammer <strong>der</strong> Dienstmagd ein-<br />

geräumt. Sonst müßte die Einquartiruug auf dem Boden mit wenig<br />

Stroh vorlicb nehmen. Zu Mittag wird eiue große Schussel kleiner<br />

Fische und eine an<strong>der</strong>e mit Kartoffeln und einer Viersoße auf den Tisch<br />

gebracht. Ich laß mir einen Teller geben, <strong>der</strong> kaum zu finden war und<br />

nehme vorlieb mit einigen Fischen und Kartoffeln. Zugleich drängen sich<br />

Meister und Gesellen, Weib mit den Kin<strong>der</strong>n anf dem Schoß und ein<br />

etwas größerer Iuuge, in Lumpen gekleidet, gierig an den Tisch. Je<strong>der</strong><br />

holt ein Messer aus <strong>der</strong> Tasche und greift in die Schüssel mit seiner<br />

schwarzen Hand. Die Stube war fast heiß durch die Oefen, welche die<br />

Naschmacher zu ihrer Arbeit gebrauchen, durch die Meuschen und das<br />

Essen. Mir wirö übel, gehe heraus, fmde am Thor Sekgemltlld, gehe mit<br />

ihm vors Thor, ich erzähle ihm mein ^eid, bietet mir an, bei ihm zu ziehen,<br />

wenn es gleich nicht viel besser ist. Wir kaufen uns eine Svickgans und<br />

so kehren wir in sein Quartier zurück. Sein Wirth ist ein Schnei<strong>der</strong>.<br />

Ich briuge meine Sachen dahin und schlafen wir die Nacht zusammen auf<br />

dem Boden in einem tüchtigen Vctt.<br />

Den 25. verbessern wir uns durch ein Quartier beim Stadtmusikus.<br />

Eiue Musikstube auf dem Hofe ist unser eigen; ie<strong>der</strong> hat sein eigen Bett.<br />

Den 27. kommt Bethtc und noch einer zu uns. Jetzt wird auch<br />

das stete Tragen <strong>der</strong> Lebensmittel, Brot, Branntewein, Fleisch, Vinsen ver-<br />

mieden, indem die Wirthin sich verpflichtet, für 18 Pf. pro Mann täglich<br />

das Essen zuzubereiten und das Gemüse selbst zu holeu. Es bildet sich<br />

bald eine lustige Kompagnie.<br />

') Weber.

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