Stuäien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

132 Der Konflikt der „Allgemeinheit" und der Landsmannschaft Pomerania
bezeichnend ist. „Bei der unglaublichen Nascrei dieser Menschen", schreibt
der Beschwerdeführer, „die durch unmäßigen l^ennß des Weins noch
gesteigert wird, und bei der kalten Verachtung aller bestehenden Ordnung . . .
bitte ich in meiner uud aller Freunde der Orduuug Namen, uns gegen
diese Mcmchcu zu schuhen, damit nicht die jugendliche Hike sich durch
mauuigfache Verhöhnungen und Provokationen zu ärgerliche» Auftritten
hinreißen lasse."
.'5. Schon am Nachmittag des IN. Juli hatten sich beim Gastwirt
Neudcl ill Eloeua zwischen deu beiden Parteien ärgerliche Szenen abgespielt.
Tic wären unmöglich gewescu, weuu sich die Pommeru au den wegcu der
^orgäuge in der Nackt vom ltt. zum l9. Iuui über sie verhängten Stadt-
arrcst gelehrt hätten. Ieyt trifft die Hauptschuldigen Stubenarrest uud
Ausschluß vom Konviktorium; bezüglich eiucs nicht Immatrikulierten wird
vom Magistrat baldige Abschiebung aus der Stadt erbeten.
4. Am Abend des 27. Juli kommt es iu der Knopfstraße Zu neuen
Zusammenstößen zwischen den feindlichen Parteien; auf der Seite der
Burschenschafter erscheinen diesmal anch ein Advokat nnd ein Notar. Die
Hauptschuldigen nnter den Pommern erhalten Hausarrest.
Die àrbore, die m (Gegenwart des Nckwrs und des akademischen
Syndikus Eichstedt oder wenigstens eines von chnen abgehalten wurden,
bewegen sich in nnbehilflichcn formen. Namentlich fällt vom heutigen
Standpnutt betrachtet der uulcidliche Schematismus der Fragen auf, die
auch dauu allcu gleichzeitig umgeladenen Zeugen oder Angeschuldigten
vorgelegt werden, wenn bei einem Teil derselben ganz klar ist, daß sie
über den betreffenden umstand nichts aussagen können.
Der Einblick in das studeutische ^cben Greifswalds in jener Zeit,
den man aus deu Aktenstücken gewinnt, ist recht wenig erfreulich; namentlich
iu der Vengnung oder Pennschnng der Wahrheit wird wiederholt sehr
Starkes geleistet. Wenn man auch mit Sicherheit annehmen kann, daß
die kmz beleuchteten Vorgänge die schlimmsten waren, die sich damals m
Orcisowalo ereigneten, so ist doch das Eine ganz klar, daß der Ton und
die ganze Art des Porgehens auch zwischen einander feindlichen studen-
tischen Korporationen heutzutage sich erfreulich von dem damaligen
uuterscheideu. Wenn von Duellen sehr wellig die Rede ist, so erklärt sich
das wohl daraus, daß es sich um Konflikte zwischen Studenten handelt,
die sich gegenseitig in Verruf getan hatten. Der Erfolg von Kannegießers
Maßregeln ^ dahin gehört z. T. auch ein Perbot der Fechtübungeu, mit
Bezug aus welche er in einem seiner Berichte bemerkt, nur geistige Fecht-
ubnngen sollten dell Stndenten gestattet sein — war übrigens durchaus
nicht so entschieden, wie er gehofft halte, und jedenfalls nicht von Dauer.
Zwar der nach Ausweis der Akten