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Gesellschaft für Hommersche Geschichte - Digitalisierte Bestände ...

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ill<br />

H e r a ll s g e g e d e n<br />

von der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Hommersche</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

und Altertumskunde.<br />

Ucue Folge Za»d XVl.<br />

Stettin.<br />

In Kommission bei Leon Saunier.<br />

19l2.


MltisscKb Ituäien.<br />

H c l ^ ll s q e ss e li c n<br />

von de».<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Hommersche</strong> <strong>Geschichte</strong> und<br />

Altertumskunde.<br />

Ilcur Folge Zand XVI.<br />

Stetti«.<br />

"Druck von Herrcke 6 V


Inhaltsverzeichnis.<br />

'iloslcr Äelbncl uln tue Wt'ndedes 10. Jahrhunderts. Von Di'. Walter Paap<br />

m Stctlin 1<br />

I^ic .^olonis»nwnsllUl^l('it dcs Prinzen Monl; uon Anhalt'Dessau in<br />

Pommern 1747-1754. 2 Teil. Von l>,-. Hans Hcsse in Halle. 7b<br />

Die aus der Sladtblbltoii,cl z»l Stettin befindlichen Drucke uon 1500—1550.<br />

('in Venclclmis von Dt. l>li,1. ^ ra n z W eve r 127<br />

Die Kuhm'chc S'nnnilun^ Nn^isäicr ^lltertülner iln Mulellln der Stadt<br />

Stettin Vo,l A. Zludenranch, Konservator am Museum der<br />

Lladt Stettin . 1(53<br />

Ter Bronze D^votpstlnd von (')r. Vcnz, Kr -'l'aua.ard Von u. D i e st,<br />

D in Daucr. . . . . . . 175<br />

181<br />

)l n l a g ^ Hist0Vlschc Nonunisi'lon illl di^ Provinz Pomnlern . . . . 187<br />

Veil asse Uvcr Altertümer und Au^ssraliun^en in Ponnltern imIahre 1911.<br />

V^n Prof. Dl-. Wa lter m Stettin 190<br />

Verzciänüs dc^ Mitglieder. (Januar 1913) 205<br />

Achtzehnter Jahresbericht über die Tätigkeit der Kommission zur ^ljmjchunu,<br />

und Elhaltunq der Denkmäler iu Ponnuern in der Zeit vom<br />

1. Oktober 19N b:o 30. Scpleinl'er 1U12 l<br />

Nedaktlon:<br />

Professor l)r. M. Wehrmanu<br />

iu Stettin.


Uloster Pelbuck<br />

um öle Wende des Ili. Aahrhunderts.<br />

Dr. Walter Daap<br />

Hteltin,


.<br />

Einleitung.<br />

Als 1479 der Pommernherzog Vogislaw X. Pommern/) das vor<br />

ihm in mehrere Teile zerlegt war, vereinigte, schuf er die Grundlage<br />

<strong>für</strong> eine erfolgreiche innere Politik, in erster Linie gesunde Finanzen.')<br />

Er mußte sich in dieser Hinsicht auf eigene Füße stellen, ehe er daran<br />

gehen konnte, die Sondergewalten in seinem ^ande unter seine Gewalt<br />

zu bringen. Den Trotz des Adels und der Städte brach er zum größten<br />

Teils) — Stralsuuds uud Stettins Huldigung erhielt er erst nach<br />

längerer Zeit. Auch auf die Besehung des Bistums Cammin gewann<br />

er maßgebenden Einfluß/) Endlich verstand er es, die Klöster^) und<br />

die niedere Geistlichkeit mehr und mehr von sich abhängig zu machen.<br />

Die Erfolge Bogislaws iu der Klofterpolitit find erstaunlich. Er<br />

machte sich dell Reichtum der Klöster zu Nutze dadurch, daß er sie zu<br />

allgemeinen Steuern heranzog und sie zur Ablösuug des Ablagers veranlaßte,<br />

die ihm gegenüber den Klöstern großen Vorteil brachte. Der<br />

Iohanniterordeu wurde verpflichtet, mit ieiuen pommerscheu Lehen Dienst<br />

zu tun wie das übrige Land; da<strong>für</strong> übernahm der Herzog den Schutz<br />

dieser Besitzungen.") Der Herzog handelte natürlich auch in seinem<br />

Interesse, weuu er darauf drang, daß die Kloster durch fremde Machthaber<br />

in ihrem Besitz nicht geschmälert wurden. ') Auch iu die inueren Angelegenheiten<br />

der Klöster mischte er sich ein. 1517 setzte er dem Kloster Marieutron<br />

vor Rügenwalde einen Schaffer, weil er von glaubwürdigen beuten<br />

gehört habe, ihr alter Lchaffer sei untauglich und bringe dem Kloster<br />

') M. Wehrmann: Gesch. v. Pommern I, S. 231.<br />

') M. Wehrmann: a. a. O. 1, S. 236 f.<br />

") M. Wehrmann: a. a. O. I, S. 242 f.<br />

^) E. Nütow: Die Stellung des Stifts Cammin zum Herzogtum Pommern.<br />

Balt. Stud. N.st. XIV, S. 114 ff.<br />

") Klöster und geistl. Stiftungen gab es bei der Einführung der Reformation 45,<br />

die ungefähr '/« des ganzen Grundbesitzes im Herzogtum Pommern innr hatten.<br />

lC. I. Fuchs: Untergang des Bauernstandes in Pommern S. 65.)<br />

") Dähnert: Samml. v. rüg.'pomm. Landesurt. S. I, 913 f.<br />

') Am 14. Mai 1506 verlangte Bogislaw von Abt Heinrich v. Neuenkamv<br />

ein Verzeichnis der Kloitergüter, die in der Fehde zwischen seinem Großvater<br />

Wratislaw und den Herrn von Mecklenburg genommen und bisher vorenthalten<br />

sind (Wolg. Archiv T. 26 Nr. 3 vnl. l, lol. 305 im K. St. U. St.)<br />

1*


Schaden. Als sich dann herausstellte, daß der alle Schaffer doch tanglich<br />

sei, gestattete er dem Kloster, ihn zu behalten.') Be, den Streitigkeiten<br />

des Klosters Vutow mit der Stadt Nugenwalde^l riefen ihn beide<br />

Parteieu zum Nichter an. 1493 entschied er Grenz- und Ziusangelegeuheiten<br />

zugunsten der Stadt. Als das Kloster, das starl verschuldet war,<br />

Handel durch seine Leute trieb, um die Schuldeulast zu verringern, klagte<br />

Nugenwalde beim Herzog, der am 2. Inli 15)05 entschied: Das Kloster<br />

sei nicht zum weltliche» Handel fundiert; es solle ihn bei 1000 Gnlden<br />

Strafe unterlassen, aber seine landwirtschaftlichen Erzeugnisse verkaufen<br />

und zu eigener Notdurft Waren einkaufen. Diese Beispiele zeigen, wie<br />

groß der Einfluß des Herzogs allmählich auf die Klöster wurde. So<br />

stauben denn auch 1519 beim Koadjutorenstreit (s. uuten S. 50) die<br />

Äbte von Neuenkamp, Kolbatz, Belbuck, Pudagla, Stolp auf feiten des<br />

Herzogs und seines Kandidaten, Erasmus von Mauteuffel.^) Kurz vor<br />

seinem Tode konnte er es wagen, ohne weiteres die reichen Güter des<br />

Klosters Belbuck mit Beschlag zn belegen und aus ihnen ein herzogliches<br />

Amt zu machen.*) Den Besitz anderer Klöster einzuzieheu, überliest er<br />

seiueu Nachfolgern, denen er so stark vorgearbeitet hatte.<br />

Die Klosterpolitik Bogislaws, der Wechsel vom Kloster zum Amt<br />

in wirtschaftlicher Beziehung und in der Stelluug der Hintersassen kann<br />

man an keinem Kloster besser studiereu als au dem, das zuerst in Pommern<br />

mit der Reformation in Berührung kam nud darüber Hab und Gut verlor,<br />

an Velbuck. Sehr gute Dienste leistet zur Aufklärung dieser Tatsachen<br />

und Zustäudc das sogeuauute Belbucker Gerichtsbuch.") Das Äelbucker<br />

Gerichtsbuch — im folgenden abgekürzt B. G. V. — ist ein<br />

Papierkodex, der aus 275 Blättern besteht, wobei eingelegte Zettel<br />

uud eine Anzahl unbeschriebener Blatter mitgewählt sind — es sind<br />

134 Seiten. Es enthält Aufzeichnungen über gerichtliche und notarielle<br />

Akte. Den Grundstock machen die Verhandlungen vor dem Abt oder<br />

Hauptmann aus, die Streitigkeiten zwischen Hintersassen nnd Vergehen<br />

der Klosterleute zum Gegenstand haben. Es wird über Zänkereien,<br />

Schlägereien, Erbsachcn, Zehnfachen, Geld- und Grundstücksangclegenheiten<br />

verhandelt. Die Zwistigkeiten werden meist durch Vertrag uud gütliche<br />

Einigung beigelegt. Die Beweisstücke — alte Verträge, Rechnungen tt.—<br />

sind den Aktenstücken beigefügt. Diese Protokolle nehmen die Blätter<br />

1—55, 64v, 65, 101 — 109, 125—138v, 137 bis Schluß eiu.<br />

') K. St. A. St.: Bohlensche Sammlung b, S. 24.<br />

2) Böhmer: Gesch. der Stadt Rügenwalde S. 48.<br />

2) Graebert: Erasmus v. Manteuffel (histor. Stud. 37), S. 1b ff.<br />

"j M. Wehrmann: a. a. O. II S. 18.<br />

") K. St. A. St.: Stettins Archiv: l'ara 1, Titel 118 Nr. 1.


Die übrigbleibenden StUcke des B. G. B. haben folgenden Inhalt:<br />

5'l. 5»—6l.l) Hopfen- und Wiesenpachtregister des Klosters von<br />

1509 über die Hopfengärten, die auf dem Lehmberg, hinter dem<br />

St. Georgshospital und beim Gafthause — und über die Wiesen, die auf<br />

dem ^ehmberge und hinter St. Georgen liegen. Daran schließen sich<br />

Auflassungen an über Wiesen und Gärten in diesen genannten Gebieten,<br />

bis kl. 65v aus der Klosterzeit, bis kl. 67v aus der Amtszeit 1539.<br />

toi. 68: iwßiytrum


6<br />

Das Buch ist eingebunden in eine Pergamentsurkunde, von der<br />

eine Ausfertigung sich im Kömgl. Staatsarchiv in Stettin als Belbucker<br />

Urkunde Nr. 26 — vom 10. April 1504 — findet. Es ist aus<br />

mehreren Abschnitten zusammengesetzt, nach 1557 gebunden und mit der<br />

Aufschrift versehen: „Äelbuckische Gerichtsbuch, darin Vorlassungen,<br />

Orundpechte, itsin praspoNwr zur Stolpe."<br />

Die Aufzeichuungen fallen in die Jahre 1474—1557, seit 1474<br />

fast fortlaufend bis 1517 und von 1533—1539. Aus der Zwischenzeit —<br />

1517—1533 — uud aus den Iahreu 1539—15)57 sind nur spärliche<br />

Notizen vorhanden.<br />

Danach zerfällt das B. G. B. in zwei Hauptteile. Der zweite<br />

Teil ist mit Ausnahme der eingelegten Zettel von einer Hand, der des<br />

Nentmeisters Johannes Vrese geschrieben. Im ersten Teil kann eine<br />

ganze Reihe von Schreibern erkannt werden. Es werden als solche<br />

genannt:<br />

Ksmlwlä Nißsman 1. Mai 1477 bis 8. August 1491,<br />

81üwr 1480 bis ft. Mai 1483,<br />

38. Februar 1499 bis 6. Februar 1504,<br />

«oryvsr 11. Oktober 1506 bis 10. März 1512,<br />

Kursks 25. August 151s bis 22. November 1517,<br />

VuSenliasssn 2^. März 1514, 13. Januar bis<br />

19. August 1516,<br />

knopks 10. März 1514 bis 13. Mai 1517,<br />

^Voliin 10. Oktober 1514 bis 9. Oktober 1517,<br />

Horns 38. August 1527,<br />

Vl656 32. August 1540 bis 1. September 1557.<br />

Die Aufzeichnungen sind teils in lateinischer teils in niederdeutscher<br />

Sprache abgefaßt. In dem Buche finden sich unter anderem auch<br />

Protokolle, die in der Kladde hingeworfen, ausgestrichen und dann ins<br />

Reine geschrieben sind.<br />

lol. 129—136 enthalten 13 Urkunden.<br />

1. Vom 14. Februar 1320--P.U.B. V, Nr. 3333.<br />

2. Vom 29. Januar 1346: lettera capitali camsrarii<br />

4 mkM8i8 in 6ar80n.<br />

3.2) 1363: ^lia littera 8upsr si86sm mannn.<br />

4.') Vom 25. Februar t508: Intera 1uo6 (?rumm6ndu82ii<br />

l) Die Urkunden 1—3 sind nach alten Urkunden durch Caspar Scryver<br />

abgeschrieben.<br />

") Urkunde 4--K. St. A. St.: Mscr. 1, 42 Nr. 40. 62.


5. 150«: Belbuck verkauft den Verwesern der gemeinen Vikarien<br />

in Treptow 3l M. Rente in Zedlin auf 100 Guld. - 300 M. snnd. Kap.<br />

6. Vom 13. Dezember 1508: Belbuck verkauft deu Vorstehern der<br />

Marienkirche und Patronen der Vikarien in Treptow 10,5 M. Nente<br />

in Zedlin auf 150 M. Kapital.<br />

7. Vom 1. August 1509: lettera I^ues Onimnwnkii86n a<br />

8. Vom 25. Juli 1509: Belbuck verkauft dem Ratsherrn<br />

Hans Schnlz in Neu-Treptow 18 M. Neute iu Zimdarse auf 100 Guld.<br />

Kapital.<br />

9. und 10. Vom Mai 1511: Hi-kuncis ä?8 ^Vl^3<br />

super vi!lam 8vmslkr56.<br />

11. Vom 18. Dezember 1511: lettera, monialium in<br />

12. Vom 11. November 1514: lettera oon8u!atu8 ac 60m.<br />

orummynliuä 8uper villn. 6IkN8.<br />

13.^) Iwm un«, uli» litters. eiugäem Wn0ri8 et d^t«, etiam<br />

in l^icta. villa 0Ian8.<br />

Wenn im folgenden das Leben und Treiben geschildert werden soll,<br />

wie es sich in und nm Belbuck und seinen Filialklöstern um die Wende<br />

des 16. Jahrhunderts abgespielt hat, so müssen zur Ergänzung noch andere<br />

archivalische Quellen und Darstellungen herangezogen werden. Für die<br />

meisten Gebiete wird aber das B. O. O. recht bedeutende Beiträge liefern.<br />

l) K. Et. A. St.: Mscr. I, 42 Nr. 37 findet sich eine genaue deutsche<br />

Ausführung der Urkunde 1A.


1. Abschnitt.<br />

Das Kloster Delbuck.<br />

Kapitel 1.<br />

Die H?ertinentien des Alsllers.<br />

ß 1. Die Eigentumsdörfer.<br />

Das Kloster Velbuck lag 1 km nordwestlich von Treptow a. d. Rega<br />

auf dem Hügel, den eine alte Kultstätte des Bialbog, des wendischen<br />

Lichtgottes, eingenommen hatte. Heute liegt auf diesem Hügel das kümmerliche<br />

Dorf Belbuck. Das Kloster wurde nach 1178 gegründet/)<br />

dann vor 1183 verlassen und 1208*) mit Prämonstratensern aus<br />

Mariengarten in Friesland beseht. Mit diesem Zeitpunkte traten dauernde<br />

Zustände ein, bis die große Reformation dem Kloster ein Ende machte.<br />

Belbuck hatte nach dem B. G. A. keine bedeutende Eigenwirtschaft. Neim<br />

Kloster selbst war ein Wirtschaftshof gelegen zum Unterhalt der Klosterinsassen;<br />

über den Umfang dieser Wirtschaft sind wir indes nicht unterrichtet.<br />

Sehr bedeutend waren dagegen die Besitzungen (Liegenschaften,<br />

Güter) des Klosters. Velbuck war im ersten Jahrhundert nach seiner<br />

Wiedererrichtung 1208, von kirchenfreundlichen Gliedern des Herzogshauses<br />

aufs reichlichste bedacht. Diese Schentungsperiode wurde im<br />

wesentlichen abgeschlossen durch die Urkunde von 12U9/) in der die<br />

Güterschenkungen, die bis dahin erfolgt waren, zusammengefaßt sind.<br />

In diesem Schriftstück finden wir die <strong>für</strong> das Kloster so bedeutsamen<br />

Urkunden von 1308, vom 7. Juli 1224^) und vom 31. Mai 1240")<br />

aufgeführt. Die Güter, die in der Urkunde von 11. April 1269 aufgezählt<br />

sind, gehörten, soweit sie angebaut waren, um die Wende des<br />

l) Mit dem Kloster Belbuck haben sich gelegentlich beschäftigt Brummer,<br />

Balt. Stud. II, 1; Wiesener, Gesch. der christlichen Kirche in Pommern, S. 225 ff.<br />

340 und Haut, Kirchengesch. Deutschlands IV, Z. 981. Außerdem finden sich über<br />

diesen Gegenstand Ausführungen im Pommerschen Urkundenbuch sP. U. B.) : I, S. 58.<br />

') P. U. N. I, S. 112.<br />

«) P. U. B. II, S. 209.<br />

) P. U. B. I, S. 306.


Il) Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

16. Jahrhunderts großenteils zum Besitz des Klosters Belbuck. Das<br />

B. G. V. nennt folgende Klosterdörfer: Arnsberg, Nchttow, Darsow, Deep,<br />

Drenow, Hoheudrosedow, Olanse, Gummin, Gützlaffshagen, Hagenow,<br />

Holm, Kamp, Küssill, ^angenhagen, Lewchow, Meiersberg, Naugard, Neuhof,<br />

Robe, Nega, Schruptow, Suckow, Triebs, Wacholzhagen, Voigtshagen,<br />

Wustrow, Hamow, (^roß-Zapplin, Klein-Zapplin, Zarbeu, Zedliu, Zlmdarse.<br />

Von diesen Dörfern waren l369 nicht genannt, also nach 1369<br />

zu dem Klosterbesitz hinzugekommen: Arnsberg,^) Deep,') Drenow/)<br />

Gühlaffshagen,^) Hagenow,') Holm,«) Kamp/) Küssin/) kangenhagen,")<br />

Meyersberg/) Naugard/) Neuhof,') Robe/) Nega/) Schruptow/)<br />

Wacholzhagen/) Voigtshagen/) M'oß-Zapplin, Klein-Zapplin>, Zedlin/)<br />

Von den 1369 erwähnten Eigcntumsdörferu, werden folgende<br />

nicht mehr im B.G.B, genannt: Kloetikow/) Betsin,') Dargislaff,<br />

Molstow, Streckentin/) Iarchow, Gervin/) Baldetow, Prust, Schwebt,<br />

Krechhusen,s) Treptow,^) Streskow,^) Sternin, Neselkow, ^estin,<br />

Kienow/) Strelow.<br />

') Mit der geschichtlichen Entwicklung der Dörfer Deep, Kamp, Naugard,<br />

Nega beschäftigt sich A. Heintze in seinem Aufsah „Der Hafenort Regami'mde", abgedruckt<br />

in Balt. Studien 18. lRega wird inl B. G. B. lol. 7v und 101V <strong>für</strong> 1509<br />

und 15)!5 erwähnt, Deep wird im B. G. B. aus der Anltszeit, frühestens 1534 erwähnt.)<br />

^) Hagenow, Vcmgendagen, Neuhof, Robe werden nach A. Heinye, Gesch.<br />

der Stadt Treptow a. R., S. 53, I.'NO zuerst aufgeführt: Holm war nach Heinhe<br />

127? ein Hügel, 1285 ein Vorwert.<br />

") Gühlaffshagen wurde 1407 vom Domkapitel in Cammin an Belbuck<br />

verkauft (siehe ^. 40).<br />

^) 1467 kam das Kloster durch den Gütertausch mit den Wacholz in den<br />

Besitz der Dörfer Küssin, Mryersberg, Hohendrosedow, Schruptow, Voigtshagen,<br />

Wacholzhagen, gedlin. (Urkunden drs Klosters Belbuck Nr. 17—19 und 28;<br />

A. Heiutze, Gesch. del Stadt Treptow a. R, S. 112f; Balt. Stud. II, 1, S. 19 f.)<br />

Diese Dörfer scheinen die Wacholz von Belbuck zu ^'ehen getragen zu haben<br />

(Hohendrosedow wird z. B. 1269 als Klosterdorf erwähnt). Durch diesen Gütertausch<br />

wurden sie Eigentumsdörfer. (A. Heintze: a. a. O. S. 55 f.)<br />

") Wann Arnsberg und Drenow zu Belbuck gekommen sind, habe ich nicht<br />

auffinden können.<br />

«) Kloetikow wurde 1480 der Stadt Treptow zu 5'ehen gegeben (Balt. Stud. II,<br />

1 S. 25: K. St. A. St.: Mscr. 1, 41 Nr. 52).<br />

') Ein Teil des Dorfes Betsin kam 1285, der Rest 1337 an Treptow<br />

sA. Heintze: a. a. O. S. 8 u. 23).<br />

«) Die Dörfer Treptow, Krechhusen, Streskow wurden vereinigt zur Stadt<br />

Treptow: 1277 wurde sie mit deutschem Necht begabt. Zunächst war die Stadt<br />

von Belbuck noch abhängig, 1309 wurde sie unabhängig. (Hcinhe: a. a. O. S. 4,<br />

7 und 23.)<br />

") Wann Belbuck die Dörfer Streckentin, Gervin, Kienow aufgegeben hat,<br />

war nicht zu ermitteln.<br />

Wegen der übngen angeführten Dörfer siehe den Abschnitt über die Lehns«<br />

leute des Klosters!


Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts. 11<br />

ß 2. Die Lehnsleute des Klosters.<br />

Einen großen Teil der Güter, die Belbuck besessen hatte, finden<br />

wir gegen Ausgang des Mittelalters in den Händen des umwohnenden<br />

Adels, dem sie zu ^ehen gegeben waren.<br />

l) Die bedeutendsten Vehnsträger des Klosters waren:<br />

1. Tie Manteufsel. ') Sie hatten vom alten Klosterbesitz diese<br />

Güter inne: Roman, ^estin. Neselkow. Sternin, Baldekow, Prust,<br />

Droiedow, Strelow.<br />

2. Die Wacholz. Sie hatten im Oütertausch von 1407 von<br />

Belbnck erhallen: ") Schwebt, V?olstow, Iarchow, Oberschlag, Dargislaff.<br />

ii. Die Karnitz:*) Sie hatten vom alten Klosterbesitz inne: Karniy.<br />

Vühelfitz, Stuchow, Dresow z. T.<br />

Die Woedtkc und Osten waren auch mit einem Teil ihrer Güter<br />

Lehnsträger Aelbucks.<br />

Am w. April 152'^ wurde Bernth von der Osten durch den Abt<br />

von Belbuck von neuem mit einem Teil von Dresow, mit einem Teil<br />

von Neselkow und mit Einkünften aus dem Kruge von Naman belehnt.<br />

Zngleich wurde Ewald v. d. Osten mit Naduhn wieder belehnt und ihm<br />

die Belehnung mit einem Teil von Groß-Zapplin, die durch Abt Stanislans<br />

geschehen war, bestätigt.") Die Woedtkc waren mit einem Teil von<br />

Groß-Zapplin Lehnsleute Belbucks.<br />

Kapitel 2.<br />

Die Mtalkloster Vlelöucks.<br />

ß 1. Das Nonnenkloster Treptow.<br />

Unter Belbucks Oberhoheit standen noch zwei ssilialklöster, die<br />

Nonnenklöster in Treptow a. N. und in Stolp. Am 7. Juli 1224°)<br />

überwies die Herzogin Anastasia von Pommern, die Witwe des Herzogs<br />

Vogislaws I. (115>t',—11N7),') dem Kloster Belbuck, das ans ihre Ver-<br />

l) Zu diesem Abschnitt sind auch die bezüglichen historischen Bemerkungen<br />

aus Brüggemann: Ausfichrl. Beschreibung von Pommern, und Berghaus: Handbuch<br />

von Pommern, zu vergleichen.<br />

') Wilke Manteuffel in Drosedow findet sich als Lehnsmann Belbucks im<br />

B. G. B., toi. 33v, envähnt.<br />

") Über den Gütertausch Belbucks mit den Wacholz siebe vor. S. Anm. 4.<br />

4) Nblmiussus äe ^2init2 wird l4ft2 va^aliu» von Velbuck genannt. B. (iö. B.<br />

sol. 126v.<br />

') K. St. A. Et.: Lehnsarchiv Titel 14 Sekt. 2 Nr. 31.<br />

«> P. U. B. I, S. 166.<br />

') M. Wehrmann: ü. a. O. I, S. 80.


12 Kloster Nelbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

anlassung 1208 l) neu besiedelt war, die Vurg Treptow und 26 Dörfer<br />

— 21 davon liegen in der Treptower Gegend — und zwei Salzkoten mit<br />

acht Salzpfannen auf dem Salzberg zu Kolberg; die Dörfer gehörten<br />

zu ihrem Leibgcdinge. Da<strong>für</strong> übernahm der Abt von Belbuck die Verpflichtung,<br />

iu der Vurg Treptow ein Kloster mit Nonnen des Prämonstratenserordens<br />

zu gründen, zu ordneil und zu uurerhalten. Drr Wunsch<br />

der Herzogin, das Kloster iu der Burg Treptow augelegt zu scheu,<br />

erfüllte sich nicht. Denn die Herzoge waren nicht zu bewegen, die Burg<br />

<strong>für</strong> ein Kloster einrichten zu lasseu, da die wenige» Burgen im ^ande<br />

zum Schutz und zur Sicherheit ihrer Herrschaft uuentbehrlich waren.<br />

(G. Wiuter: Prämoustrateuser im nördlicheu Deutschland. S. 222.)<br />

Deswegen wurde das Kloster an einem andern Ort angelegt, südöstlich<br />

von Treptow, bei der Kirche von Wischow, das 1180 bereits ein wüster<br />

Ort genannt wird,*) nur die Kirche war erhalten geblieben. Dieser<br />

Umstand war vielleicht der Gruud, daß das Kloster hier angelegt wurde.<br />

1224 war das Kloster fundiert, bis zur Eröffnung bedurfte es aber<br />

noch längerer Zeit, um die notwendigen Baulichkeiten Herstelleu zu können.<br />

Durch die Urkunde vom 12. Oktober 1227«) wird das Kloster bestätigt<br />

und erklärt, daß es im Bau begriffeu sei. Aber es vergingen noch<br />

acht Jahre, ehe es bezogen werden konntet) Bei der Wiedcrbesctzung<br />

Velbucks (l208) wurden Prämonftratenser aus dem Kloster Marieugarteu<br />

in Friesland herbeigezogen (vergl. S. ^), es ist somit erklärlich,<br />

daß man sich zur Besetzung des Nonnenklosters wieder nach Friesland<br />

wandte. Im Auftrage der Herzogin Anastasia begab sich Abt Otto<br />

von Äclbuck 1235 nach Friesland zum Abt Sibrand von Mariengarten,<br />

als die Vorbereitungen in Wischow so weit gediehen waren, daß das<br />

Kloster bezogen werden konnte. Abt Sibrand führte ihn zum Schwesterkloster<br />

Bethlehem. Auf die Frage Sibrands, ob sie mit dem Ordens-<br />

')P.U.B.I, S. 112.<br />

') P. U. V. I, S. 58.<br />

') P. U. V. 1, S. 139.<br />

4) P. U. B. I, S. 237. Klempin gibt im Anschluß an die Urkunde von 1235<br />

einen Bericht über die Gründung und Errichtung des Klosters Mariendusch nach<br />

äibrauä I^o^kromog. addatnm darti 3t.Uarie, 1575. Dagegen weist M.Wehrmann<br />

(Monatsbl. 12, S. 55) auf einen fast zeitgenössischen Bericht hin: (?63t^ addatum<br />

bordi 3t. Claris (Hl. (5.K.3.8. XXIII,573-608). Der Bericht ist weit zuverlässiger<br />

als Zibranä I^eo. 8ibranä gibt an, daß 1:?42 die Zahl der Nonnen 50 betrogen<br />

habe; die Angabe ist sicher übertrieben, die (565ta ei wähnen ruchts davon. Eie<br />

widerlegen auch die Ansicht, daß Anastasia den Schleier genommen habe: eap.12<br />

heißt es: sie sei bei den Nonnen im Kloster ein« und ausgegangen iu<br />

llllditn et propria expousa, oMm sidi ex suo äoti^itju i esel v^vsl-^<br />

aap. 10 schildert die Herbeiführung der Nonnen, eap. 14 erwähnt die Namen<br />

der ersten Nonnen.


Kloster Vllbnck um die Wende des 16. Jahrhunderts. 13<br />

bruder nach Pommern gehen wollten, erklärten sich die Nonnen bereit.<br />

Zehn wnrdcn ausgewählt, die z. T. mit Belbucker Mönchen in verwandtschaftlichen<br />

Beziehungen standen. Sie reisten mit Abt Otto nach<br />

Hamburg, von dort zn Schiff nach Belbnck. Die Herzogin nahm sie<br />

freudig ans, nnd das Kloster, das den Namen Marienbusch (rubu8<br />

3t. Clarino) führen sollte, wurde bezogen. Anastasia nahm selbst nicht<br />

den Schleier, ging aber viel bei den Nonnen ein und ans und verfolgte<br />

die Entwicklung ihrer Gründung mit großem Interesse. Das Kloster<br />

bestand nur 50 Jahre in Wischow; als Treptow Stadtrecht erhielt, wurde<br />

es in die Stadt verlegt (zwischen 1285^) und 12ft7'> und zwar in die<br />

Burg, welche in der Nähe der Nikolaikirche lag. Nach dieser erhielt das<br />

Kloster auch seinen Namen, nnd die Nikolaikirche wurde die Klosterkirche.<br />

l


14 Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

wurde, behielten die Nonnen ihre Hebungen aus dieser Ortschaft. Die<br />

übrigen Liegenschaften :c. wurden zu Belbucks Besitz bis zur Einziehnng<br />

des belbuckschen Güterbestandes gerechnet. Alle Verhandlungen wegen der<br />

Güter, die tue Nonnen denutzten, wnrden oom Abt in Nelbnck geführt.<br />

Die weltlichen Geschäfte im Nonnenkloster führte ein Propst, der<br />

wohl in der Regel aus der Reihe der Kanoniker in Belbuck entnommen<br />

wurde. Der Propst hatte auch alles Voll im Kloster unter seinem<br />

Regiment, versorgte sie mit Vohn, Speise und anderer Notdurft.^) Er<br />

wurde scharf kontrolliert, mußte den Nonnen Rechenschaft ablegen und<br />

einigen angesehenen Männern, die ihre Berater waren.") Wichtigere<br />

Anordnungen, z. B. Geldleihen/) durfte er nur im Einverständnis mit<br />

den Nonnen vornehmen. Für alle Geschäfte, auch die unbedeutendsten,<br />

war die Genehmigung des Abtes von Äelbuck erforderlich.^) Bezeichnend<br />

<strong>für</strong> das Verhältnis Belbncks zum Nonnenkloster in Treptow ist die<br />

Urkunde vom 11. November 1521:°) Der Iungfrcmenpropst erklärt,<br />

daß er mit Erlaubnis seiner Herren nnd Prälaten, des Abtes, Priors,<br />

Kellners und des ganzen Konvents in Velbuck, auch mit Bewilligung<br />

der Priorin und Unterpriorin, die beide Mantcuffel heißen, uud des<br />

ganzen Nonnenkonvents Anna v. d. Osten, der Witwe eines Maes<br />

Troyen, 12 M. Rente aus Lewetzow <strong>für</strong> 200 Vi. Kapital vertauft<br />

habe. Der Abt von Belbuck als Oberherr des Klosters, wie er sich<br />

selbst nennt, stellt die Urkunde aus.<br />

Eiueu kleinen Überblick über die gesamte finanzielle Lage des Klosters<br />

bieten uus die Rechnungslegungen der Pröpste, zu denen sie alljährlich<br />

verpflichtet waren; sie sind uns <strong>für</strong> eine Reihe von Jahren aus dem<br />

Ende des 15. und Anfang des 16. Iahrhnnderts im V. G. A. erhalten. °)<br />

1475 — 1479 betrugen die Einnahmen durchschnittlich 920 M. (wahrscheinlich<br />

Mart Fintenaugen; 4 M. Fmkenaugen «- 3 Mark sundischj,<br />

die laufenden Ausgaben standen mit den Einnahmen ungefähr gleich; das<br />

Kloster war aber mit schulden erheblich bedrückt, denen nicht immer<br />

ein gleiches „m rsoompeu^in" gegenüberstand. 1479 versprach aber<br />

der Propst: Kens velie exnolvers in wto cieditn. 8Uper intm-uin mmum.<br />

14^1 ') waren die Einnahmen gleich den Ausgaben, nämlich 1500 M. —<br />

Der Propst versprach, Schulden abzahleu zu wollen. I4ft2 und 1457<br />

') Stett. Arch.: ?«.l-8 I, Titel 113 Nr. 1 Anhang.<br />

') Stett. Arch.: I>gr8 I, Titel 113 Nr. 1 Andang.<br />

') B. G. B. toi. 135V, Mscr. 1, 42 Nr. 35 -- Etett. Arch.: ?i,r» I,<br />

Titel 113 Nr. 5, lol. 56 im K. St. A. St.<br />


Kloster Belbuck um die Wende des Itt. Jahrhunderts. 15<br />

betrugen die Einnahmen gegen 1000 M.; es waren aber wieder bedeutende<br />

Schulden gemacht: 130 M. (14fts), 200 M. (1487). Diese Schulden<br />

wurden aber durch ausreichende Reserven gedeckt. *) 1490 trat ein<br />

neuer Propst eiu; wir erfahren, daß sein Vorgänger 1061 M. Schulden<br />

hinterlassen hatte, von denen er 656 M. bezahlte. 1491 war der Etat<br />

wesentlich geringer; die Einnahmen betrugen 632 M., die Ausgaben<br />

539 M.; an alten Schulden waren geblieben 350 M., neu hinzugekommen<br />

waren 191 M. Die nächste Rechenschaft wurde am<br />

19. Juli 1508 <strong>für</strong> das Jahr 1507 abgelegt. Die Einnahmen betrugen<br />

516 M. ^ 4 Schill., die Ausgaben 614 M. — 4 Schill. Es bestanden<br />

Schulde« aus seiner Amtsführung und der seiner Vorgänger: 500 M.,<br />

von denen er 200 M. zu zahlen übernahm, die übrigen 300 übernahm<br />

sein Nachfolger. Außer diesen kurzen Notizen haben wir eine ausführlichere,<br />

die letzte im B. G. B.. vom 18. Februar 1511 <strong>für</strong> das Jahr 1510:<br />

De percepii» et. expo8itt8 8udlevavit eoäem anno 1510 in pkotiu et<br />

a1ii3 »tt.inentii3 43 U. ^ 250 U. et eoäom anno ex inolenäino<br />

259 U. nerospit et lovavit. In exp08lti8 vero coczuink 8U6 753 U.<br />

antiyue et in l-e8


IN KloNer Velbuck um die Wende des 1«. Jahrhunderts.<br />

8 2. Das Nonnenkloster in Stolp.*)<br />

Dic andere Filiale Belbncks war das Nonnenkloster in Stolp.<br />

1227') tritt dic erste Nachricht über Äeziehnngen des Klosters Velbuck<br />

zur Stolper Gegend ans. In diesem Jahre wurde von Äarnim 1. dem<br />

Nonnenkloster Marienbusch (d. h. Velbnck) das Dorf Nesckow im Lande<br />

Stolp in Hinterpommern geschenkt. Diese Beziehungen waren wohl der<br />

Anlaß, daß 1281,*) als Mestwin II., Herzog von Pomerellen, das<br />

Nonnenkloster in Stolp fundierte, der Gründer den Abt von Belbnck,<br />

dem ja ein Nonnenkloster zur Abzweigung von Nonnen an ein neues<br />

Kloster zur Verfügung stand, zur Anlage dieses Klosters aufforderte.<br />

Auffallend ist der gleiche Name der Klöster, sie wurde» nach der Kirche<br />

benannt, neben der sie angelegt wurdeu — St. Nikolai.") Mehrere<br />

Urkunden^) aus der Zeit, die der Grüudnng unmittelbar folgte, meist<br />

noch unter Mestwin II., führen eine Anzahl Dörfer auf, die dem Kloster<br />

verliehen wnrden. Manche Orte scheinen nicht angebant gewesen zu<br />

sein; ihr Besitz wnrde dann garnicht angetreten, manche hatte das Kloster<br />

wohl wieder verloren. Wir sind nicht imstande, die Veränderungen im<br />

Besitzstände des Klosters genau zu verfolgen. Die erste Zusammenstellung<br />

der Klosterdörfer finden wir im Ä. G. V. in „Ii.6ßi8t.rum prys>08it.ur6<br />

rnonialiuin in 3w1p 6s paotis 1503 trangZumptil;."") Nach<br />

diesem Register wurde aus folgenden Dörfern Pacht gezahlt: Mühenow,<br />

Startow, Horst, Gallenzin, Flinlow, Ritzow, Stamm, Stohentin,<br />

Schlochow, Veddin. Sie werden zumeist uuter den Dörfern, die<br />

Mestwin II. dem Kloster verlieh, aufgezählt. Außer diesen genannten<br />

Dörfern, die ihm ganz gehörten, werden in späteren Zusammenstellungen<br />

noch genannt: ") Garde mit Kyrzke und Kublitz. Aus^Kublitz erhob<br />

das Kloster aber nur von 4 Hufen Pacht, von denen 2 unbesetzt waren;<br />

in Garde und Kyrzte bezog das Kloster nur Haus- und Wiesenpacht,<br />

die es mit dem Pfarrer von Garde teilen mußte. Das Register führt<br />

Garde nicht auf; der Pfarrer von Garde, der Belbuck uuterstaud, legte<br />

seinem Abt besondere Rechenschaft ab. ') Veräuderungen im Klosterbesitz<br />

*) Vgl. die bezüglichen Abschnitte aus Hakcn: Beitr. zur Stadtgesch. der Stadt<br />

Stolp und aus Bonin: Gesch. der Stadt Stolp.<br />

l) P. U. B. I, S. 189.<br />

') P. U. B. II, S. 46« (I, S. 191).<br />

") Die Nikolaikirche in Etolv wird 1276 zum ersten Mal erwähnt.<br />

P. U.V. II, S. 325.<br />

') P. U. B. II. S. 477 (1282), S. 530 (1284), S. 547 (1285), S. 614 (1286),<br />

III, S. 46 (1288), S. 104 (1290), S. 203 (1294), S. 344 (1298), V, S. 21 (1311).<br />

°) B. G. B. lo!. 82 f.<br />

«) Register von 1532. K. St. A. St. Stett. Arch.: ?ar8 I, Titel 118 Nr. 2.<br />

') B. G. B. lol. 121.


Kloster Belduck um die Wende des 16. Iv8rtsl, 8^k!".b) Dieses Äckergebict wurde eiu Teil des<br />

Propsthofes, dell das Nonnenkloster <strong>für</strong> eigene Nechnuug bewirtschaften<br />

ließ. Der Viehstand auf diesem Propsthofc wnr ziemlich bedeutend.<br />

1487 ließ der Propst au Viehbestand zurück 1 ;'>0 Haupt Kühe, 5)0 Schafe,<br />

5i Schwciue; 14tti) gab er seinen Bestand auf 1lO Schweine, 44 Kühe,<br />

A4 Schafe, 3 starke Pferde an. Die andern Notizen über die Wirtschaftsführung<br />

auf dem Propsthof sind zu dürftig, als daß man daraus auf<br />

die Größe der Wirtschaft schließen könnte. Eine später liegende Aufrechnung<br />

läßt erkennen, daß der Acker sehr wenig einträglich gewesen ist.<br />

Die Notizen über den Etat des Propstes sind ebenfalls sehr dürftig.<br />

Die Angaben beschränken sich ans die nackten Zahlen, vielfach auch nur<br />

auf die Angabe der veditn. nnd der Neserven ^m l-600mp6N8n.m). Der<br />

Etat war sehr schwankend: 1475, Einnahmen 772 M., Ausgabeu<br />

960 M., Debita 210 M.; 1476, l)skiw 306 M.; 1478, I.^bi


Kloster Pelbuck um die Wende des 18. Jahrhunderts.<br />

dona 8imrilioiter et illeZg. dediti« reliqmt. Die Berichte von<br />

1510 und 1511 sind lückenhaft, doch scheinen wieder über 300 M.<br />

Schulden gemacht zu seiu; 1512 reli^uit nollnulla 6ediw, c^uae bona<br />

6äe oreäiwl-ikuL 8uig 8.d8(zus aliVzua reclamatane äedito tempore<br />

6X30iv6i-O prc>mi3Ìt. Der Bericht von 1518, der auch wieder recht<br />

unvollständig ist, lästt erkennen, daß der Propst im Interesse des Klosters<br />

wieder bedeutende Anleihen gemacht hat. die zn tilgen er sich verpflichtete.<br />

Die Einnahmen ans den Klosterdörfern mit Ausnahme von Garde<br />

und Kyrzke finden wir aufgezeichnet im „keßiZtrum


Kloster Belbilck um die Wende des 16. Jahrhunderts. l9<br />

Ott. an Viehbestand waren vorhanden 3 Pferde (--30 M.<br />

gerechnet), 3 Kühe, 23 Schweine; olni,5»8 5uo8 sia^n«; i,lt«ß^8 6s anno<br />

s)l-»^^nti (in Ncservei. 14N3, Dez. an Viehbestand waren vorhanden<br />

4 Pferde (-- 50 M. gerechnet), 3 Kühe, die keine Milch gaben, 3 Kühe<br />

mit Kälbern, 23 Tchweine, 0 Schafe. Die Schulden betrugen 20 M.;<br />

als Neserve ^nnoumn intk'ssr^nl.


A) Kloster Belbnck um die Wende des 18. Jahrhunderts.<br />

Der Flachsbau scheint danach um diese Zeit hier nicht mehr betrieben<br />

worden zu sein. Der Flachs bat wohl der Schafwolle weichen müssen.<br />

Man hat dann <strong>für</strong> diese Naturallieferung eine entsprechende Geldabgabe<br />

eingesetzt.<br />

Die obengenannten Dörfer und Besitzungen des Stolper Nonnenklosters<br />

waren größtenteils Eigentum der Stolper Kirchen, die Belbnck<br />

überlassen waren. Nach der Stiftungsurkunde des Klosters von 1251^)<br />

gab Mestwin II. all Bclbuck die Petrikirche, die Marienkapelle in der<br />

Burg, die Nikolaikirche in Stolp (und ihren Besitz). 1284') ert-'clten<br />

Belbuck und die Nikolaikirche von demselben Gönner das Patronat der<br />

Stanislauekirche in (harde. Die wichtigste Urknude, die die Beziehungen<br />

Belbucks zu den kirchlichen Verhältnissen im Vande Stolp angeht, ist<br />

die Urkunde vom 2. Oktober 1311.^) Die Markgrafen von Brandenburg<br />

Johann V. und Waldemar verliehen den Klöstern Belbuck und<br />

Stolp die Kirchen in der neuen Stadt Stolp (i:5l0 gegründet) nebst<br />

4 Hufen, die Freiheit des Dorfes Stantin nebst 16 Hufen, einen Platz<br />

zur Errichtung eines neuen Klostergebäudes, die Propstei über das ganze<br />

ttand Slolp und die Verwaltung des St. Spiritushospitals, desseu<br />

Gründung die Stadt damals plante. Das wichtigste an dieser Urkuude<br />

war die Verleihung der Propstei im ganzen ^aude Stolp; dadurch erhielt<br />

Belbuck den größteu Einfluh auf das geistige ^ebcn im ^ande, der fich<br />

bis zur Mcformation und gerade bei ihrer Einführung weitgehend geltend<br />

gemacht hat. Belbuck hatte als Palron des Klosters den Probst, der<br />

zugleich erster Pfarrer in Stolp war, eiuzusetzeu; er wurde wohl regelmäßig<br />

aus dem Belbucker Kreis genommen.<br />

Auch die Stadt Stolp machte Anspruch darauf, an der Besetzung<br />

der Propststelle teilzuhaben. Die Stadt hatte ja auch zur Unterhaltung<br />

der Kirchen nicht geringe Mittel aufzubringen, sodaß ihr billig ein Recht<br />

darüber zuitaud. Stolp wird sich die Bestätigung des von Aelbuck<br />

geschickten Geistlichen vorbehalten haben. Das Verhältnis des Klosters<br />

Äelbuck zur Stadt Stolp scheint aber so günstig gewesen zu sein, daß<br />

Streitigkeiten wegen der Besehung der Propststelle nicht aufkommen<br />

tonnten/)<br />

Die beiden Nonnenklöster, Treptow a. N. und Stolp, nehmen also<br />

zu Belbuck eine sehr verschiedene Stellung ein. Das Kloster in Treptow<br />

besah gegenüber Belbuck nicht die geringste Selbständigkeit. In Wirtlichkeit<br />

bildeten Belbuck und Kloster Treptow ein Ganzes mit einem<br />

') P. U. B. II, S. 466.<br />

2) P. U. B. II, S. 530.<br />

«.P.U.B.V, S.21.<br />

i) Über das Kirchenwesen in Etolp vergl. Bonin, a. a. O. S. 83.


Klosier Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts. 2l<br />

gemeinsamen Oberhaupt, der verschiedenen (Geschleckter wegen in räum-<br />

licher Trennung.^) Das Nonnenkloster Stolp war Belbuck gegenüber<br />

weit unabhängiger. Die (Gerechtsame Bclbucks bestand un wesentlichen<br />

in dem Recht, den Propst vorzuschlagen, der Velbuck Rechenschaft wegen<br />

seiner Wirtschaftsführung ablegen mustte. Der Probst, der ans Belbuck<br />

genommen wurde, war zugleich erster Geistlicher in der Stadt, deren<br />

Nat das Bestätigungsrecht tatsächlich ausübte. Dadurch wurde das<br />

Vorschlagsrecht weseutlich beeinträchtigt. Der Schlitz des Klosters lag<br />

schon wegen der räumlichen Eutferuuug der Stadt Stolp ob. Belbucks<br />

Eiufluß wurde hier also durch die Stadt sehr beschräukt.<br />

Kapitel 3.<br />

Vie wirtschaftlichen Verliältmsse im Kloster MelVuck<br />

und die Stellung der Hintersassen zum Fitoller.<br />

')Tas Oberhaupt des Klosters Belbuck war in jeglicher Beziehung<br />

der Abt: Im Konvente der Mönche nahm er die erste Stellung ein,<br />

er hatte Strafrecht über sie; zugleich war er ihr Seelsorger. Iu gericht-<br />

licher Äezlehuug unterstanden ihm sämtliche abhängigen sciite, Banern<br />

wie adelige Vehnsträger. Wohl schon seit dem 155. Iahrhnndcrt hatte<br />

er die hohe nnd niedere Gerichtsbarkeit inne, wic die meisten größeren<br />

Klöster Pommerns, (v. Bilow, Abgabenverhältnisse in Pommern und<br />

Rügen S. 72.) Die Necht suchenden ^eute erschienen vor ihm in<br />

Belbuck und ließen ihre Sache durch ihn eulscheideu. Meistens zog der<br />

Abt aber höhere Klosterveamte oder angesehene Bürger ans Treptow<br />

bei der Rechtsprechung zn Rate.<br />

Das Oberhanpt der klösterlichen Wirtschaft war ebenfalls der Abt.<br />

Seine Tätigkeit war aber ans die Kontrolle und die Oberaulsicht über<br />

die andern Klosterbeamten beschränkt. Die Klosterbeamten: ^) Prior,<br />

') Vergl. S. 15.<br />

«) Diesem Kapitel liesst fast ausschließlich das B. G. B. als Quelle zu Grunde.<br />

2) Aus dem B. G. B. und andern eingesehenen Angaben <strong>für</strong> die Besetzung<br />

der höheren Klosterämtcr ,n den Jahre»! 1450 1521 entnommen:<br />

Äbte:<br />

Conrad4.April1480bis19.Aunust1491.<br />

Stanislaus 5. Juli 1492 bis 1503. Joachim 17. November 1504 bis 1508 Heinrich<br />

20. Februar 1508 bis 15. August 1510 Johannes 9. März 1517 bis 1522.<br />

Priores:<br />

Henning November 1476 bis 19. September 1478. Bernhard 23. Sept. 1479 bis<br />

6. Januar 1485). Joachim 1498-149!). Michael 25 Februar 1508 bis 11. November<br />

1514. Johannes Boldewan 31. März 1515. Johannes Tegener 15Ui.<br />

Johannes Hutke 1. Minz 1519. ^aurentius 24. Dezember 1519 (?) Joachim


22 Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

Kellner, Sakristan, auch die zu Mühlenmeistern eingesetzten Mönche in<br />

Behlkow, Zarben (und Langenhagen) hatten nach dem B. G. B.^) ihren<br />

eigenen Etat, feste Einnahmen und da<strong>für</strong> bestimmte Wirtschaftsgebiete<br />

oder Kirchellsachen (Sakristan) zu leiten und mit den Einnahmen den<br />

Netrieb zu unterhalten. Die genannten Klosterbeamtcn waren verpflichtet,<br />

alljährlich dem Abt die Rechnung vorzulegeu. Wir haben im B. G. B.')<br />

kurze Notizeu über die Rechnungslegungen der Priores, Cellerarii,<br />

Sacristane der Plebane in Zarben nnd Äehlkow, meistens <strong>für</strong> mehrere<br />

Jahre.<br />

Die Berichte über die Rechnungsführung der Priores sind zu<br />

allgemein gehalten, als daß man den Etat daraufhin klarlegen könnte.<br />

Einnahmen und Ausgaben scheinen sich in den Jahren 1476—1479,<br />

1481 — 1463 die Wage gehalten zn haben, nach einigen Angaben scheinen<br />

sie 300—400 M. betragen zu haben.<br />

Der Kellner (celisrnrnlz) hatte Küche und Keller unter sich. Die<br />

Rechnung im einzelnen zu verfolgen, ist bei der Dürftigkeit der Notizen<br />

kaum möglich.^) Die Einnahmen aus den Jahren 1477—79 betrugen<br />

durchschuittlich 832 M., die Ausgaben waren wesentlich höher — gegen<br />

1000 M. — sodaß der Abschluß ein starkes Defizit aufwies. 148!<br />

betrugen die Schulden 638 Ni. Der Kellner verpflichtete sich aber in<br />

demselben Jahre noch 300 M. abzuzahlen.<br />

Der Sakristan war „Küster"; er hatte die heiligen Gefäße und<br />

andere kirchliche Ornamente m Verwahrung und mußte <strong>für</strong> ihre Reini-<br />

gung und ihren ordentlichen Zustand sorgen. Der Etat war nur gering.<br />

Pasenialk 6. November 1520 bis 1525. (Joachim Kuelal 6. März 1534 bis<br />

2. Juni 1536.)<br />

Subpriores:<br />

Joachim 6. Januar 1489. Gregor 23. April 1499. Michael 1508. Bernhard 1514.<br />

Johannes Juni d,s August 1509. Johannes 15 August 1516 (?) ^anrentius<br />

24. Dezember 1519 bis 6. November 1520. Johannes 1522 (1525).<br />

Kellner:<br />

Melchior 6. Mai 1477 bis 29. August 1482. Gerhard 1489-1500. Caspar<br />

25. Februar 1508 bis 25. Juli 1513. Theodoricns 11. November 1514. Johannes<br />

15. August 1516 bis 6. November 1520. Michael 11. November 1521. Jalob 1521<br />

bis 1522.<br />

Sacristane:<br />

Johannrs 5. November 1476 bis !479. Nicolaus 10. Mai 1481. Christian 1497.<br />

Joachim 1482, 1483 1489, 1499 (?)<br />

1) Siehe S. 23.<br />

') Seite 22 f. Die Rechenschaftsberichte finden sich im B. G. B. sol. 118v<br />

bis 120, tol. 122, tol. 123 und lol. 124-124v.<br />

2) V. G. B. lol. 119v, 120.


Klost« Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts. 33<br />

Wir haben im V. K. B.^) Rechnungslegungen aus den Jahren<br />

1476—1479, 1481—1493, 1459, 1497—1499. Die Einnahmen<br />

waren schwankend: 4b Vi., 51 M., 12 M., 42 M., 10 M., 45 M.<br />

6 Schill. Diesen Einnahmen standen folgende Ausgaben gegenüber:<br />

45 M., 57 M., 16 M., 46 M., 10 Vi., 45 M. 6 Schill. Also<br />

mehrfach waren die Ausgaben größer als die Einnahmen; somit blieben<br />

zuweilen Schulden, die aber durch em Äquivalent gedeckt werden konnten.<br />

Die Einnahmen scheinen in freiwilligen Spenden bestanden zu haben.<br />

1481 heißt es: 6ixit 86 8u!»l5Vtl886 lls anno pl-l^tsrito in st<br />

6t ?mi!i 30 IVI., 66 ac^.ic^ntiig l5 ^>I. 6 8


34 Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

unregelmäßig alljährlich statt. Es ist anzunehmen, das; die Beamten<br />

ihre Bücher zur Prüfung vorlegen mußten. Die Berichte im B. G. B.<br />

verzeichnen nur das Ergebnis. Bei einem solchen ungenügenden Zustand<br />

der Verwaltung ist es nickt verwunderlich, dasi die ökonomische ^aqe<br />

des Klosters nngünstig war. Eine einheitliche Wirtschaftsführung wäre<br />

wohl imstande gewesen, das Defizit auszugleichen, die getrennte Berwaltnng<br />

lieh dies aber nickt zu. Die Folge war Verschuldung des<br />

Klosters; jeder einzelne Etat trug zur Vermehrung der Schuldenlast des<br />

Oanzen bei. Bei einer solchen WirtschaftsführlMg war eine gesunde Eutwickluug<br />

unmöglich.<br />

Der Umstand, daß die ökonomische Lage der Abtei ungünstig war,<br />

ist um so erstaunlicher, als das Gebiet des Klosters größtenteils sehr<br />

fruchtbar ist. Mit Recht ist es das Land genannt, da Milch und Honig<br />

fließt.^) Es ist meistens fester Marschboden, der reiche Erträge liefert.<br />

Dazu kommen bedeutende Waldbestände, die reichen Nutzen abwarfen.<br />

Auf dem fruchtbaren Boden bauten die Bewohner der Klosterdörfer<br />

mannigfaltige Feldfrüchte, besouders Getreides) Roggen spielte natürlich<br />

die Hauptrolle als Brotfrucht, dauebcn wurde er auch geschrotet und zu<br />

Viehfutter verwandt. Mit dem Stroh deckte man, wenn Rohr nicht<br />

zur Verfügung stand, die Däcker der Häuser. Neben dem Roggen<br />

wurden anch Hafer und Gerste zu Ärotmehl und Schrot vermahlen;<br />

meistens wnrde Hafer zu Grütze <strong>für</strong> meuschliche Nahrung verarbeitet;<br />

sonst galt Hafer als wichtigstes Futterlorn. Neckt bedeutend muß der<br />

Anbau von Gerste gewesen sein, die vor allem zu Malz verbraucht wurde.<br />

In einer Gegend, wo so ausgiebig Bier gebraut wurde wie in der<br />

Umgegend von Treptow und in Treptow selbst, durfte natürlich der<br />

Hopfen nicht fehlen. Velbuck hatte nun alle Gebiete um Treptow, die<br />

Hopfen hervorbrachten, also feuchte, lehmige Gegenden: zwischen den<br />

Regaarmen, anf dem Lehmberg, hinter dem St. Georgshospital und<br />

bei Wischow in seinem Besitz. Diese Gebiete wurden teils von Belbuck,<br />

teils vom Nonnenkloster meistens an Treptower Bürger verpachtet. ")<br />

Der Besitz der Hopfengärten bei Treptow hatte <strong>für</strong> die Beziehungen<br />

Treptows zu Belbuck nicht geringe Bedeutung. Die Bauern auf den<br />

Klosterdörfern brauten sich ihren Haustrunk selbst, desgleichen in Treptow<br />

wie auch in andern Städten die Bürger. Im Laufe der Zeit machte<br />

') G. Winter: PrämonNratenser S. 214.<br />

2) Die Darstellung über die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in dieser Gegend<br />

fußt auf kurzen Bemerkungen aus dem B. G. V., besonders aber auf dem Register<br />

des Treptower Propstes 1525/2? (K. St. A. Et. Stett. Arch..: ka,5 I, Titel 113<br />

Nr. 1). Vergl. v. Inama-Sternegg: Teutsche Wirlschaftsgesch. IV, S. 330.<br />

°) B. G. B. kol. 60—75: Hopfen- u. Niesenregister. D^s ganze Gebiet war<br />

ungefähr 72 Morgen groß.


KloNer Belbuck um die Nrndc des 16. Jahrhunderts. ->.'-><br />

man Fortschritte in der Bierbrauerei, die technischen Anlagen wurden<br />

verbessert, und somit wurde ein geschulter Betrieb notwendig. Das<br />

Braurecht blieb deswegen mehr an den Häusern, die solche technischen<br />

Alllagen hatten. ') Da m den Anlagen ein bedentender Wert steckte,<br />

so war das Branrecht meist in den Händen wohlhabender ^ente, die<br />

anderen Anteile an den Brauftfauncn abgaben und verkauften. ^)<br />

Vier war damals das Haufttgetränt bei den Pommern, sluch das Kloster<br />

Belbuck brauchte viel Bier und nahm es deswegen gern als Buße oder<br />

Abgabe bei Auflassungen au.^j Nicht selten hatten die Pächter die Erzeugnisse<br />

ihrer Hopfengärten an das Kloster zu liefern. Anch Belbucks Abgaben an<br />

den Bischof von Cammin bestanden zum "Teil ans Bier/) — Weizen<br />

wurde nur wenig angebant und hatte im Vergleich mit den übrigen<br />

Gctreidearten kaum etwas zn bedeuten. Zu Fntterzwecken baute man<br />

Erbsen, Wicken und Mengkorn. In sandigen Strichen gedieh auch<br />

Bnchwcizen, der in Form von Grütze <strong>für</strong> meuschliäic Nahrung verwandt<br />

wurde. Znm Verbrauch in der Zengweberei wurde Flachs gebaut. Im<br />

Velbucker Gebiet blühte der Flachsbau, wie heute noch ili dieser Gegeud.<br />

Er hat uie dem Wollbetrieb Platz gemacht, wie es in der Umgebung<br />

von Stolp geschah. Während nämlich im Stolper Nonnenkloster das<br />

Flachsgeld als Ablösung des Flachszehutcu gezahlt wurde, ließ sich das<br />

Nonnenkloster Treptow reichlich Flachs liefern. °) Wohl betrieb das Amt<br />

Belbuck iu ansehnlichem Umfange die Schafzucht, aber der Flachsbau ist<br />

dadurch nicht verdrängt wordeu.<br />

Der Viehstaud unterschied sich kaum von dem heutigen. Er bestand<br />

ans Pferden. Rindern, Schweinen,Gänsen, Enten, Hühnern. Pferde wurden<br />

als Zugtiere beuuht, hiu uud wieder dieuten anch wohl Rinder diesem Zweck;<br />

in der Hanptsache aber waren sie Milch- nnd Schlachttiere. Tchweiuekouuteu<br />

vorzüglich in den Eichen- und Buchenwäldern gemästet werden; den Bauern<br />

') v. Inama-Sternegg: a. a. O. Ili, 2 S. 103.<br />

') Barbara, Witwe des Hans Borrentin, Bürgermeisters zu Treptow, mit<br />

ihrem Colin V.llentin, verkaufte ihrem Schwiegersohn, Johannes Brandt, Sekretär<br />

des Cammmer Domkapitels, eine halbe Braupfanne in Treptow <strong>für</strong> 25 Gulden.<br />

'24. Ium 1544. K. St. A. St. Treptower Urkunden Nr. 20. — Claus Gcrvin,<br />

Kämmerer zu Treptow, verkaufte dem Johannes Brandt, Archwresbyter zu Cammm,<br />

seinen Anteil an einer Braupfanne <strong>für</strong> 35 Gulden (6. Januar 1555). Treptower<br />

Urkunden Nr. 19.<br />

') B. G. V. kol. 3, 3v, 23v, b2v ;c.<br />


i) Kloster Belbuck unl die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

stand in der Zeit des Klosters das Recht daranf, wie überhaupt ans<br />

Waldnukung, zu. Gänse und Enten gediehen auf den zahlreichen<br />

Gewässern. Geflügel wurde häufig als Abgabe den Klöstern überlassen:<br />

Pachthühner, Nauchhühner und Pachtgänse. Gänse nnd Enten wurden<br />

nicht znlekt der Federn wegen gehalten. Bedeutend war ferner die<br />

Bienenzucht. Bienenstände, von denen die Klöster Bienenzehntcn nahmen,<br />

werden nicht selten erwähnt. Das Amt Belbuck hielt Bienen auf den<br />

Vorwerken, ans den Dörfern mit den Banern zusammen, mit denen<br />

der Ertrag geteilt wurde. Die Erzeugnisse der Bienenzucht, Wachs uud<br />

Honig, waren sehr begehrt. Wachs wurde zu Lichten verbraucht, Honig<br />

diente als Genußmittel, besonders aber vertrat er die Stelle des Znckers.<br />

Die ertragreichen Gebiete waren dicht bevölkert, am Ostseestrande<br />

dagegen lagen nnr kleinere Ansiedelnngen. Die Strandgegenden hatten<br />

unfruchtbaren Sandboden. Die Bewohuer dieses Striches nährten sich<br />

von Fischfang oder fuhren znr 2ee. Der Fischreichtum war zu jener<br />

Zeit enorm. Meer, Flüsse, Seen lieferten grosse Mengen nnd reiche<br />

Answahl an genießbaren Fischen. Unter den vielen Arten werden besonders<br />

Dorsch, Flackfisch (Flnnder) nnd Hering erwähnt. Die Fischer waren<br />

anch wohl zn Fischlicferungcn an das Kloster verpflichtet; anßerdem hatten<br />

die Klöster sich weitgehende Fischereigerechtigteit vorbehalten, war doch der<br />

Fischgennß in den Klöstern ein gewaltiger. Trotz des großen Fischverbrauchs<br />

waren die Küstenbcwohner wirtschaftlich doch schlechter gestellt<br />

als die Bewohner des übrigen Belbucker Gebiets.<br />

Der Grnnd nnd Boden, den die Hintersassen des Klosters bewohnten<br />

nnd bebanten, gehörte der Abtei unbeschränkt. Die Hintersassen waren<br />

Pächter; das Kloster griff aber in die Verwaltung der einzelnen Dörfer<br />

nicht ein, sondern beschränkte sich <strong>für</strong> gewöhnlich anf die Einziehung der<br />

Geldeinkünfte nnd Naturalabgabe«. Die Bedingungen, unter denen<br />

die Grnndherrschaft ihren Hintersassen den Grnnd und Boden überließ,<br />

waren verschieden. In den meisten Fällen vererbten sich die Hnfen eines<br />

Hintersassen in der Familie weiter. Doch bedurfte es der Bestätigung<br />

des Abtes, der dem neueu Besitzer die Auflassung gab. Da<strong>für</strong> mußte<br />

dieser eiue Abgabe zahlen, die Höhe derselben scheint 1N"/ vom Kaufgelde<br />

gewesen zu sein.^)<br />

Anders als mit den Erbhufen stand es mit dem Klostercigentum.<br />

das als ^eibgedinge ansgetan wurde. Es war dann nnr znr Nutznießung<br />

auf Lebenszeit vergeben, nach dem Tode der vorgesehenen Nutznießer<br />

fiel das Gut dem Kloster wieder zu. ^) Die Hintersassen, die<br />

Grund nud Boden des Klosters bewirtschafteten, mußten hier<strong>für</strong> eine<br />

') C. F. Fuchs: Untergang des Bauernstandes S. 50 ff.<br />

2) B. G. B. lol Wv.


Kloster Velbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts. ^7<br />

Pacht entrichten und einige Dienste gegen Bezahlung leisten, z. B. bei<br />

Ernte und Saat aushelfen. Die Pacht war gering uud die Dieuste leine<br />

drückenden Fronden. Die Pächter der Hopfengärten und Wiesen bei Treptow<br />

zahlten nur geringe Orundpacht. Aus dem Hopfen uud Wiesenrcgister<br />

ersehen wir, daß auf ciu Vierteil (^ Morgen) Hopfengarten durchschnittlich<br />

1,75 Scheffel Hopfen, auf 1 Morgen Wiese durchschnittlich<br />

8 Schill. Pacht gegeben wurden. Gemeinsam benutzten die Ballern<br />

unbeschränkt die Holzuugen/) Wiesen und Weideu, die dem Dorfe zugewiesen<br />

waren. An der Spitze eines Dorfes stand als Vertrauensmann<br />

der Herrschaft ein Schulze, der dorfpolizeiliche, aber uicht richterliche<br />

Befugnisse hatte. Für seine Dienste — er wird auch die Abgaben aus<br />

dem Dorfe eiugetricbeu haben — hatte er vielfach Freiheit von Abgaben<br />

zugestauden erhalteu. Im Interesse des Abtes war es wichtig, dah alle<br />

Hufeu besetzt warcu, da er sonst seiuer Einuahmen daraus verlustig<br />

ging.") Bei Teiluug eiues Hofes wurden die Äcker und Vorräte genau<br />

augegebeu; ebenso wurde« die Abgabeu, die dem Abt zustaudeu uud die<br />

Verftflichtlmgeu, die auf dem Hofe ruhteu, durch Vertrag sorgfältig geregelt^)<br />

Vieß ein lm Erbpachtverhälmis stehender Hintersasse seineu Hof verwahrlosen,<br />

so zog ihn der Abt zur Rechenschaft, uud gab auch wohl einem besseren<br />

Wirtschafter dell Hof. So wurde 1508 eiu Bauer aus dem Klosterdorf<br />

Holm ocok8i()ll6 lkte vor Gericht zitiert, da er aber nicht<br />

erschien, erfolgte seine Verurteiluug in oouwmacinm. Als er sich<br />

schließlich dem Abte stellte, wauderte er ins Mfäuguis, schwor Urfehde<br />

und trat seilten Hof ab.^)<br />

War ein Klosterbauer dem Abt eine größere Summe schuldig, z. V.<br />

als Strafgeld wegen eiues Vergehens, so kounte der Abt ihm den Hof<br />

nehmen. Er ließ wohl den alten Besitzer darauf, bis er ciuen geeigneten<br />

Nachfolger fand. Au diesen wurde der Hof verpachtet, uud der Abt<br />

hielt sich durch den Erlös aus der Wirtschaft schadlos.^)<br />

Die Vage der Klosterbauern war sehr günstig: sie leisteten geringe<br />

Abgaben und Dieuste; die wirtschaftlichen Verhältnisse waren gut; fast<br />

selbständig schalteten die Bauern auf ihren Höfen. Sie empfanden<br />

nicht den geringsten Druck durch die Grundhemchaft.«)<br />

') Die unbeschränkte Benutzung der Wälder läßt auch die Abnahme der<br />

Waldungen und das wiederholt eingeführte Gebot der Ncuanpflanzung und des<br />

Schutzes der Holzungen in der Amtszeit erklärlich erscheinen. lL,ehe unten T. 56.)<br />

2) B. G. V. kol. ui und an anderen Stellen.<br />

') B. G. B. lol. 21. 25. Nov. 15N.<br />

') B. G. B. tol. 6.<br />

") B. G. B. lol. 127v f. 1480.<br />

«) B. H. B. kol 2, 2v.


i>>4 Kloster Belbus um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

Grnnd und Voden, der von dell Bauern bewirtschaftet wurde,<br />

gehörte dem Kloster, aber über die fahrende Habe verfügten die Kloster-<br />

leute vollkommen frei, wie ans Testamenten uud Notizen über Verkäufe<br />

zu erkenuen ist. ') Die Herrschaft hatte kein Anrecht auf die fahrende<br />

Habe ihrer Hintersassen.<br />

Über ihren Umfang uud Wert geben uns Testamente. Verträge<br />

über Vrautschatz und ähnliche gerichtliche Abmachungen gute Auskunft.<br />

Den Vermögensstand der Ballern, Kredit untereinander :c. klären auch<br />

Schuldregister auf. ^) Bei Erbteiluug uud Ausstattungen werden vor<br />

allen Dingen Betten, Bcttzeng, Kleider — besonders der verstorbenen<br />

Eltern — allerlei Kleiderstoffe, Kisten und Kistengerüte, ferner Schmuck-<br />

gegenstände der verschiedensten Art erwähnt, s)<br />

Die Kleider der verstorbenen Mntter standen den Töchtern zu. Es<br />

wurde genau unterschieden zwischen dem groben Tnch, das die Haus-<br />

weberei herstellte, die bei dem reichen Flachsbau und der bedeutenden<br />

Wollgewinnung überall im Schwnnge war — nnd dem feinen, meist<br />

ausländischen Tuch; es wird niederländisches (leydensches) nud englisches<br />

Tuch ^) erwähnt. Zum Schmuck oder auch zum Schlitz gegell die Kälte<br />

bediente mall sich des Pelzes. ^) Mau stellte die Gewänder ganz darans<br />

her oder verbrämte sie auch nur damit. ") Wan sah bei dell Ballern<br />

sehr auf Buntheit der Stoffe; die Farben Müßten möglichst grell sein;<br />

rot, bian, grün wnrdc die ^einewand gefärbt.^) Die Bauern verstanden<br />

es, ihre gewöhnlichen, selbstgemachten Stoffe zu färben, während mall die<br />

feineren Stoffe vom Färber behandeln ließ.<br />

Die Männer trugen als Untergewand das Hemd, das meist aus<br />

Leinewand bestand, als eigentliches Gewand den Rock; von andern Unter-<br />

kleidern ist nicht die Rede. Sehr häufig werden Überkleider erwähut:<br />

Hoiken und Glockenmäntel. ^) Hoilcn waren mantelartigc faltige Ge-<br />

wänder; die Glockenmäntel hatten ihren Namen nach der Form. Von der<br />

Frauenkleidung werden nur Röcke genannt: das eigentliche Gewand und<br />

der Überrock, eine Art Mautcl (Hoiken). Die Frauenhoiken hatte»<br />

wesentlich größeren Umfang als die Mannshoiken. Zu einem Manns-<br />

hoikeu wurden einmal 5 Elleu, ") zu einem Frauenhoiken 9 Ellen Stoff<br />

') Zahlreiche Beispiele im B. G. V.<br />

«) B. G. B. so!. 157v, 165, 171, 212.<br />

«) B. G. V. lol. 12, 65, 151, l55v, 192. 203,228.243 und an anderen Stellen.<br />

') B. G. B. sol. 203, 225".<br />

"> V. G. V. Kl. I51v.<br />

a> B. G. B. kl. 2bl.<br />

7» V. G. B. so! 156.<br />

b) M. Heyne: Deutsche Hausaltertümer Ili, S. 291 f.<br />

') B. G. B. lol 203.


Kloster Belbnck nm die Wende des K.. Jahrhunderts. ^l)<br />

verwandt.^) Die Mftntel waren mit Kragen versehen, die mit sogenannten<br />

Kragenhechten befestigt wurden. ^) An die Kleider, die ärmellos oder<br />

wenigstens mir kurzärmelig gewesen zu sein scheinen, tonnten Ärmel<br />

angeheftet werden. ^) Die Fnhbekleidnng, die Schnhe, waren nach Art<br />

der Sandalen ans Leder roh geschnitten und wurden mit Niemen, die<br />

auch wohl buul und verziert waren, befestigt. Die Kleidung, die uns<br />

das V. lA. Ä. vorführt, war die zu dieser Zeit in Niedcrdeutschlaud<br />

nblichc Vauerntracht. ^) Mit der Kleidnng hängt der Schnittet eng<br />

zusammen, der eutweder an der Kleidnng selbst angebracht wurde wie<br />

Hechte» oder Heften, ") aufgesetzte Perlen und Silberstnckc, die als<br />

Knöpfe oder Zpangen dienten — Spangen, die kunstvoll gearbeitet waren,<br />

hatten oft hohen Wert ") — oder zu der Kleidung augelegt wurden<br />

wie Perlenschuüre, die im Bclbucker Gebiet wegen der Nähe der beruftemreichen<br />

See häufig aus Bernstein bestanden haben mögen. Man hing<br />

auch sogeuaunte „Paternoster" (Rosenkränze) nnd „Nymen" ') zum<br />

Schmuck um; es waren dies am Gürtel getragene, kleine eingerahmte<br />

Äilder, die Gebetsreime enthielten.<br />

Die Äauern wareu eiu geselliges, vergnügungssüchtiges Volk, das<br />

gern Feste feierte und sich die Gastereien etwas kosten ließ, s) Sie<br />

waren von alter pommerschcr Einfachheit bereits bedeutend abgewichen<br />

und bemühten sich, wohlhabend wie sie waren, an Kleidnng uud Prunk<br />

dem Adel gleichzntun, besonders die Bauernweiber wandten <strong>für</strong> Kleidung<br />

und Tand bedeutende Summen auf. Die Klage Kanhows") über die<br />

'j B. G.B. sol. 243.<br />

«1 B. G. B. kol. 192.<br />

") B. O. B. kol. 192, 6b.<br />

^) In einer Erbangelegenheit, die adlige Leute angeht, erfahren wir von adliger<br />

Frauenkleidung. Es werden aufgezählt: 1 rotbrauner stmminscher l?) hoyken und rock.<br />

1 leydescher Hoiken, rot von 3 proene, so getoget. 1 roter engelscher Rock, wo der<br />

getogcde, mit Atlas. Die beiden Nocke under mit 2 Atlasstrecken vordrem« und<br />

bauen mit Sammit. 1 staninscher Unterrock (?) mit Smaskm („feincs Lammfell"<br />

nach Schiller-Wbben, mittelniederdeutsches Wörterbnch), roder und graw Werkbreme<br />

(Wett-Pelz. nach Schiller-Lübben). 1 Atlas Suden (langes faltiges Kleid, häufig<br />

mit Pelzwerk, nach Echiller-Lübben) mit buntwert vodert, mit lastken (dem Hernielin«<br />

fell sehr ähnlich, aver weit billiger, nach Schiller-Lübben), nedden u. bawen vorbremet,<br />

1 blaner Rock mit Atlasflammen, den bnnten rock vom w^nde. (B. G. B. lol.226v ff.)<br />

") B. G. V. lol. 192.<br />

«) B. G. B. so!. 207 wird eine Spange erwähnt, die 19 Gulden wert war.<br />

') B. G. B. k"l. 65.<br />

2) Vergl. die Bauernordnung von 1545, siebe Seite 56 Anm. 3.<br />

") Sie ubernhemen sich anch sehr mit kleidung und geschmut, also das nhu<br />

unter dem adel bey den menner« samit und seiden gewand, und bey den weibern<br />

silbern und gülden stücke, perlen, und große güldene keten gar gemeine ist. So<br />

sehen inen die bnrger auch frisch nach, und beben auch an, sampt, verlen und gold zn


:!s> Kloster Velbuck um die Wende des Iti. Jahrhunderts.<br />

Prunksucht der Bauern wird ihre Berechtigung gehabt haben. Die Herzoge<br />

sahen sich deshalb gezwungen, gegen den Unfng, den die Banern mit<br />

Kleidung nnd Gastereien trieben, 15)45 durch ein strenges Mandat ein-<br />

zuschreiten, das in der Folgezeit mehrmals wiederholt werden mnßte.<br />

Über die Wohnungen verlautet wenig. Zie waren einfach aus Fachwert<br />

und entbehrten jeglichen Schmuckes. Die Häuser waren mit Stroh oder<br />

Nohr gedeckt.<br />

Handel und Wandel ging vor sich wie überall bei Bauern. Zwiftig-<br />

keiten waren häufig; Prozesse zu führeu, ') war schou damals eine<br />

Leidenschaft. Das A. O. B. berichtet von einer Menge solcher Reibereien,<br />

die der Gcrichtsherr meist ohne besondere Mühe schlichtete. Der schuldige<br />

Teil bezahlte Entschädigung nnd Kosten dem Geschädigten nnd Strafgeld<br />

<strong>für</strong> die Vergehen an den Abt oder Hauptmann lHerrenbrüche).") Beiden<br />

Parteien wnrde nach der Entscheidung Frieden geboten nnd die Über-<br />

tretung dieses Gebotes mit schweren Strafen bedroht. Klatschereien,<br />

Verleumdungen, Beleidigungen durch Wort nnd Tat, Schlägereien in<br />

Schenken, Überfälle im Hause des Nachbarn bei Nacht, Sachbeschädigung<br />

nnd audere Exzesse waren Gegenstand vieler Klagen; unter den vor-<br />

kommenden Verbrechen werden anch Totschlag uud Aufruhr erwähnt,<br />

tragen. Un den wollen die pawren nichts nachgeben, und tragen nhu engelisch<br />

und ander gut gewant, je so schön als nhemals der adel oder bürger gethan<br />

haben, und übersteigen sich so hoch damit, das sie es von dem iren übel khöneu<br />

ausrichten. Darum steyern sie alle wahre so hoch, daß nhu allerley viel teurer<br />

ist, als es pflag zu sein, und die guttc Zcit gar untergehet.. .. Itzt ist zu besorgen,<br />

das der pracht der lleider und der ubermot, uud das leckerige weichliche lebend<br />

Wirt leider die alte pomerische arth, beid an sterke nnd sitten, sehr vermthen; dan<br />

kein farlicher dinck ist zur tugent, manheit und trafst der Menschen, wan lecker<br />

woltage Ulid Pracht. Doch sey ditz genug betlagt, es wirt die plug den stein noch<br />

wol finden. (Kantzow-Kosegarten II, S. 406 f.)<br />

') Gerichtsherr der niederen und höheren Gerichtsbarkeit war bis 1522 der<br />

Abt, in der Amtszeit w.n' es der Hauptmann als Vertreter des Herzogs. (S. S. 53.)<br />

Der Angeklagte konnte verlangen, vor das Gericht gezogen zu werden, das <strong>für</strong><br />

ihn zuständig war; die Klosterleute gehölten vor das Gericht des Abtes. 1517<br />

erklärten im Verlauf einer Rechtssache die Angeschuldigte», die aus Klosterdörfer<br />

stammten, sie seien jetzt erst vom Kläger, einem Kolberger Binger, vor den gehörigen<br />

Nichter, den Abt von Belouck gezogen; gegen die Gerechtigkeit seien sie vor ein<br />

.judicium kxti-g.oräiUI.i'jüUl (,unborl.ikes^ Gericht) gezogen. Sie verlangten Zurilckerstaltung<br />

der Kosten, die ihnen dadurch entstanden seien, und srlölen auch ihr<br />

Verlangen durch. (B. G. B. kol. 50v.)<br />

') 1500 mußte ein Bauer Herrenbri'lche zahlen wegen Gewalttaten: in einem<br />

Jahr 2 Dröntth Hafer und 2 Tonnen Bier, im andern 2 Drömth Haser und 12 Ellen<br />

3einewand. lnl 2v. In einem andern Fall mußte ein Bauer 1 Tonne Dorsch<br />

als Herren^irüche geben, sol. 05.


Klosier Belbuck um die Wende des 1«. Ialirlmndcrts. Z!<br />

Unzucht und Notzucht l) sind Gegenstand gerichtlicher Verhandlung, Brandnnd<br />

andere Drohbriefe') wurden persönlichen Feinden geschickt.^)<br />

Kapitel 4.<br />

Aewnck nnd das kirchliche FeVen tn Treptow a. Kega.<br />

Neben ihren Verdiensten in der kolonisatorischen Tätigkeit haben die<br />

Prämonstratenser große Erfolge in ihrer Betätigung auf dem Gebiete<br />

der Seelsorge aufzuweisen. Sie hatten das alte Privilegium, ohne<br />

apostolische Erlaubnis Prediger- und Vikarstcllen bekleiden zu dürfend)<br />

So waren sie denn auch im Besitz der Kirchen und Kapellen, die ihren<br />

Klöstern benachbart waren. Velbuck deherrschte somit das geistige Veben<br />

in Treptow und Stolp.<br />

Die Stiftungsnrkunde von 120^) überwies dem Kloster die Kirche<br />

in dem Flecken Treptow a. N., die einzige des Ortes. Nach Heinze")<br />

war es die St. Iakoblkapelle, die neben der heutigen Marienkirche auf<br />

einem Hügel gestanden bat. Wann sie erbaut ist, ist nicht ersichtlich.<br />

')lol. 265v.<br />

')fol. 1v. 1<br />

°) 15 li klagte ein Bauer gegen einen andern ä6<br />

V6i'bi8. Die Parteien wurden vertragen und ihnen Friede geboten. Bei<br />

Nichteinhaltung dieses Gebotes sollte der schuldige Teil 5 Hulden au den Abt<br />

und 5 Guldeu au oeu andern Teil zahlen.


-!2 Kloster Velbuck um die Wmde des 11;. Jahrhunderts.<br />

sicher ist sic eine der ältesten kirchlichen Anlagen in Pommern gewesen:<br />

liilU wird sic noch erwähnt, ^ange blieb diese Kapelle ausreichend <strong>für</strong><br />

den Gottesdienst des Ortes. Eine Ändernng trat ein, als l'^77 die Dörfer<br />

Krechhnsen nnd Streskow mit dem Flecken zur Stadt Treptow vereinigt<br />

wurden. In der Urkunde vom 6. Mai 1277^) verglichen sich Herzog<br />

nnd Kloster wegen der nenen Ztadt derart, dan dem Abt das Patronat<br />

der Kirchen m Treptow zufiel. Es ist also von mehreren Kircken hier<br />

die Ncde. Dies ist die erste Andeutnng zweier nener Kirchen, der<br />

Parochialkirche uud derSt.Nikolaitirche. Tie Kirchen werdcu lO.März l^d<br />

wieder erwähnt.^) Wann die Nlkolaikirche vollendet ist, steht llicht fest.<br />

Als das Nonnenkloster Maricnbnsch nach Treptow verlegt wnrdc, war<br />

sie wohl ihrer Bestimmung übergeben, also spätestens 1^87.") Daß sie<br />

erst 1^77 gegründet ist, ist scln' wohl nioglich; die Erbaunng nahm<br />

Nicht lange Zeit in Anspruch, denn die Kirche war klein nnd tonnte mit<br />

dem großartigen Bauwerk, das die Parochialkirche darstellte, uicht vergliche«<br />

werden. Die Nikolaiklrchc gab dem Nonnenkloster, als es in die<br />

2tadt verlegt wurde, den Namen; es wurde bel der Kirche allgelegt. 12^7<br />

war die Parochialkirche (Marienkirche, ecele8ig. deaw >Iari6 vir^ms, Kirche<br />

unserer lieben Franen, sc^lkkia ^i-^wvisllZi«) keineswegs vollendet, man<br />

wird über die Grundlegung nicht hinausgekommen seiu. Die Bürger hatten<br />

die Absicht, ein erhabenes, monnmentalcs Banwerk aufzurichten. Die Äbte,<br />

als Palrone der Kirche, gabeu sich Mühe, das Uuternehmen zu fördern,<br />

hatte doch Belbuck llicht wemger Interesse am Bau der Kirche als die<br />

Bürger von Treptow. 13'


Klofter Belbuck um die Wende des Ist. Iahrlmndevts. :N<br />

Die beiden andern Kapellen lagen außerhalb der Stadt: die Kapelle<br />

2t. Georgi! au der 2t. Georgsbrücke vor dem Kolberger Tor, die<br />

Kapelle Zt. Gcrtrudis vor dem (Areifeuberger Tor. Diese Namen kamen<br />

in vielen ponnnerschen Städten vor. In dem 2t. Georgshospital wurden<br />

Aussätzige gepflegt, in der dazu gehörenden Kapelle wurde ihnen Gottesdleuft<br />

gehalten. Schon 1307 wird das Haus <strong>für</strong> die Aussätzigen an<br />

der St. Oeorgsbrucke geuauut. ^) Wann die Gertruds-Kapelle und das<br />

-Hospital gegründet find, weiß mau nicht. Die genannten Gotteshäuser<br />

werden noch im 16. Jahrhundert erwähnt. *) In den Kirchen und<br />

Kapellen hatte Velbuck das ^us patronatus, wie in den Kirchen seiner<br />

Besitzungen. Kirchen werden in diesen Klosterdörfern erwähnt:<br />

Zarben, Langenhageu, Behlkow, Wischow, Voigtshagen, Zedlin, Robe,<br />

Gützlaffshageu.<br />

Bis zur Neformatiou hat sich die Zahl der Gotteshäuser in der<br />

Stadt Treptow nicht geändert. Die Iatobikapelle war mit der Marienkirche<br />

vereinigt, ebenso eine andere Kapelle, die der Verehrung des heiligeu<br />

Kreuzes gewidmet war, sie führte den Namen Jerusalem. Wie alle<br />

größeren Kirchen, so waren auch die Treptower mit einer Anzahl von<br />

Altären allsgestattet, die uötig waren, um die Messen lesen zu töuuen,<br />

die in großer Menge gestiftet wurdeu. Wir finden Nachrichten üdcr<br />

Altäre, die der Kaland <strong>für</strong> seme Messeu gestiftet hatte, Altäre <strong>für</strong> die<br />

Memorien, die erste Messe, die Kapcllansmesse, die Vikarie corporiv<br />

('liristi, vw'tationiZ kluriy. Andere Vikarien waren znr Verehrung einzelner<br />

Heiligen bestimmt: Michaelis, Magdalene, Nikolai, Iakobi,<br />

Petri uud Pauli. Es gab ferner Vikarieu der Züufte, z. B. der Schmiede,<br />

auch eiue Vitarie in geaile coiläulum. Mehrere Vikarien trugen nnr den<br />

Namen ihres Versorgers; manche führten auch leine weitere Bezeichnung,<br />

wenn das Gotteshaus nur eine Pikarie hatte: Vikarie in casella.<br />

8t. (^ertru6i3. Da die zahlreichen Messen nicht alle von ordentlichen<br />

Priestern gelesen werden konnten, so mußten Vikare eintreten. Ein Vertrag<br />

der Stadt Treptow mit der Geistlichkeit von 1509 nennt 17 Namen<br />

von Geistlichen uud Vikaren.^) Die Vikare uud jüugeren Priester schlösse«<br />

sich wohl zusammen und wohnten gemeinsam; der Name „Vitarienhos"<br />

und ähnliche Bezeichnungen (Herrenburjc) weijen darauf hin. ^) Eiue<br />

Anzahl Vitarien wurde kurz vor dem Eindringen der Reformation<br />

') P. U. B. IV, S. 275.<br />

') Nach B. G. B. und K. St. A. St. Ctett. Arch: t>ar8 I Titel 113 Nr. 5,<br />

sol. 42 ff., enthaltend „Extrakt der Treptower Kirchenbrieie". Dieses Aktenstück<br />

liegt hauptsächlich der folgenden Darstellung zu Grunde.<br />

«) K. St. A. St.; Mscr. I, 63 S. 198.<br />


34 Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

gegründet. Jede nengegründete Vikarie wurde mit Naturalien und<br />

einem Kapital ausgestattet, von deren Erträgen die Vikare ihren<br />

Lebensunterhalt bestritten. Die Dotierung bei der Gründuug über-<br />

nahmen meist mehrere wohlhabende Veute. Auch <strong>für</strong> die Armen, Elenden<br />

und Kranken wurden von frommen beuten Vikarien gestiftet, glaubte<br />

man doch durch Sorge <strong>für</strong> die Armen sich besondere Verdienste erwerben<br />

zu können. So finden wir Vikarien k6 e1s6M08^nQm und <strong>für</strong> die<br />

Elenden. Vikarien wurden ferner in den Hospitalskapelleu gegründet,<br />

damit die Kranken auch geistig versorgt würden. Manches Legat fiel<br />

den Kirchen durch Testamente zu. Sie enthielten häufig Bestimmungen<br />

wegen der Verwendung des vermachten Geldes. Um ein Beispiel anzu-<br />

führen: Ein Knecht aus dem Klostergebiet, der 9 Gulden Lohu erhielt,<br />

hatte bei seinem Tode noch 3 Gulden zn fordern. Unter anderem bestimmte<br />

er, als er dies Geld an die Kirche gab, daß 6 M. <strong>für</strong> das Lesen voll<br />

48 Messen genommen werden sollten und 48 Schill, <strong>für</strong> 2 Pfuud Wachs. ^)<br />

Eigenartig sind die Testamente, „^ iia/nei'.«,". 14.-56 überwies jemand<br />

der Kirche testamentarisch 175 M. Finkenaugen. Die Zinsen sollten zu<br />

drei Teelbädern <strong>für</strong> die Armen jährlich — zu Ostern, Pfingsten und<br />

Weihnachten — verwandt werden. Nach dem Bade waren die Armen<br />

mit Bier und Weißbrot zu bewirten. Wenn Geld übrig bliebe, so sollte<br />

ein viertes Nad ausgerichtet werden. Die Chorherren, denen die Aus-<br />

richtung des Bades anvertraut wurde, durften


KloNer Belbuck uln die Wende des 16. Ialirtmnderts. Z5<br />

bestätigte. Der Fall, baß ein Geistlicher abgelehnt wurde, scheint indes nicht<br />

vorgekommen zu sein; jedenfalls wird darüber nichts berichtet. Es herrschte<br />

eben zwischen Belbnck nnd Treptow völliges Einvernehmen. Die Hauptgeistlichenwnrden<br />

immer ans Belbnckgenommen oder aus Kreisen, dieNelduck<br />

sehr nahe standen. Für die kleinen geistlichen Stellen, die Vikanen, stand<br />

dem Abt später das Patronat man zu. Nach 145)0 hatten das.iu8patronat.u5<br />

der Marien in fast allen Fällen der Nat. Auch der Gründer behielt sich ^u§<br />

ptUronkwZ vor, doch war die Bestimmung dabei getroffen, daß nach dem Tode<br />

des Gründers das Patronat an den Nat überging. In Geldangelegenheiten<br />

derVikaricn bestimmten der Patron nnd Inhaber der Bitarien; der Abt sprach<br />

nur mit, wenn die Entleiher der Vikarienkapitalien Lehnsleute des Klosters<br />

waren; in solchem Falle bestätigte er die Verträge <strong>für</strong> die Entleiher. ')<br />

Die Bestätigung <strong>für</strong> Testamente, Schenkungen, Gründungen voli Vitarien,<br />

die zu ihrer Gültigkeit erforderlich war, übte der Bischof von Cammin.<br />

Die Vikare zogen ihre Einkünfte ans den Naturalien nnd Kapitalien,<br />

mit denen die Vikarien ausgestattet wurden. Waren die Kapitalien klein,<br />

so tonnte der Geistliche aus dem geringen Zinsgennß nur kümmerlich<br />

sein ^eben fristen; in dieser Lage waren damals viele der Vikare, die<br />

ein Proletariat unter den Geistlichen bildeten. Nach altem Grundsatz<br />

sollte sich die Kirche der Geldgeschäfte enthalten, aber mau fand Wege,<br />

dies Perbot zu umgehen. Der Vertrag wnrde in der Regel jo abgefaßt:<br />

^ verkauft N eine Nente von 6 M. aus seinen Gittern <strong>für</strong> IM M.<br />

Kapital, d. h. L leiht ^ lOO M. zu U^ Zinsen. ') Eine andere Form<br />

zeigt folgendes Beispiel: ^^95 verkaufte Kurt Kate den Verwesern<br />

der Marienkirche 0,5 Morgen Hopfengarten, da<strong>für</strong> hatten sie ihm 50 M.<br />

unter der Bedingung zu geben, daß er und seine Erben den Garten<br />

gebrauchen und da<strong>für</strong> den Verwesern 4 M. jährlich geben sollten. Im<br />

Falle der Nichtzahlung sollten sich die Verweser an den andern Gütern<br />

des Schuldners schadlos halten. Das bedeutet: die Marienkirche lieh dem<br />

Kurt Kale 50 M. zu 8 "/ Zinsen auf seinen Hopfengarten. Das<br />

Kapital wurde immer hypothekarisch angelegt. Zu solchen Geldgeschäften<br />

mußten Bürgen von dem Schuldner gestellt werden, die mit ihren Gütern<br />

<strong>für</strong> seine Verpflichtungen einstanden. Die Renten waren ursprünglich<br />

nur gelegentlich lösbar; erst später wurde regelmäßig in den Verträgen<br />

das Kündigungsrecht hervorgehoben, dann aber als besondere Vergünstigung<br />

des Nentenvertäufers gegenüber dem Käufer. Anfangs<br />

kündigte nur der Schuldner, später stand das Recht beiden Teilen zu.<br />

') Z. B. mehrfach bei den Wacholz: WI, 43v, 1434; fol. 49,<br />

lol. 42, 1501; fol. 43, 1517 :c. in den Kirchenbriefen erwähnt.<br />

') Häufig in Kirchenbriefen, auch im B. G. B.<br />

') Stett.Arch.: ?in-8 I, Titel 113 Nr. 5, lol. 53v.


3ss Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

Für Rückzahlungen von Kapitalien und andere Zahlungen bestand als<br />

Termin im allgemeinen der Martinstag (11. November), doch werden<br />

auch Michaelis l39. September» und Katharineu (25. November)<br />

als Zahltermine genannt. Der Kündigungstermin war meistens ein<br />

halbes Jahr vorher, Ostern gewöhnlich, wenn Michaelis oder Martini<br />

Zahlungstermin war; nur ausnahmsweise werdeu andere Kündigungstermine<br />

genannt. Der Zinsfuß uahm an Höhe im Laufe der Zeit ab;<br />

seit 15>!0 war es üblich, t5 "/


Kloster Belbuck um die Wend« des 16. Jahrhunderts. 37<br />

einen geschickten und wissenschaftlichen Mann mit Genehmigung der<br />

Stadt anzustellen. Nektar und Lehrer werden wohl häufig aus Belbuck<br />

entnommen sein. Die 3äutle hat sicher manchen angeregt, auf Hoch'<br />

schulen in die Tiefen der Wissenschaften näher einzudringen. Beim Durchblättern<br />

der Nniversitätsmatrikeln aus der letzten Zeit des Mittelalters<br />

stoßen wir häufig auf Namen aus Treptow und Äelouck. Bekannte<br />

Treptower Ratsfamilien sind vertreten durch Heinrich Abtshagen<br />

((^reifswald, 13. Juli l479), Heinrich Heytmann (Greifswalo,<br />

27. April 145M, Gerhard Bcrudt (Grcifswald, 6. August !4>M,<br />

Otto Lchlutow (Leipzig S.-S. 14W), Heiurich Tchlichtegrull (Witten^<br />

berg, 30. April !5ls)). Luthers Nuhm zog 15^l nach Wittenberg:<br />

Joh. Nugenbageu simmatr. am '29. April), Peter Äeggerow und Nicolaus<br />

Werner (15. Juni), Valentin Parcham (Id. Oktober). Die drei Veytgenannten<br />

entstalnmten auch Ratefamilien und spielten später in der<br />

Stadtregierung eine wichtige Rolle. Aus Treptow sind ferner Johannes<br />

^orke, Mönch in Belbnck, 6. Juni lol4 in Greifswald und Dietrich<br />

Wacholz 4. September 1494 in Gre,fswald immatrikuliert worden.<br />

Wacholz war später Geistlicher in Treptow. Die nahen Beziehungen<br />

der Stadt — hauptsächlich der Natsfamilien — zum Kloster Äeldllck<br />

brachten es mit sich, daß eine Anzahl .Nonventsmitglicdcr in Bclbuck aus<br />

Treptow stammte, so waren die Familien Schlutow, Kureke, Beggerow<br />

vertreten. Vucas Krummenhaujen,^ oer wie jciu Freund Johannes<br />

') Wann k. Kvunlmenhausen geboren ist, steht nicht fest, wohl um 1475.<br />

Am 23. April 1491 wurde er in (Areilswald immatrikuliert und erwarb den Titel<br />

,mufii8t6l-". 27. April 1493 wird er Bitar in (Heisenberg genannt lKlempin, dipl.<br />

Beiträge, S. 97). 19. Mm 15M wird er zum ersten Mal als Vikar in Treptow<br />

erwähnt. lK. Et. A. St. ^lett. Arch.: I'ar« I, Titel 113 Nr. 7, 'öl. «o> In Treptow<br />

erhielt er eine ganze Anzahl Vitarien, stiftete auch etliche, seit 15W wird er auch Vikar<br />

der Kirche in Cammiu genannt ^B (K. B. kol. ttv). El ist ein Beispiel, wie angesehene<br />

Klenker mit Vlkarien überschüttet wurden, die sie unmöglich verwalten tonnten.<br />

Sein Aufenthaltsort war Treptow, wo er vionriu« p^rpewu« ecel^Zia 8t. kiki-js<br />

war (B. b). B. 134). Er wokmte in einem Hanse hinter dem Kirchhofe bei der<br />

Schule, das dem Kloster Belbuck gehörte. Es wird häufig betont, daß sein Ber«<br />

hältnis zu Belbuck ein recht gutes war. Auch im Nerichiswesen des Klosters<br />

war er täng. Ost wird er als Zeuge, Prokurator, d. h. Sachwalter, z. B. auch<br />

<strong>für</strong> den Dekan von Cammin, Johann ^ichtevoth, erwähnt. In der Urkunde vom<br />

I.Aug. 1509


38 Kloster Belbuck um die Wende des itt. Jahrhunderts.<br />

Boldewan, der letzte Abt in Belbuck, aus Oreifeuberg stammte, verdankte<br />

seine bedeutsame Stellung in der Treptower Geistlichkeit und sein gutes<br />

Verhältnis zu Belbuck seinen Geschlechtsverwandten, die im Treptower<br />

Rat eine bedeutende Rolle spielten. Die Treptower Natsfamilien sahen<br />

darauf, daß ihre Söhne im Kloster Belbuck als Mönche oder durch<br />

fette Pfründen in den Stadtkirchen Treptows versorgt wurden. Dieser<br />

Umstand war auch dazu angetan, die Interessen von Stadt und Kloster<br />

eng zu verbinden.<br />

Kapitel b.<br />

Das Verhältnis Velvucks zu Cammin.<br />

Die sämtlichen geistlichen Angelegenheiten in Pommern (ohne Rügen)<br />

unterstanden den Bistümern Cammin und Schwerin; die Grenze beider<br />

Sprengel war die Peene. Die Klöster Belbuck, Treptow und Stolp<br />

waren demnach dem Bistum Cammin unterstellt. Als Zeichen dieser<br />

Abhängigkeit bestanden gewisse regelmäßige Abgaben der Klöster an den<br />

Bischofs) Er hatte weitgehende Befugnisse: bei allen Gründungen von<br />

Vikarien, Einsetzung von Vikaren, Neubesetzung von Vikarien, bei<br />

Gründung von Priesterstellen, Kapellen, bei Testamenten zu kirchlichen<br />

Zwecken bedurfte es seiuer Genehmigung. Patronen oder Gründern<br />

von Vikarien und Ausstellern von Testamenten stand nur Präsentationsrecht<br />

zu.2) Dem Bischof und den Archidiakonen gebührte ein Anteil am<br />

Testament aller Priester und Kleriker „m äacrig existente dalicnwn<br />

kliquoä k6N6ticium".2) Bei Bestätigungen von Vitaricn war eine bestimmte<br />

Abgabe üblich; der Vikar hatte bei seiner Einsetzung einen Gulden zu entrichten.<br />

Als Zeichen besonderer Vergünstigung wurde die Abgabe ausnahmsweise<br />

erlassen. Wir sind über die Vikarien des Sprengels Cammin gut<br />

unterrichtet <strong>für</strong> die Zeit vom 21. Juli 14N9 bis Ende November 149!<br />

1536 und 1537" werden die von ihm zu hebenden Renten erwähnt: 23 Gulden<br />

an Herrn L. Krummenhusen tho Cammin. (K. St. A. St. Belbucker Urkund. Nr. 34.)<br />

Er wird damals schon längere Zeit in Cammin gewesen sein, denn am 2. Juni<br />

1b3b und 29. September 1539 nnrd er in den Urkunden des Geschlechts der Kleiste<br />

Nr. 456 und 453» als Scholastikns in Cammin erwähnt. Dies Amt war eins<br />

der wichtigsten am Dommft. Ter Scholastikus hatte die Leitung der Domschule<br />

und damit vielleicht auch die oberste Aufsicht über die andern Schulen im Bischofssitz<br />

und Sprengel: häufig war der Scholasnkus auch Syndikus, Bibliothekar oder<br />

Archivar am Domstift. (A.Meister: Grundriß der Geschichtswissenschaft ll, 6<br />

S. 54.) Am 26. Juni 1541 wird er als tot erwähnt, (.tt. St. A. St. Stett.<br />

Arch.: ?»!-« I, Titel 113 Nr. 7, lol. 81.)<br />

l) Klempin: Diplom. Beiträge, S. 394 f.<br />

«) Aus l'aro I, Titel 113 Nr. 5.<br />

«) Klempin: a.a.O., S. 398.


Kloster Nelbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts. 39<br />

und Ende April 1492 bis März 1494 durch das in Klempins diplomatischen<br />

Beiträgen abgedruckte Registers) Nach diesem Register trat die Neubesetzung<br />

von Pikarien in Treptow und Stolp ungefähr je 20 mal im obeu<br />

angegebeneu Zeitraum ein. Die Gebühren bei Testamenten uud Vikarien^<br />

gründungen überstiegen oft den Betrag von einem Gulden. Auf Gruud<br />

des Patronatsrechtes präsentierten zuweilen der Abt von Belbuck in<br />

Treptow uud der Propst vom Nonnenkloster iu Etolp, als Stellvertreter<br />

des Abtes von Belbuck, in Vikarieuangelegenheiten. Teilweise wurden<br />

auf Verwenden des Abtes die Gebühren erlassen.') Vom Verhältnis<br />

des Klosters Belbuck zu Btschof und Kapitel in Cammin ist uur wenig<br />

berichtet. Die Äbte von Belbuck und Vukow, die ersten Prälaten nach<br />

dem Bischof, werden bei einem größereu Gütergeschäft des Bischofs als<br />

Richter und Kommissare erwähnt. Am 24. Juli 1514 erteilten beide<br />

dem Abt von Dargun die Erlaubnis, Martin Karith, dem Bischof von<br />

Cammin, den Hof Bast <strong>für</strong> 3000 Gulden zu verlaufend) Die Kaufsnmme<br />

brachte dieser dnrch den Verkauf der Vogtel Äublitz au Jacob<br />

Kleist auf. Am 17. Mai 1516 wurde Papst Leo X. von Bischof<br />

Martin und Jacob Kleist, der domina oppiili Nuklit? war, angegaugeu,<br />

deu Verkauf des bischöflichen Tischgutes Bublitz au Kleist und die Verwettdung<br />

der Summe vou 3000 Gulden zum Ankauf des Hofes Bast<br />

vom Kloster Darguu zu genehmigen/) Der Papst beauftragte deu Abt<br />

von Belbuck uud den Schweriner Offizial, zu dein erwähnten Verkauf<br />

nach Anhörung des Camminer Kapitels und Prüfung der Richtigkeit<br />

der vorgebrachten Umstände die Genehmigung zu erteilen. Von diesem<br />

Güterkauf ist auch im B. G. B.°) die Rede. Am 17. Juli 15)14 setzte<br />

der Bischof vor dem Belbucker Notar, Joh. Kureke, die Treptower<br />

Geistlichen Luc. Krummenhausen und Nicolaus Beruhagen als seine<br />

Vertreter in diesem Geschäft ein, „tul Monäum ip8M8 äommi oonstitu-<br />

6nti8 nomine (ieorntum klienatiomL bonorum ville Zudelxe una, eum<br />

8Ul8 attinentiiz 2 liomini« iu llelduk et. RuliOVs a!,dati!)U8 iuäiciku8<br />

et camminarli3 ap08t


40 Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

Termine <strong>für</strong> die Verhandlungen angegeben. Am 13. November 1516<br />

wurde durch Krummenhauseu mitgeteilt, daß ein Termin <strong>für</strong> einen<br />

gütlichen Vergleich auf den 29. April 1517 festgesetzt sei; würde ein<br />

gütlicher Vergleich nicht zustande kommen, so sollte der 13. Mai als<br />

Anfangstermin der eigentlichen Verhandlungen angesehen werden. Der<br />

Termin wurde dann aber vom 13. Mai zweimal verschoben „ob 8s»em<br />

ttmic:ll)i1i8 c0Ms>03lti0M5". Die Angelegenheit wird in angegebener<br />

Weise nur im Ä. G. Ä. erwähnt.<br />

Das 15. Jahrhundert brachte einige Gebietsveränderungen zwischen<br />

Kloster und Kapitel. Rings umgeben von belbucksäien Gütern, lag das<br />

Dorf Gi'chlaffshagen, das dem Domkapitel von Cammin gehörte. Am<br />

7. Iannar 1407 wurde es mit allem Zubehör <strong>für</strong> ^200 M. gangbarer<br />

Münze an Velbuck verkauft, l) Die Gültigkeit dos Kaufes wurde aber<br />

in Zweifel gezogen, weil der Bischof zu diesem großen Handel nicht<br />

hinzugezogen war. Deswegen trug Papst Martin V. 1420 dem Detau<br />

von Kolberg auf, zu untersuchen, ob der Kauf zum Nutzen beider Teile<br />

nnd mit Bewilligung des Bischofs erfolgt sei. Der Bescheid muß günstig<br />

ausgefallen sein, deun Gützlafsshageu gehörte fortan zu den Gütern<br />

Belbucks. 14tt9 trat Belbuck dem Domkapitel einen Strich am Eiers-<br />

berger See ab.^)<br />

Die Nachrichten über das Verhältnis des Domkapitels uud Bischofs<br />

iu Cammin zu Belbuck find sehr dürftig. Aber sie lasseu erkennen, daß<br />

Belduck zu jenen in freuudschastlichem Verhältnis stand, ja der Abt von<br />

Belbuck wurde mehrfach besonderen Vertrauens gewürdigt. Somit werden<br />

sie bis 1531 die besten Beziehungen zu einander gepflegt habend)<br />

l) Balt. Stnd. II, 1 S. 17 f. A. heinhe: a. a. 5D., S. 79.<br />

«) K. St. A. Lt. Belbucker Urk. Nr. 2l.<br />

') Siehe unten ^. 48 ss.


Kloster Velbuck um die Wende des !6. Jahrhunderts. 41<br />

I. Abschnitt.<br />

Belbucks Cinsskhen als selbständiges Kloster.<br />

Kapitel 1.<br />

Aelvnck in der AlosterpoMik Aogislaws X.<br />

Zu den großen innerpolitischen Bestrebungen Bogislaws X. gehörte<br />

auch der Versuch, die Klöster von sich abhängig zu machen, besonders<br />

die Feldtlöster, deren Besitz unter deu früheren Herzögcu mächtig augeschwolleu<br />

war. Sie waren Stätten fleißigster Arbeit <strong>für</strong> Deutschtum<br />

uud Kultur in ihre» ersten Zeilen geweseu. Abgelegene Kloster, wie<br />

Velbuck, standen auch feruer vou grobeu Ausschreituugcu ab und genosseu<br />

beim Volke Achtuug uud Amcheu, währeud die sittlich verwahrloste<br />

uud faule Geistlichkeit der Städte wegen ihrer Vorrechte vielfach gehaßt,<br />

wegeu ihres Lebenswandels verachtet und verhöhnt wurde. Herzog, Adel<br />

und Städte machten diesen Unterschied nicht. Möuchtum und Klosterweseu<br />

galten bei ihnen als vor der Auflösung stcheud; jeder suchte <strong>für</strong><br />

sich möglichst viel zu retten, keiner wollte iu diesem Wettkampf zurückbleiben.<br />

Doch sah sich Äogislaw X. als dell 'Mchstberechtigtcu au,<br />

Klostergut iu Besitz zu uehmeu. l4W, währcud eines heftigen Streites<br />

mit den Malzahns, äußerte er sich in nicht minzuversteheuder Weise:<br />

))>V>n men clou ß6^8tlikftlsu ere guller« nsnieli 8(.!ml<br />

Boglslaw, der darauf ausging, Soudergewalten iu feinern Vande<br />

zu beseitigen, mußte alle Kräfte in seinem Vaude iu den Dienst seiner Iuteressen<br />

ziehen. Da lag es sehr uahe, daß er die reichen Mittel der Klöster, die<br />

viel zu wenig leisteten, ausnützte. I4UI zog er die Klöster bei einer allgemeinen<br />

^andsteuer <strong>für</strong> das ^eibgedinge seiner zweiten Oemahlin, Äuua vou<br />

Poleu, herau. Die Steuer wurde von den Klöstern ohne Widerstreben<br />

gezahlt. Die auf Äelbuck entfallenden Beiträge beliefen sich uugefähr auf<br />

390 Guldens) Einige Jahre später tat Bogislaw auf diesem Wege<br />

einen Schritt, durch den er wirtlich auf die Wirtschaft der Klöner Emfluh<br />

gewinnen touute. Die eiuzige Vergüustigung, die die Herzöge voll<br />

') Lisch: Urkundensamml des Geschlechts u. Maltz.m I V, S. 123.<br />

2) Klempin: Diplom. Heitr., L. 525; Mscr. Il, 12 Nr. 122.


42 Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

den Klöstern hatten, war das Ablagerrecht.^) Als der Vesih der Herzöge<br />

durch die Freigebigkeit, besonders den Klöstern gegenüber, mehr und mehr<br />

zusammenschmolz, hatte sich die Gewohnheit herausgebildet, daß die Klöster<br />

die durchreisenden Herzöge mit ihrem Hofstaat aufnahmen und ver-<br />

pflegten. Die Kloster konnten das Ablager nicht versagen, zumal sie<br />

doch allen Grund hatten, den Herzögen dankbar zu sein. 3o kam<br />

es schließlich, daß die Herzöge, denen eine Residenz fehlte, das ganze<br />

Jahr von Kloster zu Kloster zogen und sich mit ihrem Hofstaat<br />

bewirten ließen. Aus der Gewohnheit erwuchs deu Klöstern die Pflicht,<br />

dem Herzoge auf bestimmte Zeit Ablager zu gewähreu, d. h. die Herzöge<br />

gewauuen das Ablagerrecht. Wie lange sich der herzogliche Hof iu eiuem<br />

Kloster aufhalten durfte, scheint vertraglich festgelegt gewesen zu sein. Nach-<br />

dem sich Bogislaw 1487 aber in Stettin eine Residenz geschaffen hatte,')<br />

einigte er sich mit den Klöstern wegen der Ablösung des Ablagerrechts. Die<br />

Klöster gingen gern auf einen solchen Vertrag ein, da sie durch das Ablager<br />

sehr gestört und beschwert wurden. So schloß Vogislaw denn 1494^)<br />

mit den einzelnen Klöstern Verträge: sie mußten eine bedeutende, feste<br />

Abgabe jährlich entrichten, teils in Geld teils in Naturalieu. Bclbuck<br />

verpflichtete sich, 15) Vast Hafer, 6 Vast Roggen, ^s) Seiten Speck,<br />

2 Tonnen Butter, ltt Tonnen Kuhfleisch, tt Mouatsblätter 1910, S. 17; Kantzow («,6 Gaebel) l, S. 333.<br />

') M. ^ehlmann: Oclch. von Pommern I, S. 247.<br />

") Mscr. II, 12 Nr. ibi.<br />

')<br />

") yabricius: Urs. u. Copiar des Klosters Neuencamp, S. 61 f.<br />

«) Mscr. U, 12 Nr. 151.<br />

-


Velbuck um die Wellde des 16. Iahrlnmderts. 4Z<br />

schadlos zu halten. Die Abmachungen verschafften dem Herzog tatsächlich<br />

das Aufsichtsrecht über die Verwaltung des Klostergutes. Wenu auch<br />

die Klöster sich einer großen ^!ast entledigten, dcr Borteil lag doch entschieden<br />

auf feiten des Herzogs. Die Ablösung des Ablagers bezog<br />

sich aber nur auf die großen, vertragsmäßigen Ablager; kam der Herzog<br />

auf Durchreisen in ein Kloster, so wurde er immer noch <strong>für</strong> ewige<br />

Tage bewirtet.') Zu den allgemeinen Landsteueru wurdeu die Klöster<br />

nun ständig herangezogen, ohne daß sie Widerspruch erhoben.<br />

Während bei den andern Klöstern Pommerus der Herzog uach<br />

und nach seinen Einfluß zu mehren suchte, ging dieser Nmwandlungsprozeß<br />

Velbuck gegenüber viel schneller vor sich. 150^ gelang es Vogislaw mit<br />

Belbuck ein Abkommen zu treffen, das <strong>für</strong> die Selbständigkeit des Klosters<br />

von weittragenden Folgen war. Dcr Herzog schloß mit dem Abt Stanislaus<br />

„(üoneordin. kbdg.t!8 l^elkuccenälu 8Uper I^68lFnil.tion6<br />

,,^Vv I^uA3lats ßto. L0K6NN6N unnd tlwßkml» vor<br />

^ mit dome ^verdi^ßn Inn ßodt ull8Slln leuen 2ndecnt,i^6lln<br />

, eil, ßolittM6n unnd 8i<br />

unnd ore 6^viss6 rlkalcameii»^«, unn8 und<br />

unuci kwer ss6^vi86t Iie>>l>pll l^Ü6<br />

^e !>6tller w, Hnnn unnä dv<br />

»int, nnncl elmn c>6 I8^li«s»1i^<br />

vrijen 8cl^ult6Nll, ams>d6 uncl oss6ndlwm6, 86k unlld vor1l^l6n llel)d6n unnd UN8 vor<br />

unnd enen ^edernn, >V63 8ta.d68 unnd (^ondltlßn d? 8«ut, vor üllk<br />

nalt und lmlnail »dla allem ullzem vormogs t.no l)68Hutten,<br />

unnd tovordS^din^enn. . ."^)<br />

Abt Stanislaus trat also dem Herzog die ritterlichen Lehuschaften,<br />

die das Kloster gehabt hatte, ab, der Eigentum, Persouen und Güter<br />

des Klosters zu schützen versprach, d. h. das Kloster stellte sich unter<br />

den Schutz des Herzogs. Wie es zu diesem Vertrag gekommen ist, ist<br />

nickt ersichtlich. Äelbuck hatte damals noch an den Folgen des Güterlausches<br />

mit den Wacholz zu leiden;^) es ist möglich, daß es diesen<br />

Schwierigkeiten nickt gewachsen war. Der Herzog war Schutzherr des<br />

Klosters uud <strong>für</strong> die Vasallen des Klosters der Oberlehusherr geworden;<br />

als solcher kouute er die Lehnsleute des Klosters zum Heeresdienst heranziehen.<br />

Dadurch gewann er großen Vorteil, das Kloster aber verlor<br />

seine Selbständigkeit fast völlig, die Bewirtschaftung der (Nüter blieb<br />

') Kantzow-Gaebel, I, S. 333.<br />

«) Mscr. II, 12 Nr. 180.<br />

') A. Heintze: a. a. O., S. 113.


44 Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

Belbuck, seine Lehnsleute wurden zu seinen AftervasaNen. Doch sollten<br />

bald Umstände eintreten, die dem Herzog auch in wirtschaftlicher Beziehung<br />

das Kloster auslieferten.<br />

Kapitel 2.<br />

AeWuck und das Eindringen der Hlesormation.<br />

Diese Ereignisse führen uns in die Zeit des letzten Abtes von<br />

Belbuck, Johann Voldewaus.^ Dieser, ein ernster, pflichttreuer uud<br />

gelehrter Mann, strebte als Abt danach, die ihm unterstellten Mönche<br />

aus ihrer Unbildung herauszureißen nnd itiucu die Segnungen des<br />

Humanismus zuteil werden zu lassen; hatte er doch selbst in Oreifswald<br />

zu den Füßeu hochberuhmter Lehrer der humanistischen Nlchtung gesessen. ^)<br />

Klemptzens Pollierania") nnd Äugeuhagen^ in seiner Pomerania^<br />

betonen, dak die Einrichtung dieser Mönchsschule etwas Neues nnd<br />

Ungewohntes gewesen sei. Im Jahre 15!7, noch im ersten Jahre seiner<br />

Tätigkeit als Abt, richtete er diese Schnle ein und zog zum Rektor <strong>für</strong><br />

die Mönche Johann Vugcnhagen heran, der in Treptow a. N. Ncktor<br />

der Stadtschule nnd Geistlicher") war. Tie Schule erfreute sich uuter ihm<br />

1) Johann Boldewan, der aus Greifenberg stammte, war 1503 in Greifswald<br />

immatritulicrt (ssriedländer: Greifsw. Matrikel l, 154) und wurde hier<br />

Magister, 1511 und 1512 war er pi'u.tzpo^iln« monialium in Stolp i,B.G. B.<br />

t'vl. 95 u. 95v). Er kehrte dann nach Belbuck zurück, von wo er nach Stolp<br />

geschickt war, und wurde Pleban in Treptow ll5. März 1514 B. G. G. tol. ^4v).<br />

31. März 1515 wird er als Prior erwähnt (B. G. B. iol. 39), 2«. April 1517<br />

wird er znm ersten Mal Abt genannt, am 28. Juni desselben Jahres leistete er<br />

dem Bischof von Cammin den Obödienzeid. lK. St. A. St.: Belbucker llrknnden<br />

Nr. 30.) Zwischen 1515 und 1517 war er Abt im Prämonstratenselkloster Pudagla<br />

auf Usedom; als solcher wird er 4. September 1515 nwähnt. lZictlow: Tas<br />

Prämonstratenserkloster auf Usedom, S. 320) Nach der Urkunde des Klosters<br />

Pudagla Nr. 239 (im K. St. A. Sl.i vom Jahre 1517 steht Joachim Crassow,<br />

der Administrator des Bischofs von Roeskilde auf Rügen, über ihm: kot<br />

mips!' l6V6i'enäN8 in ^liiißdo pklsi- «t. äominu^ «loliliullet;, rune<br />

steril ve3tii l^uä^l^I^) nbt>H8 in abbaini mouastelii Zsldneen^i»<br />

Olnnm. 6i06o. pl'^di^ti l^raemouLU.) oräinis tnit «.^knmpUig .... lVergl.<br />

dazu auch: Zirtlow a. a. O. S. N>6 f.)<br />

^) Hegius v. Deventer, Agricola, Herm. v. Busche wirkten damals in l^reifswald.<br />

l^. Fock: Rüg.-ponuu. Gesch. V, S- 127.)<br />

2) Klenlpyens Pomerania (tiä. Gael^el) II, S. 114.<br />

*) Bllgenhagen. Pomerania (eä. Heinemann), S. 97.<br />

-') JohannesBuqenhagensPomerania(Quellenzurvommerschen<strong>Geschichte</strong>IV),<br />

S. II. f. ist über die Entstehung der Pomerania Bugenhagens gehandelt.<br />

") Vogt. Johann Bngenhagen, S. 6. Seit 1504 war Bugenhagen, berufen<br />

durch Abt Joachim, Rektor in Treptow; vergl. Heinemann in der Einleitung zu<br />

Bugenhagens Pomerania, S. I, Anm. 3.


Kloster Velbuck um die Wende des IN. Jahrhunderts. 45,<br />

des beften Mnfes/) und er blieb auch ferner itir Ncltor. In Belbuck<br />

und Treptow fanden ieine Scr,riftcrklärungctl und Predigten^)<br />

großen Beifall in 2chnle nnd K


4ij Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts. .<br />

In der Mönchsschnle interpretierte Johann Nugeuhageu Nibel nnd<br />

Kirchenväter und regte die Glieder des Konvents zu Forschungen in<br />

Gottes Wort an. Unterwiesen nnd beeinflußt wurden durch seine Lehrtätigkeit<br />

die Männer, die von Aelbuck aus später als eifrige Verbreiter der<br />

neueu Lehre wirkten: Johannes Boldewan, Diouyi'ius Veggerow,<br />

Andreas Knopte, Johannes ^orke, Joachim Moeller, Chrmiau Ketelhut,<br />

Johannes Kurete, Otto Schlutow, Heiurich Sichermanu, Peter Suawe,<br />

Jürgen Kempe, Georg von Ückermüude, Beruhard Dedclow. ^)<br />

Inzwischen hatte in Wittenberg M. Luther seinen Kampf aufgeuommeni<br />

am 31. Oktober 15)17 ichlug er die 95> Theseu in Witteuberg<br />

au. Das ullgeheuere Aufsehen, das dieser Schritt in ganz Deutschland<br />

erregte, mußte auch in Pommern wirken; denn Pommern stand mit<br />

Wittenberg iuBeziehuug, wo 1:^18—1l)20 Barnim, der Sohn Oogislaws X.,<br />

studierte. ^) Eiudruck machte auch die Erzählung von dem Verhalten<br />

des Mönches Iohauu Kuipstro in Frankfurt a. O./) der die Thesen<br />

Tetzels, die die Erwideruug auf Luthers Thesen bilden sollten, in offener<br />

Diskussion widerlegt und sich zu Luther bekannt haben sollte. Soviel<br />

steht wohl fest, daß Kuipstro Luthers Vchre anerkauute. Dieseu gefährlichen<br />

ketzerischen Mönch suchte mau in dem hiuterpommerschen Kloster<br />

Pyritz zu verbergen und so unschädlich zu machen.<br />

Diese Aufsehen erregeudcn Tatmcheu wareu auch nach Belbuck gedrungen.<br />

Da erhielt Otto Schlutow, Pfarrer in Treptow und Vertrauter<br />

Bugeuhagens, 15W im Oktober kurz nach ihrem Erscheinen *)<br />

die ^uthersche Schrift „äe capUvitutK I^lld^ls>nicÄ ec^l^i^' aus Leipzig<br />

zugeschickt. Er reichte sie bei Tisch Iohauu Vugenhageu, der bei ihm<br />

wohl mit auderu Geistlichen eiueu Freitisch geuoß. Bugenhagen blätterte,<br />

wie Chytraeus in seiner Saxouia berichtet, eiuer spätcn uud deshalb<br />

mit gröstter Vorsicht zu beuutzeudcu Quelle, schnell einige Seiten durch<br />

uud brach dann in die Worte aus: „Quitos a pI880 (^!lri8ti 8a1vg.toi-6<br />

x6rcui386, 8k6 nullum 6iu8<br />

6X3tiU3L6." Er nahm das Buch<br />

aber mit nach Hause, brachte es dann nach aufmerksamem Studiereu<br />

zurück und rief seineu Freunden zu: „Hmä 6ßo vobl3 äieain? Ilniversus<br />

mull(iu8 cii^cutit, et in 0imm6rii8 t6N6dn8 V6r99.tur. Nie vir, unu8<br />

et 80iu8, v6rum viä6t.^ Er besprach das Buch im einzelnen mit seinen<br />

') Die Namen Nnd Urkunden und Akten aus dem Stettiner Staatsarchiv<br />

entnommen, ferner I. Runges drevi8 äesiFiialio (Valt. Sud. N. F. 6, S 43 sf.),<br />

der Saxonia des Chytraeus (I, S. 737 ff.), Etvals. Chronik. I, 255 f. und der<br />

Klageschrift des Hippolyl Tteinwehr aus Stralsund. (VaU. Ttud. 17, 2. S. 90 f.)<br />

-> M. Wehrmann: a. a. O. II, T. 17.<br />

") F. Vahlow: Johann Knipstro, S. 2.<br />

^ Sie erschien am 6. Okt. 1520 (Weimarer Ausgabe VI, 487).


Kloster Velbuck um die Wende des 10. Jahrhunderts. 47<br />

Freunden, verteidigte es und gewann sie <strong>für</strong> das Evangelium. Sie<br />

wandten sich ab vom alten Glauben und menschlichen Kulten, von<br />

Messen und andern Salrameuten, die Luther in der genannten Schrift<br />

mißbilligt, und erkannten, daß ihr hell im Verdienste Jesu Christi liege. ')<br />

Bugenhagen trat nun in schriftlichen Verkehr mit ^nther; ') dann<br />

zog es ihn mit Gewalt nach Wittenberg, um Vuther persönlich kennen<br />

zu lernen. Peter Snawe, Bugenhageus Freund, war schon vorher nach<br />

Wittenberg gegangen. Auf seine Einladung hiu^) verlies; Vugeuhageu<br />

Treptow und kam Ende März 1521 nach Wittenberg. *) Die Leitung<br />

der Treptower Schule übernahm Knopte. Peter Suawe kehrte dagegen<br />

nach Pommern zurück uud giug auf Bugenhagens Veranlassung wieder<br />

nach Belbuck. )<br />

Bllgeuhageu, der am 29. April 1521 in Wittenberg immatrikuliert<br />

wurde, ") ging uugezwuugen vou Treptow fort. ') Die Verfolgungen<br />

der Neuerer iu Oelbuck uud Treptow setzten erst später eiu. Nachdem<br />

die Lehre Luthers als die richtige erkauut war, hielten die Allhänger in<br />

Treptow nicht damit zurück, sie dem Volte zu verkündigen nno gegen<br />

die alte Lehre zu predigen. Neben Otto Schlutow predigte als zweiter<br />

') Diesen ausführlichen Bericht finden wir bei Chytraeus (Kaxonik p. 737),<br />

der als erster einen so genauen Bericht über diese Ereianisse brina.! ; selbst Runge<br />

(bi-kvis clezißnatio) hat nicht einen ausführlichen Bericht. Die Quelle des<br />

Chytraeus ist nicht zu erkennen. Nun sagt aber Chytraeus in der Wanoalia p. 48,<br />

daß er manche Nachrichten über Wollin, Vineta, Artona einem gewissen Johann<br />

i!übekc verdanke. Dieser Johann dübele war der Sohn der Schwester Bu^enhagens,<br />

Katharina, die mit Jakob Lübeke verheiratet war. Jakob Anbete wird nach Niemann<br />

(<strong>Geschichte</strong> der Stadt Greifeuberg) 1531 und 1541 als Büra.ermeister erwähnt.<br />

Johann kübeke war nach K. A. Bogt: Johann Bugel,hagen, S. 3 f., der Liebling<br />

des Nefornmtors. Wird man da nicht annehmen dürfen, daß Chytraeus auch<br />

Nachrichten aus dem kcbrn Johann Bugenbagens von kübeke erhalten hltt und<br />

besonders die Entscheidung seines Onkels <strong>für</strong> den evangelischen Glauben? Jedenfalls<br />

ist der Bericht des Chytraeus über all diese Dinge nicht zuverlässig.<br />

') Vogt: a. a. O., S. 30.<br />

") M. Wehrmann: ?etsr 8uan6 in ^ 0 L 54, 643 f.<br />


4S Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

Geistlicher Johannes Kureke/) der sich in seinen Predigten heftig gegen die<br />

Mißbränche der katholischen Kirche wandte. Seine Art zu predigen<br />

mußte bei der Erbitterung des niederen Voltes gegen die bettelnden,<br />

untätigen Geistlichen und Mönche aufreizend wirken. Dies zeigte sich,<br />

als Autoniter, ^) die in Treptow eine Niederlassung hatten, ihren Bitt-<br />

gang mit den Schweinen hielten. ^) Der Pöbel verhöhnte, verfolgte,<br />

mißhandelte die Autoniter; die Predigten gegen Abgötterei nnd Bilder-<br />

dienst führten zu einem nächtlichen Bildersturm.<br />

In nächster Nähe des Bischofsitzes hatten Geistliche, sogar Mönche,<br />

eine Lehre verbreitet, die die Axt an die Wnrzel des Katholizismus legte<br />

und die höchste kirchliche Strafe dem Urheber eiugetragen hatte; dazu<br />

war Gewalt und Aufruhr gekommeu. Das konnte weder die geistliche<br />

noch die weltliche Herrschaft in Pommern duldeu. Der alte Bischof,<br />

Marti« Karith, war allerdiugs lässig gegenüber dieser Revolution: anders<br />

geartet war sein „Oachuwr cum 3p6 Lucc^ci'mäi-, Erasmns von<br />

Manteuffcl. ^) Er ließ in, Auftrage des Herzogs Barnim, der seinen<br />

anläßlich des Wormser Reichstages vom Januar bis !3. Inni<br />

abweseudeu Vater vertrat,^) deu Urheber dieser Uuruhen, Peter<br />

.Wreke verhaften und in dem bischöflichen Schloß zu Korlin gefangen<br />

setzen. Kureke blieb dort bis zum ^4. Inli; an diesem Tage leistete<br />

er Urfehde nnd wnrde freigelassen. Die Bürgschaft leisteten der Abt<br />

von Belbuck und der Rat von Treptow. Die Urknnde ist unter-<br />

zeichnet von Johannes Kurete, Valentin Stojentiu, Otto Schlutow lind<br />

Haus Ronink, Ratsherr von Treptow. Knrcke entschuldigte sich wegeu<br />

seiner Prcdigteu uud verpflichtete sich, daß er „un<br />

8cllt-l6wi-tll ml?ll ^9^l-^9lt wt'rtk." °) Diese Verfolgung kann<br />

zeitlich nicht genau festgelegt werden. Sie fand nach Ende März statt,<br />

Bugenhagen zog vorher weg; ihr Ende erreichte sie mit der Freilassuug<br />

Kuretes, am 27. Juli. Die Vcrhaftuug Kurekcs erfolgte in Abwesenheit<br />

des Herzogs Bogiilaw, also vor dem l3. Juni. Die Unruhen haben<br />

demnach zwischen Anfang April uud Mitte Juni stattgefunden. Eine<br />

') v. Medem: Einführung der Reformation in Pommern Urkunde 1 ^ K. St.<br />

A. St. Belbllckcr Urkunden Nr. 33.<br />

2) 1434 wird ihre Niederlassung in Treptow erwälmt (Stctt. Arch.: ?^8 I,<br />

Titel 113 Nr. 5, lol. 61 v).<br />

') Auch diese Erzählung beruht nur cmf Chytraeus: Saxoma l, S. 739.<br />


Kloster Belbnck um die Wende des 16. Jahrhunderts. 49<br />

Folge dieser Umstände war die Auswanderung der Belbucker Mönche<br />

Knopte und Mocller. ^) Tic wandten sich mit den aus Livland stam-<br />

menden Schülern der Treptower Schule, die sich nun auflöste, nach<br />

Riga, wo der Bruder des Andreas Knovke, Jacob, Domherr au St.<br />

Petri war.<br />

Die Verfolgung hatte wenig Erfolg, die neue Lehre gewann immer<br />

mehr Anhänger in Treptow. Die Belbucker streiften das Mönchswesen<br />

nach und nach ab, sie legten z. B. weltliche Kleidung an.*) Inzwischen<br />

starb der alte Bischof Martin (am L. Dezember l521), und an seine<br />

Stelle trat Erasmus von Manteuffel. u) Dieser gedachte energisch<br />

gegen Belbuck und Treptow vorzugehen und die neue ^ehre ganz aus-<br />

zurotten. Es gelang ihm, den Herzog Bogislaw <strong>für</strong> dies Unternehmen<br />

zu gewiunen. Der Herzog mochte überzeugt sein, daß eine weitere Aus-<br />

breitung der neuen ^ehre zu weitereu Uuruheu führen könnte. Die<br />

Geistlichkeit lag ihm außerdem hart in den Ohren ^) und wies auf die<br />

Gefahr hin; hatte doch auch schon an andern Orten die Reformation<br />

die Revolution im Gefolge gehabt. Dazu hatte Äogtslaw Grund geuug,<br />

dem Kaiser, der ihn am ^8. Mai !52l ^ in Worms belehnte,<br />

sich erkenntlich zu zeigen dadurch, daß er auf die Durchführung des<br />

Wormser Ediktes sah.<br />

Die Verfolgung begann nach der Rückkehr Bogislaws vom Nürn-<br />

berger Reichstag. «) Die meisten Anhänger Luthers wurden nun<br />

gezwungen, Treptow und Belbuck zu verlassen. Unter denen, die<br />

zurückblieben, waren Otto Schlutow und der Tertian borite; sie blieben<br />

unangefochten in Treptow. ') Kureke wurde damals wohl endgültig seines<br />

Amtes entsetzt. Abt Boloewau wurde gefangen genommen uud eine<br />

Zeitlang in Kolberg festgehalten. ") Belbuck war fast leer; die zurück-<br />

') Hoerschelmann: a. a. O., S. 29.<br />

") EtraNnnder Chroniken I, S. 255.<br />

") M. Wehrmann: Gesch. v. P. l, S. 255; seit 16. Dezember heißt Manteuffel<br />

erwählter und bestätigter Bischof.<br />

') Chytraeus: Saxonia 1, S. 743.<br />

") Wehrmann: a. a. O., S. 254.<br />

") Am 31. Mm 1522 war Bogislaw in Stettin.<br />

') Otto Tchlutow wnroe erster evangel. Pfarrer in Treptow und wird als<br />

solcher noch 11. Nov. 1543 erwähnt. 1547 wird Otto Slutow ein alter, abgelebter<br />

Mann genannt, der mit vielen Ämtern beladen ist (K. St. A. St. Slett.: Arch. k. I,<br />

Tit. 113 Nr. 14 toi. 212). (K. St. A. St. Mscr. I, 42 Nr. 44) Stett. Arch.: 1>2.r31,<br />

Tit. 113 Nr. 2 wird auch noch 1545 Ioh.^orke, von dem Chutraeus: Saxonia!, S.738<br />

erwähnt, daß er sehr alt geworden sei und bis zuletzt der Kirche gedient habe, wird 1570<br />

als alter Kirchendiener genannt sK. St. A. 2t. Stett. Arch.: ?n.r81, Titel 113 Nr. 5).<br />

b) Pomerania-Gaebel I, N7. Goeriak: Wissensch. Beil. zur „Germania"<br />

vom 13. Oktober 1887.<br />

Baltische Et,ld,en N. F. XVI. .


Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

gebliebenen Mönche aber, die bei der alten Richtung verharrt waren,<br />

bildeten weiter einen Konvent unter einem Priors)<br />

Die Verfolgung in Belbuck hatte auch ein Einschreiten gegen die<br />

Neuerer in Stolp zur Folge.') Dorthin hatte sich Peter Suawe nach<br />

der zweiten Belbucker Verfolgung begeben. Er fand hier Freunde und<br />

Anhänger der neuen Lehre vor.^) Johannes Boldewan hatte, wohl nach<br />

der ersten Verfolgung, Christian Ketelhnt nach Stolp gesandt. Dieser entwickelte<br />

hier eine rührige Tätigkeit und gewann den Propst des Nonnenklosters,<br />

Thomas Hecket, <strong>für</strong> die neue ^ehre. Zu diesen gesellte sich Peter<br />

Suawe, der 1533 in einem Privathause am Markt predigte. Wohl infolge<br />

der Unruhen verließ er 1524 Stolp und wandte sich nach Greifswald, wo<br />

er am 13. April desselben Jahres immatrikuliert wnrde. Jedenfalls<br />

hatte er nicht unter der Verfolgung zu leiden, die nach der zweiten<br />

Verfolgung in Belbuck über Stolp hereinbracht) Christian Ketelhnt wurde<br />

am ZI. August durch den Herzog entsetzt.*) Die zweite Verfolgung in<br />

Belbnck und die in Stolp ist <strong>für</strong> die Zeit vom Inni bis Angnst 1523<br />

anzusetzen. Sie begann frühestens mit der Rückkehr Bogislaws und<br />

endete mit der Absetzung Ketelhnts in Gtolp.<br />

Kapitel 3.<br />

Vereinigung der velbuckschen Güter zu einem herzoglichen Zmt.<br />

Zwar stand Belbuck mit seinen Besitzungen seit 1502 unter dem<br />

Schutz des Herzogs, aber die freie Verfügung über sein Eigentum war<br />

ihm geblieben. Durch die Reformation und die sich daran schließenden<br />

Verfolgungen war der Konvent sehr zusammengeschmolzen. Da fiel in<br />

die Wirren ein Streit, der Velbuck vollständig in den Besitz des Herzogs<br />

brachte. Als Bewerber um das Koadjurat im Bistnm Cammin<br />

war auch ein Glied des Geschlechts der Eberstein aufgetreten") (1519),<br />

aber durch den energischen Widerstand des Herzogs gegen dies zu Brandenburq<br />

neigende Geschlecht war Erasmus von Manteuffel, ein treuer<br />

Anhänger Bogislaws. Koadjutor geworden. Als das Bistum Cammin<br />

') Nach dem V. G. B. wird ein Prior, Joachim Kuelal, bis 24. März 1536<br />

genannt (fol. 234); nach We^ang Boldewans scheint der Prior die Leitung<br />

übernommen zu haben, denn der letzte Prior, Joachim Pasewalk, der 1521 Prior<br />

(K. St. A. St. Mscr. I, 42: 41 Nr. 61) ist, wird 1525 noch als Prior aufgeführt.<br />

(K. Et. A. St. Stett. Arch.i ?ar» II, Titel 14 Nr. 2.)<br />

") Chytraeus: Saxonia I, 734; Haken: a. a. O., S. 9.<br />

") M. Wehrmann: ^ 0 ö. 54, S. 644.<br />

^) Haken: a. a. O.<br />

') Graebert, Erasnms v. Manteuffel (Histor. Etud. V. 37), S. 14 ff.


Kloster Bcllmck um die Wende des ltt. Iahrlmuderls. 51<br />

durch den Ende 1531 erfolgten Tod 2) Martin Kariths erledigt war,<br />

trat gegen den zum Vli'chof designierten Manteuffel *) wieder Ludwig<br />

Eberstcin auf. Dagegcu wandte sich Bogislaw an den Papst und rief<br />

lhu um Vermittelung au. Hadriau VI. entschied sich <strong>für</strong> Manteuffel,<br />

bot aber dem Ebersteiu als Ersatz die Einkünfte der Abtei Äelbuck an.<br />

Eberstein lehnte dies ab, weil es ihm wegen der Ablagerablösung, die<br />

4. Die Schätze<br />

und Kleinodien aus der Kirche zu Äelbuck wurden 1525 auf Veranlassung<br />

der Herzöge inventarisiert uud in Verwahrung genommen (s. Beilage 3>.<br />

Dieser Schritt bedeutete eiuen recht bedeutenden Zuwachs an unmittelbarem<br />

Besitz <strong>für</strong> den Herzog. Der Zeitpunkt <strong>für</strong> die Einziehung der bclbuckschen<br />

Güter steht nicht fest. Anfangstermin ist Juni 15'


53 Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

3. Abschnitt.<br />

Velbuck als Amt.<br />

Kapitel 1.<br />

Die Zmtsverfalsung.<br />

Das Amt Velbltck, das aus den Klosterdörfern gebildet wurde,<br />

enthielt nicht die Liegenschaften uud den andern Besitz, die das Kloster<br />

Belbuck seinem FiliaMoster in Treptow überlassen hatte. Diese Güter<br />

abgerechnet, umfaßte das Amt Velbuck den Gilterbesitz des Klosters<br />

Belbuck.l) An die Spitze des herzoglichen Amtes wurde ein Amtshauptmann<br />

gestellt. Dieses Amt verwaltete zuerst Jacob Flemming,<br />

der zugleich Vauduogt iu Greifenberg-Wollin war. Er wird in seiner<br />

Eigenschaft als Amtshauptmann von Velbuck mehrfach in den Jahren<br />

1524 — 152« erwähnt. Dieie Bestallung war nur provisorisch; am<br />

28. August 1527 und 12. Juni 1528 wird in Belbuck ein Hausvogt,<br />

Hans Lepel, erwähnt; demnach hatte Flemming nicht die Gerichtsbarkeit<br />

unter sich. Als Leiter des wirtschaftlichen Betriebes wird der Nentmeister<br />

Nicolaus Horn angegeben.<br />

Am 155. Dezember 1529 wurde Albrecht von der stanken zum<br />

Hausvogt und Verwalter des Amtes bestellt^,) später führte er nur den<br />

Titel Amtshauptmann. Er leistete einen Eid, das Amt <strong>für</strong> den Herzog<br />

bestens verwalten zu wollen. In späteren Bestallungen wurden die<br />

Verpflichtungen der Amtshauptleute im einzelnen aufgeführt^) sie sollten<br />

das Amt im Namen des Herzogs verwalteu, uichts darau vcrriugern,<br />

sondern eher verbessern, darauf sehen, daß alle Bauwerke, Viehhöfe,<br />

Schäfereieu, Fischerei und andere des Amtes Nutz und Fruchtbarkeiten<br />

herzoglicher Verordnung und Bescheidenheit nach ohne Verzug erbaut,<br />

erweitert, mit zugehöriger Notdurft eingerichtet, vorgestanden und erhalten<br />

würden, damit der Herzog dieselben vollkommen genießen könnte, und<br />

alle Nutzbarkeit, Gefälle und Einkommen des ganzen Amtes ohne Ausnahme<br />

ihnen in die Kammer gebracht und berechnet würde. Die Bauern<br />

') Nach dem B. G. B.<br />

2) Stett. Arch.: I>«.!-8 I, Titel 100 Nr. 8, toi. 48v.<br />

) Stett. Arch.: ?ar8 I, Titel 100 Nr. 8, toi. 148; Titel 79 Nr. 7, KI. 10.


Kloster Belbuck um die Wende des 16. Iahrbunderts. 53<br />

mit ungewöhnlichen Latten, Diensten und Steuern zu beschweren, wurde<br />

verboten; die Hauptleute sollten Frieden, gerechtes Recht, Exekution des-<br />

selben über die herzoglichen Nmtsunterbeamten handhaben, sichere und<br />

offene Landstraßen halten, Landfriedensbrecher und Übeltäter mit aNem<br />

Ernst verfolgen. Recht und Gerechtigkeit waren von ihnen in allen<br />

Dörfern, (Grenzen, Seen, Fischereien, Jagden lc. mit allen Treuen und<br />

Fleiß vor Verhinderungen und Emtrag zu schützen. Die herzoglichen<br />

Mandate sollten sie ohne Verzug und treulich ausrichten, auch die An-<br />

ordnungen herzoglicher Kommissionen treu zu befolgen, wurde dcr Haupt-<br />

mann angewiesen; er sollte sich halten, wie es sich <strong>für</strong> einen gehorsamen<br />

und treuen Amtmann nnd Untertanen vermöge seiner Pflicht gezieme.<br />

Die Stellung eiues Nmthanptmanus war häufig ein Ruheposten <strong>für</strong><br />

tüchtige gediente herzogliche Beamte, denen ans Gnaden auf bestimmte<br />

Zeit (12, 16, 20 Jahre) dieser Posten verliehen wurde. Als herzog-<br />

lichen Beamten wurde ihuen ein Gehalt durch den Herzog zugewiesen.<br />

Für Albrecht v. d. sanken kennen wir die Besoldung nicht, genan bekannt<br />

sind die Abfindungen <strong>für</strong> seinen Nachfolger Caspar Karnitz (1550 bis<br />

1566) und <strong>für</strong> Karnih' Nachfolger, Jacob Münchow (1567—1575).')<br />

Die Hauptleute erhielten eiue Summe bar, 30—50 Gnlden in dieser<br />

Zeit, zwei Pferde wnrden ihnen gestellt, eins davon <strong>für</strong> einen Knecht;<br />

<strong>für</strong> die Pferde wurde Futter geliefert. Ferner stand ihnen Lieferung<br />

von Kleidung zu. Die Angehörigen und das Dienstpersonal wurden<br />

ihnen verpflegt. Dazu erhielten sie Naturalien in bedeutender höhe.<br />

Bon Gerichtseinknnften, Strafgeldern nnd Auflassungen bezogen sie<br />

den vierteu Pfennig; drei Viertel der Summe standen dem Herzog zu.<br />

Später erfuhr die Besoldung eine wesentliche Erhöhung; es wurden<br />

drei Pferde gehalten, auch die Lieferungen bedeutend vermehrt. Der<br />

Hauptmann entstammte dem Adel, er war der Vorsteher des Amts<br />

nnd der Gerichtsherr <strong>für</strong> den Herzog. Er wurde nicht sehr durch seiu<br />

Amt belastet; Albrecht v. d. sanken konnte z. Ä. daneben noch jahrelang<br />

Vertreter des Propstes des Nonnenklosters von Treptow sein.^) Der<br />

Amtshauptmann hatte nämlich die Leitung des Wirtsckaftsbetriebs; dieser<br />

unterstand dem Rentmeister, der aus bürgerlicher Familie stammte. Er<br />

nahm eine fast selbständige Stellung neben dem Hauptmann ein. Der<br />

erste Rentmeister in Belbuck scheint Klaus Horn gewesen zn sein;') ihm<br />

folgte (seit !528) Johannes Friese, der dieses Amt noch 1568 ver-<br />

waltete/) Aus der ersten Zeit des Amtes findet sich kein Bericht über<br />

') Stett. Arck.: kar» 1. Titel 100 Nr. 8, fol. 148v; Titel 79 Nr. 7, fol. 10.<br />

'j 1537/38 Anwalt und Verweser des Iungfrauentlosters lEtelt. Arch.: parai,<br />

Tit. 113 Nr. 2).<br />

"j Stett. Arch.: ?»i-8 I, Tit. 49 Nr. 13.<br />

«) K. St. A. St. Stett. Arch.: ?ar» I, Titel 79 Nr.7, Stück 103.


54 Kloster Belbuck um die Wende des IN. Jahrhunderts.<br />

die Entlohnung eines Nentmeisters in Belbnck. Nach der Bestallung<br />

eines Nentmeisters des Amtes Stolpe von 1541 stand diesem eine<br />

Summe bar zu, ungefähr die Hälfte des Geldes, das der Haupt-<br />

mann empfing; er hielt sich einen Knecht, der ^ohn uud Kleidung<br />

vom Herzog erhielt. Ferner bekam er Getreide, von jeder Art vier<br />

Drömth Roggen, Gerste, Hafer; freie Feuerung :c.^) Diele Vestallung<br />

nannte folgende Pflichten des Nentmeisters: er hatte Nechnnng zn führen,<br />

Erträge einzubringen, Nutzungen in bestimmter Höhe in die herzogliche<br />

Kammer zu schaffen, dem Herzog oder seinen Vertretern Rechenschaft<br />

abzulegen. ^) Der Nentmeister vertrat dell Hauptmann, auch in Gcrichts-<br />

angclegenheiten, er besorgte die Schreibereien im Amt und war Notar. ")<br />

Allmählich gewanu der Nentmeister immer mehr all Einfluß gegenüber<br />

dem Hauptmann, dem im wesentlichen uur die Nechtspreämug oblag.<br />

Die beiden Oberbeamten des Amtes hatten eine Anzahl von Hilfs-<br />

kräften unter sich. Die Pflug- und Holzvögte sorgten <strong>für</strong> Flur- und<br />

Waldschutz; daneben waren sie Gcrichtsdicner des Hauptmanns. In<br />

dieser Eigenschaft überbrachten sie den Angeklagten die Zitationen zu Gericht,<br />

trieben die Gerichtsgcfälle ein und nahmen bei säumigen Zahleru der<br />

Pacht ic. die Pfändung vor; auch leisteten sie die Dienste der Sicherheits-<br />

polizei. *) Zur Ausübung ihres Amtes mußten sie ein Pferd halten,<br />

dessen Ernährung sie selbst zu bestreiten hatten. Nach ihrer Entlassung<br />

aus dem Dienste wurdeu sie meisteus durch die Perleihuug von Leib-<br />

gedingen versorgt. Sie bezogen ein klägliches Gehalt: 5 Guld. und<br />

6 Scheffel Gerste; voll diesem Gehalt war auch noch das Pferd zu<br />

unterhalten. Wir hören denn auch oft genug lebhafte Klagen über das un-<br />

genügende Gehalt und Vitten um Erhöhung desselben.b) Zu Gerichtsdienern<br />

und Vertretern der Dorfpolizei waren auch die Schulzen «) herabgesunken;<br />

gerichtliche Befugnisse waren ihnen genommen. Sie hatten die im Dorfe<br />

ertappten Verbrecher zu verhaften, im Gefängnis zu halten und sie dann<br />

dem Hauptmann zur Aburteilung zu übergeben; dem Hauptmann war<br />

') Stett. Arch.: ?arg I, Titel 100 Nr. 8, WI. 89v.<br />

') Nach dem N. G. B.<br />

") 7. August 1539 wurde unter anderen der Nentmeister von Belbuck angewiesen,<br />

zum 24. Oktober ein Register der Einnahmen und Ausgaben au die ^andrentmeisserei<br />

m Rügenwalde zu schicken und am 28. Oktober mündlich Rechenschaft<br />

in Rügenwalde zu tun. Er sollte 2 Register des laufenden Jahres mitbringen,<br />

<strong>für</strong> jeden Herzog eins, das dritte sollte er selbst behalten. (K. St. A. Et. Etelt.<br />

Arch.: ?al-8 I, Titel 9b Nr. 1, vul. 1 tol. 42.)<br />

") N. G. B. kol. 196v und 267V.<br />

b) Stett. Arch.: ?ar3 II, Titel 14 Nr. 2, fol. 222.<br />

") Über Schulzen: Aus B. G. B. und M. Riedel, Beitr. zur Kunde des<br />

deutschen Rechtes I.


Kloster Velbuck um die Wende des 46. Jahrhunderts. 55<br />

vorher von dem Vergehen Mitteilung zu machen. Der Dorfschulze sollte<br />

lesen und schreiben können, Polizeivorsckriften lrnnen und im Dorfe<br />

Ansehen haben; darum durfte er nicht zu jung sein. Auch sollte ev im<br />

Dorfe die Interessen des Herzogs wahrnehmen und die übrigen Beamten<br />

unterstützen. Die Schulzen iu größeren Dörfern hatten zum Dienst<br />

ein Pferd, iu kleineren Bezirken taten sie nur ssußdienst.^) Kameu die<br />

Herrschaften oder ihre Abgesandten in das Dorf, so hatte der Schulze<br />

die Verpflichtung, die erste Mahlzeit auszurichteu; die Auslagen da<strong>für</strong><br />

wurden im Dorfe repartiert.*) Die Schulzen wurden zumeist aus der<br />

Zahl der Bauern genommen, auf bestimmte Zeit oder auch lebenslänglich.')<br />

Doch werden anch Erbschulzeu erwähnt/) Ausuahmsweise<br />

tonnten auch Auswärtige, die uicht dem Bauernstände augehörten, das<br />

Amt eines Schulzen bekleiden, das auch iu diesem Falle gewöhnlich sich<br />

in der Familie forterbte/) Als Entschädigung <strong>für</strong> seine Dienste erhielt<br />

der Schulze völlige oder teilweise Befreiung von Abgaben.<br />

Kapitel 2.<br />

pie Fage der Zmishintersassen und die Zmtswirtschaft.<br />

Die Klosterwirtschaft war in den letzten 50 Iahreu wenig rationell<br />

gewesen. Eigenwirtschaft war kaum vorhanden, die Bauern zahlten<br />

geringe Pacht, taten wenig Dienste; ihnen kam ihre Lage als Hintersassen<br />

garmcht zum Bewußtsein; auch ihre rechtliche Lage war durchaus<br />

gunstig. Die Leitung des Klosters war nicht einheitlich uud straff. Die<br />

Einkünfte tonnten mit den Ausgaben nicht einmal im Gleichgewicht<br />

gehalten werden; infolgedessen war das Kloster ziemlich verschuldet,<br />

besouders in der Zeit nach 1500. Als die Klostergüter in ein herzogliches<br />

Amt verwandelt wurden, änderten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse.<br />

An die Spitze der Wirtschaft trat ein Beamter, der Nentmeister;<br />

Wirtschaftsführung und Rechtsprechung wurden getrennt. Dle<br />

Güter des Amtes wurden intensiver bewirtschaftet, die Hintersassen<br />

schärfer herangezogen; überall machten sich strenge Ordnung und Beaufsichtigung<br />

geltend. Pacht und Abgaben zog man mit großer Regelmäßigkeit<br />

') Aus den Pertinenzien des Klosters Belbuck: Bali. Etud. 6, S. Ifttt;<br />

V. G. B. 268<br />

') B. G. B. fai. 268.<br />

bj Bei einem Schulzen in Meyersberg. K. St. A. St. Stett. Avch. : I>ai-8 II,<br />

Titel 14 Nr. 2, lul. 200.<br />

*) 1524 wird zwei Nriident Berendt aus Treptow das Schulzenamt in<br />

Nehlkow bestätigt, das ihre Voreltern schon von den zeitigen Äbten besessen haben.<br />

K. Et. A. St.: Abschrift im Wolg. Alchiv, Tit. U, Nr. 4, vol. 1 toi. 290.


56 Kloster Velbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

llnd ohne Rücksichtnahme ein. Ver nicht zahlen tonnte, wnrde aus-<br />

gepfändet. Auf Trägheit in Dienstleistungen, die jetzt härter wurden,<br />

wurde strenge Strafe gesetzt. Es kam dann auch wohl vor, daß die<br />

still verhaltene Wut gegen die Vögte, die Exekutivbeamteu, losbrach, und<br />

ihnen Gewalt angetan wurde. Die schuldigeu Bauern verschlechterten<br />

dadurch ihre ttage „ur, denn nun kam noch die schwere Strafe <strong>für</strong> den<br />

Aufruhr dazu. ') In der Klosterzeit blieben die Banern gern auf ihren<br />

Höfen; Ausweisung ans dem Klostergebiet empfand man als schwere<br />

Strafe; bei Zänkereien wnrde der Friedensstörer hiinfig mit Aus-<br />

weisung bedroht. Jetzt in der Amtszeit — das B. G. B. lol. 265v<br />

erwähnt nur einen Fall vom 19. November 1537 — durfteu sie das<br />

Amtsgebiet nur auf besoudere Erlaubnis hin danernd verlassen; wahr-<br />

scheinlich hatten sie dann auch noch einen Ersatzmann zu stellen. Sie<br />

mußten jetzt unter Androhung schwerer Strafe zum Bleiben im Amt<br />

gezwungen werden; 2) ja, sie konnten, wenn ihr Aufenthaltsort nach der<br />

Flucht entdeckt wurde, mit Gewalt znrückgeholt werden. In der<br />

Klosterzeit standen den Vanern die an ihre Dörfer grenzenden Waldungen<br />

znr allgemeinen Benutzung, zur Holznutzung und Schweinemast, zur<br />

Verfügung. Sie werden nicht schonend mit den Wäldern umgegangen<br />

sein; darans ist auch zu erklären, daß das Waldnntzungsrecht des Herzogs<br />

strengstens gehandhabt wurde. Die Amtsordnuug von 1545") gebot<br />

das Hegen und Schonen von Eichenwaldnngen. Auf das Fällen von<br />

Eichen wurden hohe Geldstrafen gesetzt. Das Halten von Ziegen<br />

wnrde verboten, weil sie die jungen Anpflanznngen vernichten könnten.<br />

Im Amt Belbuck scheint die Ziegenzucht aber nie geblüht zu haben.<br />

Jetzt mußten die Bauern das Holz vom Amt teuer taufen/) und zur<br />

Bewachung der Wälder gegen Holzdiebstahl b) waren Holzreiter bestellt.<br />

Auch auf eigene« Höfen sollten die Bauern ohne Not nicht Bäume fällen.")<br />

Iagdrecht zu üben stand ihnen nicht mehr zu; sie mußten ihre sämtlichen<br />

') B. G. B. lol. 196V, 267V,<br />

«) B. G. B. sol. 265V.<br />

') Diese Amtsordnung bestimmte auch über ganz private, kleinliche Angelegenheiten,<br />

z. B. über Ausrichtungen von Hochzeiten, Taufen, über Bierschmkeu,<br />

Kleidung des Bauern. In allen diesen Angelegenheiten sollte der ^urus ein«<br />

sseschränkt werden; Übertretungen wurden mit schwerer Strafe bedroht. Diese<br />

Bestimmungen waren nicht überflüssig, denn die Bauern feierten und kleideten sich<br />

teurer als ihre Mittel es ihnen erlaubten. Es wird dieser Übelstand auch schon<br />

zur Klosterzeit geherrscht haben, ohne daß dagegen eingeschritten war. sStett. Arch.i<br />

kai-Z l, Tit. 79 Nr. 1.)<br />

") B. G. B. toi. 209V.<br />

b) Holzdiebstahl der Olanser wird 24. Februar 5534 verhandelt. (B. O.<br />

toi. 146V.)<br />

") B. G. B. w!. 209v.


Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts. 57<br />

Iagdgeräte abliefern. Die Folge war nun Zunahme des Raubzeugs,<br />

und die Geschädigten mußten oft und eindringlich die Amtsverwaltung<br />

ultl Hilfe bitten gegen die heftig auftretende Wolföplage. ^) Ju der<br />

Klosterzeit war den Bauern das Ablager der Herrschaft wenig beschwerlich<br />

gefallen; jetzt hören wir häufig Klagen über das drückende Ablager und<br />

Vittcu, es in diesem Punkte wieder so zu halten, wie es in der Klosterzeit<br />

damit gehalten sei.^) Häufig genug wiesen die bcschwerdeführenden<br />

Baueru auf die besseren Zeiten der Klosterherrschaft hin. Sie hatten<br />

bei dem Wechsel einen sehr schlechten Tausch gemacht.<br />

Das Amt unterhielt eine ausgedehnte Eigenwirtschaft auf den Vor-<br />

werken, die fast sämtlich nach 1522 eingerichtet sein müssen. Es wurde<br />

bei der Einrichtung von Vorwerken auf die Bauern wenig Rücksicht ge-<br />

nommen. Wenn der Nentmeister eine Vergrößerung und Abrnndnug<br />

eines Vorwerks <strong>für</strong> gut befand, so wurden die in Frage kommenden<br />

Bauern erbarmungslos gelegt. Ein Venpiel aus dem Jahre 155^ bietet<br />

hier<strong>für</strong> die Angelegenheit des Bauern Peter Meyer aus Sülzhorst.^)<br />

Der Herzog wies seme Beschwerden ab; dem herzoglichen Interesse<br />

gegenüber mußte der Bauer stets zurückweiche». Es bedeutete eilt großes<br />

Entgegenkommen seitens des Herzogs, wenn er dem Bauern die Anwart-<br />

schaft auf einen andern Hof oder teilweise« Ersatz der Kaufsumme<br />

gewährte.<br />

Einen bedeutenden Zuwachs erfuhr der herzogliche Besitz 1558.<br />

In diesem Jahr wnrden nämlich die Besitzungen des Nonnenklosters<br />

Treptow tu herzogliche Verwaltung genommen. ^ Die Leitung dieser<br />

Güter unterstand dann auch den Beamten oou Belbuck. Die Wirtschafts-<br />

führung wurde anfangs getrennt gehalten, erst 15»?:» zeigt sich gemeinsame<br />

Rechnungsführung. ^)<br />

Eineu Einblick in die Eigenwirtschaften des Amtes gewähren die<br />

Register der Jahre 1560, 156! und 1573. ") 1560 bestanden folgende<br />

Vorwerke.- Neuhof, Sülzhorst, Gummiu, Heidhof, Sukow. Auf den<br />

Vorwerken wurde hauptsächlich Viehzucht getriebcu; natürlich mußte<br />

znm Unterhalt auch Getreide gebaut und Wieseuwirtschaft gepflegt werden.<br />

Neuhof und Kümmln halten große Schäfereien, in Neuhof blühte<br />

auch die Pferdezucht. Das älteste, größte, bestangebautc. ertragfähigste<br />

Vorwerk war Nenhof. An Grö^r und Fruchtbarkeit folgte Sülzhorst,<br />

l) Stett. Arch.: ?a« II. Titel 14 Nr. 99.<br />

«1 Stett. Arch.: ?alä li, Titel 1!) Nr. 9U.<br />

«) Etett. Arch.: kar» II, Titel 14 Nr. 2, sol. 19, 31, 35, 212.<br />

') Siehe unten S. 69. Stett. Arch.: I>ar5 1, Titel 113 Nr. 2.<br />

°) Stett. Arch.: l^i-g II, Titel 14 Nr. 99.<br />

«) Ttett. Arch.: l>ai-8 li, Titel 14 Nr. 99.


58 Kloster Velbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

es hatte starten Viehstand und guten Boden, 1573 wurde hier<br />

reichlich Weizen gebaut. Heidhof war wesentlich kleiner: viel Vieh,<br />

besonders Rindvieh wurde gehalten. Gummin hatte vor allem starken<br />

Viehstand, bedeutend war die Schäferei. Der Acker war z. T. sandig,<br />

es wurde ziemlich viel Buchweizen gebaut. Das Vorwerk Gummin<br />

hatte großen Umfang; es stammte ans früher Zeit des Nonnenklosters<br />

Treptow. Sukow, auch auf dem Gebiet des alten Nonnenklosters gelegen,<br />

hatte Viehhof nnd Schäferei. 1560 war der Ertrag gering, der Boden<br />

war schlecht, es gedieh Buchweizen. Wesentlich größer war der Ertrag<br />

1573; es scheint in den dreizehn Jahren viel gebessert zu sein; wahrscheinlich<br />

ist das Vorwerk erst um l56t) eingerichtet worden. Der<br />

Durchschnittsertrag an Getreide auf den Vorwerken Neuhof, Sülzhorst,<br />

Sukow und Oummin war 15ii() ungefähr folgender:<br />

Neuhof:<br />

Roggen 5,85 Stiegen Garben auf 1 Scheff. Saat<br />

Gerste 4,8 1<br />

Hafer 4,2 ., „ „ 1<br />

Wicken 20 Fuder anf 1 Dromth Saat<br />

Sülzhorst:<br />

Moggen 4,57 Stiegen Karben anf 1 Scheff. Saat<br />

Gerste 4<br />

Hafer 5,84<br />

Zukow:<br />

Roggen fast 4<br />

Hafer 3,4<br />

Buchweizen 3 ., „<br />

Gummin:<br />

Roggen 4,17<br />

Gerste 4<br />

Hafer 3,8<br />

Vom Vieh und Getreide wurde ein Teil all das Hoflager geschickt<br />

oder <strong>für</strong> die herzogliche Kasse in den nächsten Städten verkauft; ferner<br />

wurde ein bedeutender Teil au Beamte und Gesinde znm Deputat und<br />

Unterhalt gegeben. Die Wirtschaft auf einem Vorwerk führte ein Hofmeister,<br />

er lieferte die Überschüsse und Einnahmen an dell Rentmeister<br />

oder dessen Gehilfen, den Kornschreiber, ab; er erstattete dem Rentmeister<br />

mehrmals im Jahr Rechenschaft über seine Wirtschaftsführung.<br />

1561 bat ein Hofmeister um Erhöhung seines Gehalts. Er, wie<br />

seine Vorjänger hätte jährlich 8 Gnld. als ^ohn und 1 Guld. zu Schuhen<br />

erhalten. Sein Dienst sei durch die Vergrößerung seines Bezirkes<br />

wesentlich erschwert. Er bat deswegen um Erhöhung seines Gehaltes<br />

1<br />

1<br />

1<br />

I<br />

1<br />

1<br />

„<br />

I I


Kloster Pelbuck um die Wende des 1«. Jahrhunderts. 5)9<br />

und um Sommerlleiduug. ^) Im allgemeinen war die Entlohnung der<br />

uiederen Beamten recht kümmerlich. Der Hofmeister hatte natürlich<br />

zahlreiches Gesinde unter sich. Vei eiligen und größeren Arbeiten,<br />

wie z. V. bei der Ernte wurden die Bauern gegen Bezahlung herangezogen.<br />

Das weibliche Gesinde in der Außcuarbeit unterstand der<br />

Hofmuhme, in der Hausarbeit der Bettmuhme. Die Ortspolizei auf<br />

den Vorwerten verwaltete wohl eiu besonderer Beamter, Vogt genannt.<br />

Die größeren Vorwerke hatten besondere Handwerker; in Neuhof wurde<br />

auch ein Fischer gehalten. Die Schäfereien standen unter einem Schafmeister,<br />

der Knechte und Iuugeu uuter sich hatte. Meister uud Knechte<br />

hatten in den Schafherden auch eigeue Schafe, damit sie am Wohle<br />

der Herde interessiert würden. ^)<br />

Kapitel 3.<br />

Die ctage der znrnckssevtiebenen Mönche und Können<br />

nnd der Mchbarn des Amts, Treptows und ßammtns, znm Amt.<br />

Daß an Stelle der Klosterwirtschaft sich in Belbuck eiu herzogliches<br />

Amt befand, merkten die zurückgebliebenen Mönche uud die Nachbarn,<br />

Treptow und der angrenzende Adel, sehr bald. Statt mit den ruhigen Klosteroberen<br />

hatte man es jetzt mit energischen, rücksichtslosen herzoglicheu<br />

Beamten als Nachbarn zu tun. Der Herzog hatte mit der Einziehuug<br />

der Klöster uach der Kirchenordnuug von 1535, deren Durchführung<br />

das Ergebnis des Treptower Landtages von l53^ darstellte (vgl. die<br />

Treptower Kirchenordnung, abgedruckt in Aalt. Stud. 43, S. 135,<br />

und Johann Bllgenhngens lHottesdienstordnung <strong>für</strong> die Klöster und<br />

Stifter in Pommern (l'i«, onlinatin CÄeremomkrum) 1535, abgedruckt<br />

im Archiv <strong>für</strong> Neformationsgesch. V, 2 von A. Uckeley) natürlich die<br />

Pflicht übernommen, die zurückgebliebenen Mönche und Nonnen zu versorgen.<br />

Am L5. Mürz 1535 bestimmte Herzog Barnim. ^) daß die<br />

Ordensleute, die zur Zeit in Belbuck seien, mit Essen, Trinken, Kleidung,<br />

Feueruug und anderer leiblicher Notdurft unterhalten würden. Zu<br />

Dienstleistungen sollten ihnen ein „Fürbüter" uud eine alte ehrliche Frau<br />

gehalten werden. Letztere wurde hauptsächlich zum Zwecke der Krankenpflege<br />

gehalten. Diese Bedienten empfingen ^ohn und Brot vom Herzog.<br />

Den Ordensleutcn sollten auf Lebenszeit jährlich drei Gulden gegeben<br />

werden. l53tt waren aus der sslonerzcit her zu unterhalten zwei<br />

') Stett. Arch.: ?ar» II, Titel 14 Nr. 99.<br />

") Schäferordnung von 1582.<br />

2) Ltett. Arch.: ?krs II, Titel 14 Nr. 99.


l^s) Kloster Pelbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.<br />

alte Klosterdiener, eilt Hirte und ein alter Bote. Zie belamen als<br />

Leibgedinge frei Essen, Trinken und Kleidung. Joachim Pasewalk, früher<br />

Prior in Belbnck, sollte 6 Gulden, frei Essen, Trinken nnd Kleidung<br />

erhalten. Der letzte Prior, Joachim Kndal, war in Etolp als Nonnen-<br />

propst. Vier frühere Mönche befanden sich als Pfarrer in Robe, Zarben,<br />

^angenhagen nnd Vehlkow; sie waren verheiratet. Ihnen war dieselde<br />

Summe 2c. als ^eibgedinge verschrieben, sie bekamen aber nichts. Diese<br />

Pfarrer waren zugleich Mühlenmeister. Sie mußten ans den Mühlen-<br />

und Pfarreinkünfteu ihr Einkommen entnehmen. ^ Später trachteten<br />

die Amtsleute danach, sie ihrer Vorrechte, Stellerfreiheit und Ablagerfreiheit,<br />

zu berauben, auch versuchten sie, ihnen, dellen doch freie Versorgung lallt<br />

Verschreibnng znstand, einen Teil ihrer Einkünfte zn nehmen, z. V. die<br />

Mühlen. Es machte auch Mühe, <strong>für</strong> den ganz verbrauchten Pfarrer<br />

aus Nobe eine Versorgung vom Amt zn erlangen. -) Also auch die<br />

im Amtsgebiet verbliebenen ehemaligen Mönche wurden von dell Amts-<br />

lenten gewalttätig und rücksichtslos behandelt. Die Nonnen in Treptow,<br />

die 15)58 noch im Kloster geblieben waren, wurden wesentlich besser<br />

gestellt. Sie hatten etliche Hebnngen il: und um Treptow behalten und<br />

bezogen aus dem Vorwerk Gnmmin Deputate an Vieh — 1560 z. V.<br />

3 Ochsen, 4 Schweine — nnd Getreide. ^) Mit den Gütern hatte der<br />

Herzog auch die an den Höfen haftenden Schuldell übernommen. Es<br />

waren durchschnittlich jährlich 35^—40) M. Zinsen zu zahlen; dies<br />

war die zur Zelt der Äbte versetzte Pacht aus den Höfen der Kloster-<br />

dörfer. Besonders die ehemaligen Wacholzschen Güter waren mit<br />

Hypotheken belastet. ^<br />

Die Stadt Treptow, deren <strong>Geschichte</strong> aufs engste mit der <strong>Geschichte</strong><br />

Nelbucks verbunden war, hatte zum Kloster Velbuck beständig in fried-<br />

lichen Beziehungen gestanden. Dies gute Verhältnis änderte sich, als<br />

Velbuck Amt wurde. Aus Anlaß der Huldigung 1524 brachte Treptow<br />

eme Neihe Beschwerden vor, unter diesen befanden sich auch solche Punkte,<br />

die sich um das Verhältnis zu Velbuck drehten. ^) 1499 hatten das<br />

Kloster unter Abt Stanislaus mit der Stadt einen Vergleich geschlossen<br />

wegen der Rechte, die beide Teile in Stadt und Kloster haben sollten.<br />

Dieser Vertrag behandelte vor allem Gerechtsame beiderseits im Deep,<br />

dem gemeinsamen Negahafen, Schleuseu und Mühlen auf der Nega und<br />

Allgelegenheiten, die diese Punkte berührten. Der Vertrag wnrde beiden<br />

') K. St. A. St. Belb. Urkunden Nr. 34.<br />

>) Stett. Arch.: ?ar3 II, Tltel 14 Nr. 2 und 99.<br />

^ Stett. Arch.: ?ar8 II, Titel 14 Nr. 99 und ?ar8 I Tit. 113 Nr. 1.<br />


Kloster Belbuck um die Wende des 56. Iahrlmnderls.


s»2 Kloster Bel bück um die Wende des 15. Iahrhimdetts.<br />

1531 l) kam es zu Aufständen der Gewerke und der ganzen Gemeinde<br />

gegen den Nat. Sie beklagten sich, daß die städtischen Finanzen<br />

schlecht geführt würden, daß keine Rechenschaft seit ^2 Jahren abgelegt<br />

se», daß der Nat die Befestigungen der Stadt verfallen ließe, und<br />

alle Sicherheitsmaßregeln <strong>für</strong> dle Stadt arg vernachlässigt seien. Sie<br />

verlangten, daß die Negierung des Nates durch Ausschüsse ans<br />

bewerken und Gemeinde kontrolliert würden. Die Aufrührer hatten sich<br />

auch an dem Pfarrer Otto Schlutow vergriffen, der wohl die Sache<br />

des Nates vertreten und zur Ruhe gemahnt hatte. Der Herzog<br />

bedrohte in seinem Antwortschreiben die Wiederholung der Nurnhen<br />

mit schwerer Strafe und verbot den (Ncwerlen und der Gemeinde<br />

jede Einmischung lu die Leitung der Stadt. In kirchlichen Dingen<br />

sollte es gehalten werden, wie der Angsburger Neichstag es bestimmt<br />

hätte. ') Sehr übel empfand der Herzog auch die Absicht Treptows,<br />

die Läudereieu im Stadtgebiet, die dem Nonnenkloster gehörten,<br />

sich anzueignen. Die Stadt fand hier energischen Widerstand beim<br />

Herzog. ^) Unter diesen Umständen ist es auch verständlich, daß der<br />

Herzog 1545 der Stadt die Bitte, die Belehnung mit den Gütern, die<br />

sie von dem Kloster Belbuck zu ^eheu erhalten hatte, durch Ncubelchnnng<br />

zu bestätigen, abschlug und die Stadt auf gelegenere Zeit verwies.


Kloster Belbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts.


tt4 Kloster Belbuck um die Wende des 16 Jahrhunderts.<br />

konnten und zugleich auf einen Kampf mit Nebenbuhlern beim Antritt<br />

des reichen Klostcrbesitzes. Sie suchten ihren Gegnern, Adel nnd Städten,<br />

den Rang abzulaufen nnd stückweise unauffällig den Besitz der Klöster<br />

an sich zu bringen. Unter dem Vorwand, die Schätze der Klöster wegen<br />

der Unsicherheit im Lande und der Unruhen in den Städten zu schützen/)<br />

wurden sie in herzogliche Verwahrung genommen. Wenn die Herzoge<br />

auch beteuerten die Schätze zurückgeben zu wollen,*) so hat doch die<br />

ernste Absicht dazu wohl nie bestanden. 1523 und l524 wurde mit<br />

dem Kloster in Pasewalk^) und dem Dominikanerkloster in Camminò)<br />

der Anfang gemacht, 15)25 wnrden die Schätze der meinen pommerschen<br />

Klöster, darunter auch Bclbuck, mit Beschlag belegt; kaum, daß dell<br />

Klöstern die zum Dienste unentbehrlichen Sachen verblieben.^) In<br />

der Folgezeit zeigten die Herzoge ihr Bestreben deutlicher, besonders nach<br />

dem Tode Georgs (1529). Sein Sohn Philipp, der ihm in der<br />

Negierung folgte, war in kirchlicher Beziehung evangelisch gesonnen.<br />

Wie wenig man an die Rückgabe der Klosterschätze dachte, zeigte<br />

sich, als bei der ^andesteilnng voll 1532 auch die Teilung der<br />

Klostelschätze vorgenommen wurde; jeder der Herzoge bekam 612 Ai.<br />

4 ^fot Sllber, angeblich zur Verwahrung.") Die Inuentarienanfnahmen<br />

gingen weiter vor sich, doch besonders bei Nonnen- und Feldtlöstern<br />

mnßten die Herzoge die größte Vorsicht beobachten; bei der Einzichnug<br />

dieser Klöster hatten sie gerade beim Adel heftige Opposition zu erwartcu.<br />

Denn er war es gewöhnt, seine jüngeren Söhne und unverheirateten<br />

Töchter durch Unterbringen in Klöstern zu versorge». Diese bequeme<br />

Art der Versorgung ging ihnen durch die Entziehung verloren. Anch<br />

gönnte der Adel den reichen Grundbesitz der Klöster dell Herzogen nicht.<br />

Die Herzoge ihrerseits behauptete» Allspruch auf die Güter der Klöster<br />

bei deren Auflösung zu haben, weil ihre Vorfahren sie damit beschenkt hätten.<br />

Der Adel behauptete dagegen, die Klostergüter beständen nicht allein aus<br />

früherem Hcrzogsgut, sondern auch aus ehemaligen Gütern des Adels. ^)<br />

Entscheidende Schritte konnten die Herzoge erst vornehmen, wenn das<br />

Klrchenweseu geordnet war. Zu diesem Schritt drängten die inneren<br />

Zustünde Pommerns sehr:") Die Städte wurden dreist gegen die Klöster<br />

und griffen ihren Besitz an, zumal da das Ansehen der Herzoge sehr gefüllten<br />

') K. St. A. St. Sammlung Boblen Mappe 44.<br />

2) K. St. A. St. Sammlung Bohlen Mappe 5.<br />

") K. St. A. St. Sammlung Bohlen Mappe 44.<br />

'j K. St. A. St. Stett. Arch.: ^ars I, Titel 4!i Nr. 13.<br />

") K. St. A. Et. Stelt. Arch.: ?a,8 I, Titel 49 Nr. 13., s. Beilage 3.<br />

") Siehe Anmerk. 2.<br />

') v. Medem, Einführung der Reformation in Pommern. S. 36.<br />

*) M. Wehrmann: ll. a. i^. II, L. 33 ff.


Kloster Velbnck um die Wende des N',. Jahrhunderts. ^<br />

war wegen ihrer Schwächt nnd Unsicherheit. Die Städte waren unruhig,<br />

oasi das Evangelium ihnen verwehrt werden sollte. Da ,,l«>lu^,l lle<br />

iä nielli. lenzer uslds)I<br />

Es tam dann znm Landtag von Treptow a.R.( 13. Dezember<br />

zu dem auch Bugeuhageu eiugeladen war. ") Gegen den Wunsch der<br />

Herzoge, die Klöster eiuMieheu nnd eine Kirchenordnnng einzuführen,<br />

erhob sich die heftige Opposition von Bischof, Adel nnd Städten. Doch<br />

ließ der Widerstand bald nach, die Visitationen gingen meist ohne Störnng<br />

vor sich, vou den Städteu opponicrteu am längsten Stettin, Stargard<br />

und Stralsund.<br />

2) 15i.'55> und 15HN wurden die kirchlichen Angelegenheiten in Pommern<br />

geordnet und die meisten Klöster in Stadt und Vand eingezogen. Mall lieh<br />

die noch vorhandenen Mönche oder Nonnen auf Vebeuszeit darin oder ver-<br />

sorgte sie (s.S.5)^ f.). Die lauter wurdell in herzogliche Verwaltung genomuieu<br />

uud herzogliche Ämter aus ihueu gemacht. Die Opposition des Adels<br />

beschwichtigte« die Herzoge uuu dadllrch, das; sie versprachen, das eingezogene<br />

Klostcruermögen zur Erziehung und Bildung des Adels in Kunsten und<br />

Geschicklichkeit zu uerwcudeu. ^) Die Städte bekamen fast gar keinen<br />

Auteil au den Klösteru in ihren Mauernd) Der Niderstand gegen<br />

die Herzoge horte zunächst anf; aber die Städte hofften doch immer<br />

noch, etwas von den Klöstern <strong>für</strong> sich zu erwerben. Diesen Bestrebungen<br />

widersetzten sich nun die Herzoge; so kam es nach l535 wiederholt zu<br />

Reibereien zwischen Städten nnd Herzogen nm die Klosterfrage. Zur<br />

Illustration mögen die Geschicke der beiden ehemaligen Aclbuckcr Filial-<br />

klöster herangezogen werden.<br />

Der Besitz und die Gerechtsame, die Belbuck dem Nonnenkloster<br />

Treptow a. N. zur Nutznießung überlassen hatte, waren nicht znm Amt<br />

Bclbuck geschlagen, obwohl sie stets als Nelbucts Besitz angesehen worden<br />

waren. Die Herzoge traten rechtlich an die Stelle der Äbte, bestimmten die<br />

Pröpste, vertraten die Interessen des Klosters, stellten <strong>für</strong> die Nonnen<br />

die Urtuuden aus/) Der Propst galt aber mcht als eigeutlicher herzog-<br />

licher Beamter, sonderu seme ölelle war eiu ehrenamtlicher Posten. ^)<br />

') ss. Graebert: Landtag zu Treptow a. N. Verl. Diss. 1900.<br />

^H^. Wetirmann: a. a. O. Il, S. 35 ff.<br />

") 26. Januar 1535. Barnim XI. gestattet der Stadt Greifenberg das<br />

dortige FranManerkloster einzuziehen und zum Stadchofe zu gebrauchen.<br />

K. Et. A. St. Stett. Arch.: kars I, Titel 106 Nr. 2, i'ol. 79. Dies bedeutet<br />

eine große Ausnahme.<br />

^ Etett. Arch.: ?ar» I, Titel 113 Nr. 2. Mlcr. l, 42 Nr. 44 u. 45.<br />

") Lanken(1537—1538) war zugleichAmtsl)anptmann,Schlutowl1531^1536<br />

und 1542—1545) war zugleich Pfarrer in Treptow.<br />

valtlschr Studien N. F. XVl. ^


i16 Kloster Nelbuck um die Wende des 10. Jahrhunderts.<br />

Die (Unter wurden mehrfach schlecht verwaltet, die Pröpste wirtschafteten<br />

start in die eigene Tasche, wie Klagen der Nonnen und Revisionen<br />

beweisen. ^) Außerdem versuchte die Stadt Liegenschaften des Klosters<br />

an sich zn bringen, so Hopfengärten nnd Wiesen, die an Treptower Burger<br />

verpachtet waren. Ans die Liegenschaften mackte die Stadt sogar rechtliche<br />

Allsprüche geltend; diesen Bestrebungen leistete aber der Landesherr energisch<br />

Widerstand. ^) Der Herzog war völlig Herr des Klosters; wie ^lauge<br />

er den Nonnen die Bewirtschaftung der Güter überlassen wollte, war<br />

Sache seines guten Willens, slls nun die Bewirtschaftung der Güter<br />

lässiger wnrde, und die Stadt den Ruin des Klosters sich znnntze<br />

zu machen drohte, zog es der Herzog vor, die Güter in seme Verwaltung<br />

zu nehmen. 15)5)7 äußerte er die Absicht, die Güter eiuzuziehen, ^) wohl<br />

155k führte er diese Absicht ans. *) Die Verwaltung der Güter über-<br />

nahm Belbuck, die Rechnungsführung beider Ämter blieb vorläufig<br />

getreunt, erst 1573 ist gemeinsame Rechnungsführung erkennbar. ^)<br />

15s2 war der evangelische Propst Thomas Hecket in Stolp<br />

entfetzt worden. ") Die Propststelle, die zngleich die erste Pfarrstelle<br />

in Stolp gewesen war, kam an Wilhelm Natzmer (bis 1537),<br />

der sie aber durch Stellvertreter verwalten ließ. ?) Der Herzog trat<br />

auch hier, wie in Treptow, an die Stelle des Abtes von Belbuck; die<br />

Stadt wnrde zur Seite gedrängt. Die Nnruheu, die bald daranf in<br />

Stolp ausbrachen, ") waren ein Grund <strong>für</strong> den Herzog, die Ansprüche<br />

der Stadt noch weniger zu beachten; und in der Folgezeit wurde die<br />

Stadt in ihren Ansprüchen auf das Nonnenkloster arg vergewaltigt.") Auf<br />

dem ^audtag von Treptow (1534) war beschlossen worden, daß die Nonnen-<br />

klöster Stolp, Marienflleß, Bergen, Verchen und Kolberg erhalten bleiben<br />

sollten. Als Barnim nun die Güter des Klosters Stolp einzog, 'chien<br />

dies der Stadt ein Eingriff in ihre Rechte zu fein. Die Stadt protestierte,<br />

aber der Herzog verlangte nun auch das Patronat über die Kirche. Die<br />

') Stett. Arch.: ?. I, Titel 113 Nr. 1 Anhang (1527) und ?. Il, Titel 14<br />

Nr. 2, sol. 14 (1552).<br />

') Stett. Arch.: ?al-8 II, Titel 14 Nr. 2, toi. 43 ff. (1554).<br />

") Stett. Arch.: I'arg II, Titel 14 Nr. 2, tol. 197.<br />

") ^eyte Erwähnung Suawes als Propst oder Verwalter ist am 27. Dezember<br />

1556 (Stett. Arch.: kar» l, Titel 113 Nr. 2).<br />

5) Stett. Arch.: I'ai-s II, Titel 14 Nr. 99.<br />

a) Stett. Arch.: ?arg II, Titel 118 Nr. 2.<br />

7) Stett. Arch.: I>a,-8 li, Titel litt Nr. 2. 1522-1530 waren es hintereinander:<br />

Peter Bremsen, Martin Billekemnaker, Marcus Pulkammcr; 1530<br />

bis 1537 war es Antonius Natzmer.<br />

') Haken: II. Beitrag S. 43.<br />

v) Haken: I, S. 11; II, S. 50 ff. G. Kratz: Gesch. der Städte Pommerns<br />

S. 426.


Kloster Oelbuck um die Wende des 16. Jahrhunderts. 67<br />

Stadt klagte nun beim Kaiser und erwirkte auch Mandate gegen den<br />

Herzog, der mit Gewalt darauf gegen die unbotmäßige Stadt vorging.<br />

Alle ihre Klagen nnd Beschwerden vor dem Kaiser und dem Neichskammergcricht<br />

drachten ihr leinen Erfolg. 1551 erschien das Urteil des<br />

Neichskammergerichts: der Herzog sei vom Prozeß zu absolvieren und<br />

die Kosten zu kompensieren. Eme Verwendung der Hansestädte <strong>für</strong> ihre<br />

Aundesstadt hatte ebeufalls keiuen Erfolg. Der Prozeß schlief schließlich<br />

ein; ans dem Jahre 15)5


sl8 Kloster Belbuck um die Wende des 16 Iabrlnlnderts.<br />

Veilage 1.<br />

K. St. A. St.: Mscr. Il, 25 Nr. 37, fol. 36-3^v.<br />

l5>22 8tettin.><br />

van 6ade8 gnaden tno 8tettin ?ameren, der<br />

und wende pertosse, ^'er8t tno Nüssen etc.:<br />

der ^dminiytratien de88 Xlo^ter8 tlw slelduc-lc, der<br />

wv UN83 utll Xottürftissenil und dsw6en!iclvssi-v686l,, wexlc'll, krniieu, morel,,<br />

dollen, llen8t6n, ssericllden, nn^e^wn unci l^jlle8ten, ann liaut und<br />

li:!.l83 uinl allen anderen srul'Iitbnickinßen, v^0 tl^0r tidt de ^!>t. un


Aeilage 2.<br />

Kloster Velliuck um die Wende des Itt. Jahrhunderts.<br />

K. St. A. St.: Volgaster Archiv, Tit. 25 Nr. 3tt, fol. 28-80.')<br />

(ÜUIN nuper ad nodt'am 8KnctÌ38i'lni<br />

domini adriani p»pc><br />

VI.<br />

p6rV6Nl886t ^VV3.tl3M 8lVe M0N9.-<br />

8terium ('a8tri ^lelnuclc pre<br />

8trilten8l8 ordilll8 (Ü«ininen8iij<br />

dio-<br />

devvi^n ip8iu8 mon^terii al<br />

3eu IVlonll.8teno 8uo nuiu^mo^<br />

v«.ndum fore et 6836. Nt 60 tulio<br />

per dominum ^Vultlssan^u? n ex<br />

MM6N86M 0ccg.8l0ll6<br />

60(Ü63i6 0«.min0U6i3<br />

coram prelato<br />

domino no3tro napa<br />

in8taretur<br />

II1u3trl88imi lzuoo^'uè<br />

domini, I^o-<br />

ßl8lau8 pater et<br />

Ueor^iu3 n1iu8,<br />

duoe8 l3tettin6N8eii<br />

et pomeranie<br />

et«, proptereg, litera8<br />

8U9.3 pro<br />

dicto domiiw I^ial3M0<br />

epi8oopo et<br />

äiotum 6ominum no8trum<br />

et 9.6 6omino3<br />

86nt. Idem clominu8 n08ter<br />

ut principium et viam di^ret con-<br />

30 am lesthenn inn wytscop<br />

nnßers alderhlNilzsthenn Heren Heren<br />

Adriani pawest ^de VI.^ kamen ys,<br />

de abbadie offt closter des slates<br />

Belbnck Camin, styfftes dnrch den<br />

wal Iohannis Voldewan des tlofters<br />

abbad yn lntterjche Kettherie yfft<br />

anders etlicher wyes loes ghcworden<br />

sye nnd vacere Edder den sulbighen<br />

Iobannem abbad der alibadie edder<br />

des jnlliighen jycns closters tho bero-<br />

wende were nnd jne. Unnd don sulbeth<br />

dnrch Nolfganck, grasten van Ever-<br />

ftein, uff de sigNlitnr der Commis-<br />

sion der fachen tho Hebben ghe-<br />

ghcven den Heren (5raslnnm biscop<br />

tho Camyn van weghen eyner Coad-<br />

jiltorie der Kerlen van Lammyn wo<br />

worghedachten unHern Heren den<br />

pawest anghelanget wort unnd de<br />

Heren Vngslaus, vader, nnd Georghen<br />

hone, herlyghcn to Stetyn und<br />

Pomereu ic. der weghen ere breve<br />

vorghemelthen Heren Erasmo biscop<br />

tho vorbhenomeden unßeren h. den<br />

pawest, Und tho den Heren der hilli-<br />

gen cristeu kerke (5ardinalen ghejanth<br />

hedden. Dejnlbighe unße h, de<br />

pawest, up dat he eyn anbeginne<br />

') Auf das Deutsche folgt im Aktenstück die lateinische Ausführung, die<br />

hier mit abgedruckt ist.<br />

") Hadrian Vl.: 9. Januar 1522 bis 14. September 1523.


ium prellictum in<br />

Kloster Bellmck um die Wende des 1


400 pro<br />

cum committitnr<br />

Kloster Belbuck um die Wende des 1,;. Jahrhunderts. 7!<br />

«ci s)O85


Aeilage ».<br />

Kloster Brlbuck um die Wende des 1


Kloster Velliuck um die Wende dos 16. Jahrhunderts.<br />

11 (^uläsn in ss,s)^86n 8?,it ocii in 6er KMo<br />

(^ni olä^i» rent^m^ter w ^Volss^t «lullen<br />

l l ßn^sloi» lieft m)s 6e ilov^tlll^n<br />

vm-Äntwertet, unci d^v^Ien 8t) clom voi-tzcrevon ^urisn<br />

Itc>ln 15 8!l. 5<br />

ssroismvdt, dk ds<br />

^lvr an un6 ».ver, v?0 torussllß und<br />

8unnrior, und 6t!i^6 Oonventällern, «l^cnn ^'1^?nvncll, lmvl'lmn.n t<br />

unä<br />

mul mor<br />

unci


Die Wolonisalionslätigknl des Prinzen<br />

Moritz von Unhall-Hessau in Pommern.<br />

li. Teil.<br />

Von<br />

vi». Kans Hesse.<br />

in Halle.


I. ?eil befindet sich in den Valtlschen Studien N. F. XIV.


Kapitel Vl.<br />

Die ersten ZnNedelnnssen von /tolonillen und ilire öcli<br />

Die Werbekommission der poinmerschen Kammer bestand aus dem<br />

Präsidenten, dem Direktor Schlabrendorf nnd den Kriegsrätcn Sprenger<br />

und von Winterfeld. Sie erließ Aufrufe durch Vermittlung des könig-<br />

lichen Postamts zu Stettin in allen gelesensten Zeitungen um Ansiedler.<br />

Als die Rodungen begonnen hatten, enthielten sie eine genaue Auf-<br />

zählung der schon besprochenen einzelnen Vergünstigungen, besonders<br />

auch rechtlicher Art. Ich entnehme einem Anfrnf nur eiueu solchcu<br />

Passus: „Es habcu die Ni,tl-eprtM6N!


78 Die Kolomsationstätigkeit des Prinzen Moritz von Anhalt


in Pommern. 1747-1754 79<br />

die zahlreichen Einwanderungen der Pfälzer: „Es hat Mir eine wahre<br />

Freude gemacht und habt Ihr sowohl vor deren Überkunft als auch<br />

deren Unterbringung in den Marken und in Pommern alle bestmöglichste<br />

Sorge zu tragen. Den KriegSrat Frcytag habt Ihr zu bescheiden, das;<br />

er allerdings dieienigen Familien, so sich um hierher zu ziehen, bey ihm<br />

melden werden, annehmen und fortschaffen soll, und hat es nicht die<br />

geringste Bedenkliäikeit, darunter auch (_'8.tlls>Iiljn?,! mit anzunehmen."<br />

Die pommersche Kolonie der Psalter, tt4 Familien stark, kostete<br />

nach Achcim 54 35ft Talcr und brachte uach den ,l Freijahren')<br />

4 222 Talcr. 2) Freytag wurde von Pfälzern überlaufen. l?4tt bat<br />

von Marschall iu seiner Eigenschaft als Vorsitzender des 5>. Departements<br />

im (Aeneraldireltorium Friedrich I I. um weitere


80 Die Kolonisationstätiakeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

nicht gut gesinnt ist und der Herzog Auflagen machen soll, wobei der<br />

Adel das Mittel gebraucht, viel auf die Nutertauen legt, um so die<br />

Bauernhöfe allein zu bekommen und sie zu ihren Vorwerken zn legen".<br />

Zumeist waren die Mccklenbnrger nicht ganz unbemittelt. Ihr Zuzug<br />

war bis !75A gut, 1755 waren miudestens 200 Familien eingewandert.<br />

Während in Mecklenburg-Strelitz die Auswanderung nach wie vor erlaubt<br />

war, wurde iu Schwerin in diesem Jahre von den Kauzeln nnd durch<br />

Auschlag au den Kirchturm verboten, daß eine Familie auszieheu durfte;<br />

sie verlor ihr ganzes Habe, wer sie abholte, sollte Festung bekommen.<br />

Die Verheistungcu des Mecklenburger Herzogs, selbst Kolonien anlegen<br />

und Neuanbaueilden gauzc Distrikte zur Nodung anweisen lassen zn<br />

wollen, erfüllten sich nie.<br />

Die Württemberger trieb die schlechte und willkürliche Herrschaft<br />

des Fürstenhauses ans dem Vcmde. Mit ihnen ist Moritz wenig zufriedeu<br />

geweseu, sie kountcu sich uicht an das kältere Klima gewöhnen, scheuten<br />

die schwere Vaudarbeit, wollten sich <strong>für</strong> ihre Besitzungen Verwalter halten<br />

nnd selbst in die Stadt ziehen. Unverschämt in chren Korderungeu,<br />

unpünktlich im Bezahlen waren auch die Pfälzcr, von deueu sich bis 175)2<br />

aus deu Oderbrücheu 2! Familien wieder entfernten und entsetzt wnrden.<br />

Sie machten das gnte Urtell Friedrichs II. zunichte, das er 1747 iu<br />

einem Schreiben au Aschersleben fällte, sie wären „arbeitsahm und sonsteu<br />

ein guter Schlag von ehrlichen nnd wirtschaftlichen ^euthen, welches bei<br />

vielen von denen Pohlen fehlen möchte". ^) Prinz Moritz hat 1753<br />

dem König offen bekundet, es „schickten sich in den Oderbruchs-^i^rO-<br />

pl'l86n keine besseren Familien als deutsche Polen, schwedische Pommern<br />

und Mecklenburger". An ^etztern beklagte er nnr, „daß sie nicht gerne<br />

weiter als in Vorpommern wollten".<br />

Neben Sachsen ans dem Kur<strong>für</strong>stentum, wo ein katholisches<br />

Herrscherhaus wie in der Pfalz über evangelische Untertanen regierte,<br />

kamen seit 1754 anch Evangelische ans Oesterreich, vor allem aus<br />

Böhmen, an, <strong>für</strong> die sich aber in den Oderbrüchen kein Uuteruehmer<br />

zum Ansatz melden wollte.<br />

Den Herkunftsnachweis der Kolonisten in den ersten beiden Jahren<br />

bringt Veheim. Nach ihm haben sich 1745: 4l1 Familien mit<br />

itt.'iA Seelen, 1749: 221 Familien mit 954 Seelen angesiedelt, also<br />

zusammen 2787 Seelen.*) Für die nächsten Jahre bringt Peter<br />

Wehrmann interessante Forschungen über die Verteilung der verschiedenen<br />

') Am 7. Juli 1747 Publ Xl, -276<br />

2) BeHeim, p. 593 rechnet 1748 eine Summe von 42l Familien aus und<br />

erhält damit irrtümlich die Gesamtsumme von 2797 Seelen.


in Pommern 1747-1754<br />

Nationen in den einzelnen Ortschaften. ^ Alle über diesen Pnnkt her-<br />

gestellten mühsamcu Berechnungen sind sehr mit Vorsicht zn bcuntzen,<br />

da selbst amtliche Angaben aus der Zeit hierüber oft gaug unzuverlässig<br />

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H^ Die Kolonisationstätiakeit des Prinzen Moritz von Anball-Dcssan<br />

Nach dem königlichen Erlaß vom 31. Dezember 1746 sollten <strong>für</strong>s<br />

erste nur die auf festem Boden an der Oder gelegenen Brüche gewonnen<br />

werden; es war das (Gebiet, welches sich von der Schwedtcr Grenze<br />

oberhalb Greifenhagen und (Hartz a. O. die ganze Oder hinab bis zum<br />

Dammer See und dem Papenwasser erstreckte. Das Land zwischen der<br />

Oder und ihren Nebenarmen wollte Friedrich noch aufgespart wisseu.<br />

Wie die Tabelle zeigt, besaß der König von den in Frage kommenden<br />

56 285 Morgen 99 Nuten verhältnismäßig recht wcuig, der weitaus<br />

größte Teil gehörte den Städten, cin wesentlicher dem Adel, über<br />

3 000 Morgen geistlichen Stiften, Klöstern und Armenhäuseru. Die<br />

Aufforderuug zur Mitarbeit au die Magistrate der füuf Städte uud<br />

die Vorsteher des IohauuiskloNcrs uud der Marieustifts-Kirche zu<br />

Stettiu bewies/) daß der Köuig eutschlosseu war, seiue Absichten unter<br />

'allen Umständen zu verwirklichen. In sieben Punkteu legte er die Vorteile<br />

uud Vergünstigungen dar. „Dem Magistrat zu Stettin", schloß<br />

er, „befehlen Hockstdiesclbeu hierdurch so guädig als erustlich, bey Vermeidung<br />

dero höchsten Ungnade hierunter leine Schwierigkeit zu macheu,<br />

vielmehr zu Beförderung dieses zum Besten des ^audes uud der Stadt<br />

lediglich abzieleudeu Werks alles mögliche uach Pflicht und Gewissen bey<br />

zu tragen."<br />

Ascherslebeu ward beauftragt, geeignete Vertreter der Magistrate<br />

uud Bürgerschaften zu sich zu bestelle« uud sie au der Haud vou Pläueu<br />

uud Projekten über die Vorteile der Kolomsatiou zu belehreu. Der<br />

Präsideut hatte dabei keiueu leichten Staud, <strong>für</strong> Neueruugen waren die<br />

Pommern schwer zu habeu. Die Äe<strong>für</strong>chtuugeu eines Maugels au<br />

Weidelaud uud Arenuholz durch die Noduugeu und Dammarbeiteu<br />

machten tabellarische Beweise zuuichte. Trotz und offener Widerstaud<br />

gegen des Königs guten Willen fehlten nicht selten. Mit feiuer Ironie<br />

brach Friedrich II. die eigensinnigen Berufungen der Städte auf ihren<br />

eigeneu, von den Pommeruherzögeu geschenkten Gruud uud Bodeu durch<br />

deu Hinweis, daß ihuen damit auch die Privilegien geschenkt wäreu,<br />

das ^aud zum Besten vou Magistrat und Bürgerschaft zu verwerten.<br />

Zudem besaß er ja als Landesherr jederzeit das Recht uud die Pflicht,<br />

1748 auf dem Hennii'gshorst, in der Vtttzebinde bei Gollnow, in der Felchow und<br />

dem Krummen Damm angesetzten 121 Kolonistensamilien. Sie brachten 6^45 Taler<br />

8 Groschen und mindestens 22 Pferde, 61 Stück Rindvieh und 2 Lchase mit.<br />

BeHeim, p.625.<br />

Außer dem oben angeführten Vermögen der 15 polnischen Familien aue<br />

Schloppe wissen wir aus den Alten des Leidster Archivs nur noch, daß die 1753<br />

in Vartow bei Treptow a. Toll, angesetzten 8 mecklenburger Famillen mit 35 Seelen<br />

16W Talcr, 20 Pferde, 3 Ochsen, 13Küt,e. 22 Sckase und 13 Schweine mitbrachten.<br />

l) Am 31. Dezember 174«.


in Pommern 1747-1754 83<br />

da<strong>für</strong> zu sorgen, daß der städtische Besitz richtig und zum Nutzen ver-<br />

waltet wurde.<br />

Des Prinzen Moritz Porschläge prüften, wie schon lurz erwähnt,<br />

Minister von Blumeuthal und Präsident von Aschersleben nnd über-<br />

nahmen die weiteren Anschläge der dazu erforderlichen Kosten. Moritz<br />

hatte selbst den König um „zwey geschickte ^euthe" gebeten, die seine<br />

„IliteiNioneg dabey weiter vernehmen sollten". Friedrich hatte sie beide<br />

im März 174N dazu ernannt. „Der gröneste articn! hierbey scnnd die<br />

Kosten", schloß er seinen Brief an Moritz, „nud daß der Zuschnitt<br />

gleich anfänglich dergestalt gemaclM werde, damit die Kämmereien das<br />

6tn.t)li896M6lU ordentlich ausführen nnd lciue gröftere Kosten anwenden,<br />

als sie würllich Geldt haben nud es nach uud nach bestreiten können."<br />

Blumeuthal l) strich aus dem Gruudc emc Menge Familien, die Priuz<br />

Moritz zum Ansatz allsersehen hatte. l74tt wies der Anschlag der<br />

Kammer nach des Prinzen Vorschlägen zum Ausatz iu Pommeru !5l1<br />

Familie» auf; in 45 Orten sollten auf löuiglichem (Gebiet 7^0 Familieu<br />

augesetzt werden, auf städtischem Boden in 27 Orten A5>:5, anf den<br />

Nuteruehmuugeu ilu Oderbruch 4'i^ Familieu iu ^


84 Die Kolonisatlonstätigkeit des Prinzen Moritz von Anhalt'Dessau<br />

und Baumaterialien auf die Dorfstelle. Im März begannen die<br />

Zimmerleute mit dem Verbinden des un Winter beschlageueu Bauholzes,<br />

im Mai tonnten die Häuser zum Austrockueu im Sommer fertig dastehen.<br />

Brunnen, Backöfen und die Inneneinrichtung der Häuser uud<br />

Ställe wareu im Oktober vollendet. Das im August 1748 gerodete<br />

Wiuterfeld war im September des folgenden Jahres zur Aussaat fertig,<br />

das Sommerfeld im Frühjahr 1750, das dritte Brachfeld wurde bis<br />

September 1749 fertig gerodet. Die erste Hälfte des Wintergetreides<br />

verteilte man zur Aussaat im September 1745>, die andere im gleichen<br />

Monat nächsten Jahres, das Sommergetreide ebenso in zwei Raten im<br />

April 1750 und 51. Kam uichts besouderes dazwischen, war bei gutem<br />

Willen im Iuui 1750 alles <strong>für</strong> die Kolonisten bereit. Das folgende<br />

Jahr sollte schon Abgabeu bringen, den Lohn <strong>für</strong> die viele Mühe und<br />

die großen Kosten.<br />

Schlabrendorf und Sprenger leiteten persönlich die Arbeiten. Von<br />

ersterem besitzen wir aus dieser Zeit eiueu regen Briefwechsel mit seiucm<br />

königlichen Herrn. Die Aufsicht führte Landmesser Krcyser, von dem<br />

sich Schlabrendorf wöchentlich Bescheid erbat, ob seine Auorduungeu<br />

auch ausgeführt wurdeu. Bis zum I.Iuli 1748 hatte ihm der König<br />

„kdZolutement. und ohue alles »taisounireu" 40 Häuser iu der Felchow<br />

und 16 an der Ihna fertig zu stelleu befohleu. Die Löhuung geschah<br />

wöchentlich. Im Dezember 174i) sollte er den Abschluß über seme<br />

anderthalbjährige Tätigkeit liefern und das Plus und Miuus geuau<br />

scheiden. Priuz Moritz hat ihm beim König das Zeugnis ausgestellt,<br />

daß er sehr fleißig war uud „von allem einen vollkommenen Begriff<br />

zu haben" bewies. Zur Beschleunigung der vielen Arbeit erhielt er<br />

auf Moritz' Befehl im Mai 1748 einen Assistenten in dem Landmesser<br />

Klockow, den man aus Geldrttcksichten sofort nach der Arbeit wieder<br />

entließ, l)<br />

Für die Rodung in der Felchow und an der Ihna hatte man in<br />

Berlin 4l 000 Taler bewilligt. Gleich im Januar 1748 verlaugte<br />

Minister von Blumenthal davon 30 000 Taler zurück, damit daonrch<br />

die Ausiedlung von Pfalz-Zweibrttckern in der Mark ermöglicht werden<br />

konnte. Durch Moritz' Vermittlung beim König wnrde Schlabrendorf<br />

das Geld belassen und damit der Fortgang der Arbeit gesichert. Im<br />

Oktober waren nur noch 2 500 Taler vorhanden, von Berlin hatte<br />

man nichts zu erwarten, in 4 Wochen mußte also die Arbeit ruhen.<br />

Schlabrendorfs einzige Nettuug waren 8400 Taler, die Oberforstmeister<br />

von Barfus zum Holzschlagen, Flößen, Schleusen- und Brückenbau<br />

erhalten hatte. Scheinbar von Leuten unterstützt, die Schlabrendorf<br />

(5r vekam täglich einen Taler Gehalt.


in Pommern. 1747-17K4. st5<br />

nicht den Nuhm gönnten rechtzeitig zum Abschluß zu kommen, weigerte<br />

sich die Forftverwaltuug lange, das Geld herauszugeben. Auch hier<br />

retteten wieder Moritz' Fürsprache bei Friedrich II. und Aicherslebcns<br />

persönliche Bitten der Kammer das Geld.<br />

Neben diesem Geldmangel traten andere Schwierigkeiten auf, die<br />

man bei den umfassenden Vorbereitungen nicht vermutet hatte und unter<br />

denen auch Städte und Privatunternehmer viel zu leiden hatten. Vor<br />

allem ließ der beständige ^eutemaugel die Ansiedelung oft gauz uumöglich<br />

erscheinen oder doch wenigstens den Zeitplmtt der Vollenduug iu weite<br />

Ferneu rücken. Noder uud ?augho1Mläger, besonders Zimmerleute<br />

fehlten überall, kaum die Hälfte der erforderliche« Zahl war iu Arbeit.<br />

(Negen hohe Geldstrafen hatten die vorpommerscheu Städte genügend<br />

Arbeitskräfte zu stellen. Hatte man die Veute glücklich auf dem Arbeitsplatz,<br />

entliefen sie iu Scharen wieder; durch ^audrcitcr liest mau sie<br />

mit Gewalt zurückschleppeu. Daß die immer wieder augewaudteu<br />

Zwangsmittels und Geldstrafen die Arbeitslust nicht hoben, ist selbstverständlich.<br />

Der Gruud <strong>für</strong> das häufige Eutlaufeu ist in der harten<br />

Arbeit zu sucheu. Der Voden war meist sumpfig, die Zugäuge nur im<br />

Winter bei gutem Frost bequem. Die Witterung war <strong>für</strong> die Arbeit<br />

recht ungünstig. Im August 1745 herrschte solche Hitze, daß mehrere<br />

ttaudmesser bei den täglichen Vermessungen auf freiem Felde nicht uuerheblich<br />

ertraukten. Der Winter 1745 hinderte die Arbeit ebenso. In<br />

den Hütten draußen froren den Leuten die Getränke ein, im Freieu<br />

spraugen ihuen die Äxte, da der starke Frost tief in die Erde gedrungen<br />

war. Die Hoffnungen, den Leutemallgel durch Unterstützung aus dem<br />

uahen Vevermcheu uud dem Stolper Husareuregimeut gchobeu zu sehen,<br />

erfüllten sich uur sehr wenig. Eine einfache Folge war bei dieser Not<br />

die Erhöhung des Lohns vou 3 auf 4 Groschen. Unverschämte Forderuugen<br />

stiegen selbst bis auf 10 Groschen wöchentlich. Die Anwesenheit<br />

des Prinzen Moritz, seine ermunternden uud oft auch strafenden Worte<br />

förderten die Arbeit sichtlich. War er jedoch wieder fort, zeigten sich<br />

die alten Schäden von neuem.<br />

Eine andere nicht zu unterschätzende Gefahr <strong>für</strong> die Weiterentwicklung<br />

des Unternehmens war das allgemeine Viehsterben, das 1748<br />

iu Vorpommern auftrat und schnell sich weiterverbreitete. ') Der Gesamtverlust<br />

im August 1748 belief sich uach Ascherslebcus Bericht an Prinz<br />

Moritz auf 15s» Stück, 300 büßte mau allein im Nörcheu eiu. 1749<br />

starbeu über L2 00N Stück Vieh. Viehseuchen wüteten auch iu audereu<br />

1) Jeder entlaufene Arbeiter war durch drei neue zu ersetzen<br />

2) Vgl. die Abhandlungen über Rindviehtranlheilen bei Baron vonLamotte,<br />

Praktische Beyträge zur Cameralwissenschast. Halle 178«. I V, 1i)2 f.


86 Die Kolonilationstätigkeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

Provinzen, z. B. in der Uckermark; hier in Pommern griff sie anch<br />

auf den großen Wildbestand in dm Forsten über. Den Namen der<br />

Krankheit kennen wir nicht. Ans königlichen Vefchl gebrauchte man<br />

ein von Prinz Moritz empfohlenes Rezept, das sich in Anhalt bei Viehseuchen<br />

gnt bewährt hatte. Die Banern hatten empfindliche Verluste,<br />

ganze Dörfer starben aus. Der durch das sterben hervorgerufene<br />

Pferdemangel machte sich bei den Abfuhren aus den Forsten sehr<br />

bemerkbar. Die Kammer zahlte viel Geld <strong>für</strong> Neuanschaffung von<br />

Vieh. Gegen die 175)1 aufs neue von Polen eindringende Seuche<br />

wurdeu Nanernwachcn ausgestellt und durch Offiziere vou Zeit zu Zeit<br />

revidiert. ^)<br />

Grosse Schwierigkeiten bereitete der Absatz der iu großen Mengen<br />

in den Forsten 2) gefällten Stämme. Friedrich II. erkannte nach seinen<br />

eigenen Worten in der Forstwirtschaft „ciue wichtige Sache, uou der<br />

das Vandeswohl mit abhänge". Für die Bewirtschaftung der ausgedehnten<br />

pommerscheu Forsten brachte Prinz Moritz ans Anhalt gnte<br />

Kenntnisse uud Interesse mit, wo ausgedehnte Waldnugen die Staatskasse<br />

füllen halfen. Ende der 4l)cr Jahre staudeu au der Spitze des<br />

pommerschen Forstwesens die Oberforstmeister von Varfns, von Naumann<br />

und Maier uud die Forstmeister von Loebcn uud Äöckelt. In alleu<br />

A4 Ämtern Hinterpommerns zählte man 1749: 1 Landjäger, 3ft Förster,<br />

74 Nnterförster, in den 6 vorpommerjchen Ämtern: 2 Landjäger,<br />

14 Förster, 17 Unterförster, 4 Holzwärtcr, zusammen also 14l) Unterbeamte.<br />

Friedrich II. hatte in seinen ersten Erlassen ^) eine sachgemäße<br />

Vewirtschaftuug der Privat- uud Kommunalforstcn gefordert, in denen<br />

man Holz ohne jede Überlegung schlng nnd <strong>für</strong> Nachwnchs garnicht<br />

sorgte. In den städtischen Forsten halte er zur besseren Verwaltung die<br />

Anstellung von Forstinspektoren verlangt, um „die ganz unverantwortliche<br />

Wirtschaft" etwas zn bessern. *) Unter die Kontrolle der Pommerschen<br />

Kammer stellte er sie allerdings erst nach dem siebenjährigen Kriege/)<br />

als die Waldungen hier, wie überall, durch leichtsinniges uud uugetrcues<br />

Haudelu zu Grunde gegangen waren, ^j Im Anschluß au die töuigliche<br />

1) Erlah vom 10. März 1751 an das Generaldirektorium. Publ XI, 293<br />

' Über ponnnersche Forsten siebe Nrüggcmann I, 233 und ll, 74.<br />

2) Am 10. März 17^2 und 11. Februar 1743. Publ. X I. 257.<br />

*) Vgl. die Instruktionen <strong>für</strong> die städtischen Forstinsvektorm in den ^ot«.<br />

188105 Vili, 262 ff-<br />

5) Edikt vom 22. Mai 1764 Nov Oorp. 0on8t. Ug.rc.N. 1765. Nr. 52.<br />

6) Friedrich II. beklagte das selbst später ausführlich in seinem Nachlaß.<br />

Publ. XI, 14l.


in Pommern 1747-1754. «7<br />

Verfügung vom 11. Mai 174?l) entwarf Prinz Moritz 1748 und 1753<br />

umfangreiche Verbesserungen der Forstwirtschaft. Grosse Fichtenschonungen<br />

entstanden auf den Zaudstellcu, von sännen umgeben zum Schutz gegeu<br />

das Vie!). Da die Nachfrage nach dem zum Bau am besten geeigneten<br />

Fichtenholz in den kommenden Jahren sehr stark sein musue, sollte immer<br />

der 20. Teil der Forsten als Schonung verbleiben. Am wenigsten wnrde<br />

Buchenholz gekauft. Darum ließ Moritz es mit Erfolg zu Inneneiurichtnngen<br />

der Häufer verwende« statt fichteuer und cichcuer Vrctter.<br />

Vei den großen Holzvorräten fehlte dell Bauern das Gefühl <strong>für</strong> Sparsamkeit;<br />

Moritz verbot streng, das kostbare Bauholz zu Vohlcn, Vatten<br />

und Zäuueu zu verwenden.<br />

Das in den königlichen Forsten geschlagene Holz sollte, soweit es<br />

nicht an Ort und Stelle verkauft wurde, im Stettiucr Hol.Mrteu aufgestapelt<br />

werden. Man bezahlte durchschnittlich mit Stammgeld, Schlag-,<br />

Anfnhr- und Flößcrlohn <strong>für</strong> eiuen Fadens Eichenholz einen 1 Taler<br />

4 Gr., Kiefernholz 1 Taler 2 Gr. 6 Pfg. nnd Eschcuholz 1 Taler 9 Pfg.<br />

Fast in allen Forsten besaß der König oder Schulzen, Geistlichkeit u. a.<br />

irgcud eiue Gerechtsame. °) Die Holzvorräte waren bedeutend. Aus<br />

den vorpommcrschen Ämtern^) wurde m sieben Iahreu, von Trinitatis<br />

1740—1747, also vor der Zeit der Kolouisationstätigkeit, <strong>für</strong><br />

130489 Taler Frciholz abgegeben. Das Amt Stepeuih verkaufte den<br />

Schiffern von Trinitatis !74li—1752 <strong>für</strong> 2 l>31 Taler 16 Gr. 0 Pfg.<br />

Eichenholz, also jährlich durchschnittlich <strong>für</strong> 43« Taler 14 Gr. 9 Pfg.<br />

Die Neubauteu uud Ausbesseruugeu verschlaugen bedeuteude Snmmeu;<br />

beispielsweise wnrde dazu aus deu hinterpommcrschen Ämtern von<br />

Trinitatis 1747—1748 <strong>für</strong> 13 583 Taler 2 Gr. Bauholz gereicht, im<br />

Januar 1748 allein <strong>für</strong> 2 078 Taler IN Gr. Dieser Überfluh an Holz<br />

ließ Städte uud Unternehmer dieses billiger verlaufen als der Kömg,<br />

damit sie es nur los wurden. Ascherslebeus Vorstelluugeu in Berliu<br />

Mitte 1749, notgedrungen den Preis <strong>für</strong> den Verlauf königlicheu Holzes<br />

herabzusetzen, hatten keinen Erfolg. Dies nnd der große Nachteil, daß<br />

') Publ XI, 273.<br />

') Pommersche tzolzmatze bei Brügge mann l, 240.<br />

^) Im Amt Ückermünde beispielsweise hatten die Schulzen die Gerechtsame,<br />

in der Heide jährlich 156 Faden zu schlagen, wo<strong>für</strong> sie <strong>für</strong> den Faorn 4 Gr. t> Pfg<br />

Zinsen bezahlten. Im Amt Stettin und Iasenitz mußten die Untertanen jährlich<br />

103 Faden Priester- und Küsterholz unentgeltlich schlagen und anfahren, die das<br />

Forstamt verkaufte und den Priestern und Küstern da<strong>für</strong> 99 Taler 4 Gr bezahlte.<br />

In, Amt Pudagla schlugen die Untertanen jährlich <strong>für</strong> den König 593 Faden Klencn<br />

und 1!9 Faden Buchen unentgeltlich zu Dienst; der Erlös gehörte dem König.<br />

*) Ückermünde und Torgelow, Stettin und Iasenitz, Wollin, Pudagla.<br />

Klempenow und Stolp, Velchen, Treptow a T, Lindenberg, Loitz und Spanteko.u.


«8 Die Kolonisntionstätistleit les Prinzen Moritz von Anhalt'Dessan<br />

mit deu 12Holzkähneu bei der Enge der Wasserstraßen aus der Rodung<br />

iu der Felchow und an der Ihua llur etwa ti Fadeu jährlich weggebracht<br />

werden kouuteu, brachten der Forstucrwaltung 1749 einen<br />

Ausfall vou 14 00N Talern. Nach Berichten, die Prinz Moritz Mitte<br />

Dezember 1748 einforderte, lagen iu dcr Felchow 13ttf>9 Faden, <strong>für</strong><br />

die sich kein Käufer fand. Vor drei Jahren tonnten sie nach den Erfahruugeu<br />

der letzten Jahre nicht nach Stettin abgeflößt iciu. Hinzu<br />

kamen am Plöncr Ort nud am Oolluower Ihnakrug noch 741ii Faden<br />

Schiffsholz, l) Diese uuerfreulichcn Tatsacheu dräugtcu Nloritz zu eiuer<br />

Eiugabe an deu Köuig, da bei dem Mangel an (Ncld die Bewallung<br />

auffallend litt. Iu der Nehauptuug der Schiffer, das Holz uicht auswärts<br />

versilbern zu können, sah er nur böse Absicht, die Unternehmer<br />

nichts am Holz verdienen zu lassen und so die Bewallnng unmöglich<br />

zu machen. Jetzt erst zwang ein geharuischter töuiglicher Erlast) die<br />

Schiffer zum Kanf und zur Flößerei; Strafe sollte jeden trcffeu, dcr<br />

durch Vertauf uutcr dem Preis oder durch Steigerung der Mindestlänge<br />

der Stamme die königliche Hasse zu schädigen versuchte. Mitte Dezember<br />

1750 lagen auf alleu Noduugcn, Schiffsstellcu und in deu Forsten<br />

Vor- uud Hinterpommerns noch 785ll^V2 Faden vorrätig, sodaß mit<br />

den im Winter 1750 — 175)1 noch zu schlagcudeu 21272 Faden im<br />

Frühjahr die stattliche Summe von 99 774^8 Fadeu abgesetzt werden<br />

mußte. Diese Zahlen reden eiue deutliche Sprache vou den damalige«<br />

glänzende» Forstverhältuisseu Pommerus.<br />

Diese Schwere des Holzabsatzes ließ Prinz Moritz auf mancherlei<br />

Altswege sinuen. Auf seiueu Vorschlag sandte Friedrich II. den Kriegsrat<br />

Bnhrittg nach Kopenhagen, um dort Abschlüsse aus 10l)0 und noch<br />

mehr Fadeu Holz macheu zu lasse». Glashütten wollte er im Vudliu<br />

und bei Draheim aufgebaut wissen zur Ermöglichung des Holzverbrauchs<br />

und (Gewinnung von Geld <strong>für</strong> den Ausatz ucuer Familieu, deren Bau<br />

der König 17dO genehmigte.") Von Neustcttm sollte eiu Kanal iu die<br />

Persaute geführt uud so ein Absatz von Holz in Kolberg ermöglicht<br />

werden. Draug er auch mit diesem lchtcu Vorschlag uicht durch, so besserte<br />

sich der Verkauf im Stettiuer Holzgarteu deuuoch bcdeuteuo. Deu<br />

Uuteruehmeru oberwärts Damm, denen vorher jeder Holzverkauf in<br />

Stettin vcrbotcu war, konnte man jetzt, da das Holz aus deu königlicheu<br />

Rodungen abgesetzt wurde, die Erlaubnis zum Verkauf eiues gewissen<br />

Quantums iu Stettiu erteileu uud ihneu damit jährlich die Wallanlage<br />

') Sie sollten die Schiffer zu Köpih Schmanlwitz, Ganserin, Groß- nnd<br />

Klein-Stepemh, ^übzin. Politz, Ner^land, ^asenitz und Ziegenort abflößen.<br />

') Vom 1. September 1750.<br />

2) Pleuh, Urlundenbuch 1, 210


in Pommern 1747-1754 fty<br />

erleichtern helfen. Mitte September 175^ lagen immerhin in allen<br />

löuiglickeu Forsten noch V ttXs)^ Faden Holz znm Absah da. Anfang<br />

Ottober dieses Jahres prüfte Prinz Moritz persönlich im Hause des<br />

Oberbürgermeisters Matthias zn Damm die Forstangelegcnheiten. Alle<br />

Unternehmer oberhalb Stettins hatten znr festgesetzten Stnnde zn er-<br />

scheinen und die ihnen vorher zngestcllten Tabellen über Bestand, Perkanf<br />

nnd Preis ihres Holzes ansgefnllt mitzubringen.<br />

Seitdem hat der Holzvcrkauf in Pommern bis znm 7 jährigen<br />

Kriege einen gnten Verlanf gcnonllnen, nnr einmal mnsue Moritz noch<br />

Forstverhältnisse regeln. Der Stettiner Magistrat be<strong>für</strong>chtete 1752 lu<br />

kurzer Zeit Holzmangel, da man ihm die ^iesernng von 458 Faden<br />

Kurzholz <strong>für</strong> das königliche Gonverncment nnd die Garnison l) ans den<br />

städtischen Forsten aufgebürdet hatte. Stettin hatte jährlich ohne dies<br />

2 5s>5 Faden „Depntatholz" zu reichen. Anf Ornnd von Permessnngen<br />

der Stadtbrnchc durch Landmesser Andrä 1751 wies Prinz Moritz<br />

Stettin tabellarisch nach, daß es ans ihnen jährlich dnrch Holzverkanf<br />


90 Die Kolonisationstätialeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

sodaß ihnen Inspektoren Unterricht im Pflügen erteilen mußten. Viele<br />

waren von ganz unglaublicher Naivität uud Unverschämtheit, wollten ihr<br />

5?and nicht selbst bestellen, wohl gar Veute da<strong>für</strong> auf königliche Kosten<br />

gemietet haben. Was die Auswanderer nach Amerika zog, großer Gewinn<br />

bei wenig oder gar keiner Arbeit, hatte mancher sicherlich auch vou<br />

Pommeru gehofft; hier wie dort war das erträumte Paradies, das ihnen<br />

so verlockend hingestellt war, das gerade Gegeuteil. In Pommeru<br />

dräugte man auf Friedrichs Vefebl mehr denn je zu steter Arbeit uuter<br />

preußischer militärischer Zucht, Arbeitsscheues, zerfahreues uud leichtsinniges<br />

Gesindel, das damals unleugbar, weun auch in geringer Zahl,<br />

mit in Pommeru eingewandert ist, mnßte das besonders empfinden.<br />

Andererseits vernahm Prinz Moritz auf seiuer erwähnten Reise<br />

mancherlei Unzufriedenheiten der Kolonisten selbst; schriftlich und mündlich<br />

wnrdeu sie ihm vorgetragen. Den einen war das sechswöcheutlichc Taggeld<br />

noch immer vorenthalten, so daß sie die eigenen Vorräte aufbrauchen<br />

mußten, dort fehlte es an dem versprochenen Brotkorn, hier stand der<br />

Lohn aus <strong>für</strong> die Arbeit. Die erhofften Freiquartiere fehlten oder sie<br />

waren so eng und ungesund, daß ausleckende Krankheiten entstände».<br />

Backöfen und Brunnen mnßteu gebaut werden, deuu die vorhaudenen<br />

lieferten oft so schlechtes Trinkwasser, das; die Nuhr eine nicht seltene<br />

Erscheinung war. Allgemein waren die Klagen, daß mau <strong>für</strong> das bewilligte<br />

Geld nicht das nötige Vieh anschaffen tonnte uud daß die<br />

günstigeren Preise mancherorts beim Vertanf eine Gcldciubußc verursachte«.<br />

Häufig reichte das angewiesene Land nicht zum Unterhalt der Familien<br />

aus. Das sind nur eiuige der vielen Klagen, die Moritz zu hören<br />

bekam. Es war kciue leichte Aufgabe, die mauchmal gewiß recht erhitzteu<br />

Gemüter zu beruhigeu uud ihueu zu zeigeu, daß der Köuig hielt, was<br />

er versprochen hatte. Wo es uur giug, schaffte Morik sofort Abhilfe;<br />

daß trotzdem Leute entlicfeu, konnte er nicht hindern.<br />

Um diese Unsitte zu tilgeu, hat Friedrich II. allzeit auf eine gute<br />

und zuvorkommende Behandlung der Kolonisten gesehen; Prinz Moritz<br />

hat ihn dariu nach Kräften uuterstutzt; seit dem ersten Jahr seiner<br />

Tätigkeit als weiter der pommerschen Kolonisation ist er darauf bedacht<br />

gewesen, dem bedrückten Banernstand die Not zu erlcichtcru. Wie<br />

Friedrich II. hatte auch er <strong>für</strong> alle Klagen ein offenes Ohr; was ihuen<br />

versprochen, sollte ihnen „positiv und adZolument/' gehalten werden.<br />

Wir besitzen mehrere Belege <strong>für</strong> Aussprüche Friedrichs II., die seine<br />

Vorliebe <strong>für</strong> die Pommern deutlich zeigeu. ') Er schätzte ihreu „gradeu,<br />

') Prcuh III, 62 - M. Wchrmann II, 221. - Mirabeau, l)e Ig.<br />

Uonarokjkl pi-u8zziemls. I'om. II, 99: .Friedrich II hat sie (Pommern) mit uncrmehlicheu<br />

Wohltaten überhäuft; er hat diese Provinz stets besonders geliebt."


in Pommern. 1747-1754 91<br />

naiven Sinn", der allerdings in die Politik nicht hineinpaßte, „wo man<br />

oft List gegen List ausspielen mnß"/) Angeregt wnrde Moritz zn seinen<br />

Bestrebungen dem pommerschen Äanern die Dienste zn erleichtern durch<br />

die neue Instruktion, die Friedrich damals, am 20. Mai 174«, dem<br />

General-Direktorium gab, eine Ausarbeitung der am 19. Iannar 17^3<br />

ausführlichen selbswerfaßtcn seines königlichen Vaters.^) Friedrichs II.<br />

eigenhändig niedergeschriebener nencr Artikel 1 lautet dort: „Dahr ich<br />

bedacht bin das landt m allen Stücken zn 8on1nßiol'6n und anfzuhelfeu.<br />

So weis ich das eins der Dinge So zn hart seiut die grausameu<br />

Dienste so Sie thun müsen, wohrbci nichts als ihr Verderb heraus kömt;<br />

also Sol in jede prnvmtx nnd jeden 0lei8 So wohl ambtS, State als<br />

adliche Dörfer dahin gesehen werden, ob man es nicht So einrichten<br />

Könte, das der Baner die Woche 3 Tage, hogstens 4, dinte. Dicßes<br />

wirdt was geschrei geben, all eine vohr den gemeinen Man ist es fast<br />

nicht auszustehen, wan er l> Tage oder 5 die woche dinen Sol/' In<br />

Pommern bestand der Bauernstand zumeist aus sogenannten „^aßbauern",<br />

die ohne jedes Erbrecht jederzeit von ihrem Herrn aus dem ihnen<br />

überlassenen Gut abgesetzt werde» konnten. ^) Hilf Anregung des<br />

Prinzen Moritz trat eine Kommission zusammen, an ihrer Spitze standen<br />

von Alnmenthal und von Aschcrsleden. Ihre Vorschläge reichte sie dem<br />

Prinzen ein, der sie dann nach der Prüfnng an Friedrich II. einschickte.<br />

An die Stelle der früheren 6 Tagedienste traten nnr 2. Jeder ganze<br />

Bauer sollte jährlich 15)6 Tage Spaundienste leisten, die kleinen seilte<br />

ebensoviel Handdicnste. In den 6 Monaten bei Laat und Ernte waren<br />

sie verpflichtet 8 Tage in jedem zu dienen, die gleiche Zahl in den<br />

andern 6 Monaten nnr in den vom Pächter verlangten Stunden an<br />

diesen Tagend) Jeden Spanndienst <strong>für</strong> einen „Beamten" rechuete man<br />

dem Banern mit 4 Groschen täglich an, jeden Handdienst mit der Hälfte.<br />

Große Entfernungen sollten keine Geldsteigerung bewirten. War es<br />

1780 sprach Friedrich der Große zu einer Abordnung Pommern die Worte: ..Ich<br />

liebe die Pommern wie meine Brüder, und man lunn sie nicht mehr lieben als ich<br />

sie liebe, denn sie sind brave Keule."<br />

') Koser, Friedrich d. Gr. Stuttgart 1904 I, 368<br />

') Ernst striedländer, König Friedrick Wilhelms I. Entwurf zu der Instruktion<br />

<strong>für</strong> das Generaldirektorium und König Friedrichs II Anmerkungen dazu.<br />

Zeilschrift <strong>für</strong> preuß. Gesch. und Landeskunde Berlm 1880. XVII. 355. — (5 au er,<br />

Ein Reßlerunstsprogranlm Friedrichs des Großen. Pren«. Jahrbücher X, 335 Zum<br />

Teil abgedruckt bei Pre uh I V, 467.<br />

') M. Wehrmann, <strong>Geschichte</strong> von Pommern. II, 232<br />

*) In ^iltaueu und Preußen war es ähnlich geordnet, daß der Bauer vom<br />

15. April bis lb. Oktober wöchentlich zwei Spanndienste mit zwei Pferden und einer<br />

Person zu leisten hatte, vom 1b Oktober bis Ib. April nur einen Tag in, Monat,<br />

eonf. auch Koser 1 377 — P. Wehrmann II, 6 7. 11 f


^ Die Kolonisationslätialeil des Prinzen Moritz von Anhalt'Dessau<br />

jemand unmöglich znm Dienst zu kommen, zahlte er sein DienNgeld<br />

da<strong>für</strong>. Ein ganzer Bauer sollte jährlich nicht mehr als !0 Morgen<br />

zum Bestellen erhalten, der kleine nach Verhältnis, damit jeder genug<br />

Zeit <strong>für</strong> sciue Wirtschaft hatte. Hielt der Pächter eigenes Gespann und<br />

Knechte, mnsUe er, um ihnen Arbeit zu gebcu, neue Äcker und Wiesen<br />

bestellen, ein Porteil, der nur ihm zuteil wurde, dem Baun' aber uur<br />

zur ^ast fiel, letzterer hielt uutzlos viel Ocsinde, Vieh, Wagengeschirr<br />

und Ackergerät mit großen Unkosten znm Dienst, den er nur ungern tat,<br />

uubekümmert, ob gut oder schlecht geackert wurde.<br />

Nebelt dieser Erleichterung der Dienste hat Prinz Moritz den<br />

pommerscheu Bauern wiederholt Schutz angedeihen lassen gcgeu körperliche<br />

Mißhandlung seitens der Domäuenpächtcr, ganz im Tinne Friedrichs,<br />

der bestimmte, das; „der Beamte, der einen Bauer mit dem Stock geschlagen<br />

hatte, alsofort uud ohne einige Onade ans 6 Jahre zur Bcstung<br />

gebracht werden sollte, wenn er auch schon der beste Bezahlcr wäre uud<br />

seine Pacht sogar präuumerirte".^)<br />

Die Leibeigenschaft hatte schon Friedrich Wilhelm l. im Edikt vom<br />

HJ. März l719 <strong>für</strong> Hinterpommcru uud Kammin^) aufzuhebeu versucht,^<br />

der Erfolg blieb jedoch aus, Adel uud Beamte sahen darin eine Einbuße<br />

ihrer Macht uud erklärten, ohne Dienste nicht bestehen zu können, dem<br />

Bauern fehlte iu vielen Fällen die nötige Einsicht. Auch Friedrich II. hat<br />

gerade iu Pommern besonders lebhaft die Leibeigenschaft abzuschaffen versucht,<br />

unterstützt von Prinz Moritz uud der Kammer, ist mit seinen Plänen<br />

aber erst 17l5H völlig durchgedrungen. ^)<br />

Wir besitzen mehrere königliche Erlasse, welche die Bauern iu<br />

Pommern in 2chutz uehmen.^) Am schärfsten ist der vom 6. Iuui 1754,<br />

als Friedrich II. bei seiuer Durchreise Klagen zu Ohren gekommen<br />

waren über nbles Verhalten gegen Kolonisten, die „auf Treue und<br />

Glauben in das Land gekommen waren, hier aber gedruckt wurdeu".")<br />

') Kabinettsordres vom 15. Juli 1749. Publ. XI, 2^b.<br />

2) Vorpommern, die Oder mit dem Haff und zwei ihrer Mündungen, kam<br />

erst durch den Stockholmer Fnedcn vom 21. Januar 1720 an Preußen.<br />

') Es heißt da: ..Der König hat in Erwägung gezogen, was es denn <strong>für</strong> eine<br />

edle Sache sei, wenn die Unterthanen statt der Leibeigenschaft sich der Freiheit n'chmcn.<br />

das Ihnge desto besser genießen, ihr Gewerbe und Wesen mit um so mehr Vegielde<br />

und Fleiß als ihr Eigenes betreiben und ihres Hauses und Hcerdes, ihres Ackers<br />

nnd Eigenthums sowohl <strong>für</strong> sich als die Ihrigen, <strong>für</strong> Gegenwalt und Zukunft desto<br />

mehr gesichert sen:." Publ. XI, 101. Andere Erlasse folgten am 10. Iull 1719<br />

und 24. März 1723<br />

l) Sein Schreiben vom 23. Mai 1763 an Brenkenhof. Pudl. XI, 340 und<br />

Preuß NI, 99. — Literatur über die Aufhebung der Leibeigenschaft bei P. Wehr -<br />

mann II, 6. Amn. 1.<br />

') Z B. Preuß, Urkundenbuch I, 227. 163.<br />

6) Publ. XI. 318. - Kos er I, 378.


in Pommern. 1747-1754. ilA<br />

„Zwei redliche nnd ganz zuverlässige Subjekte", die mit den Magistraten,<br />

Beamten und Unternehmern gar keine Verbindung haben, sollte die<br />

Kammer sofort abschicken, um ans den wahren (Arnud zu kommen und<br />

die Klagen der Kolonisten abzustellen. „Se. Königliche Majestät wollen<br />

hoffen, das; noch eiu paar dergleichen redliche uud unparthcyiche ^enthe<br />

unter denen Käthen der dortigen Kammer seyn werden, welchen dergleichen<br />

Kommisssou anvertraut werden kaun, und die darunter ans<br />

Pflicht und Ehre gerade dnrch verfahren und keiue Menschenfurcht uoch<br />

interessierte uud passionine Absichten hegen werden."<br />

Friedrich II. hatte andererseits anch mit den Kolonisten uud ihreu<br />

endlosen Beschwerden lange Geduld, zeigte sich aber offener Widerstand,<br />

griff er mit den schärfsten Verordnungen ein. Ein direktes Gegenstück zn<br />

obigem Erlaß bildet das königliche Schreiben an die pommcrsche Kammer<br />

gegen lmbotlnünige Pfälzer Kolouisteu im Nörchen:^ „Da die Pfälzer<br />

Kolonisten nach als vor in ihrem sträflichen und hartnäckigen Eigeusiun<br />

beharren und weder die Hälfte ihrer Prästaudoreu vor dieses Jahr<br />

abfnhreu, uoch die Vorwerksdienste und paß Fuhren verrichten wollen,<br />

haben Se. Königliche Majestät darauf i'^olvirct, daß woferue erwähnte<br />

Kolonisten zn Nöhrchen sowohl als zu Iasenitz in solcher ihrer Halsstarrigkeit<br />

cmltmuil^ll nud bey ihnen weder gütliche uoch scharfe Ermahnungen<br />

etwas verfaugeu werden, sodann obgedachte Kammer die<br />

Rädelsführer oder sollst die Mutwilligsten unter solchen Kolouisteu zur<br />

Karre nach der Festnng Stettin briugeu uud sie auf 4 Wochen dazu<br />

anhalten lassen, nachhero anch, wanu alles dieses uicht zn ihrer Besserung<br />

helfen will, selbige über die Oräntzc bringen uud wegjagen lassen soll."<br />

Rapile! Vll.<br />

Die von ?rinz Moritz erzielten Verbesserungen<br />

nnd die Erfolge der Kolonisation.<br />

Trotz der genannteu großen Schwierigkeiten gelaug es der Kammer<br />

doch, den vom König verlaugten Termin der Vollendung einzuhalten,<br />

Anfang Oktober 174h standen alle Häuser und Schennen voll Gartz a. O.<br />

bis Damm. Ende März dieses Jahres konnte Prinz Morltz nach dem<br />

Kapitelstag zu Ärandenbnrg, an dem er alljährlich teilzunehmen<br />

') Vom 30. Januar 1753. Publ. XI, 3W. -7- Sehr interessant ist die bei<br />

P. Wehrmann li, 1 f. abgedruckte „Dolsf-Ordmma." und „Vau-Olduung vor<br />

dle TorsflchaN Elchelhageu, vom l3 Dezember 1752 "


su Die KolomsationstätiaM des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

pfiegte,') dem Konig in Potsdam über den 2taud der Siedelnng Vortrag<br />

haltcn. Nach der selbst entworfenen Tabelle waren !27 Familien im<br />

Valide, '»O wnrdcn noch fnr fertige Orte beschafft, '2s)tt waren <strong>für</strong> noch<br />

zu vergebende Dörfer nötig. Mit diesem Ergebnis konnte Friedrich II.<br />

wohl znfrieden sein.<br />

Nnter den neuen Vorschlägen, die in diesem und dem folgenden<br />

Jahre <strong>für</strong> Niederlassungen gemacht wurden, beanspruchen das meiste<br />

Interesse die Pläne Kricgsrat WlNckelmauns über die Ablassung des<br />

9 Meilen großen Madü-Sces zwischen Stargard und Pyritz. Er griff<br />

1749 anf die Ausarbeitungen zurück, die 1747 <strong>für</strong> den Ansatz von<br />

240 Familien durch dell Oberjägermeister Grafeu von Schlichen und<br />

dell Geheimen Finanzrat von Veggerow entstanden waren und am<br />

N5. März dieses Jahres bereits die königliche Zustimmung erhalten<br />

hatten. Seitdem blieb das Unternehmen aus Geldrücksichten liegen.<br />

Wiuckelmauu suchte Prinz Moritz in einem ausgedehnten Briefwechsel aufs<br />

neue da<strong>für</strong> zu gewinnen. Durch Ablassen voll 4 bis 5) Fuß hoffte er am<br />

See llnd oberhalb der Plöne, die ihn durchfließt, etwa 3li H^ Morgen<br />

oder ! bis 2(X) Talern, das die<br />

umliegenden 44 Dörfer zu bewillige» sich erboten. Friedrich II. staud<br />

deu geringe» Kostenanschlägen Wmckelmanns mißtrauisch gegeuüber,<br />

er wollte, wie Ascherslebeu dem Prinzeu schrieb, „immer bey dergleichen<br />

Anschlägen was l^rme^ mit eins haben". Winckelmann beklagte sich<br />

wiederholt bei Moritz, „man hätte dem König, nur um ihn zu äigßracil'?,,,<br />

vorgebracht, als wäre er schou alterswegeu iu die Kindheit<br />

geraten, so hätte er nicht so niedrige Kosten stellen können". Erst im<br />

März 1753 befahl Friedrich II. der pommerschen Kammer, „ohne<br />

Parteilichkeit und Passion die Sache nochmals zu examiniren". Die<br />

Untersuchungen von Haerlems, des Oberwallimpektors Stecher aus Berlin<br />

und des Kriegsrats voll Hirsch ergaben als Kostcuauschlag <strong>für</strong> die<br />

1^00 Taler Wiuckclmanus 7611 Taler 14 Gr. 2) Trotzdem man<br />

Winckelmann in der Kammer direkt und indirekt zu hindern suchte und<br />

ihm die Spaudauer Festung unstreitig als ^!ohn hinstellte, blieb er doch<br />

bei seinen alteu Anschlägen uud fand Ende 175^ auch tatsächlich zu<br />

') Er fand gewöhnlich um den 25. März statt Die Dompropstei zu Branden»<br />

burg Halle Moritz l789 nach dem Tode des Feldmarschalls von Grumdkow durch<br />

königliche Gnade erbalten.<br />

2) Haerlem allem berechnete die Kosten soa.ar auf 16200 Taler.


in Pommern. 1747-1754. l)5><br />

ihrer Verwirklichung einen kantionsfähigen Mi'chlcnmeistcr Eckl^ardt, der<br />

den See 6 ^usi abzulassen sich erbot, aber die niedrigen Preise Winckelmanns<br />

bei seinen Anfang Iannar !75>^ dem lhencraldircktorinm eingereichten<br />

Anschlägen doch nicht beibehalten konnte. Friedrich l l. machte<br />

seine Zustimmung von einer persönlichen Besprechung mit Ascherslebcn<br />

im Dezember dieses Jahres abhängig. In die ^ffentlichkeit ist davon<br />

nichts gedrungeu; das groß angelegte Unternehmen sollte erst 17l»9<br />

von Äreukeuhof wieder aufgenommen nnd glänzend durchgeführt werden. ^)<br />

Nei den sonstigen Vorschlägen zum Ansatz von Familien mußte der<br />

König auf die mehr oder minder große Bereitwilligkeit der Städte<br />

rechnen. Sie waren, wie sich tabellarisch feststellen läßt, !74st mit ihren<br />

Einnahmen gnt gestellt. Die verschwindend wenigen Ausnahmen haben<br />

<strong>für</strong> die Siedelnng in diesen Jahren teine Nolle gespielt. Diese gute<br />

pekuniäre Vage hielt auch <strong>für</strong> die folgenden Jahre an. Umsomehr ist es zu<br />

beklagcu, daß manche Städte bei der Rodung und Ansiedeluug so wenig<br />

Bereitwilligkeit zeigten. Bei einigen war es pommersche Schwerfälligkeit,<br />

bei andern offen böier Wille. Neben Stettin waren es besonders<br />

Stargard, Stolp und Nngenwalde. Stettins gute Vage bedarf uoch<br />

näherer Beleuchtung; von Stolp wlssen wir, daß es vom l. Januar bls<br />

1. November 175)l) gegen die elf Monate des Vorjahres eine Mehreinnahme<br />

von 1307 Talern 13 Gr. 4 Pfg. erzielte. Stargard hatte<br />

nach Rechnung von 1746 bis 1749 einen jährlichen Ucberschnß von<br />

s>45 Talern « wr.^)<br />

Da die Magistrate dieser Städte „in vielen Stücken bei der Kultivierung<br />

so obstinat" waren, hat Hscherslebeu wiederholt den königlichen<br />

Vorwnrf einstecken müssen, er habe nicht genug durchgegriffen, er solle<br />

„keine rluuoll!) Ltkwiren, sondern 8mi3 t'^on durchgreifen".^ Prinz<br />

Moritz nahm ihn in Schntz, wies in seinen Briefen anf die Lässigkeit<br />

dieser Städte genügend hin und bat ausdrücklich um eine königliche Rüge<br />

<strong>für</strong> sie. ^) Er brauchte nicht lange darauf zu warteu; während sie<br />

anfangs l751 einen heftigen Verweis und die Androhung gänzlicher<br />

') Es wurden zum Ansatz von 150 Familien mit 712 Seelen l4338 Morgen<br />

gewönne!», 77V5 Morgen <strong>für</strong> die Törfer im königlichen Amt Kollierg, 654A <strong>für</strong> die<br />

adligen Güter. Friedrich II. hatte dazu 36231 Taler bergegeben, dic sich mit 7'/z"/o<br />

verzinsten Die Kosten lrng der König allein. BeHeim p 371. Anm. 1. - Die<br />

.'l! bellen selbst säiildert P Wehr manu l, 22 f.<br />

") Von Tlinitalis 1740 bis 1749 betrug die Einnahme 22597 Taler (jährlich<br />

7532 Taler 8 Gr); die Ausgabe 20U52 Taler ljadrlich 6984 Taler).<br />

*) Gellällkt schrieb er einmal all Plinz Moritz: „Elv. Durchlaucht wissen, wie<br />

ich genug durchgegriffen, allein was zur Schmach nnd Venolgung habe bereits<br />

deshalb in Pommern unter dieser und lener Unterstützung ausgestanden!"<br />

*) AufiaUenderweiie sah er von Stettin ab


'.li', Die Kolonisationstätialeit des Vnnzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

königlicher ltnqnade erhielten, wußte Friedrich II. den andern Städten<br />

nelle Vllit znr Arbeit zu nlachen. Auf Moritz' Vorschlag gedachte er ihnen<br />

ails Freude nbcr die trene llutcrstul/uug nud „in Ancrkennnng ihrer<br />

Verdienste um Ansehung neuer Familien uud wegen poussierter Nadnng"<br />

als Ansporn <strong>für</strong> ihre Oberbürgermeister eine Znlage zu geben.') Zu dem<br />

Zweck hatte die Pommersche Kammer eine Tabelle einzusenden mit der<br />

Angabe, wieviel jede Stadtkasse au Zulage bewillige« konnte. 2) O^nso<br />

erhielten 1752 die Kämmerer Dreww und ^^ichaelis der ötädte Schlawe<br />

und Greifenberg eine Zulage, da „sie so eifrig gewesen, als wenn sie<br />

noch wirkliche Soldaten seien", Ztargard zusammen mit Äclgard und<br />

Treptow a. d. Tollcm'e „wegen der bisher bezeigten Nachlässigkeit in<br />

Allietzltllg neuer Untertanen" abcrluals eiueu heftigen Verweis nnd die<br />

Aitfmnmcrullg „zu mehrerer Beobachtung ihrer Pflicht und Schuldigkeit".")<br />

Auch sonst hat die Kammer mit Zulageu als Zeichen ihrer Dankbarkeit<br />

<strong>für</strong> gnte Dienste mit königlicher Erlaubnis nicht gekargt. Prinz Moritz<br />

ist von vielen Seiten nm Fürsprache deshalb angegangen worden. Ehe<br />

Friedrich II. eine Zulage bewilligte, Holle er biswelleu Moritz'(Anlachen<br />

vorher ciu, da er ja die pommel scheu Verhältnisse unmöglich so genau<br />

kennen tonnte.^)<br />

Stettin sollte die Unternehmungen an der Krampe, den Naduhnschen<br />

Vrrg, Wolfshorst, ^augeuberg. Verglaud uud Podejuch übernehmen.<br />

Nach Abzug dieser vorgeschlagene» ^lltrepri86n behielt die Stadt auf<br />

beide» Seiteu der Oder immer noch die Gesamtsumme von 245)4^ Morgen<br />

166 Nuten zu ihrem Gebranch, 19 (ìli) Morgen 93 Nuten allein an<br />

Brüchen und Waldnngen. ^) Diese Zahlen zeigen deutlich, daß die<br />

') Die Namcn der Bürgermeister aller pommerschen Städte finden sich bis<br />

1864 bei Kratz-Klempin, Die Städte der Provinz Pommern.<br />

2) Dle Tabelle weist die Namen der Bürgermeister folgender 10 Städte auf :<br />

Anklam, Dcmmm, Nckel münde, Htö'slin, Kolberg, (^reiienberst, Golliww, Pasewalk,<br />

GreifeuhaaM und Schlawe. Ich vermisse hierbei die Sladt Tamm. in deren Umkreis<br />

von 2 Meilen 12 neue Dorfer entstanden waren, wo »onst nur .Rusch und Busch"<br />

sich befand. 1751 wcnen bereits diel neue Dörfer wieder znm Ansah auöelschen.<br />

Die Akzise hatte l?5l) über 500 Taler Mehreinnahmen gehabt.<br />

2) Vgl. auch P. Webrinann 11, 10.<br />

^) An»anst Mai 1752 kam der Pyntzer Bürgermeister Friedrich Nöpcke beim<br />

König um Zulage eil». Mony michle sich „nach den wahren Umständen dieses<br />

Menschen erkundigen und ohnbeschwer schreiben, ob es ein guter oder ein liederlicher<br />

Mensch sey und ob derselbe m seinen Umständen durch seine Schuld und schlechte<br />

Haushaltung oder aber durch besondere Unglücksfälle zurückgekommen" war. Ans<br />

Montz'Bcricht wurde ihmeineZnlage von 60 Talern bewilligt. P.WehrmannI1,9.-<br />

Die Entstehung und Entwicklung der Pyritzer Kolonie Eichelshagen (ursprünglich<br />

Eichelhagen benannt) schildert eingehend P Wehr mann 1, 17 f.<br />

b) Genau waren es 2295 Morg. 8> Rut. Wiesen und Gärten. 2630 Morg.<br />

171 Rut. Bürgerwiesen, 1036 Morg. 52 N. Weide und geraume Brüche, 16997 Morg.<br />

142 Rut bewachsene Brüche und 158^ Morg. 79 Rut. Fichtenheide und Horste.


in Pommern. 1747-1754. 9?<br />

ständigen Klagen Stettins, wie auch der anderen Städte, über Holzllnd<br />

Weidemangel durch Abzug der Unternehmungen ziemlich nichtig<br />

waren. Ein Überschlag über die Einnahmen und Ausgaben ans den<br />

Nutr6pri86n während der letzten zehn Jahre, von l?HN bis 174tt, zeigte die<br />

glänzende pekuniäre Lage Stettins. Von Bergland allein hatte es einen<br />

jährlichen Überschnk von 170 Talern 3 ^ Pfg./) von den vier anderen<br />

Unternehmungen mit Ausnahme Podejuchs, das dem graueu Iohanniskloster<br />

zu Stettin gehörte, durchschnittlich jährlich 75 Taler 31 lNr. 11^ Pfg.,*)<br />

aus der Forstwirtschaft außerdem durch Holzverkauf jährlich uoch<br />

460 Taler 15) Gr. 4^ Pfg. ^) Wieder Podejuch ausgenommen,<br />

berechnete man die Kosten <strong>für</strong> Rodung, Besah, Graben und Wall mit<br />

7461 Talern 1« Mr. 4 Pfg.<br />

Um Podejuch benahm sich Stettin nach Aschcrslebens Worten „sehr<br />

maIitik»u8G". Die Provisoren des Tt. Iohaunisklosters zu Stettin be<strong>für</strong>chteten<br />

durch die Rodung des angrenzenden Bruchs Futtermangel,<br />

iu Wahrheit wohl nur einen Verlust an den bedeutenden Einnahmen,<br />

die ihnen das damals 34 Familien zähleude Dorf brachtet) Ihren<br />

inständigen Bitten an den König legten sie die Abschriften der Schenkuugsurkunde<br />

Podejnchs durch Herzog Otto 132k an die Stadt Stettin, die es<br />

1524 dem St. Iohanniskloster abtrat, und einen Abschnitt aus den<br />

Statuten des Klosters vom Jahre 1536 bei. Dieses eigensinnige Pochen<br />

auf den Besitz, das ich schon erwähnte, ist ein Charakteristik»!«! Stettins<br />

in dieser Zeit gewesen. Nach mehreren fehlgeschlagenen Verhandlungen^)<br />

mit Unternehmern fand der am 30. Oktober und 3. November 1750<br />

zwischen den Provisoren, der Stadt Stettin und dem Senator Karl<br />

Gotthilf Matthias abgeschlossene Erbzinskontrakt am 4. März 1751<br />

die königliche Bestätigung. Für die zum Ausatz von 12 Familien überlassenen<br />

770 Morgen 0 Nuten bezahlte Matthias dem Kloster jährlich<br />

222 Taler 20 Gr.«) nach 9 Freijahren.<br />

l) Ausgabe: 9sü Taler 16 Gr. 8 Pfg. Einnahme: 2685 Taler 19 Gr. Also<br />

ein Überschuh von 1700 Talern 2 Gr. 9 Pfg.<br />

') Einnahme: 4650 Taler 6 Gr 1! Pfg., Ausgabe 389 l Taler 3 Gr. 5 Pfg,<br />

Überschuh: 759 Taler 3 Gr. 6 Pfg.<br />

') Einnahme: 6966 Taler 12 Gr. 9 Pfg., Ausgabe: 2360 Taler 3 Gr. 2 Pfg.,<br />

Überschuh: 4606 Taler 9 Gr. 6 Pfg.<br />

*) Von Podejuch hatte das Kloster von 173l> bis 1747 eingerechnet eine Reineinnahme<br />

von 49 l6 Tnlern 2A Gr. 11 Pfg. und nicht die geringste Ausgabe.<br />

') 1747 und 1749 hatten sich um die Lutrepr^e ein Kaufmann Konrad<br />

Samuel Verhuffen, Amtmann Sydow zu Kolbatz, Joachim Daniel von Benckenborf<br />

auf Glambect bei Reetz und sein Schwager, der Leutnant Balthasar Philipp<br />

von Güntersberg beworben.<br />

°) Die Kosten <strong>für</strong> Rodnng, Graben, Wall und Besah beliefen sich nach Abzug<br />

der 6000 Taler sür das Rodeholz auf 10 760 Taler 10 Groschen 9 Pfg.<br />

ValNsche Studien N. I. XVl. 7


9tt Die Kolonisationstätiakeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

Das meiste Geld brachte Bergland der Stadt Stettin durch seine<br />

gewaltigen Holzvorräte. Auch hier berief sich Stettin ans alte Anrechte,<br />

auf die Urkunde vou 1243, durch die Herzog Barnim der Stadt Stettin<br />

das Holz und die Weide zwischen Damm und der Ihna geschenkt hatte,<br />

auf das Privileg der Stadt von Herzog Bogislaw l301 wegen des<br />

Niederbruchs und dem Fluß Krampe lind auf die Schenkungsurkunde<br />

Berglands durch Herzog Otto 1333. Von den Bewerbungen um Neu-<br />

land ist eine sehr interessant, da sie Friedrichs ll. Gerechtigkeitssinn im<br />

besten Lichte zeigt. Neben großen Anerdietungen ^) war auch ein<br />

bankerotter Kaufmann Wolters bei der Kammer eingekommen, der aber<br />

nur drei Groschen <strong>für</strong> den Morgen zahlen tonnte. Die Pommersche<br />

Kammer wollte die Verhandlungen einfach abbrechen. Bezeichnend schrieb<br />

Friedrich II. an den Nano des Berichts: „Er hat sich gern gemeldet,<br />

also soll man ihn auch hören". Der Erbzinskontrakt vom I.November 1750<br />

wurde vom Köuig am 18. Dezembers <strong>für</strong> den Amtsrat Johann Friedrich<br />

Sydow vom Amt Sachsendorf bestätigt, der <strong>für</strong> die 517l) Morgen<br />

94 Nuten nach 12 Freiiahren Stettin jährlich 1080 Taler Pacht und<br />

<strong>für</strong> das schon urbare ^and außerdem noch jährlich 977 Taler


in Pommern. 1747-1754. W<br />

Der Erbzinslontrakt mit Schwant ans 1096 Morgen 10 Ruteni <strong>für</strong><br />

16 Familien mit einer Pacht von 271 Talern 12 Gr. 4 Pfg. jährlich')<br />

wnrde am 10. August 175>l) abgeschlossen, am 20. toniglicherseits bestätigt.<br />

Die Starrköftfigkeit Stettins zeigte sich anch sonst noch manchmal<br />

im besten Richte «nd zeitigte recht scharfe Briefe Friedrichs und des<br />

Magistrats, so bei der Rodung des Bruchs Metten dnrch Amtsrat Kolbe<br />

und des Bodenbergs beim Dorf Äollinken, wo nach langen Vorunter-<br />

suchungen der Stettiner Magistrat die Anlage einer Stahlfabrik durch einen<br />

Stettiner Grobschmied verhinderte.^<br />

Wie ersichtlich, fehlte es anfangs an Unternehmern nicht. Mit<br />

manchen auswärtigen zerschlugen sich die Verhandlungen bald wieder. ^)<br />

175)0 trat jedoch ein Stillstand ein, Aschersleben war ratlos. 16 Unter-<br />

nehmungen hatte er Ende des Jahres vergeben, 4 warteten noch auf<br />

Abnehmer, Langenberg, Kameelshorst, Pädagogienhcide und Fürstenflag.<br />

Prinz Moritz bat der Präsident um Übernahme eiues Ortes; „ein und<br />

der andere Prinz und General nimmt auch wohl welche", fügte er<br />

hinzu, beider lassen die Akten nicht erkennen, ob Moritz einwilligte.^)<br />

Die Stettiner Kaufmannschaft hatte sich „durch Umbzüge" von den Ver-<br />

handlungen wieder frei gemacht, die sie wegen Fürstenflag mit der<br />

Kammer geführt hatte. Ascherslebens Vemühuugcn, <strong>für</strong> ^angenberg den<br />

Pyriher Bürgermeister Georg Daniel Schmidt zu gewinnen, der die<br />

Witwe eines Obersten mit 20 M0 Talern im Vermögen geheiratet hatte,<br />

scheiterten an der Fran, die „gerne Titel von dem Mann haben wollte",<br />

wie er Moritz klagte. Friedrichs 1751 eigenhändig dem Kriegsrat und<br />

Amtmann Bohne, einem reichen und ehrgeizigen Mann, in gnädigen<br />

Worten vorgetragene Bitte, ihm dnrch Abnahme einer Nntrspnse den<br />

größten Gefallen zu erweisen, scheint gleichfalls ohne Erfolg gewesen zu<br />

sein, ^angenberg ist erst 1754 nach dem am 1. Inni zwischen dem<br />

Stettiner Magistrat und dem Hofrat Schwank geschlossene«, am 6. November<br />

königlicherseits bestätigten Vertrag urbar gemacht worden. Stettin erhielt<br />

<strong>für</strong> die 1502 Morgen 102 Nuteu jährlich 390 Taler 15 Gr. 6 Pfg.<br />

l) 10 Morgen gingen durch Graben und Wall verloren.<br />

') Er bezahlte in drei Quartalen je 90 Taler 12 Gr. 1'/« Psg.<br />

") Zuletzt wohl auf Abraten des Kriegsrats Pott verzichtete der König darauf.<br />

Die Fabrik entstand 1752 in Damm durch Grobs.l-mied Andreas Himmel.<br />

^ So 1748 mit der Baronin von Wrangel geb. von ^lebesberg, dem in<br />

russischen Diensten gestandenen Leutnant Adam Johann von Tiefenhausen aus Luhde<br />

(Livland) und zwei sächsischen reichen Edelleuten, emem Herrn von Stutterheim<br />

und einem von Schlülie.<br />

5) Wir wissen nur, daß der Prinz il, Stargard mehrere Grundstücke besaß,<br />

die nach seinem Tode in den Besitz seines laligjährigen Adjutanten, des Majors<br />

von Kleint, übergingen, teilweise den dortigen Armen vermacht waren.


100 Die KolonisatlonStätiakeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

Im gleichen Jahre, am 30. Juli, bisweilen 15. August, bekam auch<br />

Fürftenflag erst einen Unternehmer in dem holländischen Kapitän Carl<br />

Leopold von Casimir, der auf 2961 Morgen 16 Familien ansetzte.<br />

1754 übernahm die Kameclshorst und die Pädagogienheidc der Hauptmann<br />

Karl Otto von Blankenburg.<br />

In dieser Not hatte sich Mitte Januar 1750 Friedrich II. persönlich<br />

als Unternehmer im Oderbruch aufzutreten entschlossen, den andern ein<br />

gutes Beispiel. Die pommersche Kammer sollte ihm eine Lntrsprige<br />

vorschlagen, die er später nicht zu den Domänen geschlagen wissen, sondern<br />

jemand schenken wollte. Er hatte zwischen zweien die Wahl. Da er<br />

nur 10 bis 12000 Taler anzuwenden gedachte, mußte er auf das vorgeschlagene<br />

Fürftenflag verzichten, dessen Kosten sich nach Abzug des Holzerlöses<br />

mit 3000 Talern immer noch auf 22 821 Taler 6 Gr. beliefen;<br />

den Nuhungsanschlag berechnete man allerdings mit 1500 Talern.<br />

Anfang Februar erklärte sich Friedrich bereit, die andere Nntrepi-igs,<br />

den Naduhnschen Berg, mit 888 Morgen zum Nusatz von 14 Familien<br />

von der Stadt Stettin zu überuehmeu. Es waren dazu nur 8867 Taler<br />

20 Gr. 6 Pfg. nötig, der Nutzungsanschlag gab mit der Aussicht auf<br />

ständig sich steigernde Einnahmen 558 Taler !9 Gr. 4 Pfg. Sofort<br />

wurde mit der Arbeit begonnen. Die Oberaufsicht hatte Kriegsrat<br />

von Winterfeld, die Leitung auch diesmal der Landmesser Kreyser. Hier<br />

zog man ebenfalls wie im Nörchen und all der Ihna die umliegenden<br />

Städte Mld Dörfer zur Mitarbeit heran. ^andbaumeister schwadte<br />

schloß mit den einzelnen Maurer- uud Zimmermeistern die Kontrakte ab,<br />

Arbeitspferde besorgte man auf dem Antlamer Markt, da die Bauern während<br />

der Saatzeit keine Fuhren leisten konnten. Auf Heller und Groschen genau<br />

hatte Friedrich durch den Geheimen Nat Koppen in Berlin der pommerschen<br />

Kammer das erforderliche Geld auszahlen lassen. Auch die Familien besorgte<br />

der König zum großen Teil selbst hin, die man anfangs mit Binden von<br />

Faschinen zum Swiner Hafen beschäftigte, als sie noch kein Unterkommen<br />

finden konnten. Im November 1750 gab das Generaldirektorium auf<br />

königlichen Befehl 108 Taler zur Aeschaffuug von Brotkorn. Die Anfuhren<br />

erstreckten sich bis Ende 1751. Jeder einzelne Amtmann gab Berichte über<br />

die aus seinem Amt geschehenen Lieferungen. Die oft mehrmals in der<br />

Woche eingeschickten Berichte Krcysers enthielten das alte Leiden, das<br />

Entlaufen der Arbeitskräfte und ihr Herbeiholen durch Landreiter.<br />

Regierungspräsident von Namin ließ ^m Juni „nach geendetem Gottes'<br />

dienst auf den Kirchhöfen durch den Küster drei Sonntage nacheinander"<br />

Leute zur Arbeit werben. Auf königlichen Befehl wurden<br />

vom Kolberger und Stettiner Regiment 100 Mann dazu abkommandiert.<br />

Große Kälte und viel Wasser verjagten die Leute von den Arbeitsstätten.


in Pommern. 1747—1754. 101<br />

Die rote Ruhr, Fieber und Brustkrankheiten, die sie sich in dem nassen<br />

Gebiet zugezogen hatten, ließ Friedrich auf seine Kosten durch den Pölitzer<br />

Stadtchirurgen Karl Friedrich öechell behandeln/) ebenso wie sich seine<br />

Menschenliebe un^ Fürsorge <strong>für</strong> die „guten Leute", die damals am<br />

Oderkanal arbeiteten und unter mancherlei Krankheiten litten, in seinem<br />

Mitte Ottober 1750 gegebenen Erlaß zeigt, der dem Gcneraldirektorium<br />

die Entsendung einer Anzahl Berliner Stadtärzte und Kreisärzte dorthin<br />

befahl. 2) Auch als kurz vor Beendigung der Arbeit bei einer Feuers-<br />

brunst ") ein Kolonist erbeblich verunglückte, ließ er ihn wiederum von<br />

Lechell kostenlos behandeln. Der Erbzinskontralt zwischen dem König<br />

und der Stadt Stettin wurde am 27. November 1750 geschlossen.<br />

Während der 10 Freijahre waren <strong>für</strong> die 888 Morgen, die 14 Familien<br />

mit 124 Seelen zugewiesen wurden, 100 Taler 9 Gr. 1 Pfg. zu zahlen,<br />

nach ihrem Ablauf jährlich iu 3 Raten, zu Luziä, Neminiscere und<br />

Trinitatis, 220 Taler. Am 29. Oktober 1751 schenkte Friedrich diese<br />

Lntrspriss unter dem Namen Schwabach dem Generalmajor von Stille<br />

erb- und eigentümlich.^)<br />

Während dieser ersten Periode der Kolonisation hat sich Friedrich H.<br />

nicht wieder persönlich beteiligt. Wo er tonnte, griff er jedoch geld-<br />

bedürftigen Edelleuten unter die Arme, so z. B. 1752 der hinterftommerschen<br />

Ritterschaft, damit sie ihre Güter besser aufbauen konnte/') Die Geld-<br />

summe, die er <strong>für</strong> Pommern angewendet hat, ist sehr schwer zu bestimmen.<br />

Ebenso wie <strong>für</strong> die Neumark besitzen wir da<strong>für</strong> genauere Angaben erst<br />

von 1765 an. Wir wissen nur, daß der König Ende der vierziger<br />

Jahre <strong>für</strong> die adligen Güter in Pommern 300000 Taler aussetzte und<br />

bei der turmartischen Landschaft zur Urbarmachung von 500000 Morgen<br />

Landes bei der Oder am 23. Januar 1747 zuerst 108000 Taler, dann<br />

am 9. Februar 1751 zu gleichem Zweck weitere 110000 Taler aufnahm.<br />

Bei den kurmärkischen Städtekassen hob er „zur Urbarmachung der Oder-<br />

brücher" 1747 einmal 56000 Taler, das andere Mal im gleichen Jahre<br />

11000 Taler gegen dreijährige Verzinsung ab. °)<br />

Im Juni 1750 kam Friedrich II. auf semer Reise nach Lager<br />

Wehlau durch Pommern und nahm in Stargard bei Prinz Moritz Quartier<br />

') Für die Behandlung von 31 Patienten erbat er vom König 30 Taler.<br />

Das lönigl. pommersche Oolwgium meäioum (Vgl. Vrüggemann I, 73) schickte<br />

zugleich der pommerschen Kammer eine Zusammenstellung über die verbrauchten<br />

Medikamente im Werte von 47 Talern 20 Groschen.<br />

') Publ. XI. 297.<br />

2) Den Schaden ersehte der König bereitwilligst.<br />

«) Das Schenlungsdiplom stammt vom 2. November !7b0.<br />

^ Preuß, Urkundenbuch 1. 221.<br />

*) Preuß I, 447.


6)<br />

Die KolonisationStätigleil des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

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^ ß<br />

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(9<br />

l ><br />

auf dessen eigenen<br />

D Wunsch/) das Gefolge<br />

A .3 brachte die Kammer iu<br />

— ^ anderen Häusern unters)<br />

a, 5 Die guten Erfolge, von<br />

"" U denen Moritz kurz vorher<br />

--- "^ dem König berichtet hatte,<br />

^ als er schrieb, „er habe es<br />

! L in Vorpommern so gut<br />

^ ^ gefunden, wie er es<br />

niemals geglanbt", konnte<br />

l er Friedrich ll. nnn an<br />

der Hand von Tabellen<br />

vorführen. Anfang 1751<br />

standen 12 Orte anf<br />

königlichem Gebiet fertig<br />

da, 29 waren noch im<br />

"2 Bau, mit 24 Qrteu<br />

kounte 1751 begonnen<br />

'^ werden, 45 hatten schon<br />

V die Genehmigung der<br />

B Kommission gefunden.<br />

Neue Vorschläge wareu<br />

^. ^_ 2 V bereitsderKommission<strong>für</strong><br />

das Jahr 1751 zur Ver-<br />

arbeitung zugegangen.")<br />

l) Auch in den folgenden<br />

Jahren bei seinerAnwesenhett<br />

in Stargard, fast immer im<br />

Juni, hat Friedrich ll. des<br />

Prinzen Gastfreundschaft ge»<br />

nassen. Vgl. auch P.Wehrmann<br />

I, 3<br />

') Die Reise ging am<br />

ß Z I<br />

2. Juni von Berlin über<br />

Stargard,Massow,Naua.ard,<br />

Plate, Köslin, Marienwerder<br />

nach Wehlau, wo man am<br />

7. einzutreffen gedachte. Die<br />

pommersche Kammer halte<br />

10 Post- und 129 Bauernpferde<br />

da<strong>für</strong> zu stellen. Im Gefolge befanden sich der Geh. Kabinetsrat Eichel,<br />

Generaladjutant von Buddenbrock, Prinz Ferdinand von Vraunschweig, Generalleutnant<br />

von Rothenburg und Prinz Moritz, der sich von Stargard anschloß.<br />

2) D«e Brüche bei Paulsdori, zwischen Gollnow und der Krampe, bei Schmolsin,


in Pommern. 1747—1754. 1l)I<br />

Auch Friedrichs 1748 ausgesprochener Wunsch/) „die wüsten Huven" in den<br />

Dörfern, besonders aber in den Städten mehr als bisher aufgebaut zu sehen,<br />

hatte sich zur Zufriedenheit erfüllt. In 15 vorpommerschen und 39 hinterpommerscheu<br />

Städten waren von 1747 bis 1750 insgesamt 238 Hänser<br />

nengebaut, 409 ausgebessert worden.*) Prinz Moritz beklagte tief die<br />

teueren Preise, die man den Arbeitern damals zahlen mußte. Ein Zimmermann<br />

oder Maurer arbeitete täglich nicht unter 8 (droschen. Tagelöhner<br />

waren nicht unter 5 Gr. 4 Pfg. täglich zu haben, während sie in den<br />

andern teuersten Provinze» höchstens 4 Groschen bekamen. Dies ungesunde<br />

Verhältnis wird noch krasser, wenn wir Moritz' Aussage dem König gegenüber<br />

bedenken, nach der alle Lebensmittel damals in Pommern weit wohlfeiler<br />

waren als in andern Provinzen. Unter diesen Umständen war es<br />

dem kleinen Mann unmöglich, an seinem Haus etwas ausbessern zu lassen.<br />

Durch die aufgeschranbten ^öhne der Handwerker verdiente nicht nur er<br />

selbst bedeutend weuiger, sondern die Ztadt litt dabei mit am meisten<br />

Schaden. Besonders in den kleinen Landstädten war Prinz Moritz diese<br />

Unsitte mit ihren Folgen aufgefallen. Er kam deshalb beim König um<br />

eiue Änderung der Lohnsätze ein.^) Ein Tag Handdienste sollte mit<br />

1 Groschen oder gar nur mit 9 Pfennig bezahlt werden. Erst am<br />

14. Oktober 1753 gab Friedrich II. ein von Viereck und Vlumenthal<br />

unterzeichnetes umfangreiches Reglement <strong>für</strong> die Provinz Pommern, das<br />

nicht nur die ^ohnpreise endgültig einheitlich gestaltete, sondern auch ausführliche<br />

Anweisungen über die Anlernung und Ansbildung der Gesellen<br />

und Lehrlinge enthielt. Alle Berufe, die irgendwie beim Anbau in<br />

Pommern in Betracht kommen konnten, waren darin vertreten. Waren<br />

an manchen Orten die Preise <strong>für</strong> dies oder jenes noch geringer als die<br />

im Verzeichnis als Dnrchschnitt angegebenen, sollten die Pommersche<br />

Kammer und die Magistrate sie unter allen Umständen zu erhalten suchen.<br />

Wurde bei der Tagelohnarbeit Essen und Trinken gegeben, sollte nur die<br />

Hälfte des Lohnes gezahlt werden. Bis zum Botenlohn hinab war alles<br />

aufs Beste geregelt; er sollte <strong>für</strong> die Meile im Sommer ö Groschen<br />

betragen, im Winter und Frühjahr bei schlechten Wegen 2 Gr. 6 Pfg/)<br />

Treptow, Kammin, Ratzebuhr, das große Haffbruch bei Anklam, das Mönkebuber<br />

Bruch, die Ablassung des Neustettiner Sees und seiner Brüche und die Ablassung<br />

des Madüsees.<br />

') 20. Mai 1748. Zeitschrift <strong>für</strong> preuh. Gesch. XVII, 353.<br />

2) 1721 zählte man in 43 pommcrschen Städten noch 1766 wüste Stellen,<br />

1743 nur noch S07.<br />

') Die heutigen Löhne in Pommern bei Mei hen II, 99.<br />

*) Tie viel umstrittene Frage der Kosten iür eine Rute Grabenarbeit wurde<br />

so geregelt, dah eine Rute, 12 Fuh breit. « Fuß tief, 12 Groschen kosten sollte,<br />

6 Fuß breit. 6 Ftth lief, 2 bis 3, und 4 Fuß breit, 3 Fnß tief, 1 Gr. 6 Pfg.


N>4 Die Kolonisationstätigkett des Plinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

Neben dieser hochuötigen Einrichtung verdankt Pommern Prinz<br />

Moritz eine Feuerlöschordnnng. Den Anstoß dazu gab ein größerer Brand<br />

Mitte Mai 1750 zu Stargard, nach dem auf Moritz' Vorschlag Friedrich II.<br />

seinen Willen über die Benutzung der dortigen Feuerspritze tuudgab.<br />

Kriegsrat Hille arbeitete die einzelnen Punkte <strong>für</strong> die Benutzung in der<br />

ganzen Provinz aus. Es waren wohlgemeinte Auordnungen allgemeiner<br />

Nächstenliebe, wenn sie uns auch heute bei unserem großartig eutwickeltcu<br />

Feuerlöfchweseu manchmal etwas wunderlich und teilweise selbstverständlich<br />

vorkommen. Vor allem wollte der König die armen Leute auf dem platten<br />

Lande gegen die Bezahlungen schützen, die sie nach dem Verlust ihrer<br />

Habe <strong>für</strong> die Hilfe aus Not oft hatten zahlen müssen. Jede Geldentschädigung<br />

war verboten; die bei Fuhren über Land an den kunstlosen<br />

Spritzen auf ihren leichten Gestellen oft entstehenden Schäden bezahlte<br />

die Dorfschaft, <strong>für</strong> deren Schutz die Spritze verwendet war.^)<br />

1748 hatte der König betont,') „wan heußer iu deuen Stäten gebauet<br />

werden. So Sol soviel Möglich dahiu gesehen werden, das Solche Ulk88i'f<br />

gemacht werden". Die Ziegeleien in Pommern reichten aber bei weitem<br />

nicht aus. Sie zu vermehren war des Prinzen stetes Bemühen in den<br />

50er Jahren, als durch die Steigeruug der Bevölkerung natürlich anch<br />

die Nachfrage nach massiven Wohnhäusern wuchs. Die Einrichtung der<br />

pommerschen Ziegeleien war mangelhaft, die meisten brannten jährlich<br />

überhaupt nur zweimal und verfügteu dann im ganzen höchstens über<br />

60000 Mauer- uud Ziegelsteine.<br />

Friedrich sorgte auch persönlich da<strong>für</strong>, daß die Städte äußerlich<br />

gewannen. Bei seiner letzten Durchreise durch Naugard war ihm nicht<br />

entgangen, „wie die Stadt durch allerhand Ansatz von Klimuiaoturiss<br />

so ganz runter gekommen" war und mit ihren 146 Häusern keinen<br />

genügenden Platz <strong>für</strong> die Einwohner bot, geschweige denn sur die dort ein«<br />

quartierte Esquadrou von 160 Mann. Sofort verlangte er von Aschersleben<br />

einen eingehenden Bericht und Vorschläge zur Abhilfe. Währeud<br />

1751 Friedrich II. ausdrücklich nochmals den Ansatz von Landeskindern<br />

verbot, machte er mit seinen altgedienten Soldaten stets eine Ausuahme;<br />

sie sind damals besonders in den Städten angesiedelt worden.^) Moritz<br />

hat mehrmals von höheren Offizieren, gewöhnlich Obersten, Empfehlungen<br />

<strong>für</strong> aus dem Dienst scheidende Mannschaften erhalten und Bitten um<br />

besonderen Schutz bei ihrer Niederlassung in Pommern. Friedrich II.<br />

l) Vgl. die „Feuerordnunst vor das platte Land in Vor- und Hinterpommern"<br />

vom 24 Mai 1756. Mylius, Oorp. 0oll3t. Hlal-ok. II 69 f.<br />

') Artikel 15 des schon oft genamlten Regierungsprogranuns Friedrichs vom<br />

20. Mai 1748. Zeitschrift <strong>für</strong> preufüsche <strong>Geschichte</strong> und Landeskunde. Berlin 1880.<br />

XVII, 390.<br />

') Lam otte, Ve'ttriisse I, 43 f.


in Pommern. 1747—1754.<br />

schrieb ihm selbst im Dezember 1754: „Was Eure Liebden Mir von<br />

den 121 VnroliisrtOn ans dem (^„wn Dero Regiments, welche weder<br />

in das Regiment stehen können, und von welchen kein Wachsthum weiter<br />

zu hoffen ist und dahero mit Abschiede und Trauscheine versehen worden,<br />

um sich im Lande zu besetzen, melden wollen, solches habe ich ganz gerne<br />

ersehen, und zweifle nicht, es werde sowohl vou seiten des Regiments<br />

als auch der dortigen Kammer dahin gesehen werden, daß solche sich auch<br />

würklich ansehen, keineswegs aber außerhalb Landes gehen müssen."<br />

Daß Prinz Moritz natürlich <strong>für</strong> seine Leute zuerst sorgte, kann ihm<br />

niemand verdenken. So hat er sich <strong>für</strong> einen Jäger, der 17 Jahre<br />

nnter ihm gedient hatte, mehrmals beim König verwandt und ihm anch<br />

wirklich die Mönkebuder Förfterstelle verschafft, andern das Bauholz <strong>für</strong><br />

ihre abgebrannten Häuser, nachdem sie die Kammer mit ihrer Vitte abgewiesen<br />

hatte. Besonders in Stargard, dessen Schäden er täglich sah,<br />

siedelte er viel an, 1750 allein 333 Seelen, sodatz er im April des<br />

folgenden Jahres mit Stolz dem König von einer Mehreinnahme der<br />

Akzise von über 2000 Talern gegen letztes Jahr berichten konnte. Das<br />

Bauholz <strong>für</strong> die Neubauten und Ausbesserungen erbat und erhielt er von<br />

Friedrich aus der Friedrichswalder Heide. Beachtenswert ist die Stelle<br />

seines Gesuchs: „Ich weiß wohl, daß ich mir nicht unterstehen dürfte, mich<br />

so ansführlich herauszulassen, wann ich nicht die allergnädigste Erlanbniß<br />

und Befehl von E. K. M. bekommen hätte, bey aller Gelegenheit mein erstes<br />

Vertrauen zu E.K.M. maller unterthänigkeit zu nehmen." Daß die Obersten<br />

anderer Regimenter sich wegen Zurücksetzung ihrer Leute bei Aschersleben<br />

beschwerten, nimmt nicht weiter Wnnder; eine solche ist niemals erfolgt.<br />

Auf dem Stargarder Stadtfeld hat Moritz auch durch Versuche die<br />

Erfahrungen über das Tiefpflügen gewonnen, die er uns in zwei eigenen<br />

Entwürfen vermittelt hat. Die AckerbesteNung war damals nicht zweckmäßig<br />

genng, der Pflug drang in den Boden nur drei bis vier Zoll ein.<br />

Eingeführt wnrde das Tiefpflügen erst 1749 auf Anregungen des preußischen<br />

Kammerrats Kretschmer; zur völligen Durchführung später gebracht dnrch<br />

den Leipziger Arzt Albrecht Thaer, den Reformator der deutschen Landwirtschaft.l)<br />

Auf jeden Morgen rechnete man 1 Scheffel Aussaat,<br />

Kretschmer aber nur V» Scheffel. Prinz Moritz wies praktisch in ausführlichen<br />

Darstellungen nach, daß die Kretschmcrsche Art der Ackerbestellung<br />

anf den 381 Hufen des Stargarder Stadtfeldes eine Mehreinnahme von<br />

Talern 3l Groschen jährlich ergabt) Der große König mit seiner<br />

') P.Kretschmers ökonomische Praktik in Fraas, <strong>Geschichte</strong> der Landwirtschaft.<br />

Prag 1852. p. 391.<br />

') Praktische Vorführung seiner Art zu pflügen gab Kretschmer 1750 vor<br />

Aschersleben und Schlabrendorf bei Pinnow in Pommern.


Die Kolonisationstätigkeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

Vorliebe <strong>für</strong> die Landwirtschaft, der einem Voltaire später schrieb: „Nur<br />

das ist wahrer Reichtum, was die Erde hervorbringt; wer seine Ländereien<br />

verbessert, ungebautes Land urbar macht und Sümpfe austrocknet, der macht<br />

Eroberungen von der Barbarei und verschafft Kolonisten Unterhalt"/)<br />

dieser König hat sich oft über die „uralte hergebrachte pommersche Faulheit"<br />

nnd die „fanle und nachlässige Wirtschaft des dortigen Sandmannes" be-<br />

schwert.^) An der Besserung der pommerschen Landwirtschaft hat Prinz<br />

Moritz den regsten Anteil genommen. Die königlichen Domänen wollte<br />

er als Musteraustalten hinstellen. 174« hatte sich Friedrich II. vom<br />

Obersten von Retzow einen ausführlichen Bericht über die pommersche<br />

Landwirtschaft erstatten lassen; seine Fürsorge <strong>für</strong> die pommcrsche Landes-<br />

kultur und den Obstbaus fand ein glänzendes Zeugnis in dem am<br />

1. Mai 1752 erlassenen „Hanshaltuugs- uud Wirtschafts-Neglement <strong>für</strong><br />

die Ämter des Herzogtums Ponnneru, sowie der Lande Lanenburg uud<br />

Äütow."^ 175)6 folgte eine vom Minister von Blumenthal genau aus-<br />

gearbeitete Anweisung <strong>für</strong> die Landräte, „damit sie nicht allein selbst die<br />

alten Fehler der pommerschen Landwirtschaft kennen lernen, sondern auch<br />

anderen rationellen Netrieb beibringen" konnten. Der damalige mangel-<br />

hafte Wirtschaftsbetrieb lag einmal an der gemeinschaftlichen Benutznng<br />

von Teilen der Feldmarken und zum andern an der zerstreuten Lage der<br />

einzelnen Äcker durcheiuander, „im Gemeuge", wie man es nannte. Zudem<br />

verlangte der Flurzwang gleichzeitige Bestellung und Erntet) Die Sepa-<br />

rationen, die diese Hemmnisse eines ergiebigen Ackerbaus in Pommern nicht<br />

ohne heftigen Widerstand derLandstände beseitigten, sind erst späteren Datums/)<br />

Über die Verpachtungen der Domänen hatte sich Friedrich II. schon<br />

früher ausführlich ausgelassen.^ Als ?rincipww r^ulativuni war<br />

1748 eigenhändig niedergeschrieben worden: „Es sol alle Mahl Wan<br />

Ein ^.mt, auf das Neue verpachtet wirbt zu großer C0ll8iät'l-ndis)l, gebogen<br />

werden, ob der vohrigte amktman guht mit die bauren umgegangen ist?<br />

') Brief vom 5. Dezember 1775. Hinterlassene Werke (Ausaabe von 1789)<br />

X, 136 u. Nödenbeck, Beiträge II, 27.<br />

') Pulil XI, 289<br />

') A F. Riedel, Über die Pflege des Obstbaus in der Mark Brandenburg<br />

durch den Großen Kur<strong>für</strong>sten und die preußischen Könige. Zeitschrift <strong>für</strong> preuh.<br />

Gesch. VIII, 255.<br />

*) Nov. Oorp. Langt. Uarok. 1752. Nr. 26.<br />

l) Publ. XI, 83.<br />

«) M eitz5N II,b 162. Das beste Bild von der damaligen Wirtschaftsführung<br />

gibt die Instruktion Friedrichs II. an deu Landrat von Massoni vom 23. April 1756.<br />

Annalen der Landwirtschaft XXVI. 93 - W. Lobe, Handbuch der rationellen<br />

Landwirtschaft. Leipzig 1858. p. 7 — Heute werden von den ?.0120 Quadratkilometern<br />

' 3 landwirtschaftlich benutzt. 1904 gab es in Pommern 156 Domänen<br />

mit 63350 !lk. M. Wehrmann li. 2


in Pommern. 1747-1754. W7<br />

ob er richtig behaltet hat; und wan ein anderer Mehr wie der anschlach<br />

bittet, so Mus er dahr thun, woher er die pacht nehmen wil, kan er es<br />

nicht, so Sol er plkterämß abgewiesen werden." Im Iannar 17dl)<br />

hatte Friedrich II. dem Präsidenten von Afchcrslcben mündlich besondere<br />

Anordnungen über Verpachtungen gegeben nnd sie auf dessen Bitte der<br />

pommerschen Kammer schriftlich wiederholt. Unter anderem wnrde jedem<br />

Beamten und Pächter die Führung „gantz nocu,':lwr Saat- Erndte- und<br />

Dresch-Negister" befohlen, damit bei nenen Anschlägen „die Kriegesräthe<br />

auf solche i-ecurnrsu, selbige nachsehen und sich damit helfen könnten,<br />

um den neuen Anschlag solide zu lormirsn". Der Beamte sollte teine<br />

Unterpächter annehmen, war das Amt <strong>für</strong> den Beamten zur eigenen<br />

Bewirtschaftung zu groß, sollte die Kammer selbst Unterpächter annehmen<br />

uud mit ihnen „immediaw accorciiron". Nach Ablanf seiner Pachtjahre<br />

sollte dem Beamten die Pacht nur dann erneuert werden, wenn er sich<br />

erbot, wüste Höfe abzubauen, Hufen mit Untertanen zn beseven, Brüche<br />

„cu!tlvn!)ls zu mache«, Colonisten anzusetzen, oder auch sonsten andere<br />

dergleichen Verbesserungen zn eliti-oprellirsn"^) Moritz' Vorschläge 1752<br />

gingen dahin, eine Verlängernng der Pachtjahre nicht zn gewähren, da<br />

die Generalpächter während dieser in ihren Ämtern nicht gern etwas<br />

geändert haben wollten, sondern in Zukunft stets an der Verpachtung<br />

auf sechs Jahre festzuhalten. So bestand mehr Hoffnung, den gehörigen<br />

Anban in den Ämtern zustande zu bringen. Ebenso regte Moritz an,<br />

erst aNe wüsten Plätze zu bebauen, ehe man die Vorwerke zerriß nnd<br />

damit die Domänen schmälerte.<br />

Nach der allmählichen Vollendung der einzelnen Unternehmungen<br />

dachte man 1751 daran, die Wallanlagen fertig zu stellen. Für die<br />

Gesamtarbeit hatte Haerlem etwa tz Wochen berechnet. Unter seiner<br />

Aufsicht sollte am 15. Mai bei Greifenhagen begonnen werden. War der<br />

eine Unternehmer fertig, übernahm sofort der folgende seine Arbeiter nnd<br />

alle Gerätschaften. Zu dem Zweck hatte Prinz Moritz im Dezember 175)0<br />

der besseren Übersicht halber alle Oderbrüche, aus !^3 Unternehmungen<br />

bestehend, in fünf, später in sechs BewaNungen eingeteilt; zwei entfielen<br />

auf Vorpommern, vier anf Hinterpommern.^) Dabei hatte er dem König<br />

seine Bedenken über die Unzulänglichkeit der Kontrakte ausgedrückt, nach<br />

der die einzelnen Unternehmer zu einer Vollendung der Wallanlage nur<br />

iunerhalb von neun Jahren verpflichtet wurdeu. Moritz be<strong>für</strong>chtete<br />

') Publ. X!, 289. - Lamotte. Beiträge l, 140.<br />

') Zur ersten Vewallung gehörte Winterfelde, Ferdinandstein, Netzowsfelde,<br />

Sydowsail, Finkenwalde, Kyowstal; zur zweiten: Amunswalde, Friedrichsdort;<br />

zur dritten: Lübzin, Pädagogienheide, Kameelshorsl; zur uierten: Echwabach,<br />

Schwankendem, Langenbera, Fürstenflag; zur fünften: Friedrichstal, Heinrichshos,<br />

Amt Pinnow; zur sechsten: Schmolsin und Mejjentin.


108 Die Kolonisationstätigkeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

mit Recht, daß sie sich jetzt sträuben und mit der Arbeit erst in<br />

den letzten Jahren anfangen würden. Er erwirkte deshalb eine<br />

Kabinetsordre, welche den Beginn 1751 befahl. Für die sieben<br />

Unternehmungen') oberwärts Damm waren 4865 Nuten Vewallung<br />

nötig mit einem Kostenanschlag von 18557 Talern 12 Groschen bei<br />

1160 Arbeitern; die vier Unternehmungen unterwärts Damm bedurften<br />

3830 Nuten Wall, die bei 798 Arbeitern 2) 11490 Taler kosten sollten.<br />

Der große Nachteil, daß die vier Unternehmungen Pädagogienheide,<br />

Kameelshorst, ^angenberg und Fürstenflag noch nicht vergeben waren,<br />

machte sich hier recht unangenehm bemerkbar. Viel Ärger bereitete außer-<br />

dem der Kammer das dem unmündigen Kurt Heinrich von Wussow<br />

gehörende Lübzin. Sein Vormund, ein Herr von Flemming aus Zedbin<br />

bei Kammin, wehrte sich lange gegen jede Wallanlage, von der er sich<br />

keinen Nutzen versprach, und wurde erst durch die königliche Drohung<br />

mit Einsetzung einer Kommission aus Regierung und Kammer zum Nach-<br />

geben bewogen. Auf diese Weise waren 6920 Nuten 1750 zum Aewallen<br />

noch nicht vergeben.2) Das Geld spielte auch hier eine große Nolle.<br />

Um die Kammer nicht zu belasten, ließ Schlabrendorf die Diäten <strong>für</strong><br />

Kammermitglieder bei Bereisungen unter die Interessenten verteilen/)<br />

Wo Friedrich II. konnte, griff er selbst helfend ein. Der Stadt Greifcnhagen<br />

und <strong>für</strong> ein Stück Wall bei Klütz gab er Gelounterstühungen/) Damm<br />

riet er zu einer Anleihe von 400 Talern. Moritz, der zur Arbeit<br />

wiederum Soldaten aus seinem Regiment hergab, erschien wiederholt zur<br />

Besichtigung. Er merkte wohl, daß bei seiner Anwesenheit stets heftig<br />

gearbeitet wurde, da jeder von seinem Kommen unterrichtet war. Darum<br />

verfiel er 1753 auf eine neue Art der Nevision. Sein Adjutant, Leutnant<br />

Naumer,«) mußte mehrmals unvermutet mit einem Jäger von Stargard<br />

aus die einzelnen Unternehmer überraschen. Er hatte am Tage möglichst<br />

weit zu reiten und einer Tabelle, die er ihm mitgab, die Zahl der vor-<br />

gefundenen Arbeiter an den verschiedenen Orten einzufügen. Die Resultate<br />

und die Entschuldigungen, die manch Unternehmer <strong>für</strong> die geringe Arbeiter-<br />

zahl fand, waren überraschend. Da es später schien, als ob von Damm<br />

') Es waren: Friedrichstal, Winterfelde, Ferdmandstein, Retzowsfelde,<br />

Sydowtzau, Finkenwalde, Knowstal ; unterwärts Damm: Arnimswalde,Fnedrichsdon,<br />

Schwabach und Schwankenheiln.<br />

') Nach dem Prinzip, daß 10 Mann täglich eine Rute Wall fertigen sollten.<br />

') Der Kostenanschlag da<strong>für</strong> wies 20940 Taler auf bei 1309 Arbeitern.<br />

*) Über die Diäten vergleiche La motte, Beitrage 1, 195.<br />

') Aschersleben schlug <strong>für</strong> dies Stück einen reichen Stettiner Kaufmann vor,<br />

der „vxcegZion äefi^uäirkt. ' haue. Hhm sollte Strafe und Bezahlung erlassen<br />

werden, übernahm er diese Arbelt, die einige lO00 Taler kostete. Der König ging<br />

nicht darauf eiu, sondern schenkte dazu 500 Taler.<br />

6) Ein kurzer Lebensüberblick findet sich bei P. Wehrmann I, 2b. Amn. 1.


in Pommern. 1747—1754 isH<br />

ans der Nitt Raumers bald den andern bekannt wurde, sehte Moritz die<br />

letzten Male den Nevisionsplan umgekehrt fest. An Strafen fehlte es<br />

nicht. Oft berief man sich, drängte die Kammer zur Arbeit, auf das<br />

Sachverständigen-Urteil Haerlems uud Enbers', daß sich der Grund erst<br />

setzen und fester werden müsse, um den Wall gut tragen zu können.<br />

50 Taler Strafe traf den, der innerhalb 14 Tagen seine Arbeit nicht<br />

beendet hatte. Wie streng der König vorging, zeigt folgender Erlaß an<br />

Aschersleben; „Da Ihr angezeiget habt, daß die Continuano« der Arbeit<br />

vorlängst der Oder von der sogenannten Münch-Kappe nach dem Eichwerder<br />

durch die Abwesenheit des Eutrepreneurs Graeve gehindert werde,<br />

so befehle Ich Euch hierdurch, demselbeu die nochmalige ernstliche Auflage<br />

zu thuu, daß er sich ohne den geringstell Zeitverlust anhero begeben<br />

nnd die angefangene Arbeit mit aller inrc?. fortsetzen oder gegenwärtigen<br />

solle, daß ihm die Entreprise abgenommen uud mit Verlust alles desseu,<br />

so er bereits darauf verwandt hat, an einen Andern gegeben werden<br />

würde." ^) Auch Fehler tameu trotz der vielen Anweisungen nicht selten<br />

vor; entweder machte man den Wall nicht fest genug uud hielt sich au<br />

den Riß haerlems sehr wenig, oder das Wasser lief in den Gräben vorund<br />

rückwärts. Die Kommission, welche die fertigen Wälle später abnahm,<br />

ließ unverzüglich die Stellen erhöhen, an denen sich der Wall gesetzt hatte.<br />

Im Dezember 1753 kam es zwischen dem Prinzen Moritz und Haerlem,<br />

dem er einmal ein recht gutes Zeugnis ausstellt^) zn einer Meinungsverschiedenheit,<br />

weil er bei der Vewallung von seinen Porschlägen abwich.<br />

Ich lasse die beiden bezeichnenden Briefe Friedrichs II. an Moritz hier<br />

folgen; wenn er auch Haerlem nicht in Schutz nimmt uud auf ein<br />

Urteil in der Sache verzichtet, so läßt sich doch ein leiser Vorwurf dem<br />

Prinzen gegenüber darin nicht verkennen. Der erste Brief vom 5. Dezember<br />

lautet: „Ich habe zurecht erhatten, was Eure Äebden wegen der Oder-<br />

Vewallung bey Damm unterm 30ten vorigen Monaths abermals anzeigen<br />

wollen. Es ist nun zwar alles in soweit recht gut, weil Ich aber nicht<br />

Selbst in solches D6tg.il gehen kann, so muß Ich deshalb alles der Einsicht<br />

uud Veranstaltung des Krieges-Naths von Haerlem, als eines Sach-<br />

Verständigen lediglich überlassen und bin inzwischen E. ^!. vor die viele<br />

Mühe, so Sie sich geben wollen, sehr obligiret." Ihm folgte am 26. Dezember<br />

ein zweiter Brief: „Ich habe aus E. L. Schreibe» vom 31 ten dieses ersehen,<br />

wie Sie darüber in Verlegenheit sind, daß der Krieges-Rath<br />

von Haerlem wegen der Oder-Bewallung bey Damm von dero 86ntiment<br />

abgegangen ist. Ich bitte aber E. ^. recht inständig, daß Sie sich dieserhalb<br />

') Preutz, Urkundenbuch I, 227.<br />

') Dem König schreibt er: .Haerlem versteht seine Sache aus dem Fundament<br />

und ist ein Mann, der E. K. M. mit der wahrsten Treue und größtem Fleiß dienet „


Die Kolonisationstätigkeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

nicht ?mknrk85ir6n wollen. Denn da Dieselben ja unmöglich alles so<br />

gcnan einsehen tonnen, Ich auch dasjenige niemahlen von Ihnen verlangen<br />

werde, was eigentlich zn der Wissenschaft eines Teichbau-Inspektoris<br />

gehöret, mithin es gar leicht geschehen kann, in einem oder dem andern<br />

I^met wegen derer dabey vorkommenden Umstände zu fehlen, so hoffe<br />

Ich mich, daß E. L. sich oieserhalb beruhigen, nnd nicht von Mir verlangen<br />

werden, daß Ich nach Dero Gutachten in der gemeldeten Sache von hier<br />

aus, ohne solche Selbst gesehen nnd sxammiret zn haben, deciäirsn soll,<br />

wobey Ich Ihnen dennoch allemahl wegen Dero Bemühung und gnten<br />

Intention gantz besondere Obligation habe."<br />

An zwei Kammermitgliedern deckte man im gleichen Jahr Fehler<br />

anf, die zu hören Moritz nicht gerade sonderlich lieb gewesen sein wird.<br />

Bei seinen Reisen war er an manchen Orten mit der Art der Noduug<br />

nicht zufrieden gewesen; man hatte das Holz dicht an der Erde abgeschlagen<br />

nnd die Stnbbcn stehen lassen mit Berufung ans Minister von Blnmenlhal,<br />

der bei einer Besichtignngsreise 1748 diese Art der Nodnng empfohlen<br />

haben sollte, da in Preußen damit gute Erfolge erzielt wären, Viele<br />

hielten es <strong>für</strong> einen Borteil, wenn das Erdreich gerade blieb, die<br />

leichte sandige Erde nicht oben auf den Acker kam nnd die dnrch Hochwasser<br />

allmählich verfaulende« Stubben zugleich den Voden düngten. Die<br />

einzelnen Unternehmer ließ Moritz vorladen und ihnen die alle Nodeart<br />

befehlen, andernfalls sollten Strafen sie zwingen. So wurden anch die<br />

Nodnngen des Amtmanns Friedrich Sydow auf dem Klebower ^audwerder<br />

auf köuiglicheu Befehl durch ^andrat von Sydow und ein Kammernntglied<br />

untersucht. Dabei zeigte sich zu Moritz' Überraschung, daß<br />

Sydows Klagen über starken Druck seitens der pommerschen Kammer<br />

völlig gerechtfertigt waren. Der Boden war schlechter, unfruchtbarer<br />

Torfboden, der sich so tief erstreckte, daß eine Besserung überhaupt nicht<br />

zn erwarten war, 875 Morgen, die anf dem besten Ornnd das meiste<br />

Holz führten, hatte man ihm von den von Blumenthal bewilligten<br />

1915 Morgen ohne weiteres abgezogen, ihm aber entsetzlich hohe Grabenund<br />

Bcwallungskostcn anferlegt, die sich stets steigerten, da der leichte<br />

Torfboden sofort wieder verschlammte. Sydow hatte man infolgedessen<br />

um feiu ganzes Vermögen gebracht. Für ihn verwandte sich mit gleichzeitiger<br />

Stellung einer Kantion bei Moritz der Dammer Kreis-Vandrat<br />

von der Goltz ans Mittelfelde. Interessant ist vor allem sein offenes<br />

und sicherlich zutreffendes Urteil über den Vizedirektor Sprenger, der so<br />

oft in Moritz' Umgebung weilte. „Sprenger ist sein Todfeind, weil er<br />

seine Nntreprigft nicht an ihn oder vielmehr einen seiner Schoßjünger<br />

überlassen wollte, und da er das beim Herrn Präsidenten und zum Teil<br />

der Kammer ist, was der Kalkant bei der Orgel, dem zur Überschrift


in Pommern. 1747-1754. IN<br />

gern setzte: ohne mich könnt ihr nichts tun, so könnte Ew. Dnrchlancht<br />

leicht einsehen, wie es gehen muß. Damit es aber soviel verblümter zugehe,<br />

brancht man den Kriegsrat von Winterfeldt znm (iecl6tilo,i und<br />

instruirt ihn, daß er ex inwntismo verfahren muß. Kurz es ist festgesetzt,<br />

daß ein unschuldiger, fleißiger nnd vernünftiger Nntrspreneur, der noch<br />

dazu der einzige ist, der Kantion hat, mit 12 znm Teil unerzogenen<br />

Kindern dem Herrn Vicedircktor Sprenger zur plm^anw», Rache rninirt<br />

werden muß. Ew. Durchlaucht rette« doch die Unschuld uud sagen<br />

3e. Königlichen Majestät die wahren Umstände."<br />

Eine andere Beschwerde lief gleichzeitig bei Moritz ein über Kriegsrat<br />

von Hirsch, der sehr selbständig vorgegangen war. Der Kämmerer Wahren<br />

aus Koslin hatte iu IV2 Iahreu wenig in seiner Rodung gearbeitet,<br />

2


112 Die Kolomsationstätigkeit des Prinzen Moritz von Anhalt


in Pommern. 1747-1754. 113<br />

durften sie zusammen bleiben. Wiuckelmann war so siegesgewiß, daß er<br />

in seinem Schreiben an Moritz betoute, jeder königlichen und <strong>für</strong>stlichen<br />

Gnade verlustig gehen zu wollen, gelaug ihm das Werk nicht. Im<br />

Dezember 1752 hatte er da<strong>für</strong> zum Amtmann Neumann noch eineu<br />

sächsischen Edlen von Weber gewounen, dann blieb das Unternehme»<br />

liege». Erst 1780 wurde der See Vilm 9 Fuß abgelassen. Dasselbe<br />

Geschick teilten seine Pläne über die Ablassuug dos Sees beim Dorf<br />

Gellen. Im November 1752 hatte Friedrich ll. dem sächsischen<br />

Kommerzieurat Georg Anton von Meugcrshauseu dazu die Erlaubnis<br />

gegeben gegen den Ausatz vou 25 ausländischen Familien, Anpflanzung<br />

ausehulicher Maulbeerplantagen') und Aulage von Wollspinnereien. Im<br />

Juni des uächsteu Jahres waudte sich Mcngershauseu um Hilfe au<br />

Moritz, damit er deu Streit zwischen ihm und dem Leutnant vou Äouln<br />

schlichten sollte, der ihm nicht die Erlaubnis gab, den durch Land seines<br />

Stammgutes Crampeu^) geheuden Abfluß des Gellener Sees zu vertiefe«<br />

oder Gräben zu zieheu. Was aus dem Streit geworden ist, hat sich<br />

leider nicht feststelle» lassen; der See wurde erst 1790 abgelassen.<br />

Solche Grenzstreitigkclten und Beschwerden hat Moritz in deu letzten<br />

Jahren sehr häufig zu schlichten gehabt. Mituuter «ahmen sic einen so<br />

heftigen Charakter au, daß die pommersche Negierung eim'chreiten mußte.<br />

Immerhin zeigten jetzt die Städte größere Bereitwilligkeit und mehr<br />

Verständnis <strong>für</strong> die Kolonisation als in deu ersteu Inhreu. Besonders<br />

GoUnow und Antlam erhielten auf Moritz' Bitte königliche Anerkennungen<br />

<strong>für</strong> ihre treuen Dienste.^) Stolp wollte die alten Fehler wieder gut<br />

macheu und verfiel dabei auf den ueueu, daß es eiu Dorf versetzte, um<br />

<strong>für</strong> die Nodearbeit das nötige Holz zu bekommen. Ascherslebelt uahm<br />

infolgedessen Moritz' Hilfe in Anspruch zu Vorstellungen in Berlin zwecks<br />

besserer Verwendung des Eladtvcrmögens. Die meisten pommerscheu<br />

Städte erließen im Anschluß au Moritz' Besichtiguugsreiseu „l^a<br />

klkiuoriak" <strong>für</strong> den weiteren Ansatz vou Familien.<br />

Die Pächter der königlichen Domäneu, die beim Abschluß neuer<br />

Pachtverträge eine gewisse Anzahl auswärtiger Familieu auf eigeue Koste«<br />

auzusetzcu versprochen hatten, erhielten vom König wiederholt dringende<br />

Mahnungen, ihrem Versprechen nachzukommen. Ascherslebeu mußte ihm<br />

im Februar 1752 die Namen dieser „Beamten" mitteilen uud wieviel<br />

Familieu von den versprochenen noch fehlten. Durch Erlaß*) hatte das<br />

l) 1748 befanden sich an 24 Orten Maulbeerplantagen.<br />

') Vgl. Brügge mann 111, 747.<br />

') Bezeichnend sind des Prinzen Worte an den König: „Diejenigen, so die<br />

meiste Gnade erlangen, kommen dem höchsten Befehl zum wenigsten nach, und die<br />

übrigen find fleißiger."<br />

*) Vom 14. April 1752.<br />

Valtische Studien N. I. XVl. ^


114 Die Kolonisationstätigleit des Prinzen Morih von Anhalt-Dessau<br />

Generaldirettorium genau darauf zu sehen, „mit der größten<br />

wann etwa die eine oder andere von solchen durch die Beamten etablirten<br />

Familien ausgehen oder sich vermehren möchten, sodann der Beamte solche<br />

Stelle wiederum durch eine andere ausländische Familie ersetzen müsse".<br />

In den alljährlich zu liefernden Tabellen sollte ein derartiger Fall stets<br />

vermerkt werden. Als sie 1755) anstatt der 395 in 12 Ämtern anzusetzenden<br />

Familien erst ^72 mit 1295 Seelen wirklich untergebracht<br />

hatten/) erhielt Aschcr5leben die eindringliche Mahnuug vom König,<br />

„künftig mehr ^twlitmn darauf zu haben, daß die Beamten ihrem Versprechen<br />

prompte nachkommen und die Ansetzung derer Familien, wozu<br />

sie sich engagiret, nicht auf die lange Vank schieben dürfeu". Bezeichnend<br />

ist auch der Schluß des königlichen Schreibens: „Ihr aber habt selber<br />

Euern, bei Einsendnng der Tabelle abzustattenden Bericht nicht so vȧu?<br />

einzurichten als e. ß., wenn Ihr darinnen anführt, die Gebäude sind<br />

größtentheils bis auf wenige Höfe, ingleichen mehrentheils fertig, sondern<br />

Ihr müßt künftig statt dessen allemal eine gewisse Anzahl, wieviel Gebäude<br />

bereits fertig sind und wieder noch angefertigt werden müssen, in der<br />

Tabelle zu erprimiren."*)<br />

Nach der Bereifung sämtlicher Oderbrüche^) von denen Aschersleben<br />

durch Landmesser Andrä 175)1 <strong>für</strong> den König eine Karte hatte aufnehmen<br />

lassen, am 8. Oktober 1752 schickte Moritz, der inzwischen durch königliche<br />

Gnade den t^ouverneurpoften zu Küstrin erhalten hatte/) Mitte Oktober<br />

dem König die Ergebnisse der Kolonisation ein. Der Stand der Besiedlung<br />

war äußerst günstig: 24 Dörfer mit 423 Familien (2l13 Seelen)<br />

!) Be he im rechnet auch bei dieser Tabelle auf Seite 583 wiederum fälschlich<br />

statt 39b und 272 die Endzahlen 407 und 2^0 aus.<br />

^ Neheim, p. 367. 5er Satz: „Tie Gebäude sind gröhtenthells bis auf<br />

wenige Hofe mgleichen mehrenthcils fertig", erhielt die königliche Randbemerkung:<br />

..Was ist das, man lege mir das vor."<br />

^) Ascherslcden wurde liei einer Bereisung im Amt Bütow 1752 durch einm<br />

umstürzenden Baum an der Sette nicht unerheblich verlebt.<br />

*) Moritz batte schon am 7 September 1749 Friedrich II. um ein Gouvernement<br />

gebeten, war aber zuerst abgewiesen worden, da er wie sein Bruder, der FeldmarschaU<br />

Fürst Dietrich, bei seines Vaters Tod auf diese Ehre nach Friedrichs Aussage<br />

verzichtet hatte. Der König hatte darum geglaubt, „einige brave und wohlverdiente<br />

Generals, welche aber das Glück mit temen sonderlichen Mitteln verschen hatte,<br />

durch conterirunT von (^onvernemontL etwas besser zu setzen und in ihren Umsliinden<br />

aufzuhellen." Morift sollte jedoch versichert sein, das; er ihm gerne<br />

mur^ueu seiner estimo geben" würde. Eine der Bittschriften des Prinzen um diese<br />

Ehre enthält die bezeichnende Wendung i „wobei ich m aller Nnterthäniglett versichern<br />

kann, daß E. K. M. zu dienen, <strong>für</strong> alles in del Welt vorziehe, auch was nur in meinem<br />

Vermögen ist, darzu anwende und niemalilen unterlasse, um alles mit der größten<br />

Treue und Schuldigkeit nach zu lommen." Am 9. September 17b2 folgte Morm<br />

dein Generalleutnant von l^n'ivenitz als Gouverneur zu Küstrin.


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N.<br />

12.<br />

13.<br />

14.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

b.<br />

6.<br />

7.<br />

24<br />

I. Am 1. November 1752 vollendete Orte. 1. Im Oderbruch, 2. auf königlichem, 3. auf städtischem Boden:<br />

Jetzige; Name<br />

.'lrnimswalde<br />

Scvwadach<br />

Hcmrichshof<br />

Augustwalde<br />

Franzhmlsen<br />

Groh-Clliristinenberg<br />

H5lein (5Kristinenderg<br />

Gloß-Sopl)ienlal.<br />

Klcin-Sophiemal<br />

Ober-Carlsbach<br />

Nieder^mlsvach<br />

Kömghfelde<br />

Wilhelmsdorf<br />

Hemrichswalde<br />

Eichhof<br />

Hlumcnthal<br />

Fouquctün<br />

In drei Dorfcrn<br />

Vuddenbrock<br />

' Hackenwalde<br />

Happenwalde<br />

, Kalkstein<br />

Ellgenienberg<br />

Vuchar<br />

Viereck<br />

Dörfer<br />

Henmngshorft<br />

Naduhn<br />

dei Garh<br />

früherer Name<br />

in der Felcham<br />

krummer Damm<br />

Stürtzenbecherwald<br />

am Ochsenstall<br />

bei Gregersberg<br />

bei der Windmühle<br />

beim Ihliazoll<br />

Teerofen und Heuscheune<br />

Der Karpin<br />

Buchl'orit<br />

—<br />

salutale Heide<br />

Wlldenberger Holz<br />

(Teicdau. ^anitz, Pogenhorü)<br />

bei Pakulent<br />

Blllzebinde<br />

Nochow<br />

^ckwalkenheide<br />

Hrilnsow<br />

^ladtivald<br />

Wozu sseköng?<br />

Stadt Damm<br />

„ Stettin<br />

„ Gartz<br />

Amt Friedrichswalde<br />

„<br />

» „<br />

.. Iasemh<br />

,. Kömgshollllnd<br />

„ Vercken<br />

Stadt Greifcichagen<br />

. Golliww<br />

Ückei münde<br />

„ Anklam<br />

., Dcmmm<br />

„ Treptow a. T.<br />

,. Pasemalk<br />

^ami:<br />

9<br />

7<br />

4:<br />

37<br />

10<br />

11<br />

12<br />

6<br />

13<br />

12<br />

8<br />

23<br />

'>4<br />

24<br />

26<br />

36<br />

8<br />

42<br />

292<br />

20<br />

20<br />

9<br />

1^<br />

13<br />

6<br />

10<br />

90<br />

423<br />

Seelen<br />

153<br />

34<br />

23<br />

210<br />

200<br />

50<br />

54<br />

53<br />

37<br />

47<br />

62<br />

39<br />

147<br />

113<br />

12S<br />

112<br />

170<br />

37<br />

214<br />

1461<br />

85<br />

108<br />

35<br />

66<br />

65<br />

.'3<br />

60<br />

442<br />

2N3<br />

Abkunft<br />

Fremde<br />

Einheimische<br />

Fremde<br />

Reichsdeutsche<br />

Einheimische<br />

Neicbsdeulsche<br />

Einheimische<br />

Nciä:5deutsche<br />

Schwed. Pomm.<br />

« »,<br />

Fremde<br />

Schwed. Pomm.<br />

Viälzer<br />

^,<br />

Hinter» Pommern<br />

^orrPonnnern<br />

P^I^ ! Hinter Pommern<br />

Mecklenburger<br />

Schwed. Pomm.<br />

Mectlcnbmger<br />

„<br />

!<br />

Vor-Vommern<br />

3


1.<br />

' 2<br />

cl.<br />

' 5<br />

^ tt<br />

' 7.<br />

3.<br />

9.<br />

1.<br />

2.<br />

3<br />

4<br />

5.<br />

e.<br />

7.<br />

6.<br />

9.<br />

10.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

14.<br />

1b<br />

Zetzigcr Name<br />

Wlltersfelde<br />

Ferdmandstcin<br />

.^etzonisielde<br />

Sydowsaue<br />

Kinkcnnialde<br />

Kyowstal<br />

Friedrich sdorf<br />

Schwan lenticlm<br />

Friedlichstal<br />

Morunelde<br />

Zu Stepenitz<br />

Alnalienhof<br />

Balbihow<br />

Wilhclmine<br />

Krahnsfelde<br />

BiSmarck<br />

Groebenzin<br />

Platenheim<br />

—<br />

Massowitz —<br />

Lehmanlimgcn<br />

Schmelz e nthin '^<br />

Schniidlenlhin b<br />

Mönchlavve<br />

Eichwerder<br />

Landwerder<br />

bei Kliiy<br />

bei Podejuch<br />

Borgewald<br />

Bergland<br />

Krampe<br />

bei Oartz<br />

Früherer Nauie<br />

roter Graben<br />

ll. Noch<br />

auf dem Brande ^t<br />

Eichen ,^<br />

Slemnitz a. W. ''<br />

—<br />

/><br />

Bernsdorfer Heide '<br />

Datimsdorser Heide ,.<br />

bei Klingebeil<br />

Tuchensche Heide<br />

am Datnm bei^"alow<br />

^ am großen >md kleinen<br />

l Kahlenberge<br />

im Bau befindliche Ovtc:<br />

Wozu gehörig?<br />

Stadt Greifenhagen<br />

Amt Kolbatz<br />

Kloster E tel tin<br />

Stadt Tamm<br />

„ Slelttn<br />

„ «<br />

„ Gartz<br />

.'lull Kolbatz 5,.<br />

Stadt Slepenitz<br />

,/ ,/<br />

Amt Gülzow<br />

„ Nüssenwalde<br />

„ ^'auenburg<br />

„ Bütow<br />

»,<br />

»- „<br />

„ ,»<br />

„ Neustettin<br />

„ Traheim<br />

Famil. Seelen!<br />

1<br />

9<br />

14<br />

1<br />

14<br />

—<br />

«<br />

16<br />

55<br />

12<br />

18<br />

8<br />

—<br />

16<br />

2<br />

8<br />

6<br />

3<br />

3<br />

14<br />

4<br />

8<br />

—<br />

2<br />

38<br />

61<br />

7<br />

77<br />

—<br />

35<br />

66<br />

286<br />

5«<br />

98<br />

31<br />

—<br />

86<br />

12<br />

31<br />

33<br />

20<br />

20<br />

56<br />

—<br />

17<br />

41<br />

42<br />

Noch anzusetzende<br />

Familien<br />

24<br />

23<br />

7<br />

8<br />

12<br />

b<br />

50<br />

10<br />

8<br />

147<br />

12<br />

2<br />

12<br />

6<br />

—<br />

4 ^<br />

4 ,<br />

6 ".<br />

3<br />

3 ..<br />

4 /<br />

6 .


2<br />

Ift.<br />

l7.<br />

18.<br />

19.<br />

20.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

3. 6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.<br />

11.<br />

40<br />

Friedrichshaa.en .<br />

Ascherslcben<br />

Sprengersfelde ^<br />

Schlabrendorf Z<br />

Hinnowih G<br />

Hunt.-rsdorf<br />

'Zlandhorst<br />

Kaltenhof<br />

kleiner Brand<br />

Dankelmannshof ' Huchdeide<br />

Bodenhagen Stlldtlvald<br />

Scvwennstal<br />

Meyringm<br />

Kickel<br />

(>occejendorf Heide an der Atoye<br />

Podcwilshauien ^eetz<br />

Eickelhagen bei der Stadt<br />

Leopoldsdagen<br />

Buawitzer Heide<br />

bei Gülz<br />

—<br />

Nothenburg<br />

Siadtwald<br />

Dörfer<br />

Amt KonigsbolliMd<br />

„ Vudligla "<br />

Stadt Gollnow<br />

„ Greifcnberg<br />

„ Kolberg<br />

„ Kö'slin<br />

„ Scklawe<br />

„ Slclp<br />

„ Vyritz<br />

„ Anklam<br />

Herr von Malzahn<br />

Stadt Pasewalt<br />

8<br />

6<br />

9<br />

3<br />

136<br />

1<br />

_<br />

18<br />

Itt<br />

U»<br />

18<br />

11<br />

12<br />

39<br />

4<br />

129<br />

328<br />

32<br />

33<br />

53<br />

N<br />

674<br />

21<br />

11<br />

121<br />

8b<br />

33<br />

71<br />

47<br />

56<br />

178<br />

—<br />

16<br />

639<br />

1599<br />

9 .'<br />

I' 8<br />

64! Törfer 751 8712 300<br />

9<br />

101<br />

6<br />

6 ><br />

2<br />

2<br />

—<br />

—<br />

5<br />

2l<br />

8<br />

2<br />

52<br />

300<br />

, Hinter-Vonunem<br />

Hor'Ponllnern<br />

2<br />

?


2.<br />

Die Kalonisationstn'tigleit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dksfau<br />

Ili. In den alten Dörfern seit 1749 angebaute wüste Höfe,<br />

1. in königlichen Ämtern, 2. in städtischen Dörfern:<br />

Amt oder Kreis<br />

1. Amt Stettin<br />

2 „ Königsholland<br />

3. „ Ückermünde<br />

4. „ Torgelow<br />

b „ Perche«<br />

6 „ Spantekow<br />

7. „ Wollin<br />

8. „ Bütow<br />

9. „ Koldatz<br />

10. ,. FricdrickSwalde<br />

11. ., ^auenburg<br />

12. „ Mariens! ics<br />

13. „ Mgeuwalde<br />

14. „ Saatzig<br />

15 „ Stepenitz<br />

16.! „ Treptow a. R.<br />

17. „ Belgard<br />

18. „ Körlin<br />

19 „ Naugard<br />

20. „ Pmik<br />

21. „ Suckow<br />

22. „ Stolp<br />

^23 Stadt Pasewalk<br />

24. „ Treptow a. T.<br />

25. „ Damm<br />

26. „ Demlnin<br />

27. „ Slolp<br />

28 „ Anllmn<br />

29. ,. Gary<br />

'tU. „ Nügcn walde<br />

'81-! Kreis Randow<br />

82. „ Telnnnll<br />

3^.. „ Anklam<br />

3^., „ llsld0lll:Wc>llin<br />

^5. ,. Belgard<br />

36. ., Kammin<br />

37 „ Fleinining<br />

38. „ Wildendruch<br />

39 ! ,. Greifenberg<br />

40.<br />

41.<br />

42.<br />

43.<br />

44.<br />

„ Pyri^<br />

„ Runnnelsburg<br />

„ Schlawe<br />

„ Slolp<br />

., Daber<br />

Yllllcr koss.u ncr<br />

l<br />

7<br />

—<br />

—<br />

2<br />

—<br />

1<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

1<br />

—<br />

—<br />

I<br />

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—<br />

8<br />

3<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

-<br />

-<br />

2<br />

—<br />

15<br />

—<br />

3<br />

7<br />

—<br />

—<br />

—<br />

22<br />

—<br />

—<br />

—<br />

3<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

2<br />

1<br />

—<br />

—<br />

1<br />

1<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

3<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

-.<br />

2<br />

-<br />

—<br />

2<br />

—<br />

-<br />

1<br />

24<br />

h<br />

6<br />

—<br />

58 73 251<br />

Aus dem Herbster Archiv.<br />

8<br />

35<br />

14<br />

3<br />

3<br />

1<br />

—<br />

—<br />

1<br />

27<br />

3<br />

13<br />

10<br />

—<br />

—<br />

—<br />

1<br />

2<br />

4<br />

1<br />

7<br />

1<br />

—<br />

—<br />

-<br />

1<br />

3<br />

10<br />

45<br />

12<br />

2<br />

—<br />

13<br />

—<br />

—<br />

3<br />

8<br />

16<br />

—<br />

4<br />

Holzlat»er<br />

—<br />

2<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

1<br />

2<br />

—<br />

—<br />

—<br />

1<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

—<br />

1<br />

—<br />

-<br />

1<br />

—<br />

—<br />

—<br />

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2<br />

—<br />

2<br />

—<br />

13<br />

2<br />

—<br />

—<br />

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9<br />

59<br />

21<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

1<br />

3<br />

1<br />

27<br />

5<br />

15<br />

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1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

4<br />

1<br />

9<br />

4<br />

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1<br />

8<br />

1<br />

3<br />

11<br />

45<br />

14<br />

1<br />

17<br />

2<br />

15<br />

2<br />

7<br />

52<br />

23<br />

12<br />

4<br />

4M<br />

Pommern<br />

Herkunft<br />

s Schweden, Mecklenburger,<br />

^Marter, Sachsen, Pommern<br />

Meckl., Schwed.Pom, Sachs.<br />

Mecklenburger, Pommern<br />

><br />

^Pommern<br />

Polen, Pommern<br />

^Pommern<br />

Pommern, 2 Polen<br />

Pommern<br />

Mecklenburger<br />

Pfälzer, Pole,Meckl.,Echwed.<br />

Schweb. Pommern<br />

^Pommern<br />

)<br />

1 Pole, 2 Pommern<br />

Mecklenburger, Pommern<br />

Meckl, 2 Pom, schw. Pom.<br />

Mecklenburger, Pommern<br />

Pommer<br />

Pommern<br />

1 Sachse. 22 Pommern<br />

Polen<br />

Pommern<br />

Zaimlim


in Pommern. 1747-I7bl. 119<br />

waren vollendet, 40 Dörfer mit 328 Familien (1599 Seelen) noch im<br />

Anbau; 75)1 Familien mit A712 Seelen waren also seit 1747 angesetzt.<br />

An Vieh besaßen sie 1232 Pferde, 15^3 Stück Nindvieh, 2689 Schweine<br />

nnd 1255 Schafe anster den ans den Schäfereien befindlichen 3liZl) ötnck.<br />

3 Familien setzten sich noch an. In den alten Dörfern hatten sich<br />

seit 1749 ausserdem 410 Familien angebaut, 154 Häuser waren in den<br />

beiden letzten Jahren in 39 Städten auf wüsten Plätzen entstanden.<br />

Mit 33 Dörfern konnte <strong>für</strong> den Allsatz von 297 Familien 1753 begonnen<br />

werden, 80 Dörfer <strong>für</strong> 1135 Familien waren noch vorgesehen zur Anlage. ^)<br />

24 Wollspinncrfamilien sollten in Pommern noch Unterkunft finden,<br />

IM sächsische Feinwollspinncr übernahm davon Friedrich II. selbst auf<br />

seiue Kosten. Auch <strong>für</strong> diese Mühe erutete Moritz den kölliglichen Dank<br />

in reichstem Maße und die Genugtuung, daß Friedrich „von seinen Vor-<br />

schlügen den bestmöglichsten Gebrauch machen" würde. Im Oktober 1753<br />

schreibt er nach einer nenen Nesichtiguugsreise dem König: „Ich kauu<br />

nicht leugnen, wer solche Örther fertig anfgcbant und mit 150—200 Seelen<br />

besetzet siehet, wo sich vor einigen Jahren noch die wilden Thiere auf-<br />

hielten, der mnß sich über E. K. M. Allerhöchstguädigstc Auorduuug zur<br />

Wohlfahrt der Armee uud Laude ohne Unterlaß frenen nnd E. K. Vi.<br />

sowohl aus getreuem Hertzen zu dem guteu Fortgange gratuliren als<br />

selbst alles mit anwenden, daß es weiter gehe, welches auch sehr füglich<br />

geschehen kann und es zu bedaueru seyn würde, wenn es angehalten<br />

werden sollte."<br />

Die Vorschläge zu den Namen stammelt zum größten Teil von<br />

Aschersleben. Der König hatte nur zur Beachtung empfohlen, „daß je<br />

simpler solche Namens sein, je besser es damit sein wird".^) Prinz Moritz<br />

hat sich nur einmal darau beteiligt, wie auch Brüggemann betont^) dei<br />

der Benennung Amalienhofs nach Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin<br />

Nmalia von Preußen, Friedrichs des Großeu Schwester. Der Präsident<br />

wählte die dort im ^ande gebrauchlichen Formen und Euduugen. Zuerst<br />

ehrte man natürlich den großen König selbst in manchen Namen wie<br />

Friedrichshagen, Friedrichstal und Friedrichsdorf, seinen Bruder Heinrich<br />

in Heinrichswalde, heinrichshof u. a., seine Schwester in der Kolonie<br />

Wilhelmine. Aber auch seiner Umgebung erwies man dadurch eine Auf-<br />

merksamkeit, so seinem Kabiuettssekretär durch das Dorf Eichelhagen,<br />

seinen ihn umgebenden Offizieren durch Forkadenberg, Notheuburg,<br />

') Davon entfielen auf die Unternehmungen im Oderbruch 9 Orte mit<br />

181 Familien, auf tönistlickes Gebiet 47 Orte (15 in Vor< und 32 in Hinterpommern)<br />

nut 704 Familien und auf städtischen Boden 24 Orte mil 250 Familien (2 in Vorund<br />

22 in Hinterpommern). Im übrigen vergleiche die Tabellen<br />

') P. WehrmannI. 16. — Kose r I, 876.<br />

') Brüssgemann 11, 17.


120 Die Kolonisatllmstlitigkeit des Prinzen Moritz von An'mlt-Dessau<br />

Witttersfelde, Kalkstein, Fouquettin, Nuddenbrock, Platenheim u. a. An<br />

des Prinzen Tätigkeit erinnert Moritzfelde, an seinen Vater nnd Vruker<br />

Veopoldshagen bei Auklam und Eugeuieuderg bei Demmin, an die Minister<br />

des Geueraldirektoriums die Orte Älumenthal, Bodeuhageu, Viereck,<br />

.hapftenwalde und Kattenhof, an das auswärtige Amt Podewilshausen<br />

uud Finkenwalde, das Iust,zminifterium lebt in Arnimswalde, Coccejendorf<br />

und Nismarck fort. Die Kammer war vertreten durch die Ortsnamen<br />

Aschersleben, Schlabreudorf, Miltitzwalde^) Sprengersfelde, Heinrichsruh,<br />

Schöuiugswalde, Dietrichsdorf u. s. f. Auch Nehow uud Vrenkenhof<br />

ehrte mau lo <strong>für</strong> ihre Verdienste um das Kolonisationswerk, letzteren<br />

sogar dreimal iu Vrenkenhofswalde an der Madü, Äreukeuhof im Kreis<br />

Auklam und Vrenkcuhofstal am ^ebasec. Viele Namen stammen von<br />

dein ihrer Erbauer, wie Schwaukenheim, Nlantenfclde, Gräwenhagen,<br />

Kerstenwalde, Sydowsaue, Schluidteuthiu, Schlnelzeuthin und ^ehmanningen.<br />

Bisweilen ließ man aus Höflichkeit gegeu die Gemahlin deren<br />

Voruameu iu den Ortsnamen fortleben; so eutstaudeu Namen wie<br />

Sophicntal und Christiuenberg.<br />

Eine Gesamtübersicht aller von 174N bis 175>ss während dieser ersten<br />

pommm'cheu Kolouisatiou eutstaudeucu Orte gibt Vehcim.') Aus dem<br />

flachen Vaude waren ^31 Fautilieu mit 6881 Seelen angesetzt, bei den<br />

Etädten c>5>5 Faulilien mit 377'^ 3eelen, dazu 109 WoNspinuerfamilien<br />

mit .'523 Scelcu, insgesamt also 1535> Fanlllicu uut 10976 Zeeleu in<br />

rllud lOO Dörfern. Äeheim hat diese schou früher wiederholt abgedruckte<br />

unvollständige uud vor allem sehr unübersichtliche Tabelle eiufach übernommen.<br />

Eiue bessere Zusammeustellllug der W Vieugründungen Friedrichs,<br />

allerdillgs ohne Angabe der Bevölkerungszahl, hat Peter Wehrmann<br />

versucht.^) Während iu dcr ganzen Proviuz Pommern sich 174^:<br />

313^37 Eiulvohuer befanden, zählte man 1755 schon 373455 und<br />

1786: 438751 Einwohner.^<br />

^<br />

l) von Miltlh war slnfang der fünfziger Jahre Kammerdirektor.<br />

') Vgl. Behe im, p. 563. — (Grundriß in Däh nerts Pommerscher<br />

Vlbliothcl. IV, 86 87 (1755.)<br />

') 1, lb. 16. Nachstellende Tabelle ist ein übersichtlicherer Auszug.<br />

*) Man rechnet, daß voll 1740 bis 1786 in Pommern angesiedelt find in<br />

l82 Ortschaften 531^ Familien mit 26500 Pcrwnen; die Hahl der Plälzenalmlien<br />

schätzt Vchcim auf 311 Fannlien mit 1555 Seelen. Die Angaben gehen mitunter<br />

sehr auseinander. Vgl. Belicim, p. 624. 593. Preuh 111, 87 und IV, 444.<br />

P. Wchrniann I, 14. — Den Schaden nach dem siebenjährigen Kriege berechnet<br />

BeHeim, p. 968 mit 465 abgebrannten Häusern, 442 Scheunen. 378 Stallen<br />

und einem Verlust uon 59179 Seelen. — Vgl. Vrüggcmann, Beitrage II, 367<br />

über die Bevölkerung Pommerns. — 1900 zählte Pommern ohne Militär<br />

!li.'14832 Einwohner (in den Llä'dlen 689601 und in den Dörfern 94523l).


l.<br />

1.<br />

3.<br />

3.<br />

4<br />

b.<br />

in Pommern. 1747-1754.<br />

Pie von 1?4tt-!?5ft gegründeten 98 ssrischatten.<br />

Stettin.<br />

Dcmmin<br />

Anklam<br />

Kreis '<br />

Usedom Wollln<br />

Nckermünde<br />

Randow<br />

Stadt Dcmmin<br />

„ Treptow a. T.<br />

„ „<br />

Alnt Vercken<br />

„ ^indenbcrg<br />

Stadt Anklam<br />

Amt Stolp<br />

„ Pudagla<br />

Stadt Pafewalt<br />

„ Ilckermnnde<br />

Amt Könisssholland<br />

„ Iasenitt<br />

„ „<br />

„ Ückermilnde<br />

Stadt Stettin<br />

„<br />

Name der Kolonie<br />

stugenienberss<br />

Miltikwaldc<br />

Buchar *)<br />

Fouliuettin<br />

Kruseumlkshassen<br />

^eopoloshassen<br />

Kalkstein<br />

NeilKosenow<br />

Rosenlmssen *)<br />

Vrenkenhos<br />

(Äöllc ^)<br />

^lnnowift<br />

Viereck<br />

3tothenburss<br />

Happenlvalde<br />

Fcrdinandshof<br />

Ajchclslcden<br />

^lumenthal<br />

(5ichhof<br />

Heilnichtzwaldc<br />

Heinrichs ruh<br />

Friedrichshagen<br />

Schlabrendon<br />

Spreugclsfclde<br />

Wilhellnsburg<br />

Mühlenhos<br />

Hionigöselde<br />

Wilhelmsdorf<br />

Ahldcck<br />

^'angenberg<br />

Fricdrichsdorf<br />

,' Finkenwalde<br />

Schwanleuheim<br />

l Schioabach<br />

^ Forkadenberg<br />

l Willielmsseloe<br />

! Oberhot ")<br />

Rosengarten *)<br />

Iohannisberg *)<br />

' ^ankenfclde *)<br />

, Armenheide<br />

Brachhorst<br />

! Friedensburg<br />

Erbaut<br />

1749-52<br />

1753<br />

1752<br />

1749<br />

1754<br />

175«)<br />

1750<br />

17.')3<br />

1748<br />

1754<br />

1757)<br />

175l<br />

1749<br />

5751<br />

1751<br />

1747<br />

1748 - 52<br />

1748-52<br />

I7>l8 — 52<br />

1743-52<br />

1748-52<br />

1748—52<br />

1748^52<br />

1748-52<br />

1748-52<br />

1748-52<br />

1750<br />

1750<br />

1747<br />

1747—51<br />

1747-51<br />

1747-51<br />

1747-51<br />

1747-51<br />

1747-51<br />

1750<br />

1750<br />

1750<br />

1750<br />

1750<br />

1750<br />

1754<br />

175")<br />

Die mit einem')versehenen 12 Dörfer sind nur abgebaut oder durch Kolonien vermehrt.


122 Die Kolollisation5tä!ialcil des Pnnzen Moritz von Anh.ilt«Dessau<br />

1.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

U.<br />

9<br />

10.<br />

11.<br />

12<br />

Regierungsbezirk Stettin (Fortsetzung).<br />

Randow<br />

Kreis l<br />

Grcifelchaa.cn<br />

Pyrin<br />

Saatziss<br />

Iiaugard<br />

Kammin<br />

Greifenberg<br />

Negellwalde<br />

Stadt Damm<br />

„ Gartz<br />

/, „<br />

Alnt Pinnow<br />

Stadt Grcifenhagen<br />

„ „<br />

Amt Friedrichswalde<br />

„ Kolbatz<br />

», „<br />

,, „<br />

„ /,<br />

„ „<br />

Stadt Pyritz<br />

„ Stargard<br />

Amt Saama<br />

Stadt Gollnow<br />

,, Stargard<br />

.. Massow<br />

Amt Friedrichswalde<br />

„ /,<br />

„ »,<br />

», ,,<br />

„ ,»<br />

„ Naugard<br />

„ '/<br />

., Stepenitz<br />

„ „<br />

,, »,<br />

,» ,/<br />

„ Gülzow<br />

Stadt Grelfenberg<br />

Name der Kolonie<br />

Arnimswalde<br />

Kyowstal<br />

Friebrichstal<br />

Helnrickshof<br />

Pinnow *)<br />

Wintersselde<br />

Vuddendroct<br />

Rörchen Vw<br />

Rehowsfelde<br />

Slidowsaue<br />

(5ichwerder<br />

sserdinandstein<br />

Kröningsaue<br />

Morilu'clde<br />

Eichelhagen<br />

bei Slaraard *)<br />

Eonstantinopel<br />

Graebnitzfelde<br />

Hohehorst<br />

Katlenhof<br />

Hackenwalde<br />

Dictrichsdorf<br />

NeuMajsow<br />

Augustwalde<br />

stranzhausen<br />

Gr. u. Kl.-Sophiental<br />

Karlsbach<br />

Gr.u.M.-Christinenberg<br />

Kerslenwalde<br />

Varcndruch<br />

Hankenhos<br />

Ficksradung<br />

^raewenhagen<br />

Scknittriege<br />

Friedrichsberg *)<br />

Glewiy*)<br />

Fürstenflaa<br />

Schmintz<br />

Sandhos<br />

Amalienhof<br />

Schmelzensort<br />

Balbiyow<br />

Danlelmannshof<br />

—<br />

Erbaut<br />

1747<br />

1747-51<br />

1747-51<br />

1747 51<br />

17.3<br />

174? - 51<br />

1749<br />

1740<br />

1717-51<br />

1745 51<br />

1747-51<br />

1717' 5!<br />

1747-51<br />

1751<br />

1751<br />

!7..4<br />

!754<br />

1754<br />

1


2. NegiernngsbeM Köslin.<br />

1<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

b.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9<br />

10.<br />

Kreis<br />

Neustettin<br />

Velgard<br />

Kolbera/Körlm<br />

Köslin<br />

Vublitz<br />

Echlawe<br />

Rummelsburg<br />

Stolp<br />

^auenburg<br />

Vütow<br />

in Pommern. 1747—1754.<br />

A,ut Draheiln<br />

„ /,<br />

,, ,,<br />

„ Neustettin<br />

__<br />

Stadt Kolbcrg<br />

„ Köslin<br />

., Bublitz<br />

„ Schlawe<br />

., Rügenwalde<br />

Anit<br />

,» »,<br />

Kgl. Parchentfabrik<br />

Stadt Stolp<br />

Amt ^'auenburg<br />

„ Bütow<br />

», „<br />

», ,»<br />

», „<br />

». ..<br />

Name der Kolonie<br />

Kalknierder<br />

Echllndtenthin<br />

Scklnelzentdill<br />

Lehmannin^en<br />

Klövperfier<br />

Galow Tainm<br />

Voomhagen<br />

Menrinssen<br />

Schluerinstal<br />

Nendorf<br />

(5occejendorf<br />

Schö'lliligswaldc<br />

Wilhelmine<br />

Neu r.ftuddezow<br />

Fliedrichshuld<br />

Podewilshaufcn<br />

Blsniarck<br />

Krahnsfelde<br />

(^rocbenzin<br />

Gr. u Kl.-Massoww<br />

0ir. u. Kl -Pllitenheim<br />

bonken<br />

Libienz<br />

Nenl'iitten *)<br />

Erbaut<br />

1742<br />

1751<br />

1751<br />

1751<br />

1752<br />

1754<br />

—<br />

1751<br />

1749<br />

1749<br />

,752<br />

17^9<br />

17.^3<br />

1749<br />

1753<br />

1754<br />

1751<br />

1750<br />

!75ft<br />

1751<br />

1751<br />

1751<br />

1756<br />

1756<br />

!75i<br />

Die mit einem *) versehenen 12 Dörfer sind nur abgebaut oder durch Kolonien vermehrt.<br />

Mit dem Jahre 1754 hören die Berichte des Prinzen Moritz auf.<br />

Da das Zerbster Archiv weder ein Original noch eine Kopie irgend eines<br />

auf die Kolonisation bezüglichen Schreibens Moritzens besitzt, kann man<br />

mit Bestimmtheit annehmen, daß er den königlichen Auftrag bis zu dieser<br />

Zeit erfüllt hat. Das Ullternehmen selbst ging ungestört weiter, bis ihm<br />

die Wirren des siebenjährige» Krieges <strong>für</strong>s erste ein Ende setzten. In<br />

Verbindung mit Präsident von Aschersleben ist Moritz auch uach seinem<br />

Abzug zum Heer 1756 geblieben. Ascherslebens Briefe geben ein getreues<br />

Bild der Not. die Pommern von den raubeuoen und verwüstenden<br />

schwedischen und russischen Truppen zu leiden hatte. 2ein letzter Brief<br />

an Moritz ist datiert vom 2«. Januar 17W.<br />

Die letzte Arbeit, die Moritz Pommern geleistet hat, galt dem<br />

Handel. Ihn hat Moritz, soviel an ihm lag, mit scharfem Geschäftsblick<br />

zu heben gesucht. Die Hauptarbeit in dieser Beziehung lag natürlich


12^ Die ssolomsaNonstiitiakeit des Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau<br />

in den Händen Ascherslebens.') Wiederholt ist er von diesem oder jenem<br />

Kaufmann um Fürsprache beim König <strong>für</strong> die Anlage einer Segeltuchfabrit,<br />

Zucker- und Ölseifeusiederei, Einrichtung von Sftinnftuben oder<br />

Aleichplähcu <strong>für</strong> Leinwand mit ausführlichen Berichten angegangen worden.<br />

Lude 1755), im September, erhielt Moritz den königlichen Befehl, sich<br />

über den Ausfall uud die Preise der diesjährigen Ernte genall zu unterrichtcu.<br />

Es handelte sich einmal darum festzustellen ob Adel, Städte<br />

llud Dörfer noch altes Korn besaßen, wo und wieviel, jodann, wie die<br />

Ernte vom Sommer- uud Wiutergctreide ausgefallen war, zum dritten,<br />

wieviel Korn mau aus beiden dreschen konnte bei einer Mandel oder<br />

einem Schock, endlich ob ein Fallen im Preise nach der Saatzeit zu<br />

erhoffen war und wie hoch der Preis nach Weihnachten noch steigen würde.<br />

Als praktischer Mann schrieb Moritz sofort an ihm befreundete Offiziere<br />

lllld Kommandeure einzelner Truppenteile in Pommern. Briefe gingen<br />

an den Herzog von Bevern in Stettin, an die Generalmajors von Ieehc<br />

ill Köslill, von Uchlander in Nnklam, von Lüderitz in Belgard und die<br />

Obersleu von Kannacker in Demmin, von Meyer in Pasewalt,<br />

von Hellermann in Kolberg, von Brummer in Treptow a. R.,<br />

von Seydlitz in Stolp und den Oberstleutnant von Puttlammer in<br />

Nügeilwalde. Gleichzeitig schickte er vier Hauptleute seines Regiments<br />

von Stargard aus uach alleu vier Nichtuugen 8 bis M Meilen weit ins<br />

^and.2) „Diese Erkundigung sollte keinen druit im Lande verursachen,<br />

die kommaudierten Herren Offiziere sollten bei ihrer Tour Gelegenheit<br />

nehmen, an verschiedenen Orten einzukehren und zu fragen", so lautete<br />

sei» Befehl. Er tat damit eiuen glücklichen Griff; in wenigen Tagen<br />

liefen von allen Seiten die erwünschten Berichte ein. Jeder Brief zeigt,<br />

wie gerne man ihm diese Gefälligkeit tat. Größtenteils wurden die vorgkdruckten<br />

Tabellen der Städte eingeschickt. Sie zeigten alle Preise <strong>für</strong><br />

Vcbeusmittel aller Arten, <strong>für</strong> Wolle, Richte und andere Artikel, ebenso<br />

die Gewichte, die sie haben mußten. Von einem Mißwuchs war nicht<br />

dlc Ncde, drasch man auch weniger Korn aus einem Schock aus, waren<br />

es doch mehr wie sonst. Viel altes Getreide war nicht mehr im Lande,<br />

vermutlich aber doch uoch mehr, als zugestanden wurde. Nach der Bestellzeit<br />

überstieg der Preis den anderwärts voraussichtlich nicht.") Am<br />

schlechtesten waren die Ernten an der Ostsee gewesen. Da von Greifenhagen<br />

») 1741 war in Stettin ein Kommerzkollegium gegründet worden mit dem<br />

Vorsitzenden Ascherslebeu und acht Räten.<br />

') von Dollen ritt in die Ämter Kolbatz, Greifenhagen und Purih, von Wrede,<br />

erkundigte sich in der Gegend von GoUnow, Kammin, Treptow, Kolberg und<br />

Greisenderg, ron Krembhow bereiste den Süden, das Amt Bernstein und die neu«<br />

marker Grenze, von Plötz forschte im Osten, m Labe« und Belgard.<br />

') Getreidepreiie Vgl. Preuß 1, 2V6.


in Pommern. 1747- 1754. 125<br />

aus auf der Oder viel Korn uach der Kurmark abgeholt wurde, stiegeu<br />

dort die Preise bis zu 2tt Groschen <strong>für</strong> den Scheffel. Viel ging auch<br />

nach Hinterpommcrn, nach Massow, Naugard und Kösliu, wo die weuiger<br />

günstige Erute Preiie bis zu 30 (droschen hervorrief. Infolgedesseu defahl<br />

Friedrich II. sämtlichen Kaufleuteu der Handelsstädte Stettin, Kolberg,<br />

Treptow, Rügenwalde uud Stolp anf dem Wasserwege „noch vor iu-<br />

ftehendem Winter und ehe der Frost die Seefahrt verhinderte", hiureicheud<br />

Getreide aus Preußen in Pommern einzubringen. Moritz verfehlte nicht,<br />

nochmals die genannten Kaufleute au ihre Pflicht zu eriuneru uud erwarb<br />

sich auch da<strong>für</strong> deu vollen Dank seines Königs und Herrn.<br />

Ich möchte zum Schluß den im Zerbstcr Archiv befindlichen Brief<br />

Friedrichs II. nicht unerwähut lassen, den er dem Prinzen auf die Kuude<br />

von seiner schweren Erkrankung am ^.Dezember l?55! von Frciberg<br />

schrieb: „Da Ich gantz ohnvermuthet und von ohngefähr vernehme, das;<br />

es sich mit Ew. Liedden Gesundheits-Umständen zeilhero wiederum ver-<br />

schlimmert habe, llnd Dieselben sich jctzo übler als vorhin befinden sollen;<br />

So habe Ich nicht austeheu können, bey Ew. Nebdeu mich selbst nach<br />

Dero jetzigen Befinden zu erkundigen und lebe der guten Hoffnung dabey,<br />

daß solches uicht so schlecht seyn werde, um die Besorgniß von übleu<br />

Folgen zu geben. Ew. ^iebden wollen versichert sein, daß Ich an Dero<br />

Zustaudt gewiß allemahl viel Theil nehmen werde und nichts mehr<br />

wünsche, als daß Dieselbe alle gute Besserung empfiuden und wiederum<br />

die gewünschte Hoffnung zu einem völligen retablissemcnt haben mögen."<br />

Es ist beachtenswert, daß der König eigenhändig hinzufügte: „Es thuet<br />

mihr recht Sehr leidt vohr ihnen wohr es So Schlimm ist wie mau<br />

mihr es Sagen wil, und wehre ich Sie mein tage nicht vergcseu uuhr<br />

thuet es Mihr leidt das ich ihnen meine Erkenntlichkeit vor alle ihre<br />

Muhe und Fleis nicht habe Erkennen tönuen." Prinz Moritz starb nach<br />

wenigen Monaten, am 11. April 1760.


vis auf clftv 8taätdidli0tk6k<br />

8t6ttln bsNnälickßn Drucks<br />

von 1500—1550.<br />

Nu<br />

Dr. pbil.<br />

von


-<br />

IN «fakrßHNss 14) 8. 15l)—167, vsröFyntlioliten Inicunadol-<br />

iu 6s<br />

?iu3 II. kk^t 8iek dm<br />

in äie 8^H6tdidIÌ0t.deic uolist 2^6, anli6r6n lclkinßn, idr alli<br />

, uut.61 einer ^K8»6 kleinerer äcdrilten<br />

ß ^n^elüt^t «inci lii(^3o ärei 8t.ücke<br />

von N6rrn ?rof. Dr. ll. VouIIi^mc; 9,m 8oulug<br />

cio8 In!cun».dolv67'26ionni83en ^iu Xent.i'älkikN <strong>für</strong> lii<br />

28, 8.45; itiry Legodrvidun^ izt.<br />

1.<br />

Ds 86cr6ti8 wulierum et virorum. ^nt^verpen^ : (5s>t.t.friocl<br />

o.^. 4°.<br />

.^lft nickt num. L^., ^6I^N2».nI ^6CN86lnfl, 3ÌFN. H—5, ^0t.<br />

3 (?).<br />

>vie ^ 561, 5n


Durcd ein Oc»cnen!c lll»r I^ossc xu äcn slrei Zirkeln dat llie<br />

8tasltdidliotnoll kiirxlicd cirsi weitere wertvolle ^ie^on^ruclce erdalteu,<br />

nämlicn:<br />

1. I^iklia latina. Nürnderx: ^nton Kodor^or, 1480. 2".<br />

1 nickt nuw. ^ 461 num. ^ 6 nicnt uuiu. ttl., 2 3p., bl—53 N.,<br />

sissn., ^ot. I^ps ^ rlaedlor, I vpe «^.<br />

3076.<br />

2. l^idN» latina, cum pogtilljg Nicolai äs I^H, »ä6itionidu8<br />

, 12.4. 14^3. 2".<br />

Vol. 1 421, Vol. II 337, Vol. III 316. Vol. IV 350 mokt num.<br />

L!.. 2 3p., ^oxt 58, Kommout. 71 2., 8ißn. Vol. I: ^H—^,<br />

Vol. II: Da—Lt, Vol. III: ^—X, ä4—kil, Vol. IV: 3.-2,<br />

3H—XX; ßOt« ^7P6, i'extt^pO — n^edlsr, ^P0 15, KommoniHr-<br />

1.<br />

Vol. I: Ll. 1a ?rim». pars colai 60 l^ra etc.<br />

iti. 2Na Xoinlnsilt. gckli685it: ^xplicit oratio rejjßi3 manatlsg. ^<br />

IN. 241 d loor. Vol. II: Zl. 1a äccuncla par8 jj postilla lratrig<br />

Nicolai äo l^ra cu aci äitoniduZ pauli episcopi<br />

Uatkio dorinclc supsr lidros ^ I^scli-O.<br />

Ilo-stol- ^ob I^idrli psaluioru) Lccl'iasten ^ Cantica<br />

canticoru äapientis ? eccl'ialfticu^ cum textu incluso ^Vl. 1b:<br />

Incipit proloßU8 in libru Uscire. ,j (v) 1?ru clisLciliu8 sit iacorc<br />


3.<br />

. Von<br />

-155N.<br />

incipit poftüln. sun ^attlien fratria I>lic0lg.i cle Ivi». ><br />

fratruiu minurum. ^ ^) V^ttuor t'g.ciS8 vlli. Lxeen'. ^.<br />

erikit jj VI. 344 d: 3enlu88onrift. ?'x^Ui estKuromner^^<br />

noe: lco inuüt9.tü 0pU3 divliejvn3.cu postilli» veneragli<br />

viri oräilng minoru frktrig ^ioolHi cie I/ra:<br />

soni<br />

LI. 345a. (3lssn. xxi^j). incipit<br />

, 2—15; ßot. 'l'7p6 - Naenisi-, I/P6 9. /<br />

Naiu 14509.<br />

M. 1 feult, LI. 2a s6i8N. Hij) Npit^a operü lex di6ru lle mü,Ii<br />

rica. LI. 2d ttolxscunidt. LI. 33^ 5en1u88clirift.: I'iuit<br />

lider (^r0uic».ru2 oum ^ tissurÌ8 l img.^inid9 . . . ^sm-<br />

20 Kmtu2 jj in vigilia, puritiog.ti71,3 >lg.rio in imn ' iali<br />

u^nlta. », ^oliHuno 3cn6n spoi-^sr. ^llno g.l> nlcaräommi<br />

>j HI. ccce. xevi^. j, M. 338b u. 33i) leer, 340 u.<br />

341 liHlte. L!. 342 K?^istrulli duiuu >j opftrig lidri cronica.^ j,<br />

cum ti^urÌZ et ^mg.—ßinibus g.n initio lun j^äi uscz^ nüc t<br />

ri8. jj LI. 342 b losr. LI. 343-364 l'adula,<br />

t: O.<br />

uun snlßsnäs V6r26icunl3 r6^i8tN6i-t icui-2 ais litol lier<br />

Drucke von 1500—1550, tlio 8icd 3.ul äor ütaZtdidliotnolc 2u Stettin<br />

dennllen, äeren neitkus ^röggte^adl ».U3<br />

7.U 8t. ^a.cl)l)i 8ts.mmt. Von einer<br />

Oruclle wu3gte leiäer ^e^en äe8 uu3 xur VerlüßunS 8touelläl;n de-<br />

8ebrenkten tig.unieg kd^oseben weräen.


,<br />

1. ^ darne lc 6nr Ver^arnung8 8ckrist s'dui- un6 I^ü<br />

Orauen Norren 8teol,-<br />

5s»8inn ^^nun^nver^anslten ^ron itxi^e<br />

li. l). O. 1546. 8 61.<br />

2. ädärnck, ^Vaki-!,2.


134 Mo auf clsr ötaäldibliotksll 2U Lettin<br />

10. ^lexanäor ^lsäicus. ^lexanäor Vg.tro8 curn<br />

i äs ?9.rtidu8 krotnomsslici. 0. O. soa. 1505.) 206 NI.<br />

11. ^ltki-c^tio 8^n^0ßa6 6t Loolssiko. Xoin, ^lslcnior<br />

si^nun, K«pt6mdor 1537. 8 LI. 4^.<br />

12. ^Itnamsr, ^nl)i-63.8. Concil ig.tione 8 looorum<br />

iuter so puFUkrs<br />

1535. 236 ZI.<br />

13. . Dis Kpi8tol l^68 kkiliFSn ^g.codu8 mit neusr<br />

1535. 04 IN. «".<br />

14.<br />

c0ns688Ì0 pr0r3H8 dorailli mortali aä Ke«.tituäiui8 vitlltu 6Ìt<br />

Q666883. sgic^ 2.N N6. o. 0. u. ^l. 22 81. 8".<br />

. 1—3. Nk8y1, ^slg.m ?6tri<br />

V0U I^HNF6nä0ik 151l). 3 I5ä6. 4^.<br />

a. Victore (^apus.N0<br />

1532. 240 3. 4".<br />

rinil8. Huktuor<br />

17. ^mftäorl, ^icolaun von, ^.nt^ort, Ulaui) un6<br />

lia.8 6oiiou6 vuli iisklioks «I^l^ll. 0. 0. u. Oruekor.<br />

31. 7. 1548. 20 LI. 8".<br />

Ì8. 1)9<br />

sermou<br />

De virtutibug. Hl^ssol^u, Usurioli<br />

1. 2. 1513. 286 bi. 8".<br />

19. ^poniug. Lommyntaria in cautie», eantioornm<br />

lidri 86X. l>6ibui-ß i. Zr<br />

1538. 92 ZI. 4«.<br />

20. ^Huilg., ^0l)anne8. t)s)U8CuIum 6s pot66t«.ty ot<br />

mouotarum. ()ps)6Qdeiiu, olino Orucicer, 1516. 8^.<br />

21. —, Xaspar. T^n «olir doeli uoti^ l^rm^nunß an c?k8 lcleins<br />

1)löä6 V6rxa^t6 ckri8t!iok tlyultioin sla8 8io in (lio86N 6l6Clll9clllicnow<br />

vnd letzten tnsil ä^r xeit (I0tt68 e^iß ^Vort srölil.n<br />

l)ekonsl0n 3oNViäer 663 Iyus9l8 I


22. Xi-istotslyg. De coslo 6t munäo lidri gnatuor. I.<br />

I^slotuor I.otwr, 6. 3. 1504. 46 ttl. 4°.<br />

23. — Os oolorinug lidsNuZ ». 8imon6 ?0rtio<br />

6t C0mm6ntg.riis jilu8t.ratu8 una cum<br />

i, 1548. l00 li! 5".<br />

24. — Do Fsnoratlone at oorruptions !id,i 6uo. I.sipxiß, Martin<br />

3, 1503. 32 M. 4".<br />

25. — I'oxtun


136 Dio «mf 6ei' .<br />

34. l)9lcyntniy8 vnd<br />

sto.<br />

vnd l'i-ydiFern 211 (^ni-i8t1icn6r vud notwendiger vnterßS8tsN6t.<br />

0. 0.,


Drucks von 1500-1550. l37<br />

44. Nonineontri, Iig.uront.iu8. I^eruin n^turlllium st slivinarnin<br />

?rot0not2i-io recogniti ^ä^jecimun ciuo^ue in 8tuciio3oruw grati<br />

^ollp3lUM solig ot lunH6 HNM8 jitM HÜquot V13«ru<br />

p06t.l6N».m nuiu8 KlNli ^l I) xxxx l^68oripti0U63 per<br />

Kl(;lg.nekt.k0lwuz ot Ȇ08. Zg.8ol, lt.o^)ort VVlllwr, ^l<br />

'^7 M. «o.<br />

45. 8ron2, ^oilanntzg. s>6r<br />

vnä HU88^!oßt. llitssftnau, ^cill. ä^t/.er. l55U. 172 ttl.<br />

. ?otor Vrudavn, I.^ii. ^4l> NI. 4".<br />

?6t6r ttrunaok. 1.">42. 144 IN. 4".<br />

4H. I<br />

». k«., ?ewr NnidHck. l54


Die ank äsi- 8ta6!djbliotkek xn<br />

57. Nulls, (3()l66N6. Miv2, Ivo 8eboss«r, >152^. 4«.<br />

58. Lulliger, Nyjni-icd. In<br />

lidi-i «ex g.n »utnors recognitH g.e äonuo ig-iu 6xcu3i. /ürion»<br />

i-, 1549. 4".<br />

59. — — In 0WNS8 3.n08toliog,8 Opi8tolll.9 clivi vicittlicot ?g.n^i XIIII<br />

ot VII cg.Q0lnok8 coiuinontai-ii a.d i^80 ^iu recogniti et nonnullig<br />

in locig g.uct.i. /üricu, (ÜQri8t.0^n l'roL^üHuor, 1549.<br />

53 ZI. 4 ».<br />

6t s!c,cÌ8i0no3 puv8ic2.1e8 in<br />

60. (?Hlvinus, ^onanno». ^»intol^h slul^o 60 rodug I^oc<br />

lj^3, prior cl6 sn^Ì6n6i3 impioruw<br />

in<br />

vol aämini8trg.näi3, ve! 2.d^oi6n6 ,<br />

I.g.8M8 una ^QvMHg Blatter, ^äi>2 1537. 42 KI. 8 ".<br />

— — 1)6 vitkuais supsrgtitjonjnn», szug.e oum 8inc6rg.<br />

vini ultimum re3s)0N6iiln oum<br />

r63pon3um paätoruw 'lissurin<br />

Oent, ^on. 66i-ar6u3, 1550. 172 UI. 8°.<br />

(^. ?Iinii 0PU8 I'. 1. 2. VV16N, Nißrou. Victor u.<br />

1.9. 1514. 220 VI. «0.<br />

1-68 ße«tg.8 g.d initio muncli<br />

turt g.. N., ?6t6r Zruwcu, 1543. 125 vl. 8«.<br />

64. (^UrVL08t0WN3, ^oii3.NNS6. In<br />

Homiiig.0 36X3.ßiutg.86X H »I02.NN6 0600lgMvg.


von 1500—1550. 139<br />

67. Cicero, ^larcug ^u11iu8. Lpi8tol2.e la.miiig.i-68<br />

introsluotiunculi» recoßllitl'8 et aucti» et<br />

Lx necunän. reco^nitiolle. ÜtraggburF. Mttnia.8 8ekuror,<br />

1515. 216 NI. 8°.<br />

68. (Moia >!. ?. O. Vin Lucn 5^o ^g.rcm8 ^uNiu8 Oiooro<br />

6sr Isomer xu 8evnsm 3une klarco Von l^o<br />

in I^NtOin ß^eui'idftn, Wol<br />

von 8cb^2.rt26nd6l83 6to. vortsutLckst vnli<br />

, in 2V6l-1ieli0l- U0cQt6nt3l)li ß6di-g.c;nt, ^it vil<br />

vnnä 'lsutgoksn IlovuKiu, ßOmovll^nl nntx XU ^ut. in<br />

^voräon. ^uß«>»ul^, ^oinr. i)ta,in^r, 17. 1^. 15)31.<br />

69. ,<br />

nätlicns out8villVaru3.kl'tißo, siner ^onrift, 80 sliy ?r6^ic».nton<br />

an t^0rt20F ^loritxen von kk^nnsn ^ktnan eto.<br />

oino anäery


1 40 Dio auf 6er Zta^ibiiotliek ?n Stettin<br />

75. ^orvinu», ^nionw8. tlortba VtkIyFFinge äor ^pl6w!n, 80 »n<br />

Vor äo<br />

Nans ^Va1t^6r, 1538. 63 LI. 8".<br />

76. 0rucÌA6r, Xa3par. Oratio ä<br />

26. ^pri^'g, euN 6eo6ii)brst titulum I)0ct0rs.tu8<br />

Nappo st l'i'iöfti-ioko L«.cddofen. ^Vitwnder^, Vsit<br />

1543. 11 M. 8".<br />

77. Lurtius, I^lg.nci^u3. liep^Utw l^. unioao O.<br />

ecunia condnknn inn.tcrmlu<br />

g. l^r».iicj«c0 (^urtio »oliiti p6r<br />

u, nouuullig psr sum<br />

278 M. 4".<br />

nitoro roääitH. O.0., l^lir. Nsse (?), 1540. 52 vl. «".<br />

» monäiä rspnr^tg. per De8. ^r^muw kotoroä.<br />

ò ciuplici<br />

79. Opera. Vol. N. vario« oomplsotons ti-aotatug ot<br />

«öln, ^oka.nne8 äowr. ^larx 1522. 339 Ul. 8".<br />

80. l)»n^89.ßnnss6, I)sr Lvangoligckon fröblielis, <strong>für</strong> 69.8<br />

668 sassen ^vaußft^ Okri3ti uncl <strong>für</strong> 8.^6<br />

ß, Veit (^r6ut26r, 1546. 31 Lt.<br />

81. Dydkl.i'g.tioQ, L^ißyr, ßöttlic;d6r l^Niukolitißyr<br />

Kaiser Oarl un6 »rtftgrammatica0PU8. Xolu,snodar. Nirxdorn,<br />

1518. 106 LI. 8".


von 1500—1550. ,41<br />

N03troi-um 6g.NNHtl0N6M 6<br />

pro ckriötjanisgimo pr^cLpwrs suo ^lg.rtiu0<br />

, o. Urucker u. ^Hur. 24 M. 8".<br />

86. Doni, Antonio k'laueksco. Disegno, pg.i'tito in piü<br />

menti, U6 ^U3.li «i tratta, äsiig. gooltnrg. 6t pitturò<br />

llo'ßctti, ä6'm0ll6ßli oto. VencäiF, Oa-dris! (Giolito cli<br />

1549. 64 VI. 5".<br />

89. — —<br />

l, I^odßn, ^ovsmder 1517. 370 m. 4".<br />

, 1519. 57 M. 8".<br />

9s). — — üpitoms ill k1oß8.ntig.rum lidro» I.g.nr6ntii<br />

ol6Ct2.8 (^0pia,6 formulas NUN2ljU9.N1<br />

st.<br />

^, 1538. 175 Ul.<br />

fti Rpitoms (Üuillglium ^^a^iorum ^6<br />

92.<br />

l'l.N. Ulli2.r6, 1540. 1«4 M. 8".<br />

. ^6ßiäiu3, ?6t.i-u8. 'lurenocliN in oditum ^axi-<br />

6t<br />

u. ^la.lou8 Wii-8unß, 1519. 66 IN. 8".<br />

93. ?0lU9, ?. «son^nn68. In<br />

ii cuw V6teru<br />

tt.0 oliin ytiam PI-0 oouoione<br />

t. D.xxi iin. ^lmn2, lHN2 1^6N6M, 1550. 188 m. 8".<br />

94. k'lkeiug, Uattkj».8. leider äe vsri3 6t l9.l8i8 aäia.sin0ri8. Item<br />

«.unl8 lupini 2.ä 1l<br />

!549. 8".


142 Nie ans äer 8w«1c in 8t«tUn<br />

95.<br />

causa. ^iuZslem epigtol«. 60 ekäsm m^torig. 8.(1<br />

^ I^ljod. l.otwr, 1549. 8".<br />

96. O)nfntg.tio Oatocn^mi 1g.i-vg.ti 8väoni3 kniscopi. s^l^<br />

1549. 8°.<br />

97. Nliods ßi-ßissUcke ße^?i856 und 6


von 1500-1550.<br />

lidri ciuo. /üricu, (^nri3t0nn. ^roVcn^nsi-, 1549. 103 Kl. «".<br />

106. (FÜn2l)urF, vernala von. Rvn nvy vnäs l1g.tu Is3t6<br />

Lcn^uend (ler XV. Kuntss6nat6n.<br />

1523. 22 M. 8«.<br />

107. OüttsI,<br />

ßetdan mit 6i<br />

8ediri6nt,2, 1541. 20 Li. 8".<br />

108. g p p<br />

no.<br />

111.<br />

sxoiciio<br />

3.tU9.<br />

sNintc»ria.<br />

rnm s Ndri 9. munki-i<br />

in3cri^U.<br />

?or<br />

^m int6i-pi-eta.ti ca.« lti^H^i V6V0 9.0<br />

loouplktllti<br />

». 00N12.60<br />

rk3di<br />

Liuscl nors vita


144 Dio »uf äsr stastdidliotdelr xu ststtln<br />

116. llolmeister, ^okannftg. kreäiss Vbor aie<br />

NuauFslieu äe8 ßantxeu ^ar8. «Inß0l8taät, ^lexanäer Weisendorn,<br />

154«. 274 Zl. 4°.<br />

117. Norboreb, Nuilslmu8. DeciLioueg liotae novao st anticznae.<br />

t, 15.4. 1509. 317 VI. 4".<br />

:i. 7. 1511. 263 ZI. 8".<br />

119. — — Lin I^u8tß9.rlla e^^er ar8tecii6 6er Ieeien mit<br />

l. Wittenbor^, ^eorF kg.u, 1549. «".<br />

120.<br />

136 1U. 4«.<br />

121. ^2.1» d li eil u 3, Ds Ui^8t6i-Ug<br />

. l5^ u 68IU8<br />

il» '1keop^l'g.3tulii de 86NLu ^^Hntagig. et ingellsetu. ^. lei nous<br />

3. leider äo doetrina k1at0ui3.<br />

cle I^at0Qi3 deüuiti0nibu3. ^^tlt ü.ß0r»<br />

XeuoerHte8. leidercle luorts. ^l6rouriii3<br />

De tripliei vita lidri 2 I^der de voluptkts. De 3o1o et luuune<br />

libri 2. ^polo^ig. in lidrum 8uum äs lumiue. I^ideIIu3 äs<br />

(uoä uoeo38»rj». vid 36curitn,3 et tr^uciuillita<br />

jß, ^läu3 ^lanutius, ^ovsmder 1516. 175 81.<br />

122. ^anitiu8, OftM6ll8. ^ri3ti^. Varia elegia,<br />

u. Unßler 1542. 50 LI. 8".<br />

Im olà, Venv6nutn8 äe, 8. I^op03 00rneliu3.<br />

1ä3. Innooentiu» Ils. papa. leider äe oenteinptu muuäi.<br />

F, ^lioliasl ülum, klär? 1534. 44 Ll. 8".<br />

124. De 8aero altari« motorio, ^.eipxiße, Uliec)Iau8<br />

1534. 99 Ll. «".


deiinöliensn Drucke von 1500 1550.<br />

125. «lokknnog, epl8copu5l Ouemoni^i^. Oliun I^eios'ig.e !,<br />

86VN. ^lilwn^oi-^ 1l>^3. 8 NI. 8".<br />

30. «Io86pnu3, Slavin«. Opera. XÄn, ^uoila.r. ilii^noi'N, 1.2. 15>24.<br />

37? ttl. 4".<br />

131. — — ^O80pku3 ^Sutgcli. Wt nut.7.1i


135. K»r1 V.<br />

Ni«<br />

5l. IX Xl^VIII. >lain?:, Ivo 6oliöss6r, 1549.<br />

, Domini<br />

136. — Der Komi<br />

dulden im dsilißon ksicti, dl8 2U augtr^ äss<br />

ß6^9.1t^n ^V6r6on 80Ü, 3.uft' clsni koic.k^gH<br />

äon X V. klx? im. ^l. v. XI^VIII. «Iklr pudlicii-t vnci<br />

t, vull von Fsmsnlsu 8t6n6on augonommon.<br />

iiirt k. ä. Oäor, Mco^u8 Vsoirab, o. «I. 40 ZI. 3".<br />

137.<br />

138.<br />

llili^onti 8tu<br />

Wiräunß, ^sai 15^0. 2^ Ut. «".<br />

, 6is Xircdsn unli Fc^uslsu ir not vnll<br />

liio<br />

^o80pk Kluß, 1541. 18 M. 8".<br />

139. I^oxioou Ui-g.ec0l^tiuiiiu. LHgel, Ni6ronvmu3 (üurio,<br />

1550. 632 8l. 4".<br />

140» I^ouicOru8, ^o^a.7,n68. Oontra. R0M2ni3tQm frn.tro<br />

num ä!ve!äon8om. ^ViUsndo^ 1520. 2^ LI. 8".<br />

141. I^uoerua srati-um minorum 6t expo^Uo Lu^eniann.. I.6i<br />

I-, 1515. 70 Zl. 8


deönlMcllen Nrncky von 1^00-155)0. I47<br />

147. Lutner, ^sg.rtin. ^ä liornm w9.ssi8tli ^mvro3ii Oat^arini<br />

0QN6 vrueilor, ^prii 1521. 67 Ll. 8^.<br />

148. Lutn or, N«.i-tin. Von dom ^ro^oi 6^r 3t.iIIm683O, 80<br />

uonnot ^Vittendorss, ttan8 >V61N6, 1525). 16 m. 8".<br />

149. V^no ^i-i3t.Iioii6 vormNnunss von su8«6rli(;n6iii<br />

vnäs s^ntrg.ont, 3.1» lHiu vn lieft lg.nci.<br />

15^5. 14 «l. 8«.<br />

15s). ^ugloFrmA« äor Nzn^eln vnä l^vg.s,^c;1ion von<br />

Drsv Koniß^ fl?8l^ ni« auÜ' (^^t6rn. WittonnorF ^>1ioIi<br />

1525. ^03 v!. 8".<br />

151. f'.vn 36nä!»riess von 6em dorten nucniin<br />

^lianaoi I^ottoi^ 15'25. 16 M. «".<br />

152. vag äsr kroio ^Vili6 uionw nev. ^nt^ort<br />

Lult, 1526. 18« LI.<br />

153. — — Dor ?rop1i6i) «song.,<br />

I-, 1526. 40 M. tt".<br />

154. — ^- Ko(Ü68i3.3t63 3oIom0M8 cum annotationidug.<br />

Hans Lult, 1532. 129 ZI. «".<br />

155. ^^ _- Dyr yr8to ^«ii äor tiüoner v. Uart. Lutn. vdor<br />

der ^vogtelu. WiUonders, llang Lnf^ 1539. 622 NI. 4".<br />

ornng.r


160. li!,<br />

1541. 30 M. 8o.<br />

162. 5nint2<br />

). 7 151. «".<br />

von äer l>ksso, 6ie ^0tv6nr dsian^onli mit<br />

1547. 20 NI. d ".<br />

165). — - Vsi'illI.nunß 2UIN<br />

Oebot visier dsn Türken. >Vittouk6i-j?> tig,ll6 I^ult, 1547. i^^.<br />

1(56. — — F<br />

lg.II 80


deünälicken Nnn'ke von 1500-1550. 149<br />

169. I^utdor, ^sg.rtin. flin Zodrilt v?ir l^on Lisledoll Kilrtx vor<br />

8k;in6m 6nä sse8o^ri>»on, vormals ä,!)or nis im Druck<br />

0. 0. u. Druolcer, 1549. 8 M. 8".<br />

170. Dor Dritte ^sil clsr düodor l^03 Nki'n^iräjASn nsrrn<br />

vuä lrögUicdy Lrlllorun^ vnä ».usloßunß äer<br />

otlicke siulcii 3.näor6 HU8 äeui I^tsin in<br />

vnd 211 trost, a.Ii6r (^<br />

M. 4".<br />

NI. ^.etg. st. r68 ß68tl^o l>. ^larUni l^tköi-i, in<br />

Vuorm2.012.6. 0. 0., Druolcsr u. ^. 14 LI.<br />

172.<br />

6. (^. o., Uruckor u. «1. l2 ZI. 8".<br />

173. — — vsr<br />

liolikn ^6N3cii6ii txu Isrsn vnä tr08tcn v/ilicier 6i<br />

ll^r !^0886nu vnci lreuoiu (^Iev38NOr. ^itt.6uderß, 0.<br />

u. ^. 16 M. 8".<br />

174. Uancinsili, ^ut0niu3. 3p6oulum Do M0ridn6 6t<br />

i, 'l^eoctorick ?l9.teg.nu8, 1549. 16 ZI. 8".<br />

175. Ug.n1io 62I Z0300, «so^. «19.0. I^nniinars ma.iu8, M66!ci3 6t<br />

176.<br />

177.<br />

I16C6363.NUN. I^U<br />

00Ms)iLCt6U8. Itsiu '1l<br />

tkriornm. I^von, H^nt0niu3 Zlg.nc^a.i-a, ^5. 1. 15^8. 71 IU. 4".<br />

1544. 22^ ZI. 8".<br />

3äv6<br />

iior ^0V63l9.liu3. 51 ZI. 8".<br />

178. Uelkuodtlion, pdNipp. ^u8l6FuuFe äor ?.pi3wl 8.<br />

xu äon (^0lag86rQ. ^«.rdurss 1527. 48 Ll. 8".<br />

179. Nova 8ckolia. in ?r0v6lb!a. 8«.1om0M3.<br />

1532. 142 ZI. 8".


1 p>0 Die auf 65t' 2U<br />

18l>. ^sOlHNontnou^bilisip. l^oci commune ägH igt, 6l6<br />

181. I^in kurtxs VermknunF, äg.8<br />

vnll 8ttin Wart ^icior äio Fc^mk^ol vnti<br />

älßeu. V6r66nt8Ht.<br />

>Vittsnbels, ,/08. Xwss, 1540. 32<br />

— —<br />

231 LI. 8". ^iteid!.<br />

A. — — In vknioloN propkswm<br />

, 1543. 204 VI. 8".<br />

u in<br />

Vsk c:r6ut^6l, 1544. 12 81. 8".<br />

325 ZI. ft".<br />

185. In 6V2.nßoNa cjnko ugitato woi-s in 6iedu8 voininicin<br />

ot kogt)8 pi-oponuntur,<br />

ßit2, 1544. 415 kl.<br />

i>. Dio Nöudtkrtikol (^riItlicdor I^ei-e, 2U3Hwon<br />

Im latm ßon9,nt, l.0


I>,'no8, l^0^n^lU8. Vitll. ^s. 0at0ni8. 8oxtu8<br />

lio viti8 ^<br />

?lli!is>s>u8 Lo r0a.lsiu6 6t<br />

6b nomino i<br />

rorum (3orm2.nieg.rum U8ssUV 9.(1<br />

8 Prü3, n. 3. 1505. 76 m. 8«.<br />

aiux, Ivo Ldioifsr, Dsxemlior 1539.<br />

196. ^<br />

Valontin 8c1ium^Q, 27. 1. 152t). 28 M. «"<br />

197. 06 00i»Ms)3.


l»l6 2Nl lt«r ^l^a^vlnlioln^li xu 8tk»ttin<br />

202. ?otrn8 ^N3p9.c;^. ^nt!tQ03ig Der<br />

oäcisr Zsiont 60 6is t?u ^u^pur^ vor<br />

vnä äem I^vligon Komieken si6icn, Im<br />

ßyßskyn. varvnus lill frommer I686I- yrllsuneu ma^st., mit<br />

^VH5 >var^6vt 8V6<br />

^. II. (?) o. 04 u. 2


Ormkft vnn 1500-1^0.<br />

212. ?8»lterinm I>n.viäi8 cum l^nlni8. I^oipxiß, ^elellior letter,<br />

l52l. 149 M. 2«.<br />

?3elln8 «.<br />

8.<br />

21 .^l. ()u2>O3t.i0N68 et lieeißionen z)n?3iek!o8 in8igninw viroruw<br />

do Naxonik, 'I'lliw0l»i«,<br />

, I.6iu8 ^80LlI8ÌU« U. ,<br />

2!N ZI. 4".<br />

214. (Huint.i 1 ianu8, ^l. ^3>diu8. Or.^turilirumi,l«tiwU0nuiuUdri XII<br />

8.<br />

, 1!^. 1. 1i)l. 264 sii. 4<br />

215. Iloduff, I^etkr. 7r^o^'o///ttt yeu ?rivi1o^ill. univor8ita.tum, eolleßioruui<br />

8C0la3Ue()i-ulllciu0 e<br />

l^uiot, 1549. 2i^4 LI. tt".<br />

216. I^eFimont, L^n, äer Ossuntds/t, tur aie ^<br />

8ie N2.c^ 6or Oedurt be^ ^e^uncisin le^de erlisten, mit<br />

, trineicen, 6e^llltf6n, ^iVl^eben, daslen ete. VlȊ von<br />

xutelli^en kra-nclillevteu, 80 ^nen in 6er Kindne^t<br />

u, vrledißet sollen vercien. Klkinn, ?eter ^orl I) XXX.<br />

8, 1530. 11 ZI. 8«.<br />

. RIi».8i8, Uonkmiueli. I.ilier äietu8 Alenavi. Venedig,<br />

Uel-ng.läinn8 Uenal'uy, 28. 3. 1509. 2 Näe. 2".<br />

219. Rn6F!U3, HrdI.uu8. ^n Lrlllerun^ äer 12 ^rtiekel eurj3t'<br />

liefen (^l!HuIi6ll3 und äer leuNi^8ten ?unete l^l1e8 edri8tlienen<br />

I.yd6N8 mit ^N2s^ß ^0 37e ?n äer beiligen


l>is cmf äer 8taätdjdlwt1lel< 5,1 NtsUin<br />

Von cle<br />

iSt, slic) (^Ilrl8tu8 I^uo. xxiiij. von .lorii«g.Ionl big<br />

221. INnstoidorss, ^og.cliim ^ortiu^. I.uc;ubi'g.ti0N6g, vol poti<br />

, 15^8. 351 t^l. 8".<br />

222. Nvl^, 8wi»dkdn. Dsr 22. psalm vom I<br />

l2tt M. 8«.<br />

in<br />

6 l^ivini'8 oiNciig lidri XII. Köln,<br />

1526. 100 l!l. 4«.<br />

226. 38.IIu8tiu8 Oinpu8, 0. Onera.. I^von, ^auäs Vavo8t,<br />

9. 6. 1509. 160 ZI. 8".<br />

227. 3g.IoiU0niu8, ^lNerinuL. I^vi^g. kä ^ranciyoura V9.I68IUM I.<br />

^nitng.il^mig. a.sl Honoratnm 83.b2.ulii9.num Villariorum<br />

l'a.rif', O. ^lsi-olnu^ 1531. 50 ttl. 8".<br />

228. Fksssr s8«.3^6r), Xg.8s>ai'.


231. 8ell6U<br />

(^s)!s>83<<br />

1540. 32<br />

dei'Nsili^'?n<br />

Nl-ucke V0N 1500-1550.<br />

LI.<br />

8".<br />

l 0N .01ss,<br />

Wit^nl)6t-3, ,ll)gei,k Klug, 1540. 3^ NI. i^"<br />

233. — — Nntt proliisst von ^uäkg Ositx.<br />

kau, 15)41. 28 bl. 8".<br />

234.<br />

155<br />


212. 8p9.n^onk0r^, «sonÄUne3. ?08till8. äuä68on. Van s^n vorncw6t.cn<br />

I''oLtou, äorcn dat. ^antxo .lar. Var do ini^on (^nri8t6n,<br />

nä >l(?^6cl6 in Vlk^08tücli<br />

I^ottsr. l545. 268 151. 8«. .<br />

243. 8peoulum 8.I-U8 dono inoi-ienäi äo<br />

intern3.Iinu3, ilttorlOFati0nil)U3 9.F0ni3a.ntium «t. V3.NÌ8 orationidng<br />

pro iliorum tuci6N(Ii8. (^. .<br />

, In<br />

äuo. 3trH88durß, ^Iiu8, 1540. 9tt IN.<br />

247. — — ?krtitionnm aig-isctioaruui lidri IV.<br />

in6i 1543. 103 -i- 63 M. «".<br />

Dg moribus in<br />

248. I'g.cituzz, (^0rn6iiU3. ds sitn ttsriuaniks 6t inool^rniu, rlt<br />

oliiu<br />

1515. 22 M. 8^.<br />

249. 'l».rta.r6tu8, ?otru3. (üowiQSN^arii in<br />

od Ndrog loßiooruN<br />

0.^. 106 M. 4".<br />

250. (ÜommontHrn in 1ibro6 pniIo30pni»H n«.tura1Ì8 st<br />

6t c^u».68ti0N68 in lidros etnicorum ^ri8tot6li8.<br />

^robsn, 15. 3. 1514. 152 kl. 4".


252.<br />

492 lU. 4".<br />

deiinä! ieilsn<br />

l'l0d6ll^ (). ^. 91 1^1. 4".<br />

^'rtt1)6Q, ^!ü.rx 15)5)0.<br />

tmm jnt0lpr0tg.twn6 latillH, eoruin ugni (iiokti, (^ui voi<br />

sH606nwn8 opc^-ain (^ra6C«.ri eupiuilt..<br />

(.'uno, ^ußust. 1523. 170 M. 8".<br />

254. ^ilno s)k vikotu 8. In<br />

222 M. 4".<br />

n. ()uao8tis)nc?3 ot<br />

255. l^ om 9.8 äe ^huino. (Hu<br />

i, 1509. 70 M. 4".<br />

3umma. contr».<br />

ixijlll, ^uontol, tt. 9. 15)0i^. 174 ^li. 4"<br />

25>7. — — 5)ummH tn60^0Ai'2.o ?. II 1. 1. 2.<br />

n, i5»2. l35> -j- 193 1^1. 4".<br />

t'> M. 8".<br />

259. Hl8ta


15« Nik ank l?6i- tttalltdiklilUkek 2U<br />

. Vitruviun Rollio, U, l)o ar^ito^t.^!-«. lidri X. 3t.r9.88-<br />

^.u^u8t 1550. 304 I^l. 6".<br />

nknwntikrum.. Z9.90!, ^llam I^tri vuil ^.kNAeixiort', ^0. tt. !5>1().<br />

500 ttl. ^"<br />

66N >vg.r!i9.6'toil altlon oxomp^rn vnli texten mit visig<br />

rissirt, v!i«r8e!i6n vlld rsstituirt sto.<br />

«lum, 15.4. 1537. 371 «!. 4".<br />

i3 psr<br />

illlp03itg., impi-okktur. O. O. u. ^. 8".<br />

iiiA, «la-cod, 8. Xes)03, Ooi-ueUu^<br />

iug, 'ltiomkl.Z, g. I>lsp03 (ü<br />

9. ^arub^cilN8.


3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

HißiiZM. (^rimm unti >ln<br />

Nr. 92, 137.<br />

?3.nHssg.iQ03 Nr. 217.<br />

^inr. ^winor Nr. 08. 236.<br />

Xr. 91.<br />

fl 8.861.<br />

1. ?otri Nr. 29.<br />

)rkt9.ncior Nr. 27, 64,<br />

197. 254.<br />

^urio Nr. 139.<br />

lin C!urio Nr. 253.<br />

.loll. i'i'oliLii Nr. 30, 33, 78,<br />

88, 113. 133, 207, 249, 250,<br />

251, 252.<br />

r-. 66.<br />

Nr. 60.<br />

8. ?otri. von<br />

Nr. 53, 203. 263.<br />

9<br />

221, 230.<br />

10. Iwl). >Viut9r Nr. 44.<br />

1.<br />

'. 219.<br />

Nrncke von 1500—1550.<br />

Nr. 162,<br />

iu3 8t.urmer Nr. 21.<br />

sorrentini ^lr. 23.<br />

»..<br />

1. ?ot6r I^lu^ell ^lr. 40, 47, 63,<br />

161, 239.<br />

a. 0.<br />

1. ^. N. (?) ^r. 202.<br />

2. Nicol. Wolled Xr. 136.<br />

Nr. 19.<br />

ttsnl.<br />

1. ^on. ttk^räug Nr. 61.<br />

1. ^nom. ^N9ne!m Nr. 89.<br />

2. ?0t6r lirud^on Nr. 46.<br />

3. lloinr. (Fr3.n Xr. 18, 257.<br />

4. «Ioti. 3oooriu8 dir. 179.<br />

5. .lou. 86t26r Nr. 45.<br />

ltkil i. 8«Q^LlI).<br />

1. ?6d6r NrudHcii Nr. 4!j, 50.<br />

Nr. 51.<br />

1.<br />

2.<br />

Nr. 87.<br />

1. ?r9,N2 Lirolcmann Nr. 223,<br />

224, 225.


3.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

0.<br />

7.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

s).<br />

6.<br />

7.<br />

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9.<br />

10.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

14.<br />

15.<br />

16.<br />


1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

Mttd.<br />

do6n(l1icll6n Drucks von 15


Hie Nuhseslhe Dammlung<br />

Migischer Altertümer<br />

im Museum der Dtaöt Ztettin.<br />

Von<br />

3l. Zlubenrnnch,<br />

Koiiseruator am Museum der Stadt Stetti,,,


Alm Sommer des Jahres l«95 bereiste der Stadtbanmeister<br />

von Haselberg in StrMmd die Insel Rügen, um seine Anfnahmearbeiteu<br />

zur Iuveutarisienlug der Van- und Knnstdentmäler Neuvorpommerns<br />

zu vollenden. In seiner Begleitung hatte ich Gelegenheit, unter der<br />

Führung des besten Kenners Nügener Verhältnisse, des Professors<br />

Dr. A. Haas aus Stettin, in seiner Vaterstadt Bergen ans Rügen die<br />

in diesem Städtchen vorhandenen Sammlungen prähistorischer Altertümer<br />

kennen zn lernen; es waren dies die städtische Sammlung im Rathanse<br />

zu Bergen, die Sammlung des Rentier Ehrke nnd die des Pastor emer.<br />

Knhse. Von ihnen war die letzte die weitans umfangreichste und wertvollste<br />

nnd zeichnete sich durch eine große Anzahl sehr gut erhaltener und<br />

sehr schöner Steinwerkzeuge aus. Viel vou der schönen Sammlnng habe<br />

ich bei dieser Besichtigung allerdings nicht zu sehen bekommen, weil ihr<br />

damals 87 jähriger Besitzer nur immer ein Fundstück nach dem andern<br />

vorzeigte nnd das nächste Stück, das er vorlegte, allemal erst aus dem<br />

Nebenzimmer herbeiholte, nachdem er das vorher gezeigte dorthin zurück,<br />

getragen hatte. Eine Fortsetzung dieser sehr langwierigen Besichtigung<br />

ist dann nicht mehr erfolgt, denn die von dem alten Herrn hier<strong>für</strong> vorgeschlagene<br />

Zeit tonnte ich nicht innehalten.<br />

Vierzehn Jahre später machte mich Herr Professor I)r. Mackel wieder<br />

auf die Kuhsesche Sammlung aufmerksam, deren Begründer inzwischen<br />

iu Bergen auf Äugen verstorben war, während die Sammlung selbst in<br />

den Besitz seiner Tochter, der Frau Gymnasialdirektor Vogel in Perleberg,<br />

übergegangen war. Sie hatte den Wunsch, die ganze Sammlung zu<br />

verkaufen, wobei sie am licbsteu au das heimatliche Pommern dachte.<br />

Im Februar 1909 habe ich dann die Knhsesche Sammlung in Perlcberg<br />

eingehender besichtigt, abgeschäht und deren Ankauf der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Pommersche <strong>Geschichte</strong> und Altertumskunde empfohlen. Auf den Antrag<br />

des Vorsitzenden dieser <strong>Gesellschaft</strong>, des Geh. Negierungsrat I)r. Lemcke,<br />

bewilligte der 36. Provinzial-^andtag von Pommern iu der Sitzung vom<br />

18. März 1909 die Geldmittel zur Erwerbung. Die Sammlung ist<br />

alsdann in den Besitz der <strong>Gesellschaft</strong> übergegangen und mit Übernahme<br />

der Verwaltung der gesamten Sammlungen derselben durch die Stadt,<br />

jetzt im neuen Museum der Stadt Stettin zur Ausstellung gelangt.


166<br />

Die Kllhsesche Sammlung Nilgischcr Altertümer<br />

Über den Sammler selbst, dessen Aild hier beigefügt ist, sei nach<br />

den Mitteilungen seiner Tochter, der jetzt in Potsdam lebenden Frau<br />

Geh. Negiernngsrat Vogel, der ich das Porträt ihres Paters zn verdanken<br />

habe, knrz das Folgende mitgeteilt. Cduard Knhsc war am 4. April 1809<br />

in Vrecchen bei Gutzkow, Kreis Greisswald, geboren nnd starb am<br />

13. Oktober 1900 in Vergen ans Nügcu. Er studierte Theologie iu<br />

Grcifswald, wurde 1845 Prediger auf der Insel Hiddeusöc uud snuf<br />

Jahre darauf Prediger iu Patzig bei Vergeu auf Rügen. Ans Hiddensöe<br />

fand er manche Altertümer nnd begann bald eine Sammlnng anzulegen.<br />

Später in Patzig erwarb er die meisten Steiugerätc känflich. Manch<br />

Fllnd wnrde aber<br />

anch ini Orte selbst<br />

und in nnmittelbarer<br />

Umgebuua<br />

gemacht; so fand<br />

vicrkantigcuFeucrsteiumeis;cl,welchcr<br />

^on Kuhses Hand<br />

durch ein Etikett<br />

der Pfarrcrkuccht M ^MM^^^^ ^ bezeichnet war:<br />

oder Colonns H ' H „10. Mai 1879<br />

Bnckert, dcr ill den ^ W^ ^?>M W v.Bnckertgcfd.auf<br />

Aufzeichuuugeu M ^' ^W ^E^ Patzigcr-Pfarr-<br />

Klihscs oft als MW^WW Acker". Dann<br />

Fiudcr uud Über- ^ W»-^M^^N » kaufte er die kleine<br />

tieferer ver- R^ M Sammlnng eines<br />

schicd^nartigncr O ^ NÄW' ^' Hcrru von Willich<br />

Saluiuluilgs- ^ . 8^ aus Bergen nnd<br />

gegenstände auf- ^D " W erhielt, da sich sciu<br />

tritt, „ciu schöucs ^D Nuf als Sammler<br />

Opfcrmesser",den ^^^>«»>^^ uud Kenner d^ld<br />

untcrI.-Nr.6654 P,st^. ^^.. ^,h^ verbreitete, anch<br />

jetzt registrierten, Stücke ans entfernteren<br />

Gegenden Nen - Vorpommerns, zum Teil als Geschenk,<br />

ausnahmsweise anch „ans Schweden, 18. Octob. 1863 dnrch Herrn<br />

von Normann" ein 9V4 om langes, schokoladenfarbenes Fenerstcinmesser<br />

(I.-Nr. 6385). Knhse war ein sehr sorgsamer Sammler, obgleich er<br />

einen eigentlichen Katalog nicht führte. Jedes einzelne Stück seiner<br />

Sammlnng beklebte er, wie den oben erwähnten Fenerstcinmeißel, mit<br />

einem eigenhändig geschriebenen Zettelchcn, ans dem gcnan Fnndort, Finder<br />

bczw. Überbringer, Zeit der Auffindung nnd knapp nnd präzise die Fnndumstände<br />

angegeben waren. Nach diesen Angaben sind die ersten Stücke<br />

der Sammlnng im Jahre 1846 registriert worden. Als zuerst gesammelten<br />

Gegenstand finden wir einen Hohlmeißel ans Fenerstein, gran, 8V2 cm<br />

lang, 3V2 nn Schneidenbreitc „1846 Grieben ans Hiddensöe dnrch<br />

Chr. Nchls". Vielleicht gab dies Fnndstück, das in die Hände des


im Museum der Stadt Stettin. 167<br />

iungen Pfarrers von Hiddensöe kam, die erste Veranlassung zur Anlegung<br />

der Sammlung, die erst 40—50 Jahre später in Patzig die meisten Zu-<br />

gänge aufzuweisen hatte und bis kurz vor dem Tode Kuhses fortlaufend<br />

sich weiter vermehrt hat. Auch nach dem Ableben des von den Zeit-<br />

verhältnissen begünstigten Sammlers fiuden wir vereinzelten Zuwachs<br />

vermerkt, wie den jetzt nntcr Nr. 6768 verzeichneten, gemuschelten, brannen<br />

grauflock'geu Feuersteindolch'" von 19 cm Lauge, der von dem Kautor<br />

Benz iu Bergen, wie viele audcre Stücke der Tammluug, schon vordem<br />

erworben wurde: er war nach seineu Augabeu am 24. Oktober IWl<br />

beim Kartoffclgrabeu iu Siggermow bei Bergen gefunden wordeu.<br />

Als getreue Mehrer uud Lieferanten der Sammlnng treten nach<br />

den Aufzeichnungen Knhses manche ^cntc aus seiner Kirchengemeinde<br />

uud dcrcu Nachbarschaft immer wieder aus, die bei ihrem Veruf öfter<br />

Gelegenheit hatteu, die damals auf Nügen noch häufigen vorgeschichtliche»<br />

Altertümer zu finden oder zu erwcrbcu, so die Schäfer Muhs aus Cartzig,<br />

MuNer aus Zirmoisel llud Iasmund iu Patzig, Hirtcu- nnd Htttcjuugeu,<br />

eille Anzahl von Lehrern, ^audlcuteu aller Art, Kathenmänncr, (5iu^<br />

liegcr usw. Der Steillfetzer Mau iu Vilmnitz, die Handelsleute Siebruut<br />

in Patzig uud Loth iu Drcschwitz habeu wiederholt die schöusten Sägeu,<br />

Beile und Dolche geliefert. Ja Hill uud wieder verzeichnet sich Kuhse<br />

mit knrzem Vermerk selbst als Finder, wie z. Ä. auf eiuem hellgraucu<br />

sichelförmigen Feuersteiumesser aus Pal.'iq: „Vou mir selbst gefd. Juni<br />

18^,'j auf dem Kircheuwege".<br />

Die ehemalige Kuhsesche Sauimlllng enthält im ganzen 573 Fund,<br />

gegenstände, die bei der Einordnuug in die Amäude des Museums der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Pommersche <strong>Geschichte</strong> uud Altertumskunde im Eingangs-<br />

jonrnal die Nr. 6350 — 692'^ erhalten habeu. In der Sammlung be-<br />

finden sich Schleifsteine aus grauem uud braunem Schiefer, gefunden in<br />

Namitz, Bubkewitz, Tetel uud Saruitz, Eiuzelfunde uud Moorfunde ver-<br />

schiedener Größe und Gestaltung, deren Zeitbestimmung nur uusicher seiu<br />

kau«, da sie allen Kulturperioden angehören können. Für die Zu-<br />

gehörigkeit des Schleifsteines von Tetel zur Steinzeitperiode spricht seine<br />

doppelkouische Durchbohruug. Das in Saruitz gefundene, nur 34 mm<br />

lauge, bis 10 mm breite, 4 mm hohe, flach und kantig abgeschliffene<br />

Steincheu aus grauem, feiuköruigem Sandstein scheint nur als Anhängsel<br />

getragen oder als Spielerei angefertigt wordeu zu sein. Das Stück hat<br />

au einem Ende eine Durchbohruug zum Aufhängen und verjüngt sich<br />

schneidenartig nach der einen Längsseite. Um ihu zum Schleifen zu be-<br />

nutzen, ist der Stein zu klein.<br />

Eine Knochennadel (Nr. 6356), abgebildet auf Tafel I, ist vou<br />

schwarzbrauner Farbe und glänzend glatter Oberfläche, ihr Strich-


168 D!( Kuhsesche Sammlung Nügischer Altertümer<br />

ornament am oberen Ende und an der Öse scharf eingeschnitten, sie ist<br />

I4V4 cm lang und kann nur sehr wenig im Gebrauch gewesen sein, weil<br />

sie noch garnicht durch Abnutzuug geglättet ist. Jede Abschabung znr<br />

HerstellllNg ihrer zugespitzteu Form ist der Länge uach unter der bei<br />

hohem Alter in der Moonäure entstandenen glänzenden Oberflächenglätte<br />

zu erkennen. Der Vermerk, den die Nadel trng, lautet: „15. August l«85<br />

im Torfmoor zu Cartzitz gefunden vom Kalhcnmann Abshagen, durch<br />

Briefträger Laude zu Patzig mir zugebracht. E. Kuhse, Pastor zu Patzig".<br />

Der daueben vou zwei Seiten abgebildete Knochcnpfriemen, auch als<br />

Nadel auertennbar (635)51, hergestellt aus dem festen Veintnochen eines<br />

Vierfüßlers, wahrscheinlich eines Hirsches, ist von gleich dnnllcr Farbe<br />

und von glanzvoller Oberflächcnglätte, 22Vs cm lang, hart und fest.<br />

Das Stück wurde in einer Torjlnhle bei Tetel, 15 Fuß tief, vom<br />

Arbeiter Putbrise gefunden. Die als Einkerbungen erscheinenden Nandornamcnte<br />

sind scharf, die Dreieckornamente an der Spitze der Breitseite<br />

sind flacher und breiter eingeschnitten.<br />

Nur ein einziger Nucleus aus Feuerstein, ein Kcrnstein, von dem<br />

durch abgleiteuden Druck prismatische Messer und Pfcilschärfen abgesplittert<br />

sind, ist in der Sammlung vorhanden, da<strong>für</strong> ist er aber auch um so<br />

instruktiver und schöner. Die von allen Längsseiten abgesplitterten Messer<br />

von 8V2 cm haben sich den Absplitterungsflächeu nach allemal nach einem<br />

Ende hin zugespitzt. Prismatische uud andere Feuersteinmesser, oft von<br />

seltener Länge und Schönheit, sind 120 vorhanden. So sorgfältig auch<br />

beim Sammeln auf besonders schöne Exemplare aller Formen geachtet<br />

worden ist, so sind doch, was ja natürlich ist, auch Fragmente mit untergelaufen,<br />

wie 19 Schneidenhälften nnd 2 schmale Schneiden voll Feuersteittbcilen<br />

uud 5 Schneidcnenden von Hohlmeißeln ans Feuerstein. Drei<br />

roh zugeschlagene Feuerstein-Knollen von beträchtlicher Größe, 20—23^ cm<br />

lang, ans denen jedenfalls erst noch formvollerc Beile oder Meißel ausgearbeitet<br />

werden sollten, stammen aus Bergen nnd Cartzitz. Zugeschlagene<br />

Feucrsteinbeilc sind 14 vorhanden, von denen drei hackcnartig zngespitzt<br />

sind. Wesentlich nuterscheiden sich in der Bearbeitung von ihnen 64 gemnschelte,<br />

meist flache, aber auch vierkantige, stärkere Feuersteinbeile,<br />

während die Zahl der gemuscheltcn und teilweise, meist nur an der Schneide<br />

polierten Beile 46 erreicht. Sehr schöne Exemplare befinden sich unter<br />

den vorhandenen 51 Meißeln von verschiedener Art, Flachmeißel, nur<br />

gemuschclte und nur polierte Meißel, dabei 10 selteue Hohlmeißel.<br />

Sehr selten sind auf Nügen Stcinwaffen und Geräte aus anderer<br />

Gesteiusart als aus Feuerstein oder Flint. Der auf der Insel so überaus<br />

häufige Feuerstein, der hier bekanntlich in schichtcnwcisen Knollenablagernngcn<br />

in der Kreide massenhaft vorkommt, ließ sich so bequem


im Museum der Stadt Stettin 169<br />

bearbeiten, daß man wohl nur ausnahmsweise zu den anderen heimischen<br />

Gesteinsarten, wie Granit, Quarzit :c., griff. Andererseits brauchen die<br />

auf Nügeu gefundenen Steingeräte dieser Art noch garnicht auf der<br />

Insel verfertigt zu sein, sondern können ebensowohl Importware aus benachbarten<br />

oder eutferuteren Gegenden sein. Ihres seltenen Vorkommens<br />

wegen bilde ich auf Tafcl II alle in der Sammlung vorkommeuden<br />

Steingeräte ab, die nicht aus Feuersteiu gearbeitet und auf der Iusel<br />

gcfuudeu worden sind. Es find dies I.-Nr. t)64l>, ein am Schaftende<br />

abgesetztes gelbgraues, weififleckigcs Steiubeil, 16 cm lang, liV* cm<br />

Schucideubreite. Das Schafteude dieses Beiles wurde m eineu aufgespaltenen<br />

oder gegabelten Holzschaft eingeklemmt und mit Wurzclu odcr<br />

audereu Fäden festgebunden. Ilm dem schweren Stück in der Schäftuua<br />

besseren Halt zu geben, scheint die untere Fläche, die weit über die Hälfte<br />

der Beilläuge hinaus, besonders am Schaftelide abgeflacht ist, auf einer<br />

besoudereu Unterlage, etwa auf ciuem Holzkeile aufgelegen zu haben.<br />

Gefunden ist dieses Beil im Jahre Itttti in Grahl^Fähre und durch die<br />

Häude des Kantors Benz in Bergen in die Sammlung gekommen.<br />

In Tesenwitz wurde im Jahre 1stsl5> voll einem Arbeiter gleichfalls<br />

auf dem Acker das nur ss cm lange, schwarzgranc Steinbeil Nr. 6651<br />

gefunden; es hat ein zylindrisch dnrchbohrtcs Schastloch und eine etwas<br />

bestolene, 3V2 cm breite, stnmpfe Schneide (siehe Abbildung). Die bei<br />

den Fenerstcinbeilen häufige flache Form mit breiter Schneide hat auch<br />

das auf der Abbildung mit der I.-Nr. 6sN5 bezeichnete feinkörnig graue<br />

Steinbeil. Es ist bis auf die eine vielleicht abgewitterte, raue Schmalseite<br />

sauber geglättet und mit einer doppelkonischen Durchbohrung versehen,<br />

die nnr einen Dnrchmesser von 4 mm hat, also zu eng ist, um<br />

als Schaftloch gedient haben zu können, nnd gerade nur weit geuug ist,<br />

uni eineil Faden znm Anfhängeu hindurchziehen zu können. Erreicht<br />

das Stück auch nicht ganz die Durchschnittsgröße der Steinbeile überhaupt,<br />

— es ist 10^2 cm lang und hat 4^2 cm Schneidenbreite — so<br />

erscheint es doch zu schwer und groß, um die durch die Enge und Beschaffenheit<br />

der Durchbohrung nicht abzuweisende Vcrmntnng als begründet<br />

gelten zu lassen, daß dieses Beil nur durchbohrt worden ist, um auch als<br />

Schmuckstück, etwa als Berlocke getragen zu werdeu. Gefnuden ist dieses<br />

eigenartige Flachbeil vom Häusler Kagclmacher im Jahre 1893 auf dem<br />

Felde in Nappin.<br />

Ganz eigenartig ist das kahnförmige Gerät aus hartem, graubraunem<br />

Gestein, Nr. 6652, das ich von oben und von unten geseheil<br />

abbilde. Es ist oben uud uutcn mit ca. 5 mm tiefen, 7 bezw. 5 cm<br />

langen Eiulcrbltngeu verscheu nud hat vorn und hinten Querdurchbohruugen,<br />

die an der Oberfläche des Steingeräts in Rillen verlaufen


170 Die Kuhsescke Sammlung Russischer Altertümer<br />

und eben auch nur weit genug sind, um einen stärkeren Faden hindurchziehen<br />

zu töuneu. Das ganze Eteinschiffcheu, wie ich das eigenartige<br />

Fundstück, das im Jahre 1877 vom Einlieger Grahl zu Lussow im<br />

Torfmoor zu Carhiy gefunden ist, neunen will, hat eine Länge<br />

von 1s) nnd eiue gleiche Höhe und Breite von 4 cm. Über den<br />

Zweck des (Acgeustaudes weiß ich nichts Bestimmtes zu sagen, doch<br />

glaube ich Ähnliches schon gesehen zu haben, nnd ich denke dabei<br />

an alte Feuerzeuge, ohne einer hierhin zielenden Vcrmntung Halt<br />

oder Begründung geben zu lönneu. Übrigeus scheint in den tiefen<br />

Einkerbungen in neuerer Zeit, vielleicht erst nach der Auffindung, gekratzt<br />

zu sein. Auch über das Alter wage ich nichts zu sagen. Das Tteingerüt<br />

ist als Nuzelfund aus dem Torfe gehoben worden, in den es zu<br />

allen Zeiten geraten sein kann. Dabei ist mir die Handfertigkeit der<br />

Schäfcrknechte, Hütejungen nud Hirten wohlbekannt, die oft die merkwürdigsten<br />

Dinge verfertigten, um sich die Langeweile auf einsamen Gefilden<br />

zu vertreiben. Sollte so ein Hirtenknabe älterer oder jüngerer<br />

Jahrgänge nnn dieses seltsame Vteingerät Nr. 6652 unseres Mnseums<br />

aus Kurzweil modelliert und in den Torf geworfen haben? Vielleicht<br />

gelingt es einem der Beschauer der Doftpelabbildung auf Tafel II auf<br />

Gruud seines prähistorischen Wissens oder anderer Kenntnisse, Zweck und<br />

Alter dieses Moorfundes von Cartzitz festzustellen.<br />

Das mit Schaftloch versehene Steinbeil Nr. 6649 stammt von<br />

Kloster auf Hiddensöe und wnrde dort im Jahre 1877 gesunden, seine<br />

glatte Oberfläche hat durch Verwitterung gelitten. Das schwarzgraue,<br />

gefällig geformte Stück ist 12 cm lang und hat eine Schneideubreitc<br />

von 32/4 cm.<br />

Wiederum ein Moorfnnd ist die längliche Hacke aus rötlich-graumeliertem<br />

Stein, der leider die Spitze fehlt; es wurde in Gnies gefunden<br />

und ist noch 13 cm lang. Das verhältnismäßig weite Schaftloch ist<br />

nicht zylindrisch, sondern uon abwechselnd ungleichmäßiger Weite. Die<br />

Hacke ist unter Beifügung ihrer Ionrnalnummer 66 l7 ans Tafel II<br />

abgebildet.<br />

Verschieden groß sind vierkantige Feuersteinmeißel von ungleicher<br />

Bearbeitung, roh behanen, gemnschelt und poliert, an Zahl 39 vorhanden,<br />

von denen 24 tadellos erhalten sind. Feuerstein-Pfeilspitzen weist die<br />

Zammluug 53 sehr verschiedener Form auf; von ihncu bilde ich auf<br />

Tafel I als charakteristisch die folgende» dcr Neihe nach ab: Nr. 6732,<br />

gclbgrau, gemuschelt, !) cm lang, gefunden auf dem Acker von Vcnz,<br />

Nr. 6607, dreikantig, graubraun, ss cm lang, aus dem Torfmoor von<br />

Drcschwih, Nr. 6696, von gleicher Form, grau, 7 cm lang, gefunden<br />

im Acker zu Moisclbritz. Fein ausgearbeitet ist die nur 2^ cm lange,


im Museum der Stadt Stettin I7l<br />

gelbbrauue, gemuschelte Pfeilspitze Nr. 6744, deren einer Flügel uud deren<br />

Spitze leider bcnofcu sind ; ihr Fundort ist nnbetannt. Selten in die Form<br />

der hellgrauen, gcnnljchelten Pfeilspitze mit ftachcm Stiel, ein Einzelsnnd<br />

vom Ackcr bei Sagard, die 3'/, cni lang ist nnd die Bezeichnung l>731<br />

trägt; auch Nr. 6740, von sehr sorgsamer Bearbeitung, hcllgraner Farbe,<br />

4Vs c-m lang, nngenannten Fundortes, ist von seltener Art.<br />

Zu den schönsten Produkten der Steinzeit gehören die Fenersteindolche,<br />

29 Exemplare, welche hier mit den verschiedensten Grifformen<br />

vorliegen; sie sind ausnahmslos wahre Kabinettstücke. Anch Dolchgriffe,<br />

denen die allemal schwächer gearbeitete Klinge fehlt, da sie beim Gebranch<br />

naturgemäß leicht abbricht nnd oft genng in dem Körper des Gestochenen<br />

stecken bleiben mußte, sind gesammelt nud noch in 6 Exemplaren vorhanden.<br />

Speerspitzen und Sägen von bewunderungswerter Arbeit, Schaber<br />

und Messer ans Feuerslein sind außerdem iu reichlicher Auzahl vorhandeu.<br />

Zwei Messer vou besouders selteuer, gebogener Schneidenform sind nebencmandcr<br />

ans Tafel I abgebildet. Nr. 6^74 ist IIV2 cm lang, gelb nnd<br />

gemuschclt, icin Fuudort ist nicht genannt; bezeichnet war es nur mit<br />

der Jahreszahl 187!. Das zweite derartige seltene Mcsscr, Nr. 6«75i,<br />

nur '.»2/4 cm lang, wurde in Streu bei Putbus gcfuudcn nnd ist 1tttt7<br />

<strong>für</strong> die Sammlung crworbcu worden.<br />

Auch an Fälschungen fehlt es der Sammlung Kuhse nicht. Ich<br />

habe sie als besondere Kollektion unter I.-Nr. l^76—Kl beisammen<br />

gelassen nnd nicht verworfen, um Beweisstücke <strong>für</strong> den Handel mit nachgemachten<br />

Altertümern vorlegen zu können, der seit langen Zeiten ans<br />

Nngen im ^chwnnge ist. Die hier vorliegende Auslese besteht lediglich<br />

aus Feuersteillwasscu uud Geräteu, ans zwei Beilen, einer Speerspitze,<br />

einer Läge uud zwei Pfeilspitzen. Die Stücke sind schon an einer eigentümlich<br />

glänzenden Glätte <strong>für</strong> den Kundigen leicht ertcuubar. Übrigens<br />

hat sie Knhse als gewiegter Sammler ohne Zweifel erkannt, was ich<br />

daraus schließe, daß kein Stück von ihnen irgend eine Bezeichnung trng.<br />

Vor längerer Zeit wurden in Sagard auf Rügen nicht nur Feuersten^<br />

gerate, soudern auch masseuhaft Urueu nud Bronzen, letztere in besonders<br />

plnmper Weise, gewerbsmäßig nachgebildet; sie fanden in Laientrcisen,<br />

besonders bei leichtglänblgcn Touristcu nnd Baoegästcu, die das Bedurfuis<br />

hatteu, besondere Raritäten zu besitzeu und heidnische Altertümer vou dem<br />

sageuumschlungenen schönen Eiland mit nach Hause zu nehmen, oft zu<br />

recht hohen Preisen, den gewünschten Absatz. Ans alten <strong>Bestände</strong>n sind<br />

im Stettincr Mmenm ähnliche Erzeugnisse rügenscher Findigkeit schon<br />

vorhanden, nnd auch in anderen Sammlungen zn finden, wie z. B. in<br />

dem Museum einer märkischen Ttadt, mit dem vor Jahren einmal die<br />

Frage des Fundaustcmsches veutiliert wurde. Man wollte <strong>für</strong> märkische


172 Tie Kuhsesche Sammlung Nügiicher Altertümer<br />

Fundstücke pommersche geben. Als mir als Anstauschobjekte eine stattliche<br />

Reihe rügensche Fabrikate vorbesprochener Art harmlos angeboten wurde,<br />

mußte ich danken.<br />

An Svinnwirteln aus Sandstein und ans gebranntem Ton sind<br />

15 in der Sammlung vorhanden, die meistenteils verschiedene Formen<br />

aufweisen und teilweise ornamentiert sind. Sie haben in ihrem wissenschaftlichen<br />

Werte geringere Vcdeutnng, weil über ihre Fundumständc<br />

nichts vermerkt ist (I.-Nr. N«tt2—96). Nur von dem kleinen Wirtel<br />

Nr. 6896 ist überliefert worden, daß er mit einer kleinen defekten Urne<br />

(Nr. 6897), einem roh gearbeiteten Tongefäß, 5^2—5 cm hoch, henkellos,<br />

von 4^2 cm Vodendurchmcsser in Patzig im Jahre 1887 gefnnden<br />

worden ist. Der Svinuwirtcl besteht aus gebranntem Ton, ist doppelkonisch<br />

und ohne jede Ornamentierung. Finder beider Stücke war der<br />

Knabe Heinrich Nord, Sohn des Kathenmannes Nord in Patzig. Außer<br />

diesen vorstehenden Mitteilungen vermerkte Pastor Kuhse über diesen Fund<br />

anf einem Blatte Papier, das in dem kleinen Tongefäß lag, noch Folgendes:<br />

„Gefunden am Sandufer-AbHange des Hohlweges, bei der Patziger Mühle<br />

gegeuüber nach NO. hin, auf derselben Stelle, wo H. Nord einige Tage<br />

vorher ein schmales Opfermcsser von aschgraner Farbe, 5Vs Zoll lang,<br />

unversehrt gefunden hat (Feuersteindolch I. Nr. 6760). Die Stelle wird<br />

dieselbe sein, wo die große Urne, die mir Herr Richard Nassow am<br />

st. Novbr. 1880 geschenkt hat, gefunden ist." Diese große Urne, die jetzt<br />

die I.-Nr. 6898 trägt, ist defekt, einhenkelig, mit überstehendem Henkel,<br />

nur 10 cm hoch, hat einen Rauddurchmesser von 1^ und einen Vodendurchmesser<br />

von 5> cm. Eine in diesem Tongefätz vorgefundene eigenhändige<br />

Aufzeichnung Kuhses lalltet wörtlich: „Notiz über die Urne und<br />

deu Mcuscheusckädel (der nicht mehr vorhauden ist). H. Major Eiswald<br />

hat 1^79 den Hohlweg bei der Patziger Mühle breiter machell lassen<br />

nud vom östl. Rande mehrere Fuß abgraben lassen, meist Flugsand.<br />

Im Mai 1880 bei der Äckerei bemerkte der Dienstjunge Franz dicht am<br />

Rande des Hohlweges, oben, der Mühle schräg gegeuüber, eine Art Topf,<br />

die Urne, er puckt sie heraus, der Deckel, damit sie versehen gewesen,<br />

zerbrach in kleine Stücke; die Asche mit kleinen Knochen schüttete er hinaus,<br />

hierhiu und dorthin. Der Nirtschaftsinspcktor Busch kommt darüber zu<br />

und nimmt ihm die Urne ab, bringt sie nach Patzig-Hof nnd gibt<br />

sie Herrn Richard Rassow. Am 18. Mai 1880, wo Hochzeitsfeier auf<br />

Pahig-Hof war, sagte ich Herrn Richard Rassow/daß Franz mir habe die<br />

Urne überbringen wollen und daß die Urue mir bestimmt geweseu sci.<br />

Da äußerte sich Herrn R. R., daß ich die Urne haben soll uud daß er sie<br />

mir zuschicken wolle. Es geschah uicht. Am 8. Nov. 1880, wo auf<br />

Patzig-Hof Nachfeier der Verlobung des Herrn Vieut. L. Rassow mit Frl.


im Museum der Eindt Stetim 1 7)',<br />

Alice Kent war, erinnerte ich .Herrn Richard R. an sein Versprechen vom<br />

18. Mai. Er holte die Urne mit Schädel und Fragmenten und übergab<br />

sie mir, und ich trug sie mit allem Zubehör im Schnupftuch selbst zu<br />

Fuß nach dem Pfarrhause. So ist sie mir zu theil gewordeu. Eduard<br />

Kuhse, Pastor zu Patzig auf Nügeu."<br />

Außerdem ist noch ein kleines Beigefäß vorhanden: I.-Nr. 6899.<br />

Ein kleines Tongefäß mit Henkel, etwas ausgebaucht, roh gearbeitet,<br />

ca. 0V2 cm hoch, bV» cm Nauddurchmesser, 3V2—4 cm Durchmesser des<br />

eiugeseukten Bodens. Auf eiuem Zettelchm wird dazu berichtet: „1895,<br />

2. Febr. 1 kl. Urne mit Henkel, worin eine abgebrochene Heftuadel (die<br />

nicht mehr vorhanden ist), aus Carlsburg, durch Handelsmann Nosen-<br />

plenter zu Greifswald." Wendisch ist ein Tongefätz ohne Henkel, geriefelt,<br />

ILA cm hoch, 15A—16 cm Randdurchmesser, 6 cm Bodendurchmesser,<br />

über seine Herkunft ist nichts überliefert worden.<br />

Schließlich befinden sich in der Sammlung auch einige Metall-<br />

altertümer, prähistorischer und auch mittelalterlicher Zeit, die ich in<br />

chronologischer Folge hier auffuhren will: Die Klinge cincs Bronzeschwertts,<br />

patilliert, zerbrochen in zwei Teile, noch ^5 cm lang, ist im April 1867<br />

auf Hiddensöc gefunden und durch den Nüdner Pafte in die Sammlung<br />

gekommen (I.-Nr. 6901). Aus einem Hünengrabe, das am 31. Ok-<br />

tober 1866 bei Voldevitz geöffnet wurde, stammt der stark vergangene,<br />

82/4 cm lange Griff eines Brouzeschwertes, der auf Tafel III unter Bei-<br />

fügung seiner Eingangsnummer des Journals 6902 abgebildet ist. Der<br />

Griff, der seiner Kleinheit wegen vielleicht richtiger als Dolchgriff zu<br />

bezeichnen ist, hat reiche uud zart eingestochene Oruamentieruug gehabt,<br />

die leider mit der äußeren Metallschicht schon so vergangen ist, daß sie<br />

nur an einzelnen Stellen noch zu erkennen ist. Das daneben auf derselben<br />

Tafel abgebildete bronzene Flachbeil (6903) ist merkwürdiger Weise<br />

gänzlich unpatiniert, obgleich es „beim Umpflügen des Ackers im Jahre<br />

1879 in Hille gefunden" und durch den Lehrer Haug in Bubkewitz ein-<br />

geliefert worden sein soll. Ein Hohlcelt aus Bronze, eiu start patiniertes<br />

Bruchstück, dessen oberer Teil fehlt, ist noch 9V« cm lang und hat 3^/4 cm<br />

Hchneidenbreite, es ist im Jahre 1883 in Gnies mit dem umgebogeueu,<br />

gleichfalls patinierteu Fragmente eines Bronzearmringes


174 Die Kuksesche Sammlung NiiMcher Altertümer.<br />

„1381. 4. April ans Carow. Acker". Wahrscheinlich sind dies Bestand:<br />

teile eines Gräberfunoes. Ein Spinnwirtcl mit strich' nnd Punktornament,<br />

3 cm Kreisdnrchmesser, aus grauem Stein und ciu solcher<br />

aus schwarzem Stein nur mit Etriäwruament nnd anch nur mit eiuem<br />

Kreisdnrchmesser voll ^/2 em, macheu auf dell ersten Blick einen fremdartigen<br />

Eindrnck; sie stammelt denn anch ans Hissarllk, dem alten Troja,<br />

nnd silld durch Elise Schliemann, die Schwester des Or. H. Schliemann,<br />

dcm Pastor Kuhse schon im Jahre 1677 geschenkt worden (Nr. 6913—14).<br />

Alls derselben snelle stammen noch eilt dritter Spinnwirtel. und ein<br />

Tonfläschchen, slachrnnd, mit Zclnlnrrillen nnd Halstüllc, N cm hoch.<br />

Bon mittelalterlichen Metallfignren ans Bronze und Eiscu, welche man<br />

früher geneigt war als Oiwenbilder auszugeben, dle meist ^enchtcrhalter<br />

waren oder auch bestimmt waren anderen Zwecken, als Bestandteile eines<br />

unbekannten Ganzen, zn dienen, bilde ich auf Tafel III unter Nr. 6917<br />

eine aus Bronzegnß ab. Dazu gehöre« zwei Schaken einer Kette aus<br />

gleichem Metall, die anscheinend länger gewesen ist. Die Höhe dieser<br />

tnieenden Mannesfigur mit spitziger Kopfbedeckung und bartlosem Gesicht,<br />

deren eiller Fuß abgebrochen ist, beträgt 8 cm. Eine andere, stehende<br />

Mannesfigur mit Schnurrbart, nackt, ohne Geschlechtsteile (Nr. 6918),<br />

ist aus Elsen geschmiedet; beide Fuße sind von oben nach unten zur<br />

Feststellung der Figur von roher Arbeit, durchbohrt. Alter uud Zweck<br />

des Stückes läßt sich mit Bestimmtheit nicht feststellen, vielleicht war das<br />

unproportionierte Bildwerk eben nur eine Puppe als Zierat auf irgend<br />

eiue Schmiedearbeit gestellt. Das Fragment eines MetaUbeiles oder einer<br />

im Schaftloch abgebrochenen Hellebarde, eine gegossene Schneidellhälfte,<br />

anscheinend Bronze, mtt graviertem Schnppenornament, 13 cm lang,<br />

nnd alte Gnßsormen voll halbkugelförmigeu Knöpfen sind die letzten und<br />

nicht gerade hoch zu bewertenden Stucke der Sammlung, deren Vedentnng<br />

allein oder in der Hauptsache in ihren schöllen Serien steinzeitlicher<br />

Waffen nnd Geräte liegt.<br />

^


Wer Pronze-Nepotfunö<br />

von Gr. Nenz, Mr. Waugarö.<br />

Von<br />

v. Dieft-Daber<br />

Generalleutnant z. D.


Mcr Fund wnrde am .^. Juni 1912 vom Batter Vlase-Gr. Benz<br />

auf scmcm Acker entdeckt, als er einen beim Pflügen hinderlichen großen<br />

Stein entfernen wollte, und dem Uhrmacher G. in Daber znm Verkauf<br />

übergeben.<br />

Dnrch die anf meinem Flur hängenden ?issanerschen prähistorischen<br />

Tafeln mit den Gegenständen derselben vertraut, machte mir mein Diener<br />

am 5>. Inni Mitteilung von dem Funde. Ich ging zn dem Bevollmächtigten<br />

nud erwarb denselben mit der Berechtigung, ihn an Ort nnd<br />

Stelle möglicher Weise zu vervollständigen.<br />

Am lì. Juni begab ich mich mit einem Arbeiter, Sieb und Handwerkszeug<br />

znm Bauer Blase. Der noch in Liw befindliche Stein lag<br />

ca. A00 m östlich von Gr. Benz und ebensoweit südlich von dem Wege<br />

Gr. Benz—Daberkow, ca. 3t) m von dem dort befindlichen Feldwege,<br />

ca. 1 Fuß unter der Erde. Der Stein war länglich oval, ca. 5 Ztr.<br />

schwer. Die Sachen hatten sich hart nordlich des Steines befnnden.<br />

Etwa 1 m von diesem Granitblock lag, nach Norden orientiert, ein zweiter<br />

kleinerer Stein. Andere Steine waren anch früher dort nicht gefunden<br />

oder entfernt worden, so daß der Charakter des Depotfundes wohl feststeht.<br />

An Ort und Stelle nntersnchte ich am 6. Juni systematisch den<br />

ausgeworfenen Schntt nnd den Boden zwischen den beiden Steinen bis<br />

anf I V» m Tiefe, sowie nach Entfernnng der Steine den Boden darnnter.<br />

Ich fand noch zwei kleine Bronze-Hohläxte, zwei Messer und viele kleinere<br />

Scherben aus dunklem Ton, anscheinend ohne Ornament, anßerdem einen<br />

Artefakt aus Sandsteiu. Die Scherben rühren jedenfalls von der Urne<br />

her, die als Behältnis diente, und wohl schon früher vom Pfluge zerstört<br />

wurde.<br />

Die 30 Gegenstände des auf beigefügter Tafel abgebildeten vollständigen<br />

Fundes folgen nachstehend mit Gewichtsangabe. Die Größenverhältnisse<br />

ergibt der Maßstab der Tafel in Zentimeter.<br />

1. Halsschmuck mit anhängenden Spiralbronzeringen (243 3). Der<br />

gut erhaltene Schmuck zeigt vier gewölbte und gerippte Reifen, durch vier<br />

senkrechte Stege verbunden. Diese Gitterform gehört dem Beginn der<br />

jüngeren Bronzezeit an uud findet sich ebenso in dem Funde von Stargard<br />

(Verl. Mus.), ähnlich in den Funden von Callies (ebenda) uud Schönebeck<br />

«attische Studien N. y. XVI. 12


178 Der Bronze-Depotfund von Gr. Benz, Kr. Naugard.<br />

(Stett. Mus.), nach Schumann (Kultur Pommerns, S. 143, B. St. 46),<br />

auch von Gumsdorf, Schweuuenz und Rüstow, also verbreitet. Eigentümlich<br />

ist ader der anhängende, iu spiralförmig zusammengedrückten<br />

Ringen verschiedener Größe gewundene Bronzedraht. Die Fuuoe vou<br />

Pritzerbe, Zezenow und Neinsdorf lÄerl. Ä^us.) zeigen solche Autiängsel<br />

von Bronzespiralringen, aber nicht iu der Menge. In Schwenuenz<br />

(Stett. Mus.) sind ähnliche Ringe gefunden, jedoch nicht als Anhängsel<br />

zusammengedrückt. Mau wäre geneigt, sie <strong>für</strong> Bronzeringgeld zu halten<br />

(Hörnes, Urgeschichte des Menschen, S. 139 u. 153), ähulich wie uoch<br />

jetzt im Orient die Schönen Müuzenreihen au Kopf- und Halsschmuck<br />

tragen.<br />

2. u. 3. Platteufibeln (179 u. 194 3), mit Hufeisenornament und<br />

längsgeripptem Angel, nach Schumann (ebenda S. 145) jüngere» Vronzeformeu<br />

augehörig. Sie finden sich auch in deu Funden von Stargard<br />

(Berl. Mus.), Glien, Hökendorf, Schönebeck :c. (Stett. Mui.) in verschiedener<br />

Größe.<br />

4. Lanzenspitze (144 3), von schmaler, skaudiuavischer Form<br />

(Schumann ebenda S. 140), ebeuso auch in deu Fuuden von ^upow,<br />

Hökendorf, Staffelde auftretend, etwas länger im Funde von Farbeziu<br />

(M.-Bl. 1897, S. 71).<br />

5. u. 6. Hohl- oder Tüllencelte (86 u. 138 ss), der jüngsten Form<br />

der Bronzeäxte angehörig, mit abgebrochenen Öseu. Nr. 6 deutet das<br />

bogenförmige Ornament an, welches nach Schumann (T. 140) noch die<br />

früheren Formen der Schafträuder oder Lappeu imitiert. Die Tülleucelte<br />

sind iu Pommern hänfig (Hökendorf, Schönebeck, Farbezin 3c.<br />

(Stett. Mus.); Karuiu, Damntow, Plestliu lc. (Verl. Mus.). Der Fuud<br />

vou Kölpiu (B. St. 35), S. 394), der jüngsten Bronzezeit angehörig,<br />

zeigt eine (^ustform von Hohlcelteu, vielleicht zur Verarbeitnug von<br />

Brouzebruch durch Händler dieueud. Ob daraus auf Aronzefabrilatiou<br />

iu Pommeru in größerem Umfange zu schliche«, scheiut nur bei dem<br />

Fehlen anderer Gußformen zweifelhaft.<br />

7, 8, 12, 13, !4. Messer im Gewichte von 38, 31, 19, 19 uuo<br />

31 ß. Nr. 8 mit vorgebogeuer, die andere» mit mehr oder weniger<br />

rückgebogener Spitze. Solche geschweifte» Messer mit verstärktem Rand<br />

und Knopf zur Befestigung am Griff gehören dem Begiuu der jüngeren<br />

Bronzezeit au. Sie finden sich iu deu Fnnden vou Lchwachenwalde,<br />

wuscht, Damcrkow (Bert. Mus.), Hölendorf 2c. (Stelt. Mus.), weniger<br />

iu den gleichlaufenden Funden unserer legend.<br />

9. u. M. Nierenringe (59 u. 63 3), hohl gegossen, von dem nierenartig<br />

geschlossenen Mittelknoten so genauut. Zie kommen in deu Fuudeu<br />

von Ttargard, Zczenow lBerl. Ä^us.), Hökendorf, Karolineuhof, Schönebeck


Der Nronze^epo^und von Gr. Hmz, Kr.<br />

sStett. Mus.) vor, und gehören gleichfalls dem Beginn der jüngeren<br />

10. Sichelartiges Schmuckstück (119 ss), in derselben Form mir<br />

noch nicht bekannt. Leider gelang es mir nicht, beim Nachsuchen das<br />

abgebrochene Stück aufzufinden. Nach der ganzen unsymmetrisch flachen<br />

Form und bei dem Fehlen der Vorrichtung zur Befestigung am vorhandenen<br />

Ende, lästt es sich nicht gnt nnter die symmetrischen, etwas<br />

ausgerichteten Diademe einreihen, wie sie zu dem Funde von Kl. Zaruow<br />

(M.-Nl. 1900, S. 74), Blankenburg und Babbm (Ltett. Mus.) gehöreu,<br />

uud wie sie Lissauer (Bronzezeit, Taf. V. 5) und Lindenschmitt (Altertümer<br />

heidnischer Vorzeit I. 10, Taf. 2, Fig. 2) erwähnen. Das vorliegende<br />

Stück würde sich am besten als Haarschmuck denken lassen, der<br />

vielleicht nur an dem fehlenden Ende befestigt wurde.<br />

15, 16, 18, 19, 30. Armringe im Gewichte von 39, 16, 31,<br />

44, 36 x, in verschiedener Form, offen und geschlossen, breiter und<br />

schmäler, wie sie im Funde von Farbezin lc. (M.-Bl. 07, S. 6) noch<br />

zahlreicher vorkommen.<br />

17. Kleiner Artefakt aus rotem Sandstein, unterpflugartig geformt,<br />

von unbestimmter Bedeutung.<br />

Der Gr. Nenzer Fund gehört dem Beginn der jüngeren Bronzezeit<br />

an, welche ^issaner (Bronzezeit Westpreußeus und augreuzeuder ^äuder)<br />

auf den Tafelu V—Vlil als ältere Hallstadt-geit dehandelt, uud die<br />

bei Montelius (Chronologie der Bronzezeit in Norddeutschland und<br />

Skandinavien) der 5. Periode, 850—650 v. Chr., entspricht. Manche<br />

Ähnlichkeiten bieten die auch räumlich nicht weit entfernten oben erwähnten<br />

Funde von Farbezin, Schönebeck, Hökendorf uud Stargard.<br />

Sämtliche waren Depotfunde, die ersten drei au großen Steinen, der<br />

letzte angeblich im Moor entdeckt (Kühne, Metallaltertümer, Aalt. St. 33,<br />

S. 3N ;c. u. Mon.-Bl. 1W7, S. 6ü).<br />

Die Zusammensetzung des Fundes macht einen so einheitlichen<br />

Eindruck, daß man mehr an Privatbesitz, zum Schutze oder zu Votivzwecken<br />

vergraben, als an Händlereigeutum denkeu möchte. Die Stücke<br />

4. u. 10. uud Teile von Ningen zeige« uoch Brouzeglanz, was bemerkenswert<br />

ist, da es sich nicht um einen Moorsuud handelt. Daß<br />

der Fund bisher vom Pfluge nicht berührt wurde, liegt wohl an dcr<br />

dauerud flacheren Bestellung auf dem alten Bauernland.<br />

Als einstige Besitzer des Fundes werden Germanen anzusprechen<br />

sein, welche wahrscheinlich spätestens zu Begiuu der Bronzezeit, ca. 1500<br />

vor Chr. unser ^and besiedelten, wenn sie auch ihre Urheimat wohl nicht<br />

au den Gestaden der Ostsee hatten. Alte Beziehungen uach dem Süden<br />

und Händler, die dem Bernstein und anderen Produtten nachgingen,<br />

12*


180 Der Bronze-Depotfund von Gr. Benz. Kr. Nauaarb.<br />

mögen den Import vermittelt haben, wenn man nach dem oben Erwähnten<br />

von einer Produktion im Lande absieht.<br />

Die ganze Gegend von Daber wird als altes Kulturland anzusehen<br />

sein. Der ssundort von Gr. Benz liegt am Westrande der moorigen<br />

Niederung, die sich von Daber nach Schönen erstreckt. Diese Niederung<br />

war von einem diluvialen See angefüllt, von dem heute nur noch die<br />

Neste des vor 50 Jahren abgelassenen Daber-Sees bestehen (v. Wichdorf,<br />

alluviales KalNager bei Daber, Zeitschr. <strong>für</strong> prakt. Geologie 190«, S. 331).<br />

Auf dem Niederungsrande südlich des Fundortes finden sich zahlreiche<br />

Archäolithen (Faustschlegel, meißelartige Instrumente, Schaber), die sich<br />

den ältesten Formen des Lietzower Fundes auf Rügen vom Jahre 1tt9


der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Pommersche Geschickte und Altertumskunde<br />

April I9N - März I91L.<br />

(Vorgetragen tu der Generalversammlung am l3. Mai 1912.)<br />

Das abgelaufene Jahr hat manche in die äußeren, wie in die inneren<br />

Verhältnisse der <strong>Gesellschaft</strong> zum Teil tiefeinschneidende Veränderungen<br />

gebracht.<br />

Am 1. Oktober 1911 legte der Kaiserliche Wirkliche Geheime Rat<br />

Dr. Freiherr von Maltzahn-Gültz mit dem Ausscheiden aus dem<br />

Amte des Ober-Präsidenten unserer Provinz zugleich auch das Präsidium<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong> nieder, das cr seit dem 1. Januar 1900 geführt<br />

hatte. Als Sproß eines der ältesten Adelsgeschlechter Pommerns hatte<br />

er der <strong>Geschichte</strong> seiner Heimat, in der mehr als einer seiner Ahnen<br />

eine bedeutsame Stellung eingenommen, stets ein warmes und lebhaftes<br />

Interesse entgegengebracht und als ordentliches Mitglied unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

bereits seit dem Anfange des Jahres 1881 angehört, in seinem hohen<br />

Amte aber hat er unsere Bestrebungen auf das bereitwilligste überall uud<br />

jederzeit unterstützt, an unsern Versammlungen in liebenswürdigster Weise<br />

teilgenommen uud schließlich durch die Begrüuduug einer eigenen<br />

Historischen Kommission <strong>für</strong> Pommern, deren Vorsitzender er auch heute<br />

noch ist, die Erschließung neuer Quellen vorbereitet und damit eine<br />

erweiterte Grundlage auch <strong>für</strong> unsere Arbeiten geschaffen. Für alles das<br />

sind wir ihm von ganzem Herzen dankbar und haben dem dadurch<br />

Ausdruck zu geben versucht, daß wir ihn baten, der <strong>Gesellschaft</strong> ferner<br />

als Ehrenmitglied anzugehören und die Widmung des uou uns zuletzt<br />

herausgegebenen Bandes der Baudeutmäler Pommerns anzunchmeu-<br />

Beides wurde gewährt. Viele unter uns hatten am 22. April die Freude,


1 «2 Vientlldsiebzissster Jahresbericht.<br />

S. Exzellenz aus Anlaß einer Sitzung der Historischen Kommission*) in<br />

Stettin wieder zu sehen, ebenso wie am 12. Dezember v. Is. als Mitglied<br />

der Provinzial-Kommission zur Erhaltung und Erforschung der<br />

Denkmäler Pommerns.<br />

Das Präsidium übernahm an seiner Stelle der nenernannle Oberpräsident<br />

von Pommern Herr von Waldow Exzellenz; wir hatten den<br />

Borzug, ihn bereits in der dein Andenken Friedrichs des Großen und<br />

seinen Beziehungen zu Pommern gewidmeten Januar-Periainmlnng<br />

unter uus zu sehen.<br />

Die in zwei Hauptversammlungen beratenen nnd am 19. Mai 19N<br />

endgültig angenommenen, abgeänderten Satzungeu, sind unter dem<br />

27. Inni desselben Jahres genehmigt nnd in dem September-Hefte des<br />

25. Jahrgangs der Monatsblätter dnrch den Druck veröffentlicht. Wir<br />

freueu nns, daß die Erhöhung des Jahresbeitrags die von mancher<br />

Seite be<strong>für</strong>chtete Verminderung der Mitgliederzahl nicht zur Folge gehabt<br />

hat, können vielmehr feststellen, daß gegenüber dem alten <strong>Bestände</strong> eine<br />

Vermehrung der zahlenden Mitglieder stattgehabt hat.<br />

Durch den Tod verloren wir das älteste unserer Ehrenmitglieder,<br />

den Ministerialdirektor Christoforo Negri in Rom der uns seit 1ttl>7<br />

angehörte; von den Korrespondierenden den Konrektor a. D. Oelgarte<br />

in Kammnl, von den Ordentlichen den Lehrer Noesener in Naugard.<br />

nnd in Stettin den Kaufmann Emil Schröder, den Leutnant Simon<br />

lllld den Rentier All gust Schröder; der letzte hat seit 1885 ununterbrochen<br />

dem Heirate als treues, zu steter Mitarbeit bereites Mitglied<br />

angehört; endlich den Rittergutsbesitzer Wendhauseu in Klützow. Ehre<br />

ihrem Andenken! Ausgeschieden siud außerdem 40 Mitglieder, neu eingetreten<br />

59 Mitglieder, deren Namen bereits in den Monatsblättern<br />

verzeichnet sind.<br />

Somit hatte die <strong>Gesellschaft</strong> am 1. April d. Is.<br />

Ehrenmitglieder . . . . 9<br />

Korrespondierende Mitglieder 33<br />

lebenslängliche Mitglieder . 9<br />

Ordentliche Mitglieder . . 697<br />

zusammen . . 7IN<br />

Wir wiederholen an dieser Stelle die Vitte, daß uuserc Mitglieder<br />

uus bei dem Werben neuer Mitglieder nach Kräften znr Seite stehen möchten.<br />

Unterstützungen erhielt die <strong>Gesellschaft</strong> außer vom Staate und der<br />

Provinz von den Kreisen Antlam, Belgard, Drambnrg, Greifenberg,<br />

Greifenhagen, Kolberg, Köslin, ^anenburg, Neustettin, Pyritz, Negen-<br />

*) Vergl. Anlage I.


Vienmdsiebziaster Jahresbericht. iftZ<br />

walde, Mügen, Rummelsburg, Schivelbem, Tchlawe, Stolp, Ückcrmünde,<br />

Usedom-Wollin; nellerdings ist hinzugetreten auch Kainmin nnd Randow.<br />

Von Stadtg emeittden unterstützten Anklam, Belgard, Drambnrg,<br />

Greifenberg, Greifenhagen, Kolberg, Köslin, ^abes, Polzin, Pyrih, Stargard,<br />

Stettin, Stolp, Swinemünde, Treptow a. N., Wollin und Vereines in<br />

Gartz, Greifenhagen, Gollnow, 5töslin, Polzin und Stolp.<br />

Der Vertrag mit der Stadtgemeinde Stettin betreffend die Aufnahme<br />

unserer Altertumsiammlnng in das neue Museumsgcbäude<br />

auf der Halenterrasse ist unter dem 9/11. Inlr 1911 abgeschlossen; er<br />

sichert nns das Eigentum der Sammlnng und bei der N^uansstcllnng<br />

die Entscheidung über die wissenschaftliche Gruppierung und d:e Magazinicrung<br />

einzelner Sammlnugsgegeuställde. Die Stadt übernimmt die<br />

Kosteu der Überführung nud Aufstellung, die Heizung, Beleuchtung und<br />

Reinignng der überwicscnen Räume, die Sorge <strong>für</strong> die Sicherheit und<br />

Zngänglichkeit der Sammlung, die Versicherung gegen Feuergefahr nud<br />

wird die ihr zufallende Arandclttschädiqungen an die <strong>Gesellschaft</strong> abführen.<br />

Die Stadt übernimmt ferner dcu bisherigen Konservator der Sammlnng<br />

als pensionsberechtigten Beamten in den städtischen Dienst auf Lebenszeit.<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong> verpflichtet sich, ihre Bemühnngen nnd Mittel <strong>für</strong> die<br />

Pflege und Vermehrung der Sammlung auch ferner aufzuwenden, sie<br />

verzichtet anf die Heransgabe nnd den Vertrieb eines Führers zu Gnnsten<br />

der Stadtgemeinde, der sie anch die Regelung der Besuchszeiten und eines<br />

Eintrittsgeldes, sowie dieses selbst überläßt.<br />

Nachdem die Provinzial-Verwaltung <strong>für</strong> die Aufstellung in den<br />

neuen Räumen zur Anschaffung von staubdichten Museumsschränkcn<br />

neuester Konstruttiou die Summe von 50 (XX) Mf. bereitgestellt hat,<br />

dürfen wir erwarten, daß tue im letzten Jahresberichte ausgesprochenen<br />

Hoffnungen in Erfüllung gehen und unserm Museum ans der Übersiedelung<br />

reicher Gewinn und Vorteil erwachsen werde.<br />

Über die Erwerbungen des Museums ist in den Monatsblättern<br />

fortlaufend Bericht erstattet.<br />

In der Hauptversammlung vom 19. Mai 19! 1 wurden in den<br />

Vorstand wiedergewählt die Herren:<br />

Geh. Regierungsrat Prof. Dr. ?emcke, Vorsitzender,<br />

Professor l)i-. Wehrmann, stellvertretender Vorsitzender,<br />

Professor lir. Walter, Schriftführer,<br />

Geh. Illstizrat Magunna, stellvertretender Schriftführer,<br />

Konsul W. Ahrens, Schatzmeister,<br />

Archivdirektor Geh. Archivrat l>r. Friedensburg, Beisitzer,<br />

Geh. Baurat Hiutze, Beisitzer.


Vierundsiebzlgster Jahresbericht.<br />

In den Beirat wurden gewählt die Herren:<br />

Geh. Kommerzienrat Abel, Stadtrat Nehm,<br />

Professor Dr. Haas, Konsul Karow,<br />

Konsul Kisker, Rentier A. Schröder,<br />

Generalsekr. Or. v. Et ojentin, Bürgermeister Dr. Thode.<br />

Der in der Hauptversammlung vorgetragene 73. Jahresbericht <strong>für</strong><br />

1910/li ist abgedruckt in den Baltischen Studieu N. F. XV. S. 191;<br />

edendort S. 196 der von Professor Or. Walter erstattete Bericht über<br />

die Altertümer uud Ausgrabungen in Pommern im Jahre 191l).<br />

Im Winter 1911/12 hielten in 6 Versammlungen Vorträge:<br />

Herr Dr. C. Tassilo Hoffmann: Über den pommerschen<br />

Knnstschrank.<br />

Herr Professor Dr. Ganher: Iost von Dewitz, ein Lebensbild<br />

aus der Zeit der Reformation.<br />

Herr Oberlehrer Dr. Altenburg: Pommersche Volkstypen<br />

in der Dichtnng.<br />

Herr Professor Gaebel: Friedrich der Große und Pommern.<br />

Herr Dr. C. Tassilo Hoffmann: Waffenfnnde in Pommern.<br />

Herr Dr. meä. W. Gehrte: Pestzeiten in Stettin.<br />

Ein Ausflug, <strong>für</strong> den als Ziel der Heilige Stadtberg bei Schöningen<br />

und sein wendischer Burgwall in Aussicht genommen waren, tonnte, da das<br />

Gelände noch nicht abgeerntet war, zu geeigneter Zeit nicht ausgeführt werden,<br />

auch war die große Hitze und Trockenheit des Sommers überhaupt<br />

einem solchen Unternehmen hinderlich. Den im 73. Jahresberichte<br />

aufgezählten Orten, die bisher <strong>für</strong> uns das Ziel von Ausflügen waren,<br />

ist noch hinzuzufügen Leb bin auf der Insel Wollin.<br />

Iahresrechnung <strong>für</strong> l9l1.<br />

Einnahme:<br />

Ausgabe:<br />

Aus Vorjahren 2867,15 M.<br />

0,72 M. Verwaltung 4125,13 „<br />

4055,00 ., Mitgliederbeiträge<br />

656,00 „ Perlag<br />

3365,95 „<br />

6009,00 .,*) Unterstützungen 385,35 „ *)<br />

583,70 „ Kapitalkonto<br />

20,00 ., Bibliothek<br />

739.13 ..<br />

Museum<br />

1967.99 ..<br />

1 l. 924,92 M.<br />

13 953.75 M.<br />

*) einschl. 500 M. f. d. Ortsgruppe Nügen.


3736M<br />

6000,00<br />

Vlenmdsiebzigster Jahresbericht. 185<br />

Mehrausgabe:<br />

W^ft,83 M.<br />

Inventarlsieruugskonto.<br />

M. Bestand ans 1


l 55 Vierundsiebzissster Jahresbericht.<br />

Die Ausarbeitung eines Registers <strong>für</strong> die Baltischen Studien der<br />

Neuen Folge hat Herr Geheimrat Maguuua ebenfalls übernommen und<br />

bereits erheblich gefördert.<br />

Über die Alttrlumsfunde und Ausgrabungeu iu Pommern während<br />

des Jahres 1911 folgt ein besonderer Bericht des Herrn Professor<br />

Di-. Walter.*)<br />

*) Vergl. die Anlasse.<br />

Der Ilorstand<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> ^ommersche cheschichte und Mertumskunde.


Anlage l.<br />

Historische KommMn sur die promm Pommern.<br />

Stettin, den 22. April 1912.<br />

Die heutige erste Sitzung der Kommission war von 26 Mitgliedern besucht.<br />

Der Vorsitzende berichtete über die Borgänge bis heute. Die am<br />

13. Mai 1911 gebildete Kommission würde mit den in der Orilndungssitzung<br />

Zugewähltcn 38 Mitglieder zählen. Von den Zugewähltcn<br />

haben aber 2 die Wahl abgelehnt, 2 eine Erklärung überhaupt nicht<br />

abgegeben. Es gehören der Kommission also hente A4 Mitglieder an-<br />

An Neisen zur Ermittelung des in der Provinz zerstreut vorhandenen<br />

Materials historisch wichtiger Urtuuden uud Akten haben bisher zwei<br />

stattgefunden. Der Archivar Dr. Grotefend hat im Sommer 1910 den<br />

Kreis Greifswald, im Sommer 1911 einen Teil des Kreises Saahig<br />

bereist. Der Bericht über Greifswald ist in den Pommerschen Jahrbüchern,<br />

außerdem als Sonderheft, gedruckt uud den Mitgliedern der<br />

Kommission zugestellt. Der Bericht über Saatzig liegt in Handschrift vor.<br />

Auf Antrag des Vorsitzenden wurde beschlossen:<br />

1. Den Archivar l)r. (^rotefeud znm Mitglied der Kommission zu<br />

wählen. Er war anwesend und uahm die Wahl au.<br />

2. als Rechnungsjahr das Staatsrechnnngsjahr zu bestimmen.<br />

3. die ordentlichen Jahresversammlungen (8 4 der Satznng) in der<br />

Regel wie diesmal, im Frühjahr zn halten.<br />

Die Rechnung über die Zeit bis zum 31. März 1912 wurde<br />

vorgelegt, geprüft und beschlossen, <strong>für</strong> die mit einem Bestaube von<br />

1119 Mark abschließende Rechnung,<br />

4. die Entlastung zu erteilen. Für 1912 sind von der Provinz wieder<br />

1000 Mart und von dem Generaldirektor der Staatsarchive — als<br />

Beihilfe zu den Kosten der Verzeichnung der nichtstaatlichen Archive —<br />

500 Mark bewilligt.<br />

Über das weitere Vorgehen fand eine eingehende Besprechung statt-<br />

Bezüglich der Fortführung der Aufsuchuug und Verzeichnung der<br />

Privatarchive wurde beschlossen:<br />

5. Herrn Dr. Grotefend mit der Durchforschung des noch nicht besuchten<br />

Teiles des Kreises Saatzig in diesem Sommer,


1ft8 Historische KomnMlon Mr die Provinz Pommern.<br />

6. Herrn Pastor Strecker in Fritzow, ber auf diesem Gebiete bereits<br />

gearbeitet hat, mit Durchforschung und Verzeichnung der Kirchenund<br />

Pfarrarchive der Synode Cammin, beide unter Ersetzung der<br />

Auslagen zu beauftragen,<br />

7. von dem Vorsitzenden in Verbindung mit von ihm zu bestimmenden<br />

Kommissionsmitgliedern zur nächsten Sitzung einen Plan aufstellen<br />

zu lassen, welche Teile der Provinz in den nächsten — etwa<br />

5 — Jahren durchforscht werden sollen, damit in diesen Gegenden<br />

durch die dort lebenden Forscher auf heimatkundlichem Gebiete vorgearbeitet<br />

werden kann.<br />

Bezüglich anderer Aufgaben der Kommission lagen schriftliche<br />

Anträge vor:<br />

des l)r. Wehrmann: k) die durch Dr. Mohti gefertigten Negeften<br />

aus dem Vatikanischen Archive über Pommern betreffende Urkunden<br />

aus der Zeit der Residenz der Päbste in Avignon zu drucken,<br />

und der Professoren Vernheim und Curschmanu, außerdem die<br />

Bearbeitung folgender Wegenstünde in Aussicht zu nehmen:<br />

r>) Genealogie der Herzöge von Pommern und Fürsten von Rügen<br />

nach heutiger Kenntnis,<br />

o) Urkunden und Aktenstücke zur <strong>Geschichte</strong> Bogislaws X.,<br />

ci) desgleichen des Herzogs Ernst Bogislaw von Croy,<br />

0) Sammlung der Stadtbücher Pommerns,<br />

f) Sammlung von Pommerschen Stadtplänen,<br />

8) historische Topographie der Ltaot Stralsund,<br />

k) die Schwedische Landeskartierung am Ende des 17. Iahrhnndcrts,<br />

1) Bearbeitung der ältesten Städteakten Pommerns,<br />

ll) Briefe und Berichte Pommerscher Mitglieder der Frankfurter<br />

Nationalversammlung und der Preußischen Versammlungen 1847<br />

bis 1851,<br />

1) Bibliographie zur Pommerschen <strong>Geschichte</strong> und Landeskunde,<br />

m) Historisches Ortslexiton Pommerns,<br />

il) Pommersches Idiotikon.<br />

Aus der Versammlung wurden noch als wichtige Gegenstünde der<br />

Bearbeitung genannt:<br />

o) die große Kirchenvisitation am Ende des 16. Jahrhunderts,<br />

I>) die Burspraken,<br />


Histonsche Kommission fNr die Provinz Pommern. 1tt9<br />

gehöre, das Interesse <strong>für</strong> die Urgeschichte in der Provinz zu beleben.<br />

Der Vorsitzende bat noch, ihm möglichst darüber zu berichten, was und<br />

wo in den verschiedenen Teilen der Provinz schon von Forschern auf<br />

dem Gebiete der ^okalgeschichte g^ Material gesammelt vorhanden ist.<br />

Beschlüsse über die Reihenfolge, in welcher diese Aufgaben augegriffen<br />

werden sollen, tonnten heute noch uicht gefaßt werden.<br />

Darüber, was zunächst gedruckt herausgegeben und wie der Druck<br />

gestaltet werden soll, wurde die Entscheidung:<br />

8. einer Subkomnüssion, aus dem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter, und<br />

den Herren Gymnasialdirektor Dr. M. Wehrmann, Professor l)r. Curichmanu<br />

und Archivdireltor Dr. Friedensburg bestehend, übertragen.<br />

Seitens des Herrn Oberfträsideuteu sind der Kommission eine<br />

Auzahl Exemplare des 1


Vertage l.<br />

Ober Altertümer und Ausgrabungen<br />

in Kammern im Fahre MI.<br />

Von Professor Dr. E. Walter.<br />

Seit 1886 ist es regelmäßig möglich gewesen, am Schluß jedes<br />

Vereinsjahres einen zusammenfassenden Bericht über die in diesem<br />

Zeitraum zn nnserer Altertumssammlung hinzugekommenen Ein.zelerwcrbnngen<br />

zu geben, trotzdem doch die meisten Fundstücke nirgends<br />

vorsätzlich gesucht nnd leider anch nur ausnahmsweise gründlich untersucht<br />

sind. Bei ihrer Entdeckung ist also znnächst der Zufall maßgebend,<br />

dann aber das doch recht verschiedene Interesse der Finder, wenn auch<br />

zngegcben werden muß, daß neuerdings sich überall Geneigtheit zeigt,<br />

die Altertümer gegen angemessene Entschadignng abzutreteu, oder aber<br />

sie dem Museum ganz zn schellten. Von freigebigen Gönnern unserer<br />

Sammlung haben wir diesmal mit gebührendem Dank zu nennen<br />

S. Exz. Herrn Majoratsbeswcr von Nexin in Woedtke, die Besitzer<br />

Frank in Mnttrin nud Werner und Mund in Seelow. Im Verlauf<br />

des Jahres scheint der Zuwachs manchmal ganz zn stocken, aber bei<br />

einem Rückblick am Jahresschluß ergibt sich doch, daß ein Versuch<br />

systematischer Einordnung immerhin erfolgreich ist uud sich erfreulicherweise<br />

immer wieder neues Material <strong>für</strong> alle Perioden gefunden hat.<br />

Zu den auf Ermerbuug ermittelter Altertümer bedachten Pflegern<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong> wie Vogel in Stargard und Spielberg in Köslin<br />

traten dann schließlich die Forscher, die gewisse Ergebnisse literarisch<br />

zusammenfaßten.<br />

In erster ^inie sei hier der <strong>Geschichte</strong> der Stadt Stettin von<br />

M. Wehrmann, Stettin 1911, gedacht, in der sich im Gegensatz zum<br />

Eingang früherer Stadtgeschichten nun auch als daukcnswerte Neuerung<br />

eiu eiuleiteudes Kapitel über die Urgeschichte des Ttettiner «Stadtgebietes<br />

findet. Wie es seit Jahren mein Bestreben gewesen ist, die verwirrende<br />

Menge der Einzelfundstücke zn gruppieren und dem allgemeinen


Walter, Ueber Altertümer und Ausgrabungen in Pommern. 191<br />

Verständnis näher zu bringen, so habe ich auch bei Gelegenheit der<br />

letzten Funde bei Stettin in den Nalt. Stud. N. F. Xl, S. 217,<br />

einmal zusammengestellt, was seit Bestehen unserer <strong>Gesellschaft</strong> im<br />

Stcttiner Stadtgebiet an vorgeschichtlichen Altertümern allmählich zu<br />

Tage getreten ist. Ich durfte wohl annehmen, daß das Interesse <strong>für</strong><br />

dicjc Forschung durch das noch wenig bekannte Ergebnis belebt werden<br />

würde, wie auch im allernächsten Umtreiie unserer Stadt iu der Tat<br />

alle Hauptperioden der Vorgeschichte nachweislich vertreten sind, obwohl<br />

man sich sagen muß, daß gerade iu cmer Festung durch wiederholte<br />

Belagerungen und in einer Großstadt durch umfasseude Umbauten mehr<br />

zerstört sein wird, als anderswo. Schließlich habe ich oft genug erfahrcu,<br />

daß nicht wenige Privatsammler mit ihren Schätzen eifersüchtig zurück'<br />

halten und gar mancher Händler noch immer mit Aufkaufen und<br />

Einschmelzen tätig ist. So ist es immerhin erstaunlich, daß noch so<br />

viel übrig geblieben ist, was wissenschaftlich greifbar ist. Freilich begegnet<br />

mau trotzdem uoch häufig geuug dem Vorurteil, daß all diese Altsachen<br />

und Urnen doch recht wenig besagten, und so kann sich auch der ernsthaste<br />

Geschichtsforscher bei uns immer noch nur schwer da^u verstehen,<br />

der Vorgcschichtsforschung ein breiteres Feld einzuräumen. All Ergebnissen<br />

bleibt bei ihm <strong>für</strong> die Steinzeit sehr wenig, <strong>für</strong> die Bronzezeit smd und<br />

bleiben es Vermutungen, <strong>für</strong> die keine Beweise vorliegen, und noch die<br />

ersten Jahrhunderte n. Chr. lichten nicht im mindesten das Dunkel.<br />

Das ist allerdings erstaunlich wenig und steht sogar in sichtlichem<br />

Gegensatz zu dem Kapitel, in dem derselbe Verfasser 1904 die Urzeit<br />

von Pommern in wesentlich helleres ^icht stellte. Man fragt sich also,<br />

ob denn die Vorgeschichtsforschung in den lekten sieben Jahren garnicht<br />

fortgeschritten ist, oder wodurch sie verschuldet hat, daß die <strong>Geschichte</strong><br />

sich nun ihr so kühl gegenüber stellt. Denn uicht die Altertümer an sich,<br />

sondern die an sie nach dem jetzigen Stande der Forschung zu knüpfenden<br />

Folgerungen werden eben überall bezweifelt. Ist es der alte Gegensah<br />

zwischen <strong>Geschichte</strong> und Altertumskunde, über den schon in den ersten<br />

Jahresberichten unserer <strong>Gesellschaft</strong> geklagt wird, obwohl schon damals<br />

betont ist, daß dein Historiker von Fach beides gleich wichtig und<br />

bedeutend sein müsse ^)? Der jungst verstorbene Nrchivrat Winter,<br />

dessen große Verdienste uni die archiualischc Forschuug in Pommern<br />

unbestritten sind, tonnte doch nur ans diesem Geiste heraus einmal<br />

gegenüber dem ans vorgeschichtlichem Gebiet ebenso verdienten Schumann,<br />

der auch der Wissenschaft schon genommen ist, die Behanptnng anßern,<br />

ein Historiker, der mit Namen und Zahlen einer Urkunde etwas beweise,<br />

') 13 Jahresbericht 1827, S. 6.; 5 ^nhresderickt lW. -. 4. Vgl meine<br />

Ausjllhiuügcn dazu in den Monats^lliltertt 1898. Nr. 7, ^5 luo.


192 Walter, Ueber Altertümer und Allsgrabungen in Pommern.<br />

sei ihm lieber als zehn PräHistoriker, die mit einer Fibel nnd einer Urne<br />

etwas beweisen wollten. Freilich erklärte er nach einigen Tagen ruhiger<br />

Überlegung, er nehme diese scharfe Äußerung als übereilt zurück, aber<br />

charakteristisch ist das Verhalten <strong>für</strong> die Geschichtsforschung doch, daß<br />

sie nämlich in der Viasse der Altertümer zu wenig Unterschiede macht<br />

nnd die mühsame Arbeit der Vorgeschichte <strong>für</strong> Gruppierung und<br />

Typologie nicht unbefaugen dewertet. Und sehr scharf wird man nun<br />

wohl die in der Stettiner Vorgeschichte zu lesende Äußerung finden:<br />

Weder die <strong>Geschichte</strong> noch eine andere Wissenschaft — die Vorgeschichts-<br />

forschung durfte doch wcuigsteus genannt werden! — sei imstande über<br />

Zeit, Volk und Herkunft der ältesten Bchedler etwas anzugeben. Ist<br />

das schou apodiktisch genug, da doch über die Richtung der ältesten<br />

Äesiedeluug des Südbaltikums eigentlich bei allen europäischen Forschern<br />

schon Übereinstimmung herrscht, so muß der Zusatz noch mehr auffallen:<br />

es sei müßig, ja fast vermessen, darüber Vermutungen aufzustellen. Auch<br />

die älteste Wissenschaft darf einer jüngern Schwester doch wohl nicht<br />

vorwerfen, ihre aufrichtigen Bestrebungen seien müßig; und mm gar<br />

bloße Vermutungen wenn auch über die ältesten Zeiten anf Grund von<br />

geologischen und archäologischen Forschungen aufzustellen, das soll<br />

vermessen sein? Wahrlich, Hoernes hatte Recht, wenn er meinte'),<br />

das Auge des Historikers sei auf die weiteu Entfernungen der Geologie<br />

und Vorgeschichte nicht eingestellt und bekomme Sehnervenschmerzen!<br />

Und leider hat auch S. Müller noch immer Rechts, daß in Deutschland<br />

<strong>für</strong> prähistorische Forschungen noch kein rechter Platz ist und man ihnen<br />

mindestens nicht so wohlwollend begegnet, wie es in anderen Ländern<br />

schon traditionell ist. Aber dermaleinst wird auch die Geschichtsforschung<br />

bei uns diesen Standpunkt als überwunden ansehen müssen und nicht<br />

mehr meinen, wie der Verfasser am Schlnß des recht kurzen urgeschicht-<br />

lichen Kapitels, schon etwas kühn gewesen zu sein; durch etwas freundlichere<br />

Anerkennung der heimischen Altertumsforschung wird dann auch in<br />

weiteren Kreisen mehr Interesse nnd Verständnis <strong>für</strong> die Bodenfuude<br />

der Heimat erreicht werden, das Vorträge und Jahresberichte allein nicht<br />

erzielen können. Und im Grunde genommen billigt doch der Verfasser,<br />

wie die Anmerkungen zu dem Abschnitt beweisen, alle diese Forschungen,<br />

es geht ihm nur wie dem Schüler der alten Philosophen: Duw logo,<br />

a6.86utior, oum p03ui likrum, 2.ä86n8l0 oming e;1k!)itur.<br />

Die Besprechung mußte etwas eingehender sein, weil sie allgemeine<br />

vorgeschichtliche Verhältnisse berührt und weil das <strong>für</strong> unsere Provinz<br />

so wichtige Werk dem Doppelzweck unserer <strong>Gesellschaft</strong> gemäß nach einer<br />

') Internat. Wochenschrift 1909, 26. S. 866. Zentralblatt l9ll, 1,


Walter, Ueber Altertümer und NllSnrabunssen in Pommern 19A<br />

schon früher erschienenen ausführlichen Würdiguug des historischen Teils<br />

doch auch im vorgeschichtlichen Abschnitt berücksichtigt werdeu mußte.<br />

Aus dem oben Gesagten erhellt nun ohne weiteres, weshalb die vor-<br />

geschichtlichen Ausführungen in der ältern <strong>Geschichte</strong> Pommerns voll<br />

dieser Seite her freudig Zustimmung finden tonnten*); wenn aber schon<br />

damals die sonst zustimmenden historischen Beurteiler teils betonten, daß<br />

dies Kapitel nicht auf eigenen Forschungeu beruhe, teils zugaben, daß<br />

der Verfasser <strong>für</strong> die Urgeschichte nicht viel Iutercsse übrig hat^), so<br />

werden die geäußerten Bedeukeu bei diesem neucu Werke doppelt erklärlich<br />

erscheinen.<br />

Ich benutze die Gelegenheit, ein anderes Werk von allgemeinem<br />

Interesse hier anzuschließen da im Berichtsjahre ein neuer wichtiger<br />

Teil davou volleudet ist, zugleich aber auch, um gleich au diesem Beispiele<br />

darzulegen, welche musterhaft sorgfältige Arbeit vou der Forschung<br />

geleistet wird, und welche absolut sicheren Schlußfolgerungen daraus<br />

gezogen werden können. Seit 1^94 erscheinen die „Berichte über die<br />

Tätigkeit der von der Dtsch. anthrop. (Ars. gewählten Kommission <strong>für</strong><br />

prähistor. Typenkarten", deren Kataloge wohl auch den penibelsten Forscher<br />

befriedigen dürften, und deren Karten jedem unbefangenen Betrachter<br />

mit einem Blicke die Verbreitung und Gruvpieruug der eiuzelnen Typen<br />

vor Augen führen. Im letzten Jahre sind die Latimefibeln erschienen ^),<br />

iu dereu Katalog alle Exemplare unserer Sammlung aufgenommen sind;<br />

aber erst ihre Eintragung in die Karte Deutschlands beweist klarer als<br />

die längste Erörteruug, wo die Früh- uud Mittel-Vatöueformen dicht zu<br />

Gruppen zusammengeballt sind, und woher die Spätlawneformen lN<br />

zwei Gebiete Pommerns schlechterdings nur gekommen sein können. Und<br />

ebenso verhält es sich mit allen früheren Karten, die z. B. sofort beweisen,<br />

daß die pfälzisch.hessischen und hannoverschen Nadnadeln in Pommern<br />

durchaus fehlen, während Nuder- und Scheibennadcln von Westen her<br />

bis zu uus vorgedruugen sind. Noch schlagender ist die Verbreitung<br />

der Bronzeäxte aufgeklärt: zur Zeit der Flach- und Nandäxte bildet<br />

Pommern mit Mecklenburg eine Gruppe, in die das Metall zuerst auf<br />

zwei Wegen von der Schweiz und Ungarn aus gelangte, daun verdichten<br />

sich die Absatzäxte nach Westen hin in Mecklenburg und Schleswig-<br />

Holstein ganz auffällig und reichen mit ihren Ausläufern bis Mittel-<br />

pommern, und die Zappettiate werden wiederum bei uns gegen Süd-<br />

deutschland ungemein selten, sodaß man sogar an eine Grenze uud<br />

und Scheidung beider Fuudgebiete denken könnte. Jedenfalls können<br />

«) Mamms III, 142.<br />

°) Monatsblätter 1904, 1, 11. 1907, 1. 11.<br />

°) Zeitschrift <strong>für</strong> Ethnologie 19l1, 664-817 und 930-943.<br />

Valt'sche Vtudien N. F. XVl.


Walter. Neber Altertümer nnd Ansnratmnaen in Pommern<br />

aber alle diese Karten gesichertes Material <strong>für</strong> die Funde nnr dieser<br />

wenigen Typen anch ans der Umgegend von Stettin bieten und den<br />

auch in der Vorgeschichte hen ichenden Wechsel in Kulturbesih nnd Handel<br />

deutlich erkennen lassen. Die Typenkarten sind ein glänzendes Zengms<br />

<strong>für</strong> langjährige, unverdrossene Forschung der Vorgeschichte Deutschlands,<br />

an der auch Pommern an seinem Teile mitarbeiten darf, wie denn jetzt<br />

nlir der Fragebogen über die bronze- nnd hallftattzeitlichen Fibeln vorliegt.<br />

Man darf gespannt sein, ob die Oder sich auch bei diesen Typen, wie<br />

schon sonst, als Handelsweg oder als Völkergrcnze darstellen wird.<br />

Wenn wir niln znr Steinzeit übergehen, so hat diesmal nicht<br />

die Praxis der letzten Jahresberichte fortgesetzt zn werden branchen,<br />

bisher nur in der Literatur bekanntes Material <strong>für</strong> die oft erwähnte<br />

Ancylnsperiode herbeischaffen, sondern es hat sich erfreulicherweise die<br />

schon auf 29 Stück gestiegeue Anzahl dieser ganz charakteristischen Geweih-<br />

und Knochengeräte um etliche gauz nene Exemplare vermehrt. Ans<br />

Seelow, Kreis Greifenhagen, sind drei durchlochte Hirschhornhämmer<br />

geschenkt, ans dem Rosenende hergestellt nnd auf dem Grunde eines<br />

Torfmoors gefunden, Inv.-Nr.


Walter, Ueber Altertümer und Ausgrabungen in Pommern. 195<br />

snchten Formen der frühneolithischen Schmalbcilpcriode eine gan^e Reihe<br />

paralleler Fundstellen aufzeigen, dic sich rings nin Rügen verteilen, ans<br />

der Halbinsel Ihiessow aber noch am welligsten bekannt gewesen zu sem<br />

scheinetl und darum dort noch ungewöhnlich ergiebig sind"), hier jcl<br />

gleich angeschlossen, daß auf dem Vilm sich noch Neste eines megalithischen<br />

Grabes, und auf Thiessow Spuren einer ste^nzcitlichen Wohn- und<br />

Arbeitsstätte mit Topfscherbeu gesunden haben, die natürlich dem ans-<br />

gebildeteu Neoltthikum augehöreu wurden.<br />

Können wir aber die zweite obenerwähnte und in Liehow letzthin<br />

beschriebene Industrie etwa au die Litoriuaseutuug auschließeu, so beruhreu<br />

lmr damit wieder die au diese baltischeu Küstelweränderuugeu sich<br />

auschließenden chronologischcll Fragen. Oas Hereinziehen vou Deeckes<br />

Bineta-Hypothcsc ist schon mehrfach gemißbilligt worden, sonderbarerwelse<br />

aber nur von eiuhelmischeu ^)iichtgeologen, die sie elttfach <strong>für</strong> indlscutabel<br />

erklären, während andere Geologen es doch wenigstens <strong>für</strong> möglich halten,<br />

daß ans den gesunkenen Knftenstreifen Usedoms einmal Dolmen gestanden<br />

haben können oder in der Steinzeit überhaupt Menschen gehaust Habens.<br />

Als gewissenhafter Berichterstatter muß lch aber auch in diesen! Jahre<br />

wieder notiereu, daß Wilke m seinen Nntersuchuugen über die Megallth-<br />

kultur auf dieselbe Frage zurückkommt^"), sie aber vorsichtig auch uur<br />

<strong>für</strong> sehr wahrscheinlich erklärt uud weitere Feststellungen über versunkene<br />

submarine Steiugräber wüuscht, weil dlc Hdeutisizlerung der Dollueu-<br />

periode mit der jüngsten geologischen Epoche dann als Ausgangspunkt<br />

<strong>für</strong> weitere Kombinationen bleuen könnte.<br />

Wie man bei fortgesetzter Aufmerksamkeit auch unbeaufsichtigte<br />

Grabungen und anfängliche Verzettelung von Fundstücken noch einiger-<br />

maßen verwendbar machen kann, zeigt die (beschickte des wichtigen<br />

Steingrabes von Virchow, Kr. Dramburg"). Bekannt war dort em<br />

riesenhafter Findling, der „Breite Stein", von dem allerlei Sagen<br />

gingen, aber daß diese auch hier auf prähistorische Dinge hinweisen,<br />

lehrte erst die Folgezeit. Denu zuerst fand sich uuter ihm ein graues,<br />

poliertes Feuersteinbeil, das 13 cm lang uud i) cm breit ist; bei seiuer<br />

Überweisung au misere Sammlung konute darum nur vermutet werden,<br />

es handele sich um einen Votivfund dicht an dem noch nicht gehobenen<br />

schweren Steine. Dann kam die Nachricht vou der bereits erfolgte«<br />

Sprengung, uud zugleich verlautete, daß man ein Grab oaruuter<br />

«) Stralsunder Zeitung, Sonntags-Beil. 1912, Nr. 6, S. 22.<br />

") Baltische Studien N. F. XI. 213. XIII, 203.<br />

") Mannus Bibliothek, Bd. VII, S. 155 Anm.<br />

") Mon. Blätl. 1904, 7, 111; Balt. Stud. IX, 219. Vgl. den letzten<br />

Jahresbericht, S. 204.<br />

13*


!96 Walter, Ueber Altertümer und Ausgrabungen in Pommern.<br />

gefunden habe. Nun ist endlich durch weitere Nachfrage wenigstens ein<br />

Tongefäß gerettet, das den Fragmenten nach ein weitmundiger Napf<br />

ist mit winkelförmig eingestochenen dreieckig angeordneten Verzierungen,<br />

um die zwei gleichartige Parallelstreifen lanfen. Die Berzierungsweise<br />

ist bei uns bekannt, nicht so die Napfform, wie etwa Vrunner Fig. 64<br />

und Kossiuua Abb. 7; sicher ist damit ein neues Beispiel der vou<br />

Götze trefflich beschriebenen und <strong>für</strong> Pommern nachgewiesenen, von<br />

Schumann in der Uckermark untersuchten uud von Kossiuna in den<br />

Weiterbildungeu verfolgten Gruppe der Kngelamphoren festgestellt^).<br />

Klar als steinzeitlicher Depotfund gibt sich Inv.-Nr. 6321—35)<br />

zu erkennen; es sind fünf sauber gearbeitete Feuersteingerätc der<br />

gemuschelten Technik, und zwar zwei Beile, zwei Speerspitzen und ein<br />

Meißel mit angeschliffener Schneide. Das Material ist bis auf die<br />

beiden letzten Stücke, die gelblich gefleckt sind, gleichmäßig hellgrau;<br />

erworben sind sie iu Gummauz auf dem unerschöpflichen Nügen.<br />

Schließlich lassen sich auch dieses Jahr wieder eine Reihe voll Einzel-<br />

funden aufzählen, nämlich ein undurchbohrtes Steinbeil von Friedrichs-<br />

walde, Kr. Naugard, Inv.-Nr. 6335, ein durchbohrtes von Brnsewitz,<br />

Kr. Saatzig, Nr. 6342, und ein gleiches von Neuenkirchen, Kr. Randow,<br />

Nr. 7264.<br />

Für die Mronzezeit müssen umgekehrt einige Einzelfunde zuerst<br />

genannt werden, weil sie in den Anfang der Periode zu setzen sind.<br />

Zunächst gehört dahin der Depotfuud von vier Brouzeringen ans<br />

Brüsewitz, Kr. Saatzig, Inv.-Nr. 6343; er besteht aus massiven,<br />

offenen Ringen, die sich nach den Enden hin verjüngen, aber ungleich<br />

sind und iu der größten Metallstärke zwischen 20 und 10 mm, im<br />

inntrn Durchmesser zwischen 15 bis lO oin wechseln. In die zweite<br />

Periode ist die Doppelspiralnadel zu setzen, die im Torfmoor bei Rangen-<br />

Hagen, Kr. Saatzig gefunden ist, Nr. 6334; die Spiralen aus rnndcm<br />

Bronzedraht haben acht Windungen und einen Durchmesser von 5 om,<br />

die Nadel selbst ist trotz der abgebrochenen Spitze noch 21 em lang«<br />

Der Typus wurde von Schumann noch in die jüngere Bronzezeit<br />

verwiesen und mit den einseitig aufgerollten nnd stach ausgehämmerten<br />

Nadeln in Verbindung gebracht, deren Verbreitung und frühere Zeit-<br />

ansetzung aber die zweite der erwähuten Typentarten augenscheinlich<br />

macht. Die Doppelspiralnadeln selbst sieht nun Kossinna in Überein-<br />

stimmung mit diesem Ergebnis als Zeichen der Einwirkung der keltischen<br />

") Brunner, Steinz. Keramik in Brandenburg, S. 21. Götze, Zeitsckr. f.<br />

Ethnol. 1900, 156. Schumann, Steinzeitgräber der Uckermark, 96. Kossinna im<br />

Mannus 1, S. 254.


Walter, Ueber Altertümer und Ausgradunaen in Pommern. 19?<br />

Kultur an, die in der zweiten Periode von Südwesten her sich bei uns<br />

bemerllich machte").<br />

Wenn wir die (Arabanlagen behandeln, so werden wir kaum genaner<br />

die bestimmen können, von denen entweder nur allgemeine Nachrichten<br />

eingegangen sind wie von Lüdershageu nnd Grünan, Kr. Franzburg,<br />

wo sich Grabstätten oder Brandgruben mit Bronzereste,! gefunden haben<br />

sollen"), oder ans denen nur ein Veigefäß bewahrt ist, das in einer<br />

größeren Urne nut ^eichcnbraud stand bei Seelow, Kr. Greifenhagen.")<br />

Dagegen verdanken wir eine genauere Uutersuchung zweier Grabfelder<br />

bei Schwessin, Kr. Kösliu, Herrn Pastor Magoalinski"). Es standen<br />

auf einer sandigen Kuppe in regelmäßigen Abständen mit Steinen<br />

umsehte Tongefäße, doch hatte der Ackerbau so viel zerstört, daß vou<br />

40 Stellen nur acht Gefäße geborgen werden konnten. Es sind meist<br />

leicht geschweifte Topfformen ohne Ornamente mit zwei Henkeln oder<br />

zwei bis vier spiyeuförmigen Ansätzen, mitunter mtt einer Schale<br />

zugedeckt und in dem Veichenbrand uur geringe Bronzereste enthaltend.<br />

Alle Gefäße waren von Scherben anderer gröberer Gefäße umgebeu, die<br />

nicht nachträglich zertrümmert sind. Ob ein Stein, wie behauptet wird,<br />

Nunenzeichen enthält, laßt sich ohne die nötige Nachprüfung nicht ent-<br />

scheiden. Ein Nachtrag von der Grabung des letzten Jahres förderte<br />

noch 20 Gefäße zn Tage von demselben Formenkreise, bei denen Strich-<br />

systeme öfters abwärts verlaufen uud besonders um die Heukel sich<br />

reichere Oruamentieruug augebracht findet. Eiue enerue Schwanenhals-<br />

uadel neben Bronzereste!! läßt kciuen Zweifel, daß es sich um die ältere<br />

Gruppe der Urueufriedhöfe handelt, die Schumann mehrfach beschrieben<br />

hat"). Auf der Flur des benachbarten Dorfes Mcrsin untersuchte<br />

derselbe Forscher ein Gradfeld von 14 Steinkisten mit Mützenurnen der<br />

bekannten Art, die auch in der Umgegend bei Strcckentin, Thunow und<br />

Kouikow beobachtet und in unserer Sammlung bereits mehrfach vertreten<br />

sind. Auch vou Muttritt, Kr. Aelgaro, ist ein Gefäß uud Fragmeutc<br />

dieser Art eingegangen, Inv.-Nr. t>344. Besondere Beachtung verdieut<br />

aber der Umstand, daß in demselben Formenkreise und Fundgebiet<br />

ueuerdings ein bisher völlig unbekannter Gefäßtyp zum Vorscheiu<br />

gekommen ist, und zwar schon in mehreren Exemplaren. Hausuruen<br />

waren zwar schon in andern Gegenden, aber immer in beschränktem<br />

") Volt. Stud. 46.148 und Tafel II, 2-3. Kossinna, Mannusbibliothel IX,<br />

S. 33. und Abb. 69<br />

"j Mon. Blätter 1912, 3, 47.<br />

") Mon. Blätter 19!2, 1, 15.<br />

°) Mon. Blätter 1911. 11, 168.12, 177; 1912, Nr. 5,74 mit Abbildungen.<br />

") Ball. Stud. 39, S 87 u. 90; 46, 158.


198 Walter, Ueber Altertümer und Ausarabunaen in Pommern.<br />

Umkreis isoliert gefunden, überraschen musile darum das Auftauchen einer<br />

solchen im genau bestimmten Gebiet der Gesichtsurnen. Es sei auf die<br />

Bemerkungeu verwiesen, zu deuen die Hausurne von Obliwitz, Kr.<br />

^auenburg, im 7l. Jahresbericht Beraulassuug gab^), aber es stand<br />

damals kaum zu lioffeu, daß ein glücklicher Zufall uns so bald noch<br />

neue Exemplare dieser seltenen Art zuführen würde. Als mm auch in<br />

Woedtke in demselben Kreise gleich mehrere gefunden und unserer<br />

Sammlung überwiesen wurden, gab ich bei Gelegenheit Herrn Professor<br />

Kossinna von diesem erfreulichen Ereignis Kunde. Obwohl diese Notiz<br />

nicht <strong>für</strong> die Öffentlichkeit bestimmt war, schien der Fuud doch so wichtig,<br />

daß sie sogleich im Wortlaut veröffeutlicht wurde"). Auch die an der<br />

erwähnten Stelle von mir geänßerte Meinung, daß die Füße der Urne<br />

sich wohl erklären ließen, indem man die in Norwegen noch vorhandenen<br />

Holzhäuser der dur« zur Vergleichung heranziehen könnte, die auf<br />

Pfosteu ruhen, hat in den Arbeiten des Germanischen Seminars der<br />

Universität Berlin Beifall gefunden*"). In dem zweiten Falle hat<br />

nun eine Steinkiste außer einer Nundnrne wieder eine beschädigte Haus-<br />

urne und eine andere fast unverletzte derselben Form enthalten; beide<br />

ruhten auch hier wieder auf ruuden Füßen, die letztere auf siebeu, von<br />

denen einer sich unter dein Schnittpunkt der Diagonalen der recht-<br />

eckigen Uuterflä'äie augebracht findet. Aus der Gestaltung der Seiten-<br />

wände und des Daches scheinen sich neue Aufklärungen über Fachwerts-<br />

ball, Befestigung der dnrch eine Nute gezogenen Tür und Form der<br />

Firstbalken zu ergeben. Von einem ganz andern Gesichtspunkte aus ist<br />

gleichzeitig Adrien Guebhard zu eiuer Betrachtung der Gesichtsurnen-<br />

gruppe gekommen"). Er deschränkt sich auf die an diesen Gefäßen<br />

plastisch angebrachten Ohren, und da er in seiner mit umfassender<br />

Stoffkenntnis durchgeführten Untersuchung die ungemein verschiedenen<br />

Formen der übereiuander stehendeu Henkel oder der mehrfach vertikal<br />

durchbohrten Wülste am Gefäßhalse vergleicht, kommt er zu dem Ergebnis,<br />

daß man bei gewissen Ähnlichkeiten nicht sofort auf entfernte Entlehnungen<br />

schließen dürfe; vielmehr ergäben sich gewisse Inseln der Zivilisation, in<br />

denen lokale Typen sich entwickelten, und so habe diese Gegend an der<br />

untern Weichsel auch in diesen Gefäßformen ihren eigenen Geschmack<br />

entwickelt, die über die ganze Welt verbreitete Vergleichung eines Ton-<br />

gefäßes mit einem Körper habe eben hier zur besondern Betonung des<br />

«) Balt. Stud. N. F. XIII, 208. Die ältere Hausurne ist Valt. Std. Xll<br />

im Anhang und in den Altertümern von Lauenlmrg und Bütow, S. 294, abgebildet,<br />

die jüngere, freilich nicht sehr deutlich, im Anhang zu Balt. Stud. XV.<br />

") Mannus Ili, 326.<br />

2«) Mannus III, 136.<br />

") IWNotin ä. 1. society prslnst. lrav(. 1911, VIII, 576 m. Abbild. 72—8l.


Walter, Nebrr Ausgrabungen mld Altertümer m Pommern.<br />

Gesichtes und der Ohren geführt, es sei schließlich ein religiöser Gebrauch<br />

beim Begräbnis geworden, ohne irgendwoher eingeführt zu sein. Überschaut<br />

man so das bestimmt umgrenzte Gebiet dieser Gefäße wie anch der<br />

Hausurnen, so ergibt sich eine nene Bestätigung des von Kojjinna<br />

aufgestellten Grundsatzes, Kultnrgebiete seien Voltsgebiete, und man wird<br />

es nicht zu kühn finden, wenn er unter Berücksichtigung des archäologischen<br />

Materials und der historischen Notizen m deu beuten der pommerellischen<br />

Steiukistengräber mit Gesichtsnrncn oder später einfacherer llrnen, nun<br />

auch Hausuruen, den Gruudstock der Ostgermanen, genauer das Volk<br />

der Wendilier erkennen zu köuueu meint ^).<br />

Auch die ßilenzeit hat uenes Material nnd weitere Ergebnisse<br />

gebracht. In Paiewalk, Kr. Ückermünde. hat Herr Nektor Hnntke ein<br />

Gräberfeld der Lat5nezeit untersucht, uuter dessen 20 Bestattungen sich<br />

Urnengräber mit Veichenbrand nnd Braudgrubeu fanden ^). Die schwarzen<br />

Gefäße zeigen geschweifte Topfform, Näpfe niit abgeschtein Fuß und<br />

breite Schalen, unter den Beigaben lagen eiserne Säiwcnmchalsnadeln<br />

nnd bronzene Ninge, davon einer mit Querriefelnng und verbreitertem<br />

Endstück. Mir waren bisher nnr Fllnde ans deu übrigen Perioden von<br />

Paiewalk bekannt, um so erfreulicher ist nnn die?atsaä,e, daß auch die<br />

erste Eisenzeit hier eine Ansiedelung gehabt haben muß. Die Verhältnisse<br />

liegen im allgemeinen wie bei Stettin, so daß die Stelle der heutigen<br />

Stadt auch schou früher bewohnt gewesen sein muß, während die Grab-<br />

stätten unmittelbar jenseits der Niederungen angelegt wurden, wo sich<br />

die zur Befestigung benntzten Senkungen allmählich wieder zu sandigeu<br />

Anhöhen erhoben; und wir in Stettin ist auch eiu moderner Friedhof<br />

dicht an der alten Gräberstätte angelegt. Dieses Beispiel lehrt, dan auch<br />

<strong>für</strong> Pommern solche Stellen recht wohl festgelegt werden können, die<br />

wichtige Flußübergänge beherrschen, nnd wenn sich dort Fnnde aus allen<br />

Perioden nebst Grabstätten nachweisen lassen, so müssen dadurch, so gut<br />

wie in andern Ländern, die alten Verkehrsstraßen noch zu ermitteln sein.<br />

Für Vorpommern ist dies außer dem Fundmatertal außerdem noch<br />

erleichtert durch die Nachrichten oer ältesten Berichte über die Wenden-<br />

triege, die ganz bestimmte Zuwege namhaft macheu, endlich durch die<br />

natürlichen Verhältnisse, auf die schon Schumann und Deecke auf-<br />

merksam gemacht haben. So ist wohl höchst wahrscheinlich, daß alte<br />

Verbindungen von Westen her die Ücker eben bei Pasewalk überschritten,<br />

dann die Randow bei ^öcknitz, um den Oderübergang bei Stettin zu<br />

gewinnen; das den Kreis Randow sonst nach Westen empfindlich<br />

absondernde Nandowtal tonnte wohl außerdem nur im Süden bei<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> Ethnol 1902, 2l6; 190b, 387 Mannus-Bibliothek VI, 4.<br />

Monatsblätter 1912, 3, S. 34 m. Abbild.


200 Walter, Ueber Ausgrabungen und Altertümer in Pommern<br />

Schwebt umgangen werden und war höchstens noch in der auf der<br />

Wasserscheide liegenden Furt bei Schmolln zu passieren, während weiter<br />

nördlich die flachen Ufer des Haffs kein Hinterland mehr erreichen ließen<br />

und darum im allgemeinen arm an archäologischen Funden geblieben<br />

sind. Und nun nehme man einmal die oben erwähnte Typenkarte der<br />

^awnefibeln zur Hand und prüfe sie auf diese Verhältnisse hin: in der<br />

Mark sind alle Formen dicht gedrängt bis zum Odertnie bei Oderberg,<br />

dort hören auch die frühen Formen positiv auf, aber spätere Formen<br />

verbreiten sich längs der Warthe und Netze bis zum Weichselknie bei<br />

Bromberg und von da über das Delta. Durch Mecklenburg und Hinterpommern<br />

ist nördlich von diesem Wege eine völlig leere Zone geblieben,<br />

wohl aber zieht sich ein zweiter Streifen nur späterer Formen dichter<br />

an der Küste von Nostock bis Danzig hin, und dieser Zug geht über<br />

Pasewalk zur Oder, euthält auch die bekannte streng auf Mecklenburg<br />

uud Vorpommern beschränkte Bariante der sog. Pommerscheu Fibel.<br />

Wohl gemerkt lehren dies nur die Fibeln, eine Eiuzeichmmg der Gräberfelder<br />

würde das alles noch mehr bestätigen können.<br />

Zwei technische Beobachtungen mögen hier eingeschoben werden. Die<br />

auch in Pasewalt beobachtete schwarze Färbung der Tongefäße ist oft<br />

einer Behandlung mit Graphit zugeschrieben worden. Nun stellt aber<br />

De ecke") fest, daß dies Mineral in Deutschland selten und in Pommern<br />

gar nicht vorkommt, also eingeführt sein müßte. Möglich wäre indes<br />

auch die Verwenduug graphitischer Kohle, die beim Erstarren geschmolzenen<br />

Eisens gewonnen wird, und dies um so mehr, da diese gefärbten Tougefäße<br />

wohl nur mit Eisensachen gefunden würden wie in Nutzte und<br />

Koppenow. Experimente müssen diese Frage zweifellos feststellen können.<br />

Mit der vorgeschichtlichen Metalltechnik in unserm Lande beschäftigt sich<br />

em Aufsatz von ^6on Coutil über die Ambosse der Bronzezeit, von denen<br />

wir drei Exemplare besitzen ans den großen Depotfunden von Plestlin<br />

und Vietkow. Wenn irgend etwas, so beweisen diese Geräte die Ausübung<br />

der Nrouzetechnik in unserm Lande und charakterisieren solche<br />

Funde als Händler- nnd Gießereiwerkstättenfunde, in denen auch<br />

Nruchware und Gußklumpen vorkommen. Schumann kannte nur<br />

wenig Exemplare und dachte an Beziehungen mit der Schweiz, jetzt sind<br />

im ganzen 2b aus Europa namhaft gemacht "), aus Deutschland außer<br />

unsern Stücken kein einziges, wie Ambosse auch in der so reich entwickelten<br />

Bronzezeit Skandinaviens fehlen, in England, Italien, Griechenland<br />

vereinzelt, in der Schweiz und Frankreich aber zahlreich vorkommen.<br />

")) Monatsblätter 1911, 6, 90.<br />

") I/K0MM6 prelliLtolique 1912, 4, 102 und 6, 183 m. Abbild. — Balt.<br />

Stud. IV, 140 mit Abbild.


Walter, Neber Altertümer und Ausgrabungen in Pommern. 201<br />

Es ist Nar, wie diese Zusammenstellung wieder wichtig <strong>für</strong> dm Metall-<br />

import wird, und ihre Kleinheit beweist, daß der Handwerker sie mit sich<br />

führte, mit der untern Spitze in Holz einließ und anf der ebenen Fläche<br />

oben nur kleinere Sachen bearbeiten konnte wie etwa schartig gewordene<br />

Axtschneiden, auf der dachförmig eingeschnittenen Fläche des andern<br />

Stücks wohl auch Schmucksachen, weniger Vronzegefäße. Ihre Seltenheit<br />

läßt vermuten, daß man sonst steinerne Nuterlagen benutzte.<br />

Aus der Zeit römischen Kultureiuflusses sind Gräberfelder bei<br />

Dramburg uutersucht. Auch hier liegen sie wie in den oben angeführten<br />

Stadten unmittelbar vor der Mauer der Stadt auf ansteigendem Sand-<br />

gelände, die dazu gehörige Ansiedelung ist also abermals unter der<br />

heutigen Stadt zu vermuten. St üben rauch hat die früher schon<br />

gehobenen Funde uud seine eigene Ausgrabuug zusammenfassend<br />

beschrieben"). Danach lagen am Fuße des Kettenberges eine Anzahl<br />

von Vrandgruben, weiter hinauf schloß sich eiu Skelettgräberfeld an,<br />

von dem noch acht Gräber geöffnet sind; jene wareu oberflächlich, diese<br />

tiefer, aber auch neben den letztern kamen Vrandgrubeu vor. Tongefäße<br />

fanden sich nur in den Nrandgruben, schwärzliche mit schmaler Stehflüche<br />

und meist ohne Henkel, und die Neste von Eisen- und Nronzefibeln ließen<br />

auf die frühe Kaiserzeit schließen. Die sorgsamer untersuchten Skelett-<br />

gräber ließen noch deutlich Männer (Beil, Schere, Messer von Eisen,<br />

Gürtelblech) und Frauen (Spinnwirtel, Sichelmesser, Ton- und Glas-<br />

perlen, zwei oder drei Fibeln) unterscheiden, zwei Steine könnten<br />

gelegentlich als Amboß gedient haben, wie eben erwähnt. Die Fibeln<br />

sind durch ihre Form als Augenfibeln uud kräftig profilierte von<br />

Al mg ren dem Ausgang des 1. und Beginn des 2. Jahrhunderts<br />

zugewiesen, und zu demselben Ergebnis gelangt Blume, vondessen im<br />

letzten Jahresbericht angekündigten Werke mir bei Erstattung dieses<br />

Berichts erst die ersten vier Kapitel vorliegen.<br />

Jüngst hat die bescheidene Vorgeschichtsforschuug in unsern Breiten<br />

sich sogar mit der altern vornehmern Schwester, der klassischen Archäologie<br />

verbünden können, um etwa zu ermitteln, wie und wann wohl in<br />

römischen Nronzestatuetten die Erzeugnisse des italischen Kunsthandwerks<br />

ihren Weg bis an die Ostsee gefunden haben mögen. Fre brich hat<br />

zunächst eine feste Grundlage <strong>für</strong> die Untersuchung geschaffen durch<br />

Aufzählung aller in Ostdeutschland gesicherten neun Stücke, von denen<br />

drei auf Pommern kommen. Sie gehören wie die 28 sonst in Europa<br />

bekannt gewordenen der gallisch-römischen Industrie des 2.—4. Jahr-<br />

hunderts u. Chr. an, sind aber nicht <strong>für</strong> den Export gearbeitet, noch<br />

weniger von Germanen verfertigt. Vermutlich sind sie vom Westen<br />

Baltische Studien XV, 145 m. Abbid.


Walter, Neber Altertümer und Ausgrabungen in Pommern<br />

her durch Händler verbreitet oder von Germanen mitgebracht worden,<br />

die ans römischen Diensten in die Heimat zurückkehrten. Ihre Fund-<br />

stellen lassen vermuten, das; man sie in Gewässern und Mooren als<br />

Weihegaben niederlegte. Wie die silberplattierte Statuette des Dionysos<br />

von ^iebenow, Kr. Greifenhagen, zu den ältesten und wertvollsten gehört<br />

uud mit einem Exemplar ans Herknlanum verglichen ist, so wird die<br />

Aronzestatuette von Wopersnow, Kr. Schivelbein, zum Ausgangspunkt<br />

einer Untersuchung über den Typus des Iuppiter Dolichenus genommen,<br />

dessen Verehrung sich bei den römischen Soldaten einbürgerte und hier<br />

den Genius des Gottes in Knabengestalt darstellte. Die dritte Statuette<br />

von Schivelbeiu ist verloren gegangen'"j.<br />

Aus der Mikingerzeit kann von der Fertigstellung zweier Stücke<br />

berichtet werden, die einzig in ihrer Art <strong>für</strong> unsere Sammlung genannt<br />

werden müssen. Von Schmuckstücken im Stil der nordischen Tier- und<br />

Bäuderverzierung besaßen wir nur den sog. Neliquienkasteu der h. Kordula<br />

in Kammin, jetzt ist auch eine Buckelfibel von Zwilipp, Kr. Kolberg,<br />

wieder hergestellt und in Abbildung veröffentlicht worden. Mühsamer<br />

und zeitraubeuder war die Hebung, Ergänzung und Aufstellung eines<br />

Wikingerschiffs, das unsere Sammlnng nnn um eine wesentliche Sehens-<br />

würdigkeit bereichert hat. Es ist mehrfach erwähnt worden, wie es bei<br />

Charbrow, Kr. Naumburg, gefnndeu und trotz mannigfacher Schwierigkeiten<br />

geborgen werden tonnte, wie die nicht unerhebliche» Kosten <strong>für</strong> seine<br />

Wiederherstellung durch eine Sammlung in Stettin aufgebracht werdeu<br />

mußten, uud wie der Magistrat <strong>für</strong> das eine Zeit lang im Königstor<br />

aufgestellte Fahrzeug beim Ban des nenen Museums durch einen<br />

besondern Raum uud eigene Anlage <strong>für</strong> seine Einbringung Sorge trug.<br />

Nun hat es als erstes Stück unserer Altertümersammlung seinen Einzug<br />

in den Neubau gehalten, und die <strong>Geschichte</strong> seines Fundes uud genaue<br />

Beschreibung und Würdignng hat mit gntem Abbildungsmaterial<br />

Le nicke geliefert 2»).<br />

Aus der Mendenzett hat Haas gelegentlich seiner steinzeitlichen<br />

Beobachtungen auf der Nügenscheu Halbinsel Thiessow noch einen Wall<br />

ermittelt, der in 5(X) m ^änge qner über die Halbinsel verläuft und<br />

nur einen Durchgang hat, stellenweise noch 10 m hoch ist und einen<br />

350 in langen Vorwall besitzt. Nachgrabungen sind noch nicht vor-<br />

genommen, auch fehlt es an Nachrichten über die Errichtung dieser<br />

Vandwehr, doch scheint die Anlage wie der sog. Mönchsgraben bei Vaabe<br />

") Fredrich, Die in Ostdeutschland gefundenen römischen Vronzestawetten.<br />

Programm des Kgl Gymnasiums zu Küstrin, 1912.<br />

") Bau- uud Kunsldenkmäler der Kreise Lauenburg und Vütow, 191!,<br />

S. 3l'5, Abl). 1 die Fibel, Abb 2-7 das Boot.


Walter, Neber Altertümer und Ausssrnbungen in Pommern.<br />

aus der vorgeschichtlichen Feit .zu stammen. Jedenfalls ist die Entdeckung<br />

des bisher nirgends erwähnten Walles dankenswert nnd weiterer<br />

Untersuchung wert. Im Zusammenhang mit der vorgeschichtlichen Platzwahl<br />

<strong>für</strong> Siedelungen uud Aefcstiguugeu stcheu schließlich die Vemerkungeu<br />

von Menzels über das älteste Äelgaro. Da läßt sich wieder eine<br />

vorgeschichtliche Straße feststellen, die von Kolberg über Velgard nach<br />

Nakel führte uud sogar <strong>für</strong> Wagen fahrbar war, nud bei geologischen<br />

Arbeiten kamen auch Spuren der wendischen Feste auf dein Hügel am<br />

Amt beim Zusammenfluß von Persante und ^eitznitz zu Tage. Es<br />

fanden sich in 2 m Tiefe in duutler, mit Kohleu durchsetzter Erde<br />

zahlreiche wendische Scherbeu, Haustierkuocheu und eiu Schläfeuriug,<br />

auch läßt trotz aller späterer Umbauten die künstliche Ausschüttung<br />

iumitten des Sumpfes als ursprünglicher Bnrgwall sich noch erkennen.<br />

Die Vage war strategisch uud kommerziell recht günstig, sodaß schou in<br />

den altesteu Schilderungen Aelgards Wohlstand uud Bewohncrzahl iu<br />

übertriebener Weise gepriesen wird 2"), nnd da uuu sowohl außerhalb des<br />

lNrabens nordwestlich weudiscke Funde gemacht siud als auch uordöstlich<br />

in der heutigeu Altstadt, so wird daraus der Schluß gezogen, daß diese<br />

Übergangsstelle au der Persaute schon iu vorgeschichtlicher Zeit au eiuem<br />

Haupthandelswege gelegen und ein wichtiger Faktor im damaligen<br />

Welthaudel gewesen sei.<br />

Auch im abgelaufenen Jahre ist also die pommersche Vorgeschichte<br />

wieder eiu Stück weiter gekommeu, beinahe in allen Perioden hat sich<br />

Neues zum Alteu gefnnden oder Zusammenhang und ^icht gezeigt, wo<br />

bisher noch weniger Klarheit herrschte, und die nun eudlich begouuene<br />

Überführung unserer Sammlung in das neue Museum wlrd ja wohl<br />

auch dazu beitragen, daß mau den heimischen Altertümern auch iu<br />

weitern Kreisen mehr Teilnahme und Wohlwollen entgegen zu bringen<br />

sich entschließt.<br />

") Monatsblätter 1912. 5, 6s.<br />

2") Ball. Stud. 1845 XI, 1, 164.


Verzeichnis der Mitglieder<br />

der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> f>ommersche <strong>Geschichte</strong> lind ^Iltertumskunde,<br />

lIanuar<br />

Der Königliche Obcrpräsident von<br />

Pommern v. Waldow, Exzellenz<br />

ä. Ehrenmitglieder.<br />

l^r. Fabrieins, 3enatsvrasident a. D. ,<br />

in Strali und.<br />

Friede!, E.. Geh. Negicrnngsrat in<br />

Berlin.<br />

Nieck, :)iittmeisterd.N. a. D. Stettin,<br />

Rutsch, Hans, Geh. Oberregierungsrat,<br />

Konservator der Knnndenkmäler,<br />

in Berlin - St egli ^.<br />

Dr. Simon, Walter, Geh. Ncgiernngsrat,<br />

Prof. m Königsberg i. Pr.,<br />

Kopcrniknsstraße.<br />

Dr. Vcrnheim,Erllst,Gek.Negiernngsrat,<br />

o. Professor in Greif swald.<br />

Dr. Froinhold, (tzcorg, Och. Instizrat,<br />

o. Professor in (Hreifswald.<br />

Dr. Deecke, Wilhelm, o. Professor in<br />

Frei burg i. Vr.<br />

l)r. Freiherr von Maltzahn - Gültz,<br />

Exzellenz, in Gültz, Vorpom.<br />

Baltische Studien N. I. XVI.<br />

L. Ftorrcspondierende<br />

Nichter, Wilh., Vehrer enl


Ur. Conwentz. Geh., Regiernllgsrat<br />

in Berlin.<br />

Hnpp, Otto, Prof. i. Tchleisheim-<br />

München.<br />

Berg, N., Pastor in Torgelow.<br />

Dr. Perlbach, M., Professor, Ober-<br />

bibllolhekar in Berlin.<br />

Vogel, Otto, Rentier iu Stargarl^<br />

i. Pom.<br />

!>,-. Prümcr>5, Rod., l^ch. Arckivrat,<br />

Professor, Kgl. Aränrdircttor ln<br />

Posen..<br />

Dr. Kossinna, Professorin Berlill-<br />

Groß-Vichterfelde.<br />

Dr. Bär, Gch. Archivrat. Kgl.<br />

Archwdirektor ln Coblcuz.<br />

Tpieiberg, Hans, Oberpostassistent<br />

ill Köslin.<br />

Dr. Heinemann, Otto, Kgl. Archivar<br />

in Magdeburg-Buttau.<br />

c. Lebenslängliche Mitglieder.<br />

Anerbach, A., Kanfmann in Berlin,<br />

v. Borcke, Rittergntsbes. in Vabes.<br />

v. Vrüning, Kgl. Landrat a. D.,<br />

Honlburg v. d. H.<br />

Göring, P., Rittergutsbesitzer, ill<br />

Seeburg - ^eoni, Obcrbayern.<br />

(Kufe, Rittergllt'?bes. in Streckcntill<br />

bei Dargislaff l. Pom.<br />

Nordahl 8LN., C., Kommerzienrar<br />

in Ztettill.<br />

Siebenbnrger, Oekonomierat in<br />

Berlin-Groy-^ichterfelde.<br />

Toepffer, A. E., Kommerzicnrat in<br />

Stettin.<br />

Verzeichnis der Mitglieder.<br />

0. Ordentliche Mitglieder.<br />

Alt-Grap e bei Pyritz.<br />

Krohn, Pastor.<br />

Alt-Knddezow bei Pllstamin.<br />

Treptow, Pfarrer.<br />

Antlam.<br />

^nlldw. (5'ill- ll. Verkanfsverein.<br />

. Beintker, Professor.<br />

Beyer, ^ndw., Seminarlehrer.<br />

Blbliotbef des Kgl. Seminars.<br />

Bl'nggemann, Fr., Kailfulalln.<br />

l^raeff, Walter, Buchdruckereibesiker.<br />

Das l^ymnasinnl.<br />

Halle, Albert, kaufmami, Stadtrat.<br />

Hecker, Kaufmann.<br />

Henschel, ^., Oberlehrer.<br />

Horn, Heinr., Kaufmann.<br />

.' Horn, Martin, Kausm. u. Direktor.<br />

Der Kreisausschllß.<br />

Der Magistrat.<br />

Mcch, Amtsgerichtsrnt n. D.,<br />

Rittergutsbesitzer.<br />

Munter, .,!-., Hclmnt, Fabrikbesitzer.<br />

Fran Ploelz, Wwe.<br />

Putlitz, Allg., Kaufmann.<br />

Necke, Fabrikbesitzer.<br />

Dr. moll. Ncmte, Sanitätsrat.<br />

Schade, Illstizral.<br />

Vogel, Tierarzt.<br />

Bahrenbnsch bei?ottin.<br />

v. Aonin, ^andrat.<br />

Barstcwltz i. Pom.<br />

Gans Edler Herr z. Pullitz, Nittergb.<br />

Barth.<br />

Dr. Ost, Direktor der Realschule.<br />

Basenthin bei Schönhagen l. P.<br />

v. Flemming, Ritterglttsbesitzer.<br />

Battinsthal b. Krakow (Kreis<br />

Randow).<br />

Block, F., Nittergutsp.


Bauten.<br />

Jacob, G., I^ic. llws>^, Pastor omor.<br />

Negge row bei Demmin.<br />

Dieckmalln, Pastor.<br />

Belgard a. Pers.<br />

Droysen, P., Prof.<br />

v. Hagen, Landrat.<br />

Heling, Professor.<br />

Klemp, Bnchdrnckereibesiher.<br />

Der Kreisausschns;.<br />

Der Magistrat.<br />

Bell in bei Hckermünde.<br />

Vielfeld, P., Fabrikbesitzer.<br />

Benz in Pom.<br />

Graf Flemming, Erblandmarschall.<br />

Bergen ans Nügen.<br />

Der Kreisausschnß.<br />

Schneider, Ernst, Kunsthistoriker.<br />

Berlin,<br />

v. Behr - Pinnow, Kammcrherr<br />

I. Maj. der Kaiserin.<br />

Bcrg, Amtsgericktsrat, Karlsborst,<br />

Wildenstcinerstr. 8.<br />

Daene, Joh., Friedman, Var^inerstras^c<br />

5.<br />

DaUmer, Direktor d. Crefelder Stahl.<br />

Werkes, W., Negensbnrgerstr. 33.<br />

Lio. Dr. Graebert, Wilmersdorf,<br />

Günzelstr.<br />

Gribel, Kammergerichtsrat, NW.,<br />

Schleswiger Ufer 13.<br />

Dr. iur. Haken, Geh. Negicrnngsrat,<br />

Wilmersdorf, Nicolsbnrger Pl. 1.<br />

Haupt, Apotheker, W. 50, Würzburgerstr.<br />

15.<br />

Nr. iur. Koch, Wilh., Referendar a.D.,<br />

Steglitz, Albrechtftr. N9.<br />

?enz. Geh. Kommerzienrat, NW.,<br />

Brückenallee 4.<br />

Verzeichnis dei Mital'iedcv. 207<br />

> v. ?cttow-Vordeck, Gcnchtsassessor<br />

a. D., Wllmersdors, Prin^regentstraße<br />

l(^.<br />

Mesner, H., Architekt, N., Nene<br />

Hochstr. 40».<br />

?nbbelc, Direktor d. Pr. Boden-Credit-<br />

l Nr. Menzel, Hans, Nicolasse,<br />

Miehlkc, Oberlehrer, Neukölln,<br />

Ober-Nealschule.<br />

Müller,(K.,Steglitz,Holstemischestr.53.<br />

Niittgens, Kunstmaler, NW. 1d,<br />

Düneldorferstr. 13.<br />

Dr. Münze, Pfarrer, NW. 52,<br />

Calvinstr. 14.<br />

Scherlnger, M., W. 8, Mohrenstr. 52.<br />

Graf Schliessen, Generalleutn. z. D.,<br />

EzMeilz, W. 15, Olelbtreustr. 31.<br />

Schmidt, Fr., 8tmi. tlieol., N. 24,<br />

Linienftr. 120.<br />

s)r. Soenderop, Kgl. Bezirks-Geologe,<br />

SW. 11, Kleinbeereustr. 21.<br />

l)r. Steffens, W., Oberlehrer,<br />

Wilmersdorf, Düsseldorferstr. 11.<br />

?abbert, Willy, Iugenieur, Weidmannslust.<br />

Wegener, Stadtsyudikns, Schöneberg,<br />

Stierstr. 3.<br />

Dr. Freih. von Wolf, Grnnewald,<br />

Herbertstr. 10.<br />

Beßwitz,Kr. Nummelsbmg.<br />

v. Zitzewitz, Nittergntsbesitzer.<br />

Bielefeld.<br />

Schaum,Eiseubahu-Verkehrs-Inspekt.<br />

Blesewitz bei Anklam.<br />

Kolbe, Rittergutsbesitzer.<br />

Bonin b. Vianow, Kr. Köslin.<br />

Dahlke, Lehrer.


20«<br />

Verzeichnis der Mitglieder<br />

Vorntuchen, Kr. Vütow.<br />

Hahn, Pastor.<br />

Vast. Kantor.<br />

Oorrentin b. Mctschow.<br />

v. Hoeven, Nitlergntbesitzer.<br />

Bor uz in bei Denzin,<br />

v. Zitzewitz, Rittergutsbesitzer.<br />

B r a l l e n t i n i. Pom.<br />

von der Osten, Major a. D.<br />

Äraunsckwei g.<br />

Tetzlaff,E.,Ei,'eubahnsek.. Gemast. I.<br />

Breslau.<br />

Marbach, Hauptm. n. Artillerieoffizier<br />

vom Platz, Hedwigstr. 3>7.<br />

A n b l i tz.<br />

Der Kreisausschust.<br />

Bnto w.<br />

Ewan, Lehrer der Oberschule.<br />

Herr, H., Brallereibesit^r.<br />

Der Kreisausschuß.<br />

Das Kgl. Lehrerseminar.<br />

Wurms, W., Qberpfarrer.<br />

l^adow bei Völschow.<br />

von Heyden, Staatsmin., Exzellenz.<br />

C a m m i n (Pommerns<br />

von Koller, Staalsmin, (5rzellenz.<br />

Der Kreisausschuß.<br />

Vüpke, Archidiatouus c?m6l-.<br />

l)r. Oelgarte, Oberlehrer.<br />

Schneider, Archidiakonus.<br />

Schulze, H., Tachdeckermeister.<br />

Das Kgl. Seminar.<br />

Spuhrmann, N., Lehrer.<br />

Weicker, Superintendent.<br />

Charbrow bei Vietzig, Kreis<br />

Lauenburg i. Pom.<br />

v. Somnitz, l3rbkämmerer, Negiernngsrat<br />

a. D.<br />

C h a r l o t t e n b n r g.<br />

Dr. Äartelt, Rechtsanwalt, Holtzendorffstr.<br />

191.<br />

s>l-. Äretschkewitjch, Wennarerstr. 2ft.<br />

, Amtsqer.-N., Berlinerst. !^.<br />

!>l'. Knster, Professor, Geheimer<br />

Medizinalrat, Schlüterstr. :u;.<br />

Vncht, Reglerungsbaumeister.<br />

Rnnge, Oberst a. D., Spcnerstr. 2^.<br />

^ran Keheimrat Dr. ^anselow,<br />

Kaiserdalnm 103.<br />

(5 ratz ig Vez. Koslin.<br />

v. Kamele, Nittergntsbesider.<br />

Crien bei Anllam.<br />

Kasten, Pastor.<br />

Daber Kr. Naugard.<br />

u. Diest, Geuerallcutu. z. D., Exzell.<br />

l)l-. meli. Weber, Arzt.<br />

D a n z i g.<br />

Das Kgl. Staatsarchiv.<br />

Darmietzelb. Qnartschell,Nckerm.<br />

Iaenicke, Fr., Gutsbes.<br />

Demmi n.<br />

Dr. luEcl. Vehnke, Stadtrat.<br />

^<br />

Bröcker, Vrennereibcsitzer.<br />

Busch, Bantoirektor.<br />

I)s. in6lH. Dietrich, Medizinalrat.<br />

Drascher, Stadtrat.<br />

Dr. (Hesellius, Auchdruckereibesitzer.<br />

Das Gymuasium.<br />

l)r. iur. Lemm, Stadtsyndikus.<br />

Leopold, Vl., Hotelbesitzer.<br />

Der Magistrat.<br />

Neitzte, Kaufmann.<br />

Dr. iur. Ziemsen, Rechtsanwalt.<br />

D e u t s ch - E y l a u.<br />

v. Köthen, Oberleutn.<br />

Dobberphulb. Doclitz i. Pom.<br />

Nechtiolz, Oekonomierat.


D o e r i n gsh ag cn b. Greifenberg<br />

i. Pom.<br />

Dr. Plantiko, Pfarrer.<br />

D r a in burg.<br />

Bornemann, Amtsrichter.<br />

Das (^Nlnnasinnl.<br />

Nr. Jahn, ^!, Professor.<br />

Nr. Kausch, Oberlehrer.<br />

Nr. Kleist, Geh. Negierungsrat.<br />

Der Kreisausschuß.<br />

Der Magistrat.<br />

Melkers, Rechnungsrat.<br />

Rofeufeld, Rechtsauwalt.<br />

Oas Kgl. Seminar.<br />

Sonncnburg, Haus, Oberlehrer.<br />

3vider, Krcisticrar^t.<br />

Oronisig b. Zei^.<br />

Nr. Stadenow, Oberlehrer.<br />

Dünow b. Dorphagen.<br />

Krause, l5., Nitterglltsbcs.<br />

Stiers walde.<br />

Sä,crpmg,Nlttergittsb., Moltkcst. 3l.<br />

Hilbuer, Pastor, Bismarckstr. ^.<br />

(Kichwerderb. Ferdinandstein.<br />

v. Vodungen, Kgl. Oberförster.<br />

E l b i n g.<br />

Brasse. Vankdir., Nordd. Creditanft.<br />

E l d e n a.<br />

Hasenjäger, Professor.<br />

Die ^andwirdschaftsschule.<br />

Eventill bei Waudshagen.<br />

Zplittgerber, Pastor.<br />

Fahr enwalde b. Brttssow, U.^.<br />

Frau Helmut Toepffer.<br />

Verzeichnis der Mitglieder.<br />

F r a n z b u r g.<br />

v. Scwuiterlow, Eril.<br />

Fritzow bei Cammiu.<br />

Strecker, Pastor.<br />

Frohnau, Mark.<br />

Nr. m?l!. Nlldolphsou, Arzt, Franzislanerweg.<br />

lhartz a. O.<br />

Herda, Tierarzt.<br />

^auge, Konrektor, f.d.Vildunq^verciu.<br />

Petrich, Superiuteudeut.<br />

'Zeut, Nmtsgcrichtsrat.<br />

Nr. iur. ^olPlardseu, Nechtanwalt<br />

und Notar.<br />

Nr. Wenlaud, Nymu.-Direkt. Prof.<br />

l^ e e st e m ü n d e.<br />

! Nr. ^eluckc, lAymn.-Direkt., Prof.<br />

, Gingst auf Rügen.<br />

! (Hercke, Superintendent.<br />

O o l d a p.<br />

v. Wussow, Oberl. i. Ins..Neg. 44.<br />

G o l l n o w.<br />

Der Nildungs'Vereitt.<br />

l)r. me) r e i f e n b e r g i. Pom.<br />

Bolle, Apothckenbesitzer.<br />

Fabricius, Professor,<br />

l^oehtz, Bürgermeister.<br />

Kude, H., Tiesbauuttternehmer.<br />

Der Kreisausschuß.<br />

Der Magistrat.<br />

Nr. Wehrmanu, M., Gymnasial'<br />

Direktor, Professor.


2lO<br />

G re i f enh ag e n.<br />

Der Kreisansschnß.<br />

Der Magistrat.<br />

Der Vorschußverein.<br />

Grimni e n.<br />

Wächter, Max, Rektor.<br />

Groß - Ne etz bei Pollnow.<br />

v. Teltow, (^ener. d. Ins. a. D. Erzcll.<br />

Groß-Tychow.<br />

von Kleist-Mehow, Landrat.<br />

Günlershagen b. Stoewcn.<br />

Koch, W., Kgl. Amtsrat.<br />

H a l b e r st a d t.<br />

von Wnssow, Generalinajor.<br />

Halle a. 3.<br />

Dr. me6. Bundt, Kreisarzt, An d. Universität<br />

1.<br />

H a m e l n.<br />

Nassow, Negicrungsbanmeister.<br />

Heidelberg.<br />

Dr. Schroeder, N., Geh. Nat, o. Prof.<br />

He i nri chs dor f. Bez. Köslin.<br />

Hübner, W., Pastor.<br />

Heydebeck bei Plathe, Pom.<br />

Friede!, Knrt, GiUerdirettor.<br />

Iacobshagen, Pom.<br />

Knack, Lehrer.<br />

Ianow, Kr. Änklam.<br />

v. Schwerin, ^tittergntsbesiher.<br />

Iuchow i. Pom.<br />

Dennis, ^liittergutsbesitzer.<br />

Karlsruhe (Baden).<br />

Benoit, Geh. Baurat, Hirschstr. 9^.<br />

Klap tan b. Luden, Vez. Viegnitz.<br />

von Brannschweig, Major a. D.<br />

Klein-Tpiegel b. Gr.-Mellen.<br />

Freiherr v. Wangenheim, Nitterglttsd.<br />

Klo fin. Kr. Pnritz.<br />

Geiw, Pastor.<br />

K l ü lz o w bei ?targard i. Pom.<br />

Mahltnch, ^iil<br />

Verzeichnis der Mitglieder.<br />

Klützow bei Stargard i. Pom<br />

Frau Wendhausen, Nittergntsbes.<br />

K o l b e r g.<br />

Conrtois, Bnchdruckereibesitzer.<br />

Hindenburg, Konnncrzicnrat.<br />

Ieske, Kanzleirat.<br />

Der Kreisausichnft.<br />

Lorbeer, Professor.<br />

Der Magistrat,<br />

v. Mellentin, Amtsgerichtsrat.<br />

Schmidt, Pastor.<br />

Dr. Wehrmauu, Gymllasial


Hassan, Kr. (Arcifswald.<br />

Panlcl, Pastor.<br />

^aueuburg i. Pom.<br />

Acitz, Amtsrichter.<br />

Ur. Vorschki, Dekau.<br />

Iil-, n,e Kr. Kol berg.<br />

Heise, P., Rittergutsbesitzer.<br />

M uttrin b. (Nroß-D)chow.<br />

Ostcrwald, Pastor.<br />

^)iaugar d.<br />

v. Bismarck, ^andrai a. D.<br />

Docring, Rechtsanwalt nnd Notar,<br />

l^r. Flelschmann, Arzt.<br />

Hein, Rechtsanwalt nnd Notar.<br />

Der Kreisailsschuß.<br />

Moeckel, Kgl. Regierungsbanmeistcr.<br />

Der Polytechnische Verein.<br />

Rctzlaff, Tierarzt.<br />

Naumburg a. 2.<br />

Non, Referendar, Will). Wagnerst. ^.<br />

Nendargsow b. Wictstock.<br />

Harnack, Rittergntsbcsitzcr.<br />

Neuen dorf b. Vorkenfricdc.<br />

v. Borcke, Rittergntsbesiber.<br />

Neugrafte bei Pyritz.<br />

Dnnkel, Ritterglltsbesiher.<br />

Nenhans b. Oreisendagen.<br />

Zelter, ))l., Rittergutsbesitzer.<br />

Neu-Lobitz bei Köntop, Kr.<br />

Drambnrg.<br />

Dr. iur. Tielsch, Rittergutsbesitzer.<br />

Neustettin.<br />

Das Kgl. Fürstin Hedwig-Gymnas.


212<br />

Nenst ettin.<br />

Klaje, K., Professor.<br />

l)r. Knaut, Arzt.<br />

Der Kreisallsschuft.<br />

Neklam, Professor.<br />

Teich, Oberlehrer.<br />

Wille, Professor.<br />

Nicderwallnf a. Rhein.<br />

Prillò ^. Cchönaich-Carolath. Vandrai.<br />

O h l a ll Schles.<br />

von Koller, Majoratsbes.<br />

Pangritz-Kolonie Kr. Elbiug.<br />

Iclldreyc.^yk, Apotheker.<br />

P a n s i n.<br />

v. Pnttkamer, Regier.-Asscssor a. D.<br />

Parsow b.<br />

v. Gerlach, F<br />

Pasewalt.<br />

Hautke, Rektor.<br />

Karow, O., Oberlehrer.<br />

Der Viagistrat.<br />

Das Realgymnasium.<br />

Schcidlinl^, ^., Buchliäudler.<br />

3änemcr, Kaud. d. hod. Vehramts.<br />

3imoms, Professor.<br />

l)t'. karges, (^ymuasialdirektor.<br />

Pensi u d. Dcmmin.<br />

Vulfi. Hamnm. a. D., Nittergntsb.<br />

Plathe in Pom.<br />

l^raf v. Viomarck-Ostell, Majoratsb.<br />

Podciu ch.<br />

3troelner, Kaufmann.<br />

Pöll tz.<br />

Wendt, P., Seminar-Oberledrer.<br />

P o l z i n.<br />

Der Vildungsverein.<br />

Kadow, Buchdruckcreibenher.<br />

Der Magistrat.<br />

MMe, Vedrer.<br />

Nietardt, )U., ZparfassewNendant.<br />

Verzeichnis der Mitglieder.<br />

P o m m e r c n s d o r f.<br />

Labs, Pastor.<br />

P r e n z l a n.<br />

Freiherr von Mallzahn, ?andrat.<br />

Wiacker, Oberbnrqcrmcister.<br />

P rivi g.<br />

v. (^rilnbcrg, Nittcrgnt^besivcr.<br />

Pyri tz.<br />

l>r. Hartwig, Sanitätsrat.<br />

l>r. Haß, Oberlehrer.<br />

l>r. Holsten, gymnasial-Direktor.<br />

Jahn, Professor,<br />

v. Koller, Kgl. Landrat.<br />

Der Krrisansi'ämß.<br />

Der Magistrat.<br />

Niarseille, Professor.<br />

l)r. Schirmcister, Professor.<br />

3chllltz, Gymn.-Oberlehrcr a. D.<br />

Die 3tadthanpttasse.<br />

Die Staotschnltasse.<br />

Zllnkcr, Seminar-Oberlehrer.<br />

Quedlinburg.<br />

Nr. Müller, F.,Pros.. Adelhcidftr. l4.<br />

Nac;nit in Ostpnnsien.<br />

Dr. Neinecke, Amtsrichter.<br />

N a ni i n d. ('yralndoiv.<br />

s)r. Scmmler, Nnioevsitnts-Proi.<br />

Regen walde.<br />

Herrlinger, G., Kaufmann.<br />

Reinickendorf- West.<br />

Dr. Schnitze, (Hraf-Häselerttr. ^0.<br />

Relzow bei Antlam.<br />

v. Vornftädt, Rittergutsbesitzer.<br />

R orche n b. Königsberg i. Nm.<br />

Müllcnsieften, Pastor.<br />

Rosen fel de b. Liebenow i. Pom<br />

v. ^tciuäckcr, Äaron, Nittergntsliej.<br />

R il g c n w a l o e.<br />

Haase, Lehrer.<br />

Rosenow, Vehrcr.


N u m m c l s b n r g, Pom.<br />

Ter Kreiöausschlls^.<br />

N ü alt, P.,<br />

Hainanu,<br />

r^. A., Professor,<br />

u. Voos, Kgl. Vaudrat.<br />

Der Magistrat,<br />

^lenmaull, Direktor.<br />

Dr. Starte, Professor.<br />

Thcel, Sekretär.<br />

l)r. Pent5kc, Professor.<br />

l)r. m^


214<br />

Stettin.<br />

Bartels, Oberpräsidial^Nat.<br />

Barts, Kaufluann.<br />

Bauchwih, Zahnarzt.<br />

Die Kql. Vaussewerfschllle.<br />

Bccg, Franz, Kaufmann.<br />

Di-, iur. Behm, MaMrats-Amssor.<br />

Nr. med. Bethe, Arzt.<br />

Nr. n,r. Bischofs, Syndikus.<br />

Bittner, Landrichter.<br />

Nlaschke, Kaufmann.<br />

Blan, Rentier.<br />

Bleß, Natszimmernteister.<br />

Blnnlc, F., Dir. d. Prov.-Zuckersied.<br />

Nr. Blümcke, Professor.<br />

Borchert, M., Kaufmann.<br />

Dl', m^d. Borck, Assistenzarzt.<br />

Nr. Vorkowski, Kand. d.h. Lehramtes.<br />

Nr. Vorllcmann, Professor.<br />

Bracsel, Chef-Ncdaltenr.<br />

Brandt, E., Kauflnann.<br />

v. Ärockbansen, Lql. Vandrat a. D.<br />

Nrusch, Pastor.<br />

Bneck, Ncg.-Banrat.<br />

Pnrmeistcr, Joh., Buchhändler.<br />

Carullth, E., Kaufinann.<br />

Dahle, Kanfmann.<br />

Dannn, I., Wissenschaft!. Vehrer.<br />

Denhard, (^eh. Neq.-N., Landc^rat.<br />

Dcvantier, Gottfr., Kaufmann.<br />

Dittmer, A., Hofmaler<br />

I)r. z,)kil. Dohrn, Stadtrat.<br />

Dreist, Professor.<br />

Drews, Geheimer Vanrat.<br />

Dndy, Direktor.<br />

Ehlert, A., Bildhancr.<br />

Edrcnwcrth, Iustizrat.<br />

Ehrlich, Winenschaftl. Lehrer,<br />

v. Eisenhart.:Uothe, ^aildesdauvtln.<br />

Nr. s>dil. Euderlein, Kustos,<br />

^ingelbrecht, Oberzollkoutrollenr,<br />

Hauptmann d. L.<br />

Verzeichnis der Mitglieder.<br />

3 t e tt i n.<br />

Engeln,, Ncntier.<br />

Falk, Schlachthofdircktor.<br />

Flebrantz. Apotheker.<br />

Mischer, Bruno, Kanfmann.<br />

Mischer, Fran Vaillneister.<br />

^sran l)r. Flechtncr.<br />

v. Frankenberg u. Proschlitz, Veutu.<br />

Nr. m?l1. Freyer, l^eh. Äiediüualrat.<br />

Fricke, Auttsgerichtsrat.<br />

Friedebcrg, Iustizrat.<br />

l^. Nr. Fricdensliura., Geh. Archivrat,<br />

Archivdircktor u. Professor.<br />

Gaedcl, Professor.<br />

Nr. Oantzcr, Professor,<br />

von l^aruier, Hauptuianu.<br />

Nr. s^Mie, Tauitätsrat.<br />

Nr. Wehrke, Direttor des 3tädt.<br />

Glaeser, Kgl. Baurat.<br />

lNodow, Vtittelschullchrcr.<br />

Goldammer, H., Bnchdruckcreibcs.<br />

Oounermann, Oberlehrer.<br />

Nr. (Goethe, Gnmnanal-Direktor.<br />

., Kaufnmnn.<br />

, K., Kallfmann.<br />

Nr. ^raßmann, Provinzial-Zchnlrat.<br />

Gribcl, Geh. Kommcrzieurat.<br />

Nr. Grotefend, Kql. Arcinvar.<br />

Grnbe, Stadtbaninspektor,<br />

l^rnndmann, H., Privatlehrcr.<br />

l'^runow, Nod., Kaufmann.<br />

Nr. Haas, Professor.<br />

Haase, Stadtrat.<br />

Nr. mec^ Haeckcl, Professor, Direktor<br />

am städt. Krankenhaus.<br />

Hahn, A., Professor.<br />

Nr. pkil. Hahne, Ttadtschulrat.<br />

Hanow, Avothckenbcfil5cr.<br />

Hanow, Professor.<br />

Hartmanu, (5., Kanfmann.<br />

Havemann, Stadtbauinspettor.


Stettin.<br />

Heerdegen, Chefredaktenr.<br />

Demptenmacher, Kaufmann.<br />

Dr. Herbst, Professor.<br />

Hering, Kaufmann.<br />

Herms, Amtsgerichtsrat a. D.<br />

Herrmann, Stadtrat.<br />

Heß, S. H., Bücherrevisor.<br />

Hiutzc, Geheimer Vanrat.<br />

Dr. Hoffmann, Hans, Oautdirektor.<br />

Dr. Hoffmanll, Privatgelehrtcr.<br />

Hilbner, Inl., Kaufnmnn.<br />

Huth, Professor.<br />

Iahnke, Pastor.<br />

Iantzen, Eugen, Tchifsban-Ingcnicnr.<br />

Dr. Island, Professor.<br />

Jobs!, Professor.<br />

Käiemacher, Kommerzicnrat.<br />

Karow, Konsnl.<br />

Kajelow, Rentier.<br />

Kasten, Kanfmann.<br />

Kirftein, A., Kanfmann.<br />

Kiöter, Konsnl.<br />

Klettner, Rentier.<br />

Klütz, Insterai.<br />

Kneisler, Geheimer Banrat.<br />

l, F., .kanfmann.<br />

e, P., Kanfmann.<br />

ft, Pastor.<br />

K'rawcznnski, Fabrikbesitzer.<br />

1>i-. Krcnsch, Oberlehrer.<br />

.Xrösing, W., Kanfmann.<br />

Knck, Kaufmann.<br />

Finhlow, E., Direktor.<br />

Kühne, Maurermeister.<br />

Knr.z, Inl., Kanfmann.<br />

Knster, Germania-Äeamter.<br />

Die ^andwirtschaftskalnlner.<br />

Dr. Lehmann, Sanitätsrat.<br />

Dr. Vebmann, P., lHymn<br />

h., Iilttizrat.<br />

Verzeichnis der MilMdcr.<br />

Stettin.<br />

Dr. sillil. Ventcke, Weh.<br />

Dr. iur. Lcmckc, Varu.,<br />

i'cuh, R., ^abrilbesiner.<br />

! ^e.^llls, Kanflnann.<br />

! ?inducr, Kanfmann.<br />

. ^ieckfeld, Konsul.<br />

Dr. ^,er, Oderlehrer.<br />

Dr.,<br />

, W., Kanfmann.<br />

IX l^r. Vnlmann, Pastor.<br />

Magnnua, l^eh. Insterai.<br />

Niauasse, (^., Koinmerziellrat.<br />

!>r. iur. Vlallll, Illstizrat.<br />

Dr. slllil. Äichel, Privatczelebrter.<br />

Dr. pllil. Äicillhold, Professor.<br />

Meister, Instizrat.<br />

Meister, C. (^., Kanfmann.<br />

Dr. Metcke, Oberlehrer.<br />

Dr. Mild, Professor.<br />

Mihlaff,<br />

Mocfcr,<br />

l)r. m


Stettin.<br />

Verzeichnis der Mitglieder.<br />

Ploetz, Lehrer.<br />

Dr. inr. Primo, Iust^rat.<br />

Przygode, Oberlehrer.<br />

Qlliftorp, M., Kommerzienrat.<br />

Regener, Kanfmanll.<br />

Rchfeld, Zeichenlehrer.<br />

Der Rentervercin.<br />

Richter, Alfred. Kanfmann.<br />

D. l),.Richter, Konsiftorialpräsid. a.D.<br />

Dr. Richter, Zahnarzt.<br />

Rieck, Natsmanrermeister.<br />

Or. mcci. Rieck, Augenarzt.<br />

Dr. pini. Riczlcr, ^inseumsdirektor.<br />

Di. mt'd. stolli«, Arzt.<br />

Nösener, (^eh. Regiernngs-n.Äanrat.<br />

Nnchardt. Frall Alina, Rentiere.<br />

l)r. Ri'lhl, Stadtiänilrat a. D.,<br />

Professor.<br />

Salomon, M., Kaufmann.<br />

2aran, Drnckereibcsii.;cr.<br />

Saunier, Vilchhändler.<br />

Scheibcrt, Kanflnann.<br />

Schennemann, Vandesrat.<br />

Schiffmann, Dircttor.<br />

Schintte, Juwelier.<br />

Schlorff, Oberlehrer.<br />

l)r. med. Schlüter, Sanitätc-rat.<br />

Schmidt, H., Ratszimmermcistcr.<br />

Schneider, Geh. Instizrat,<br />

landesgerichtsrat.<br />

Dr. Schönbeck, Oberlehrer.<br />

Schulz, G., Kaufmann.<br />

Dr. meä. Schultz, P., Sanitätsrat.<br />

l)i-. meli. Schulze, l^eh. Medizinalrat.<br />

Schmierer, Oeh. Oberposnat, Ober-<br />

postdirektor.<br />

Seeger, Kansmann.<br />

v. Scelig, Photograph.<br />

Setzte, Kanflnann.<br />

Sommer, Rektor.<br />

Stettin.<br />

nl, Pastor.<br />

, Kanfmann.<br />

ötahlberg, Kanfmann.<br />

l>l'. Stcinlnück, Professor,<br />

^tcngcl, Superintendent.<br />

r. Teich, Professor.<br />

Tetzlaff, O., Kanfmann.<br />

Theilne, H., Kanfmann.<br />

Tlncle, R., Professor.<br />

Thieme, Kaufmann.<br />

l)r. iur. Thodc, Bnrgermeister.<br />

Thoms, H.. Rentier.<br />

Tilnnl, Professor.<br />

Der Tonristen-Klnl).<br />

Nrban, :liektor.<br />

Dr. Biet, Oberlehrer.<br />

7)r. Walter, Professor.<br />

Wartenberg, Architekt.<br />

Wattrnraat, Rettor.<br />

l)r. mesi Wehr, Arzt.<br />

Wehrmann, P., Iustizrat.<br />

Wehrmann, H., Referendar.<br />

Weiß, W.. Vankproknrist.<br />

Wenzel, K., Kaufmanll.<br />

l)r. l»l»il. Wimmer, Chemiler.<br />

Wlochow^ki, Bankproknrist.<br />

Wöljert, E., Kanfmann.<br />

Wolff, Stadtsynditus.<br />

Wolff, F., Direktor der Germani.,.<br />

Wossidlo, Maz-, Kaufmann.<br />

Zander, Eugen, Stadtrat.<br />

Zelter, Instizrat.<br />

Zcppernick, Kanfmann.<br />

Ziegel, Apotheker.<br />

Zicmsen, Staatsnnwalt.<br />

Zimmer, Referendar.<br />

Stolp !. P.<br />

Dr. pbll. Äonin, R., Mittelschnllehrer.


Stolp i. P.<br />

u. BnmlNg, Kgl. Valldrat.<br />

Äütow. P., Nettor.<br />

Dr. Vütow, 6.<br />

krause, Geh. Ncgiernnqsrat.<br />

Der Kreisansichns;.<br />

Der Niagistrat.<br />

Nürnberg, Postverwalter a. D.<br />

Der Verein f. Hcimatsk. Hinterponl.<br />

Zielte, Oberbürgermeister.<br />

Stolzenbnrg, Kr. Randow.<br />

?enz, H., Nlttergntsbesitzer.<br />

S t r a l s u n d.<br />

Etlich, Amtsgerichtsrat.<br />

Die Natsblbliothet.<br />

Streiten se bei Anllam.<br />

v. HeydeN'Vinden, 5!iittmeistcr.<br />

s w i n e m ü n d e.<br />

Nentendorff. ätenerinspektor.<br />

v. Bötticher, Kgl. ^andrat.<br />

Herrendörfer, Instizrat.<br />

Hiannatt), Oberpfarrer.<br />

Der jtreisausschnß.<br />

Krist, Alfred, Komnl.<br />

Der Magistrat,<br />

vi-. Pochat, AM.<br />

Htech, Gerichtsasfcssor.<br />

Voeltel, Erzpriefter.<br />

Wagner, Professor.<br />

Wicsener, Oderpfarrer emsi-.<br />

T e m p e l b n r g.<br />

Dr. meci. Kiese, Arzt.<br />

Hahn, Nud., Kaufmalln.<br />

Knhl'e, E., Instizrat.<br />

vr. m^ä. Prettin, Arzt.<br />

Nademacher, Amtsrichter.<br />

Trampte, Pom.<br />

Klein, W., Postassistent.<br />

Verzeichnis der Mitglieder.<br />

Trepto w a. N.<br />

l>r. Doerks, Professor.<br />

Am Ende, Oberlehrer.<br />

(Nrnndmann, Insti.zrat.<br />

Das (^ymnasinnl.<br />

Ter Magistrat.<br />

Treptow a. T.<br />

Dr. meä. Worocl, Ar.^l.<br />

Il ck e r m ü n d e.<br />

Der HNeisattsjchllst.<br />

Il s e d o in<br />

Onrthardt, Nettor.<br />

(^ranzow, Zimlnerinelster.<br />

Warsow, Äe>. Stettin.<br />

Krohn, Pastor.<br />

W e st - Slvi n c.<br />

' Oaedccke, Architekt.<br />

Wisbn bei Winmitz.<br />

Or. v. d. Osten, Nittcrglltsbcs.<br />

W o l g a st.<br />

Das Prognmnasinm.<br />

Wollin i. Pom.<br />

Ornbc, Pastor.<br />

Klng, Anusrichter.<br />

Der Vlagistrat.<br />

l>r. Porrat, Professor.<br />

Werth, Oberlehrer.<br />

Wussentin b. Liepen i. Pom.<br />

Wessel, W., Lehrer.<br />

Zezenow, Kr. Stolp.<br />

Oraf v. Zitzewil), Kammerherr.<br />

Ziegenhagcn bei Nceh.<br />

v. Kornatzki, H., Hofmüllcr, Nittergb.<br />

Ziobrischten bei Prötnls,<br />

Kr. Memel.<br />

Völtskow, H., Vcsitzersohli.<br />

^ ullchow a. O.<br />

Ziehe, N., Kallfnmnn.<br />

Zwielipp bei Degow.<br />

Asmus, öehrer.<br />

Berichtigung falscher Allgaben ill dein obigen Verzeichnis wird gebeten.


über die<br />

öer Denkmäler in der Vrovinz<br />

in der Zeit<br />

vom l. ONober 19N bi3 30. Teptember lMii.<br />

l. Zusammensetzung der Somnnsston.<br />

Am Schlüsse des Berichtsjahres gehorten der Kommission an als<br />

Mitglieder:<br />

1. der Landeshauptmann der Provinz Pommern von Eisenhart-<br />

Nothe in Stettin, Borsitzender der Kommission,<br />

2. der Oberbürgermeister Dr. Ackermann in Stettin, stellvertretender<br />

Vorsitzender,<br />

3. der Rittergutsbesitzer Kolbe in Blesewitz,<br />

4. der Kaiserliche Wirkliche Geheime Nat ». Freiherr<br />

von Maltzahn-Gültz in Gülh,<br />

5. der Pastor Pfaff in Selchow,<br />

6. der Kammerherr Oraf von Zitzewitz in Zezenow,<br />

als Stellvertreter:<br />

1. der Superintendent Gercke in Gingst,<br />

2. der Rittergutsbesitzer von Kamele in Cratzig,<br />

3. der Obcrbmgermmtcr Kolbe in Stargard,<br />

4. der Geheime Iusti'M l>. langemat in Stralsund,<br />

5. der Erste Bürgermeister Sachse in Köslin.<br />

Provinzial-Konservator war der Geheime Regiernngsrat Professor<br />

Ol'. ^emcte in Stettin.


der Kommission.<br />

Die Silmllg dcr Kamnnision fand statt unter dem Vorsitze des<br />

^cmdeshanptmanns von Eisen hart-Rothe am 12. Dezember 191 l;<br />

anwesend waren außer dem Vorsitzenden, der Oberbürgermeister !),-.<br />

Ackermann, der Rittergutsbesitzer Kolbe, der Wirkliche Geheime Rat<br />

Freiherr von Maltzahn-Gultz, derKainmerherr Graf von Zitzewltz<br />

und der Provinzial-Konservator I),-. ^!emckc. Anch wohnte der Sihnng<br />

bei der Vorsitzende des Provinomi - Ansschnsses Vandschaftsdircttor<br />

von Köller-Osselen.<br />

Allsgelegt waren die seit der letzten Silznng eingegangenen Drnckschriften<br />

der Kommissionen anderer Provinzen nnd Regierungsbezirle:<br />

1. aus Schleswig-Holst ein des Direktors des Thanlow-<br />

Musenms, des ^andesbibliothekars, der Provmzialtommission <strong>für</strong> Knnst<br />

nnd Wissenschaft und Denkmalpflege und des Provinzial-Konservators<br />

<strong>für</strong> das Jahr 1910,<br />

2. ans Westpreußen, Bericht der Provinzialkommission zur<br />

Verwaltung der Provinzial-Mnsecn über ihre Tätigkeit im Jahre 1910,<br />

/5. ans Brandenburg, Geschäftsbericht der Provinziallomnnsswn<br />

<strong>für</strong> Denkulalpflege und des Provinzial-Konservators über die Jahre<br />

1909 uud 1910,<br />

4. aus Schlesien, Bericht des Provinzial-Konservators der Kunstdenkmäler<br />

über die Tätigkeit vom 1. Januar 1909 bis 31. Dezember 1910,<br />

5. aus Hannover, Bericht des Provinzial-Konservators über die<br />

Wirksamkeit der Deukmalpsiege im Jahre 1910/11,<br />

0. aus Ostpreußen, Bericht des Provinzial-Komervators nnd<br />

andere Druckschriften der Denkmalkommission <strong>für</strong> 1910,<br />

7. aus Posen, Bericht des Prouinzial-Konservators über die<br />

Denkmalpflege vom 1. April 1909 bis :N. März 1911,<br />

8. aus Wiesbaden, Jahresbericht <strong>für</strong> das Jahr 1910,<br />

9. Verhandlungen des m Danzig abgehaltenen XI. Tages <strong>für</strong><br />

Denkmalpflege am 29. und 30. September 1910.<br />

Vorgetragen wurde der von dem Provinzial-Komervator verfaßte<br />

Entwurf des XVII. Jahresberichts, der die Denkmalpflege in Pommern<br />

während der Zeit vom 1. Oktober 1910 bis znm 30. September 1911<br />

behandelte; der Bericht fand die Zustimmung der Kommission uud ist<br />

iu derselbe» Weise wie bisher veröffentlicht und verbreitet wordeu.<br />

Er ist in der Zeitschrift „Baltische Studien" der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

pommersche Geschickte und Altertninstnnde N. F. Band XV abgedrückt<br />

und außerdem iu Soudtt-drucken verbreitet, auch sämtlichen Pfarrämtern<br />

Pommerns im Wege des Umlaufs zugegangen; er wird allen, die sich<br />

da<strong>für</strong> interessieren, von dem Provinzial Konservator anf ausgesprochenen<br />

Wunsch unentgeltlich zugesandt.


— IN -<br />

3. ltryaNunss und MiederNerilellung von Denkmälern<br />

Arbeiten größeren Umfanges und , u S t a d t c ll.<br />

Der llmfassellde Ausbau des Innern wie des Ansterll bat an dell<br />

Marienkirchen m Bclgard lllld Dramburg begullnen, wird jedoch<br />

selncn Abschluß erst später erveichen löllllen; die Oberlcitnng liegt ili<br />

der Hand der betreffenden Hochbauämtcr. In Stolp ist die Verlegung<br />

der (Heorgskavelle nnd ihr Wiedcranfban an anderer Stelle ili der<br />

alten Form ans dem alten Material begonnen, aber znr Zeit ins<br />

stocken geraten. In CÜreifswald sind die Erueucrungsarbeiten an<br />

der Mariellkirche nnd Iakobikirche einstweilen vertagt, m Köslin fnr die<br />

Nlariellkirchc vorbereitet, in St r als nnd der Ausball der Katharmen-<br />

tirche des eheulaligen Dominikanerklosters znr Aufnahme des Museums<br />

geplant, in Stettin der Verkauf und Abbruch der Iohanniskirche des<br />

ehemaligen Franziskanerklosters voll zuständiger Stelle definitiv abgelehnt,<br />

der Stadt bleibt ihr ältestes und architektonisch bcdeuteudstes Hau-<br />

denkmal erhalten, das zu den schönsten der ganzen Provinz gehört; über<br />

die spätere Verwendnng uud den dazu gehörigen Ausball steht dle<br />

Entscheidung noch ans. Fnr die Denkmalpflege ist es ein grofter lhewiuu,<br />

daß die Erhaltnng gesichert ist, nachdem seit !A Jahren von verschiedenste!!<br />

Seiten auf die Zerstörung hingearbeitet war. ^nr die Peter.Panlskirche<br />

Stettins wird ein schon lange als notwendig empfnndener, nmfasscnder<br />

Ansban des Innern vorbereitet. Für die Kirche des Städtchens<br />

Nichtenberg, die zu deu wertvollste» Denkmälern des all solchen<br />

keineswegs armen Regierungsbezirks Stralsuud gehört, ist es bisher<br />

noch nickt gelungen, die <strong>für</strong> den hochuotweudlgen Ausbau erforderlicheil<br />

Mittel in ansreichendem Maße zu beschaffen<br />

Eine Ausmaluug hat erfahren die Schloßkirche in Stolp durch<br />

deu Maler Hans Zepter-Berlin, in Aussicht geuommeu wurde sie <strong>für</strong><br />

Körlin a. Penante und Freienwalde; eiu gemaltes Olasfenster<br />

nach einem Entwürfe von Gebr. Linnemann in Fraulfurt a. Main soll<br />

erhalte» die Kathariueutlrche in Gollnow.<br />

Was ill dieser Art sonst an audereu Orten mfolge gutgemeiuter<br />

Stiftungen beschafft ist, verdient nicht Erwähnung. Hioch immer besteht<br />

die Meinung, gemalte Fenster seien unter allen Umständen ein schöller,<br />

ja der schönste Schmuck einer Kirche, und so findet die minderwertigste<br />

Fabrikware Zugaug zu uusern äkirchen, ohne dast vorher erwogen wird,<br />

ob nicht durch das verschiedeufarblge Vicht audere Ausstattungsstücke wie<br />

Altäre, Kanzeln, Orgeln it. a. m. in ihrer farbigen Wirtuug Eiubuße<br />

erleideu, oder gar völlig totgemacht werdeu, gauz abgesehell voll der<br />

meist recht uuküustlerischen Allsführung, namentlich des figürlichen<br />

Schmuckes. Auch die gesamte Raumwirkuug eiuer Kirche und ihre<br />

Valtlsche Cwdien N. F. XVI. .-


- IV —<br />

eigene farbige Vcmalnng kann darunter leiden und ist schon an mehr<br />

als einem Orte empfindlich geschädigt worden.<br />

Die sehr notwendige Ausbesserung der Kapelle ans dem Marktplätze<br />

in Pöliu konnte ans Mangel an Mitteln bisher noch nicht in die<br />

Hand genommen werden. Der geplante Abbruch der ehemaligen Heiligen<br />

Geist-Kapelle in Demmin ist vertagt worden. In Greifswald<br />

wnrde ein Durchhau des Dachgeschosses im Nnthanse vorgenommen, um<br />

<strong>für</strong> die städtische Verwaltung mehr Nänme zn gewinnen; die Denkmalpflege<br />

konnte im Hillblick darauf, das; dieser Notbehelf nur fnr tnrze<br />

Zeit Abhilfe schaffen wird, daß aber der Denkmalwert des Natham'es dabei<br />

zu kurz kommt, sich damit nicht einverstanden erklären. In Kol berg<br />

hat man es bei banlichen Veränderungen im Nathanse überhaupt nicht<br />

<strong>für</strong> nötig gehalten, dell Provinzial-Konservator zn hören.<br />

Ausbau und Wiederherstellungen in Landkirchen.<br />

Ans dem Lande ist die Tätigkeit und Mitwirkung des Konservators<br />

in mehr als s>l) Orten ili Alispruch genommen. So erfreulich diese<br />

Znnahme ist, darf doch nicht verschwiegen werden, daß die Inanspruchnahme<br />

mitunter zn spät erfolgte, und somit Nicht mehr nutzen konnte.<br />

Anzuerkennen ist das zunehmende Bestreben, die Kirchen würdiger<br />

nnd wohnlicher zu machell, auszuschmücken uud zu verschönern, in Stand<br />

zn setzen und mit Türmen zn versehen. Es ist nicht immer leicht, den<br />

nach dieser Richtung geänderten Wünschen zu entsprechen, besonders wenn<br />

es sich nm Erweiteruugen und Vermehrung handelt der Sitzplätze<br />

infolge der Ansteilnng von Gütern und der dadurch bewirkten Vermehrung<br />

der Teelenzahl. Gerade zu dem bequemsten und wirtsamsten Mittel,<br />

der Aufstellung loser Stühle, wollen sich die Landgemeindelt nur selten<br />

verstehen, uno verlangen bauliche Veränderungen, die den Denkmalwert<br />

des Kirchengebändes und seiller inneren Einrichtnng zerstören würden.<br />

Ebenso macht das Verlangen nach Heiznngsvorrichtnngen nicht selten<br />

erhebliche Schwierigkeiten. Auch das Bestreben, die Kirche auszumalen,<br />

ehe uoch die Wände gehörig trocken sind, anch die Mangclhajtigkeit der<br />

Vüftungsvorrichnmgen und ihrer Bedienung sind der Denkmalpflege oft<br />

hinderlich. Vcider aber finden sich noch immer Gemeinden, in denen<br />

die Wiederherstellung älterer Kuustwerkc auf Widerspruch stößt, weil sie<br />

aus vorreformatorischer Zeit flammend, „uur dem katholische« Aberglauben<br />

Vorschub leisten würden". Es sei m dieser Beziehung hingewiesen auf<br />

die in der Anlage I mitgeteilten Ministerial-Erlasse vom 9. Oktober 1844<br />

nnd vom 11. Dezember 1890, in denen die maßgebenden Gesichtspunkte<br />

<strong>für</strong> die Beurteilung dieser Sache in aller wünschenswerten Dentlichteit<br />

dargelegt sind.


V —<br />

An den meisten ländlichen Ortcn sind die Arbeiten noch nicht<br />

abgeschlossen, an vielen sogar ans längere Zeit vertagt, weil die Mittel<br />

iloch nicht beschafft werden konnten, aber doch wenigstens fo weit vorbereitet,<br />

daß bei günstigerer Gelegenheit an die Ausführuug gegangen werden kann.<br />

Als meist wohlgelnngen sind hervorzuheben die Arbeiten in Woitzel,<br />

Pnmptow, (Ar. Schönfeld Kr. Oreisenhagcn, Eichenberge, Güstow Kreis<br />

Nandow, Vinde bei Bahn, Blumberg Kr. Pyritz, Vottin, Schmolsiu,<br />

diepen Kr. Anklam. beider werden Kirchenränme zur Ansmalnng<br />

noch immer trotz aller Warnnngen des Konservators Stnbenmalern<br />

anvertrant, wobei Ansstattnngsstücke von künstlerischem Werte gewohnlich<br />

einer rücksichtslosen Übertünchnng oder Übcrmalnng verfallen, weil es<br />

den Beanftragten an der Begabung nnd Vorbildung sur diese Anfgabe fehlt.<br />

In Angriff genommell wurde der lange vorbereitete Ansban der<br />

Kirche in Altefähr, der Vollendnng nahe gebracht, die sehr schwierige<br />

Wiederherstellung des Epitapbs <strong>für</strong> Joachim v. Wedel in Krcmzow, bei<br />

dessen Bearbeitung ungeahnte, weil vorher von dicker Tünche überdeckte<br />

Schönheiten zntagc tamen; so vornehmlich in dem Marmorrelies des<br />

Jüngsten Tages. Abb. I. Eine uieluerhcihende Wicderherstellnng ist<br />

im Werte in der durch reiche Ausstattung ausgezeichneten Kirche von<br />

Gr. Instin. Die Behandlnng der Kirchen in Alt'Sommersdorf Kreis<br />

Demmln, nnd Warnitz muß als durchaus deukmalwidrig bezeichnet<br />

werden. Niedergebrannt sind infolge Blitzschlags die Kirchen in ^uckow<br />

uud Grambow, beide im Kreise Randow, beide namentlich in dem<br />

<strong>Bestände</strong> ihres sorgfältigen Qnadermanerwerts von hohem Denkmalwerte<br />

nnd dem 13. Iahrhnndert entstammend. Sachgemäße Wiederherstellung<br />

ist <strong>für</strong> sie vorbereitet, ebenso sin das Innere nnd den Turm der Kirche<br />

des benachbarten Namin, die an Alter und Denkmalwert jenen beiden<br />

noch vorangeht.<br />

Für die Holzfachwerkkirchen in Podewils, Woedtkc Kr. Greifenberg,<br />

Geiglitz, putzig und Pritteu mußte wegen Baufälligkeit der Abbruch<br />

bewilligt werde».<br />

Heißluft-Heiz nugeu neueren Systems fangen an auch in<br />

Dorftirchen Eingang zu fiudeu, sie haben neben anderen Vorzügen auch<br />

den, daß sie im .^ircheninuern am weuigstcu storend auf dcu Naum<br />

wirken. Vorbereitet werden sic <strong>für</strong> ^rilzow, Kr. Kammiu, Zedliu und<br />

Voigtshagcu, Kr. Greifcuberg.<br />

Die Veräußeruug eilles Kronleuchters der Kirche iu Radduhn<br />

wurde vou der Aufsichtsbehörde uicht genehmigt.<br />

Die Glocken der abgetragenen Kirche in Eggesm wnrden, nachdem<br />

der Nenban nelle Glocken erhalten hatte, der Filialtirche in Hoftpenwalde,<br />

die der Glocken ganz eutbehrte,


— VI —<br />

4 5chutz der Denkmaler.<br />

Das Oesek vom 15. Juli IW7 gibt den Stadtgemcindcn das<br />

Necht durch Orts stat ut e ihre Denkmäler vor Vernustaltlmg zll schützen:<br />

aber gerade diejenigen Städte Pommerns, die dell größten Schatz<br />

all Denkmälern besitzen, die des Schnees bedürfen, Stralsuud, Stargard<br />

llnd Pnrik cutbelneu eines solchen Statnts noch nmner. Das herrliche<br />

Bild, das Stralsnnd bisher dein vom Vahnbofc der sich der Stadt<br />

Nahenden bot dnrch dell ungehinderten Blick auf die gewaltige, aber<br />

schön sich gliedernde Alasse der alles überragenden, stolz sich türmenden<br />

Marienkirche, ist jetzt <strong>für</strong> alle Heit verdorben dnrch ein neu erbautes,<br />

übergroßes Halls, das gerade die Marienkirche samt dem Tnrmc zu<br />

cmem großen Teile dem Blicke entzieht, so daß das Stadtbild, dessen<br />

Sckädiguug ans der Nordseite im letzteu Jahresbericht zu beklagen war,<br />

eine noch auffälligere Beeinträchtigung ans der weit verkehrsreicheren<br />

Westseite erlitten hat. In Pyritz wird nach wie vor die unvergleichliche<br />

mittelalterliche, in seltenster Vollständigkeit erhaltene Ltadtwehr dnrch<br />

Nmbauuug in kurzsichtiger nnd rücksichtsloser Welse bedrängt; der schölle<br />

Trutzbau des Stcttiuer Tors und s^iues ebenbürtigen (Genossen, des<br />

Eulcnturms, wird, wenn es so weiter geht, dem sticke allmählich gau^<br />

entrückt sein. In Stargard nt .^war den Schäden des Walllors<br />

abgeholfen, aber es lst hohe Zelt, daß das ehemalige Zeughaus vor<br />

weitcrem Versalle geschürt wird. Die im vorigen Berichte au5-<br />

gcsprocheue Anregung, daß in Kol berg etwas geschehen möge zur<br />

Erhaltung der wenigen älteren Häuser, die alle Belagerungeu der ssestmig<br />

überstandeu habeu, in lclder lllcht erfolgreich gcweseu. Mit Besricdiguug<br />

in zu berieten, daß in Schlawe das Kosliner Tor, ill Belgard das<br />

Hohe Tor dringend notwendigen Tchntzes sicher sind; möchte das Gleiche<br />

bald anch dem mächtigsten aller pommerschen Tore, dem Steintore in<br />

Ant lam und dem Puloerturme llnd dem „Hohen Steiue" daselbst in<br />

sachgemäßer Wiederheiurlluug .^ltell wcrdcu. Der Durchbruch einer<br />

Pforte in der Stadtmauer ist in -tt'ammlu uach der Boddemcite, in<br />

^rcifswald nach der ^raueltkliulk gewährt wordeu. Iu Stargard<br />

wurde au Stelle der eingefallenen Maller am Walltore ein Staketenzauu<br />

errichtet und das angrenzende aus dem vot gewichene Wiekhaus abgetrageu,<br />

in Kos li n die Niederlegung eines Teiles der Stadtmauer all der<br />

Aiugstratze geuehmigt.<br />

Am Schlosse zu Spliker auf Nügeu ist die Beseitignug der<br />

Ullpasscudcn lleilen Zmneukränze alls .^'llllststein ill die Wege geleitet<br />

und dle Beklcidnug der Türme mit Barockhaubeu der alten ssorm<br />

vorgesehcll. '?.''!t Dant in ail^nerkellncll, daß die voll eiller begrüuteu<br />

Schutthalde gällzlich bedeckten Trümmer des Bergfrieds voll Halls


— VII —<br />

Demmin bloßgelegt nnd in ihrem Znsammenhange so befestigt sind,<br />

daß der inmitten herrlichen Banwuchscs Gelegene Nest als malerische Nninc<br />

erhalten werden kann. Der Turm war im dreißigiährigell Kriege mit<br />

Pnlvcr gesprengt worden. Für den vollständiger crhaltcllen Bergfried<br />

in ^öcknih, der bis in die Schwedens! lunciu in allen Kriegen als<br />

Drcknng des wichtigen Überganges nbcr das snmpfigc Tal der Naudow<br />

wiederholt der Schallplatz heißer Kämpfe gewesen, ist ein die Erhaltung<br />

sichernder Ausbau geplant. Abb. 2 nnd 55.<br />

Der diesjährige Tag <strong>für</strong> Denkmalpflege wnrde am !9. bis<br />

?l. Septelnber in Halberstadt abgehalten; ihm ging voraus am Itt.<br />

cme Bcrsaiunllullg dcr preußischen Proviuzial- nnd Bezirks-Kollscrvatoreu<br />

nnter dem Vorsilbe des Konservators dcr Knnstdenkmäler, Geheiluen<br />

!iDber-Ncglernngsrats ^ n tjch ; die in dem letzten Jahre in dcr amtlichen<br />

Tätigkeit gemachten Erfahrungen wnrden besprochen nnd leitende Grund'<br />

säbc fnr die in der Nege! sich wiederholenden oder zn erwartenden<br />

Allsgaben aufgestellt. Die Berhandlllngen des Tages selbst und die<br />

Bcsichtignugcn der Baudenkmäler nnd ihrer reichen KnniMätzc in<br />

Halberstadt, wie m den Nachbarstädten Quedlinburg nnd Goslar boten<br />

ciueu uuerschöpflicheu Stoff zur Belehrung über Denkmalfragen aller<br />

Art. Einen vorläufigen Bericht üder die geiamte Tagung brachte die<br />

Nr. 14 der Zeitschrift „Die Denkmalpflege", zugleich auch deu Wortlaut<br />

des Vortrags des Geheimen Ober-Baurats Hoßfcld: Technisches ans<br />

dcr Denkmalpflege; dcr stenographische Bericht wird binnen knrzem erscheinen.<br />

Denkmäler.<br />

Die Sammlung nnd Erforschung der vorgeschichtlichen Denkmäler,<br />

deren Pommerns Erde Jahr fnr Jahr eine reiche Fülle speudet, ist in<br />

der bisherigen Weise fortgesetzt in Stettin durch die <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

pommersche <strong>Geschichte</strong> uud Altertumskunde uud iu Stralsuud durch das<br />

ProvillMl-Mmeuul. Die Stettiner Sammluug führt zur Zeit lhre, iu<br />

mim Iahrzchuteu zusammcugebrachtcn Schätze über in das neu erbante<br />

Städtische Mnscnm anf der Hakentcrrasse, dessen stolzer Van ihr die<br />

Möglichkeit bietet, ihreu Iuhalt in späteren! Umfauge zur Erscheiuuug zu<br />

brlugcu uud olmc die bisher ill dem altcu Naume auferlegte Vescl,ränkung;<br />

die vou der Provin^ialverwaltuug bereit gestellteu Mittel gestatteten es,<br />

alle Gegenstände, die dessen bedürfen, ill dell zweckmäßigsten Museums<br />

schränken neuester Konstrnktiou uuter^ubriugeu und so aufzustellen, daß<br />

sie Jedem bequem sichtbar uud zugänglich slnd. Anch <strong>für</strong> die pommersche<br />

Münzsammlung ist eme lachgeuläßc und vollkommen sichere Ullterbriuglllig<br />

vorgesehen. Ferner sind gros'e lind ^vecklnäßige Naumc vnrl>alldcll flir<br />

die Bearbeitung und das Stndium.


— vili —<br />

Ob es gelingen wird, den Zuwachs auf einer der bisherigen<br />

entsprechenden Höhe des Wertes nnd der Menge zn erhalten, ist allerdings<br />

bei der stetig znnehmendeu Konkurrenz der Hcimatschntz-Vereine zweifelhaft.<br />

Die dnrchans an anerkennenden Bestrebungen dieier Vereine versehen es<br />

darin, daß überall — selbst ans dem Vande — Ortsmnsccn angelegt<br />

werden, die auch die vorgeschich tlichen Neste an sich ziehen. Der jetzige<br />

Bestand an solchen ist noch lange nicht gros; genng, nm es zn rechtfertigen,<br />

daß nicht alles Vorgeschichtliche, das der Boden einer Vrovinz bietet,<br />

an solchen Stellen nebeneinander gereiht wird, die es ermöglichen, ein<br />

einigermaßen vollständiges Alld der alten Knltnr darzustellen nnd zugleich<br />

die wissenschaftliche Verwertung nnd Erforschung gewährleisten. Die<br />

Erfahrung hat gelehrt, da''- das Gedeihen vorgeschichtlicher Sammlungen<br />

an kleineren Orten meist auf zwei Angen bcrnht, nnd sie ihren Schöpfer<br />

selten überleben; em schlagendes Beispiel bietet hier<strong>für</strong> die Sammlnng<br />

des ehemaligen wissenschaftlichen Vereins in Köslin, von der nnr<br />

Trümmer in das Stettiner Mnsenm gerettet werden konnten. Anders<br />

steht es mit den Denkmälern, der eigentlichen beschichte des Ortes, diese<br />

bleiben am besten dort, wo sie geschaffen sind, sie haben ihre<br />

Bedeutung anch in der Verein^elnng, d,e vorgeschichtlichen nnr im<br />

Zusammenhang und derZnsammcmtellnng dei Funde cinesgröpercn Gebietes.<br />

Über die einzelnen Zngänge der Slcttiner Sammlung wird in den<br />

„Monatsblätteru" berichtet, eine zusammenfassende Überficht des Jahresergebnisscs<br />

gibt seit Jahren Professor l)l'. Walter in den „Baltischen<br />

Studien", beide, herausgegeben von der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Pommerschc<br />

<strong>Geschichte</strong> nnd Altennmötnnde. Ein besonders beachtenswerter ^und der<br />

lepten Zeit nt die in Abb. 5) wicdcrgcgebenc Gesichtsnrne von Osscckcn<br />

Kr. ^anenbnrg.<br />

tt. Venkmalsorschung.<br />

Die Erforfchullg und Inventarisierung der Baudenkmäler hat der<br />

Provin^U-Kom'eroator nnnnlerbrochen fortgesetzt; das im vorigen Berichte<br />

angekündigte 10. Hcft der Denkmäler des Regierungsbezirks Stettin,<br />

Kreis Negcnwalde, in im Druck nnd nahezu fertiggestellt: ihm wird sich<br />

das 11. Heft, Kreis Greifender^, unmittelbar auschließen uud diesem<br />

als 12. Hest Kreis Kammiu folgen. Im Negiernngsbezirke Köslln<br />

find die Kreise Schiuelbein und Dramburg bereist und es fehlen nnr<br />

vier Orte in dem letzteren, so wird die Inventarisicrnng anch <strong>für</strong> diesen<br />

Bezirk abgeschlossen sein nnd an die Druckleguug der noch ausstehenden,<br />

allerdings wenig inhaltreichen, Verzeichnisse <strong>für</strong> die Kreise Nnmmelsburg.<br />

Neustettin, Bnblitz, Schivelbein und Drambnrg gegangen werden können.<br />

An der Ergänzung des Inventars des Regierungsbezirks Strali nnd


— IX —<br />

ist dauernd weitergearbeitet. Das noch ansstchcnde Ergän^mgshcft f^den<br />

Kreis Pnriv, das die (^coloqlc nnd Volksknllde de? Wei^ackcrs<br />

behandelt ist in seinem ersten von dcm Vezirtsgeologen l)r. Soendcrop<br />

bearbeiteten Teile fertig gedrückt, <strong>für</strong> die Bolkc-kilndc lst e«n ncner '^ilt<br />

arbetter gewonnen an dein Gymnasialdireltor I),-. Holtten in Pyrilz.<br />

Znr Bücherei des Provin^ial-Konservators gingen als Geschenke ein:<br />

Dethlcfsen, N., BanernWnier nnd Holzkirchen in Ostpreunell.<br />

Berlin 1911. f.<br />

Conwentz, H., Betträge znr Natnrdenfmalpflege. II. 2. Berlin<br />

19N. «.<br />

Die Knnstdcnkmäler der Provinz Hannover. Band II. Neg.-Be^.<br />

Hildesheim, Heft 4. Stadt Hildesheim, Kirchliche Banten. Heft l l<br />

des Gesamtwerts bearbeitet von Ad. Zeller. Hannover !91l. 4.<br />

Erwin Hinze und Karl Masncr, Goldschmiedearbeiten Schlesiens.<br />

Breslau 19 li. Grosifol.<br />

?. Tieiliilfen der Aromnz <strong>für</strong> die<br />

Der Provinzial-Landtag bewilligte im Jahre 1912 als Beihilfen<br />

<strong>für</strong> die Denkmalpflege in Pommern znr Wicoecherslelinng<br />

des Steintors in Triebsees :')() M.<br />

der Kirche in Nichtenberg<br />

der Wandmalereien der Kirche in Dargiy<br />

des Altarichreins der Iohanniskirche nl Ztargard . . 7.') ..<br />

des Westgicbels am Nathanie in Kammin . . . . 7:')N „<br />

der Petntirche in Garz auf Rügen 4 QlX» „<br />

Summa: 10 9^0 M.<br />

Der ^orNtzeude. Der Vrovinztal-Honservator.<br />

von Eisellliart-:ltothe. Dr. kennte.


X<br />

Anlagen.<br />

l. Itrkularverfiistung des Ministers der geistlichen etc.<br />

^ngelegenlieiten vom 9. Oktober l^44, betr. öckonung alter<br />

Denkmäler bei der Erneuerung des innern Zustandes von Kirchen.<br />

Ich sehe mich veranlaßt, ans die Bemerkung der Königlichen<br />

Regierung, „daß es bei aller Anerkennung <strong>für</strong> die den alten Kuustdenkmälern<br />

zuteil werdende Sorge doch nicht Zweck der Gotteshäuser sein<br />

könne, als Konservatorien <strong>für</strong> Altertümer zu dienen, welche höchstens<br />

noch einen kunstgeschichtlichen Wert habeu können, keineswegs aber zur<br />

Erbauung der Kirchengemeinde dienen und daß es zweifelhaft iein dürfte,<br />

ob einer Gemeinde, welche ans eigenen Mitteln und mit lobenswerter<br />

Anstrengung ihre Kirche herstelle, die Beibehaltung derartiger Gegenstände<br />

vorgeschrieben werden könne", folgendes zn erwidern:<br />

Daß ein kirchliches Gebäude, welches noch gegenwartig seine<br />

Bestimmung <strong>für</strong> den Gottesdienst erfüllt, nicht ein Konservatorinm <strong>für</strong><br />

Altertümer sein soll, bedarf an sich keiner Erörterung. Wohl aber ist<br />

der Umstand zu berücksichtigen, das; die alten Gotteshäuser Jahrhunderte<br />

hindurch Gelegenheit gegeben haben, die Denkmäler des religiösen Sinnes<br />

verschiedener Geschlechter in sich anfzunehmen nnd daß es schon die<br />

Pietät gegen das Andenken der Vorfahren zur Pflicht macht, diese<br />

Denkzeichen, soviel es angeht, zu bewahren. In den meisten Fällen<br />

wirken dieselben aber anch, selbst wenn sie keinen allsgezeichneten Knnstwert<br />

besitzen, zur Erbanung mit, indem die gegenwärtige, zum Gottesdienst<br />

versammelte Gemeinde, indem sie sich in ihnen von Werten ihrer<br />

Borfahren umgeben sieht, zugleich an den frommen Sinn derselbeu<br />

erinnert wird. Diese Dentzeichen sind es, die besonders dem geschichtlichen<br />

^eden der Gemeinde eine stete Nahruug geben. Wirklich störend sind<br />

solche Denkmäler, falls sie nicht etwa einer sinnlosen Eitelkeit ihre<br />

Entstehung verdanken, in der Tat nur selten, und wenn dies der Fall<br />

ist, so sind sie es in der Regel nnr durch ihre Stellung, so daß eme<br />

veränderte Aufstellung oder sonstige Einrichtuug den etwaigen Übelstand<br />

zumeist völlig aufhebt. Bei der Erneuerung des inneren Znstandes<br />

der alten Kirchelt ist aber auch deshalb mit Schonung gegen die alten<br />

Denkmäler zu verfahren, weil dabei jedesmal die Geschmacksrichtung des<br />

Angenbllcks zu entscheiden pflegt, deren Billiguug seitens tüufnger<br />

Generationen nicht immer vorauszusehcu ist. Wir können gegenwärtig<br />

den vielen Modernisierungen, die in den Zeiten des Nokotogeschmaäs<br />

rfolgt sind und oft alles Alte beseitigt haben, so wenig mehr unsere<br />

Zustimmung geben, wie den Restaurationen, die in neuerer Zeit in der


— Xl —<br />

eisten Bcgeistcruug <strong>für</strong> den gotischen Baustil ulilernominen wnvden nnd<br />

mehrfach ebenfalls (Gelegenheit gaben, alles zu entfernen, was nicitt mit<br />

gewissen, ans dem Prinzip des gotischen Stiles abstrahierten Schnlregeln<br />

ubereinstinunen wollte, wie trefflich dasselbe anch nnter anderen Gesichtspnnkten<br />

erscheinen mochte, nnd wie wenig anch abstrakte Theorien <strong>für</strong><br />

alle vorhandenen Einzelfälle passen.<br />

2. Vnnderlaß des Ministers der geistlichen etc. Angelegenheiten<br />

vom N Dezember l^>90 betr. die HussiiNrung von Aestaurationsarbeiten<br />

an kirchlichen Ausstattungsstücken und die Orlialtung<br />

derselben in der ^ircke, auch wenn iNre^nnstrichtung verschiedenen<br />

Zeitepocken angeliört.<br />

Aus Anlaß eines Spezialfalles teile ich dem Königlichen Konsistorium<br />

mit, daß seitens der Kirchengemeinden mehrfach die allgemeinen Verfügungen<br />

vonl 34. Januar 1844 nnd 24. März 1^56 betreffend die<br />

Erhaltung der Kunstdcntmäler nnd Altertümer nicht beobachtet werden.<br />

Der Mangel künstlerischer nnd technischer Anleitung pflegt <strong>für</strong> die<br />

Gemeinden Verlegenheiten verschiedener Art znr Folge zn haben. Sowctt<br />

die Herstellungsarbeitcn mittels Beiträgen einzelner Privatpersonen o^cr<br />

mittels Sammlungen ausgeführt werden, werden begreiflicherweise gern<br />

die Mittel mit Vorliebe znm Schmnck der Kirchen und zu solchen<br />

Herstellungen verwendet, welche möglichst in die Augen fallen. In den<br />

meisten Fällen geht dann aber der Reichtum der Ausführung weit über<br />

die allgemeine Vermögeuslage der Gemeinde, sowie über den banlichen<br />

Charakter des Gebäudes hinaus. Wenn in solchen Fällen die Mittel<br />

erschöpft sind, werden <strong>für</strong> die eigentlich in erster ^inie notwendigen bezw.<br />

im Interesse der Denkmalpflege wünschenswerten Arbeiten die Mittel des<br />

Staates in Anspruch geuommen. Es wird als Pflicht der kirchlichen<br />

Gemeindeorgane bezeichnet werden müssen, darauf zu seheu, daß die<br />

Arbeiten zur Erhaltung und Wiederherstellung der alten Baltdenkmäler<br />

in zweckmäßiger Reihenfolge zur Ausführung gelangen. Den allgemeingültigen<br />

Regeln der Bautechnik widerspricht es, Arbeiten voranzustellen,<br />

welche naturgemäß den Abschluß bildeu müßten. Auch die Erwirtnng<br />

vou Staalöbeihülfeu wird durch dieses Verfahren erschwert, da seitens<br />

der Staatsverwaltung füglich beansprucht werdeu muß, daß die Kirchengemeinden<br />

die vorhandenen Mittel in erster Viuie <strong>für</strong> die notwendigen<br />

Arbeiten zur Verfügung stellen.<br />

Eudlich wird vielfach der Fehler gemacht, daß im Interesse einer<br />

sogenannten einheitlichen nnd stilgerechten WiderHerstellung einzelne<br />

Gegenstände der inneren Ausstattung oder sogar auch einzelne Bauteile


XII -<br />

(Altäre, Kanzeln, Epitaphien 2c., Anbauten verschiedener Art) entfernt<br />

und durch andere, dem Stile der Kirche entsprechende Ausstattungsstücke<br />

bezw. Bauteile erseht werden. Die staatliche Denkmalpflege befindet sich<br />

mit allen Autoritäten, nicht nnr Deutschlands, sondern anch des Auslandes<br />

in vollkommener Übereinstimmung darin, dah Denkmäler dieser Art ihrer<br />

Bestimmung und ihrem Standorte nicht entzogen werden dürfen, wenn<br />

sie einen geschichtlichen oder Kunstwert haben, daß überhaupt das<br />

Bestreben die Baudenkmäler einheitlich im Charakter ihrer ersten<br />

Erbauuugszeit herzustellen, unberechtigt ist, und dem Interesse dcr<br />

Denkmalpflege widerspricht.<br />

Das Königliche Konsistorium veranlasse ich, die kirchlichen Organe<br />

anf diese Gesichtspunkte hinznweisen und ihnen die Beachtung derselben<br />

im eigensten Interesse der Kirchengemeinden zur Pflicht zu machen.<br />

3 Orlatz des Ministers der geistlichen pp. Angelegenheiten vom<br />

l7. Zpril 1912 — Ulli M. :«:j U IV — betr. Veräußerung<br />

von Oegenständeu, die einen künstlerischen etc. Wert llaben durch<br />

die staatlichen Lehrerbildungsanstalten.<br />

Es ist dcr Fall vorgekommen, daß bei einem Seminar zugleich mit<br />

andern alten Sachen anch einige Bilder zn einem ganz niedrigen Preise<br />

versteigert worden find, die — wie sich später herausstellte — zum Teil<br />

einen erheblichen Kuustwert hatten. Um solcher Schädigung wichtiger<br />

Interessen vorzubeugen, bestimme ich hierdurch im Anschluß an bereits<br />

bestehende allgemeine Verfügungen ausdrücklich, daß iu Zutnnft keine<br />

Gegenstände, die einen künstlerischen, wissenschaftlichen oder geschichtlichen<br />

Wert haben oder möglicher Weise haben könnten, von den wissenschaftlichen<br />

Vehrerbildnugsaustalten veränßert werden dürfen, bevor nicht<br />

hierzu von dem Königlichen Provinzial-Schnlkollegium die (Aenehmiguug<br />

erteilt ist. Bor Erteilung dieser Genehmigung hat das Köuigliche<br />

Prouiuzial-Schulkollegillm dle Angelegenheit dem Provinzial-Konjervator<br />

der Knnstdcnkmäler zu eiuer gmachtlicheu Äußerung zu übersenden.<br />

4. Bekanntmachung des Oberprsstdenten der Provinz Vommern<br />

betr. die Bestimmungen über Denkmalschutz und die Befragung<br />

des ^rovinzial-Aonlervators<br />

Dcr Herr Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten<br />

hat darauf hingewiesen, daß es im Interesse eines wirksamen Schutzes<br />

dcr kunstdenkmäler angezeigt sei, die Bestimmungen über Denkmalschutz<br />

uud Denkmalpflege von Zeit zn Zeit in den amtlichen Blättern der


- XIII -<br />

staatlichen nnd kirchlichen Behörden in Erinnerung zn bringen. Ich<br />

bade daraufhin die anliegende Bekanntmachung erlassen nnd die Negierungs<br />

Präsidenten sowie das Königliche Konsistorium ersucht, dieselbe in gewissen<br />

^wiichenränmcn in den Amts- und Kreisblättern veröffentlichen zn lassen.<br />

Bekanntmachung.<br />

Denkmalpflege. Wie die Erfahrimg ergeben hat, sind im<br />

Laufe der Zeit zahlreich wertvolle Denkmale dadurch der Vernichtnng<br />

anheimgefallen, daß die zu ihrem Tchnhe erlassenen besetze und<br />

Verwaltnngsvorschriften unbeachtet geblieben siud, nnd es versäumt ist,<br />

die zn lhrer Erhaltung ersorderlicheu Schritte rechtzeitig zu unternehmen.<br />

Es werden daher alle diejenigen Behörden und Personen, denen im<br />

öffentlichen Eigentum stehende Denkmalwerte anvertrant sind, ernent<br />

daranf hingewiesen, daß nack den bestehenden Beftimmnngen jede beabsichtigte<br />

Verändernng eines Knnstdenkmals der Genehmignng der<br />

zmtändigen Aufsichtsbehörde bedarf, ohne Unterschied, ob es sich um<br />

Baulichkeiten, Bildwerte, Gemälde, Knnstgeräte und dergl. handelt, und<br />

ohne Rücksicht darauf, ob diese Gcgeustäude im Inventar der Kunstdenkmäler<br />

aufgeführt sind, oder nicht.<br />

Der Provinzial-Konservator <strong>für</strong> Pommern, Geheimer Negiernngsrat<br />

Professor Dr. pl,il. Genicke zu Stettin, Pölitzer Strahe tt, wird Behörden,<br />

Korporationen uud Privaten in allen Fragen auf dem Gebiete der<br />

Denkmalpflege mit Nat und Hülfe zur Seite stehen. Es empfiehlt sich<br />

daher, ihn ^in der Regel durch Vermittelung der Aufsichtsbehörde) vor<br />

jeder beabsichtigten Veräußerung, Veränderung nnd Wiederherstellung<br />

von Kunstdenkinälern möglichst frühzeitig zn hören.<br />

I.-Nr. O. P. 1913.<br />

Der Oberprttsidei.t von Pommern.<br />

ge^. von Maldow.


3^/?


Abd, 3, Burgruine Löcknih 18


Abb. lì. Gesichtsurne von Ossecken Kreis Lanenburg.


der <strong>Gesellschaft</strong> fsr Aonnnersche <strong>Geschichte</strong> und Zlterknmsßunde<br />

werden herausgegeben in Kommission bei Lc'on Saunier in Stettin:<br />

I. Avventar der Baudenkmäler Wommerns.<br />

Teil I:<br />

Die Baudenkmäler des Aegierungs-Dezirks Strslsund.<br />

Bearbeitet von O. von «Hasellerg.<br />

Heft 1 (.Kreis Franzburg), Heft 2 (Kreis Greifswald), Heft 3 (Kreis<br />

Grimmen), Hcft 4 (Kreis Rügen), Heft 5 (Stadtkreis Stralsund).<br />

Teil II:<br />

Nie Ban- nnb Kuttstömkmäler des Aegierunsss-<br />

^ , . Bezirks Stettin.<br />

- Bearbeitet von H. Femcke.<br />

Band Iin 4 Heften (die Kreise Demmin, Auklam, Ückermiinde und Usedom-<br />

Wollin), Band II: Heft 5 (Kreis Randow), Heft 6 (Kreis Grcifenhagcn),<br />

Heft 7 (Kreis Pyritz); Band IIl: Heft tt (Kreis Satzig), Heft 9 (Kreis<br />

Naugard), Heft l0 (Kreis Negenwalde); Band I V: Heft 14 (Das Königliche<br />

Schloß in Stettin).<br />

Teil III:<br />

Die Vau- und Kullstdenkmaler des<br />

Vezirks Köslin.<br />

Bcarbeitct von F. Nötiger und A<br />

Band I, Heft 1 (Kreise Köslin nnd Kolberg - Körlin), Heft 8 (Kreis<br />

Aelgard), Heft 3 (Kreis Schlawe). Band II, Heft 1 (Kreis Stolp),<br />

Heft 8 (Kreise Butow nnd ^auenburg).<br />

il. Wellen zuv pommerschen <strong>Geschichte</strong>.<br />

1. Das älteste Stadtbuch der Stadt Garz a. N. Bearbeitet von<br />

H. von Kosen. 1885.<br />

' 2. Urkunden nnd Copiar des Klosters Nenenkamp. Bearbeitet von<br />

I. Iaßrictns. 189!.<br />

3. Das Nügische Landrecht des Matthäus Normane Bearbeitet von<br />

O. Zlrommhold. 189(5.<br />

4. Johannes Augenhagens Pomerania. Bearbeitet von H.<br />

Jahrgänge der MlNfHen Atubim werden, soweit sie noch<br />

dÜMH und, zu ermäßigten Preisen geliefert. .

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