Physische Analyse - Deutschland 2011 - FIFA.com

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42 Physische Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011 | Analysen und Ergebnisse masse, grössere Hebel usw.) und hormonell (Testosteron) bedingten Vorteile der Männer in Bezug auf Schnelligkeit und Kraft zurückzuführen. Nichtsdestotrotz können sich die Frauen in diesen Bereichen noch steigern; Voraussetzung dafür ist allerdings eine qualitative Verbesserung des Trainings, insbesondere durch eine höhere Intensität der Einheiten, kürzere Pausen zwischen den Übungen und absolutes Engagement der Spielerinnen. Grosses Gewicht sollte zudem auf eine gute Balance zwischen Training und Erholung gelegt werden. Insgesamt hat diese Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 bestätigt, wie eng im Fussball die physischen Fähigkeiten, die individuellen technischen und taktischen Qualitäten, die Teamleistungen und nicht zuletzt auch der mentale Bereich miteinander verknüpft sind. Abbildung 18: Physische Leistungsfaktoren im Fussball Kraft Schnellkraft Technik Schnelligkeit Mentalität Kraftausdauer AUSWIRKUNGEN AUF DIE TRAININGSGESTALTUNG Allgemeines Die moderne Trainingslehre legt grossen Wert auf die Arbeit mit dem Ball und auf ganzheitliche Trainingseinheiten, die sich der Förderung aller im Fussball benötigten Fähigkeiten widmen, also nicht nur der technischen und taktischen, sondern auch der physischen und kognitiven. Die Intensität des Trainings sollte derjenigen eines Spiels möglichst gut nachempfunden sein (Laufdistanzen, Laufund Sprintarten, Erholungszeiten) und zudem von Einheit zu Einheit variiert werden. Diese Variationen, deren Wichtigkeit auch J. Bangsbo betont, erfolgen durch eine entsprechende Gestaltung des Trainingsablaufs, indem zum Beispiel die erste Übung nach Taktik Schnelligkeitsausdauer Ausdauer
dem Aufwärmen an einem Tag mit 75 bis 80 % und am nächsten mit 90 bis 100 % der maximalen Herzfrequenz (HFmax) absolviert wird. Die Dimensionen des Spielfelds, dessen Offensiv- unm Defensivzonen, die Raumaufteilung sowie das richtige Laufverhalten mit und ohne Ball sollten in jedem Training eine Rolle spielen. Des Weiteren empfi ehlt es sich, das individualisierte, auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Spielerin abgestimmte Training (Kraft, Ausdauer, Koordination) zu optimieren und dauerhaft in die Trainingsprogramme zu integrieren, insbesondere auch im Nachwuchsbereich. Zu berücksichtigen hat diese Individualisierung nicht zuletzt auch die spezifi schen Anforderungen, die sich der jeweiligen Spielerin auf ihrer Position stellen, sei es in Bezug auf die Laufgeschwindigkeiten, auf die Distanzen oder auch auf das Zweikampfverhalten. Ebenfalls entsprechend anzupassen sind die Ruhezeiten zwischen Aktionen mit hoher Intensität. Das individualisierte physische Training sollte fester Bestandteil des Wochenprogramms der Spielerinnen sein, so wie dies in einigen Ländern bereits der Fall ist (zwei bis drei Einheiten pro Woche). Schliesslich gilt es, insbesondere in bestimmten Ländern, die Trainingsmethodik im Juniorinnenbereich zu überarbeiten und zu verbessern. Als Vorbilder dienen können diesbezüglich die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgebauten Ausbildungsprogramme verschiedener führender Nationen des Männer- und des Frauenfussballs. Die vier erfolgreichsten Teams der Frauen-WM verzeichneten auch die besten physischen Leistungswerte. Die ausgewählten Spitzenspielerinnen legten ähnliche Distanzen wie ihre besten männlichen Kollegen zurück. Der Hauptunterschied zwischen dem Frauen- und dem Männerfussball liegt im obersten Geschwindigkeitsbereich (mit Sprints zurückgelegte Distanz bei den Männern fast 40 % grösser). Der Frauenfussball hat im physischen Bereich grosse Fort- schritte gemacht, wobei diesbezüglich zwischen den Topstars und den übrigen Spielerinnen weiterhin Unterschiede bestehen. EMPFEHLUNGEN FÜR DIE TRAININGSGESTALTUNG 1. Grundlagenausdauer und spezifi sche Ausdauer (aerob-anaerobe Leistungsfähigkeit) • Um ihre spielerischen Qualitäten noch besser entfalten, den Rhythmus müheloser wechseln und sich nach einer Anstrengung rascher erholen zu können, müssen die Spielerinnen an ihrer Grundlagenausdauer (aerobe Kapazität) und vor allem an ihrer spezifi schen Ausdauer (aerobe Leistungsfähigkeit) arbeiten. • Damit die in diesen Bereichen angestrebten Effekte tatsächlich eintreten, muss konsequent mit mindestens 85- 90 % der HFmax trainiert werden (80 bis 100 % der MAG). • Das Training sowohl der Grundlagenausdauer als auch der spezifi schen Ausdauer ist individuell auf die maximale aerobe Geschwindigkeit (MAG) und Herzfrequenz der einzelnen Spielerin abzustimmen, worauf es insbesondere bei Intervallübungen zu achten gilt. Für den Aufbau und die kontinuierliche Förderung der Grundlagenausdauer (aerobe Kapazität) ideal ist die Geschwindigkeit an der anaeroben Schwelle; diese liegt 20 % unter der MAG. • Eine gute Trainingsform ist das Fahrtspiel (auch Fartlek genannt), bei dem das Tempo während eines Dauerlaufs mehrmals gesteigert und verringert wird, wobei die maximalen Intensitäten und die Belastungszeiten dem Rhythmus eines Spiels nachzuempfi nden sind. • Ebenfalls als aerobes Training und speziell zur Verbesserung des Stoffwechsels geeignet sind Laufübungen in wechselndem Tempo (mit und ohne Ball), alternierend mit Spielen auf kleinem Raum (3 gegen 3 / 4 gegen 4). • Intermittierendes Training, das sich am Rhythmus der Spiele orientiert, gilt als beste Methode zur Steigerung der spezifi schen Ausdauer (aerobe Leistungsfähigkeit) im Bereich von 85 bis 100 % der HFmax und 90 bis 120 % der MAG. • Diese Übungen in verschiedenen Intervallen, wie 30’’- 30’’, 15’’-15’’, 10’’-20’’, 5’’-5’’-20’’ oder 5’’-25’’, und über eine Gesamtdauer von zwischen 5 und 9 bis 10 Minuten, 43
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