Physische Analyse - Deutschland 2011 - FIFA.com
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24 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />
Bei den Spitzenteams war sowohl in der zweiten Halbzeit<br />
– insbesondere zwischen der 61. und 90. Spielminute – als<br />
auch zwischen den Gruppenspielen und der K.-o.-Phase<br />
eine progressive Zunahme der im Sprint zurückgelegten<br />
Distanzen festzustellen. Die höhere Zahl ihrer Tore in<br />
diesem Spielabschnitt und deren Abnahme im späteren<br />
Verlauf des Turniers (acht Treffer in den Gruppenspielen,<br />
sechs in der K.-o.-Phase) erklären sich durch taktische<br />
Umstellungen gegen Ende der Partie bzw. dadurch, dass ab<br />
dem Viertelfi nale nur noch die stärksten Tams aufeinandertrafen<br />
und die Begegnungen ausgeglichener verliefen. Über<br />
das ganze Turnier hinweg trug die höhere Sprintintensität in<br />
der zweiten Halbzeit dazu bei, dass 62 % aller Tore nach der<br />
Pause fi elen.<br />
Auch dieses Ergebnis unserer Studie hat mit der Art und<br />
dem hohen Stellenwert des untersuchten Turniers zu tun, bei<br />
dem in jeder Partie viel auf dem Spiel stand. Entsprechend<br />
gross waren sowohl das Interesse der Öffentlichkeit und der<br />
dadurch mitverursachte Druck, aber auch die Motivation der<br />
Spielerinnen – alles Faktoren, die sich auf die Intensität der<br />
Spiele auswirkten.<br />
Besonderes Augenmerk verdient das bei allen Teams<br />
beobachtete Nachlassen der Sprintintensität gegen Ende<br />
der ersten Halbzeit (31.–45. Minute), zumal in dieser<br />
Phase der Spiele die wenigsten Treffer erzielt wurden<br />
(6 von 79 aller Teams und 2 von 38 der Spitzenteams,<br />
ohne Verlängerungen).<br />
Worauf könnte dieses Nachlassen zwischen der 31. und 45.<br />
Spielminute zurückzuführen sein?<br />
• Auf eine oftmals sehr intensive Anfangsphase der Partien?<br />
• Auf die strategische Zielsetzung, vor der Pause in erster<br />
Linie keinen Gegentreffer mehr zuzulassen?<br />
• Oder liegt es vielleicht daran, dass viele Einwechslungen,<br />
die frischen Wind brachten, erst in der zweiten Halbzeit<br />
erfolgten?<br />
• Die Ermüdung der Spielerinnen (Kondition, Dehydrierung,<br />
Konzentration usw.) kann jedenfalls nicht der einzige<br />
Grund sein, wurden doch, wie erwähnt, 62 % der Tore<br />
nach der Pause geschossen.<br />
Auf diese Fragen müssen die Experten und Trainer des<br />
Frauenfussballs die richtigen Antworten fi nden, um die<br />
Trainingsgestaltung (Methoden, Intensität, Regeneration)<br />
entsprechend anzupassen.<br />
4. ZURÜCKGELEGTE DISTANZEN MIT UND<br />
OHNE BALL<br />
Dieser Teil der <strong>Analyse</strong> befasst sich vorwiegend mit den vier<br />
Halbfi nalisten. In ihren je sechs Spielen verzeichneten diese<br />
vier Teams im Mittel 52 % Ballbesitz (in der Gruppenphase<br />
ausgeschiedene Teams: 48 %). Weltmeister Japan kam<br />
durchschnittlich auf 55,1 %, die USA und Frankreich auf je<br />
53 % und Schweden auf 47 %.<br />
Mit Ausnahme der Schwedinnen (2800 m mit Ball,<br />
3405 m ohne) legten die Halbfi nalisten den grösseren Teil<br />
der Gesamtdistanz bei eigenem Ballbesitz zurück (3200<br />
bis 3450 m), während das Verhältnis bei den acht in der<br />
Gruppenphase ausgeschiedenen Teams genau umgekehrt<br />
war (2780 m mit Ball, 3275 m ohne).<br />
Bei der mit Ball absolvierten Distanz lagen die beiden<br />
Finalisten Japan (3450 m) und USA (3385 m) nicht weit<br />
auseinander. Ohne Ball hingegen liefen die Japanerinnen<br />
(3420 m) immerhin 270 m mehr als die Amerikanerinnen<br />
(3150 m).<br />
Das Spiel ohne Ball ist vor allem wichtig, um sich bei<br />
Ballbesitz des eigenen Teams freizulaufen und anzubieten,<br />
aber auch, um nach einem Ballverlust zurückzueilen und<br />
die Räume für den Gegner eng zu machen. Letzteres ist<br />
Aufgabe aller Spielerinnen, auch der Stürmerinnen, wie die<br />
<strong>Analyse</strong> der einzelnen Positionen bestätigen wird.<br />
Dass die meisten Teams der <strong>FIFA</strong> Frauen-WM mit und ohne<br />
Ball etwa gleich viel liefen, deckt sich mit den Resultaten<br />
entsprechender Messungen im Männerfussball (spanische<br />
Primera División, siehe Abbildung 9).<br />
Auch die Sprints (maximal und optimal) mit und ohne<br />
Ball hielten sich ungefähr die Waage, wobei die vier<br />
Halbfi nalisten insgesamt mit durchschnittlich 3680 m