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LBS-Kinderbarometer Wohnen in NRW

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<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong><br />

<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Stimmungen, Me<strong>in</strong>ungen, Trends<br />

von K<strong>in</strong>dern<br />

Ergebnisse des Erhebungsjahres 2005<br />

E<strong>in</strong> Projekt der<br />

„<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie“<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />

M<strong>in</strong>isterium für Generationen, Familie, Frauen und<br />

Integration des Landes <strong>NRW</strong><br />

sowie dem<br />

M<strong>in</strong>isterium für Bauen und Verkehr des Landes <strong>NRW</strong><br />

Durchführung:<br />

ProKids-Institut Herten<br />

April 2006


<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie<br />

Brigitte Niemer<br />

Himmelreichallee 40<br />

48130 Münster<br />

Telefon: 0251 / 412-5360<br />

Telefax: 0251 / 412-5190<br />

E-Mail: brigitte.niemer@lbswest.de<br />

Homepage: www.lbs.de/west/junge-familie<br />

ProKids-Institut Wissenschaftliche<br />

Bearbeitung:<br />

Ewaldstraße 261 Dr. Christian Klöckner<br />

45699 Herten Anja Beisenkamp<br />

Telefon: 02366 / 188-521 Fotos:<br />

Telefax: 02366 / 188-444 Tobias Gollan<br />

E-Mail: c.kloeckner@prosoz.de<br />

Homepage: www.k<strong>in</strong>derbarometer.de<br />

<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie, Münster, 2006.


Inhaltsverzeichnis<br />

GRUßWORT DES MINISTERS FÜR BAUEN UND VERKEHR ............................................................... 5<br />

GRUßWORT DES VORSTANDSVORSITZENDEN DER <strong>LBS</strong> WEST ...................................................... 6<br />

1. HINTERGRUND DES <strong>LBS</strong>-KINDERBAROMETERS „WOHNEN IN <strong>NRW</strong>“............................. 7<br />

2. ZUSAMMENFASSUNG................................................................................................................... 8<br />

3. DIE STICHPROBE......................................................................................................................... 12<br />

3.1 MIGRATIONSHINTERGRUND........................................................................................................... 15<br />

3.2 GESCHWISTERZAHL....................................................................................................................... 16<br />

3.3 TRENNUNG DER ELTERN................................................................................................................ 17<br />

3.4 VERSTORBENE ELTERN ................................................................................................................. 19<br />

3.5 FAMILIENSTRUKTUR ..................................................................................................................... 19<br />

3.6 ARBEITSZEITEN DER ELTERN......................................................................................................... 20<br />

3.7 ZUR REPRÄSENTATIVITÄT DER STICHPROBE................................................................................... 22<br />

4. STADTTEILKURZPROFILE........................................................................................................ 23<br />

4.1 DER KURORT ................................................................................................................................ 23<br />

4.2 DAS NEUBAUGEBIET ..................................................................................................................... 23<br />

4.3 DER STADTTEIL IM UMBRUCH ....................................................................................................... 25<br />

4.4 STADTTEIL MIT BESONDEREM ERNEUERUNGSBEDARF..................................................................... 26<br />

4.5 UNTERZENTRUM EINER MITTELSTADT ........................................................................................... 27<br />

4.6 DIE HOCHHAUSSIEDLUNG ............................................................................................................. 28<br />

4.7 KLEINSTADT IN DER NÄHE EINES OBERZENTRUMS ......................................................................... 29<br />

4.8 DAS SCHRUMPFENDE DORF ........................................................................................................... 31<br />

4.9 DIE „JUNGE“ KLEINSTADT............................................................................................................. 32<br />

4.10 DIE PENDLERSTADT ...................................................................................................................... 33<br />

5. WOHNVERHÄLTNISSE............................................................................................................... 35<br />

5.1 HAUSFORM ................................................................................................................................... 35<br />

5.2 EIGENES ZIMMER.......................................................................................................................... 36<br />

5.3 EIGENER GARTEN BZW. EIN GARTEN ZUM SPIELEN......................................................................... 38<br />

5.4 NUTZUNG FREMDER GÄRTEN......................................................................................................... 40<br />

5.5 HAUSTIERE ................................................................................................................................... 41<br />

5.6 EINFLÜSSE DER WOHNBEDINGUNGEN AUF DAS WOHLBEFINDEN..................................................... 42<br />

5.7 RAUMNUTZUNG ............................................................................................................................ 44<br />

6. ALLGEMEINES UND WOHN-BEZOGENES WOHLBEFINDEN ............................................. 50<br />

6.1 DAS ALLGEMEINE WOHLBEFINDEN................................................................................................ 51<br />

6.2 DAS WOHLBEFINDEN IN DER WOHNUNG ........................................................................................ 52<br />

6.3 DAS WOHLBEFINDEN IM STADTTEIL .............................................................................................. 53<br />

6.4 DAS WOHLBEFINDEN IN DER GESAMTKOMMUNE............................................................................ 54<br />

6.5 ZUSAMMENSPIEL DER WOHLBEFINDENSFAKTOREN ........................................................................ 56<br />

7. BEWERTUNG BESTIMMTER ASPEKTE DER WOHNUNG.................................................... 58<br />

7.1 SUBJEKTIVE BEWERTUNG DES PLATZANGEBOTES........................................................................... 58<br />

7.2 RÜCKZUGSMÖGLICHKEITEN IN DER WOHNUNG .............................................................................. 60<br />

7.3 AUSSICHT AUS DEM FENSTER ........................................................................................................ 65<br />

7.4 LÄRM MACHEN DÜRFEN ................................................................................................................ 66<br />

7.5 MITBESTIMMUNG IN DER WOHNUNG.............................................................................................. 68<br />

7.6 EINFLUSS AUF DAS WOHLBEFINDEN IN DER WOHNUNG .................................................................. 72<br />

7.7 LIEBLINGSORTE IN DER WOHNUNG ................................................................................................ 72<br />

7.8 ÄNDERUNGSWÜNSCHE AN DER WOHNUNG..................................................................................... 77<br />

8. WIE OFT SIND DIE KINDER ALLEINE ZU HAUSE?............................................................... 82<br />

3


9. BEWERTUNG DES STADTTEILES ............................................................................................ 84<br />

4<br />

9.1 DAS LEBEN IM STADTTEIL............................................................................................................. 84<br />

9.2 SUBJEKTIVE SICHERHEIT IM STADTTEIL ......................................................................................... 88<br />

9.3 FREIZEIT IM STADTTEIL................................................................................................................. 91<br />

9.4 SOZIALES MITEINANDER IM STADTTEIL ......................................................................................... 95<br />

9.5 ÄSTHETISCHE BEWERTUNG DES STADTTEILS.................................................................................. 99<br />

9.6 PRESTIGE DES STADTTEILES ........................................................................................................ 103<br />

9.7 ANBINDUNG AN DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHR ............................................................................ 103<br />

9.8 DIE DEUTLICHSTEN EINFLÜSSE AUF DAS WOHLBEFINDEN IM STADTTEIL....................................... 104<br />

9.9 LIEBLINGSPLÄTZE IM STADTTEIL ................................................................................................. 105<br />

9.10 UNSICHERHEITSORTE .................................................................................................................. 114<br />

9.11 VERBOTENE ORTE....................................................................................................................... 123<br />

9.12 VERÄNDERUNGSWÜNSCHE AM STADTTEIL................................................................................... 126<br />

10. FREIZEITANGEBOTE DER KOMMUNE................................................................................. 131<br />

10.1 REICHWEITE DER KOMMUNALEN ANGEBOTE FÜR KINDER............................................................. 131<br />

10.2 BEI KINDERN BELIEBTE FREIZEITANGEBOTE ................................................................................ 137<br />

10.3 ALLTAGSNUTZUNG DER KOMMUNALEN FREIZEITANGEBOTE......................................................... 140<br />

10.4 NICHT GENUTZTE / GEWÜNSCHTE FREIZEITANGEBOTE.................................................................. 147<br />

10.5 FREIZEITANGEBOTE UND DAS WOHLBEFINDEN DER KINDER IN DER KOMMUNE ............................. 150<br />

11. PARTIZIPATION......................................................................................................................... 151<br />

12. DAS WOHLBEFINDEN DER KINDER IN ABHÄNGIGKEIT OBJEKTIVER WOHNORT-<br />

FAKTOREN.................................................................................................................................. 153<br />

12.1 STADTGRÖßE ALS KRITERIUM...................................................................................................... 153<br />

12.2 KRITERIEN AUS DEM FAMILIENATLAS .......................................................................................... 154<br />

12.3 ANGEBOTE IM STADTTEIL............................................................................................................ 157<br />

13. DAS ZUSAMMENSPIEL VON ERWACHSENENURTEIL UND KINDERSICHT ................. 158<br />

13.1 BEWERTUNG DER SPIELPLÄTZE ................................................................................................... 158<br />

13.2 BEWERTUNG DER BEBAUUNG...................................................................................................... 158<br />

13.3 BEWERTUNG DER VERKEHRSSITUATION....................................................................................... 159<br />

13.4 GENERELLE BEURTEILUNG DER KINDERFREUNDLICHKEIT ............................................................ 159<br />

14. BEWERTUNG DER BEFRAGUNG............................................................................................ 161<br />

15. AUSBLICK AUF DAS ERHEBUNGSJAHR 2006 ...................................................................... 163


Grußwort des M<strong>in</strong>isters für Bauen und Verkehr<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>, Lieber Leser,<br />

gerne habe ich die Schirmherrschaft für das <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2005/2006<br />

übernommen. Ich begrüße es, dass sich die <strong>LBS</strong> nicht nur um die heutige Generation<br />

von Immobilienkäufern, sondern auch um K<strong>in</strong>der und Jugendliche kümmert.<br />

Gerade im heutigen Zeitalter des demografischen Wandels stehen meist<br />

die älteren Menschen und ihre Wohnbedürfnisse im Vordergrund. Dabei ist dies<br />

e<strong>in</strong>e Verengung des Themas: Die alternde Gesellschaft ist eben nicht mit e<strong>in</strong>e<br />

Herausforderung für die Alten, sondern gerade auch für Jungen. Wir alle s<strong>in</strong>d<br />

aufgefordert, unsere Städte, das Wohnumfeld und die Wohnungen so familien-<br />

und k<strong>in</strong>derfreundlich zu gestalten, dass es jungen Familien leichter gemacht<br />

wird, sich für K<strong>in</strong>der zu entscheiden.<br />

Die soziale Wohnraumförderung hat <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten wesentlich dazu<br />

beigetragen, breiten Bevölkerungsschichten und <strong>in</strong>sbesondere jungen Familien<br />

mit K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e angemessene Wohnung zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung<br />

stellen zu können. Dies ist Grundvoraussetzung für gute Lebensbed<strong>in</strong>gungen von<br />

K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. Hierbei wurden <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren<br />

die städtebaulichen und sozialen Qualitätsstandards deutlich verbessert. Auch die<br />

1998 e<strong>in</strong>geführte Barrierefreiheit <strong>in</strong> der sozialen Wohnraumförderung ist e<strong>in</strong><br />

Komfortstandard für Jedermann, der den Eltern mit den K<strong>in</strong>derwagen hilft und<br />

auch die Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der bei ihren ersten Gehversuchen unterstützt.<br />

Ich freue mich <strong>in</strong>sbesondere, dass wir seit Beg<strong>in</strong>n dieses Jahres die Eigentumsförderung<br />

deutlich verbessert und auch e<strong>in</strong>en Stadtbonus e<strong>in</strong>geführt haben. Damit<br />

wir es auch für junge Familien mit K<strong>in</strong>dern möglich, <strong>in</strong> den Städten zu bleiben<br />

und den Wunsch von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. So gel<strong>in</strong>gt<br />

es, Abwanderung <strong>in</strong> die für die heranwachsende Generation eher ungeliebten<br />

Vorstädte zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Oliver Wittke<br />

M<strong>in</strong>ister für Bauen und Verkehr<br />

des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

5


Grußwort des Vorstandsvorsitzenden der <strong>LBS</strong><br />

Westdeutsche Landesbausparkasse<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />

wenn wir über <strong>Wohnen</strong> sprechen, so steht dabei fast immer der Blickw<strong>in</strong>kel der<br />

Erwachsenenwelt im Focus. Wie aber s<strong>in</strong>d die Bedürfnisse unserer kle<strong>in</strong>en Mitbürger?<br />

Fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ländlichen Regionen eigentlich wohler als <strong>in</strong> der<br />

Großstadt? Und wie erleben sie die Infrastruktur unserer Städte? S<strong>in</strong>d sie mit<br />

Spielplätzen, Schulen und der Verkehrs-Situation <strong>in</strong> Ihrem Stadtteil zufrieden?<br />

Dies und vieles mehr wollten wir wissen und haben daher das <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> <strong>in</strong> 2005 ausschließlich auf das Thema „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ focussiert.<br />

Die Ergebnisse daraus liegen nun vor Ihnen. E<strong>in</strong>ige werden sie nicht überraschen,<br />

andere werden, so hoffen wir, Anstöße für e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>der- und familienfreundlichere<br />

Stadtentwicklung geben.<br />

Besonders bedanken möchte ich mich bei den Vertretern der Kommunen, die die<br />

Durchführung des lokalen <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s erst möglich gemacht haben.<br />

Gerade die E<strong>in</strong>zelergebnisse aus den Städten und Geme<strong>in</strong>den können dazu dienen,<br />

den Dialog zwischen den Verantwortlichen aus den Bereichen Jugend und<br />

Soziales sowie aus den Baudezernaten und Stadtplanungsämtern zu fördern. Ich<br />

würde mich freuen, wenn die Inhalte auch Anregungen für die lokalen „Bündnisse<br />

für Familien“ geben könnten.<br />

K<strong>in</strong>der und Familien s<strong>in</strong>d unsere Zukunft. Daher liegt es nahe, für die Interessen<br />

dieser Zielgruppe e<strong>in</strong>zutreten. Mit der Gründung der <strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie,<br />

die wir bereits 1992 <strong>in</strong>s Leben gerufen haben, und ihrer Aktivitäten möchten wir<br />

zu e<strong>in</strong>er menschlicheren, k<strong>in</strong>derfreundlichen Gesellschaft beitragen. Als<br />

Bausparkasse liegt uns dabei das Thema „<strong>Wohnen</strong>“ besonders am Herzen. Ich<br />

freue mich daher, dass diese Ausgabe des seit 1998 jährlich durchgeführten <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s zu Stimmungen, Me<strong>in</strong>ungen und Trends der Neun- bis Vierzehnjährigen<br />

gerade diesen Aspekt so ausführlich beleuchtet hat.<br />

Ihr<br />

Dr. Christian Badde<br />

6


1. H<strong>in</strong>tergrund des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />

„<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“<br />

In Anlehnung an die sogenannten „Politbarometer“ der Erwachsenenwelt, entwickelte<br />

die „<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie“ 1997 die Idee, e<strong>in</strong> „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>“ zu<br />

<strong>in</strong>stallieren, das durch Befragungen von K<strong>in</strong>dern deren E<strong>in</strong>stellungen, Wünsche<br />

und Me<strong>in</strong>ungen zu unterschiedlichen Themenfeldern ermitteln soll. Als Zielgruppen<br />

des „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s“ gelten die K<strong>in</strong>der selbst, Eltern und Schulen sowie<br />

k<strong>in</strong>derpolitisch <strong>in</strong>teressierte Erwachsene.<br />

Ziel des „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s“ war und ist es nicht, die Grundlagenforschung um<br />

e<strong>in</strong>e weitere Studie zu bereichern, sondern K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Stimme zu verschaffen,<br />

um <strong>in</strong> der Öffentlichkeit die Interessen der K<strong>in</strong>der zu vertreten. Es gilt dabei, die<br />

k<strong>in</strong>dliche Perspektive <strong>in</strong> den Mittelpunkt zu stellen. Das „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>“ ist<br />

e<strong>in</strong>e Plattform, mit der die K<strong>in</strong>der selbst zu Wort kommen und ihre subjektiven<br />

Empf<strong>in</strong>dungen, Gedanken und Wünsche zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen können.<br />

Im Erhebungsjahr 2005 wurde das <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> erstmals als Sonderausgabe<br />

durchgeführt, die sich ausschließlich mit dem Thema „<strong>Wohnen</strong>“ beschäftigte.<br />

Anders als <strong>in</strong> der Ausgangsform des <strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s wurde ke<strong>in</strong>e repräsentative<br />

Auswahl von K<strong>in</strong>dern aus ganz <strong>NRW</strong> befragt, sondern es wurden K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> zehn gezielt ausgewählten Stadtteilen zu ihrer Wohnung, ihrem Stadtteil und<br />

ihrer Gesamtkommune befragt. Zusätzlich zu den subjektiven Urteilen der K<strong>in</strong>der,<br />

die immer im Zentrum des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s stehen, wurde es durch<br />

diese Untersuchungsanlage möglich, auch die objektiven Wohnbed<strong>in</strong>gungen und<br />

Angebotsstrukturen <strong>in</strong> Beziehung zu den Urteilen der K<strong>in</strong>der zu setzen.<br />

Als zu untersuchende Gruppe wurde e<strong>in</strong>e Kernstichprobe von K<strong>in</strong>dern der Altersgruppe<br />

9-14 Jahre festgelegt, um wichtige Umbruchphasen (Schulwechsel, Pubertätsbeg<strong>in</strong>n),<br />

aber auch ruhigere Phasen der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung berücksichtigen<br />

zu können.<br />

Ohne Unterstützung externer Fachleute und Kontaktpartner kann e<strong>in</strong>e Untersuchung<br />

solchen Umfangs nur schwer gel<strong>in</strong>gen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund gebührt<br />

besonderer Dank den Ansprechpartnern <strong>in</strong> den zehn Kommunen, die mit vielen<br />

guten Ideen, Interpretationshilfen und viel Engagement das Gel<strong>in</strong>gen dieser Studie<br />

erst möglich gemacht haben. Besonderer Dank gebührt weiterh<strong>in</strong> dem M<strong>in</strong>isterium<br />

für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes <strong>NRW</strong> und<br />

dem M<strong>in</strong>isterium für Bauen und Verkehr des Landes <strong>NRW</strong>, die das Projekt <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ unterstützen. Ines Katzer und Tobias Gollan,<br />

die während des Projektes <strong>in</strong> unserem Institut ihr Praktikum abgeleistet haben,<br />

sei für die unermüdliche Unterstützung gedankt. Nicht zuletzt bedankt sich Pro-<br />

Kids und die <strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie bei knapp 2.300 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den zehn<br />

Kommunen, die durch ihr engagiertes Mitwirken das Projekt ganz entscheidend<br />

geprägt haben.<br />

7


2. Zusammenfassung<br />

Die <strong>in</strong> diesem Jahr befragte Stichprobe von rund 2.300 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> zehn gezielt<br />

ausgewählten Stadtteilen kann zwar nicht als repräsentativ für <strong>NRW</strong> bezeichnet<br />

werden, h<strong>in</strong>sichtlich vieler Kriterien aber stimmt die Zusammensetzung der<br />

Stichprobe mit der Verteilung <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> übere<strong>in</strong>. Die Stadtteile stellen e<strong>in</strong>en guten<br />

Querschnitt durch die Wohnbed<strong>in</strong>gungen von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> dar.<br />

Nur wenige der befragten K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der. Besonders hohe Geschwisterzahlen<br />

f<strong>in</strong>den sich sowohl <strong>in</strong> Stadtteilen mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund als auch <strong>in</strong> Stadtteilen, <strong>in</strong> denen besonders<br />

familienfreundliche Bed<strong>in</strong>gungen geschaffen werden. Familien- bzw.<br />

K<strong>in</strong>derfreundlichkeit schlägt sich also <strong>in</strong> der Anzahl der K<strong>in</strong>der nieder.<br />

Zwei Drittel der befragten K<strong>in</strong>der leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>- oder Zweifamilienhaus, vier<br />

Fünftel haben e<strong>in</strong> eigenes Zimmer, was das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung<br />

steigert. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender sowie<br />

K<strong>in</strong>der Arbeitsloser leben durchschnittlich unter schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen.<br />

K<strong>in</strong>der mit Geschwistern müssen vor allem <strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>en Hochhauswohnungen<br />

häufig auf e<strong>in</strong> eigenes Zimmer verzichten. Ebenfalls vier Fünftel Familien haben<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Garten, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der auch spielen dürfen. Ist ke<strong>in</strong> Garten<br />

vorhanden, dann können die meisten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Gärten anderer Personen spielen.<br />

4% allerd<strong>in</strong>gs haben ke<strong>in</strong>e Möglichkeiten, <strong>in</strong> Gärten zu spielen, was das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der deutlich negativ bee<strong>in</strong>flusst. Wenn es <strong>in</strong> der Wohnung ke<strong>in</strong>e<br />

Rückzugsmöglichkeiten für die K<strong>in</strong>der oder die Eltern, beispielsweise durch klar<br />

abgegrenzte K<strong>in</strong>derzimmer oder Elternschlafzimmer, gibt, ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Das Wohnzimmer und die Küche s<strong>in</strong>d üblicherweise das Zentrum des Familienlebens,<br />

das eigene Zimmer ist e<strong>in</strong> Rückzugsort mit Privatsphäre. In<br />

Geschwisterzimmern halten sich die K<strong>in</strong>der nur manchmal auf, das<br />

Elternschlafzimmer ist – vor allem für die älteren K<strong>in</strong>der – weitgehend tabu. Mit<br />

zunehmendem Alter ziehen sich die K<strong>in</strong>der stärker <strong>in</strong> ihr eigenes Zimmer zurück.<br />

Sowohl das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der, als auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung, im Stadtteil und <strong>in</strong> der Gesamtkommune s<strong>in</strong>d gut. Am höchsten ist<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der eigenen Wohnung, die somit zumeist e<strong>in</strong>en positiv besetzten<br />

Anker im Stadtteil und der Gesamtkommune darstellt. Alle Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

s<strong>in</strong>ken mit dem Alter, besonders stark s<strong>in</strong>kt das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. Die<br />

wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>den hängen deutlich von den jeweiligen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

ab. Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtteil<br />

und <strong>in</strong> der Gesamtkommune zu differenzieren. E<strong>in</strong> Fünftel des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />

der K<strong>in</strong>der lässt sich durch die unterschiedlichen Aspekte des wohnbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens erklären.<br />

Mehr als jedes siebte K<strong>in</strong>d empf<strong>in</strong>det die Wohnung als zu kle<strong>in</strong>, sogar jedes dritte<br />

K<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>det das K<strong>in</strong>derzimmer zu kle<strong>in</strong>. Kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derzimmer werden von den<br />

K<strong>in</strong>dern auch seltener genutzt. E<strong>in</strong>em knappen Drittel der K<strong>in</strong>der fehlen Rückzugsorte<br />

<strong>in</strong> der Wohnung, bei zwei Dritteln der K<strong>in</strong>der, vor allem im jüngeren Alter,<br />

wird die Privatsphäre häufig nicht geachtet. Das ist vor allem deshalb wichtig,<br />

weil Rückzugsmöglichkeiten, genug Platz und e<strong>in</strong>e schöne Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Wohnung steigern.<br />

8


Viel Mitbestimmung der K<strong>in</strong>der besteht üblicherweise <strong>in</strong> den Fragen, welche<br />

Freunde die K<strong>in</strong>der mit nach Hause br<strong>in</strong>gen und wie das K<strong>in</strong>derzimmer möbliert<br />

ist. Nur wenig zu sagen haben die K<strong>in</strong>der dagegen <strong>in</strong> der Frage, wann sie ihr<br />

Zimmer aufräumen müssen und welche D<strong>in</strong>ge sie im Wohnzimmer liegen lassen<br />

dürfen.<br />

Der Liebl<strong>in</strong>gsort <strong>in</strong> der Wohnung ist für die meisten K<strong>in</strong>der das eigene Zimmer,<br />

nur das Wohnzimmer wird gelegentlich alternativ genannt. Diese Orte s<strong>in</strong>d vor<br />

allem deswegen Liebl<strong>in</strong>gsorte, weil sie e<strong>in</strong>en Rückzugsort darstellen, an dem die<br />

K<strong>in</strong>der ungestört s<strong>in</strong>d (dies nennen Mädchen häufiger) oder weil sich an diesen<br />

Orten für die K<strong>in</strong>der attraktive D<strong>in</strong>ge wie Fernseher, Computer oder Spielsachen<br />

bef<strong>in</strong>den (stärker von Jungen genannt).<br />

E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der kann im Stadtteil nicht leicht ohne vorhergehende Verabredung<br />

andere K<strong>in</strong>der treffen. Solche <strong>in</strong>formellen Treffen s<strong>in</strong>d dort am leichtesten,<br />

wo viele K<strong>in</strong>der auf engem Raum zusammenwohnen und viele Aktivitäten draußen<br />

s<strong>in</strong>d. Selten s<strong>in</strong>d von Erwachsenen unbeobachtete Treffpunkte für K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil. Wenn der Stadtteil als schmutzig oder st<strong>in</strong>kend erlebt wird, senkt dies<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der. E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat im Stadtteil häufiger e<strong>in</strong><br />

Unsicherheitsgefühlt. Besonders <strong>in</strong> größeren Städten fühlen sich viele K<strong>in</strong>der<br />

nicht sicher. Weit verbreitet ist <strong>in</strong> allen Stadtteilen die Angst vor älteren Jugendlichen.<br />

Jedes zehnte K<strong>in</strong>d hat ständig Angst vor Jugendlichen im Stadtteil. Die<br />

subjektive Sicherheit im Stadtteil ist e<strong>in</strong> entscheidender Faktor für das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil.<br />

Die Hälfte der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det, dass es im Stadtteil zu wenig Spielplätze gibt. Ebenfalls<br />

die Hälfte der K<strong>in</strong>der hätte gerne mehr oder besser zu ihren Interessen passende<br />

Geschäfte. Nur zwei Fünftel s<strong>in</strong>d mit dem Angebot an Grünflächen zufrieden,<br />

nur e<strong>in</strong> Drittel f<strong>in</strong>det im Stadtteil <strong>in</strong>teressante Treffpunkte vor. Wenn die<br />

Kommune auf diesen Gebieten aktiv ist, fallen die Urteile der K<strong>in</strong>der merklich<br />

besser aus. Vor allem, wenn es nur wenige Sportangebote gibt, s<strong>in</strong>d diese häufig<br />

stark auf die Interessen von Jungen zugeschnitten. Auch das Angebot im Freizeitbereich<br />

ist für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil wichtig.<br />

Konflikte mit Erwachsenen s<strong>in</strong>d normalerweise selten, allerd<strong>in</strong>gs steigert e<strong>in</strong>e<br />

hohe Wohndichte die Konflikthäufigkeit. In Stadtteilen mit starkem<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gibt es häufiger Freundschaften über verschiedene<br />

Nationalitäten h<strong>in</strong>weg. Die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesen Stadtteilen reagieren ebenfalls<br />

sensibler auf Diskrim<strong>in</strong>ierungen.<br />

Die ästhetische Bewertung des Stadtteils – vor allem die Außengestaltung der<br />

Häuser – bee<strong>in</strong>flusst das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil. Die K<strong>in</strong>der schätzen<br />

dabei e<strong>in</strong> farbige Gestaltung von Häusern und lehnen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Grau<br />

ab. Hochhäuser werden explizit nicht aufgrund der Bauhöhe negativ bewertet,<br />

sondern aufgrund anderer Gestaltungsmerkmale wie Farbe oder Fassadengestaltung.<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der beurteilen die Anb<strong>in</strong>dung ihres Stadtteils an den öffentlichen<br />

Verkehr als gut. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es kaum Zusammenhänge mit der tatsächlichen<br />

Qualität der Anb<strong>in</strong>dung, es reicht offenbar für e<strong>in</strong>e positive Bewertung, dass überhaupt<br />

Busse im Stadtteil verkehren. Dies kann dadurch erklärt werden, dass<br />

9


öffentlich Verkehrsmittel bei den Alltagswegen der meisten K<strong>in</strong>der nur e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle spielen.<br />

Die Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil s<strong>in</strong>d meistens Spielplätze und das eigene Zuhause,<br />

aber auch Parks, Freibäder sowie Sport- und Bolzplätze werden häufiger genannt.<br />

Liebl<strong>in</strong>gsorte im Stadtteil s<strong>in</strong>d vor allem die Orte, an denen die K<strong>in</strong>der<br />

spielen oder Sport treiben sowie Freunde treffen können. Das eigene Zuhause ist<br />

auch als Ort wichtig, der Geborgenheit bietet.<br />

Unsicherheitsorte im Stadtteil gibt es für gut die Hälfte der K<strong>in</strong>der. An erster<br />

Stelle stehen dabei bestimmte Straßen, Waldgebiete, Parks und Schulumfelder<br />

sowie generell „im Dunkeln“. Mädchen haben deutlich häufiger Unsicherheitsorte<br />

als Jungen. Die Hauptauslöser der Unsicherheit an den genannten Orten s<strong>in</strong>d ältere<br />

Jugendliche, Angst vor Gewalt und gefährlicher Straßenverkehr. Während<br />

Mädchen aus allen anderen Gründen häufiger an e<strong>in</strong>em Ort unsicher s<strong>in</strong>d, haben<br />

Jungen deutlich häufiger als Mädchen Angst davor, Opfer körperlicher Gewalt zu<br />

werden.<br />

Orte, die den K<strong>in</strong>dern von ihren Eltern im Stadtteil verboten worden s<strong>in</strong>d, gibt es<br />

nur wenige. Eher sprechen die Eltern generell das Gebot aus, nicht im Dunkeln<br />

oder nicht alle<strong>in</strong>e im Stadtteil unterwegs zu se<strong>in</strong>. Wenn es verbotene Orte gibt,<br />

s<strong>in</strong>d diese häufig Waldgebiete oder an Wasserläufen und Teichen. Mädchen wird<br />

deutlich häufiger als Jungen verboten, sich an bestimmten Stellen oder zu bestimmten<br />

Zeiten im Stadtteil aufzuhalten.<br />

Die Hauptänderungswünsche der K<strong>in</strong>der an dem Stadtteil, <strong>in</strong> dem sie leben, beziehen<br />

sich auf die Spielplätze, die Geschäfte und die Sauberkeit. Jungen wünschen<br />

sich zudem mehr Sportangebote im Stadtteil.<br />

Von den Freizeitangeboten der Kommunen erreichen Schwimmbäder, K<strong>in</strong>os und<br />

Geschäfte die meisten K<strong>in</strong>der. Nur wenige K<strong>in</strong>der werden durch Angebote wie<br />

Landjugend, Jugendrotkreuz, Jugendfeuerwehr oder K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamente<br />

angesprochen. Je nach Stadtteil können die Reichweiten des gleichen Angebotes<br />

aber beträchtlich variieren. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund werden<br />

durch kostenpflichtige oder konfessionell gebundene Angebote schlechter erreicht.<br />

Bei den beliebtesten Angeboten stehen zum Teil Angebote ganz oben auf der Liste,<br />

die <strong>in</strong> der Reichweite weit niedrigere Werte erreichten. So s<strong>in</strong>d Musikschule,<br />

Reiterhof und Tanzangebote deutlich beliebter, als nach der Reichweite zu erwarten<br />

gewesen wäre. Schwimmbäder und Sportangebote aber haben sowohl e<strong>in</strong>e<br />

große Reichweite als auch Beliebtheit. Vere<strong>in</strong>sangebote s<strong>in</strong>d bei K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund deutlich unbeliebter, vor allem K<strong>in</strong>der aus Kasachstan<br />

meiden häufig die strengeren Reglementierungen e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s und ziehen <strong>in</strong>formellere<br />

Angebote wie Spielplätze vor.<br />

In der Alltagsnutzung stehen Spielplätze, Bolzplätze und Geschäfte ganz oben<br />

auf der Liste, also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Angebote, die die K<strong>in</strong>der ohne großen Aufwand<br />

im Stadtteil erreichen können. Nachmittags geöffnete Schulhöfe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang e<strong>in</strong> wichtiges Element <strong>in</strong> der nachmittäglichen Freizeitgestaltung<br />

der K<strong>in</strong>der, obwohl kaum e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sie als beliebte Orte genannt hat. K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

Kommunen mit e<strong>in</strong>em sehr ausgedünnten Angebote im Freizeitbereich weichen<br />

10


nicht auf die vorhandenen Angebote aus, sondern nutzen im Durchschnitt weniger<br />

Angebote als K<strong>in</strong>der aus gut ausgestatteten Kommunen.<br />

Mehr als zwei Drittel der im Alltag genutzten Angebote werden von den K<strong>in</strong>dern<br />

zu Fuß oder mit dem Rad erreicht. E<strong>in</strong> Fünftel aller Wege zu Freizeitaktivitäten<br />

wird mit dem PKW zurückgelegt. Jungen nutzen häufiger das Fahrrad, Mädchen<br />

werden häufiger mit dem PKW gebracht. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel<br />

steigt mit dem Alter der K<strong>in</strong>der.<br />

Gerne häufiger nutzen würden die K<strong>in</strong>der K<strong>in</strong>o, e<strong>in</strong>e Eishalle oder e<strong>in</strong>en Zoo.<br />

Meistens ist der Grund für e<strong>in</strong>e Nichtnutzung, dass die Angebote <strong>in</strong> der Kommune<br />

nicht vorhanden s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs spielt auch e<strong>in</strong>e Rolle, dass die Angebote unbekannt,<br />

zu weit entfernt oder zu teuer s<strong>in</strong>d sowie dass es den K<strong>in</strong>dern an Zeit,<br />

Erlaubnis der Eltern oder Fähigkeiten mangelt, das Angebot zu nutzen.<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der möchten an den Entscheidungen der Kommune beteiligt werden.<br />

Nur wenige kennen allerd<strong>in</strong>gs Beteiligungsmöglichkeiten oder Ansprechpartner<br />

<strong>in</strong> der Kommune. Aktionsgebundene, zeitlich begrenzte Beteiligungsformen<br />

s<strong>in</strong>d deutlich beliebter als <strong>in</strong>stitutionalisierte Formen wie K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamente.<br />

Nur e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit der K<strong>in</strong>der fühlt sich mit se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> der<br />

Kommune ernst genommen, der Anteil steigt allerd<strong>in</strong>gs an, wenn es Beteiligungsprojekte<br />

gibt.<br />

E<strong>in</strong>e hohe Dichte im Stadtteil lebender K<strong>in</strong>der steigert das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der.<br />

E<strong>in</strong>e große Angebotsvielfalt im Stadtteil steigert das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil. Die Qualität der Spielplätze bee<strong>in</strong>flusst das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der, Spielplätze mit hoher sozialer Kontrolle allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d bei K<strong>in</strong>dern eher<br />

unbeliebt. Erwachsenenkriterien für K<strong>in</strong>der- und Familienfreundlichkeit stimmen<br />

nur teilweise mit der E<strong>in</strong>schätzung der K<strong>in</strong>der übere<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> wichtiges Argument,<br />

die <strong>in</strong> dieser Studie dargestellte K<strong>in</strong>dersicht bei der Bewertung von Stadtteilen<br />

stärker zu berücksichtigen.<br />

11


2005 wurden erstmals<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zehn ausgewählten<br />

Stadtteilen befragt.<br />

Die Stadtteile wurden so<br />

ausgewählt, dass sie e<strong>in</strong>e<br />

große Bandbreite unterschiedlicherWohnbed<strong>in</strong>gungen<br />

abdecken.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Stadtteilbegehung<br />

fand die Befragung<br />

der K<strong>in</strong>der im Mai und Juni<br />

2005 statt.<br />

3. Die Stichprobe<br />

Erstmals wurde ke<strong>in</strong>e Repräsentativstichprobe für<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen befragt, sondern aufgrund<br />

des ausschließlichen Schwerpunktthemas „<strong>Wohnen</strong>“<br />

e<strong>in</strong>e andere Zugehensweise gewählt als <strong>in</strong><br />

den Jahren 1997-2004. Um die tatsächlichen<br />

Wohnverhältnisse der befragten K<strong>in</strong>der besser erfassen<br />

und kontrollieren zu können, wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Bewerbungsverfahren, das Ende 2004 mit der<br />

Ausschreibung an alle Nordrhe<strong>in</strong>-Westfälischen<br />

Kommunen begann, e<strong>in</strong>e Auswahl von 10 sehr unterschiedlichen<br />

Stadt- bzw. Ortsteilen 1 getroffen.<br />

In den Stadtteilen sollte jeweils e<strong>in</strong>e repräsentative<br />

Auswahl von K<strong>in</strong>dern befragt werden. Die Auswahl<br />

der untersuchten Stadtteile stellte dabei e<strong>in</strong>e<br />

möglichst breite baulich-strukturelle sowie sozialräumliche<br />

Unterschiedlichkeit sicher. Es wurden im<br />

ersten Jahrgang des „<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s <strong>Wohnen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ Stadtteile folgender Kommunen untersucht:<br />

Bad Driburg, Coesfeld, Herne, Herten,<br />

Ibbenbüren, Kreuztal, Leopoldshöhe, Nordkirchen,<br />

Ostbevern und Pulheim. Teilweise waren die ausgewählten<br />

Stadtteile kle<strong>in</strong>räumig abgegrenzt und<br />

bezogen auf die bauliche und soziale Struktur äußerst<br />

homogen, teilweise eher heterogen und<br />

großflächiger. Es wurden sowohl Stadtteile mit<br />

stark wachsender Bevölkerung als auch Stadtteile<br />

mit schrumpfender Bevölkerung analysiert. E<strong>in</strong>e<br />

Kurzcharakterisierung der ausgewählten Stadtteile<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Kapitel 4.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Stadtteilbegehung im Frühjahr 2005,<br />

bei der zum e<strong>in</strong>en der enge Kontakt zu Fachleuten<br />

aus der Kommunalverwaltung aber auch, wenn<br />

möglich, zu K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen aus dem<br />

Stadtteil gesucht wurde, wurden die Befragungen<br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen zwischen den Oster- und Sommerferien<br />

2005 durchgeführt. Der Schwerpunkt<br />

der Befragung lag zwischen Mitte Mai und Mitte<br />

Juni (s. Abb. 3.1).<br />

1<br />

Im Folgenden wird bezogen auf die Stadt- und<br />

Ortsteile jeweils nur von „Stadtteilen“ die Rede se<strong>in</strong>,<br />

um die Lesbarkeit des Berichtes sicherzustellen.<br />

12


Abb. 3.1: Zeitliche Verteilung der Befragungen.<br />

Häufigkeit<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

12.04.2005<br />

26.04.2005<br />

10.05.2005<br />

24.05.2005<br />

07.06.2005<br />

21.06.2005<br />

Befragungsdatum<br />

Insgesamt haben sich <strong>in</strong> allen zehn Stadtteilen<br />

zusammen 2.284 K<strong>in</strong>der beteiligt, die Zahl der befragten<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen (unterschiedlich<br />

großen) Stadtteilen lag zwischen 92 K<strong>in</strong>dern im<br />

kle<strong>in</strong>sten analysierten Stadtteil und 397 K<strong>in</strong>dern<br />

im größten. In den Stadtteilen beteiligten sich zwischen<br />

37% und 85% der dort lebenden K<strong>in</strong>der der<br />

entsprechenden Altersgruppe (im Kern 9-14 Jahre,<br />

Jahrgangsstufen 4-7). Die mittlere Rücklaufquote<br />

lag mit 51% für e<strong>in</strong>e solche Art von Befragung<br />

sehr hoch und zeigt das große Engagement der<br />

vor Ort beteiligten kommunalen Partner und nicht<br />

zuletzt der K<strong>in</strong>der und ihrer Eltern.<br />

52% der befragten K<strong>in</strong>der waren Mädchen, 48%<br />

Jungen. Damit ist das Geschlechterverhältnis ausgewogen.<br />

Die Abbildung 3.2 zeigt die Altersstruktur der <strong>in</strong><br />

diesem <strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> befragten K<strong>in</strong>der. Die<br />

meisten der befragten K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d 9-14 Jahre alt,<br />

aber es gibt rund 6% die jünger oder älter s<strong>in</strong>d.<br />

Damit ist die Stichprobe etwas weniger scharf begrenzt<br />

als <strong>in</strong> den landesweiten Befragungen, <strong>in</strong><br />

denen jeweils 99% der K<strong>in</strong>der im Altersbereich 9-<br />

14 Jahre lagen.<br />

13<br />

05.07.2005<br />

19.07.2005<br />

02.08.2005<br />

16.08.2005<br />

In den zehn Kommunen<br />

beteiligten sich 2.284 K<strong>in</strong>der<br />

an der Befragung.<br />

Die Rücklaufquoten lagen<br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen zwischen<br />

37% und 85%.<br />

94% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

waren zwischen 9 und 14<br />

Jahren alt.


25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Es nahmen etwas mehr<br />

jüngere als ältere K<strong>in</strong>der<br />

an der Befragung teil.<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

3%<br />

Abb. 3.2: Altersstruktur der befragten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

den zehn Stadtteilen.<br />

17%<br />

Die Abbildung 3.3 zeigt die Verteilung der K<strong>in</strong>der<br />

auf die Jahrgangsstufen der Schule. Die Jahrgangsstufen<br />

<strong>in</strong> der Stichprobe s<strong>in</strong>d nicht gleichverteilt<br />

und es f<strong>in</strong>den sich viele K<strong>in</strong>der außerhalb des<br />

Kernbereichs der 4.-7. Jahrgangsstufen, vor allem<br />

<strong>in</strong> der Klassenstufe 3. Dies liegt daran, dass bed<strong>in</strong>gt<br />

durch die postalische Befragung <strong>in</strong> manchen<br />

Stadtteilen die Jahrgangsstufengrenzen nicht so<br />

klar gesetzt werden konnten, wie <strong>in</strong> Befragungen<br />

über Schulen. In manchen Stadtteilen, <strong>in</strong> denen<br />

über Schulen befragt wurde, wurde zudem auch<br />

die dritten Klassen <strong>in</strong> die Befragung mit e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Abb. 3.3: Jahrgangsstufen <strong>in</strong> der Stichprobe.<br />

14<br />

20%<br />

16% 16% 15%<br />

9%<br />

3%<br />

0% a)<br />

8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />

22% 21%<br />

17%<br />

Jahre<br />

a) Werte gerundet<br />

15% 15%<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

9%


Die Verteilung der befragten K<strong>in</strong>der auf die weiterführenden<br />

Schulformen entspricht zum Teil nicht<br />

der landesweiten Verteilung der Schüler (s. Tab.<br />

3.1). Vor allem HauptschülerInnen wurden vermehrt<br />

befragt, dafür entsprechend weniger GesamtschülerInnen.<br />

Dies ergibt sich zum Teil auch<br />

daraus, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen der untersuchten Kommunen<br />

ke<strong>in</strong>e Gesamtschulen vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Tab. 3.1: Verteilung der SchülerInnen auf die<br />

Schulformen<br />

Stichprobe Verteilung <strong>in</strong><br />

<strong>NRW</strong><br />

Hauptschule 31% 25%<br />

Realschule 27% 28%<br />

Gymnasium 34% 32%<br />

Gesamtschule 8% 15%<br />

andere Schulform<br />

1% k. A.<br />

3.1 Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Für diese Befragung wurde der Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

der K<strong>in</strong>der nicht anhand der Nationalität<br />

der K<strong>in</strong>der erfasst, sondern als erweiterter Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

über die Geburtsländer der K<strong>in</strong>der<br />

selbst sowie ihrer Eltern. Das hat den Vorteil,<br />

dass auf diese Weise der Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

beispielsweise von Russlanddeutschen sowie K<strong>in</strong>dern,<br />

die die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen<br />

haben, sichtbar bleibt. In diesem S<strong>in</strong>ne<br />

wird für diese Studie als Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

gezählt, wenn entweder die K<strong>in</strong>der selbst im Ausland<br />

geboren wurden (das ist e<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> erster Generation bzw. <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dergeneration)<br />

oder wenn m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil<br />

im Ausland geboren wurde (das ist dann e<strong>in</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> zweiter Generation bzw.<br />

<strong>in</strong> der Elterngeneration).<br />

31% der befragten K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Damit ist die durchschnittliche<br />

Quote aller analysierten Stadtteile <strong>in</strong> der Größenordnung<br />

wie die Quote <strong>in</strong> der letzten landesweiten<br />

Befragung 2004 (29%). Allerd<strong>in</strong>gs schwanken die<br />

Anteile von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

sehr stark zwischen den Stadtteilen. Die Variationsbreite<br />

reicht von nur 6% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dörflichen<br />

Stadtteil bis zu 81% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hochhaussiedlung.<br />

Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der aus Migrantenfamilien (d.h.<br />

23% der Gesamtstichprobe) haben e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> der Elterngeneration und wur-<br />

15<br />

31% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

hatten e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

lag der Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

zwischen 6%<br />

und 81%.


Nur 8% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der.<br />

Besonders viele Geschwister<br />

haben die K<strong>in</strong>der entweder<br />

<strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />

starkem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

oder <strong>in</strong> besonders<br />

auf junge Familien ausgerichteten<br />

Kommunen.<br />

den selbst bereits <strong>in</strong> Deutschland geboren. E<strong>in</strong><br />

Drittel (d.h. 9 % der Gesamtstichprobe) s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>wanderer<br />

der ersten Generation, d.h. die K<strong>in</strong>der<br />

selbst s<strong>in</strong>d noch im Ausland geboren. Dieser Wert<br />

ist leicht höher als <strong>in</strong> der landesweiten Vergleichsstudie,<br />

das wird durch e<strong>in</strong>ige Stadtteile erklärt, <strong>in</strong><br />

denen viele <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>gewanderte<br />

Russlanddeutsche leben. 11% der K<strong>in</strong>der haben<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland und e<strong>in</strong> im Ausland geborenes<br />

Elternteil.<br />

Die Tabelle 3.2 zeigt die Hauptherkunftsländer der<br />

befragten K<strong>in</strong>der und ihrer Eltern. In den untersuchten<br />

Stadtteilen leben im Vergleich mit der<br />

landesweiten Erhebung etwas weniger türkischstämmige<br />

Familien, dafür vor allem mehr Familien<br />

aus Kasachstan. Diese leichte Abweichung rührt<br />

vor allem daher, dass nur e<strong>in</strong>e der untersuchten<br />

Kommunen im Ruhrgebiet liegt. russische und kasachische<br />

Familien s<strong>in</strong>d auch häufiger E<strong>in</strong>wanderer<br />

<strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dergeneration.<br />

Tab. 3.2: Herkunftsländer der K<strong>in</strong>der und Eltern.<br />

K<strong>in</strong>d Vater Mutter<br />

Deutschland 92% 74% 75%<br />

Türkei 1% 7% 7%<br />

Russland 3% 5% 5%<br />

Kasachstan 2% 3% 3%<br />

Polen


(1,2 Geschwister). Sehr unterschiedliche E<strong>in</strong>wohnerstrukturen<br />

(Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

e<strong>in</strong>erseits und gut situierte junge Familien andererseits)<br />

können also haben also bezogen auf die<br />

K<strong>in</strong>derzahl den gleichen Effekt, bzw. anders formuliert,<br />

wenn die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen stimmen,<br />

ist auch bei Familien ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

e<strong>in</strong>e höhere Geburtenrate zu verzeichnen.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund leben mit 2,0<br />

Geschwistern <strong>in</strong> etwas größeren Familien als K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (1,6 Geschwister).<br />

Dabei macht es ke<strong>in</strong>en Unterschied, ob es sich um<br />

E<strong>in</strong>wanderer erster oder zweiter Generation handelt.<br />

Deutsch-ausländische Elternpaare haben allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht mehr K<strong>in</strong>der als re<strong>in</strong> deutsche Elternpaare.<br />

3.3 Trennung der Eltern<br />

Nur 17% der Eltern der befragten K<strong>in</strong>der leben <strong>in</strong><br />

Trennung. Dies ist e<strong>in</strong> deutlich niedrigerer Wert als<br />

die zuletzt <strong>in</strong> den landesweiten Befragungen erreichten<br />

Quoten von 20% der K<strong>in</strong>der. Ob sich hier<br />

e<strong>in</strong> Trend der letzten drei Jahre <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> (Reduktion<br />

der Trennungsquote von 22% auf 20%) fortsetzt<br />

oder ob die Auswahl der untersuchten Stadtteile<br />

zu dieser niedrigeren Trennungsquote führt, kann<br />

auf der Grundlage der vorliegenden Daten nicht<br />

entschieden werden.<br />

Die Trennungsquoten s<strong>in</strong>d zwischen den untersuchten<br />

Stadtteilen deutlich unterschiedlich. Die<br />

höchste Quote f<strong>in</strong>det sich mit 23% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt<br />

mit sehr gemischter E<strong>in</strong>wohnerstruktur. Die<br />

niedrigsten Quoten f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den ländlich<br />

strukturierten Wohngebieten mit hohem E<strong>in</strong>familienhausanteil.<br />

Zwei gegenläufige Effekte zeichnen<br />

hierfür verantwortlich: Zum e<strong>in</strong>en wohnen alle<strong>in</strong><br />

Erziehende seltener <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern (s. Kap.<br />

5), daher s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Wohngebieten mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

E<strong>in</strong>familienhausanteil weniger getrennt lebende<br />

Eltern zu f<strong>in</strong>den. Daraus resultiert e<strong>in</strong> umso höherer<br />

Anteil getrennt lebender Eltern, je größer der<br />

Anteil kle<strong>in</strong>erer Wohnungen ist. Zum anderen aber<br />

trennen sich Elternpaare mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

seltener als Paare ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(s.u.). Auch diese Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

leben häufiger <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Wohnungen<br />

als <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern. Daher f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der<br />

17<br />

17% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

haben getrennt lebende<br />

Eltern.


Besonders hohe Trennungsquoten<br />

f<strong>in</strong>den sich<br />

bei deutsch-ausländischen<br />

Elternpaaren.<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

19%<br />

Eltern von Hauptschüler-<br />

Innen leben häufiger getrennt.<br />

Gesamtgruppe der höchste Trennungsanteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Stadt mit e<strong>in</strong>em mittleren Anteil an Familien<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund aber e<strong>in</strong>em relativ hohen<br />

Anteil von Mehrfamilienhäusern. Betrachtet<br />

man ausschließlich die Eltern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

so f<strong>in</strong>det sich der höchste Anteil von getrennt<br />

lebenden Eltern <strong>in</strong> der untersuchten Hochhaussiedlung.<br />

Wie bereits angedeutet, f<strong>in</strong>den sich deutlich unterschiedliche<br />

Trennungsquoten nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

der K<strong>in</strong>der differenziert (s. Abb. 3.4).<br />

Während Elternpaare, bei denen beide Eltern im<br />

Ausland geboren wurden, weit niedrigere Trennungsquoten<br />

aufweisen als Elternpaare, bei denen<br />

beide Eltern <strong>in</strong> Deutschland geboren wurden, ist<br />

die Trennungsquote bei deutsch-ausländischen<br />

Paaren besonders hoch. Dabei ist es unerheblich,<br />

ob beide Elternteile im gleichen Ausland geboren<br />

wurden.<br />

Abb. 3.4: Trennungsquote nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

8%<br />

beide Eltern deutsch beide Eltern aus dem<br />

gleichen Ausland<br />

Auch nach Schulform differenziert ergeben sich<br />

deutliche Unterschiede <strong>in</strong> der Trennungshäufigkeit<br />

der Eltern: besonders hohe Trennungsquoten weisen<br />

die Eltern von HauptschülerInnen auf, besonders<br />

niedrig s<strong>in</strong>d die Trennungsquoten bei GymnasiastInnen<br />

(s. Abb. 3.5). Dieser Effekt ist noch<br />

deutlicher, wenn nur die K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

betrachtet werden. E<strong>in</strong> Drittel (33%)<br />

aller HauptschülerInnen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

hat getrennt lebende Eltern.<br />

18<br />

26%<br />

deutsch-ausländisches<br />

Paar<br />

7%<br />

Gemischtnationales<br />

ausländisches Paar


Abb. 3.5: Trennungsquote nach besuchter Schulform.<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

26%<br />

17%<br />

Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule<br />

3.4 Verstorbene Eltern<br />

2% der befragten K<strong>in</strong>der haben entweder den Vater<br />

oder die Mutter verloren. Dieser Wert entspricht<br />

etwa dem der letzten landesweiten Vergleichsbefragung.<br />

Interessant ist allerd<strong>in</strong>gs, dass<br />

die Werte <strong>in</strong> den untersuchten Stadtteilen deutlich<br />

unterschiedlich s<strong>in</strong>d. Von 0% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dörflichen<br />

Geme<strong>in</strong>de gehen die Werte bis 7% <strong>in</strong> der untersuchten<br />

Hochhaussiedlung. In dieser Siedlung ist<br />

der Anteil der vom Tod e<strong>in</strong>es Elternteils betroffener<br />

K<strong>in</strong>der bei K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

leicht, bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund aber<br />

deutlich erhöht. Möglicherweise f<strong>in</strong>den sich unter<br />

diesen K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund besonders<br />

viele Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>der aus Krisenregionen.<br />

3.5 Familienstruktur<br />

Vier Fünftel aller befragten K<strong>in</strong>der leben bei ihren<br />

beiden leiblichen Eltern (s. Tab. 3.3). Diese Zahl<br />

ist höher als <strong>in</strong> der letzten Gesamterhebung <strong>NRW</strong>.<br />

Es gibt außerdem etwas mehr alle<strong>in</strong> erziehende<br />

Mütter <strong>in</strong> der Stichprobe diesen Jahres aber weniger<br />

Mütter, die <strong>in</strong> neuen Partnerschaften leben.<br />

Besonders <strong>in</strong>teressant ist, dass sich K<strong>in</strong>der mit<br />

und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der Stichprobe<br />

diesen Jahres nicht unterscheiden, das kann daran<br />

liegen kann, dass Stadtgebiete <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>, <strong>in</strong> denen<br />

besonders viele Eltern <strong>in</strong> neuen Partnerschaften<br />

leben (Großstädte) nicht <strong>in</strong> der Stichprobe vorhanden<br />

waren.<br />

19<br />

12%<br />

18%<br />

Bei 2% der K<strong>in</strong>der ist e<strong>in</strong><br />

Elternteil verstorben, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Stadtteil ist der Anteil<br />

deutlich erhöht.<br />

Vier von fünf K<strong>in</strong>dern leben<br />

bei beiden leiblichen Eltern.


Tab. 3.3: Herkunftsländer der K<strong>in</strong>der und Eltern.<br />

Gesamt Vergleich ohne mit<br />

<strong>NRW</strong> Mig.H. Mig.H.<br />

beide leibliche Eltern 81% 76% 81% 82%<br />

alle<strong>in</strong>erziehende Mutter 10% 7% 10% 10%<br />

alle<strong>in</strong>erziehender Vater 1% 1% 1% 1%<br />

leibliche Mutter und neuer Partner 5% 10% 6% 4%<br />

leiblicher Vater und neue Partner<strong>in</strong> 1% 1% 1% 1%<br />

nur Großeltern


sche Erwerbsstrukturen (Vollzeit & Hausfrau/mann)<br />

und dafür leicht weniger Familien, <strong>in</strong> denen<br />

beide Eltern Vollzeit arbeiten.<br />

Die Eltern von K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

unterscheiden sich deutlich. In Familien<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist der Anteil der zusätzlich<br />

Teilzeit erwerbstätigen Müttern deutlich<br />

ger<strong>in</strong>ger, wenn gleichzeitig die Väter Vollzeit erwerbstätig<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> oder sogar zwei arbeitslose Eltern aber f<strong>in</strong>den<br />

sich bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund viel<br />

häufiger als bei K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

7% der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

haben m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en erwerbslosen<br />

Elternteil. Bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist dieser Anteil mit 20% fast dreimal so groß.<br />

Tab. 3.4: Arbeitszeiten der Eltern<br />

(Zweielternfamilie).<br />

Gesamt Vergleich ohne mit<br />

<strong>NRW</strong> Mig.H. Mig.H.<br />

Vollzeit - Teilzeit 41% 39% 47% 25%<br />

Vollzeit - Hausfrau, -mann 30% 26% 30% 29%<br />

beide Vollzeit 10% 14% 9% 12%<br />

vollweit - arbeitslos 4% 5% 3% 8%<br />

beide Teilzeit 3% 4% 3% 4%<br />

Hausfrau, -mann - arbeitslos 2% 2% 1% 5%<br />

Teilzeit – arbeitslos 2% 2% 1% 3%<br />

beide arbeitslos 1% 1% 1% 3%<br />

Teilzeit - Hausfrau, -mann 1% 2% 1% 2%<br />

Hausfrau, -mann - RentnerIn 1% 1%


Die Verbreitung von Arbeitslosigkeit<br />

ist e<strong>in</strong> deutlicher<br />

Indikator für die Sozialstruktur<br />

des Stadtteils<br />

und liegt zwischen 0% und<br />

24%.<br />

Aufgrund der Beschränkung<br />

auf zehn ausgewählte<br />

Stadtteile ist die Befragung<br />

im engeren S<strong>in</strong>ne<br />

nicht als repräsentativ für<br />

<strong>NRW</strong> zu bezeichnen.<br />

Die Zusammensetzung der<br />

Stichprobe weicht aber <strong>in</strong><br />

den wichtigsten soziodemografischen<br />

Variablen<br />

nur wenig von e<strong>in</strong>er repräsentativen<br />

Verteilung ab.<br />

werbstätige als Vollzeit Erwerbstätige. Auch bei<br />

den alle<strong>in</strong> Erziehenden mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist der Anteil nicht Erwerbstätiger deutlich höher<br />

als bei den alle<strong>in</strong> Erziehenden, deren K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>en<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben.<br />

In den meisten untersuchten Stadtteilen liegt die<br />

Arbeitslosigkeit der Eltern im durchschnittlichen<br />

Bereich, allerd<strong>in</strong>gs fallen e<strong>in</strong>ige Stadtteile deutlich<br />

heraus: die Spanne reicht von 0% Betroffenheit <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er dörflichen Siedlung im Münsterland bis zu<br />

jeweils 24% Betroffenheit <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung<br />

bzw. <strong>in</strong> der Siedlung, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er strukturschwachen<br />

Region <strong>NRW</strong>s angesiedelt ist. Die beiden<br />

Stadtteile mit sehr hoher Arbeitslosigkeit s<strong>in</strong>d zudem<br />

Stadtteile mit e<strong>in</strong>em sehr hohen Anteil von<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Zwei weitere<br />

Ortsteile mit besonders niedriger Arbeitslosigkeit<br />

f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> anderen Regionen des Münsterlandes.<br />

3.7 Zur Repräsentativität der Stichprobe<br />

In diesem Jahr war es nicht wie <strong>in</strong> den Vorjahren<br />

beabsichtigt e<strong>in</strong>e für <strong>NRW</strong> repräsentative Stichprobe<br />

von K<strong>in</strong>dern im Alter zwischen 9 und 14<br />

Jahren zu befragen. Die Auswahl von zehn eng<br />

umgrenzten Stadtteilen <strong>in</strong> zehn verschiedenen<br />

Kommunen würde diesem Vorhaben auch e<strong>in</strong>deutig<br />

entgegen stehen. Die Beschränkung der Stichprobe<br />

auf zehn kle<strong>in</strong>e Bereiche <strong>NRW</strong>s hat den<br />

Preis der Aufgabe der Repräsentativität, aber den<br />

Vorteil auch genauere Analysen der realen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

vor Ort anzustellen. Viele dieser Vorort-<br />

Analysen werden im Verlauf dieses Berichtes E<strong>in</strong>sichten<br />

ergeben, die die bisherigen <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> nicht geben konnten.<br />

Trotzdem die Auswahl der Stichprobe nicht im eigentlichen<br />

S<strong>in</strong>ne als repräsentativ für <strong>NRW</strong> zu bezeichnen<br />

ist, hat dieses Kapitel gezeigt, dass die<br />

Abweichungen <strong>in</strong> der Zusammensetzung der diesjährigen<br />

Stichprobe von der vorjährigen Repräsentativstichprobe<br />

<strong>in</strong> den meisten Fällen nur ger<strong>in</strong>g<br />

s<strong>in</strong>d. Dies ist e<strong>in</strong> Resultat der Auswahl der Stadtteile,<br />

die als möglichst breiter Querschnitt aller<br />

Stadtteile <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> getroffen wurde. Mit der Wiederholung<br />

des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s <strong>NRW</strong> mit<br />

weiteren Stadtteilen <strong>in</strong> anderen Kommunen im<br />

Jahresverlauf 2006 wird die Annährung der <strong>in</strong> den<br />

analysierten Stadtteilen lebenden K<strong>in</strong>der an die<br />

Gesamtgruppe der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> noch genauer<br />

werden.<br />

22


4. Stadtteilkurzprofile<br />

Im folgenden Kapitel werden die zehn untersuchten<br />

Stadtteile jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Absatz kurz charakterisiert,<br />

damit es der Leser<strong>in</strong> bzw. dem Leser vere<strong>in</strong>facht<br />

wird, sich e<strong>in</strong> Bild der Stadtteile zu machen,<br />

die allen <strong>in</strong> diesem Band berichteten Ergebnisse<br />

zugrunde liegen. Ziel ist es nicht, die Stadtteile<br />

als Teil e<strong>in</strong>er spezifischen Kommune zu vergleichen,<br />

sondern sie als Prototypen für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />

Form des Zusammenlebens <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> zu<br />

begreifen. Daher werden die Stadtteile <strong>in</strong> diesem<br />

Bericht auch nicht e<strong>in</strong>deutig bestimmten Kommunen<br />

zugeordnet, um den Blick auf die allgeme<strong>in</strong>eren<br />

Muster nicht durch e<strong>in</strong>e kommunale Konkurrenzperspektive<br />

zu verstellen.<br />

4.1 Der Kurort<br />

In e<strong>in</strong>em Kurort wurde die Kernstadt als Analysegebiet<br />

ausgewählt. Diese Kernstadt liegt relativ<br />

abseits der großen Verkehrsströme <strong>in</strong> hügeliger<br />

Waldlandschaft und ist durch den Kurbetrieb, der<br />

vor allem auf über 60Jährige zielt, deutlich geprägt.<br />

Die Infrastruktur der Stadt mit Geschäften,<br />

großem Kurpark, Kurbad und Kurkl<strong>in</strong>iken spiegelt<br />

die Rolle als Kurort wider, K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

bilden nicht die Hauptzielgruppe der lokalen Aktivitäten.<br />

Die Kernstadt hat e<strong>in</strong>en relativ hohen Anteil<br />

von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die ihre<br />

Wurzeln vor allem <strong>in</strong> den Staaten Osteuropas haben.<br />

Die Kernstadt ist relativ deutlich <strong>in</strong> zwei Teile<br />

geteilt, von denen der e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en deutlichen Problembereich<br />

um e<strong>in</strong> Hochhaus herum be<strong>in</strong>haltet.<br />

Die Siedlungsstruktur und Bausubstanz ist deutlich<br />

durchmischt und sowohl von ausgeprägten E<strong>in</strong>familienhaus-<br />

und Neubausiedlungen wie auch von<br />

Mehrfamilienhaussiedlungen aus den 60er und<br />

70er Jahren geprägt. Aufgrund der geografischen<br />

Lage als Unterzentrum bietet die Kernstadt sowohl<br />

im Bildungsbereich wie im Freizeitbereich trotz der<br />

primären Ausrichtung auf die Kurgäste den K<strong>in</strong>dern<br />

e<strong>in</strong> relativ breites Angebot, das allerd<strong>in</strong>gs<br />

zum Teil <strong>in</strong> Randlagen der Kernstadt verlagert ist.<br />

4.2 Das Neubaugebiet<br />

E<strong>in</strong> zweiter analysierter Stadtteil war e<strong>in</strong> Neubaugebiet,<br />

das erst vor wenigen Jahren erschlossen<br />

worden ist. Es liegt – durch e<strong>in</strong>e Hauptverkehrsstraße<br />

abgetrennt – außerhalb der Kernstadt. Diese<br />

Straße bildet e<strong>in</strong>e deutliche Barriere zur eigentlichen<br />

Innenstadt, die durch e<strong>in</strong>en Fußgängertun-<br />

23<br />

Der erste Stadtteil ist stark<br />

auf die Bedürfnisse von<br />

älteren Kurgästen zugeschnitten.<br />

Der zweite Stadtteil ist e<strong>in</strong>e<br />

junges Neubaugebiet, <strong>in</strong><br />

dem die meisten Angebote<br />

für K<strong>in</strong>der (noch) fehlen.


nel erreichbar ist. Dieser Fußgängertunnel ist e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>formeller Treffpunkt vieler Jugendlicher und e<strong>in</strong><br />

Konfliktpunkt im Stadtteil. Die vorherrschende<br />

Bauform im Neubaugebiet s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>familienhäuser,<br />

allerd<strong>in</strong>gs gibt es entlang e<strong>in</strong>er Parallelstraße zur<br />

Hauptverkehrsstraße e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser,<br />

die vor allem von Spätaussiedlern bewohnt werden.<br />

Das Verhältnis zwischen diesen Spätaussiedlern<br />

und den Bewohnern der E<strong>in</strong>familienhäuser ist<br />

angespannt. Innerhalb des Neubaugebietes gibt es<br />

kaum Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, von<br />

e<strong>in</strong>em Spielplatz e<strong>in</strong>mal abgesehen. Auch E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />

und Schulen s<strong>in</strong>d nicht direkt<br />

im Neubaugebiet zu f<strong>in</strong>den. Bis auf die Hauptzufahrtsstraße<br />

des Neubaugebietes s<strong>in</strong>d alle Straßen<br />

verkehrsberuhigt, allerd<strong>in</strong>gs größtenteils mit PKW<br />

zugeparkt. Es gibt noch immer Bautätigkeit im<br />

Neubaugebiet und noch nicht alle Straßen s<strong>in</strong>d<br />

fertiggestellt.<br />

Abb. 4.1: E<strong>in</strong>familienhäuser im Neubaugebiet.<br />

Abb. 4.2: Die Unterführung im Neubaugebiet.<br />

24


4.3 Der Stadtteil im Umbruch<br />

Den dritten analysierten Stadtteil bildet e<strong>in</strong>e ehemalige<br />

Bergarbeitersiedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt. In<br />

starker baulicher Durchmischung von E<strong>in</strong>familien-<br />

und Mehrfamilienhäusern leben <strong>in</strong> diesem Stadtteil<br />

sehr viele K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, vor<br />

allem bereits <strong>in</strong> zweiter Generation <strong>in</strong> der Stadt<br />

lebende türkischstämmige K<strong>in</strong>der. Die Arbeitslosigkeit<br />

unter den Eltern und älteren Geschwistern<br />

ist ausgeprägt, das Familiene<strong>in</strong>kommen im Stadtteil<br />

ist niedrig. Der Stadtteil grenzt an den Stadtpark,<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs von Hauptverkehrsstraßen umschlossen<br />

und zum Teil durchschnitten. Es gibt im<br />

Stadtteil wenig Freiflächen, vorhandene E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

stehen größtenteils auf kle<strong>in</strong>en<br />

Grundstücken, die zudem häufig als Nutzgärten<br />

verwendet werden. Die Geschäfts<strong>in</strong>frastruktur ist<br />

aufgrund der nahegelegenen Innenstadt nur e<strong>in</strong>geschränkt<br />

vorhanden. Im Stadtteil gibt es e<strong>in</strong>ige<br />

Spiel- und Bolzplätze, die <strong>in</strong> sehr unterschiedlichem<br />

baulichen Zustand s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>ige der Straßen<br />

s<strong>in</strong>d als Spielstraßen verkehrsberuhigt, die meisten<br />

s<strong>in</strong>d Tempo 30 Zonen. Im Stadtteil bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong> von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gut<br />

frequentiertes Jugendzentrum und e<strong>in</strong>e Grundschule.<br />

Im Stadtteil gibt es e<strong>in</strong> aktives Stadtteilbüro,<br />

das vielfältige Formen der Bürgerbeteiligung<br />

(auch der K<strong>in</strong>derbeteiligung) praktiziert. So gibt es<br />

beispielsweise e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derforum, <strong>in</strong> dem die stadtteilbezogenen<br />

Wünsche der K<strong>in</strong>der erfragt werden.<br />

Durch die Lage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt ist das Angebot<br />

an K<strong>in</strong>derfreizeite<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

sehr umfassend.<br />

Abb. 4.3: Wohnhäuser im Stadtteil im Umbruch.<br />

25<br />

Der dritte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

Stadtquartier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt im Umbruch.


Der vierte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

Stadtteil mit besonderem<br />

Erneuerungsbedarf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Mittelstadt.<br />

Abb. 4.4: Das Jugendzentrum im Stadtteil im<br />

Umbruch.<br />

4.4 Stadtteil mit besonderem<br />

Erneuerungsbedarf<br />

Sehr ähnlich zum zuvor beschriebenen Stadtteil ist<br />

auch der nächste untersuchte Stadtteil e<strong>in</strong> vom<br />

wirtschaftlichen Umbruch der Region deutlich geprägter<br />

Stadtteil. Anders als beim eben beschriebenen<br />

Stadtteil allerd<strong>in</strong>gs ist die Gesamtkommune<br />

deutlich kle<strong>in</strong>er und somit die Angebote weniger<br />

zahlreich. Der Stadtteil selbst ist ebenfalls durch<br />

e<strong>in</strong>e Mischung verschiedenster Bauformen gekennzeichnet.<br />

Besonders <strong>in</strong> den Randlagen des<br />

Stadtteils, der auf beiden Seiten an e<strong>in</strong>en Park<br />

grenzt, f<strong>in</strong>den sich vermehrt neuere E<strong>in</strong>familienhaussiedlungen.<br />

Im Zentrum f<strong>in</strong>den sich h<strong>in</strong>gegen<br />

vermehrt Mehrfamilienhäuser älteren Baudatums.<br />

Mehrere Hauptverkehrsstraßen durchschneiden<br />

den Stadtteil, e<strong>in</strong>e vielbefahrene Autobahn grenzt<br />

an den Stadtteil. Alle anderen Straßen s<strong>in</strong>d Tempo<br />

30 Zone oder Spielstraße. Auch <strong>in</strong> diesem Stadtteil<br />

ist die Bewohnerstruktur stark durch Familien mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sowie durch hohe Quoten<br />

von Arbeitslosigkeit geprägt. Der Stadtteil hat e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es eigenes Zentrum, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Bürgerhaus<br />

(mit Angeboten für K<strong>in</strong>der) und mehrere Geschäfte<br />

für Waren des täglichen Bedarfs liegen. Im<br />

Stadtteil bef<strong>in</strong>den sich mehrere Spielplätze, von<br />

denen e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> den letzten Jahren unter K<strong>in</strong>derbeteiligung<br />

neu geplant und umgestaltet worden<br />

s<strong>in</strong>d. Es gibt zwei Schulen im Stadtteil, deren<br />

Schulhöfe ebenfalls unter K<strong>in</strong>derbeteiligung neu<br />

gestaltet wurden.<br />

26


4.5 Unterzentrum e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />

Der fünfte untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong> historisch<br />

und auch geografisch von der verwaltenden Mittelstadt,<br />

die sich <strong>in</strong> etwa 3 Kilometer Entfernung bef<strong>in</strong>det,<br />

deutlich getrennter Stadtteil. Der untersuchte<br />

Stadtteil hat ke<strong>in</strong> klares Zentrum mit Geschäften,<br />

sondern ist vor allem durch die durchschneidende<br />

Bahnl<strong>in</strong>ie gekennzeichnet. E<strong>in</strong>e<br />

Hauptverkehrsstraße durchschneidet den Ortsteil<br />

weiterh<strong>in</strong>. Um die Bahnl<strong>in</strong>ie herum gibt es e<strong>in</strong>e<br />

auffällige Mischung von kle<strong>in</strong>en Handwerks- und<br />

Industriebetrieben und Wohnbebauung. Bed<strong>in</strong>gt<br />

durch den <strong>in</strong> dieser Region florierenden Bergbau<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren viele Neubaugebiete<br />

entstanden. Die stark befahrene Bahnl<strong>in</strong>ie und e<strong>in</strong>e<br />

nahegelegene Autobahn lassen im untersuchten<br />

Ortsteil e<strong>in</strong> Gefühl der Lärmbelästigung entstehen.<br />

Im untersuchten Ortsteil selbst ist das Angebot<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche relativ beschränkt,<br />

es gibt allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Freibad <strong>in</strong> privater<br />

Trägerschaft und viele Sportvere<strong>in</strong>e, sowie e<strong>in</strong> Jugendzentrum.<br />

Die Kernstadt der Kommune ist mit<br />

e<strong>in</strong>er Busl<strong>in</strong>ie angebunden, die aber <strong>in</strong> den Abendstunden<br />

nicht mehr verkehrt. An e<strong>in</strong>igen Stellen<br />

im Stadtteil traten <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

Konflikte zwischen jugendlichen Spätaussiedlern<br />

und K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zutage,<br />

die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>zwischen durch konfliktregulierende<br />

Tätigkeit der Stadt und der Jugende<strong>in</strong>richtungen<br />

unter Kontrolle s<strong>in</strong>d.<br />

Abb. 4.5: Mehrfamilienhäuser im Unterzentrum<br />

der Mittelstadt.<br />

27<br />

Der fünfte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

eigenständiger Stadtteil<br />

e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die zur<br />

Zeit vom wandernden<br />

Bergbau profitiert.


Der sechste Stadtteil ist<br />

e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Hochhaussiedlung<br />

aus den 60er Jahren<br />

im sozialen Wohnungsbau.<br />

Abb. 4.6: Die den Ortsteil zerschneidende Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

im Unterzentrum der Mittelstadt.<br />

4.6 Die Hochhaussiedlung<br />

Der sechste untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />

Hochhaussiedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ansonsten von Mehrfamilien-<br />

und E<strong>in</strong>familienhäusern geprägten Mittelstadt.<br />

Die Ende der 60er Jahre entstandene Siedlung<br />

liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Randlage zur eigentlichen Kernstadt<br />

auf e<strong>in</strong>em Hügel und grenzt unmittelbar an<br />

e<strong>in</strong>e Schrebergartenanlage bzw. e<strong>in</strong> ausgedehntes<br />

Waldgebiet auf der e<strong>in</strong>en Seite und e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>familienhaussiedlung<br />

auf der anderen Seite. Der Anteil<br />

von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der Siedlung<br />

ist extrem hoch, außerdem f<strong>in</strong>den sich sehr<br />

viele alle<strong>in</strong> erziehende oder arbeitslose Eltern <strong>in</strong><br />

den Wohnungen der Hochhäuser. Die Hochhäuser<br />

stehen relativ dicht beie<strong>in</strong>ander und <strong>in</strong> den Freiräumen<br />

dazwischen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Regel Garagenhöfe<br />

sowie e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e Spielplätze <strong>in</strong><br />

schlechtem Zustand. Nicht unmittelbar <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Siedlung aber direkt angrenzend f<strong>in</strong>den sich<br />

e<strong>in</strong>ige größere und besser ausgestattete Spielplätze.<br />

In e<strong>in</strong>em der Hochhäuser ist e<strong>in</strong>e Beratungsstelle<br />

der Arbeiterwohlfahrt beheimatet, die auch<br />

Angebote für K<strong>in</strong>der vorhält. In der E<strong>in</strong>familienhaussiedlung<br />

bef<strong>in</strong>det sich zudem e<strong>in</strong> Jugendtreff.<br />

An der Hochhaussiedlung vorbei führt e<strong>in</strong>e mäßig<br />

befahrene Straße, alle anderen Wege s<strong>in</strong>d entweder<br />

Sackgassen zu den e<strong>in</strong>zelnen Häusern oder<br />

Fußwege. Außer e<strong>in</strong>em Drogeriemarkt bef<strong>in</strong>den<br />

sich ke<strong>in</strong>e Geschäfte <strong>in</strong> der Siedlung oder <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe. Das soziale Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> der<br />

Hochhaussiedlung ist ausgeprägt, viele Aktivitäten<br />

f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Sommermonaten im Freien statt.<br />

28


Abb. 4.7: E<strong>in</strong>ige der niedrigeren Häuser der Hochhaussiedlung<br />

mit Garagenhof.<br />

Abb. 4.8: Spielplatz <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung.<br />

4.7 Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es<br />

Oberzentrums<br />

Der siebte untersuchte Stadtteil ist der Kernbereich<br />

e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt, der sich <strong>in</strong> nur 15km zu e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt bef<strong>in</strong>det. Entsprechend ist die Bevölkerungsstruktur<br />

<strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt deutlich von<br />

Familien geprägt, die gleichzeitig e<strong>in</strong> ländlich geprägtes<br />

Leben und e<strong>in</strong> Oberzentrum mit kulturellen<br />

Angeboten, vielen Arbeitsplätzen und E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />

nutzen. Die Bevölkerungsentwicklung<br />

ist aufgrund der Wanderungsbewegung<br />

aus dem Oberzentrum, das mit e<strong>in</strong>er Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

günstig an die Kle<strong>in</strong>stadt angebunden ist, positiv.<br />

Die Kle<strong>in</strong>stadt wächst durch die gesteuerte Ausweisung<br />

von Neubaugebieten stetig. Aufgrund der<br />

Nähe zur Großstadt ist das Angebot <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt<br />

vor allem im Bereich E<strong>in</strong>kaufen vergleichsweise<br />

schlecht. In der Kle<strong>in</strong>stadt gibt es kaum<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, auch Arbeitslosigkeit<br />

und alle<strong>in</strong> Erziehende s<strong>in</strong>d nur marg<strong>in</strong>al<br />

vorhanden. Die deutlich vorherrschende Bauform<br />

ist das (freistehende) E<strong>in</strong>familienhaus. In e<strong>in</strong>er<br />

29<br />

Der siebte Stadtteil komb<strong>in</strong>iert<br />

durch se<strong>in</strong>e Lage<br />

ländliches <strong>Wohnen</strong> mit urbanen<br />

Angeboten <strong>in</strong> relativer<br />

Nähe. Er verzeichnet<br />

e<strong>in</strong> merkliches Bevölkerungswachstum.


Randlage zum Kernbereich der Kle<strong>in</strong>stadt bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong>e große Gesamtschule, auf die be<strong>in</strong>ahe alle<br />

K<strong>in</strong>der der Kle<strong>in</strong>stadt sowie der umliegenden Ortschaften<br />

gehen. In unmittelbarer Nachbarschaft<br />

der Gesamtschule bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> gut ausgestattetes<br />

Jugendzentrum und e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Sportanlage, die aber den K<strong>in</strong>dern nur zeitweise<br />

zur freien Verfügung steht. Vor allem die Schulwege,<br />

aber auch viele andere Straßen <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt,<br />

s<strong>in</strong>d verkehrsberuhigt. Zudem gibt es e<strong>in</strong><br />

umfassendes Netz von re<strong>in</strong>en Fußwegen abseits<br />

der ohneh<strong>in</strong> schon verkehrsarmen Straßen. Gut<br />

gepflegte und ausgestattete Spielplätze bef<strong>in</strong>den<br />

sich an vielen Stellen der Kle<strong>in</strong>stadt. K<strong>in</strong>der- und<br />

Familienfreundlichkeit ist e<strong>in</strong>e Leitl<strong>in</strong>ie, die der<br />

Bürgermeister der Kommune ausgegeben hat.<br />

Dies drückt sich auch dar<strong>in</strong> aus, dass viele Projekte<br />

auf kurzem Verwaltungswege umgesetzt werden<br />

(können).<br />

Abb. 4.9: Spielplatz <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe<br />

e<strong>in</strong>es Oberzentrums.<br />

Abb. 4.10: Fußwege <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe<br />

e<strong>in</strong>es Oberzentrums.<br />

30


4.8 Das schrumpfende Dorf<br />

Der achte analysierte Stadtteile ist <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht<br />

e<strong>in</strong> Kontrast zum zuvor beschriebenen Stadtteil.<br />

Insgesamt ist er deutlich der kle<strong>in</strong>ste aller<br />

zehn untersuchten Stadtteile und liegt als eigenständige<br />

dörfliche Siedlung etwa 5 km außerhalb<br />

vom eigentlichen Kern der Kle<strong>in</strong>stadt. K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, alle<strong>in</strong> Erziehende oder Arbeitslose<br />

f<strong>in</strong>den sich im Stadtteil praktisch nicht.<br />

Der Ortskern der untersuchten dörflichen Siedlung<br />

beheimatet neben der Kirche nur wenige Geschäfte<br />

oder Imbisse. Der Ortsteil ist fast ausschließlich<br />

mit E<strong>in</strong>familienhäusern bebaut, lediglich im ältesten<br />

Dorfkern f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser.<br />

Obwohl die Hauptsstraßen nicht verkehrsberuhigt<br />

s<strong>in</strong>d, ist auch hier der Verkehr nur mäßig,<br />

die Nebenstraßen s<strong>in</strong>d zum Teil baulich verkehrsberuhigt,<br />

zum Teil durch Geschw<strong>in</strong>digkeitsbegrenzungen.<br />

In 1,5 km Entfernung zum Dorfkern liegt<br />

e<strong>in</strong> eigener Bahnhof, der das Dorf nicht nur an die<br />

Kle<strong>in</strong>stadt, sondern auch an nahegelegene Ballungszentren<br />

anb<strong>in</strong>det. Die gesamte Kommune,<br />

aber <strong>in</strong>sbesondere das Dorf leidet unter e<strong>in</strong>er negativen<br />

Bevölkerungsentwicklung, die das ohneh<strong>in</strong><br />

beschränkte Angebot der Kommune für K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche zunehmend bedroht. E<strong>in</strong> Beispiel ist<br />

die drohende Schließung des Hallenbades. Im<br />

Ortsteil f<strong>in</strong>den sich relativ zahlreiche und gut gepflegte,<br />

allerd<strong>in</strong>gs deutlich auf jüngere K<strong>in</strong>der zugeschnittene<br />

Spielplätze. Im Bereich des Dorfes<br />

gibt es zahlreiche Brachflächen, die von den K<strong>in</strong>dern<br />

zum Spielen genutzt werden (können). Insbesondere<br />

für ältere K<strong>in</strong>der und Jugendliche ist<br />

das Angebot sehr e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Abb. 4.11: Brachfläche im schrumpfenden Dorf.<br />

31<br />

Der achte Stadtteil ist e<strong>in</strong>e<br />

dörfliche Siedlung, die wie<br />

die Gesamtkommune unter<br />

s<strong>in</strong>kenden Bevölkerungszahlen<br />

leidet.


Der neunte Stadtteil ist<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong><br />

der Nähe e<strong>in</strong>es Oberzentrums,<br />

die sich besonders<br />

stark für junge Familien<br />

engagiert und e<strong>in</strong>e sehr<br />

junge Bevölkerungsstruktur<br />

hat.<br />

Abb. 4.12: Der Ortskern des schrumpfenden Dorfes.<br />

4.9 Die „junge“ Kle<strong>in</strong>stadt<br />

Die vorletzte untersuchte Siedlung war vergleichbar<br />

mit der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es Oberzentrums,<br />

die weiter oben beschrieben wurde. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist <strong>in</strong> dieser Kle<strong>in</strong>stadt, bei der ebenfalls die<br />

Kernstadt untersucht wurde, die positive Bevölkerungsentwicklung<br />

noch deutlicher. Die Kommune<br />

weist seit Jahren e<strong>in</strong>e der höchsten Geburtenraten<br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> auf und hat e<strong>in</strong>e Altersverteilung mit vergleichsweise<br />

vielen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. Das<br />

Angebot für K<strong>in</strong>der und Jugendliche ist für e<strong>in</strong>e<br />

Stadt dieser Größenordnung hervorragend mit äußerst<br />

zahlreichen, gut gepflegten und auf unterschiedliche<br />

Bedürfnisse abgestimmten Spielflächen<br />

im Stadtgebiet. Außerdem gibt es e<strong>in</strong> beliebtes<br />

Hallen- und Freibad sowie viele Angebote im musischen<br />

und sportlichen Bereich. E<strong>in</strong> Jugendzentrum<br />

ist <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt zwar vorhanden, liegt aber<br />

außerhalb der eigentlichen Kernstadt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Industriegebiet.<br />

Es f<strong>in</strong>den sich für e<strong>in</strong>e Stadt dieser<br />

Größenordnung relativ viele Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

vor allem aus dem Bereich Osteuropas.<br />

Diese K<strong>in</strong>der beteiligen sich auffällig wenig<br />

am organisierten Vere<strong>in</strong>sleben <strong>in</strong> der Kommune.<br />

Die überwiegende Bauform ist zwar das E<strong>in</strong>familienhaus,<br />

es gibt allerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser<br />

im Ortskern. Durch den Ort fließt e<strong>in</strong><br />

Fluss, dessen Uferbereich an e<strong>in</strong>igen Stellen als<br />

Treffpunkt für Jugendliche gestaltet wurde. An vielen<br />

Stellen im Ort f<strong>in</strong>den sich Kunstobjekte.<br />

32


Abb. 4.13: Treffpunkt am Flussufer <strong>in</strong> der „jungen“<br />

Kle<strong>in</strong>stadt.<br />

Abb. 4.14: E<strong>in</strong>familienhaussiedlung <strong>in</strong> der „jungen“<br />

Kle<strong>in</strong>stadt.<br />

4.10 Die Pendlerstadt<br />

Der letzte untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong> eigenständiger<br />

Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die sich <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe e<strong>in</strong>es großen Industriegebietes e<strong>in</strong>es<br />

Ballungsraumes bef<strong>in</strong>det. Entsprechend pendelt<br />

e<strong>in</strong> Großteil der erwerbstätigen Bevölkerung aus<br />

dem Stadtteil zur Arbeit <strong>in</strong> die nahegelegene Metropole.<br />

Der Stadtteil selbst ist vor allem durch e<strong>in</strong>en<br />

zentral gelegenen großen Park um e<strong>in</strong>e Abtei<br />

herum geprägt. In Nachbarschaft zu diesem Park<br />

bef<strong>in</strong>det sich auch das eigentliche Ortszentrum, <strong>in</strong><br />

dem sich e<strong>in</strong>ige wenige Geschäfte bef<strong>in</strong>den. Die<br />

meisten E<strong>in</strong>käufe werden entweder <strong>in</strong> der Mittelstadt<br />

oder <strong>in</strong> der nahegelegenen Metropole getätigt.<br />

Auch diese Mittelstadt profitiert wirtschaftlich<br />

von der Nähe zur Metropole und die Bevölkerung<br />

wächst stetig. Der untersuchte Stadtteil gilt als<br />

sozial gehoben und ist durch Neubaugebiete unterschiedlichen<br />

Alters geprägt, <strong>in</strong> denen sich vorwiegend<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser bef<strong>in</strong>den. Im Stadtteil<br />

bef<strong>in</strong>det sich neben Spiel- und Sportplätzen sowie<br />

Brachflächen e<strong>in</strong> Jugendzentrum, das sich auf An-<br />

33<br />

Der zehnte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

eigenständiger Stadtteil<br />

e<strong>in</strong>er Mittelstadt <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe zu e<strong>in</strong>em<br />

wirtschaftlichen Kernraum<br />

<strong>NRW</strong>s. Er ist durch starke<br />

Auspendlerströme gekennzeichnet.


gebote vor allem im künstlerischen Bereich spezialisiert<br />

hat und als e<strong>in</strong>e Art „K<strong>in</strong>dervolkshochschule“<br />

funktioniert. Für die Angebote dieses Jugendzentrums<br />

müssen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Regel anmelden.<br />

Abseits der Hauptverkehrsstraßen, die zum<br />

Teil stark befahren s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die meisten anderen<br />

Straßen verkehrsberuhigt. Im Stadtteil bef<strong>in</strong>den<br />

sich neben e<strong>in</strong>er Grundschule auch e<strong>in</strong> Gymnasium<br />

und e<strong>in</strong>e Realschule. Das Angebot im sportlichen<br />

Bereich ist ausgeprägt. Vor allem die älteren<br />

K<strong>in</strong>der nutzen aber auch Freizeitangebote <strong>in</strong> den<br />

nahegelegenen größeren Städten.<br />

Abb. 4.15: Das Jugendzentrum <strong>in</strong> der Pendlerstadt.<br />

Abb. 4.16: Das Stadtteilzentrum <strong>in</strong> der Pendlerstadt.<br />

34


5. Wohnverhältnisse<br />

In diesem Kapitel werden im Folgenden die „objektiven“<br />

2 Wohnbed<strong>in</strong>gungen der K<strong>in</strong>der dargestellt<br />

und ihr E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung getestet. Dazu wird analysiert, <strong>in</strong> was<br />

für e<strong>in</strong>er Art Haus (E<strong>in</strong>familienhaus, Mehrfamilienhaus,<br />

Hochhaus) die K<strong>in</strong>der mit ihrer Familie leben,<br />

ob sie e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, ob sie e<strong>in</strong>en<br />

Garten haben, <strong>in</strong> dem sie auch spielen dürfen<br />

und ob sie Haustiere haben. Außerdem wird untersucht,<br />

welche Räume der Wohnung die K<strong>in</strong>der<br />

häufig nutzen und welche eher Tabubereiche darstellen.<br />

5.1 Hausform<br />

Knapp zwei Drittel (63%) der befragten K<strong>in</strong>der<br />

geben an, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>- bzw. Zweifamilienhaus<br />

leben. 27% der K<strong>in</strong>der wohnen nach eigenen<br />

Angaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mehrfamilienhaus, 10% <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Hochhaus. Die Anteile der verschiedenen<br />

Hausformen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den analysierten Stadtteilen<br />

sehr unterschiedlich verteilt: so gibt es fünf Stadtteile,<br />

<strong>in</strong> denen sehr homogen fast ausschließlich<br />

E<strong>in</strong>- und Zweifamilienhäuser vorhanden s<strong>in</strong>d und<br />

Mehrfamilienhäuser e<strong>in</strong>en Anteil von maximal 22%<br />

e<strong>in</strong>nehmen. E<strong>in</strong> Stadtteil ist homogen fast ausschließlich<br />

durch vielgeschossige Hochhäuser geprägt.<br />

In zwei Stadtteilen ist das Verhältnis von<br />

E<strong>in</strong>- und Mehrfamilienhäusern be<strong>in</strong>ahe gleich, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em gibt es mehr Mehrfamilien- als E<strong>in</strong>familienhäuser.<br />

Die Anteile der jeweiligen Hausformen, die<br />

von den K<strong>in</strong>dern angegeben werden, passen weitgehend<br />

sehr gut zu den bei der Ortsbegehung von<br />

ProKids-MitarbeiterInnen geschätzten Anteile und<br />

stützen somit die Qualität der von den K<strong>in</strong>dern<br />

angegeben Anteile.<br />

Die Wohnverhältnisse von Bevölkerungsgruppen<br />

mit durchschnittlich ger<strong>in</strong>gerer f<strong>in</strong>anzieller Ausstattung<br />

(K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der<br />

Arbeitsloser, K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender) s<strong>in</strong>d systematisch<br />

schlechter als die von K<strong>in</strong>dern ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, ohne Arbeitslosigkeit der<br />

2<br />

Die Bezeichnung „objektiv“ wird hier <strong>in</strong> Anführungszeichen<br />

verwendet, da die Angaben auch <strong>in</strong> diesem Abschnitt<br />

überwiegend von den K<strong>in</strong>dern selbst stammen<br />

und beispielsweise die Angaben zur Art der Wohnung<br />

<strong>in</strong>sofern nicht immer 100%ig dieselben s<strong>in</strong>d, die Erwachsene<br />

geben würden.<br />

35<br />

Zwei Drittel der befragten<br />

K<strong>in</strong>der bewohnen e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>-<br />

oder Zweifamilienhaus.<br />

Die Wohnverhältnisse von<br />

Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

oder Arbeitslosigkeit<br />

sowie von alle<strong>in</strong><br />

Erziehenden s<strong>in</strong>d systematisch<br />

schlechter.


Vier Fünftel der befragten<br />

K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer.<br />

Je mehr Geschwister die<br />

K<strong>in</strong>der haben, desto seltener<br />

ist e<strong>in</strong> eigenes Zimmer.<br />

Arbeitslosigkeit<br />

ke<strong>in</strong>e Arbeitslosigkeit<br />

alle<strong>in</strong> erziehend<br />

Zweielternfamilie<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ke<strong>in</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Eltern oder aus Zwei-Eltern-Familien. Ablesbar ist<br />

diese schlechtere Wohnsituation an e<strong>in</strong>er durchschnittlich<br />

weit ger<strong>in</strong>geren Quote an E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

und e<strong>in</strong>er höheren Quote an Wohnungen<br />

<strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern oder Hochhäusern (s. Abb.<br />

5.1). Dieser Effekt wird zwar verstärkt durch die<br />

Auswahl der Stadtteile 3 , ist aber <strong>in</strong> abgeschwächter<br />

Form auch <strong>in</strong>nerhalb aller Stadtteile zu f<strong>in</strong>den,<br />

d.h. diese Gruppen leben auch <strong>in</strong>nerhalb der unterschiedlich<br />

gut ausgestatteten Stadtteile wiederum<br />

stärker <strong>in</strong> den weniger gut ausgestatteten<br />

Wohnungen.<br />

Abb. 5.1: Wohnsituation benachteiligter Bevölkerungsgruppen<br />

33%<br />

40%<br />

41%<br />

67%<br />

66%<br />

73%<br />

5.2 Eigenes Zimmer<br />

40%<br />

44%<br />

34%<br />

26%<br />

25%<br />

27%<br />

25%<br />

24%<br />

16%<br />

82% der befragten K<strong>in</strong>der verfügen über e<strong>in</strong> eigenes<br />

K<strong>in</strong>derzimmer, das sie nicht mit ihren Geschwistern<br />

oder anderen Familienmitgliedern teilen<br />

müssen. Betrachtet man nur die K<strong>in</strong>der, die auch<br />

Geschwister haben, so liegt die Zahl ähnlich hoch<br />

(81%). Trotzdem ist die Geschwisterzahl e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>flussfaktor,<br />

der die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer zu haben, senkt (s. Abb. 5.2). Fast alle<br />

E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der verfügen über e<strong>in</strong> eigenes Zimmer.<br />

Das bedeutet, dass die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Regel ihr<br />

3<br />

durch die Auswahl von Stadtteilen beispielsweise mit<br />

hohem Anteil von Hochhäusern und vielen K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

36<br />

8%<br />

9%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

3%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus


Zimmer mit Geschwistern und nicht mit anderen<br />

Familienmitgliedern teilen. Bei mehr als drei Geschwistern<br />

hat nur noch gut die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong> eigenes Zimmer.<br />

Abb. 5.2: Zusammenhang zwischen e<strong>in</strong>em eigenen<br />

Zimmer und der Zahl der Geschwister.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Auch die Art der Wohnbebauung hat e<strong>in</strong>en deutlichen<br />

E<strong>in</strong>fluss auf den Anteil von eigenen K<strong>in</strong>derzimmern<br />

(s. Abb. 5.3). Während fast alle K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>familienhäusern eigene Zimmer haben, s<strong>in</strong>d es<br />

nur drei Viertel der K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Wohnungen <strong>in</strong><br />

Mehrfamilienhäusern wohnen, und sogar nur e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong>derheit der K<strong>in</strong>der aus der Hochhaussiedlung<br />

hat e<strong>in</strong> eigenes Zimmer.<br />

Abb. 5.3: Bauform und eigene Zimmer.<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

98%<br />

91%<br />

88%<br />

75%<br />

82%<br />

41%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

Zwischen der Wohnform und der Abhängigkeit des<br />

eigenen Zimmers von der Geschwisterzahl gibt es<br />

37<br />

70%<br />

57%<br />

E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d 1 Geschwister 2 Geschwister 3 Geschwister mehr als 3<br />

Geschwister<br />

Mit der Anzahl der Wohnparteien<br />

im Haus s<strong>in</strong>kt der<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />

Zimmer.


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

97%<br />

94%<br />

99%<br />

Vor allem Familien aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

haben e<strong>in</strong>en<br />

eigenen Garten, <strong>in</strong><br />

dem sie spielen dürfen.<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

Mehrfamilienhaus<br />

Hochhaus<br />

e<strong>in</strong>e Wechselwirkung (s. Abb. 5.4): So s<strong>in</strong>d bei<br />

E<strong>in</strong>familienhäusern erst ab drei Geschwistern größere<br />

Anteile der K<strong>in</strong>der ohne eigenes Zimmer,<br />

während <strong>in</strong> Wohnungen, vor allem <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en<br />

Wohnungen der Hochhaussiedlung bereits ab dem<br />

zweiten K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> beträchtlicher Anteil (<strong>in</strong> der<br />

Hochhaussiedlung sogar die Mehrheit der K<strong>in</strong>der)<br />

ke<strong>in</strong>e eigenen Zimmer hat.<br />

Abb. 5.4: Eigene Zimmer <strong>in</strong> Abhängigkeit von Geschwisterzahl<br />

und Hausform.<br />

Sowohl bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und<br />

bei K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser ist der Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />

ohne eigenes Zimmer ebenfalls deutlich erhöht<br />

(jeweils 38% ohne eigenes Zimmer), bei K<strong>in</strong>dern<br />

alle<strong>in</strong> Erziehender ist der Anteil zwar auch höher,<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht so deutlich (22%). Diese Effekte<br />

s<strong>in</strong>d nicht ausschließlich darauf zurückzuführen,<br />

dass diese Gruppen von K<strong>in</strong>dern häufiger <strong>in</strong> Mehrfamilien-<br />

oder Hochhäusern wohnen, sondern treten<br />

auch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern auf.<br />

5.3 Eigener Garten bzw. e<strong>in</strong> Garten zum<br />

Spielen<br />

E<strong>in</strong> eigener Garten, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der auch spielen<br />

dürfen, gehört ebenfalls bei vier Fünfteln der K<strong>in</strong>der<br />

zur Ausstattung ihrer Wohnung. Auch bei diesen<br />

Werten ist die Hausform e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

E<strong>in</strong>flussgröße: nur 4% der K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

wohnen, haben ke<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />

am Haus, <strong>in</strong> dem sie spielen dürfen. E<strong>in</strong> Drittel der<br />

K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern muss auf den eigenen<br />

Garten zum Spielen verzichten und nur e<strong>in</strong><br />

Zehntel der K<strong>in</strong>der aus e<strong>in</strong>em Hochhaus (12%) hat<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Garten (z.B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Schre-<br />

38<br />

96%<br />

79%<br />

44%<br />

91%<br />

39%<br />

84%<br />

74% 67%<br />

54%<br />

29%<br />

57%<br />

28%<br />

E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d 1 Geschwister 2 Geschwister 3 Geschwister mehr als 3<br />

Geschwister


ergartens, der <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung direkt <strong>in</strong><br />

der Nachbarschaft anzutreffen war).<br />

Auch der eigene Garten ist für K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

für K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender und<br />

für K<strong>in</strong>der Arbeitsloser Eltern seltener vorhanden.<br />

Interessant ist dabei allerd<strong>in</strong>gs wieder die Wechselwirkung<br />

mit der bewohnten Hausform: während<br />

bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder mit<br />

arbeitslosen Eltern die Unterschiede kle<strong>in</strong> werden,<br />

wenn jeweils <strong>in</strong>nerhalb der Wohnform verglichen<br />

wird, ist bei alle<strong>in</strong> Erziehenden der Unterschied vor<br />

allem bei den Mehrfamilienhäusern weiterh<strong>in</strong> groß<br />

(s. Abb. 5.5-7). Das bedeutet, dass Familien mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder arbeitslosen Eltern(teilen)<br />

– sofern sie e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bessere Wohnung<br />

beziehen (können), bezüglich des Gartens kaum<br />

schlechter gestellt s<strong>in</strong>d. Alle<strong>in</strong> Erziehende allerd<strong>in</strong>gs<br />

wohnen vor allem <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern <strong>in</strong><br />

den Wohnungen, <strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e Gartennutzung<br />

besteht.<br />

Abb. 5.5: Eigener Garten nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

und Hausform.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

91%<br />

98%<br />

61%<br />

73%<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

11%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

Abb. 5.6: Eigener Garten nach Arbeitslosigkeit<br />

und Hausform.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

89%<br />

97%<br />

arbeitslos<br />

nicht arbeitslos<br />

58%<br />

70%<br />

9%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

15%<br />

13%<br />

39<br />

Alle<strong>in</strong> Erziehende <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern<br />

haben seltener<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />

als andere häufig benachteiligte<br />

Gruppen.


In e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen<br />

s<strong>in</strong>d auch E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

ke<strong>in</strong> Garant für e<strong>in</strong>en<br />

eigenen Garten.<br />

Fast alle K<strong>in</strong>der können <strong>in</strong><br />

Gärten anderer Personen<br />

spielen.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Abb. 5.7: Eigener Garten nach Familienstatus<br />

und Hausform.<br />

Zwischen den untersuchten Stadtteilen gibt es beträchtliche<br />

Unterschiede im Vorhandense<strong>in</strong> eigener<br />

Gärten und zwar nicht ausschließlich aufgrund der<br />

Baustruktur der Häuser. So s<strong>in</strong>d zwar <strong>in</strong> be<strong>in</strong>ahe<br />

allen Stadtteilen die E<strong>in</strong>familienhäuser zu fast<br />

100% mit eigenen Gärten ausgestattet, es gibt<br />

aber zwei Ausnahmen: sowohl <strong>in</strong> dem an die<br />

Hochhaussiedlung angrenzenden E<strong>in</strong>familienhausgebiet,<br />

als auch <strong>in</strong> der gemischten Bebauung <strong>in</strong><br />

dem strukturschwachen Stadtteil verfügt etwa e<strong>in</strong><br />

Viertel der E<strong>in</strong>familienhäuser nicht über e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Garten, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der auch spielen dürfen.<br />

Der Anteil der Mehrfamilienhäuser mit Garten<br />

(-nutzung) schwankt je nach Stadtteil zwischen<br />

56% und 85%.<br />

5.4 Nutzung fremder Gärten<br />

Wenn ke<strong>in</strong> eigener Garten vorhanden ist, können<br />

bzw. dürfen die K<strong>in</strong>der dann <strong>in</strong> Gärten anderer<br />

Menschen (Freunde, Großeltern, Bekannte, etc.)<br />

spielen? 92% der befragten K<strong>in</strong>der sagen, dass sie<br />

<strong>in</strong> Gärten anderer Personen spielen können. Auch<br />

dieser Wert ist bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

mit alle<strong>in</strong> erziehenden bzw. arbeitslosen<br />

Eltern ger<strong>in</strong>ger, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Unterschiede<br />

viel ger<strong>in</strong>ger als oben beschrieben. 85%-87% der<br />

diesen Gruppen angehörigen K<strong>in</strong>der können Gärten<br />

anderer Personen mit benutzen. Auch die Abhängigkeit<br />

von der bewohnten Hausform ist weit<br />

weniger e<strong>in</strong>flussreich (s. Abb. 5.8). Viele K<strong>in</strong>der,<br />

die ke<strong>in</strong>en eigenen Garten zum Spielen haben,<br />

können dies also <strong>in</strong> fremden Gärten ausgleichen.<br />

40<br />

85%<br />

97%<br />

alle<strong>in</strong> erziehend<br />

Zweielternfamilie<br />

49%<br />

72%<br />

8%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

13%


Abb. 5.8: Nutzung fremder Gärten nach Hausform.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

95%<br />

91%<br />

80%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

80% aller K<strong>in</strong>der, bei denen ke<strong>in</strong> eigener Garten<br />

zur Verfügung steht, können <strong>in</strong> Gärten anderer<br />

Personen spielen. Dies ist zwar e<strong>in</strong> hoher Wert,<br />

der aber immer noch deutlich unter dem Wert<br />

liegt, den K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em eigenen Garten der<br />

Familie erreichen: diese nämlich können nicht nur<br />

<strong>in</strong> ihrem eigenen Garten spielen, sondern zu 95%<br />

auch noch zusätzlich <strong>in</strong> Gärten anderer Personen.<br />

Insgesamt 4% aller K<strong>in</strong>der können weder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

eigenen, noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fremden Garten spielen.<br />

Besonders gut können K<strong>in</strong>der den fehlenden eigenen<br />

Garten kompensieren, wenn sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Mehrfamilienhaus wohnen (86% können <strong>in</strong> Gärten<br />

anderer Personen spielen). K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

ohne Garten (72% können <strong>in</strong> Gärten anderer<br />

Personen spielen) sowie K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Hochhäusern<br />

ohne Gartennutzung (77% können <strong>in</strong> Gärten<br />

anderer Personen spielen) haben stärkere Probleme,<br />

e<strong>in</strong>en geeigneten Garten zum Spielen zu f<strong>in</strong>den,<br />

wohl auch, weil die E<strong>in</strong>familienhäuser ohne<br />

Garten verbreitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil auftreten, <strong>in</strong><br />

dem dann auch die Nachbarhäuser ke<strong>in</strong>e Gärten<br />

haben, und die Hochhäuser fast ausschließlich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Stadtteil stehen, <strong>in</strong> dem abgesehen von den<br />

angrenzenden Schrebergärten gar ke<strong>in</strong>e Gärten<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

5.5 Haustiere<br />

61% der K<strong>in</strong>der haben Haustiere. Mädchen besitzen<br />

allerd<strong>in</strong>gs mit 65% häufiger e<strong>in</strong> Haustier als<br />

Jungen (58%). E<strong>in</strong>en Alterseffekt gibt es nur <strong>in</strong>sofern,<br />

als dass die jüngsten befragten K<strong>in</strong>der aus<br />

der dritten Klasse mit 54% seltener e<strong>in</strong> eigenes<br />

Tier haben als die K<strong>in</strong>der der Klassen vier bis acht<br />

(61-67%). Bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist e<strong>in</strong> Haustier nur bei e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheit der K<strong>in</strong>der<br />

41<br />

Vier Fünftel der K<strong>in</strong>der,<br />

denen ke<strong>in</strong> eigener Garten<br />

zur Verfügung steht, können<br />

<strong>in</strong> Gärten anderer Personen<br />

spielen.<br />

4% aller K<strong>in</strong>der haben ke<strong>in</strong>e<br />

Möglichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Garten zu spielen.<br />

61% der K<strong>in</strong>der haben<br />

Haustiere. K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben<br />

seltener e<strong>in</strong> Haustier.


Haustiere s<strong>in</strong>d besonders<br />

dann vorhanden, wenn es<br />

auch e<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />

gibt.<br />

E<strong>in</strong> eigenes Zimmer erhöht<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der.<br />

Je mehr Parteien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Haus wohnen, desto<br />

schlechter ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der dort.<br />

K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong>e Gärten<br />

nutzen können, haben e<strong>in</strong><br />

deutlich schlechteres<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

vorhanden (42%), 71% der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

haben e<strong>in</strong> Haustier. K<strong>in</strong>der von<br />

Arbeitslosigkeit betroffener Eltern haben ebenfalls<br />

seltener e<strong>in</strong> Haustier (47% vs. 63%), allerd<strong>in</strong>gs ist<br />

der Unterschied deutlich ger<strong>in</strong>ger, wenn berücksichtigt<br />

wird, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

auch häufiger arbeitslose Eltern haben.<br />

Sehr deutliche Unterschiede gibt es allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von der Wohnform. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>- bzw. Zweifamilienhäusern wohnen, haben<br />

häufiger e<strong>in</strong> Haustier (66%) als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern<br />

(59%). Diese wiederum haben<br />

deutlich häufiger e<strong>in</strong> Haustier als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Hochhäusern<br />

(36%). Der E<strong>in</strong>fluss zwischen Hausform<br />

und dem Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Haustieres verschw<strong>in</strong>det<br />

allerd<strong>in</strong>gs, wenn zusätzlich berücksichtigt<br />

wird, ob e<strong>in</strong> eigener Garten vorhanden ist oder<br />

nicht: K<strong>in</strong>der, die – egal <strong>in</strong> welcher Hausform –<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Garten der Familie haben, haben<br />

deutlich häufiger e<strong>in</strong> Haustier (67%) als K<strong>in</strong>der,<br />

die ke<strong>in</strong>en eigenen Garten haben (40%).<br />

5.6 E<strong>in</strong>flüsse der Wohnbed<strong>in</strong>gungen auf<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Alle bisher analysierten Aspekte bee<strong>in</strong>flussen das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Wohnung mehr<br />

oder weniger stark. Am ger<strong>in</strong>gsten ist dabei der<br />

Unterschied im Wohlbef<strong>in</strong>den zwischen K<strong>in</strong>dern,<br />

die e<strong>in</strong> Haustier haben, und K<strong>in</strong>dern, die ke<strong>in</strong><br />

Haustier haben (s. Abb. 5.9). Alle anderen Unterschiede<br />

s<strong>in</strong>d deutlicher und bewegen sich etwa auf<br />

dem gleichen Niveau (s. Abb. 5.9).<br />

Je mehr Parteien sich das Wohnhaus teilen, desto<br />

schlechter ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer<br />

Wohnung (s. Abb. 5.10). Sehr deutlich ist der Unterschied,<br />

wenn analysiert wird, welche Form von<br />

Gartennutzung die K<strong>in</strong>der haben (s. Abb. 5.11).<br />

K<strong>in</strong>der, die gar ke<strong>in</strong>en Garten zum spielen nutzen<br />

können, haben <strong>in</strong> ihrer Wohnung das schlechteste<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den, diejenigen, die immerh<strong>in</strong> fremde<br />

Gärten nutzen können, haben e<strong>in</strong> mittleres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

und die mit eigenem Garten das beste.<br />

42


Abb. 5.9: Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung nach<br />

Ausstattung.<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

6,2<br />

6,4 6,4 6,4 6,4<br />

5,9 5,8 5,9<br />

Abb. 5.10: Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung nach<br />

Wohnform.<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Haustiere eigener<br />

Garten<br />

fremder<br />

Garten<br />

6,5 6,2<br />

eigenes<br />

Zimmer<br />

Da die eben dargestellten Faktoren nicht nur mit<br />

dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung e<strong>in</strong>en bedeutsamen<br />

Zusammenhang zeigen, sondern auch vone<strong>in</strong>ander<br />

abhängig s<strong>in</strong>d, wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten<br />

Schritt geprüft, wie die Faktoren im Zusammenspiel<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Dabei zeigte sich, dass nur zwei der Faktoren<br />

e<strong>in</strong>en direkten E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung haben: e<strong>in</strong> eigenes Zimmer und e<strong>in</strong><br />

eigener Garten.<br />

43<br />

nicht vorhanden<br />

vorhanden<br />

5,8<br />

E<strong>in</strong>familien Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

E<strong>in</strong> eigenes Zimmer und<br />

e<strong>in</strong> eigener Garten s<strong>in</strong>d die<br />

stärksten unabhängigen<br />

E<strong>in</strong>flüsse auf das Wohlbef<strong>in</strong>den.


7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

In 2% der Wohnungen gibt<br />

es ke<strong>in</strong>e klar getrennten<br />

Elternschlafzimmer.<br />

Abb. 5.11: Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung nach<br />

Gartennutzung.<br />

5,3<br />

5.7 Raumnutzung<br />

Welche Räume nutzen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Wohnung<br />

regelmäßig, welche nutzen sie nur selten und welche<br />

stellen Tabuzonen dar? Um diese Frage zu klären,<br />

wurde e<strong>in</strong>e Liste von Räumen abgefragt, die<br />

<strong>in</strong> den meisten Wohnungen vorhanden s<strong>in</strong>d. Zu<br />

jedem der abgefragten Räume sollten die K<strong>in</strong>der<br />

angeben, wie häufig sie den jeweiligen Raum nutzen<br />

(von 1=“nie“ bis 5=“sehr oft“). Alternativ<br />

konnten sie ankreuzen, dass es den jeweiligen<br />

Raum nicht gibt.<br />

Die Abbildung 5.12 zeigt, welche Räume bei den<br />

K<strong>in</strong>dern besonders häufig nicht <strong>in</strong> der Wohnung<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d. Besonders häufig ist, dass die<br />

Eltern ke<strong>in</strong> eigenes Arbeitszimmer <strong>in</strong> der Wohnung<br />

haben, allerd<strong>in</strong>gs ist es selbst beim Arbeitszimmer<br />

so, dass mehr als die Hälfte der Familien über e<strong>in</strong><br />

Arbeitszimmer für Vater und/oder Mutter verfügt.<br />

Esszimmer, Kellerräume und Dachböden fehlen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Wohnungen. Während es ke<strong>in</strong>e Wohnungen<br />

gibt, <strong>in</strong> denen Wohnzimmer, Küche oder Badezimmer<br />

fehlen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ausnahmefällen ke<strong>in</strong>e<br />

Elternschlafzimmer vorhanden und bei e<strong>in</strong>igen<br />

K<strong>in</strong>dern fehlen getrennte Zimmer für die Geschwister.<br />

44<br />

6,0<br />

ke<strong>in</strong>e Gartennutzung nur fremder Garten eigener Garten<br />

6,4


Abb. 5.12: In der Wohnung nicht vorhandene<br />

Räume.<br />

Wohnzimmer<br />

Küche<br />

Badezimmer<br />

eigenes K<strong>in</strong>derzimmer<br />

Elternschlafzimmer<br />

Geschwisterzimmer<br />

Keller<br />

Dachboden<br />

Esszimmer<br />

Arbeitszimmer der Eltern<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

2%<br />

2%<br />

14%<br />

Nach Wohnform differenziert wird deutlich, dass<br />

nicht zum Kern e<strong>in</strong>er Wohnung gehörende Räume<br />

(also weitere Räume als Küche, Wohnzimmer, Elternschafzimmer,<br />

Badezimmer und K<strong>in</strong>derzimmer),<br />

umso seltener vorkommen, je höher die Anzahl<br />

der Mieter im Wohnhaus ist, d.h. also je kle<strong>in</strong>er<br />

die Wohnungen s<strong>in</strong>d bzw. vor allem je weniger<br />

Räume die Wohnung hat (s. Abb. 5.13). Kellerräume<br />

s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> relativ vielen E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

nicht vorhanden, eventuell e<strong>in</strong> Ergebnis<br />

der kostengünstigeren kellerlosen Bauweise.<br />

Wie zu erwarten, ergeben sich aus den oben dargestellten<br />

Unterschieden bezüglich der Wohnform<br />

auch Unterschiede nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, bei<br />

K<strong>in</strong>dern alle<strong>in</strong> Erziehender und bei K<strong>in</strong>dern, deren<br />

Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d: Diese<br />

K<strong>in</strong>der haben jeweils häufiger ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer<br />

(s. auch oben), ke<strong>in</strong> getrenntes<br />

Geschwisterzimmer, ke<strong>in</strong> Esszimmer und ke<strong>in</strong>en<br />

Dachboden. Die Wohnform ist hier allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

der Regel der entscheidende Faktor.<br />

9%<br />

29%<br />

45<br />

32%<br />

46%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%


Fehlende Rückzugsräume<br />

<strong>in</strong> der Wohnung (auch für<br />

Eltern!) schränken das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Wohnzimmer und Küche<br />

bilden das Zentrum des<br />

familiären Lebens.<br />

Während sich die K<strong>in</strong>der<br />

im eigenen Zimmer sehr<br />

häufig aufhalten, s<strong>in</strong>d sie<br />

<strong>in</strong> Geschwisterzimmern<br />

eher selten zu Besuch.<br />

Das Elternschlafzimmer ist<br />

für viele K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Raum,<br />

<strong>in</strong> dem sie sich nicht oft<br />

aufhalten.<br />

Abb. 5.13: In der Wohnung nicht vorhandene<br />

Räume nach Wohnform.<br />

0%<br />

Wohnzimmer<br />

Küche<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

Hochhaus<br />

Mehrfamilienhaus<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

0%<br />

Badezimmer 0%<br />

0%<br />

8%<br />

eigenes K<strong>in</strong>derzimmer 2%<br />

1%<br />

5%<br />

Elternschlafzimmer<br />

0%<br />

5%<br />

23%<br />

Geschwisterzimmer<br />

3%<br />

18%<br />

7%<br />

Keller 6%<br />

18%<br />

65%<br />

Dachboden<br />

18%<br />

42%<br />

46%<br />

Esszimmer<br />

24%<br />

45%<br />

69%<br />

Arbeitszimmer der Eltern<br />

35%<br />

63%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />

Betrachtet man die nicht vorhandenen Wohnräume<br />

<strong>in</strong> Bezug auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

der Wohnung, dann fällt neben dem oben bereits<br />

beschriebenen eigenen Zimmer nur das fehlende<br />

Elternschlafzimmer auf. Wenn also den Eltern e<strong>in</strong><br />

Rückzugsraum <strong>in</strong> der Wohnung fehlt, dann wirkt<br />

sich das negativ auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> der Wohnung aus (M=5,6 im Vergleich zu<br />

M=6,4). Zwar ist dies nur bei äußerst wenigen<br />

K<strong>in</strong>dern der Fall, dort gibt es aber beträchtliche<br />

Unterschiede im Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

Die Abbildung 5.14 zeigt, welche Räume – sofern<br />

sie vorhanden s<strong>in</strong>d – wie häufig genutzt werden.<br />

Am häufigsten halten sich die K<strong>in</strong>der im eigenen<br />

Zimmer auf, gefolgt vom Wohnzimmer und der<br />

Küche. Wohnzimmer und Küche bilden also das<br />

Zentrum des üblichen familiären Lebens. Wenn<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d auch das Esszimmer und das Badezimmer<br />

Zimmer, die die K<strong>in</strong>der aufgrund der<br />

regelmäßig dort zu verrichtenden Tätigkeiten oft<br />

aufsuchen. Vorhandene Geschwisterzimmer s<strong>in</strong>d<br />

Räume, die die K<strong>in</strong>der nur manchmal aufsuchen,<br />

<strong>in</strong> der Regel gibt es ke<strong>in</strong>e regelmäßigen gegenseitigen<br />

Besuche. Abstellräume im Keller oder auf<br />

dem Dachboden werden nur selten besucht, aber<br />

auch das elterliche Schlafzimmer ist für viele K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong> Raum, <strong>in</strong> dem sie sich nicht oft aufhalten.<br />

46


Abb. 5.14: Häufigkeit der Nutzung verschiedener<br />

Räume.<br />

Dachboden<br />

Schlafzimmer der Eltern<br />

Keller<br />

Arbeitszimmer der Eltern<br />

Geschwisterzimmer<br />

Badezimmer<br />

Esszimmer<br />

Küche<br />

Wohnzimmer<br />

eigenes Zimmer<br />

Jungen und Mädchen haben nur auf drei Räume<br />

bezogen e<strong>in</strong> unterschiedliches Raumnutzungsverhalten:<br />

Mädchen halten sich nach eigenen Angaben<br />

ganz leicht häufiger <strong>in</strong> der Küche auf als Jungen<br />

(M=3,8 vs. M=3,7). Auch das Schlafzimmer<br />

der Eltern ist für Mädchen etwas seltener tabu<br />

(M=2,5 vs. M=2,3), ohne dass sich dadurch aber<br />

die Grundtendenzen ändern. Jungen nutzen dagegen<br />

etwas häufiger Kellerräume (M=2,7 vs.<br />

M=2,5), möglicherweise um dort e<strong>in</strong> Hobby auszuüben<br />

oder Getränke zu holen.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der ziehen sich<br />

diese aus bestimmten Räumen <strong>in</strong> der Wohnung<br />

zurück (s. Abb. 5.15): Insbesondere das Geschwisterzimmer<br />

und das Schlafzimmer der Eltern<br />

werden mit zunehmendem Alter weniger aufgesucht.<br />

In der Tendenz trifft dies aber auch für das<br />

Wohnzimmer zu. Die gesteigerte Aufmerksamkeit<br />

für den eigenen Körper mag e<strong>in</strong> Grund se<strong>in</strong> für die<br />

mit dem Alter steigende Häufigkeit der Nutzung<br />

des Badezimmers. Die Nutzung des Badezimmers<br />

entwickelt ich allerd<strong>in</strong>gs geschlechtsspezifisch,<br />

d.h. ab Klasse sieben nimmt die Badnutzung vor<br />

allem bei den Mädchen zu (s. Abb. 5.16).<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich bei e<strong>in</strong>er Reihe von Räumen <strong>in</strong> der Nutzungshäufigkeit<br />

(s. Abb. 5.17): Vor allem Keller, Esszimmer<br />

und Elternarbeitszimmer nutzen K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund jeweils häufiger als<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. In abge-<br />

2,2<br />

2,4<br />

2,6<br />

2,7<br />

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0<br />

3,0<br />

3,6<br />

3,6<br />

47<br />

3,8<br />

4,1<br />

4,4<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden<br />

sich kaum <strong>in</strong><br />

der Nutzung der Räume <strong>in</strong><br />

der Wohnung.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

ziehen sich die K<strong>in</strong>der aus<br />

Geschwisterzimmern, Elternschlafzimmern<br />

und<br />

tendenziell auch dem<br />

Wohnzimmer zurück.<br />

Vor allem die Mädchen<br />

nutzen häufiger das Badezimmer.


5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Wenn sich K<strong>in</strong>der häufiger<br />

<strong>in</strong> der Küche aufhalten, ist<br />

auch ihr Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

leicht besser.<br />

schwächter Form gilt dies aber auch für das Badezimmer,<br />

die Küche und das eigene Zimmer. Tendenziell<br />

häufiger halten sich K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> Geschwisterzimmern auf.<br />

Abb. 5.15: Raumnutzung nach Alter.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Abb. 5.16: Badnutzung nach Alter und Geschlecht.<br />

Ausschließlich die Häufigkeit, mit der sich die K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> der Küche aufhalten, zeigt e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gfügigen<br />

Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung, d.h. K<strong>in</strong>der, die sich häufiger <strong>in</strong> der Küche<br />

aufhalten, fühlen sich <strong>in</strong> der Wohnung besser.<br />

Dies mag allerd<strong>in</strong>gs auch daran liegen, dass die<br />

Aufenthaltshäufigkeit <strong>in</strong> der Küche ebenso von der<br />

Wohnform abhängt wie das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung: K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern leben,<br />

halten sich etwas häufiger <strong>in</strong> der Küche auf<br />

(M=3,8), als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern, <strong>in</strong><br />

denen die Küchen offenbar im Schnitt kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d<br />

48<br />

Klasse<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

Geschwisterzimmer<br />

Elternschlafzimmer<br />

Badezimmer<br />

Wohnzimmer<br />

Jungen<br />

Mädchen


(M=3,7). Noch etwas seltener s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

Hochhäusern <strong>in</strong> der Küche anzutreffen (M=3,6).<br />

Abb. 5.17: Raumnutzung nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Schlafzimmer der Eltern<br />

Arbeitszimmer der Eltern<br />

Abb. 5.18: Keller- und Dachbodennutzung nach<br />

Wohnform.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Dachboden Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Keller<br />

Geschwisterzimmer<br />

Badezimmer<br />

Esszimmer<br />

Küche<br />

Wohnzimmer<br />

eigenes Zimmer<br />

2,8<br />

2,3<br />

ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0<br />

2,2<br />

Deutlichere Unterschiede nach Wohnform gibt es<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Keller- und Dachbodennutzung: während<br />

die Keller bzw. Dachböden <strong>in</strong> Mehrfamilien-<br />

und Hochhäusern fast ausschließlich Abstellräume<br />

zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> denen sich die K<strong>in</strong>der nicht<br />

aufhalten, bieten die Keller oder Dachböden <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

offenbar zum Teil auch nutzbare<br />

Räume, <strong>in</strong> denen sich die K<strong>in</strong>der dann auch gelegentlich<br />

aufhalten (s. Abb. 5.18).<br />

2,3<br />

1,9<br />

Keller Dachboden<br />

1,8<br />

49<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

Mehrfamilienhaus<br />

Hochhaus<br />

In E<strong>in</strong>familienhäusern s<strong>in</strong>d<br />

Kellerräume stärker als <strong>in</strong><br />

anderen Bauformen Nutzräume.


Es wurde das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den sowie das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung,<br />

im Stadtteil und <strong>in</strong><br />

der Gesamtkommune erfasst.<br />

6. Allgeme<strong>in</strong>es und wohnbezogenes<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Die zentrale Variable aller bisherigen <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> war das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der.<br />

Als roter Faden durch die K<strong>in</strong>derbefragungen<br />

der letzten Jahre zieht sich die Frage, welche Faktoren<br />

das k<strong>in</strong>dliche Wohlbef<strong>in</strong>den positiv oder negativ<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Dabei wurde bisher das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

zum e<strong>in</strong>en als allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

erfasst, zum anderen aber spezifisch <strong>in</strong> den Lebensbereichen<br />

Familie, Schule, Freundeskreis und<br />

Wohnumfeld. In dieser Spezialausgabe des <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s wurde neben dem allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den, dass sämtliche E<strong>in</strong>flusskomponenten<br />

umfasst auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

unterschiedlich eng begrenzten E<strong>in</strong>heiten des<br />

k<strong>in</strong>dlichen Wohnraumes erfasst. Die engste<br />

Variante bildet dabei die Wohnung, <strong>in</strong> der das K<strong>in</strong>d<br />

wohnt. 4 Den nächst größeren Raum bildet das<br />

unmittelbare Umfeld der Wohnung, der Stadtteil.<br />

In der größten <strong>in</strong> diesem <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong><br />

untersuchten E<strong>in</strong>heit geht es um die gesamte<br />

Kommune. Es ergibt sich also die Verschachtelung<br />

e<strong>in</strong>er Wohnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt.<br />

Für jede dieser Analyseebenen wurde das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

getrennt erfasst und ausgewertet.<br />

Dazu wurde die eigens für das <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> entwickelte und <strong>in</strong> mehreren Projektjahren<br />

bewährte Barometerskala (s. Abb. 6.1)<br />

benutzt. Auf dieser siebenstufigen Skala entspricht<br />

das erste Kästchen („Gewitter“) dem Gefühl „sehr<br />

schlecht“. Das siebte Kästchen („Sonnensche<strong>in</strong><br />

pur“) entspricht dem Gefühl „sehr gut“. Die fünf<br />

Kästchen dazwischen entsprechen den Gefühlen<br />

„schlecht“, „eher schlecht“, „mittelmäßig“, „eher<br />

gut“ und „gut“. Das Wohlbef<strong>in</strong>den kann also jeweils<br />

zwischen den Werten 1 („sehr schlecht“) und<br />

7 („sehr gut“) liegen.<br />

Abb. 6.1: Barometerskala zur Erfassung des<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens der K<strong>in</strong>der allgeme<strong>in</strong><br />

und wohnbezogen.<br />

4<br />

Zur besseren Lesbarkeit des Berichtes werden im Folgenden<br />

auch E<strong>in</strong>familienhäuser als Wohnungen bezeichnet,<br />

wenn es um den Lebensort der K<strong>in</strong>der geht.<br />

50


6.1 Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Insgesamt betrachtet fühlen sich die K<strong>in</strong>der gut<br />

(M=5,7). Der Mittelwert des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />

(s. Abb. 6.2) weicht nicht vom landesweit<br />

repräsentativ ermittelten Wert ab. 32% der befragten<br />

K<strong>in</strong>der fühlen sich im Allgeme<strong>in</strong>en „sehr<br />

gut“, 35% fühlen sich „gut“, 17% „eher gut“ und<br />

11% mittelmäßig. 5% antworten im negativen Bereich<br />

der Skala (2% „sehr schlecht“, 1% „schlecht“<br />

und 2% „eher schlecht“). Zwischen den untersuchten<br />

Stadtteilen schwankt das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

ger<strong>in</strong>gfügig, selbst der Unterschied zwischen<br />

dem Stadtteil mit dem höchsten und dem<br />

mit dem ger<strong>in</strong>gsten allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>den ist<br />

allerd<strong>in</strong>gs zu ger<strong>in</strong>g, um als statistisch gesicherter<br />

Unterschied gelten zu können.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den von M=5,9 („gut“) <strong>in</strong> der<br />

dritten Klasse auf M=5,4 (zwischen „eher gut“ und<br />

„gut“) <strong>in</strong> der achten Klasse leicht aber kont<strong>in</strong>uierlich<br />

ab. Dieser Rückgang entspricht exakt den<br />

Werten aus der letztjährigen landesweiten Repräsentativerhebung.<br />

Abb. 6.2: Allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2% 1% 2%<br />

11%<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den von K<strong>in</strong>dern, die bei<br />

alle<strong>in</strong> Erziehenden leben, ist merklich schlechter<br />

(M=5,4) als das von K<strong>in</strong>dern aus Zweielternfamilien<br />

(M=5,8). E<strong>in</strong> ebensolcher Effekt ist nachweisbar,<br />

wenn die Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d (M=5,5 vs. M=5,8).<br />

17%<br />

51<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der befragten K<strong>in</strong>der<br />

ist gut.<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

s<strong>in</strong>kt mit dem Alter der<br />

K<strong>in</strong>der.<br />

35%<br />

32%<br />

sehr schlecht schlecht eher schlecht mittelmäßig eher gut gut sehr gut<br />

K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender<br />

oder Arbeitsloser haben<br />

e<strong>in</strong> niedrigeres allgeme<strong>in</strong>es<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den.


70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1% 1% 1%<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung ist noch besser<br />

als das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung s<strong>in</strong>kt mit<br />

dem Alter der K<strong>in</strong>der.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

haben e<strong>in</strong><br />

schlechteres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung.<br />

6.2 Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

Während <strong>in</strong> das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl von möglichen E<strong>in</strong>flussfaktoren e<strong>in</strong>gehen,<br />

ist das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung stärker von<br />

Faktoren abhängig, die mit der Ausstattung und<br />

den Angeboten der Wohnung zu tun haben, wenngleich<br />

e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

auch von den <strong>in</strong> der Wohnung stattf<strong>in</strong>denden<br />

sozialen Erlebnissen abhängig machen dürften.<br />

Abb. 6.3: Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Mittelwert von M=6,3 übertrifft das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den deutlich (s. Abb. 6.3). Entsprechend<br />

berichten fast zwei Drittel der K<strong>in</strong>der auch über<br />

e<strong>in</strong> „sehr gutes“ Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrer Wohnung<br />

(63%). 22% fühlen sich „gut“ und 7% „eher gut“.<br />

Nur 4% fühlen sich „mittelmäßig“, 3% antworten<br />

im negativen Bereich (je 1% „sehr schlecht“,<br />

„schlecht“ und „eher schlecht“).<br />

Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung s<strong>in</strong>kt<br />

leicht aber kont<strong>in</strong>uierlich mit dem Alter der K<strong>in</strong>der<br />

von M=6,5 (zwischen „gut“ und „sehr gut“) <strong>in</strong> der<br />

dritten Klasse auf M=6,1 („gut“) <strong>in</strong> der achten<br />

Klasse.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben <strong>in</strong> der<br />

Wohnung e<strong>in</strong> leicht schlechteres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

(M=6,1) als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(M=6,5). Vergleichbar s<strong>in</strong>d die Unterschiede bei<br />

alle<strong>in</strong> Erziehenden (M=6,0 vs. M=6,4) und bei<br />

K<strong>in</strong>dern, deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d (M=6,1 vs. M=6,4).<br />

52<br />

4%<br />

sehr schlecht schlecht eher schlecht mittelmäßig eher gut gut sehr gut<br />

7%<br />

22%<br />

63%


Alle drei beschriebenen Unterschiede lassen sich<br />

auf Unterschiede <strong>in</strong> der objektiven Wohnausstattung<br />

zurückführen (s. Kap. 5).<br />

Bezogen auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen den untersuchten<br />

Stadtteilen viel deutlicher als beim allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den. Insbesondere die Hochhaussiedlung<br />

mit kle<strong>in</strong>en Wohnungen, die sich zum Teil <strong>in</strong> baulich<br />

schlechtem Zustand bef<strong>in</strong>den, weicht hier<br />

deutlich nach unten ab (M=5,8, d.h. aber immer<br />

noch e<strong>in</strong> Wert von leicht unter „gut“). Von e<strong>in</strong>em<br />

besonders hohen Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

(M=6,6) berichten K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Wohngegenden<br />

mit hohem E<strong>in</strong>familienhausanteil wohnen.<br />

6.3 Das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />

Die nächsthöhere Ebene nach der Wohnung stellt<br />

das unmittelbare Wohnumfeld im Stadtteil dar.<br />

Dieser Bereich „Stadtteil“ ist auch genau der Bereich,<br />

der <strong>in</strong> der Ortsteilbegehung analysiert wurde.<br />

Abb. 6.4: Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil.<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

3% 2%<br />

Mit M=5,7 liegt das durchschnittliche Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil <strong>in</strong> der gleichen Größenordnung<br />

wie das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den (etwas schlechter<br />

als „gut“, s. Abb. 6.4). Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs die<br />

Varianz größer, das bedeutet, dass sowohl mehr<br />

K<strong>in</strong>der sehr gute Werte angeben als auch mehr<br />

K<strong>in</strong>der im negativen Bereich antworten: 41% der<br />

K<strong>in</strong>der fühlen sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil une<strong>in</strong>geschränkt<br />

„sehr gut“, weitere 27% fühlen sich<br />

„gut“. 14% fühlen sich „eher gut“, 10% „mittelmäßig“<br />

und 9% antworten im negativen Bereich<br />

4%<br />

10%<br />

53<br />

14%<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung ist stark vom untersuchten<br />

Stadtteil abhängig.<br />

sehr schlecht schlecht eher schlecht mittelmäßig eher gut gut sehr gut<br />

27%<br />

41%<br />

Auch im Stadtteil fühlen<br />

sich die K<strong>in</strong>der gut.


Das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil wird sehr deutlich<br />

vom Ersche<strong>in</strong>ungsbild der<br />

jeweiligen Stadtteile geprägt.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil s<strong>in</strong>kt mit dem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der beträchtlich.<br />

(3% „sehr schlecht“, 2% „schlecht“ und 4% „eher<br />

schlecht“).<br />

Erwartungsgemäß s<strong>in</strong>d die Unterschiede des<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil zwischen den Städten<br />

sehr groß. 5 Das mit Abstand „schlechteste“ Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil berichten die K<strong>in</strong>der aus der<br />

Hochhaussiedlung (M=4,6), gefolgt von dem großstädtischen<br />

Stadtteil <strong>in</strong> strukturschwacher Lage<br />

(M=5,1). Nur wenig besser ist das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

dem homogenen Neubaugebiet ohne <strong>in</strong>frastrukturelle<br />

Angebote (M=5,4). Besonders positiv ist das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> zwei eigentlich sehr unterschiedlichen<br />

Stadtteilen: der e<strong>in</strong>e ist e<strong>in</strong> sehr dörflicher<br />

Ortsteil ohne viele Angebote für K<strong>in</strong>der, der andere<br />

ist e<strong>in</strong> Stadtteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, <strong>in</strong> dem relativ<br />

viele Angebote für K<strong>in</strong>der vorgehalten werden. In<br />

beiden ist das Wohlbef<strong>in</strong>den mit M=6,2 um 1½<br />

Skalenpunkte besser als im untersuchten Stadtteil<br />

mit dem niedrigsten Wohlbef<strong>in</strong>den. Welche Merkmale<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil bee<strong>in</strong>flussen<br />

wird <strong>in</strong> Kapitel 9 e<strong>in</strong>gehender analysiert.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil wird mit zunehmendem<br />

Alter der K<strong>in</strong>der deutlich schlechter und<br />

s<strong>in</strong>kt kont<strong>in</strong>uierlich von M=6,0 <strong>in</strong> der dritten Klasse<br />

auf M=4,9 <strong>in</strong> der achten Klasse. Sowohl K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=5,5 vs. M=5,9) als<br />

auch von Arbeitslosigkeit der Eltern betroffene<br />

K<strong>in</strong>der (M=5,4 vs. M=5,8) fühlen sich <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil schlechter als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

bzw. ohne Betroffenheit von Arbeitslosigkeit.<br />

Diese K<strong>in</strong>der wohnen sowohl im Vergleich der<br />

Stadtteile untere<strong>in</strong>ander als auch <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Stadtteile 6 häufig <strong>in</strong> schlechteren Wohnverhältnissen.<br />

6.4 Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Gesamtkommune<br />

Die höchste <strong>in</strong> dieser Studie untersuchte Abstraktionsebene<br />

ist die Gesamtkommune, deren Teil der<br />

analysierte Stadtteil ist. Bei drei untersuchten<br />

Stadtteilen ist der Stadtteil zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der<br />

Wahrnehmung der K<strong>in</strong>der weitgehend deckungsgleich<br />

mit der Gesamtkommune, da jeweils die<br />

Kernstadt analysiert wurde. Die dann noch im letzten<br />

Schritt h<strong>in</strong>zukommenden umliegenden Ort-<br />

5 Die Stadtteile wurden unter der Prämisse ausgewählt,<br />

dass sie unterschiedlich se<strong>in</strong> sollen.<br />

6 Manche Stadtteile s<strong>in</strong>d nicht homogen <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Wohnverhältnisse.<br />

54


schaften werden von den K<strong>in</strong>dern häufig nicht als<br />

zur Gesamtkommune gehörend wahrgenommen.<br />

Mit e<strong>in</strong>em durchschnittlichen Mittelwert von M=5,8<br />

liegt auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

<strong>in</strong> der gleichen Größenordnung wie das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil und das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den (s. Abb. 6.5). Die Unterschiede zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Kommunen s<strong>in</strong>d nicht ganz so<br />

deutlich wie die zwischen den Stadtteilen. Das<br />

deutlich ger<strong>in</strong>gste Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

(M=5,0) berichten <strong>in</strong>teressanterweise<br />

die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>es der beiden Stadtteile, die das<br />

höchste Wohlbef<strong>in</strong>den aller untersuchten Stadtteile<br />

erreicht. Hier kontrastieren die K<strong>in</strong>der also stark<br />

ihren (auch strukturell von der Hauptkommune<br />

getrennten) Stadtteil mit der Gesamtkommune,<br />

die im Vergleich sehr wenig Angebote für K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche macht. Auch die K<strong>in</strong>der des zweiten<br />

sehr positiv bewerteten Stadtteils (s.o.) bewerten<br />

die Gesamtkommune im Vergleich schlecht<br />

(M=5,4). Die emotionale Identifikation mit dem<br />

eigenen Stadtteil sche<strong>in</strong>t also im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Abgrenzung<br />

bzw. Kontrastierung zu e<strong>in</strong>er schlechteren<br />

Bewertung der Gesamtkommune zu führen.<br />

Auch der umgekehrte Fall ist zu f<strong>in</strong>den: Das beste<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune (M=6,1)<br />

berichten die K<strong>in</strong>der aus dem Stadtteil e<strong>in</strong>er Großstadt,<br />

die ihren Stadtteil relativ schlecht bewertet<br />

haben (s.o.). Auch hier sche<strong>in</strong>t der Vergleich mit<br />

anderen Stadtteilen zu e<strong>in</strong>er Verstärkung der Unterschiede<br />

<strong>in</strong> der Wahrnehmung zu führen. Es gibt<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch Kommunen, <strong>in</strong> denen sowohl das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im untersuchten Stadtteil als auch <strong>in</strong><br />

der Gesamtkommune positiv s<strong>in</strong>d.<br />

Wie alle zuvor beschriebenen Wohlbef<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>kt<br />

auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

von durchschnittlich M=6,0 <strong>in</strong> der dritten Klasse<br />

auf M=5,4 <strong>in</strong> der achten Klasse kont<strong>in</strong>uierlich ab.<br />

Weitere Gruppenunterschiede gibt es ke<strong>in</strong>e. Vor<br />

allem die fehlenden Unterschiede bei K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>dern alle<strong>in</strong> Erziehender<br />

und K<strong>in</strong>dern, deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d, zeigen, dass die im unmittelbaren<br />

Wohnumfeld vorhandenen Unterschiede <strong>in</strong> der<br />

Wohnqualität nicht bis auf die Ebene der Gesamtkommune<br />

ausstrahlen, d.h. es s<strong>in</strong>d die Wohnverhältnisse,<br />

die sich auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Wohnortnähe<br />

auswirken.<br />

55<br />

In der Gesamtkommune<br />

fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

der Regel gut.<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> besonders<br />

positiv oder besonders negativ<br />

bewerteten Stadtteilen<br />

leben, kontrastieren<br />

die Bewertung der Gesamtkommune<br />

mit der<br />

Bewertung des Stadtteils.<br />

Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Gesamtkommune s<strong>in</strong>kt<br />

mit dem Alter der K<strong>in</strong>der.


70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2% 1%<br />

Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d gut <strong>in</strong> der<br />

Lage, das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung, im Stadtteil<br />

und <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

zu differenzieren.<br />

Abb. 6.5: Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune.<br />

4%<br />

6.5 Zusammenspiel der<br />

Wohlbef<strong>in</strong>densfaktoren<br />

Zunächst wurde analysiert, <strong>in</strong>wieweit die verschiedenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtteil<br />

und <strong>in</strong> der Gesamtkommune auch von den K<strong>in</strong>dern<br />

differenziert werden. Die Tabelle 6.1 zeigt die Zusammenhänge<br />

zwischen den drei Arten des wohnbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens. Die Zusammenhänge<br />

s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>g, wenn <strong>in</strong> Rechnung gestellt wird, dass<br />

das Messverfahren identisch war. Das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung zeigt e<strong>in</strong>en gewissen Zusammenhang<br />

mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil, der<br />

aber so ger<strong>in</strong>g ist, dass nur rund 7% der Unterschiede<br />

im Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung durch<br />

Unterschiede im Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil erklärt<br />

werden können (bzw. umgekehrt). Noch ger<strong>in</strong>ger<br />

ist der Zusammenhang zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung und dem <strong>in</strong> der Gesamtkommune.<br />

Hier lassen sich nur 4% der Varianz durch<br />

den jeweils anderen Faktor erklären. Der relativ<br />

gesehen stärkste Zusammenhang besteht zwischen<br />

dem Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil und dem <strong>in</strong><br />

der Gesamtkommune, allerd<strong>in</strong>gs ist die Varianzaufklärung<br />

auch <strong>in</strong> diesem Fall nur 12%. Die drei<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den stellen für die K<strong>in</strong>der also durchaus<br />

unterschiedliche Aspekte dar, die sie weitgehend<br />

unabhängig vone<strong>in</strong>ander beurteilen.<br />

56<br />

10%<br />

17%<br />

30%<br />

37%<br />

sehr schlecht schlecht eher schlecht mittelmäßig eher gut gut sehr gut


Tab. 6.1: Zusammenhänge der wohnbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>densarten<br />

Stadtteil Gesamtkommune<br />

Wohnung .27 .20<br />

Stadtteil - .34<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wurde geprüft, wie viel<br />

des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens der K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> das<br />

ja auch wichtige, <strong>in</strong> diesem Fragebogen nicht erfasste<br />

Aspekte wie „Familie“ oder „Schule“ e<strong>in</strong>gehen,<br />

durch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, im<br />

Stadtteil und <strong>in</strong> der Gesamtkommune erklärt werden<br />

kann.<br />

E<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Regression auf das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

mit den Prädiktoren „Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung“, „Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil“ und<br />

„Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune“ zeigt,<br />

dass alle drei Faktoren e<strong>in</strong>en nachweisbaren E<strong>in</strong>fluss<br />

auf das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den haben. Die<br />

Faktoren „Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung“ (beta=.26)<br />

und „Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune“<br />

(beta=.23) haben dabei e<strong>in</strong>en ungefähr gleich<br />

starken E<strong>in</strong>fluss. Der E<strong>in</strong>fluss des unmittelbaren<br />

Wohnumfeldes ist ger<strong>in</strong>ger (beta=.11). In den folgenden<br />

Kapiteln wird untersucht, welche Aspekte<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den drei verschachtelten Bereichen<br />

jeweils bed<strong>in</strong>gen. Die drei Faktoren erklären<br />

geme<strong>in</strong>sam 20% der Varianz im allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den und damit deutlich mehr als jeweils<br />

untere<strong>in</strong>ander. Wenn man sich vor Augen hält,<br />

dass das Wohnumfeld im Vergleich zu den Bereichen<br />

Familie und Schule <strong>in</strong> den vorangegangenen<br />

Jahren immer e<strong>in</strong> eher schwacher Prädiktor des<br />

allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens war, ist dieser Wert<br />

der detaillierteren Erfassung der wohnbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den bemerkenswert.<br />

57<br />

Alle wohnbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den erklären e<strong>in</strong>en<br />

Teil des allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens, den stärkeren<br />

E<strong>in</strong>fluss haben dabei<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung und das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Gesamtkommune.


15% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

empf<strong>in</strong>den ihre Wohnung<br />

als zu kle<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

Mehrfamilienhäusern und<br />

sogar fast die Hälfte der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Hochhäusern f<strong>in</strong>den<br />

die Wohnung zu kle<strong>in</strong>.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto eher empf<strong>in</strong>den sie<br />

ihre Wohnung als zu kle<strong>in</strong>.<br />

7. Bewertung bestimmter<br />

Aspekte der Wohnung<br />

Nachdem im vorhergehenden Kapitel die „objektiven“<br />

Aspekte der Wohnsituation analysiert und auf<br />

ihre Bedeutung für das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

geprüft wurden, wird <strong>in</strong> diesem Kapitel explizit<br />

die subjektive Bewertung verschiedener Aspekte<br />

der Wohnung durch die K<strong>in</strong>der beschrieben.<br />

Dabei steht zunächst die subjektive Bewertung des<br />

Platzangebotes im Vordergrund. Anschließend<br />

werden die Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung,<br />

die Bewertung der Aussicht und die Möglichkeiten,<br />

auch e<strong>in</strong>mal laut zu se<strong>in</strong>, dargestellt.<br />

Abschließend wird die Ebene der unmittelbar wohnungsbezogenen<br />

Aspekte verlassen, um zu erforschen,<br />

<strong>in</strong>wieweit die K<strong>in</strong>der E<strong>in</strong>fluss auf die Gestaltung<br />

des <strong>in</strong> der Wohnung stattf<strong>in</strong>dende Leben<br />

nehmen können.<br />

7.1 Subjektive Bewertung des<br />

Platzangebotes<br />

77% der K<strong>in</strong>der verne<strong>in</strong>en die Aussage völlig, dass<br />

ihre Wohnung zu kle<strong>in</strong> sei, d.h. mehr als drei Viertel<br />

der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d mit dem Platzangebot <strong>in</strong> der<br />

Wohnung völlig zufrieden. H<strong>in</strong>zu kommen 8%, die<br />

die Wohnung als im Großen und Ganzen groß genug<br />

betrachten. 15% der K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs erleben<br />

ihre Wohnung als mehr oder weniger deutlich zu<br />

kle<strong>in</strong>.<br />

Massiv abhängig ist die E<strong>in</strong>schätzung des Platzangebotes<br />

der Wohnung allerd<strong>in</strong>gs von der Wohnform.<br />

Während nur 7% der K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhaus<br />

bewohnen, dieses als mehr oder weniger<br />

deutlich zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d es 23% der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern und sogar 43% der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus. Das Platzproblem stellt<br />

sich also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Wohnungen und da <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong> den Wohnungen der Hochhaussiedlung,<br />

die aus Sicht vieler K<strong>in</strong>der zu kle<strong>in</strong> für die<br />

Familien s<strong>in</strong>d.<br />

Mit zunehmendem Alter steigt offenbar der subjektive<br />

Platzbedarf der befragten K<strong>in</strong>der (s. Abb.<br />

7.1). Ab Klasse sechs steigt der Anteil der K<strong>in</strong>der,<br />

die ihre Wohnung zu kle<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den merklich an, ohne<br />

jedoch <strong>in</strong> der Gesamtgruppe der analysierten<br />

K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Mehrheit darzustellen.<br />

58


Abb. 7.1: Die Wohnung ist zu kle<strong>in</strong>.<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,5<br />

1,3<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Zwischen den analysierten Stadtteilen gibt es mit<br />

Ausnahme der bereits beschriebenen<br />

Hochhaussiedlung nur ger<strong>in</strong>ge Unterschiede. Zwei<br />

Stadtteile <strong>in</strong> eher strukturschwachen Gebieten mit<br />

e<strong>in</strong>em höheren Mehrfamilienhausanteil zeigen e<strong>in</strong>e<br />

leicht höhere Quote von K<strong>in</strong>dern, die ihre<br />

Wohnung als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den, die aber längst<br />

nicht so deutlich von den anderen Stadtteilen<br />

abweicht, wie die Quote <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung.<br />

Die negativere Bewertung des Platzangebotes <strong>in</strong><br />

der Wohnung bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

oder mit von Arbeitslosigkeit betroffenen<br />

Eltern lässt sich vollständig auf die durchweg<br />

schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen zurückführen.<br />

K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender schätzen, noch über diesen<br />

erwartbaren Effekt der Wohnform h<strong>in</strong>aus, ihre<br />

Wohnungen als häufiger zu kle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>.<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der erleben wie oben dargestellt<br />

ihre Wohnung nicht als zu kle<strong>in</strong>. Weniger positiv<br />

sieht allerd<strong>in</strong>gs die Bewertung des eigenen Zimmers<br />

aus: Auch hier stimmt zwar e<strong>in</strong>e relative<br />

Mehrheit von 44% der K<strong>in</strong>der der Aussage völlig<br />

zu, dass ihr Zimmer groß genug für sie sei und e<strong>in</strong><br />

weiteres Viertel (25%) macht nur ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>schränkungen.<br />

Fast e<strong>in</strong> Drittel aller K<strong>in</strong>der (31%)<br />

allerd<strong>in</strong>gs empf<strong>in</strong>det das K<strong>in</strong>derzimmer als mehr<br />

oder weniger deutlich unterdimensioniert. Wenn<br />

das K<strong>in</strong>derzimmer als zu kle<strong>in</strong> empfunden wird, ist<br />

auch die Nutzungshäufigkeit des K<strong>in</strong>derzimmers<br />

etwas niedriger (r=.11).<br />

Auch hier hat die Wohnform e<strong>in</strong>en deutlichen E<strong>in</strong>fluss,<br />

allerd<strong>in</strong>gs sagen auch 25% der K<strong>in</strong>der, die<br />

59<br />

Fast e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der<br />

f<strong>in</strong>det das K<strong>in</strong>derzimmer<br />

zu kle<strong>in</strong>.<br />

Als zu kle<strong>in</strong> empfundene<br />

K<strong>in</strong>derzimmer nutzen die<br />

K<strong>in</strong>der seltener.


Mehr als die Hälfte der <strong>in</strong><br />

Hochhäusern wohnenden<br />

K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den ihr K<strong>in</strong>derzimmer<br />

zu kle<strong>in</strong>.<br />

Die empfundene Größe des<br />

K<strong>in</strong>derzimmers und der<br />

Wohnung s<strong>in</strong>d zum Teil<br />

unabhängig vone<strong>in</strong>ander.<br />

29% der K<strong>in</strong>der fehlt häufiger<br />

e<strong>in</strong> Rückzugsort <strong>in</strong><br />

der Wohnung.<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser bieten<br />

diesen Rückzugsort häufiger<br />

als Mehrfamilien- oder<br />

Hochhäuser.<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhaus bewohnen, dass ihr Zimmer<br />

mehr oder weniger stark zu kle<strong>in</strong> sei. Dieser Anteil<br />

steigt bei Mehrfamilienhäusern auf 37% und <strong>in</strong><br />

Hochhäusern sogar auf 52%, d.h. mehr als die<br />

Hälfte der <strong>in</strong> Hochhäusern lebenden K<strong>in</strong>der haben<br />

K<strong>in</strong>derzimmer, die sie als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den.<br />

Die Beurteilung der Zimmergröße hängt nur zum<br />

Teil mit der Größe der Gesamtwohnung zusammen:<br />

beide Werte korrelieren mit e<strong>in</strong>em mittleren<br />

Wert von r=.41, d.h. <strong>in</strong> großen Wohnungen s<strong>in</strong>d<br />

nicht automatisch auch K<strong>in</strong>derzimmer zu f<strong>in</strong>den,<br />

die die K<strong>in</strong>der als groß genug empf<strong>in</strong>den und umgekehrt,<br />

nicht jede enge Wohnung hat auch automatisch<br />

e<strong>in</strong> zu kle<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derzimmer.<br />

Der Effekt, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

häufiger ihre Zimmer als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den, lässt<br />

sich zurückführen auf die im Mittel schlechtere<br />

Wohnform und die gleichzeitig höhere Geschwisterzahl<br />

dieser K<strong>in</strong>der. Bei den K<strong>in</strong>dern arbeitsloser<br />

Eltern ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die schlechtere Wohnform<br />

verantwortlich für die schlechtere Bewertung der<br />

Zimmergröße.<br />

7.2 Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der<br />

Wohnung<br />

Nicht nur die Größe des Zimmers und der Wohnung<br />

ist für die K<strong>in</strong>der wichtig, sondern auch, ob<br />

es <strong>in</strong>nerhalb der Wohnung Möglichkeiten gibt, sich<br />

zurückzuziehen. Gut die Hälfte der K<strong>in</strong>der (52%)<br />

f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Wohnung immer e<strong>in</strong>en Rückzugsplatz,<br />

an dem sie <strong>in</strong> Ruhe gelassen werden, wenn<br />

sie das möchten. Bei 20% ist das meistens der<br />

Fall. 29% der befragten K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs sagen,<br />

dass ihnen dieser Rückzugsplatz <strong>in</strong> der Wohnung<br />

manchmal bis immer fehle.<br />

Auch hier bieten größere und hochwertigere<br />

Wohnformen pr<strong>in</strong>zipiell bessere Möglichkeiten des<br />

Rückzugs, allerd<strong>in</strong>gs ist auch für e<strong>in</strong> Viertel der<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus wohnen, die<br />

Situation verbesserungsbedürftig: 23% der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern f<strong>in</strong>den nicht immer e<strong>in</strong>en<br />

Rückzugsort <strong>in</strong> der Wohnung, <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern<br />

ist das bei 34% der K<strong>in</strong>der der Fall, <strong>in</strong> Hochhäusern<br />

sogar bei 50% der K<strong>in</strong>der.<br />

Mädchen f<strong>in</strong>den diese Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong><br />

der Wohnung leicht häufiger (M=4,1) als Jungen<br />

(M=3,9). Möglicherweise liegt das daran, das die<br />

60


Privatsphäre der Mädchen tendenziell e<strong>in</strong> wenig<br />

besser geachtet wird als die der Jungen (s.u.).<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund f<strong>in</strong>den seltener<br />

e<strong>in</strong>en Rückzugsort <strong>in</strong> der Wohnung (M=3,6 vs.<br />

M=4,1). Dies lässt sich nicht durch die häufig<br />

schlechtere Wohnsituation erklären, sondern ist<br />

selbst dann der Fall, wenn K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familien-,<br />

Mehrfamilien- und Hochhäusern jeweils untere<strong>in</strong>ander<br />

verglichen werden (s. Abb. 7.2).<br />

Abb. 7.2: Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung<br />

nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und Wohnform.<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

4,2<br />

3,9<br />

Zwar hat die Mehrheit der K<strong>in</strong>der wie eben gesehen<br />

e<strong>in</strong>en Rückzugsort <strong>in</strong> der Wohnung, an dem<br />

sie <strong>in</strong> Ruhe gelassen werden, wenn sie das möchten,<br />

mit der Achtung der Privatsphäre der K<strong>in</strong>der<br />

sieht es aber nicht immer genauso positiv aus: nur<br />

14% der K<strong>in</strong>der sagen, dass „nie“ jemand ihr<br />

Zimmer betritt, ohne vorher anzuklopfen. 22%<br />

erleben e<strong>in</strong>en solchen E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> die Privatsphäre<br />

immerh<strong>in</strong> selten. Bei e<strong>in</strong>em Viertel (23%) der K<strong>in</strong>der<br />

wird nur manchmal geklopft, bei 42% der K<strong>in</strong>der<br />

ist das Klopfen vor dem Betreten des Zimmers<br />

sogar die Ausnahme.<br />

Tendenziell wird die Privatsphäre von Mädchen<br />

etwas besser geachtet als die von Jungen, auch<br />

wenn der Unterschied nicht groß ist (s. Abb. 7.3).<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt die Häufigkeit,<br />

mit der die Eltern ohne Anklopfen das K<strong>in</strong>derzimmer<br />

betreten leicht ab, d.h. die Privatsphäre<br />

der K<strong>in</strong>der wird stärker geachtet. Alle weiteren<br />

4,0<br />

3,5<br />

ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

3,5<br />

3,2<br />

61<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

f<strong>in</strong>den – unabhängig<br />

von der Wohnform<br />

– seltener e<strong>in</strong>en Rückzugsort.<br />

Nur bei e<strong>in</strong>em Drittel der<br />

K<strong>in</strong>der wird die Privatsphäre<br />

meistens geachtet.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto häufiger achten die<br />

anderen Familienmitglieder<br />

ihre Privatsphäre.


5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat<br />

Probleme, „nervigen“ Geschwistern<br />

aus dem Weg<br />

zu gehen.<br />

Faktoren wie Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Wohnform,<br />

etc. haben ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf den Respekt vor der<br />

Privatsphäre.<br />

Abb. 7.3: Häufigkeit des E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gens <strong>in</strong> die Privatsphäre<br />

nach Geschlecht.<br />

62<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

3,2<br />

3,1<br />

Jungen Mädchen<br />

Abb. 7.4: Häufigkeit des E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gens <strong>in</strong> die Privatsphäre<br />

nach Alter.<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Der letzte Aspekt, der <strong>in</strong> Bezug auf Privatsphäre<br />

und Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung analysiert<br />

wurde, ist, ob die K<strong>in</strong>der ggf. ihren<br />

Geschwistern aus dem Weg gehen können, wenn<br />

diese sie „nerven“. Dazu wurden nur die Antworten<br />

der K<strong>in</strong>der ausgewertet, die zuvor angegeben<br />

hatten, mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em ihrer Geschwister <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Wohnung zu leben. 44% dieser K<strong>in</strong>der sagt,<br />

dass sie problemlos den Kontakt zu ihren Geschwistern<br />

vermeiden können, wenn sie das<br />

möchten. Weitere 23% können das oft, für e<strong>in</strong><br />

Drittel der K<strong>in</strong>der (34%) aber ist es manchmal bis


meistens nicht möglich, ihren „nervigen“ Geschwistern<br />

aus dem Weg zu gehen.<br />

Die Anzahl der Geschwister hat auf diese E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>in</strong>teressanterweise ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss, d.h. für<br />

die Möglichkeit, Geschwistern aus dem Weg zu<br />

gehen, wenn das nötig ist, ist es nicht entscheidend,<br />

ob das K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em, zwei, drei oder<br />

mehr Geschwistern zusammenlebt.<br />

Mit zunehmendem Alter (vor allem zwischen der<br />

dritten und fünften Klasse) können sich die K<strong>in</strong>der<br />

besser von ihren Geschwistern abgrenzen (s. Abb.<br />

7.5). Sehr deutlich ist die Möglichkeit, den Geschwistern<br />

aus dem Weg zu gehen, abhängig von<br />

der Wohnform (s. Abb. 7.6). Insbesondere <strong>in</strong> den<br />

Hochhauswohnungen fehlt häufig wegen kle<strong>in</strong>er<br />

Wohnungsgröße verbunden mit e<strong>in</strong>er relativ großen<br />

Familie die Möglichkeit, den Geschwistern<br />

auch e<strong>in</strong>mal auszuweichen.<br />

Abb. 7.5: Die Möglichkeit, „nervigen“ Geschwistern<br />

aus dem Weg zu gehen, nach Alter.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

63<br />

Die Anzahl der Geschwister<br />

zeigt ke<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

mit der Möglichkeit,<br />

sich vor Geschwistern zurückzuziehen.<br />

Insbesondere <strong>in</strong> Hochhauswohnung<br />

fehlen oft<br />

die Möglichkeiten, Geschwistern<br />

aus dem Wege<br />

zu gehen.


5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

Abb. 7.6: Die Möglichkeit, „nervigen“ Geschwistern<br />

aus dem Weg zu gehen, nach<br />

Wohnform.<br />

64<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

4,0<br />

3,8<br />

3,2<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

Abb. 7.7: Die Möglichkeit, „nervigen“ Geschwistern<br />

aus dem Weg zu gehen, nach<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und Wohnform.<br />

4,0<br />

3,7<br />

3,8<br />

Zwischen K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

gibt es e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Unterschied<br />

der Möglichkeit, Geschwistern aus dem Wege zu<br />

gehen: In E<strong>in</strong>familienhäusern haben K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund seltener als K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund die Möglichkeit, ihren Geschwistern<br />

auszuweichen (s. Abb. 7.7). In Mehrfamilienhäusern<br />

oder Hochhauswohnungen allerd<strong>in</strong>gs<br />

verschw<strong>in</strong>det dieser Unterschied. Hier führen<br />

die ungünstigen Wohnumstände bei Familien mit<br />

3,8<br />

ke<strong>in</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

3,1<br />

3,2


und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gleichermaßen zu<br />

schlechteren Rückzugsmöglichkeiten.<br />

7.3 Aussicht aus dem Fenster<br />

Wie wichtig ist den K<strong>in</strong>dern die Aussicht aus dem<br />

K<strong>in</strong>derzimmer? Die überwiegende Mehrheit der<br />

K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

„sehr schön“ (42%) bzw. „schön“ (21%). 8% bzw.<br />

10% f<strong>in</strong>den die Aussicht aus ihrem Fenster „gar<br />

nicht schön“ oder nur „wenig schön“. „Mittelmäßig<br />

schön“ beurteilen 19% ihren Ausblick.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der wird die Beurteilung<br />

der Aussicht aus dem Fenster kont<strong>in</strong>uierlich<br />

schlechter (s. Abb. 7.8). Mit dem Übergang<br />

zum Jugendlichen werden die K<strong>in</strong>der also kritischer<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die ästhetischen Aspekte der<br />

Aussicht.<br />

Abb. 7.8: Beurteilung der Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

nach Alter.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Die Wohnform hat ebenfalls e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Beurteilung der Aussicht: K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

beurteilen die Aussicht merklich besser<br />

(M=3,9) als K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Mehrfamilien- oder<br />

Hochhäusern wohnen (je M=3,6). Dieser Unterschied<br />

verschw<strong>in</strong>det, wenn nur die E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

betrachtet werden, die über ke<strong>in</strong>en eigenen<br />

Garten verfügen. Dann geben die K<strong>in</strong>der im Hochhaus<br />

sogar die leicht bessere Bewertung der Aussicht<br />

ab. Es sche<strong>in</strong>en also zwei Faktoren bei der<br />

Bewertung der Aussicht e<strong>in</strong>e besondere Rolle zu<br />

spielen:<br />

65<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />

die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

schön.<br />

Die positive Beurteilung<br />

der Aussicht s<strong>in</strong>kt mit dem<br />

Alter der K<strong>in</strong>der.<br />

E<strong>in</strong> Blick „<strong>in</strong>s Grüne“ oder<br />

e<strong>in</strong>e gute Fernsicht sche<strong>in</strong>en<br />

zwei Faktoren zu se<strong>in</strong>,<br />

die e<strong>in</strong>e positive Bewertung<br />

der Aussicht aus dem<br />

K<strong>in</strong>derzimmer bewirken.


Die meisten K<strong>in</strong>der dürfen<br />

<strong>in</strong> ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

auch e<strong>in</strong>mal Lärm machen.<br />

K<strong>in</strong>derzimmer, <strong>in</strong> denen es<br />

immer ruhig zugehen<br />

muss, werden etwas seltener<br />

genutzt.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d,<br />

desto häufiger dürfen sie<br />

<strong>in</strong> ihrem Zimmer auch<br />

Lärm machen.<br />

In Häusern mit mehreren<br />

Wohnparteien dürfen die<br />

K<strong>in</strong>der seltener Lärm machen.<br />

66<br />

a) Die K<strong>in</strong>der blicken von ihrem Zimmer aus<br />

auf e<strong>in</strong>e Naturgrundstück (z.B. Garten)<br />

und/oder<br />

b) Die Lage des Hauses erlaubt e<strong>in</strong>en weiten<br />

Blick (Hochhaus).<br />

Welche Rolle diese beiden Faktoren genau spielen,<br />

wird im folgenden Jahr der Befragung geklärt werden.<br />

7.4 Lärm machen dürfen<br />

Müssen die K<strong>in</strong>der immer leise se<strong>in</strong> oder gibt es<br />

auch Zeiten, <strong>in</strong> denen sie <strong>in</strong> ihrem Zimmer auch<br />

e<strong>in</strong>mal laut se<strong>in</strong> dürfen? Die wenigsten K<strong>in</strong>der<br />

müssen <strong>in</strong> ihrem Zimmer „immer“ leise se<strong>in</strong> (5%).<br />

13% dürfen nur „selten“ laut se<strong>in</strong>, je e<strong>in</strong> Drittel<br />

(32%) dürfen „manchmal“ oder „oft“ <strong>in</strong> ihrem<br />

Zimmer Lärm machen. Gar ke<strong>in</strong>e Rücksicht auf<br />

andere zu nehmen brauchen nach eigenen Angaben<br />

19% der K<strong>in</strong>der.<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem K<strong>in</strong>derzimmer auch e<strong>in</strong>mal<br />

laut se<strong>in</strong> dürfen, steigt die Nutzungshäufigkeit<br />

des K<strong>in</strong>derzimmers leicht an (r=.10).<br />

Interessanterweise steigt die Häufigkeit, mit der<br />

K<strong>in</strong>der nach eigenem Empf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrem Zimmer<br />

auch e<strong>in</strong>mal laut se<strong>in</strong> dürfen, mit zunehmendem<br />

Alter der K<strong>in</strong>der an (s. Abb. 7.9). Inwieweit hier<br />

tatsächlich die Häufigkeit steigt, mit der die K<strong>in</strong>der<br />

beispielsweise laut Musik hören dürfen, oder „nur“<br />

die Häufigkeit s<strong>in</strong>kt, mit der die Eltern z.B. lautes<br />

Spiel („Toben“) unterb<strong>in</strong>den, kann die Befragung<br />

nicht klären.<br />

Erwartungsgemäß ist die Häufigkeit, mit der die<br />

Eltern Lärm der K<strong>in</strong>der im K<strong>in</strong>derzimmer dulden,<br />

stark abhängig von der Wohnform (s. Abb. 7.10):<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern leben, haben am<br />

häufigsten die Möglichkeit, ungestraft zu lärmen,<br />

während K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> sehr verdichteten Wohnräumen<br />

wie Hochhäusern dazu deutlich seltener Gelegenheit<br />

haben. Mehrfamilienhäuser belegen e<strong>in</strong>en<br />

Platz dazwischen.


Abb. 7.9: Beurteilung der Möglichkeit, im eigenen<br />

Zimmer auch e<strong>in</strong>mal laut se<strong>in</strong> zu dürfen,<br />

nach Alter.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Abb. 7.10: Beurteilung der Möglichkeit, im eigenen<br />

Zimmer auch e<strong>in</strong>mal laut se<strong>in</strong> zu<br />

dürfen, nach Wohnform.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

3,6<br />

3,3<br />

3,1<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

K<strong>in</strong>der, deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d, haben, unabhängig von der bewohnten<br />

Hausform, jeweils e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Häufigkeit mit<br />

der sie <strong>in</strong> ihrem Zimmer lärmen dürfen (s. Abb.<br />

7.11).<br />

67


7% der K<strong>in</strong>der können nur<br />

selten ihre Freunde mit<br />

nach Hause br<strong>in</strong>gen.<br />

Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der<br />

bestimmen meistens über<br />

die Möblierung <strong>in</strong> ihrem<br />

K<strong>in</strong>derzimmer mit.<br />

Aufräumen im K<strong>in</strong>derzimmer<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs meistens<br />

von den Eltern verordnet.<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

Abb. 7.11: Beurteilung der Möglichkeit, im eigenen<br />

Zimmer auch e<strong>in</strong>mal laut se<strong>in</strong> zu<br />

dürfen, nach Betroffenheit von Arbeitslosigkeit<br />

und Wohnform.<br />

7.5 Mitbestimmung <strong>in</strong> der Wohnung<br />

In diesem Abschnitt wird der Frage nachgegangen,<br />

ob die K<strong>in</strong>der über Möblierung und Ordnung <strong>in</strong> ihrem<br />

Zimmer selbst bestimmen dürfen, ob sie auch<br />

im Wohnzimmer D<strong>in</strong>ge liegen lassen dürfen und ob<br />

sie Freunde und Freund<strong>in</strong>nen mit nach Hause<br />

br<strong>in</strong>gen können. Freunde mit nach Hause zu br<strong>in</strong>gen,<br />

ist bei den meisten K<strong>in</strong>dern ke<strong>in</strong> Problem (s.<br />

Abb. 7.12). Immerh<strong>in</strong> 7% der K<strong>in</strong>der können aber<br />

„nie“ oder nur „selten“ Freunde mitbr<strong>in</strong>gen und<br />

12% ist es nur „manchmal“ möglich, d.h. e<strong>in</strong> Fünftel<br />

der K<strong>in</strong>der kann se<strong>in</strong>e Freunde nicht problemlos<br />

mit nach Hause br<strong>in</strong>gen.<br />

Die Mitbestimmung über die Möblierung des K<strong>in</strong>derzimmers<br />

ist ebenfalls weit verbreitet: Nur e<strong>in</strong><br />

Drittel der K<strong>in</strong>der hat wenig Mitspracherecht über<br />

die Möbel, zwei Drittel der K<strong>in</strong>der aber wählen die<br />

Möbel <strong>in</strong> ihrem Zimmer nach eigenen Angaben<br />

(fast) immer mit aus.<br />

Über die Ordnung im K<strong>in</strong>derzimmer entscheiden <strong>in</strong><br />

den meisten Fällen allerd<strong>in</strong>gs nicht die K<strong>in</strong>der<br />

selbst: Die Hälfte der K<strong>in</strong>der räumt ihr Zimmer<br />

meistens nach der Anordnung der Eltern auf, nur<br />

e<strong>in</strong> knappes Drittel entscheidet nach eigenen An-<br />

68<br />

3,6<br />

3,4<br />

3,2 3,2<br />

ke<strong>in</strong>e Arbeitslosigkeit<br />

Arbeitslosigkeit<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

3,2<br />

2,8


gaben meistens selbst darüber, wann es angebracht<br />

ist, Ordnung zu schaffen.<br />

Noch deutlicher von den Eltern bestimmt ist die<br />

Ordnung im geme<strong>in</strong>sam genutzten Wohnzimmer.<br />

Nur wenigen K<strong>in</strong>dern ist es häufiger erlaubt, im<br />

Wohnzimmer D<strong>in</strong>ge liegen zu lassen. Allerd<strong>in</strong>gs ist<br />

die Erlaubnis, D<strong>in</strong>ge im Wohnzimmer liegen zu<br />

lassen, offenbar auch davon abhängig, welche<br />

Funktion das Wohnzimmer für die Familie erfüllt:<br />

K<strong>in</strong>der nämlich, die das Wohnzimmer häufig nutzen,<br />

für die es also auch e<strong>in</strong> alltäglicher Lebensraum<br />

ist, geben häufiger an, dass sie im Wohnzimmer<br />

D<strong>in</strong>ge liegen lassen dürfen (r=.14).<br />

Abb. 7.12: Mitbestimmungsaspekte <strong>in</strong> der Wohnung.<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2%<br />

5%<br />

12%<br />

27%<br />

54%<br />

8%<br />

7%<br />

15%<br />

Bei der Mitbestimmung über die Möblierung sowie<br />

über den Zeitpunkt des Aufräumens <strong>in</strong> ihrem<br />

Zimmer erleben Mädchen nach e<strong>in</strong>en Angaben etwas<br />

mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten als Jungen<br />

(s. Abb. 7.13). Inwieweit Jungen allerd<strong>in</strong>gs<br />

tatsächlich etwas weniger e<strong>in</strong>bezogen werden, oder<br />

die elterliche E<strong>in</strong>mischung anders bewerten,<br />

können die Daten nicht zeigen.<br />

21%<br />

48%<br />

30%<br />

18%<br />

25%<br />

12%<br />

15%<br />

Freunde mitbr<strong>in</strong>gen Möblierung Zimmer aufräumen D<strong>in</strong>ge im<br />

Wohnzimmer<br />

35%<br />

31%<br />

69<br />

22%<br />

8%<br />

Nur wenige K<strong>in</strong>der dürfen<br />

im Wohnzimmer D<strong>in</strong>ge liegen<br />

lassen.<br />

Wenn das Wohnzimmer<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch für die<br />

K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> alltäglicher Lebensraum<br />

ist, dürfen sie<br />

auch eher ihre Sachen liegen<br />

lassen.<br />

4%<br />

stimmt nicht / nie<br />

stimmt wenig / selten<br />

stimmt teils/teils / manchmal<br />

stimmt ziemlich / oft<br />

stimmt völlig / immer


5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Mit steigendem Alter werden<br />

die K<strong>in</strong>der stärker <strong>in</strong><br />

Entscheidungen <strong>in</strong> der<br />

Wohnung e<strong>in</strong>bezogen.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3,9<br />

Abb. 7.13: Mitbestimmungsaspekte <strong>in</strong> der Wohnung<br />

nach Geschlecht.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der nimmt ihre Beteiligung<br />

<strong>in</strong> Fragen der Wohnungsgestaltung und -<br />

nutzung mit Ausnahme der Möglichkeit, im Wohnzimmer<br />

D<strong>in</strong>ge herumliegen zu lassen, deutlich zu<br />

(s. Abb. 7.14). Die Selbstverantwortung für die<br />

Ordnung im K<strong>in</strong>derzimmer steigt vor allem zwischen<br />

der 6. und der 7. Klasse merklich an, die<br />

Mitsprache bei der Möblierung und die Möglichkeit,<br />

Freunde mitzubr<strong>in</strong>gen, dagegen eher kont<strong>in</strong>uierlich<br />

von Jahr zu Jahr.<br />

Abb. 7.14: Mitbestimmungsaspekte <strong>in</strong> der Wohnung<br />

nach Alter.<br />

Die Wohnform hat ebenfalls e<strong>in</strong>en deutlichen E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Möglichkeiten der Mitbestimmung der<br />

K<strong>in</strong>der (s. Abb. 7.15): Je „besser“ die Wohnform<br />

ist, desto stärker s<strong>in</strong>d die Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

der K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick auf<br />

70<br />

4,0<br />

2,5<br />

2,7<br />

Möblierung Aufräumen<br />

3 4 5 6 7 8<br />

Klasse<br />

Jungen<br />

Mädchen<br />

Möblierung<br />

Aufräumen<br />

Sachen im<br />

Wohnzimmer<br />

Freunde<br />

mitbr<strong>in</strong>gen


die Möblierung und die Möglichkeit, Freund<strong>in</strong>nen<br />

und Freunde mit nach Hause zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Abb. 7.15: Mitbestimmungsaspekte <strong>in</strong> der Wohnung<br />

nach Wohnform.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

4,1<br />

3,8<br />

3,2<br />

2,7<br />

2,6<br />

2,2<br />

2,1<br />

2,0<br />

4,4<br />

4,2<br />

Abb. 7.16: Mitbestimmungsaspekte <strong>in</strong> der Wohnung<br />

nach Wohnform und Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

2,3<br />

Möblierung Aufräumen Sachen im<br />

Wohnzimmer<br />

4,2<br />

4,1<br />

3,4<br />

3,7<br />

3,5<br />

3,2<br />

Unabhängig von diesem Wohnformeffekt gibt es<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>en Effekt des Migrationsh<strong>in</strong>tergrundes:<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dürfen unabhängig<br />

vom bewohnten Wohnungstyp seltener<br />

über die Möbel mitentscheiden, seltener bestimmen,<br />

wann sie ihr Zimmer aufräumen, und selte-<br />

2,8<br />

2,6<br />

2,5<br />

2,5<br />

2,4<br />

3,8<br />

Freunde<br />

mitbr<strong>in</strong>gen<br />

ke<strong>in</strong> MH MH ke<strong>in</strong> MH MH ke<strong>in</strong> MH MH<br />

Möblierung Aufräumen Freunde mitbr<strong>in</strong>gen<br />

2,2<br />

4,4<br />

4,2<br />

4,0<br />

71<br />

4,1<br />

4,1<br />

3,8<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

Mehrfamilienhaus<br />

Hochhaus<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

Mehrfamilienhaus<br />

Hochhaus<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

dürfen seltener<br />

über Aspekte der Wohnung<br />

mitbestimmen.


E<strong>in</strong>e Wohnung und e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>derzimmer, die groß<br />

genug s<strong>in</strong>d, Rückzugsräume<br />

<strong>in</strong> der Wohnung und<br />

e<strong>in</strong>e schöne Aussicht steigern<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung.<br />

Drei Viertel der K<strong>in</strong>der haben<br />

e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort <strong>in</strong><br />

der Wohnung.<br />

ner ihre Freunde oder Freund<strong>in</strong>nen mit nach Hause<br />

br<strong>in</strong>gen (s. Abb. 7.16).<br />

7.6 E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung<br />

Von den <strong>in</strong> den vorhergehenden Abschnitten untersuchten<br />

Aspekten haben vor allem die folgenden<br />

vier e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung.<br />

Am deutlichsten negativ wird das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung bee<strong>in</strong>trächtigt, wenn<br />

sie ihre Wohnung als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den (β=-.23).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus trägt e<strong>in</strong> zu kle<strong>in</strong> empfundenes<br />

Zimmer weiter zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

bei (β=-.14). Wenn es Rückzugsmöglichkeiten der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung gibt, steigert das ihr Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung (β=.11). Auch e<strong>in</strong>e als<br />

schön empfundene Aussicht kann das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung steigern (β=.10).<br />

Die abgefragten Aspekte zur Mitbestimmung an<br />

der Wohnungsnutzung und -gestaltung zeigen ke<strong>in</strong>en<br />

nachweisbaren Zusammenhang mit dem<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung. Es ist zu vermuten,<br />

dass die K<strong>in</strong>der diese deutlich auch vom sozialen<br />

Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>nerhalb der Familie geprägten Bereiche<br />

eher mit der Bewertung des Familienklimas <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung setzen (welches <strong>in</strong> dieser Befragung<br />

nicht erhoben wurde) und nicht mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> den Räumlichkeiten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen.<br />

7.7 Liebl<strong>in</strong>gsorte <strong>in</strong> der Wohnung<br />

Haben die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort <strong>in</strong> der Wohnung<br />

und was macht e<strong>in</strong>en solchen Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

aus? Diese Fragen werden im Folgenden behandelt.<br />

Drei Viertel aller K<strong>in</strong>der haben <strong>in</strong> ihrer Wohnung<br />

e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort (76%). Mädchen (81%) übertreffen<br />

die Jungen (70%) dabei deutlich. K<strong>in</strong>der,<br />

deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d,<br />

geben seltener an, e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort <strong>in</strong> der Wohnung<br />

zu haben (67% vs. 77%). Interessanterweise<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e weiteren Gruppenunterschiede,<br />

also <strong>in</strong>sbesondere ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit von der<br />

Wohnform oder Wohnungsausstattung.<br />

72


Der mit Abstand am häufigsten genannte Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

7 der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>nerhalb der Wohnung ist das<br />

K<strong>in</strong>derzimmer. Zwei Drittel (64%) der K<strong>in</strong>der, die<br />

e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort haben, nennen das K<strong>in</strong>derzimmer.<br />

Das Wohnzimmer (17%) belegt mit sehr<br />

deutlichem Abstand den zweiten Platz, vor bestimmten,<br />

besonders beliebten Möbeln (vor allem<br />

das Bett, e<strong>in</strong> Sofa, e<strong>in</strong>e Hängematte, e<strong>in</strong> Schrank<br />

oder die Badewanne) mit 3%. Dachboden und Keller,<br />

von jeweils 2% der K<strong>in</strong>der genannt, belegen<br />

die Plätze vier bzw. fünf.<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich nur auf<br />

den h<strong>in</strong>teren Plätzen dieser Rangliste, denn beide<br />

Geschlechter nennen das eigene Zimmer deutlich<br />

vor dem Wohnzimmer als ihre Liebl<strong>in</strong>gsorte <strong>in</strong> der<br />

Wohnung. Für Jungen folgt dann der Keller, vor<br />

dem Dachboden und bestimmten Möbeln. Mädchen<br />

nennen schon auf dem dritten Platz<br />

bestimmte Möbel und auf Platz vier die Küche vor<br />

dem Garten auf Platz fünf.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der verschiebt sich<br />

die Gewichtung von eigenem Zimmer und Wohnzimmer<br />

(s. Abb. 7.17). Während <strong>in</strong> der dritten<br />

Klasse das Wohnzimmer für fast e<strong>in</strong> Viertel der<br />

K<strong>in</strong>der der Liebl<strong>in</strong>gsort ist, ist es <strong>in</strong> der achten<br />

Klasse nur noch e<strong>in</strong> Zehntel. Umgekehrt wächst<br />

die Bedeutung des eigenen Zimmers stark. Mit<br />

zunehmendem Alter wird also die Bedeutung e<strong>in</strong>es<br />

Raumes, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der sich vor der restlichen<br />

Familie absondern können, wichtiger.<br />

Wohnformeffekte s<strong>in</strong>d bei der Art der Liebl<strong>in</strong>gsorte<br />

nur sehr begrenzt feststellbar: Allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>den<br />

sich Keller- bzw. Dachbodenräume nur bei den<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> nennenswerter Zahl, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

wohnen. Vor allem die Kellerräume von<br />

Mehrfamilien- oder Hochhäusern haben viel stärker<br />

den Charakter e<strong>in</strong>es Abstellraumes und werden<br />

von den K<strong>in</strong>dern nicht als spannende Räume<br />

erlebt bzw. müssen mit anderen Mietparteien geteilt<br />

werden und bieten somit ke<strong>in</strong>e Privatsphäre.<br />

7<br />

Die Frage nach dem Liebl<strong>in</strong>gsort wurde den K<strong>in</strong>dern<br />

als offene Frage gestellt, die 1.785 Antworten wurden<br />

nach Kriterien der qualitativen Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von<br />

29 Kategorien zugeordnet.<br />

73<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort der K<strong>in</strong>der ist<br />

fast immer das eigene<br />

Zimmer.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

wird das eigene Zimmer<br />

noch stärker zum alle<strong>in</strong>igen<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort <strong>in</strong> der<br />

Wohnung.


100%<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0%<br />

E<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsort ist vor allem<br />

dort, wo die K<strong>in</strong>der<br />

ungestört s<strong>in</strong>d und sich<br />

zurückziehen können. Aber<br />

auch materielle D<strong>in</strong>ge können<br />

e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

ausmachen.<br />

Abb. 7.17: Liebl<strong>in</strong>gsorte „K<strong>in</strong>derzimmer“ und<br />

„Wohnzimmer“ nach dem Alter der K<strong>in</strong>der.<br />

3 4 5 6 7 8<br />

Klasse<br />

K<strong>in</strong>derzimmer<br />

Wohnzimmer<br />

K<strong>in</strong>der mit oder ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich ebenfalls nicht deutlich, nennen aber<br />

etwas häufiger das Wohnzimmer und Geschwisterzimmer<br />

als Liebl<strong>in</strong>gsorte, also Räume, <strong>in</strong> denen sie<br />

mit anderen Familienmitgliedern zusammen treffen.<br />

Seltener nennen sie aufgrund der häufig<br />

„schlechteren“ Wohnformen Kellerräume und<br />

Dachböden.<br />

Auffällig ist bei K<strong>in</strong>dern alle<strong>in</strong> Erziehender, dass sie<br />

häufiger als K<strong>in</strong>der aus Zweielternfamilien die Küche<br />

als Liebl<strong>in</strong>gsort nennen, also auch wieder e<strong>in</strong>en<br />

Begegnungsort mit dem alle<strong>in</strong> erziehenden<br />

Elternteil.<br />

Die zweite Frage, auf die die Antworten der K<strong>in</strong>der<br />

deutlich stärker differieren als auf die erste Frage,<br />

ist die, was denn aus Sicht der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort <strong>in</strong> der Wohnung ausmacht. 8 Die Abbildung<br />

7.18 zeigt die häufigsten Nennungen, warum<br />

der Liebl<strong>in</strong>gsort der Liebl<strong>in</strong>gsort der K<strong>in</strong>der ist. Für<br />

die meisten K<strong>in</strong>der ist der Liebl<strong>in</strong>gsort der Ort, an<br />

dem sie ungestört s<strong>in</strong>d, an den sie sich zurückziehen<br />

können. Dies unterstreicht noch e<strong>in</strong>mal die<br />

Wichtigkeit des Rückzugsraumes <strong>in</strong> der Wohnung,<br />

die weiter oben bereits herausgestellt wurde. Ähnlich<br />

s<strong>in</strong>d sicherlich die Kriterien „Selbstbestim-<br />

8<br />

Die Frage nach den Kriterien, die e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

ausmachen, wurde den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt,<br />

die 1.587 Antworten wurden nach Kriterien der<br />

qualitativen Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 39 Kategorien<br />

zugeordnet.<br />

74


mung“ („Hier kann ich machen, was ich will“) und<br />

„Ruhe“ zu bewerten, die ebenfalls auf den vorderen<br />

Plätzen genannt werden.<br />

Die zweite grundsätzlich unterschiedliche Gruppe<br />

von Kriterien bezieht sich auf das Vorhandense<strong>in</strong><br />

materieller D<strong>in</strong>ge: der Liebl<strong>in</strong>gsplatz ist da, wo die<br />

Spielsachen, der Computer oder der Fernseher<br />

steht oder anders ausgedrückt, der Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />

ist dort, wo der Liebl<strong>in</strong>gsbeschäftigung nachgegangen<br />

werden kann.<br />

Abb. 7.18: Hauptkriterien, die e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

ausmachen.<br />

Entspannung / Wohlfühlen<br />

Gemütlichkeit<br />

Fernseher<br />

PC/Computer<br />

Ruhe<br />

Selbstbestimmung<br />

Beschäftigung / Spielsachen<br />

ungestört se<strong>in</strong><br />

10%<br />

10%<br />

11%<br />

11%<br />

11%<br />

So weitgehend e<strong>in</strong>ig sich Jungen und Mädchen <strong>in</strong><br />

Bezug auf ihren Liebl<strong>in</strong>gsort s<strong>in</strong>d, so fundamental<br />

unterschiedlich s<strong>in</strong>d die Begründungen, die sie für<br />

die Wahl des Liebl<strong>in</strong>gsortes liefern (s. Abb. 7.19).<br />

Während für die Mädchen die Aspekte Ungestörtheit,<br />

Ruhe und Selbstbestimmung die Hauptkriterien<br />

e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsortes s<strong>in</strong>d, macht für die meisten<br />

Jungen zuvorderst die materielle Seite e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort attraktiv: Computer, Spielsachen und<br />

der Fernseher.<br />

E<strong>in</strong>ige Aspekte verschieben sich <strong>in</strong> ihrer Wertigkeit<br />

mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der (s. Abb. 7.20).<br />

Während unter den materiellen D<strong>in</strong>gen die Spielsachen<br />

<strong>in</strong> ihrer Wichtigkeit bis auf Null zurückgehen<br />

und dafür der Computer entsprechend wichtiger<br />

wird, nehmen vor allem die immateriellen Kriterien<br />

e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsortes <strong>in</strong> der Wichtigkeit zu.<br />

Gerade bei den älteren K<strong>in</strong>dern ist e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

also nicht länger (nur) durch das Vorhandense<strong>in</strong><br />

von materiellen D<strong>in</strong>gen gekennzeichnet, sondern<br />

immer stärker e<strong>in</strong> Ort des Rückzugs, der Ruhe und<br />

des selbstbestimmten Handelns.<br />

9%<br />

75<br />

14%<br />

18%<br />

0% 5% 10% 15% 20%<br />

Jungen def<strong>in</strong>ieren ihren<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort viel stärker<br />

über die materielle Ausstattung,<br />

Mädchen über die<br />

Qualität des „ungestört<br />

se<strong>in</strong>s“.<br />

Mit dem Alter wächst die<br />

Wertigkeit der immateriellen<br />

Kriterien e<strong>in</strong>es<br />

Liebl<strong>in</strong>gsortes.


30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

K<strong>in</strong>der ohne eigenes Zimmer<br />

def<strong>in</strong>ieren ihren<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort kaum über<br />

Rückzugsmöglichleiten.<br />

Abb. 7.19: Hauptkriterien, die e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

ausmachen, nach Geschlecht.<br />

11%<br />

Entspannung / Wohlfühlen<br />

7%<br />

Mädchen<br />

Gemütlichkeit<br />

Abb. 7.20: Hauptkriterien, die e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

ausmachen, nach Alter.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund favorisieren ihren<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort etwas häufiger aufgrund materieller<br />

D<strong>in</strong>ge, <strong>in</strong>sbesondere aufgrund des Computers<br />

oder Fernsehers. Ungestörtheit ist ihnen dafür etwas<br />

weniger wichtig.<br />

Deutlich s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen K<strong>in</strong>dern,<br />

die ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben (denen also der<br />

primäre Rückzugsort fehlt), und K<strong>in</strong>dern, die e<strong>in</strong><br />

Zimmer für sich alle<strong>in</strong>e haben (s. Abb. 7.21). Besonders<br />

die Kriterien Ungestörtheit, Ruhe oder<br />

Selbstbestimmung sche<strong>in</strong>en sich nur wirklich gut<br />

76<br />

Fernseher<br />

PC/Computer<br />

Ruhe<br />

Selbstbestimmung<br />

Beschäftigung / Spielsachen<br />

ungestört se<strong>in</strong><br />

4%<br />

6%<br />

8%<br />

8%<br />

9%<br />

11%<br />

12%<br />

11%<br />

13%<br />

12%<br />

14%<br />

Jungen<br />

20%<br />

20%<br />

23%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25%<br />

3 4 5 6 7 8<br />

Klasse<br />

ungestört se<strong>in</strong><br />

Selbstbestimmung<br />

Beschäftigung /<br />

Spielsachen<br />

PC/Computer<br />

Ruhe


<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer ausleben zu lassen. Daher<br />

haben K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben,<br />

zwar nicht statistisch bedeutsam seltener e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort <strong>in</strong> der Wohnung, dieser zeichnet sich<br />

aufgrund anderer Aspekte aus, nämlich<br />

hauptsächlich aufgrund des dort vorhandenen<br />

Computers oder Fernsehers.<br />

Abb. 7.21: Hauptkriterien, die e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

ausmachen, nach vorhandenem eigenen<br />

Zimmer.<br />

Das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsortes zeigt ebenso<br />

wenig e<strong>in</strong>en Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung wie die Kriterien,<br />

die zur Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsortes<br />

herangezogen werden.<br />

7.8 Änderungswünsche an der<br />

Wohnung<br />

Als E<strong>in</strong>stiegsfrage 9 <strong>in</strong> den Bereich der eigenen<br />

Wohnung wurden die K<strong>in</strong>der gefragt, was sie an<br />

ihrer Wohnung verändern würden. 10 Die Abbildung<br />

7.22 zeigt die sieben meistgenannten Veränderungswünsche<br />

an der Wohnung. E<strong>in</strong> knappes Drittel<br />

der K<strong>in</strong>der, die die Frage beantworten, sagt,<br />

dass sie ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche an der Woh-<br />

9 Die Frage wurde als E<strong>in</strong>stiegsfrage gewählt, damit<br />

möglichst wenig Bee<strong>in</strong>flussung durch das Befassen mit<br />

konkreten Aspekten der Wohnung im folgenden Fragebogen<br />

sichergestellt war.<br />

10 Die Frage nach den Veränderungswünschen wurde<br />

den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt, die 2.423 Antworten<br />

wurden nach Kriterien der qualitativen Inhaltsana-<br />

6%<br />

7%<br />

7%<br />

9%<br />

8%<br />

Entspannung / Wohlfühlen eigenes Zimmer<br />

Gemütlichkeit<br />

Fernseher<br />

PC/Computer<br />

Ruhe<br />

Selbstbestimmung<br />

Beschäftigung / Spielsachen<br />

ungestört se<strong>in</strong><br />

9%<br />

9%<br />

lyse e<strong>in</strong>er von 59 Kategorien zugeordnet.<br />

10%<br />

10%<br />

11%<br />

12%<br />

ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer<br />

14%<br />

14%<br />

18%<br />

77<br />

19%<br />

20%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25%


Die Veränderungswünsche<br />

an der Wohnung s<strong>in</strong>d sehr<br />

vielfältig.<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer haben, wünschen<br />

sie sich dieses an<br />

erster Stelle.<br />

nung hätten. 11 Wenn es Veränderungswünsche<br />

gibt, s<strong>in</strong>d diese extrem vielfältig. Der am häufigsten<br />

genannte Wunsch ist der nach e<strong>in</strong>em größeren<br />

K<strong>in</strong>derzimmer. Dies unterstreicht ebenso wie der<br />

auf dem fünften Platz stehende Wunsch nach e<strong>in</strong>er<br />

größeren Wohnung die bereits oben herausgestellte<br />

Wichtigkeit der Größe von Wohnung und Zimmer<br />

für die K<strong>in</strong>der. Weitere 8% der K<strong>in</strong>der nennen<br />

unspezifisch „ihr Zimmer“ als Ziel von Veränderungswünschen.<br />

Zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Teil dieser K<strong>in</strong>der<br />

dürfte dabei auch die Größe des Zimmers im Kopf<br />

haben, andere aber auch die Gestaltung, die Möbel,<br />

etc. Auch die Bedeutung e<strong>in</strong>es eigenen Gartens<br />

zeigt sich <strong>in</strong> den freien Antworten, denn der<br />

Wunsch nach e<strong>in</strong>em Garten steht auf Platz drei der<br />

Liste. Jedes zwanzigste K<strong>in</strong>d wünscht sich am<br />

dr<strong>in</strong>gendsten e<strong>in</strong> eigenes Zimmer. „Luxuswünsche“<br />

wie e<strong>in</strong> Schwimmbad oder e<strong>in</strong>e Sauna im<br />

Haus treten unter den sieben häufigsten Nennungen<br />

nur e<strong>in</strong>mal auf.<br />

Abb. 7.22: Hauptveränderungswünsche an der<br />

Wohnung.<br />

e<strong>in</strong> eigenes Zimmer<br />

Schwimmbad, Pool, Sauna<br />

größere Wohnung<br />

me<strong>in</strong> Zimmer<br />

Garten<br />

größeres K<strong>in</strong>derzimmer<br />

nichts<br />

5%<br />

6%<br />

7%<br />

8%<br />

8%<br />

13%<br />

28%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%<br />

Wenn nur die K<strong>in</strong>der betrachtet werden, die ke<strong>in</strong><br />

eigenes Zimmer haben, dann wird der Wunsch<br />

nach e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer sogar der zentrale<br />

Veränderungswunsch. 25% dieser K<strong>in</strong>der hätten<br />

gerne e<strong>in</strong> eigenes Zimmer, nur 17% dieser K<strong>in</strong>der<br />

haben ke<strong>in</strong>e Wünsche für die Wohnung. Dadurch<br />

wird klar, dass e<strong>in</strong> fehlendes eigenes Zimmer aus<br />

der Sicht vieler betroffener K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e deutliche<br />

11<br />

H<strong>in</strong>zu kommen noch e<strong>in</strong>mal 20% der K<strong>in</strong>der, die die<br />

Frage nicht beantworten. Zum<strong>in</strong>dest bei e<strong>in</strong>em Teil dieser<br />

K<strong>in</strong>der ist davon auszugehen, dass auch sie ke<strong>in</strong>e<br />

Veränderungswünsche für ihre Wohnung haben.<br />

78


E<strong>in</strong>schränkung der Lebensqualität darstellt, die sie<br />

gerne ändern würden, wenn sie könnten. Bei K<strong>in</strong>dern,<br />

die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, taucht der<br />

Wunsch nach e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer selbstverständlich<br />

nicht <strong>in</strong> der Liste der Veränderungswünsche<br />

auf, dafür ist <strong>in</strong>sbesondere der Anteil der<br />

K<strong>in</strong>der größer, die ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche<br />

haben (30%).<br />

Die Ausprägung des Wunsches nach e<strong>in</strong>em Garten<br />

(bzw. nach Veränderungen am Garten) ist <strong>in</strong>teressanterweise<br />

nicht davon abhängig, ob e<strong>in</strong> Garten<br />

vorhanden ist oder nicht, d.h. K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong>en<br />

Garten haben, wünschen sich zum Teil e<strong>in</strong>en Garten<br />

und K<strong>in</strong>der, deren Familie e<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />

hat, wünschen sich <strong>in</strong> etwa ebenso großem<br />

Umfang Veränderungen an diesem Garten.<br />

Bei K<strong>in</strong>dern, die ihre Wohnung als deutlich zu kle<strong>in</strong><br />

empf<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d die Veränderungswünsche sehr<br />

klar auf die Größe der Wohnung bezogen, d.h. an<br />

erster Stelle steht der Wunsch nach e<strong>in</strong>er größeren<br />

Wohnung (25%), vor dem Wunsch nach e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Zimmer (20%) und dem Wunsch nach<br />

e<strong>in</strong>em größeren K<strong>in</strong>derzimmer (16%). Fast ausschließlich<br />

<strong>in</strong> dieser Gruppe ist auch der Wunsch<br />

ausgeprägt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus zu wohnen<br />

(7%). Nur wenige K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> dieser Gruppe haben<br />

gar ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche (6%). Bei der<br />

anderen Extremgruppe, also den K<strong>in</strong>dern, die mit<br />

der Größe ihrer Wohnung vollkommen zufrieden<br />

s<strong>in</strong>d, wünschen sich zwar auch 11% e<strong>in</strong> größeres<br />

K<strong>in</strong>derzimmer 12 , andere Wünsche aber s<strong>in</strong>d kaum<br />

vorhanden und beziehen sich <strong>in</strong> der Regel auf den<br />

Garten oder den Bereich „Schwimmbad, Pool,<br />

Sauna“. E<strong>in</strong> Großteil dieser Gruppe (33%) hat ke<strong>in</strong>e<br />

Veränderungswünsche.<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der das K<strong>in</strong>derzimmer als deutlich zu<br />

kle<strong>in</strong> erleben, wird dieser Wunsch <strong>in</strong> der Veränderungsliste<br />

der vordr<strong>in</strong>glichste, den 27% dieser<br />

K<strong>in</strong>der nennen. Diese Prozentzahl s<strong>in</strong>kt <strong>in</strong>teressanterweise<br />

selbst bei K<strong>in</strong>dern, die ihr K<strong>in</strong>derzimmer<br />

nur als etwas zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den kaum ab. Erst<br />

bei K<strong>in</strong>dern, die ihr K<strong>in</strong>derzimmer „gar nicht“ zu<br />

kle<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den, ist der Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren<br />

K<strong>in</strong>derzimmer nicht mehr vorhanden.<br />

12<br />

E<strong>in</strong> weiterer Beleg dafür, dass die Größe des K<strong>in</strong>derzimmers<br />

und die der Wohnung zum<strong>in</strong>dest teilweise unabhängig<br />

vone<strong>in</strong>ander s<strong>in</strong>d<br />

79<br />

K<strong>in</strong>der, die ihre Wohnung<br />

als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den<br />

würden an erster Stelle die<br />

Größe der Wohnung verändern.<br />

Auch die Vergrößerung e<strong>in</strong>es<br />

als zu kle<strong>in</strong> empfundenen<br />

K<strong>in</strong>derzimmers steht<br />

<strong>in</strong> der Wunschliste ganz<br />

oben.


20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> ihren<br />

Änderungswünschen kaum, die auffälligste Abweichung<br />

ist, dass Mädchen <strong>in</strong>sgesamt häufiger Änderungswünsche<br />

verschiedenster Art nennen und<br />

seltener ke<strong>in</strong>e Änderungswünsche angeben. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist dieses Antwortverhalten typisch für offene<br />

Fragen, bei denen sich Jungen generell etwas<br />

häufiger auf „e<strong>in</strong>fache“ Globalantworten („nichts“,<br />

„alles“) zurückziehen als Mädchen.<br />

Der e<strong>in</strong>zige Änderungswunsch, der e<strong>in</strong>en klaren<br />

Alterseffekt zeigt, ist der Wunsch nach e<strong>in</strong>er größeren<br />

Wohnung. Während bereits die jüngsten<br />

befragten K<strong>in</strong>der (3. Klasse) den Wunsch nach e<strong>in</strong>em<br />

größeren K<strong>in</strong>derzimmer genauso stark vertreten<br />

wie die ältesten befragten K<strong>in</strong>der (8. Klasse),<br />

wächst der Wunsch nach e<strong>in</strong>er größeren Wohnung<br />

erst ab der sechsten Klasse deutlich (s. Abb. 23).<br />

Abb. 7.23: Der Wunsch nach e<strong>in</strong>er größeren Wohnung<br />

nach Alter.<br />

3 4 5 6 7 8<br />

Stellt man die im Durchschnitt schlechteren<br />

Wohnbed<strong>in</strong>gungen von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

von K<strong>in</strong>dern alle<strong>in</strong> Erziehender sowie<br />

von K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser <strong>in</strong> Rechnung, so erklären<br />

sich die leicht unterschiedlichen Ausprägungen der<br />

Veränderungswünsche: K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

wünschen sich dreimal häufiger e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(wie <strong>in</strong> Kapitel 5 dargestellt, haben sie ja auch seltener<br />

e<strong>in</strong> eigenes Zimmer). K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender<br />

wünschen häufiger e<strong>in</strong>e größere Wohnung und<br />

e<strong>in</strong>en Garten (auch hier sei auf die <strong>in</strong> Kapitel 5<br />

dargestellte tatsächliche Wohnsituation h<strong>in</strong>gewiesen).<br />

E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation beider Effekte lässt sich<br />

bei den K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser f<strong>in</strong>den. Arbeitslosigkeit<br />

betrifft allerd<strong>in</strong>gs auch überdurchschnittlich<br />

80<br />

Klasse


häufig Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und alle<strong>in</strong><br />

Erziehende (s. Kap. 3).<br />

Wenn die Veränderungswünsche der K<strong>in</strong>der sich<br />

auf wichtigen Mängel <strong>in</strong> der Wohnung beziehen<br />

(fehlendes eigenes K<strong>in</strong>derzimmer, <strong>in</strong>sgesamt zu<br />

kle<strong>in</strong>e Wohnung), dann ist das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung deutlich bee<strong>in</strong>trächtigt (s. Abb.<br />

7.24). E<strong>in</strong> besonders hohes Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung haben K<strong>in</strong>der, die entweder „gar nichts“<br />

an der Wohnung verändern möchten, oder K<strong>in</strong>der,<br />

die sich nur Haustiere für die Wohnung wünschen.<br />

Dieser Wunsch bee<strong>in</strong>trächtigt also das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung nicht. Der weit verbreitete<br />

Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren K<strong>in</strong>derzimmer führt<br />

nur zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gfügig niedrigeren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung.<br />

Abb. 7.24: Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung nach<br />

bestimmten Veränderungswünschen.<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

5,7<br />

eigenes Zimmer größere<br />

Wohnung<br />

5,9 5,9<br />

6,4<br />

me<strong>in</strong> Zimmer größeres<br />

K<strong>in</strong>derzimmer<br />

81<br />

Wenn es gravierende Mängel<br />

an der Wohnung s<strong>in</strong>d,<br />

die die K<strong>in</strong>der zu verändern<br />

wünschen, dann ist<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

6,7 6,7<br />

nichts Haustiere


Sowohl nachmittags als<br />

auch abends s<strong>in</strong>d die meisten<br />

K<strong>in</strong>der nur selten alle<strong>in</strong>e.<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Ältere K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d häufiger<br />

alle<strong>in</strong>e zu Hause.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

s<strong>in</strong>d nachmittags<br />

häufiger, abends aber seltener<br />

alle<strong>in</strong>e zu Hause.<br />

16%<br />

8. Wie oft s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der<br />

alle<strong>in</strong>e zu Hause?<br />

Die Frage danach, wie oft die K<strong>in</strong>der nachmittags<br />

und abends alle<strong>in</strong>e zu Hause s<strong>in</strong>d, gehört zwar<br />

nicht unmittelbar zum Bereich Wohnung, kann aber<br />

für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der bedeutsam<br />

se<strong>in</strong>. Die Abbildung 8.1 zeigt, dass die meisten<br />

K<strong>in</strong>der sowohl abends als auch nachmittags nur<br />

selten alle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d. Nachmittags gibt es erwartungsgemäß<br />

e<strong>in</strong>e höhere Quote von K<strong>in</strong>dern, die<br />

manchmal alle<strong>in</strong>e oder sogar oft alle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d.<br />

Abb. 8.1: Wie oft s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der nachmittags<br />

oder abends alle<strong>in</strong>e zu Hause?<br />

35%<br />

Mit zunehmendem Alter steigt erwartungsgemäß<br />

die Häufigkeit, mit der die K<strong>in</strong>der auch e<strong>in</strong>mal alle<strong>in</strong>e<br />

zu Hause s<strong>in</strong>d, sowohl abends als auch<br />

nachmittags an (s. Abb. 8.2).<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d zwar nachmittags<br />

etwas häufiger alle<strong>in</strong>e zu Hause als K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=2,4 vs. M=2,3),<br />

dafür s<strong>in</strong>d sie abends etwas seltener alle<strong>in</strong>e<br />

(M=1,8 vs. M=1,9).<br />

82<br />

48% 48%<br />

29%<br />

15%<br />

6%<br />

2%<br />

nachmittags<br />

abends<br />

2% 0%<br />

nie selten manchmal oft immer


Abb. 8.2: Wie oft s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der nachmittags oder<br />

abends alle<strong>in</strong>e zu Hause? (differenziert<br />

nach Alter)<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender s<strong>in</strong>d am Nachmittag häufiger<br />

alle<strong>in</strong>e zu Hause (M=2,5 vs. M=2,3), <strong>in</strong> den<br />

Abendstunden aber gibt es ke<strong>in</strong>en Unterschied,<br />

d.h. die alle<strong>in</strong> erziehenden Elternteile s<strong>in</strong>d zwar<br />

zum Teil nachmittags häufiger nicht <strong>in</strong> der Wohnung<br />

(z.B. weil sie arbeiten oder E<strong>in</strong>käufe erledigen),<br />

abends aber s<strong>in</strong>d sie genauso häufig daheim,<br />

wie die Eltern <strong>in</strong> Zweielternfamilien.<br />

Zwischen der Häufigkeit, mit der K<strong>in</strong>der nachmittags<br />

alle<strong>in</strong>e zu Hause s<strong>in</strong>d und dem allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der besteht e<strong>in</strong> leichter Zusammenhang:<br />

je häufiger die K<strong>in</strong>der am Nachmittag<br />

alle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d, desto schlechter fühlen sie sich im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en (r=-.12). Dieser Zusammenhang besteht<br />

auch bei Kontrolle des Alters der K<strong>in</strong>der.<br />

83<br />

nachmittags<br />

abends<br />

K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender<br />

s<strong>in</strong>d nur nachmittags häufiger<br />

alle<strong>in</strong>e zu Hause.<br />

K<strong>in</strong>der, die nachmittags<br />

häufiger alle<strong>in</strong>e zu Hause<br />

s<strong>in</strong>d, fühlen sich etwas<br />

schlechter.


9. Bewertung des Stadtteiles<br />

In diesem Kapitel werden die jeweils stadtteilbezogenen<br />

Bewertungen der K<strong>in</strong>der dargestellt. Naturgemäß<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Abschnitt die Unterschiede<br />

zwischen den zehn analysierten Stadtteilen besonders<br />

groß und die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten<br />

besonders ausgeprägt. In diesem Bericht soll allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur wenig Gewicht auf die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Besonderheiten e<strong>in</strong>es jeden Stadtteils gelegt werden.<br />

Es wird e<strong>in</strong>e übergeordnete Perspektive e<strong>in</strong>genommen<br />

und die Grundmuster der Antworten<br />

der K<strong>in</strong>der, die über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg gelten,<br />

werden herausgearbeitet. Trotzdem wird an bestimmten<br />

Stellen anhand von E<strong>in</strong>zelbeispielen gezeigt,<br />

wie die Analyse der für den jeweiligen Stadtteil<br />

erhobenen Daten e<strong>in</strong>en auch für kommunale<br />

Bedürfnisse <strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die k<strong>in</strong>dliche<br />

Lebenswelt dieses Stadtteils bietet.<br />

Im e<strong>in</strong>zelnen werden folgende Aspekte des Lebens<br />

im unmittelbaren Umfeld der Wohnung der K<strong>in</strong>der,<br />

also im Stadtteil dargestellt: wie gestaltet sich das<br />

Leben und Spielen der K<strong>in</strong>der draußen im Stadtteil?<br />

Wie wird die subjektive Sicherheit empfunden?<br />

Wie sieht es mit Freizeitangeboten im Stadtteil<br />

aus? Wie ist das soziale Mite<strong>in</strong>ander, vor allem<br />

bezogen auf verschiedene Generationen und Nationalitäten?<br />

Wie beurteilen die K<strong>in</strong>der die vorherrschende<br />

Gestaltung der Häuser? Spielen ästhetische<br />

Fragen bei der Beurteilung des Stadtteils<br />

durch die K<strong>in</strong>der überhaupt e<strong>in</strong>e Rolle? Spielt das<br />

Prestige, das e<strong>in</strong> Stadtteil <strong>in</strong> der Bevölkerung genießt,<br />

e<strong>in</strong>e Rolle für die dort lebenden K<strong>in</strong>der? Wie<br />

beurteilen die K<strong>in</strong>der die Anb<strong>in</strong>dung des Stadtteiles<br />

an den öffentlichen Verkehr und ist das für sie<br />

wichtig? Welches s<strong>in</strong>d die Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil und vor allem, was zeichnet die<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplätze von K<strong>in</strong>dern aus? Welches s<strong>in</strong>d Orte,<br />

an denen K<strong>in</strong>der sich im Stadtteil unsicher fühlen<br />

und warum ist das so? Welche Orte s<strong>in</strong>d den<br />

K<strong>in</strong>dern durch die Eltern verboten worden und überschneiden<br />

sich diese Orte mit den Angstorten?<br />

9.1 Das Leben im Stadtteil<br />

In diesem ersten Teilkapitel wird näher untersucht,<br />

wie die unterschiedlichen Aspekte des k<strong>in</strong>dlichen<br />

Lebens im Freien im Stadtteil verankert s<strong>in</strong>d<br />

und welche Rolle das für das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der spielt. Im e<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d das folgende Aspekte:<br />

Gibt es im Stadtteil oder <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe viel Natur (bzw. Stellen, die die K<strong>in</strong>der als<br />

84


Natur erleben)? Gibt es im Stadtteil Rückzugsräume,<br />

also Stellen an denen die K<strong>in</strong>der sich unbeobachtet<br />

von Erwachsenen aufhalten und treffen<br />

können? Ist das spontane Treffen anderer K<strong>in</strong>der,<br />

ohne Verabredungen treffen zu müssen, im Stadtteil<br />

möglich? Dürfen die K<strong>in</strong>der überhaupt alle<strong>in</strong>e<br />

auf die Straße? Gibt es im Stadtteil unangenehme<br />

Belästigungen durch Schmutz, Lärm oder Gestank?<br />

Die Abbildung 9.1 zeigt, wie die durchschnittliche<br />

Ausprägung der e<strong>in</strong>zelnen Aspekte des Stadtteils<br />

ist. Nur wenige K<strong>in</strong>der haben offenbar das Problem,<br />

dass sie nicht alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen.<br />

7% der befragten K<strong>in</strong>der geben auf diese Frage<br />

an, dass sie „nie“ oder nur „selten“ ohne Begleitung<br />

ihrer Eltern oder anderer Aufsichtspersonen<br />

draußen se<strong>in</strong> dürfen. Die Unterschiede zwischen<br />

den zehn Stadtteilen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Frage mittelmäßig<br />

ausgeprägt. Die Mittelwerte liegen zwischen<br />

M=3,8 und M=4,7, wobei der Stadtteil mit dem<br />

niedrigsten Wert deutlich unter den anderen Werten<br />

liegt (vermutlich spielen hier die verkehrsreichen<br />

Straßen im betreffenden Stadtteil e<strong>in</strong>e Rolle).<br />

Je mehr E<strong>in</strong>wohner die untersuchte Stadt hat, desto<br />

seltener dürfen die K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>e auf die Straße<br />

(r=-.21).<br />

Abb. 9.1: Das Leben im Stadtteil.<br />

viel Natur im Stadtteil<br />

unbeobachtete Treffpunkte<br />

alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen<br />

ohne Verabredung andere K<strong>in</strong>der<br />

treffen<br />

Stadtteil ist schmutzig<br />

Stadtteil ist laut<br />

Im Stadtteil riecht es schlecht<br />

Erstaunlicherweise ist <strong>in</strong> den meisten Stadtteilen<br />

aus K<strong>in</strong>dersicht relativ viel Natur vorhanden, allerd<strong>in</strong>gs<br />

streuen die Beurteilungen <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

deutlicher als bei der vorhergehenden Frage. Die<br />

Mittelwerte der Stadtteile liegen zwischen M=3,0<br />

und M=4,4. Allerd<strong>in</strong>gs ist selbst der niedrigste<br />

Werte M=3,0 (<strong>in</strong> zwei Stadtteilen mit relativ dich-<br />

1,9<br />

2,8<br />

2,6<br />

2,6<br />

3,2<br />

3,6<br />

85<br />

7% der K<strong>in</strong>der dürfen nur<br />

selten alle<strong>in</strong>e draußen<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Die Häufigkeit, mit der die<br />

K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong><br />

dürfen, hängt von den jeweiligen<br />

Gegebenheiten im<br />

Stadtteil ab.<br />

4,4<br />

1,0 2,0 3,0 4,0 5,0<br />

In den meisten Stadtteilen<br />

f<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der relativ<br />

viel Natur vor.


29% der K<strong>in</strong>der können<br />

nur selten ohne vorhergehende<br />

Verabredung<br />

Gleichaltrige auf der Straße<br />

treffen.<br />

Die besten Möglichkeiten,<br />

ohne formelle Verabredung<br />

andere K<strong>in</strong>der zu treffen,<br />

bestehen dort, wo sehr<br />

viele K<strong>in</strong>der auf engem<br />

Raum leben und die Wohnungen<br />

so kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, dass<br />

viele Aktivitäten draußen<br />

stattf<strong>in</strong>den.<br />

Unbeobachtete Treffpunkte<br />

im Stadtteil f<strong>in</strong>den die<br />

meisten K<strong>in</strong>der nur selten.<br />

Belästigungen durch Lärm<br />

und Schmutz s<strong>in</strong>d verbreiteter<br />

als durch Geruch.<br />

ter Bebauung und vor allem klarer Abgrenzung zu<br />

umgebenden Stadtteilen) noch vergleichsweise<br />

hoch, denn er bedeutet, dass selbst die dort wohnenden<br />

K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck haben, es gäbe mittelmäßig<br />

viel Natur <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Insgesamt<br />

19% der befragten K<strong>in</strong>der geben aber an, dass es<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil ke<strong>in</strong>e oder nur wenig Natur gäbe.<br />

Je größer allerd<strong>in</strong>gs die untersuchte Stadt ist,<br />

desto ger<strong>in</strong>ger wird der Anteil von Natur im Stadtteil<br />

(r=-.21) bewertet.<br />

Die Möglichkeit, im Stadtteil auch ohne Verabredung<br />

andere K<strong>in</strong>der treffen zu können, wird durchschnittlich<br />

im mittleren Bereich der Antwortskala<br />

bewertet. E<strong>in</strong> knappes Drittel der K<strong>in</strong>der (29%)<br />

hat „nie“ oder nur „selten“ diese Möglichkeit. Auch<br />

diese Beurteilung ist nicht sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt zwischen den Stadtteilen. Die ger<strong>in</strong>gsten<br />

Möglichkeiten (M=2,8) bestehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Stadtteil mit relativ vielen Hauptverkehrsstraßen.<br />

Die besten bestehen, aus Sicht der K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> der<br />

Hochhaussiedlung (M=3,8), <strong>in</strong> der viele K<strong>in</strong>der auf<br />

engem Raum <strong>in</strong> zudem sehr kle<strong>in</strong>en Wohnungen<br />

wohnen. Diese K<strong>in</strong>der halten sich am Nachmittag<br />

sehr häufig außerhalb der Wohnung zwischen den<br />

Hochhäusern oder auf den verkehrsberuhigten<br />

Straßen auf, wo sie auch ohne formelle Verabredungen<br />

leicht auf andere K<strong>in</strong>der treffen. Je größer<br />

die Stadt ist (r=-.14) und je mehr K<strong>in</strong>der im untersuchten<br />

Stadtteil leben (r=-.14), desto ger<strong>in</strong>ger<br />

ist <strong>in</strong>teressanterweise die Möglichkeit, e<strong>in</strong>fach ohne<br />

Verabredung andere K<strong>in</strong>der zu treffen. Dies<br />

könnte daran liegen, dass <strong>in</strong> diesen Stadtteilen die<br />

K<strong>in</strong>der seltener alle<strong>in</strong>e auf die Straße dürfen<br />

(s.o.).<br />

Unbeobachtete Treffpunkte im Stadtteil stellen für<br />

viele K<strong>in</strong>der eher die Ausnahme dar. 46% der befragten<br />

K<strong>in</strong>der sagen sogar, dass sie „nie“ oder<br />

nur „selten“ solche versteckten Rückzugsorte im<br />

Stadtteil nutzen könnten. In dieser Frage unterscheiden<br />

sich die Stadtteile auch vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>gfügig, denn die Mittelwerte liegen nur zwischen<br />

M=2,4 und M=3,0. Auch hier s<strong>in</strong>kt die Anzahl<br />

von unbeobachteten Treffpunkten mit zunehmender<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl der Stadt leicht ab (r=<br />

-.10).<br />

In den Stadtteilen s<strong>in</strong>d Lärm- und Schmutzbelästigung<br />

ausgeprägter als die Geruchsbelästigung.<br />

Während sich die Belästigung durch Lärm (Mittelwerte<br />

zwischen M=1,9 <strong>in</strong> der kle<strong>in</strong>sten analysierten<br />

Ortschaft und M=3,8 <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung)<br />

86


und durch Schmutz (Mittelwerte zwischen M=2,1<br />

wiederum <strong>in</strong> der kle<strong>in</strong>en Ortschaft und M=3,7 <strong>in</strong><br />

der Hochhaussiedlung) sehr stark zwischen den<br />

Stadtteilen unterscheiden, ist die Geruchsbelästigung<br />

mit M=2,5 <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung nicht<br />

deutlich höher als <strong>in</strong> den anderen Siedlungen<br />

(M=1,6 <strong>in</strong> der am besten bewerteten). Alle drei<br />

Belästigungsarten nehmen mit der E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

der Stadt leicht zu.<br />

Geschlechtsunterschiede gibt es bei den beiden<br />

Aspekten, die mit dem „auf der Straße se<strong>in</strong> (dürfen)“<br />

zu tun haben (s. Abb. 9.2). Jungen dürfen<br />

sowohl etwas häufiger als Mädchen alle<strong>in</strong>e auf die<br />

Straße und können dann auch leichter andere K<strong>in</strong>der<br />

dort ganz <strong>in</strong>formell zum Spielen treffen.<br />

Abb. 9.2: Geschlechtsunterschiede beim Spielen<br />

„auf der Straße“.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

4,5<br />

4,2<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der haben diese<br />

nach eigenem Empf<strong>in</strong>den häufiger die Erlaubnis,<br />

alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> zu dürfen, und f<strong>in</strong>den eher<br />

unbeobachtete Treffpunkte <strong>in</strong> ihrem Stadtteil (vielleicht<br />

auch aufgrund des größeren Bewegungsradius).<br />

Negativer wird allerd<strong>in</strong>gs die Beurteilung der<br />

Schmutz- und Geruchsbelästigung (s. Abb. 9.3),<br />

d.h. diese werden als unangenehmer bewertet.<br />

3,3<br />

87<br />

3,1<br />

Die Belästigungsurteile<br />

schwanken stark zwischen<br />

den Stadtteilen.<br />

Jungen s<strong>in</strong>d häufiger alle<strong>in</strong>e<br />

auf der Straße und treffen<br />

somit auch leichter andere<br />

K<strong>in</strong>der.<br />

Junge<br />

Mädchen<br />

alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen ohne Verabredung andere K<strong>in</strong>der<br />

treffen<br />

Ältere K<strong>in</strong>der dürfen sich<br />

häufiger alle<strong>in</strong>e im Stadtteil<br />

bewegen. Sie fühlen<br />

sich aber auch stärker<br />

durch Schmutz und Geruch<br />

belästigt.


5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Schlechter Geruch und<br />

Schmutz senkt das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil.<br />

Abb. 9.3: Altersunterschiede bei ausgewählten<br />

Aspekten des Lebens im Stadtteil.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aspekt, der sich nicht alle<strong>in</strong> auf<br />

die schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen zurückführen<br />

lässt, von K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund:<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dürfen etwas<br />

seltener als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

alle<strong>in</strong>e nach draußen (M=4,1 vs. M=4,5).<br />

K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender leben offenbar <strong>in</strong> den<br />

untersuchten Stadtteilen durchweg an Stellen, die<br />

sie für etwas schmutziger halten als K<strong>in</strong>der aus<br />

Zweielternfamilien (M=2,9 vs. M=2,6).<br />

Vier der zuvor Aspekte beschriebenen Aspekte zeigen<br />

besonders starke Zusammenhänge mit dem<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil: wenn die K<strong>in</strong>der den<br />

E<strong>in</strong>druck haben, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schlecht<br />

riecht (β=-.23) oder dass es schmutzig ist (β=<br />

-.20), senkt das ihr Wohlbef<strong>in</strong>den merklich ab.<br />

Positiv auf das Wohlbef<strong>in</strong>den wirkt <strong>in</strong>sbesondere,<br />

wenn die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viel Natur haben<br />

(β=.16). E<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Anteil trägt es zum<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den bei, wenn die K<strong>in</strong>der im Stadtteil die<br />

Möglichkeit haben, sich ohne Verabredungen zu<br />

treffen (β=.08).<br />

9.2 Subjektive Sicherheit im Stadtteil<br />

Im folgenden Teilkapitel wird e<strong>in</strong>gehend dargestellt,<br />

wie sicher sich die K<strong>in</strong>der generell <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil fühlen, ob sie sich vor älteren Jugendlichen<br />

fürchten und wie sie die Verkehrssicherheit<br />

e<strong>in</strong>schätzen (s. Abb. 9.4).<br />

88<br />

Klasse<br />

alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong><br />

dürfen<br />

unbeobachtete<br />

Treffpunkte<br />

Stadtteil ist<br />

schmutzig<br />

Im Stadtteil riecht es<br />

schlecht


Der überwiegende Teil der K<strong>in</strong>der fühlt sich im<br />

Stadtteil „oft“ oder „immer“ sicher. E<strong>in</strong> knappes<br />

Drittel (30%) der K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs sagt, dass sie<br />

sich nur „manchmal“ oder noch seltener sicher<br />

fühlen. Je nach Stadtteil schwankt das allgeme<strong>in</strong>e<br />

subjektive Sicherheitserleben zwischen M=3,2 und<br />

M=4,4. Mit zunehmender E<strong>in</strong>wohnerzahl der Stadt<br />

s<strong>in</strong>kt die allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit (r=<br />

-.24).<br />

Abb. 9.4: Subjektive Sicherheit im Stadtteil.<br />

allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit<br />

Angst von älteren<br />

Jugendlichen<br />

Verkehrssicherheit<br />

Etwas niedriger als die allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit<br />

im Stadtteil wird die Verkehrssicherheit<br />

beurteilt. Hier s<strong>in</strong>d es 45% der K<strong>in</strong>der, die sich<br />

allenfalls „manchmal“ im Straßenverkehr ihres<br />

Stadtteils sicher fühlen. Die Mittelwerte je nach<br />

Stadtteil liegen zwischen M=3,1 und M=4,0. Auch<br />

die subjektive Verkehrssicherheit s<strong>in</strong>kt mit zunehmender<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl der Stadt (r=-.18), allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht so deutlich wie die allgeme<strong>in</strong>e subjektive<br />

Sicherheit.<br />

Angst vor älteren Jugendlichen ist für die meisten<br />

K<strong>in</strong>der eher e<strong>in</strong> im Vergleich selteneres Phänomen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs hat mehr als die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />

zum<strong>in</strong>dest „manchmal“ Angst vor älteren Jugendlichen<br />

(52%). Jedes zehnte K<strong>in</strong>d hat nach eigenen<br />

Angaben sogar ständig Angst vor Jugendlichen,<br />

wenn es sich durch den Stadtteil bewegt. Die<br />

Angst vor Jugendlichen ist kaum unterschiedlich<br />

zwischen den Stadtteilen. Mit e<strong>in</strong>er Ausnahme<br />

(M=2,1 im kle<strong>in</strong>sten untersuchten Ort) liegen alle<br />

Mittelwerte nahe beie<strong>in</strong>ander zwischen M=2,6 und<br />

M=2,9. Angst vor Jugendlichen ist also ke<strong>in</strong> lokales<br />

Phänomen, sondern kommt <strong>in</strong> fast allen Stadtteilen<br />

vor. Entsprechend gibt es auch ke<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang mit der E<strong>in</strong>wohnerzahl der Stadt.<br />

2,6<br />

1,0 2,0 3,0 4,0 5,0<br />

3,5<br />

3,9<br />

89<br />

E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der fühlt<br />

sich häufiger nicht sicher<br />

im Stadtteil.<br />

Je größer die Stadt ist,<br />

desto ger<strong>in</strong>ger ist die subjektive<br />

Sicherheit ausgeprägt<br />

Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />

empf<strong>in</strong>det die Verkehrssicherheit<br />

im Stadtteil als<br />

e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Jedes zehnte K<strong>in</strong>d hat im<br />

Stadtteil ständig Angst vor<br />

älteren Jugendlichen.<br />

Die Angst vor Jugendlichen<br />

kommt <strong>in</strong> allen Stadtteilen<br />

etwa gleich stark vor.


Jungen fühlen sich im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

und im Verkehr<br />

sicherer als Mädchen.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto sicherer fühlen sie<br />

sich im Verkehr und desto<br />

weniger Angst haben sie<br />

vor älteren Jugendlichen.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

4,0<br />

Jungen fühlen sich sowohl bei der allgeme<strong>in</strong>en Sicherheit<br />

wie auch bezogen auf Verkehrssicherheit<br />

und Angst vor Jugendlichen besser als Mädchen<br />

(s. Abb. 9.5).<br />

Abb. 9.5: Subjektive Sicherheit im Stadtteil nach<br />

Geschlecht.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der steigt die<br />

wahrgenommene Verkehrssicherheit (s. Abb. 9.6).<br />

Vor allem die Angst vor Jugendlichen nimmt <strong>in</strong><br />

dem Maße ab, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der selbst zu Jugendlichen<br />

werden. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

haben weniger Angst vor Jugendlichen als K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=2,5 vs. M=2,7).<br />

Abb. 9.6: Subjektive Sicherheit im Stadtteil nach<br />

Alter.<br />

Sowohl die Verkehrssicherheit (β=.38) als auch<br />

die Angst vor Jugendlichen (β=-.13) s<strong>in</strong>d zwar De-<br />

90<br />

3,7<br />

2,5<br />

2,8<br />

allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit Angst von älteren<br />

Jugendlichen<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

3,7<br />

Jungen<br />

Mädchen<br />

3,3<br />

Verkehrssicherheit<br />

Angst von älteren<br />

Jugendlichen<br />

Verkehrssicherheit


term<strong>in</strong>anten der allgeme<strong>in</strong>en subjektiven Sicherheit<br />

im Stadtteil, die durch diese beiden Aspekte<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur zu 18% erklärt wird. Für das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil ist dann nur noch die allgeme<strong>in</strong>e<br />

subjektive Sicherheit entscheidend (β=.43),<br />

die alle<strong>in</strong>e bereits 19% des Wohlbef<strong>in</strong>dens im<br />

Stadtteil erklärt.<br />

9.3 Freizeit im Stadtteil<br />

In diesem Teilkapitel werden die Antworten der<br />

K<strong>in</strong>der auf folgende Fragen analysiert: Gibt es im<br />

Stadtteil genug Spielplätze? Gibt es genug Grünflächen,<br />

auf denen K<strong>in</strong>der auch spielen dürfen?<br />

Gibt es <strong>in</strong>teressante Treffpunkte für die K<strong>in</strong>der?<br />

Gibt es <strong>in</strong>teressante Sportangebote um Stadtteil?<br />

Gibt es Geschäfte, Buden oder Kioske <strong>in</strong> denen die<br />

K<strong>in</strong>der gerne e<strong>in</strong>kaufen? Gibt es genug Gleichaltrige<br />

im Stadtteil? Wie bedeutsam s<strong>in</strong>d diese Punkte<br />

für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der?<br />

Die Abbildung 9.7 zeigt die durchschnittlich Ausprägungen<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Aspekte. Am deutlichsten<br />

positiv wird durch die K<strong>in</strong>der bewertet, dass <strong>in</strong> den<br />

untersuchten Stadtteilen viele Gleichaltrige wohnen.<br />

Die Mittelwerte schwanken zwischen den<br />

Stadtteilen zwischen M=3,5 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil, der<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreis liegt, der im Familienatlas des Bundesfamilienm<strong>in</strong>isteriums<br />

als von relativ vielen S<strong>in</strong>glehaushalten<br />

gekennzeichnet e<strong>in</strong>gestuft wird (s.<br />

Kapitel 12.2), und M=4,3 <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de mit e<strong>in</strong>er<br />

sehr jungen Altersstruktur. E<strong>in</strong> gutes Viertel<br />

der K<strong>in</strong>der (27%) aber f<strong>in</strong>det es schwierig, <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil Gleichaltrige anzutreffen.<br />

Die Anzahl der vorhandenen Spielplätze wird im<br />

Durchschnitt als mittelmäßig betrachtet. Nur die<br />

Hälfte der K<strong>in</strong>der (51%) f<strong>in</strong>det das Spielplatzangebot<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil so gut, dass sie der Aussage,<br />

es gäbe im Stadtteil genug Spielplätze<br />

„ziemlich“ oder „völlig“ zustimmen. Hier streuen<br />

die Mittelwerte je nach Stadtteil beträchtlich: Den<br />

ger<strong>in</strong>gsten Wert von M=2,5 erreicht e<strong>in</strong> Stadtteil<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eher strukturschwachen Kommune, den<br />

höchsten Wert (M=4,0) erreicht e<strong>in</strong>e Kommune,<br />

die das gesetzlich vorgeschriebene Spielplatzangebot<br />

um e<strong>in</strong> Vielfaches überbietet.<br />

91<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e subjektive<br />

Sicherheit im Stadtteil ist<br />

ausgesprochen wichtig für<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil.<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele<br />

Gleichaltrige, allerd<strong>in</strong>gs<br />

gibt es auch Stadtteile, <strong>in</strong><br />

denen das problematischer<br />

ist.<br />

Die Hälfte der K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>det<br />

die Ausstattung des<br />

Stadtteils mit Spielplätzen<br />

als zu ger<strong>in</strong>g.<br />

In Kommunen, die besonders<br />

viel Wert auf e<strong>in</strong>e gute<br />

Ausstattung mit Spielplätzen<br />

legen, bewerten<br />

die K<strong>in</strong>der das Angebot<br />

auch deutlich besser.


Die Hälfte der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det<br />

das Angebot von Geschäften,<br />

Buden oder Kiosken<br />

im Stadtteil nicht ausreichen.<br />

Nur 40% der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d<br />

mit dem Angebot an bespielbaren<br />

Grünflächen<br />

überwiegend zufrieden.<br />

Die K<strong>in</strong>der schätzen es,<br />

wenn Spielflächen im<br />

Stadtteil zum Teil „nur“<br />

Brachflächen s<strong>in</strong>d.<br />

Nur e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der<br />

f<strong>in</strong>det ausreichend <strong>in</strong>teressante<br />

Treffpunkte im<br />

Stadtteil vor.<br />

Interessante Sportangebote<br />

s<strong>in</strong>d für viele K<strong>in</strong>der<br />

auch eher Mangelware.<br />

Abb. 9.7: Freizeitangebote im Stadtteil.<br />

Beliebte Geschäfte, Kioske oder Buden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

meisten Stadtteilen <strong>in</strong> mittlerem Umfang vorhanden.<br />

Die Mittelwerte schwanken allerd<strong>in</strong>gs extrem<br />

stark je nach Stadtteil zwischen M=1,1 (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Neubaugebiet ohne jede Infrastruktur) und M=3,7<br />

(<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>räumigen Landkommune mit kurzen<br />

Wegen und relativ umfassender Geschäftsausstattung).<br />

Die Hälfte der K<strong>in</strong>der (50%) f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> ihrer<br />

Kommune „oft“ oder „immer“ Geschäfte, Buden<br />

oder Kioske vor, bei der anderen Hälfte ist das Angebot<br />

teilweise e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Genügend Grünflächen, die auch bespielt werden<br />

dürfen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den analysierten Stadtteilen nur<br />

„mittelmäßig“ häufig vorhanden. Nur 40% der<br />

K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d mit dem Angebot „ziemlich“ oder „völlig“<br />

zufrieden. Auch hier unterscheiden sich die<br />

Stadtteile <strong>in</strong> ihrem Angebot zwischen M=2,7 (<strong>in</strong><br />

der Neubausiedlung) und M=3,7 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ortsteil<br />

mit e<strong>in</strong>em großen Park und vielen kle<strong>in</strong>eren<br />

Grünflächen, die als Spielplätze ausgewiesen, aber<br />

nicht mit Spielgeräten bebaut s<strong>in</strong>d.<br />

Auch <strong>in</strong>teressante Treffpunkte für K<strong>in</strong>der gibt es <strong>in</strong><br />

den meisten Stadtteilen eher wenige. Nur e<strong>in</strong> gutes<br />

Drittel der K<strong>in</strong>der (36%) f<strong>in</strong>det im Stadtteil<br />

solche Angebote vor. Hier liegen die Mittelwerte<br />

der Stadtteile zwischen M=2,1 <strong>in</strong> dem strukturschwachen<br />

Stadtteil und M=3,3 im Kurort.<br />

Interessante Sportangebote im Stadtteil s<strong>in</strong>d für<br />

viele K<strong>in</strong>der ebenfalls eher die Ausnahme. Nur<br />

39% der befragten K<strong>in</strong>der sagen im Durchschnitt,<br />

dass das Sportangebot im Stadtteil für sie „ziem-<br />

92<br />

genug Spielplätze<br />

genug Grünflächen<br />

<strong>in</strong>teressante Treffpunkte<br />

<strong>in</strong>teressante Sportangebote<br />

beliebte Geschäfte, Buden, Kiosks<br />

viele Gleichaltrige<br />

3,1<br />

3,0<br />

3,0<br />

3,4<br />

3,3<br />

4,0<br />

1,0 2,0 3,0 4,0 5,0


lich“ oder „völlig“ <strong>in</strong>teressant ist. Auch hier gibt es<br />

deutliche Unterschiede zwischen den Stadtteilen.<br />

Die Mittelwerte liegen zwischen M=1,9 <strong>in</strong> der Neubausiedlung<br />

ohne weitere Angebote und M=3,7 <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Kommune die e<strong>in</strong> breit gefächertes Sportangebot<br />

für die K<strong>in</strong>der bereithält.<br />

Es lässt sich also festhalten, dass sich die objektive<br />

Angebotsstruktur <strong>in</strong> den Stadtteilen deutlich <strong>in</strong><br />

den Antworten der K<strong>in</strong>der wiederf<strong>in</strong>det und das<br />

obwohl die K<strong>in</strong>der die Stadtteile nicht, wie die Erwachsenen<br />

Beurteiler <strong>in</strong> dieser Studie, im Vergleich<br />

bewerten. Das subjektive Empf<strong>in</strong>den spiegelt<br />

somit die vorgefundene Realität wieder.<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> der<br />

Bewertung der Freizeitangebote <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

nur <strong>in</strong> ihrer Haltung den Sportangeboten gegenüber,<br />

die die Mädchen als etwas weniger <strong>in</strong>teressant<br />

bewerten (M=2,9) als die Jungen (M=3,1).<br />

Dies spiegelt wider, dass viele Sportangebote eher<br />

auf Jungen (vor allem Fußball) als auf Mädchen<br />

ausgerichtet s<strong>in</strong>d. Dieser Unterschied ist <strong>in</strong> manchen<br />

untersuchten Stadtteilen besonders deutlich,<br />

<strong>in</strong> anderen dagegen nicht vorhanden. Besonders<br />

groß ist der Unterschied zwischen Jungen und<br />

Mädchen immer dann, wenn sich das Sportangebot<br />

im Stadtteil <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf e<strong>in</strong>en Bolzplatz<br />

beschränkt. Je mehr Sportarten angeboten werden,<br />

umso eher verschw<strong>in</strong>det dieser Unterschied.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der wird die Bewertung<br />

ihres Stadtteils h<strong>in</strong>sichtlich der meisten<br />

Kriterien der Freizeitgestaltung leicht schlechter<br />

(s. Abb. 9.8a&b). Interessant ist, dass <strong>in</strong> fast allen<br />

Aspekten die Bewertung zunächst zwischen der<br />

dritten und vierten Klasse etwas besser wird, um<br />

dann abzufallen. Zwischen der dritten und vierten<br />

Klasse sche<strong>in</strong>en sich die K<strong>in</strong>der also den Stadtteil<br />

noch stärker anzueignen, danach s<strong>in</strong>kt dann die<br />

Zufriedenheit.<br />

93<br />

Die Analyse der Stadtteil<br />

zeigt deutlich, dass die<br />

K<strong>in</strong>der Anstrengungen der<br />

Kommune für bessere Freizeitangebote<br />

registrieren<br />

und <strong>in</strong> ihr Urteil e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Die Sportangebote <strong>in</strong> den<br />

meisten Stadtteilen s<strong>in</strong>d<br />

offenbar stärker auf Jungen<br />

als auf Mädchen zugeschnitten.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto kritischer bewerten<br />

sie die Angebote im Stadtteil.


5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

nutzen<br />

Sportangebote <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

Weise: K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

nutzen seltener vere<strong>in</strong>sgebundene<br />

Sportangebote<br />

und häufiger freie Angebote.<br />

Abb. 9.8a: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

<strong>in</strong>teressante<br />

Sportangebote<br />

viele Gleichaltrige<br />

beliebte Geschäfte,<br />

Buden, Kiosks<br />

Abb. 9.8b: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

<strong>in</strong>teressante<br />

Treffpunkte<br />

genug Grünflächen<br />

Im Durchschnitt bewerten K<strong>in</strong>der mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund das Sportangebot <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil leicht unterschiedlich. Über alle Stadtteile<br />

h<strong>in</strong>weg wird dabei das Sportangebot von K<strong>in</strong>dern<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund etwas besser bewertet<br />

(M=3,1 vs. M=2,8), allerd<strong>in</strong>gs ist je nach Stadtteil<br />

dieser Unterschied sehr verschieden ausgeprägt:<br />

mal bewerten die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

das jeweilige Angebot deutlich schlechter, mal<br />

deutlich besser als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

mal gibt es ke<strong>in</strong>en Unterschied. Der<br />

Grund für diesen Effekt ist, dass K<strong>in</strong>der mit und<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund das Sportangebot im<br />

Stadtteil sehr unterschiedlich nutzen (s. auch Ka-<br />

94


pitel 10). K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund meiden<br />

häufiger als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

vere<strong>in</strong>sorganisierte Angebote (<strong>in</strong>sbesondere K<strong>in</strong>der<br />

aus Kasachstan, s. Kapitel 10). Dafür nutzen sie<br />

eher <strong>in</strong>formelle Sportangebote wie Bolz- oder Basketballplätze.<br />

Je nachdem wie das lokale Angebot<br />

aussieht, drückt sich das <strong>in</strong> sehr unterschiedlichen<br />

E<strong>in</strong>schätzungen aus.<br />

17% des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil lässt sich<br />

durch die vorhandenen Freizeitangebote erklären.<br />

Alle Freizeitangebote haben e<strong>in</strong>en statistisch nachweisbaren<br />

E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil.<br />

Am deutlichsten ist dieser E<strong>in</strong>fluss bei den<br />

Treffpunkten: s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressante vorhanden, steigt<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil an<br />

(β=.17). Ebenfalls bee<strong>in</strong>flusst die Anzahl der im<br />

Stadtteil lebenden gleichaltrigen K<strong>in</strong>der das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

(β=.13). Genug bespielbare Grünflächen<br />

(β=.10) folgen auf dem dritten Platz vor den restlichen<br />

drei Aspekten, die alle e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> der<br />

gleichen Größenordnung haben (Sportangebote:<br />

β=.08; Spielplätze: β=.08 und Geschäfte, Buden<br />

oder Kioske: β=.08).<br />

9.4 Soziales Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil<br />

Im Stadtteil kann es sowohl Konflikte von K<strong>in</strong>dern<br />

mit Erwachsenen oder alten Menschen geben als<br />

auch Konflikte zwischen K<strong>in</strong>dern aus verschiedenen<br />

Herkunftsländern. Diese Aspekte des sozialen<br />

Mite<strong>in</strong>anders werden <strong>in</strong> diesem Abschnitt analysiert.<br />

Die Abbildung 9.9 zeigt, dass soziale Konflikte eher<br />

selten <strong>in</strong> den analysierten Stadtteilen auftreten.<br />

Konflikte mit Erwachsenen gibt es mittelmäßig<br />

häufig, Konflikte mit alten Menschen sogar<br />

noch seltener. E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der denken, dass <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil viele K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern wohnen,<br />

mit denen sie zum Teil aber befreundet s<strong>in</strong>d.<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung von ausländischen K<strong>in</strong>dern ist aus<br />

Sicht der K<strong>in</strong>der eher selten.<br />

Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der (47%) sagt, das sich <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil „nie“ oder „selten“ Erwachsene über<br />

die K<strong>in</strong>der aufregen. Besonders selten gibt es<br />

<strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en Ortschaften mit hohem E<strong>in</strong>familienhausanteil<br />

Ärger mit Erwachsenen (M=2,5). Relativ<br />

häufig s<strong>in</strong>d dagegen Konflikte zwischen K<strong>in</strong>dern<br />

und Erwachsenen <strong>in</strong> der eng bebauten Hochhaussiedlung<br />

(M=3,5).<br />

95<br />

Ausreichende und <strong>in</strong>teressante<br />

Freizeitangebote<br />

steigern das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />

Konflikte mit Erwachsenen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den meisten Stadtteilen<br />

selten.<br />

Konflikte mit Erwachsenen<br />

s<strong>in</strong>d häufiger, wenn die<br />

Wohndichte hoch ist.


Konflikte mit alten Menschen<br />

s<strong>in</strong>d die Ausnahme.<br />

Sogar <strong>in</strong> dem untersuchten<br />

Kurort bieten die unterschiedlichen<br />

Interessen<br />

der K<strong>in</strong>dern und der Kurgäste<br />

offenbar nur wenig<br />

Konfliktpotenzial.<br />

Viele K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den, dass <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil viele Menschen<br />

aus anderen Ländern<br />

leben.<br />

Konflikte mit<br />

Erwachsenen<br />

Konflikte mit alten<br />

Menschen<br />

Viele Ausländer im<br />

Stadtteil<br />

befreundet mit<br />

Ausländern<br />

Ausländer<br />

diskrim<strong>in</strong>iert<br />

57% der K<strong>in</strong>der sagen, dass es nur „selten“ oder<br />

„nie“ zu Konflikten mit alten Menschen im Stadtteil<br />

kommt. Besonders selten s<strong>in</strong>d solche Konflikte im<br />

Neubaugebiet (M=1,9), <strong>in</strong> dem vorwiegend Familien<br />

mit K<strong>in</strong>dern und nur wenige ältere Menschen<br />

wohnen. In eng bebauten und altersgemischten<br />

Wohngebieten steigt dagegen die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

solcher Konflikte (M=3,3 <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung).<br />

In dem untersuchten Kurort ist die Häufigkeit<br />

von Konflikten mit alten Menschen h<strong>in</strong>gegen<br />

nur leicht erhöht, obwohl sich dort sehr viele alte<br />

Menschen aufhalten, die zudem im Kurbetrieb Ruhe<br />

erwarten. E<strong>in</strong> starkes Konfliktpotenzial sche<strong>in</strong>t<br />

sich zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diesem Kurort daraus nicht zu<br />

ergeben.<br />

Abb. 9.9: Soziales Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil.<br />

2,2<br />

2,5<br />

2,8<br />

Die K<strong>in</strong>der haben durchweg eher den starken E<strong>in</strong>druck,<br />

dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele K<strong>in</strong>der aus anderen<br />

Ländern wohnen. 48% bejahen diese Aussage<br />

sogar „ziemlich“ oder „völlig“. Selbst <strong>in</strong><br />

Stadtteilen, <strong>in</strong> denen der Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sehr ger<strong>in</strong>g ist, liegt der<br />

Mittelwert bei M=2,5. Sehr viel höher dagegen ist<br />

der Mittelwert erwartungsgemäß <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

mit hohem bis sehr hohem Anteil von Menschen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=4,6).<br />

Freundschaften mit K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern<br />

s<strong>in</strong>d nur mittelmäßig häufig. Nur 40% der K<strong>in</strong>der<br />

sagen, dass sie mit K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern<br />

befreundet s<strong>in</strong>d. Die Antworten auf diese Frage<br />

hängen allerd<strong>in</strong>gs sowohl mit dem tatsächlichen<br />

Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im<br />

Stadtteil zusammen (r=.25) als auch – etwas<br />

96<br />

3,0<br />

3,5<br />

1,0 2,0 3,0 4,0 5,0


stärker sogar – mit der E<strong>in</strong>schätzung, dass viele<br />

K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern im Stadtteil wohnen<br />

(r=.32). Mit K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern s<strong>in</strong>d die<br />

befragten K<strong>in</strong>der also vor allem dann befreundet,<br />

wenn es relativ viele davon gibt. Es kann allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch se<strong>in</strong>, dass die Freundschaft mit K<strong>in</strong>dern<br />

aus anderen Ländern die wahrgenommene Häufigkeit<br />

dieser K<strong>in</strong>der im Stadtteil erhöht. Entsprechend<br />

unterscheiden sich auch die Stadtteile sehr<br />

deutlich <strong>in</strong> dieser Frage: In dem Stadtteil mit dem<br />

ger<strong>in</strong>gsten Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

gibt es auch nur wenig Freundschaften<br />

(M=2,0). Häufig s<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Freundschaften erwartungsgemäß <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung,<br />

<strong>in</strong> der viele K<strong>in</strong>der aus unterschiedlichsten<br />

Ländern zusammenwohnen (M=4,2).<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung von K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern<br />

erleben zwei Drittel (65%) der befragten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil wenig. Etwas häufiger wird über<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> den Stadtteilen berichtet, <strong>in</strong><br />

denen auch e<strong>in</strong> relativ hoher Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wohnt (r=.11). Allerd<strong>in</strong>gs<br />

spielen andere Faktoren wie offene Konflikte<br />

zwischen K<strong>in</strong>dern verschiedener Nationalitäten<br />

wohl auch e<strong>in</strong>e Rolle. Der höchste Mittelwerte der<br />

Stadtteile (M=2,5) wird nämlich nicht dort erreicht,<br />

wo der höchste Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund lebt, sondern dort, wo vor<br />

e<strong>in</strong>iger Zeit e<strong>in</strong> Konflikt zwischen Aussiedlern und<br />

e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung herrschte. Der niedrigste<br />

Wert (M=1,7) f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ländlichen<br />

Kommune. Die Häufigkeit, mit der Freundschaften<br />

zwischen K<strong>in</strong>dern aus verschiedenen Ländern bestehen,<br />

senkt nicht die Häufigkeit von Diskrim<strong>in</strong>ierungen.<br />

Im Gegenteil, es besteht sogar e<strong>in</strong> positiver<br />

Zusammenhang (r=.13), der sich auch nicht<br />

daraus erklären lässt, dass beide Variablen mit<br />

dem Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

zunehmen. Dies lässt sich so erklären, dass mit<br />

häufigeren Freundschaften auch erlebte Diskrim<strong>in</strong>ierungen<br />

durch andere Personen stärker kommuniziert<br />

oder sogar miterlebt werden.<br />

Geschlechtsunterschiede gibt es bezogen auf die<br />

Fragen des sozialen Mite<strong>in</strong>anders erstaunlicherweise<br />

kaum: lediglich die Konflikte mit alten Menschen<br />

s<strong>in</strong>d bei Jungen etwas häufiger (M=2,6) als<br />

bei Mädchen (M=2,4).<br />

Altersanhängig ändern sich allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>schätzungen<br />

(s. Abb. 9.10). Konflikte mit Erwachsenen<br />

bzw. alten Menschen nehmen mit dem Alter<br />

97<br />

Je mehr K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

im Stadtteil<br />

leben, desto mehr<br />

Freundschaften zwischen<br />

K<strong>in</strong>dern verschiedener Nationalitäten<br />

bestehen.<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung ausländischer<br />

K<strong>in</strong>der ist häufiger,<br />

wenn der Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

hoch ist oder<br />

wenn Konflikte bereits offen<br />

zutage getreten s<strong>in</strong>d.<br />

Freundschaften zwischen<br />

K<strong>in</strong>dern unterschiedlicher<br />

Nationalitäten machen<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierungen offenbar<br />

sichtbarer.<br />

Jungen geraten etwas häufiger<br />

<strong>in</strong> Konflikt mit älteren<br />

Menschen.


5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Besonders K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben<br />

häufiger Konflikte mit<br />

Erwachsenen, wenn e<strong>in</strong><br />

Auslöser gegeben ist.<br />

K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

erleben die Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

ausländischer<br />

K<strong>in</strong>der oft nicht.<br />

der K<strong>in</strong>der ebenso zu, wie die E<strong>in</strong>schätzung, dass<br />

im Stadtteil viele Menschen aus anderen Ländern<br />

leben. Aber auch die Freundschaften mit K<strong>in</strong>dern<br />

aus anderen Ländern werden mit dem Alter häufiger.<br />

Abb. 9.10: Soziales Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil nach<br />

Alter.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Die E<strong>in</strong>schätzungen von K<strong>in</strong>dern mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d zum Teil deutlich unterschiedlich:<br />

Je nach untersuchtem Stadtteil berichten<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund über<br />

mehr oder weniger Konflikte mit Erwachsenen als<br />

K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Über besonders<br />

deutlich mehr Konflikte mit Erwachsenen berichten<br />

die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong><br />

drei Stadtteilen: am stärksten ist der Unterschied<br />

<strong>in</strong> der Kommune mit dem niedrigsten Anteil von<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, relativ groß ist<br />

er auch im Kurort und <strong>in</strong> der bereits beschriebenen<br />

Kommune mit der konfliktbehafteten Historie.<br />

Die gleichen Effekte treten bei der Frage nach<br />

Konflikten mit alten Menschen auf. Fast <strong>in</strong> allen<br />

Stadtteilen haben K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

stärker den E<strong>in</strong>druck als K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, dass K<strong>in</strong>der aus anderen<br />

Ländern diskrim<strong>in</strong>iert werden. Die persönliche Betroffenheit<br />

von möglichen Diskrim<strong>in</strong>ierungen führt<br />

offenbar zu e<strong>in</strong>er anderen Wahrnehmung.<br />

Von den untersuchten Aspekten zeigen drei e<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den: Je mehr<br />

die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck haben, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

leben viele Menschen aus anderen Ländern, desto<br />

schlechter ist das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil (β=<br />

98<br />

Klasse<br />

Konflikte mit<br />

Erwachsenen<br />

Konflikte mit alten<br />

Menschen<br />

Viele Ausländer im<br />

Stadtteil<br />

befreundet mit<br />

Ausländern


-.16). Allerd<strong>in</strong>gs ist dabei zu beachten, dass e<strong>in</strong><br />

höherer Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

vor allem da auftritt, wo die Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />

schlechter s<strong>in</strong>d (s. Kap. 5). Nimmt man<br />

die Wohnform mit <strong>in</strong> die Berechnung auf,<br />

verschw<strong>in</strong>det der Zusammenhang zwischen dem<br />

wahrgenommenen Ausländeranteil und dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil. Weitere E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

s<strong>in</strong>d Konflikte mit Erwachsenen (β=-.14) und <strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>gem Maße Diskrim<strong>in</strong>ierung von Menschen aus<br />

anderen Ländern (β=-.06).<br />

9.5 Ästhetische Bewertung des<br />

Stadtteils<br />

In diesem Teilabschnitt geht es explizit darum, wie<br />

schön die K<strong>in</strong>der die Höhe, Farbe und Gestaltung<br />

der Außenwände der meisten Häuser im Stadtteil<br />

f<strong>in</strong>den. Außerdem wird untersucht, wie den K<strong>in</strong>dern<br />

die Gärten der Häuser gefallen und ob solche<br />

ästhetischen Kategorien für das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der im Stadtteil wichtig s<strong>in</strong>d.<br />

Die Abbildung 9.11 zeigt, dass im Schnitt die ästhetischen<br />

Aspekte der Stadtteile im mittleren Bereich<br />

bewertet werden. Am besten schneiden die<br />

Gärten ab. Die Gestaltung der Außenwände wird<br />

im Vergleich am schlechtesten bewertet. Insgesamt<br />

betrachtet f<strong>in</strong>den 43% der K<strong>in</strong>der die Höhe<br />

der Häuser <strong>in</strong> ihrem Stadtteil ziemlich oder sehr<br />

schön, 48% gefällt die Farbe der Außenwände,<br />

41% gefällt die sonstige Gestaltung der Außenwände<br />

und 56% mögen die Gestaltung der Gärten.<br />

Interessanter als die Durchschnittswerte s<strong>in</strong>d aber<br />

die unterschiedlichen Beurteilungen <strong>in</strong> den Stadtteilen:<br />

So wird die Höhe der Häuser <strong>in</strong>teressanterweise<br />

nicht <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung, die mittlere<br />

bis gute Werte erreicht, sondern <strong>in</strong> zwei städtischen<br />

Wohnquartieren mit dichter, häufig mehrgeschossiger<br />

Bauweise am negativsten bewertet<br />

(M=2,8 bzw. M=3,0). Die beste Bewertung erhält<br />

die Höhe der Häuser <strong>in</strong> der kle<strong>in</strong>sten Siedlung mit<br />

überwiegend E<strong>in</strong>familienhäusern (M=3,9). Die Höhe<br />

der Hochhäuser dagegen wird nicht an sich negativ<br />

bewertet, sondern bietet den K<strong>in</strong>dern aufgrund<br />

der schönen Aussicht (s. Kapitel 4) wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

auch Lebensqualität.<br />

99<br />

Am besten gefallen den<br />

K<strong>in</strong>dern die Gärten im<br />

Stadtteil, am schlechtesten<br />

die Wandgestaltungen der<br />

Häuser.<br />

Die Höhe von Hochhäusern<br />

ist aus K<strong>in</strong>dersicht nicht<br />

negativ.


Graue Häuserwände bewerten<br />

die K<strong>in</strong>der negativ.<br />

Höhe<br />

Farbe<br />

Außenwände<br />

Gärten<br />

Abb. 9.11: Ästhetische Bewertungen.<br />

1,0 2,0 3,0 4,0 5,0<br />

Die farbliche Gestaltung der Hochhäuser allerd<strong>in</strong>gs<br />

(e<strong>in</strong>farbig grauer Waschbeton) gefällt den K<strong>in</strong>dern<br />

nicht, hier wird der Hochhaussiedlung mit Abstand<br />

der schlechteste Wert (M=2,3) gegeben (s. Abb.<br />

9.12a). Auch andere Siedlungen mit vielen grau<br />

verputzen Häusern erhalten schlechte Werte (s.<br />

Abb. 9.12b). Die besten Werte erreichen Stadtviertel,<br />

<strong>in</strong> denen viele rot verkl<strong>in</strong>kerte E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d (s. Abb. 9.12c & 9.12d, maximal<br />

M=3,6). In gleicher Weise wird die Gestaltung<br />

der Außenwände bewertet: wiederum f<strong>in</strong>det<br />

sich der ger<strong>in</strong>gste Wert <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung<br />

(M=2,3), der höchste Wert im kle<strong>in</strong>sten untersuchten<br />

Ort (M=3,5).<br />

Abb. 9.12a: Hochhaussiedlung. Abb. 9.12b: Stadtquartier.<br />

100<br />

3,1<br />

3,2<br />

3,3<br />

3,6


Abb. 9.12c: E<strong>in</strong>familienhäuser. Abb. 9.12d: Mehrfamilienhäuser.<br />

Die Gärten dagegen werden zwar auch <strong>in</strong> der<br />

Hochhaussiedlung am schlechtesten und <strong>in</strong> der<br />

kle<strong>in</strong>sten Siedlung am besten bewertet, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist die Spannweite zwischen den Stadtteilen mit<br />

M=3,1 und M=3,9 nicht ganz so groß.<br />

Jungen und Mädchen haben ke<strong>in</strong>e unterschiedlichen<br />

E<strong>in</strong>schätzungen der ästhetischen Komponenten<br />

ihres Stadtteils. Auch K<strong>in</strong>der mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden sich nur wenig:<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gefällt die<br />

farbliche Gestaltung sowie die Gestaltung der Außenwände<br />

der Häuser <strong>in</strong> ihrem Stadtteil jeweils<br />

etwas schlechter, allerd<strong>in</strong>gs wohnen sie auch vermehrt<br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>förmigere<br />

Fassaden zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der aber verschieben<br />

sich die Urteile vor allem für die Farbe und die<br />

sonstige Gestaltung der Außenwände der Häuser<br />

(s. Abb. 9.13a & 9.13b), aber auch für die anderen<br />

Aspekte (Höhe, Gärten). Die K<strong>in</strong>der werden also<br />

mit zunehmendem Alter kritischer.<br />

101<br />

Jungen und Mädchen<br />

schätzen die ästhetischen<br />

Komponenten ihres Stadtteils<br />

gleich e<strong>in</strong>.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der werden vor allem<br />

die Außenwände der<br />

Häuser schlechter bewertet.


E<strong>in</strong>e ästhetische Gestaltung<br />

der Häuser des Stadtteils<br />

steigert das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der.<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Abb. 9.13a: Ästhetische Bewertungen nach Alter.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Abb. 9.13b: Ästhetische Bewertungen nach Alter.<br />

Drei der ästhetischen Komponenten zeigen deutliche<br />

Zusammenhänge mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil. Je besser den K<strong>in</strong>dern die farbliche Gestaltung<br />

der Häuser gefällt, desto besser fühlen sie<br />

sich im Stadtteil (β=.22). Auch wenn den K<strong>in</strong>dern<br />

die Gärten gefallen (β=.12) und wenn ihnen die<br />

Außenwände der Häuser gefallen (β=.12), ist das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil höher. Allerd<strong>in</strong>gs ist zu<br />

beachten, dass e<strong>in</strong>e von den K<strong>in</strong>dern wahrgenommene<br />

ästhetische Qualität auch mit e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Wohnform (E<strong>in</strong>familienhaus) e<strong>in</strong>hergeht,<br />

die auch andere Vorzüge hat, die diesen Zusammenhang<br />

bed<strong>in</strong>gen könnten und die nicht im Fragebogen<br />

erhoben wurden. Für e<strong>in</strong>e tiefgründigere<br />

Abschätzung der Wichtigkeit der ästhetischen<br />

Komponente sei auf die späteren Analysen <strong>in</strong> diesem<br />

Abschnitt verwiesen.<br />

102<br />

Klasse<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

Farbe<br />

Gärten<br />

Höhe<br />

Außenwände


9.6 Prestige des Stadtteiles<br />

Dieser kurze Teilabschnitt untersucht die Frage, ob<br />

die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Gespür dafür haben, ob e<strong>in</strong> Stadtteil<br />

e<strong>in</strong> hohes oder niedriges Prestige <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

hat und ob dies das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem Stadtteil bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Je e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der glaubt, dass der Stadtteil<br />

<strong>in</strong> dem sie leben e<strong>in</strong> eher ger<strong>in</strong>ges (33%) e<strong>in</strong> mittleres<br />

(32%) oder e<strong>in</strong> hohes Ansehen (36%) <strong>in</strong> der<br />

Kommune genießt. Die durchschnittlichen E<strong>in</strong>schätzungen<br />

der Stadtteile s<strong>in</strong>d merklich unterschiedlich:<br />

Die schlechteste E<strong>in</strong>stufung bekommt<br />

das Neubaugebiet (M=2,2), die beste E<strong>in</strong>stufung<br />

bekommt e<strong>in</strong> strukturschwacher Stadtteil (M=3,4).<br />

Die Reihung der Stadtteile aus Sicht der jeweils<br />

dort lebenden K<strong>in</strong>der entspricht nicht der, die erwachsene<br />

Beurteiler bilden würden. Verbunden<br />

mit der stark besetzten mittleren Kategorie <strong>in</strong> dieser<br />

Frage deutet dieses Ergebnis eher darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass das Prestige des Stadtteils für die K<strong>in</strong>der<br />

nicht deutlich erkennbar ist.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt das wahrgenommene<br />

Prestige e<strong>in</strong>iger analysierter<br />

Stadtteile stark ab. Dies s<strong>in</strong>d vor allem (aber nicht<br />

nur) Stadtteile, denen auch die erwachsenen<br />

Beurteiler e<strong>in</strong> eher niedriges Prestige zuschreiben<br />

würden. In diesen Stadtteilen sche<strong>in</strong>en die K<strong>in</strong>der<br />

mit zunehmendem Alter also e<strong>in</strong> Gefühl dafür zu<br />

entwickeln, dass die Bewohner dieses Stadtteils <strong>in</strong><br />

der Kommune möglicherweise schlechter angesehen<br />

s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es auch Stadtteile <strong>in</strong> ländlichen<br />

Kommunen, die aus Sicht der K<strong>in</strong>der mit<br />

dem Alter an Prestige verlieren. Hier spielt wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

e<strong>in</strong>e Rolle, dass diese Stadtteile vor allem<br />

älteren K<strong>in</strong>dern wenig zu bieten haben.<br />

Obwohl die Ergebnisse auf e<strong>in</strong>e eher diffuse Wahrnehmung<br />

des Prestiges deuten, gibt es e<strong>in</strong>en<br />

deutlichen Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil (r=.27). Dies könnte allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

so <strong>in</strong>terpretiert werden, dass e<strong>in</strong> hohes Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

auch dazu führt, dass die K<strong>in</strong>der auch glauben,<br />

ihr Stadtteil wäre <strong>in</strong> der Kommune hoch angesehen.<br />

9.7 Anb<strong>in</strong>dung an den öffentlichen<br />

Verkehr<br />

44% der befragten K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>den die Anb<strong>in</strong>dung<br />

ihres Stadtteils an das öffentliche Verkehrsnetz<br />

„gut“ oder „sehr gut“. Eher schlecht ange-<br />

103<br />

Das Prestige des Stadtteils<br />

beurteilen die K<strong>in</strong>der offenbar<br />

anders als Erwachsene.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der gleichen sich<br />

K<strong>in</strong>der- und Erwachsenene<strong>in</strong>schätzung<br />

des Prestiges<br />

stärker an.<br />

Prestige e<strong>in</strong>es Stadtteils<br />

und das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der hängen deutlich zusammen.


Knapp e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der<br />

empf<strong>in</strong>det die Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />

<strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil als eher schlecht.<br />

E<strong>in</strong>e gute Anb<strong>in</strong>dung an die<br />

öffentlichen Verkehrsmittel<br />

hängt mit e<strong>in</strong>em besseren<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den zusammen.<br />

bunden fühlt sich e<strong>in</strong> knappes Drittel (29%). Mit<br />

Ausnahme e<strong>in</strong>es deutlichen Ausreißers (die K<strong>in</strong>der<br />

im Neubaugebiet fühlen sich gar nicht gut angebunden:<br />

M=1,5), liegen die Mittelwerte mit e<strong>in</strong>er<br />

Spanne von M=2,9 bis M=3,6 für die Unterschiedlichkeit<br />

der tatsächlichen Verkehrsanb<strong>in</strong>dungen<br />

erstaunlich nah beie<strong>in</strong>ander. Sobald es also e<strong>in</strong>e<br />

Busverb<strong>in</strong>dung im Stadtteil gibt, ist aus Sicht der<br />

K<strong>in</strong>der bereits e<strong>in</strong>e relativ gute Anb<strong>in</strong>dung vorhanden.<br />

Auf die Nutzung (s. Kapitel 10.3) hat allerd<strong>in</strong>gs<br />

das tatsächliche Angebot e<strong>in</strong>en weit stärkeren<br />

E<strong>in</strong>fluss. Die Anb<strong>in</strong>dung an den öffentlichen<br />

Verkehr wird von den verschiedenen Teilgruppen<br />

nicht unterschiedlich beurteilt.<br />

Obwohl die Mittelwerte der Städte relativ nah beie<strong>in</strong>ander<br />

liegen, gibt es dennoch e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

zwischen e<strong>in</strong>er als gut empfundenen Anb<strong>in</strong>dung<br />

an den öffentlichen Verkehr und dem<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil (β=.20).<br />

9.8 Die deutlichsten E<strong>in</strong>flüsse auf das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />

Nachdem bisher die E<strong>in</strong>flüsse der E<strong>in</strong>zelaspekte<br />

jeweils <strong>in</strong> ihrem Kontext geprüft wurde, soll nun<br />

im Zusammenspiel aller erfassten E<strong>in</strong>zelaspekte<br />

geklärt werden, welche davon stärksten E<strong>in</strong>fluss<br />

haben.<br />

Die <strong>in</strong> Tabelle 9.1 angegebenen 10 E<strong>in</strong>zelfaktoren<br />

haben den stärksten nachweisbaren E<strong>in</strong>fluss und<br />

erklären geme<strong>in</strong>sam immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Drittel des<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil.<br />

Tab. 9.1: Die wichtigsten Prädiktoren des Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />

im Stadtteil.<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil (β)<br />

allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit .26<br />

<strong>in</strong>teressante Treffpunkte .10<br />

Außenwände der Häuser s<strong>in</strong>d schön .10<br />

genügend Gleichaltrige .09<br />

Geschäfte, Kiosks, Buden .07<br />

Ansehen des Stadtteils .07<br />

Alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen -.09<br />

viele Menschen aus anderen Ländern im<br />

-.09<br />

Stadtteil<br />

Schmutzbelästigung -.10<br />

Geruchsbelästigung -.14<br />

Den mit Abstand deutlichsten E<strong>in</strong>fluss hat die subjektive<br />

Sicherheit. K<strong>in</strong>der fühlen sich also dann im<br />

Stadtviertel wohl, wenn sie sich dort sicher fühlen.<br />

104


Aber auch wenn es dort weder st<strong>in</strong>kt noch<br />

schmutzig ist, wenn sie genügend Gleichaltrige<br />

treffen, <strong>in</strong>teressante Treffpunkte und Geschäfte<br />

vorf<strong>in</strong>den, wenn sie den E<strong>in</strong>druck haben, dass dort<br />

wenig Menschen aus anderen Ländern wohnen,<br />

wenn der Stadtteil angesehen ist und wenn ihnen<br />

die farbliche Gestaltung der Häuser gefällt ist das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den besser. Der negative Zusammenhang<br />

zwischen dem alle<strong>in</strong>e auf die Straße dürfen<br />

und dem Wohlbef<strong>in</strong>den kann eventuell dadurch<br />

erklärt werden, dass K<strong>in</strong>der aus sehr behüteten<br />

Wohngegenden, die sich dort sehr wohl fühlen,<br />

weniger oft alle<strong>in</strong>e auf die Straße gelassen werden.<br />

K<strong>in</strong>der aus der Hochhaussiedlung, <strong>in</strong> der sie<br />

sich schlechter fühlen als die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den anderen<br />

Quartieren, dürfen h<strong>in</strong>gegen besonders häufig<br />

alle<strong>in</strong>e auf die Straße.<br />

9.9 Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil<br />

Analog zu den Liebl<strong>in</strong>gsplätzen <strong>in</strong>nerhalb der Wohnung<br />

wurde auch für den Stadtteil erfragt, welches<br />

die Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der im Stadtteil s<strong>in</strong>d und<br />

was diese Liebl<strong>in</strong>gsplätze zu Liebl<strong>in</strong>gsplätzen für<br />

die K<strong>in</strong>der macht.<br />

58% der K<strong>in</strong>der haben <strong>in</strong> ihrem Stadtteil e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz. Das s<strong>in</strong>d deutlich weniger als die,<br />

die e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz <strong>in</strong> der Wohnung haben<br />

(76%, s. Kap. 7.7). Mit zunehmendem Alter der<br />

K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs nimmt der Anteil, der e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />

im Stadtteil hat, deutlich ab. Dieser Verlust<br />

vollzieht sich ab der 5. Klasse (s. Abb. 9.14).<br />

Weitere Gruppenunterschiede gibt es nicht.<br />

Die Abbildung 9.15 zeigt die häufigsten Antworten<br />

auf die Frage nach den Liebl<strong>in</strong>gsplätzen. 13 Für die<br />

meisten K<strong>in</strong>der ist der Liebl<strong>in</strong>gsplatz <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil e<strong>in</strong> Spielplatz, gefolgt vom eigenen Zuhause.<br />

Sehr beliebt s<strong>in</strong>d auch – sofern vorhanden<br />

– Parks im Stadtteil. Freibäder, Bolzplätze und andere<br />

Sportplätze s<strong>in</strong>d ebenfalls beliebte Plätze.<br />

Weitere Nennungen <strong>in</strong> berichtenswerter Häufigkeit<br />

entfallen auf Eisdielen, Jugendtreffs und auf Wälder.<br />

13 Die Frage nach den Liebl<strong>in</strong>gsplätzen im Stadtteil wurde<br />

den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt, die 1.549<br />

Antworten wurden nach Kriterien der qualitativen Inhaltsanalyse<br />

e<strong>in</strong>er von 49 Kategorien zugeordnet.<br />

105<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil<br />

s<strong>in</strong>d seltener als Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

<strong>in</strong> der Wohnung.<br />

Spielplätze und das eigene<br />

Zuhause s<strong>in</strong>d die häufigsten<br />

Liebl<strong>in</strong>gsorte der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil.


Wenn es e<strong>in</strong>en Park im<br />

Stadtteil gibt, ist dieser<br />

immer <strong>in</strong> unter den drei<br />

Liebl<strong>in</strong>gsorten.<br />

Abb. 9.14: Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsplatzes<br />

im Stadtteil nach Alter.<br />

106<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

62%<br />

62%<br />

63%<br />

58%<br />

52%<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

Abb. 9.14: Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil.<br />

Spielplatz<br />

zu Hause<br />

Stadtpark<br />

Freibad<br />

Bolzplatz<br />

Sportplatz<br />

Eisdiele<br />

im Wald<br />

Jugendtreff, Jugendcafe<br />

5%<br />

4%<br />

4%<br />

11%<br />

10%<br />

12%<br />

45%<br />

Abhängig von der tatsächlichen Ausstattung des<br />

jeweiligen Stadtteils unterscheiden sich die Hitlisten<br />

der Liebl<strong>in</strong>gsorte zwischen den untersuchten<br />

Stadtteilen sehr deutlich. Meistens bef<strong>in</strong>den sich<br />

aber die Spielplätze und das eigene Zuhause unter<br />

den ersten Nennungen. In allen Stadtteilen, <strong>in</strong> denen<br />

e<strong>in</strong> Park vorhanden ist, taucht dieser m<strong>in</strong>destens<br />

auf dem dritten Platz, meistens sogar auf<br />

dem ersten Platz der Rangliste auf. Das eigene<br />

Zuhause ist fast <strong>in</strong> jedem Stadtteil unter den ersten<br />

drei Nennungen. Ausnahmen bestehen vor<br />

allem da, wo die Qualität der vorherrschenden<br />

Wohnbebauung relativ schlecht ist. Das Freibad<br />

wird nur dann besonders häufig genannt, wenn<br />

ke<strong>in</strong>e weiteren der sonst genannten attraktiven<br />

Orte im Stadtteil vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

8%<br />

8%<br />

8%<br />

0% 4% 8% 12% 16%


28% der Nennungen umfassen im weiteren S<strong>in</strong>ne<br />

sportliche Aktivitäten der K<strong>in</strong>der (Bolzplatz, Reiterhof,<br />

Inl<strong>in</strong>erplatz, Sportplatz, Sporthalle, Tennisplatz,<br />

usw.). 18% aller Nennungen der K<strong>in</strong>der<br />

betreffen Orte <strong>in</strong> der Natur (Stadtpark, Wald, Gewässer,<br />

Wiesen, Felder, Bäume, usw.).<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> ihren<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplätzen im Stadtteil bemerkenswert deutlich<br />

(s. Abb. 9.15). Vor allem Bolz- und Sportplätze<br />

nennen Jungen als Liebl<strong>in</strong>gsplätze. Parks, Eisdielen<br />

und Spielplätze werden stärker von Mädchen<br />

als Liebl<strong>in</strong>gsplätze genannt.<br />

Abb. 9.15: Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil vorhanden<br />

nach Geschlecht.<br />

Spielplatz<br />

zu Hause<br />

Stadtpark<br />

Freibad<br />

Bolzplatz<br />

Sportplatz<br />

Eisdiele<br />

im Wald<br />

Jugendtreff, Jugendcafe<br />

1%<br />

10%<br />

10%<br />

11%<br />

Klare Alterseffekte gibt es bei drei Kategorien: Das<br />

eigene Zuhause als Liebl<strong>in</strong>gsplatz nennen vor allem<br />

die jüngsten K<strong>in</strong>der (s. Abb. 9.16). Für ältere<br />

K<strong>in</strong>der wird es zunehmend seltener der Liebl<strong>in</strong>gsplatz.<br />

Diese nennen dafür deutlich häufiger Jugendtreffs<br />

bzw. Jugendcafes und Parks.<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der im Stadtteil e<strong>in</strong>e Stelle benennen<br />

können, die sie als ihren Liebl<strong>in</strong>gsplatz bezeichnen,<br />

ist auch das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil deutlich<br />

besser (M=6,0 vs. M=5,4).<br />

6%<br />

7%<br />

3%<br />

3%<br />

6%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

3%<br />

10%<br />

107<br />

13%<br />

Jungen<br />

Die Liebl<strong>in</strong>gsorte von Jungen<br />

und Mädchen s<strong>in</strong>d sehr<br />

unterschiedlich.<br />

13%<br />

Mädchen<br />

15%<br />

15%<br />

0% 4% 8% 12% 16%<br />

Das eigene Zuhause ist vor<br />

allem für die jüngeren K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsort.


Sport- und Spielmöglichkeiten<br />

sowie die Möglichkeit,<br />

Freunde zu treffen,<br />

machen e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

aus.<br />

Sportmöglichkeiten kennzeichnen<br />

vor allem<br />

Liebl<strong>in</strong>gsorte der Jungen.<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Abb. 9.16: Das eigene Zuhause, Jugendtreffs und<br />

der Stadtpark als Liebl<strong>in</strong>gsorte im<br />

Stadtteil nach Alter.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

zu Hause<br />

Jugendtreff,<br />

Jugendcafe<br />

Stadtpark<br />

Was genau macht denn die Liebl<strong>in</strong>gsorte der K<strong>in</strong>der<br />

zu Liebl<strong>in</strong>gsorten? 14 Die sieben häufigsten Begründungen<br />

für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort zeigt die Abbildung<br />

9.17. Gute Sport- oder Spielmöglichkeiten<br />

s<strong>in</strong>d die Hauptgründe für Liebl<strong>in</strong>gsorte. Aber auch<br />

die Möglichkeit, dort Freunde zu treffen, ist wichtig.<br />

E<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsort kann aber auch e<strong>in</strong> Ort se<strong>in</strong>,<br />

den die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>fach „schön“ f<strong>in</strong>den oder an dem<br />

es ruhig ist. Manchmal s<strong>in</strong>d Liebl<strong>in</strong>gsorte auch Orte,<br />

an denen die K<strong>in</strong>der etwas zu essen kaufen<br />

können.<br />

Mit Ausnahme der Sportmöglichkeiten, die weit<br />

überwiegend die Liebl<strong>in</strong>gsplätze von Jungen kennzeichnen,<br />

s<strong>in</strong>d die Geschlechtsunterschiede bei<br />

den Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsorte weniger ausgeprägt<br />

als bei den Liebl<strong>in</strong>gsorten selbst (s. Abb.<br />

9.18). Mädchen streichen allerd<strong>in</strong>gs stärker die<br />

soziale und ästhetische Komponente ihrer Liebl<strong>in</strong>gsorte<br />

heraus.<br />

14<br />

Die Frage nach den Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

im Stadtteil wurde den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt,<br />

die 858 Antworten wurden nach Kriterien der<br />

qualitativen Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 36 Kategorien<br />

zugeordnet.<br />

108


Abb. 9.17: Die häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Freunde treffen<br />

Schönheit<br />

Ruhe<br />

Nahrungserwerb<br />

Spaß<br />

4%<br />

5%<br />

8%<br />

10%<br />

14%<br />

16%<br />

Abb. 9.18: Die häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort nach Geschlecht.<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Freunde treffen<br />

Schönheit<br />

Ruhe<br />

Nahrungserwerb<br />

Spaß<br />

Mit dem Alter werden erwartungsgemäß die<br />

Spielmöglichkeiten immer weniger e<strong>in</strong> Kennzeichen<br />

e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsplatzes, dafür wird es deutlich<br />

wichtiger, dass am Liebl<strong>in</strong>gsplatz die Freunde und<br />

Freund<strong>in</strong>nen anzutreffen s<strong>in</strong>d (s. Abb. 9.19). Aber<br />

auch die Komponente „Ruhe“, also e<strong>in</strong> Rückzugsort<br />

wird zunehmend stärker e<strong>in</strong> Kennzeichen e<strong>in</strong>es<br />

Liebl<strong>in</strong>gsortes vieler K<strong>in</strong>der.<br />

109<br />

20%<br />

0% 4% 8% 12% 16% 20% 24%<br />

3%<br />

3%<br />

5%<br />

7%<br />

6%<br />

6%<br />

9%<br />

11%<br />

11%<br />

13%<br />

15%<br />

17%<br />

16%<br />

Jungen<br />

Mädchen<br />

33%<br />

0% 4% 8% 12% 16% 20% 24% 28% 32% 36%<br />

Für die älteren K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d<br />

die Freunde e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Kriterium für e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort.


35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Spielplätze s<strong>in</strong>d auch wichtige<br />

Treffpunkte mit<br />

Freunden.<br />

Das eigene Zuhause der<br />

K<strong>in</strong>der bietet Geborgenheit<br />

und Ruhe.<br />

Parks f<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der<br />

schön bzw. genießen die<br />

Ruhe und die Natur.<br />

Auch Freubäder s<strong>in</strong>d Orte<br />

sozialer Begegnung.<br />

Abb. 9.19: Ausgewählte Begründungen für e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort nach Alter.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Die Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort zeigt ke<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil.<br />

Die verschiedenen Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d<br />

aus sehr unterschiedlichen Gründen die Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

der K<strong>in</strong>der (s. Abb. 9.20a-i):<br />

E<strong>in</strong> Spielplatz ist erwartungsgemäß vor allem wegen<br />

der dort zu f<strong>in</strong>denden Spielmöglichkeiten e<strong>in</strong><br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz der K<strong>in</strong>der. Relevant ist aber auch,<br />

dass die K<strong>in</strong>der dort Freunde treffen und – zum<strong>in</strong>dest<br />

auf manchen Spielplätzen – auch Sport treiben<br />

können.<br />

Das eigene Zuhause ist für die K<strong>in</strong>der aus vielen<br />

verschiedenen Gründen e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsplatz. Am<br />

häufigsten werden aber Geborgenheit, Ruhe und<br />

Schönheit genannt. Für viele K<strong>in</strong>der ist das eigene<br />

Zuhause also e<strong>in</strong>e Art „sicherer Hafen“, der deshalb<br />

zum Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil wird.<br />

Auch der Stadtpark als Liebl<strong>in</strong>gsort hat vielfältige<br />

Begründungen: Viele K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den Parks e<strong>in</strong>fach<br />

schön, erst dah<strong>in</strong>ter werden die Ruhe oder die Natur<br />

genannt. Es spielt aber auch e<strong>in</strong>e Rolle, dass<br />

die K<strong>in</strong>der im Stadtpark oft Freunde treffen, spielen<br />

und Sport treiben können.<br />

Das Freibad h<strong>in</strong>gegen erfüllt vor allem zwei Funktionen:<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der sehen es als Sportanlage,<br />

die aber (stärker noch als das Hallenbad)<br />

auch e<strong>in</strong> Ort sozialer Begegnungen ist.<br />

110<br />

Klasse<br />

Ruhe<br />

Freunde<br />

Spielmöglichkeiten


Abb. 9.20a-c: Ausgewählte Begründungen für<br />

e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort nach Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

2%<br />

0%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Spielplatz<br />

10%<br />

14%<br />

48%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

2%<br />

0%<br />

3%<br />

6%<br />

8%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: zu Hause<br />

11%<br />

10%<br />

21%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

1%<br />

3%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Stadtpark<br />

9%<br />

17%<br />

16%<br />

14%<br />

20%<br />

29%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

111


Abb. 9.20d-f: Ausgewählte Begründungen für<br />

e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort nach Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

112<br />

2%<br />

0%<br />

5%<br />

5%<br />

7%<br />

7%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Freibad<br />

18%<br />

47%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

2%<br />

0%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Bolzplatz<br />

10%<br />

10%<br />

82%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

2%<br />

0%<br />

0%<br />

4%<br />

2%<br />

4%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Sportplatz<br />

12%<br />

57%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%


Abb. 9.20g-i: Ausgewählte Begründungen für e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort nach Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

0%<br />

0%<br />

3%<br />

0%<br />

5%<br />

5%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Eisdiele<br />

21%<br />

113<br />

74%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

3%<br />

0%<br />

3%<br />

11%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Wald<br />

14%<br />

16%<br />

19%<br />

19%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

0%<br />

0%<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Jugendtreff<br />

28%<br />

24%<br />

36%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%


Der Bolzplatz ist vor allem<br />

Sportanlage.<br />

Eisdielen s<strong>in</strong>d auch als<br />

Treffpunkt beliebt.<br />

Der Wald bietet den K<strong>in</strong>dern<br />

viele verschiedene<br />

Möglichkeiten.<br />

Am Jugendtreff schätzen<br />

die K<strong>in</strong>der vor allem die<br />

Angebote.<br />

Viele K<strong>in</strong>der können ke<strong>in</strong>e<br />

Unsicherheitsorte im<br />

Stadtteil benennen.<br />

Der Bolzplatz ist sehr e<strong>in</strong>deutig Sportanlage, auf<br />

der e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der auch spielen und Freunde treffen.<br />

Der Sport steht aber im Mittelpunkt. Ähnliches<br />

gilt für den Sportplatz, der aber zudem (da nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt nur für Mannschaftssportarten geeignet)<br />

weniger die Funktion e<strong>in</strong>es Treffpunktes e<strong>in</strong>nimmt<br />

als der Bolzplatz.<br />

Die Eisdiele ist e<strong>in</strong> Ort, an dem die K<strong>in</strong>der etwas<br />

kaufen können, das sie gerne mögen. Außerdem<br />

ist sie e<strong>in</strong> wichtiger Treffpunkt mit anderen K<strong>in</strong>dern.<br />

Der Liebl<strong>in</strong>gsort „Wald“ wiederum wird sehr heterogen<br />

mit Begründungen belegt. Etwa gleich stark<br />

werden Spielmöglichkeiten, Schönheit, Ruhe, Natur<br />

und Freunde treffen genannt.<br />

Der Jugendtreff bzw. das Jugendcafe ist als<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort eher durch Spiel- und Sportmöglichkeiten<br />

denn als Treffpunkt gekennzeichnet.<br />

Die Begründung für den Liebl<strong>in</strong>gsort zeigt ebenso<br />

wenig wie die Auswahl des Liebl<strong>in</strong>gsortes (s.o.)<br />

selbst e<strong>in</strong>en Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />

9.10 Unsicherheitsorte<br />

An welchen Orten <strong>in</strong> ihrem Stadtteil fühlen sich die<br />

K<strong>in</strong>der unwohl? Der weitaus größte Teil der K<strong>in</strong>der<br />

(31%) sagt, dass sie gar ke<strong>in</strong>e Unsicherheitsorte 15<br />

im Stadtteil hätten, h<strong>in</strong>zu kommen noch e<strong>in</strong>mal<br />

26%, die die Frage gar nicht beantworten 16 und<br />

12%, die mit „weiß nicht“ antworten. Für viele befragte<br />

K<strong>in</strong>der ist Unsicherheit im Stadtteil also –<br />

zum<strong>in</strong>dest ihrer Auskunft nach – ke<strong>in</strong> Thema.<br />

Trotzdem gibt es e<strong>in</strong>ige Orte, an denen sich auffällig<br />

viele K<strong>in</strong>der unsicher fühlen. Die Abbildung<br />

9.21 zeigt die am häufigsten genannten Unsicherheitsorte.<br />

15 Die Frage nach den Unsicherheitsorten im Stadtteil<br />

wurde den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt, die 2.049<br />

Antworten wurden nach Kriterien der qualitativen Inhaltsanalyse<br />

e<strong>in</strong>er von 44 Kategorien zugeordnet.<br />

16 Zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Teil dieser K<strong>in</strong>der dürfte die Frage<br />

ausgelassen haben, weil ihnen ke<strong>in</strong> Unsicherheitsort<br />

e<strong>in</strong>gefallen ist.<br />

114


Abb. 9.21: Hauptunsicherheitsorte.<br />

Straßen<br />

im Dunkeln<br />

im Wald<br />

Schule<br />

im Park<br />

Spielplatz<br />

Die meisten Unsicherheitsorte s<strong>in</strong>d sehr spezifisch<br />

für die jeweiligen Stadtteile. In dieser Auswertung<br />

werden aus e<strong>in</strong>er Überblicksperspektive die Orte <strong>in</strong><br />

der Aggregierung daher eher unspezifisch. Am<br />

häufigsten werden Straßen als Angstorte benannt,<br />

viele davon die jeweiligen Hauptverkehrsstraßen<br />

des Stadtteiles. Viele K<strong>in</strong>der fürchten sich auch<br />

generell im Dunkeln <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Der Wald<br />

oder der Park ist ebenfalls e<strong>in</strong> Angstort für manche<br />

K<strong>in</strong>der. Aber auch das Umfeld vieler Schulen oder<br />

Spielplätze ist e<strong>in</strong> Ort, der für manche K<strong>in</strong>der<br />

angstbesetzt ist.<br />

Die Abbildung 9.22 zeigt, dass Mädchen quer über<br />

be<strong>in</strong>ahe alle Hauptangstorte häufiger diese Orte<br />

nennen. Entsprechend ist der Anteil der Mädchen,<br />

die sagen, im Stadtteil hätten sie ke<strong>in</strong>e Unsicherheitsorte<br />

mit 20% nur halb so groß wie der<br />

der Jungen (43%). Inwieweit die befragten Jungen<br />

tatsächlich weniger Unsicherheitsorte haben oder<br />

sich ke<strong>in</strong>e Blöße geben wollen, ist nicht zu entscheiden.<br />

Besonders im Dunkeln haben um e<strong>in</strong><br />

Vielfaches mehr Mädchen Angst als Jungen.<br />

5%<br />

5%<br />

6%<br />

8%<br />

115<br />

11%<br />

11%<br />

0% 4% 8% 12%<br />

Verkehrsstraßen, Dunkelheit<br />

und der Wald führen<br />

zu Unsicherheitsgefühlen<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />

Mädchen s<strong>in</strong>d deutlich<br />

stärker von Unsicherheit<br />

betroffen, vor allem bei<br />

Dunkelheit.


Ältere K<strong>in</strong>der haben häufiger<br />

Angst im Dunkeln.<br />

Straßen<br />

im Dunkeln<br />

im Wald<br />

Schule<br />

im Park<br />

Spielplatz<br />

Abb. 9.22: Hauptunsicherheitsorte nach Geschlecht.<br />

In den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen treten zum Teil Problembereiche<br />

deutlich zu Tage: In zwei untersuchten<br />

Stadtvierteln werden beispielsweise die Hauptverkehrsstraßen,<br />

die die Quartiere durchschneiden<br />

bzw. tangieren, häufig als Angstorte benannt. E<strong>in</strong>e<br />

dunkle Unterführung wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Quartier als<br />

Angstort erlebt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen ist es e<strong>in</strong> Schulhof,<br />

der offenbar als Treffpunkt für Jugendliche<br />

genutzt wird. Wenn es größere Wald- oder Parkflächen<br />

<strong>in</strong> oder nahe am Stadtteil gibt, s<strong>in</strong>d diese<br />

häufig (vor allem nachts oder wenn die K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>e<br />

unterwegs s<strong>in</strong>d) Angstorte, obwohl diese Orte<br />

tagsüber zu den Liebl<strong>in</strong>gsorten der K<strong>in</strong>der zählen.<br />

Interessanterweise nimmt der Anteil der K<strong>in</strong>der,<br />

die im Dunkeln Angst haben, mit steigendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der zu (s. Abb. 9.23). Möglicherweise liegt<br />

das daran, dass die jüngeren K<strong>in</strong>der weniger Erfahrungen<br />

damit haben, im Dunkeln draußen zu<br />

se<strong>in</strong>. Andere Alterseffekte gibt es bei den Angstorten<br />

nicht.<br />

116<br />

3%<br />

3%<br />

5%<br />

4%<br />

5%<br />

6%<br />

7%<br />

7%<br />

8%<br />

11%<br />

13%<br />

16%<br />

Jungen<br />

Mädchen<br />

0% 4% 8% 12% 16% 20%


Abb. 9.23: Angst im Dunkeln nach Alter.<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>e statistisch gesicherten Unterschiede<br />

im Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Abhängigkeit von den genannten<br />

Unsicherheitsorten.<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wurde analysiert, warum<br />

sich die K<strong>in</strong>der an den jeweiligen Orten nicht sicher<br />

fühlen. 17 Die Abbildung 9.24 zeigt die am<br />

häufigsten genannten Begründungen für Unsicherheit<br />

an e<strong>in</strong>em Ort im Stadtteil. Die Begründungen<br />

s<strong>in</strong>d so unterschiedlich, dass sich ke<strong>in</strong>e sehr häufig<br />

besetzten Kategorien ergeben. Am häufigsten genannte<br />

Auslöser für Unsicherheit im Stadtteil s<strong>in</strong>d<br />

für die befragten K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs ältere Jugendliche.<br />

Viele K<strong>in</strong>der fürchten sich zudem davor, Opfer<br />

von Gewalt oder Krim<strong>in</strong>alität zu werden. Der Straßenverkehr<br />

ist e<strong>in</strong>e dritte größere Quelle von<br />

Angst und Unsicherheit. An vierter Stelle rangieren<br />

unerwünschte soziale Begegnungen und Betrunkene.<br />

17<br />

Die Frage nach den Gründen für Unsicherheit im<br />

Stadtteil wurde den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt,<br />

die 1.612 Antworten wurden nach Kriterien der qualitativen<br />

Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 35 Kategorien zugeordnet.<br />

117<br />

Ältere Jugendliche, Gewalt<br />

und der Straßenverkehr<br />

s<strong>in</strong>d die häufigsten Auslöser<br />

von Unsicherheit im<br />

Stadtteil.


Jungen haben deutlich<br />

häufiger Angst davor, Opfer<br />

von Gewalt zu werden.<br />

Abb. 9.24: Hauptgründe für Unsicherheit im<br />

Stadtteil.<br />

Die Abbildung 9.25 zeigt, dass Mädchen, mit wenigen<br />

<strong>in</strong>teressanten Ausnahmen, alle Begründungen<br />

häufiger nennen als Jungen. Das ist auch zu<br />

erwarten, da sie wie – oben beschrieben – auch<br />

generell häufiger Angstorte im Stadtteil haben.<br />

Jungen allerd<strong>in</strong>gs haben mehr als doppelt so häufig<br />

Angst davor, Opfer von Gewalt zu werden. Dies<br />

korrespondiert wahrsche<strong>in</strong>lich auch mit e<strong>in</strong>er höheren<br />

Viktimisierungsrate, da Jungen häufiger mit<br />

körperlicher Gewalt geführte Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

haben als Mädchen.<br />

Abb. 9.25: Hauptgründe für Unsicherheit im<br />

Stadtteil nach Geschlecht.<br />

118<br />

Jugendliche<br />

Gewalt<br />

Straßenverkehr<br />

Betrunkene<br />

Dunkelheit<br />

andere soziale Begegnungen<br />

Krim<strong>in</strong>alität<br />

Jugendliche<br />

Gewalt<br />

Straßenverkehr<br />

Betrunkene<br />

Dunkelheit<br />

andere soziale Begegnungen<br />

Krim<strong>in</strong>alität<br />

5%<br />

6%<br />

8%<br />

8%<br />

7%<br />

7%<br />

15%<br />

0% 4% 8% 12% 16%<br />

4%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

6%<br />

6%<br />

6%<br />

7%<br />

9%<br />

9%<br />

10%<br />

11%<br />

13%<br />

17%<br />

Jungen<br />

Mädchen<br />

0% 4% 8% 12% 16% 20%


Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt die Angst<br />

davor, im Straßenverkehr e<strong>in</strong>en Unfall zu haben,<br />

deutlich ab (s. Abb. 9.26a & 9.26b). Die Unsicherheit<br />

aufgrund unerwünschter sozialer Begegnungen<br />

(u.a. mit Ausländern) und Pöbeleien aber<br />

steigt deutlich an. Ebenso steigen die Angst vor<br />

schlecht beleuchteten Stellen und davor, Opfer<br />

von Gewalt zu werden, an.<br />

Abb. 9.26a&b: Ausgewählte Hauptgründe für Unsicherheit<br />

im Stadtteil nach Alter.<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

Die Abbildungen 9.27a-f zeigen für die sechs<br />

meistgenannten Unsicherheitsorte die Gründe, warum<br />

sich die K<strong>in</strong>der an diesen Orten nicht sicher<br />

fühlen. Vor allem gefährlicher Straßenverkehr<br />

macht Straßen zu e<strong>in</strong>em Ort, an dem sich die K<strong>in</strong>der<br />

unsicher fühlen. Aber auch unerwünschte Be-<br />

119<br />

Ausländer<br />

andere soziale<br />

Begegnungen<br />

Pöbeleien<br />

Straßenverkehr<br />

Dunkelheit<br />

Gewalt<br />

Ältere K<strong>in</strong>der haben stärker<br />

Angst vor Pöbeleien<br />

und unerwünschten sozialen<br />

Begegnungen.<br />

Straßen s<strong>in</strong>d Unsicherheitsorte,<br />

wenn der Verkehr<br />

stark ist, aber auch<br />

wenn die Beleuchtung<br />

schlecht ist oder Jugendliche<br />

sich dort aufhalten.


Jugendliche und Betrunkene<br />

wirken im Dunkeln besonders<br />

bedrohlich.<br />

Im Umfeld von Schulen<br />

s<strong>in</strong>d Jugendlich zumeist<br />

der Auslöser von Angst.<br />

Wenn e<strong>in</strong> Spielplatz e<strong>in</strong><br />

Unsicherheitsort ist, dann<br />

vor allem, weil sich dort<br />

Jugendliche aufhalten.<br />

gegnungen mit Jugendlichen oder anderen Menschen<br />

spielen ebenso wie schlechte Beleuchtung<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Rolle.<br />

Die unspezifische Furcht im Dunkeln ist nicht ausschließlich<br />

mit der schlechten Beleuchtung verknüpft<br />

(die allerd<strong>in</strong>gs schon e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

spielt), sondern vor allem mit der Angst vor Jugendlichen<br />

oder Betrunkenen, die im Dunkeln angetroffen<br />

werden könnten.<br />

Im Wald fürchten sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie,<br />

weil es dort dunkel ist oder weil sie fürchten, dort<br />

verstärkt Opfer von Verbrechen werden zu können.<br />

Ganz klar ist das Umfeld von Schulen dann e<strong>in</strong><br />

Angstort, wenn sich dort Jugendliche aufhalten,<br />

die die K<strong>in</strong>der fürchten, oder wenn sie dort Gewalt<br />

erleben könnten.<br />

Auch im Park fürchten sich die K<strong>in</strong>der vor allem<br />

vor Jugendlichen, die sich dort aufhalten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

macht die Angst vor Betrunkenen, wegen<br />

schlechter Beleuchtung und vor anderen unerwünschten<br />

sozialen Begegnungen ebenfalls e<strong>in</strong>en<br />

nicht unbeträchtlichen Anteil aus.<br />

Auch Spielplätze werden vor allem wegen Jugendlicher<br />

zu Angstorten. Furcht vor Gewalt, vor Betrunkenen<br />

oder anderen Menschen spielt aber ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Zwischen den Stadtteilen s<strong>in</strong>d die auch Begründungen<br />

für die Unsicherheitsorte erwartungsgemäß<br />

sehr unterschiedlich: In manchen Stadtteilen<br />

s<strong>in</strong>d soziale Konflikte (zum Teil mit Ausländern,<br />

zum Teil mit Betrunkenen, zum Teil mit Obdachlosen)<br />

Auslöser von Ängsten an bestimmten Stellen.<br />

In anderen Stadtteilen s<strong>in</strong>d Gefahren des Straßenverkehrs<br />

e<strong>in</strong> besonderes Thema, <strong>in</strong> wieder anderen<br />

Stadtteilen s<strong>in</strong>d Jugendliche an bestimmten<br />

Stellen im Stadtteil e<strong>in</strong> wichtiges Problem für die<br />

K<strong>in</strong>der.<br />

120


Abb. 9.27a-c: Hauptgründe für Unsicherheit im<br />

Stadtteil nach Unsicherheitsort.<br />

Krim<strong>in</strong>alität<br />

andere soziale Begegnungen<br />

Dunkelheit<br />

Betrunkene<br />

Straßenverkehr<br />

Gewalt<br />

Jugendliche<br />

Krim<strong>in</strong>alität<br />

andere soziale Begegnungen<br />

Dunkelheit<br />

Betrunkene<br />

Straßenverkehr<br />

Gewalt<br />

Jugendliche<br />

Krim<strong>in</strong>alität<br />

andere soziale Begegnungen<br />

Dunkelheit<br />

Betrunkene<br />

Straßenverkehr<br />

Gewalt<br />

Jugendliche<br />

Straßen<br />

3%<br />

7%<br />

9%<br />

10%<br />

8%<br />

12%<br />

121<br />

48%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

im Dunkeln<br />

2%<br />

4%<br />

7%<br />

7%<br />

19%<br />

17%<br />

27%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

im Wald<br />

2%<br />

1%<br />

3%<br />

5%<br />

8%<br />

16%<br />

20%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%


Abb. 9.27d-f: Hauptgründe für Unsicherheit im<br />

Stadtteil nach Unsicherheitsort.<br />

122<br />

Krim<strong>in</strong>alität<br />

andere soziale Begegnungen<br />

Dunkelheit<br />

Betrunkene<br />

Straßenverkehr<br />

Gewalt<br />

Jugendliche<br />

Krim<strong>in</strong>alität<br />

andere soziale Begegnungen<br />

Dunkelheit<br />

Betrunkene<br />

Straßenverkehr<br />

Gewalt<br />

Jugendliche<br />

Krim<strong>in</strong>alität<br />

andere soziale Begegnungen<br />

Dunkelheit<br />

Betrunkene<br />

Straßenverkehr<br />

Gewalt<br />

Jugendliche<br />

1%<br />

Schule<br />

5%<br />

5%<br />

5%<br />

8%<br />

29%<br />

48%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

im Park<br />

1%<br />

10%<br />

8%<br />

13%<br />

15%<br />

24%<br />

40%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

Spielplatz<br />

3%<br />

3%<br />

8%<br />

12%<br />

18%<br />

19%<br />

47%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%


Zwischen der gegebenen Begründung für e<strong>in</strong>en<br />

Unsicherheitsort und dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

besteht ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutig nachweisbarer Zusammenhang.<br />

9.11 Verbotene Orte<br />

Neben den Orten, an denen die K<strong>in</strong>der sich selbst<br />

unwohl fühlen, gibt es möglicherweise auch Orte<br />

im Stadtteil, an denen sich die K<strong>in</strong>der nicht aufhalten<br />

dürfen, weil ihre Eltern es ihnen verboten haben.<br />

42% der befragten K<strong>in</strong>der haben nach eigenen<br />

Angaben ke<strong>in</strong>e verbotenen Orte im Stadtteil,<br />

weil ihnen ihre Eltern nicht explizit verboten haben,<br />

bestimmte Stellen aufzusuchen. 18 H<strong>in</strong>zu<br />

kommt, dass weitere 32% der K<strong>in</strong>der die Frage<br />

nicht beantworten und zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Teil dieser<br />

K<strong>in</strong>der ebenfalls ke<strong>in</strong>e verbotenen Orte im Stadtteil<br />

haben dürfte. Dass den K<strong>in</strong>dern explizit verboten<br />

wird, e<strong>in</strong>en bestimmten Ort aufzusuchen,<br />

sche<strong>in</strong>t also <strong>in</strong> den untersuchten Stadtteilen eher<br />

die Ausnahme zu se<strong>in</strong>. Die Abbildung 9.28 zeigt<br />

die häufigsten „verbotenen Orte“ der K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil, wenn es e<strong>in</strong> Verbot gibt.<br />

Wenn überhaupt „Orte“ im Stadtteil genannt werden,<br />

taucht als häufigste Nennung gar ke<strong>in</strong> Ort<br />

auf, sondern die Vorgabe der Eltern, nicht alle<strong>in</strong>e<br />

im Stadtteil unterwegs zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der dürften<br />

sich auch nicht abends oder im Dunkeln im<br />

Stadtteil aufhalten. Wirklich verbotene Orte beziehen<br />

sich <strong>in</strong> der Mehrzahl entweder auf Wälder beziehungsweise<br />

Parks oder auf Gewässer (Seen,<br />

Bachläufe, Flüsse, Sickergruben, etc.) und auf den<br />

Straßenverkehr. Diese verbotenen Orte s<strong>in</strong>d den<br />

Unsicherheitsorten recht ähnlich, d.h. viele Eltern<br />

verbieten offenbar ihren K<strong>in</strong>dern bestimmte Orte<br />

nicht, weil diese sich dort ohneh<strong>in</strong> so unsicher fühlen,<br />

dass sie sich nicht dort aufhalten. Das Schulumfeld<br />

und die Spielplätze (bei den Unsicherheitsorten<br />

relativ weit vorne <strong>in</strong> der Rangliste) f<strong>in</strong>den<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs nicht häufig unter den verbotenen<br />

Orten. Umgekehrt verbieten die Eltern den K<strong>in</strong>dern<br />

häufiger, sich an Gewässern aufzuhalten,<br />

obwohl dies aus Sicht der K<strong>in</strong>der nur selten e<strong>in</strong><br />

Unsicherheitsort ist.<br />

18 Die Frage nach den verbotenen Orten im Stadtteil<br />

wurde den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt, die 1.799<br />

Antworten wurden nach Kriterien der Inhaltsanalyse<br />

e<strong>in</strong>er von 43 Kategorien zugeordnet.<br />

123<br />

Den meisten K<strong>in</strong>dern wurden<br />

gar ke<strong>in</strong>e Orte im<br />

Stadtteil verboten.<br />

Viele K<strong>in</strong>der dürfen generell<br />

nicht alle<strong>in</strong>e oder im<br />

Dunkeln im Stadtteil unterwegs<br />

se<strong>in</strong>.


Mädchen bekommen häufiger<br />

verboten, sich an bestimmten<br />

Stellen im Stadtteil<br />

aufzuhalten.<br />

Abb. 9.28: Verbotene Orte im Stadtteil.<br />

alle<strong>in</strong>e unterwegs se<strong>in</strong><br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich nur wenig<br />

<strong>in</strong> den verbotenen Orten selbst, allerd<strong>in</strong>gs bekommen<br />

Mädchen offenbar deutlich häufiger als<br />

Jungen verboten, sich an bestimmten Stellen im<br />

Stadtteil aufzuhalten. Die Hälfte (49%) aller Jungen<br />

sagt, dass ihre Eltern ihnen ke<strong>in</strong>e Stelle im<br />

Stadtteil verbieten. Bei den Mädchen ist es nur e<strong>in</strong><br />

gutes Drittel (36%). Insbesondere alle<strong>in</strong>e oder im<br />

Dunkeln im Stadtteil unterwegs zu se<strong>in</strong>, wird vor<br />

allem den befragten Mädchen verboten (s. Abb.<br />

27).<br />

Abb. 9.29: Verbotene Orte im Stadtteil nach Geschlecht.<br />

124<br />

im Wald<br />

am Wasser<br />

abends / im Dunkeln unterwegs se<strong>in</strong><br />

bestimmte Straßen<br />

Stadtpark<br />

Straßenverkehr<br />

alle<strong>in</strong>e unterwegs se<strong>in</strong><br />

im Wald<br />

am Wasser<br />

abends / im Dunkeln unterwegs se<strong>in</strong><br />

bestimmte Straßen<br />

Stadtpark<br />

Straßenverkehr<br />

4%<br />

3%<br />

3%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

6%<br />

0% 2% 4% 6% 8%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

3%<br />

4%<br />

3%<br />

3%<br />

4%<br />

4%<br />

5%<br />

6%<br />

6%<br />

6%<br />

9%<br />

Jungen<br />

Mädchen<br />

0% 4% 8% 12%


Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der werden die<br />

Verbote der Eltern für bestimmte Stellen im Stadtteil<br />

noch seltener, als sie es schon bei den Drittklässlern<br />

s<strong>in</strong>d (s. Abb. 9.30). Dies führt dazu, dass<br />

– mit e<strong>in</strong>er Ausnahme – durchweg alle verschiedenen<br />

angegebenen Orte weniger häufig genannt<br />

werden. Die Ausnahme bildet das häufiger werdende<br />

Verbot, sich nicht abends bzw. im Dunkeln<br />

im Stadtteil aufzuhalten (s. Abb. 9.31). Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

ist bei den jüngeren K<strong>in</strong>dern, die sich<br />

sowieso früher zurück nach Hause begeben (müssen),<br />

e<strong>in</strong> spezielles Verbot der Abendstunden unnötig.<br />

Abb. 9.30: Anteil von K<strong>in</strong>dern ohne verbotene Orte<br />

nach Alter.<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

Abb. 9.31: Anteil von K<strong>in</strong>dern, die sich abends /<br />

im Dunkeln nicht im Stadtteil aufhalten<br />

dürfen, nach Alter.<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

125<br />

Mit steigendem Alter bekommen<br />

die K<strong>in</strong>der häufiger<br />

das explizite Verbot,<br />

im Dunkeln draußen zu<br />

se<strong>in</strong>.


87% der K<strong>in</strong>der äußern<br />

Veränderungswünsche am<br />

Stadtteil.<br />

Die Hauptwünsche beziehen<br />

sich auf die Spielplätze,<br />

Geschäfte und die Sauberkeit<br />

im Stadtteil.<br />

Besonders bei den konkret genannten Orten<br />

(Parks, Gewässer, Straßen, etc.) unterscheiden<br />

sich die Stadtteile erwartungsgemäß deutlich, je<br />

nachdem, ob es die entsprechenden Orte im<br />

Stadtteil gibt oder nicht und je nachdem, wie stark<br />

sie als potenziell gefährlich für K<strong>in</strong>der bewertet<br />

werden. Es gibt beispielsweise Stadtteile, <strong>in</strong> dem<br />

e<strong>in</strong>em Drittel der befragten K<strong>in</strong>der verboten wurde,<br />

sich an e<strong>in</strong>em bestimmten Bachlauf aufzuhalten,<br />

der als Entwässerungsgraben mit steiler Böschung<br />

zwar e<strong>in</strong>en attraktiven aber nicht ungefährlichen<br />

Spielort ausmacht. In e<strong>in</strong>em anderen<br />

Stadtteil darf e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Park, der vor allem aus historischen Gründen e<strong>in</strong><br />

sehr schlechtes Image hat.<br />

Zwischen dem Verbot von Orten im Stadtteil und<br />

dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der besteht ke<strong>in</strong> nachweisbarer<br />

Zusammenhang.<br />

9.12 Veränderungswünsche am Stadtteil<br />

Als letzte Frage im Bereich des Stadtteils wird im<br />

Folgenden beschrieben, welche Änderungswünsche<br />

die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil hegen. Die Antworten<br />

auf diese offene Frage 19 waren sehr zahlreich<br />

und vielfältig, was bedeutet, dass sich die<br />

K<strong>in</strong>der sehr differenziert mit ihrem Stadtteil ause<strong>in</strong>andergesetzt<br />

haben. Die Abbildung 9.32 zeigt die<br />

häufigsten Nennungen auf die Frage nach Veränderungswünschen.<br />

Die größte Teilgruppe (13%) ist mit ihrem Stadtteil<br />

so zufrieden, dass sie ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche<br />

haben. Umgekehrt aber benennen folglich<br />

87% D<strong>in</strong>ge an ihrem Stadtteil, die sie gerne verändern<br />

würden. Die meisten K<strong>in</strong>der würden gerne<br />

die Spielplätze verschönern oder mehr Spielplätze<br />

bauen. Auch mehr oder andere Geschäfte wünschen<br />

sich viele K<strong>in</strong>der. Die Sauberkeit im Stadtteil<br />

ist e<strong>in</strong> drittes wichtiges Thema, das die K<strong>in</strong>der<br />

gerne angehen würden. Es folgen auf den weiteren<br />

Plätzen viele Wünsche aus dem Bereich der Freizeit<strong>in</strong>frastruktur<br />

(Schwimmbad, K<strong>in</strong>o, Bolzplätze,<br />

etc.), aber auch Verbesserungen <strong>in</strong> der Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur<br />

(sowohl Verkehrsberuhigung als auch<br />

Ausbesserung der Straßen). E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der haben<br />

weiterh<strong>in</strong> den Wunsch, das soziale Mite<strong>in</strong>ander im<br />

19<br />

Die Frage nach den Veränderungswünschen im<br />

Stadtteil wurde den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt.<br />

Die 2.568 Antworten wurden nach Kriterien der qualitativen<br />

Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 84 Kategorien zugeordnet.<br />

126


Stadtteil zu verbessern oder die vorherrschende<br />

Bauform der Häuser (beispielsweise Hochhäuser<br />

oder Wohnblocks) zu verändern. Manche K<strong>in</strong>der<br />

nennen auch sehr fantasievolle Wünsche (z.B. „Ich<br />

würde jeden Monat den Stadtteil anders aussehen<br />

lassen“ oder „Alles <strong>in</strong> Süßigkeiten verwandeln außer<br />

Menschen und Tiere“). 20<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Stadtteile unterscheiden sich erwartungsgemäß<br />

sehr deutlich <strong>in</strong> den meistgeäußerten<br />

Veränderungswünschen. Interessanterweise liegt<br />

der Anteil der K<strong>in</strong>der, die nichts an ihrem Stadtteil<br />

verändern möchten, liegt zwischen 3% <strong>in</strong> der<br />

Hochhaussiedlung und 24% im strukturschwachen<br />

Großstadtquartier. Die drängendsten Probleme<br />

s<strong>in</strong>d je nach Wohngebiet sehr unterschiedlich:<br />

meistens stehen die Spielplätze ganz oben auf der<br />

Agenda der K<strong>in</strong>der (im Neubaugebiet, im strukturschwachen<br />

Großstadtquartier, im Stadtquartier im<br />

Umbruch und ganz besonders <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung).<br />

Mal werden vor allem mehr oder besser<br />

auf K<strong>in</strong>der und Jugendliche zugeschnittene Geschäfte<br />

gewünscht (im Kurort, <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>siedlung<br />

mit negativer Bevölkerungsentwicklung und <strong>in</strong> der<br />

boomende Landkommune). Mal s<strong>in</strong>d es die Grünflächen<br />

(im Stadtteil e<strong>in</strong>er ländlichen Mittelstadt),<br />

mal ist es e<strong>in</strong> Freibad (Landkommune), mal e<strong>in</strong><br />

Schwimmbad (Stadtteil der Pendlerstadt). Die<br />

Hauptveränderungswünsche der K<strong>in</strong>der spiegeln<br />

jeweils die wichtigsten fehlenden Angebote für<br />

K<strong>in</strong>der deutlich wider.<br />

Auffällige Geschlechtsunterschiede gibt es nur bei<br />

wenigen Veränderungswünschen (s. Abb. 9.33).<br />

Jungen wünschen sich häufiger Sportangebote,<br />

<strong>in</strong>sbesondere zum Fußballspielen. Mädchen dagegen<br />

geben deutlich häufiger die Sauberkeit im<br />

Stadtteil als e<strong>in</strong> Thema an, das ihnen am Herzen<br />

liegt. Auch Geschäfte, Spielplätze und generell<br />

Freizeitangebote (außer Sport) liegen den befragten<br />

Mädchen näher als den Jungen. Mit wenigen<br />

Ausnahmen s<strong>in</strong>d die Unterschiede aber weniger<br />

deutlich als bei vielen anderen Fragen.<br />

20<br />

Dass die K<strong>in</strong>der zum Teil auch fantasievolle Wünsche<br />

äußern ist e<strong>in</strong> gewünschter Nebeneffekt der Fragestellung,<br />

die absichtlich den Horizont der möglichen Veränderungen<br />

überschreiten sollte, um so auch verme<strong>in</strong>tlich<br />

unmögliche Veränderungswünsche zu erfassen, die ansonsten<br />

oft bereits der „Schere im Kopf der K<strong>in</strong>der“<br />

zum Opfer gefallen wären.<br />

127<br />

Jungen wünschen sich<br />

mehr Sportangebote, Mädchen<br />

legen mehr Wert auf<br />

Sauberkeit, Geschäfte und<br />

Spielplätze.


Freizeitpark<br />

Fantastisches<br />

Skateanlagen<br />

Sportplätze<br />

Angebote für Jugendliche<br />

Straßenbau<br />

soziale Verbesserung<br />

Freizeitaktivitäten<br />

Bauform / Hausform<br />

Freibad<br />

Schule<br />

Verkehrsberuhigung<br />

Bolzplätze<br />

mehr Grün(flächen)<br />

K<strong>in</strong>o<br />

Schwimmbad<br />

Sauberkeit<br />

Geschäfte<br />

Spielplätze<br />

nichts<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der werden die Veränderungswünschezahlreicher.<br />

Abb. 9.32: Die häufigsten Veränderungswünsche<br />

im Stadtteil.<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

Altersbed<strong>in</strong>gte Veränderungen <strong>in</strong> den Änderungswünschen<br />

gibt es ebenfalls nur wenige (s. Abb.<br />

9.34a & 9.34b): vor allem s<strong>in</strong>kt der Anteil der K<strong>in</strong>der,<br />

der ke<strong>in</strong>e Änderungswünsche am Stadtteil<br />

äußert von 20% <strong>in</strong> der dritten Klasse auf 7% <strong>in</strong><br />

der achten Klasse ab. Zwar wird dies zum Teil<br />

auch damit zusammenhängen, dass die jüngsten<br />

befragten K<strong>in</strong>der es schwieriger f<strong>in</strong>den, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

offenen Frage adäquat zu äußern und daher<br />

häufiger die leichtere Antwort „nichts“ wählen, aber<br />

es wird auch e<strong>in</strong>e Rolle spielen, dass die K<strong>in</strong>der<br />

mit zunehmendem Alter immer stärker „über<br />

den Tellerrand“ ihres Stadtteiles h<strong>in</strong>ausblicken und<br />

daher ihren Stadtteil und se<strong>in</strong>e Mängel deutlicher<br />

wahrnehmen können. Der Wunsch nach e<strong>in</strong>em<br />

128<br />

2%<br />

3%<br />

3%<br />

3%<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

6%<br />

9%<br />

9%<br />

13%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16%


Spielplatz s<strong>in</strong>kt altersgemäß ebenfalls deutlich ab.<br />

Vor allem der Wunsch nach passenden Geschäften,<br />

aber auch der nach e<strong>in</strong>er Jugenddisko oder<br />

e<strong>in</strong>er passenden Schule im Stadtteil steigt mit zunehmendem<br />

Alter an.<br />

Abb. 9.33: Die häufigsten Veränderungswünsche<br />

im Stadtteil nach Geschlecht.<br />

Freizeitpark<br />

1%<br />

2%<br />

Mädchen<br />

Fantastisches<br />

1%<br />

2%<br />

Jungen<br />

Skateanlagen<br />

1%<br />

3%<br />

Sportplätze<br />

1%<br />

3%<br />

Angebote für Jugendliche<br />

1%<br />

2%<br />

Straßenbau<br />

2%<br />

2%<br />

soziale Verbesserung<br />

3%<br />

2%<br />

Freizeitaktivitäten<br />

2%<br />

4%<br />

Bauform / Hausform<br />

2%<br />

4%<br />

Freibad<br />

3%<br />

4%<br />

Schule<br />

5%<br />

4%<br />

Verkehrsberuhigung<br />

4%<br />

5%<br />

Bolzplätze<br />

1%<br />

9%<br />

mehr Grün(flächen)<br />

4%<br />

5%<br />

K<strong>in</strong>o<br />

4%<br />

5%<br />

Schwimmbad<br />

5%<br />

6%<br />

Sauberkeit<br />

4%<br />

8%<br />

Geschäfte<br />

8%<br />

10%<br />

Spielplätze<br />

8%<br />

11%<br />

nichts<br />

13%<br />

14%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16%<br />

129


25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Abb. 9.34a: Ausgewählte Veränderungswünsche<br />

im Stadtteil nach Alter.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Abb. 9.34b: Ausgewählte Veränderungswünsche<br />

im Stadtteil nach Alter.<br />

Zusammenhänge zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil und den Veränderungswünschen am<br />

Stadtteil lassen sich nicht statistisch nachweisen.<br />

130<br />

Klasse<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

Spielplätze<br />

Nichts<br />

Geschäfte<br />

Jugenddisko<br />

Schule


10. Freizeitangebote der<br />

Kommune<br />

Wie ist die Reichweite der kommunalen Angebote<br />

für K<strong>in</strong>der? Was s<strong>in</strong>d die Liebl<strong>in</strong>gsfreizeitangebote<br />

der K<strong>in</strong>der? Wie ist die Alltagsnutzung von Freizeitangeboten?<br />

Welche Angebote werden von den<br />

K<strong>in</strong>dern nicht genutzt und warum nicht? Wie s<strong>in</strong>d<br />

die kommunalen Freizeitangebote für die K<strong>in</strong>der<br />

erreichbar? Diesen Fragen wird im Folgenden<br />

detailliert nachgegangen.<br />

10.1 Reichweite der kommunalen<br />

Angebote für K<strong>in</strong>der<br />

Zunächst wurden die K<strong>in</strong>der gebeten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Liste<br />

von <strong>in</strong>sgesamt 35 verschiedenen Angeboten 21 diejenigen<br />

anzukreuzen, die sie im Verlaufe e<strong>in</strong>es<br />

ganzen Jahres nutzen, unabhängig davon, wie<br />

häufig sie diese im Jahresverlauf nutzen. Die <strong>in</strong><br />

der Tabelle 10.1 dargestellten Zahlen geben also<br />

den Anteil der K<strong>in</strong>der wieder, der durch das Angebot<br />

erreicht wird. Welche Rolle die Freizeitangebote<br />

<strong>in</strong> der alltäglichen Wahl der Aktivitäten spielen<br />

und welche davon bei den K<strong>in</strong>dern besonders beliebt<br />

s<strong>in</strong>d, wird weiter unten gesondert analysiert.<br />

Die <strong>in</strong> Tabelle 10.1 dargestellten Zahlen s<strong>in</strong>d nicht<br />

danach gefiltert, ob die Kommune das jeweilige<br />

Angebot tatsächlich vorhält oder nicht. E<strong>in</strong>e zweite<br />

Analyse (s.u.) beschreibt dann nur die Reichweiten<br />

für Angebote, die es auch tatsächlich <strong>in</strong> der Kommune<br />

gibt.<br />

Jeweils drei Viertel aller befragten K<strong>in</strong>der nutzt<br />

Hallen- und Freibäder sowie Geschäfte e<strong>in</strong>er Kommune.<br />

Auch Spielplätze, Büchereien, K<strong>in</strong>os,<br />

Sportvere<strong>in</strong>e sowie Bolzplätze werden von mehr<br />

als der Hälfte aller befragten K<strong>in</strong>der genutzt. Sehr<br />

wenige K<strong>in</strong>der nutzen die Angebote von Landjugend,<br />

Jugendrotkreuz, Jugendfeuerwehr oder<br />

Pfadf<strong>in</strong>der. Auch K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamente<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Angebot, das nur wenige K<strong>in</strong>der nutzen.<br />

21<br />

In e<strong>in</strong>er Kommune wurden noch zwei nur für diese<br />

Kommune <strong>in</strong>teressante Angebote h<strong>in</strong>zugefügt. Diese<br />

Ergebnisse werden <strong>in</strong> diesem Bericht nicht weiter vorgestellt.<br />

131<br />

Die größte Reichweite haben<br />

Hallen- und Freibäder<br />

sowie Geschäfte.<br />

Sehr ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d die<br />

Reichweiten von Landjugend,<br />

Jugendrotkreuz oder<br />

Jugendfeuerwehr sowie<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamenten.


Tab. 10.1: Reichweite der kommunalen Angebote<br />

ohne Filterung des tatsächlichen Angebotes.<br />

Angebot Reichweite Angebot Reichweite<br />

Hallenbad 74% Skateranlage 22%<br />

Freibad 73% Tanzen 20%<br />

Geschäfte 72% Jugenddisko 20%<br />

Spielplatz 68% Reiterhof 20%<br />

Bücherei 58% Messdiener 16%<br />

K<strong>in</strong>o 57% Museum 16%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e 53% Volleyballplatz 14%<br />

Bolzplatz/Fußballplatz 52% Hausaufgabenbetreuung 13%<br />

Schulhöfe, die nachmittags geöffnet s<strong>in</strong>d 44% Nachmittagsunterricht 12%<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff 31% Internetcafe 11%<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de 31% Mädchengruppe / Jungengruppe 11%<br />

Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 31% Schützenvere<strong>in</strong> 10%<br />

Zoo / Tierpark 29% Pfadf<strong>in</strong>der 7%<br />

Eishalle 27% Jugendfeuerwehr 7%<br />

Nachmittagsangebote an der Schule<br />

27%<br />

6%<br />

(z.B. AGs)<br />

Jugendrotkreuz<br />

andere Treffpunkte für K<strong>in</strong>der/Jugendliche 26% K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament 4%<br />

Musikschule/Musikvere<strong>in</strong>e/Chor 25% Landjugend 4%<br />

Basketballplatz 23%<br />

Da das Angebot der Kommunen bezogen auf die<br />

Freizeitmöglichkeiten sehr unterschiedlich ist, differieren<br />

die Reichweiten der Angebote im Vergleich<br />

sehr stark. Um e<strong>in</strong> genaueres Bild zu erhalten,<br />

wie die tatsächliche Reichweite e<strong>in</strong>es Angebotes<br />

ist, wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt berechnet,<br />

wie viele K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Angebot nutzen, wenn die<br />

Kommune es auch tatsächlich vorhält (s. Tab.<br />

10.2). 22<br />

Berücksichtigt man bei der Analyse der Reichweiten<br />

das tatsächliche Angebot, so ergeben sich nur<br />

ger<strong>in</strong>gfügige, aber <strong>in</strong>teressante Verschiebungen.<br />

Da die meisten Angebote <strong>in</strong> allen oder fast allen<br />

analysierten Kommunen vorgehalten werden, s<strong>in</strong>d<br />

nur massive Erhöhungen bei den <strong>in</strong> der Tabelle<br />

10.2 fett gedruckten Angeboten zu erkennen. K<strong>in</strong>o,<br />

Zoo/Tierpark, Eishalle, Jugenddisko und (mit<br />

E<strong>in</strong>schränkungen) e<strong>in</strong> Museum werden deutlich<br />

22<br />

Die meisten der abgefragten Angebote halten alle<br />

Kommunen <strong>in</strong> mehr oder weniger großem Umfang vor.<br />

Nicht <strong>in</strong> allen Kommunen gibt es allerd<strong>in</strong>gs die folgenden<br />

Angebote: Zoo/Tierpark, Eishalle, K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament,<br />

Museum, K<strong>in</strong>o, Landjugend, Jugenddisko,<br />

Nachmittagsunterricht, Internetcafe, Freibad, Volleyballplatz,<br />

Hallenbad, Pfadf<strong>in</strong>der, Tanzangebote, Jugendrotkreuz<br />

und Hausaufgabenhilfe. Die Reihenfolge<br />

der eben aufgezählten Angebote entspricht der Häufigkeit,<br />

mit der sie für die K<strong>in</strong>der der Kommunen erreichbar<br />

s<strong>in</strong>d (von Zoo/Tierpark, der nur für 13% der K<strong>in</strong>der<br />

erreichbar ist, bis zur Hausaufgabenhilfe, die für immerh<strong>in</strong><br />

96% der K<strong>in</strong>der erreichbar ist).<br />

132


häufiger genutzt, wenn sie vorhanden s<strong>in</strong>d. Für<br />

andere Angebote wie beispielsweise e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendparlament, die Landjugend oder den<br />

Nachmittagsunterricht gilt das nicht. Die Angebote,<br />

die bei Vorhandense<strong>in</strong> tatsächlich deutlich häufiger<br />

genutzt werden, s<strong>in</strong>d auch alle unter den Angeboten,<br />

die die K<strong>in</strong>der sich am häufigsten wünschen,<br />

wenn sie nicht vorhanden s<strong>in</strong>d (s.u.). Dies<br />

spricht dafür, dass die K<strong>in</strong>der sich beim Wunsch<br />

ihrer Angebote nicht nur an der vorgelegten Liste<br />

der möglichen Angebote orientiert haben und somit<br />

D<strong>in</strong>ge genannt haben, die sie eigentlich gar<br />

nicht nutzen würden.<br />

Tab. 10.2: Reichweite der kommunalen Angebote<br />

mit Filterung des tatsächlichen Angebotes.<br />

Angebot Reichweite Angebot Reichweite<br />

Hallenbad 80% Basketballplatz 23%<br />

Freibad 79% Skateranlage 22%<br />

K<strong>in</strong>o 77% Museum 22%<br />

Geschäfte 72% Tanzen 21%<br />

Spielplatz 68% Reiterhof 20%<br />

Zoo / Tierpark 61% Messdiener 16%<br />

Bücherei 58% Hausaufgabenbetreuung 14%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e 53% Nachmittagsunterricht 14%<br />

Bolzplatz/Fußballplatz 52% Volleyballplatz 13%<br />

Eishalle 47% Internetcafe 12%<br />

Schulhöfe, die nachmittags geöffnet s<strong>in</strong>d 44% Mädchengruppe / Jungengruppe 11%<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff 31% Schützenvere<strong>in</strong> 10%<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de 31% Pfadf<strong>in</strong>der 8%<br />

Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 31% Jugendfeuerwehr 7%<br />

Nachmittagsangebote an der Schule<br />

27%<br />

6%<br />

(z.B. AGs)<br />

Jugendrotkreuz<br />

andere Treffpunkte für K<strong>in</strong>der/Jugendliche 26% K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament 6%<br />

Musikschule/Musikvere<strong>in</strong>e/Chor 25% Landjugend 4%<br />

Jugenddisko 25%<br />

Bei Jungen und Mädchen ist die Reichweite der<br />

meisten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune vorhandenen Freizeitangebote<br />

gleich, allerd<strong>in</strong>gs gibt es bei bestimmten<br />

Angeboten zum Teil deutliche Unterschiede (s.<br />

Abb. 10.1). Insbesondere die Sportangebote Bolz-,<br />

Skater- und Basketballplätze erreichen deutlich<br />

mehr Jungen als Mädchen, umgekehrt erreichen<br />

Reiterhöfe und Tanzangebote vor allem Mädchen.<br />

133


Im Vergleich der Kommunen<br />

haben bestimmte Angebote<br />

sehr unterschiedliche<br />

Reichweiten.<br />

Abb. 10.1: Reichweite ausgewählter kommunaler<br />

Angebote nach Geschlecht mit Filterung<br />

des tatsächlichen Angebotes.<br />

Obwohl nur die Angebote ausgewertet wurden, die<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune auch vorgehalten werden, unterscheidet<br />

sich die Reichweite der vorhandenen<br />

Angebote zwischen den Stadtteilen beträchtlich.<br />

Die Tabelle 10.3 zeigt die kle<strong>in</strong>ste und größte<br />

Reichweite <strong>in</strong> den Stadtteilen. Die Begründungen<br />

für die zum Teil ger<strong>in</strong>gen Reichweiten vorhandener<br />

Angebote s<strong>in</strong>d vielfältig und umfassen beispielsweise<br />

zu weite Entfernungen zum Angebot, mangelnde<br />

Attraktivität der Angebote oder antizipierte<br />

Konflikte mit den anderen Nutzern der Angebote.<br />

Die Zahlen machen sehr deutlich, dass es für die<br />

Reichweite e<strong>in</strong>es Angebotes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />

nicht ausreicht, dass es überhaupt vorhanden ist,<br />

sondern, dass vielmehr Lage, Qualität, Konzept,<br />

Konkurrenzangebote oder Ähnliches mit über den<br />

Erfolg e<strong>in</strong>es Angebotes entscheiden. Während <strong>in</strong><br />

manchen Kommunen das Hallen- oder Freibad so<br />

attraktiv ist, dass es (fast) alle K<strong>in</strong>der nutzen, erreicht<br />

es <strong>in</strong> anderen gerade die Hälfte der K<strong>in</strong>der.<br />

Häufig s<strong>in</strong>d gerade bei den <strong>in</strong>sgesamt weniger genutzten<br />

Angeboten e<strong>in</strong>zelne Angebote <strong>in</strong> bestimmten<br />

Kommunen relativ erfolgreich. So erreicht beispielsweise<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament <strong>in</strong><br />

134<br />

Jugendfeuerwehr<br />

5%<br />

9%<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

Reiterhof<br />

8%<br />

30%<br />

Tanzangebote<br />

Skaterplatz<br />

Basketballplatz<br />

Musikschule,<br />

Chor<br />

Eishalle<br />

Bolzplatz<br />

Bücherei<br />

Geschäfte<br />

8%<br />

15%<br />

13%<br />

30%<br />

32%<br />

28%<br />

21%<br />

33%<br />

30%<br />

40%<br />

53%<br />

51%<br />

64%<br />

76%<br />

76%<br />

68%<br />

0% 20% 40% 60% 80%


e<strong>in</strong>er Kommune immerh<strong>in</strong> 11% der befragten K<strong>in</strong>der,<br />

23 <strong>in</strong> den anderen Kommunen liegen die Quoten,<br />

<strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament<br />

vorhanden ist mit 1-3%, sehr viel niedriger. Umgekehrt<br />

gibt es auch Angebot, bei denen e<strong>in</strong>zelne<br />

Kommunen durch e<strong>in</strong>e auffällig ger<strong>in</strong>ge Reichweite<br />

hervorstechen. In e<strong>in</strong>er Kommune nutzen beispielsweise<br />

nur 11% der K<strong>in</strong>der die Bücherei, während<br />

<strong>in</strong> den anderen Kommunen die Reichweite<br />

der Bücherei zwischen 49% und 79% der K<strong>in</strong>der<br />

liegt. Gerade Kommunen mit solch auffällig ger<strong>in</strong>ger<br />

Reichweite e<strong>in</strong>zelner Angebote sollten versuchen<br />

zu klären, was die spezifischen Gründe für<br />

die ger<strong>in</strong>ge Nutzung s<strong>in</strong>d.<br />

Tab. 10.3: Unterschiede <strong>in</strong> Reichweite der kommunalen<br />

Angebote nach Kommunen.<br />

Angebot Reichweite Angebot Reichweite<br />

Hallenbad 53%-96% Basketballplatz 5%-46%<br />

Freibad 51%-95% Skateranlage 7%-38%<br />

K<strong>in</strong>o 44%-91% Museum 9%-41%<br />

Geschäfte 52%-80% Tanzen 13%-25%<br />

Spielplatz 47%-77% Reiterhof 11%-26%<br />

Zoo / Tierpark - a Messdiener 8%-24%<br />

Bücherei 11%-79% Hausaufgabenbetreuung 4%-25%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e 42%-63% Nachmittagsunterricht 1%-27%<br />

Bolzplatz/Fußballplatz 40%-63% Volleyballplatz 3%-24%<br />

Eishalle 37%-60% Internetcafe 4%-30%<br />

Schulhöfe, die nachmittags geöffnet s<strong>in</strong>d 24%-66% Mädchengruppe / Jungengruppe 1%-23%<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff 16%-43% Schützenvere<strong>in</strong> 2%-18%<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de 24%-43% Pfadf<strong>in</strong>der 1%-11%<br />

Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 18%-57% Jugendfeuerwehr 2%-14%<br />

Nachmittagsangebote an der Schule 13%-39%<br />

1%-15%<br />

(z.B. AGs)<br />

Jugendrotkreuz<br />

andere Treffpunkte für K<strong>in</strong>der/Jugendliche 11%-37% K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament 1%-11%<br />

Musikschule/Musikvere<strong>in</strong>e/Chor 12%-30% Landjugend 1%-8%<br />

Jugenddisko 7%-36%<br />

a<br />

Angebot nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune vorhanden<br />

Mit dem Alter der K<strong>in</strong>der verändert sich die Reichweite<br />

e<strong>in</strong>iger Angebote deutlich (s. Abb. 10.2a-<br />

10.2c): Spielplätze, nachmittags geöffnete Schulhöfe,<br />

Pfadf<strong>in</strong>der, Musikschule, Reiterhöfe, das Jugendrotkreuz,<br />

Museum, Zoo/Tierpark und die Bücherei<br />

werden mit zunehmendem Alter weniger<br />

stark frequentiert, Jugendtreffs, Internetcafes und<br />

Nachmittagsunterricht an der Schule dagegen<br />

häufiger.<br />

23<br />

Wobei die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> dieser Kommune möglicherweise<br />

das abgefragte K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament mit dem<br />

K<strong>in</strong>derforum (e<strong>in</strong>er aktionsgebundenen Beteiligungsform<br />

im Stadtteil) verwechseln.<br />

135


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Abb. 10.2a-c: Reichweite ausgewählter kommunaler<br />

Angebote nach Alter mit Filterung<br />

des tatsächlichen Angebotes.<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

136<br />

Klasse<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

Klasse<br />

Museum<br />

Bücherei<br />

Spielplätze<br />

Schulhöfe<br />

Jugendtreff<br />

Internetcafe<br />

Pfadf<strong>in</strong>der<br />

Jugendrotkreuz<br />

Musikschule<br />

Reiterhof<br />

Zoo / Tierpark<br />

Nachmittagsunterricht


K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund werden durch<br />

e<strong>in</strong>ige Freizeitangebote besser erreicht als K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und umgekehrt. Ger<strong>in</strong>gere<br />

Reichweiten bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

haben Angebote, die bezahlt werden<br />

müssen (Hallen- und Freibäder), vere<strong>in</strong>sgebundene<br />

Sportarten und konfessionell gebundene Angebote<br />

(Messdiener, Kirchengeme<strong>in</strong>de). Höhere<br />

Reichweiten haben dagegen Sportangebote, die<br />

ohne Anmeldung oder Bezahlung genutzt werden<br />

können (Bolz-, Basketball- und Skaterplätze),<br />

Spielplätze, Angebote <strong>in</strong> Jugendtreffs, Internetcafes,<br />

Jugenddiskos und bei der Hausaufgabenunterstützung.<br />

10.2 Bei K<strong>in</strong>dern beliebte<br />

Freizeitangebote<br />

Aus den 35 zuvor bezüglich ihrer generellen<br />

Reichweite analysierten Angebote sollten die K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt die drei Angebote<br />

auswählen, die sie besonders gerne nutzen. Tabelle<br />

10.4 zeigt die am häufigsten genannten Liebl<strong>in</strong>gsangebote.<br />

24 Deutlich an der Spitze der Beliebtheitsskala<br />

stehen Frei- und Hallenbäder. Es<br />

folgen Sportangebote (im Vere<strong>in</strong> oder unorganisiert)<br />

vor K<strong>in</strong>o, Geschäften und Spielplätzen. Auch<br />

die Bücherei, Reiterhöfe, Tanzangebote oder die<br />

Musikschule stehen bei vielen K<strong>in</strong>dern relativ weit<br />

oben <strong>in</strong> der Hitliste.<br />

Die Hitliste der elf beliebtesten Freizeitaktivitäten<br />

bildet <strong>in</strong> weiten Teilen auch die Freizeitangebote<br />

mit der größten Reichweite ab, allerd<strong>in</strong>gs mit drei<br />

wichtigen Ausnahmen: Musikschule, Reiterhof und<br />

Tanzangebote haben zwar e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>ge<br />

Reichweite, s<strong>in</strong>d dafür aber dann bei den K<strong>in</strong>dern,<br />

die sie nutzen, so beliebt, dass sie <strong>in</strong> die Hitliste<br />

der beliebtesten Aktivitäten gelangen. In etwas<br />

weniger starker Form gilt dies auch für Bolzplätze<br />

und Sportvere<strong>in</strong>e, deren Beliebtheit bei Teilgruppen<br />

der K<strong>in</strong>der (<strong>in</strong> diesem Falle bei den Jungen,<br />

s.u.) so groß ist, dass sie <strong>in</strong> der Beliebtheitsliste<br />

weiter oben stehen als <strong>in</strong> der Reichweitenanalyse.<br />

24<br />

Unabhängig davon, ob nur Angebote analysiert werden,<br />

die <strong>in</strong> der jeweiligen Kommune vorhanden s<strong>in</strong>d<br />

oder nicht, s<strong>in</strong>d die Ergebnisse identisch, d.h. die Liebl<strong>in</strong>gsfreizeitangebote,<br />

die die K<strong>in</strong>der angeben, s<strong>in</strong>d immer<br />

Angebote, die <strong>in</strong> der Kommune auch vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

137<br />

Kostenpflichtige oder konfessionell<br />

gebundene Angebote<br />

erreichen K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

schlechter.<br />

Musikschule, Reiterhof und<br />

Tanzangebote s<strong>in</strong>d beliebt,<br />

obwohl sie nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />

Reichweite haben.


Während die Beliebtheit<br />

von Hallenbädern mit dem<br />

Alter s<strong>in</strong>kt, bleibt die Beliebtheit<br />

von Freibädern<br />

konstant hoch.<br />

Tab. 10.4: Liebl<strong>in</strong>gsfreizeitangebote der K<strong>in</strong>der<br />

(ohne Berücksichtigung des tatsächlichen<br />

Angebotes).<br />

Angebot Gesamt Jungen Mädchen<br />

Freibad 42% 40% 44%<br />

Hallenbad 32% 33% 30%<br />

Bolzplatz / Fußballplatz 26% 47% 6%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e 23% 28% 18%<br />

K<strong>in</strong>o 21% 24% 18%<br />

Geschäfte 19% 14% 24%<br />

Spielplatz 16% 14% 18%<br />

Bücherei 13% 8% 17%<br />

Reiterhof 10% 1% 18%<br />

Tanzen 9% 1% 16%<br />

Musikschule / Musikvere<strong>in</strong> / Chor 8% 7% 9%<br />

Viele der beliebtesten Freizeitangebote werden<br />

von Jungen und Mädchen sehr unterschiedlich genutzt<br />

(s. Tab. 10.4). Besonders ausgeprägt s<strong>in</strong>d<br />

die Unterschiede beim Bolzplatz, dem Reiterhof<br />

und Tanzangeboten. Deutliche Geschlechtsabhängigkeit<br />

besteht aber auch bei der Nutzung von<br />

Sportvere<strong>in</strong>en, K<strong>in</strong>o, Geschäften und der Bücherei.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen der Freizeitaktivitäten ist die Beliebtheit<br />

deutlich altersabhängig (s. Abb. 10.3): die<br />

Attraktivität der Hallenbäder s<strong>in</strong>kt mit dem Alter<br />

(im Gegensatz zu den Freibädern, die konstant<br />

e<strong>in</strong>en hohen Wert halten). Ebenso wird die Musikschule<br />

stetig unattraktiver, je älter die K<strong>in</strong>der<br />

werden. E<strong>in</strong>en Zuwachs verbuchen die Geschäfte,<br />

die zunehmend attraktiver werden und das Internetcafe,<br />

das erst bei den Achtklässlern zu e<strong>in</strong>em<br />

attraktiven Angebot wird. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Entwicklung<br />

nimmt die Attraktivität von Spielplätzen:<br />

zunächst ist der Verlust an Attraktivität von der<br />

dritten bis zur sechsten Klasse deutlich, um dann<br />

wieder e<strong>in</strong>en leichten Zuwachs an Attraktivität zu<br />

verbuchen. Möglicherweise s<strong>in</strong>d Spielplätze deshalb<br />

für die Siebt- und Achtklässler wieder attraktiver,<br />

weil sie Treffpunkte werden, an denen sich<br />

die älteren K<strong>in</strong>der treffen und „abhängen“.<br />

138


Abb. 10.3: Ausgewählte Liebl<strong>in</strong>gsfreizeitangebote<br />

der K<strong>in</strong>der nach Alter.<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich nur <strong>in</strong> wenigen Punkten von K<strong>in</strong>dern ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, diese s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>teressant:<br />

Sportvere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

deutlich seltener Liebl<strong>in</strong>gsangebote<br />

als bei K<strong>in</strong>dern ohne (s. Abb. 10.4). Auffällig<br />

häufiger werden dagegen Spielplätze genannt.<br />

Weitere Unterschiede bestehen nicht.<br />

Abb. 10.4: Ausgewählte Liebl<strong>in</strong>gsfreizeitangebote<br />

der K<strong>in</strong>der nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

27%<br />

13%<br />

14%<br />

21%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e Spielplätze<br />

Bezogen auf die Ursprungsländer der K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ergibt sich e<strong>in</strong>e weitere Differenzierung:<br />

Nimmt man die vier Herkunftsländer,<br />

<strong>in</strong> denen die meisten der befragten K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ihre Wurzeln haben (Türkei,<br />

Russland, Polen und Kasachstan), so fällt auf, dass<br />

139<br />

Hallenbad<br />

Musikschule<br />

Geschäfte<br />

Spielplatz<br />

Internetcafe<br />

ke<strong>in</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Insbesondere K<strong>in</strong>der mit<br />

kasachischen Wurzeln<br />

meiden Vere<strong>in</strong>sangebote.


In Kommunen mit wenigen<br />

Angeboten weichen die<br />

K<strong>in</strong>der nicht auf die vorhandenen<br />

Angebote aus.<br />

zwar alle e<strong>in</strong>e niedrigere Organisationsquote <strong>in</strong><br />

Sportvere<strong>in</strong>en haben und e<strong>in</strong>e höhere Nutzung von<br />

Spielplätzen (vermutlich als Treffpunkte), besonders<br />

ausgeprägt ist dieses Verhalten aber bei K<strong>in</strong>dern,<br />

die Wurzeln <strong>in</strong> Kasachstan haben (s. Tab.<br />

10.5).<br />

Tab. 10.5: Beliebtheit ausgewählter Freizeitangebote<br />

bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

aus den häufigsten Herkunftsländern.<br />

Angebot Sportvere<strong>in</strong> Spielplatz<br />

Türkei 13% 19%<br />

Russland 15% 21%<br />

Kasachstan 7% 30%<br />

Polen 13% 20%<br />

10.3 Alltagsnutzung der kommunalen<br />

Freizeitangebote<br />

Um neben den beliebtesten Freizeitaktivitäten und<br />

der generellen Reichweite auch e<strong>in</strong> Bild darüber zu<br />

erhalten, welche Freizeitangebote die K<strong>in</strong>der denn<br />

im Alltag tatsächlich nutzen, wurde über die Stichtagsmethode<br />

e<strong>in</strong>e Annäherung versucht. Die K<strong>in</strong>der<br />

wurden gebeten, aus der Liste der 35 Angebote<br />

diejenigen auszuwählen, die sie am Tag vor der<br />

Befragung genutzt hatten. Da die Befragung der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den meisten Kommunen über 1-2 Wochen<br />

streute, ergaben sich so Stichproben aus<br />

mehreren Wochentagen und <strong>in</strong> der Regel auch<br />

Wochenendtagen. Die Tagesstichproben bleiben<br />

allerd<strong>in</strong>gs beschränkt auf e<strong>in</strong>en Zeitraum im Frühsommer,<br />

<strong>in</strong> der Hauptsache zwischen Ende Mai<br />

und Anfang Juli 2005, 25 und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern von jahreszeitlich<br />

begrenzter Aussagekraft.<br />

29% der befragten K<strong>in</strong>der geben an, dass sie am<br />

Stichtag ke<strong>in</strong>es der abgefragten Angebote genutzt<br />

hätten. Dabei zeigt das tatsächlich vorhandene<br />

Angebot e<strong>in</strong>en gewissen Zusammenhang mit der<br />

Nutzung, d.h. <strong>in</strong> Stadtteilen <strong>in</strong> Kommunen mit e<strong>in</strong>em<br />

sehr dünnen Angebot für K<strong>in</strong>der nutzen die<br />

K<strong>in</strong>der auch generell weniger Angebote und weichen<br />

nicht auf die vorhandenen aus. 26<br />

25 Die Masse der Fragebögen wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit erhoben,<br />

als <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> relativ warmes und trockenes Sommerwetter<br />

herrschte. Die heißesten Tage des Jahres<br />

2005 fielen <strong>in</strong> diese Periode.<br />

26 Auch hier gilt, dass die Ergebnisse identisch ausfallen,<br />

wenn die Angebote ausgefiltert werden, die <strong>in</strong> der<br />

Kommune nicht vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

140


Für 80% der befragten K<strong>in</strong>der war der Stichtag,<br />

für den sie ihr Freizeitverhalten angeben sollten,<br />

e<strong>in</strong> normaler Wochentag (Montags bis Freitags).<br />

14% berichten für e<strong>in</strong>en Sonntag, 6% für e<strong>in</strong>en<br />

Samstag. Dass der Samstag etwas unterrepräsentiert<br />

ist, ist damit erklärbar, dass die Befragung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Kommunen <strong>in</strong> der Schule stattfand und<br />

daher der Samstag als Stichtag nicht vorkommen<br />

konnte. 1% der K<strong>in</strong>der beantwortete die Stichtagsfragen<br />

für e<strong>in</strong>en Feiertag (hauptsächlich Fronleichnam<br />

und Pf<strong>in</strong>gstmontag).<br />

Die Tabelle 10.6 zeigt die zehn Angebote, die <strong>in</strong><br />

der Alltagsnutzung der K<strong>in</strong>der an vorderster Stelle<br />

stehen. Auffällig ist, dass zwischen der Liste der<br />

Angebote mit der größten Reichweite, der Liste<br />

der beliebtesten Angebote und der Liste der im<br />

Alltag der K<strong>in</strong>der am häufigsten genutzten Angebote<br />

zum Teil deutliche Unterschiede bestehen. So<br />

nehmen im Alltag Spielplätze und Geschäfte zum<br />

Bummeln sowie die Bolzplätze die zentrale Rolle<br />

e<strong>in</strong>. Dies s<strong>in</strong>d die Angebote, die die K<strong>in</strong>der (zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>in</strong> der Sommerzeit 2005) am häufigsten<br />

nutzten. Obwohl das Wetter an vielen Tagen Ende<br />

Mai bis Ende Juni durchaus freibadtauglich war, ist<br />

das Freibad <strong>in</strong> der Liste der Alltagsfreizeitangebote<br />

deutlich weiter h<strong>in</strong>ten zu f<strong>in</strong>den. Es ist für die K<strong>in</strong>der<br />

aufwändiger (s.u.) und e<strong>in</strong> außergewöhnlicheres<br />

Ereignis, <strong>in</strong>s Freibad zu gehen als beispielsweise<br />

auf den Spielplatz im Wohngebiet. Nachmittags<br />

geöffnete Schulhöfe tauchen <strong>in</strong> der Reichweitenliste<br />

und erst recht <strong>in</strong> der Hitliste der beliebtesten<br />

Angebote nicht auf, s<strong>in</strong>d aber für die alltägliche<br />

Freizeitgestaltung der K<strong>in</strong>der nicht zu unterschätzen.<br />

Auch Vere<strong>in</strong>e (Sport und Musik) tragen zu<br />

den Alltagsangeboten stärker bei.<br />

Tab. 10.6: Alltagsnutzung von kommunalen Freizeitangeboten.<br />

Angebot Gesamt Jungen Mädchen<br />

Spielplätze 23% 19% 27%<br />

Geschäfte 22% 16% 27%<br />

Bolzplatz / Fußballplatz 21% 37% 6%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e 18% 24% 12%<br />

Freibad 14% 15% 12%<br />

Hallenbad 9% 9% 8%<br />

Bücherei 8% 7% 9%<br />

Schulhöfe, die nachmittags geöffnet s<strong>in</strong>d 8% 7% 8%<br />

Reiterhöfe 6% 1% 11%<br />

Musikschule, Chor, Musikvere<strong>in</strong> 6% 5% 7%<br />

Auch <strong>in</strong> der Alltagsnutzung gibt es erwartungsgemäß<br />

deutliche Unterschiede zwischen Jungen und<br />

Mädchen (s. Tab. 10.6). Sehr e<strong>in</strong>seitig von Jungen<br />

bzw. Mädchen genutzt werden Bolzplätze und Rei-<br />

141<br />

Spielplätze, Bolzplätze und<br />

Geschäfte s<strong>in</strong>d die im Alltag<br />

am häufigsten genutzten<br />

Angebote.<br />

Obwohl sie von den K<strong>in</strong>dern<br />

nicht zu den beliebtesten<br />

Angeboten gezählt<br />

werden s<strong>in</strong>d nachmittags<br />

geöffnete Schulhöfe e<strong>in</strong><br />

wichtiges Element der<br />

Freizeitgestaltung <strong>in</strong> der<br />

Kommune.


Sportvere<strong>in</strong>saktivitäten<br />

sche<strong>in</strong>en bei vielen K<strong>in</strong>dern<br />

den Samstag zu dom<strong>in</strong>ieren.<br />

terhöfe. Deutliche Ungleichgewichte <strong>in</strong> der Nutzung<br />

gibt es bei Spielplätzen, Geschäften und<br />

Sportvere<strong>in</strong>en.<br />

Die Tabelle 10.7 zeigt Unterschiede zwischen Wochentagen,<br />

Sonntagen und Samstagen <strong>in</strong> der Nutzung<br />

bestimmter Angebote. Auch wenn die Angaben<br />

vorsichtig zu <strong>in</strong>terpretieren s<strong>in</strong>d, da <strong>in</strong>sbesondere<br />

der Samstag als Stichtag nur <strong>in</strong> den Kommunen<br />

vorkam, die postalisch befragt hatten, zeigen<br />

sich e<strong>in</strong>ige Trends recht klar: die meisten Angebote<br />

werden ungeachtet des Wochentages mehr oder<br />

weniger gleich häufig genutzt. Auffällig ist vor allem<br />

die starke Bedeutung des Sportvere<strong>in</strong>s am<br />

Samstag (vielleicht ist Samstag e<strong>in</strong> bevorzugter<br />

Wettkampftag).<br />

Tab. 10.7: Alltagsnutzung von kommunalen Freizeitangeboten.<br />

Angebot Werktag Samstag Sonntag<br />

Spielplätze 22% 19% 29%<br />

Geschäfte 22% 24% 18%<br />

Bolzplatz / Fußballplatz 20% 29% 23%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e 16% 36% 17%<br />

Freibad 14% 14% 14%<br />

Hallenbad 8% 4% 10%<br />

Bücherei 9% 7% 6%<br />

Schulhöfe, die nachmittags geöffnet s<strong>in</strong>d 8% 6% 5%<br />

Reiterhöfe 7% 3% 5%<br />

Musikschule, Chor, Musikvere<strong>in</strong> 7% 1% 5%<br />

Bei der Alltagsnutzung der kommunalen Angebote<br />

s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen K<strong>in</strong>dern mit und<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ähnlich denen <strong>in</strong> der<br />

Liste der Liebl<strong>in</strong>gsangebote (s.o.). Allerd<strong>in</strong>gs gibt<br />

es zusätzlich zu den oben schon beschriebenen<br />

Unterschieden bezüglich der Nutzung von Sportvere<strong>in</strong>en<br />

und Spielplätzen noch e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Mehrnutzung von Basketballplätzen und der Büchereien<br />

sowie e<strong>in</strong>e deutlich seltenere Nutzung<br />

von Angeboten der Musikschulen durch K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (s. Abb. 10.5).<br />

142


Abb. 10.5: Alltagsnutzung ausgewählter Freizeitangebote<br />

nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

21%<br />

12%<br />

19%<br />

30%<br />

Zusätzlich zu der alltäglichen Nutzung der kommunalen<br />

Angebote wurde auch erfasst, mit welchen<br />

Verkehrsmitteln die K<strong>in</strong>der die genutzten Angebote<br />

erreicht haben. Drei Viertel aller im Alltag<br />

genutzten Angebote s<strong>in</strong>d für die K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>e zu<br />

Fuß (37%) oder mit dem Fahrrad (36%) erreichbar.<br />

Zu 21% der Angebote werden die K<strong>in</strong>der mit<br />

dem Auto gefahren, öffentliche Verkehrsmittel<br />

spielen <strong>in</strong> den <strong>in</strong> dieser Studie untersuchten Stadtteilen<br />

<strong>in</strong> dieser Altersgruppe nur e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle (6% der Ziele werden per Bus und Bahn<br />

angesteuert).<br />

Im Vergleich der Stadtteile s<strong>in</strong>d deutliche Unterschiede<br />

im Anteil der verschiedenen Verkehrsmittel<br />

zu verzeichnen, die sich zum Teil aus den topografischen<br />

Gegebenheiten und zum Teil aus der<br />

Lage der Freizeitangebote und dem Angebot der<br />

Verkehrsmittel erklären. So gibt es ausgeprägte<br />

Fahrradkulturen, vor allem <strong>in</strong> zwei Stadtteilen, <strong>in</strong><br />

denen fast zwei Drittel aller Wege von den K<strong>in</strong>dern<br />

mit dem Rad zurückgelegt werden. Diese beiden<br />

Kommunen zeichnen sich dadurch aus, dass sie<br />

nicht hügelig s<strong>in</strong>d und dass die Freizeitangebote<br />

häufig außerhalb der fußläufigen Erreichbarkeit<br />

liegen, gleichzeitig aber das Verkehrsaufkommen<br />

vergleichsweise ger<strong>in</strong>g ist. Starker Autoverkehr,<br />

e<strong>in</strong> vergleichsweise gutes Angebot der öffentlichen<br />

Verkehrsmittel und/oder e<strong>in</strong>e deutlich hügelige<br />

Landschaftstopografie führen h<strong>in</strong>gegen zu e<strong>in</strong>er<br />

sehr ger<strong>in</strong>gen Fahrradquote. Die Nutzung öffentlicher<br />

Verkehrsmittel ist vor allem dann relativ<br />

1%<br />

8%<br />

7%<br />

ke<strong>in</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

11%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e Spielplätze Basketballplatz Bücherei Musikschule<br />

143<br />

8%<br />

3%<br />

Zu 21% der Angebote<br />

werden die K<strong>in</strong>der im PKW<br />

chauffiert.<br />

Die vorherrschende Verkehrsmittelwahl<br />

der K<strong>in</strong>der<br />

ist stark von den örtlichen<br />

Gegebenheiten geprägt.


Jungen nutzen häufiger<br />

das Fahrrad, Mädchen<br />

werden häufiger im PKW<br />

gefahren.<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto seltener werden sie<br />

im PKW gefahren. Die Nutzung<br />

öffentlicher Verkehrsmittel<br />

steigt h<strong>in</strong>gegen.<br />

36%<br />

hoch, wenn e<strong>in</strong>e häufig frequentierte L<strong>in</strong>ie den analysierten<br />

Stadtteil mit dem Stadtzentrum oder<br />

e<strong>in</strong>em anderen Ort, an dem sich vermehrt attraktive<br />

Freizeitangebote f<strong>in</strong>den, verb<strong>in</strong>det. Besonders<br />

viele Fußwege f<strong>in</strong>den sich erwartungsgemäß dann,<br />

wenn die hauptsächlich genutzten Freizeitangebote<br />

der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Entfernung liegen, d.h.<br />

wenn es <strong>in</strong>nerhalb des analysierten Stadtteils attraktive<br />

Angebote gibt. Besonders hohe Anteile von<br />

PKW-Wegen f<strong>in</strong>den sich dort, wo e<strong>in</strong> relativ hoher<br />

sozialer Status der Familien auf e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>ges Angebot an attraktiven Freizeitaktivitäten<br />

<strong>in</strong> der näheren Umgebung und schlechte<br />

Verb<strong>in</strong>dungen des öffentlichen Verkehrs trifft.<br />

Jungen und Mädchen haben e<strong>in</strong> leicht unterschiedliches<br />

Nutzungsverhalten von Verkehrsmitteln, um<br />

zu ihren Freizeitzielen zu gelangen (s. Abb. 10.6).<br />

Jungen haben e<strong>in</strong>en höheren Anteil Fahrrad <strong>in</strong> ihrem<br />

Verkehrsmittelmix, Mädchen dagegen werden<br />

häufiger mit dem PKW gefahren.<br />

Abb. 10.6: Verkehrsmittelnutzung auf dem Weg<br />

zu Alltagsfreizeitzielen nach Geschlecht.<br />

38%<br />

Mit dem Alter verändert sich das Verhältnis der<br />

genutzten Verkehrsmittel deutlich (s. Abb. 10.7).<br />

Während der Anteil der Fußwege konstant bleibt,<br />

s<strong>in</strong>kt vor allem der Anteil der PKW-Nutzung deutlich<br />

ab, d.h. die K<strong>in</strong>der werden immer weniger zu<br />

ihren Freizeitzielen gebracht. Ist es <strong>in</strong> der dritten<br />

Klasse noch jeder dritte Weg, der im PKW der Eltern<br />

zurückgelegt wird, ist es <strong>in</strong> der achten Klasse<br />

nur noch gut jeder zehnte Weg. Mit dem Fahrrad<br />

zurückgelegte Wege steigen <strong>in</strong> der Häufigkeit da-<br />

144<br />

40%<br />

32%<br />

19%<br />

24%<br />

5%<br />

Jungen<br />

Mädchen<br />

zu Fuß Fahrrad PKW Bus / Straßenbahn<br />

6%


gegen an. 27 Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel<br />

steigt ger<strong>in</strong>gfügig mit dem Alter an.<br />

Abb. 10.7: Verkehrsmittelnutzung auf dem Weg<br />

zu Alltagsfreizeitzielen nach Alter.<br />

50%<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich deutlich <strong>in</strong> ihrer Verkehrsmittelnutzung<br />

(s. Abb. 10.8). K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

gehen deutlich häufiger zu Fuß, anstatt<br />

das Fahrrad für ihre Wege zu benutzen. Dies ist<br />

nicht nur darauf zurückzuführen, dass vermehrt<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> den fahrradunfreundlicheren<br />

analysierten Stadtteilen wohnen,<br />

sondern tritt <strong>in</strong> dieser Form auch <strong>in</strong>nerhalb der<br />

meisten Stadtteile auf. Die stärkere Nutzung öffentlicher<br />

Verkehrsmittel allerd<strong>in</strong>gs lässt sich auf<br />

den hohen Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> den beiden Stadtteilen mit guter Infrastruktur<br />

des öffentlichen Nahverkehrs erklären.<br />

27<br />

Ob der Abfall <strong>in</strong> der achten Klasse <strong>in</strong>haltlich bedeutsam<br />

ist oder daher rührt, dass nicht <strong>in</strong> allen Kommunen<br />

auch Achtklässler befragt worden s<strong>in</strong>d und somit fahrradfreundliche<br />

Kommunen unter den Achtklässlern fehlen,<br />

kann nicht geklärt werden.<br />

145<br />

zu Fuß<br />

Fahrrad<br />

PKW<br />

Bus / Straßenbahn<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

s<strong>in</strong>d seltener mit<br />

dem Rad unterwegs.


60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Reiterhöfe und Hallenbäder<br />

werden meistens mit<br />

dem PKW angefahren.<br />

31%<br />

Abb. 10.8: Verkehrsmittelnutzung auf dem Weg<br />

zu Alltagsfreizeitzielen nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

48%<br />

Nach den am häufigsten genannten Freizeitzielen<br />

differenziert zeigt sich, dass bestimmte Ziele meistens<br />

unmittelbar im Wohnumfeld der K<strong>in</strong>der vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d und zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht<br />

werden können (vor allem Spielplätze und<br />

nachmittags geöffnete Schulhöfe, s. Tab. 10.8).<br />

Auch Bolzplätze und die Bücherei s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

so weit entfernt, dass die K<strong>in</strong>der mit<br />

dem PKW gebracht werden oder öffentliche Verkehrsmittel<br />

nutzen. Das andere Extrem bilden Reiterhöfe,<br />

die <strong>in</strong> der Regel mit dem PKW angesteuert<br />

werden (müssen) und kaum zu Fuß erreichbar<br />

s<strong>in</strong>d. Auch der Weg zum Hallenbad wird meistens<br />

mit dem PKW zurückgelegt, möglicherweise e<strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>weis darauf, dass der Besuch des Hallenbades<br />

häufiger als der des Freibades mit den Eltern geme<strong>in</strong>sam<br />

erfolgt.<br />

Tab. 10.8: Verkehrsmittelwahl zu den im Alltag<br />

genutzten kommunalen Freizeitangeboten<br />

nach Wegeziel.<br />

Angebot zu Fuß Fahrrad PKW Bus/Bahn<br />

Spielplätze 76% 21% 2% 1%<br />

Geschäfte 38% 36% 19% 7%<br />

Bolzplatz / Fußballplatz 43% 45% 11% 1%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e 17% 50% 30% 3%<br />

Freibad 18% 51% 23% 7%<br />

Hallenbad 19% 27% 49% 5%<br />

Bücherei 47% 36% 11% 5%<br />

Schulhöfe, die nachmittags geöffnet s<strong>in</strong>d 56% 37% 5% 3%<br />

Reiterhöfe 2% 32% 66% 0%<br />

Musikschule, Chor, Musikvere<strong>in</strong> 21% 43% 33% 2%<br />

146<br />

44%<br />

23%<br />

22%<br />

20%<br />

ke<strong>in</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

zu Fuß Fahrrad PKW Bus / Straßenbahn<br />

4%<br />

9%


10.4 Nicht genutzte / gewünschte<br />

Freizeitangebote<br />

In der letzten Frage aus dem Bereich der Freizeitangebote<br />

g<strong>in</strong>g es darum, herauszuf<strong>in</strong>den, welche<br />

aus der Liste der 35 Angebote die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der<br />

Kommune gerne nutzen würden aber nicht nutzen<br />

und warum das der Fall ist.<br />

Die Tabelle 10.9 zeigt die zehn am häufigsten genannten<br />

Angebote. Ganz oben auf der Wunschliste<br />

steht e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o, gefolgt von e<strong>in</strong>er Eishalle und e<strong>in</strong>em<br />

Zoo. Viele K<strong>in</strong>der wünschen sich e<strong>in</strong>e Reithalle,<br />

e<strong>in</strong>e Jugenddisko oder e<strong>in</strong> Freibad. Bei den<br />

meisten gewünschten Angeboten unterscheiden<br />

sich Jungen und Mädchen kaum. Deutlich s<strong>in</strong>d die<br />

Unterschiede lediglich beim Reiterhof und Tanzangeboten,<br />

die jeweils von Mädchen stärker gewünscht<br />

werden.<br />

Tab. 10.9: Gewünschte Freizeitangebote.<br />

Angebot Gesamt Jungen Mädchen<br />

K<strong>in</strong>o 31% 34% 28%<br />

Eishalle 27% 24% 29%<br />

Zoo / Tierpark 18% 17% 18%<br />

Reiterhof 15% 7% 21%<br />

Jugenddisko 11% 10% 12%<br />

Freibad 11% 13% 9%<br />

Tanzen 9% 4% 13%<br />

Museum 9% 9% 9%<br />

Hallenbad 9% 10% 7%<br />

Internetcafe 8% 7% 9%<br />

Unterschiede nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder Alter<br />

lassen sich <strong>in</strong> den gewünschten Angeboten<br />

nicht nachweisen. Nach analysierten Stadtteilen<br />

differenziert, ergeben sich <strong>in</strong> Abhängigkeit des jeweils<br />

tatsächlich vorhandenen Angebotes erwartungsgemäß<br />

deutliche Unterschiede <strong>in</strong> den gewünschten<br />

Angeboten.<br />

Der Hauptgrund der Nichtnutzung ist aus Sicht der<br />

K<strong>in</strong>der auch, dass es das entsprechende Angebot<br />

<strong>in</strong> der Kommune nicht gäbe (e<strong>in</strong>e genauere Auswertung<br />

bezogen auf die tatsächlich vorhandenen<br />

Angebote folgt weiter unten). Die Abbildung 10.9<br />

zeigt die am häufigsten genannten Gründe, aus<br />

denen e<strong>in</strong> gewünschtes Angebot nicht genutzt wird<br />

bzw. werden kann. E<strong>in</strong> Fünftel der K<strong>in</strong>der sagt, sie<br />

wüssten nicht genau, ob es das gewünschte Angebot<br />

<strong>in</strong> ihrer Kommune gibt oder nicht. E<strong>in</strong> Zehntel<br />

muss aus Zeitmangel auf eigentlich gern genutzte<br />

Angebote verzichten, e<strong>in</strong>ige Angebote s<strong>in</strong>d zu weit<br />

weg, zu teuer oder den K<strong>in</strong>dern fehlt die Erlaubnis<br />

147<br />

K<strong>in</strong>o, Eishalle und e<strong>in</strong> Zoo<br />

s<strong>in</strong>d Angebote, die die K<strong>in</strong>der<br />

am liebsten nutzen<br />

würden, obwohl sie es<br />

nicht tun.<br />

In der Regel würden die<br />

K<strong>in</strong>der gerne Angebote<br />

nutzen, die sie nicht nutzen<br />

können, weil sie <strong>in</strong> der<br />

Kommune nicht vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d.


Bei Reiterhöfen ist oft der<br />

hohe Preis der Hauptgrund<br />

der Nichtnutzung.<br />

der Eltern. E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der nutzen auch Angebote<br />

nicht, weil Ihnen die dazu notwenigen Fähigkeiten<br />

fehlen.<br />

Abb. 10.9: Hauptgründe für die Nichtnutzung von<br />

gewünschten Freizeitangeboten.<br />

ich kann es nicht<br />

Die Haupth<strong>in</strong>derungsgründe s<strong>in</strong>d für Jungen und<br />

Mädchen die gleichen. Bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist der Anteil, denen die Eltern die<br />

Nutzung e<strong>in</strong>es Angebotes verbieten, etwas höher<br />

als bei K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (7%<br />

vs. 3%). Bei K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser ist der Anteil der<br />

K<strong>in</strong>der leicht höher, die bestimmte Angebote nicht<br />

nutzen, weil sie zu teuer s<strong>in</strong>d (8% vs. 4%).<br />

Die Tabelle 10.10 zeigt die Haupth<strong>in</strong>derungsgründe<br />

nach gewünschten Angeboten differenziert. E<strong>in</strong>ige<br />

Angebote werden weit überwiegend deshalb<br />

nicht genutzt, weil es sie nicht gibt, bzw. die K<strong>in</strong>der<br />

nicht wissen, ob oder dass es sie gibt (K<strong>in</strong>o,<br />

Zoo, Eishalle, Freibad, Museum). Bei anderen Angeboten<br />

jedoch s<strong>in</strong>d beispielsweise der hohe Preis<br />

(Reiterhof) oder die fehlende Zeit (Tanzen) die<br />

entscheidenden Gründe für die Nichtnutzung.<br />

148<br />

darf nicht<br />

zu teuer<br />

zu weit weg<br />

ke<strong>in</strong>e Zeit<br />

kenne das Angebot nicht<br />

das Angebot gibt es nicht<br />

4%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

10%<br />

21%<br />

37%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%


Tab. 10.10: H<strong>in</strong>derungsgründe nach gewünschten<br />

Freizeitangeboten.<br />

gibt es kenne ich<br />

zu weit<br />

kann es<br />

Angebot nicht nicht ke<strong>in</strong>e Zeit weg zu teuer nicht<br />

K<strong>in</strong>o 76% 4% 1% 6% 3% 2%<br />

Eishalle 72% 5% 2% 9% 2% 2%<br />

Zoo / Tierpark 78% 2% 2% 8% 2% 1%<br />

Reiterhof 14% 10% 14% 6% 20% 8%<br />

Jugenddisko 28% 10% 8% 3% 0% 14%<br />

Freibad 64% 7% 1% 5% 3% 4%<br />

Tanzen 11% 14% 27% 2% 12% 2%<br />

Museum 55% 12% 10% 7% 4% 3%<br />

Hallenbad 48% 6% 5% 8% 3% 3%<br />

Internetcafe 29% 13% 7% 2% 10% 11%<br />

Wenn nur die Angebote analysiert werden, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Kommune tatsächlich vorhanden s<strong>in</strong>d, ergeben<br />

sich die <strong>in</strong> der Tabelle 10.11 aufgeführten Angebote,<br />

die obwohl sie vorhanden s<strong>in</strong>d, am häufigsten<br />

nicht genutzt werden. Auf dem ersten Platz<br />

steht hier der Reiterhof, gefolgt von K<strong>in</strong>o, Kegeln<br />

und Tanzangeboten.<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich bei den<br />

nicht genutzten aber vorhandenen Angeboten<br />

deutlicher als bei den nicht genutzten und nicht<br />

vorhandenen Angeboten. Mädchen würden sehr<br />

gerne häufiger als Jungen Reiterhöfe, Tanzangebote,<br />

Volleyballplätze und die Musikschule nutzen.<br />

Jungen dagegen würden gerne häufiger als Mädchen<br />

K<strong>in</strong>o, Kegeln und Skateranlagen nutzen.<br />

Tab. 10.11: Am häufigsten nicht genutzte vorhandene<br />

Freizeitangebote.<br />

Angebot Gesamt Jungen Mädchen<br />

Reiterhof 18% 9% 26%<br />

K<strong>in</strong>o 12% 16% 9%<br />

Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 11% 15% 8%<br />

Tanzangebote 10% 5% 15%<br />

Volleyballplatz 7% 5% 9%<br />

Musikschule / Chor / Musikvere<strong>in</strong> 7% 5% 9%<br />

Skateranlage 7% 10% 5%<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund würden gerne<br />

häufiger als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong><br />

vorhandenes K<strong>in</strong>o und Tanzangebote nutzen. Alterseffekte<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e.<br />

Spannend ist die <strong>in</strong> Tabelle 10.12 dargestellte Aufschlüsselung<br />

der Hauptgründe für die Nichtnutzung<br />

vorhandener Angebote. Der Hauptgründe für<br />

die Nichtnutzung des Reiterhofs s<strong>in</strong>d, wie oben<br />

schon beschrieben, die hohen Kosten. Vielen K<strong>in</strong>dern<br />

ist aber auch nicht bekannt, das es e<strong>in</strong>en Rei-<br />

149<br />

Wenn Angebote vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d und sie dennoch nicht<br />

genutzt werden s<strong>in</strong>d oft<br />

fehlende Informationen,<br />

mangelnde Zeit oder weite<br />

Entfernungen der Grund.


terhof <strong>in</strong> ihrer Kommune gibt, viele haben ke<strong>in</strong>e<br />

Zeit oder können nicht reiten. Die meisten K<strong>in</strong>der<br />

nutzen e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o nicht, weil sie nicht wissen, dass<br />

es e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>oangebot <strong>in</strong> der Kommune gibt. Auch<br />

Kegeln oder Bowl<strong>in</strong>g ist vielen K<strong>in</strong>dern nicht bekannt.<br />

Bei den meisten Angeboten ist e<strong>in</strong>e Mischung<br />

aus fehlender Zeit, hoher Kosten und fehlender<br />

Kenntnisse der Angebote der Grund für die<br />

Nichtnutzung, obwohl die Angebote vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Tab. 10.12: H<strong>in</strong>derungsgründe nach gewünschten<br />

Freizeitangeboten.<br />

gibt es kenne ich<br />

zu weit<br />

kann es<br />

Angebot<br />

nicht nicht ke<strong>in</strong>e Zeit weg zu teuer nicht darf nicht<br />

Reiterhof 15% 10% 14% 6% 21% 14% 8%<br />

K<strong>in</strong>o 59% 5% 2% 11% 8% 2% 4%<br />

Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 27% 12% 22% 4% 21% 4% 5%<br />

Tanzangebote 11% 14% 27% 3% 13% 9% 3%<br />

Volleyballplatz<br />

Musikschule / Chor / Musikver-<br />

29% 14% 29% 3% 1% 9% 4%<br />

e<strong>in</strong> 4% 19% 29% 4% 9% 18% 3%<br />

Skateranlage 21% 11% 11% 14% 1% 23% 6%<br />

10.5 Freizeitangebote und das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der<br />

Kommune<br />

Die Zusammenhänge zwischen tatsächlich vorhandenen<br />

Angeboten und dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> der Kommune s<strong>in</strong>d nicht statistisch klar abgesichert.<br />

Auf der Nutzerseite zeigen allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>ige Variablen<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Zusammenhang mit<br />

dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Kommune:<br />

K<strong>in</strong>der, die das Hallen- oder Freibad, die Bolzplätze<br />

und Sportvere<strong>in</strong>e, Spielplätze, Musikschule, Bücherei<br />

oder e<strong>in</strong>en Zoo nutzen, haben e<strong>in</strong> leicht<br />

besseres Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Kommune als K<strong>in</strong>der,<br />

die das nicht können. Welche Freizeitangebote<br />

die K<strong>in</strong>der besonders gerne nutzen, ist dagegen<br />

unabhängig von ihrem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Kommune.<br />

Auch mit der Alltagsnutzung der Angebote<br />

aus der Stichtagsmethode f<strong>in</strong>det sich ke<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

des Wohlbef<strong>in</strong>dens.<br />

150


11. Partizipation<br />

66% aller befragten K<strong>in</strong>der wollen an Entscheidungen<br />

<strong>in</strong> ihrer Stadt beteiligt werden, K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mehr als K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Von der Wohnstruktur ist<br />

dieser Wunsch allerd<strong>in</strong>gs unabhängig.<br />

E<strong>in</strong>em Viertel der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d Partizipationsangebote<br />

<strong>in</strong> ihrer Kommune bekannt, den Jungen mehr<br />

als den Mädchen. K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

wollen nicht nur häufiger beteiligt werden,<br />

sie kennen auch mehr Partizipationsangebote.<br />

Von allen 2.284 befragten K<strong>in</strong>dern haben nur 173<br />

auf die Frage, welche Partizipationsmöglichkeiten<br />

sie genau kennen, e<strong>in</strong>e auswertbare Antwort gegeben.<br />

E<strong>in</strong>erseits mag die Frage zu unpräzise gestellt<br />

worden se<strong>in</strong>, dass die K<strong>in</strong>der sie <strong>in</strong> der Regel<br />

so verstanden haben, bei welchen Entscheidungen<br />

<strong>in</strong> der Stadt sie gerne mitreden würden. Andererseits<br />

könnten wenig Partizipationsprojekte <strong>in</strong> den<br />

Kommunen realisiert worden se<strong>in</strong>, oder die K<strong>in</strong>der<br />

haben diese Projekte gar nicht als<br />

Partizipationsprojekte wahrgenommen bzw. s<strong>in</strong>d<br />

nicht <strong>in</strong> der Lage sie präzise zu benennen. Am<br />

häufigsten (jeweils um 6%) nennen die K<strong>in</strong>der<br />

Beteiligungsprojekte im Rahmen von Spielplatz-<br />

und Schulhofumgestaltung sowie K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendparlamente.<br />

17% aller K<strong>in</strong>der haben bereits selbst an e<strong>in</strong>em<br />

Partizipationsprojekt teilgenommen. Die K<strong>in</strong>der,<br />

die bereits Erfahrung mit e<strong>in</strong>em Partizipationsprojekt<br />

gesammelt haben, äußern auch stärker den<br />

Wunsch an Entscheidungen <strong>in</strong> der Kommune<br />

beteiligt zu werden.<br />

Von allen K<strong>in</strong>der möchten sich 56% an aktionsbasierten<br />

Beteiligungsformen beteiligen, 20% könnten<br />

sich e<strong>in</strong>e Beteiligung an e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendparlament vorstellen und 24% möchten<br />

sich am liebsten gar nicht beteiligen.<br />

Mädchen möchten sich <strong>in</strong>sgesamt gesehen häufiger<br />

beteiligen als Jungen, aber dann <strong>in</strong> aktionsgebundenen<br />

Partizipationsprojekten und weniger <strong>in</strong><br />

Parlamenten.<br />

Der Wunsch, sich gar nicht zu beteiligen, nimmt<br />

bis zur fünften Klasse kont<strong>in</strong>uierlich von 26% auf<br />

18% ab, um dann bis zur achten Klasse wieder auf<br />

151<br />

Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der<br />

wollen an Entscheidungen<br />

<strong>in</strong> ihrer Kommune beteiligt<br />

werden.<br />

Nur e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der<br />

kennt Beteiligungsangebote<br />

der Kommune.<br />

17% der K<strong>in</strong>der haben sich<br />

bereits an Partizipationsprojekten<br />

beteiligt.<br />

Aktionsgebundene Beteiligungsformen<br />

s<strong>in</strong>d weit beliebter<br />

als <strong>in</strong>stitutionalisierte.<br />

Vor allem Mädchen schätzen<br />

aktionsgebundene<br />

Formen der Beteiligung.


E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der kennt<br />

e<strong>in</strong>en kommunalen Ansprechpartner<br />

für Veränderungswünsche.<br />

Nur zwei Fünftel der K<strong>in</strong>der<br />

fühlen sich mit ihrer<br />

Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> der Kommune<br />

ernst genommen.<br />

Beteiligungserfahrung<br />

steigert das Gefühl, ernst<br />

genommen zu werden.<br />

39% anzusteigen. Das beste Alter, K<strong>in</strong>der von Beteiligungsprojekten<br />

zu begeistern, liegt also offenbar<br />

<strong>in</strong> der fünften Klasse.<br />

33% der befragten K<strong>in</strong>der kennen e<strong>in</strong>e Ansprechperson,<br />

für den Fall, dass sie etwas <strong>in</strong> ihrer Stadt<br />

verändern wollen. Die K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong>en Ansprechpartner<br />

kennen, wollen auch mehr <strong>in</strong> ihrer Kommune<br />

beteiligt werden. Auch K<strong>in</strong>der, die bereits an<br />

e<strong>in</strong>er Partizipationsform teilgenommen haben,<br />

kennen häufiger e<strong>in</strong>en Ansprechpartner.<br />

Insgesamt fühlen sich 39% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

mit ihrer Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> ihrer Stadt ernst genommen.<br />

Es zeigt sich die Tendenz, dass die K<strong>in</strong>der sich mit<br />

zunehmendem Alter weniger ernst genommen<br />

fühlen.<br />

K<strong>in</strong>der, die an e<strong>in</strong>em Partizipationsprojekt teilgenommen<br />

haben, fühlen sich auch ernster genommen<br />

als K<strong>in</strong>der, die diese Erfahrung nicht haben.<br />

Außerdem wollen K<strong>in</strong>der, die sich ernst genommen<br />

fühlen eher an Entscheidungen <strong>in</strong> ihrer Kommune<br />

beteiligt werden.<br />

152


12. Das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

objektiver Wohnortfaktoren<br />

In dieser Sonderausgabe des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />

bot sich durch die Beschränkung auf zehn<br />

eng umgrenzte Stadtteile die Möglichkeit, <strong>in</strong> größerem<br />

Rahmen als <strong>in</strong> den ursprünglichen <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>n objektive Daten über den<br />

Wohnort <strong>in</strong> Beziehung zu den subjektiven E<strong>in</strong>schätzungen<br />

und zum Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der zu<br />

setzen.<br />

In diesem Kapitel wird dargestellt, welchen E<strong>in</strong>fluss<br />

die Größe der Stadt, die E<strong>in</strong>wohnerdichte und<br />

die Zahl der im Stadtteil wohnenden K<strong>in</strong>der auf<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der hat, welche Zusammenhänge<br />

es zwischen der E<strong>in</strong>gruppierung der<br />

Gesamtkommune <strong>in</strong> der Bewertung von Kenndaten<br />

im Familienatlas des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2005) 28<br />

und dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> dieser Kommune lebender<br />

K<strong>in</strong>der hat sowie <strong>in</strong>wieweit zwischen dem Angebot<br />

der Kommune und der subjektiven Bewertung<br />

der Angebote durch die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

besteht.<br />

12.1 Stadtgröße als Kriterium<br />

Die re<strong>in</strong>e Stadtgröße (E<strong>in</strong>wohnerzahl) zeigt <strong>in</strong> der<br />

von uns untersuchten Stichprobe 29 ke<strong>in</strong>e Zusammenhänge<br />

mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den, d.h. die bloße<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl e<strong>in</strong>er Kommune entscheidet noch<br />

nicht darüber, ob sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> dieser Kommune<br />

wohlfühlen oder nicht.<br />

Mit der Anzahl der im betreffenden Stadtteil wohnenden<br />

K<strong>in</strong>der ebenso wie tendenziell mit der E<strong>in</strong>wohnerdichte<br />

steigt allerd<strong>in</strong>gs sowohl das Wohlbe-<br />

28 Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend (2005). Potenziale erschließen – Familienatlas<br />

2005. [Onl<strong>in</strong>e] www.prognos.de/familienatlas<br />

29 Bei allen folgenden Auswertungen ist zu beachten,<br />

dass die Stichprobe im Jahr 2005 nur Stadtteile <strong>in</strong> zehn<br />

verschiedene Kommunen umfasste. Daher s<strong>in</strong>d die Aussagen<br />

jeweils deutlich geprägt von den <strong>in</strong> der Stichprobe<br />

bef<strong>in</strong>dlichen <strong>in</strong>dividuellen Stadtteilen. Mit der Aufnahme<br />

von zehn weiteren Kommunen <strong>in</strong> die Stichprobe<br />

des Jahres 2006 wird die Aussagekraft der <strong>in</strong> diesem<br />

Kapitel untersuchten Fragestellungen weiter gestärkt<br />

werden.<br />

153<br />

Die Stadtgröße steht <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>em Zusammenhang<br />

mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

Je mehr K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />

wohnen und je höher die<br />

E<strong>in</strong>wohnerdichte ist, desto<br />

besser ist das Wohlbef<strong>in</strong>den.


Anzahl K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil<br />

E<strong>in</strong>wohnerdichte<br />

f<strong>in</strong>den im Stadtteil wie auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Kommune leicht an (s. Tab. 12.1). Das bedeutet,<br />

dass Stadtteile mit hoch verdichteter Bebauung<br />

nicht zwangsläufig zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der führen müssen als Stadtteile<br />

mit ger<strong>in</strong>gerer Bebauungsdichte, sondern dass die<br />

häufig <strong>in</strong> diesen Stadtteilen anzutreffende hohe<br />

Anzahl von anderen K<strong>in</strong>dern die Nachteile e<strong>in</strong>er<br />

solch engen Bebauung offenbar zu überwiegen<br />

sche<strong>in</strong>t.<br />

Tab. 12.1: Zusammenhänge zwischen der Anzahl<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil bzw. der E<strong>in</strong>wohnerdichte<br />

und dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

(Pearson-Korrelation).<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Gesamtkommune<br />

.14 .11<br />

.08 a .07 a<br />

a die Zusammenhänge verfehlen das <strong>in</strong> dieser Studie zugrunde liegende<br />

Signifikanzniveau von p


der Kommune bezüglich Arbeitsmarkt und Bildungsangeboten,<br />

die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />

und Beruf sowie Sicherheit und Wohlstand. 32 Anhand<br />

der Ausprägung dieser Indikatoren wurden<br />

die Kreise und Städte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e von <strong>in</strong>sgesamt acht<br />

Kategorien e<strong>in</strong>geteilt, fünf dieser Kategorien s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> zu f<strong>in</strong>den. In unserer Stichprobe s<strong>in</strong>d wiederum<br />

Kommunen aus vier der Kategorien enthalten:<br />

• Kategorie A: Wo es sich als Familie gut<br />

wohnen und leben lässt<br />

• Kategorie D: die Unauffälligen<br />

• Kategorie E: S<strong>in</strong>glestädte als biografische<br />

Durchlaufstation<br />

• Kategorie H: Städte im Strukturwandel<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil ist bei Stadtteilen <strong>in</strong><br />

Kategorie E-Kreisen signifikant ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> den<br />

untersuchten Kategorie A, D und H Kreisen/Städten<br />

(s. Abb. 12.1). K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Kreis leben, der stärker als die Kreise, <strong>in</strong> denen<br />

die anderen untersuchten Stadtteile liegen, von<br />

S<strong>in</strong>gle-Haushalten geprägt ist, beurteilen das<br />

<strong>Wohnen</strong> im Stadtteil, das wie oben beschrieben<br />

auch von der Dichte der dort wohnenden K<strong>in</strong>der<br />

abhängig ist, schlechter.<br />

32<br />

Zu diesen fünf aggregierten Indikatoren wurden die<br />

folgenden E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>dikatoren zusammengefasst:<br />

a) Bevölkerung: Anteil der unter 18 Jährigen an der<br />

Gesamtbevölkerung, Fertilitätsrate, B<strong>in</strong>nenwanderungssaldo<br />

der Familien<br />

b) Betreuungs<strong>in</strong>frastruktur: Krippenplätze je 1.000 K<strong>in</strong>der<br />

unter 3 Jahre, Hortplätze je 1.000 K<strong>in</strong>der 6-9 Jahre,<br />

Anteil Ganztagsbetreuung, Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong>sgesamt je 1.000 K<strong>in</strong>der 0-9 Jahre<br />

c) Bildung & Arbeitsmarkt: Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss,<br />

Ausbildungsplatzdichte, Arbeitslosenquote,<br />

Arbeitslose unter 25 Jahre je 1.000 15-25 Jährige.<br />

d) Familie & Beruf: Teilzeitquote, Beschäftigtenanteil<br />

Frauen<br />

e) Sicherheit & Wohlstand: Körperverletzung und E<strong>in</strong>bruchdiebstahl<br />

je 100.000 E<strong>in</strong>wohner, verletzte K<strong>in</strong>der<br />

im Straßenverkehr, Anteil K<strong>in</strong>der und Jugendliche <strong>in</strong><br />

Sozialhilfe.<br />

155


Die Beurteilung der Familienfreundlichkeit<br />

aufgrund<br />

von Strukturmerkmalen<br />

entspricht nicht der K<strong>in</strong>dersicht.<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

5,1<br />

Abb. 12.1: Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von der Kategorie im<br />

Familienatlas.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune ist <strong>in</strong><br />

dem Stadtteil, der <strong>in</strong> die Kategorie H fällt merklich<br />

höher als <strong>in</strong> den Stadtteilen <strong>in</strong> Kategorie A und E<br />

(s. Abb. 12.2). Zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> dieser Frage stimmt<br />

die E<strong>in</strong>stufung im Familienatlas der Kommune als<br />

familienfreundliches Umfeld (<strong>in</strong>sbesondere Kategorie<br />

A) aufgrund von Strukturdaten nicht übere<strong>in</strong><br />

mit der Bewertung der Kommune durch die dort<br />

lebenden K<strong>in</strong>der, die ganz offensichtlich andere<br />

Kriterien zur Beurteilung heranziehen.<br />

Abb. 12.2: Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von der Kategorie im<br />

Familienatlas.<br />

156<br />

5,6 5,7 5,8<br />

E H A D<br />

5,5 5,5<br />

Familienatlas Kategorie<br />

5,8<br />

E A D H<br />

Familienatlas Kategorie<br />

6,1


Auch zwischen den fünf bereichsspezifisch zusammengefassten<br />

Indikatoren und dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

bestehen nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen ger<strong>in</strong>gfügige<br />

Zusammenhänge: das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />

ist beispielsweise leicht besser, je positiver die<br />

Bevölkerungsentwicklung im Kreis zugunsten junger<br />

Familien ist (r=.09). Auch die Chancen <strong>in</strong> Bezug<br />

auf Bildung und Arbeitsmarkt zeigen e<strong>in</strong>en<br />

leicht positiven Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil (r=.11). Interessanterweise ist<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Kommune<br />

leicht ger<strong>in</strong>ger, je besser die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Familie und Beruf ist (r=-.10).<br />

12.3 Angebote im Stadtteil<br />

Die Anzahl im untersuchten Stadtteil vorhandener<br />

Angebote (Spielplätze, Sportangebote, Jugendzentren,<br />

etc.) für K<strong>in</strong>der korreliert nachweisbar mit<br />

dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil (r=.16).<br />

Interessanterweise ist dieser Zusammenhang ger<strong>in</strong>ger,<br />

wenn nicht die absolute Anzahl der Angebote,<br />

sondern die Angebotsdichte (Angebote pro<br />

K<strong>in</strong>d) berücksichtigt wird (r=.10). Dies deutet darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass die Angebotsvielfalt, die mit der absoluten<br />

Anzahl der Angebote potenziell steigt, e<strong>in</strong><br />

weiterer Faktor ist, der das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Die Angebotsanzahl zeigt auch e<strong>in</strong>en deutlichen<br />

Zusammenhang mit der Bewertung von Spiel- und<br />

Sportangeboten im Stadtteil, d.h. je höher die objektive<br />

Anzahl von Angeboten für K<strong>in</strong>der ist, desto<br />

eher geben diese auch an, dass sie <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

genug Spielplätze (r=.22) und <strong>in</strong>teressante<br />

Sportangebote (r=.27) vorf<strong>in</strong>den. Mit der Angebotsdichte<br />

s<strong>in</strong>d diese Zusammenhänge nicht<br />

nachweisbar, d.h. auch hier ist für den E<strong>in</strong>druck<br />

der K<strong>in</strong>der die absolute Anzahl von Angeboten viel<br />

bedeutsamer als die Dichte der Angebote pro K<strong>in</strong>d.<br />

Ke<strong>in</strong> Zusammenhang besteht zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil und der Anzahl<br />

der im Stadtteil vorhandenen Grund- bzw. weiterführenden<br />

Schulen.<br />

157<br />

Je breiter die Angebotsvielfalt<br />

im Stadtteil vorhanden<br />

ist, desto besser<br />

ist das Wohlbef<strong>in</strong>den.


Die Erwachsenenurteile<br />

zur Spielplatzqualität spiegeln<br />

sich im Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der.<br />

Spielplätze mit starker sozialer<br />

Kontrolle führen bei<br />

K<strong>in</strong>dern eher zu ger<strong>in</strong>gerem<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

13. Das Zusammenspiel von<br />

Erwachsenenurteil und<br />

K<strong>in</strong>dersicht<br />

Die Ortsbegehungen, die im Frühjahr 2005 vor der<br />

Befragung der K<strong>in</strong>der stattfanden, hatten neben<br />

der Aufgabe, mit dem untersuchten Stadtteil näher<br />

vertraut zu werden, auch den Zweck, die vorhandenen<br />

Angebote und Wohnbed<strong>in</strong>gungen aus<br />

Erwachsenensicht auf ihre K<strong>in</strong>derfreundlichkeit h<strong>in</strong><br />

zu bewerten.<br />

13.1 Bewertung der Spielplätze<br />

Drei Mitglieder des Forschungsteams 33 beurteilten<br />

daher beispielsweise die Spielplätze 34 im Stadtteil<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der folgenden Kriterien: Zustand (d.h.<br />

<strong>in</strong>wieweit sehen die Spielgeräte gepflegt und gut<br />

erhalten aus), Modernität (d.h. enthält der Spielplatz<br />

neue <strong>in</strong>novative Spielgeräte), Zugänglichkeit<br />

(ist der Spielplatz für die K<strong>in</strong>der leicht zu erreichen),<br />

Verkehrssicherheit (ist der Spielplatz entweder<br />

an e<strong>in</strong>er verkehrsberuhigten Straße gelegen<br />

oder zum<strong>in</strong>dest gut von der Straße abgegrenzt)<br />

und soziale Sicherheit (wie e<strong>in</strong>sehbar s<strong>in</strong>d die<br />

Spielplätze, so dass Erwachsene/Eltern soziale<br />

Kontrolle ausüben können).<br />

Je besser der Zustand der Spielplätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Stadtteil ist und je moderner sie s<strong>in</strong>d, desto besser<br />

fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> dem Stadtteil (r=.17 bzw.<br />

r=.14). Die Möglichkeit sozialer Kontrolle der<br />

Spielplätze, die von den Eltern oft als positiver Aspekt<br />

empfunden wird, führt bei den K<strong>in</strong>dern eher<br />

zu e<strong>in</strong>em negativen Wohlbef<strong>in</strong>den, d.h. je stärker<br />

die Spielplätze an gut e<strong>in</strong>sehbaren Stellen liegen,<br />

desto negativer ist das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />

(r=-.18).<br />

13.2 Bewertung der Bebauung<br />

Je höher der geschätzte Anteil von Wohnblocks<br />

bzw. Hochhäusern im Stadtteil ist, desto ger<strong>in</strong>ger<br />

ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem Stadtteil<br />

(-.24). Umgekehrt gilt, dass e<strong>in</strong> höherer Anteil<br />

33 Die Urteiler waren jeweils neben e<strong>in</strong>em Mitglied des<br />

Autorenteams zwei geschulte Praktikanten (Ines Katzer<br />

& Tobias Gollan), für deren Mithilfe hier noch e<strong>in</strong>mal<br />

herzlich gedankt sei.<br />

34 Bei großen Stadtteilen oder vielen Spielplätzen wurde<br />

nur e<strong>in</strong>e Stichprobe der Spielplätze besichtigt und be-<br />

wertet.<br />

158


Mehrfamilien- und E<strong>in</strong>familienhäuser mit e<strong>in</strong>em<br />

höheren Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil e<strong>in</strong>hergeht<br />

(r=.15 bzw. r=.17). Ist der Anteil der Bausubstanz<br />

aus den 60er und 70er Jahren besonders hoch, so<br />

ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der ebenfalls leicht<br />

ger<strong>in</strong>ger als bei überwiegend neueren oder noch<br />

älteren Häusern (r=.10). Die vorherrschende Bebauung<br />

dieser Zeit (oftmals mit großen e<strong>in</strong>förmigen<br />

Mehrfamilienhäusern) entspricht den k<strong>in</strong>dlichen<br />

Ansprüchen also offenbar besonders wenig.<br />

Stadtteilbebauungen, die von den erwachsenen<br />

Beurteilern als besonders k<strong>in</strong>derfreundlich angesehen<br />

wurden, gehen auch mit e<strong>in</strong>em leicht bessern<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>her (r=.12), allerd<strong>in</strong>gs ist<br />

dieser Zusammenhang deutlich schwächer als erwartet.<br />

Erwachsene Beurteiler wählen ganz offensichtlich<br />

andere Kriterien zur Beurteilung e<strong>in</strong>es<br />

Stadtteiles an, als K<strong>in</strong>der das tun. Dies spricht<br />

e<strong>in</strong>mal mehr dafür, K<strong>in</strong>der ihr Lebensumfeld selbst<br />

beurteilen zu lassen.<br />

13.3 Bewertung der Verkehrssituation<br />

Der durch die Beurteiler geschätzte Anteil von<br />

Hauptverkehrsstraßen (Tempo 50), normalen Verkehrsstraßen<br />

(Tempo 50), Tempo-30-Straßen und<br />

Spielstraßen (Tempo 7) zeigt auf den ersten Blick<br />

befremdliche Zusammenhänge mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil: je größer nämlich<br />

der Anteil der Tempo-30-Straßen ist, desto<br />

schlechter ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der (r=-<br />

.19). Dies lässt sich allerd<strong>in</strong>gs dadurch erklären,<br />

dass <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung alle Straßen Tempo-<br />

30-Straßen waren, allerd<strong>in</strong>gs andere negative<br />

Wohnaspekte diesen an sich positiven Aspekt<br />

deutlich überwogen. E<strong>in</strong>e Analyse mit e<strong>in</strong>em breiteren<br />

Spektrum von Stadtteilen im Folgejahr wird<br />

hier genaueren Aufschluss darüber erbr<strong>in</strong>gen, ob<br />

die Verkehrsberuhigung im Stadtteil das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der steigert.<br />

13.4 Generelle Beurteilung der<br />

K<strong>in</strong>derfreundlichkeit<br />

Bei der Ausschreibung der Untersuchung wurden<br />

die kommunalen Vertreter gebeten, e<strong>in</strong> generelles<br />

Urteil zur von ihnen wahrgenommenen K<strong>in</strong>derfreundlichkeit<br />

des analysierten Stadtteils abzugeben.<br />

Dieses Pauschalurteil aus Erwachsenensicht<br />

korreliert mit dem von den K<strong>in</strong>dern im Wohngebiet<br />

berichteten Wohlbef<strong>in</strong>den (r=.21). Der<br />

Zusammenhang bewegt sich allerd<strong>in</strong>gs im Bereich<br />

schwacher bis mittlerer Zusammenhänge. Das<br />

zeigt wiederum, dass die Erwachsenensicht die<br />

159<br />

Wenn die Bausubstanz im<br />

Stadtteil aus den 60er und<br />

70er Jahren stammt, ist<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

ger<strong>in</strong>ger als bei älteren<br />

oder neueren Häusern.<br />

Die Beurteilungskriterien<br />

für K<strong>in</strong>derfreundlichkeit<br />

s<strong>in</strong>d bei Erwachsenen und<br />

K<strong>in</strong>dern unterschiedlich.


die Beurteilung der K<strong>in</strong>der nur zum Teil wiederzugeben<br />

vermag.<br />

160


14. Bewertung der Befragung<br />

Um e<strong>in</strong> Me<strong>in</strong>ungsbild der K<strong>in</strong>der über die Befragung<br />

an sich zu erhalten, wurden ihnen zum Abschluss<br />

e<strong>in</strong>ige Fragen gestellt, die sich mit ihrem<br />

Bef<strong>in</strong>den während des Ausfüllens beschäftigen und<br />

auch mögliche Verständnisschwierigkeiten aufdecken<br />

können.<br />

Zunächst wurden die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Form des Barometers<br />

gefragt, wie sie sich während der Befragung<br />

gefühlt haben. Gut zwei Drittel der K<strong>in</strong>der (69%)<br />

haben sich bei der Beantwortung der Fragen „gut“<br />

oder „sehr gut“ gefühlt. 13% fühlten sich noch<br />

„eher gut“ und 10% „mittelmäßig“. 8% nannten<br />

Gefühle im schlechten Bereich (3% „sehr<br />

schlecht“, 2% „schlecht“, 4% „eher schlecht“).<br />

E<strong>in</strong> noch besseres Bild zeigt sich bei der Frage, ob<br />

die K<strong>in</strong>der die Befragung gut fanden. 75% kreuzten<br />

bei dieser Frage „stimmt ziemlich“ oder<br />

„stimmt völlig“ an, 10% der K<strong>in</strong>der machten ihr<br />

Kreuz bei „stimmt wenig“ oder „stimmt nicht“. Der<br />

Mittelwert liegt bei M = 4,1 auf e<strong>in</strong>er Skala von 1<br />

bis 5 (1 = stimmt nicht, 5 = stimmt völlig) und<br />

kann damit als sehr positives Ergebnis verstanden<br />

werden.<br />

78% der K<strong>in</strong>der stimmen der Aussage, alle Fragen<br />

verstanden zu haben, „ziemlich“ oder „völlig“ zu.<br />

15% räumen „teilweise“ Schwierigkeiten e<strong>in</strong> und<br />

7% können der Aussage „nicht“ oder nur „wenig“<br />

zustimmen. Die Mittelwerte von Jungen und Mädchen<br />

unterscheiden sich <strong>in</strong> dieser Frage leicht aber<br />

bedeutsam (um 0,14 Skalenpunkte), wobei Jungen<br />

angeben, die Fragen etwas besser zu verstehen.<br />

Mit zunehmendem Alter haben die K<strong>in</strong>der weniger<br />

Verständnisschwierigkeiten. Allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>den sie<br />

die Befragung auch weniger positiv und fühlten<br />

sich bei der Beantwortung schlechter. Dies kann<br />

damit zusammenhängen, dass die älteren K<strong>in</strong>der<br />

stärker auch die Problembereiche ihres Wohnumfeldes<br />

während der Befragung reflektierten.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund berichten nur<br />

über leicht mehr Verständnisprobleme bei den<br />

Fragen, der Unterschied umfasst nur 0,2 Skalenpunkte.<br />

161<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der fühlten<br />

sich bei der Befragung gut.<br />

Drei Viertel der K<strong>in</strong>der<br />

fanden es sehr gut, zu ihrem<br />

Wohnumfeld befragt<br />

zu werden.


K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong> Erziehender hatten während der Befragung<br />

e<strong>in</strong> deutlich schlechteres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

und beurteilten die Befragung auch schlechter:<br />

auch hier kann davon ausgegangen werden, dass<br />

die Beschäftigung mit der durchschnittlich schlechteren<br />

Wohnsituation von K<strong>in</strong>dern alle<strong>in</strong> Erziehender<br />

zu e<strong>in</strong>em negativen E<strong>in</strong>fluss auf das aktuelle<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den geführt hat.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den während der Befragung zeigt<br />

deutliche Zusammenhänge zur Beurteilung der<br />

Befragung an sich (r=.52). K<strong>in</strong>der, die Verständnisschwierigkeiten<br />

haben, fühlen sich bei der Befragung<br />

auch etwas unwohler (r=.24). Auch ihr<br />

Urteil über die Befragung fällt etwas schlechter<br />

aus (r=.28).<br />

162


15. Ausblick auf das<br />

Erhebungsjahr 2006<br />

Der mit diesem Abschlussbericht beendeten ersten<br />

Erhebungsperiode des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />

„<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ schließt sich 2006 e<strong>in</strong>e zweite<br />

Periode mit zehn weiteren Kommunen an. Ziel ist<br />

es zum e<strong>in</strong>en, die Basis der untersuchten Stadtteile<br />

noch vielfältiger zu gestalten, sodass das sich<br />

ergebende Bild noch besser übertragbar auf die<br />

verschiedensten Wohnverhältnisse <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen und darüber h<strong>in</strong>aus ist. Zum anderen<br />

aber sollen e<strong>in</strong>ige Fragestellungen variiert werden,<br />

damit an e<strong>in</strong>zelnen Stellen e<strong>in</strong> differenzierteres<br />

Bild gezeichnet werden kann.<br />

Mit dem Abschluss des zweiten Erhebungsjahres<br />

im Frühjahr 2007 liegt dann e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Studie vor, die <strong>in</strong> zwanzig höchst unterschiedlichen<br />

Stadtteilen von Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen die Lebenswelt<br />

von dort wohnenden K<strong>in</strong>dern geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den objektiven Wohnortfaktoren untersucht<br />

und bewertet.<br />

Ziel dieser Studie ist es aber nicht nur, die allgeme<strong>in</strong>en<br />

Erkenntnisse über die E<strong>in</strong>flussfaktoren auf<br />

das k<strong>in</strong>dliche Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrer Wohnung, ihrem<br />

direkten Wohnumfeld und <strong>in</strong> ihrer Kommune<br />

zu erweitern, sondern auch den teilnehmenden<br />

Kommunen konkrete Handlungsanweisungen für<br />

Verbesserungen der Wohn- und Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

von K<strong>in</strong>dern zu geben. Um die Umsetzung<br />

dieser Handlungsideen zu fördern, ist mit dem<br />

<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ e<strong>in</strong> Wettbewerb<br />

verbunden, dessen Preisträger aus dem<br />

ersten Projektjahr auf unserer Homepage<br />

www.k<strong>in</strong>derbarometer.de vorgestellt werden.<br />

163

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