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Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de

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<strong>Heidis</strong> <strong>Lehr</strong> <strong>und</strong> <strong>Wan<strong>de</strong>rjahre</strong> 1<br />

Lebensunterhalt gebrauchte. Wie er nun <strong>de</strong>n Schrank aufgemacht<br />

hatte, kam das Heidi schnell heran <strong>und</strong> stieß sein Zeug hinein, so<br />

weit hinter <strong>de</strong>s Großvaters Klei<strong>de</strong>r als möglich, damit es nicht so<br />

leicht wie<strong>de</strong>r zu fin<strong>de</strong>n sei. Nun sah es sich aufmerksam um in <strong>de</strong>m<br />

Raum <strong>und</strong> sagte dann: "Wo muss ich schlafen, Großvater?"<br />

"Wo du willst", gab dieser zur Antwort.<br />

Das war <strong>de</strong>m Heidi eben recht. Nun fuhr es in alle Winkel hinein<br />

<strong>und</strong> schaute je<strong>de</strong>s Plätzchen aus, wo am schönsten zu schlafen wäre.<br />

In <strong>de</strong>r Ecke vorüber <strong>de</strong>s Großvaters Lagerstätte war eine kleine<br />

Leiter aufgerichtet; Heidi kletterte hinauf <strong>und</strong> langte auf <strong>de</strong>m<br />

Heubo<strong>de</strong>n an. Da lag ein frischer, duften<strong>de</strong>r Heuhaufen oben, <strong>und</strong><br />

durch eine r<strong>und</strong>e Luke sah man weit ins Tal hinab.<br />

"Hier will ich schlafen", rief Heidi hinunter, "hier ist's schön!<br />

Komm <strong>und</strong> sieh einmal, wie schön es hier ist, Großvater!"<br />

"Weiß schon", tönte es von unten herauf.<br />

"Ich mache jetzt das Bett!", rief das Kind wie<strong>de</strong>r, in<strong>de</strong>m es oben<br />

geschäftig hin <strong>und</strong> her fuhr; "aber du musst heraufkommen <strong>und</strong> mir<br />

ein Leintuch mitbringen, <strong>de</strong>nn auf ein Bett kommt auch ein Leintuch,<br />

<strong>und</strong> darauf liegt man."<br />

"So, so", sagte unten <strong>de</strong>r Großvater, <strong>und</strong> nach einer Weile ging er<br />

an <strong>de</strong>n Schrank <strong>und</strong> kramte ein wenig darin herum; dann zog er unter<br />

seinen Hem<strong>de</strong>n ein langes, grobes Tuch hervor, das musste so etwas<br />

sein wie ein Leintuch. Er kam damit die Leiter herauf. Da war auf<br />

<strong>de</strong>m Heubo<strong>de</strong>n ein ganz artiges Bettlein zugerichtet; oben, wo <strong>de</strong>r<br />

Kopf liegen musste, war das Heu hoch aufgeschichtet, <strong>und</strong> das<br />

Gesicht kam so zu liegen, dass es gera<strong>de</strong> auf das offene, r<strong>und</strong>e Loch<br />

traf.<br />

"Das ist recht gemacht", sagte <strong>de</strong>r Großvater, "jetzt wird das Tuch<br />

kommen, aber wart noch"--damit nahm er einen guten Wisch Heu von<br />

<strong>de</strong>m Haufen <strong>und</strong> machte das Lager doppelt so dick, damit <strong>de</strong>r harte<br />

Bo<strong>de</strong>n nicht durchgefühlt wer<strong>de</strong>n konnte--; "so, jetzt komm her<br />

damit." Heidi hatte das Leintuch schnell zuhan<strong>de</strong>n genommen, konnte<br />

es aber fast nicht tragen, so schwer war's; aber das war sehr gut,<br />

<strong>de</strong>nn durch das feste Zeug konnten die spitzen Heuhalme nicht<br />

durchstechen. Jetzt breiteten die bei<strong>de</strong>n miteinan<strong>de</strong>r das Tuch über<br />

das Heu, <strong>und</strong> wo es zu breit <strong>und</strong> zu lang war, stopfte Heidi die<br />

En<strong>de</strong>n eilfertig unter das Lager. Nun sah es recht gut <strong>und</strong> reinlich<br />

aus, <strong>und</strong> Heidi stellte sich davor <strong>und</strong> betrachtete es nach<strong>de</strong>nklich.<br />

"Wir haben noch etwas vergessen, Großvater", sagte es dann.<br />

"Was <strong>de</strong>nn?", fragte er.<br />

"Eine Decke; <strong>de</strong>nn wenn man ins Bett geht, kriecht man zwischen das<br />

Leintuch <strong>und</strong> die Decke hinein."<br />

"So, meinst du? Wenn ich aber keine habe?", sagte <strong>de</strong>r Alte.<br />

"Oh, dann ist's gleich, Großvater", beruhigte Heidi, "dann nimmt<br />

man wie<strong>de</strong>r Heu zur Decke", <strong>und</strong> eilfertig wollte es gleich wie<strong>de</strong>r an<br />

<strong>de</strong>n Heustock gehen, aber <strong>de</strong>r Großvater wehrte es ihm.<br />

"Wart einen Augenblick", sagte er, stieg die Leiter hinab <strong>und</strong> ging<br />

an sein Lager hin. Dann kam er wie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> legte einen großen,<br />

schweren, leinenen Sack auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n.<br />

"Ist das nicht besser als Heu?", fragte er. Heidi zog aus<br />

Leibeskräften an <strong>de</strong>m Sacke hin <strong>und</strong> her, um ihn auseinan<strong>de</strong>r zu legen,<br />

aber die kleinen Hän<strong>de</strong> konnten das schwere Zeug nicht bewältigen.<br />

Der Großvater half, <strong>und</strong> wie es nun ausgebreitet auf <strong>de</strong>m Bette lag,<br />

da sah alles sehr gut <strong>und</strong> haltbar aus, <strong>und</strong> Heidi stand staunend vor<br />

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