Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de
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<strong>Heidis</strong> <strong>Lehr</strong> <strong>und</strong> <strong>Wan<strong>de</strong>rjahre</strong> 1<br />
ja schon halbwegs auf <strong>de</strong>r Alm?"<br />
"Ich bin auch gleich da, wo ich hinmuss", entgegnete die Barbel;<br />
"ich habe mit <strong>de</strong>r Geißenpeterin zu re<strong>de</strong>n, sie spinnt mir im Winter.<br />
So leb wohl, Dete, mit Glück!"<br />
Dete reichte <strong>de</strong>r Begleiterin die Hand <strong>und</strong> blieb stehen, während<br />
diese <strong>de</strong>r kleinen, dunkelbraunen Almhütte zuging, die einige<br />
Schritte seitwärts vom Pfad in einer Mul<strong>de</strong> stand, wo sie vor <strong>de</strong>m<br />
Bergwind ziemlich geschützt war. Die Hütte stand auf <strong>de</strong>r halben<br />
Höhe <strong>de</strong>r Alm, vom Dörfli aus gerechnet, <strong>und</strong> dass sie in einer<br />
kleinen Vertiefung <strong>de</strong>s Berges stand, war gut, <strong>de</strong>nn sie sah so<br />
baufällig <strong>und</strong> verfallen aus, dass es auch so noch ein gefährliches<br />
Darinwohnen sein musste, wenn <strong>de</strong>r Föhnwind so mächtig über die<br />
Berge strich, dass alles an <strong>de</strong>r Hütte klapperte, Türen <strong>und</strong> Fenster,<br />
<strong>und</strong> alle die morschen Balken zitterten <strong>und</strong> krachten. Hätte die<br />
Hütte an solchen Tagen oben auf <strong>de</strong>r Alm gestan<strong>de</strong>n, sie wäre<br />
unverzüglich ins Tal hinabgeweht wor<strong>de</strong>n.<br />
Hier wohnte <strong>de</strong>r Geißenpeter, <strong>de</strong>r elfjährige Bube, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>n Morgen<br />
unten im Dörfli die Geißen holte, um sie hoch auf die Alm<br />
hinaufzutreiben, um sie da die kurzen kräftigen Kräuter fressen zu<br />
lassen bis zum Abend; dann sprang <strong>de</strong>r Peter mit <strong>de</strong>n leichtfüßigen<br />
Tierchen wie<strong>de</strong>r herunter, tat, im Dörfli angekommen, einen<br />
schrillen Pfiff durch die Finger, <strong>und</strong> je<strong>de</strong>r Besitzer holte seine<br />
Geiß auf <strong>de</strong>m Platz. Meistens kamen kleine Buben <strong>und</strong> Mädchen, <strong>de</strong>nn<br />
die friedlichen Geißen waren nicht zu fürchten, <strong>und</strong> das war <strong>de</strong>nn<br />
<strong>de</strong>n ganzen Sommer durch die einzige Zeit am Tage, da <strong>de</strong>r Peter mit<br />
seinesgleichen verkehrte; sonst lebte er nur mit <strong>de</strong>n Geißen. Er<br />
hatte zwar daheim seine Mutter <strong>und</strong> die blin<strong>de</strong> Großmutter; aber da<br />
er immer am Morgen sehr früh fortmusste <strong>und</strong> am Abend vom Dörfli<br />
spät heimkam, weil er sich da noch so lange als möglich mit <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rn unterhalten musste, so verbrachte er daheim nur gera<strong>de</strong> so<br />
viel Zeit, um am Morgen seine Milch <strong>und</strong> Brot <strong>und</strong> am Abend<br />
ebendasselbe hinunterzuschlucken <strong>und</strong> dann sich aufs Ohr zu legen<br />
<strong>und</strong> zu schlafen. Sein Vater, <strong>de</strong>r auch schon <strong>de</strong>r Geißenpeter<br />
genannt wor<strong>de</strong>n war, weil er in früheren Jahren in <strong>de</strong>mselben Berufe<br />
gestan<strong>de</strong>n hatte, war vor einigen Jahren beim Holzfällen verunglückt.<br />
Seine Mutter, die zwar Brigitte hieß, wur<strong>de</strong> von je<strong>de</strong>rmann um <strong>de</strong>s<br />
Zusammenhangs willen die Geißenpeterin genannt, <strong>und</strong> die blin<strong>de</strong><br />
Großmutter kannten weit <strong>und</strong> breit Alt <strong>und</strong> Jung nur unter <strong>de</strong>m Namen<br />
Großmutter.<br />
Die Dete hatte wohl zehn Minuten gewartet <strong>und</strong> sich nach allen<br />
Seiten umgesehen, ob die Kin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Geißen noch nirgends zu<br />
sehen seien; als dies aber nicht <strong>de</strong>r Fall war, so stieg sie noch<br />
ein wenig höher, wo sie besser die ganze Alm bis hinunter übersehen<br />
konnte, <strong>und</strong> guckte nun von hier aus bald dahin, bald dorthin mit<br />
Zeichen großer Ungeduld auf <strong>de</strong>m Gesicht <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Bewegungen.<br />
Unter<strong>de</strong>ssen rückten die Kin<strong>de</strong>r auf einem großen Umwege heran, <strong>de</strong>nn<br />
<strong>de</strong>r Peter wusste viele Stellen, wo allerhand Gutes an Sträuchern<br />
<strong>und</strong> Gebüschen für seine Geißen zu nagen war; darum machte er mit<br />
seiner Her<strong>de</strong> vielerlei Wendungen auf <strong>de</strong>m Wege. Erst war das Kind<br />
mühsam nachgeklettert, in seiner schweren Rüstung vor Hitze <strong>und</strong><br />
Unbequemlichkeit keuchend <strong>und</strong> alle Kräfte anstrengend. Es sagte<br />
kein Wort, blickte aber unverwandt bald auf <strong>de</strong>n Peter, <strong>de</strong>r mit<br />
seinen nackten Füßen <strong>und</strong> leichten Höschen ohne alle Mühe hin <strong>und</strong><br />
her sprang, bald auf die Geißen, die mit <strong>de</strong>n dünnen, schlanken<br />
Beinchen noch leichter über Busch <strong>und</strong> Stein <strong>und</strong> steile Abhänge<br />
hinaufkletterten. Auf einmal setzte das Kind sich auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n<br />
nie<strong>de</strong>r, zog mit großer Schnelligkeit Schuhe <strong>und</strong> Strümpfe aus, stand<br />
wie<strong>de</strong>r auf, zog sein rotes, dickes Halstuch weg, machte sein<br />
Röckchen auf, zog es schnell aus <strong>und</strong> hatte gleich noch eins<br />
auszuhäkeln, <strong>de</strong>nn die Base Dete hatte ihm das Sonntagskleidchen<br />
über das Alltagszeug angezogen, um <strong>de</strong>r Kürze willen, damit niemand<br />
es tragen müsse. Blitzschnell war auch das Alltagsröcklein weg,<br />
<strong>und</strong> nun stand das Kind im leichten Unterröckchen, die bloßen Arme<br />
aus <strong>de</strong>n kurzen Hemdärmelchen vergnüglich in die Luft<br />
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