Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de
Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de
Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Heidis</strong> <strong>Lehr</strong> <strong>und</strong> <strong>Wan<strong>de</strong>rjahre</strong> 1<br />
"Weiß nicht", war die Antwort.<br />
"Wen kann ich <strong>de</strong>nn fragen, wo er sei?", fragte Heidi weiter.<br />
"Weiß nicht."<br />
"Weißt du keine an<strong>de</strong>re Kirche mit einem hohen Turm?"<br />
"Freilich weiß ich eine."<br />
"So komm <strong>und</strong> zeige mir sie."<br />
"Zeig du zuerst, was du mir dafür gibst." Der Junge hielt seine<br />
Hand hin. Heidi suchte in seiner Tasche herum. Jetzt zog es ein<br />
Bildchen hervor, darauf ein schönes Kränzchen von roten Rosen<br />
gemalt war; erst sah es noch eine kleine Weile darauf hin, <strong>de</strong>nn es<br />
reute Heidi ein wenig. Erst heute Morgen hatte Klara es ihm<br />
geschenkt; aber hinuntersehen ins Tal, über die grünen Abhänge!<br />
"Da", sagte Heidi <strong>und</strong> hielt das Bildchen hin, "willst du das?"<br />
Der Junge zog die Hand zurück <strong>und</strong> schüttelte <strong>de</strong>n Kopf.<br />
"Was willst du <strong>de</strong>nn?", fragte Heidi <strong>und</strong> steckte vergnügt sein<br />
Bildchen wie<strong>de</strong>r ein.<br />
"Geld."<br />
"Ich habe keins, aber Klara hat, sie gibt mir dann schon; wie viel<br />
willst du?"<br />
"Zwanzig Pfennige."<br />
"So komm jetzt."<br />
Nun wan<strong>de</strong>rten die bei<strong>de</strong>n eine lange Straße hin, <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>m Wege<br />
fragte Heidi <strong>de</strong>n Begleiter, was er auf <strong>de</strong>m Rücken trage, <strong>und</strong> er<br />
erklärte ihm, es sei eine schöne Orgel unter <strong>de</strong>m Tuch, die mache<br />
eine prachtvolle Musik, wenn er daran drehe.<br />
Auf einmal stan<strong>de</strong>n sie vor einer alten Kirche mit hohem Turm; <strong>de</strong>r<br />
Junge stand still <strong>und</strong> sagte: "Da."<br />
"Aber wie komm ich da hinein?", fragte Heidi, als es die fest<br />
verschlossenen Türen sah.<br />
"Weiß nicht", war wie<strong>de</strong>r die Antwort.<br />
"Glaubst du, man könne hier klingeln, so wie man <strong>de</strong>m Sebastian tut?"<br />
"Weiß nicht."<br />
Heidi hatte eine Klingel ent<strong>de</strong>ckt an <strong>de</strong>r Mauer <strong>und</strong> zog jetzt aus<br />
allen Kräften daran.<br />
"Wenn ich dann hinaufgehe, so musst du warten hier unten, ich weiß<br />
jetzt <strong>de</strong>n Weg nicht mehr zurück, du musst mir ihn dann zeigen."<br />
"Was gibst du mir dann?"<br />
"Was muss ich dir dann wie<strong>de</strong>r geben?"<br />
"Wie<strong>de</strong>r zwanzig Pfennige."<br />
Jetzt wur<strong>de</strong> das alte Schloss inwendig umgedreht <strong>und</strong> die knarren<strong>de</strong><br />
Tür geöffnet; ein alter Mann trat heraus <strong>und</strong> schaute erst<br />
verw<strong>und</strong>ert, dann ziemlich erzürnt auf die Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> fuhr sie an:<br />
"Was untersteht ihr euch, mich da herunterzuklingeln? Könnt ihr<br />
nicht lesen, was über <strong>de</strong>r Klingel steht: 'Für solche, die <strong>de</strong>n<br />
Seite 43