Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de
Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de
Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Heidis</strong> <strong>Lehr</strong> <strong>und</strong> <strong>Wan<strong>de</strong>rjahre</strong> 1<br />
wie<strong>de</strong>r am Bo<strong>de</strong>n <strong>und</strong> schaute ganz still auf die Blauglöckchen <strong>und</strong><br />
die Cystusröschen, die im gol<strong>de</strong>nen Abendschein leuchteten, <strong>und</strong><br />
alles Gras wur<strong>de</strong> wie gol<strong>de</strong>n angehaucht <strong>und</strong> die Felsen droben fingen<br />
an zu schimmern <strong>und</strong> zu funkeln, <strong>und</strong> auf einmal sprang Heidi auf <strong>und</strong><br />
schrie: "Peter! Peter! Es brennt! Es brennt! Alle Berge brennen<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r große Schnee drüben brennt <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Himmel. O sieh! Sieh!<br />
Der hohe Felsenberg ist ganz glühend! Oh, <strong>de</strong>r schöne, feurige<br />
Schnee! Peter, sieh auf, sieh, das Feuer ist auch beim Raubvogel!<br />
Sieh doch die Felsen! Sieh die Tannen! Alles, alles ist im Feuer!"<br />
"Es war immer so", sagte jetzt <strong>de</strong>r Peter gemütlich <strong>und</strong> schälte an<br />
seiner Rute fort, "aber es ist kein Feuer."<br />
"Was ist es <strong>de</strong>nn?", rief Heidi <strong>und</strong> sprang hierhin <strong>und</strong> dorthin, dass<br />
es überallhin sehe, <strong>de</strong>nn es konnte gar nicht genug bekommen, so<br />
schön war's auf allen Seiten. "Was ist es, Peter, was ist es?",<br />
rief Heidi wie<strong>de</strong>r.<br />
"Es kommt von selbst so", erklärte Peter.<br />
"O sieh, sieh", rief Heidi in großer Aufregung, "auf einmal wer<strong>de</strong>n<br />
sie rosenrot! Sieh <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Schnee <strong>und</strong> <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n hohen,<br />
spitzigen Felsen! Wie heißen sie, Peter?"<br />
"Berge heißen nicht", erwi<strong>de</strong>rte dieser.<br />
"O wie schön, sieh <strong>de</strong>n rosenroten Schnee! Oh, <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n Felsen<br />
oben sind viele, viele Rosen! Oh, nun wer<strong>de</strong>n sie grau! Oh! Oh!<br />
Nun ist alles ausgelöscht! Nun ist alles aus, Peter!" Und Heidi<br />
setzte sich auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>und</strong> sah so verstört aus, als ginge<br />
wirklich alles zu En<strong>de</strong>.<br />
"Es ist morgen wie<strong>de</strong>r so", erklärte Peter. "Steh auf, nun müssen<br />
wir heim."<br />
Die Geißen wur<strong>de</strong>n herbeigepfiffen <strong>und</strong>--gerufen <strong>und</strong> die Heimfahrt<br />
angetreten.<br />
"Ist's alle Tage wie<strong>de</strong>r so, alle Tage, wenn wir auf <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong><br />
sind?", fragte Heidi, begierig nach einer bejahen<strong>de</strong>n Versicherung<br />
horchend, als es nun neben <strong>de</strong>m Peter die Alm hinunterstieg.<br />
"Meistens", gab dieser zur Antwort.<br />
"Aber gewiss morgen wie<strong>de</strong>r?", wollte es noch wissen.<br />
"Ja, ja, morgen schon!", versicherte Peter.<br />
Nun war Heidi wie<strong>de</strong>r froh <strong>und</strong> es hatte so viele Eindrücke in sich<br />
aufgenommen <strong>und</strong> so viele Dinge gingen ihm im Sinn herum, dass es<br />
nun ganz stillschwieg, bis es bei <strong>de</strong>r Almhütte ankam <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />
Großvater unter <strong>de</strong>n Tannen sitzen sah, wo er auch eine Bank<br />
angebracht hatte <strong>und</strong> am Abend seine Geißen erwartete, die von<br />
dieser Seite herunterkämen. Heidi sprang gleich auf ihn zu <strong>und</strong><br />
Schwänli <strong>und</strong> Bärli hinter ihm drein, <strong>de</strong>nn die Geißen kannten ihren<br />
Herrn <strong>und</strong> ihren Stall. Der Peter rief <strong>de</strong>m Heidi nach: "Komm dann<br />
morgen wie<strong>de</strong>r! Gute Nacht!" Denn es war ihm sehr daran gelegen,<br />
dass das Heidi wie<strong>de</strong>rkomme.<br />
Da rannte das Heidi schnell wie<strong>de</strong>r zurück <strong>und</strong> gab <strong>de</strong>m Peter die<br />
Hand <strong>und</strong> versicherte ihm, dass es wie<strong>de</strong>r mitkomme, <strong>und</strong> dann sprang<br />
es mitten in die davonziehen<strong>de</strong> Her<strong>de</strong> hinein <strong>und</strong> fasste noch einmal<br />
das Schneehöppli um <strong>de</strong>n Hals <strong>und</strong> sagte vertraulich: "Schlaf wohl,<br />
Schneehöppli, <strong>und</strong> <strong>de</strong>nk dran, dass ich morgen wie<strong>de</strong>rkomme <strong>und</strong> dass<br />
du nie mehr so jämmerlich meckern musst."<br />
Das Schneehöppli schaute ganz fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> dankbar zu Heidi auf<br />
<strong>und</strong> sprang dann fröhlich <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> nach.<br />
Seite 18