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Heidis Lehr und Wanderjahre - Blog.de

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<strong>Heidis</strong> <strong>Lehr</strong> <strong>und</strong> <strong>Wan<strong>de</strong>rjahre</strong> 1<br />

herunter; so machte es schnell fertig, ging dann hinein <strong>und</strong> stieg<br />

zu seinem Bett hinauf, in <strong>de</strong>m es auch gleich nachher so fest <strong>und</strong><br />

herrlich schlief, als nur einer im schönsten Fürstenbett schlafen<br />

konnte. Nicht lange nachher, noch eh es völlig dunkel war, legte<br />

auch <strong>de</strong>r Großvater sich auf sein Lager, <strong>de</strong>nn am Morgen war er immer<br />

schon mit <strong>de</strong>r Sonne wie<strong>de</strong>r draußen, <strong>und</strong> die kam sehr früh über die<br />

Berge hereingestiegen in dieser Sommerszeit. In <strong>de</strong>r Nacht kam <strong>de</strong>r<br />

Wind so gewaltig, dass bei seinen Stößen die ganze Hütte erzitterte<br />

<strong>und</strong> es in allen Balken krachte; durch <strong>de</strong>n Schornstein heulte <strong>und</strong><br />

ächzte es wie Jammerstimmen, <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n alten Tannen draußen tobte<br />

es mit solcher Wut, dass hier <strong>und</strong> da ein Ast nie<strong>de</strong>rkrachte. Mitten<br />

in <strong>de</strong>r Nacht stand <strong>de</strong>r Großvater auf <strong>und</strong> sagte halblaut vor sich<br />

hin: "Es wird sich wohl fürchten." Er stieg die Leiter hinauf <strong>und</strong><br />

trat an <strong>Heidis</strong> Lager heran. Der Mond draußen stand einmal hell<br />

leuchtend am Himmel, dann fuhren wie<strong>de</strong>r die jagen<strong>de</strong>n Wolken darüber<br />

hin <strong>und</strong> alles wur<strong>de</strong> dunkel. Jetzt kam <strong>de</strong>r Mondschein eben<br />

leuchtend durch die r<strong>und</strong>e Öffnung herein <strong>und</strong> fiel gera<strong>de</strong> auf <strong>Heidis</strong><br />

Lager. Es hatte sich feuerrote Backen erschlafen unter seiner<br />

schweren Decke, <strong>und</strong> ruhig <strong>und</strong> friedlich lag es auf seinem r<strong>und</strong>en<br />

Ärmchen <strong>und</strong> träumte von etwas Erfreulichem, <strong>de</strong>nn sein Gesichtchen<br />

sah ganz wohlgemut aus. Der Großvater schaute so lange auf das<br />

friedlich schlafen<strong>de</strong> Kind, bis <strong>de</strong>r Mond wie<strong>de</strong>r hinter die Wolken<br />

trat <strong>und</strong> es dunkel wur<strong>de</strong>, dann kehrte er auf sein Lager zurück.<br />

Auf <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong><br />

Heidi erwachte am frühen Morgen an einem lauten Pfiff, <strong>und</strong> als es<br />

die Augen aufschlug, kam ein gol<strong>de</strong>ner Schein durch das r<strong>und</strong>e Loch<br />

hereingeflossen auf sein Lager <strong>und</strong> auf das Heu daneben, dass alles<br />

gol<strong>de</strong>n leuchtete ringsherum. Heidi schaute erstaunt um sich <strong>und</strong><br />

wusste durchaus nicht, wo es war. Aber nun hörte es draußen <strong>de</strong>s<br />

Großvaters tiefe Stimme, <strong>und</strong> jetzt kam ihm alles in <strong>de</strong>n Sinn: Woher<br />

es gekommen war <strong>und</strong> dass es nun auf <strong>de</strong>r Alm beim Großvater sei,<br />

nicht mehr bei <strong>de</strong>r alten Ursel, die fast nichts mehr hörte <strong>und</strong><br />

meistens fror, so dass sie immer am Küchenfenster o<strong>de</strong>r am<br />

Stubenofen gesessen hatte, wo dann auch Heidi hatte verweilen<br />

müssen o<strong>de</strong>r doch ganz in <strong>de</strong>r Nähe, damit die Alte sehen konnte, wo<br />

es war, weil sie es nicht hören konnte. Da war es <strong>de</strong>m Heidi<br />

manchmal zu eng drinnen, <strong>und</strong> es wäre lieber hinausgelaufen. So war<br />

es sehr froh, als es in <strong>de</strong>r neuen Behausung erwachte <strong>und</strong> sich<br />

erinnerte, wie viel Neues es gestern gesehen hatte <strong>und</strong> was es heute<br />

wie<strong>de</strong>r alles sehen könnte, vor allem das Schwänli <strong>und</strong> das Bärli.<br />

Heidi sprang eilig aus seinem Bett <strong>und</strong> hatte in wenig Minuten alles<br />

wie<strong>de</strong>r angelegt, was es gestern getragen hatte, <strong>de</strong>nn es war sehr<br />

wenig. Nun stieg es die Leiter hinunter <strong>und</strong> sprang vor die Hütte<br />

hinaus. Da stand schon <strong>de</strong>r Geißenpeter mit seiner Schar, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Großvater brachte eben Schwänli <strong>und</strong> Bärli aus <strong>de</strong>m Stall herbei,<br />

dass sie sich <strong>de</strong>r Gesellschaft anschlossen. Heidi lief ihm<br />

entgegen, um ihm <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Geißen guten Tag zu sagen.<br />

"Willst mit auf die Wei<strong>de</strong>?", fragte <strong>de</strong>r Großvater. Das war <strong>de</strong>m<br />

Heidi eben recht, es hüpfte hoch auf vor Freu<strong>de</strong>.<br />

"Aber erst waschen <strong>und</strong> sauber sein, sonst lacht einen die Sonne aus,<br />

wenn sie so schön glänzt da droben <strong>und</strong> sieht, dass du schwarz bist;<br />

sieh, dort ist's für dich gerichtet." Der Großvater zeigte auf<br />

einen großen Zuber voll Wasser, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>r Tür in <strong>de</strong>r Sonne stand.<br />

Heidi sprang hin <strong>und</strong> patschte <strong>und</strong> rieb, bis es ganz glänzend war.<br />

Unter<strong>de</strong>ssen ging <strong>de</strong>r Großvater in die Hütte hinein <strong>und</strong> rief <strong>de</strong>m<br />

Peter zu: "Komm hierher, Geißengeneral, <strong>und</strong> bring <strong>de</strong>inen Habersack<br />

mit." Verw<strong>und</strong>ert folgte Peter <strong>de</strong>m Ruf <strong>und</strong> streckte sein Säcklein<br />

hin, in <strong>de</strong>m er sein mageres Mittagessen bei sich trug.<br />

"Mach auf", befahl <strong>de</strong>r Alte <strong>und</strong> steckte nun ein großes Stück Brot<br />

<strong>und</strong> ein ebenso großes Stück Käse hinein. Der Peter machte vor<br />

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