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Allgemeiner Teil - RWTH Aachen University

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Endostale Gefäßversorgung der Diaphyse der humanen Tibia:<br />

Gefäßarchitektur und Verlauf der Arteria nutricia tibiae<br />

mit Bezug auf deren Beeinträchtigung nach aufgebohrter und<br />

unaufgebohrter Marknagelung<br />

Dan mon O`Dey


Endostale Gefäßversorgung der Diaphyse der humanen Tibia:<br />

Gefäßarchitektur und Verlauf der Arteria nutricia tibiae<br />

mit Bezug auf deren Beeinträchtigung nach aufgebohrter und<br />

unaufgebohrter Marknagelung<br />

∗<br />

Von der Medizinischen Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Techni-<br />

schen Hochschule <strong>Aachen</strong> zur Erlangung des<br />

akademischen Grades eines<br />

Doktors der Medizin genehmigte Dissertation<br />

∗<br />

vorgelegt von<br />

Dan mon O`Dey<br />

aus Bremervörde<br />

Berichter: Herr Universitätsprofessor<br />

Dr. med. O. Paar<br />

Herr Privatdozent<br />

Dr. med. A. Prescher<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 08. Juni 2001<br />

Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online ver-<br />

fügbar<br />

2


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 ALLGEMEINER TEIL...................................................................................................................................... 6<br />

1.1 EINLEITUNG ................................................................................................................................................... 6<br />

1.2 DIE LEICHENERÖFFNUNG ZUR ERKUNDUNG ANATOMISCHER SACHVERHALTE – EINE KURZE<br />

RÜCKBLICKENDE BETRACHTUNG............................................................................................................................... 6<br />

1.3 ÜBERBLICK DER ENTWICKLUNG VON BRUCHBEHANDLUNGEN...................................................................... 7<br />

1.3.1 Die Chirurgie der Brüche ..................................................................................................................... 7<br />

1.3.2 Anatomische Einführung [Benninghof 1994, Sobotta 1988, Voss und Herrlinger 1975] ..................... 8<br />

1.3.2.1 Die Knochen des Unterschenkels .......................................................................................................................8<br />

1.3.2.2 Die Tibia.............................................................................................................................................................8<br />

1.3.2.3 Die Fibula...........................................................................................................................................................9<br />

1.3.2.4 Die Membrana interossea cruris .........................................................................................................................9<br />

1.3.2.5 Die Blutversorgung der Tibia .............................................................................................................................9<br />

1.3.2.6 Die A. nutricia und ihre Bedeutung im Vergleich zum periostalen Gefäßsystem.............................................10<br />

1.3.3 Die Entstehung von Frakturen, ihre Formen und Schweregrade........................................................ 11<br />

1.3.3.1 Die Formen der Frakturheilung [Braun und Rüter 1996].................................................................................12<br />

1.3.3.2 Knochenwachstum / Knochenregeneration und Hormone................................................................................14<br />

1.3.3.3 Die Marknagelung............................................................................................................................................14<br />

1.3.3.4 Risiken der Marknagelung................................................................................................................................15<br />

1.3.3.5 Knochenbruchheilung und Marknagelung........................................................................................................18<br />

1.3.3.6 Der Mensch oder das Tier als experimenteller Mittelpunkt wissenschaftlicher Arbeiten – eine kurze,<br />

1.4<br />

vergleichende Betrachtung.................................................................................................................................................20<br />

PROBLEMSTELLUNG UND FRAGESTELLUNG................................................................................................. 20<br />

2 SPEZIELLER TEIL ......................................................................................................................................... 21<br />

2.1 MATERIAL UND METHODE........................................................................................................................... 21<br />

2.1.1 Einleitung............................................................................................................................................ 21<br />

2.1.2 Durchführung...................................................................................................................................... 21<br />

2.1.2.1 Untersuchung des Gefäßverlaufs ......................................................................................................................23<br />

2.1.2.2 Untersuchung der Beeinträchtigung des Gefäßverlaufes durch die Marknagelung ..........................................24<br />

2.2 ERGEBNISSE................................................................................................................................................. 26<br />

2.2.1 Intraossärer Verlauf der A. nutricia tibiae.......................................................................................... 26<br />

2.2.2 Zusammenfassende Auswertung der Ergebnisse.................................................................................32<br />

2.2.3 Integritätsbeeinflussung der A. nutricia tibiae durch die aufgebohrte und unaufgebohrte<br />

Marknagelung..................................................................................................................................................... 37<br />

2.2.4 Zusammenfassende Auswertung der Ergebnisse.................................................................................51<br />

2.3 DISKUSSION ................................................................................................................................................. 56<br />

2.3.1 Einführung .......................................................................................................................................... 56<br />

2.3.2 Intraossärer Verlauf der A. nutricia tibiae in der Literatur................................................................ 56<br />

2.3.2.1 Ergebnisdiskussion der eigenen Arbeit.............................................................................................................57<br />

2.3.3 Integritätsbeeinflussung der A. nutricia durch die aufgebohrte und die unaufgebohrte Marknagelung<br />

in der Literatur.................................................................................................................................................... 58<br />

2.3.3.1 Ergebnisdiskussion der eigenen Arbeit.............................................................................................................60<br />

2.3.4 Knochenbruchheilungsstörungen des Röhrenknochens als Resultat der Beeinträchtigung seiner<br />

funktionellen Systeme.......................................................................................................................................... 62<br />

2.3.5 Die Pseudarthrose nach unaufgebohrter Marknagelung im Vergleich zur aufgebohrten<br />

Marknagelung..................................................................................................................................................... 64<br />

2.3.6 Interaktion von Tibia und Fibula ........................................................................................................ 66<br />

2.3.7 Diagnose und Therapie der Pseudarthrose......................................................................................... 67<br />

2.3.8 Diskussion der durchgeführten Untersuchung.................................................................................... 68<br />

2.3.8.1 Die Gefäßdarstellung durch Ausgießen des Gefäßlumens................................................................................68<br />

2.3.8.2 Die Marknagelung der unfrakturierten Knochen ..............................................................................................69<br />

2.3.8.3 Beeinflussung des ausgegossenen Gefäßes durch die aufgebohrte und unaufgebohrte Marknagelung ............69<br />

2.4 ANATOMISCHER BEFUND EINER MIT MARKNAGELUNG VERSORGTEN, AUSGEHEILTEN TIBIAFRAKTUR ....... 70<br />

3 SCHLUßFOLGERUNG................................................................................................................................... 71<br />

3.1 ANATOMIE UND NOMENKLATUR DER A. NUTRICIA TIBIAE .......................................................................... 71<br />

3.2 AUSWIRKUNG DER MARKNAGELUNG AUF DIE A. NUTRICIA TIBIAE ............................................................. 71<br />

3.3 AUSWIRKUNGEN DER MARKNAGELUNG IM VERGLEICH ZU ANDEREN OSTEOSYNTHESEVERFAHREN .......... 72<br />

4 KLINISCHE RELEVANZ UND SCHLUßWORT........................................................................................ 74<br />

5 ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................................................................. 76<br />

4


6 SUMMARY ....................................................................................................................................................... 77<br />

7 LITERATURVERZEICHNIS ......................................................................................................................... 78<br />

8 DANKSAGUNG................................................................................................................................................ 92<br />

9 CURRICULUM VITAE................................................................................................................................... 93<br />

5


1 <strong>Allgemeiner</strong> <strong>Teil</strong><br />

1.1 Einleitung<br />

Die operative Behandlung von Unterschenkelbrüchen nimmt auf Grund ihrer Häufigkeit einen<br />

bedeutenden Platz in der Unfallchirurgie ein. Mit der operativen Behandlung dieser Frakturen<br />

sind auch heute noch Probleme verbunden, welche im Trauma oder in iatrogen bedingten<br />

Weichteilschäden begründet sind. Bei den verschiedenen Osteosyntheseverfahren manifestieren<br />

sich diese Probleme mehr oder weniger in Knochenbruchheilungsstörungen, Pseudarthrosen,<br />

Infektionen und lungenassoziierten Komplikationen wie dem ARDS (Adult Respiratory Distress<br />

Syndrom) nach Fettembolie.<br />

Die Tibia nimmt als tragende Säule der unteren Extremität [Benninghoff 1994] einen zentralen<br />

Platz in dieser operativen Versorgung ein. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, daß<br />

sich Tibia und Fibula gegenseitig durch die sie verbindende proximale Amphiarthrose, die distale<br />

Syndesmose und die Membrana interossea beeinflussen [Gotzen et al. 1978, Höntzsch et al.<br />

1993, Sárváry und Berentey 1984]. So trägt die Fibula in vivo 1/6 der auf die untere Extremität<br />

wirkenden statischen Last [Lambert 1971, Lugger 1981]. Um diesen Verbindungen Rechnung zu<br />

tragen, wird die Fibula zunehmend mit in die Frakturversorgung der Tibia einbezogen [Magin<br />

und Aymar 1995]. Davon verspricht man sich eine Verbesserung der Heilungsergebnisse bei der<br />

Versorgung kompletter Unterschenkelfrakturen [Höntzsch et al. 1993, Magin und Aymar 1995].<br />

Kein Knochen könnte ohne suffiziente Blutversorgung seinen Zweck erfüllen. Ein entsprechend<br />

ausgeprägtes Vaskularisationsdefizit des Knochens führt unmittelbar zum Untergang des Gewebes.<br />

Gerade bei der Knochenbruchheilung hat die Blutversorgung einen hohen Stellenwert und<br />

sollte dementsprechend bei der Frakturbehandlung berücksichtigt werden.<br />

In der vorliegenden anatomischen Untersuchung soll das medulläre Gefäßsystem der humanen<br />

Tibia unter besonderer Berücksichtigung der Beeinträchtigung durch die Marknagelung in unaufgebohrter<br />

und aufgebohrter Technik analysiert werden.<br />

1.2 Die Leicheneröffnung zur Erkundung anatomischer Sachverhalte – eine kurze rückblickende<br />

Betrachtung<br />

Die Leicheneröffnung stieß lange Zeit auf heftigen Widerstand. Durch religiöse Verbote, namentlich<br />

durch die Bulle „De sepulturis“ von Papst Bonifazius VIII (1300) wurde die Leicheneröffnung<br />

untersagt. Diese Bulle war vor allem gegen die Gewohnheit gerichtet, die Skelette der<br />

6


im Orient verstorbenen Kreuzfahrer nach Abkochen der Leichen nach Europa zu überführen.<br />

Nachdem sich die diesbezügliche Abneigung der Kirche geändert hatte, wurde bereits Papst<br />

Alexander V 1410 nach seinem Tode (03.05.1410) seziert und Papst Sixtus IV (1471-1484) erlaubte<br />

den Studenten von Bologna und Padua, menschliche Leichen zu obduzieren. Papst Clemens<br />

VII (1523 – 1534) bestätigte diese Befugnis. Die theologische Universität Salamanca deklarierte<br />

1556, daß „die Eröffnung menschlicher Leichen nützlich und daher den Menschen erlaubt“<br />

sei [Sournia et al. 1982, Bd. VI]. Diese Permission gestattete den Gelehrten und Studenten,<br />

offizielle Erkenntnisse über die Organsysteme des Menschen zu gewinnen, so daß das Organgefüge<br />

vom Verständnis her immer mehr aufgeklärt wurde. Dadurch, daß Organsysteme verstanden<br />

wurden, konnten Methoden entwickelt werden, welche die Reintegration und Regeneration<br />

von Gefügebestandteilen bei pathologischen oder traumatisch bedingten Veränderungen<br />

erlaubten.<br />

1.3 Überblick der Entwicklung von Bruchbehandlungen<br />

1.3.1 Die Chirurgie der Brüche<br />

Mit der Entwicklung von Knochen als Stützgerüst vieler Lebewesen wurde durch deren Aufbau<br />

festgelegt, daß sie bei praedisponierenden Umständen brechen müssen. Der Mensch hat Methoden<br />

entwickeln können, die es ihm ermöglichten, Knochenbrüche weitgehenst zu heilen. Es ist<br />

wohl schon als „Instinkthandlung“ zu betrachten, einen offensichtlichen Knochenbruch – beson-<br />

ders auffällig an den Extremitäten – zu schienen, ruhigzustellen und gleichsam zu entlasten.<br />

Dementsprechend ist es auch möglich, die in diesem Zusammenhang „einfache Knochenbruchbehandlung“<br />

(Reposition, Schienung, Gips) in der Geschichte weit zurückzuverfolgen.<br />

Ende des 18. Jahrhunderts erfuhr die spezielle Chirurgie der Brüche einen immensen Aufschwung.<br />

Die „spezielle Bruchbehandlung“ als solche ist verständlicherweise ebenfalls wie die<br />

allgemeine oder einfache Bruchbehandlung bereits sehr viel älter. Die Anfänge sind im Zeitalter<br />

des Hippokrates anzusiedeln, der folgende Aussage vertrat: „Einige kunstvoll angebrachte Nahtpunkte<br />

werden am besten dazu beitragen, einen gebrochenen Kiefer zu fixieren“. Andererseits<br />

kam man durch die chirurgische Behandlung von Pseudarthrosen und Heilungsschwierigkeiten<br />

langsam auf den Gedanken, den Knochen wieder zusammenzunähen, wie es schon Dalechamp<br />

im 16. Jahrhundert vorgeschlagen hatte. Die Mannigfaltigkeit der Fixierung reicht von Stahlfäden<br />

und anderen Fäden sowie Nägeln, Klammern, Schrauben, Bolzen, Platten über den Fixateur<br />

externe bis zur intramedullären Marknagelung [Sournia et al. 1982, Bd. V].<br />

7


1.3.2 Anatomische Einführung [Benninghof 1994, Sobotta 1988, Voss und Herrlinger 1975]<br />

1.3.2.1 Die Knochen des Unterschenkels<br />

Die beiden Knochen des Unterschenkels, die Tibia und die Fibula, sind in frühen Entwicklungsstadien<br />

von fast gleicher Stärke und stehen beide in Verbindung mit dem Femur. Während der<br />

späteren Entwicklungsstadien gewinnt die Tibia die Oberhand und wird zum tragenden Skeletteil,<br />

während die Fibula vom Femur abgedrängt wird, so daß sie schließlich im oberen <strong>Teil</strong><br />

lateral hinten und gegen die Tibia nach abwärts verschoben ist. Die Verknöcherung der Tibia<br />

geschieht fast gleichzeitig mit jener des Femur. Die Verknöcherung der Fibula erfolgt später.<br />

Beide Unterschenkelknochen sind miteinander durch die proximale straffe Gelenkverbindung,<br />

die distale Syndesmose und über die Membrana interossea verbunden. Topographisch liegt die<br />

Fibula in etwa auf dem Mittellot der Facies medialis der Tibia [Höntzsch et al. 1993]. Der Schaft<br />

der Tiba fällt während der Entwicklung einer Torsion anheim, so daß das distale Ende der Tibia<br />

auswärts gedreht wird (ca. 23°). Diese Außenrotation der Tibia gleicht der distale Femur durch<br />

eine Innenrotation aus. Dies bewirkt beim Gesunden ein Parallelstehen oder eine leichte Aus-<br />

wärtsdrehung des Fußes.<br />

1.3.2.2 Die Tibia<br />

Die Tibia ist an ihrem proximalen Ende kolbig zum Tibiakopf aufgetrieben, der die Gelenkflächen<br />

trägt, mit denen die Femurkondylen artikulieren. Der Tibiakopf ist beim Erwachsenen 3-5°<br />

rückwärts geneigt (Retroversio tibiae). Beim Neugeborenen ist die Retroversio tibiae stärker<br />

ausgeprägt. Das lange Mittelstück der Tibia ist von dreieckiger Form. Es werden hier dement-<br />

sprechend drei Flächen und drei Kanten unterschieden: Facies medialis, Facies lateralis und Facies<br />

posterior, sowie Margo medialis, Margo interosseus und Margo anterior. Am Margo interosseus<br />

inseriert die Membrana interossea cruris. An der hinteren Fläche, Facies posterior, verläuft<br />

im proximalen Abschnitt eine schräge Linie, Linea musculi solei, und unterhalb derselben<br />

führt ein Foramen nutricium schräg in distaler Richtung in den Markraum des Knochens. Die<br />

plane Facies medialis und der Margo anterior stellen sich unmittelbar unter der Haut dar. Die<br />

übrige Zirkumferenz wird von Weichteilen verdeckt. Nach distal wird das anfangs dreieckige<br />

Knochenrohr annähernd zylindrisch. Dieser Abschnitt ist am häufigsten von Frakturen betroffen<br />

[Biewner und Wolter 1989, Jahna 1977, Tscherne und Brüggemann 1976, Wiese et al. 1983].<br />

Das distale Ende ist weniger verbreitert und nach medial zu dem starken inneren Knöchel (Mal-<br />

8


leolus medialis) ausgezogen. Hier artikuliert die Tibia zusammen mit dem lateralen Knöchel der<br />

Fibula (Malleolus lateralis) in der Malleolengabel mit dem Talus der Fußwurzelknochen.<br />

1.3.2.3 Die Fibula<br />

Die Fibula ist ein schlanker, biegsamer Knochen, der gegen die Tibia nach abwärts geschoben<br />

erscheint und einem federnden Stab ähnelt. Der proximale Fibulakopf erreicht die Gelenkfläche<br />

der Tibia nicht. Der distale laterale Knöchel hingegen überragt den der Tibia als Malleolus lateralis.<br />

Proximales und distales Ende der Fibula sind durch die Haut leicht zu tasten, wobei der<br />

Knochen insgesamt von Weichteilen umhüllt ist. Der Fibulakopf besitzt eine kleine Gelenkfläche<br />

zur Verbindung mit der Tibia. Der Malleolus lateralis trägt an seiner medialen Seite eine Gelenkfläche<br />

zur Anlagerung an das Sprungbein. Am Schaft (Corpus fibulae) lassen sich vier Kanten<br />

unterscheiden, von denen die eine (Margo interosseus) zum Ansatz der Membrana interossea<br />

cruris dient.<br />

1.3.2.4 Die Membrana interossea cruris<br />

Die Membrana interossea cruris ist dünner als die Membrana interossea antebrachii und ein Bestandteil<br />

der Syndesmosis tibiofibularis. Sie spannt sich als Kollagenfaserplatte zwischen den<br />

Margines interossei beider Unterschenkelknochen aus. Die Fasern bilden ein Scherengitter, wobei<br />

sie hauptsächlich von der Tibia diagonal abwärts (50° – 70°) zur Fibula laufen. Den unteren<br />

Bereich, wo die stärkere Belastung stattfindet, bezeichnet man als Gabelband (Ligamentum tibiofibulare<br />

anterius et posterius). Im proximalen Drittel befindet sich eine Lücke zum Durchtritt<br />

der A. und V. tibialis anterior.<br />

1.3.2.5 Die Blutversorgung der Tibia<br />

Die Kortikalis der Tibia wird von drei Gefäßsystemen versorgt. Diese drei Gefäpsysteme werden<br />

durch das medulläre (A. nutricia aus A. tibialis posterior), das periostale (Aa. periostales aus A.<br />

tibialis anterior) und das epi-metaphysale (Aa. epiphysariae und Aa. metaphysariae) System ge-<br />

9


ildet. Es steht fest, daß der größere Anteil des gesamten Röhrenknochens, d.h. etwa 65% [Willans<br />

und Mc Carthy 1986], durch die Gefäßaufzweigungen der A. nutricia tibiae von medullär<br />

her versorgt werden [Lexer 1903, 1904]. Küntscher [1940] stellte die periostale Gefäßversorgung<br />

in den Vordergrund. Radiäre Einzeläste der A. nutricia tibiae dringen durch die Volkmannschen<br />

Kanäle über die Haversschen Kanäle in die Kortikalis ein. Sie versorgen vom Gesamtdurchmesser<br />

der Kortikalis 2/3-3/4 mit Blut [Macnab 1957, Macnab und De Haas 1974, Willians<br />

und Mc Carthy 1986]. Im Bereich der Epi- und Metaphyse durchdringen Gefäße die Kortikalis<br />

und anastomisieren mit Medullärästen der A. nutricia tibiae [Lexer 1903, Macnab und De<br />

Haas 1974]. Die äußeren Kortikalisschichten werden vom Periost aus (Aa. periostales vorwiegend<br />

aus der A. tibialis anterior) versorgt [Macnab und De Haas 1974, Rhinelander 1974,<br />

Schweiberer et al. 1974, Trueta 1974].<br />

1.3.2.6 Die A. nutricia und ihre Bedeutung im Vergleich zum periostalen Gefäßsystem<br />

Eine A. nutricia findet sich in allen längeren Röhrenknochen und größeren Ossa plana (z.B. Scapula)<br />

des Menschen und auch des Tieres. Einige wesentliche Studien über die Blutversorgung<br />

langer Röhrenknochen ergaben entgegen der von Küntscher [1940] vertretenen klassischen Ansicht,<br />

daß die periostalen gegenüber den medullären Gefäßen von untergeordneter Bedeutung für<br />

die Blutversorgung des Röhrenknochen sind. Lexer [1903] prägte im Hinblick auf die drei Gefäßbezirke<br />

langer Röhrenknochen den Satz: „Der wichtigste ist natürlich der der Nutricia“. Die<br />

A. nutricia stellt 65% der Blutversorgung des Knochens [Macnab und De Haas 1974, Willans<br />

und Mc Carthy 1986]. Die periostalen Gefäße, welche die äußeren 10% - 30% der Kortikalis mit<br />

Blut versogen [Nelson et al. 1960, Rhinelander 1974, Macnab und De Haas 1974, Schweiberer<br />

et al. 1974] und die periostale Kambiumschicht (Osteoprogenitor-Zellen [Braun und Rüter<br />

1996]) übernehmen eine wichtige Rolle in der Frakturheilung, da sie die Ausbildung neuer Haversscher<br />

Kanäle und die Revaskularisation des Endosts unterstützen [Braun und Rüter 1996,<br />

Macnab und De Haas 1974, Nelson et al. 1960, Spalteholz 1911]. Im Hinblick auf die mutmaßliche<br />

„Unentbehrlichkeit“ der A. nutricia bei entsprechenden Knochen könnte dieses unscheinbare<br />

Gefäß als „Funiculus umbilicalis des Cavum medullare“ bezeichnet werden.<br />

10


1.3.3 Die Entstehung von Frakturen, ihre Formen und Schweregrade<br />

Die Entstehung einer Fraktur setzt einige Faktoren voraus, welche sich gegenseitig beeinflussen<br />

und bedingen. Form, Schwere und Ausmaß der Fraktur werden durch den „main injury vector“<br />

festgelegt [Braun und Rüter 1996]. Dieser Vektor beinhaltet folgende Größen:<br />

1.) Energiegröße 3.) Energierichtung 5.) Knochenvolumen<br />

2.) Energiedauer 4.) Einwirkungsort 6.) Knochenrigidität (Knochensteifigkeit)<br />

Die Größe der absorbierbaren Energie ist dabei direkt proportional vom Knochenvolumen und<br />

gleichzeitig indirekt proportional von der Knochenrigidität (Knochensteifigkeit) [Braun und<br />

Rüter 1996] abhängig.<br />

Die AO-Klassifikation [Müller et al. 1977] zur Einteilung der Frakturformen (Tab. Nr. 1) hat<br />

sich neben der Schweregradeinteilung nach Tscherne [Tscherne und Oestern 1982] und Gustilo<br />

[in: Regel et al. 1997] bewährt (Tab. Nr. 2). Die folgenden Tabellen geben einen Überblick der<br />

Frakturformen und ihrer Schweregrade:<br />

Tab. Nr. 1: AO-Klassifikation der Frakturform [Müller et al. 1977]<br />

Querfraktur A1 Gute knöcherne Abstützung<br />

<strong>Teil</strong>weise eingeschränkte Heilungstendenz wegen geringer knöchernen<br />

Wundfläche<br />

Spiralfrakturen und A2, Oft progressive Kallusbildung<br />

Schrägfrakturen<br />

A3<br />

Stückfrakturen B1,<br />

B2,<br />

B3<br />

Trümmerfrakturen C1,<br />

C2<br />

Defektfrakturen C3 s. Trümmerfrakturen<br />

Osteosyntheseverfahren zur axialen Belastung<br />

Oft Heilungsdefizite<br />

Knochenfragmente zum Zwecke der Ernährung in ihrer Umgebung<br />

belassen, weitübergreifende Osteosyntheseverfahren<br />

11


Tab. Nr. 2: Frakturschweregrad Klassifikation nach Tscherne [Tscherne und Oestern 1982, Regel<br />

et al. 1997]<br />

Frakturtyp Haut: offen (+)<br />

geschlossen (-)<br />

Weichteilschaden<br />

Leicht (+)<br />

Mittel (++)<br />

Schwer (+++)<br />

Frakturart<br />

Leicht (+)<br />

Mittel (++)<br />

Schwer (+++)<br />

Kontamination<br />

Leicht (+)<br />

Mittel (+++)<br />

Schwer (+++)<br />

G0 - - + -<br />

GI - + + bis ++ -<br />

GII - ++ + bis +++ -<br />

GIII - +++ + bis +++ -<br />

GIV - +++ + bis +++ -<br />

OI + + + bis ++ +<br />

OII + ++ + bis +++ ++<br />

OIII + +++ + bis +++ +++<br />

OIV + +++ + bis +++ + bis +++<br />

OV + +++ + bis +++ + bis +++<br />

Erläuterung: G = geschlossene Fraktur, O = offene Fraktur, G0 entspricht einer einfachen Fraktur<br />

ohne signifikante Begleitverletzungen, GI-IV und OI-V entsprechen komplizierten Frakturen,<br />

GIII Frakturen müssen bereits zu den Problemfällen gerechnet werden<br />

Frakturtyp Befund<br />

GI OI Oberflächliche Kontusion durch Fragmentdruck<br />

GII OII<br />

II, IIIa (Gustilo)<br />

GIII OIII<br />

IIIb (Gustilo)<br />

Fraktur: einfache Quer- oder Schrägfraktur<br />

Tiefe und kontaminierte Hautwunde mit lokalisiertem<br />

Weichteilschaden durch direktes Trauma einschließlich<br />

drohendem Kompartment<br />

Fraktur: Mehrfachfraktur<br />

Ausgedehnter Weichteilschaden (Kontusion oder Decollement)<br />

einschließlich manifestem Kompartment<br />

Fraktur: Trümmer- oder Defektfraktur<br />

GIV OIV Ausgedehnter Weichteilschaden (Kontusion oder Decol-<br />

IIIc (Gustilo) lement) mit versorgungspflichtiger Gefäßverletzung<br />

Fraktur: Trümmer- oder Defektfraktur<br />

OV Totale oder subtotale Amputation – kompletter Ischämie,<br />

max. ¼ der Weichteilzirkumferenz erhalten<br />

1.3.3.1 Die Formen der Frakturheilung [Braun und Rüter 1996]<br />

Die physiologischen Knochenumbau- und Knochenaufbauvorgänge erfahren im Zuge der Frakturheilung<br />

eine lokale (Frakturspalt) und systemische (Knochenmassenzunahme des Stammskeletts)<br />

Steigerung. Die lokale Aktivitätssteigerung wird nach Frost [1983] als „Regionales Akzeleratorisches<br />

Phänomen (RAP)“ und die systemische Aktivitätssteigerung nach Müller et al.<br />

[1991] als „Systemisches Akzeleratorisches Phänomen (SAP)“ bezeichnet.<br />

12


In der folgenden Tabelle (Tab. Nr. 3) soll eine zusammengefaßte und teilweise ergänzte Übersicht<br />

der derzeit allgemein anerkannten zwei Frakturheilungsformen nach einer diesbezüglichen<br />

Abhandlung von Braun und Rüter [1996] gegeben werden:<br />

Tab. Nr. 3: Frakturheilungsformen<br />

1. Indirekte (sekundäre) Frakturheilung mit temporärem Auftreten von Kallus:<br />

Entzündungsphase: Dauer: 1-3 Tage<br />

Durch die Gefäßzerstörung kommt es zur Nekrose der Frakturenden und zu<br />

einem Frakturhämatom. ⇒ Entzündungsreaktion<br />

Granulationsphase: Dauer: 3 Wochen<br />

Hier wird das Hämatom mit Fibroblasten und Kapillaren durchsetzt und<br />

durch neugebildetes Kollagen ersetzt. Zwischen den Fragmenten entsteht<br />

dadurch eine Brückenbildung, der sogenannte „weiche Kallus“. Für die<br />

„primäre Kallusantwort“ (primäre endostale und periostale Überbrückung<br />

des knöchernen Defekts) sind die „Osteoprogenitor-Zellen“ verantwortlich<br />

(nicht die Frakturenden), die aus der Kambiumschicht des Periosts hervorgehen<br />

und sich zu Osteoblasten formatieren. Die „sekundäre Kallusantwort“<br />

(externe Überbrückung) geht von dem umgebenden Weichteilgewebe<br />

Kallushärtungsphase:<br />

„Modelling-, Remodellingphase“<br />

aus. Erste Chondroblasten initiieren die „enchondrale Ossifikation“.<br />

Dauer: 3-4 Monate<br />

Der „weiche Kallus“ wird durch Mineralisation ausgehärtet. Es entsteht der<br />

„Geflechtknochen“. Der Geflechtknochen richtet sich an den Kapillaren<br />

und nicht an seiner mechanischen Beanspruchung aus. Der Knochenumbau<br />

sowie der Abbau nekrotischen Materials wird von einer multizellulären<br />

Grundeinheit (BMU: Bone Metabolizing Unit [Frost 1984]) bewerkstelligt.<br />

Diese besteht aus Osteoblasten, Osteoklasten, Interzellulärsubstanz und<br />

Kapillaren.<br />

Dauer: Monate bis Jahre<br />

Modelling: Der mechanisch ungerichtete Geflechtknochen wird entlang<br />

seiner Belastungsrichtung ausgerichtet und in „lamellären Knochen“ umgewandelt.<br />

Remodelling: Die weitgehende Wiederherstellung der Knochenkontur und<br />

des eventuellen Markraumes beendet die indirekte Frakturheilung.<br />

2. Direkte (primäre) Frakturheilung ohne Auftreten von Kallus:<br />

Kontaktheilung:<br />

[Schweiberer und<br />

Schenk 1977]<br />

Die sich gegenüberliegenden Haversschen Systeme der eng anliegenden<br />

Frakturenden verzapfen sich. Dies geschieht durch Vordringen von Osteoklasten<br />

(„cutter-heads“). An den Wänden des Bohrkanals (Resorptionskanal)<br />

der Osteoklasten formieren sich mitwandernde Osteoblasten und Kapillaren.<br />

Sie bauen die Knochenlamellen auf.<br />

Spaltheilung: Spalten zwischen den Frakturenden, die kleiner als 5 mm sind, werden zuerst<br />

durch in Spaltrichtung orientierte Knochenlamellen ersetzt, welche<br />

später (einige Wochen) in längsaxiale Osteone umgewandelt werden.<br />

Unruhekallus: Eine eventuelle Instabilität der sich gegenüberliegenden Frakturenden<br />

mündet in eine Resorption der Knochenfragmente. Ist der Frakturspalt ausreichend<br />

durchblutet, bildet sich „Fixations- oder Unruhekallus“.<br />

13


1.3.3.2 Knochenwachstum / Knochenregeneration und Hormone<br />

Über das Blut, dessen Bestandteile die Ernährung gewährleisten, werden unter anderem Hormone<br />

transportiert. Diese steuern das Wachstum des Knochens. In den letzten Jahren konnten neben<br />

bereits bekannten Hormonen (Glukokortikoide, Insulin, Parathormon, Östrogen, Calciferol) einige<br />

zusätzliche, für das Knochenwachstum und die Frakturheilung relevante neuroendokrine Peptide<br />

und Substanzen aus der Gruppe der Zytokine differenziert werden (Calcitonin gene related<br />

peptide = CGRP, Vasoactive Intestinal Peptide = VIP, Substanz P = SP [Lindblad et al. 1997,<br />

Zaidi et al. 1987], Prostaglandin E2 [Thorson et al. 1997], Insulin like growth factor = IGF /<br />

Transforming growth factor = TGF [Neidlinger et al. 1997, Braun und Rüter 1996], Bone<br />

morphogenetic protein = BMP / Epidermal growth factor VIII [Braun und Rüter 1996]).<br />

1.3.3.3 Die Marknagelung<br />

Bei der stabilen Marknagelung ist vor allem die bahnbrechende Arbeit von Gerhard Küntscher<br />

(1900-1972) zu erwähnen, welcher 1940 der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie sein Werk<br />

über diese Methode präsentierte [Küntscher 1940, Scharitzer 1964]. Der Engländer Ernst William<br />

Hey-Groves (1872-1944) versuchte 1916 eine intramedulläre Verdübelung mit Elfenbein-<br />

stiften und testete auch andere Materialien wie Knochen, Aluminium, Stahl und einen resorbierbaren<br />

Magnesiumnagel [Bunker et al. 1992, Scharitzer 1964]. Es wurde schnell erkannt, daß bei<br />

der Frakturheilung nach Marknagelung die suffiziente Blutversorgung des Knochens eine außerordentlich<br />

wichtige Rolle spielt. Albrecht v. Haller (1708-1777) machte bereits die Stärke der<br />

Vaskularisation für das Knochenwachstum verantwortlich [Sournia et al. 1982, Bd. V].<br />

Die Behandlung eines Unterschenkelbruches kann konservativ oder operativ erfolgen. Auf der<br />

einen Seite hat die konservative Behandlung immer ihre Berechtigung behalten [Arens 1976,<br />

Jahna 1977, Wiedmer et al. 1977], auf der anderen Seite sind Indikationen für die operative Behandlung<br />

deutlich definiert [Burri und Claes 1981, Golstad 1962, Gotzen und Haas 1983, Hierholzer<br />

et al. 1978, Lambiris et al. 1984, Müller et al. 1977 und 1992, Schweiberer und Schenk<br />

1977, Tscherne und Brüggemann 1976, Weller 1981, Weller 1988, Wiedmer et al. 1977].<br />

Die Marknagelung ist eine sehr praktische und effektive Form der Osteosynthese, die ebenfalls<br />

zunehmend in der Veterinärmedizin mit Erfolg eingesetzt wird [Hauschild 1998]. Gleichzeitig<br />

sind ihre traumatisierenden Wirkungen ambivalent zu betrachten. Sie stellt eine intramedulläre<br />

Schienung mit axialer, zentraler Kraftübernahme dar [Köbler und Schipke 1972, Küntscher 1940<br />

und 1962, Kuner et al. 1976, Müller et al. 1977, Tarr undd Wiss 1986, Weller 1981 und 1988].<br />

14


Durch diese Kraftübernahme kann der Patient bei entsprechenden Brüchen wenige Zeit postoperativ<br />

unterstützt belasten [Arens 1976, Kessler et al. 1986]. Da die bruchnahen Gelenke im Gegensatz<br />

zur externen Fixierung in der Regel nicht mit in die Osteosynthese einbezogen werden,<br />

erfolgt keine passive Immobilisierung der Gelenke und der beteiligten Muskulatur. Dadurch wird<br />

eine eventuelle Versteifung und / oder Atrophie der betreffenden Strukturen vermieden. Der<br />

frakturferne operative Zugang gewährleistet im Gegensatz zur Plattenosteosynthese eine Schonung<br />

der Weichteile, wobei diese jedoch beim Nagelvorgang von innen her einer Druckbelastung<br />

ausgesetzt werden. Auf Grund dieser Druckbelastung wird die primäre Nagelung nur bei<br />

intaktem Weichteilmantel empfohlen [Kuner et al. 1976, Müller et al. 1977, Weller 1990]. Bei<br />

geschlossenen Frakturen kann die Marknagelung ohne Freilegung der Bruchstelle erfolgen und<br />

ist daher zur Methode der Wahl bei Querbrüchen und kurzen Schrägbrüchen langer Röhrenknochen<br />

geworden [Court-Brown et al. 1990, Küntscher 1962, Müller 1977, Stöhrer und Franke<br />

1972, Weller 1990]. Die Quer- und kurzen Schrägbrüche entstehen meist durch direkte, in 90°<br />

zur Längsachse einwirkende Gewalt. Geringe Energien lassen dabei in der Regel geschlossene,<br />

hohe Energien offene Frakturen entstehen [Karlström und Olerud 1974]. Zusätzliche Indikation<br />

zur Marknagelung bestehen bei GI-III und bei der OI-III Fraktur [Gotzen und Haas 1983,<br />

Ostermann et al. 1993, Tscherne et al. 1997]. Durch die Verriegelung zwischem distalem und /<br />

oder proximalem Fragment und Nagel konnte diese Form der Osteosynthese auf Trümmer-, Defekt-,<br />

und gelenknahe Frakturen ausgedehnt werden [Höntzsch, Weller und Perren 1989,<br />

Höntzsch und Weller 1991, Weller et al. 1990].<br />

1.3.3.4 Risiken der Marknagelung<br />

Die Verfahren zur Osteosynthese bewirken in unterschiedlichem Maße eine Traumatisierung des<br />

Knochens und seiner umgebenden Weichteile. Die traumatisierenden Effekte der Marknagelung<br />

sind nach einigen Autoren im Vergleich zur Verplattung oder zur äußeren Fixierung als problematisch<br />

anzusehen [Eitel 1981, Rhinelander 1974, Stürmer und Schuchardt 1980]. Allein in Bezug<br />

auf diese Effekte und bei dem Gedanken, einen den Markraum zum größten <strong>Teil</strong> ausfüllenden<br />

Metallkörper zu implantieren (vgl. „Metallallergie [Hierholzer und Hierholzer 1984]), wird<br />

verständlich, warum sich die Marknagelung gegen erheblichen Widerstand wehren mußte, bis sie<br />

schließlich einen festen Platz in den Methoden der Osteosynthesetechnik einnahm. Die klinischen<br />

Ergebnisse zeigten, daß, entgegen anfänglicher Bedenken, haematopoetische Dysregulationen,<br />

besonders bei jungen Patienten, nicht ins Gewicht fallen. Jedoch entstehen gerade bei der<br />

aufgebohrten Marknagelung massiv erhöhte Drücke im Cavum medullare [Stürmer und<br />

15


Schuchardt 1980, II] und im arteriellen Bereich [Schemitsch et al. 1997]. Diese erhöhten Drücke<br />

bedingen eine nicht unwesentliche Gefahr der Intravasation von Fett und Knochenmehl bis in die<br />

äußersten Kortexschichten [Stürmer und Schuchardt 1980, III]. Diese Emboli können, wenn sie<br />

durch Verschleppung in den großen Kreislauf systemische Relevanz erhalten, respiratorische<br />

Komplikationen wie Mikrozirkulationsstörungen im Lungenkapillarbett mit nachfolgender<br />

Pneumonie oder ein im Schockzustand endendes ARDS (Adult Respiratory Distress Syndrom<br />

durch Fettembolie) hervorrufen [Byrick et al. 1989, Herndon et al. 1974, Kallos et al. 1974,<br />

Manning et al. 1983, Meek et al. 1972, Pape et al. 1993, Schemitsch et al. 1994, Wenda et al.<br />

1988, Wozasek et al. 1994]. Nach Martinek et al. [1977] könnte, da nach Aufbohrung des Markraumes<br />

ein Abfallen der Neutralfettblutwerte zu registrieren ist, die Lungenstrohmbahn eine<br />

Filterwirkung für globuläres Fett übernehmen. Der Abfall des Triglyceridkomplexes könnte in<br />

diesem Zusammenhang als ein Vorbote eines drohenden Fettemboliesyndroms gewertet werden.<br />

Die beschriebenden pulmonalen Komplikationen sind zwar an Hand der Literatur als eine<br />

„Komplikationsdomäne“ der Femur-Nagelung anzusehen, jedoch können sie auf Grund der prinzipiell<br />

gleichen Bauweise der beiden Knochen bei der Tibia-Nagelung nicht ausgeschlossen<br />

werden. Ein Lungenversagen nach intramedullärem Stabilisierungssystem (IMN) tritt meist nur<br />

bei Patienten auf, welche zusätzlich durch pulmonale Verletzungen (z.B. Lungenkontusion) vor-<br />

belasted sind [Regel et al. 1997, Tscherne et al. 1997] oder eine prädisponierende Begleitmorbidität<br />

aufweisen [Bosse et al. 1997]. In diesem Zusammenhang stellt der polytraumatisierte Pati-<br />

ent mit Thoraxtrauma eine besondere Risikogruppe dar [Tscherne 1997]. Bei polytraumatisierten<br />

Personen mit pulmonalem Parenchymschaden besteht eine höhere Inzidenz für die Entstehung<br />

eines ARDS nach Marknagelung als bei Patienten ohne pulmonalem Parenchymschaden [Pape<br />

et al. 1993]. Das Risiko eines durch die intramedulläre Marknagelung (IMN) bewirkten ARDS<br />

oder einer Pneumonie wird allerdings gering gehalten, wenn andere Osteosyntheseverfahren innerhalb<br />

der ersten 24 Stunden nach erfolgter Verletzung durchgeführt werden [Behrmann et al.<br />

1990, Bone und Johnson 1986, Bone et al. 1989, Johnson et al. 1985, Lozmann et al. 1986, Pape<br />

et al. 1993, Schemitsch et al. 1994, Schemitsch et al. 1997, Talluci et al. 1983, van Os et al.<br />

1994]. Später kann dann ein Verfahrenswechsel erfolgen. Eine weitere Indikation zur verspäteten<br />

Durchführung einer Marknagelung (Trauma – Osteosynthese Intervall größer als 24 Stunden)<br />

stellt das Ausmaß des Weichteilschadens dar [Bone und Johnson 1986]. Trotzdem bleibt nach<br />

einigen Autoren die aufgebohrte intramedulläre Nagelung bei entsprechendem Verletzungsbild<br />

wegen der eklatanten Bohreffekte fragwürdig [Arens 1976, Modig et al. 1974, Pape et al. 1993,<br />

Peltier 1952 und 1988, Reikeras 1987].<br />

Die Entstehung postoperativer Infektionen (z.B. nach aufgebohrter Marknagelung [vgl. Arens<br />

1976]) kann durch zügige operative Versorgung mittels gewebeschonender Osteosyntheseverfahren<br />

(z.B. Fixateur externe [Augenender et al. 1989, Burri und Claes 1981, Lambiris et al.<br />

16


1984, Weise et al. 191983, Weller 1988]), genaues Wunddebridement und offene Wundbehandlung<br />

auf unter 10% gesenkt werden [Allgöver und Perren 1980, Birrer 1977, Burri 1979, Court-<br />

Brown et al. 1992, Schreinlechner 1982, Gerngroß et al. 1983, Weller 1988]. Auch unter diesbezüglich<br />

erschwerten trophischen Bedingungen konnte die Zahl postoperativer Infekte nach<br />

Osteosynthese überschaubar gehalten werden. Dieses zeigte ebenfalls eine Studie des „<strong>University</strong><br />

Teaching Hospitals“ in Enugu/Nigeria [Oguachuba 1982]. Auf Grund der verlorenen mechanischen<br />

Barriere (Integument) ist bei der offenen Fraktur das Risiko einer Infektion höher.<br />

Eine Infektion und deren Folgen würden in jedem Fall durch eine insuffiziente Vaskularisation<br />

gefördert werden. Diese Tatsache liegt in dem Umstand begründet, daß dem Körper durch eine<br />

bereits traumatisch bedingte (z.B. drittgradig offene Fraktur) und / oder iatrogen zugeführte (z.B.<br />

Marknagelung) unzulängliche Vaskularisation des Knochens und / oder seines Weichteilmantels<br />

die Möglichkeit genommen wird, die eigene humorale und zelluläre Immunabwehr ausreichend<br />

„ins Spiel zu bringen“ [vgl. Gotzen und Haas 1983]. Dadurch können Mikroorganismen nicht<br />

ausreichend bekämpft werden und fänden einen zu ihrer Vermehrung günstigen Nährboden vor.<br />

Eine sofortige Antibiotikaprophylaxe bzw. Antibiotikatherapie ist bei diesen katastrophalen Brüchen<br />

also indiziert [Kiffner 1991, Weller 1982]. Das Risiko für die Entstehung einer Infektion<br />

bei offenen Brüchen wird mit 1-20% angegeben [Edwards 1965, Hedenberg und Pompeius<br />

1960, Solheim 1960, Veliskakis 1959, Wehner 1968]. Die Marknagelung weist im Vergleich zu<br />

den anderen Osteosyntheseverfahren keine höhere Infektionsrate auf [Jenny et al. 1997]. Eine<br />

verspätete Osteosynthese hat dabei keinen positiven Effekt auf die Infektionsrate [Schemitsch,<br />

Benko und Waddel 1997]. Desweiteren besteht die Gefahr einer Bildung von Falschgelenken<br />

durch Stabilisations- und durch Vaskularisationsdefizite [Weber und Cech 1973]. Diese werden<br />

im folgendem Kapitel 4 noch näher besprochen. Ein Kompartmentsyndrom nach der Einbrin-<br />

gung des Nagels wurde ebenfalls beobachtet [Ploberger und Povacz 1994, Rahn et al. 1980],<br />

wobei das häufigere Auftreten eines Kompartmentsyndroms nach Marknagelung nach anderer<br />

Meinung nicht erwartet zu werden braucht [McQueen et al. 1990]. Dieses Syndrom führt zu einem<br />

fortschreitenden Anstieg der intrafaszialen Drücke und somit zu einem irreversiblen Muskel-,<br />

Nerven- und Gefäßschaden. Es wird prophylaktisch und therapeutisch durch komplette Faszienspaltung<br />

behandelt [Gotzen und Haas 1983, Tscherne 1982].<br />

Die nachfolgende Tabelle Nr. 4 gibt eine Übersicht des zuvor angesprochenen „Komplikationsrahmens“<br />

der Marknagelung:<br />

17


Tab. Nr. 4: Mögliche Komplikationen nach Osteosynthese mittels Marknagelung:<br />

1. Markfett- und Bohrmehlmobilisation<br />

- Intravasation von Fett und Knochenmehl<br />

- Gefahr der Embolisation<br />

2. respiratorische Komplikationen:<br />

- pulmonaler Schock (ARDS) Exitus in tabula<br />

- Pneumonie<br />

3. Infektion<br />

- Osteomyelitis<br />

4. Kompartmentsyndrom<br />

- intrafasziale Drucksteigerung (Schwellung)<br />

- Weichteilgewebeuntergang<br />

5. Vaskularisations- und Stabilisationsdefizite<br />

- Fractura non sanata<br />

1.3.3.5 Knochenbruchheilung und Marknagelung<br />

Die Frakturheilung nach aufgebohrter und nach unaufgebohrter Marknagelung beruht auf dem<br />

Prinzip der indirekten (sekundären) Knochenbruchheilung mit innerer und äußerer Kallusbildung<br />

[Braun und Rüter 1996, Stürmer und Schuchardt 1980]. Diese steht der direkten (primären)<br />

Knochenbruchheilung gegenüber, unter welcher eine Kontaktheilung mit Verzapfung von<br />

Osteonen verstanden wird. Den Ablauf der Knochenbruchheilung kann man mit Hilfe der Fluoreszenzmarkierung<br />

verfolgen. Dabei wird nicht nur der Zeitpunkt, sondern auch die Lokalisation<br />

des Knochenbaus differenzierbar [Rahn et al. 1980]. Während der frühen postoperativen Wochen<br />

findet der Knochenumbau periostal und nachfolgend interfragmentär statt [Runkel et al.<br />

1994, Kessler et al. 1986, Perren und Cordey 1977, Schweiberer und Schenk 1977].<br />

Zur suffizienten Knochenbruchheilung sind die biomechanische Stabilität der Fraktur und deren<br />

Vaskularisation von richtungsweisender Bedeutung [Claes et al. 1995, Rehn 1972]. Falls bezüglich<br />

dieser Faktoren Differenzen auftreten, kann die Frakturheilung gestört werden. Es ist als<br />

Tatsache anzusehen, daß die Knochenbruchheilung nach unaufgebohrter Marknagelung etwa<br />

zwei Wochen früher einsetzt als nach aufgebohrter Marknagelung. In Bezug auf die Frakturheilung<br />

erwies sich bei einigen Brüchen die unaufgebohrte Marknagelung als vorteilhafter gegenüber<br />

der aufgebohrten Variante, bei der bedeutende Schäden im Knochenrohr und in anderen<br />

Organsystemen entstehen [Arens 1976, Krettek et al. 1996, Pape et al. 1993, Pfister et al. 1979,<br />

Stürmer und Schuchardt 1980, Varney et al. 1994]. Diese Schäden basieren auf mechanischthermischen<br />

Einwirkungen (Nekrosen) mit Zerstörung des intramedullären Gefäßsystems und<br />

Verlegung kortikaler Gefäße mit Markfett und Bohrmehl [Leunig und Hertel 1996, Wenda et al.<br />

1988]. Eine Pseudarthrosenbildung war nach unaufgebohrter Nagelung ebenfalls kaum zu beob-<br />

18


achten [Runkel et al. 1994]. Runkel et al. [1996] stellten fest, daß sich die unaufgebohrte Marknagelung<br />

als primäres Stabilisierungsverfahren für Unterschenkelbrüche mit schwerem Weichteilschaden<br />

eignet, da im Vergleich zum Fixateur externe keine höheren Infektraten zu erwarten<br />

sind und die Anzahl erforderlicher Sekundäroperationen geringer ist. Die aufgebohrte Marknagelung<br />

findet jedoch, trotz ihres traumatisierenden Effekts, ebenfalls bei entsprechenden Brüchen<br />

ihre Berechtigung [Court-Brown et al. 1996, Sharif et al. 1994].<br />

Es ließ sich beobachten, daß noch drei Wochen nach Aufbohrung des Markraums große <strong>Teil</strong>e<br />

der Kortikalis avaskulär und avital waren. Dieser Zustand normalisierte sich erst nach 42-70 Tagen.<br />

In dieser Zeit bildeten sich Gefäße aus dem epi- und metaphysären Bereich nach. Zusätzlich<br />

waren Gefäßaussprossungen des Stumpfes der A. nutricia festzustellen. Die Gefäße orientierten<br />

sich dabei von innen nach außen, wodurch der ursprüngliche, zentrifugale Blutstrom wieder hergestellt<br />

wurde [Schweiberer et al. 1974]. Klein et al. [1990] konnten experimentell nachweisen,<br />

daß bereits 7 Stunden nach aufgebohrter Marknagelung nur noch 30% der Kortikalis meßbar<br />

durchblutet waren (70% avaskulär), während sich der Anteil an vaskularisiertem Knochen bei<br />

unaufgebohrter Technik auf 69% belief (31% avaskulär). Aus diesen Sachverhalten kann man<br />

schließen, daß die unaufgebohrte Marknagelung weniger traumatisierend als die aufgebohrte<br />

Marknagelung wirkt. Des weiteren wird daran die Bedeutung der A. nutricia deutlich. Da Ana-<br />

stomosen zwischen den endostalen und periostalen Gefäßen bestehen, können sich die während<br />

des Bohrvorgangs im Markraum entstehenden hohen Druckverhältnisse nach extramedullär fort-<br />

pflanzen [Stürmer und Schuchardt 1980, II]. Bei der aufgebohrten Variante entstehen im Markraum<br />

Drücke von bis zu 800 mm Hg und in den inneren Kortexschichten Temperaturen von bis<br />

zu 50°C [Stürmer und Schuchardt 1980, II]. Demzufolge ist die verringerte Blutversorgung der<br />

Kortikalis als eine „Effektaddition“ anzusehen, die sich durch die Zerstörung der A. nutricia ti-<br />

biae und die Ausschwemmung von Markfett und Bohrmehl mit nachfolgender Embolisation dieser<br />

Gefäße ergibt [vgl. Wenda et al. 1988].<br />

Diesen Erkenntnissen kann man entnehmen, daß sich die beiden Varianten der Marknagelung<br />

antagonistisch bezüglich ihres Einflusses auf die Vaskularisation der Kortikalis verhalten. Gleich<br />

welche ätiologischen Faktoren für die verringerte Vaskularisation der Kortikalis angeführt werden,<br />

so steht doch fest, daß sich die beiden Varianten der Marknagelung diesbezüglich wie „Tag<br />

und Nacht“ gleichen. Dramatisierend ließe sich formulieren, daß ein Operateur je nach Wahl der<br />

Marknagelungsmethode eine „Dämmerung“ oder ein „Morgengrauen“ in der Kortikalis der Tibia<br />

kreiert.<br />

19


1.3.3.6 Der Mensch oder das Tier als experimenteller Mittelpunkt wissenschaftlicher Arbeiten<br />

– eine kurze, vergleichende Betrachtung<br />

Eine Vielzahl an Experimenten zur Aufklärung der Vaskularisation langer Röhrenknochen in<br />

und ohne Verbindung zur Knochenbruchheilung wurde an Hunden, Schafen und Ratten vorgenommen.<br />

Diese weisen den Vorteil auf, in vivo Arbeiten durchführen zu können. Da auch die<br />

Tierversuche der Erkundung menschlicher Sachverhalte dienen, sind konkordante Verhältnisse<br />

notwendig. Die Verhältnisse bei Schafen lassen nach Stürmer und Schuchardt [1980] biomechanisch<br />

und funktionell grundsätzlich einen Vergleich zum Menschen zu. Gleiches gilt nach<br />

Schweiberer et al. [1970 und 1977] für die Verhältnisse bei Hunden. Auch für die knöcherne<br />

Heilung erwiesen sich Schafe für das Studium als geeignet [Deutsche Gesellschaft für Unfallheilkunde<br />

1989, Kessler et al. 1986, Pfister et al. 1979, Stürmer und Schuchardt 1980, Wissing et<br />

al. 1990]. Da eine absolute Konkordabilität jedoch nur innerhalb einer Spezies direkt abzuleiten<br />

ist, werden Studien am Menschen im gewissen Maße und Umfang unverzichtbar bleiben. Dies<br />

gilt im Besonderen bei der Erkundung anatomischer Sachverhalte.<br />

1.4 Problemstellung und Fragestellung<br />

Sowohl der intraossäre Verlauf der A. nutricia tibiae, als auch die Auswirkungen der Marknage-<br />

lung werden in der bisherigen Literatur reichhaltig und kontrovers diskutiert.<br />

Ungeachtet ihrer guten klinischen Ergebnisse muß die aufgebohrte Marknagelung das nutritive<br />

Gefäß zerstören. Da es ebenfalls nach unaufgebohrter Marknagelung – welche als weniger traumatisierend<br />

gilt – zu Bruchheilungsstörungen kommen kann, stellt sich die Frage, ob sich die<br />

unaufgebohrte Variante gleich der aufgebohrten auf das Gefäß auswirken kann. Der Gefäßverlauf,<br />

sowie der Grad der Beeinträchtigung durch die unaufgebohrte und aufgebohrte Marknage-<br />

lung und die Relevanz der dafür eventuell prädisponierenden Faktoren wie der Gefäßverlauf und<br />

die Markraumweiten werden in der durchgeführten Untersuchung an unfrakturierten Tibiae<br />

frisch Verstorbener beiderlei Geschlechts bestimmt.<br />

20


2 Spezieller <strong>Teil</strong><br />

2.1 Material und Methode<br />

2.1.1 Einleitung<br />

Die Marknagelung ist eine der verbreitetsten Osteosynthesemethoden in der Chirurgie zur Fixierung<br />

nicht nur unkomplizierter, diaphysaler Brüche langer Röhrenknochen geworden (siehe Abschnitt<br />

1.3.3.3). Da die Nägel in den Makraum der Knochen eingebracht werden, „betreten“ sie<br />

sozusagen das „Hoheitsgebiet“ der A. nutricia. Das Gefäß wird dabei in seiner Integrität mehr<br />

oder weniger ausgeprägt beeinflußt und seine Hüllsubstanz, die Spongiosa, durch diesen Vorgang<br />

ausgestanzt (siehe Abbildungen im Abschnitt 2.2.3: deutliche Aufhellung des Cavum medullare<br />

auf den Röntgenbildern nach erfolgter Nagelung).<br />

Es liegt in der Natur der Sache, daß dieses Gefäß durch die Nagelung beeinflußt wird. Diese<br />

Feststellung traf bereits Gerhard Küntscher [Küntscher 1940], der „Vater“ der stabilen Markna-<br />

gelung. Um den Grad der Beeinflussung bestimmen bzw. voraussehen zu können, benötigt man<br />

exakte Kenntnisse der intramedullären Gefäßanatomie.<br />

Es existieren viele Methoden, die Gefäße des menschlichen Körpers, sowohl am Lebenden als<br />

auch am Toten, zur Darstellung zu bringen. Das Ausgießen des Gefäßbaumes mit Hilfe der Sub-<br />

stanz „Technovit® 7143“ weist den Vorteil auf, diesen nach erfolgter Mazeration des Knochens<br />

in seiner intramedullären Topographie betrachten zu können. Zudem lassen sich dieser Substanz<br />

kontrastgebende Materialien (z.B. Blei-Mennige = Pb 3 O 4 ) beimengen, die es ermöglichen, das<br />

Gefäßsystem zusätzlich röntgenologisch darzustellen. Silikonpräparate zeigen sich im Hinblick<br />

auf Stabilität und Ortsständigkeit nach Manipulationen wie das Aufsägen des Knochens nachtei-<br />

lig gegenüber dem starren Technovit®.<br />

2.1.2 Durchführung<br />

Für die Untersuchung standen 26 unfixierte Leichentibiae beiderlei Geschlechts (71 – 93 Jahre)<br />

zur Verfügung (s. Tab. 5, 6). Da es sich bei dem zu untersuchenden Gefäß um eine Arterie handelt,<br />

bot sich für das Ausgußmittel die Farbe „Rot“ an. Bei allen Präparaten wurde die A. nutricia<br />

durch Injektion mit Technovit® (Farbton: Rot), dem Blei-Mennige (Pb 3 O 4 ) als röntgendichtes<br />

Kontrastmittel beigemengt wurde, gefüllt. Das Mischungsverhältnis des kombinierten Ausguß-<br />

21


materials betrug 2:1:1 (2 <strong>Teil</strong>e Lösungsmittel, 1<strong>Teil</strong> Technovit® 7143 und 1 <strong>Teil</strong> Pb 3 O 4 ). Dabei<br />

wurden 300-500 ml mit einer Spritze injiziert. Bei Durchscheinen des Ausgußmittels im Bereich<br />

der Haut oder des Nagelbettes der Zehen wurde die Injektion abgebrochen, da folglich mit einer<br />

vollständigen Füllung des Gefäßsystems zu rechnen ist. Der notwendige Füllungsdruck wurde<br />

mittels einer handelsüblichen „Fugenspritze“ erreicht. Nach ca. 2 Stunden Aushärtungszeit wurden<br />

die Tibiae von ihrem Weichteilmantel befreit und isoliert. Dabei wurde die A. nutricia dargestellt<br />

und deren Beginn 1-2 cm proximal des Foramen nutricium externum erhalten.<br />

Tab. Nr. 5: Auflistung der verwendeten Tibiae (Die Präparate stammen aus dem Institut für<br />

Anatomie I des Universitätsklinikums der <strong>RWTH</strong> - <strong>Aachen</strong>)<br />

(Erläuterung: re. = rechte Tibia, li. = linke Tibia, P = Präparat, w. = weiblich, m. = männlich,<br />

ge. = gebohrt, un. = ungebohrt)<br />

Präparat/ Ge- Präparierte Darstellungsweise Nagelung<br />

schlecht/Alter Tibiae<br />

P.01 / m. / 79 Jahre re. und li. nach Eröffnung des Cavum medullare tibiae keine<br />

P.02 / w. / 92 Jahre re. und li. nach Eröffnung des Cavum medullare tibiae keine<br />

P.03 / m. / 91 Jahre re. und li. nach Eröffnung des Cavum medullare tibiae keine<br />

P.04 / w. / 71 Jahre re. und li. nach Eröffnung des Cavum medullare tibiae keine<br />

P.05 / m. / 71 Jahre re. und li. nach Eröffnung des Cavum medullare tibiae keine<br />

P.06 / w. / 83 Jahre re. und li. nach Eröffnung des Cavum medullare tibiae keine<br />

P.07 / w. / 93 Jahre re. und li. nach Eröffnung des Cavum medullare tibiae keine<br />

Nach erfolgter Mazeration erwiesen sich zwei Knochen auf Grund unzureichender Gefäßfüllung<br />

als nicht befundbar (P.03li., P.06li.). In die Auswertung der Befunde gingen diese Präparate nicht<br />

ein.<br />

Bei den weiteren Untersuchungen erhielten, aus Gründen der Übersichtlichkeit, jeweils die rechten<br />

Tibiae eine aufgebohrte, die linken Tibiae eine unaufgebohrte Marknagelung (Nageltypen:<br />

gebohrte und ungebohrte Tibianägel der Firma Howmedica)<br />

P.08 / w. / 82 Jahre re. Bohrung: 9-13 mm<br />

Nagel: 13 ∗ 300 mm<br />

li. Nagel: 7,5 ∗ 300 mm<br />

Röntgen: 60/20 kV/mAs re. ge./li. un.<br />

P.09 / w. / 84 Jahre re. Bohrung: 9-12 mm<br />

Nagel: 12 ∗ 300 mm<br />

li. Nagel: 7,5 ∗ 300 mm<br />

Röntgen: 60/20 kV/mAs re. ge./li. un.<br />

P.10 / w. / 78 Jahre re. Bohrung: 9-10 mm<br />

Nagel: 10 ∗ 315 mm<br />

li. Nagel: 7,5 ∗ 300 mm<br />

Röntgen: 60/20 kV/mAs re. ge./li. un.<br />

P.11 / m./ 81 Jahre re. Bohrung: 9-12 mm<br />

Nagel: 12 ∗ 300 mm<br />

li. Nagel: 7,5 ∗ 300 mm<br />

Röntgen: 60/20 kV/mAs re. ge./li. un.<br />

P.12 / w. / 88 Jahre re. Bohrung: 9-12 mm<br />

Nagel: 12 ∗ 300 mm<br />

li. Nagel: 7,5 ∗ 300 mm<br />

Röntgen: 60/20 kV/mAs re. ge./li. un.<br />

P.13 / w. / 85 Jahre re. Bohrung: 9-12 mm<br />

Nagel: 12 ∗ 300 mm<br />

li. Nagel: 7,5 ∗ 300 mm<br />

Röntgen: 60/20 kV/mAs re. ge./li. un.<br />

22


Tab. Nr. 6: Geschlechts- und Altersverteilung<br />

Tibiae (n = 26) Alter (!); x = 71-93 Jahre<br />

Männer 4 80,5<br />

Frauen 9 83<br />

Männer und Frauen 13 82,9<br />

2.1.2.1 Untersuchung des Gefäßverlaufs<br />

Grundlage dieser Untersuchung waren 14 Präparate (P.01 – P. 07 re./li.). Eine ausgeprägte arterielle<br />

Verschlußkrankheit (AVK), besonders an der mechanisch beanspruchten A. poplitea, war<br />

bei den Präparaten P.03 und P.06 an den linken Tibiae zu verzeichnen.<br />

Die Leiche kam dorsal zu liegen, wobei die zu untersuchende Extremität im Knie um 60o flexiert,<br />

in der Hüfte außenrotiert und abduziert wurde, so daß die mediale Fläche des Oberschenkels<br />

leicht erreichbar war. Die A. nutricia tibia wurde von proximal ausgegossen. Es zeigte sich<br />

aus praktischen Gründen als vorteilhaft, das Gefäß über das distale Drittel der A. femoralis zu<br />

füllen. Die Schnittführung erfolgt ventrodorsal von proximal nach distal (~ 10 cm). Als Land-<br />

marke zur Auffindung der A. femoralis diente der Musculus sartorius, welcher zu Beginn freipräpariert<br />

wurde. Die A. femoralis wurde vor der Inzision im oberen Drittel unterhalb des Mu-<br />

sculus sartorius freigelegt, anschließend wurde locker eine Ligatur angelegt. Nach der Inzidierung<br />

der A. femoralis folgt die Kanülierung mit einem etwa 12 cm langen (Innendurchmesser =<br />

4 mm) Silikonschlauch, dessen äußeres Drittel frei zugänglich war. Der Schlauch wurde mit Hilfe<br />

der Ligatur und im Zweifelsfalle (z.B. bei sehr adipösem Umfeld) noch zusätzlich mit einer<br />

stumpfen Klemme ortsständig gehalten. Dabei mußte sichergestellt werden, daß das Lumen des<br />

Schlauches nicht allzusehr eingeengt wurde. Zur makroskopischen Untersuchung wurden die<br />

Tibiae anschließend mit einer motorgetriebenen Bandsäge durch einen frontalen Sägeschnitt von<br />

anterior in der Frontalebene eröffnet, bis der Markraum ausreichend einzusehen war. Die Knochenscheibendicke<br />

bei der Aufsägung betrug etwa 3 mm. Der Markraum wurde nun mit einem<br />

schwachen Wasserstrahl ausgespült, um das Fettmark weitgehendst zu entfernen. Dabei wurde<br />

sehr sorgfältig darauf geachtet, daß keine Gefäßanteile zusätzlich abbrachen und / oder ausgespült<br />

wurden. Anschließend wurden die Knochen routinemäßig mazeriert (Fäulnis-Soda-<br />

Methode).<br />

23


2.1.2.2 Untersuchung der Beeinträchtigung des Gefäßverlaufes durch die Marknagelung<br />

Grundlage dieser Untersuchung waren 12 Präparate (P. 08 – P. 13 re./li.). Zur Ermittlung der<br />

Beeinträchtigung des nutritiven Gefäßes durch die Marknagelung wurden die Knochen nicht<br />

aufgesägt, sondern unmittelbar nach der Isolierung mit Marknägeln versehen (STN = solider<br />

Tibia Nagel). Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde jeweils die rechte Tibia (6 Präparate)<br />

einer aufgebohrten (Bohrung: 9-13 mm, Nägel: 10-13 x 300 mm), die linke Tibia (6 Präparate)<br />

einer unaufgebohrten Marknagelung (7.5 x 300 mm) unterzogen. Von den Präparaten wurden<br />

routinemäßig nach den Standardprojektionen a.p. und lateral bei 60/20 kV/mAs jeweils vor der<br />

Marknagelung und nach gezogenen Nägeln Röntgenaufnahmen angefertigt.<br />

Die Nagelung wurde mit standardisiertem Gerät und nach üblicher Methode nach Küntscher<br />

[Breitner ab 1970, Krettek et al. 1994, Müller et al. 1977, Müller et al. 1992, Schauwecker<br />

1981], an den aus dem Gewebegefüge entnommenen Tibiae vorgenommen. Nach Festlegung<br />

der Nageleintrittsstelle, proximomedial der Tuberositas tibiae, wurde mit Hilfe des konventio-<br />

nellen Pfriems (verdrängend) der Markraum eröffnet. Dies geschah in der Frontalebene, genau in<br />

der Verlängerung des Tibiaschaftes und genügend unterhalb der Gelenkfläche. Dadurch wurde<br />

später beim Einbringen des Nagels eine sichere Gleitkurvation gewährleistet. Die Aufbohrung<br />

des Markraums erfolgte mit einem motorgetriebenen Markraumbohrer mit flexibler Welle, die<br />

das Bohren über einen Führungsspieß ermöglicht. Bei der gebohrten Marknagelung wurde mit<br />

dem kleinsten Bohrerdurchmesser begonnen und die Stärke in 0.5 mm Schritten gesteigert (9-<br />

13mm), bis Kontakt zur inneren Kortikaliswand erreicht wurde. Anschließend wurde der Nagel,<br />

nach Bestimmung der Stärke desselben durch Anpassung an die Bohrung (Bohrlochdurchmesser<br />

= Nageldurchmesser), eingeschlagen. Da die Knochen isoliert waren, erübrigte sich die Auswahl<br />

der Nägel unter Röntgen- bzw. Durchleuchtungskontrolle. Der in der Sagittalebene gemessene<br />

Winkel zwischen Insertionskanal und Achse der tibialen Markhöhle beträgt durchschnittlich 11o .<br />

Der unaufgebohrte Tibianagel mit seiner speziellen sich nach unten verjüngenden Spitze (kufenförmige<br />

Nagelspitze) läuft beim Schlagen an der dorsalen Tibiainnenwand entlang [Müller et al.<br />

1977]. Auf eine Verriegelung konnte bei den verwendeten Tibianägeln verzichtet werden, da die<br />

Schrauben auf Grund ihrer proximodistalen Position keine Beeinflussung des Gefäßes erwarten<br />

ließen.<br />

24


Abb. 2:<br />

25


2.2 Ergebnisse<br />

2.2.1 Intraossärer Verlauf der A. nutricia tibiae<br />

Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchung zum Gefäßverlauf der A. nutricia tibiae sind<br />

im Folgenden tabellarisch zusammengefaßt (Tab. Nr. 7).<br />

Tab. Nr. 7: Intraossärer Verlaufsbefund mit Längenangaben [cm]<br />

(Erläuterungen zur Tabelle: Längen ( l ) und Breiten ( b ) gemessen in [cm]; die Längenangaben<br />

des Gefäßes unter „Abmessungen“ sind auf den Hauptstamm bezogen, die Breitenangaben der<br />

Tibia sind auf Höhe des F. nutricium int. gemessen; re. = rechte Tibia, li. = linke Tibia, lges =<br />

gesamte Länge, bin = Innendurchmesser, bau = Außendurchmesser, lPli = Länge der Pars libera,<br />

lPte = Länge der Pars tecta)<br />

Präparat Abmessungen [cm] Befund nach Eröffnung des Cavum medullare<br />

P.01<br />

Tibia:<br />

li.:<br />

lges = 36.0,<br />

bin = 1.2, bau = 2.15<br />

re.:<br />

lges = 36.0,<br />

bin = 1.1, bau = 2.3<br />

Gefäß:<br />

li.:<br />

lges = 12.5,<br />

lPli = 6.5, lPte = 6<br />

re.:<br />

lges = 12.0,<br />

lPli = 6.5, lPte = 5.5<br />

li.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz (0.7 cm) und gibt zahlreiche, radiär verlaufende<br />

Nebenäste ab.<br />

Ein R. proximalis zieht rückläufig nach medial und gibt mehrere<br />

Nebenäste ab.<br />

Durch den Gefäßtunnel der Pars tecta verlaufen mehrere<br />

Nebenäste. Sie haften wie Efeu an paraventartigen Spongiosalamellen.<br />

re.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz (1 cm) und gibt zahlreiche, radiär verlaufende<br />

Nebenäste ab. Diese haften an paraventartigen Spongiosalamellen.<br />

Ein R. proximalis existiert, ist aber während des Füllvorgangs<br />

geplatzt (Pilzbildung).<br />

Abb. 3a: P.01 li. (Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitzen: paraventartige Spongiosalamellen; der R.<br />

proximalis brach im Laufe der Lagerung ab)<br />

26


Abb. 3b: P.01 li. (Detailaufnahme der Spongiosalamellen)<br />

Abb. 4: P.01 re. (Pfeil: artifizielle Pilzbildung im Bereich des F. nutricium int., Pfeilspitze: para-<br />

ventartige Spongiosalamellen)<br />

P.02 Tibia:<br />

re.:<br />

lges = 36.5,<br />

bin = 1.2, bau = 2.1<br />

li.:<br />

lges = 36.5,<br />

bin = 1.1, bau = 2.2<br />

Gefäß:<br />

re.:<br />

lges = 10.0,<br />

lPli = 5.5, lPte = 4.5<br />

li.:<br />

lges = 9.5,<br />

lPli = 4.5, lPte = 5<br />

re.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz (1 cm)<br />

Ein R. proximalis zieht bereits 1.2 cm vor dem Foramen nutricium<br />

internum aus der Pars tecta rückläufig nach medial<br />

und verliert sich auf Höhe des Foramen nutricium externum<br />

li.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz (0.9 cm). Dabei gibt das Gefäß zahlreiche,<br />

radiär verlaufende Nebenäste ab, die an paraventartigen<br />

Spongiosalamellen haften.<br />

Ein R. proximalis existiert nicht, dafür ziehen jedoch zahlreich<br />

Nebenäste durch den Gefäßtunnel der Pars tecta, die an<br />

Spongiosabälkchen haften.<br />

27


Abb. 5: P.02 re. (Pfeil: Foramen n. int., Pfeilspitze: aus der Pars tecta ziehender R. proximalis)<br />

Abb. 6: P.02 li. (Pfeil: Foramen n. int., Pfeilspitze: zahlreiche aus der Pars tecta ziehende radiäre<br />

Nebenäste)<br />

P.03 Tibia:<br />

re.:<br />

lges = 40,<br />

bin = 1.5, bau = 2.3<br />

li.: entfällt<br />

Gefäß:<br />

re.:<br />

lges = 10.5,<br />

lPli = 5.5, lPte = 5<br />

li.: entfällt<br />

re.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz (0.7 cm) .<br />

Ein R. proximalis existiert nicht.<br />

li.:<br />

Nach der Mazeration ergaben sich hier keine brauchbaren<br />

Ergebnisse.<br />

Abb. 7: P.03 re. (Pfeil: Bereich des F. nutricium int., Pfeilspitze: Hauptstamm im Laufe der Lagerung<br />

abgebrochen)<br />

28


P.04 Tibia:<br />

li.:<br />

lges = 36.0,<br />

bin = 1.0, bau = 1.9<br />

re.:<br />

lges = 36.0,<br />

bin = 1.1, bau = 2.0<br />

Gefäß:<br />

li.:<br />

lges = 9.5,<br />

lPli = 4.5, lPte = 4.9<br />

re.:<br />

lges = 10.0,<br />

lPli = 6.5, lPte = 3.5<br />

Abb. 8: P.04 li. (Gesamtübersicht)<br />

li.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz (1 cm).<br />

Zwei Rr. proximales ziehen rückläufig nach medial.<br />

re.:<br />

Der R. distalis verläuft in der Pars libera stetig, diagonal absteigend<br />

mit anteriorer Tendenz (0.7 cm).<br />

Ein R. proximalis zieht rückläufig nach medial.<br />

Abb. 9: P.04 li. (Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitze: paraventartige Spongiosalamelle)<br />

Abb. 10: P.04 re. (Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitze: rückläufiger Nebenast aus der Pars tecta)<br />

29


Abb. 11: P.04 (dorsale Gesamtansicht, Pfeil: Eintritt der A. nutricia am F. nutricium ext.)<br />

P.05 Tibia:<br />

li.:<br />

lges = 36.0,<br />

bin = 1.3, bau = 2.3<br />

re.:<br />

lges = 36.0,<br />

bin = 1.1, bau = 2.2<br />

Gefäß:<br />

li.:<br />

lges = 14.0,<br />

lPli = 9.5, lPte = 4.5<br />

re.:<br />

lges = 11,<br />

lPli = 5.5, lPte = 4.5<br />

li.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz (1 cm).<br />

Ein R. proximalis zieht rückläufig nach medial.<br />

re.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, absteigend nach distal mit anteriorer<br />

Tendenz (0.9 cm).<br />

Ein R. proximalis existiert nicht.<br />

Abb. 12: P.05 re. (Gesamtübersicht, Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitzen: Pars tecta)<br />

Abb. 13: P.05 re. (Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitzen: Pars tecta)<br />

30


Abb. 14: P.05 li. (Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitze: Hauptstamm im Laufe der Lagerung abge-<br />

brochen)<br />

P.06 Tibia:<br />

re.:<br />

lges = 32.5,<br />

bin = 0.8, bau = 1.9<br />

li.: entfällt<br />

Gefäß:<br />

re.:<br />

lges = 9.5,<br />

lPli = 4.5, lPte = 5.5<br />

li.: entfällt<br />

re.:<br />

Der R. distalis verläuft stetig, diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz (1 cm).<br />

Ein R. proximalis verläuft rückläufig nach medial mit einer<br />

Gesamtlänge von 4.8 cm.<br />

li.:<br />

Nach der Mazeration ergaben sich keine verwendbaren Ergebnisse.<br />

Abb. 15: P.06 re. (Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitze: rückläufiger R. proximalis)<br />

P.07 Tibia:<br />

re.:<br />

lges = 35.0,<br />

bin = 0.9, bau = 1.7<br />

li.:<br />

lges = 35.0,<br />

bin = 1.0, bau = 1.2<br />

Gefäß:<br />

re.:<br />

lges = 10.0,<br />

lPli = 5.5, lPte = 4.5<br />

li.:<br />

lges = 10,5,<br />

lPli = 4.6, lPte = 5.9<br />

re.:<br />

Der R. distalis verläuft in der Pars libera stetig, diagonal absteigend<br />

mit anteriorer Tendenz (0.8 cm) und fächert sich<br />

gegen Ende fingerartig auf.<br />

Drei rückläufige Rr. proximales laufen einem „Dreizack“<br />

gleich aufwärts und verlieren sich bereits 1 cm oberhalb des<br />

F. nutricium int. im Endost.<br />

li.:<br />

Der R. distalis verläuft in der Pars libera stetig, diagonal absteigend<br />

mit anteriorer Tendenz (0.7 cm).<br />

Ein rückläufiger R. proximalis zieht etwa 1cm nach medial.<br />

31


Abb. 16: P.07 re. (Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitzen: drei rückläufige Rr. proximales)<br />

Abb. 17: P.07 li. (Pfeil: F. nutricium int., Pfeilspitze: rückläufiger R. proximalis)<br />

2.2.2 Zusammenfassende Auswertung der Ergebnisse<br />

Auf Grund der morphologisch differierenden Umgebungsbereiche der A. nutricia tibiae im Kno-<br />

chen konnten die <strong>Teil</strong>gebiete unterschiedlich bezeichnet und definiert werden. Die Definitionen<br />

der Wortneuschöpfungen sind in der nachfolgenden Tabelle (Tab. Nr. 8) aufgeführt.<br />

Tab. Nr. 8: Definitionen der Wortneuschöpfungen<br />

Pars tecta Knochentunnel nach Durchtritt der A. nutricia tibiae durch die<br />

Kompakta, der nach ventral in das Cavum medullare tibiae<br />

absteigt und den Hauptstamm des Gefäßes führt.<br />

F. nutricium int. Am intramedullären, distalen Ende der Pars tecta befindliches<br />

Loch zum Durchtritt der A. nutricia tibiae in die Markhöhle.<br />

Pars libera Der frei im Cavum medullare befindliche <strong>Teil</strong> der A. nutricia<br />

tibiae, bestehend aus fakultativen Rr. proximales (maximal<br />

drei) und einem obligaten R. distalis.<br />

Laminae transversales Quer gestellte Knochenlamellen innerhalb des Cavum medullare<br />

tibiae, die von der A. nutricia tibiae durchzogen werden und<br />

eine stützende Funktion haben.<br />

32


Abb. 18: Anschauliche Illustration des Gefäßverlaufes der A. nutricia tibiae (vgl. Tab. Nr. 8)<br />

Der intraossäre Verlauf der A. nutricia tibiae stellte sich in den Präparaten (unter Ausschluß der<br />

Präparate P.03 li. und P.06 li.) diagonal von lateral nach medial, mit kraniokaudaler Ausrichtung<br />

dar. Das Gefäß tritt im oberen Drittel der Tibia an der Facies posterior tibiae, unterhalb der Linea<br />

musculi solei, lateral in den Knochen ein. Es durchzieht die Kompakta in der Pars tecta arteriae<br />

nutriciae tibiae diagonal absteigend über eine Strecke von durchschnittlich 1.93 cm. Der kom-<br />

33


pakte <strong>Teil</strong> der Pars tecta geht fließend in einen spongiösen <strong>Teil</strong> über. Dieser spongiöse <strong>Teil</strong> ist<br />

durchschnittlich 3 cm lang. Die Pars tecta übernimmt die Funktion eines leitenden, intramedullären<br />

Gefäßtunnels. Der spongiöse <strong>Teil</strong> gleicht morphologisch einem gefensterten „Naturschwamm“.<br />

Durch die Fenster treten bei einigen Präparaten radiär verlaufende Nebenäste des<br />

Gefäßes, welche auf gleicher Höhe das Endost erreichen. Die Pars tecta endet schlagartig und<br />

mündet frei in das Cavum medullare. Dieses Ende der Pars tecta stellte sich in allen Präparaten<br />

als Loch dar und erhielt die Bezeichnung Foramen nutricium internum arteriae nutriciae tibiae.<br />

Am Foramen nutricium internum beginnt der frei im Cavum medullare tibiae befindliche <strong>Teil</strong><br />

des Gefäßes, die Pars libera arteriae nutriciae tibiae. In der Pars libera durchzieht das Gefäß frei<br />

das Cavum medullare in einer durchschnittlichen Länge von 5.8 cm und erreicht deutlich vor der<br />

Metaphyse das Endost an der Innenseite der Facies medialis tibiae. Der bis hierhin beschriebene<br />

Verlauf der Arterie stellt den Hauptstamm des Gefäßes dar, den Truncus arteriae nutriciae tibiae,<br />

welcher am Foramen nutricium internum in den Ramus distalis arteriae nutriciae tibiae<br />

übergeht. Die Gesamtlänge des Gefäßes in den präparierten Tibiae betrug im Mittel 10.75 cm.<br />

34


Abb. 19: Anschauliche Illustration der Abhebung der A. nutricia von der Facies posterior tibiae<br />

Am Foramen nutricium internum teilte sich das Gefäß fakultativ in ein bis drei Nebenstämme<br />

auf, die retrograd nach proximal zogen. Diese Rami proximales arteriae nutriciae tibiae verliefen<br />

sowohl rückläufig zur Innenseite der Facies medialis als auch zur Innenseite der Facies lateralis<br />

tibiae und zur Innenfläche des Margo anterior tibiae. In 75% der präparierten Knochen waren<br />

proximale Nebenäste festzustellen. Beim Präparat P.02 zog der Ramus proximalis der rechten<br />

Tibia bereits 1 cm vor dem Foramen nutricium internum aus der Pars tecta rückläufig nach<br />

35


proximal. An der linken Tibia des selben Präparates zeigte sich kein Nebenstamm, sondern mehrere<br />

Nebenäste, welche aus der Pars tecta nach sinistro- und dextrolateral zogen. Bei der rechten<br />

Tibia von Präparat P.04 existierten zwei, beim Präparat P.07 der rechten Tibia drei rückläufige<br />

Nebenstämme. Bei den übrigen Tibiae, die einen Ramus proximalis aufwiesen, wand sich dieser<br />

zu Beginn um den Ramus distalis herum. Von dem die ursprünglich diagonal absteigende Richtung<br />

beibehaltenden Hauptstamm des Gefäßes gingen radiär verlaufende Nebenäste ab. Diese<br />

waren auch an den fakultativen Nebenstämmen festzustellen. Die Abgänge der radiär verlaufenden<br />

Nebenäste waren im allgemeinen baumartig. Die Endaufzweigungen der Haupt- und Nebenstämme<br />

zeigte ein fingerartiges Bild ähnlich einer Hand. Es war interessant festzustellen, daß die<br />

Gefäßanteile in der Pars libera von scheibenartigen Knochenlamellen „gestützt“ werden (s.Abb.<br />

3`). Diese Laminae transversales gleichen einer „spanischen Wand (Paravent)“, an der die Gefäßanteile<br />

teils haften (ähnlich einer Kletterpflanze), teils hindurchziehen. Die Vermutung liegt<br />

nahe, daß diese Lamellen in Verbindung mit dem intramedullären Fett eine Stützfunktion für das<br />

Gefäß übernehmen.<br />

Der Hauptstamm des Gefäßes zeigte in allen Präparaten in etwa eine Steigung von 7° (5°-9°),<br />

gemessen vom Foramen nutricium externum bis zum Ende des Ramus distalis. Dadurch hebt<br />

sich der Hauptstamm durchschnittlich 0.8 cm vom Boden der Facies posterior ab. Die radiär<br />

verlaufenden Nebenäste und die Rami proximales durchziehen den Markraum mit unregelmäßiger<br />

Steigung.<br />

Im gesamten durchzieht der Hauptstamm der A. nutricia tibiae die hinteren Zweidrittel des Markraumes<br />

mit streng diagonalem Verlauf. Intraossär beschreibt das Gefäß eine Diagonale, die<br />

proximodorsolateral beginnt und distoventromedial ausläuft.<br />

Die regelrechte Anatomie der A. nutricia tibiae (Tab. Nr. 9), sowie die Längenausdehnung von<br />

Tibia und Gefäß (Tab. Nr. 10) kann auf Grund der Untersuchungen in folgender Weise erfolgen:<br />

Tab. Nr. 9: Anatomische Einteilung der A. nutricia tibiae<br />

Partes arteria nutriciae tibiae<br />

Pars tecta Pars libera<br />

Truncus arteriae nutriciae tibiae Ramus distalis arteriae nutriciae tibiae<br />

Ramus/i proximalis/es arteriae nutriciae tibiae<br />

36


Tab. Nr. 10: Mittelwerte und Standardabweichungen der Länge von Tibia und A. nutricia<br />

(Erläuterung: re. = rechts, li. = links, lges = gesamte Länge, bin = Innendurchmesser, bau =<br />

Außendurchmesser, lPte = Länge der Pars tecta, lPli = Länge der Pars libera, / = Präparat ergab<br />

keine Füllungsergebnisse)<br />

Tibia A. nutricia tibiae<br />

lges bin bau lges lPte lPli<br />

P.01 re. 36 1.1 2.3 12 5.5 6.5<br />

li. 36 1.2 2.15 12.5 6 6.5<br />

P.02 re. 36.5 1.2 2.1 10 4.5 5.5<br />

li. 36.5 1.1 2.2 9.5 5 4.5<br />

P.03 re. 40 1.5 2.3 10.5 5 5.5<br />

li. / / / / / /<br />

P.04 re. 36 1.1 2.0 10 3.5 6.5<br />

li. 36 1 1.9 9.5 4.9 4.5<br />

P.05 re. 36 1.1 2.2 11 4.5 5.5<br />

li. 36 1.3 2.3 14 4.5 9.5<br />

P.06 re. 32.5 0.8 1.7 9.5 5.5 4.5<br />

li. / / / / / /<br />

P.07 re. 35 0.9 1.9 10 5.9 5.5<br />

li. 35 1.0 1.2 10.5 4.5 4.6<br />

Mittelwert [cm] 35.95 1.1 2.02 10.75 4.94 5.75<br />

Standardabweichung<br />

+/-<br />

1.67 0.18 0.32 1.4 0.7 1.41<br />

2.2.3 Integritätsbeeinflussung der A. nutricia tibiae durch die aufgebohrte und unaufgebohrte<br />

Marknagelung<br />

Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchung zur Beeinträchtigung der A. nutricia tibiae<br />

durch die aufgebohrte und die unaufgebohrte Marknagelung sind im Folgenden tabellarisch zu-<br />

sammengefaßt (Tab. 11).<br />

37


Tab. Nr. 11: Befunde vor und nach erfolgter Marknagelung<br />

(Erläuterung: Für die Untersuchungen wurden die rechte und die linke Tibia der Präparate P.08,<br />

P.09, P.10, P.11, P.12 und P.13 (n = 12) verwendet. Aus Gründen der Übersichtlichkeit erhielt jeweils<br />

die rechte Tibia eine aufgebohrte, die linke Tibia eine unaufgebohrte Marknagelung, Verwendete<br />

Nageltypen: aufgebohrte und unaufgebohrte Howmedica-Nägel;<br />

Rö. = Röntgenaufnahme, lat. = lateral, a.p. = anterior – posterior, P. = Präparat, re. = rechte Tibia,<br />

li. = linke Tibia, STN = Solide Tibia Nail)<br />

Präparat Durchgeführte<br />

Röntgenaufnahmen<br />

am<br />

P.08<br />

Präparat<br />

re.:<br />

Rö.: 60/20<br />

[kV/mAs] lat.<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

li.:<br />

Rö. 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

re.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

li.:<br />

Rö. 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

Befund<br />

Der Hauptstamm der A. nutricia zieht stetig diagonal absteigend<br />

mit anteriorer Tendenz durch das Cavum medullare.<br />

Als Ramus distalis fächert er sich am Ende fingerartig auf. Diese<br />

Endäste ziehen in unterschiedliche Richtungen gen Endost. Ein<br />

Ramus proximalis sondert sich innerhalb des Pars tecta ab und<br />

fächert sich am Foramen nutricium internum in vier Nebenäste<br />

auf. Zwei von diesen ziehen rückläufig nach ventral. Die anderen<br />

zwei Äste haben eine absteigende Tendenz.<br />

Der Hauptstamm der A. nutricia zieht stetig diagonal absteigend<br />

mit anteriorer Tendenz durch das Cavum medullare.<br />

Als Ramus distalis läuft er an der ventralen Tibiainnenwand aus.<br />

Von ihm ziehen radiär verlaufende Nebenäste ab. Ein Ramus<br />

proximalis zieht am Foramen nutricium internum rückläufig<br />

nach ventral.<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme. Zusätzlich<br />

läßt sich erkennen, daß der Ramus distalis, nachdem er<br />

die mediale Tibiainnenwand tangiert hat, wieder nach medial<br />

zieht. Die Form erinnert an ein aufgepflanztes Bajonett.<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme. Zusätzlich<br />

läßt sich erkennen, daß sich der Ramus proximalis um<br />

den Ramus distalis windet und rückläufig nach lateral zieht.<br />

38


Abb. 20: P.08 re., 60/20 [kVm/As] a.p. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

Abb. 21: P.08 re., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

Abb. 22: P.08 li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

39


Abb. 23: P.08 li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

re. Nagel:<br />

13 mm x 300<br />

mm<br />

Bohrung:<br />

9-13 mm<br />

li. Nagel:<br />

7,5 mm x 300<br />

mm<br />

re. und li:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme mit<br />

in situ liegendem<br />

Nagel<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme mit<br />

insitu liegendem<br />

Nagel<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach gezogenem<br />

Nagel<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach gezogenem<br />

Nagel<br />

re.:<br />

Die Pars libera ist im Bereich des Foramen nutricium internum<br />

abgerissen. Der Marknagel weist an der Innenfläche der Facies<br />

dorsalis tibiae seine stärkste Kontaktfläche zur Kortikalis auf.<br />

li.:<br />

Es läßt sich eine Lateralverschiebung des Pars libera erkennen.<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme. Der<br />

Nagel beschreibt ähnlich wie das Gefäß eine Diagonale durch<br />

das Cavum medullare.<br />

li.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme.<br />

re.:<br />

Die Pars libera arteriae nutricia tibiae ist zerstört<br />

li.:<br />

Die Integrität des Hauptstamms der A. nutricia ist erhalten geblieben.<br />

Der Ramus proximalis ist teilweise zerstört worden.<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme.<br />

li.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme. Zusätzlich<br />

läßt sich ein Abriß radiär verlaufender Nebenäste erkennen.<br />

40


Abb. 24: P.08 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme mit Nägeln in situ)<br />

Abb. 25: P.08 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme mit Nägeln in situ)<br />

Abb. 26: P.08 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

41


Abb. 27: P.08 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

Bei den weiteren Experimenten wurde auf eine Befunderhebung bei liegendem Marknagel zur<br />

Materialeinsparung verzichtet. Das Präparat P.08 sollte in diesem Zusammenhang einen anschaulichen<br />

Charakter haben.<br />

P.09<br />

re. und li.: re.:<br />

Rö.: 60/20 lat. Der Hauptstamm des Gefäßes teilt sich am Foramen nutricium<br />

[kV/mAs] internum Y-förmig in den Ramus distalis und einen rückläufigen<br />

Aufnahme vor Ramus proximalis auf.<br />

der Nagelung Beide Anteile nehmen einen geschlängelten und dabei nach<br />

ventral ziehenden Verlauf.<br />

Der Ramus distalis ist am Ende geplatzt (Pilzbildung). Von beiden<br />

Rami ziehen radiär verlaufende Nebenäste ab.<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

li.:<br />

Der Hauptstamm des Gefäßes zieht stetig diagonal absteigend<br />

mit anteriorer Tendenz durch das Cavum medullare. Zwei Rami<br />

proximales winden sich um den Ramus distalis und ziehen nach<br />

proximal.<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme.<br />

li.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme.<br />

Zusätzlich läßt sich erkennen, daß sich der Ramus distalis,<br />

nachdem er in Richtung auf die mediale Tibiainnenwand gezogen<br />

ist, wieder nach lateral wendet (Bajonettform).<br />

42


Abb. 28: P.09 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

Abb. 29: P.09 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

re. Nagel:<br />

12 mm x 300<br />

mm<br />

Bohrung:<br />

9-12 mm<br />

li. Nagel:<br />

7,5 mm x 300<br />

mm<br />

(STN)<br />

re. und li:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach gezogenem<br />

Nagel<br />

re und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach gezogenem<br />

Nagel<br />

re.:<br />

Die Pars libera der A. nutricia ist zerstört.<br />

li.:<br />

Die Kontinuität des Haupstammes erscheint nicht unterbrochen.<br />

Der Ramus distalis ist verschoben. In seinem letzten Drittel ist<br />

er zerstört. Die Rami proximales scheinen erhalten geblieben zu<br />

sein.<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme.<br />

li.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme. Zusätzlich<br />

läßt sich erkennen, daß einer der beiden Rami proximalis<br />

im Bereich des Foramen nutricium internum abgerissen ist.<br />

43


Abb. 30: P.09 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

Abb. 31: P.09 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

P.10<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

re.: Aus der Pars tecta ziehen zahlreiche radiär verlaufende Nebenäste<br />

in das Cavum medullare. Der Hauptstamm der A. nutricia<br />

verläuft stetig diagonal absteigend mit anteriorer Tendenz<br />

durch das Cavum medullare. Von ihm gehen zahlreiche radiär<br />

verlaufende Nebenäste ab. Gegen Ende teilt sich der Ramus distalis<br />

fingerartig auf. Der Ramus proximalis bildet sich in der<br />

Pars tecta und zieht am Foramen nutricium internum erst im<br />

rechten Winkel zum Hauptstamm nach ventral, um dann stetig<br />

an der ventralen Kompakta nach proximal auszulaufen. Von Ihm<br />

gehen ebenfalls zahlreiche radiär verlaufende Nebenäste ab.<br />

li.: Aus der Pars tecta zieht ein Nebenast ins Cavum medullare,<br />

welcher sich dann in drei radiär verlaufende Äste aufteilt.<br />

Der Hauptstamm des Gefäßes zieht stetig diagonal absteigend<br />

mit anteriorer Tendenz durch das Cavum medullare. In der Pars<br />

tecta bildet sich ein Ramus proximalis, der in einem Winkel von<br />

138 o zum Hauptstamm nach ventral zieht, um dann stetig an der<br />

ventralen Kompakta nach proximal zu laufen.<br />

44


e. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme. Zusätzlich<br />

läßt sich erkennen, daß der Ramus proximalis rückläufig<br />

parallel zum Hauptstamm verläuft.<br />

li.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme. Zusätzlich<br />

läßt sich erkennen, daß der Ramus proximalis während<br />

seines kurzen Abstiegs eine Achtertour beschreibt, bevor er nach<br />

proximal zieht.<br />

Abb. 32: P.10 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

Abb. 33: P.10 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

45


e. Nagel:<br />

10 mm x<br />

315 mm<br />

Bohrung:<br />

9-10 mm<br />

li. Nagel:<br />

7.5 mm x 300<br />

mm<br />

(STN)<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach gezogenem<br />

Nagel<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach gezogenem<br />

Nagel<br />

re.:<br />

Die Pars libera arteriae nutriciae tibiae ist zerstört.<br />

li.:<br />

Der Ramus proximalis ist zu ¾ seiner Länge zerstört. Der Ramus<br />

distalis erscheint stark nach dorsal verdrängt. Er ist zur<br />

Hälfte zerstört.<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme.<br />

li.:<br />

Das Bild bestätigt den Befund der vorherigen Aufnahme.<br />

Die Pars libera ist zu ¾ ihrer Anteile zerstört - sowohl der proximale<br />

als auch der distale Anteil.<br />

Abb. 34: P.10 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

Abb. 35: P.10 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

46


P.11<br />

re. Nagel:<br />

12 mm x 300<br />

mm<br />

Bohrung:<br />

9-12 mm<br />

li.Nagel:<br />

7,5 mm x 300<br />

mm<br />

(STN)<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach gezogenem<br />

Nagel<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach gezogenem<br />

Nagel<br />

re.:<br />

Die Pars libera ist nach gezogenem Nagel nicht mehr existent.<br />

li.:<br />

Die A. nutricia tibiae zieht stetig diagonal absteigend mit anteriorer<br />

Tendenz durch das Cavum medullare. Ein rückläufig ziehender<br />

Ramus proximalis kann auf dieser Aufnahme nicht erkannt<br />

werden.<br />

re.:<br />

In diesem Strahlengang läßt sich nach der Nagelung eine erhaltene<br />

Pars tecta erkennen. Die Pars libera erscheint abgerissen.<br />

li.:<br />

Der Ramus distalis scheint nicht durch die Nagelung beeinflußt<br />

worden zu sein. Die Existenz zweier Rami proximales kann auf<br />

dieser Aufnahme vermutet werden. Sie treten zusammen mit<br />

dem Ramus proximalis am Foramen nutricium internum aus.<br />

Abb. 36: P.11 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p.. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

47


Abb. 37: P.11 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

P.12<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

re.:<br />

Der Hauptstamm der A. nutricia zieht stetig diagonal absteigend.<br />

Ein Ramus proximalis zieht am Foramen nutricium internum<br />

leicht rückläufig nach medial.<br />

li.:<br />

Der Hauptstamm des Gefäßes zieht stetig diagonal absteigend.<br />

Am Foramen nutricium internum zieht ein Ramus proximalis<br />

rückläufig zuerst nach lateral, dann nach medial. Zu Beginn<br />

windet er sich um den Hauptstamm herum.<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt den vorherigen Befund.<br />

li.:<br />

Es läßt sich zusätzlich erkennen, daß der Ramus proximalis nach<br />

ventral aufsteigt.<br />

Abb. 38: P.12 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

48


Abb. 39: P.12 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

re. Nagel:<br />

12 mm x 300<br />

mm<br />

Bohrung:<br />

9-12 mm<br />

li.Nagel:<br />

7,5 mm x 300<br />

mm<br />

(STN)<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach der Nagelung<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach der Nagelung<br />

re.:<br />

Das Gefäß wurde durch die Nagelung gegen Ende des Pars tecta<br />

destruiert. Die Pars libera ist nicht mehr existent.<br />

li.:<br />

Der Hauptstamm des Gefäßes wurde nicht durch die Nagelung<br />

zerstört. Er erscheint aber etwas nach lateral verschoben zu sein.<br />

Auch der Ramus proximalis ist erhaltengeblieben.<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt den vorherigen Befund.<br />

li.:<br />

Zusätzlich läßt sich eine Zerstörung der Endaufzweigung des<br />

Ramus distalis erkennen.<br />

Abb. 40: P.12 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

49


Abb. 41: P.12 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] lat. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

P.13<br />

re. Nagel:<br />

12 mm x 300<br />

mm<br />

Bohrung:<br />

9-12 mm<br />

li.Nagel:<br />

7,5 mm x 300<br />

mm<br />

(STN)<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 lat.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme vor<br />

der Nagelung<br />

re. und li.:<br />

Rö.: 60/20 a.p.<br />

[kV/mAs]<br />

Aufnahme<br />

nach der Nagelung<br />

re.:<br />

Auf Grund einer ungenügenden Kontrastierung des Gefäßes läßt<br />

sich die Pars tecta nur erahnen.<br />

li.:<br />

Der Hauptstamm der A. nutricia zieht stetig diagonal absteigend<br />

mit anteriorer Tendenz durch das Cavum medullare. Ein Ramus<br />

proximalis läßt sich in dieser Projektion vermuten.<br />

re.:<br />

Das Bild bestätigt die vorherige Vermutung. Die Pars tecta ist<br />

erhalten.<br />

li.:<br />

Die A. nutricia wurde durch die Nagelung nicht zerstört. Zusätzlich<br />

lassen sich zwei Rami proximales erkennen, welche aus<br />

der Pars tecta rückläufig nach medial ziehen.<br />

50


Abb. 42: P.13 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme vor der Nagelung)<br />

Abb. 43: P.13 re. u. li., 60/20 [kV/mAs] a.p. (Aufnahme nach gezogenen Nägeln)<br />

2.2.4 Zusammenfassende Auswertung der Ergebnisse<br />

Nach erfolgter aufgebohrter Nagelung der unfrakturierten Knochen war festzustellen, daß der<br />

Übergang zwischen der Pars tecta und der Pars libera zum Abriß des Gefäßes prädestiniert. Die<br />

Kontinuität des Gefäßes wurde bei der aufgebohrten Nagelung in allen Fällen am Foramen nutricium<br />

internum, dem Übergang der Pars tecta zur Pars libera, unterbrochen. Nach entferntem Na-<br />

51


gel war die Pars libera nicht mehr existent. Bei der Aufbohrung des Markraumes wurde aus der<br />

gesamten Diaphyse der Tibia eine gelbrötliche sämige Flüssigkeit abgepreßt.<br />

Bei der unaufgebohrten Marknagelung konnte eine Verdrängung des Gefäßes durch den Nagel<br />

festgestellt werden. In den meisten Fällen erfolgte diese nach dorsolateral. Am ausgeprägtesten<br />

war dies bei der linken Tibia des Präparates P.09 zu beobachten. Der Ramus distalis und der/die<br />

Ramus/i proximalis/es (vgl. Tab. Nr. 12) behielten nach gezogenem Nagel ihre Integrität. Die<br />

Kontinuität derselben wurde distal in einigen Fällen unterbrochen. Ferner war bei den Präparaten<br />

ein Abriß radiär verlaufender Nebenäste, sofern sie differenziert werden konnten, festzustellen.<br />

Tab. Nr. 12: Auftreten und Anzahl der Rami proximales bei den Präparaten P.08, P.09, P.10,<br />

P.11, P.12 und P.13<br />

Präparat 08 09 10 11 12 13<br />

rechte Tibia 1 1 1 0 1 0<br />

linke Tibia 1 2 1 2 1 2<br />

Beim Präparat P.10 waren im Vergleich zu den übrigen Knochen Abweichungen zu den Ergebnissen<br />

der unaufgebohrten Nagelung auszumachen. Die Knochen wiesen die für die Destruktion<br />

der A. nutricia tibiae durch die Marknagelung anatomische Prädispositionen auf. Im Vergleich<br />

zu den restlichen Präparaten konnte eine, im dorsoventralen Diameter gemessene, geringere<br />

Ausdehnung des Cavum medullare eruiert werden. Zusätzlich zog ein Ramus proximalis, bevor<br />

er an der ventralen Tibiainnenwand aufstieg, nach anterior und distal. Dieser Abstieg des Ramus<br />

proximalis erfolgte in einem Winkel von 138 o zum Truncus ae. nutriciae tibiae (vgl. Abb.<br />

45/A.). Die Winkelbestimmung erfolgte in der Frontalebene von proximal nach distal. Die nachfolgende<br />

Abbildung (Abb. 44) illustriert den gesamten Verlauf der A. nutricia tibiae.<br />

52


Abb. 44<br />

(Erläuterung: Die Bezeichnung „Pars tectocribrosa“ entspricht der bisher bezeichneten „Pars<br />

tecta“; „-cribrosa“ bezieht sich in Zusammensetzung auf den gefensterten Aspekt des distalen Bereichs<br />

der Pars tecta und wurde in der vorliegenden Zeichnung zur Anschaulichkeit verwandt.)<br />

53


Die folgende Tabelle (Tab. Nr. 13) gibt einen Überblick der dorsoventralen und lateralen Markraumdurchmesser.<br />

Da diese an Hand der Röntgenbilder ermittelt wurden, sind sie als Näherungswerte<br />

zu interpretieren.<br />

Tab. Nr. 13: Vergleich der dorsoventralen und sinistrodextralen Diameter der Tibiamarkhöhlen<br />

und der intrakavitären Gefäßsteigung einschließlich des R. distalis der<br />

geröntgten Präparate<br />

(Erläuterung: a.p. = sinistrodextraler Diameter, lat. = dorsoventraler Diameter, re. = rechte Tibia,<br />

li. = linke Tibia, * = nicht vorhanden<br />

(sowohl die Durchmesserbestimmungen als auch die Winkelbestimmungen erfolgten am Röntgenbild,<br />

wobei die Durchmesser im Bereich der Foramina nutricia interna bestimmt wurden)<br />

re. a.p. li.a.p. [cm] re. lat. [cm] li. lat. SteigungsSteigungs- [cm]<br />

[cm] winkel re. winkel li.<br />

P.08 1.5 1.6 1.9 2.0 9° 8°<br />

P.09 1.5 1.5 2.2 2.2 7° 7°<br />

P.10 1.4 1.4 1.3 1.2 6° 5°<br />

P.11 1.6 1.5 /* /* /* /*<br />

P.12 1.7 1.8 1.6 1.6 7° 7°<br />

P.13 1.5 1.4 1.7 1.7 6° 7°<br />

Summe 9.2 9.2 8.7 8.7 35 34<br />

Mittelwert 1.5 1.5 1.7 1.7 7° 6.8°<br />

Standardabweichung<br />

+/-<br />

0.103 0.15 0.336 0.336 1.224 1.095<br />

Eine zusammenfassenden Überblick der Auswirkungen der un- und aufgebohrten Marknagelung<br />

auf die Pars libera arteriae nutriciae tibiae geben die nachfolgenden Tabellen (Tab. Nr. 14, 15).<br />

Tab. Nr. 14: Auswirkungen der aufgebohrten und unaufgebohrten Marknagelung auf die A.<br />

nutricia tibiae<br />

(Erläuterung: re. = rechte Tibia aufgebohrt, li. = linke Tibia unaufgebohrt)<br />

Pars libera der A. nutricia<br />

tibiae / re.<br />

Pars libera der A. nutricia tibiae / li.<br />

P.08 zerstört Der R. distalis blieb erhalten und wurde nach lateral verdrängt.<br />

Der R. proximalis wurde teilweise zerstört.<br />

P.09 zerstört Der R. distalis ist im letzten Drittel zerstört und nach lateral<br />

verdrängt.<br />

P.10 zerstört Der R. proximalis ist zerstört. Der R. distalis ist zu ¾ seiner<br />

Länge zerstört und nach dorsolateral verlagert.<br />

P.11 zerstört Der R. distalis / proximalis ist erhalten und wurde etwas<br />

nach lateral verdrängt.<br />

P.12 zerstört Der R. distalis ist im letzten Drittel zerstört und nach lateral<br />

verdrängt. Der R. proximalis ist erhalten.<br />

54


P.13 zerstört Der R. distalis / proximalis ist erhalten und wurde nach lateral<br />

verdrängt.<br />

Tab. Nr. 15: Auswirkungen der unaufgebohrten und aufgebohrte Marknagelung in 12 Tibiae<br />

Pars libera der A. nutricia<br />

tibiae<br />

aufgebohrte Marknagelung<br />

(6 Knochen)<br />

unaufgebohrte Marknagelung<br />

(6 Knochen)<br />

zerstört verdrängt und<br />

anteilig zerstört<br />

verdrängt und erhalten<br />

6 (100%) 0 (0%) 0 (0%)<br />

1 (16.7%) 3 (50%) 2 (33.3%)<br />

Die nachfolgende Abbildung (Abb. 45) illustriert den Verlauf des R. proximalis des Präparates<br />

P. 10 (A.) im Vergleich zu dem in der Regel vorgefundenen Verlauf anderer Präparate (B.).<br />

Abb. 45<br />

55


2.3 Diskussion<br />

2.3.1 Einführung<br />

Das Interesse an der intramedullären Blutversorgung langer Röhrenknochen begann bereits Ende<br />

des 19. Jahrhunderts mit den bahnbrechenden Arbeiten von Langer [1896], Lexer [1904] und<br />

Delkenskamp [1906]. In den fünfziger Jahren führten unter anderen Barclay [1951], Peterson et<br />

al. [1957] und Kelly et al. [1957, 1959] die Arbeiten mit mikroangiographischen Untersuchungen<br />

fort. Durch diese Technik gelang es, auch die intrakompaktären Gefäße darzustellen. Die<br />

Tibia beansprucht in diesem Themenkreis wegen ihrer Bruchhäufigkeit (neben dem Calcaneus<br />

und dem Os naviculare manus) und der Komplikationsdichte, ein ganz besonderes Interesse.<br />

2.3.2 Intraossärer Verlauf der A. nutricia tibiae in der Literatur<br />

In der Literatur findet die Blutversorgung der Tibia viel Beachtung. Der Gefäßverlauf wird in<br />

einigen wesentlichen Arbeiten umfassend, aber auch kontrovers diskutiert. Nach Lexer [1903,<br />

1904] teilt sich die A. nutricia intraossär in einen etwas schwächeren "nach oben" ziehenden Ast<br />

und einen stärkeren "nach unten" ziehenden Ast, welcher die ursprüngliche, diagonale Eintrittsrichtung<br />

beibehält. Dabei erreicht die Nutricia "nur ausnahmsweise mit vereinzelten Zweigen die<br />

Knorpelfuge". In den Beschreibungen von Nelson et al. [1960] und Macnab und De Haas<br />

[1974] durchzieht die humane A. nutricia tibiae die Kompakta diagonal über eine Strecke von 5<br />

cm - bei Beschreibungen von Rhinelander [1974] 5,5 cm - um sich dann in etwa drei aufsteigende<br />

und einen absteigenden Ast aufzuteilen. Dieser befände sich zu Beginn an der medialen Tibi-<br />

ainnenwand und wäre weiter distal zentral lokalisiert. Nach Brookes [1964] und Macnab und De<br />

Haas [1974] zieht die A. nutricia tibiae ohne einen Ast abzugeben durch die Kortikalis der Diaphyse<br />

um sich dann in einen aufsteigenden und einen absteigenden Ast aufzuteilen. An dieser<br />

Aufteilung wurde ein "Gefäßknoten" beobachtet [Macnab und De Haas 1974]. Nelson et al.<br />

[1960] beschreiben weiterhin, daß die A. nutricia tibiae von zwei dünnwandigen Venen und<br />

einem myelinisierten Nerven begleitet wird, wobei sich intrakavitär zu jedem arteriellen Ast nur<br />

eine Vene gesellt. Morgan [1959] hingegen postuliert eine völlige Trennung des arteriellen und<br />

venösen Systems in Röhrenknochen. Trueta [1974] unterscheidet zwischen einem aufsteigenden<br />

und einem absteigenden Truncus der humanen A. nutricia tibiae, wobei der absteigende Ast während<br />

seines gesamten Verlaufes der posterioren Innenwand anliegen soll.<br />

56


2.3.2.1 Ergebnisdiskussion der eigenen Arbeit<br />

Anhand der vorliegenden Arbeit konnte der intraossäre Verlauf der A. nutricia tibiae an vierundzwanzig<br />

Tibiae frisch Verstorbener untersucht werden. Die Ergebnisse zur medullären Blutversorgung<br />

der humanen Tibia der eigenen Arbeit stimmen in weiten Zügen mit den in der Literatur<br />

berichteten Ergebnissen anderer Untersuchungen überein [Brookes 1964, Crock 1967, Lexer<br />

1903 und 1904, Nelson et al. 1960, Rhinelander 1974, Trueta 1974]. Es zeigten sich jedoch auch<br />

einige Differenzen. Die im Rahmen dieser Untersuchung festgesetzte, eigene Nomenklatur (s.<br />

Wortneuschöpfungen; Tab. Nr. 8) wird in den „Terminologia Anatomica (Thieme, Stuttgart New<br />

York 1998)“ nicht beschrieben bzw. nicht weiter unterteilt.<br />

An dem untersuchten Präparategut ließ sich feststellen, daß der rein kompaktäre Verlauf der A.<br />

nutricia, proximolateral am Foramen nutricium externum beginnend, "nur" 1-3 cm beträgt. Bis<br />

zum Foramen nutricium internum folgen dann weitere 2-5 cm in einem knöchernen, gefensterten<br />

Knochenkanal. Dieser steigt wie ein Tunnel ins Cavum medullare auf. Die Morphologie dieses<br />

Abschnitts des Tunnels erscheint spongiös. Insgesamt wird das Gefäß also in dieser Pars tecta<br />

von Knochen bedeckt. Es bleibt wohl eine Angelegenheit der Definition, ob der von Knochen<br />

umschlossene <strong>Teil</strong> des Gefäßes als der Kompakta angehörig [Nelson et al. 1960], oder sowohl<br />

der Kompakta als auch der Spongiosa angehörig bezeichnet wird. Nach Durchtritt durch das Fo-<br />

ramen nutricium internum liegt das Gefäß frei im Markraum. Der Hauptstamm der A. nutricia<br />

tibiae (Truncus und Ramus distalis a. nutriciae tibiae) verläuft streng diagonal absteigend und<br />

tangiert ad finam die mediale Tibiainnenwand. In diesem Verlauf hebt sich das Gefäß, gemessen<br />

vom Foramen nutricium externum, etwa um 1 cm von der Kompakta mit einem Steigungswinkel<br />

von 7o ab. Dabei betrug der dorsoventrale Diameter der Tibiamarkhöhle durchschnittlich 1,5 cm.<br />

Am Foramen nutricium internum ließen sich in der eigenen Arbeit vom Hauptstamm abgehende,<br />

ein bis drei rückläufig aufsteigende Rami proximales feststellen. Ein gleiches Ergebnis zeigte<br />

sich bei den Untersuchungen und Präparationen von Spalteholz [1914] und Lexer [1903 und<br />

1904]. Einige der eigenen Präparate zeigten, im Gegensatz zu den Beobachtungen von Brookes<br />

[1964], daß sich bereits in der Pars tecta Nebenäste bildeten, welche durch den gefensterten<br />

Knochentunnel in das Cavum medullare vordrangen. Zusätzlich ließen sich an allen Gefäßen der<br />

Präparate radiär verlaufende Nebenäste beobachten. Die Rarität einer accessorischen A. nutriciae<br />

tibiae, die bei ihrer Existenz weiter distal in den Knochen einstrahlt [Trueta 1974], wurde in<br />

den untersuchten Präparaten nicht festgestellt.<br />

Die nachfolgende Tabelle (Tab. 16) gibt Aufschluß über die beobachtete Häufigkeit und die Anzahl<br />

der Rami proximales des Präparategutes. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind alle untersuchten<br />

Präparate aufgeführt (n = 26).<br />

57


Tab. Nr. 16: Existenz und Anzahl der Rami proximales bei den Präparaten P.01 bis P.13<br />

P. 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13<br />

re 1 1 - 1 - 1 3 1 1 1 - 1 -<br />

li 1 - - 2 1 - 1 1 2 1 2 1 2<br />

Die linken Tibiae der Präparate P.03 und P.06 sowie die rechten Tibiae der Präparate P.11 und<br />

P.13 wurden nicht mit in die folgend aufgeführte prozentuale Verteilung über die Existenz eines<br />

Ramus proximalis des Präparategutes einbezogen. Ein Ramus proximalis konnte auf Grund der<br />

im Ergebnisteil beschriebenen Umstände bei diesen Knochen nicht differenziert werden. Von 22<br />

befundbaren Knochen wiesen neunzehn mindestens einen Ramus proximalis auf (86,4%), 26,3%<br />

von diesen (fünf von neunzehn) Rami proximales waren mehrfach angelegt (zwei bis drei rückläufige<br />

Gefäße).<br />

Tab. Nr. 17: Häufigkeit eines Ramus proximalis in 22 befundbaren Tibiae<br />

Mindestens ein Ramus proximalis Kein Ramus proximalis<br />

n = 19 ≈ 86,4% n = 3 ≈13,6%<br />

Davon zwei oder mehr Rami proximales<br />

n = 5 ≈ 26,3%<br />

2.3.3 Integritätsbeeinflussung der A. nutricia durch die aufgebohrte und die unaufgebohrte<br />

Marknagelung in der Literatur<br />

Im Zuge der Erkenntnisse über die Blutversorgung der Tibia wurde es notwendig abzuklären,<br />

inwieweit bei diesem häufig brechenden Knochen (der prozentuale Anteil an der Gesamtheit<br />

aller Extremitätenfrakturen beträgt 28,7% [Seekamp et al. 1994]) die Frakturheilung abhängig<br />

von der Vaskularisation des Knochens ist. Desweiteren war von Interesse, welche Gefäße dabei<br />

ausschlaggebend sind und welchen Einfluß moderne Osteosyntheseverfahren auf die Vaskularisation<br />

der Knochen haben. Viele Arbeitsgruppen befaßten sich bereits mit dem traumatisierenden<br />

Effekt eines Marknagels auf die A. nutricia tibiae. Es stellte sich heraus, daß die Marknagelung,<br />

insbesondere die aufgebohrte Variante, im Vergleich zum Fixateur externe und zur Plattenosteosynthese<br />

die stärkste biologische Schädigung des Knochens bewirkt [Rhinelander 1974,<br />

Stürmer und Schuchardt (III) 1980]. Eine Traumatisierung dieses Gefäßes wird nach Owen und<br />

Tsimboukis [1967] oft übersehen, obwohl dem Gefäß gegenüber der periostalen Vaskularisation<br />

der Tibia eine größere Rolle zukommt [Macnab und De Haas 1974, Maurer et al. 1965, Nelson<br />

58


et al. 1960, Rhinelander 1974, Schweiberer et al. 1974, Teneff 1950, Willans und Mc Carthy<br />

1986]. Befürworter der unaufgebohrten Marknagelung haben beschrieben, daß die Aufbohrung<br />

des Markraumes katastrophale Folgen für die endostale Blutversorgung hat und somit zu Bruchheilungsstörungen<br />

und Infektionen prädestiniert [Arens 1976, Haas et al. 1993, Rhinelander<br />

1974, Kessler et al. 1986, Gregory und Sanders 1995, Klein et al. 1990]. In Analogie zur Aufbohrung<br />

stellte sich bei Ligatur der A. nutricia eine 50 - 70%ige Nekrose des Kortex ein [Kessler<br />

et al. 1986]. Schemitsch et al. [1994] fanden, daß die kortikale Revaskularisationszeit der Tibia<br />

bei ungebohrter Marknagelung 6 Wochen und bei aufgebohrter Marknagelung 12 Wochen beträgt.<br />

Untersuchungen von Reichert et al. [1995] stellten einen sechsfachen Blutflußanstieg des<br />

Periosts intakter Tibiae nach der Aufbohrung des Cavum medullare fest. Rhinelanders [1974]<br />

Untersuchungen ergaben, daß eine Destruktion der A. nutricia tibiae durch die Marknagelung<br />

zwar nicht zu einem Ausbleiben der Knochenbruchheilung, immerhin aber zu einer Verzögerung<br />

führte. Dies liegt daran, daß der frakturierte Knochenanteil, dessen Blutzufuhr durch die Nagelung<br />

zusätzlich von intramedullär geschwächt wurde, seine Blutversorgung durch Einsprossen<br />

von metaphysären und periostalen Gefäßen erhält. Die, besonders nach aufgebohrter Marknagelung<br />

entstehende, verzögerte Knochenbruchheilung ist also unter anderem auf eine später einsetzende<br />

und damit mehr Zeit beanspruchende Revaskularisation des frakturierten Knochens<br />

zurückzuführen [Runkel, Wenda und Ritter 1994, Hildebrandt 1979]. Zudem werden sekundär<br />

durch die gesteigerten Druckverhältnisse während der Aufbohrung weite Bereiche der intrakorti-<br />

kalen Gefäßkanäle ihrer Funktion enthoben, da sie durch Bohrmehl obliteriert werden [Danckwardt-Lillieström<br />

1969, 1970]. In den Beschreibungen von Schweiberer et al. [1970] über das<br />

Verhalten der intraossären Gefäße nach Osteosynthese der frakturierten Tibia des Hundes wurde<br />

unter anderem der Frage nachgegangen, wie groß das Ausmaß der Gefäßzerstörung durch operative<br />

Maßnahmen ist und wie sich die Revaskularisation des Knochens nach Fraktur und Osteosynthese<br />

verhält. Es zeigte sich anders als erwartet und entgegen der Ansicht von Küntscher<br />

[1940], daß die A. nutricia nach erfolgter Nagelung in vielen Fällen zwar zur Seite gedrängt<br />

wird, der überwiegende <strong>Teil</strong> des Gefäßes jedoch erhalten bleibt. Eine Zerstörung des Gefäßes<br />

blieb also aus. Eine Ausnahme bezüglich Knochenbruchheilungsstörungen bei unaufgebohrter<br />

und aufgebohrter Marknagelung bieten wohl geschlossene Tibiafrakturen [Court-Brown et al.<br />

1996, Sharif et al. 1994]. Auf Grund des überwiegend intakten Weichteilmantels um den Knochen<br />

besteht bei diesen Brüchen eine ausreichende Vaskularisation des Kallus von periostal her.<br />

Bei diesen Frakturen kommt der Stabilität des Knochens nach Osteosynthese eine größere Bedeutung<br />

zu als der medullären Gefäßversorgung. Da die Stabilität bei der Verwendung eines<br />

aufgebohrten Marknagels höher ist als bei unaufgebohrter Marknagelung, zeigen in diesen Fällen<br />

aufgebohrte Marknägel weitaus bessere Ergebnisse im Verlauf der Frakturheilung [Court-Brown<br />

et al 1996, Blachut et al. 1997]. Die prospektive Studie von Court-Brown et al. [1996] zeigt dies<br />

59


eindrucksvoll mit einer Bruchheilungsdauer bei aufgebohrter Marknagelung von 15.4 Wochen,<br />

im Vergleich zur unaufgebohrten Methode, bei welcher die Bruchheilungsdauer im Mittel 22.8<br />

Wochen in Anspruch nahm. Harrington et al. [1997] kommentierten diesen letzten Wert (22.8)<br />

der Court-Brown Studie als "voraussehbar", da die Nägel in einigen Fällen falsch plaziert wurden<br />

und dies Knochenbruchheilungsstörungen vorprogrammierte. Bei den Untersuchungen von<br />

Harrington et al. [1997] betrug die Knochenbruchheilungszeit bei Patienten, welche mit unaufgebohrter<br />

Marknagelung versorgt wurden im Mittel 14.9 Wochen [Sharif et al. 1994]. Gleichwohl<br />

sich die Zeiten der Knochenbruchheilung beider Studien bezüglich der Patienten mit ungebohrten<br />

Marknägeln bei geschlossenen Tibiafrakturen sehr unterscheiden, wird trotzdem deutlich,<br />

daß sich die Knochenbruchheilungszeiten beider Verfahren in nichts nachstehen. Gleiches<br />

gilt nach Keating et al. [1995] für die Versorgung von offenen Tibiafrakturen mit ungebohrter<br />

Marknagelung. Runkel et al. [1996] stellten gute Heilungsergebnisse bei Unterschenkelfrakturen<br />

mit schwerem Weichteilschaden fest, die als primäres Stabilisierungsverfahren mit der unaufgebohrten<br />

Marknagelung versorgt wurden. Claes et al. [1995] beobachteten in einem Vergleich<br />

von überbrückenden Osteosyntheseverfahren bei Trümmerfrakturen der Tibia eine längere endostale<br />

Revaskularisation bei Verwendung eines unaufgebohrten und aufgebohrten Verriegelungsnagels.<br />

Bei stabilitätsgefährdenden Osteolysen und pathologischen Frakturen langer Röhrenknochen<br />

erwies sich die unaufgebohrte Marknagelung, die ein minimal-invasives und komplikationsar-<br />

mes Verfahren darstellt, als vorteilhaft [Eingartner et al. 1997].<br />

2.3.3.1 Ergebnisdiskussion der eigenen Arbeit<br />

Anhand einer experimentellen Untersuchung sollte die Integritätsbeeinflussung der A. nutricia<br />

tibiae durch die aufgebohrte und die unaufgebohrte Marknagelung an zwölf unfrakturierten Tibiae<br />

frisch Verstorbener untersucht werden. Es besteht kein Zweifel über die Auswirkungen der<br />

aufgebohrten Marknagelung auf die A. nutricia tibiae. Bei der aufgebohrten Marknagelung<br />

stellte sich in jedem Fall der untersuchten Knochen eine Zerstörung des Gefäßes heraus. Im<br />

Tierexperiment an Hunden ließ sich bei den Untersuchungen von Danckwardt-Lillieström<br />

[1969] feststellen, daß die Aufbohrung des Markraumes nicht in jedem Fall eine komplette Zerstörung<br />

des diaphysalen, intramedullären Gefäßsystems mit sich führte. Dies wurde darauf zurückgeführt,<br />

daß, besonders im dorsalen Bereich der Markhöhle, die Gefäße von endostalen<br />

Knochentrabekeln geschützt werden. Im eigenen, menschlichen Präparategut ließen sich ebenfalls<br />

trabekelartige Knochenlamellen feststellen, welche die freien Gefäßanteile abstützen.<br />

60


Die Auswirkungen der unaufgebohrten Marknagelung auf das Gefäß waren in der Regel nicht<br />

zerstörend. An einem Präparat (P.10) ließ sich jedoch feststellen, daß es bezüglich dieser Regel<br />

Ausnahmen gibt. Diese stellen sich bei anatomisch prädisponierenden Verhältnissen wie einem<br />

relativ zu engen Cavum medullare, oder einem "ungünstigem" intraossären Verlauf des Gefäßes,<br />

ein. In diesen Fällen kann sich auch nach unaufgebohrter Marknagelung eine Zerstörung des<br />

freien Gefäßabschnittes einstellen.<br />

Schweiberer et al. [1970] stellten fest, daß es selbst bei vollständiger Ausfüllung des Markraums<br />

durch den Nagel zur Revaskularisation des Cavum medullare kommt, von dem aus die Kortikalis<br />

bis in die äußersten Zonen vaskularisiert wird. Durch Aussprossung der Gefäßstümpfe der teilweise<br />

destruierten A. nutricia tibiae wird der Defekt bei noch in situ befindlichem Nagel praktisch<br />

umsponnen [Schweiberer et al. 1970 und 1974, Kessler et al. 1986]. In den Ausführungen<br />

von Danckward-Lillieström [1969, 1970] wurde beschrieben, daß die Revaskularisation des Cavum<br />

medullare von den nicht direkt zerstörten Gebieten der Kortikalis ausgeht. Die ersten Gefäße<br />

ließen sich dabei eine Woche postoperativ beobachten. In den Präparaten der eigenen Arbeit<br />

blieb die Pars tecta sowohl nach aufgebohrter als auch nach unaufgebohrter Marknagelung erhalten.<br />

Diese Tatsache läßt eine Revaskularisation seitens der A. nutricia denkbar erscheinen. Zu<br />

dem steht fest, daß auch nach aufgebohrter Marknagelung eine Revaskularisation des Cavum<br />

medullare erfolgt und eine Bruchheilung einsetzt, auch wenn die erste von der Vaskularisation<br />

abhängige Phase der Bruchheilung durch den größeren Defekt verzögert ist [Runkel et al. 1994,<br />

Wenda et al. 1988, Klein et al. 1990].<br />

Trotz der Verwendung eines starren Ausgußmittels in Kombination mit kontrastgebenden Medi-<br />

en und dem Gebrauch unfrakturierter Knochen frisch Verstorbener sind die Ergebnisse der<br />

durchgeführten Untersuchung mit denen vorliegender Publikationen vergleichbar. Eine nach-<br />

trägliche Zerstörung des Gefäßes beim Herausziehen des Nagels erscheint auf Grund der Topographie,<br />

der Materialeigenschaften und der Form der Marknägel unwahrscheinlich, zumal keines<br />

der Röntgendokumente eine Verlagerung der destruierten Gefäßanteile nach proximal erkennen<br />

läßt.<br />

Rückblickend auf die durchgeführte Untersuchung läßt sich feststellen, daß sich die unaufgebohrte<br />

Marknagelung in der Regel weniger nachteilig auf den medullären Gefäßstatus des unfrakturierten<br />

und damit auch des frakturierten Knochens auswirkt als die aufgebohrte Variante.<br />

61


2.3.4 Knochenbruchheilungsstörungen des Röhrenknochens als Resultat der Beeinträchtigung<br />

seiner funktionellen Systeme<br />

Das Gefäßsystem des Röhrenknochens ist für seine Funktion von größter Wichtigkeit. Der Blutfluß<br />

langer Röhrenknochen zur Versorgung der Kortikalis erfolgt zentrifugal [Kelly 1968, Kelly<br />

und Bassingthwaighte 1977, Mc Carthy und Hughes 1983, Morris und Kelly 1980, Rhinelander<br />

1972, Trueta 1974]. Die beiden Symbionten in der Blutversorgung des Schaftes langer Röhrenknochen<br />

sind das periostale und das endostale Gefäßsystem, welche miteinander anastomosieren<br />

[Trias und Ferry 1979], wobei das medulläre, endostale Gefäßsystem 65% des Blutflusses übernimmt<br />

[Willans und Mc Carthy 1986]. Kelly und Bassingthwaighte [1977] stellten in ihren Untersuchungen<br />

fest, daß der diaphysäre Kollateralfluß der Hundetibia nach Ausschluß der A. nutricia<br />

tibiae um 1/3 vermindert war. Macnab et al. [1974] schreiben 90% der Blutversorgung der<br />

Tibia dem medullären Gefäßsystem zu, wobei die Äste der A. nutricia tibiae mit den metaphysären,<br />

nicht aber mit den periostalen Gefäßen anastomosieren sollen. Dieses Gefäßsystem unterhält<br />

die Stabilität des Röhrenknochens.<br />

Bei der Belastung der Tibia handelt es sich um eine Kombination aus axialer Drucklast, Biegung<br />

und Torsion. Die schwammartige Substantia spongiosa des Knochens, welche nach innen auf die<br />

Substantia corticalis oder Substantia compacta folgt, wird durch die Trajektorien, den Druckund<br />

Zuglinien, ausgerichtet. Sie sind das Resultat der auf den Knochen einwirkenden Kräfte.<br />

Die Trajektorien bewirken eine Verteilung des auf den Knochen lastenden Gewichtes nach peripher<br />

und sind röntgenologisch besonders gut im epi- und metaphysären Bereich zu erkennen. An<br />

der Ausrichtung der im epiphysären Bereich vorhandenen Trajektorien ist auch die Richtung der<br />

durch das Gelenk geleiteten Kraft abzulesen. Diese Spongiosaarchitektur folgt einer Maximum -<br />

Minimumregel: Die größte Leistung wird mit dem geringsten Aufwand an Material erreicht [vgl.<br />

Schild und Heller 1992]. Hinzu kommt, daß an den mechanisch nicht beanspruchten Stellen an<br />

Material gespart wird. Diese durch Materialeinsparung entstehenden Hohlräume des Knochens<br />

stellen das Cavum medullare und die zwischen den Knochenbälkchen der Spongiosa befindlichen<br />

Tubuli ossei dar. Sie werden beim lebenden Knochen von Knochenmark, Medulla ossium<br />

rubra et flava, ausgefüllt [Benninghoff 1994, Voss und Herrlinger 1975].<br />

Der Röhrenknochen des Menschen unterliegt einem altersassoziierten Knochenmassenverlust<br />

[Boyde et al. 1993, Ding et al. 1997, Schild und Heller 1992]. Das Stadium dieses Knochenmassenverlustes<br />

wird, solange die Knochen unfrakturiert bleiben, als Osteopenie [Schild und<br />

Heller 1992] bezeichnet. Gewinnt die Osteopenie einen Krankheitswert (Schmerzen, Fraktur), so<br />

mündet sie in eine Osteoporose [Schild und Heller1992]. Der Übergang zwischen der Osteopenie<br />

und der Osteoporose ist demnach ein fließender. Die Kompakta des physiologisch alternden<br />

62


Knochens (osteopenische Veränderungen) spongiosiert, sie wird damit dünnwandiger und instabiler<br />

[Boyde et al. 1993, Schild und Heller 1992]. Zudem werden die Abstände zwischen den<br />

Knochenbälkchen der Spongiosa, die Tubuli ossei, im Alter größer. Beim jüngeren Individuum<br />

beträgt die Trabekeldicke in etwa 120 µm [Schild und Heller 1992]. Vom 20. bis 70. Lebensjahr<br />

nimmt die Trabekeldicke um ca. 8% ab, die Trabekelanzahl verringert sich im gleichen Zeitraum<br />

auf durchschnittlich 27% des Ausgangswertes (verstärkte Spongiosierung) [Schild und Heller<br />

1992]. Dies bewirkt ebenfalls eine Zunahme der Instabilität des Knochens und erhöht damit das<br />

Risiko von Refrakturen (Sekundärfrakturen). Die Auswirkung einer Zerstörung von Trajektorien<br />

durch die aufgebohrte Marknagelung kann besonders bei älteren Patienten ins Gewicht fallen<br />

und zu Refrakturen (Stress-, Ermüdungsfraktur) führen [vgl. Allgöwer 1965, Jäger et al. 1974,<br />

Karlström und Olerud 1974, Köbler und Schipka 1972, Lehmann et al. 1977]. Diese Spongiosierung<br />

der Kompakta entsteht ebenfalls im Zuge einer Inaktivitätsatrophie der Kortikalis bei längerem<br />

in situ Verbleib des Osteosynthesematerials [Lehmann et al. 1977]. Das Alter des Patienten<br />

und der damit in Zusammenhang stehende Gefäßstatus (z.B. Arteriosklerose, Diabetes mellitus,<br />

Hypertonie) stellt nach Rehn und Lies [1981] und nach Zilkens [1983] einen Grund für die Entstehung<br />

von Pseudarthrosen dar. Dabei tritt eine zur Verringerung des Blutflusses ins Gewicht<br />

fallende Verengung des Gefäßlumens erst ab einer in etwa 70%igen Stenose (30% des Ausgangslumens)<br />

auf. Die Feststellung von Lexer [1903]: "Je älter ein Knochen wird, desto feiner<br />

werden die Gefäße im Verhältnis zu seiner Größe und desto weniger zahlreich sind sie vertreten",<br />

läßt auf eine geringere Belastbarkeit und Regenerationsfähigkeit des Knochens älterer<br />

Menschen schließen. Einer Refraktur liegt in den meisten Fällen eine vorausgegangene Pseudarthrose<br />

(atrophische, hypertrhophische oder Defektpseudarthrose) zugrunde [Probst 1970].<br />

Die Entstehung von Refrakturen und die damit erforderlich werdende Reosteosynthese, also "eines<br />

wiederholten Eingriffes am Knochen zur Herstellung seiner Einheit" [Probst 1970], stellt ein<br />

multifaktorielles Geschehen dar. Einen Faktor mag in diesem Zusammenhang der durch die<br />

Marknagelung zugefügte Substanzdefekt der Kompakta und der Spongiosa darstellen.<br />

Alle vorgenommenen Manipulationen am Knochen können als "stressraiser" betrachtet werden<br />

und zu Stress-Refrakturen führen [Grob und Margel 1987]. Durch die aufgebohrte und die unaufgebohrte<br />

Marknagelung, welche unmittelbar proximomedial der Tuberositas tibiae beginnen,<br />

wird dem Knochen ein nicht unerheblicher Substanzdefekt zugefügt. Dieser Substanzdefekt zerstört,<br />

abgesehen von dem Kompaktadefekt, einen <strong>Teil</strong> der physiologischen Spannungstrajektorien<br />

der Spongiosa des Knochens. Aus dem anteiligen Wegfall der Trajektorien und dem zugefügten<br />

proximalen Kompaktadefekt resultiert eine größere Fehlbelastung des Knochens nach<br />

Metallentfernung als bei noch in situ befindlichem Metall. Dies führt unter Umständen zu Sekundärfrakturen<br />

[vgl. Grob und Margel 1987, Jäger et al. 1974, Köbler und Schipka 1972, Leh-<br />

63


mann et al. 1977]. In den experimentellen Untersuchungen von Jäger et al. [1974] resultierte, in<br />

Abhängigkeit von Größe und Anzahl der Bohrlöcher, eine bis zu 15%ige Verminderung der<br />

Bruchlast. Daraus resultiert ein Stabilitätsverlust des Knochens nach Entfernung des Osteosynthesematerials,<br />

welches in situ befindlich den größten <strong>Teil</strong> der Belastung und damit der Stabilität<br />

übernimmt [Köbler und Schipka 1972, Lehmann et al. 1977]. Die auf den Knochen einwirkende<br />

Belastung wird durch die Trajektorien von axial bzw. von zentral nach peripher auf die Kortikalis<br />

geleitet. Je länger das Implantat in situ liegt und somit die Funktion des Knochenschaftes<br />

übernimmt, desto stärker findet eine implantatorientierte Umstrukturierung des Knochens statt,<br />

welche nach der Entfernung des Implantats zu einem "Neutralisationsbruch" führen kann [Köbler<br />

und Schipke 1972]. Da der Marknagel axial im Knochen liegt und daher die Kortikalis nicht<br />

ihrer tragenden Funktion enthoben wird, wird die physiologische Belastungsrichtung trotz anteiliger<br />

Zerstörung der Trajektorien im Knochen größtenteils aufrechterhalten. Aus diesem Grund<br />

sind Neutralisationsbrüche häufiger bei der Plattenosteosynthese zu finden, welche eine Kortikalisatrophie<br />

bewirken kann [vgl. Köbler und Schipke 1972]. Neuere Implantate mit reduzierter<br />

Knochenauflage, wie die DC Platte (DC = Dynamische Compression) mit Gleitloch und abgerundeten<br />

Schrauben, tragen dieser Erkenntnis Rechnung.<br />

2.3.5 Die Pseudarthrose nach unaufgebohrter Marknagelung im Vergleich zur aufgebohrten<br />

Marknagelung<br />

Von verzögerter Frakturheilung mit Übergang zur Pseudarthrose spricht man bei einer Fraktur,<br />

die innerhalb von 4-6 Monaten nicht knöchern abheilt. Klinisch wird diese Heilungsverzögerung<br />

durch Schwellung, Schmerzen und Belastungsunfähigkeit begleitet [Niethard und Pfeil 1992].<br />

Ätiologisch stehen mechanische und biologische Faktoren im Vordergrund. Zu den wichtigsten<br />

mechanischen Faktoren zählt besonders die Instabilität am Bruchspalt [Cech 1970]. Die wichtigsten<br />

biologischen Faktoren sind Durchblutungsstörungen der Weichteilschale [Cech 1970] mit<br />

Devitalisierung einzelner Bruchstücke. Hinzu kommen Infektionen [Cech 1970] mit Sequesterbildung<br />

(Knochennekrose) und allgemein prädisponierende Faktoren wie das Alter des Patienten,<br />

medikamentöse Dauerbehandlung (z.B. mit Glukokortikoiden) oder Röntgenbestrahlung<br />

[Niethard und Pfeil 1992]. Aus therapeutischer Sicht werden biologisch reaktionsfähige Pseudarthrosen<br />

(hypertrophe Pseudarthrosen) und biologisch reaktionsunfähige Pseudarthrosen (atrophe<br />

Pseudarthrosen, Defektpseudarthrosen, avitale Pseudarthrosen) voneinander unterschieden<br />

[Cech 1970]. Weiterhin kann zwischen infizierten und nicht infizierten Pseudarthrosen unter-<br />

64


schieden werden. Auf Grund der steigenden Zahl an Direkttraumata mit Weichteilschaden treten<br />

Pseudarthrosen häufiger auf [Zilkens 1983].<br />

Da die unaufgebohrte Marknagelung im Vergleich zur aufgebohrten Marknagelung weniger<br />

traumatisch für das Cavum medullare tibiae verläuft, stellt sich die Frage, warum auch bei unaufgebohrter<br />

Marknagelung Pseudarthrosen entstehen. Auf Grund der Versuchsergebnisse des<br />

Präparates P.10 ist nicht auszuschließen, daß der Befund einer Pseudarthrose bei Annahme einer<br />

im Ganzen korrekt durchgeführten unaufgebohrten Marknagelung einer geschlossenen Tibiaschaftfraktur<br />

und bei Ausschluß zusätzlich prädisponierender Faktoren, unter anderem auf eine<br />

Zerstörung des Gefäßes zurückzuführen ist. Da es sich bei der Entstehung einer Pseudarthrose<br />

jedoch um ein multifaktorielles Geschehen handelt, sind andere prädisponierende Faktoren nicht<br />

auszuschließen. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, daß Strachan et al. [1990] in<br />

ihren tierexperimentellen Untersuchungen zwei Wochen postoperativ eine ausreichende Vaskularisation<br />

des Kallus, trotz Ligatur der A. nutricia, feststellten. Der Blutfluß wendete sich hierbei<br />

von ursprünglich zentrifugal nach zentripetal. Die Untersuchungen von Court-Brown et al.<br />

[1996] zeigen ähnliche Verläufe an geschlossenen Tibiafrakturen, welche zur Osteosynthese mit<br />

der aufgebohrter Marknagelung versehen wurden.<br />

Neben der insuffizienten Vaskularisation der Tibiamarkhöhle existieren weitere Gründe bzw.<br />

prädisponierende Faktoren bei der Entstehung von Pseudarthrosen nach einer Osteosynthese<br />

durch Marknagelung. Nach Rehn und Lies [1981] und Claes et al. [1995] sind zwei Faktoren für<br />

die komplikationslose Heilung einer Fraktur entscheidend. Dies sind die Durchblutung und die<br />

Stabilität, wobei das Problem der ausbleibenden Stabilität ebenfalls in die insuffiziente Vaskularisation<br />

mündet. Denn für die knöcherne Überbrückung des Bruchspaltes ist eine ungestörte Gefäßaussprossung<br />

wesentlich. Ist die Stabilität nicht gewährleistet, so werden die kleinen, den<br />

Bruchspalt überbrückenden Gefäße zerrissen und die Heilung bleibt aus. Die Stabilität der gewählten<br />

Osteosynthese gewinnt besonders in der postprimären knöchernen Heilungsphase zu-<br />

nehmend an Bedeutung, weil sowohl die Gefäßregeneration als auch die Differenzierung von<br />

Granulationsgewebe zu mineralisiertem Knochen durch eine zu hohe Instabilität gestört wird<br />

[Schweiberer et al. 1974, 1977]. Aus diesem Grund scheint die Verwendung eines gebohrten<br />

Nagels wegen seiner höheren Stabilität vorteilhafter zu sein [vgl. Arens 1976 und Cech 1970].<br />

Es ist jedoch dabei auf Grund der beinahe kompletten Destruktion der A. nutricia und der länger<br />

dauernden Revaskularisationszeit mit einer mehrwöchigen Heilungsverzögerung zu rechnen<br />

[Runkel et al. 1994, Claes et al. 1997]. Den Stabilitätserfordernissen werden heute allerdings<br />

auch ungebohrte Marknägel durch die Technik der proximalen und distalen Verriegelung gerecht.<br />

Es existieren eine Reihe von Fehlern, die sich während einer Marknagelung ergeben können.<br />

Zwei der wichtigsten, zur Entstehung einer Pseudarthrose prädisponierenden Fehler sind die Di-<br />

65


straktion der Bruchenden und die Wahl zu dünner, zu dicker, zu kurzer oder zu langer Nägel<br />

[Rehn 1972, Pallesen 1977]. Um dem Knochen eine ausreichende Möglichkeit zur sekundären<br />

Bruchheilung zu geben, muß der Operateur darauf achten, die Bruchenden bei der Einbringung<br />

des Nagels, ohne Dislocatio ad peripheriam und ohne Interposition von Weichteilen in den<br />

Frakturspalt, größtmöglich anzunähern. Die Wahl zu kleiner Nägel führt zur Instabilität und damit<br />

zur Unruhe im Bruchspalt. Einige Fälle bei den diagnostizierten Pseudarthrosen können auf<br />

zu dünne und zu kurze Nägel zurückgeführt werden [Rehn 1972, Rehn und Lies 1981], die einen<br />

zu geringen Kortikaliskontakt aufweisen und demnach instabil sind. Diese werden dann durch<br />

stärkere, unaufgebohrte oder aufgebohrte Marknägel, die eine höhere Stabilität der intramedullären<br />

Osteosynthese erzeugen [Arens 1976, Probst 1970, Sledge et al 1989, Teubner 1985], oder<br />

durch Anbringung von Plattenverschraubungen ersetzt [Probst 1970]. Durch diese Reosteosynthese,<br />

welche auch eine Osteotomie der Fibula beinhaltet, wird die vorher bestehende Instabilität<br />

beseitigt. Bei der von Küntscher 1947 eingeführten aufgebohrten Technik kann man auf der einen<br />

Seite dieser Instabilität elegant entgehen, da der Nagel dem aufgefrästen Bohrkanal angepaßt<br />

wird und somit der Kortikaliskontakt des Nagels hergestellt ist. Auf der anderen Seite wird der<br />

freie Anteil des Gefäßes dabei in jedem Fall vollständig zerstört, was bei entsprechendem<br />

Weichteilschaden zu vaskularisationsbedingten Komplikationen führen kann. Das früher beste-<br />

hende Risiko der Rotationsinstabilitäten wurde bereits durch die von Klemm und Schellmann<br />

[1972] eingeführte Verriegelungstechnik ausgeschaltet, wodurch in einigen Fällen auf eine aus-<br />

gedehnte Aufbohrung der Markhöhle verzichtet werden konnte.<br />

2.3.6 Interaktion von Tibia und Fibula<br />

Die schräg stehenden Verbindungen von Tibia und Fibula wird proximal von einem straff ange-<br />

bundenen Gelenk und distal von einer Syndesmose übernommen [Benninghoff 1994, Sobotta<br />

1988, Voss und Herrlinger 1975]. Zusätzlich werden beide Knochen durch die Membrana interossea<br />

cruris, von der auch Muskeln ihren Ursprung nehmen, fixiert. Diese Verbindungen gewährleisten<br />

eine Übertragung von Druck- und Zugkräften und verhindern das Auseinanderweichen<br />

der Knochen [Gotzen und Haas 1983, vgl. Magin und Aymar 1995]. Bei jeder verzögert<br />

heilenden Tibiafraktur führen Resorptionsvorgänge im Bruchspalt zu Längendifferenzen beider<br />

Unterschenkelknochen. Diese Resorptionsvorgänge können verstärkt oder verringert sein. In<br />

beiden Fällen resultiert jedoch eine Verformung der Fibula, welche bei einer Reposition osteotomiert<br />

werden muß, da sie die Spannung auf die Tibia überträgt. Bei diesen resorptionsbedingten<br />

Längenänderungen der Tibia wird sie, zusätzlich zu ihrer physiologischen Krümmung, eine<br />

66


spannungsbedingte, mobile Abwinklung erfahren. Diese Spannungsübertragung wird durch die<br />

beide Knochen verbindenden Strukturen bewirkt. Man könnte diese Situation mit einem gespannten<br />

Jagdbogen vergleichen, denn sowohl die Bogenschnur als auch das Bogenholz übertragen<br />

ihre Spannungen entgegengesetzt aufeinander [vgl. Jend et al. 1987]. Diese "Unruhe im<br />

Bruchspalt" führt, gleich einer insuffizienten Durchblutung, zu einer Pseudarthrose.<br />

2.3.7 Diagnose und Therapie der Pseudarthrose<br />

Als Leitsymptome einer Pseudarthrose können Bewegungseinschränkung (Ausnahme: straffe<br />

Pseudarthrosen) und Schmerzen angesehen werden. Hinzu kommen Schwellung und Belastungsunfähigkeit<br />

der betroffenen Extremität. Bildgebende Verfahren wie die Röntgen-<br />

Übersichtsaufnahme, Schichtaufnahmen zur Abklärung des knöchernen Durchbaus und Szintigramme<br />

zur Vitalitätskontrolle des Knochens erlauben eine Dokumentation des Standes der<br />

Frakturheilung. Die ursächlichen, zur Entstehung der Pseudarthrose beitragenden Faktoren be-<br />

stimmen das therapeutische Vorgehen [Niethard und Pfeil 1992]. Da der hypertrophen Pseudarthrose<br />

ursächlich eine Instabilität voraus geht, steht hier die Stabilisierung im Vordergrund. Diese<br />

Stabilität wird durch entsprechende Osteosyntheseverfahren erreicht (Plattenosteosynthese,<br />

Marknagelung, Nagelwechsel [Probst 1970]). Bei der atrophischen Pseudarthrose kommt zum<br />

angestrebten Stabilitätsgewinn die Wiederherstellung der Vaskularisation im Bereich des Bruch-<br />

spaltes (Resektion der Pseudarthrose) hinzu. In diesem Zusammenhang spielen auch Muskellappenplastiken<br />

in Verbindung mit der Antibiotikumapplikation, besonders bei den infizierten OIII-<br />

Frakturen, eine große Rolle [Gerngroß 1989, Ketterl 1990, Ostermann et al. 1993 und 1995].<br />

Durch Segmenttransport, z.B. in der Ilisarov-Technik (spezielles Fixationssystem) wird eine<br />

Verschiebung der Bruchenden ermöglicht, so daß auch Defektpseudarthrosen ohne Verkürzung<br />

des Knochens zur Restitutio ad integrum geführt werden können. Der Ilisarov-Fixateur zeigte<br />

auch bei infizierten Defektbrüchen nach kompromißlosem Débridement und in Verbindung mit<br />

einer Rekonstruktion des Weichteilmantels gute Heilungsergebnisse [Calhoun et al. 1993].<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt mögliche Therapieansätze in der Behandlung von Pseudarthrosen:<br />

Tab. Nr. 18: Grundzüge der Falschgelenkbehandlung<br />

Behandlung der Pseudarthrose / Infektpseudarthrose mit dem Ziel der Ausheilung<br />

angestrebter Faktor Therapie<br />

Asepsis Antibiotikumapplikation<br />

Drainage (Spül-Saugdrainage)<br />

Muskellappenplastik nach vollständigem Débridement<br />

67


Stabilität Reosteosynthese, Fibula-pro-Tibia-Operation<br />

Transfixation des knöchernen Unterschenkelrahmens (tibiofibulare<br />

Fusion)<br />

Förderung der Durchblutung Dekortikation, Muskellappenplastik<br />

Segmenttransport<br />

osteomuskuläres Transplantat<br />

Defektauffüllung Autologe Spongiosa<br />

Anregung der Knochenneu- frühe und kontrollierte Belastung<br />

bildung<br />

2.3.8 Diskussion der durchgeführten Untersuchung<br />

2.3.8.1 Die Gefäßdarstellung durch Ausgießen des Gefäßlumens<br />

Die direkte Betrachtung des Gefäßes nach Eröffnung des Cavum medullare und Mazeration des<br />

Knochens war mit den bisherigen in der Literatur gefundenen Methoden nicht möglich. Die aufgetretenen<br />

Befundabweichungen der eigenen Arbeit zu den Beschreibungen anderer Arbeits-<br />

gruppen über den intraossären Verlauf der A. nutricia mögen auf der einen Seite in diesen unterschiedlichen<br />

Verfahren zur Gefäßdarstellung begründet sein. Die vielen Übereinstimmungen der<br />

eigenen Ergebnisse mit denen anderer Arbeitsgruppen lassen allerdings das durchgeführte Verfahren<br />

auf der anderen Seite sinnvoll und aussagekräftig erscheinen.<br />

Da die das Gefäß umgebenden Hüllsubstanzen (Spongiosa und intertubuläres Fett) bei der Präparation<br />

im ersten experimentellen <strong>Teil</strong> während der Eröffnung des Markraumes erhalten waren,<br />

konnte eine ausreichende Stabilisierung und Ortsständigkeit des ausgegossenen Gefäßbaumes<br />

postuliert werden. Die Ergebnisse des ersten experimentellen <strong>Teil</strong>es nach der Mazeration bestä-<br />

tigten dieses Postulat. Da sich die Röntgenbefunde im zweiten experimentellen <strong>Teil</strong> vor der<br />

Marknagelung mit den Befunden im ersten experimentellen <strong>Teil</strong> überschnitten und ergänzten,<br />

kann eine ins Gewicht fallende Verfälschung des intraossären Verlaufsbefundes nicht gefordert<br />

werden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß es bei dem Eröffnungsvorgang des Cavum medullare<br />

zu einer Desintegration von sich ventral befindenden Nebenästen auf gleicher Höhe des<br />

Sägeblattes kam.<br />

In der Literatur wurden hauptsächlich mikroangiographische und röntgenologische Methoden<br />

angewandt. Im Gegensatz zu diesen ist das Ausgießen des Gefäßes mit Eröffnung des Cavum<br />

medullare unter Umständen aussagekräftiger. Das Ausgießen des Gefäßes in Kombination mit<br />

kontrastgebenden Medien kann auf Grund der gelieferten Ergebnisse als eine gute Methode zur<br />

Gefäßdarstellung des Cavum medullare langer Röhrenknochen eingeordnet werden. Zur Erfassung<br />

der Gefäßanteile in den Haversschen und Volkmannschen Kanälen ist vermutlich ein ande-<br />

68


es Verfahren oder Vorgehen notwendig (z.B. mikroangiographische Methoden), da diese Anteile<br />

durch das Ausgießen der A. nutricia in der eigenen Arbeit nicht erfaßt wurden.<br />

2.3.8.2 Die Marknagelung der unfrakturierten Knochen<br />

Bei den Versuchen und Präparationen über die Auswirkungen der Marknagelung wurden keine<br />

frakturierten Knochen verwendet. Diese böten eine Möglichkeit der intramedullären Druckentlastung<br />

beim Bohren und beim Einschlagen des Nagels. Von daher wird bei der eigenen Untersuchung<br />

am isolierten Knochen die intramedulläre Drucksteigerung höher einzuordnen sein als bei<br />

der Versorgung eines Tibiaschaftbruches in vivo, selbst dann, wenn dabei der Weichteilmantel<br />

intakt wäre. Obwohl dieser Zustand wahrscheinlich keinen Einfluß auf die Ergebnisse hat, ist es<br />

insoweit erwähnenswert, als daß die Ausprägung des beobachteten Effektes beim Bohrvorgang<br />

und beim Einschlagen des Nagels differieren würde. In diesem Zusammenhang könnte ein<br />

"übersehenes Kompartmentsyndrom [Tscherne 1982]" dem Effekt der Bohrdruckentlastung entgegenwirken.<br />

Trotz der Verwendung unfrakturierter Knochen sind die Ergebnisse der durchge-<br />

führten Marknagelung mit den vorliegenden Literaturdaten konkordant und lassen daher eine<br />

klinische Übertragung gerechtfertigt erscheinen.<br />

2.3.8.3 Beeinflussung des ausgegossenen Gefäßes durch die aufgebohrte und unaufge-<br />

bohrte Marknagelung<br />

Da Technovit® 7143 nach kurzer Zeit erhärtet, könnte man durch die gesteigerte Brüchigkeit des<br />

Gefäßsystems eine verstärkte Desintegration der A. nutricia tibiae durch die Marknagelung folgern.<br />

Die Ergebnisse der eigenen Arbeit nach unaufgebohrter Nagelung zeigten jedoch keine<br />

verstärkte Desintegration des Gefäßes im Vergleich zu den Untersuchungen anderer Arbeitsgruppen.<br />

Da sich in den eigenen Experimenten bei der Mehrzahl der mit ungebohrter Marknagelung<br />

versehenen Knochen eine Lateralverdrängung verzeichnen ließ, wie sie z.B. auch bei den<br />

Untersuchungen von Schweiberer et al. [1970] an Hunden festgestellt wurde, scheint ein Vergleich<br />

von flexiblen mit relativ starren Kontrastmitteln möglich. Es ist dennoch unter Vorbehalt<br />

einzuräumen, daß die Gefäßanteile durch ihre Elastizität in vivo weniger vulnerabel sind, so daß<br />

der Befund eines intramedullären Abrisses von Nebenästen möglicherweise seltener auftritt. Die<br />

Untersuchungen von Schweiberer et al. [1970] an Hunden stützen diese Annahme. Im Hinblick<br />

auf den Verlauf der A. nutricia ist zu bedenken, daß sowohl eine Fraktur als auch eine Umstellungsosteo-<br />

oder Kortikotomie im oberen <strong>Teil</strong> des mittleren Drittels der Tibia (proximaler <strong>Teil</strong><br />

69


der Diaphyse → Pars tecta arteriae nutriciae tibiae) eine folgenschwere Beeinträchtigung der<br />

medullären Blutversorgung zur Folge haben könnte.<br />

2.4 Anatomischer Befund einer mit Marknagelung versorgten, ausgeheilten Tibiafraktur<br />

(genaue Angaben über den Krankheits- und Therapieverlauf konnten nicht zurückverfolgt werden)<br />

Das anatomische Präparat einer Tibiafraktur, welche mit Hilfe der Marknagelung zur Ausheilung<br />

gebracht wurde, ist wohl als eine Rarität anzusehen. Die folgenden Abbildungen (Abb. 47, 48)<br />

zeigen eben ein solches Präparat nach Sportunfall vor 14 Jahren. Auf anschauliche Weise demonstrieren<br />

sie den ehemaligen Nagelverlauf innerhalb der Spongiosa.<br />

Die Detailaufnahme des Cavum medullare tibiae (Abb. 48) zeigt, daß die A. nutricia tibiae im<br />

Bereich des Foramen nutricium internum (Doppelpfeil) seine Desintegration erfahren haben<br />

wird.<br />

Abb. 47 (Pfeile im ehemaligen Nagelverlauf)<br />

Abb. 48 (Doppelpfeil: Foramen nutricium internum)<br />

70


3 Schlußfolgerung<br />

3.1 Anatomie und Nomenklatur der A. nutricia tibiae<br />

Die durchgeführten Untersuchungen ergänzten sich ohne Widerspruch. Das Gefäß läßt sich im<br />

Verlauf gliedern und klar definieren. Nach Eintritt in den Knochen am Foramen nutricium externum<br />

verläüft das Gefäß in der Pars tecta und durchzieht nach Durchtritt am Foramen nutricium<br />

internum als Pars libera das Cavum medullare. Die A. nutricia tibiae folgt einem regelmäßigen,<br />

sich von der Facies posterior des Markraums abhebenden, streng diagonalen Verlauf. Das<br />

Gefäß durchzieht intramedullär quer ausgerichtete Knochenlamellen (Laminae transversales),<br />

die eine stützende Funktion haben. Am Foramen nutricium internum lassen sich in der Regel ein<br />

Hauptstamm (Ramus distalis) und ein Nebenstamm (Ramus proximalis) unterscheiden. Auf<br />

Grund der beschriebenen Topographie wurde das Gefäß innerhalb der Pars libera in jedem Fall<br />

einer Marknagelung der unfrakturierten Knochen mehr oder weniger ausgeprägt beschädigt.<br />

3.2 Auswirkung der Marknagelung auf die A. nutricia tibiae<br />

Da sich die aufgebohrte Marknagelung immer katastrophal auf den freien intraossären <strong>Teil</strong> des<br />

Gefäßes auswirkte, ist im folgenden die Aufmerksamkeit auf die unaufgebohrte Marknagelung<br />

gerichtet. Aus dem Vergleich der eigenen Ergebnisse mit denen der vorliegenden Literaturdaten<br />

lassen sich folgende Zusammenhänge erkennen:<br />

Die unaufgebohrte Marknagelung übt im Vergleich zur aufgebohrten Marknagelung ein geringe-<br />

res Trauma auf das Knochengewebe und auf die A. nutricia aus. Bei der Osteosynthese einer<br />

geschlossenen Tibiaschaftfraktur ohne Weichteilschaden durch die unaufgebohrte Marknagelung<br />

ist in den meisten Fällen nicht mit einer Zerstörung des Haupt- und Nebenstammes der A. nutricia<br />

zu rechnen. Im Ausschluß anderer, zur Bruchheilungsstörung prädisponierender Faktoren,<br />

würde damit in der Regel eine verzögerte Bruchheilung ausbleiben. Eine Ausnahme von dieser<br />

Regel ist beim Vorliegen von anatomischen Besonderheiten (relativ zu enges Cavum medullare<br />

tibiae, ungünstiger intramedullärer Gefäßverlauf der A. nutricia tibiae) gegeben, die zum Abriß<br />

der A. nutricia tibiae prädisponieren. Auf Grund einer „ungünstigen“ Lokalisation der freien<br />

Gefäßstämme und/oder engem Cavum medullare wird der Nagel durch die generelle Asymmetrie<br />

der Tibia gegen das Gefäß dirigiert. Bei zusätzlich erschwerenden, erheblichen Weichteilschäden<br />

führte dieser Zustand dann ebenfalls zu einer verzögerten Bruchheilung. Der Gefäßstatus<br />

des Knochens wäre in diesen Fällen in etwa mit dem nach einer aufgebohrten Marknagelung<br />

gleichzusetzen.<br />

71


3.3 Auswirkungen der Marknagelung im Vergleich zu anderen Osteosyntheseverfahren<br />

Bei den zuvor beschriebenen anatomischen Knochenvarianten kann die unaufgebohrte Marknagelung<br />

bezüglich der A. nutricia ihrem mutmaßlichen Wahlspruch „Gut in der Wirkung und<br />

schonend zum Gewebe“ unter Umständen nicht mehr gerecht werden. Im Hinblick auf diese<br />

anatomischen Spielarten scheint es berechtigt festzustellen, daß auch die generell multifaktoriell<br />

bedingte Pseudarthrose nach Verwendung eines unaufgebohrten Tibianagels neben anderen<br />

Faktoren wie unzureichende Stabilität des Bruchspaltes, zu hohe Distraktion der Bruchenden, zu<br />

kleine Nägel, Dauermedikation und Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes) in einigen Fällen<br />

auf einen iatrogenen Defekt der A. nutricia tibiae zurückzuführen ist. Einige Autoren raten dazu,<br />

die „biologische“ unaufgebohrte Marknagelung der aufgebohrten Marknagelung vorziehen, um<br />

eine primäre Stabilisierung zu ermöglichen und den Erhalt der A. nutricia tibiae und damit die<br />

endostale Blutversorgung zu gewährleisten [Krettek et al. 1996, Mosheiff et al. 1997, Pape et al.<br />

1993, Varney et al. 1994]. Die Untersuchungen von Claes et al. [1995] haben jedoch gezeigt,<br />

daß die unaufgebohrte Marknagelung das intramedulläre Gefäßsystem ebenfalls stark beein-<br />

trächtigen kann, so daß die endostale Revaskularisation im Vergleich zu anderen Osteosyntheseverfahren<br />

verlängert sein kann. Der Erhalt des status quo vor der Zerstörung des intramedullären<br />

Gefäßsystems durch die Marknagelung könnte eine wesentliche Rolle im zeitlichen Ablauf der<br />

Bruchheilung spielen. Es ist jedoch notwendig, bei den unterschiedlichen Osteosyntheseverfahren<br />

streng nach ihrer Indikation zu verfahren [Karlström und Olerud 1974, Kempf 1997]. Andere<br />

bei entsprechenden Indikationen angewandte Osteosyntheseverfahren, wie z.B. der Fixateur externe<br />

bei offene Brüchen mit extremen Weichteilschäden und Trümmerbrüchen [Claes et al.<br />

1995, Korzinek 1997, Ostermann et al. 1992, Runkel et al. 1996, Weller 1982], oder die Plattenosteosynthese,<br />

weisen ebenfalls ihre Nachteile auf. Beim Fixateur externe bieten die von extra-<br />

korporal nach intraossär ziehenden Schanzschen Schrauben Eintrittspforten für Mikroorganismen<br />

(Pininfekte [Runkel et al. 1996]). Bei entsprechend gewissenhafter hygienischer Pflege sind<br />

diese Infektionen jedoch weitgehendst vermeidbar, so daß der Fixateur externe auch „im Dienste<br />

der Prophylaxe und Therapie von Infektionen“ [Weller 1982] stehen kann. Das zusätzliche Problem<br />

der Gelenkversteifung bei lang liegendem, gelenküberbrückendem Fixateur externe wird<br />

nach gesicherter Wundheilung durch einen raschen Vefahrenswechsel vermieden (üblicherweise<br />

nach 2-3 Wochen, bei geringem Weichteilschaden bereits nach einigen Tagen) [Krettek et al.<br />

1995, Trentz 1993, Weise et al. 1983, 1985]. Bei diesen Brüchen sollte die Marknagelung, im<br />

besonderen die aufgebohrte Marknagelung, erst nach gesicherter Wundheilung erfolgen [Fischer<br />

et al. 1991, Weller 1982]. In diesem Zusammenhang zeigten andere Untersuchungen, daß auch<br />

bei offenen Unterschenkelbrüchen nach zehntägiger Gipsbehandlung die sekundäre aufgebohrte<br />

Marknagelung der Tibia gute Heilungsergebnisse liefert [Antich-Adrover et al. 1997]. Andere<br />

72


Untersuchungen stellten wiederum die primäre unaufgebohrte Marknagelung bei offenen Brüchen<br />

in den Vordergrund [Theodoratos et al. 1997]. Cech [1970] stellt in seinen Untersuchungen<br />

die Stabilität des Bruches als vorrangig dar und unterstreicht dabei: „Es soll betont werden,<br />

daß, je schlechter die lokalen Heilungsbedingungen sind, desto wichtiger eine vollkommene Fixation<br />

ist“. Dabei bezieht sich Cech [1970] auf das vierfach erhöhte Pseudarthroserisiko der offenen<br />

Frakturen gegenüber den geschlossenen Brüchen. In Untersuchungen von Schandelmaier<br />

et al. [1997] wird die unaufgebohrte Marknagelung bei offenen Frakturen (z.B. OIII-Frakturen)<br />

als „prognostisch günstiger“ definiert. Die Heilungsergebnisse waren bei diesen durch Marknagelung<br />

behandelten Brüchen vergleichbar mit denen nach externer Fixierung [Chapman 1986,<br />

Schandelmaier et al. 1997, Tscherne et al. 1997]. Bei geschlossenen [Blachut et al. 1997] und<br />

sogar bei offenen [Keating et al. 1997, Koulalis et al. 1997, Solheim et al. 1977] Tibiafrakturen<br />

erwieß sich die stabilere aufgebohrte Marknagelung im Vergleich zu der unaufgebohrten Variante<br />

in verschiedenen Untersuchungen für die klinischen und radiologischen Ergebnisse als vielversprechender.<br />

Die Plattenosteosynthese findet bei vielen Frakturarten und Lokalisationen ihre<br />

Anwendung. Sie ist in bezug auf die Schonung des Knochens bei entsprechenden Frakturen als<br />

minimal invasives Osteosyntheseverfahren anzusehen. Auch das intramedulläre Gefäßsystem<br />

wird sowohl bei der Plattenosteosynthese als auch beim Fixateur externe nur in seltenen Fällen<br />

durch die Schrauben beschädigt [Gotzen und Haas 1983]. Dieser Weichteilschaden könnte sich<br />

unter Umständen über Durchblutungsstörungen negativ auf die Ernährung des frakturierten Kno-<br />

chens und des umgebenden Gewebes auswirken. Damit würde die Bruch- und Wundheilung negativ<br />

beeinflußt.<br />

Angesichts der vorliegenden Literaturdaten über Knochenbruchheilungsverläufe verschiedener<br />

Frakturen des Unterschenkels (s.o.), die mit der einen oder anderen Methode der Marknagelung<br />

versorgt wurden, wird deutlich, daß die Indikationsstellung zur unaufgebohrten oder aufgebohrten<br />

Marknagelung noch nicht abschließend beantwortet werden kann [vgl. Bone und Johnson<br />

1986]. Das Gleiche gilt für andere Osteosyntheseverfahren, da jedes einzelne dieser Verfahren<br />

unterschiedliche Einflüsse auf die Organsysteme im allgemeinen und speziellem hat. Diese kalkulierbaren<br />

negativen Einflüsse der unterschiedlichen Osteosyntheseverfahren sind der Ätiopathogenese<br />

der Fraktur anzupassen. Es erscheint in jedem Fall sinnvoll den Erhalt der den Knochen<br />

ernährenden Gefäßsysteme anzustreben [vgl. Arens 1976].<br />

73


4 Klinische Relevanz und Schlußwort<br />

Zusammenfassend läßt sich im Rückblick auf die zu Grunde liegende Untersuchung feststellen,<br />

daß sich die unaufgebohrte Marknagelung im Vergleich zu der aufgebohrten Variante gleichermaßen<br />

zerstörend auf die A. nutricia des unfrakturierten und damit auch des frakturierten Knochens<br />

auswirken kann. Eine mit der unaufgebohrten Marknagelung versehene Unterschenkelfraktur<br />

mit extremem Weichteilschaden [vgl.: Runkel et al. 1996], oder anderer, die suffiziente<br />

Vaskularisation beeinträchtigender Faktoren (s. 1.3.3.4 f.), könnte sich in diesem Zusammenhang<br />

deckungsgleich mit dem medullären Gefäßstatus nach der aufgebohrten Marknagelung<br />

katastrophal manifestieren. In den meisten Fällen wird sich allerdings die unaufgebohrte Marknagelung<br />

weniger nachteilig auf den Status quo ante des Gefäßes des unfrakturierten und damit<br />

auch des frakturierten Knochens auswirken als die aufgebohrte Variante.<br />

Im Hinblick auf den Verlauf der A. nutricia ist zu bedenken, daß sowohl eine Fraktur, als auch<br />

eine Umstellungsosteotomie oder Kortikotomie zur Behandlung einer Pseudarthrose und / oder<br />

einer Achsenfehlstellung im oberen <strong>Teil</strong> des mittleren Drittels der Tibia (proximaler <strong>Teil</strong> der<br />

Diaphyse) eine folgenschwere Beeinträchtigung der medullären Blutversorgung zur Folge haben<br />

kann. Dies liegt in der Tatsache begründet, daß sich in diesem Bereich die Pars tecta arteriae<br />

nutriciae tibiae befindet, welche den Hauptstamm des Gefäßes führt. An Hand der vorliegenden<br />

Literaturdaten lassen sich weiterhin folgende Aussagen ableiten:<br />

Auch heute existiert nicht nur bei komplizierten Brüchen das ernstzunehmende Problem "Frak-<br />

tur" in Bezug auf die Knochenbruchheilung. Bei der Osteosynthese einer Tibiafraktur mittels<br />

Marknagelung sind die Beachtung der Stabilität des Bruchspaltes und seiner suffizienten Vas-<br />

kularisationsverhältnisse gleichermaßen unerläßlich, will man nicht schwere Bruchheilungsstörungen<br />

in Kauf nehmen. Nach Gotzen und Haas [1983] sind "die biomechanischen Belange den<br />

biologischen Erfordernissen unterzuordnen". Cech [1970] stellt die biomechanischen Faktoren in<br />

den Vordergrund. Im Vergleich der beiden Marknagelungsverfahren ist es wohl als Dilemma<br />

anzusehen, daß die aufgebohrte Marknagelung eine bessere Stabilität erzeugt und die unaufgebohrte<br />

Marknagelung weniger traumatisch auf die Markhöhle und seine Gefäße wirkt. Beide<br />

Verfahren erhalten ihre Berechtigung durch die entsprechende Indikation [vgl. Karlström und<br />

Olerud 1974, Kempf 1997]. Es empfiehlt sich, die Wahl der Osteosynthesemethode von den dem<br />

frakturierten Knochen die Funktion wiedergebenden Faktoren „Stabilität und Vaskularisation“<br />

abhängig zu machen [Gotzen und Haas 1983, Rehn 1972, Zilkens 1983]. Um das Gleichgewicht<br />

dieser beiden Faktoren wieder herzustellen, muß der Operateur versuchen, durch das Osteosyntheseverfahren<br />

den Bereich zu fördern und zu unterstützen, der am stärksten geschwächt wurde<br />

[vgl. Claes et al. 1995, Gotzen und Haas 1983, Hupel et al. 1997].<br />

74


Die gezielte Wahl des frakturadäquaten Osteosyntheseverfahrens fordert vom Operateur ein geschultes<br />

und umfassendes Verständnis sowie Interesse daran, welches Ausmaß die vorangegangene<br />

Verletzung und der dann entstehende, iatrogen zugeführte Defekt haben. Dadurch würde<br />

der Umgang mit der Ätiopathogenese des Knochenbruches zuverlässig eingeschätzt und angegangen.<br />

Diese Souveränität im richtigen Umgang mit Knochenbrüchen erfordert demnach ein<br />

umfangreiches Wissen, aber auch viel Erfahrung. In diesem Sinne: "LONGUM ITER EST PER<br />

PRAECEPTA, BREVE ET EFFICAX PER EXEMPLA" [Seneca].<br />

Titel: „EXIT“ (D.m. O`Dey 1997)<br />

75


5 Zusammenfassung<br />

Endostale Gefäßversorgung der Diaphyse der humanen Tibia: Gefäßarchitektur und Verlauf<br />

der Arteria nutricia tibiae mit Bezug auf deren Beeinträchtigung nach aufgebohrter<br />

und unaufgebohrter Marknagelung<br />

Fragestellung: Im Hinblick auf vaskularisationsbedingte Knochenbruchheilungsstörungen nach<br />

unaufgebohrter und aufgebohrter Marknagelung der Tibia bedarf es einer aktuellen Aufklärung<br />

des intraossären Verlaufs der humanen Arteria nutricia tibiae und deren Beeinträchtigung durch<br />

die Marknagelung.<br />

Material und Methode: Die Arteria nutricia von 26 Leichentibiae wurde durch Injektion mit<br />

Technovit® und Blei-Mennige dargestellt. Durch einen frontalen Sägeschnitt wurde bei 14 Ti-<br />

biae das Cavum medullare eröffnet und das Präparat mazeriert. Die übrigen 12 Präparate wurden<br />

zu gleichen <strong>Teil</strong>en mit der unaufgebohrten bzw. aufgebohrten Marknagelung versehen und geröntgt.<br />

Ergebnisse: Der Hauptstamm des Gefäßes, Truncus arteriae nutriciae tibiae, verläuft nach<br />

Durchtritt durch die Kompakta zuerst in einem gefensterten Knochentunnel (Pars tecta arteriae<br />

nutriciae tibiae) und teilt sich an dessen Ende, dem Foramen nutricium internum, in fakultativ<br />

angelegte, aufsteigende Rami proximales und einen obligaten Ramus distalis auf. Dieser kommt<br />

fast zentromedial zu liegen (Pars libera arteriae nutriciae tibiae).<br />

Die Gefäße durchziehen im Markraum horizontal angeordnete, gefensterte Knochenlamellen, die<br />

eine Stützfunktion übernehmen. Von beiden Stämmen ziehen radiär verlaufende Nebenäste ab.<br />

In dieser Topographie wird das Gefäß bei der aufgebohrten Marknagelung vollständig zu 100%,<br />

bei der unaufgebohrten Marknagelung zu 16,6% und anteilig zu 50% zerstört.<br />

Schlußfolgerung: Auch die unaufgebohrte Marknagelung kann gleich der aufgebohrten Vari-<br />

ante das nutritive Gefäß zerstören. Sowohl eine Fraktur, als auch eine Umstellungsosteo- oder<br />

Kortikotomie im Bereich der Pars tecta wird eine deutliche Beeinträchtigung der medullären<br />

Blutversorgung zur Folge haben.<br />

Schlüsselwörter: Cavum medullare tibiae • Arteria nutricia tibiae • Marknagelung<br />

76


6 Summary<br />

Architecture of the arteria nutricia tibiae and its impairment by reamed and unreamed<br />

intramedullary nailing.<br />

Aim: Fracture healing complications due to limited vascularisation after reamed and unreamed<br />

intramedullary nailing, the intraosseal course of the human arteria nutricia tibiae and its impairment<br />

by the intramedullary nailing needs an actual analysis.<br />

Method: The arteria nutricia of 26 corps tibiae were figured by injection with Technovit® and<br />

lead-Mennige. In 14 tibiae the cavum medullare was opened by frontal saw-cut before they were<br />

macerated. The other 12 tibiae were nailed by equal parts of the unreamed and the reamed nailing<br />

and x-ray photographs were taken.<br />

Results: After the passage of the compact bone the main trunk (truncus arteriae nutriciae tibiae)<br />

runs through a perforated bone-tunnel (pars tecta arteriae nutriciae tibiae). At its end (foramen<br />

nutricium internum) the vessel splits into an obligate descending branch and optional ascending<br />

branches and, which lays nearly close by the centromedial (pars libera arteriae nutriciae tibiae).<br />

The branches pass through horizontal bone lamellas which take a supporting part. Because of<br />

this topography the reamed nailing destroys the vessel completely in 100%, the unreamed nailing<br />

in 16% and partly in 50%.<br />

Conclusion: Even the unreamed variant can destroy the nutritive vessel. Fracture as well as a<br />

transposition-osteotomy or corticotomy in the field of the pars tecta will result in impairment of<br />

the medullary blood supply with distinct consequence.<br />

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159. Schweiberer L., Dambe L.T., Eitel F., Klapp E. (1974): Revascularisation der Tibia<br />

nach konservativer und operativer Frakturenbehandlung. H. Unfallheilkd. 119:18-26<br />

160. Schweiberer L., Schenk R. (1977): Histomorphologie und Vascularisation der sekundären<br />

Knochenbruchheilung unter besonderer Berücksichtigung der Tibiaschaftfraktur. Unfallheilkd.<br />

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161. Seekamp A., Regel G., Bauch S., Tabakcs J., Tscherne H. (1994): Langzeitergebnisse<br />

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1709-1721; Deutsche Ausgabe. Andreas. Salzburg. Fachliche Bearbeitung: Toellner R.,<br />

Murken A.H.<br />

88


168. Sournia J.C., Poulet J., Martiny M. (1982): Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd.VI:<br />

2108-2110; Deutsche Ausgabe. Andreas. Salzburg. Fachliche Bearbeitung: Toellner R.,<br />

Hucklenbroich P.<br />

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173. Stürmer K.M, Schuchardt W. (1980): Neue Aspekte der gedeckten Marknagelung und<br />

des Aufbohrens der Markhöhle im Tierexperiment. <strong>Teil</strong> II: Der intramedulläre Druck beim<br />

Aufbohren der Markhöhle. Unfallheilkd. 83:346-352<br />

174. Stürmer K.M, Schuchardt W. (1980): Neue Aspekte der gedeckten Marknagelung und<br />

des Aufbohrens der Markhöhle im Tierexperiment. <strong>Teil</strong> III: Knochenheilung. Gefäßversorgung<br />

und Knochenumbau. Unfallheilkd. 83:433-445<br />

175. Tallucci R.C., Manning J., Lampard S., Bach A., Carrico C.J. (1983): Early intramedullary<br />

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und geschlossenen Frakturen mit Weichteilschaden. Unfallheilkd. 85:111-115<br />

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189. Varney M., Groß-Weege W., Becker H. (1994): Verlaufsbeobachtung von<br />

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190. Veliskakis K.P. (1959): Primary internal fixation in open fractures of the tibial shaft. J.<br />

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191. Voss H., Herrlinger R. (1975): Taschenbuch der Anatomie Bd.1-3. Gesamtausgabe der<br />

14./15. Auflage. Fischer. Stuttgart<br />

192. Weber B.G., Cech O. (1973): Pseudarthrosen, Pathophysiologie, Biomechanik, Therapie,<br />

Ergebnisse. Huber, Bern Stuttgart Wien<br />

193. Wehner W. (1968): Wandlung in der Behandlung komplizierter langer Schaftknochenfrakturen.<br />

Z. ärtz. Fortbildung 62:1313<br />

194. Weise K., Holz U., Sauer N. (1983): Zweit- bis drittgradig offene Frakturen langer<br />

Röhrenknochen - therapeutisches Management und Behandlungsergebnisse. Akt Traumatol.<br />

13:24-29<br />

195. Weise K., Hermichen H., Weller S. (1985): Über die Behandlung der Fibula bei Unterschenkelfrakturen<br />

und -pseudarthrosen. Akt. Traumatol. 15:195-204<br />

196. Weller S. (1981): Biomechanische Prinzipien in der operativen Knochenbruchbehandlung.<br />

Akt. Traumatol. 11:195-202<br />

197. Weller S. (1982): Der Fixateur externe im Dienst der Prophylaxe und Therapie von<br />

Infektionen. Akt. Traumatol 12:43-47<br />

198. Weller S. (1988): Instabilität der Osteosynthese und gestörte Knochenbruchheilung. OP<br />

Journal 4:12-16<br />

90


199. Weller S., Höntzsch D., Baumgart F. (1990): Medullary Nailing of Femur and Tibia.<br />

In: Müller ME., Allgöwer M., Schneider R., Willenegger H. (Hrsg.). AO Manual 3rd Edition.<br />

Springer. Berlin Heidelberg New York<br />

200. Wenda K., Ritter G., Degreif J., Rudigier J. (1988): Zur Genese pulmonaler Komplikationen<br />

nach Marknagelosteosynthesen. Unfallchirurg. 91:432-435<br />

201. Wiedmer U., Gmür D., Stühmer G., Doerig M., Bianchini D. (1977): Die Behandlung<br />

der Unterschenkelfraktur mit der funktionellen konservativen Methode (Dehne-Sarmiento).<br />

Unfallheilkd. 80:303-311<br />

202. Willans S.M., Mc Carthy I.D. (1986): Distributed model of blood-bone exachange. J.<br />

Biomed. Eng. 8:235-243 [zitiert nach: Hughes S.P.F., Reichert I.L.H., McCarthy I.D.<br />

(1993): Biological effects of intramedullary reaming. J. Bone Joint Surg [Br] 75-B: 845-<br />

847]<br />

203. Wissing H., Stürmer K.M., Breidenstein G. (1990): Die Wertigkeit verschiedener Versuchstierspezies<br />

für experimentelle Untersuchungen am Knochen. Hefte Unfallheilkd. 212:<br />

479-488<br />

204. Wozasek G.F., Thurnher M., Redl H., Schlag G. (1994): Intramedullary pressure changes<br />

and fat intravasation during intramedullary nailing - an experimental study in sheep. J.<br />

Trauma 36:202-207<br />

205. Zaidi M., Fuller K., Bevis P.J.R., GainesDas Rose E., Chambers T.J., MacIntyre I.<br />

(1987): Calcitonin Gene-Realated Peptide inhibits osteoclastik bone resorption: A comparative<br />

study. Calcif. Tiss. Int. 40:149-154<br />

206. Zilkens K. W. (1983): Pseudarthrosenhäufigkeit und Lokalisation in einem 35-<br />

Jahreszeitraum. Unfallheilkd. 86:392-399<br />

91


8 Danksagung<br />

An dieser Stelle sei es mir gestattet meinem verehrten Doktorvater Herrn Univ.-Prof. Dr. med.<br />

O. Paar, Leiter der Unfallchirurgie an der Universitätsklinik der <strong>RWTH</strong> - <strong>Aachen</strong>, für die Erlaubnis,<br />

uneingeschränkt in seiner Klinik arbeiten zu dürfen, herzlich zu danken. Zudem war es<br />

immer möglich bei aufkommenden Problematiken ein aufmerksames und gutmütiges Gehör seitens<br />

Herrn Univ.-Prof. Dr. med. O.Paar zu finden.<br />

Weiterhin gilt mein Dank Herrn Priv. Doz. Dr. med. A. Prescher am Institut für Anatomie I des<br />

Universitätsklinikums der <strong>RWTH</strong> - <strong>Aachen</strong>, unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. D. Graf<br />

v. Keyserlingk, für seine uneingeschrenkte und großzügige Beratung und Unterstützung während<br />

meiner Doktorandenzeit und darüber hinaus.<br />

Zudem gilt mein Dank Herrn Dr. med. M. N. Magin, derzeit Chefarzt der Abteilung für Unfallchirurgie<br />

an der EURO-MED-CLINIC in Führt, für die Überlassung des Themas und für die<br />

großzügige Unterstützung und Betreuung in meiner Doktorandenzeit.<br />

Danken möchte ich Frau Pütz an der Klinik für Unfallchirurgie der <strong>RWTH</strong>-<strong>Aachen</strong> für Ihre unermüdlich<br />

herzliche Präsenz und Unterstützung.<br />

Danken möchte ich Frau Brock am Istitut für Anatomie I der <strong>RWTH</strong> - <strong>Aachen</strong> für Ihre Kreativi-<br />

tät bei der Anfertigung der Fotografien.<br />

Allen Damen und Herren Professoren, sowie Oberärzten und Assistenten der Institute und Kliniken<br />

der <strong>RWTH</strong> - <strong>Aachen</strong> danke ich für das bei Ihnen Erlernte.<br />

Besonders danken möchte ich meiner Familie. Ihre Unterstützung ist unaufwertbar.<br />

92


9 Curriculum vitae<br />

Dan mon O`Dey<br />

Persönliche Anga-<br />

ben<br />

Geburtsdatum 19.11.1972<br />

Familienstand: ledig<br />

Alter: 28<br />

Geburtsort: Bremervörde<br />

Staatsangehörigkeit<br />

deutsch<br />

Konfession röm. katholisch<br />

Sprachkenntnisse Deutsch, Englisch, Französisch, Latein<br />

Schulbildung 1979 - 1983 Grundschule an der Lessingstraße, Castrop-Rauxel<br />

1983 - 1984 Ernst-Barlach-Gymnasium Castrop-Rauxel<br />

1984 -1992 Collegium Augustinianum Gaesdonck, bischhöfliches Gymnasium<br />

mit Internat bei Goch; Abschluß mit der allgemeinen Hochschulreife<br />

Ersatzdienst Vom 01.07.1992 - 23.03.1993 im Rettungsdienst, DRK Castrop-Rauxel,<br />

vom 24.03.1993 - 30.09.1993 in der Anaesthesie-Abteilung des St. Rochus<br />

Hospitals Castrop-Rauxel<br />

Hochschulstudium<br />

Beginn: Oktober 1993 an der Medizinischen Fakultät der <strong>RWTH</strong>-<br />

<strong>Aachen</strong><br />

Ärztliche Vorprüfung: August 1995<br />

1. Staatsexamen: August 1997<br />

2. Staatsexamen: März 1999<br />

3. Staatsexamen und Erhalt des Zeugnisses über die Ärztliche Prüfung:<br />

Mai 2000<br />

Praktisches Jahr Ev. Krankenhaus BETHESDA, Mönchengladbach<br />

Dissertation Thema: Endostale Gefäßversorgung der Diaphyse der humanen Tibia:<br />

Gefäßarchitektur und Verlauf der A. nutricia tibiae mit Bezug auf deren<br />

Beeinträchtigung nach aufgebohrter und unaufgebohrter Marknagelung<br />

Doktorvater: Univ.-Prof. Dr. med. O. Paar, Leiter der Unfallchirurgie<br />

des Universitätsklinikums der <strong>RWTH</strong>-<strong>Aachen</strong><br />

Publikationen<br />

zur Dissertation<br />

1. Prescher A., O`Dey D.m., Magin M.N., Paar O. (1999): Intraossärer<br />

Verlauf der humanen A. nutricia tibiae und deren Beeinträchtigung<br />

durch die Marknagelung. Verh Anat Ges Suppl 181. Bd. (94. Vers.,<br />

Hamburg): 298<br />

2. Paar O., O`Dey D. m., Magin M.N., Prescher A. (2000): Beeinträchtigung<br />

der Arteria nutricia durch die aufgebohrte und die unaufgebohrte<br />

Marknagelung. Untersuchung zur Gefäßarchitektur der humanen<br />

Tibiamarkhöhle. Z Orthop 138: 79-84<br />

93


Tätigkeiten neben<br />

dem Studium<br />

Berufliche Tätigkeit<br />

1. Durchführung von anatomischen Studien an der Leiche<br />

2. Ölmalerei (1996 Zweithörer an der Kunst Akademie Düsseldorf)<br />

Seit Juni 2000 Arzt (zur Zeit als Arzt im Praktikum) an der Klinik für<br />

Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie des Universitätsklinikums<br />

der <strong>RWTH</strong>-<strong>Aachen</strong>, Direktor: Univ.-Prof. Dr. Dr. N. Pallua<br />

Sonstiges Seit 1998 Organisation und Durchführung von anatomischen Studien an<br />

der Leiche (am Institut für Anatomie des Universitätsklinikums der<br />

<strong>RWTH</strong>-<strong>Aachen</strong>) unter besonderer Berücksichtigung Plastisch Chirurgischer<br />

Fragestellungen an der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und<br />

Verbrennungschirurgie des Universitätsklinikums der <strong>RWTH</strong>-<strong>Aachen</strong><br />

<strong>Aachen</strong>, den 08.06.2001<br />

Dan mon O`Dey<br />

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