1. FRAGE DER GEGENSTAND DES GLAUBENS ... - Commonweb
1. FRAGE DER GEGENSTAND DES GLAUBENS ... - Commonweb
1. FRAGE DER GEGENSTAND DES GLAUBENS ... - Commonweb
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>1.</strong> <strong>FRAGE</strong> 1, 1<br />
<strong>DER</strong> <strong>GEGENSTAND</strong> <strong>DES</strong> <strong>GLAUBENS</strong><br />
Hiiisichtlich der gotthaften Tugendan wird àlso ersteris<br />
,von1 Glauben zu handeln sein, zweitens von der Hoff-<br />
nung, drittens von der Liebe. Hinsichtlich des Glaubrns<br />
bietet sich eine vierfache Erorterung dar: <strong>1.</strong> der Glaube<br />
selbst, 2. die ihm entsprechenden Gaben der Einsicht und<br />
der Wissenschaft, 3. die ihm entgegengesetzten Laster,<br />
4. die auf die Glaubenstugend sich beziehendeii Gebote.<br />
- Hinsichtlich des Glaubens selbst wird die Iiede sein<br />
müssen: <strong>1.</strong> von seinem Gegenstand, 2. voin Akt des Glau-<br />
beiis, 3. vom Gehaben des Glaubens.<br />
Zum <strong>1.</strong> Punkt ergeben sich zehn Einzelfragen:<br />
<strong>1.</strong> 1st Gegenstand des Glaubeiis die Erstwahrheit?<br />
2. 1st Gegenstand ,des Glaubens etwas Zusainmengesetz-<br />
tes oder etwas Einfaches, d. h. ein bloBer Inhalt oder<br />
etwas Aussagbares?<br />
3. Kann dem Glauben Falsches unterliegen?<br />
4. Kann der Glaubensgegenstand etwas Geschautes sein?<br />
5. ,Kann er etwas GewuBtes sein?<br />
6. Müssen die Glaubensgegenstande nach bestimmten<br />
Artikeln unterscliieden werden?<br />
7. Unterliegen dem Glauben zu jedein Zeitpuiikt die nam.<br />
lichen Glaubensartikel?<br />
8. Die Zahl der Glaubensartikel.<br />
9. Darbietung der Glaubensartikel in einer Bekeiintnis-<br />
form.1<br />
10. Wem steht es zu, eiiie Glaubensform aufzustellen?<br />
QUAESTIO 1<br />
DE OBIECTO FIDEI<br />
Circa virtutes igitur theologicas primo erit consideranduin de ,. ,<br />
fide; secundo, de spe; tertio, de caritate. Circa fideni vero quadruplex<br />
consideratio occurrit: prima quidem de ipsa fide; secunda<br />
de donis intellectus et scientiae sibi correspondentibus; tertia de<br />
vitiis ,oppositis; quarta de praeceptis ad hanc virtutem pertinentibus.<br />
- Circa fidem vero primo erit considerandum de<br />
ejus objecto; secundo, de ejus actu; tertio, de ipso habitu fidei.<br />
Circa primum quaeruntur decem: <strong>1.</strong> Utriim objectum fidei sit<br />
veritas prima. - 2. Utrum objectum fidei sit aliquid complexum<br />
vel incomplexum, id est res ault enuntia,bile. - 3. Utrum fidei<br />
po,ssit subesse falsum. - 4. Utrum objectum fidei possit esse .<br />
aliquid visum. - 5. Utruin possit esse aliquid scitum. -<br />
6. Utrum credibilia debeant distingui per certos articulos. -<br />
7. Utrum iidem art'iculi subsint fidei secundum ornne tenipus.<br />
- 8. De numero aiiticulorum. - 9. Lie modo tradendi articulos<br />
in sym,bolo. - 10. Cujus sit fidei symbolum constituere.<br />
- - - . -. - .<br />
1 Zum Begriff der Bekenntnisform vgl. Anm. [Il].<br />
7
<strong>1.</strong> ARTIKEL<br />
1st Geden8iland des Glaubens die Er~twah~h;~it?<br />
7<br />
1- Das Glaubensgegenstand, was uns zu glauben var- , ,<br />
wird. Zu glauben aber wird uns nicht nur vargelegt,<br />
was sich auf die Gottheit, welche die Erçtwahrheit<br />
ist, sondern auch solches, was sich auf die Menschheit<br />
Christi, die Sakramente der Kirche und den Zustand der<br />
GeschoPft. bezieht. Also ist nicht nur die Erçtwahrheit<br />
Gegenstand des Glaubens.<br />
AN<strong>DER</strong>SEITS sagt Dionysius: ,,Der Glaube geht 1, 1<br />
die einfache und immer bestehende Wahrheit." Diese aber<br />
ist die Erstwahrheit. Also ist Gegenstand des Glaubens<br />
die Erstwahrheit.<br />
ANTWORT: In dem Gegenstand jedes Erkenntnisgehabens<br />
ist zweierlei enthalten: das, was inhaltlich erkannt<br />
wird, was den inhaltlichen Gegenstand ausmacht,<br />
iind das, wodurch dieser erkannt wird, was formgebender<br />
Grund in] Gegenstand ist. So sind in der Raumlehre die<br />
SchluBfolgerungen inhaltlich gewuBt; der formgebende<br />
2. Glallbe und Unglaube gehen auf das namliche, da<br />
Sie einander entgegeri sind. Unglaube aber Kann es hinsichtlich<br />
alles dessen geben, was in der Hl. Schrift ent-<br />
,<br />
Grund aber des Wissens sind die Beweismittel, durch<br />
welclie die SchluBfolgerungeri erkannt werden. So ist also<br />
beim Glauben der formgebende Grund im '3egenstan.d - .<br />
halten ist; dam wann immer ein Mensch etwaç davon<br />
bestreitet, gilt er als unglaubig. Also bezieht sich auch<br />
der Glaube auf alles, was in der HI. Schrift enthaltell içt.<br />
Nun steht aber vieles darin über die Menschen und die<br />
anderen geschaffenen Dinge. Also ist nicht nur die Erstwahrheit,<br />
sondern auch geschaffene Wahrheit Gegençtand<br />
des Glaubens.<br />
3. Der Glaube wird der Gottesliebe in ein und derselben<br />
Einteilung gegenübergestellt (1-11 62, 3: ~ d 11). . Aber<br />
verrnoge der Gottesliebe lieben wir nicht nur Gott, die<br />
hochste Gutheit, sondern auch den Nachsten. ~ 1 ist ~ 0<br />
rlicht nur die Erstwahrheit Gegençtand des Glaubeiis.<br />
um hierauf das Augenmerk zu richten - nichts anderes<br />
ais die Erstwahrheit. Deqn der. Glaube, von dem wir<br />
sprecllen, gibt nur deshalb zu etwas seine Zustimmung,<br />
es von ~ott geoffenbart ist; also stiitzt sich der -<br />
Glaube linmittelbar auf die gottliche Wahrheit al^ auf sein<br />
Erkenntnislnittel. Wenn wir jedoch das, wozu der Glaube<br />
seine Zustiinlnung gibt, inhaltlich ins Auge fassen, so ist<br />
es nicht nur Gott selbst, sondern auch vieles andere.<br />
nieses fallt jedoch nur insofern unter die Glaubenszustimniung,<br />
ais eç eine Hinordnung auf Gott hat: j.e<br />
nachdem nairilich deni Menschen durcli irgendwelche<br />
Wirkungen der Gottlieit geholfen wird, nach gottlicher Beseligung<br />
zu çtrehen. Darum ist auch von dieser Seite ber<br />
C~UAESTIO 1, l .<br />
ARTICULUS 1 QUAESTIO 1,)<br />
ütrum objectam fidei sit veriStas priina SED CONTRA est quûd Dionysius diçit 7 cap. de Div. Nom. PGf31874<br />
[lect. 51, quod ,,fides ed circa siiiipliceni et seiiiper existentelil sol. 141'2<br />
AD PBIMUM sic proceditur. Videtur quod objectuin fidei rioil<br />
sit verit* prima. Illud enim videtur esse objectum fidei quod<br />
nobis ~roponitur ad credendum. Sed. non solum proponuntur<br />
nobk a,d creden'dum ea quae pertinent ad Divinitatem, quae,<br />
est veritas prima; sed etiani ea quae pertinent ad huinanitatem<br />
Chrishi et Ecclesiae sacramenta et. creaturarum coiiditionelm.<br />
Erg0 non solum veritas prima est fidei objectum.<br />
2. PRAEmREA, fidqs et infidelitas sunt circa idem: culn sint<br />
OP'Posita. Sed t5rc.a Omnia quae in sacra Scriptura continentUr<br />
potest ese in~fidelitas: quidquid enim horum homo negaverit,<br />
infidelis reputatur. Ergo eti,arn fides est circa omnia quae in<br />
sacra Scriptura continentur. Sed ibi niulta de hominibus continentur<br />
et de aliis rebus creatis. Ergo objectum fidei non solum<br />
est mitas prima, sed etiam veritas creata.<br />
3. RRAEmR'EA, fides caritati condividitur, ut supra dictuin<br />
est. Sed caritate non solum dsiligimus Deum, qui est summa<br />
bonitas, sed etiam diligimus proximum. Ergo fidei objectum non<br />
est solurn veritas prima.<br />
veritatemu. Haec auteni est veritas prima. Erg0 objectum fidei<br />
est verih? prima.<br />
RESPONDEO dicenduni quod cujusilibet cognoscitivi habitus<br />
objectulll duo habet: scilicet id quod materialiter co:noscitur?<br />
quod est sicut iiiateriale objectum; et id per quod cognoscituri<br />
quod est formalis ratio objecti. -Sicut in srientia geolnetriae<br />
niaterialiter sita surit. conclusiones; formalis ver0 ratio sciendi<br />
çunt media deiiionstrationis, per quae conclusiones cognwcuntur.<br />
sic i,gitur in fi,de, si consid6remus formalem ratione111 Objecti,<br />
nihi1 est aliud quani veaitas prima: non enim fides de qua<br />
loquirllur ossentit alicui nisi quia est .a Deo revelatum; unde<br />
ipsi veritati divinae fides 1 iiinititur tanquain iiiedio. Si ver0<br />
considereln~ç [naterialiter ea quibus fides assentit, non soluni<br />
est ipe Deus; sed etiam inulta alia. Quae tamen sub amenSu<br />
fidei non cadunt nisi secunduni quod habent aliqu~rn ordinelm<br />
D ~ prout ~ içcilicet ~ per ~ aliquos : Divinitatis effectus honi0<br />
adjuvatur ad tendenduni in divinain fruitionein. Et ide0 eti,airl<br />
1 <strong>1.</strong> 011<strong>1.</strong><br />
'> 15<br />
9
Also ist dei GJaubensgegenstand niclit,s Zusainnle~l- 1, 1<br />
heit, insofern alles nur in seiner Hinordnung auf ~ ~ t ; t yesetztes.<br />
unter den Glauben fallt: wie aiich Gegenstand der Hei]- 2. Die Darleguilg des Glaubens geschieht In dei. Be*<br />
kunde die Gesundheit ist, denn die Heilkunde betrac}itet ; krnrltnisform. In der Bekenntnisform aber stehen keine<br />
alles nui. in Hinordnung auf die Gesundheit. Aussagen, sondern nur Inhalte, denn es heiBt darin nicht:<br />
Z u <strong>1.</strong> Was sich auf die Menschheit Christi, auf die Gott içt allmachtig, sondern: ,,Ich glaube an Gott den<br />
Sakramente der Kirche oder auf irgendwelche Geschopfe Al],machtigen." Glaubensgegenstand ist also nicht eine<br />
bdzieht, fallt nur insofern unter den Glauben, als wir Aussape, sondern ein [bloBer] Inhalt.<br />
dadurch auf Gott hingeordnet werden. Und in der Tat 3. Dem Glauben folgt die Schau, nach 1 Kor 13, 12:<br />
stimmen wir ihnen auch nur zu auf Grund der gottlichen<br />
Wahrheit.<br />
,,Wir sehen jetzt nur durch einen Spiegel im Ratsel, danil . .<br />
aber von Angesicht zu Angesicht." Die Schau in der himm- ,<br />
2 u 2. Ahnliches gilt von allem, was in der Hl.<br />
lischen Heimat aber geht, da sie die gottliche Wesenheit<br />
überliefert ist.<br />
selbst zum Gegenstande hat, auf UnzusammengesetzteS.<br />
u 3. Auch die Gottesliebe liebt den Nachsten um Gottes Also auch dei. Glaube der irdischen Wanderschaft.<br />
willen; und so ist ihr Gegenstand eigentlicll Gott selbst,<br />
wie spater (25, 1: Bd. 16) darzulegnn Sei11 wird.<br />
AN<strong>DER</strong>SEITS nimmt der Glaube die Mittelstellung<br />
zwiçchen Wissen und Meinen [2]. Mitte und AuBenglieder<br />
aber çind von der namlicheri Gattung. Da nun Wissen und<br />
2. ARTCKEL Meinen Aussagliches betreffen, so scheint es ebenfalls der<br />
1st der Ceyenstand des Glat~b:ens etwas Zusamrnm-<br />
Glaube mit Aussaglichem zu tun zu haben. Demnach ist<br />
gesetztes nach Art einer Aussage? [il<br />
der Glaubensgegenstand, da der Glaube sich auf Aussagliches<br />
bezieht, etwas Zusammengesetztes.<br />
1- @genstand des Glaubens ist die Erstwahrheit (Art. 1). ANTWORT: Das Erkannte ist im Erkennenden nach<br />
Die Erstwahrheit aber ist etwas Unzusammengesetztes. der Weise des Erkennenden. Es ist aber die eigentümliche<br />
Weise menschlichen Verstehens, daB es diirch Zll-<br />
'7 2 Gegenstand des Glaubens in gewisser \IreLe die Brsfwahr-<br />
QUAESTlO 1, 2<br />
QUABSTlO 1, 2<br />
ex bac Parte oibjectum fidei est quodmni~ncldo veritaç priiila,<br />
iliquantuin nih'il cadit sub fide nisi in ordine ad Deum: sicut<br />
etialn objectuni niedicinae est sanitas, quia nihi1 medicina considerat<br />
nisi in ord'ine ad sanitatem.<br />
AD PRIMUM erg0 dicenduin quod ea quae pertinent ad hunlanitatem<br />
Christi et ad sacranienrla Ecclesiae vel ad quasculnque<br />
creaturas cadunt 6ub fide inquantum per haec ordinamur ad<br />
@t eis etiam assentinius propter divinam veritatem.<br />
Et similiter dicenduin est AD SDCUNDUM, de onlnibus illis<br />
quae in sacra Scriptura traduntur.<br />
AD TERTI'UM dicendurn quod etiam caritas diligit proxilnunl<br />
ProPter Deuni; et sic objectuni ejus proprie est ipse Deus, ut<br />
iiifra dicetur.<br />
est aliquid incomplexum. Ergo objectum fidei non est aliquid<br />
coniplexum.<br />
2. PRAETEREA, expositio fidei in symbolo continetur. Sed<br />
in symbolo non ponuntur enuntiabilia, sed res: non eniin dicitur<br />
ibi quod Deus sit omnipotens, sed, ,,Credo in Deum omnipotentemu.<br />
Ergo abjectum fid.ei non est ,enuntia,bile, sed res.<br />
3. ~EAETEREA, fidei succedit visio, secundum illud 1 ad<br />
Cor. 13: ,,Videmus nunc per speculum in aenigmate,<br />
auteni facie a,d facieni; nunc cognosco ex parte, tunc aute*]<br />
cognoscam sicul et cognitus sum." Sed visio patriae est de incomplexa:<br />
cuin sit ipsius divinae essentiae. Ergo etiam fides<br />
AR'i'ICULUS II '<br />
viae.<br />
SED CONTRA, fides est media inter wcientiam et opiniorlenl.<br />
Medium autem et extrema sunt ejusdem generis. Cum<br />
Uti.um objeÿtum fidei sit aliquid eoinl,lexLliil scient,ia et opinio sint circa enuntiabilia, videtur quod similiter<br />
Per 11iOdum enuntiabili~ fides sit circa enuntiabilia. Et ita objectum fidei, ciim sit cima<br />
[1 Selit., dist. 41, in Expos. iitt; 2. dist. 21, a?. 1, 2: cent, G ~ ~ ~ , , anuntiabilia, est aliquid compiexum.<br />
c,aij. 7; De veril.. ci. II, ;tut. 6 corp. et ad 12; art, <strong>1.</strong>2 corp., RESpONDEO dicenduni quod cognita sunt in cognoscente<br />
AD SECUNDUM sic proceditur. Videtur quod objectuln fidei secundum modum cognoscentis. Est autem modus pro~rius<br />
lion sit aliquid conlplexum per modum enuntiabiliç. Obiectulli humani intellectus ut componendo et diviaendo veritatenl<br />
.~<br />
enin1 fidei est veritas prima, sicut dictum e,s.t. Sed prima veritas<br />
IJ* 4 11<br />
1 <strong>1.</strong> orii.: niiiic -- .liilI.
1, L> sainmenfügeil und Trenneii die Wahrlieit erfafit (1 85, 5:<br />
Brl. 6). lind so erkeilnt der menschliche Verstand das, was<br />
st>int'r Natur iiarli einfach ist, iiur iiacli einer gewissei~<br />
%~isamiriensetzuiig, wie uiiigekehrt der gottkiche Verstand<br />
~inzusammengesetzt erkennt, was in sich zusanimerigesetzt<br />
ist. So kann also der Glaiibensçegenstand auf doppelte<br />
'CVeise aufgefafit werderi. Einiiial von der Seite des geglaubten<br />
I(nhaltes selbst her; und insofern ist der Glaubensgeçenstand<br />
etwas Unzusainniengesetztes, namlich der<br />
der Erstwahrheit wie Sie in Sich ist, iiacii 1 JO 3, 2: <strong>1.</strong> 3<br />
,,Wir wisçen, dafi, weiin es offenbar wird, wir I1iiii alliiljçh<br />
sein werden, weil wir Ihn sehen werden, wie Er ist.''<br />
Und alço wird sich jene Schau nicht nach Art einer Aussage<br />
vollziehen, sondern in der Weise einfacher Insicht.<br />
Iin Glauben aber erfassen wir die Erstwahrheit nieht, wie<br />
Sie in Sich ist. Also liegt nicht dieselbe Sachlage var.<br />
3. ARTlKEL<br />
Inhalt selbst, ail deri inan glaubt. Sodann von der Seite<br />
des Glaubenden lier, und danach ist der Glaubensgegen-<br />
Kanri. de?n Glufiben Falsches unterliegen?<br />
stand etwas Zusammengesetztes nach Art einer Aussage.<br />
Und sonach ist es bei de11 Alten init Recht zu beiden<br />
Z u 2. In der Hekeriiitiiisîorin wird das, worauf sicli<br />
der Glaube bezielit, ausgesprocheii, insofern die Glaubeiisbetatigung<br />
in ihiii iliren Zielpurikt hat, wie aus der AUPdrucksweise<br />
[der Bekenntnisform] selbst erhellt. Der<br />
<strong>1.</strong> Der Cflaube stelit iiiit der Iloffiiung und der Liebe<br />
in einer Einteiluiig. Der Holfnung kann aber etwas Falçches<br />
unterliegen; viele nanilich hoffen das ewige Lebeii<br />
zu erlangen und werden es riicht erlangen. Ebenso auch<br />
der Liebe; viele namlich werden als gut geliebt und siild<br />
es doch nicht. Also kann aiicli deni C:laubeii etwas Falsches<br />
unterliegen.<br />
2. Abrahain glaubte an die küiiftige Geburt Christi;<br />
iiach JO 8, 56: ,,EuP~ Vater Abraham jubelte, daB er<br />
nieinen Tag sehen sollte." Nach der Zeit Abrahams aber I<br />
Glaubensakt hat aber seinen Zielpunkt nicht bei der Aussage,<br />
sondern beim Inlialt; denn wir bilden Aussagen nur,<br />
Lim durch sie zur Erkenntnis der Inhalte zu gelangen, wie<br />
war es [iminer noch] moglich, daB Gott nicht Fleisch<br />
annahm; denn lediglich nach Seinern Willen hat Er<br />
,, ,<br />
iiii Wisseii, so auch ini Glauben.<br />
Z u 3. Die Schau in der himmlischeii Heimat wird Schau<br />
QUAESTIO 1,s<br />
QUAEST~O t,3<br />
priinae secundum quod in se est: securidum illud 1 Joaii. 3:<br />
,,Scimus quoniani 1 cuin apparuerit, siiiiiles ei eriiiius, quoniaiii<br />
videbimus eum sicuti est.' Et ide0 visio illa erit non per n!od~~i<br />
~~$nti&ilis, sed per iiiodum ~~~plicisi_nte!l.i$eptiae. Se'd Pe!<br />
cognoscat, sicut in Prirrio dictuin est. Et ideo ea quae secundurii fidem non apprehendimus veritatem priinam sicut in se e~t.<br />
se siniplicia suilt intellectus hurnanus cognoscit secundum quam- Ur,de non est similis ratio.<br />
dam coiliplexionein: sicut e converso intellectus divinus inconi-<br />
plexe cognoscit ea quae sunt secunduni se complexa. Sic igitur A1:TICULUS II1<br />
objectum fidei dupliciter coniiiderari potest. Uno modo, ex parte<br />
ipsius rei creditae: et sic objectuni fidei est aliquid inconiple- Uti.uiii Yic!ei possit subesse falsuiii<br />
Xun], scilicet res ipsa de qua fides habetur. Alio modo ex ilIl -lti à ad 4, :1 Sent., dist. 24, art. 1, y. 3. De potcnl.. q. 4, art. 1 coril.!<br />
parte credentis: et eecundum hoc objectum fimdei est aliquid<br />
AD TERTIUM sic proc,editur. Videtur quod fid'ei ?assit subeçse<br />
coniplexuiii per inoduiii enuntiabilis. Et ide0 utruiiique vere<br />
opinatuin fuit apud antiquos,<br />
falsuni. Fides enim condividitur spei et çaritati. Sed spei potest<br />
et secunduni aliquid utruiiique<br />
est verurn.<br />
alitluid sutbe,se falsum: multi enitri eperant se habituros vitam<br />
aeternam, qui non habebunt. Siiiiiliter etiain et caritati: multi<br />
AD PRIMUM engo diceilduin quod ratio illa procedit de ob-<br />
Mt0 fidei ex parte ipsiiis rei creditae.<br />
enim mdili~guntur tainquain boni qui taiiien iboni non sunt. Ergo<br />
et fidei potefit aliquid subese falsurii.<br />
AD SECUNDUM dicendurn quod in synil~olo tanguntur ea 2. PBAETEREA, Abraham credidit Christuni nasciturum: se-<br />
:'de quisbus est fides inquantuni ad ea terriiinatur acttis credericundum<br />
illud Joan. 8: ,,Abraham, pater vester, exultavit ut<br />
, :,tis; ut ex ipso modo lcqulendi apparet. Actusa-ficredentis<br />
vi.deret dieiii meum; vidit," et gavisuis est." Srd pwst terripus<br />
1<br />
'<br />
;_non term-inatur ad enuntiabile, sed ad rem7 non enini forma-<br />
Abrahae Deiis poterat non incarnari: sola enini sua voluntate<br />
mus enuntia,bilia, nisi ut per ea de rebus cognitionern ha,be-<br />
amus, sicut in scientia, ita et in fide. 1 I, niii. S~,ii~iuz<br />
c,ii~iiiiaiii<br />
AD TERTIUM tiicenduni qiiotl visio patriae erit veritatis 2 1, oiri. \.i
1, Y E'leisch angenoniiiieri, und so ware es falsch geweseii, was iiunftschluB riur eingeseheii werdeii kaiiil au£ Grund des 1, 3<br />
Abraham von Christus geglaubt hat. Also kann deni Beweismittels. Der fornigebende Grund des Glaubens-<br />
Glauben Falsçlies unterliegen. gegenstandes ist aber die Erstwahrheit (Art. 1). Daher<br />
3. Es war der Glaube der Alteii, daé Christus werde ,r kann nichts unter den Glauben fallen, auBer sofern es<br />
geboren werdeii, und dieser Glaube hielt in vielen an bis unter der Erstwahrheit steht. Unter dieser aber kann<br />
zur Predigt der Frohbotschaft. Nachdeni Clliristus aber8 nichts Falsches stehen, wie auch nicht ein Nichtseiendes<br />
bereits geboren war urid ehe Er arifing zu j)i.edigen, wai unter einem Seiendem, und ein abel unter einer Gutheit.<br />
es falsch [zu glauben], Christus werde [erst noch ] gr- Daher bleibt nur, da8 dem Glauben nichts Falsches unter-<br />
horen werden. Also kanri deni Glaubeii Falsches uriter- liegen kann.<br />
Z u <strong>1.</strong> Weil das Wahre eili Gut des Verstandes ist, nicht<br />
4. Es gehorl in den Bereich des ülauberis, da13 jeiiiaiid aber ein Gut der Strebekraft, so schlieBen alle Tugenderi,<br />
glaubt, unter dem Sakranient des Altares sei der wahrc. die den Verstand vollenden, das Falsche ganzlich aus;<br />
Leib Christi enthalten. Es kann aber vorkommen, wenn denn es liegt im Wesen der Tugend, daB sie sich nur auf<br />
namlich nicht richtig koiisekriert ist, daB nicht der wahre Gutes richtet. Tugenden aber, die den Strebebereich voll-<br />
Leib Christi da ist, sonderii nur Rrot. Also kann dem enden, schlieBen nicht ganzlich Falsches aus; denn es kann<br />
(Ilailben Falsclies iiiiterliegeii. jemand nach Gerechtigkeit odar MaBhaltung liandeln und<br />
AN<strong>DER</strong>SEITS richtet sich beine dei1 Verstarid voll- dabei eine falsclie Ansiclit von dein haben, worin er sic11 . ,<br />
eudende Tugend auf Falsches, insoferne es eiii fibel 2ür gerade betatigt. Und so besteht, da der Glaube den Ver-<br />
den Verstand ist (Aristoteles). Der Glauk aber ist eine stand vollendet, die Hoffnung aber und die Liebe den ., ,<br />
den Verstand vollendende Tugend (4, 2 u. 4). Also kaiiri Strebebereich, hinsichtlich ihrer kein gleichartiges Ver-<br />
ihm nichts Falsches unterliegen. haltnis.<br />
ANTWORT: Nichts unterliegt einem Vermogen oder Und dennoch unterliegt auch der Hoffnung niclits Fal-<br />
Gehaben oder auch eiriem Akt, es sei denn mittels des sches. Deriii nieniand hofft das ewige Leben zu erlangeii<br />
foriiigebenden Grundes des Gegeiistaiides, wie die Faibe kraft eigenen Vermogeris, dies ware Verinesseiiheit, sonnur<br />
gesehen werden kann diirch das Lirht ~ind eiii Vei- dern mit Hilfe der Gnade; und wer in dieser verharrt,<br />
wird durchaus und unfehlbar das ewige Leben erlaiigen.<br />
- In ahnlicher Weise gehort es zur Liebe, Gott geneigt<br />
QUAESTlO 1,3<br />
(LUAEST10 1, 3<br />
carnern accepit: et ita esset falsuiri quod Abraham de Christo<br />
credidit. Ergo fidei potest subesse falsurn.<br />
3. PRAEmREA, fides antiquorurn fuit quod Christus eset<br />
nawiturus, et haetc fid,zs duravit i;i multis usque ad praedicationern<br />
Evangelii. Sed Christo jam nato, etiam antequarn praedicare<br />
inciperet, falsum erat Christurn nascituruin. Ergo fidei<br />
potest subese falsum.<br />
4. PRAETEREA, unurn de pertineiitibus ad fidem est ut aliquis<br />
credat sub Sacramento Altaris verum corpus Christi continer,i.<br />
Potest autem contingere, quando non recte consecratur,<br />
quod non est ibi verum corpus Christi, sed solun1 panis. Ergo<br />
fidei potwt subesse fabum.<br />
SBD CONmA, nulla virtus perficiens inrellecturn se habet ad<br />
falsurn, secundurn quod est inalurn intellectus, ut ~atet per Philo-<br />
1139a sophurn in 6 Eühic. [cap. 2<strong>1.</strong> Sed fides est qaaedarn virtus per-<br />
27sq. ficimens intellecturn, ut infra patebjt. Ergo ei non potest subes?je<br />
falsurn.<br />
,<br />
non potest nisi per medium dernonstrationis. Dicturn est autein<br />
quod jatio forrnalis objecti fidei est v-witas prima. Unde nihil<br />
potest cadere sub fide nisi minquantum stat sub veritate prima.<br />
Sub qua nullum falsurn stare potest: sicut nec non-ens sub ente,<br />
nec maluin sub bonitate. Unde relinquitur quod fidei non potest<br />
subesse aliquod falsurn.<br />
AID PRIMUM ergo dicendurn quod, quia verurn est bonum<br />
intellectuç, non aiitern est bonu~n appetitivae virtutis, ide0 ornnes<br />
virtutes quae perficiunt intellecturn excludunt totaliter falsum:<br />
quia de ratione virtutis est quod se habeat solurn ad bonnm.<br />
Virtutes autem perficientes partern appetitivam non excludunt<br />
totaliter falsum: potest enirn aliquis secundurn justitiam aut<br />
temperantiain agere habens aliquam falsam opinionern de eo<br />
circa quod agit. Et ita, curn fides perficiat intellectuin, spes autern<br />
et caritas appetitivarn partem, non est similis ratio de eis.<br />
s Et tarnen neque etiam spi subest falsurn. Non enim aliquis<br />
RRESPONDEO dicendum quod nihil subest alicui potentiae vel sperat se ha~bitururn vitam aeternam secundum propriam pote--<br />
habitui, aut etiarn actsui, nisi rnediante 1 ratione formali objecti: statem (hoc enim esset praesurnptionis), sed secundum auxilium<br />
sicut color videri non potest nisi pei lucern, et concliisio cir ri 4 qratiae: in qua si perseveraverit, ornilino et infallibiliter vitam<br />
4 1' ii~iriirdialr. aeternani consequetur. ---- Similiter etiarn ad caritatern pertinet<br />
15
1, 3 zu sein, in wem auch immer Er sein iiiag. Daher ver- 4. ARTIKEL [, 4<br />
schlagt es nichts hinsichtlich der Liebe, ob Gott wirklich Kann der Glauben,sgegenstand etwus Geschautes sein?<br />
gerade in dem ist, der um Gottes willen geliebt wird.<br />
Z u 2. DaB Gott nicht im Fleische erscheine, war, an sich<br />
betrachtet, auch nach der Zeit Abrahams noch moglich.<br />
Aber insofern dies unter das gottliche Vorherwisseii fallt,<br />
ist ihm eine gewisse Notwendigkeit der Unfehlbarkeit<br />
eigen (1 14, 13: Bd. 2). Und auf diese Weise fallt es unter<br />
den Glauben. Daher kann es, in dem MaBe es unter den<br />
Glauben fallt, nicht falsch sein.<br />
Z u 3. Es gehorte aucli nach der. ('rehurt Christi zuiii<br />
ülauben des Glaubigen, dafi er glaubte, Er werde zu<br />
irgendeinem Zeitpunkt geboren. Aber die Bestiiiimung dei<br />
<strong>1.</strong> Der Herr sagt (JO 20, 29) zu Thomas: ,,Weil du mich<br />
gesehen hast, bist du glaubig geworden." Es gibt also von<br />
dem namlichen ein Sehen und ein Glauben.<br />
2. Der Apostel sagt (1 Kor 13, 12): ,,Wir sehen jetzt<br />
nur durch eiiien Spiegel im Ratsel." Dabei meint er die<br />
Glaubenserkenntnis. Also wird das, was geglaubt wird,<br />
gesehen.<br />
3. Der Glaube ist eiiie Art geistiger Leiichte. Mit jeglicher<br />
Leuchte aber wird etwas gesehen. Also betrifft dei<br />
ülaube Dinge, die man sieht.<br />
4. Jeder Sinn wird Gesiclit genannt (Au;ustirius).<br />
Zeit, worin er sich tauschte, fiel nicht unter den Glauben,<br />
sondern unterlag menschlicher Vermutung. Denn es ist<br />
Der Glaube aber haftet ail Gchortem, nach Rom 10, 17:<br />
,,Der Glaube stammt vom Horen." Also betrifft d,er Glaube<br />
Dinge, die man sieht.<br />
AN<strong>DER</strong>SEITS sagt der Apostel (Hebr il, 1): ,,Der<br />
Glaube ist die .Überzeugung von Dingeii, die man nicht'<br />
Z u 4. Der Glaube des Glaubigen bezieht sich nicht auf<br />
diese oder jene bestimmten Gestalten des Brotes, sondern<br />
darauf, dai3 der wahre Leib Christi unter den Gestalten<br />
von sinnlich wahrnehrnbarem Brote gegenwartig sei, wenn<br />
in rechter Weise konsekriert worden ist. Wenn daher<br />
nicht richtig konsekriert ist, unterlauft deswegen dem<br />
sieht."<br />
ANTWORT: Der Glaube bedeutet Zustiiiiinung des Verstandes<br />
zn dein, was man glaiibt. Der Verstand gibt aber<br />
auf doppelte Weise seine Zustimniung zu etwas. Einmal,<br />
indem er dazu bestimmt wird durch den Gegenstand<br />
QUAESTIO 1, I<br />
Glauben nichts Falsches [3].<br />
ARTICULUS IV<br />
QUAESTIO 1, 3<br />
Utrum objectum fidei possit esse aliquid<br />
visuln<br />
11--11 67. 3 corg. et ad 1; 111 7, 3 coi.),. ct ad 3: 3 Sent., dist. 2<strong>1.</strong><br />
diligere Deuil1 in quocuiiique fuerit. Unde noii refert ad cari- art. 2, qa 1; Dr verit., q. 14. art. 9; in Hebr. 11, kt. 11<br />
tatem utrum in isto sit Deiis qui propter Deuin dilisilur. AD QUARTUNI sic proceditur. Videtur quod objectum fidei<br />
AD SECUNDUM dicenduili quod Deuiii lion incarnari, securi- sit a1iqui.d visum. Dicit enim Dominus Thonme, Joan. 20: ,,Quia<br />
du,m s,e consideratuiii, fuit possibile etiam post t~empus Abrahae. vidisti me, credidisti." Ergo de eodeiii est visio et fides.<br />
Sed secunduni quod cadit sub praescientia divina, habet quain- 2. PRAETEREA, Apostolus, Cl ad Cor. 131 dicit: ,,Videriius<br />
daiii necessitateni infallibilitatis, ut in Primo dictum est. Et hoc nunc per speculum in aenigniate." Et loquitiir de cognitione<br />
modo cadit sub fide. Unde prout cadit sub fide, non potest esse fidei. Ergo id quod creditur videtur.<br />
falsum.<br />
AD T'TIUM dicenduin quod hoc ad fidem credentis pertinebat<br />
post Christi nativitateni quod crederet euni quandoque iia~ci.<br />
Sed illa determinatio temporis, in qua decipiebatur, non erat<br />
ex fide, sed ex conjectura humana. Possi'bile est enim ex ~0x1jectura<br />
huinana hominem fideleni falsum aliquid aestiniare. Sed<br />
quod ex fide falsum aestimet, hoc est impoçsibile.<br />
3. PRAETEREA, fides est quoddani s,pirituale lunien. Sed sub<br />
quolibet lumine aliquid viaetur; Ergo fides est de rebus visis.<br />
4. PRAETEREA, quilibet sensus visus noininatur: ut Auau- PL38,6l6<br />
stinus dicit, in lib. de verbis Domini (serm. 112, cap. 7). Sed<br />
fides est de auditis: secunduni illud Rom. 10: ,,Fides ex auditu."<br />
Erg0 fides est de rebus visis.<br />
AD QÙARTUM dicenduni quod fides crederitis noii refertur<br />
ad has species panis vel illas: sed ad hoc quod veruni corpus<br />
SED CONTRA est quod Apostolus dieit, ad Hebi.. 11, quod ,,fides<br />
est argumentum non apparentiuin".<br />
Christi sit sub speciebus pariis sensibilis quando recte fuerit<br />
consecratuiii. Unde si nori sit recte consecratum, fidei lion sub~ril<br />
propter hoc falsuni.<br />
RmESPONDEO dicendum quod fides iniportat açsensuiii intellectus<br />
ad id quod creditur. Assentif autein intellectus alicui duplii-ifm--Un0<br />
modo; quia ad hoc inovetur ab ipso objecto, quocl rul<br />
17
1, 4 selbst, der eiitweder durch sich selbst erkaiiiit ist, wie dies voii deiii, der glaubl, geseheii; deiiii er würde iiicht glau- 1, 5<br />
voii den ersten Ursatzen gilt, auf die sich die Einsicht ' beii, wenii er iiicht sahe, daB hier geglaubt werden muij,<br />
bezieht, oder durch etwas anderes, wie dies bei den SchluB- eIitweder darik der Rinsichtigkeit der Zeirhen oder ver-<br />
folgerungen der Fa11 ist, mit deneii sich das Wissen be- iiioge irgend etwas dergleicheii [4 <strong>1.</strong><br />
faBt. Sodann gibt er zu etwas seine Zustimmung, nicht % u 3. Die Leuclite des Glaubeiis IiiiJt das scliaueii, was<br />
weil er von dem Gegenstand als solchem hinreichend ~eglaubt wird. Wie der Menscli veiiiioge der aiidereu<br />
bewegt würde, sonderii vertnoge eiiier Wahleritscheidung, rugendgehabeii das sieht, was eineiri bestiniiiiteii üehaben<br />
die sich willentlich mehr nach der einen als iiach der iiacli ihi~i angelliessen ist, su iieigt auch der (;eistgrunci<br />
anderen Seite wendet. Wenn dies nun geschieht unter d:es Menscheii vernioge des Glaubensgehabeiîs dazu, sol-<br />
Zweifeln und unter einer Besorgnis zugunsten der andereri c.heiii beizupflichten, was mit den1 rechten Glauben iiber-<br />
Seite, so liegt eine Meinuiig vor; weiin aber n'it Gewiii- (:inl
<strong>1.</strong> 5 uiiwissend, iiii Unglaubeii." Was also des C*laubeiis isl, . '<br />
ANTWOKT: Alles Wissen hat mail durch irgeiidwelche 1, s<br />
kaiin gewuBt sein.<br />
in sich bekannte, folglich geschaute Ursatze. Also mufi<br />
2. Wissen wird durch Gründe erworben. Zu dem aber, alles, was gewiiBt içt, aiif irgeiideiiie Weise geschaut sei.1<strong>1.</strong><br />
was des Glaubens ist, werden durch die heiligen Schrift- Es kann aber niclit das iiamliche von dernselben Wesen<br />
steller Gründe angeführt. Was also des Glaubens ist, kanii geschaut und geglaubt sein (Art. 4). Also ist es auch<br />
gewuBt sein. uiimoglich, daB das namliche von ein iind deinselben<br />
3. Was beweismiiBig aufgezeigt wird, ist gewuBt; deiin<br />
L<br />
gewuBt und geglaubt ist.<br />
Reweisführuiig ist ,,SchluBfolgeruiig, die zuiii Wisseil Wohl kanii es aber voriiommen, dai3 das, was von dem<br />
führt" (Aristoteles). Manches aber, was im Glauben enthalteir<br />
ist, jst vori Philosophen beweismaBig aufgezeigt<br />
worden, z. B. daB Gott sei, uiid daij Gott einer sei, und<br />
aii'deres Derartiges. Also katin, was des Glaubeiis ist, gewuBt<br />
sein.<br />
4. Meinen ist weiter entfernt vom Wissen als Glauben;<br />
denn glauben, heiBt es, steht zwischen Meinen und Wissen.<br />
Aber ,,Meinen und Wissen kann es auf irgendeine<br />
Weise von demselben geben" (Aristoteles). Also aucEi<br />
Glauben und Wissen.<br />
ANDEKSEITS sagt Gregorius: ,,Das Offensichtliche<br />
,<br />
i<br />
,<br />
einen gesehen oder gewuBt ist, von einein andern geglaubt<br />
ist. Was wir namlich von der Dreieiniglteit glauben, hoffen<br />
wir einst zu schauen, nacli 1 Kor 13, 12: ,,Wir schaueti<br />
jetzt durch einen Spiegel im Ratsel, dann aber von Angesicht<br />
zu Angesicht", eine Schau, welche die Engel bereits<br />
besitzeii. Was wir also glauben, schauen jene. Und so kann<br />
in ahnliclier Weise der Fa11 sein, daB das, was von deiiil<br />
einen Merischen gesehen oder gewuBt ist, auch im Zustande<br />
der Pilgerscliaft, von einem anderen geglaubt ist, der jenes<br />
I,eweisinaBig niclit erkarint liat. Das freilich, was insgemein<br />
alleii Me~isclieii zuiii Glauben vorgelegt wird, ist<br />
irisgemein nicht gewuBt. Und eben das ist es, was schlecht-<br />
,<br />
verursacht nicht Glauben, sondern genaues Erkennen."<br />
hin unter d'en Glauben fallt. Und demgemaB gibt es von<br />
Was also unter den Glauben fallt, verursacht nicht genaues ein und demselben nicht Glauben un,d Wissen.<br />
Erkennen; wohl aber, was gewui3t ist. Von dem also, was Z u <strong>1.</strong> Die Unglaubigen haben von dem, was des GlaugewuBt<br />
ist, kann es keinen Glauben geberi. bens ist, Unkenntnis; denn weder sehen oder wissen sie<br />
es in sich, noch erkennen sie es als glaubwürdig. Dagegen<br />
haben die Glaubigen auf letztere Weise Kenntnis davon,<br />
MUAESTIO 1,s<br />
(2UAESTIO 1, i<br />
net, secunduni illud 1 ad Tini. 1: ,,Ignorans feci in iiicied~ilitale<br />
rneau. Ergo ea quae sunt fidei passunt esse scita. KES,PONDEO diceiidum quod omnis scientia habetur per aliqua<br />
2. PRAETmA, scientia per rationes acquiritur. Sed ad ea principia per se nota, et per consequens visa. Et ide0 oportet<br />
quae sunt fidei a sacris auctoribus ~.ationes iiiducuritur. Ergo ea quaecumque sunt scita aliquo modo esse visa. Non autem est<br />
quae sunt fidei possunt esse st:ita. possibile quod ideni ab eodem sit visuni et crediturn, sicut supra<br />
3. PRAETEREA, ea quae deirioristrative probaritur s~irit seita:<br />
dictum est. Unde etiam impossi~bile est quod ab eodem idem sit<br />
quia deinonstratio est ,,syllogisiiiiis faciens s'cireu.' Seti quae-<br />
scitum et crediturn.<br />
dani quae iii fide continentur siint leiiioiistrative probata a<br />
Potest tamen contingere ut id quod est visuni vel scitum ab<br />
philosophis: sicut Deum esse, et Dei:m esse unum, et alia hujus-<br />
uno, sit creditum ab alio. Etenim quae de Triiiitate credirnus<br />
iriodi. Ergo ea quae sunt fidei posiint esse stcita.<br />
nos visuros speranius, secunduni illud 1 ad Cor. 13: ,,Vidernus<br />
nunc per speculum in aeniginate, tunc autein facie ad facieni":<br />
4. PRAE"ïEREA, opinio pliis distat a scientia quai11 fides: cuiii<br />
quam quidem visionem jarn angeli habent: unde quod nos crefides<br />
dicatur esse iiie'dia inter opinionem et ecieiitiarii. Sed<br />
,,opinio et scieniia possunt esse aliquo modo de eoderii", iit dicidimus<br />
illi vi,dent. Et sic sirniliter pobest contingere ut id quod<br />
est visuni vel scituiri ab uno lioniine, etiaiii in statu viae, sit ab<br />
89a25 tiir in 1 Poster. [cap. 33<strong>1.</strong> Ergo etiam fides et scienti'a.<br />
alio creditum, qui hoc demonstrative non novit. Id tanien quod<br />
coniiiiuniter oninibus proponitur homini~bus ut credendurn est<br />
coinmuniter nori scituni. Et ista sunt quae simpliciter fidei subsunt.<br />
Et ide0 fides et scientia non sunt de eodeiii.<br />
AD PRIMUM erg0 ,dicendurn quod infideles eorum quae sunt<br />
fidei ignorantiam habent: quia nec vid'enk sut slciunt ea in seip-<br />
-.. p~<br />
sis, nec cognoscunt 1 ea esse credi'bilia. Sed per hunc mod~uni<br />
' ~\,i$I, 1'0.<strong>1.</strong> A,l;lIyl. 11). 1 r, 2 [71 11 17 sq.<strong>1.</strong><br />
P. sic,iit ir-ita.<br />
1 P. nec vidpnt ilcc sciiint E;L in sripsis, lit eognoscant<br />
2 1
<strong>1.</strong> R uicht sozusagen beweismaBig, sondern insoferii sie es ver- lichen] Satzgegenstand, uicht jedoch unter dem iiamlicheri <strong>1.</strong> 5<br />
moge der Leuchte des ~laliben'i RIS zii Glaiib~rides schaiisri<br />
Gesichtspunkt haben; denn es kann sein, daB jemand von<br />
(iirt. 4, Zu 3) [6<strong>1.</strong><br />
einem iind dem namlichen Ding etwas weiB und etwah<br />
Z ii 2. Die Gründe, die von deri .Heiligeri zurii Hrweis anderes nieint; und iihnlich kann einer von Gott beweisdesseii,<br />
was Sache des Glaubens ist, angeführt werden,<br />
maBig wissen, daB Er einer, und glauben, daB Er dreisind<br />
nicht beweismaBig, sondern eine Art Zurede, um zu<br />
faltig sei. Aber von dem namlichen Gegenstand kann. es<br />
zeigeil, was im Glauben vorgelegt wird, sei nicht unmog-<br />
nicht unter demselben Gesichtspunkt in einem Menschen<br />
lich. Oder sie gehen von den Ursatzen des Glaubens aus,<br />
Wissen mit Meinen oder mit Glauben geben, jeweils jez.<br />
B. von Beweisstellen der Hl. Schrift (Dionysius). Voil<br />
doch aus verschiedenem Grunde. Denn Wissen kann bediesen<br />
Ursatzen her wird der Nachweis bei den Glaubigen<br />
züglich des namlichen mit Meinen nicht sclilechthin zuin<br />
der Art geführt, wie er sonst von naturhaft gekannten sammengehen, weil es zum Wesen des Wissens gehort, .,<br />
Ursatzen aus bei allen gefïihrt wird. Daher ist auch Theo-<br />
daB man von dem, was gewuBt ist, annimmt, es konne<br />
logie eine Wissenschaft, wie im Anfang des Werkes gesagt<br />
sich nieht anders verhalten [als man weiB]; im Wesen<br />
wurde (1 1, 2: Bd. 1).<br />
des Meinens aber liegt es, daB man von dem Gemeinten<br />
Z u 3. Das schlüssig Beweisbare wird unter das zu Glau-<br />
annimmt, es konne sich auch ariders verhalten. Was aber<br />
bende gerechnet, nicht weil sich daraiif bei allen der<br />
im Glauben festgehalten wird, gilt uin ,der GewiBheit des<br />
Glaube schlechthin bezieht, sondern weil es vorgefordert<br />
Glaubens willen .ebenfalls als solches, von dem man überwird<br />
für das, was [an sich] unter den Glauben fallt und<br />
zeugt ist, dafi es sich unmoglich anders verhalte. Aus dem<br />
wenigstens glaubensmafiig von solchen im voraus ange-<br />
Griinde aber kann das namliche und nach dem namlicheii<br />
noinmen werden muB, die den Reweis dafür nicht zu<br />
Gesichtspunkt nicht zugleich gewuBt und geglaubt sein,<br />
eigen haben. weil gewuBt gleich geschaut, und geglaubt gleich nicht-<br />
Z u 4. ,,Verschiedene Menschen konnen durchaus von ein<br />
geschaut ist (Antwort).<br />
und demselben Wissen und Meinurig haben" (Aristoteles),<br />
wie es auch oben (Antwort) von Wissen und Glauben ge- QUAEST~O 1,;<br />
sagt wurde. Einer und derselbe aber kann zwar teilweise<br />
Wissen und Glauben von dern Namlichen, d. h. dem [nam-<br />
qui,d, scilicet subjecto, sed non secun'dum idem: potest enim esse<br />
quod de una et eadem re aliquis aliquid sciat et aliquid aliud<br />
opinetur; et .siiniliter de Deo potest aliquis demonstrative scire<br />
QUAESTiO l,j quod sit unus, et credere quod sit trinus. Sed de eodem secundum<br />
idem non potest esse simul in uno homine scientia nec cuni<br />
fideles hab,ent eoruiii notitiani, non quasi demonstrative, se,d in- opinione nec cum fide, alia tamen et alia ratione. Scientia eniiii<br />
quantum per lumen fidei videntur esse credenda, ut dictuiii est. cum opinione simul esse non potest simpliciter de eodem, quia<br />
AlD SECUNDUM dicendum quod rationas quae inducuntur a<br />
de ratione scientiae est quod id quod scitur existimetur esse<br />
Sanctis ad probanduni ea quae sunt fidei non sunt demonstra-<br />
impossibile aliter se habere; de ratione autem opinionis est~qu-cd<br />
tivae, sed persuasiones quaedam manifestantes non esse impossi-<br />
id quod est opinatum, existi=tuFr-p-mibile-aiiter---se' habere.<br />
bile quod in fide proponitur. Vel prooedunt ex principiis fidei,<br />
Sed id quod fide tenetur, propter fidei certituainem, existimatur-<br />
~ ~ 3 / ~ scilicet 3 9 ex auctoritatibus sacrae Scriptui'ae: sicut dicit Dionysius<br />
etiam impossibile -alitgr-~g,-ha:bgre;~ sed ea ratione non potest<br />
so<strong>1.</strong>I 2 cap. .de Div. Nom. Ex his auteni principiis ita probatur ali- simul idem et secundum idem esse scitum et creditum, quia..sc-i-<br />
677b 69 quid apud fideles sicut etiam ex principiis naturaliter notis pro- tum est visum, et creditum est non visum, ut dictum est.<br />
batur aliquid apud omnes. Unde etiam theolngia scientia est,<br />
ut in principio Operis dictuni est.<br />
AD TERTIUM dicendum quod ea quae demonstrative probari<br />
possunt inter credenda nuinerantur, non quia de ipsis simpli-<br />
çi'ter sit fidos apud oinnes: se.d quia praeexiguntur ad ea quae<br />
sunt fidei, et oportet ea saltem per fidem praesupponi ab hi$<br />
qui horum ldemonstratioiieiii non habent.<br />
AD QUABTUM diceridum quod, sicut Philosophus ibidem di-<br />
cit, a diversis hominibus de eodem omnino potest haberi scientiii<br />
et opinio, sicut et supra dictuni est de scientia et fide. Sed ab<br />
ilno et eodem potest haberi srientia et fiiles de eodem secundiiiii<br />
1 L: qiiod quis existirnat, existimet.
1, 10 Schriften zu ihrem eigerien Verderben iiiiijdeuten, wie es<br />
2 Petr 3, 16 heifit, so wurde beim Fortschreiten der Zeit<br />
/ B. <strong>FRAGE</strong> 2, 1<br />
die Erklarung des Glaubens gegen aufsteigende Irrtümer<br />
unuinganglich. \!<br />
<strong>DER</strong> INNERE AKT <strong>DES</strong> <strong>GLAUBENS</strong><br />
Z u 2. Verbot un,d Spruch der Synode erstrecken sich<br />
auf Privatpersonen, denen es nicht zusteht, über den Glsuben<br />
Entscheidungen zu treffen. Denn keineswegs wur,de<br />
I Nunmehr ist vom Akte des Glaubens zu handeln. Und<br />
zwar erstens vom inneren, zweitens vom aufieren Akt.<br />
durch eine derartige Anordnung der allgemeinen Synode<br />
Hinsichtlich des ersten Punktes ergeben sich , zehn<br />
einer spateren Synode die Vollmacht entzogen, eine neue Einzelfragen : /<br />
Glaubensform zu verfassen, die dann frei'ich nicht einen <strong>1.</strong> Was ist Glauben, d. h. der innere Glaubensakt? "<br />
neuen Glauben ausspricht, sondern den namlichen Glau- 1 2. Auf wievielerlei Weise ist davon die &de?<br />
ben, nur naher auseinandergesetzt. Denri darail hat sich 3. 1st es zum Heile notwendig, ireend etwas über die<br />
jegliche Synode gehalten, daB eine spatere Synode unter natürliche Vernunft hinaus zu glauben?<br />
dem Zwang irgendeiner Haresie, die sich erhoben, etwas 4. 1st es notwen,dig, .solches zu glauben, wozu die natür- ,<br />
dartun konnte über das hinaus, was die vorausgehende liche Vernunft gelangen kann?<br />
dargetan hatte. Demnach ist der Papst zustandig, durcli 5. 1st es zurn Heile notwendig, irgendwelche Dinge sus-<br />
dessen Autoritat eine Synode versaminelt und deren Ent- drücklich zu glauben?<br />
scheimdung bestatigt wird. 6. Sind alle gleichermaBeri zu ausdrücklichei~i Glauben<br />
Z u 3. Athanasius hat seine Glaubenserklarung nicht i verpfiichtet?<br />
verfafit im Sinne einer Bekenntnisform, sondern niehr im 7. 1st es zu allen Zeiten heilsnotwendig, einen ausdrück-<br />
Sinne einer lehrhaften Unterweisung, wie aus seiner Aus- lichen Glauben hinsichtlich Christus zu haben?<br />
drucksweise selbst erhellt. Weil aber seine Unterweisung 8. 1st es heilsnotwendig, an die Dreifaltigkeit ausdrück-<br />
die reine Glaubenswahrheit kurz zusammenfafite, wurde lich zu glauben?<br />
sie durch die Autoritat des Papstes aufgegriffen, so daB 9, 1st der Glaubensakt verdienstlich?<br />
sie als Richtschnur dss Glaubens .gilt. 10. Verringert die menschliche Regründung das Glaubens-<br />
verdienst?<br />
QUAESTIO 1, IO<br />
Scripturasl ,.pervertunt ad sui ipsoruni perditioneiii", sicut dicitur<br />
2 Petr. ult.; ide0 necessaria fuit Vemporibuo procedentibus<br />
explicatio fidei contra insurgentes errores.<br />
AD SECUNDUM dicendum quod prohibitio et sententia synodi<br />
se extendit ad privatas personas, quarum ilon est determinare<br />
de fide. Non enim per hujusmodi sententiam synodi generalis<br />
ablata est potestas sequenti synodo novani editioneni symboli<br />
facere, non quidern aliaiii fideni continentern, sed eamdem magis<br />
expositam. Sic eniin quaelibet synodus observavit, ut sequens synodus<br />
aliquid exponeret supra id quod praecedens synodus<br />
1<br />
1<br />
QUAES'rlO 11<br />
DE ACTU INTERJOQI FIDEI<br />
Deinde consideranduiii est de actu fidei. Et priino de actu<br />
interiori; secundo de actu exteriori.<br />
Circa priiiiurn quaeruntur deceni:<br />
<strong>1.</strong> Quid sit credere quod est actus interNior fidei.<br />
exposuerat, propter necessitatem alicujus haeresis insurgentis.<br />
Unde pertinet ad Summum Pontificem, cujus auctoritate syiiodus<br />
congregatur et ejus sententia confirmatur.<br />
AD TERTIUM dicendum quod Athanasius non coiiipo.suit manifestationein<br />
fidei per rnodum syniboli, sed magis per modurn<br />
cujusdam doctrinae: ut ex ipso modo loquendi apparet. Sed quia<br />
integram fidei veritateni ejus doctrina breviter üontinebat, auctoritate<br />
Surnmi Pontificis est recepta, ut quasi regula fidei habek<br />
1:<br />
2. Quot modis dicatur.<br />
3. Utrum credere aliquid supra rationem naturalem sit<br />
necessarium ad salutern.<br />
4. Utrum credere ea ad quae ratio naturalis pervenire potest<br />
sit necessariuin.<br />
5. Utrum sit ne~eee~arium ad salutem credere al,iqua explicite.<br />
6. Utruin ad credendurn explicite ornneû aequaliter teneantur.<br />
7. Utrurn habere fidein explicitain de C'hrioto sernper sit<br />
necessariuin ad salutern.<br />
1 L oni.: doctrinas et.<br />
2 L. est.<br />
3 <strong>1.</strong>: rxplanatin<br />
8. Utrum cre~dere Trinitatem explicite sit de necessitate salutis.<br />
9. Utrurn actus fided sit nieritorius.<br />
10. Utr~irn ratio buinaiia diiniiiiiat nierituiii fidtbi.
<strong>1.</strong> ARTI,KEl,<br />
HeiPt yleuben Deistirrtrnendes Übeïclenken? [13 1<br />
S. 'Überdenkeii schliefit eiii gewisses Uiitersucheii eiii;<br />
tlenii mit 'Überdenken bezeichnet man eine Art gleichzeitigeii<br />
Bedenkens. Der Damasceiier aber sagt: ,,Glaubtx<br />
ist nichl-untersuchendes Beistiniilieri." -Überdenken also<br />
gehort niçht zum Akte des Glaubens.<br />
2. Der Glaube hat, wie unteii (4, 2) daryetaii werderi<br />
wi~d, seinen Sitz in der Vernuiift. Überdenken aber ist<br />
ein Akt der Überlegungskraft, die eine Beziehuiig eurii<br />
sinnlichen Teil hat (1 78, 4: Bd. 6). Also hat Überdenkeii<br />
keine Beziehung zum Glauben.<br />
3. Glauben ist ein Akt des Verstandes, deiin sein Gegenstand<br />
ist das Wahre. Beistimmen aber scheint nicht eiii<br />
Akt des Verstandes zu sein, sondern des Willens, wie<br />
aucli Zustiinmen (1-11 15, 1: Bd. 9). Glauben heiBt also<br />
Gottes zii verstehen, da Es nichts Gestaltbares eiithalt,<br />
das noch uiigestaltet seiii konnte." Demnach bedeutet<br />
Denken eigentlich eine Bewegung der überlegenden Seele,<br />
die noch nicht durch die volle Schau der wahrheit volleiidet<br />
ist. Weil riun aber eiiie solche Bewegung stattfindeii<br />
lianii, iiidei~i die Seele eiitweder über allgemeine Inlialte<br />
Überleguiigeii anstellt, was zuin verstehenden Teil geiiicht<br />
,,beistimmend überdei~ken".<br />
ANDEBSEITS bestimmt Augustinus auf diese Weise<br />
den Begriff ,,glaubenU.<br />
ANTWORT: Denken kann dreifach verstanden werden.<br />
- Einmal allgemein für jcgliche gegenwartige Erwagung des<br />
I<br />
liort, oder über beisonderheitliclie Inhalte, was unter deii<br />
siiiileilhaften Seil fallt, so wird auf die zweite Weise<br />
,,denBen'' genomnien für den Akt des erwagenden Verstandes,<br />
auf die dritte Weise für den Alrt der Überlegungskraft.<br />
Verstandes, wie Augustinus sagt: ,,Das nenne ich hier Nimmt man also ,,denkeii6' in1 ersten Sinne, so besagt<br />
OUAES'rlU % I<br />
AKTICULUS 1<br />
Utruni credere sit cum assensione cogilare<br />
QUAES'rlO 2, I<br />
13 Sent., dist. 29, (<strong>1.</strong> 2. art. 2; De verit., q. 14, art. 1; iri Hebr. 11, Ict:~. 11<br />
est non inquisitus conseriaud“‘ Ergo cogitare non pertinet ad<br />
actum fidei.<br />
2. PRAETlEREA, fides in ratione ponitur, ut infra dicetur. ,<br />
Sed cogitare est actus cogitativae potentiae, quae pertinet ad<br />
partem sensitivam, ut in Primo dictuni est. Ergo cogitatio ad<br />
fidem non pertinet.<br />
3. PlRAETEELEA, credeie est açtus intelleclus: quia ejus objectuin<br />
est veruin. Sed assentire non videtur esse actus intellertus,<br />
sed voluritatis, sicut etiam consentire, ut supra dictum est.<br />
Ergo credere non est cum assensione cogitare.<br />
~~44/963 SED IN CONTRARIUM est quod Augustinus sic definit credere<br />
in lib. de Praed. Sanct. [cap. 2<strong>1.</strong><br />
RBPONDiEO dicendum quod cogitare tripliciter sumi potes[.<br />
Urio modo, comniuniter pro qualibet actuali consideratione in-<br />
L<br />
nunc dico intelligentiain qua intelligimus cogitantes." Alio modo<br />
dicitur cogitare magis proprie consideratio intellectus quae est<br />
cuni quadam inquisitione, antequam perveniatur ad perfectionem<br />
intellectus per certitudinem visionis. Et secundum hoc ~Augu- P L ~ ~ , L I<br />
stinus, 15 de Trin. [cap. 161, dicit quod ,,Dei Filius non cogitatio<br />
aicitur, sed Verbum Dei dicitur. Cogitatio quippe nostra perveniens<br />
i ad id quod scimus atque inde formata verbum nosirum<br />
est. Et ide0 Verbum Dei sine cogitatione debet intelligi, non<br />
aliquid habens formabile, quod passit esse informe.LL Et secundum<br />
hoc cogitatio proprie dicitur motus animi deliberantis nondum<br />
,perfecti per plenam visionem ve~itatis. Sed quia talis motus<br />
potest es$e vel animi deliberanfis circa intentiones universales,<br />
quod pertinet ad intellectivam part en^; vel circa intentiones<br />
particulares, quod pertinet ad partem sensitivani; ideo COgitare<br />
secundo modo sumitur pro actu intellectus deliberantis;<br />
tertio modo, pro actu virtutis cogitativae.<br />
Si igitur cogitare sumatur communiter, secundun1 primuin<br />
iiiodum, sic hoc quod dicitur ,,cum assensione cogitareLL nori<br />
dicit totam rationem ejus quod est credere: nain per hunc mo-<br />
t , 12'104.1 ~ tellectiis: sicut Augustinus dicit, in 14 de Tiin. !cap. 71 : ,,Hani. 1 <strong>1.</strong> ~iii~\riiieii~.
2. Es ist gefahrlich, wenn .ein Mensch solchem bei-<br />
stimmt, wobei er nicht urteilen kann, ob das, was ihm<br />
vorgelegt wird, wahr ist oder falsch, nach Job 12, 11: ,,Ist<br />
nicht das Ohr zuin Worteprüfen geschaffen?" Aber ein<br />
solches [durch Prüfen gewonnenes] Urteil kann der<br />
Mensch in dem, was des Glaubens ist, nicht ausüben; denn<br />
der Mensch kann es niclit bis in die ersten Ursatze auf-<br />
losen, vermoge deren wir über alles urteilen. Also ist es<br />
gefahrlich, solchem Glauben zu schenken. Glauben ist dem-<br />
nach zum Heile nicht notwendig.<br />
3. Das Heil des Menschen beruht auf Gott, nach Ps 37<br />
(36), 39: ,,Das Heil der Gerechten kommt vom Herriî."<br />
Aber ,,was an Gott nicht sichtbar ist, erkennt der denkende<br />
Verstand in den Geschopfen, auch Seine ewige Allmacht<br />
QUAESTIO 2,:1<br />
QUAEST10 2.2<br />
ARTICULUS 111<br />
tur actus ,fidei ,,credere Deou;' quia, sicut supra est dictuni,<br />
formale objectum fidei est veritas prima, cui inhaeret homo, ut<br />
Utrum credere aliquid supra rationeni<br />
naturaleni sit necessarium ad salutein<br />
propter eanl creditis assentiatur. - Si ver0 conside~etur tertio<br />
modo abjectum fidei, secunduln quod intellectus est motus a<br />
voluntate, sic ponitur actus fidei ,=d_A D~II~": veritas<br />
enim prima ad voluntatem refertur secundum quod habet rationeni<br />
finis.<br />
AD PRIMUM ergo dicendum quod per ista tria non designantur<br />
diversi actus fidei: sed unus et idem actus habens diversam<br />
relationem ad fidei objectum7------'-' -<br />
Et per hoc patet responsio AD SECUN,DUM.<br />
AD TFXTIUM dicendum quod credere Deuni non convenit<br />
infidelibus sub ea ratione qua ponitur actus fidei. Non eiiiiii<br />
credunt Deum esse sub his conditionifbus quas fides determinat.<br />
Et ide0 nec vere Deuni credunt: quia, ut Philosophus dirit,<br />
1051b25 9 Metaph. [cap. 101, in sirnplicibus defectus cognitionis est<br />
solum in ilon attingendo totaliter.<br />
AD QUARTUM dicenduni, quod, sicut supra dictum est, voluntas<br />
movet intellectum et alias vires animae in finem. Et secundum<br />
hoc ponitur actus fidei credere in Deunl.<br />
1 P: Deum.<br />
I<br />
[3 Sent., dist. 24. art. 3; 1 Cont. Gent., cap. 5, 3, cap. 118 et 152; De verit.,<br />
q, 14, arL, 101<br />
AD TERTlUM sic proceditur. Videtur quod credere non sit<br />
necessariuni ad salutem. Ad salutem enirn et perfectionem cujuslibet<br />
rei ea sufficere videntur quae conveniunt ei secunduni<br />
suam naturam. Sed ea quae sunt fidei excedunt naturalem<br />
hoininis rationeni, cum sint non apparentia, ut supra dictum<br />
est. Ergo credere non videtur necessarium esse ad saluteni.<br />
2. PRAETEREA, periculose ,homo assentit illissin quibus non<br />
potest judicare utrum illud quod ei proponitur sit veruni vel<br />
falsum: secundum illud Job 12: ,,Nonne auris verba dijudicat?"<br />
Sed tale judicium homo habere non potest in his quae sunt fidei:<br />
quia homo non potest ea resolvere in principia prima, Per quae<br />
de omnibus judicanius. Ergo periculosum est talibus fidem adhibere.<br />
Credere ergo non est necessarium ad saiutem.<br />
3. ~ R A E ~ E A salus , hominis in Deo consistit: secundum<br />
illud Psalm. [36] : ,,Salus autem justorum a Domino.' Sed ,,invisibilia<br />
Dei per ea quae facta sunt intellects conspiciuntur;<br />
senlpiterna quoque virtus ejus et DivinitasK, ut .dicitur Rom. <strong>1.</strong><br />
57
2, 3 und Gottheit", wie es Ii6rn 1, 20 heifit. Was aber niit deni<br />
1<br />
Verstande erkannt wird, wird nicht geglaubt. Also ist es<br />
zuni Heile nicht notig, daB der Mensch irgendwelche<br />
1<br />
IaBt, muB glauben, um zu vollkommenem Wissen zu ge-<br />
laiigen, wie auch Aristoteles sagt: ,,Der Lernende muB<br />
glauben." Dazu also, daB der Mensch zur vollkommenen<br />
Schau der Beseligung gelange, wird vorausgesetzt, daB<br />
er Gott glaube wie der Schüler dein lehrenden Meister.<br />
Z u <strong>1.</strong> Weil die Natur des Menschen von der hoheren<br />
Natur abhangt, genügt zu seiner Vollendung nicht die<br />
natürliche Erkenntnis, sonderii ist eine übernatürliche<br />
Erkenntnis erforderlich (Antwort).<br />
Z u 2. Wie der Mensch vermoge der natürlichen Leuchte<br />
seines Verstandes den ersten Ursatzen beistimmt, so hat<br />
QUAEST10 2,s<br />
QUAEST10 2, 3<br />
Quae autem conspiciuiîtur intellectu non creduritur. Eiyo nori<br />
est necessarium ad salutem ut homo aliqua credat.<br />
SED CONTRA est quod dicitur [Hebr. 111: ,,Sine fide iriipossibile<br />
est placere Deo."<br />
RESPONDEO dicendum quod in omnibus naturis ordinatis invenitur<br />
quod ad perfectionem naturae inferioris duo concurrunt:<br />
unum quidem quod est secundum propriuin motum; aliud auteiii<br />
quod est secundum motum superioris naturae. Sicut aqua secundum<br />
motum proprium movetur ad centruin, secundun1 autem<br />
motuin lunae movetur circa centrum secu~idum flusum et refluxum:<br />
similiter etiam orbes planetarum moventur propriis n~otibus<br />
ab occidente in orientem, motu autem primi orbis ab oriente<br />
in occidentem. Sola autem natura rationalis creata habet immediatum<br />
ordinem ad Deum. Quia ceterae creaturae non attingunt<br />
ad aliquid universale, sed solum ad aliquid particulare, participantes<br />
divinain bonitatem vel in essendo tantum, sicut inaniinata,<br />
vel etiam in vivendo et cognoscendo singularia, sicut plantae<br />
et animalia: natura autem rationalis, inquantum cognoscit<br />
universalem boni et entis rationem, habet immediatum ordinem<br />
I<br />
,<br />
.<br />
>id universale essendi prinüipiuin. Perfectio ergo rationalis creaturae<br />
ilon solum consistit in eo quod ei competit secun'dum suam<br />
naturam, sed in eo etiaiii quod ei attrib-uAfur ex quada111 sup~yna&!&<br />
participatione 1 divinae bonitatis. Unde et supra dictuin<br />
est quod ultiina beatitudo hominis consistit iri quadain supernaturali<br />
Dei visione. Ad quam quidem visionem homo pertingere<br />
non potest nisi per modum~ addiscent-a-&? _doctoR: secundum<br />
illud Joan. 6: .,Omnis qui audit a Patre et didicit venit ad me."<br />
Hujus autem disciplinae fit homo particeps non statim, sed successive,<br />
secundum modiiin suae naturae. Omnis autem talis addiscens<br />
oportet quod credat, ad hoc quod ad perfectam scientiam<br />
perveniat: sicut eti'ain F'hilosophus dicit quo'd ,,o_pqrt9 addjsc~n&~crede-".<br />
Unde ad hoc quod homo perveniat ad Perfectam<br />
visionem beatitudinis praeexigitur q-d credat Deo tanquam<br />
discipulus magistro docenti.<br />
AD PRIMUM ergo dicendum quod, quia natura hominis dependet<br />
a superiori natura, ad ejus perfectionem non sufficit cognitio<br />
naturalis, sed requiritur quaedam supernaturalis, ut<br />
supra dictum est.<br />
--<br />
AD SECUNDUM dicendiim quod, sicut homo per naturale<br />
luinen intellectus assentit principiis, ita homo virtuosus per habi-<br />
.<br />
1 P: perfectione.<br />
2 Cf. De Sophist. Elerich. lib. 1, cap. 2 1165 t~ 3<strong>1.</strong><br />
59
2,4 der tugendhafte Mensch vernioge des Tugendgehabeiis eiii<br />
richtiges Urteil über das, was der betreffenden Tugend<br />
entspricht. Auf diese Weise stimmt der Mensch auch ver-<br />
4. ARTIKEL<br />
1st es notwendig, zu glauben, was sich durch die natürliche<br />
Vernunft erweisen laPt ?<br />
r<br />
ANTWlORT: Es ist dein Menschen notwendig, glaubens-<br />
inaBig nicht nur das anzunehmen, was über die Vernunft<br />
hinausgeht, sondern auch solches, was auf dem Wege der<br />
Vernunft erkannt werden kann. Und dies aus drei Grün-<br />
den. Erstens, damit der Mensch rascher zur qrkenntnis<br />
/<br />
QUAESTlO 2.1<br />
der gottlichen Wahrlieit gelangt. Denn .die Wissenschaft,<br />
in deren Bereich es gehort, zu erweisen, dafi Gott ist, und<br />
anderes Derartiges von Gott, wird den Menschen erst zutum<br />
virtutis l habet rectuin judiciuiii de hie quae coiiveniunt illi<br />
virtuti. Et hoc modo etiam per lumen fidei divinitus infusuni<br />
homini homo assentit his quae sunt fidei, non autem contrariis.<br />
Et ide0 ,,nihilY periculi vel ,,damiiationis inest his qui sunt in<br />
Christo JesuY, ab ipso ill~uminati per fidem [Rom. 8, l].<br />
AD TERTIUM dicendum quod invisibilia Dei altiori inodo,<br />
quantum ad plura, percipit fides quam ratio naturalis ex creatiiris<br />
in Deum procedens. Unde dicitur Eccli. 3: ,,Plurinia super<br />
sensum horninis ostensa sunt tibi."<br />
AKTICULUS 1V<br />
Utruin credere ea quae ratioiie naturali<br />
probari possu,nt sit necessariiim<br />
13 Sent., dist.. 24, art. 3, qa 1; 1 Cont. Gent., cap. 4; De verit., q. 14.<br />
art. 18 cor^).; Boet., Srin., q. J. art. 11<br />
, QUAESTIO 2, 4<br />
flue apponitur aliud. Ergo ea quae per naturalem ratioliein cogn0sc.i<br />
possunt superfluuni esset per fidem accipere.<br />
2. PRAETEREA, ea necesse est credere de quibus est fides.<br />
Sed non est de eodeni scientia et fides, ut supra habitum est.<br />
Cum ergo scientia sit de oinnibus illis quae naturali ratione<br />
cognosci possunt, videtur quod non oporteat credere ea quae per<br />
naturalern rationem probantur.<br />
3. PRAETEREA, omnia scibilia videntur esse unius rationis.<br />
Si igitur quaedam eorum prnponuntur hoiiiini ut credeiida,<br />
pari ratione omnia hujusinodi necesse est credere. Hoc auteiii<br />
est falsum. Non ergo ea quae per naturalem rationem cognosci<br />
possunt necesse est credere.<br />
S'ED CONTRA est quia necesse est credere Deum esse unuiu<br />
et incorporeuin, quae naturali ratione a philosophis probantur.<br />
,RESPONDiEO dieenduin quod necessarium est hornini accipere<br />
per inodum fidei non solum ea quae sunt supra rationoni, sed<br />
etiam ea quae per rationem cognosci possunt. Et hoc propter tria.<br />
Primo quideni, ut citius homo ad veritatis divinae cognitionem<br />
perveniat. Scient.ia enim ad quani pertinet probare Deum ese<br />
et alia hujusiiiodi de Poo, ultimo hominibiis addisrenda propo-<br />
6 1
2, 4 letzt zur E~lernung vorgelegt, nachdem viele andere Person nicht Wissen und Glauben zugleich geben. Was 2, a<br />
Wissenschaften vorausgegangen sind. Und so würde der aber von dem einen gewuBt ist, kann von einem anderen<br />
Mensch erst, nachdem vie1 Zeit von seinem Leben ver- geglaubt sein (1, 5).<br />
ronnen, zur Erkenntnis Gottes gelangen. - Zweitens, Z u 3. Wenn auch alles WiBbare in der Wesensart des<br />
damit die Erkeiintnis Gottes allgemeiner ist. Viele nam- Wiissens übereinstimmt, so doch nicht darin, daB ks gleichlich<br />
vermogeii in ihrem Strebep nach Wissen nicht voran- iirtig auf die Beseligurig liinordnete. Baher wird nirht<br />
zukommen, entweder wegen der Schwache ihrer Begabung alles in gleicher Weise ziini Glauben vorgelegt.<br />
oder wegen sonstiger Inanspruchnahme durch die Bedürfnisse<br />
des irdischen Daseins,. oder auch wegen ihrer Tragheit<br />
im Lernen.. Alle diese nun würden ganzlich um die<br />
5. ARTIKEL<br />
Erkenntnis Gottes koinmen, wenn ihnen das Gottliche 1st der Mensch verpflichtet, etwas ausdrücklich zu<br />
nicht auf die Weise des Glaubens dargeboten würde. - 1 glauben?<br />
Drittens uin der GewiBlieit willen. Denn die menschliche 1<br />
Vernunft ist in gottlichen Dingen weitgehend unzulanglich.<br />
<strong>1.</strong> Niemand ist zu solchem verpflichtet, was nicht iri<br />
Kennzeichnend dafür ist, daB die Philosophen, wenn sie in<br />
seiner Kraft liegt. Etwas ausdrücklich glauben aber liegt<br />
[bloB] inenschlichen Dingen mit natürlicher Forschung<br />
nicht iin Vermogen des Menschen. Es heiBt namlich<br />
die Walirheit suchten, in vielem geirrt und sich selbst<br />
Rom 10, 14 f: ,,Wie sollen sie an Den nur glauben, von<br />
widersprochen haben. Dainit es also eine zweifelsfreie und<br />
deni sie niclit gehort? Wie konnen sie nur horen, wenn<br />
sichere Erkenntnis von Gott bei den Menschen gabe,<br />
ihnen nicht gepredigt wird? Wie konnen sie denn prediwurde<br />
es notig, ihnen das Gottliche auf die Weise des<br />
gen, wenn sie nicht ausgesendet sind?" Also ist der<br />
Glaubens als von Gott mitgeteilt zu überliefern, der nichts<br />
Mensch nicht gehalten, etwas ausdrücklich zu glaubeil.<br />
Unwahres sagen kann.<br />
2. Wie wir durch den Glauben auf Gott hingeordnet<br />
Z u <strong>1.</strong> Das Forschen mit Hilfe des natürlichen Denkens<br />
werden, so auch durch die [gotthafte] Liebe. Der Mensch<br />
,le e zu ergenügt<br />
dem menschlichen Geschlechte nicht zur Erkenntaber<br />
ist nicht verpflichtet, die Gebote der L' b<br />
nis des Gottlichen, auch nicht desjenigeri Gottlichen, was<br />
QUAESTIO 2,;<br />
durch die Vernunft aufgewiesen werden kann. Demnach<br />
ist es nicht überflüssig, daB solches geglaubt wird. scientia et fides apud euindem. Sed id quod est ab uno scitum<br />
Z u 2. Uber das nainliche kann es wohl bei derselben<br />
potest esse ab alio creditum, ut supra dictum est.<br />
UUAESTlO 2, r<br />
nitur, praesuppositis iniiltis aliia scientiis. Et sic iioii nisi post 1 nuntiir 11, rreden~rln.<br />
iiiultuiii terripus vitae suae hoino ad Dei cognitioneni perveniret. ,<br />
- Secundo, ut co'gnitio Dei sit comiiiu~iioi. Multi eniin in stu'dio I<br />
scientiae proficere non possuiit: vel propter hebetudineni ingenii; 1<br />
1<br />
1<br />
AD TERTIUM dicendum quod, si omnia scibilia conveniant in<br />
ratione scientiae, non tainen conveniunt in hoc quod aequaliter<br />
ordinent ad beatitudinem. Et ide0 non aequaliter oinnia propo-<br />
AKTICU1,US V<br />
vel propter alias occupationes et necessitates temporalis vitae; Utrulii lioiiio teneatur ad credenduiii aliqwid<br />
vel etiam propter torpoieiii addiscentli. Qui omnino a Dei co- explicite<br />
gnitione fraudarentur nisi proponerentur eis divina per iiioduni [i Sent., ciist. 33, arc. 5 corp.; 3, dist. 26, q. 2 u t . <strong>1.</strong> qa 1 et 2; i>e verit..<br />
fidei. - Tertio modo, propter certitudinem. Ratio eiiiin humaiia q. 14, art. il]<br />
A.D (SUINSUM sic pioceditur. Viiletur quod lion leiieatiii.<br />
Iioiiio ad credei~durii aliquid explicite. Nullus eiiiiri tenetur ad<br />
id quod non est in ejiis potestate. Sed credere aliquid explicite<br />
ergo esset indubitata et certa cognitio apud hoinines (le Deo, non est in hoiiiinis potestate: dicitur eiiiin Rom. 10: ,,Quomodo<br />
oportuit quod divina eis per inodum fidei traderentur, quasi a ,:redent iii illuiii 1 queiii non audieriint? quoinodo audient sine<br />
Deo dicta, qui inentiri non potest.<br />
praedicante? qiiomodo autein praedicabunt nisi mittantur?" Ergo<br />
çredere aliquid explicite homo non tenetur.<br />
2. PRAETEREA, sicut per fidein ordinainur in Deuni, ita etiain<br />
iit talia credantur.<br />
tj3
2* 6 fullen, soildern es genügt die blofie Bereitwilligkeit im zu erfüllen gehalten ist, werden gegeben hinsichtlich 2y 5<br />
Geiste, wie es offensichtlich ist in jenem &bote des solcher Tugendakte, die der Weg Sind, auf 4em wir das<br />
Herrn, das Mt 5, 39 steht: ,,Schlagt einer dicli auf deine Heil erreichen. Der Tugendakt aber wird gemaB dem Ver-<br />
rechte Wange, so halte ihm auch die andere, hin", und haltnis des Gehabens zu seinem Gegenstande betrachtet<br />
in anderen ahnlichen [Geboten], wie Augutinus ausein- (1-11 60, 5: Bd. 11). Beim Gegenstande jeglicher Tugend<br />
andersetzt. Also ist der Mensch auch niclit gehalten, irgend aber kann zweierlei in Erwagung gezogen werden: nanl-<br />
etwas ausdrücklich zu glauben, son'd'ern es genügt, dafi er<br />
in Bereitschaft stehe, das zu glauben, was vol? ~ott vargelegt<br />
wird.<br />
3. Der Wert des Glaubens besteht in einem gewisçen<br />
Gehorsam, gemaB Rom 1, 5: ,,Zum Glaubensgehorsam<br />
unter allm Volkern." Zur Tugend des Gehorsams aber<br />
ist nicht erforderlich, daB der Mensch irgendwelche bestimnlte<br />
Gebote erfülle, sondern es genügt, daB er willigen<br />
Sinnes sei zu gehorchen, gemaB Ps 119 (118), 60:<br />
,,Ich bin bereit und zaudere nicht, Deine Cebote zu ha]tene''<br />
Auch zuni Glauben scheint es also zu genügen, dao<br />
der Mensch die Bereitwilligkeit habe, das zu glauben, was<br />
ihm moglicherweise von Gott her vorgelegt wird, ohne<br />
dafi er etwas ausdrücklich glaubt.<br />
AN<strong>DER</strong>SEITS heiBt es Hebr 11, 6: ,,Wer Gott naht,<br />
mufi glauben, daB Er ist, und daB Er denen, die Ibn<br />
suchen, ein Vergelter ist."<br />
ANTWORT: Die Gebote des Gesetzes, die der Menscl]<br />
I<br />
'<br />
lich das, was .eigentlich und an sich Gegenstand der<br />
Tugend ist, was bei jedem Tugendakte notiç ist; anderseits<br />
daç, was auBerwesentlich oder folgerungsweise al1<br />
dem eigentümlichen Wesen des Gegenstandes mitbeteiligt<br />
ist. SO gehort es eigentlich und an sich zum Gegenstand<br />
der Tapferkeit, den Gefahren des Todes standzuhalten<br />
und um des Gemeinwohles willen den Feind unter Lebensgefahr<br />
anzugreifen; daB der Mensch aber bewaffnet<br />
ist Oder in gerechtem Kriege mit dem Schwerte zuschlagt<br />
Oder sonst derartiges tut, wird zwar mit zum Gegenstand<br />
der Tapferkeit gerechnet, jedoch nur auBerwesentlich. Die<br />
Bestimmung des Tugendaktes hinsichtlich des eigentümlichen<br />
und wesentlichen Gegenstandes der Tugend steht<br />
unter der Unausweichlichkeit des Gebotes, wie auch der<br />
Tugendakt selbst. Die Bestimmung aber des Tugendaktes<br />
hinsichtlich dessen, was auBerweçentlich oder in zweiter<br />
Linie an dem eigentlichen und wesentliclien Gegenstand<br />
der Tugend mitbeteiligt ist, fallt nicht unter ein zwingendes<br />
Cebot, es sei denn in Rücksicht auf Ort und Zeit.<br />
QUAESTIO 2, 5<br />
tenetUr, sed sufficit sola praeparatio animi: sicut patet in illo<br />
Man muB also feststellen, daB das an sich Gegenstand<br />
des Glaùbens ist, wodurch der Mensch selig wird (1, 8).<br />
Praece~to Domini quod ponitur Matth. 5: ,,Si quis percuçserit te<br />
in uns maxilla, praebe ei et akiam''; et in aliis coi~.qimi]i,bus, ut<br />
PL34/1260 Augustinus exponit, in lib. de Serm. Dom. in Monte [i, cap. 19<strong>1.</strong><br />
Erg0 etiaill non tenetur honio explicite aliquid credere, sed<br />
sufficit quod habeat animuin praeparatum ad credendum ea<br />
quae a Deo proponuntur.<br />
3. PK4ETEREA. bonuin fidei in quadam obedientia collsistit.<br />
secundum illud Rom. 1: ,,Ad obedienduni fidei in olnnibu,s gent,.<br />
bus.'' Sed ad virtuteiii obedientiae non requiritur quoc[ lloilio<br />
aliqua deterininata praecepta wbservet, sed suffi,cit quod habeat<br />
PrornPtum aiiimuin ad obediendurn:' secundum illud Pjalm.<br />
[l181 : ,,Paratus Sum, et non sum turbatus, ut custodiam mandata<br />
tua.'' videtur quod etiarn ad fidem sufficiat quod homo<br />
habeat Promptum animulii a.d credendum ea quae ei divinituç<br />
ProPoni Possunt,2 a8bsque hoc quod explicite aliquid credat.<br />
SED CONTRA est quod dicitur ad Hebr. Il: ,,Accedentem<br />
ad Deum oportet credere quia est, et quod inquirentibus se<br />
remunerator est.''<br />
MBPONDEO dicendurn quod praecepta Iegis quae homo pne-<br />
-<br />
1 P: cr~deniliim.<br />
? T: poment.,<br />
Q U A E S T I ~ 2,5<br />
tur implere dantur de actibus virtutum qumi sunt via.pervenielldi<br />
ad salutem. Açtus autem virtutifi, sicut supra .dictum est, sumitur<br />
secundum liabitudinein habitus ad objectum. Sed in objecta<br />
cujuslibet virtutis duo possunt considerari: scilicet id quod Proprie<br />
et per se est objectuni virtutis, quod necessariq est in<br />
onini actii virtutis; et iterum id quod per accidens cive consequenter<br />
se ha,bet ad propriam rationem objecti. Sicut ad ~ b -<br />
jectum fortitudinis proprie et per se pertinet sustinere ~ericula<br />
nlortis et aggredi hostes cum periculo propter bonurri commune:<br />
sed quod homo armetur vel ense percutiat in bel10 juste, sut<br />
aliquid hujusmodi faciat, reducitur quidem ad objectum fortitudi&,<br />
sed per accidens. Deterrninatio igitur virtuosi actus ad<br />
proprium et per se objectum virtutis est sub necessitate Praecepti,<br />
sicut et ipso virtutis actus. Sed determinatio actus virtuosi<br />
ad ea quae accidentaliter vel secundario se habent ad ~ ro~rium<br />
et per se virtutis objectum non cadit sub necessitate ~raece~ti<br />
nki pro loco et tempore.<br />
Dicendum est ergo quod fidei objectum per se est id Per quod<br />
homo beatus efficitur, iit supra dictum est. Per accidens autem<br />
5 in<br />
65
6. ARTIKEL<br />
Sind alle gleieherma/3en verpflichtet zu ausdrücklichem<br />
Glauben?<br />
QUAESTlO 2.11<br />
AD SECUNDUM dicendum quod homo tenetUr ad determinate<br />
diliqendum ea diligibilia quae sunt proprie et Per se caritatis<br />
objecta, scilicet Deus et proximus. Sed objectio procedit de<br />
QUAEST10 2, n praeceptis caritatis quae quasi consequenter pertinent ad Ob-<br />
sut secundario se habent a'd objectum fidei i oinnia quae in<br />
jectum caritatis.<br />
AD TERT~UM djcendum quod virtus obedientiae proprie in<br />
Scri~tura divinitus tradita continentur: sicut quod Abra.haln voluntate consistit. Et ideo ad actum obedientiae sufficit.~v~p~~- habuit duos filios, qu0d David fuit filius Isai, et alia hujusmodi. tudo voluntatk subjectae 1 praecipienti, quae e@t propriurn et<br />
l<br />
Qua'ltum erg0 ad prima credibilia, quae sunt articuli fidei, lenetur<br />
homo explicite credere, sicut et tenetur habere fidem. Quan-<br />
, per se objectum obedientiae. Sed hoc praeceptum vel ilhd per<br />
accidens vel consequen,ter se haibet ad proprium et Per se Obaukm<br />
ad alia credibilia, non tenetur homo explicite credere, jectum obedientiae.<br />
sed solum implicite vel in praeparatione animi, inquantum para- !<br />
tus est credere quidquid divina Scriptura continet, Sed tunc<br />
solum hujusmodi tenetur explicite credere quand0 hoc ei con-<br />
i<br />
ARTlCIJLUS VI<br />
l<br />
stiterit in doctrina fidei contineri.<br />
u~~~~~~~ oln1le.q aequalit~r teiittantilr ail ]labeii-<br />
AD PRIMUM erg0 dicenduni quod, si in potestate hominis<br />
clum îidem explicitan1<br />
ese dicatur aliquid exclus0 auxilio gratiae, sic ad i~iulta tene- sent.,