Automobilgesellschaft Schoemperlen & Gast - S&G Automobil ...

Pacta sunt servanda
Als neuer Verkaufsrahmen fungierte in der
Zeit der „Interessengemeinschaft“ die 1924
gegründete Mercedes-Benz-Automobilgesellschaft
mbH. Nun mußten die bisherigen
Konkurrenten auch ihren Absatz neu
und gemeinschaftlich organisieren. Denn
mit dem Sektor Autoproduktion und -absatz
sollte es ja endlich wieder bergauf
gehen. Die ersten Pläne beinhalteten, daß
die bisher selbständigen Händler, wie zum
Beispiel auch Schoemperlen & Gast in
Karlsruhe, bei einer Neuordnung in Niederlassungen
umzuwandeln seien.
Aber so einfach war das nicht. Die
Großhändler begannen mit zähen Verhandlungen.
Schoemperlen & Gast verzichteten
schließlich auf den Vertriebsort Baden-
Baden, wo sie bisher Benz-Fahrzeuge als
Konkurrenten zur Daimler-Niederlassung
hatten anbieten können. Dafür erhielten
sie aber – da „Mittelbaden“ bisher das verbriefte
Absatzgebiet gewesen war – das
Gebiet um Offenburg als eigenen Wirkungsraum
zugebilligt.
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Kluge Unternehmer expandieren
Die Verhandlungen rund um die Fusion ihres Auto-Lieferanten
hatten der Firma Schoemperlen & Gast Offenburg als neues
Betätigungsfeld beschert. Was lag also näher, als möglichst
schnell einen Vertrieb inklusive Service und Reparaturbetrieb im
südbadischen Raum aufzubauen? Offenburg bot sich als Zentrum
für diese neu zu erschließende Klientel an.
Nach rund dreißigjähriger Geschäftstätigkeit in Sachen Autos
konnte dann im Oktober 1928 die Einweihung im ersten Betrieb
außerhalb Karlsruhes gebührend gefeiert werden. Auch hier hatte
man die Zeichen der Zeit erkannt und umgesetzt: Es gab alle
modernen Einrichtungen, die Ende der 20er Jahre von einem aufstrebenden
Unternehmen erwartet werden durften.
Letztlich rettete eben der Verweis auf
altes Recht, daß „bestehende Verträge einzuhalten
sind“ – pacta sunt servanda, vor
einer Umwandlung der Firma.
Bei S&G sind wir deshalb bis heute zu
Recht stolz auf den bis ins 19. Jahrhundert
zurückreichenden Vertretervertrag mit dem
Hause Mercedes-Benz, der weltweit der
älteste ist.
DIE DEUTSCHEN MARSCHIEREN
WIEDER
Die Hoffnungen von 1918 – Nie wieder
Krieg! – sollten sich nicht erfüllen. Verstand
und Vernunft weniger hatten sich in
der Weimarer Republik gegen Not und
Entbehrung vieler keinen Weg bahnen
können. Die meisten Menschen wollten
nicht mehr in Schlangen für Lebensmittel
anstehen, hatten keine Lust mehr auf theoretische
Debatten, sondern hatten das
leicht zu mißbrauchende Bedürfnis nach
Regelmäßigkeit und vor allem – Arbeit.
Bert Brecht brachte es auf einen Nenner:
„Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“