Automobilgesellschaft Schoemperlen & Gast - S&G Automobil ...
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Vom Charleston zur Stunde Null<br />
DAIMLER UND BENZ BEKOMMEN<br />
EINEN BINDESTRICH<br />
Die Entwicklung der <strong>Automobil</strong>produktion<br />
war kriegsbedingt in Deutschland zur Stagnation<br />
gekommen: Es gab noch immer viel<br />
Handarbeit bei gleichmäßig wiederholbaren<br />
Montageabläufen, die in Amerika<br />
längst an Fließbändern erheblich effektiver<br />
geleistet wurden. In Zahlen zeigte sich das<br />
1924, als die Ausfuhr von deutschen Pkws<br />
weniger als die Hälfte des Vorjahres ausmachte.<br />
Im Gegensatz dazu waren die<br />
Importe ausländischer Fahrzeuge auf das<br />
über Vierfache angestiegen.<br />
Deshalb gab es schon 1919 erste<br />
Annäherungsversuche der beiden wichtigsten<br />
deutschen <strong>Automobil</strong>produzenten<br />
Daimler und Benz. Allerdings erfolglos. Als<br />
Mitte der zwanziger Jahre beide Betriebe<br />
immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten<br />
gerieten, wurde noch einmal die Vermittlung<br />
für die Gründung eines großen <strong>Automobil</strong>konzerns<br />
nach dem Vorbild von<br />
General Motors, diesmal von der Deutschen<br />
Bank, aufgenommen. Aber – alle Beteiligten<br />
waren traditionell Konkurrenten<br />
und entsprechend empfindlich.<br />
Der Vorschlag beinhaltete, daß in Kernbereichen<br />
zusammengearbeitet werden,<br />
jedes der Werke aber weiterhin in eigenem<br />
Namen produzieren sollte. An eine Fusion<br />
wurde anfangs noch nicht gedacht, eher an<br />
Synergien.<br />
In der 1924 ins Leben gerufenen „Interessengemeinschaft“<br />
wachte dann ein Ausschuß<br />
über die künftige Detailarbeit, die<br />
gemeinsam geleistet werden sollte. Finanziell<br />
ging es keinem der beiden Unternehmen<br />
gut, so daß in den Vorstandssitzungen<br />
sogar darüber nachgedacht wurde, die<br />
Produktion zeitweise ganz stillzulegen, bis<br />
man sich einigermaßen erholt hätte. Es<br />
überrascht, daß trotz der zu erwartenden<br />
Grabenkämpfe eine stattliche Anzahl an<br />
Koordinationsaufgaben gelöst wurde.<br />
Das obligatorische Machtgeplänkel im<br />
Aufsichtsrat und in den anderen Führungsgremien<br />
verzögerte den endgültigen Zusammenschluß<br />
der beiden Unternehmen,<br />
der erst auf den Vollversammlungen am<br />
28./29. Juni 1926 beschlossen wurde –<br />
anstatt, wie geplant, bereits zum 1. Oktober<br />
1925. Der Vertrag wurde übrigens mit<br />
einer außergewöhnlich langen Laufzeit –<br />
bis ins Jahr 2000 – festgelegt.<br />
57<br />
Ein Plakat aus der Zeit der<br />
„Interessengemeinschaft“<br />
kündigt 1926 die bevorstehende<br />
Fusion der<br />
Daimler-Motoren-Gesellschaft<br />
mit Benz & Cie. an.