Automobilgesellschaft Schoemperlen & Gast - S&G Automobil ...

Die Gesellschaft
wird mobiler
Die Erfindung des Automobils erschloß
den Menschen ungeahnte Möglichkeiten:
Nicht nur die unabhängige Er-fahrung entfernter
Ziele rückte in vorstellbare Nähe,
auch für Händler und Fuhrunternehmer
zeichneten sich mit viel Phantasie Entlastung
und Erleichterung schon ab. Doch
um sich das Revolutionäre dieser neuartigen
Fortbewegungsmöglichkeiten zu veranschaulichen,
sollte man noch einmal
innehalten und fragen: Wie weit kamen die
Menschen und ihre Lasten eigentlich ohne
Eisenbahn und Automobil?
AUF SCHUSTERS RAPPEN EINE
TAGESREISE INS NACHBARDORF
Die meisten Menschen waren bis ins
19. Jahrhundert hinein nur selten unterwegs.
Und wenn, dann zu Fuß, so daß Entfernung
noch gänzlich andere Dimensionen
hatte. Außer zu Wallfahrten oder Jahrmärkten
war man in der Regel nur eine
Tagesreise weit vom Heimatort fort: um
Verwandte zu besuchen, die Tochter oder
den Sohn zu verheiraten oder Äpfel gegen
Birnen zu tauschen. Die Orte entstanden
schon deshalb im Laufe der Jahrhunderte
ungefähr im Abstand einer halben Tagesreise.
So kam man sich nicht zu nahe, und
nach einem Besuch im Nachbardorf kehrte
man auf Schusters Rappen heim.
Trotz aller technischen Fortschritte der
Antike in Sachen Wagenbau und Verkehrstechnik
war Europa im Mittelalter fast wieder
in einen Urzustand verfallen; bis ins
15. Jahrhundert hinein kamen die Reisenden
selten auf die Idee, sich in einem Karren,
der dem Gepäck vorbehalten war,
selbst fahren zu lassen. Und wenn es
darum ging, schnell zu sein, verließ man
sich weiterhin auf Kuriere. Im 17. Jahrhundert
setzte sich dann eine Laufbotenpost
durch. Ja, man gab den laufenden
Boten sogar vor dem Pferd den Vorzug: Die
Läufer waren ausdauernder, denn nach sieben
bis acht Tagen ließen sie ein Pferd
glatt hinter sich. Irische Kuriere waren
besonders hoch angesehen, sie legten bis
zu 120 Kilometer am Tag zurück!
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Abenteuer und
Geschwindigkeitsrausch
– bei der
Herkomer-Fahrt 1906
lernten sich Walter Gast
(stehend) und Ernst
Schoemperlen (Mitte)
kennen.