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Länderrecht sind und deshalb nicht in allen Bundesländern gleich aussehen 27);<br />
1. Der Austritt aus der "Amtskirche" wird erklärt:<br />
- in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz (Reg.-Bez.<br />
Pfalz), Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein auf dem Standesamt des Wohnsitzes<br />
- in Mecklenburg-Vorpommern auf jedem Standesamt dieses Bundeslandes<br />
- in Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz (Reg.-Bez. Rheinhessen, Koblenz,<br />
Trier und Montabaur) und im Saarland beim Amtsgericht des Wohnsitzes<br />
- in Brandenburg und Thüringen beim Kreisgericht des Wohnsitzes<br />
in Bremen / Bremerhaven gegenüber der Geschäftsstelle der "Amtskirche" oder beim<br />
Standesamt, wobei dieses die Erklärung kostenfrei beglaubigt, die dann vom Austretenden<br />
per Einschreiben an die Geschäftsstelle der "Amtskirche" geschickt wird<br />
2. Mitzubringen ist ein amtlicher Lichtbildausweis, bei Verheirateten auch das Familienbuch oder<br />
die Heiratsurkunde; mindestens muß Tag und Standesamt der Trauung bekannt sein.<br />
3. Der Austritt wird entweder mündlich zu Protokoll des Beamten gegeben - wir raten davon ab -,<br />
oder er wird schriftlich vorbereitet, notariell beglaubigt (Kosten ca. DM 15,- pro Exemplar) und<br />
dem Beamten vorgelegt. Bei dieser schriftlichen Erklärung sollte unbedingt die von Herrn Dr.<br />
Necknig ausgearbeitete Formulierung verwendet werden, die im Anhang noch einmal abgedruckt<br />
ist. Allerdings besteht die Gefahr, daß der Beamte, gerade wegen der Rechtsunsicherheit,<br />
strenge Anweisung hat, keinerlei Zusatzerklärung anzunehmen.<br />
4. Wird die vorgefertigte Austrittserklärung nicht angenommen, kann man dagegen entweder Klage<br />
erheben oder zähneknirschend ein normiertes Protokoll nach mündlicher Erklärung anfertigen<br />
lassen. In diesem Fall sollte man die vorbereitete Austrittserklärung zumindest an die zuständige<br />
Stelle der "Amtskirche" schicken, damit sie den Grund des Austritts erfährt. - Wird die vorgefertigte<br />
Austrittserklärung akzeptiert, kann man nicht ausschließen, daß das "Ordinariat" im<br />
nachhinein dagegen den Rechtsweg beschreitet, und die Austrittsbescheinigung sogar wieder<br />
eingezogen wird. Auf alle Fälle sollte man die Abgabe einer Zusatzerklärung aber<br />
versuchen.<br />
5. Familien können gemeinsam auf einem Formular austreten und müssen dann gemeinsam unterschreiben.<br />
Der Austritt gilt a<strong>ut</strong>omatisch auch für alle religionsunmündigen Kinder (bis 14).<br />
6. ober den erfolgten "Kirchenaustritt" erhält der "Austretende" eine Bescheinigung, über eine evtl.<br />
angenommene Zusatzerklärung aber in keinem Fall. Der Beamte benachrichtigt Finanzamt, Kirchensteuerstelle,<br />
Meldebehörde und "Amtskirche".<br />
7. Der Vorgang ist bei Amts- und Kreisgerichten gebührenfrei, bei Standesämtern kostet er zwischen<br />
DM 10,- und DM 40,- (Bayern DM 20,- bis 50,-). Nicht-Berufstätige, Schüler und Studenten<br />
zahlen weniger (ca. DM 10,-).<br />
8. Die Mitgliedschaft in der Körperschaft des öffentlichen Rechts endet mit dem Tag der Abgabe<br />
der Austrittserklärung. Die Kirchensteuerpflicht endet in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen<br />
mit dem Monat des Austritts, in allen anderen Bundesländern mit dem Monat, der<br />
dem Austrittsmonat folgt ("Nachbesteuerung"). Eine früher übliche "öberlegungsfrist" gibt es<br />
nicht mehr.<br />
9. Die Richtigkeit der Änderung des Eintrags auf der Lohnsteuerkarte sollte überprüft werden. Der<br />
Arbeitgeber führt Kirchensteuer aufgrund dieses Eintrags ab, nicht aufgrund des Melderegisters.<br />
Wird aufgrund eines fehlerhaften Eintrags doch Kirchensteuer abgeführt, kann diese nicht zurückgefordert<br />
werden 28).<br />
10. Der "Austritt" darf in der "Kirchengemeinde" der "Amtskirche" unter Namensnennung öffentlich<br />
verkündet werden, ohne daß dies gegen datensch<strong>ut</strong>zrechtliche Belange oder Persönlichkeitsrechte<br />
des "Ausgetretenen" verstößt 29).<br />
27) Das folgende nach Richter, Franz-Helm<strong>ut</strong>, Handbuch Kirchenaustritt, Aschaffenburg, Berlin 1993. - Natürlich<br />
empfiehlt dieses Handbuch den "Kirchenaustritt" aus ganz anderen Gründen als den von uns benannten. Die<br />
Formalia sind aber dieselben. - Neuere Informationen waren mir nicht zugänglich. Gewisse DDR-Besonderheiten<br />
der Nach-Wiedervereinigungszeit ("Kreisgericht") sind inzwischen verm<strong>ut</strong>lich nicht mehr gültig. Ich bitte<br />
um Nachsicht.<br />
28) VG Oldenburg, Urteil v. 19.3.1991 (KirchE 29, 79-83).<br />
29) AG Landau, Urteil v. 21.12.1994 (KirchE 32,470-475) - Der Betroffene lebt in einer relativ kleinen Gemeinde<br />
und verlangte nach Veröffentlichung seines Namens und seiner Anschrift im (röm.-kath.) Pfarrbrief und "Abkündigung<br />
von der Kanzel im Verlauf des Sonntagsgottesdienstes" Schmerzensgeld wg. "immateriellen Schadens".<br />
Er habe nach Bekanntwerden seines Austritts "Rede und Antwort" stehen müssen, die Art der Veröffentlichung<br />
sei unsachlich und gewollt negativ gewesen. - Die Klage hatte keinen Erfolg.<br />
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