SYDNEY OPERA HOUSE™ - Lego
SYDNEY OPERA HOUSE™ - Lego
SYDNEY OPERA HOUSE™ - Lego
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<strong>SYDNEY</strong> <strong>OPERA</strong> HOUSE <br />
Sydney, New South Wales, Australia<br />
www.sydneyoperahouse.com
<strong>SYDNEY</strong> <strong>OPERA</strong> HOUSE <br />
Das Sydney Opera House auf Bennelong Point. (©WE-EF LIGHTING 2011<br />
– Foto: Ralph Alfonso)<br />
Das Sydney Opera House ist ein Meisterwerk der Architektur der<br />
Spätmoderne und eine Bauikone des 20. Jahrhunderts. Das Opernhaus<br />
genießt nicht nur internationales Ansehen, sondern wird auch von den<br />
Australiern besonders geschätzt. Die Oper wurde von dem jungen<br />
dänischen Architekten Jørn Utzon (1918-2008) entworfen und erbaut,<br />
der das Potenzial des Standorts vor der atemberaubenden Kulisse des<br />
Hafens von Sydney erkannte.<br />
Die gewaltigen Betonschalen, die das Dach des Sydney Opera<br />
House bilden, wirken wie Segel, die von der Meeresbrise aufgebläht<br />
werden. Dabei spiegeln sich die Sonne und die Wolken auf der glänzenden<br />
Entstehung<br />
Die Geschichte des Sydney Opera House ist so außergewöhnlich und<br />
komplex wie das Gebäude selbst. Es ist die Geschichte einer Vision – eine<br />
Geschichte, die von Mut, Hingabe, Herausforderungen, Zerwürfnissen und<br />
letztendlich dem Triumph geprägt ist.<br />
Zu den zahlreichen denkwürdigen Meilensteinen dieser<br />
Entstehungsgeschichte zählen nicht nur der visionäre Entwurf, dem<br />
die internationale Jury im Rahmen der Ausschreibung den Vorzug gab,<br />
sondern auch die enge Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur, aus<br />
der bahnbrechende Konstruktionslösungen hervorgingen, sowie nicht<br />
zuletzt die Lücke, die durch Jørn Utzons Rückzug aus dem Projekt im<br />
Jahr 1966 entstand. Nicht minder beachtlich ist wohl auch seine erneute<br />
Verpflichtung im Jahr 1999, als er gebeten wurde, die Designprinzipien<br />
für die Neugestaltung der Innenräume des Sydney Opera House zu<br />
entwickeln.<br />
Die Geschichte nahm 1956 ihren Lauf, als die Regierung von New<br />
South Wales (NSW) eine internationale Ausschreibung veranstaltete und<br />
Die Entwurfsskizzen, die Jørn Utzon dem Opera House Committee vorlegte; Blick nach<br />
Norden von der Treppe zwischen den beiden Sälen (1956). (©State Records NSW)<br />
weißen Dachfläche wider. Utzon verglich das Bauwerk gerne mit einer<br />
gotischen Kathedrale, an der man sich nicht satt sehen und die niemals<br />
fertig gestellt werden könne.<br />
Heute werden im Sydney Opera House nicht nur Opern aufgeführt<br />
und Sinfoniekonzerte gegeben, sie dient auch den unterschiedlichsten<br />
darbietenden Künsten als Bühne und fungiert zudem als Veranstaltungsort<br />
für gesellschaftliche Ereignisse. Zu den Events im Opernhaus zählen<br />
beispielsweise klassische und zeitgenössische Konzerte, Opern-, Ballett-<br />
und Theateraufführungen, Tanzdarbietungen, Kabarett, Konferenzen und<br />
öffentliche Großveranstaltungen.<br />
Seit der Eröffnung im Jahr 1973 wohnten mehr als 45 Mio.<br />
Menschen den über 100.000 unterschiedlichsten Darbietungen bei.<br />
Laut Schätzungen haben bisher weit mehr als 100 Mio. Menschen das<br />
Gelände besucht. Das Opernhaus zählt als das im Ausland bekannteste<br />
Wahrzeichen Australiens zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten auf<br />
dem fünften Kontinent. Jedes Jahr strömen über 8 Mio. Besucher zu den<br />
ca. 2.400 Veranstaltungen im Sydney Opera House.<br />
Das Sydney Opera House ragt in den Hafen.<br />
Im Hintergrund: Das Hauptgeschäftsviertel<br />
der Stadt. (©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
Die drei Gruppen verschachtelter Schalen<br />
stehen auf einer riesigen terrassenartigen<br />
Plattform. (©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
die Entscheidung einer unabhängigen Jury übertrug. In der Ausschreibung<br />
waren weder bestimmte Designparameter noch eine Kostengrenze<br />
vorgegeben. Die einzige Vorgabe bestand darin, dass ein Entwurf für<br />
zwei Veranstaltungssäle eingereicht werden sollte – und zwar für eine<br />
Major Hall für Opernaufführungen und Konzerte sowie für eine Minor<br />
Hall für Theateraufführungen. Darüber hinaus waren Räumlichkeiten für<br />
Experimentaltheater und Proben vorgesehen.<br />
Die Kombination aus dem Standort und den Vorgaben erwies<br />
sich als unwiderstehlich: 933 Teilnehmer aus aller Welt ließen sich<br />
registrieren und 233 Vorschläge aus 28 Ländern wurden eingereicht.<br />
Die einstimmige Entscheidung wurde im Januar 1957 getroffen und fiel<br />
auf den Vorschlag des relativ unbekannten Architekten Jørn Utzon.<br />
Sowohl die Architektengilde als auch die Öffentlichkeit waren von dem<br />
Entwurf fasziniert, der als spektakuläre Umsetzung der Vorgaben an dem<br />
vorgesehenen Standort erachtet wurde.<br />
Modell des Sydney Opera House. (©State Records NSW)<br />
2
Der Bau<br />
Utzons markanter Entwurf sah mehrere Gruppen ineinander verschachtelter<br />
gewölbter Schalen auf einem Podest vor. In den folgenden drei Jahren<br />
rückte Utzon Stück für Stück von seiner ursprünglichen Skizze ab, um eine<br />
Methode zum Bau der großen Dachschalen zu entwickeln. Das Podest<br />
befand sich bereits im Bau, doch die Geometrie der Schalen war aus<br />
bautechnischer Sicht noch längst nicht vollständig ausgearbeitet worden.<br />
Zahlreiche Optionen wurden ins Auge gefasst und ergründet. Das Ganze<br />
gipfelte schließlich in Utzons „sphärischer Lösung“, die er zusammen mit<br />
Ove Arp entwickelt hatte. Dieses Konzept sah die Nutzung der Segmente<br />
Modelle von Schalen. (©State Records NSW)<br />
einer einzigen Kugel vor. Die Nutzung eines einzigen Formensatzes<br />
gestattete eine kostengünstige Vorfertigung.<br />
Der Umfang des Bauvorhabens war allerdings enorm. Mehr als 30.000<br />
Kubikmeter Gestein und Erdreich mussten von der Baustelle des Sydney<br />
Opera House abgetragen werden, für den Bau der Schalenkonstruktion<br />
wurde der damals größte Kran der Welt benötigt.<br />
Ab 1964 wurde damit begonnen, die vorgefertigten Gewölberippen<br />
auf dem bereits fertig gestellten Podest zu errichten. Am Bau des Daches<br />
wirkten einige der weltbesten Bauingenieure und -handwerker mit, um<br />
eine der schwierigsten bautechnischen Herausforderungen aller Zeiten<br />
zu bewältigen. Erstmals wurden auch Computer eingesetzt, um einige der<br />
technischen und konstruktionsbedingten Probleme zu lösen.<br />
Utzon hatte zwar auch für Gestaltung der Innenräume spektakuläre<br />
Pläne ausgearbeitet, allerdings konnte er diesen Teil seines Entwurfs nicht<br />
mehr realisieren. Ein Regierungswechsel und wachsende Kritik an den<br />
Kostenüberschreitungen veranlassten Utzon im Februar 1966 dazu, sich<br />
aus dem Projekt zurückzuziehen. Bereits im April verließ Utzon Sydney und<br />
wollte nie mehr dorthin zurückkehren.<br />
Die Regierung von NSW beauftragte ein Team australischer<br />
Architekten damit, die Glasmauern und die Innenräume fertig zu<br />
stellen. Die Hauptsäle wurden umgewidmet. Die Major Hall war jetzt für<br />
Sinfoniekonzerte vorgesehen und wurde in Concert Hall umbenannt. In der<br />
Minor Hall sollten dagegen Opern- und Theateraufführungen stattfinden,<br />
weshalb sie fortan als Opera Theatre bezeichnet wurde. Auf der Westseite<br />
wurden drei zuvor nicht geplante Veranstaltungssäle unter der Concert<br />
Hall hinzugefügt.<br />
Vor den Augen einer gewaltigen Menschenmenge wurde das<br />
Sydney Opera House am 20.<br />
Oktober 1973 von Königin Elizabeth<br />
II. offiziell eröffnet. Die feierliche<br />
Eröffnung inklusive Feuerwerk und<br />
einer Aufführung von Beethovens 9.<br />
Sinfonie wurde auch im Fernsehen<br />
übertragen.<br />
30 Jahre sollten vergehen,<br />
bis der Architekt wieder mit seinem<br />
Meisterwerk vereint war. Nach<br />
einigen Annäherungen, Gesprächen<br />
und Treffen konnte Utzon 1999 dafür<br />
gewonnen werden, eine Reihe von<br />
Designprinzipien als Leitfaden für<br />
sämtliche künftigen Änderungen<br />
an dem Gebäude zu entwickeln.<br />
Seines Erachtens bestand<br />
seine Aufgabe darin, „die<br />
Gesamtvision und detaillierte<br />
Designprinzipien für das ganze<br />
Gelände sowie für die Form des<br />
Gebäudes und seiner Innenräume<br />
zu artikulieren“.<br />
Sein erstes großes<br />
Projekt war die Renovierung und<br />
Neugestaltung der Reception<br />
Hall (Empfangshalle) in einen<br />
faszinierenden lichtdurchfluteten<br />
Raum, in dem die ursprünglichen<br />
Betonträger besonders zur Geltung<br />
kommen. An der Wand gegenüber<br />
der Hafenpanoramafront hängt ein<br />
von ihm gestalteter Wandteppich,<br />
der sich über die gesamte Breite<br />
des Raumes erstreckt. Ihm zu Ehren<br />
wurde die Reception Hall im Jahr<br />
2004 in Utzon Room umbenannt.<br />
Bis zu seinem Tod im<br />
Jahr 2008 arbeitete Utzon<br />
an einer ganzen Reihe von<br />
Modernisierungen. Unterstützt<br />
wurde er dabei von den Architekten<br />
Jan Utzon (seinem Sohn) und<br />
Richard Johnson aus Sydney.<br />
Die Eröffnung des Sydney Opera House 1973. (Foto: Max Dupain and Associates) (©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
Das Podest auf Bennelong Point nimmt<br />
Gestalt an. (Foto: Max Dupain and<br />
Associates)<br />
Das Sydney Opera House während des<br />
Baus. (Foto: Max Dupain and Associates)<br />
Das Sydney Opera House ist eine<br />
bemerkenswerte Meisterleistung der<br />
Ingenieurskunst und der Technologie,<br />
deren Entwurf und Bau den Akteuren<br />
reichlich Einfallsreichtum und Kreativität<br />
abverlangten.<br />
(Foto: Max Dupain and Associates)<br />
3
Entwurf<br />
Das Sydney Opera House ist ein außergewöhnliches Gebäude. Seine<br />
Architektur besteht aus drei Gruppen ineinander verschachtelter gewölbter<br />
Schalen, die auf einem terrassenartigen Podest stehen und von breiten<br />
Passagen umgeben sind, welche als Promenaden dienen.<br />
Die Dachschalen sind mit glasierten weißen Keramikziegeln<br />
gedeckt, das Podest wurde hingegen mit rekonstituierten erdfarbenen<br />
Granitplatten verkleidet. Die beiden Hauptveranstaltungssäle sind<br />
nebeneinander und in Nord-Süd-Richtung angeordnet, wobei ihre Achsen<br />
leicht geneigt sind.<br />
Die Auditorien sind aus dem<br />
oberen Nordende des Podest<br />
ausgeschnitten und blicken nach<br />
Süden in Richtung der Stadt. Die<br />
Bühnenbereiche liegen zwischen<br />
den Auditorien und den Foyers.<br />
An den Nord- und Südseiten<br />
der Dachschalen befinden<br />
sich topasfarbene Glaswände,<br />
die diagonal hervorragen und<br />
Foyers bilden, die Ein- und<br />
Ausblicke gewähren. Die höchste Es dauerte drei Jahre, um die matten und<br />
glänzenden Dachziegel zusammen mit dem<br />
Hersteller zu entwickeln.<br />
(©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
Das Podest wurde mit erdfarbenen Platten verkleidet.<br />
(©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
Schale reicht bis zur 20 Etage eines Gebäudes auf Meereshöhe. Die<br />
Schalenkonstruktionen bedecken eine Fläche von fast zwei Hektar, das<br />
gesamte Gelände ist beinahe sechs Hektar groß.<br />
2007 wurde das Sydney Opera House in die Liste des UNESCO-<br />
Weltkulturerbes aufgenommen: „Das Sydney Opera House wird als ‚ein<br />
großartiges‘ architektonisches Werk des 20. Jahrhunderts beschrieben.<br />
Es steht für diverse Kreativitätsstränge – sowohl hinsichtlich seiner<br />
architektonischen Form als auch in puncto seiner Baukonstruktion. Es stellt<br />
eine großartige urbane Skulptur<br />
dar, die sich harmonisch in die<br />
außergewöhnliche Meereskulisse<br />
einfügt, und genießt den Status<br />
einer weltbekannten Bauikone.“<br />
Im Expertengutachten für das<br />
Welterbe-Komitee wurde berichtet:<br />
„Ganz auf sich alleine gestellt erweist<br />
es sich als eines der unbestrittenen<br />
Meisterwerke der menschlichen<br />
Kreativität – und zwar nicht nur<br />
des 20. Jahrhunderts, sondern der<br />
Die diagonal nach außen ragenden gesamten Menschheitsgeschichte.“<br />
Glaswände. (©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
Die faszinierenden geometrischen Formen des Sydney Opera House.<br />
(©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
Zahlen und Fakten zum <strong>SYDNEY</strong> <strong>OPERA</strong> HOUSE<br />
Ort: ....................................... Bennelong Point, Sydney, New South Wales,<br />
Australien<br />
Architekt: ........................... Jørn Utzon<br />
Baustil:................................ Expressionismus<br />
Baustoffe: .......................... Beton, Keramik, Granit, Bronze und Glas<br />
Bauart: ................................ Betonskelett und vorgeformtes Dach aus<br />
Betonrippen mit Keramikziegeln und<br />
einer Verkleidung aus rekonstituiertem<br />
Granit am Podest<br />
Bauzeit: .............................. 1959 bis 1973<br />
Grundfläche: ................... 1,8 Hektar (18.000 m 2 )<br />
Höhe: .................................. 67 m<br />
Das Sydney Opera House wurde auf der Halbinsel Bennelong Point<br />
erbaut, wo Tausende Jahre vor der Besiedlung Australiens durch die<br />
Europäer bereits Aboriginal People (die Ureinwohner Australiens) vom<br />
Volk der Cadigal beheimatet waren. Die Halbinsel Bennelong Point<br />
wurde nach dem Ureinwohner Bennelong benannt, der zunächst ein<br />
Gefangener und später ein Freund von Gouverneur Arthur Philip war.<br />
Das Sydney Opera House erkennt einerseits die geschichtliche<br />
Bedeutung von Bennelong Point an, andererseits den wichtigen<br />
Beitrag, den die Kulturen der Ureinwohner und Torres-Straße-Insulaner<br />
zur gesellschaftlichen Vielfalt in Australien leisten.<br />
Das Sydney Opera House stellte einen Reconciliation Action<br />
Plan (Aktionsprogramm zur Versöhnung) auf, der messbare Ziele<br />
enthält, um die Lücke zwischen den Ureinwohnern und Torres-Straße-<br />
Insulanern auf der einen Seite und deren australischen Landsleuten<br />
auf der anderen Seite zu schließen. Weitere Informationen zu diesem<br />
Thema finden Sie auf www.sydneyoperahouse.com/rap<br />
Das Sydney Opera House und die Harbour Bridge. (©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
4
Jørn Utzon<br />
[ „Mir gefällt es, an die Grenzen<br />
des Möglichen zu stoßen.“ ]<br />
Jørn Utzon<br />
Jørn Utzon kam am 9. April 1918 in Kopenhagen (Dänemark) zur Welt.<br />
Er wuchs in der Stadt Aalborg auf, wo sein Vater als Schiffbauingenieur<br />
und Direktor der örtlichen Werft tätig war. Als begeisterter Segler<br />
wollte Utzon ursprünglich in die Fußstapfen seines Vaters treten und<br />
ebenfalls Schiffbauingenieur werden, doch entschied er sich später<br />
für ein Architekturstudium an der Königlichen Akademie der Künste<br />
in Kopenhagen.<br />
Nach seinem Hochschulabschluss im Jahr 1942 arbeitete er<br />
bis zum Ende des 2. Weltkriegs in Schweden. Beeinflusst wurde er<br />
von Gunnar Asplund, später von Alvar Aalto, mit dem er nach dem<br />
Krieg für kurze Zeit in Finnland zusammenarbeitete. 1949 erhielt er ein<br />
Stipendium, welches ihm ermöglichte, mit seiner Frau Lis längere Zeit<br />
durch die USA und Mexiko zu reisen. Dabei kam er mit einigen der<br />
einflussreichsten Architekten jener Tage in Kontakt. Zu diesen zählten<br />
auch Mitglieder von Frank Lloyd Wrights Schule in Taliesin, Mies van<br />
der Rohe, Ray und Charles Eames sowie Richard Neutra. Utzon reiste<br />
zudem nach Paris, wo er sich mit Le Corbusier und dem Bildhauer<br />
Henri Laurens traf, deren Einfluss ihn einiges über die Form lehrte.<br />
Ein größeres Projekt führte ihn nach Marokko. Leider wurde<br />
dieses Vorhaben nie verwirklicht, aber er nutzte die Gelegenheit,<br />
um durch das Atlasgebirge zu wandern und sich von der dortigen<br />
Lehmziegelarchitektur inspirieren zu lassen. 1950 kehrte er nach<br />
Kopenhagen zurück, wo er sein eigenes Architekturbüro eröffnete.<br />
Nachdem Utzon den Zuschlag bei einigen kleineren<br />
Ausschreibungen erhalten hatte, legte er 1956 der Regierung von New<br />
South Wales seinen visionären Vorschlag für das Sydney Opera House<br />
vor. Er war genauso überrascht wie alle anderen, als er den Zuschlag<br />
dieser Ausschreibung erhielt.<br />
Er nahm mit einem Grobentwurf an der Ausschreibung teil, der<br />
sein Konzept für das Gebäude deutlich veranschaulichte. Die Skizzen<br />
und „geometrisch undefinierten“ Wölbungen mussten natürlich erst<br />
noch präzisiert werden, um das Gebäude tatsächlich bauen zu können.<br />
Dies ist jedoch bei Ausschreibungen nichts Außergewöhnliches. Utzon<br />
selbst war sich sicher, dass das Gebäude gebaut werden könnte, und<br />
dank des Pioniergeists, der damals in Sydney herrschte, wurde das<br />
Bauprojekt in Angriff genommen.<br />
Utzons Ideen für das Sydney Opera House entstammen seinem<br />
Leben und seinen Reisen. Er hatte das Gelände zwar noch nie besucht,<br />
aber sein maritimer Hintergrund erleichterte ihm das Studium der<br />
Seekarten vom Hafen in Sydney. Seine Affinität zum Schiffbau lieferte<br />
die Inspiration für die „Segel“ des Sydney Opera House und half ihm<br />
zudem, die Herausforderungen zu bewältigen, die mit der Konstruktion<br />
dieser Segel verbunden waren. Die Idee, sein Gebäude auf eine breite<br />
horizontale Plattform zu stellen, lässt sich auf seine Reisen durch<br />
Mexiko zurückführen.<br />
Nach einem Regierungswechsel sah sich Utzon 1966 gezwungen,<br />
sich von dem Projekt zurückzuziehen. Dennoch setzte er sich weiter<br />
vehement für ein freieres Experimentieren in der modernen Architektur<br />
ein. Die Prinzipien, die der Kirche von Bagsværd (1976) am Stadtrand<br />
von Kopenhagen und dem Parlamentsgebäude in Kuwait (1983)<br />
zugrunde liegen, lassen sich direkt zu seiner ursprünglichen Vision für<br />
das Sydney Opera House zurückverfolgen.<br />
Die Versöhnung mit dem Sydney Opera House im Jahr 1999<br />
bereitete Utzon große Freude. Im Jahr 2003, also genau 30 Jahre nach<br />
der Eröffnung des Sydney Opera House, wurde Jørn Utzon mit dem<br />
renommierten Pritzker-Preis für Architektur ausgezeichnet. Ein Jahr<br />
später (2004) wurde die renovierte Reception Hall ihm zu Ehren in<br />
Utzon Room umbenannt. Mit den breiten offenen Flächen, dem bunten<br />
Wandteppich (den Utzon selbst gestaltet hat), dem hellen Holzparkett<br />
und der Decke aus Betonträgern war dieser Raum jetzt so, wie er sich<br />
dies immer erträumt hatte.<br />
Am 29. November 2008 verstarb Jørn Utzon im Alter von 90<br />
Jahren. Sein Vermächtnis lebt nicht nur in Gestalt des Sydney Opera<br />
House, das in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde,<br />
und in Form seiner Designprinzipien weiter, die als dauerhaftes<br />
Dokument seiner Vision für diesen Ort dienen, sondern auch in<br />
den zahlreichen prächtigen Bauwerken rund um den Gloubs, die er<br />
entworfen hat.<br />
(©Michael Moy: Idea to Icon)<br />
5
Fakten und Statements<br />
„Das Geschenk des Architekten an die Gesellschaft besteht<br />
darin, die Menschen mit der von ihm erschaffenen Umgebung<br />
zu erfreuen.“<br />
Jørn Utzon<br />
„Die Einwohner von Sydney haben das Opera Haus zu einem<br />
Wahrzeichen ihrer Stadt gemacht, das man überall auf der Welt<br />
in unterschiedlichen Ausführungen sehen kann ... doch niemand<br />
hegt den geringsten Zweifel, dass es für Sydney und Australien<br />
steht ... meines Erachtens ist eine derartige Situation, in der ein<br />
Gebäude einen solchen Einfluss auf eine Stadt ausübt, etwas<br />
sehr Seltenes.“<br />
Jørn Utzon<br />
„Das Sydney Opera House zeigt, dass der Einfluss von<br />
Architektur weiter reichen kann als die 50 Fuß vor dem<br />
jeweiligen Bauwerk. Sie kann emotional sein. Sie kann eine Welt<br />
fesseln. Und ich meine, wir sollten alle dankbar dafür sein, dass<br />
es dieses Beispiel in unserer Zeit gibt.“<br />
Frank Gehry,<br />
Architekt der Walt Disney Concert Hall<br />
in Los Angeles<br />
„Ich stelle mir das Sydney Opera House gerne als ein<br />
Musikinstrument vor. Wie jedes edle Instrument benötigt es<br />
auch gelegentlich etwas Pflege und muss gestimmt werden,<br />
wenn es dauerhaft Leistungen auf höchstem Niveau<br />
erbringen soll.“<br />
Jørn Utzon im Jahr 1999,<br />
als er sich bereit erklärte, als Designwächter<br />
für das Gebäude zu fungieren.<br />
Das Gebäude bedeckt eine Fläche von 1,8 Hektar und ist 183<br />
Meter lang und an seiner breitesten Stelle 120 Meter breit. Es<br />
wird von Betonpfeilern getragen, die bis zu 25 Meter unter den<br />
Meeresspiegel versenkt wurden.<br />
„Die Sonne wusste nicht, wie schön ihr Licht ist, bis es sich in<br />
diesem Gebäude spiegelte.“<br />
Jørn Utzon zitiert den amerikanischen<br />
Architekten Louis Kahn.<br />
Das Sydney Opera House dient zahlreichen Ensembles aus dem<br />
Bereich der darbietenden Künste als Veranstaltungsort und<br />
Bühne. Hierzu zählen auch die fünf großen dort beheimateten<br />
Gesellschaften – das Sydney Symphony Orchestra, die Opera<br />
Australia, das Australian Ballet, die Sydney Theatre Company<br />
sowie die Bell Shakespeare Company.<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
„Zu wissen, wie sehr das Gebäude von den Australiern<br />
im Allgemeinen und von den Einwohnern von Sydney im<br />
Besonderen geschätzt wird, erfüllt mich mit großer Freude.“<br />
Jørn Utzon<br />
„Der Besuch des Opera House ist eine Abfolge visueller und<br />
akustischer Reize, deren Intensität zunimmt, wenn man sich<br />
dem Gebäude nähert, eintritt und schließlich seinen Platz<br />
einnimmt, und die dann in der Darbietung gipfeln.“<br />
Jørn Utzon<br />
„Man bekommt nie genug von ihm, man ist nie fertig mit ihm<br />
– wenn man an ihm vorbeigeht oder es mit dem Himmel im<br />
Hintergrund betrachtet ... passiert ständig etwas Neues ... im<br />
Zusammenspiel mit der Sonne, dem Licht und den Wolken wird<br />
aus ihm etwas Lebendiges.“<br />
Jørn Utzon<br />
„Die Konstruktion und die strenge Geometrie bringen die Logik<br />
des Gebäudes zum Ausdruck.“<br />
Jørn Utzon<br />
Die Schalen wurden aus 2.200 vorgefertigten Profilrippen und<br />
ca. 4.000 vorgefertigten Dachplatten konstruiert. Dabei kam ein<br />
völlig neues Bauverfahren zum Tragen.<br />
„... und an den Dächern erinnern die unzähligen weißen<br />
Keramikziegel, die in einzelne Abschnitte unterteilt sind, an die<br />
Struktur eines Blattes, wobei die Rippen und das Füllmaterial<br />
eine ganze eigene organische Schönheit besitzen.“<br />
Jørn Utzon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©State Records NSW<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
©Michael Moy, Idea to Icon<br />
6
Anmerkungen des Künstlers<br />
Als Architectural Artist ist es mein Anliegen, das Wesen des jeweiligen<br />
monumentalen Bauwerks in seiner unverfälschten skulpturalen Form zu<br />
erfassen. Ich betrachte meine Modelle keineswegs als originalgetreue<br />
Nachbildungen, sondern vielmehr als meine eigenen kunstvollen<br />
Interpretationen, wobei mir die LEGO® Bausteine als Medium dienen.<br />
Der LEGO Baustein gilt normalerweise nicht unbedingt als ein Material,<br />
das für Kunstwerke oder als Medium eines Künstlers verwendet wird.<br />
Ich habe jedoch sehr schnell entdeckt, dass sich der LEGO Baustein<br />
genauso natürlich für meine Anwendungszwecke eignet wie Farbe<br />
für einen Maler oder Metall für einen Schmied. Während ich erkunde,<br />
wie ich diese Gebäude mit den einfachen Formen der Bausteine und<br />
Bauplatten erfassen kann, stelle ich fest, dass sie nahezu magische<br />
Möglichkeiten und Herausforderungen bieten.<br />
<strong>SYDNEY</strong> <strong>OPERA</strong> HOUSE<br />
Die faszinierende Form dieser Bauikone hat mich vor besonders<br />
schwierige Herausforderungen gestellt. Da dies bereits das 13.<br />
Modell ist, das ich für LEGO Architecture entworfen haben, könnte<br />
man meinen, dass nahezu jede Designaufgabe bereits gelöst wurde.<br />
Aber weit gefehlt. Denn die fließende Form dieses Bauwerks ist<br />
wahrlich einzigartig. Bei den bisherigen Modellen musste ich mich<br />
gleichermaßen mit der Form, den Proportionen, dem Maßstab, der<br />
Farbe, der Oberflächenbeschaffenheit und der Gesamtkomposition<br />
befassen. Hier bestand die Herausforderung jedoch einzig und<br />
allein darin, diese Spitzen nachzubilden. Alles andere durfte schon<br />
hier und da ein wenig abweichen. Doch wenn diese Spitzen nicht<br />
genau getroffen werden, geht das Wesentliche dieser poetischen<br />
Form verloren. Ob Sie es glauben oder nicht, der Gedanke, wie ich<br />
diese Form erfassen könnte, kam mir beim Bau eines Modells von<br />
Buzz Lightyear. Seine Stiefel bestehen aus speziellen gekrümmten<br />
Elementen, die zufällig auch noch weiß sind. Deshalb war nicht allzu<br />
viel Fantasie erforderlich, um sich vorzustellen, wie sich damit diese<br />
äußerst markanten Spitzen nachbilden lassen würden. Nach einigem<br />
Tüfteln und kreativem Herumstolpern hat sich das Modell letztendlich<br />
wie von selbst gebaut. Das ist ein wertvolles Beispiel dafür, dass man<br />
mitunter genauso erfolgreich ist, wenn man sich weniger auf die reine<br />
Vorstellungskraft verlässt und stattdessen etwas benutzt, um sich<br />
inspirieren zu lassen.<br />
– Adam Reed Tucker<br />
Die Produktreihe der maßstabsgetreuen Modelle<br />
– LEGO ® Architecture in den 1960ern<br />
Die Geschichte unserer aktuellen Modellreihe LEGO Architecture lässt<br />
sich bis zum Anfang der 1960er Jahre zurückverfolgen, als die Popularität<br />
des LEGO Steins ständig zunahm. Der damalige Firmenbesitzer<br />
Godtfred Kirk Christiansen suchte nach Erweiterungsmöglichkeiten<br />
für das LEGO System und beauftragte seine Designer, neue Bauteile<br />
zu entwerfen, die dem Bauen mit LEGO eine völlige neue Dimension<br />
verleihen würden.<br />
Die Lösung der Designer war ebenso einfach wie revolutionär:<br />
Fünf Elemente, die zu den bereits vorhandenen Steinen passten, aber<br />
nur ein Drittel von deren Höhe besaßen. Diese neuen Bauplatten<br />
ermöglichten die Konstruktion deutlich detaillierterer Modelle als<br />
bisher.<br />
Diese größere Flexibilität von LEGO schien dem Zeitgeist zu<br />
entsprechen, denn die Architekten des Modernismus definierten<br />
damals neu, wie Häuser auszusehen hätten, und die Menschen<br />
zeigten ein aktives Interesse an der Gestaltung ihres Traumhauses.<br />
Referenzen<br />
Herausgeberverzeichnis zu<br />
den Texten:<br />
<strong>SYDNEY</strong> <strong>OPERA</strong> HOUSE<br />
Customer Service<br />
Kundenservice<br />
Service Consommateurs<br />
Servicio Al Consumidor<br />
www.lego.com/service or dial<br />
00800 5346 5555 :<br />
1-800-422-5346 :<br />
©2012 The LEGO Group<br />
Herausgeberverzeichnis zu<br />
den Fotos:<br />
<strong>SYDNEY</strong> <strong>OPERA</strong> HOUSE<br />
Michael Moy<br />
State Records NSW<br />
Max Dupain and Associates<br />
Ralph Alfonso<br />
Die Einführung der „Maßstabsgetreuen Modelle“ von LEGO Anfang<br />
1962 lässt sich auf diese Trends zurückführen.<br />
Der Name selbst steht in direktem Bezug zur Arbeitsweise der<br />
Architekten und Ingenieure und es wurde die Hoffnung gehegt, dass<br />
sie ihre Projekte maßstabsgetreu aus LEGO Elementen bauen würden.<br />
Genau wie bei LEGO Architecture heute waren die ursprünglichen Sets<br />
so konzipiert, dass sie sich von den üblicherweise bunten LEGO Boxen<br />
unterscheiden. Zur Inspiration lag diesen Sets außerdem ein Buch über<br />
Architektur bei.<br />
Obwohl die fünf Elemente bis zum heutigen Tag wesentliche<br />
Bestandteile des LEGO Bausystems geblieben sind, wurde die<br />
Produktreihe der maßstabsgetreuen Modelle im Jahr 1965 eingestellt.<br />
Es sollte 40 Jahre dauern, bis ihre Prinzipien wieder aufgegriffen und<br />
mit der heute bekannten Produktreihe LEGO Architecture zu neuem<br />
Leben erweckt wurden.<br />
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