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Beton- und Stahlbetonbau 3 - CITec Concrete Improvement ...

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U. Schneck · Zerstörungsfreier elektrochemischer Chloridentzug an der Donaubrücke Pfaffenstein: Langzeiterfahrungen über eine bauwerksschonende <strong>und</strong> verkehrserhaltende Technologie<br />

tonüberdeckung < 20 mm ist, wird dieser Bereich nahezu<br />

vollständig von Chlorid befreit, aber nur wenig Chlorid<br />

kann aus tieferliegenden Zonen entfernt werden. Kurzschlüsse<br />

zwischen Anode <strong>und</strong> Bewehrung müssen vermieden<br />

werden. Bei großen Stababständen kann der Entsalzungseffekt<br />

ungleichmäßig werden. Bei sehr dicht liegender<br />

Bewehrung können tieferliegende Bewehrungslagen<br />

von der Mitwirkung am Chloridentzug abgeschirmt werden.<br />

Weiterhin muss sichergestellt sein, dass die Bewehrung<br />

in den behandelten Flächen metallleitend verb<strong>und</strong>en<br />

ist <strong>und</strong> dass alle metallischen Einbauteile als Kathode geschaltet<br />

sind; sonst bilden sich auf den unverb<strong>und</strong>enen<br />

Metallflächen bipolare Elektroden, die zu einer raschen<br />

Metallauflösung führen können.<br />

<strong>Beton</strong>zusammensetzung <strong>und</strong> <strong>Beton</strong>schäden: Auch <strong>Beton</strong>zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> -struktur haben großen Einfluss auf<br />

die Dauer <strong>und</strong> Effizienz des Chloridentzugs – ein sehr dichter<br />

<strong>Beton</strong> kann die Anwendungszeit verlängern; bereits reprofilierte<br />

Bereiche können im Verhalten erheblich vom<br />

Originalbeton abweichen. Obwohl <strong>Beton</strong>schäden vor Beginn<br />

eines Chloridentzugs gr<strong>und</strong>sätzlich unter Verwendung<br />

von unmodifiziertem Normalbeton beseitigt werden<br />

sollten, kann das Verfahren nach vorliegenden Erfahrungen<br />

erfolgreich an Hohlstellen <strong>und</strong> in Rissbereichen angewendet<br />

werden; das ist jedoch eine Einzelfallentscheidung.<br />

Korrosionszustand am Beginn der Behandlung: Wenn die<br />

Bewehrung vollständig mit Korrosionsprodukten bedeckt<br />

ist, wird u. U. ein erheblicher Teil der Ladungsmenge für deren<br />

Reduktion benötigt, ohne dass dabei Hydroxylionen gebildet<br />

werden. In [6] wurden erste Hinweise auf die Oxidreduktion<br />

beschrieben, <strong>und</strong> theoretisch können bis 500 A/m 2<br />

benötigt werden, ehe die Sauerstoffreduktion <strong>und</strong> damit die<br />

Bildung von Hydroxylionen als hauptsächliche kathodische<br />

Reaktion stattfinden. Bei der Definition der Anwendungsziele<br />

muss dieser Umstand berücksichtigt werden.<br />

Alkali-Kieselsäure-Reaktion: Alkalireaktive Zuschlagstoffe<br />

werden in hoch alkalischer <strong>und</strong> feuchter Umgebung zu<br />

expansiven Reaktionen angeregt. Der Zusammenhang<br />

zwischen Chloridentzug <strong>und</strong> AKR wurde mehrfach untersucht<br />

[7]; demnach gibt es keinen direkten Zusammenhang<br />

zwischen Ladungsmenge, Anwendungszeit <strong>und</strong><br />

AKR-Effekten. Bei Vorhandensein derartiger Zuschläge<br />

im <strong>Beton</strong> ist jedoch eine Prüfung der Anwendbarkeit des<br />

Chloridentzugs erforderlich.<br />

Chlorgasentwicklung <strong>und</strong> Ansäuerung der <strong>Beton</strong>oberfläche:<br />

Ohne entsprechende Vorsichtsmaßnahmen werden<br />

durch die anodischen Reaktionen u. U. große Mengen<br />

Chlorgas entwickelt <strong>und</strong> die <strong>Beton</strong>oberfläche angesäuert.<br />

Chlorgas ist nicht nur ges<strong>und</strong>heitsschädlich, sondern führt<br />

in feuchter Umgebung auch zu starken Korrosionsreaktionen<br />

an benachbarten metallischen Flächen. Zur Vermeidung<br />

dieser Effekte können Ionenaustauscher verwendet<br />

werden, die Chlorid binden sowie alkalisch puffernde<br />

Elektrolytlösungen.<br />

Haftverb<strong>und</strong> zwischen Stahl <strong>und</strong> <strong>Beton</strong>: Die mögliche Beeinträchtigung<br />

des Haftverb<strong>und</strong>s wurde vielfach <strong>und</strong> unter<br />

verschiedenen Testbedingungen untersucht. Negative<br />

Effekte – eine Verschlechterung des Haftverb<strong>und</strong>s um bis<br />

zu 50% – wurde besonders an glatten, korrodierten Stählen<br />

nach Eintrag sehr hoher Ladungsmengen gef<strong>und</strong>en,<br />

aber kein expliziter Zusammenhang zwischen den Parametern.<br />

In [8] wurden sogar eine Erhöhung des Haftverb<strong>und</strong>s<br />

<strong>und</strong> dessen Wiederanstieg nach Beendigung des<br />

Chloridentzugs festgestellt. Nach [9] ist unbedingt der<br />

„Vorspanneffekt“ an korrodierten Oberflächen zu berücksichtigen,<br />

der den Haftverb<strong>und</strong> über den projektierten<br />

Wert hinaus erhöht. Bei einer Reduktion der Oxide wird<br />

genau diese zusätzliche Verb<strong>und</strong>kraft abgebaut, ohne jedoch<br />

unter den Wert im Ausgangszustand des Bauwerks<br />

zu fallen.<br />

Anwendung des Verfahrens an Spannbetonkonstruktionen:<br />

Bei der dritten möglichen kathodischen Reaktion<br />

Gl. (1c), die bei Potentialen ≤ 770 mV gegen NHE (Normal-Wasserstoffelektrode)<br />

<strong>und</strong> pH = 13 auftritt, wird molekularer<br />

Wasserstoff gebildet, der in das Gefüge von<br />

Spannstählen eindringen <strong>und</strong> dort wasserstoffinduzierten<br />

Sprödbruch verursachen kann. Daher darf der Chloridentzug<br />

nicht an Spannbetonbauteilen mit sofortigem<br />

Verb<strong>und</strong> eingesetzt werden. Anders sieht es bei Spannbeton<br />

mit nachträglichem Verb<strong>und</strong> aus: dort bildet das<br />

Spanngliedhüllrohr einen Faradayschen Käfig <strong>und</strong> verhindert<br />

unzulässige Polarisation des innenliegenden Spannstahls.<br />

Dieser Schutz ist auch bei geringfügigen Defekten<br />

des Hüllrohrs noch voll wirksam [10].<br />

1.4 Kriterien für die Beendigung des Chloridentzugs<br />

<strong>und</strong> den Anwendungserfolg<br />

Für die sehr komplexen, dynamischen Vorgänge beim<br />

Chloridentzug können keine sinnvollen, einzelnen Parameter<br />

als Abschalt- <strong>und</strong> Erfolgskriterium festgelegt werden.<br />

Für die praktische Handhabung sind daher in den<br />

unter 4. genannten Richtlinien <strong>und</strong> Spezifikationen mehrere<br />

Kriterien genannt, die den lokalen Umständen entsprechend<br />

angewendet werden sollen:<br />

– Chloridgehalt: der durchschnittliche, aber auch der<br />

Chloridgehalt in Bewehrungsnähe sollte maximal 0,4%,<br />

bezogen auf die Zementmasse betragen. In Einzelfällen<br />

sind in Bewehrungsumgebung maximal 0,8% zulässig.<br />

– Ladungsmenge: in Abhängigkeit vom Korrosionszustand<br />

der Bewehrung sollte die Ladungsmenge bei<br />

wenig korrodierter Bewehrung ca. 400 Ah/m 2 , bei stärker<br />

korrodierter Bewehrung zwischen 1.000 <strong>und</strong><br />

2.000 Ah/m 2 , bezogen auf die Stahloberfläche, betragen.<br />

– Ruhepotentiale: nach Abbau der Restpolarisation <strong>und</strong><br />

des erhöhten Wassergehalts kann mit einer wiederholten<br />

Potentialmessung der Abbau der Makroelemente<br />

nachvollzogen werden – vormals sehr negative Potentiale<br />

müssen positiver (<strong>und</strong> umgekehrt) gemessen werden.<br />

Die angestrebte maximale Potentialdifferenz im behandelten<br />

Bereich sollte bei ca. 150 mV liegen. In der Regel<br />

kann diese Untersuchung erst 4–6 Monate nach Abschluss<br />

des Chloridentzugs sinnvolle Ergebnisse liefern.<br />

Die Ladungsmenge ist besonders für die Repassivierung<br />

der Stahloberfläche erforderlich, wenn bereits chloridinduzierter<br />

Lochfraß eingetreten war <strong>und</strong> bezieht sich auf<br />

Sonderdruck aus: <strong>Beton</strong>- <strong>und</strong> <strong>Stahlbetonbau</strong> 104 (2009), Heft 3<br />

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