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Beton- und Stahlbetonbau 3 - CITec Concrete Improvement ...

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U. Schneck · Zerstörungsfreier elektrochemischer Chloridentzug an der Donaubrücke Pfaffenstein: Langzeiterfahrungen über eine bauwerksschonende <strong>und</strong> verkehrserhaltende Technologie<br />

sche Feld wirkt hier unterstützend: Da die Anzahl der an<br />

Kationen angelagerten Wassermoleküle (Solvathülle)<br />

durchschnittlich größer ist als die bei Anionen, wird mehr<br />

Wasser zur Kathode transportiert als zur Anode, <strong>und</strong> der<br />

<strong>Beton</strong> nimmt das an der externen Anode aufgegebene<br />

Wasser schnell auf.<br />

Der durch das elektrische Feld bewirkte Ionentransport<br />

ist ein physikalischer Prozess; tatsächlich ist die Migration<br />

nur in den Kapillar- <strong>und</strong> Schrumpfporen möglich,<br />

die häufig anders ausgerichtet sind als die Feldlinien. Entsprechend<br />

ihrer Größe, der spezifischen Beweglichkeit [1]<br />

<strong>und</strong> Konzentration haben die gelösten Ionen einen veränderlichen<br />

Anteil am Gesamttransport. Der Chloridanteil<br />

an der Anionenmigration ist zu Beginn der Chloridextraktion<br />

am größten <strong>und</strong> verringert sich stetig, während der<br />

Anteil an Hydroxylionen zunimmt.<br />

Auf der Bewehrungsoberfläche kommt es zu elektrochemischen<br />

Reaktionen: der Reduktion von Oxiden, Sauerstoff<br />

<strong>und</strong> Wasser. Diese Reaktionen stehen in Bezug zum<br />

Strom, der während des Chloridentzugs fließt, <strong>und</strong> zur damit<br />

verb<strong>und</strong>enen eingetragenen Ladungsmenge. Die auf<br />

die Bewehrung bezogenen Stromdichten bewegen sich üblich<br />

zwischen 0,5 <strong>und</strong> 2 A/m 2 , können aber während der<br />

ersten St<strong>und</strong>en/Tage der Behandlung wesentlich höher<br />

sein. Die hauptsächliche Reaktion ist die Sauerstoffreduktion<br />

Gl. (1a), bei der Hydroxylionen gebildet <strong>und</strong> die Alkalität<br />

des <strong>Beton</strong>s um die Bewehrung erhöht wird.<br />

1<br />

O2+H 2O<br />

+2e → 2OH<br />

2<br />

z. B. Fe2 O 3 + 3H2O+ 2e → 2Fe(OH) 2 + 2OH<br />

2H O + 2e → H + 2OH<br />

2<br />

–<br />

– –<br />

2<br />

–<br />

Gleichung 1. Mögliche Reaktionen auf der Stahloberfläche<br />

beim Chloridentzug<br />

Equation 1. Possible reduction reactions on the reinforcement<br />

surface forced by ECE<br />

(1a)<br />

(1b)<br />

(1c)<br />

Beide Prozesse – Chloridmigration <strong>und</strong> Reduktion von<br />

Oxiden, Sauerstoff <strong>und</strong> Wasser – laufen gleichzeitig ab,<br />

stehen aber in keinem direkten, mathematisch auswertbaren<br />

Zusammenhang. Während die Chloridmigration von<br />

der Höhe der angelegten Spannung (vom elektrischen<br />

Feld), der <strong>Beton</strong>überdeckung, der Permeabilität des <strong>Beton</strong>s<br />

<strong>und</strong> vom Wassergehalt abhängen, werden der Stromfluß<br />

<strong>und</strong> die eingetragene Ladungsmenge von Spannung,<br />

Temperatur, <strong>Beton</strong>widerstand <strong>und</strong> den Übergangswiderständen<br />

auf Bewehrung <strong>und</strong> Anode bestimmt. Diese Betrachtung<br />

stimmt mit anderen Veröffentlichungen, die den<br />

Chloridentzug in direkter Abhängigkeit von Strom <strong>und</strong><br />

Ladungsmenge sehen [2], nicht überein, basiert aber auf<br />

langjähriger praktischer Erfahrung. Ein sehr effektiver<br />

Chloridentzug kann sowohl bei niedrigen Ladungsmengen<br />

erreicht werden, andererseits kann der Chloridentzug<br />

selbst bei hohen Ladungsmengen wenig effektiv sein.<br />

Beim elektrochemischen Chloridentzug wird also<br />

nicht nur Chlorid aus dem <strong>Beton</strong> entfernt, sondern auch<br />

die Alkalität der <strong>Beton</strong>umgebung in Bewehrungsnähe<br />

durch Bildung von Hydroxylionen erhöht. Das verbessert<br />

den Korrosionsschutz zusätzlich, denn der korrosionsaus-<br />

4<br />

Sonderdruck aus: <strong>Beton</strong>- <strong>und</strong> <strong>Stahlbetonbau</strong> 104 (2009), Heft 3<br />

–<br />

–<br />

lösende Chloridgehalt ist abhängig von der Alkalität des<br />

<strong>Beton</strong>s, <strong>und</strong> ein gewisser Restchloridgehalt kann i. d. R.<br />

gefahrlos toleriert werden. Die Bildung von Hydroxylionen<br />

durch Sauerstoffreduktion ist wesentlich intensiver<br />

als der durch das elektrische Feld bewirkte „Abtransport“<br />

zur Anode.<br />

An den Zementstein (C 3A) chemisch geb<strong>und</strong>enes<br />

Chlorid wird durch den Chloridentzug teilweise gelöst, da<br />

das Verhältnis freies/geb<strong>und</strong>enes Chlorid dynamisch ist.<br />

Allerdings liegt die chemische Chloridbindefähigkeit des<br />

Zementsteins nach eigenen Erfahrungen bei max. 0,5%<br />

(bezogen auf den Zementgehalt), so dass keine bedeutenden<br />

Mengen in Lösung gehen können.<br />

An der externen Anode laufen Reaktionen ab, die zu<br />

sehr sauren Bedingungen führen: die Oxidation von Wasser,<br />

Hydroxylionen <strong>und</strong> Chlorid, wie auch die Entwicklung<br />

von Chlorgas. Nach [3] kann auch die Reaktion von<br />

Wasser <strong>und</strong> Chlorgas zu einem sauren Milieu führen.<br />

1.2 Komponenten für den Chloridentzug<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich werden für den elektrochemischen Chloridentzug<br />

folgende Komponenten benötigt:<br />

– eine dimensionsstabile, d. h. beständige Anode – normalerweise<br />

ein Netz aus aktiviertem Titan<br />

– ein Elektrolytreservoir, das die Anode einbettet <strong>und</strong> für<br />

einen elektrolytisch leitenden Kontakt zur <strong>Beton</strong>oberfläche<br />

sorgt<br />

– eine Hochstrom-Spannungsversorgung zur Erzeugung<br />

des elektrischen Felds zwischen Anode <strong>und</strong> Bewehrung<br />

– Mess- <strong>und</strong> Steuereinheiten zur Aufzeichnung bzw.<br />

Steuerung von Spannung <strong>und</strong> Strom <strong>und</strong> – soweit vorhanden<br />

– der Signale an den Referenzelektroden<br />

Als Elektrolyt kann Leitungswasser verwendet werden.<br />

Um eine Ansäuerung der <strong>Beton</strong>oberfläche durch elektrochemische<br />

Reaktionen an der Anode zu verhindern, wird<br />

auch eine alkalische, puffernde Lösung mit Ca(OH) 2 oder<br />

NaOH verwendet. Zur Kompensation von negativen Effekten<br />

in Zusammenhang mit AKR wurde in [4] eine<br />

Empfehlung des SHRP [5] zur Anwendung von Lithiumborat-Lösung<br />

erwähnt.<br />

1.3 Beeinflussende Faktoren <strong>und</strong> Randbedingungen<br />

für den Einsatz<br />

Der elektrochemische Chloridentzug wird von vielen, im<br />

praktischen Einsatz nur schwer zu bestimmenden <strong>und</strong><br />

auch auf kleineren <strong>Beton</strong>flächen variierenden Faktoren<br />

beeinflusst. Der Chloridentzug selbst beeinflusst das behandelte<br />

Bauteil nicht nur durch eine Absenkung des<br />

Chloridgehalts <strong>und</strong> der Alkalisierung des <strong>Beton</strong>s um die<br />

Bewehrung, sondern auch mit unerwünschten Nebenwirkungen,<br />

wenn das Bauwerk zuvor nicht entsprechend<br />

untersucht <strong>und</strong> der Chloridentzug nicht entsprechend<br />

projektiert wurde.<br />

Bewehrungsführung: Die Bewehrung bildet die Kathode<br />

für den Chloridentzug; Stababstand <strong>und</strong> <strong>Beton</strong>überdeckung<br />

haben großen Einfluss auf den Behandlungserfolg.<br />

Der Hauptanteil des Verfahrens läuft zwischen <strong>Beton</strong>oberfläche<br />

<strong>und</strong> oberer Bewehrungslage ab; wenn die Be-

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