Juli - S & D Verlag
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Charles Darwin<br />
war fasziniert von<br />
den prächtigen Farben<br />
vieler Tiere und<br />
von deren wunderschönen<br />
und künstlerischen<br />
Mustern. Darwin<br />
war der erste<br />
Naturforscher, der fragte,<br />
warum sich nur einige<br />
Tiere diese Farbenpracht<br />
leisten und nicht<br />
alle. Seither versuchen Biologen<br />
das Geheimnis zu<br />
lüften. Lange ist schon bekannt,<br />
dass ausgerechnet die<br />
Tiere am prächtigsten gefärbt<br />
sind, die über ein Abwehrsystem<br />
verfügen, mit dem sie sich Fressfeinde<br />
vom „Hals“ halten können.<br />
Dieses Abwehrsystem kann z. B. ein Stachel<br />
sein oder Giftzähne oder ein<br />
scheußlicher Geschmack. Weiterhin ist<br />
schon lange bekannt, dass es nichtwehrhafte<br />
Tiere gibt, die die Farbgebung von<br />
wehrhaften Tieren imitieren.<br />
Die Gemeine Blutzikade<br />
Das Kuratorium „Insekt des Jahres"<br />
kürte die Gemeine Blutzikade<br />
zum Jahrestier. Das gefährlich<br />
aussehende, aber völlig harmlose Tier<br />
ernährt sich nur von Pflanzensäften.<br />
Ihren Namen hat die Blutzikade dem<br />
auffallend roten Muster auf ihren<br />
schwarzen Flügeln zu verdanken. Diese<br />
Warnfärbung täuscht aber nur Gefährlichkeit<br />
vor. Zwar sondert das Insekt<br />
bei Gefahr eine Flüssigkeit ab, diese<br />
riecht aber nur ganz unangenehm und<br />
verdirbt dem Fressfeind so den Appetit.<br />
Es gibt noch eine zweite Eigenschaft,<br />
die der nur neun bis elf Millimeter<br />
großen Blutzikade häufig das Leben<br />
rettet: Sie kann sehr gut springen.<br />
Wie viele andere Zikaden auch, kann<br />
die Blutzikade singen. Dafür besitzt sie<br />
Exklusiv aus<br />
Ihrer Apotheke<br />
Die wehrhafte Wespe wird von der<br />
harmlosen Schwebfliege in Form und<br />
Farbe imitiert, damit der Räuber nicht<br />
weiß, was er vor sich hat – eine leckere<br />
Mahlzeit oder eine unfreundliche Begegnung.<br />
Das schützt die Schwebfliege<br />
davor gefressen zu werden. Die Nachahmung<br />
eines wehrhaften Tieres durch<br />
nicht wehrhafte Tiere wird von Biologen<br />
als Mimikry bezeichnet. Warum jedoch<br />
wehrhafte Tiere sich ein prächtiges Erscheinungsbild<br />
leisten, darüber haben<br />
Biologen seit Darwins Zeiten spekuliert.<br />
An der Universität York (England)<br />
wagten sich jetzt Wissenschaftler an die<br />
Lösung dieses Problems.<br />
Mimikry bietet den wehrlosen Tierarten<br />
einen gewissen Schutz vor Räubern, die<br />
wehrhaften Tiere laufen jedoch Gefahr,<br />
Opfer eines Angriffs zu werden. Die Wissenschaftler<br />
vermuten, dass die wehrhaften<br />
Tiere die grellen Signalfarben<br />
entwickelt haben, um den Täuschungsmanövern<br />
der „harmlosen Tiere“ zu<br />
entgehen. Schrille Farben sind für die<br />
ein spezielles Trommelorgan, den sogenannten<br />
Tymbal. Das Geräusch<br />
entsteht durch das Einbeulen und<br />
anschließende Zurückschnellen von<br />
Schallplatten an diesem Organ. Männliche<br />
Zikaden locken so die Weibchen<br />
an. Für menschliche Ohren ist dieser<br />
Gesang zu leise, als dass er wahrgenommen<br />
werden könnte.<br />
Die Gemeine Blutzikade gehört zu den<br />
Schaumzikaden. Die Larven leben in einem<br />
Schaumnest, das sie vor Feinden<br />
und vor Austrocknung schützt. Dieser<br />
Schaum ist landläufig auch als „Ku-<br />
Unsere besten Freunde<br />
wehrlosen Tiere gefährlich, denn sie<br />
können von ihren Jägern besser erkannt<br />
werden. Es könnte ja sein, dass der Räuber<br />
noch keine Erfahrung mit dem wehrhaften<br />
ähnlich aussehenden Tier gemacht<br />
hat, dann ist die Gefahr gefressen<br />
zu werden groß. Erst wenn ein Räuber<br />
mit einem wehrhaften Opfer Bekanntschaft<br />
gemacht hat, wird er in Zukunft<br />
die „Finger“ von der schrill gefärbten<br />
Beute lassen.<br />
Für die nichtwehrhaften Tiere ist die Gefahr<br />
aufzufallen und gefressen zu werden<br />
bei einer Mimikry-Färbung sehr<br />
hoch. Die „harmlosen“ Tiere, sind mit einer<br />
Tarnfärbung, die sie vor ihren Fressfeinden<br />
unsichtbar macht, sicherer.<br />
„Je wehrhafter die Tiere sind, umso eher<br />
können sie sich eine schrille und auffallende<br />
Erscheinung leisten“, erklärt Dr.<br />
Franks seine Ergebnisse. „Hierdurch erinnern<br />
sich die Räuber schneller daran,<br />
dass diese Tiere entweder schrecklich<br />
schmecken, Magenschmerzen verurschen<br />
oder sich wehren können“,<br />
führt er weiter aus.<br />
Insekt des Jahres 2009<br />
ckucksspucke“ bekannt und in Weiden,<br />
Waldlichtungen, Gärten sowie Wegund<br />
Grabenrändern anzutreffen. Die<br />
Larven überwintern im Boden in zehn<br />
bis 15 Zentimetern Tiefe. Anfang Mai<br />
bis <strong>Juli</strong> sind die Insekten ausgewachsen<br />
und als rotschwarze Tiere auf<br />
nahezu jeder Wiese zu sehen.<br />
Die Blutzikade ist das erste Insekt des<br />
Jahres, das für den gesamten deutschsprachigen<br />
Raum, also Deutschland,<br />
Österreich und die Schweiz, deklariert<br />
wurde. Denn dieses kleine Insekt ist<br />
weit verbreitet. Am häufigsten trifft<br />
man es im Süden und in der Mitte<br />
Deutschlands an. Mittlerweile hat sich<br />
die Blutzikade aber schon bis nach<br />
Süddänemark ausgebreitet. Weltweit<br />
existieren etwa 40.000 Zikadenarten.<br />
Allein in Mitteleuropa sind 800 Kleinzikadenarten<br />
beheimatet, zu denen<br />
auch die Gemeine Blutzikade gehört.<br />
Unsere besten Freunde 7/2009 9<br />
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