Juli - S & D Verlag

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04.10.2013 Aufrufe

Wissenschaft & Forschung Von wegen Spatzenhirn: Teamwork macht Spatzen schlau In größeren Gruppen sind Sperlinge in der Lage Aufgaben schneller zu lösen. Große Teams sind wesentlich erfolgreicher beim Lösen schwieriger Aufgaben als kleine Gruppen – jedenfalls bei Sperlingen. Die beiden ungarischen Forscher András Liker und Veronika Bókony von der Universität von Pannonia untersuchten, wie Spatzen Probleme lösen. Größere Gruppen machen Spatzen erfinderischer. Sie lösen im Pulk ihnen nicht vertraute Aufgaben wesentlich schneller als Sperlinge die in kleinen Gruppen leben, haben ungarische Forscher herausgefunden. Vorteile größerer Gemeinschaften sind bei vielen Tieren schon länger bekannt. So werden Räuber schneller entdeckt, und die Einzeltiere sind besser vor Angriffen geschützt. Die Gruppendynamik beeinflusst jedoch auch Lösungsstrategien positiv, berichten András Liker und Veronika Bókony. Die Wissenschaftler gingen bei ihren Untersuchungen wie folgt vor. Zuerst fingen sie 56 wilde Haussperlinge ein, 32 davon in der Stadt und 24 in ländlichen Gegenden. Diese Sperlinge teilten sie in größere Gruppen zu je sechs Tieren und in kleinere Gruppen zu je zwei Tieren ein. Ihr Futter erhielten die gefiederten Versuchskaninchen in Behältern aus Plexiglas. Diese Futterbehälter waren mit Deckeln verschlossen. Durch diese Löcher konnten die Spatzen an ihr Futter gelangen. Nachdem sich die Sperlinge an diese Futterquelle gewöhnt hatten, verschlossen die Forscher die Löcher der Futterspender mit durchsichtigen Deckeln, die die Vögel entfernen mussten, um an das Futter zu gelan- gen. Die Wissenschaftler beobachteten aus sicherer Entfernung, wie lange die Gruppen brauchten, um den Deckel zu entfernen und wie viele Versuche sie in dieser Zeit benötigten. Den Spatzen aus größeren Gruppen gelang es durchschnittlich viermal so oft den Deckel des Futterspenders zu öffnen als den kleinen Teams. Auch in der Geschwindigkeit waren die großen Teams überlegen. Die Sechsergruppen schafften die Aufgaben etwa elfmal schneller als die Zweierteams. Hätte nur die Zahl der Gruppenmitglieder über die Geschwindigkeit entschieden, so hätten die großen Teams nur dreimal so schnell sein dürfen. Die Stadtspatzen schnitten in dem Test wesentlich besser ab als die Landspatzen. „Wir vermuten, dass die Spatzen aus der Stadt bei der täglichen Futtersuche eher mit Aufgaben konfrontiert werden, die ihnen ein Problem lösendes Denken abverlangt“, erläutert Liker die Ergebnisse. „Hierdurch waren sie auf den Test besser vorbereitet“ fügt er lächelnd hinzu. Anmerkung der Redaktion von „Unsere besten Freunde“: Selbstverständlich wurde keinem der Tiere bei den Untersuchungen ein „Haar“ gekrümmt. Nach Abschluss der Studie wurden die Spatzen wieder in ihrer Heimat freigelassen. Die Vorfahren von Dschingis Khan benutzten bereits vor 5.500 Jahren Pferde als Nutztiere. Bei Ausgrabungen in Nordkasachstan finden britische Vor- und Frühgeschichtler die bisher ältesten Hinweise auf eine Nutzung der Steppentiere. Die Nutzung von Pferden als Trag-, Zugund Reittiere in prähistorischen Zeiten revolutionierte das gesamte Leben. Das Pferd erweiterte den Aktionsradius der Menschen um ein Vielfaches. Es war möglich die Suche nach Nahrung über ein viel größeres Gebiet auszudehnen und auch Brennmaterial von weiter her zu beschaffen. Durch die Ausdauer und Geschwindigkeit als Reittier war es einfacher möglich, mit Nachbarstämmen in Kontakt zu treten und sich zu organisieren. Die Besitzer von Pferden hatten bei kriegerischen Auseinandersetzungen große Vorteile gegenüber den „Fußgängern“. Wissenschaftler um Alan Outram von der Universität Exeter in England untersuchten Zähne, Knochen und Rückstände in Keramikgefäßen der sogenannten Bontai-Kultur in Nordkasachstan. An den Fußknochen dieser Pferde fanden die Forscher Abnutzungsspuren, die darauf hindeuten, dass diese Tiere als Lasttiere genutzt wurden. Die Gebisse dieser Pferdeskelette zeigten an den Backenzähnen die typischen Spuren von Halfter und Zügel. In Keramiken fanden sich Rückstände, die eindeutig auf Pferdemilch hinweisen. Dies bedeutet,dass die Bontai ihre Pferde nicht nur als Reit- und Lasttier nutzten, sondern auch die Stutenmilch nutzten. 8 Unsere besten Freunde 7/2009

Charles Darwin war fasziniert von den prächtigen Farben vieler Tiere und von deren wunderschönen und künstlerischen Mustern. Darwin war der erste Naturforscher, der fragte, warum sich nur einige Tiere diese Farbenpracht leisten und nicht alle. Seither versuchen Biologen das Geheimnis zu lüften. Lange ist schon bekannt, dass ausgerechnet die Tiere am prächtigsten gefärbt sind, die über ein Abwehrsystem verfügen, mit dem sie sich Fressfeinde vom „Hals“ halten können. Dieses Abwehrsystem kann z. B. ein Stachel sein oder Giftzähne oder ein scheußlicher Geschmack. Weiterhin ist schon lange bekannt, dass es nichtwehrhafte Tiere gibt, die die Farbgebung von wehrhaften Tieren imitieren. Die Gemeine Blutzikade Das Kuratorium „Insekt des Jahres" kürte die Gemeine Blutzikade zum Jahrestier. Das gefährlich aussehende, aber völlig harmlose Tier ernährt sich nur von Pflanzensäften. Ihren Namen hat die Blutzikade dem auffallend roten Muster auf ihren schwarzen Flügeln zu verdanken. Diese Warnfärbung täuscht aber nur Gefährlichkeit vor. Zwar sondert das Insekt bei Gefahr eine Flüssigkeit ab, diese riecht aber nur ganz unangenehm und verdirbt dem Fressfeind so den Appetit. Es gibt noch eine zweite Eigenschaft, die der nur neun bis elf Millimeter großen Blutzikade häufig das Leben rettet: Sie kann sehr gut springen. Wie viele andere Zikaden auch, kann die Blutzikade singen. Dafür besitzt sie Exklusiv aus Ihrer Apotheke Die wehrhafte Wespe wird von der harmlosen Schwebfliege in Form und Farbe imitiert, damit der Räuber nicht weiß, was er vor sich hat – eine leckere Mahlzeit oder eine unfreundliche Begegnung. Das schützt die Schwebfliege davor gefressen zu werden. Die Nachahmung eines wehrhaften Tieres durch nicht wehrhafte Tiere wird von Biologen als Mimikry bezeichnet. Warum jedoch wehrhafte Tiere sich ein prächtiges Erscheinungsbild leisten, darüber haben Biologen seit Darwins Zeiten spekuliert. An der Universität York (England) wagten sich jetzt Wissenschaftler an die Lösung dieses Problems. Mimikry bietet den wehrlosen Tierarten einen gewissen Schutz vor Räubern, die wehrhaften Tiere laufen jedoch Gefahr, Opfer eines Angriffs zu werden. Die Wissenschaftler vermuten, dass die wehrhaften Tiere die grellen Signalfarben entwickelt haben, um den Täuschungsmanövern der „harmlosen Tiere“ zu entgehen. Schrille Farben sind für die ein spezielles Trommelorgan, den sogenannten Tymbal. Das Geräusch entsteht durch das Einbeulen und anschließende Zurückschnellen von Schallplatten an diesem Organ. Männliche Zikaden locken so die Weibchen an. Für menschliche Ohren ist dieser Gesang zu leise, als dass er wahrgenommen werden könnte. Die Gemeine Blutzikade gehört zu den Schaumzikaden. Die Larven leben in einem Schaumnest, das sie vor Feinden und vor Austrocknung schützt. Dieser Schaum ist landläufig auch als „Ku- Unsere besten Freunde wehrlosen Tiere gefährlich, denn sie können von ihren Jägern besser erkannt werden. Es könnte ja sein, dass der Räuber noch keine Erfahrung mit dem wehrhaften ähnlich aussehenden Tier gemacht hat, dann ist die Gefahr gefressen zu werden groß. Erst wenn ein Räuber mit einem wehrhaften Opfer Bekanntschaft gemacht hat, wird er in Zukunft die „Finger“ von der schrill gefärbten Beute lassen. Für die nichtwehrhaften Tiere ist die Gefahr aufzufallen und gefressen zu werden bei einer Mimikry-Färbung sehr hoch. Die „harmlosen“ Tiere, sind mit einer Tarnfärbung, die sie vor ihren Fressfeinden unsichtbar macht, sicherer. „Je wehrhafter die Tiere sind, umso eher können sie sich eine schrille und auffallende Erscheinung leisten“, erklärt Dr. Franks seine Ergebnisse. „Hierdurch erinnern sich die Räuber schneller daran, dass diese Tiere entweder schrecklich schmecken, Magenschmerzen verurschen oder sich wehren können“, führt er weiter aus. Insekt des Jahres 2009 ckucksspucke“ bekannt und in Weiden, Waldlichtungen, Gärten sowie Wegund Grabenrändern anzutreffen. Die Larven überwintern im Boden in zehn bis 15 Zentimetern Tiefe. Anfang Mai bis Juli sind die Insekten ausgewachsen und als rotschwarze Tiere auf nahezu jeder Wiese zu sehen. Die Blutzikade ist das erste Insekt des Jahres, das für den gesamten deutschsprachigen Raum, also Deutschland, Österreich und die Schweiz, deklariert wurde. Denn dieses kleine Insekt ist weit verbreitet. Am häufigsten trifft man es im Süden und in der Mitte Deutschlands an. Mittlerweile hat sich die Blutzikade aber schon bis nach Süddänemark ausgebreitet. Weltweit existieren etwa 40.000 Zikadenarten. Allein in Mitteleuropa sind 800 Kleinzikadenarten beheimatet, zu denen auch die Gemeine Blutzikade gehört. Unsere besten Freunde 7/2009 9 www.insektengalerie.de

Wissenschaft & Forschung<br />

Von wegen<br />

Spatzenhirn:<br />

Teamwork<br />

macht Spatzen<br />

schlau<br />

In größeren Gruppen sind Sperlinge in der Lage Aufgaben<br />

schneller zu lösen. Große Teams sind wesentlich erfolgreicher<br />

beim Lösen schwieriger Aufgaben als kleine<br />

Gruppen – jedenfalls bei Sperlingen.<br />

Die beiden ungarischen Forscher<br />

András Liker und Veronika Bókony<br />

von der Universität von Pannonia<br />

untersuchten, wie Spatzen Probleme<br />

lösen. Größere Gruppen machen Spatzen<br />

erfinderischer. Sie lösen im Pulk<br />

ihnen nicht vertraute Aufgaben wesentlich<br />

schneller als Sperlinge die in kleinen<br />

Gruppen leben, haben ungarische Forscher<br />

herausgefunden. Vorteile größerer<br />

Gemeinschaften sind bei vielen Tieren<br />

schon länger bekannt. So werden<br />

Räuber schneller entdeckt, und die Einzeltiere<br />

sind besser vor Angriffen<br />

geschützt. Die Gruppendynamik beeinflusst<br />

jedoch auch Lösungsstrategien<br />

positiv, berichten András Liker und Veronika<br />

Bókony.<br />

Die Wissenschaftler gingen bei ihren Untersuchungen<br />

wie folgt vor. Zuerst fingen<br />

sie 56 wilde Haussperlinge ein, 32 davon<br />

in der Stadt und 24 in ländlichen Gegenden.<br />

Diese Sperlinge teilten sie in größere<br />

Gruppen zu je sechs Tieren und in kleinere<br />

Gruppen zu je zwei Tieren ein.<br />

Ihr Futter erhielten die gefiederten Versuchskaninchen<br />

in Behältern aus Plexiglas.<br />

Diese Futterbehälter waren mit<br />

Deckeln verschlossen. Durch diese<br />

Löcher konnten die Spatzen an ihr Futter<br />

gelangen. Nachdem sich die Sperlinge<br />

an diese Futterquelle gewöhnt hatten,<br />

verschlossen die Forscher die Löcher<br />

der Futterspender mit durchsichtigen<br />

Deckeln, die die Vögel entfernen<br />

mussten, um an das Futter zu gelan-<br />

gen. Die Wissenschaftler beobachteten<br />

aus sicherer Entfernung, wie lange die<br />

Gruppen brauchten, um den Deckel zu<br />

entfernen und wie viele Versuche sie in<br />

dieser Zeit benötigten.<br />

Den Spatzen aus größeren Gruppen gelang<br />

es durchschnittlich viermal so oft<br />

den Deckel des Futterspenders zu öffnen<br />

als den kleinen Teams. Auch in der<br />

Geschwindigkeit waren die großen<br />

Teams überlegen. Die Sechsergruppen<br />

schafften die Aufgaben etwa elfmal<br />

schneller als die Zweierteams. Hätte nur<br />

die Zahl der Gruppenmitglieder über<br />

die Geschwindigkeit entschieden, so<br />

hätten die großen Teams nur dreimal so<br />

schnell sein dürfen.<br />

Die Stadtspatzen schnitten in dem Test<br />

wesentlich besser ab als die Landspatzen.<br />

„Wir vermuten, dass die Spatzen aus<br />

der Stadt bei der täglichen Futtersuche<br />

eher mit Aufgaben konfrontiert werden,<br />

die ihnen ein Problem lösendes Denken<br />

abverlangt“, erläutert Liker die Ergebnisse.<br />

„Hierdurch waren sie auf den Test besser<br />

vorbereitet“ fügt er lächelnd hinzu.<br />

Anmerkung der Redaktion<br />

von „Unsere besten Freunde“:<br />

Selbstverständlich wurde keinem der<br />

Tiere bei den Untersuchungen ein<br />

„Haar“ gekrümmt. Nach Abschluss der<br />

Studie wurden die Spatzen wieder in<br />

ihrer Heimat freigelassen.<br />

Die Vorfahren von<br />

Dschingis Khan benutzten<br />

bereits vor 5.500 Jahren Pferde<br />

als Nutztiere. Bei Ausgrabungen<br />

in Nordkasachstan finden britische<br />

Vor- und Frühgeschichtler<br />

die bisher ältesten Hinweise auf<br />

eine Nutzung der Steppentiere.<br />

Die Nutzung von Pferden als Trag-, Zugund<br />

Reittiere in prähistorischen Zeiten<br />

revolutionierte das gesamte Leben. Das<br />

Pferd erweiterte den Aktionsradius der<br />

Menschen um ein Vielfaches. Es war<br />

möglich die Suche nach Nahrung über<br />

ein viel größeres Gebiet auszudehnen<br />

und auch Brennmaterial von weiter her<br />

zu beschaffen. Durch die Ausdauer und<br />

Geschwindigkeit als Reittier war es einfacher<br />

möglich, mit Nachbarstämmen in<br />

Kontakt zu treten und sich zu organisieren.<br />

Die Besitzer von Pferden hatten bei<br />

kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

große Vorteile gegenüber den „Fußgängern“.<br />

Wissenschaftler um Alan Outram von<br />

der Universität Exeter in England untersuchten<br />

Zähne, Knochen und Rückstände<br />

in Keramikgefäßen der sogenannten<br />

Bontai-Kultur in Nordkasachstan. An den<br />

Fußknochen dieser Pferde fanden die<br />

Forscher Abnutzungsspuren, die darauf<br />

hindeuten, dass diese Tiere als Lasttiere<br />

genutzt wurden. Die Gebisse dieser<br />

Pferdeskelette zeigten an den Backenzähnen<br />

die typischen Spuren von Halfter<br />

und Zügel.<br />

In Keramiken fanden sich Rückstände,<br />

die eindeutig auf Pferdemilch hinweisen.<br />

Dies bedeutet,dass die Bontai ihre<br />

Pferde nicht nur als Reit- und Lasttier<br />

nutzten, sondern auch die Stutenmilch<br />

nutzten.<br />

8 Unsere besten Freunde 7/2009

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