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Juli - S & D Verlag

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Wissenschaft & Forschung<br />

Der Großmaulhai:<br />

Mythos oder Wirklichkeit?<br />

Philippinische Fischer machten am 30. März 2009 den Fang<br />

ihres Lebens. Als sie ihre Netze einzogen, hatte sich darin<br />

ein Prachtexemplar der seltensten Haiart verfangen, ein<br />

Megachasma pelagios oder Großmaulhai. Alles, was bisher<br />

über die Großmaulhaie bekannt ist, ist dass sie sanftmütige<br />

Riesen sind, die bis zu fünf Metern lang und 750 Kilogramm<br />

schwer werden können. Der Fisch, der den Fischern ins Netz<br />

ging, war erst das 41ste Exemplar, das weltweit gesichtet wurde.<br />

Der erste Großmaulhai wurde im Jahr 1976 in Gewässern nahe<br />

Schottland will Vorreiterrolle beim<br />

Schutz der Großfische einführen. Die<br />

großen Raubfische der Weltmeere<br />

sind vom Aussterben bedroht.<br />

Seit einigen Jahren geht es auch den<br />

Haien an den Kragen. Während<br />

beim Tunfisch und anderen Fischen<br />

der ganze Fisch in der Küche Verwendung<br />

findet, sind es bei den Haien fast<br />

ausschließlich die Flossen, die vor allem<br />

in China heiß begehrt sind. Dazu werden<br />

den Tieren bei lebendigem Leib die Flossen<br />

abgeschnitten, ehe sie wieder ins<br />

Meer geworfen werden, wo sie qualvoll<br />

sterben. Eine neue EU-Regelung soll<br />

dem Shark-Finning nun den Riegel vorschieben.<br />

Denn ausgerechnet die Länder<br />

der Union sind die Hauptexporteure für<br />

die so beliebte Delikatesse.<br />

In der Vorwoche ist in Brüssel ein<br />

Aktionsplan gegen das Shark-Finning<br />

beschlossen worden. Umweltorganisationen<br />

haben den Vorstoß begrüßt. Vor<br />

allem Schottland will mit strengen Sanktionen<br />

die Jagd auf die Haie verbieten.<br />

wickipedia<br />

Umweltorganisationen haben immer<br />

wieder kritisiert, dass die derzeitigen Gesetze<br />

nicht strikt genug vollzogen werden,<br />

um die brutale Praxis endgültig zu<br />

verbieten. „Wir wissen, dass einige der<br />

Haipopulationen stark vom Aussterben<br />

bedroht sind. Das ist der Grund, warum<br />

wir uns um noch striktere Durchsetzung<br />

der geltenden Bestimmungen einsetzen“,<br />

so Richard Lochhead, Geschäftsführer<br />

von Fisheries Scotland.<br />

Seit 2004 benötigen Fischer eine besondere<br />

Erlaubnis zur Jagd auf Haie. Bisher<br />

wurde diese in Europa nur in den schottischen<br />

Städten Ullapool und Ayre ausgestellt.<br />

Wenn es zu der neuen Regelung<br />

Zustimmung gibt, dann werden in Zukunft<br />

allerdings keine Genehmigungen<br />

mehr erteilt werden. „Wir sind eine der<br />

wichtigsten Fischereinationen Europas<br />

und haben großes Interesse daran, die<br />

Ozeane mit ihrer natürlichen Vielfalt zu<br />

erhalten“, erläutert Lochhead seinen<br />

Standpunkt. Weiter bezeichnet Lochhead<br />

Shark-Finning als nicht nachhaltige<br />

und zerstörerische Praxis, die man in<br />

schottischen Gewässern unter allen Umständen<br />

verhindern will.<br />

Seitens der Naturschutzorganisation<br />

der Inselgruppe Hawaii gesichtet. Seither wurde hin und wieder<br />

vom Fang eines dieser Riesen berichtet, aber die Wissenschaft<br />

weiß noch viel zu wenig über diese Tiere.<br />

Der Hai der philippinischen Fischer hatte einen etwa ein Meter<br />

breiten Mund mit vielen kleinen gleichförmigen Zähnen. Diese<br />

Zähne dienen nicht zum Beißen, sondern zum Filtrieren. Der<br />

Großmaulhai ist kein Jäger, sondern er filtert Kleinlebewesen<br />

aus dem Meerwasser. Das zeigt auch der Mageninhalt von<br />

Nummer 41: Shrimps und andere Planktonorganismen.<br />

Der Großmaulhai lebt in allen tropischen Meeren und ist ein<br />

eher langsamer Schwimmer. 1990 gelang es, ein fünf Meter langes<br />

Exemplar vor der Kalifornischen Küste lebend zu fangen<br />

und mit einem Sender zu versehen, wieder in Freiheit zu entlassen.<br />

Die Beobachtungen zeigten, dass der Hai tagsüber bis in<br />

Tiefen von 200 Metern abtauchte und sich nachts in der Nähe<br />

der Wasseroberfläche aufhielt. Er folgte seiner Beute, dem Krill.<br />

Um wirklich gesichertes Wissen über diesen sanften Riesen<br />

erlangen zu können, werden die Wissenschaftler sicher noch<br />

viele Jahre benötigen.<br />

Strenge EU-Regeln zum Schutz der Haie<br />

Shark Trust hat Lochheads Vorschlag<br />

breite Zustimmung erfahren. „Der Handel<br />

mit Haifischflossen animiert zu nicht<br />

nachhaltigem Handeln und inakzeptablen<br />

Methoden. Die neuen Vorschläge<br />

würden dazu führen, praktisch keine Genehmigungen<br />

mehr zu erteilen“, so Ali<br />

Hood, Direktor für Artenschutz beim<br />

Shark Trust. Ähnlich reagierte auch die<br />

Umweltschutzorganisation WWF. „Nur<br />

effektive Kontrollen und Vollstreckung<br />

sind dabei zielführend“, zeigt sich Louize<br />

Hill, verantwortlich für Meeresangelegenheiten<br />

beim WWF, überzeugt.<br />

In der chinesischen Küche gelten Haifischflossen<br />

als besondere Spezialität, die<br />

bei keinem großen Fest fehlen dürfen.<br />

Zumeist werden die Flossen zu einer<br />

Suppe verarbeitet. Grundlage der Suppe<br />

bildet die eigentlich geschmacklose<br />

knorpelige Substanz, aus der die Haifischflossen<br />

bestehen. Sie werden in<br />

Hühnerbrühe gekocht, bis sie sich in ihre<br />

faserigen Bestandteile auflösen. Im Ergebnis<br />

sehen die Haifischflossen dünnen<br />

Glasnudeln aus Mungobohnenstärke<br />

sehr ähnlich. Einer Studie aus dem Jahr<br />

2006 zufolge werden jährlich rund 38 Mio.<br />

Haie nur wegen ihrer Flossen getötet.<br />

26 Unsere besten Freunde 7/2009

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