Skript Teil 2 - Neue Kantonsschule Aarau
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Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
3. Von der klassischen Physik zur Quantenphysik<br />
Mit der Erklärung von Licht und Wärmestrahlung als elektromagnetische Welle konnten gegen 1900<br />
praktisch alle beobachteten Phänomene auf die Elektrodynamik, die Thermodynamik (Wärmelehre)<br />
und die Mechanik zurückgeführt werden. Damit schienen in der Physik keine grossen Entdeckungen<br />
mehr möglich zu sein und so wurde beispielsweise dem jungen Heisenberg abgeraten Physik zu<br />
studieren, da auf diesem Gebiet schon alles Wesentliche bekannt sei (ein Glück, dass er nicht auf<br />
diesen Ratschlag hörte). Natürlich gab es noch einige ungelöste Probleme, doch es schien nur eine<br />
Frage der Zeit zu sein, bis auch diese im Rahmen der bis zum damaligen Zeitpunkt bestehenden<br />
Physik gelöst würden. Wie schockierend musste es für jene, die so dachten gewesen sein, als sie in<br />
den kommenden Jahren mit ansehen mussten, wie einige dieser ungelösten Problemen zu wahrhaften<br />
Rissen im Fundament der klassischen Theorien wurden, die das Gebäude schliesslich regelrecht zum<br />
Einsturz brachten. Eine neue Generation von Physikern übernahm das Zepter. Ihre Namen waren<br />
Einstein, Heisenberg, Pauli, Bohr oder Dirac.<br />
3.1 Das Gesetz von Stefan-Boltzmann<br />
Jeder Körper sendet ständig elektromagnetische Strahlung aus. Sie wird als Temperaturstrahlung<br />
bezeichnet, da sie durch die unregelmässigen beschleunigten Bewegungen der Ladungen in seinem<br />
Inneren entsteht, die als Folge der thermischen Energie auftreten. Erwärmt man einen Körper auf<br />
Temperaturen um 500 °C, so wird die Temperaturstrahlung als Wärme empfunden. Bei höheren<br />
Temperaturen sendet der Körper auch sichtbares Licht aus. Die Strahlung der Sonne, aber auch die<br />
Strahlung der Glühlampe, sind Beispiele dafür.<br />
Die Strahlungsleistung P der Temperaturstrahlung ist die pro Sekunde emittierte (abgegebene)<br />
Energie. Sie ist proportional zur Oberfläche A des strahlenden Körpers. Die Intensität J der<br />
abgegebenen Strahlung wird durch das Verhältnis<br />
P<br />
J =<br />
A<br />
definiert und hängt von der Temperatur und von der Oberflächenbeschaffenheit ab. Dunkle Flächen<br />
emittieren bei gleicher Temperatur mehr Strahlung als helle Flächen.<br />
Wenn ein Körper Temperaturstrahlung aussendet, so könnte man vermuten, dass er dadurch im Laufe<br />
der Zeit immer mehr Energie abgibt und auskühlt. Der Körper empfängt jedoch auch<br />
Temperaturstrahlung, die von den Körpern in seiner Umgebung ausgeht. Wir müssen sie bei der<br />
Energiebilanz berücksichtigen. Ein <strong>Teil</strong> der auftreffenden Strahlung wird dabei vom Körper<br />
absorbiert, der Rest wird reflektiert oder geht bei durchsichtigen Körpern hindurch. Dies führt zu<br />
folgendem Schema (für undurchsichtige Körper):<br />
einfallende Strahlung<br />
reflektierte Strahlung<br />
emittierte Strahlung<br />
absorbierte Strahlung<br />
- 30 -<br />
Einfallende Strahlung<br />
=<br />
absorbierte + reflektierte Strahlung
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Die absorbierte Leistung heller und glänzender Körper ist gering. Sie reflektieren den grössten <strong>Teil</strong><br />
der auftreffenden Strahlung. Auch das Absorptionsvermögen durchsichtiger Körper ist gering, sie<br />
lassen den grössten <strong>Teil</strong> der Strahlung hindurchtreten. Dagegen absorbieren dunkle Körper fast die<br />
gesamte auftreffende Strahlung.<br />
Weist ein Körper die gleiche Temperatur auf wie seine Umgebung, so wird er weder wärmer noch<br />
kälter. Die von ihm absorbierte Strahlungsleistung muss in diesem Fall gleich der emittierten<br />
Strahlungsleistung sein. Ein dunkler Körper absorbiert besonders viel Strahlung. Er muss daher auch<br />
besonders viel emittieren, damit er im Temperaturgleichgewicht bleibt. Ein heller oder ein<br />
durchsichtiger Körper absorbiert die auftreffende Wärmestrahlung fast nicht. Damit er im<br />
Temperaturgleichgewicht bleibt, muss auch sein Emissionsvermögen gering sein. Je grösser also das<br />
Absorptionsvermögen eines Körpers ist, desto größer ist auch sein Emissionsvermögen bei einer<br />
bestimmten Temperatur.<br />
Ist ein Körper heißer als seine Umgebung, so sendet er mehr Temperaturstrahlung aus, als er<br />
empfängt. Dadurch kühlt er allmählich ab, falls ihm nicht ständig, wie etwa bei einer Glühlampe,<br />
Energie zugeführt wird.<br />
Einen Körper, der jede auftreffende Strahlung vollkommen absorbiert (d.h. es wird nichts reflektiert),<br />
nennt man nach Definition einen Schwarzen Körper. Wir dürfen die Schwarze Strahlung nicht mit der<br />
Farbe schwarz der Alltagssprache in Verbindung bringen. Ein kühler Schwarzer Körper sieht<br />
tatsächlich schwarz aus, da er die gesamte auftreffende Strahlung absorbiert und nur wenig emittiert.<br />
Ein Schwarzer Körper mit einer Temperatur von einigen tausend Grad ist in Weißglut. Die von ihm<br />
ausgehende Schwarze Strahlung ist blendend helles Licht.<br />
Dennoch ist der Körper ein Schwarzer Körper, da er jede<br />
auftreffende Strahlung absorbiert. Eine berusste Oberfläche ist<br />
annähernd ein Schwarzer Körper. Eine noch weit bessere<br />
Näherung an einen Schwarzen Körper ist jedoch ein innen<br />
geschwärzter Hohlraum mit einem kleinen Loch. Fällt Strahlung<br />
durch das Loch ein, so wird sie im Hohlraum mehrmals<br />
reflektiert und dabei so geschwächt, dass die Strahlung praktisch<br />
völlig absorbiert wird. Der Hohlraum ist also ein fast idealer<br />
Schwarzer Körper. Anstatt von der Strahlung eines Schwarzen<br />
Körpers wird deshalb auch oft von Hohlraumstrahlung<br />
gesprochen.<br />
Die Eigenschaften der Schwarzkörperstrahlung wurden von dem österreichischen Physiker Ludwig<br />
Boltzmann theoretisch vorhergesagt und von Josef Stefan durch eine Reihe sorgfältiger Experimente<br />
bestätigt. Sie fanden:<br />
STEFAN-BOLTZMANN-GESETZ<br />
Die emittierte Strahlungsintensität eines Schwarzen Körpers nimmt mit der vierten Potenz der<br />
absoluten Temperatur (in Kelvin) zu:<br />
J ⋅T<br />
4<br />
−8<br />
= σ mit σ<br />
= 5.<br />
67 ⋅10<br />
2 4<br />
- 31 -<br />
W<br />
m K
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Beispiel:<br />
Ein Metallwürfel mit der Kantenlänge a = 7cm hat die Temperatur T = 1300K. Wir<br />
wollen die emittierte sowie die aus der Umgebung mit Temperatur T’ = 300K absorbierte<br />
Leistung und die daraus resultierende abgestrahlte Nettoleistung berechnen. Dabei soll<br />
vereinfachend angenommen werden, dass der Würfel als Schwarzer Körper beschrieben<br />
werden kann.<br />
Lösung:<br />
Die Oberfläche des Würfels beträgt A = 6a 2 = 0.0294 m 2 . Damit kann die emittierte<br />
Strahlungsleistung berechnet werden:<br />
−8<br />
W<br />
4<br />
2<br />
PE = J ⋅ A = 5.<br />
67 ⋅10<br />
⋅ ( 1300K<br />
) ⋅ 0.<br />
0294m<br />
= 4761W<br />
2 4<br />
m K<br />
Die vom Würfel absorbierte Leistung ist offensichtlich gleich der von der Umgebung an<br />
den Würfel emittierten. Bertachten wir nämlich auch die Umgebung als Schwarzen<br />
Körper (sie ist sogar ein idealer Schwarzer Körper, da sie die Strahlung des Würfels<br />
vollständig absorbiert), dann kann die vom Würfel absorbierte Leistung berechnet werden:<br />
−8<br />
W<br />
4<br />
2<br />
PA = J ⋅ A = 5.<br />
67 ⋅10<br />
⋅ ( 300K<br />
) ⋅ 0.<br />
0294m<br />
= 13.<br />
5W<br />
2 4<br />
m K<br />
Sie ist klein gegenüber der emittierten. Pro Sekunde emittiert der Körper also die Energie<br />
von 4761J an seine Umgebung und absorbiert 13.5W aus seiner Umgebung. Die an die<br />
Umwelt abgegebene Nettoleistung beträgt = P − P = 4761 W −13.<br />
5W<br />
= 4747.<br />
5W<br />
Aufgabe 3.1 – (GA)<br />
- 32 -<br />
P E A<br />
Von der Sonne strahlt auf der Erdoberfläche dauernd ein Energiestrom der Intensität<br />
2<br />
J S = 1400W / m ein (Solarkonstante).<br />
a) Berechne daraus die Strahlungsleistung P der Sonne sowie die emittierte Intensität<br />
JE an der Sonnenoberfläche. Multipliziere dazu die Solarkonstante JS mit der<br />
2<br />
11<br />
Fläche einer Kugel A = 4πr die den Radius rE = 1. 5 ⋅10<br />
m der Erdbahn aufweist.<br />
Wieso? Dividiere, um JE zu erhalten, die Strahlungsleistung durch die Oberfläche<br />
8<br />
der Sonne. Der Radius der Sonne beträgt rS = 7. 0 ⋅10<br />
m .<br />
b) Berechne aus JE die Oberflächentemperatur der Sonne. Nimm dazu an, sie sei ein<br />
schwarzer Körper.<br />
3.2 Das Strahlungsgesetz von Planck<br />
Erwärmt man einen Körper, nimmt also gemäss dem Stefan-Boltzmann-Gesetz die abgestrahlte<br />
Leistung mit der 4. Potenz der absoluten Temperatur zu. Aber auch seine Farbe verändert sich, sobald<br />
der Körper zu glühen beginnt. Glüht er anfänglich dunkelrot, ändert sich seine Farbe mit zunehmender<br />
Temperatur zu orange, gelb und schliesslich gleissendem weiss. Wie hängt also die Temperatur des<br />
heissen Körpers mit der Farbe des abgestrahlten Lichts (und damit mit dessen Wellenlänge oder<br />
Frequenz) zusammen? Wie gross sind die Anteile an sichtbarem Licht, an Infrarotstrahlung<br />
(Wärmestrahlung) oder an UV-Strahlung an der gesamten abgegebenen Leistung? Welches Spektrum<br />
hat eine Glühlame und welches hat die Sonne?<br />
Mit diesen Fragen beschäftigen sich um 1890 die berliner Physiker Rubens und Kurlbaum, indem sie<br />
das Spektrum der Hohlraumstrahlung für verschiedene Temperaturen untersuchten. Denn im<br />
Gegensatz zu realen Körpern, erwartete man für alle Schwarzen Körper dieselbe Verteilung. Dabei
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
wurde die so genannte spektrale Strahlungsintensität j (λ ) T in einem erhitzen Hohlraum gemessen.<br />
Wir sind heutzutage in der Schule ebenfalls in der Lage dies zu tun. Allerdings verwenden wir dazu<br />
eine Glühlampe, deren Spektrum der Hohlraumstrahlung ziemlich nahe kommt.<br />
Experiment 3.2<br />
Führe das Experiment 3.2 gemäss separater Versuchsanleitung durch.<br />
Es zeigt sich, dass das Spektrum von Schwarzen Körpern kontinuierlich ist, das heisst<br />
elektromagnetische Strahlung aller Wellenlängen enthält. Die Spektren weisen aber ein stark<br />
temperaturabhängiges Maximum auf. Dieses Maximum dominiert das Spektrum und gibt die Farbe an,<br />
mit der der glühende Körper leuchtet. Wie wir dem Experiment entnehmen können, liegt das<br />
Maximum bei einer Glühlampe mit Temperatur zwischen 1000K und 3000K zwischen 3000nm und<br />
1000nm, also im Infrarot-Bereich (Wärmestrahlung).<br />
Die im Experiment aufgenommene spektrale Strahlungsintensität<br />
j (λ ) T benötigt noch einige Erläuterungen. Die Funktion j (λ ) T<br />
ist in der nebenstehenden Graphik für verschiedene<br />
Temperaturen von 2400K bis 3400K aufgetragen. Jede Kurve<br />
entspricht also der Funktion<br />
Temperatur.<br />
j (λ ) T für eine bestimmte<br />
Betrachtet man nun die bei einer festen Temperatur abgegebene<br />
Strahlung im Wellenlängenbereich zwischen λ0 und λ1, ist deren<br />
Intensität durch die Fläche unter der Kurve j (λ ) T zwischen λ0<br />
und λ1 gegeben. Da die Fläche unter einer Kurve durch das<br />
Integral beschrieben wird, gilt:<br />
λ , λ ) = j(<br />
λ)<br />
dλ<br />
λ<br />
1<br />
∫<br />
J ( 0 1 T<br />
T<br />
Wenn das Intervall Δ λ = λ1<br />
− λ0<br />
klein ist und j (λ ) T darin nicht sehr stark variiert, gilt<br />
näherungsweise auch J ( λ, λ Δλ)<br />
≈ j(<br />
λ)<br />
⋅ Δλ<br />
.<br />
+ T T<br />
Von der theoretischen Seite beschäftigte sich Max Planck mit der spektralen Strahlungsintensität. Die<br />
aus der damals zur Verfügung stehenden Thermodynamik und Elektrodynamik hergeleiteten Gesetze<br />
von Rayleigh-Jeans und Wien vermochten die Daten nur teilweise zu erklären. Auch Planck hatte<br />
zunächst keinen Erfolg, bis er, einer Eingebung folgend, eine Interpolation (Mittelung) der beiden<br />
Gesetze probierte und eine zunächst rein empirische Formel fand, die dem Spektrum der<br />
Hohlraumstrahlung exakt entsprach. Diese Formel ist heute als das Planck’sche Strahlungsgesetz<br />
bekannt:<br />
STRAHLUNGSGESETZ VON PLANCK<br />
Die spektrale Strahlungsintensität beträgt für einen Schwarzen Körper der Temperatur T:<br />
j ( λ)<br />
T<br />
λ<br />
0<br />
2hc<br />
π<br />
= ⋅<br />
5<br />
λ<br />
e<br />
- 33 -<br />
2<br />
−23<br />
Dabei ist k = 1.<br />
38 ⋅10<br />
J / K ⋅ mol die aus der Wärmelehre bekannte Botzmann-Konstante,<br />
8<br />
−34<br />
c = 2.<br />
997 ⋅10<br />
m / s die Lichtgeschwindigkeit und h = 6.<br />
626 ⋅10<br />
Js eine neue, aus den<br />
1<br />
hc<br />
kTλ<br />
−1
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Messdaten bestimmte Naturkonstante, die heute als Planck-Kontante oder Planck’sches<br />
Wirkungsquantum bezeichnet wird<br />
Beispiel:<br />
Ein Halogenlampe brennt bei einer Temperatur der Glühwendel von T = 3000K<br />
. Wir<br />
wollen die im Bereich der Farbe grün (Wellenlänge zwischen 500 nm und 530 nm)<br />
abgegeben Strahlungsintensität berechnen. Dazu nehmen wir an, dass die Lampe<br />
näherungsweise das Spektrum eines Schwarzen Körpers besitzt (auch wenn dies<br />
tatsächlich nur bedingt zutrifft). Unter Verwendung des Planck’schen Strahlungsgesetzes<br />
erhält man für die Werte λ = 500nm<br />
und T = 3000K<br />
die spektrale Intensität<br />
11<br />
j( λ ) T = 8.<br />
177 ⋅10<br />
W /( m ⋅ m)<br />
.<br />
Das Wellenlängenintervall beträgt Δλ = 530 nm − 500nm<br />
= 30nm<br />
. Damit ergibt sich für<br />
die abgestrahlte Intensität J ( λ, λ Δλ)<br />
≈ j(<br />
λ)<br />
⋅ Δλ<br />
in diesem Wellenlängenbereich<br />
der Wert<br />
Aufgabe 3.3 – (GA)<br />
2<br />
24'531W / m .<br />
2<br />
+ T T<br />
Bemerkung: Um diese und die nachfolgenden<br />
Berechnungen möglichst rationell zu machen, gibst du an<br />
dieser Stelle am besten die Planck’sche Strahlungsformel<br />
als Funktion j(x,t) in den TR ein. Für einen TI-89 sieht dies<br />
wie folgt aus (oberste Graphik):<br />
Die Variable x bezeichnet die Wellenlänge und t die<br />
Temperatur. Dabei können die im TI-89 vordefinierten<br />
Naturkonstanten _h, _c und _k benützt werden. Beachte,<br />
dass der TR die Einheiten überprüft und die Variablen x und<br />
t daher in der Formel mit den Einheiten _m und _°K<br />
versehen werden müssen. Ist das einmal geschafft, kann die<br />
oben gestellte Aufgabe auch exakt durch eine Integration<br />
gelöst werden (mittlere Graphik):<br />
Ausserdem muss die Integration über alle Wellenlängen von<br />
λ = 0 bis λ = ∞ das gleiche Resultat wie mit dem Gesetz<br />
von Stefan-Boltzmann ergeben. Tatsächlich kann man aus<br />
dem Integral über alle Wellenlängen (unterste Graphik) die<br />
Stefan-Boltzmann-Konstante σ berechnen:<br />
σ<br />
=<br />
6<br />
J 4.<br />
59311⋅10<br />
W / m<br />
−<br />
=<br />
= 5.<br />
6705 ⋅10<br />
4<br />
4<br />
T ( 3000K<br />
)<br />
2<br />
Eine 50W-Halogenlampe hat eine Glühwendel mit der Fläche 1.247⋅10 -5 m 2 .<br />
a) Berechne die Glühtemperatur der Wendel.<br />
b) Berechne die im sichtbaren Bereich zwischen 400nm und 800nm abgestrahlte<br />
Lichtleistung und den Wirkungsgrad, das heisst den prozentualen Anteil der im<br />
sichtbaren Bereich abgegebenen Strahlungsleistung<br />
Aus dem Strahlungsgesetz von Planck lässt sich eine weitere wichtige Gesetzmässigkeit ableiten.<br />
Willhelm Wien fragte sich, bei welcher Wellenlänge aus dem kontinuierlichen Spektrum eines<br />
Schwarzen Körpers die Abstrahlung am intensivsten ist. Diese Wellenlänge maximaler<br />
- 34 -<br />
8<br />
m<br />
W<br />
2<br />
K<br />
4
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Strahlungsintensität λmax bei einer Temperatur T befindet sich also dort, wo die spektrale<br />
Strahlungsintensität j (λ ) T ihr Maximum aufweist. Man erkennt durch den Vergleich der Kurven bei<br />
verschiedenen Temperaturen, dass sich dieses Maximum mit zunehmender Temperatur gegen den<br />
UV-Bereich, also zu kürzeren Wellenlängen hin verschiebt. Genauer:<br />
VERSCHIEBUNGSGESETZ VON WIEN<br />
Zwischen der Wellenlänge maximaler Strahlungsintensität λmax und der Temperatur T besteht<br />
beim Schwarzen Körper der Zusammenhang<br />
Beispiel:<br />
Aufgabe 3.4 – (GA)<br />
−3<br />
λ ⋅T<br />
= b mit b = 2 . 9 ⋅10<br />
m ⋅ K<br />
max<br />
Obwohl das Sonnenspektrum nur näherungsweise demjenigen eines Schwarzen Körpers<br />
entspricht, lässt sich daraus die ungefähre Oberflächentemperatur der Sonne abschätzen.<br />
Die Wellenlänge der maximalen Intensität befindet sich beim Sonnenspektrum bei<br />
λ 500nm<br />
.Daraus folgt für die Temperatur:<br />
max =<br />
−3<br />
b 2.<br />
9 ⋅10<br />
T = = K = 5800K<br />
−9<br />
λ<br />
500 ⋅10<br />
max<br />
Im Jahre 1965 entdeckten Arno Penzias und Robert Wilson bei Routinearbeiten an einem<br />
Radioteleskop eine völlig homogene, aus dem Weltall stammende Mikrowellenstrahlung<br />
mit einer Wellenlänge um λ = 1.<br />
07mm<br />
. Diese so genannte kosmische<br />
Hintergrundstrahlung wurde schon 1948 vom Kosmologen George Gamov vorausgesagt<br />
und kann als Restwärme des Urknalls interpretiert werden. Die Temperatur des leeren<br />
Universums liegt also auch in den kältesten Regionen über dem absoluten Nullpunkt!<br />
Berechne die Temperatur der Hintergrundstrahlung und damit des Universums.<br />
Der Theoretiker Planck konnte sich nicht mit einer mehr oder weniger zufällig gefundenen und nur<br />
empirisch gerechtfertigten Formel zufrieden geben. Er wollte die Formel verstehen, das heisst<br />
theoretisch herleiten. Die Hohlraumstrahlung entsteht, wenn die Elektronen in den Wänden oszillieren<br />
(schwingen) und elektromagnetische Strahlung der entsprechenden Frequenz emittieren. Umgekehrt<br />
absorbieren die Wände auch Strahlung, so dass das Strahlungsfeld des Hohlraums mit den<br />
oszillierenden Ladungen in den Wänden in einem dynamischen Gleichgewicht ist. Planck gelang es<br />
schliesslich, eine Herleitung für seine Formel zu finden, indem er durch einen „Akt der Verzweiflung“,<br />
wie er es nannte, eine ungewöhnlich Annahme über die Energie der Oszillatoren machte. Er wollte<br />
„unter allen Umständen, koste es, was es wolle, ein positives Resultat herbeiführen“.<br />
Wie ungewöhnlich diese Annahme war, verstehen wir, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass die<br />
Energie einer Schwingung nach der klassischen Physik vom Quadrat der Amplitude abhängig und von<br />
der Frequenz unabhängig ist. Klassische Oszillatoren können also grundsätzlich jeden beliebigen<br />
Energiewert annehmen.<br />
Plancks folgenschwere Annahme bestand hingegen darin, dass die Oszillatoren, also die<br />
schwingenden Ladungen der Wände, nur Energiewerte annehmen können, die ganzzahlige Vielfache<br />
einer frequenzabhängigen Grundenergie ε = h ⋅ f sind. Als Folge kann Strahlung auch nur in Form<br />
von Paketen der Energie ε = h ⋅ f – so genannten Energiequanten – emittiert oder absorbiert werden.<br />
Planck bemühte sich in den folgenden Jahren seine Annahme irgendwie in die bis anhin bekannten<br />
Theorien zu integrieren: „Alle meine Versuche, das theoretische Fundament der Physik diesen<br />
Erkenntnissen anzupassen scheiterten. Es war, wie wenn einem der Boden unter den Füssen<br />
- 35 -
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
weggezogen worden wäre, ohne dass sich irgendwo fester Grund zeigte, auf dem man hätte bauen<br />
können“.<br />
Während die Planck’sche Formel sich vor allem wegen ihres praktischen Nutzens rasch durchsetzte,<br />
wurde die damit verbundene Energiequantenhypothese in den folgenden Jahren als Kuriosum<br />
angesehen und wenig beachtet. Dies änderte sich im Jahre 1905, als fünf Arbeiten eines bis anhin<br />
völlig unbekannten Beamten des Schweizerischen Patentamts in Bern erschienen, die die Physik<br />
nachhaltig beeinflussten. Eine der Arbeiten nahm die Planck’sche Idee wieder auf – ihr Autor war<br />
Albert Einstein.<br />
3.3 Die Lichtquantenhypothese von Einstein<br />
Um 1900 schien die Wellennatur des Lichtes durch zahlreiche Experimente bewiesen.<br />
Interferenzerscheinungen an Gittern und andere Beobachtungen erlaubten es, die Wellenlänge des<br />
Lichtes zu messen. Es gab nur eine kleine Reihe von Phänomenen, die sich einer Erklärung durch die<br />
Wellennatur des Lichts entzogen. Eines dieser Phänomene war der so genannte Photoeffekt.<br />
Experiment 3.5 - Photoeffekt qualitativ<br />
Aus einer Metalloberfläche treten Elektronen aus, wenn man sie mit ultraviolettem Licht<br />
bestrahlt. Um das zu beobachten, wird eine Zinkplatte auf ein Elektroskop montiert.<br />
• Lade die Zinkplatte zunächst negativ auf (Kunststoffstab mit „Katzenfell“ kräftig<br />
reiben und Ladung vom Stab an der Zinkplatte „abstreichen“). Das Elektroskop<br />
muss ausschlagen.<br />
• Bestrahle die Platte anschliessend mit der Quecksilberdampflampe (Vorsicht<br />
heiss!), die sichtbares und ultraviolettes Licht abgibt. Die Entladung des<br />
Elektroskops zeigt, dass die Platte ihren Elektronenüberschuss rasch verliert.<br />
• Lade die Zinkplatte nochmals auf und filtere den ultravioletten Anteil des Lichtes<br />
nun mit einer Plexiglasplatte heraus. Die Entladung hört sofort auf und setzt auch<br />
bei einer Vergrößerung der Beleuchtungsstärke (näher heranfahren mit der Lampe)<br />
nicht wieder ein. Nur ultraviolettes Licht löst Elektronen aus der Metallplatte.<br />
• Lade die Platte nun positiv (Seidentuch und Glasstab verwenden). Bei einer positiv<br />
geladenen Zinkplatte zeigt die Bestrahlung mit der Quecksilberdampflampe keinen<br />
Effekt. Zwar löst das Licht auch hier Elektronen aus der Platte, doch werden sie<br />
durch die Anziehung der positiven Platte wieder zurückgeholt.<br />
Der Photoeffekt konnte zunächst nicht erklärt werden. Die Wellentheorie des Lichtes sagt nämlich<br />
voraus, dass die Elektronen durch das elektromagnetische Feld des Lichtes in Schwingungen versetzt<br />
werden. Die Amplitude dieser Schwingungen schaukelt sich auf und nimmt so lange zu, bis die<br />
Elektronen genügend Energie haben, um das Metall zu verlassen. Wir können die Zeit, die dazu nötig<br />
ist an einem Beispiel abschätzen.<br />
- 36 -
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Beispiel:<br />
• Nehmen wir an, eine Hg-Dampflampe habe eine Leistung von P = 1200W<br />
.<br />
Davon liegt aber nur etwa 5% der Strahlung in dem für das Freisetzen der<br />
Elektronen verantwortlichen UV-Bereich. Von der Platte wird ausserdem nur<br />
etwa 20% der Strahlung absorbiert – der Rest wird reflektiert. Befindet sich die<br />
bestrahlte Zink-Platte im Abstand R = 1m<br />
von der Lampe, kann die Intensität der<br />
absorbierten Strahlung berechnet werden:<br />
J abs<br />
P ⋅ 0.<br />
05 ⋅ 0.<br />
2<br />
=<br />
= 0.<br />
955W<br />
/ m<br />
2<br />
4π<br />
⋅ R<br />
• Der Radius eines Zn-Atoms beträgt r = 1. 33 ⋅10<br />
m , der absorbierende<br />
Querschnitt<br />
A<br />
⊥<br />
2<br />
Schon diese einfache Rechnung zeigt, dass das herauslösen von Elektronen aus dem Metall durch eine<br />
räumlich gleichmässig einfallende Welle nicht erklärt werden kann. Wir können das an einem<br />
makroskopischen Beispiel veranschaulichen: Die Welle eines Kursschiffs vermag am Seeufer zwar<br />
herumliegende Holzstücke wegzuschwemmen, keinesfalls aber tonnenschwere Felsbrocken<br />
wegzukatapultieren. Genau das müsste sie aber tun, um den Photoeffekt zu veranschaulichen.<br />
Es gibt noch weitere Punkte, weshalb der Photoeffekt mit einer Wellentheorie kaum plausibel gemacht<br />
werden kann. Zunächst sollten die Elektronen durch die Lichtwelle bei jeder Frequenz – und nicht erst<br />
oberhalb einer minimalen Frequenz – mehr oder weniger gut zum Schwingen und daher auch zum<br />
Austreten aus dem Metall angeregt werden. Ausserdem könnte vermutet werden, dass bei starkem<br />
Licht die Elektronen durch das elektrische Feld der Lichtwelle auf hohe Geschwindigkeiten<br />
beschleunigt werden. Die Energie der austretenden Elektronen müsste daher mit der Intensität des<br />
Lichtes zunehmen. Die nun folgende Untersuchung des Photoeffekts zeigt uns aber, dass diese<br />
Vermutungen falsch sind.<br />
- 37 -<br />
−20<br />
2<br />
= π ⋅ r = 5. 56 ⋅10<br />
m . Daher beträgt die durch ein Atom<br />
absorbierte Leistung Pabs = J abs A⊥<br />
= 5.<br />
31⋅10<br />
W .<br />
Andererseits ist bekannt, dass zum herauslösen eines Elektrons aus einem Zn-<br />
−19<br />
Atom eine Energie E = 4.<br />
34eV<br />
= 6.<br />
95 ⋅10<br />
J nötig ist. Dieser Vorgang dauert<br />
also mindestens<br />
E<br />
t =<br />
P<br />
= 13.<br />
1s<br />
abs<br />
Diese relativ lange Zeitdauer steht aber nun im krassen Gegensatz zum<br />
Experiment, denn genaue Untersuchungen zeigen, dass für die Freisetzung von<br />
−8<br />
Elektronen bereits eine Bestrahlungszeit von t'<br />
= 10 s genügt!<br />
• Gehen wir umgekehrt von einer Bestrahlungszeit von t'<br />
= 10 s aus und<br />
berechnen die absorbierende Fläche, auf der genügend Energie einfällt, um das<br />
Elektron herauszulösen:<br />
A<br />
=<br />
P<br />
J<br />
−20<br />
abs − 11<br />
abs<br />
=<br />
J<br />
E<br />
= 7.<br />
28 ⋅10<br />
⋅ t'<br />
abs<br />
Die nötige Fläche entspricht dem Querschnitt von 1. 31⋅<br />
10 Atomen!<br />
2<br />
m<br />
10<br />
2<br />
9<br />
−8
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Experiment 3.6 - Photoeffekt quantitativ – (SE)<br />
Führe das Experiment 3.6 gemäss separater Versuchsanleitung durch. Es lässt sich als<br />
reales Experiment oder als Kurzversion mit dem Applet „Photoeffekt“ durchführen.<br />
Der Photoeffekt nimmt eine zentrale Stellung für die Deutung der quantenhaften Natur des Lichtes<br />
ein. Er zeigt, dass die kinetische Energie der herausgelösten Elektronen nicht von der Intensität des<br />
eingestrahlten Lichtes abhängig ist, sondern nur von dessen Frequenz. Ausserdem tritt der Photoeffekt<br />
nur bei Lichtfrequenzen auf, die grösser als ein kritischer, für jedes Metall individueller Wert sind.<br />
Der Photoeffekt steht also im Widerspruch zum klassischen Wellenmodell des Lichts, mit dem man<br />
lange Zeit versucht hat Lichterscheinungen zu deuten. Für die Versuchsergebnisse standen deshalb<br />
zunächst keine befriedigenden Erklärungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Deutung der<br />
experimentellen Ergebnisse des Photoeffekts erfolgte schliesslich im Jahre 1905 durch Albert Einstein.<br />
Sein Artikel "Über einen die Erzeugung und Verwandlung des Lichtes betreffenden heuristischen<br />
Gesichtspunkt" nahm die Planck’sche Idee der Energiequanten wieder auf und ging von folgender<br />
Annahme aus:<br />
Licht besteht aus Photonen (Lichtquanten) der Energie E = h ⋅ f<br />
Was wäre, wenn die Energie der Lichtwelle nicht räumlich gleichmässig verteilt, sondern punktförmig<br />
an einzelnen Stellen konzentriert auf der Platte eintreffen würde? Mit dieser Idee war Einstein in der<br />
Lage, den Photoeffekt zu deuten. Er schreibt: "Nach der Auffassung, dass das einfallende Licht aus<br />
Photonen von der Energie h ⋅ f bestehe, lässt sich die Erzeugung von Elektronen durch Licht<br />
folgendermaßen auffassen: In die oberflächliche Schicht des Körpers dringen Photonen ein, und deren<br />
Energie verwandelt sich wenigstens zum <strong>Teil</strong> in kinetische Energie von Elektronen. Die einfachste<br />
Vorstellung ist die, dass ein Photon seine ganze Energie an ein einziges Elektron abgibt. Außerdem<br />
muss jedes Elektron beim Verlassen des Körpers eine für den Körper charakteristische Arbeit WA<br />
verrichten. Die kinetische Energie der austretenden Elektronen beträgt daher<br />
mv<br />
2<br />
2<br />
= h ⋅ f − W<br />
WA gibt demnach die Arbeit an, die zur Entfernung eines Elektrons aus dem Metall erforderlich ist.<br />
Die Energie der herausgelösten Elektronen ist dadurch etwas geringer als diejenige der einfallenden<br />
Lichtquanten.“<br />
Halten wir das nochmals fest:<br />
LICHTQUANTENHYPOTHESE (A. EINSTEIN):<br />
Licht besteht aus Photonen (Lichtquanten), deren Energie E = h ⋅ f nur von der Frequenz des<br />
−34<br />
Lichtes abhängt. Dabei bezeichnet h = 6.<br />
6262 ⋅10<br />
Js das Plancksche Wirkungsquantum.<br />
Aufgabe 3.7 - Photoeffekt Auswertung – (GA)<br />
Wir wollen die von Einstein gemachte Behauptung anhand der in Experiment 3.6<br />
gemessenen Daten überprüfen. Von blossem Auge erkennt man, dass die Messpunkte<br />
im Energie-Frequenz-Diagramm von Experiment 3.6 auf einer Gerade liegen.<br />
Tatsächlich stellt die von Einstein vorgeschlagene Gleichung für die von den<br />
Photonen stammende Energie der Elektronen Ekin = h ⋅ f − WA<br />
eine Gerade dar.<br />
- 38 -<br />
A
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a) Lege von Hand eine möglichst gut zu den Daten passende Gerade ins Energie-<br />
Frequenz-Diagramm von Experiment 3.6.<br />
b) Ermittle die Steigung der Geraden aus dem Diagramm. Wenn die Einsteinsche<br />
Behauptung stimmt, müsste die Steigung der Geraden (mit den gewählten<br />
−34<br />
Einheiten des Diagramms) der Planckschen Konstante h = 6.<br />
6262 ⋅10<br />
Js<br />
entsprechen. Trifft dies ungefähr zu?<br />
c) Ermittle die Austrittsarbeit WA aus dem Diagramm. Gib sie in den<br />
Energieeinheiten J und in eV an.<br />
Die Lichtenergie tritt gemäss der Einsteinschen Hypothese also nicht in beliebigen Energiebeträgen<br />
auf, sondern als Summe kleinster Energiemengen. Die kleinste Energiemenge, eine Art<br />
"Elementarenergie", ist das Energiequant mit dem Betrag h ⋅ f . Jede Lichtenergie ist also gequantelt.<br />
Der Wert der Konstanten h ist allerdings so ausserordentlich klein, dass die Quantelung der<br />
Lichtenergie für unsere alltäglichen Beobachtungen vernachlässigbare Auswirkungen hat. Erst für die<br />
Mikroobjekte bestimmt das Plancksche Wirkungsquantum das Ausmass der Quanteneffekte und trennt<br />
damit unsere Alltagswelt von der Welt der Quanten.<br />
Mit den Photonen wurde die Newtonsche Vorstellung vom Licht als Strom von <strong>Teil</strong>chen – wenn auch<br />
in etwas anderer Form – wieder belebt. Tatsächlich kann man die von einer Lichtquelle ausgehende<br />
Anzahl Photonen, zumindest im monochromatischen Fall leicht berechnen<br />
Beispiel:<br />
Ein Laser hat eine Leistung von 10mW und arbeitet bei einer Wellenlänge von 430nm.<br />
Wir wollen berechnen, wie viele Photonen pro Sekunde aus dem Laser strömen.<br />
Dazu wählen wir eine Zeit t = 1s, während dieser der Laser die Energie E = P ⋅ t = 0.<br />
01J<br />
abgibt. Ein Photon hat die Energie E Photon = h ⋅ f = hc / λ , wobei für die Frequenz<br />
f = c / λ eingesetzt wurde. Bezeichnet n die Anzahl pro Sekunde aus dem Laser tretender<br />
Photonen, gilt E = n ⋅ E Photon . Daraus kann n berechnet werden:<br />
E E ⋅λ<br />
16<br />
n = = = 2. 16⋅10<br />
E hc<br />
Allgemein ist also die Strahlungsleistung einer monochromatischen Lichtquelle proportional zur<br />
Frequenz sowie zur Anzahl der Photonen. Bei fester Frequenz bestimmt die Anzahl ausgesandter<br />
Photonen die Leistung und somit die Intensität der Lichtquelle.<br />
Aufgabe 3.8 – (GA)<br />
Photon<br />
Um ein Experiment mit einzelnen Photonen, etwa den im nächsten Abschnitt<br />
beschriebenen Doppelspaltversuch durchzuführen, soll sich in einer 30cm langen<br />
Versuchsanordnung im Mittel nur immer ein Photon befinden. Als Lichtquelle dient<br />
ein Laserpointer mit Leistung 1mW und einer Wellenlänge von 632nm. Um die<br />
Photonenzahl soweit zu vermindern, wie es das Experiment erfordert, werden<br />
Graufilter in den Strahlengang gestellt. Um welchen Faktor müssen die Filter die<br />
Photonenzahl reduzieren und wie viele Filter muss man verwenden, wenn jeder 95%<br />
des Lichts absorbiert und 5% passieren lässt? Hinweis: Die Photonen bewegen sich<br />
mit Lichtgeschwindigkeit.<br />
Bis vor einiger Zeit waren als technische Anwendung des Photoeffekts so genannte Photozellen in<br />
Gebrauch, wie wir sie auch in Experiment 3.6 benutzt haben. Sie dienten vor allem zur Messung von<br />
Lichtintensitäten, etwa in Form von Belichtungsmessern bei Photoapparaten. Auch wenn diese<br />
- 39 -
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Aufgaben heute meist durch Halbleiterelemente (Phototransistoren) übernommen werden, gestattet die<br />
Einsteinsche Formel zum Photoeffekt einige interessante Berechnungen zur Photoemission von<br />
Elektronen aus Metalloberflächen.<br />
Beispiel:<br />
Die Katode einer Photozelle besteht aus Caesium (WA = 1.96 eV). Im Folgenden fällt<br />
nacheinander monochromatisches Licht mit der Wellenlänge λ1 = 410 nm (blaues Licht)<br />
und λ2 = 656 nm (rotes Licht) auf die Katode. Wir wollen untersuchen, ob durch<br />
Einwirkung des Lichtes dieser Wellenlängen Elektronen emittiert werden:<br />
Es gilt Ekin = h ⋅ f − WA<br />
. Zuerst Berechnen wir die Frequenz des Lichtes aus der<br />
Wellenlänge f = c / λ = 7.<br />
31⋅10<br />
Hz und f = c / λ = 4.<br />
57 ⋅10<br />
Hz . Dann braucht man<br />
Blaues Licht hat also eine kürzere Wellenlänge und somit eine höhere Energie als rotes. Deutlich wird<br />
das auch an der UV-Strahlung, Röntgenstrahlung und γ-Strahlung. Weil ultraviolettes Licht zum<br />
Beispiel eine kurze Wellenlänge und somit eine hohe Energie hat, kann es beim Menschen die<br />
Hautzellen beschädigen.<br />
Das Beispiel zeigt ausserdem, dass es für ein Metall eine von der Austrittsarbeit WA abhängige<br />
kritische Wellenlänge λkrit gibt. Nur Licht mit einer kleineren Wellenlänge λ ≤ λkrit<br />
ist in der Lage<br />
Metallelektronen freizusetzen.<br />
Aufgabe 3.9 – (GA)<br />
1<br />
Die Austrittarbeit WA für Zink beträgt 4.34eV. Wie gross ist die kritische<br />
Wellenlänge, bei der das Licht in Experiment 3.5 gerade noch Elektronen<br />
freizusetzen vermag? In welchem Bereich des elektromagnetischen Spektrums liegt<br />
sie?<br />
Aufgabe 3.10<br />
1<br />
14<br />
Eine Silberplatte wird mit monochromatischem Licht bestrahlt. Es zeigt sich, dass für<br />
Wellenlängen λ < 280nm Elektronen aus der Platte geschlagen werden.<br />
a) Wie gross ist die Austrittsarbeit WA von<br />
Silber?<br />
b) Die Silberelektrode einer Photozelle wird von<br />
Licht mit Wellenlänge λ=200nm bestrahlt. Die<br />
Strahlungsintensität beträgt 10mW. Welcher<br />
Strom fliesst durch das Amperemeter, wenn<br />
jedes Photon ein Elektron herausschlägt?<br />
I<br />
c) Nun wird das Amperemeter durch eine<br />
Batterie ersetzt. Welche Gegenspannung muss angelegt werden, damit der<br />
Stromfluss zum Erliegen kommt und wie muss die Batterie an den Elektroden<br />
der Photozelle gepolt sein?<br />
- 40 -<br />
2<br />
1<br />
−19<br />
noch die Energie WA umzurechnen: = 1.<br />
602 ⋅10<br />
C ⋅1.<br />
96V<br />
= 3.<br />
14 ⋅10<br />
J . Somit<br />
W A<br />
erhält man die kinetische Energie der Elektronen = h ⋅ f −W<br />
= 1.<br />
70 ⋅10<br />
J und<br />
−19<br />
14<br />
E1 1 A<br />
E2 = h ⋅ f2<br />
−WA<br />
= −1.<br />
12 ⋅10<br />
J . Die durch Photonen mit blauem Licht bestrahlten<br />
Elektronen haben eine positive kinetische Energie E 1 und können somit aus der Platte<br />
austreten. Die mit rotem Licht bestrahlten Elektronen haben jedoch zuwenig Energie um<br />
austreten zu können. Das erkennt man am negativen Wert von E 2 .<br />
−19<br />
−19
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Im Jahre 1921 erhielt Albert Einstein für die Photonenhypothese den Nobelpreis. Seine Ideen<br />
erschienen vielen Physikern so kühn, dass sie zunächst nicht akzeptiert wurden. Sogar Max Planck<br />
schrieb noch 1913 in dem Antrag, Albert Einstein in die Preußische Akademie der Wissenschaften<br />
aufzunehmen: „Dass Einstein in seinen Spekulationen gelegentlich auch einmal über das Ziel<br />
hinausgeschossen haben mag, wie z. B. in seiner Photonenhypothese, wird man ihm nicht allzu sehr<br />
anrechnen dürfen. Denn ohne einmal ein Risiko zu wagen, lässt sich auch in der exakten Wissenschaft<br />
keine wirkliche <strong>Neue</strong>rung einführen.“ Im Laufe der Zeit hat die Photonenhypothese aber viele weitere<br />
Bestätigungen erfahren.<br />
Albert Einstein hatte übrigens die Arbeit zu den Lichtquanten kurz vor der Veröffentlichung 1905 als<br />
Doktorarbeit an der Uni Zürich eingereicht. Der damalige Institutsvorsteher erkannte den Wert der<br />
Arbeit, zögerte aber, eine so spekulative Schrift als Dissertation zuzulassen, worauf Einstein<br />
kurzerhand eine neue Arbeit einreichte (ebenfalls eine der fünf Arbeiten aus dem Wunderjahr 1905).<br />
Natürlich kann man den Leiter des Zürcher Physikinstituts verstehen, besonders in Anbetracht der<br />
unmittelbar folgenden Kritik an der Lichtquantenhypothese, beispielsweise von Persönlichkeiten wie<br />
Planck. Trotzdem ist es schade, dass diese bahnbrechende Arbeit Einsteins zum Wesen des Lichts<br />
keinen Eingang in den Dissertationskatalog der Uni Zürich gefunden hat. Als 1907 an der Uni Zürich<br />
eine Professur für Theoretische Physik geschaffen wurde, war den Verantwortlichen dennoch sofort<br />
klar, dass nur ein Kandidat dafür in Frage kam und so erhielt Einstein seine erste Anstellung als<br />
Professor am Physikinstitut der Uni Zürich.<br />
Zum Schluss dieses Abschnitts wollen wir noch zwei weitere Beispiele für die Anwendung des<br />
Photoeffekts kennen lernen. Der Photoeffekt kann in gewissem Sinne auch umgekehrt werden. Dies<br />
geschieht zum Beispiel in einer Leuchtdiode (LED) oder bei der Erzeugung von Röntgenstrahlung in<br />
einer Röntgenröhre.<br />
Eine Röntgenröhre besteht im Wesentlichen aus<br />
einer evakuierten Glasröhre mit einer Kathode und<br />
eine schräg montierten Anode. Mit einem Heizdraht<br />
werden Elektronen freigesetzt und durch die<br />
zwischen Anode und Kathode anliegende<br />
Hochspannung im Bereich von 400V bis 200kV<br />
beschleunigt. Auf der Anode werden die Elektronen<br />
sehr plötzlich abgebremst und geben dabei ihre<br />
Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung<br />
im Röntgenbereich ab.<br />
Beispiel:<br />
Die energieärmste Röntgenstrahlung hat eine Wellenlänge von 3nm. Welche Spannung<br />
muss zwischen Anode und Katode der Röhre anliegen, um sie zu erzeugen?<br />
Zuerst berechnen wir die Energie eines Photons im Röntgenbereich. Diese wird dann mit<br />
der kinetischen Energie eines durch die Spannung U beschleunigten Elektrons<br />
h ⋅ c<br />
gleichgesetzt: EPhoton = h ⋅ f = hc / λ und Ekin = e ⋅U<br />
ergibt U = = 413V<br />
λ<br />
⋅ e<br />
Aufgabe 3.11<br />
Berechne die Wellenlänge der bei einer Beschleunigungsspannung von 50kV<br />
entstehenden Röntgenstrahlung.<br />
- 41 -
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Leuchtdioden, kurz LED genannt, sind Halbleiterelemente, die den Strom nur in eine Richtung<br />
fliessen lassen. Aber auch in Durchlassrichtung sperrt die Diode zunächst noch, das heisst sie weist<br />
bei kleinen Spannungen einen sehr hohen Widerstand auf. Wird die äussere Spannung jedoch auf<br />
einen bestimmten Wert U erhöht, gelingt es den Elektronen die Sperrschicht der Diode, die als<br />
Potentialbarriere dient, zu überwinden. Hinter der Sperrschicht geben die Elektronen ihre<br />
Energie E = e ⋅U<br />
in Form von Lichtquanten wieder ab. Man spricht hierbei vom Inneren Photoeffekt.<br />
Die Frequenz des entstehenden Lichts hängt dabei von der Spannungsdifferenz an der<br />
Potentialbarriere ab. Diese kann näherungsweise mit der Spannung gleichgesetzt werden, bei der die<br />
LED zu leuchten beginnt. Dabei gilt:<br />
E = h ⋅ f ,<br />
E = e ⋅U<br />
- 42 -<br />
⇒<br />
e ⋅U<br />
f =<br />
h<br />
Misst man umgekehrt die Leuchtspannungen und Frequenzen bei verschiedenfarbigen LED’s, kann<br />
daraus sogar die Plancksche Konstante bestimmt werden. Das machen wir im folgenden Experiment.<br />
Experiment 3.12 - Innerer Photoeffekt – (SE)<br />
Führe Experiment 3.12 gemäss separater Versuchsanleitung durch.<br />
3.4 Welle-<strong>Teil</strong>chen-Dualismus<br />
Einsteins Lichtquantenhypothese konnte zwar den Photoeffekt erklären, führte aber unweigerlich auf<br />
ein neues Dilemma. Einstein warf die alte Frage wieder auf, ob Licht mit einem Wellen- oder mit<br />
einem <strong>Teil</strong>chenmodell erklärt werden muss. Während sich bei den Physikern vor 1905 die über einen<br />
langen Zeitraum entstandene Theorie des Lichts als elektromagnetische Welle durchgesetzt hatte,<br />
brachte die Lichtquantenhypothese eine in jeder Hinsicht andersartige Korpuskeltheorie ins Spiel. Die<br />
teilweise heftigen und ablehnenden Reaktionen auf die Theorie der Lichtquanten sind von diesem<br />
Standpunkt verständlich, insbesondere weil die beiden Theorien kaum vereinbar scheinen.<br />
Das Paradoxon wurde durch ein 1909 von Geoffrey Taylor durchgeführtes Experiment sogar noch<br />
verschärft. Er stellte sich die Frage, was man beobachten würde, wenn man nur einzelne Photonen<br />
durch einen Doppelspalt schickt. Würde man keine Interferenzmuster mehr sehen und daraus<br />
schliessen können, dass diese durch gegenseitige Beeinflussung der Photonen entstehen? Oder würde<br />
jedes Photon ein – ausserordentlich schwaches – über den ganzen Schirm ausgebreitetes<br />
Interferenzmuster erzeugen? Zur Klärung dieser Frage untersuchte Taylor die Beugung von Licht an<br />
einer Nadelspitze. Als Schirm diente eine Fotoplatte. Taylor verringerte die Intensität des Lichtes so<br />
stark, dass sich im Mittel nur ein Photon zwischen Lichtquelle und Schirm befand. So konnte er<br />
prüfen, ob das Interferenzmuster durch Wechselwirkung einander folgender Photonen entsteht. Für<br />
eine messbare Schwärzung der Fotoplatte musste er mehrere Monate lang belichten. Das Ergebnis war<br />
verblüffend: Es zeigte sich das gleiche Interferenzbild, wie bei der Belichtung mit hoher<br />
Lichtintensität. Jedes Photon musste also beim Durchgang durch den Doppelspalt mit sich selber<br />
interferiert haben. Wir können das Experiment als Computersimulation wiederholen.<br />
Experiment 3.13 - Das Experiment von Taylor (Computersimulation) – (SE)<br />
• Starte das Programm „Doppelspaltversuch“. Wähle z.B. folgende Einstellungen:<br />
Quelle: „Photonen“, Wellenlänge λ = 620nm<br />
Blende: Spaltbreite 100 μm<br />
, Spaltabstand 300 μm<br />
Schirm: Zoom 100x
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• Schalte die Lampe für einige Sekunden ein und wieder aus. Das vielleicht<br />
überraschende Ergebnis zeigt, dass jedes einzelne Photon zunächst kein über den<br />
Schirm ausgebreitetes Interferenzmuster, sondern einen scharf lokalisierten<br />
Leuchtpunkt erzeugt. Die Anordnung der Punkte erscheint zufällig.<br />
• Schalte die Lampe jetzt nochmals ein und drücke einige male auf „Speed“.<br />
Langsam zeichnet sich ein Muster auf dem Schirm ab: Es bilden sich Streifen, mit<br />
einer hohen Anzahl Photoneneinschlägen und solche mit einer geringen Zahl, die<br />
dem aus der Wellenoptik bekannten Interferenzmuster entsprechen. Da nur<br />
einzelne Photonen den Doppelspalt passiert haben, kann die Interferenz nicht<br />
durch gegenseitige Beeinflussung der Photonen entstehen. Jedes einzelne Photon<br />
muss also auch hier mit sich selbst interferieren und demzufolge beim Durchgang<br />
durch einen Doppelspalt Welleneigenschaften aufweisen.<br />
Tatsächlich ergibt sich bei jedem Interferenzversuch mit Licht ein ähnliches Bild, wie das Beispiel<br />
eines durch einen Doppelspalt bestrahlten Films zeigt. Von blossem Auge erkennt man auf dem Film<br />
ein scheinbar kontinuierliches Interferenzmuster aus dunkeln und hellen Streifen (die dunkeln Streifen<br />
sind auf dem Film belichtet).<br />
Betrachtet man den Film unter dem Mikroskop zeigt sich ein anderes Bild. Anstatt einer<br />
kontinuierlichen Schwärzung erkennt man ein Muster von zufällig verteilten dunklen Punkten. Diese<br />
entstehen immer dort wo das körnige Filmmaterial ein Photon absorbiert. In den Regionen grosser<br />
Lichtintensität, also in den dunkleren Steifen des Interferenzmusters, erkennt man eine hohe Dichte an<br />
geschwärzten Punkten, in Regionen mit geringer Lichtintensität eine geringe Dichte. Dies entspricht<br />
dem von Einstein postulierten <strong>Teil</strong>chenbild: Eine hohe Lichtintensität kommt nicht durch besonders<br />
energiereiche Photonen zustande (denn die Energie eines Photons hängt ja nur von seiner Frequenz<br />
ab), sondern durch eine grosse Anzahl von Photonen.<br />
Daraus kann man die folgenden Schlüsse ziehen: Ein einzelnes Photon erzeugt bei seiner Absorption<br />
auf dem Film einen genau lokalisierten Schwärzungspunkt. Das Photon verhält sich dabei<br />
teilchenartig. Das Interferenzmuster entsteht erst durch das Auftreffen vieler zufällig verteilter<br />
Photonen. Dies bedeutet, dass die mit dem Wellenmodell berechnete Intensitätsverteilung proportional<br />
zur Auftreffwahrscheinlichkeit des Photons am jeweiligen Ort auf dem Schirm ist (die Intensität selbst<br />
ist proportional zum Amplitudenquadrat der Elektrischen Feldstärke<br />
- 43 -<br />
2<br />
Ê ). Dennoch lässt sich die<br />
Entstehung eins Interferenzmusters, auch in dieser statistischen Ausprägung, nur mit dem<br />
Vorhandensein einer irgendwie gearteten Welle deuten. Dies ist der wellenartige Aspekt des Photons.<br />
Dies führt zu einer paradoxen Situation: Zur vollständigen Beschreibung eines Photons wird sowohl<br />
das so genannte Wellenbild als auch das so genannte <strong>Teil</strong>chenbild benötigt. Die beiden Aspekte<br />
scheinen irgendwie unvereinbar, widersprechen sich aber nicht wirklich, da sie auf unterschiedliche
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Situationen angewandt werden. Wollen wir die Entstehung des von jedem einzelnen Photon<br />
mitgetragenen Interferenzmusters (respektive die damit verknüpfte Wahrscheinlichkeitsverteilung)<br />
beim Durchgang durch den Doppelspalt beschreiben, müssen wir dem Photon Welleneigenschaften<br />
zuschreiben. Wollen wir hingegen das Auftreten von diskreten und zufällig verteilten<br />
Schwärzungspunkten auf dem Schirm erklären, benötigen wir die den Photonen zugeschriebenen<br />
<strong>Teil</strong>cheneigenschaften.<br />
Andererseits lässt sich schwer verstehen, wie ein Photon sich einerseits als Welle über den ganzen<br />
Raum ausbreiten kann, andererseits auf einer Photoplatte einen scharf lokalisierten Schwärzungspunkt<br />
erzeugt. Und trotzdem ist es so! Die Tatsache, dass die Natur sich hier nicht so verhält, wie ein<br />
rationaler Geist zunächst erwartet, führte bei einer Reihe von Physikern zwischen 1920 und 1930 zur<br />
Erkenntnis, dass sich die Welt der Quantenobjekte nicht mehr in den Kategorien der klassischen<br />
Physik beschreiben lässt. <strong>Neue</strong> Begriffe mussten geschaffen werden.<br />
QUANTENEIGENSCHAFTEN DER PHOTONEN<br />
• Photonen verhalten sich nicht wie Objekte der klassischen Physik. Um sie vollständig zu<br />
beschreiben sind sowohl Wellen- wie auch <strong>Teil</strong>chenaspekte nötig.<br />
• Die Absorption eines Photons findet immer an einem scharf lokalisierten, aber zufällig<br />
verteilten Ort statt. Das Photon wird immer als Ganzes absorbiert oder emittiert.<br />
• Die Auftreffwahrscheinlichkeit des Photons an einer Stelle ist proportional zum Quadrat<br />
der Amplitude der damit verknüpften Welle.<br />
Die Tatsache, dass Photonen sowohl <strong>Teil</strong>chen- als auch Welleneigenschaften besitzen, wird heute als<br />
Welle-<strong>Teil</strong>chen-Dualismus bezeichnet. Allerdings wir das Wellen- und das <strong>Teil</strong>chenbild nie<br />
gleichzeitig, sondern nur für einander ausschliessende <strong>Teil</strong>aspekte in Anspruch genommen. Zur<br />
Erfassung von einander ausschliessenden, aber dennoch für die vollständige Beschreibung eines<br />
Mikroobjekts benötigten <strong>Teil</strong>aspekten, hat Niels Bohr den Begriff der Komplementarität geprägt.<br />
3.5 Polarisation von Photonen<br />
Wir haben die Polarisation im Zusammenhang mit elektromagnetischen Wellen bereits kennen gelernt,<br />
wollen das wichtigste hier aber nochmals kurz repetieren. Die Polarisationsrichtung einer<br />
elektromagnetischen Welle ist die Richtung des elektrischen Feldvektors E( x,<br />
t)<br />
r r<br />
, der immer senkrecht<br />
zur Ausbreitungsrichtung der Welle steht. Die elektromagnetische Welle ist also immer eine<br />
Transversalwelle. Das Licht der meisten natürlichen<br />
Lichtquellen, zum Beispiel von Glühlampen, ist unpolarisiert.<br />
Das heisst, es kommen Wellen aller Polarisationsrichtungen<br />
senkrecht zur Ausbreitungsrichtung vor. Möchte man Licht mit<br />
nur einer Polarisationsrichtung erhalten, kann dazu<br />
beispielsweise ein Polarisationsfilter verwendet werden. Dabei<br />
kann der Filter nur von Strahlung einer bestimmten<br />
Polarisationsrichtung passiert werden.<br />
Ganz anders verhält es sich beim Licht eines Lasers. Das Laserlicht ist aufgrund der speziellen Bauart<br />
des Lasers bereits polarisiert. Daher eignet sich der Laser besonders gut für Untersuchungen zur<br />
Polarisation: Nehmen wir an, der elektrische Feldstärkevektor des Laserlichtes sei 0 Er . Trifft der in<br />
E0 r -Richtung polarisierte Lichtstrahl auf einen Filter, der um einen Winkel α gegenüber 0 Er verdreht<br />
ist, findet eine Vektorzerlegung von 0 Er in eine zur Durchlassrichtung parallele und eine dazu<br />
senkrechte Komponente statt. Hinter dem Filter weist der Lichtstrahl nur noch die parallele<br />
transmittierte Komponente 1 Er auf, die senkrechte Komponente wird von der Filterfolie absorbiert,<br />
- 44 -
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
das heisst geschluckt. Der Laserstrahl wird durch den Filter also abgeschwächt und um den Winkel α<br />
gedreht.<br />
absorbierte Komponente<br />
Die Abbildung des Vektors 0 Er auf 1 Er ist in der Geometrie unter dem Begriff orthogonale Projektion<br />
bekannt. Aus der Figur erkennt man leicht, dass E = E ⋅ cos( α)<br />
ist. Andererseits wissen wir, dass<br />
die Intensität J0 der Welle proportional zum Quadrat der Amplitude Ê 0 . Daher gilt für die<br />
Abschwächung des Strahls:<br />
ABSCHWÄCHUNG EINES LICHTSTRAHLS<br />
1<br />
- 45 -<br />
0<br />
Die Intensität J 0 eines polarisierten Lichtstrahls wird an einem um α gedrehten<br />
Polarisationsfilter auf J 1 reduziert, wobei gilt:<br />
J<br />
1<br />
= J<br />
0<br />
α<br />
E r<br />
1<br />
Durchlassrichtung<br />
neue Polarisationsrichtung<br />
2 J1<br />
2<br />
⋅ cos ( α ) ⇔ = cos ( α)<br />
J<br />
Dies ist die Sichtweise, wenn Licht als klassische elektromagnetische Welle betrachtet wird. Wir<br />
wissen jedoch, dass ein Lichtstrahl nach der quantentheoretischen Vorstellung als Strom von Photonen<br />
(Lichtquanten) betrachtet werden kann. Jedes Lichtquant stellt ein Wellenpaket dar, das ebenfalls eine<br />
Polarisationsrichtung besitzt: Photonen weisen eine Polarisationsrichtung auf. Natürlich muss die<br />
quantenmechanische Vorstellung mit der klassischen konsistent sein. Trotzdem bringt die Umdeutung<br />
der klassischen Sichtweise auf Photonen auch eine neue Erkenntnis mit sich. Diese Umdeutung soll<br />
jetzt erfolgen.<br />
Aus der Polarisationseigenschaft von Laserlicht folgt, dass die durch einen Laser erzeugten Photonen<br />
nicht nur monochromatisch sind (d.h. alle die gleiche Frequenz besitzen), sondern auch alle die<br />
gleiche Polarisationsrichtung aufweisen.<br />
Wir haben bei der klassischen Welle von einer Zerlegung in eine durchgelassene und eine absorbierte<br />
Komponente gesprochen. Bei einem Photon ist eine solche Zerlegung nicht möglich, da die Energie<br />
eines Photons E = h ⋅ f nur von seiner Frequenz abhängt und diese beim Durchgang durch den Filter<br />
nicht verändert wird (das Quantum ist unteilbar!). Das heisst, das Photon kann nur als Ganzes<br />
durchgelassen oder als Ganzes absorbiert werden. Wird das Photon durchgelassen, richtet sich seine<br />
Polarisationsrichtung jedoch parallel zur Durchlassrichtung des Filters aus.<br />
Wie ist nun aber die Abschwächung des Lichtstrahls der klassischen Sichtweise mit der<br />
Photonenhypothese vereinbar? Die Antwort ist relativ einfach. Die klassische Intensität ist<br />
proportional zur Anzahl Photonen. Somit gibt das Verhältnis der Intensitäten des Lichtstrahls vor und<br />
nach dem Durchgang durch den Filter die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Photon den Filter passieren<br />
kann. Die so genannte Transmissionswahrscheinlichkeit ist also gegeben durch<br />
J1<br />
2<br />
P( α ) trans = = cos ( α)<br />
(1)<br />
J<br />
0<br />
Für die absorbierte Komponente gilt nach der obigen Zerlegung klassisch E 2 = E0<br />
⋅ sin( α)<br />
. Für die<br />
Absorptionswahrscheinlichkeit gilt entsprechend<br />
E r<br />
0<br />
0<br />
anfängliche Polarisationsrichtung
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
J 2 2<br />
Pabs ( α ) = = sin ( α)<br />
(2)<br />
J<br />
Diese Wahrscheinlichkeitsdeutung der Vorgänge am Polarisationsfilter wird auch durch eine<br />
geometrische Eigenschaft der Sinus- und Cosinusfunktion gestützt. Es gilt nämlich für jeden Winkel<br />
2<br />
2<br />
sin ( α ) + cos ( α)<br />
= 1 . Dies entspricht der Forderung, dass die Transmissions- und die<br />
Absorptionswahrscheinlichkeit zusammen 1 ergeben müssen (d.h. 100%):<br />
0<br />
Pabs + Ptrans = 1<br />
Hier erkennt man wiederum, dass nicht etwa die Feldstärke E 1 = E0<br />
⋅ cos( α)<br />
in die<br />
Wahrscheinlichkeitsdeutung einfliesst, sondern das zur Intensität J1 proportionale Quadrat der<br />
Feldstärke cos ( )<br />
2 2 2<br />
E = E ⋅ α .<br />
1<br />
0<br />
Wendet man die so erhaltenen Formel auf den Fall an, wo die Polarisationsrichtung des Laserstrahls<br />
bereits parallel zur Filterrichtung ist, das heisst wenn α = 0°<br />
ist, findet keine Absorption statt und alle<br />
Photonen werden unverändert durchgelassen. Tatsächlich liefern die beiden Formeln P trans = 1 und<br />
P abs = 0 . Dies gilt allerdings nur für einen idealen Filter. Die in der Praxis verwendeten Filterfolien<br />
absorbieren immer einen <strong>Teil</strong> der Photonen, auch dann wenn die Filterrichtung parallel zur<br />
Polarisationsrichtung des Laserstrahls ist. Die Transmissionswahrscheinlichkeit für den Winkel<br />
α = 0°<br />
ist also
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Um das zu entscheiden, wird beispielsweise das folgende Experiment durchgefüht: In jeden der beiden<br />
Lichtwege eines Strahlteilerwürfels stellen wir einen Detektor, der in der Lage ist einzelne Photonen<br />
nachzuweisen 5 . Schliesslich brauchen wir noch einen so genannten Koinzidenzzähler. Dieser zählt nur<br />
gleichzeitige Impulse von beiden Detektoren - also nur das gleichzeitige Auftreten von Photonen im<br />
Detektor A und B. Führt man nun die Messung mit einzelnen Photonen durch, findet man abgesehen<br />
von Messfehlern keine Koinzidenzen 6 . Das heisst, Photonen teilen sich tatsächlich nicht, sondern<br />
folgen als Ganzes in zufälliger Weise entweder dem einen oder anderen Weg. Das überrascht<br />
eigentlich wenig, sondern bestätig das <strong>Teil</strong>chenbild des Lichts. Demnach besteht ein Lichtstrahl aus<br />
einem Strom von Photonen, wobei am Strahlteiler rund die Hälfte der Photonen zufällig den einen und<br />
rund die Hälfte den anderen Weg wählt. Das Wellenbild der Photonen scheint dabei nicht zur<br />
Anwendung zu kommen. Wir werden allerdings weiter unten sehen, dass eine so einfache Sichtweise<br />
trügerisch ist. Die Natur ist komplexer als dieser einfache Versuch annehmen lässt.<br />
B) Photonen im Mach-Zehnder-Interferometer<br />
Als nächstes modifizieren wir die Anordnung zu einem so genannten Mach-Zehnder-Interferometer.<br />
Dabei wird ein Laserstrahl an einem Strahlteiler geteilt. Die <strong>Teil</strong>strahlen werden je an einem Spiegel<br />
umgelenkt und in einem zweiten Strahlteiler wieder vereinigt.<br />
Experiment 3.15 – (SE)<br />
Bei diesem Experiment sollst du dich mit der Funktionsweise des Mach-Zehnder-<br />
Interferometers vertraut machen. Es kann als reales Experiment oder mit Hilfe der<br />
Computersimulation „INTERFER“ durchgeführt werden.<br />
Achtung! Als Lichtquelle dient eine Laserdiode. Ihr Licht kann die Augen schädigen,<br />
also nie direkt in den Strahl schauen.<br />
Laser<br />
Lichtweg A<br />
• Vergleiche – bevor du den Laser einschaltest – das reale Mach-Zehnder-<br />
Interferometer mit dem abgebildeten Schema. Versuche die Komponenten zu<br />
erkennen.<br />
• Schalte nun den Laser ein (die Spannung darf maximal 3.5 V betragen). Auf dem<br />
Schirm entsteht ein deutliches Interferenzmuster mit hellen und dunklen Streifen.<br />
Sie entstehen aufgrund eines fast unvermeidbaren kleinen Längenunterschiedes<br />
der beiden Wege. Dies führt zu einer Phasenverschiebung und zur Interferenz der<br />
<strong>Teil</strong>strahlen bei deren Vereinigung im zweiten Strahlteilerwürfel.<br />
• Unterbrich nun den einen Lichtweg, indem du ein Hindernis (oder die Hand)<br />
hineinstellst. Das Streifenmuster verschwindet. Der Grund ist ebenfalls klar, denn<br />
nun gelangt nur noch ein <strong>Teil</strong>strahl zum Schirm und es ist keine Interferenz mehr<br />
möglich.<br />
5 Das ist mit einigem Aufwand mit Hilfe von hochspezifischen Halbleitementen (so genannten „Avalanche<br />
Photodioden“) sogar an der NKSA möglich.<br />
6 Es ist bemerkenswert, dass das Experiment erstmals 1981 tatsächlich durchgeführt wurde (P. Grangier).<br />
- 47 -<br />
Lichtweg B<br />
Detektor /<br />
Schirm
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Soweit die Funktionsweise des Mach-Zehnder-Interferometers. Nun kommen wir zu einem eigentlich<br />
interessanten Experiment mit verblüffendem Ergebnis. Dazu platzieren wir vor dem Schirm an einer<br />
Stelle mit destruktiver Interferenz (also dort wo der Schirm beim Interferenzmuster dunkel bleibt)<br />
einen Photonen-Detektor. Dann wird die Lichtintensität so weit zurück genommen, bis nur noch<br />
einzelne Photonen durch das Interferometer gehen.<br />
Als erstes verschliessen wir nun den Weg A und zählen die am Detektor über den Weg B einfallenden<br />
Photonen – nehmen wir an es seinen zum Beispiel etwa 500 Photonen pro Sekunde. Dann öffnen wir<br />
den Weg A und verschliessen B. Wiederum werden wir etwa 500 Photonen pro Sekunde registrieren.<br />
Zum Schluss öffnen wir beide Wege A und B. Aufgrund der durch das <strong>Teil</strong>chenbild vermittelten<br />
Vorstellung vom Licht als Strom von Photonen (und der damit verbundenen Addition der<br />
Häufigkeiten) erwarten wir am Detektor bei zwei Wegen etwa 1000 Photonen pro Sekunde. Das<br />
Verblüffende ist, das man tatsächlich praktische keine Photonen registriert! Die klassische<br />
Wahrscheinlichkeitsrechnung, wonach bei mehreren möglichen (voneinander unabhängigen) Wegen<br />
die Wahrscheinlichkeiten einfach addiert werden müssen, ist hier nicht mehr anwendbar.<br />
Die Erklärung erfolgt sofort, wenn man bedenkt, dass wir den Detektor ja an einem Ort aufgestellt<br />
haben, an dem destruktive Interferenz vorherrscht, was natürlich auch bei einzelnen Photonen der Fall<br />
ist. Wir können dieses Experiment also nur erklären, wenn wir das Wellenbild der Photonen mit<br />
einbeziehen. Das <strong>Teil</strong>chenbild vermochte zwar das oben besprochne Experiment für den Durchgang<br />
eines Photons durch einen Strahlteiler zu erklären, stellt sich für die Erklärung des Durchgangs eines<br />
Photons durch das Mach-Zehnder-Interferometer aber als unvollständig heraus.<br />
Um uns das seltsame Verhalten der Photonen nochmals vor Augen zu führen, betrachten wir das<br />
Mach-Zehnder-Experiment nochmals aus einem etwas anderen Blickwinkel. Verfolgen wir dazu ein<br />
Photon, welches (zufällig) den Weg B wählt. Es wird am Spiegel umgelenkt und tritt durch den<br />
zweiten Strahlteiler, worauf es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf den Detektor trifft. Nehmen<br />
wir nun an, wir können dabei den Weg A wahlweise mit einem Hindernis verschliessen oder offen<br />
lassen. So betrachtet hängt die Wahrscheinlichkeit, dass das Photon auf den Detektor trifft<br />
massgeblich davon ab, ob im Weg A – also in dem Weg den das Photon gar nicht nimmt – ein<br />
Hindernis steht. Ist der Weg A nämlich offen, ist die Wahrscheinlichkeit wie oben diskutiert praktisch<br />
null (am Ort des Detektors herrscht ja destruktive Interferenz), ist der Weg A geschlossen, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit verschieden von null. Das wirft zwei äussert seltsame Fragen auf und es<br />
verwundert nicht, dass sogar Albert Einstein in diesem Zusammenhang von Geisterwellen gesprochen<br />
hat:<br />
1. Wie kann das Verhalten des Photons auf seinem Weg durch das Interferometer davon<br />
beeinflusst werden, ob im Weg, den das Photon nicht nimmt, ein Hindernis steht?<br />
2. Und wie kann das Photon auf seinem Weg überhaupt von der Existenz eines zwei Dezimeter<br />
entfernten Gegenstands beeinflusst werden – zumal man diese Entfernung im Prinzip auf<br />
einige Meter oder sogar hunderte von Kilometer ausdehnen kann.<br />
Lies die beiden Fragen noch einmal durch und denke kurz darüber nach… Willkommen, du bist auf<br />
unserer Reise von der klassischen Wellentheorie des Lichts in der Welt der Quantenphysik<br />
angekommen. Denn mit genau solch seltsamen Phänomenen befasst sich die Quantenphysik –<br />
zumindest was ihre philosophischen Aspekte betrifft. Um es vorneweg zu nehmen, bis jetzt konnte<br />
niemand diese beiden Fragen schlüssig beantworten. Das ist aber auch gar nicht nötig – und nach der<br />
Meinung der meisten Quantenphysiker – gar nicht möglich. Vielmehr geht es zunächst darum, zu<br />
anerkennen, dass die Natur sich in den Experimenten so verhält, wie wir es oben dargestellt haben. In<br />
einem zweiten Schritt müssen geeignete Begriffe geschaffen werden, um diese Experimente adäquat<br />
zu beschreiben und logische Konflikte zu vermeiden. Einer dieser Begriffe ist die erwähnte<br />
Komplementarität von <strong>Teil</strong>chen- und Wellenbild. Die in Zusammenhang mit den beiden gestellten<br />
Fragen auftretenden Paradoxien treten nämlich nur auf, wenn man versucht das <strong>Teil</strong>chenbild („Photon<br />
nimmt entweder Weg A oder Weg B“) auf eine Interferenzerscheinung anzuwenden (bei destruktiver<br />
Interferenz keine Photonen am Detektor).<br />
Doch in welchen Situationen muss das <strong>Teil</strong>chen- und wann das Wellenbild angewendet werden? Und<br />
wann treten überhaupt Interferenzerscheinungen auf? Das wirft die grundsätzliche Frage nach der<br />
Natur der mit dem Photon verknüpften Welle auf. Der tiefsinnige Däne Nies Bohr und sein brillianter<br />
Schüler Werner Heisenberg arbeiteten über mehrere Jahrzehnte ein Konzept aus, das heute als<br />
- 48 -
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
„Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik“ bezeichnet wird, indem sie von der<br />
Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Welle ausgingen, die wir kennen gelernt haben. Wir wollen an<br />
dieser Stelle nur soweit darauf eintreten, wie es für das Verständnis des Mach-Zehnder-Experiments<br />
nötig ist. Gegen Ende des <strong>Skript</strong>s werden wir noch einmal genauer darauf zurückkommen.<br />
Gemäss der Kopenhagener Deutung besitzt die dem Photon zugeordnete Welle keine materielle<br />
Realität. Sie ist lediglich Ausdruck aller möglichen Entwicklungen eines physikalischen Systems. Jede<br />
Möglichkeit entspricht dabei einer <strong>Teil</strong>welle. Das aussergewöhnliche daran ist, dass sich diese den<br />
Möglichkeiten zugeschriebenen Wellen wie reale Wellen verhalten, das heisst dem Huygenschen<br />
Prinzip gehorchen und Interferenz zeigen.<br />
Konkret heisst dies, dass sich aus quantenmechanischer Sicht die Welle eines Photons beim Mach-<br />
Zehnder-Interferometer am ersten Strahlteiler aufteilt, die getrennten Wege A und B durchläuft und<br />
beim zweiten Strahlteiler wieder vereinigt – dabei tritt Interferenz auf. Falls nun ein Hindernis in<br />
einem der Wege steht, ist dieser nicht mehr passierbar, das heisst diese Möglichkeit fällt weg. Daher<br />
liegt nur noch eine <strong>Teil</strong>welle vor und es tritt keine Interferenz mehr auf. Allgemeiner kann man sagen,<br />
dass die Interferenz verschwindet, wenn die Information über den Weg des Photons vorliegt. Damit die<br />
Information nämlich überhaupt vorliegen kann, muss dieser Weg durch irgendwelche physikalischen<br />
Umstände aus allen möglichen ausgewählt – d.h. präpariert – werden (z.B. durch Verschliessen<br />
sämtlicher anderer Wege). Halten wir daran fest, dass Wellen- und <strong>Teil</strong>chenbild nie gleichzeitig<br />
anwendbar sind, treten auch die beiden oben gestellten paradox anmutenden Fragen 1. und 2. gar nicht<br />
auf. Denn wenn man, wie oben angenommen, davon ausgeht, dass das Photon den Weg B nimmt, ist<br />
tatsächlich gar keine Interferenz möglich – ob im Weg A ein Hindernis steht oder nicht, beeinflusst<br />
das Messresultat am Detektor dann überhaupt nicht. Es gibt kein Paradoxon! Um Missverständnissen<br />
vorzubeugen, muss noch erwähnt werden, dass diese Information dem experimentierenden Physiker<br />
gar nicht wirklich vorliegen muss. Es genügt, wenn diese Information irgendwo in der Natur<br />
vorhanden ist und daher im Prinzip ausgelesen werden könnte.<br />
Falls aber umgekehrt am Schirm des Interferometers Interferenz auftritt, können wir daraus schliessen,<br />
dass nirgendwo Information über den Weg des Photons vorliegen kann. In dieser Situation lässt sich<br />
dem Photon also keiner der beiden Wege eindeutig<br />
zuordnen (denn sonst würde Information<br />
vorliegen), das Photon durchläuft also sozusagen<br />
„beide Wege gleichzeitig“. Diese verwirrende<br />
Situation wird sehr gut durch die nebenstehende<br />
Karikatur festgehalten 7 .<br />
Damit haben wir auch einen bedeutsamen<br />
Unterschied zur klassischen Physik (und zum<br />
klassischen Weltbild) gefunden: Besitzt ein<br />
klassisches Objekt mehre Möglichkeiten, um einen<br />
bestimmten Prozess zu durchlaufen, wird davon<br />
nur einer realisiert – und zwar unbeeinflusst von<br />
allen nicht realisierten. Stehen hingegen einem Quantenobjekt (z.B. einem Photon) mehrere<br />
Möglichkeiten zur Realisierung Verfügung, entsteht daraus etwas objektiv neues, nämlich Interferenz.<br />
C) Der Quantenradierer<br />
Man kann sogar noch weiter gehen. Liegt die Weginformation wie erwähnt einmal vor, kann auf dem<br />
Schirm kein Interferenzmuster entstehen. Es sei denn, man löscht diese Information durch ein<br />
geeignetes Verfahren wieder, bevor das Photon auf dem Schirm auftritt. Dass das wirklich<br />
funktioniert, können wir sogar mit einem eindrücklichen Experiment beweisen, dem Quantenradierer<br />
oder Quantum Eraser. Er stellt den Höhepunkt unserer bisherigen Reise in die Quantenwelt dar. Das<br />
Experiment basiert wesentlich auf der Polarisationseigenschaft von Photonen.<br />
7 Niels Bohr und Werner Heisenberg waren begeisterte Skifahrer – eine Ähnlichkeit ist nicht auszuschliessen.<br />
- 49 -
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Experiment 3.16 (Quantenradierer) – (SE)<br />
Dieser Versuch kann als reales Experiment oder mit Hilfe der Computersimulation<br />
„INTERFER“ durchgeführt werden.<br />
Um ein Quantenradiererexperiment zu realisieren, muss unser Mach-Zehnder-<br />
Interferometer mit drei drehbaren Polarisationsfiltern ausgerüstet werden, die wie im<br />
folgenden Schema im Strahlengang platziert werden.<br />
Laser<br />
Lichtweg A<br />
Filter 1<br />
Führe nun den Versuch wie folgt durch:<br />
• A) Interferenz: Der Filter 3 hinter dem zweiten Strahlteiler wird zunächst<br />
nicht eingesetzt. Richte die Filter 1 und 2 zunächst parallel aus. Die Pfeile auf<br />
den Polarisationsscheiben sollen dabei senkrecht nach unten zeigen. Auf dem<br />
Schirm ist ein deutliches Interferenzmuster zu sehen.<br />
• Interpretation: Das Erscheinen der Interferenzmusters lässt sich in der<br />
Sichtweise der Kopenhagener Deutung damit begründen, dass beim<br />
Experiment der Lichtweg eines Photons vollkommen unbestimmt bleibt. Es<br />
gibt bei einem Photon, das hinter dem zweiten Strahlteiler nachgewiesen wird,<br />
in diesem Fall keine Eigenschaft, die auf den Weg schliessen lässt, den es<br />
genommen hat. Tatsächlich darf nicht einmal behaupten werden, das Photon<br />
hätte einen (uns nicht bekannten) Weg genommen. Um das Interferenzmuster<br />
zu erklären müssen nämlich beide möglichen Lichtwege gleichberechtigt<br />
miteinbezogen werden. Die Interferenz entsteht durch die Wechselwirkung<br />
der beiden Möglichkeiten.<br />
• B) Weginformation: Nun wollen wir unser Experiment so verändern, dass<br />
die zur Interferenz komplementäre Grösse – die Weginformation – vorliegt.<br />
Dies geschieht einfach dadurch, dass wir die Polarisationsrichtungen der<br />
beiden Lichtwege um 90° zueinander verdrehen. Dies könnte zum Beispiel<br />
durch drehen des Filters 1 um 45° und des Filters 2 um -45° geschehen.<br />
Dabei tritt allerdings das unschöne Problem auf, dass die<br />
Polarisationsrichtung des am Strahlteiler rechtwinklig abgelenkten <strong>Teil</strong>strahls<br />
dabei ungefähr gespiegelt wird. Dies geschieht aber bei Lichtweg A vor und<br />
bei Lichtweg B nach dem passieren des jeweiligen Filters 1 respektive 2.<br />
Daher muss, wenn der Filter 1 um 45° gedreht wurde, der Filter 2 ebenfalls in<br />
der gleichen Richtung um 45° gedreht werden. Dieses Problem ist allerdings<br />
für den Versuch nicht weiter von Bedeutung. Wichtig ist, dass die beiden<br />
<strong>Teil</strong>strahlen hinter dem Strahlteiler 2 tatsächlich eine um 90° unterschiedlich<br />
Polarisationsrichtung aufweisen. Drehe also nun den Filter 1 um 45° und den<br />
Filter 2 ebenfalls sorgfältig ungefähr um 45°, bis das Interferenzmuster<br />
(weitgehend) verschwindet.<br />
• Interpretation: Im Gegensatz zu Fall A) besitzen Photonen hinter dem<br />
zweiten Strahlteiler eine Eigenschaft, mit der auf den Weg geschlossen<br />
werden kann, den sie genommen haben – ihre Polarisationsrichtung. Während<br />
die Filter 1 und 2 als Polarisatoren dienen, kann Filter 3 als Analysator hinter<br />
dem zweiten Strahlteiler eingesetzt werden. Richtet man Filter 3 parallel zur<br />
Polarisationsrichtung von Lichtweg A aus, können nur Photonen durchtreten,<br />
- 50 -<br />
Filter 2<br />
Filter 3<br />
Lichtweg B<br />
Detektor /<br />
Schirm
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
die diesen Weg genommen haben. Wird am Detektor ein Photon registriert,<br />
weiss man mit Sicherheit, dass es Weg A genommen hat. Genau so kann man<br />
Photonen nachweisen, die den Weg B genommen haben – dazu muss der<br />
Filter 3 entsprechen ausgerichtet werden. Da in diesem Fall der Weg des<br />
Photons durch die Polarisationsrichtung eindeutig bestimmt ist, kann kein<br />
Interferenzmuster entstehen. Dazu müsste eine Überlagerung der beiden<br />
<strong>Teil</strong>wellen stattfinden. Erstaunlich daran ist, dass der Filter 3 gar nicht<br />
eingesetzt werden muss. Um das Interferenzmuster zum Verschwinden zu<br />
bringen, genügt es, dass die Photonen die Weginformation (in Form der<br />
Polarisationsrichtung) tragen.<br />
• C) Löschen der Information: Im letzten <strong>Teil</strong> des Experiments wollen wir<br />
nachweisen, dass sich die in <strong>Teil</strong> B) vorliegende Weginformation auch wieder<br />
löschen lässt. Dazu führen wir den Filter 3 in den Strahlengang ein und stellen<br />
ihn auf Mittelstellung. Wenn die Polarisationsrichtung von Lichtweg A um<br />
45° und von B um -45° gedreht ist, soll der Filter 3 also die 0°-Stellung<br />
aufweisen. Führe dies aus! Du stellst fest, dass das Interferenzmuster auf dem<br />
Schirm wieder deutlich hervortritt.<br />
• Interpretation: Durch den Analysator in Mittelstellung wurde die<br />
Weginformation wieder gelöscht. Dies wird durch die Berechnung der<br />
Transmissionswahrscheinlichkeiten eines Photons am Analysator klar, das<br />
Weg A, respektive Weg B genommen hat.<br />
P<br />
P<br />
A = Ptrans<br />
B = Ptrans<br />
- 51 -<br />
2<br />
( 45°<br />
) = cos ( 45°<br />
) = ( ) =<br />
2<br />
1<br />
2<br />
( −45°<br />
) = cos ( −45°<br />
) = ( ) =<br />
Möchte jemand ein Photon zum Detektor schicken, kann er durch geeignete<br />
Wahl der anfänglichen Polarisation in 45° respektive -45°-Richtung den Weg<br />
bestimmen. Eine Person, die in Unkenntnis dieses Weges hinter dem<br />
Analysator ein Photon registriert, hat (da P A = PB<br />
ist) nur eine 50% Chance<br />
den Weg richtig zu erraten. Das kann durch die so genannte Vorhersagbarkeit<br />
(Predictability) P A B P = P − ausgedrückt werden. Wir erhalten hier P = 0 .<br />
Nach der Kopenhagener Deutung ist das gleichbedeutend damit, dass der Weg<br />
vollkommen unbestimmt ist. Somit muss auch in diesem Fall Interferenz<br />
auftreten – und tatsächlich beobachten wir diese auch.<br />
Nun wollen wir noch überlegen, welches Ergebnis der Mach-Zehnder-Versuch (ohne Filter 3) ergibt,<br />
wenn die Polarisationsrichtungen der beiden <strong>Teil</strong>wege nicht rechtwinklig zueinander stehen.<br />
Tatsächlich lässt sich dann - wie wir in der folgenden Aufgabe sehen werden - die Weginformation<br />
aufgrund der Polarisationsrichtung hinter dem zweiten Strahlteiler nicht mehr mit Sicherheit<br />
bestimmen. Auch das ist typisch für die Quantenphysik: Information kann nicht nur – wie in der<br />
klassische Welt – vorliegen oder nicht, sondern sie kann teilweise vorliegen. Mit welcher Sicherheit<br />
die Information vorliegt, gibt die entsprechende Wahrscheinlichkeit an. Als Folge ist auch das<br />
komplementäre Gegenstück zur Weginformation, das Interferenzmuster, nur teilweise vorhanden. Bei<br />
einem von 90° verschiedenen Polarisationswinkel zwischen den <strong>Teil</strong>wegen, ergibt sich ein nur mehr<br />
oder weniger deutliches Interferenzbild. Auch dies lässt sich am Quantenradiererexperiment<br />
überprüfen. Entferne Filter 3 aus dem Interferometer und stelle dann die Polarisationsrichtungen der<br />
<strong>Teil</strong>strahlen zunächst senkrecht – es liegt kein Interferenzmuster vor. Drehe dann einen Filter langsam,<br />
bis die Polarisationsrichtungen parallel sind. Dabei tritt das immer deutlicher werdende<br />
Interferenzmuster hervor.<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Aufgabe 3.17 – (ZA)<br />
Vorbemerkung: Für die folgende Aufgabe wollen wir von idealen Polarisationsfiltern<br />
ausgehen, das heisst, die Transmission bei paralleler Ausrichtung der Photonen zum<br />
Filter beträgt 100%, bei senkrechter Ausrichtung 0%. Für einen allgemeinen<br />
Zwischenwinkel α soll sie cos ( )<br />
2 α betragen.<br />
Wir nehmen an, der Winkel zwischen den Polarisationsrichtungen von Weg A und B<br />
beträgt β. Der als Analysator dienende Filter 3 hinter dem zweiten Strahlteiler wird<br />
parallel zu Polarisationsrichtung von Weg A ausgerichtet.<br />
a) Berechne die Wahrscheinlichkeit, dass ein durch Weg B laufendes Photon durch<br />
den Filter 3 hindurch tritt. Wie gross die die Wahrscheinlichkeit, dass ein durch<br />
Weg A laufendes Photon durch den Filter 3 tritt?<br />
b) Berechne die Vorhersagbarkeit P A B P = P − in Abhängigkeit des Winkels β .<br />
Interpretiere diese Grösse.<br />
D) Das Delayed-Choice-Experiment<br />
Beim Quantenradierer-Experiment geschieht die Wahl, ob am Schirm bei senkrechter<br />
Polarisationsrichtung der Lichtwege ein Interferenzmuster oder die Weginformation vorliegen soll,<br />
durch hinzufügen oder entfernen des Filters 3 hinter dem zweitem Strahlteiler. Erstaunlich daran ist<br />
die Tatsache, dass diese Wahl getroffen werden kann, nachdem das Photon den ersten Strahlteiler<br />
bereits passiert hat. Man spricht von einem Experiment mit verzögerter Wahl, oder Delayed-Choice-<br />
Experiment – einem Begriff den der amerikanische Physiker John Archibald Wheeler geprägt hat, der<br />
in den 30er Jahren bei Niels Bohr studiert hatte. Nach Wheeler wird das Mach-Zehnder-Interferometer<br />
(als Gedankenexperiment) auf kosmische Dimensionen ausgedehnt. Nehmen wir an, dass zwischen<br />
den Strahlteilern und den Spiegeln je eine Distanz von 10 Lichtjahren vorliegt. Aus einer Quelle Q<br />
werden Photonen emittiert, die unmittelbar durch den ersten Strahlteiler gelangen und dann ihren Weg<br />
durchs Interferometer nehmen. Nach 20 Jahren treffen sie beim Physiker im Kreuzungspunkt S ein.<br />
a) Experiment mit zwei Detektoren b) Experiment mit Strahlteiler<br />
Q<br />
S<br />
Dieser kann nun zwei mögliche Experimente durchführen – Skizze a) und b) oben. Entweder stellt er<br />
kurz vor dem Punkt S in jeden Lichtweg einen Detektor und kann damit messen, welchen Weg das<br />
Photon genommen hat (tatsächlich „klickt“ dann für jedes Photon nur ein Detektor!) oder er stellt in<br />
den Punkt S einen Strahlteiler und vereinigt die beiden <strong>Teil</strong>wellen. In diesem Fall zeigen die Photonen<br />
alle zur Interferenz gehörenden Merkmale. Das Verblüffende ist nun, dass der Physiker die<br />
Entscheidung, welches Experiment er durchführen möchte, kurz vor dem Eintreffen des Photons fällen<br />
kann - praktisch 20 Jahre, nachdem das Photon durch den ersten Strahlteiler gegangen ist. Es sieht also<br />
fast so aus, als ob man im Nachhinein entscheiden könnte, ob das Photo nur einen (im Detektor<br />
registrierten) Weg als <strong>Teil</strong>chen oder gleichzeitig beide Wege als Welle genommen hat (Interferenz).<br />
Tatsächlich kann die Vergangenheit dabei nicht beeinflusst werden. Niels Bohr hat betont, dass der<br />
scheinbare Widerspruch durch einen den Experimenten nicht angepassten Sprachgebrauch entsteht.<br />
Ein einfacher Strahlteiler mit zwei Detektoren in den Lichtwegen ist eben ein ganz anderes<br />
- 52 -<br />
Q<br />
S
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Experiment als ein Mach-Zehnder-Interferometer. Daher darf man auch nicht in gleicher Weise<br />
darüber sprechen. Wenn man sich darauf beschränkt, den experimentellen Aufbau und den Ausgang<br />
des Versuchs zu beschreiben, entstehen keine Paradoxien. Diese treten erst auf, wenn man fragt, was<br />
das Photon tut, während man es nicht beobachtet. Und diese Frage – so Niels Bohr – darf man einfach<br />
nicht stellen! Wir wollen diesen Abschnitt mit einem Zitat von Bohr abschliessen, das genau dies<br />
ausdrückt: „Kein Phänomen ist ein Phänomen, ausser es ist ein beobachtetes Phänomen“.<br />
3.7 Vertiefung: Eine Herleitung des Planckschen Strahlungsgesetzes<br />
Das folgende Kapitel stellt eine vertiefende Betrachtung zum Planckschen Strahlungsgesetz dar und<br />
richtet sich an besonders schnelle und interessierte Leserinnen und Leser. Dabei soll vor allem<br />
aufgezeigt werden, an welcher Stelle bei der Herleitung des Planckschen Strahlungsgesetzes die<br />
berühmten Lichtquanten ins Spiel kommen 8 und wie diese Annahne auf die gewünschte Formel führt.<br />
Dabei werden wir einige elegante mathematische Methoden benützen.<br />
Ein Schwarzer Körper wird am besten durch einen Hohlraum realisiert, dessen Wände eine unter<br />
Umständen hohe Temperatur haben. Die Atome der Wände senden dabei elektromagnetische<br />
Strahlung aus. Genauer sind es die Ladungen, die darin schwingen und ähnlich wie bei einer Antenne<br />
(Herzscher Dipol) Energie in Form von elektromagnetischen Wellen aussenden. Die schwingenden<br />
Ladungen werden Oszillatoren genannt. Natürlich kann aber die Energiedichte im Hohlraum nicht<br />
beliebig anwachsen und so müssen die von den Wänden abgegebenen Wellen auch wieder absorbiert<br />
werden. Es entsteht ein Gleichgewicht zwischen dem im Hohlraum befindlichen elektromagnetischen<br />
Strahlungsfeld und den Oszillatoren der Wände. Nun kann man allgemein die spektrale Intensität<br />
j (λ ) T der von den Wänden abgegebenen Strahlung aus den Maxwellschen Gleichungen und der<br />
Thermodynamik herleiten. Wir geben nur das Resultat an:<br />
2π<br />
j( λ ) T = ⋅<br />
4<br />
λ<br />
Dabei ist c die Lichtgeschwindigkeit, λ die Wellenlänge und E die mittlere Energie eines<br />
Oszillators in den Wänden. Wir müssen also nun die mittlere Energie E eines Oszillators in der<br />
Hohlraumwand berechnen – ohne allerdings genau zu wissen, welche Schwingungsvorgänge sich in<br />
der Wand tatsächlich abspielen. Zum Glück kann aber in solchen Situationen die Thermodynamik zu<br />
Hilfe genommen werden. Deshalb werden wir einen kleinen Umweg über die Statistik von<br />
Gasteilchen machen 9 .<br />
Ludwig Bolzmann konnte die mittlere Energie eines <strong>Teil</strong>chens im Idealen Gas berechnen, ohne dass er<br />
die genaue Bewegung der einzelnen <strong>Teil</strong>chen kennen musste. Anstatt die Energie eines jeden<br />
<strong>Teil</strong>chens zu berücksichtigen, berechnete er die Wahrscheinlichkeitsverteilung p (E)<br />
der<br />
<strong>Teil</strong>chenenergien im Gas. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein <strong>Teil</strong>chen die Energie E aufweist ist nach<br />
Boltzmann<br />
p E = ⋅ e<br />
Z<br />
1<br />
( )<br />
Die Variable T ist die Temperatur in Kelvin und k die Boltzmannkonstante. Z ist eine noch zu<br />
bestimmender Normierungskonstante, deren Bedeutung gleich erklärt wird. Es ist zudem üblich, die<br />
1<br />
Bezeichnung β = einzuführen. Wenn p (E)<br />
wirklich eine Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />
kT<br />
8 Für eine detaillierte historische Betrachtung sei z.B. verwiesen auf: D. Giulini, „Es lebe die Unverfrorenheit!“<br />
Albert Einstein und die Begründung der Quantentheorie, in: H. Hunziker (Herausgeber), Der jugendliche<br />
Einstein und <strong>Aarau</strong>, Birkäuser, Basel 2005<br />
9 Unsere Herleitung weicht hier von derjenigen Max Plancks ab. Er (und später Einstein) haben die<br />
Berechnungen unter Benützung der so genannten Entropie durchgeführt und nicht mit der Botzmann-Verteilung.<br />
- 53 -<br />
−<br />
E<br />
E<br />
kT
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
darstellen soll, muss je nachdem, ob es sich um eine diskrete oder ein kontinuierliche Verteilung<br />
handelt, die Summe respektive das Integral der Wahrscheinlichkeiten über alle im Gas vorkommenden<br />
<strong>Teil</strong>chenenergien eins ergeben:<br />
∑ ∞<br />
j=<br />
0<br />
( ) = 1 E p respektive 1 ) ( p E dE =<br />
j<br />
Wenn die Gasteilchen alle möglichen Energien zwischen 0 und ∞ annehmen können, kann aus dieser<br />
Bedingung die Normierungskonstante Z berechnet werden.<br />
∞ ∞<br />
−β<br />
⋅E<br />
∞<br />
1 −β<br />
⋅E<br />
1 e 1<br />
∫ p(<br />
E)<br />
⋅ dE = 1 ⇒ ∫ e dE = ⋅ = = 1 ⇒ Z<br />
Z Z − β Zβ<br />
0 0<br />
0<br />
Sobald die (normierte) Wahrscheinlichkeitsverteilung der <strong>Teil</strong>chenenergien im Gas vorliegt, kann der<br />
Mittelwert jeder von der Energie abhängigen Grösse f (E)<br />
im Gas berechnet werden. Mathematisch<br />
wird dazu der so genannte Erwartungswert f benützt. Dieser ist definiert durch:<br />
∑ ∞<br />
j=<br />
0<br />
f = f ( E j ) ⋅ p(<br />
E j ) respektive f = ∫ f ( E)<br />
⋅ p(<br />
E)<br />
dE<br />
Damit sind wir nun in der Lage die mittlere Energie E der <strong>Teil</strong>chen im Gas auszurechnen. Wir<br />
verwenden dazu natürlich einfach die Funktion f ( E)<br />
= E .<br />
Aufgabe 3.18<br />
- 54 -<br />
∞<br />
∫<br />
0<br />
∞<br />
0<br />
1<br />
=<br />
β<br />
Führe die Berechnung von E mit dem TI-89 durch. Hinweis: Das Integral existiert<br />
Aufgrund des Faktors − β ⋅ E im Exponenten nur für β > 0 . Diese Bedingung muss dem<br />
TR mitgeteilt werden.<br />
Das Ergebnis, dass die mittlere Energie eines <strong>Teil</strong>chens direkt proportional zur Temperatur des<br />
betrachteten Systems ist, hat für die statistische Wärmelehre eine grosse Bedeutung erlangt. Es hat<br />
sich nämlich gezeigt, dass dieses Resultat nicht nur für das Ideale Gas gilt, sondern in sehr vielen<br />
Situationen angewendet werden kann. Man kann es beispielsweise auch auf die mittlere<br />
Schwingungsenergie anwenden, die Atome im Gitter eines Festkörpers haben.<br />
Es lag daher nahe, auch für die Oszillatoren in den Wänden eines Schwarzen Körpers die<br />
Boltzmannsche Wahrscheinlichkeitsverteilung vorauszusetzen. Daraus folgt natürlich für die mittlere<br />
Energie eines Oszillators ebenfalls E = kT . So konnte der englische Physiker Lord Rayleigh das<br />
nach ihm benannte Gesetz zur Strahlungsleistung eines Schwarzen Körpers ableiten:<br />
2π<br />
⋅ c<br />
j( λ ) T = ⋅ kT<br />
4<br />
λ<br />
Dieses Gesetz wurde für grosse Wellenlängen (IR-Bereich) experimentell gut bestätigt. Es hat aber<br />
einen erheblichen Mangel: Für kleine Wellenlängen weicht es sehr stark von den Messdaten ab. Für<br />
λ → 0 gilt sogar j (λ ) T → ∞ . Im kurzwelligen Bereich des Spektrums eines Schwarzen Körpers<br />
müsste also eine unendlich hohe Strahlungsleistung abgegeben werden. Man nennt das die<br />
Ultraviolettkatastrophe und es ist klar, dass sie in der Realität nicht eintritt.
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Max Planck hat in einem ersten Schritt durch eine Mittelung zwischen dem Rayleighschen und einem<br />
weiteren – dem Wienschen Strahlungsgesetz – eine Formel gefunden, die den Messdaten sehr genau<br />
entspricht. Um diese Formel in einem zweiten Schritt auch theoretisch begründen zu können, musste<br />
er jedoch eine seltsame Annahme über die Energie der Oszillatoren in den Wänden machen. In seiner<br />
Annahme ging er davon aus, dass die Oszillatoren keine kontinuierlich verteilten Energien aufweisen<br />
können, sondern nur solche, die einem ganzzahligen Vielfachen einer frequenzabhängigen<br />
Grundenergie ε = h ⋅ f entsprechen, also hf , 2 ⋅ hf , 3 ⋅ hf ,... Die Konstante h ist nachträglich aus den<br />
Messdaten zu bestimmen.<br />
Auf was führt uns das? Wir nehmen an, die Boltzmannsche Wahrscheinlichkeitsverteilung p (E)<br />
sei<br />
weiterhin gültig. Allerdings ist sie nicht mehr kontinuierlich, sondern nun diskret mit den<br />
Energiewerten = n ⋅ hf . Wir wollen den Erwartungswert E berechnen, müssen die Verteilung<br />
E n<br />
aber zuerst neu normieren. Die Summe aller Wahrscheinlichkeiten soll auch hier eins ergeben:<br />
∞<br />
∞<br />
∑ p(<br />
n ⋅ hf ) = ∑<br />
n= 0 n=<br />
0<br />
1<br />
⋅ e<br />
Z<br />
−n⋅hf<br />
⋅β<br />
- 55 -<br />
= 1<br />
⇒<br />
∞<br />
∑<br />
n=<br />
0<br />
e<br />
−n⋅hf<br />
⋅β<br />
Die Bildung dieser Summe sieht zunächst kompliziert aus. Wenn man allerdings berücksichtigt, dass<br />
nach den Potenzgesetzen ( ) n<br />
n⋅hf<br />
⋅β<br />
hf ⋅β<br />
e e<br />
= ist, erkennt man die Struktur einer unendlichen<br />
geometrischen Reihe. Für diese gilt, wenn −1 < q < 1 ist:<br />
Auf unsere Summe angewendet folgt:<br />
s<br />
∞<br />
=<br />
∑ ∞<br />
n=<br />
0<br />
a ⋅ q<br />
n<br />
1<br />
Z =<br />
1 − e<br />
a<br />
=<br />
1 − q<br />
−hf<br />
⋅β<br />
Nun können wir die mittlere Energie, das heisst den Erwartungswert von E berechnen:<br />
E<br />
=<br />
∞<br />
∞<br />
∑ p(<br />
nhf ) ⋅ nhf = ∑<br />
n= 0 n=<br />
0<br />
1<br />
⋅ e<br />
Z<br />
−nhf<br />
⋅β<br />
Zur Berechnung dieser Summe brauchen wir allerdings noch einen weiteren mathematischen Trick. Es<br />
−nhf<br />
⋅β<br />
d −nhf<br />
⋅β<br />
gilt nämlich nach der Kettenregel der Differentialrechnung nhf ⋅ e = − e . Das bedeutet,<br />
dβ<br />
dass die zu berechnende Summe als Ableitung nach den Parameter β geschrieben werden kann:<br />
E<br />
= −<br />
∞<br />
⋅ nhf<br />
= Z<br />
1 d −nhf<br />
⋅β<br />
−hf<br />
⋅β<br />
d ⎛ 1 ⎞<br />
⋅ ∑ e = −(<br />
1 − e ) ⋅ ⎜ ⎟ −hf<br />
⋅β<br />
Z dβ<br />
dβ<br />
⎝1<br />
− e ⎠<br />
n=<br />
0<br />
Dabei haben wir Z von oben eingesetzt. Die Summe über<br />
muss die Ableitung nach β nur noch ausgeführt werden.<br />
Aufgabe 3.19<br />
nhf<br />
e −<br />
ist gleich wie oben und ergibt Z. Nun<br />
−hf<br />
⋅β<br />
d ⎛ 1 ⎞<br />
Berechne E = −(<br />
1 − e ) ⋅ ⎜ ⎟ mit dem TI-89 und setze in<br />
−hf<br />
⋅β<br />
dβ<br />
⎝1<br />
− e ⎠
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
2π<br />
⋅ c<br />
j( λ ) T = ⋅ E ein. Ersetze β = 1/<br />
kT und f = c / λ .<br />
4<br />
λ<br />
Damit haben wir die Plancksche Strahlungsformel vorliegen. Aus den Messdaten lässt sich nun noch h<br />
bestimmen. Es sollte nochmals betont werden, dass Planck nicht in der Lage war und auch nicht<br />
versucht hat anzugeben, weshalb die Energie der Oszillatoren gequantelt sein sollte. Tatsächlich war<br />
er nicht davon überzeugt, dass die Quantelung in der Natur wirklich vorkommt, sondern betrachtete<br />
sie vor allem als rechnerisches Hilfsmittel. Erst nachdem Planck lange Zeit vergeblich versucht hat die<br />
Quantelung wieder aus den Rechnungen zu eliminieren, hat er sie als physikalische Realität akzeptiert.<br />
Tatsächlich wurde die Annahme, dass die Oszillatoren der Wände nur Vielfache der Energie ε = hf<br />
annehmen können, erst durch deren quantenmechanische Behandlung nach 1925 plausibel (siehe<br />
Abschnitt 4.11). Albert Einstein beschritt bei seiner Lichtquantenhypothese den umgekehrten Weg. In<br />
der Planckschen Sichtweise ist die Quantelung der Strahlung eine Folge der diskreten Energien, die<br />
die Oszillatoren annehmen können. Einsteins grosse Leistung war dagegen die Erkenntnis, dass die<br />
Quantelung des Lichts eine primäre Eigenschaft der Strahlung und unabhängig von der Quantelung<br />
der Energie der Oszillatoren ist.<br />
Fassen wir zusammen: Die Annahme von kontinuierlich verteilten Energien bei den Oszillatoren der<br />
Holraumwände führt auf das Strahlungsgesetz von Jeans. Dieses führt im langwelligen Bereich zu<br />
einer korrekten Beschreibung der Messdaten, im kurzwelligen Bereich aber zu einer unphysikalischen<br />
Ultraviolettkatastrophe. Erst durch die Annahme einer diskreten Energieverteilung der Oszillatoren<br />
lässt sich die Planck-Formel ableiten, die alle Messdaten korrekt beschreibt. Die Oszillatoren können<br />
dabei nur Energien annehmen, die einem ganzzahligen Vielfachen einer zur Frequenz proportionalen<br />
Grundenergie entsprechen.<br />
3.8 Lösungen zu den Aufgaben<br />
Lösung 3.1<br />
2<br />
26<br />
a) Die Strahlungsleistung der Sonne ergibt sich aus = J ⋅ 4π ⋅ r = 3.<br />
958 ⋅10<br />
W .<br />
- 56 -<br />
P S<br />
E<br />
2<br />
Die Strahlungsintensität an der Sonnenoberfläche erhält man aus J = P /( 4π<br />
⋅ r )<br />
7 2<br />
und erhält J = 6. 429 ⋅10<br />
W / m .<br />
b) Die Oberflächentemperatur der Sonne folgt nun aus dem Gesetz von Stefan-<br />
4<br />
4<br />
Boltzmann: J = σ ⋅T<br />
⇒ T = J / σ = 5800K<br />
Lösung 3.3<br />
a) Es gilt J = P / A . Die Temperatur kann damit aus dem Gesetz von Stefan-<br />
Boltzmann berechnet werden:<br />
J P<br />
T = 4 = 4 = 2900K<br />
σ σ ⋅ A<br />
b) Die im sichtbaren Bereich abgegebene Strahlungsintensität ist<br />
800nm<br />
J ( 400nm,<br />
800nm)<br />
= ∫ j(<br />
λ ) dλ<br />
= 491'100W<br />
/ m<br />
400nm<br />
2900 K<br />
Die in diesem Wellenlängenbereich abgestrahlte Leistung beträgt P = J ⋅ A<br />
2<br />
−5<br />
2<br />
= 491'100W<br />
/ m<br />
der Lampe:<br />
⋅1.<br />
247 ⋅10<br />
m = 6.<br />
124W<br />
. Daraus folgt für den Wirkungsgrad<br />
2<br />
S
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Lösung 3.4<br />
6.<br />
124W<br />
η = = 12.<br />
3%<br />
50W<br />
Die Wellenlänge maximaler Intensität befindet sich bei λ = 1.<br />
07mm<br />
. Nach dem<br />
Verschiebungsgesetz von Wien folgt daraus T = b / λ max = 2.<br />
7K<br />
Lösung 3.7 - Photoeffekt Auswertung<br />
Wir erhalten für die Messung in Experiment 3.6. etwa die folgenden Daten:<br />
λ [nm] f [Hz] U [V] Ekin [J]<br />
405 7.40247E+14 1.07 1.71414E-19<br />
436 6.87615E+14 0.9 1.4418E-19<br />
546 5.49084E+14 0.51 8.1702E-20<br />
578 5.18685E+14 0.44 7.0488E-20<br />
a) Daraus ergibt sich das Diagramm<br />
E [J]<br />
2.5E-19<br />
1.5E-19<br />
5E-20<br />
-1.5E-19<br />
-2.5E-19<br />
- 57 -<br />
Photoeffekt<br />
-2E+14<br />
-5E-20<br />
0 2E+14 4E+14 6E+14 8E+14 1E+15<br />
f [Hz]<br />
b) Die Steigung ergibt den Wert h = 4.55⋅10 -34 Js. Dies ist recht nahe am<br />
Literaturwert für die Planck’sche Konstante und bestätigt also die von Einstein<br />
gemachten Annahmen.<br />
c) Die Austrittsarbeit beträgt etwa WA = 1.67⋅10 -19 J = 1.04 eV.<br />
Lösung 3.8<br />
Wählen wir eine Zeit von t = 1s, wird vom Laserpointer die Energie<br />
E = P ⋅ t = 0.<br />
001J<br />
abgegeben. Ein Photon hat die Energie E Photon = h ⋅ f = hc / λ .<br />
Bezeichnet nLaser die Anzahl pro Sekunde aus dem Laser tretenden Photonen, gilt
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
E = n ⋅ . Daraus kann nLaser berechnet werden:<br />
Laser EPhoton<br />
n Laser<br />
E ⋅ λ<br />
= = 2. 678 ⋅10<br />
hc<br />
Andererseits kann die Anzahl für das Experiment pro Sekunde zulässiger Photonen<br />
nExperiment aus der Strecke berechnet werden, die die Photonen im Experiment<br />
zurücklegen:<br />
8<br />
s<br />
1 c 3⋅10<br />
m / s 9<br />
t = ⇒ nExperiment<br />
= = = = 10<br />
c<br />
t s 0.<br />
3m<br />
Der Faktor, um den die Photonenzahl daher reduziert werden muss, beträgt:<br />
n<br />
r =<br />
n<br />
Experiment<br />
Laser<br />
- 58 -<br />
=<br />
3.<br />
734 ⋅10<br />
Durch einen Filter gehen 5% der einfallenden Photonen. Die Anzahl benötigter Filter<br />
wird somit durch die Gleichung<br />
N<br />
r = 0.<br />
05 beschrieben, deren Lösung<br />
−7<br />
N = log ( 3.<br />
734 ⋅10<br />
) = 4.<br />
94 ergibt. Man benötigt also 5 Filter!<br />
0 . 05<br />
Lösung 3.9<br />
−19<br />
−19<br />
Die Austrittsarbeit beträgt = 4.<br />
34 ⋅1.<br />
602 ⋅10<br />
J = 6.<br />
95 ⋅10<br />
J . Für die kritische<br />
W A<br />
Frequenz gilt Ekin 15<br />
= h ⋅ f − WA<br />
= 0 ⇒ f = WA<br />
/ h = 1.<br />
049 ⋅10<br />
Hz . Daraus folgt mit<br />
der Lichtgeschwindigkeit die kritische Wellenlänge λ = c / f<br />
im UV-Bereich des Spektrums (siehe Abschnitt 2.9.).<br />
= 285.<br />
7nm<br />
. Dies ist<br />
Lösung 3.10<br />
15<br />
a) Die kritische Frequenz beträgt f = c / λ = 1.<br />
071⋅10<br />
Hz . Damit ist<br />
Ekin −19<br />
= h ⋅ f − WA<br />
= 0 ⇒ WA<br />
= h ⋅ f = 7.<br />
094 ⋅10<br />
J = 4.<br />
43eV<br />
.<br />
b) Die Gesamtenergie des in der Zeit t einstrahlenden Lichts beträgt E = P ⋅ t ,<br />
diejenige eines Photons ist EPhoton = h ⋅ f = hc / λ . Damit strömen<br />
n = E / E Photonen ein. Wenn jedes Photon eine Elektronenladung e<br />
Photon<br />
n ⋅ e P ⋅ λ ⋅ e<br />
freisetzt, ergibt dies einen Strom I = = = 1.<br />
61mA<br />
.<br />
t h ⋅ c<br />
c) Die Gegenspannung muss der Bedingung e ⋅ U = Ekin<br />
genügen, wobei<br />
Ekin = hf − WA<br />
die kinetische Energie der heraus gelösten Elektronen ist. Dies<br />
hf − WA<br />
hc WA<br />
ergibt U = = − = 1.<br />
77V<br />
. Dabei muss der Minuspol an der<br />
e eλ<br />
e<br />
Ringanode und der Pluspol an der Photokathode sein.<br />
Lösung 3.11<br />
Die Energie eines Photons ist gleich der kinetischen Energie eines durch die Spannung<br />
U beschleunigten Elektrons: = h ⋅ f = hc / λ und = e ⋅U<br />
ergibt<br />
E Photon<br />
15<br />
−7<br />
E kin
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
λ =<br />
h ⋅ c<br />
= 0.<br />
0248nm<br />
U ⋅ e<br />
Lösung 3.17<br />
a) Filter 3 ist parallel zur Polarisationsrichtung von Weg A ausgerichtet. Die<br />
Polarisationsrichtung von Weg B ist dazu um einen Winkel β verdreht. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass ein Photon, welches Weg B folgt den Filter passiert<br />
ist demzufolge cos ( )<br />
2 P B = β . Ein Photon, dass dem Weg A folgt tritt mit<br />
Sicherheit durch den Filter PA = 1.<br />
b) Die Vorhersagbarkeit beträgt in diesem Fall P P − P<br />
2<br />
= 1 − cos ( β )<br />
Lösung 3.18<br />
E<br />
- 59 -<br />
= A B<br />
sin ( )<br />
2 = β . Für β = 90°<br />
(rechwinklige Filterstellung) wird P = 1 , für β = 0°<br />
erhalten wir P = 0 . Das bedeutet folgendes: Gelangt ein Photon auf dem Weg<br />
A oder auf dem Weg B durch den Analysator zum Detektor, kann ein<br />
Beobachter für P = 1 auch in Unkenntnis dieses Weges mit Sicherheit darauf<br />
schliessen. Ist P = 0 , kann der Beobachter den Weg nur in zufällig in der<br />
Hälfte aller richtig erraten.<br />
∞ ∞<br />
= ∫ p(<br />
E)<br />
⋅ E ⋅ dE = 1 ⇒ ∫ β ⋅ e<br />
Lösung 3.19<br />
0 0<br />
Die Rechnung lautet:<br />
E<br />
= −(<br />
1 − e<br />
−hf<br />
⋅β<br />
Einsetzten ergibt<br />
d ⎛ 1<br />
) ⋅ ⎜<br />
dβ<br />
⎝1<br />
− e<br />
j(<br />
λ)<br />
T<br />
−hf<br />
⋅β<br />
2<br />
−β<br />
⋅E<br />
⎞ hf<br />
⎟ =<br />
⎠ 1 − e<br />
2hc<br />
π 1<br />
= ⋅<br />
5<br />
λ<br />
1 − e<br />
1<br />
⋅ E ⋅dE<br />
= = kT<br />
β<br />
hc<br />
kTλ<br />
hf ⋅β<br />
hc 1<br />
= ⋅<br />
λ<br />
1 − e<br />
hf<br />
kTλ
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
3.9 Lernkontrolle - Kapitel 3<br />
Löse nun die folgenden Aufgaben. Sie geben dir einen Anhaltspunkt, ob du den Stoff verstanden hast.<br />
Falls Du sie nicht lösen kannst, schau nochmals an den entsprechenden Stellen in <strong>Skript</strong> nach.<br />
Aufgabe 1: Wärmehaushalt der Erde. Die mittlere Temperatur der Erde ist ungefähr stabil. Daher gibt<br />
es – wenn man interne Wärmequellen vernachlässigt – ein Gleichgewicht zwischen der von der Sonne<br />
empfangenen und der durch die Erdoberfläche abgegebenen Wärmestrahlung. Berechne die<br />
2<br />
Temperatur der Erde aufgrund der Solarkonstanten J S = 1400W / m . Beachte dabei, dass die Erde<br />
Wärmestrahlung nur mit ihrem Querschnitt<br />
A 4πR 2<br />
= emittiert (weshalb?)<br />
A = πR<br />
2<br />
⊥ absorbiert, aber mit ihrer ganzen Oberfläche<br />
Aufgabe 2: Bikini. Judith begibt sich, nachdem sie lange am Stand gelegen hat, in die schattige<br />
Strandbar. Wie hoch muss die Umgebungstemperatur am Schatten mindestens sein, damit Judith nicht<br />
friert (das heisst, damit ihre Hauttemperatur nicht absinkt)? Wir nehmen an, ihre Hauttemperatur<br />
betrage 34°C, ihre Körperoberfläche sei 1.8m 2 und die Heizleistung des Körpers betrage 100W.<br />
Aufgabe 3: Photozelle. Die Abbildung zeigt eine Photozelle, die zur Lichtmessung dient<br />
(Belichtungsmesser). Licht fällt auf eine Photokatode und löst Elektronen aus. Die am Pluspol der<br />
Batterie liegende Anode sammelt diese Elektronen.<br />
a) Die Photokatode besteht aus CS3Sb. Sie spricht auf Licht mit λ <<br />
670 nm an. Wie groß ist die Austrittsarbeit WA der Elektronen bei<br />
diesem Katodenmaterial?<br />
b) Gelbes Licht (λ = 500 nm) fällt auf die Photokatode. Wie groß ist<br />
der Anodenstrom, wenn gelbes Licht mit 1 Watt Leistung auf die<br />
Katode fällt und jedes Photon ein Elektron auslöst?<br />
Aufgabe 4: Zahnärztin. Eine Zahnärztin macht ein Röntgenbild eines Gebisses. Der verwendete<br />
handelsübliche Apparat hat eine Beschleunigungsspannung von 65kV. Welche Wellenlänge hat die<br />
dadurch erzeugte Röntgenstrahlung?<br />
Aufgabe 5: Leuchtdiode: Eine rote Leuchtdiode hat eine Wellenlänge von 630nm. Bei welcher<br />
Durchlassspannung beginnt die Diode zu Leuchten?<br />
Aufgabe 6: Backofen: Ein Backofen hat die Innenmasse 0.3m × 0.4m × 0.4m und wird auf eine<br />
Temperatur von 250°C aufgeheizt.<br />
a) Welche Strahlungsleistung emittieren die Wände des Ofens, wenn der Innenraum als<br />
Schwarzer Körper angesehen wird? Entspricht sie etwa der elektrischen Leistungsaufnahme<br />
eines Haushaltbackofens von rund 3000W?<br />
b) Röntgenstrahlung im Backofen? Schwarzkörperstrahlung ist kontinuierlich, das heisst sie<br />
enthält alle Wellenlängen, insbesondere gefährliche UV-, Röntgen- sowie die noch<br />
energiereichere γ-Strahlung mit Wellenlängen λ < 300nm. Berechne die von den Wänden<br />
abgegebene Strahlungsintensität in diesem Wellenlängenbereich und beurteile, ob davon eine<br />
Gefahr ausgeht.<br />
- 60 -
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Aufgabe 7: Abschwächung von Laserlicht. Die Intensität eines Lichtstrahls nimmt beim Durchgang<br />
durch einen Filter mit zunehmender Filterdicke d exponentiell ab. Es gilt also J ( d)<br />
J<br />
−k<br />
⋅d<br />
⋅e<br />
. Dabei<br />
= 0<br />
ist J0 die Anfangsintensität und k eine materialabhängige Konstante. Ein Laser hat eine Leistung von<br />
50mW bei einer Wellenlänge von 530nm. Hinter einem 5cm dicken Filter registriert man noch 2·10 7<br />
Photonen pro Sekunde.<br />
a) Berechen k für das bei diesem Filter verwendete Material.<br />
b) Wie dick muss der Filter gewählt werden, damit pro Millisekunde im Durchschnitt nur 1<br />
Photon registriert wird?<br />
Aufgabe 8 – (ZA): Astrophysik. Auf einer Astronomiehomepage wird über die folgende Entdeckung<br />
berichtet:<br />
17. Dezember 2004. Der Coronagraphic Imager with<br />
Adaptive Optics (CIAO) am Subaru Teleskop hat<br />
dieses Bild eines Sterns am Ende seines Lebens<br />
aufgenommen. BD +303639 ist ein planetarischer<br />
Nebel, ähnlich dem Ringnebel in der Konstellation<br />
Leier. Er befindet sich etwa 5000 Lichtjahre entfernt,<br />
in Richtung der Konstellation Schwan.<br />
Die Oberfläche des Sterns, der sich im Zentrum des<br />
Nebels befindet, hat eine Temperatur von 42.000<br />
Grad Kelvin und strahlt 50.000 Mal heller als unsere<br />
Sonne.<br />
Am Ende ihres Lebens stoßen relativ leichte Sterne,<br />
wie etwa unsere Sonne, Staub und Gas aus, dass sich<br />
um den Stern herum ansammelt. BD +303639 hat<br />
seine äußeren Schichten vor etwa 900 Jahren schnell<br />
abgestoßen. Dieses Material, dass etwa so viel wiegt wie ein Viertel der Sonne, hat sich nun zu einer Hülle<br />
ausgedehnt, die 100 Mal größer ist als unser Sonnensystem. Der zentrale Stern erleuchtet das Material, dass aus<br />
unserer Sicht aussieht wie ein Bewacher.<br />
Im sichtbaren Bereich sehen wir nur das Licht des zentralen Sterns, dass vom Staub gestreut wird. Im infraroten<br />
Bereich sehen wir zusätzlich Licht, dass vom Staub selber emittiert wird.<br />
a) Der den Stern umgebende Ringnebel strahlt bei einer Wellenlänge maximaler Intensität von<br />
ca. 2μm. Berechne die Temperatur des Nebels.<br />
b) Berechne die Wellenlänge maximaler Intensität, die einer Oberflächentemperatur des Sterns<br />
von 42'000K entspricht. In welchem Spektralbereich liegt sie?<br />
c) Berechne den Radius des photographierten Sterns im Verhältnis zum Radius unserer Sonne<br />
sowie absolut in m. Verwende dabei, dass die Strahlungsleistung des Sterns 50'000 man höher<br />
ist als diejenige unserer Sonne. Die Oberflächentemperatur unserer Sonne beträgt 5800K und<br />
ihr Radius ist 6.96⋅10 8 m.<br />
d) Berechne die im sichtbaren Spektralbereich zwischen 400nm und 800nm abgegebene Leistung<br />
mit dem Planck’schen Strahlungsgesetz.<br />
e) Welche Leistung fällt von diesem Stern im Abstand 5000 Lichtjahre auf den Spiegel des<br />
Weltraumteleskops Hubble (Spiegelfläche 4.5m 2 )?<br />
Aufgabe 9 - (ZA): Spektrale Photonendichte: Leite aus der Planck’schen spektralen<br />
Strahlungsintensität j (λ ) T die spektrale Photonendichte n (λ ) T eines Schwarzen Körper her. Diese<br />
gibt die Anzahl pro Flächeneinheit vom Schwarzen Körper abgegebener Photonen der Wellenlänge λ<br />
an. Da die Energie eines solchen Photons durch h ⋅ f gegeben ist, gilt<br />
h ⋅<br />
c<br />
⋅ n(<br />
λ)<br />
T = j(<br />
λ)<br />
λ<br />
- 61 -<br />
T
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
a) Leite aus der oberen Gleichung n (λ ) T her.<br />
b) Berechne die Anzahl Photonen im UV-Bereich zwischen 400nm und 100nm, die von einer<br />
Halogenlampe der Temperatur 3000K bei 25W Leistung ausgehen.<br />
c) Berechne im Bezug auf Aufgabe 9 d) und e), wie viele Photonen des sichtbaren<br />
Spektralbereichs vom Stern in der Mitte des Nebels BD +303639 pro Sekunde auf den Spiegel<br />
des Weltraumteleskops Hubble treffen.<br />
Aufgabe 10: Die folgende Anordnung lässt sich leicht selber herstellen (Maturitätsarbeit): Bei einem<br />
Doppelspalt wird vor jedem Spalt eine drehbare Polarisationsfolie angebracht. Je nach Wahl kann<br />
ausserdem eine weitere Polarisationsfolie zwischen Doppelspalt und Schirm angebracht werden.<br />
Beschreibe in einigen Sätzen wie mit dieser Anordnung ein Quantenradier-Experiment durchgeführt<br />
werden kann und wie dieses Phänomen mit Hilfe der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik<br />
zu verstehen ist.<br />
Lösungen:<br />
* * *<br />
Lösung Aufgabe 1: Die von der Querschnittsfläche (die Sonne strahlt nur von einer Seite ein!)<br />
absorbierte Leistung beträgt = J ⋅ A⊥<br />
= J<br />
2<br />
⋅πR<br />
. Die emittierte Leistung beträgt<br />
P e<br />
Pa S<br />
S<br />
4 2 4<br />
J S<br />
= Aσ<br />
⋅T<br />
= 4πR ⋅σ<br />
⋅T<br />
. Daraus folgt der recht realistische Wert T = 4 = 280.<br />
3K<br />
= 7.<br />
3°<br />
C<br />
4σ<br />
Lösung Aufgabe 2: Für die netto abgestrahlte Leistung des Körpers gilt (<br />
) T T A P −<br />
= Δ σ .<br />
- 62 -<br />
4<br />
Körper<br />
ΔP<br />
Diese darf nicht mehr als 100W betragen. Daraus folgt TUmg = 4<br />
4<br />
TKörper<br />
− = 298.<br />
16K<br />
= 25.<br />
16°<br />
C .<br />
Aσ<br />
Lösung Aufgabe 3:<br />
14<br />
a) Die kritische Frequenz beträgt f = c / λ = 4.<br />
475 ⋅10<br />
Hz . Damit ist die Austrittsarbeit<br />
−19<br />
gegeben durch = 0 ⇒ W = h ⋅ f = 2.<br />
965 ⋅10<br />
J = 1.<br />
85eV<br />
.<br />
Ekin A<br />
P ⋅ λ ⋅ e<br />
b) Wie in Aufgabe 3.10. hergeleitet wurde, gilt für den Strom I = = 403mA<br />
.<br />
h ⋅ c<br />
Lösung Aufgabe 4: Die Energie eines Photons ist gleich der kinetischen Energie eines durch die<br />
Spannung U beschleunigten Elektrons: = h ⋅ f = hc / λ und = e ⋅U<br />
ergibt die Wellenlänge<br />
h ⋅ c<br />
λ = = 0.<br />
019nm<br />
.<br />
U ⋅ e<br />
E Photon<br />
Lösung Aufgabe 5: Für die Spannung, die die LED zum leuchten bringt gilt<br />
E = h ⋅ f , E = e ⋅U<br />
⇒<br />
h ⋅ f<br />
U =<br />
e<br />
h ⋅ c<br />
= = 1.<br />
97V<br />
e ⋅ λ<br />
E kin<br />
4<br />
Umg
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Lösung Aufgabe 6:<br />
a) Die Fläche der Wände beträgt A = 0.8m 2 . Die emittierte Strahlungsleistung ist durch das<br />
4<br />
Stefan-Boltzmann-Gesetz gegeben P = J ⋅ A = A ⋅σ<br />
⋅T<br />
= 3393.<br />
9W<br />
.<br />
b) Die im besagten Wellenlängenbereich emittierte Strahlungsintensität beträgt<br />
3nm<br />
−22<br />
J ( 0,<br />
3nm)<br />
= ∫ j(<br />
λ ) 523 K dλ<br />
= 3.<br />
006 ⋅10<br />
W / m<br />
0<br />
Die an UV-, Röntgen- und γ-Strahlung abgegeben Leistung P=J·A=2.40·10 -22 W/m 2 ist<br />
praktisch Null. Dies zeigt insbesondere der Verglich mit der Energie E=6.62·10 -19 J eines<br />
einzelnen Photons der Wellenlänge 300nm. Von einem Backofen geht also keine gefährliche<br />
Strahlung aus.<br />
Lösung Aufgabe 7:<br />
a) Von jedem Photon wird die gleiche Energie transportiert. Nimmt die Lichtintensität mit der<br />
Filterdichte exponentiell ab, gilt dies auch für die Anzahl durch den Filter gelassenerPhotonen.<br />
Zuerst muss deshalb die Anzahl der pro Sekunde vom Laser ausgesandter Photonen berechnet<br />
werden. Dazu berechen wir die Energie eines Photons und dividieren die Leistung des Lasers<br />
durch die Photonenenergie:<br />
hc<br />
−19<br />
P<br />
17<br />
EPhoton<br />
= = 3. 748 ⋅10<br />
J ⇒ n = = 1.<br />
334 ⋅10<br />
λ<br />
E<br />
Durch den Filter wird die Anzahl Photonen auf n'= 2 ⋅10<br />
werden:<br />
reduziert. Daraus kann k berechnet<br />
n' −k⋅d<br />
= e<br />
n<br />
⇒<br />
1<br />
−1<br />
k = − ⋅ ln( n'<br />
/ n)<br />
= 4.<br />
5242cm<br />
d<br />
17<br />
3<br />
b) Umstellen der Gleichung und einsetzen von n = 1. 334 ⋅10<br />
und n'= 10 ergibt<br />
1<br />
d = − ⋅ ln( n'<br />
/ n)<br />
= 7.<br />
189cm<br />
k<br />
Lösung Aufgabe 8:<br />
a) Die Wellenlänge maximaler Intensität befindet sich bei λ = 2μm<br />
. Nach dem<br />
- 63 -<br />
Photon<br />
Verschiebungsgesetz von Wien folgt daraus T = b / λ max = 1450K<br />
.<br />
b) Aus dem Verschiebungsgesetz von Wien folgt λ max = b / T = 69.<br />
0nm<br />
, eine Wellenlänge im<br />
UV-Bereich.<br />
c) Bezeichnet r den Radius und T die Temperatur des Sterns sowie rS den Radius und TS die<br />
2 4<br />
2 4<br />
Temperatur der Sonne, lässt sich aus der Gleichung 4π ⋅ r σ ⋅T<br />
= 50'000<br />
⋅ 4π<br />
⋅ rS<br />
σ ⋅T<br />
S der<br />
4<br />
TS<br />
9<br />
Radius des Sterns r = rS<br />
⋅ 50'000 ⋅ = 4.<br />
264 ⋅ rS<br />
= 2.<br />
968 ⋅10<br />
m berechnen.<br />
4<br />
T<br />
d) Die im sichtbaren Bereich abgegebene Strahlungsintensität ist<br />
800nm<br />
J ( 400nm,<br />
800nm)<br />
= ∫ j(<br />
λ ) dλ<br />
= 4'808'597.<br />
4W<br />
/ m<br />
400nm<br />
42000 K<br />
Die in diesem Wellenlängenbereich abgestrahlte Leistung beträgt P = J ⋅ A<br />
2<br />
= 4'808'597. 4W<br />
/ m ⋅ 4π<br />
⋅ ( 2.<br />
968 ⋅10<br />
m)<br />
= 5.<br />
323 ⋅10<br />
W .<br />
9<br />
2<br />
26<br />
7<br />
2<br />
2
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
e) Kugelfläche mit 5000 Lichtjahren Radius:<br />
und Strahlungsleistung P ergibt die Intensität nahe der Erde<br />
Die Fläche des Teleskopspiegels beträgt<br />
−14<br />
Leistung ist damit P'<br />
= J ⋅ A'<br />
= 8.<br />
518 ⋅10<br />
W .<br />
Lösung Aufgabe 9:<br />
a) Aus der Planck’schen Formel folgt direkt<br />
- 64 -<br />
A = π<br />
⋅<br />
15 2 2<br />
40 2<br />
4 ⋅ ( 5000 ⋅ 9.<br />
461⋅10<br />
) m = 2.<br />
812 10 m<br />
2<br />
−14<br />
J = P / A = 1.<br />
893 ⋅10<br />
W / m .<br />
A '= 4.<br />
5m<br />
und die auf das Teleskop einstrahlende<br />
n ( λ)<br />
T<br />
2cπ<br />
= ⋅<br />
4<br />
λ<br />
e<br />
b) Zunächst muss die Fläche der Glühwendel aus dem Stefan-Boltzmann-Gesetz berechnet<br />
4<br />
−6<br />
2<br />
werden: P = A ⋅σ<br />
⋅T<br />
⇒ A = 5. 443 ⋅10<br />
m . Die im UV-Bereich pro Sekunde abgegebene<br />
Anzahl Photonen ist:<br />
n = A ⋅<br />
400nm<br />
∫<br />
100nm<br />
3000K<br />
dλ<br />
−6<br />
2<br />
1<br />
hc<br />
kTλ<br />
22<br />
−1<br />
n(<br />
λ ) = 5.<br />
443 ⋅10<br />
m ⋅1.<br />
799 ⋅10<br />
m = 9.<br />
794 ⋅10<br />
c) Die Fläche A des Sterns wurde in Aufgabe 9 berechnet. Die Anzahl im sichtbaren<br />
Wellenlängenbereich emittierter Photonen ist demnach<br />
n = A ⋅<br />
800nm<br />
∫<br />
400nm<br />
42000K<br />
9<br />
n(<br />
λ ) dλ<br />
= 4π<br />
⋅ ( 2.<br />
968 ⋅10<br />
m)<br />
⋅ 9.<br />
084 ⋅10<br />
m = 1.<br />
006 ⋅10<br />
Auf die Spiegelfläche des Hubble-Teleskops fallen davon (siehe Aufgabe 9):<br />
2<br />
2<br />
−2<br />
27<br />
−2<br />
A'<br />
4.<br />
5m<br />
48<br />
n<br />
'= ⋅ n =<br />
⋅1.<br />
006 ⋅10<br />
= 1.<br />
609 ⋅10<br />
40 2<br />
A 2.<br />
812 ⋅10<br />
m<br />
8<br />
16<br />
48<br />
2
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
3.10 Versuchsanleitungen<br />
Experiment 3.2: Spektrum eines Schwarzen Körpers<br />
1. Zielsetzung und Versuchsaufbau des Experiments<br />
• Das Ziel des Experiments ist die Aufnahme des Spektrums eines Schwarzen Körpers bei<br />
verschiedenen Temperaturen. Da das Spektrum einer Glühlampe demjenigen eines Schwarzen<br />
Körpers recht nahe kommt, verwenden wir für unser Experiment als Strahlungsquelle eine<br />
10V-Glühlampe.<br />
• Das Licht der Lampe wird wie in den untenstehenden Graphiken angedeutet in einem<br />
Spektrometer aufgefächert und das Spektrum mit Hilfe eines Lichtsensors aufgenommen. Im<br />
Spektrometer wird das Licht durch eine Linse zunächst gebündelt und dann in einem Prisma<br />
in Abhängigkeit der Wellenlänge zerlegt. Der genaue Zusammenhang zwischen<br />
Ablenkungswinkel und Wellenlänge ist relativ kompliziert, die entsprechende Funktion wurde<br />
aber im Data Studio File „Spektrum“ bereits programmiert.<br />
Das Spektrum kann nun hinter dem Prisma mit einem drehbaren Arm abgefahren werden,<br />
wobei zwischen Prisma und Lichtsensor nochmals eine Linse und eine Blende in den<br />
Strahlengang eingefügt werden muss. Der Winkel des Spektrometerarms – und damit über die<br />
entsprechende Funktion die Wellenlänge der Strahlung – wird mit Hilfe eines Drehsensors<br />
ebenfalls erfasst.<br />
• Die Glühwendel einer Halogenleuchte besteht aus einem zur Spirale aufgewickelten<br />
Wolframdraht. Für die abgegebene elektromagnetische Strahlung ist vor allem die<br />
Temperatur und die Oberfläche der Glühwendel wesentlich. Die Temperatur kann indirekt aus<br />
dem elektrischen Widerstand der Glühwendel geschlossen werden. Dabei gilt, dass der<br />
elektrische Widerstand bei Wolfram ziemlich genau linear mit der Temperatur T ansteigt.<br />
Beträgt bei Temperatur T0 der Widerstand eines Drahtes R0, dann ist der Widerstand R(T) für<br />
eine beliebige Temperatur gegeben durch:<br />
R( T ) = R0<br />
⋅[<br />
1 + α ⋅ ( T − T0<br />
)]<br />
−3<br />
−1<br />
Der Temperaturkoeffizient von Wolfram beträgt α = 4.<br />
5 ⋅10<br />
K , der Kaltwiderstand der<br />
Lampe ist = 0.<br />
84Ω<br />
T wird die Zimmertemperatur verwendet.<br />
R 0 und für 0<br />
• Die Lampe wird wie skizziert ans Netzgerät angeschlossen. Strom- und Spannungswerte<br />
können an den zwei Universalmessgeräten abgelesen werden. Für unterschiedliche<br />
Spannungswerte an der Lampe hat man unterschiedliche Temperaturwerte der Glühwendel.<br />
- 65 -
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
2. Versuchsdurchführung<br />
• Starte das Data Studio File „Spektrum“ am PC. Schliesse den Rotations- und den Lichtsensor<br />
am vorgesehenen Ort des PASCO-Interfaces an.<br />
• Drehe den Spektrometerarm mit dem Lichtsensor im Gegenuhrzeigersinn bis zum Anschlag<br />
(der Drehwinkel am Anschlag beträgt …°).<br />
• Schalte die Lampe ein und regle die Spannung auf 6V ein. Notiere die Stromstärke. Beginne<br />
die Messung durch drücken des Startknopfs in Data Studio. Fahre das Spektrum nun langsam<br />
durch drehen des Spektrometerarms im Uhrzeigersinn ab. Auf dem Bildschirm (Graph 2 in<br />
Data Studio) erscheint das Spektrum der Lampe.<br />
• Wiederhole den Versuch mit den Spannungen 7V, 8V und 9V.<br />
• Berechne für jede Spannung an der Lampe den elektrischen Widerstand nach dem Ohmschen<br />
Gesetz. Aus dem Widerstand kannst du nun mit der oben angegebenen Formel die<br />
Glühtemperaturen berechnen.<br />
3. Diskussion der Ergebnisse<br />
Netzgerät<br />
0...12V =<br />
Die vier Kurven im Graph 2 stellen das Spektrum einer Glühlampe bei unterschiedlichen<br />
Temperaturen dar. Auf der waagrechten Achse ist die Wellenlänge in nm aufgetragen, auf der<br />
senkrechten Achse die (relative) Strahlungsintensität. Diese wird in % der maximalen Lichtintensität,<br />
die am Sensor registriert werden kann angegeben.<br />
Der Vergleich der vier Kurven zeigt, dass die gemessene spektrale Lichtintensität mit höherer<br />
Temperatur zunimmt: Die zu einer höheren Temperatur gehörende Kurve verläuft oberhalb derjenigen<br />
zu einer tieferen Temperatur.<br />
Zudem lässt die Messung vermuten, dass sich das Maximum der Kurven mit zunehmender Temperatur<br />
gegen links verschiebt. Tatsächlich wird dies durch das Wiensche Verschiebungsgesetz bestätigt, das<br />
du in Kürze kennen lernen wirst.<br />
Ein Vergleich der Spektren der Lampe mit den theoretisch berechneten Spektren eines Schwarzen<br />
Körpers (Graphik auf Seite 26 im <strong>Skript</strong>) legt nahe, dass beide zumindest qualitativ übereinstimmen.<br />
- 66 -<br />
V<br />
A
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Experiment 3.6: Der Photoeffekt<br />
Theorie:<br />
Ziel des Versuches ist die Bestimmung der kinetischen Energie von durch Licht mit unterschiedlicher<br />
Wellenlänge aus einem Metall herausgeschlagenen Elektronen. Dazu verwenden wir eine<br />
Quecksilberdampflampe. Im Unterschied zu Temperaturstrahlern, etwa einer Glühbirne, erzeugen<br />
Gasentladungslampen wie die Quecksilberdampflampe kein kontinuierliches Spektrum, sondern eine<br />
Reihe von genau definierten monochromatischen Spektrallinien (mehr darüber in Kapitel 4). Genauer<br />
enthält das Spektrum der Hg-Dampflampe Licht mit den folgenden Wellenlängen:<br />
λ[nm] 405 436 546 578<br />
Durch Verwendung entsprechender Filter kann monochromatisches Licht mit nur einer dieser<br />
Wellenlängen erzeugt werden.<br />
Die Elektronen werden durch das Licht in einer Photozelle erzeugt. Eine<br />
Photozelle ist eine evakuierte Glasröhre auf deren hinteren Innenseite eine<br />
Metallelektrode, zum Beispiel aus Silber, aufgedampft ist (Photokathode).<br />
Als Gegenelektrode dient eine ringförmige Anode. Fällt Licht auf die<br />
Photokathode, kann dies Elektronen herauslösen, die zur Ringanode<br />
gelangen. Dadurch lädt sich die Anode negativ auf, während die<br />
Photokatode aufgrund des entstehenden Defizits an Elektronen positiv<br />
geladen wird. Verbindet man Kathode und Anode fliesst ein Photostrom,<br />
der mit einem empfindlichen Ampèremeter nachgewiesen werden kann.<br />
Wir verwenden für unser Experiment die Gegenfeldmethode: Dazu wird anstatt eines Ampèremeter<br />
zwischen den Elektroden ein Kondensator eingebaut. Infolge der herausgeschlagenen Elektronen, lädt<br />
such nun die an der Ringanode liegende Platte des Kondensators negativ, die an der Kathode liegende<br />
positiv. Durch die fortlaufende Ladungstrennung entsteht eine wachsende Spannungsdifferenz am<br />
Kondensator. Allerdings bildet sich durch die zunehmend negative Aufladung der Anode und die<br />
positive Aufladung der Kathode ein elektrisches Feld, dass der Flugrichtung der Elektronen<br />
entgegengerichtet ist (Gegenfeld). Dies hemmt die Bewegung der Elektronen zu Anode und bringt sie<br />
schliesslich ganz zum erliegen, sobald ihre kinetische Energie keiner ist, als die zur Überwindung des<br />
Gegenfeldes nötige Arbeit W = e ⋅U<br />
, wobei U die am Kondensator liegende Spannung und e die<br />
Elektronenladung bezeichnet. Der Kondensator kann sich also nur bis zu einer Spannung U laden, die<br />
der kinetischen Energie der Elektronen Ekin entspricht.<br />
Durch die Messung der Spannung am Kondensator wenn dieser durch den Strom der<br />
herausgeschlagenen Elektronen aufgeladen worden ist, kann umgekehrt die kinetische Energie der<br />
Elektronen durch Ekin = e ⋅U<br />
berechnet werden. Dies soll im folgenden für die vier verschiedenen<br />
Wellenlängen der Hg-Dampflampe geschehen.<br />
Versuchsaufbau:<br />
Das Experiment besteht aus einer auf einer optischen Schiene aufmontierten Hg-Dampflampe. Das<br />
Licht wird über eine Linse gebündelt und durch einen Filter mit Blende geschickt, der jeweils eine<br />
Spektrallinie hindurch lässt. Dann fällt das nun monochromatische Licht auf die Photozelle. An diese<br />
ist der Kondensator angeschlossen. Aufgrund des sehr geringen Photostroms kann die Spannung nicht<br />
direkt am Kondensator gemessen werden, sondern es muss ein Messverstärker dazwischen geschaltet<br />
werden. Besonders zu erwähnen ist die Potentialabgleichung des Messverstärkers mit dem Gehäuse<br />
der Photozelle (gelb-grünes Kabel), die eine korrekte Spannungsmessung ermöglicht.<br />
- 67 -<br />
I
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Hg-Lampe Linse Filter Photozelle<br />
Versuchsdurchführung:<br />
1) Mache dir das Funktionsprinzip des Experiments nochmals am realen Experimentaufbau klar.<br />
Erkennst du die Bauelemente? Bemerkung: Die Photozelle steckt in dem schwarzen Zylinder.<br />
Er sollte nicht geöffnet werden, da das Experiment nachher neu justiert werden müsste. Du<br />
findest eine vergleichbare Photozelle als Ansichtsexemplar beim Experiment.<br />
2) Führe das Experiment wie folgt durch: Schalte die Lampe ein und wähle einen Filter,<br />
respektive eine Wellenlänge aus. Entlade den Kondensator durch Drücken auf den Taster.<br />
Danach steigt die Spannung wieder an. Notiere sie sobald sie ungefähr stabil ist in die Tabelle.<br />
Wähle einen anderen Filter und verfahre genau gleich, bis du für jede Wellenlänge einen<br />
Spannungswert hast.<br />
3) Berechne die zu den Wellenlängen gehörenden Frequenzen und die zu den Spannungen<br />
gehörenden kinetischen Energien.<br />
4) Zeichen die 4 Messpunkte in ein E-f-Diagramm auf Millimeterpapier. Wähle dabei folgende<br />
14<br />
14<br />
Einheiten: Waagrecht für die Frequenz 0 bis 8 ⋅ 10 Hz mit Schritten von 0. 5 ⋅ 10 Hz pro cm.<br />
−20<br />
−20<br />
−20<br />
und senkrecht − 20 ⋅10<br />
J bis 20 ⋅10 J mit Schritten von 2 ⋅10 J pro cm. Beschrifte die<br />
Achsen!<br />
5) Das Experiment wird später noch weiter ausgewertet.<br />
λ[nm] f [Hz] U [V] Ekin [J]<br />
405<br />
436<br />
546<br />
578<br />
Voltmeter<br />
Messverstärker<br />
- 68 -<br />
Kondensator
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Experiment 3.12: Bestimmung der Planckschen Konstante mit LED<br />
Material<br />
• 3 Leuchtdioden: rot, blau, grün, 1 Netzgerät, 2 Multimeter, Krokoklemmen<br />
• 1 Widerstand 500kΩ, 1 Potentiometer 0...500kΩ<br />
• 1 Optische Schiene mit Schirm, Linse 100mm, Diahalter<br />
• 1 Gitterdia d = 1μm<br />
• 1 Masstab<br />
Ziel und Theorie<br />
• Das Ziel des Experiments ist die Bestimmung der Planckschen Konstante mit Hilfe von<br />
Leuchtdioden.<br />
• Leuchtdioden sind Halbleiterelemente, die den Strom in einer Richtung mit sehr geringem<br />
Widerstand fliessen lassen. Ändert man die Stromrichtung, sperrt die Diode, das heisst sie<br />
weist einen sehr hohen Widerstand auf.<br />
• Allerdings fliesst der Strom auch in Durchlassrichtung erst ab einer bestimmten<br />
Durchbruchspannung UB, denn auch hier müssen die Elektronen eine Sperrschicht<br />
durchqueren, die als Potentialbarriere dient. Hinter der Sperrschicht gibt ein Elektron seine<br />
Energie E = e⋅UB in Form eines Lichtquants mit der Energie E = h⋅f wieder ab.<br />
Aufgabe 1:<br />
Kennlinie einer Leuchtdiode: Die<br />
Kennlinie einer Diode ist ein Strom-<br />
Spannungsdiagramm, das heisst sie<br />
gibt an, bei welcher Spannung U<br />
welche Stromstärke I fliesst. Um die<br />
Kennlinie aufzunehmen soll die<br />
nachfolgende Schaltung verwendet<br />
werden. Die Widerstandsschaltung<br />
aus R1 und R2 bildet einen<br />
sogenannten Spannungsteiler und<br />
dient nur zur besseren<br />
Netzgerät<br />
ca. 5V =<br />
Feinregulierung der Spannung. Am Volt-, respektive Amperemeter können die an der LED<br />
vorliegenden Spannungs- und Stromwerte abgelesen werden. Achtung: Es dürfen nur Ströme bis<br />
30mA auf die LED gegeben werden, sonst brennt sie durch.<br />
Baue die skizzierte Schaltung mit der roten LED auf. Achte auf die Polung.<br />
Stelle das Potentiometer so ein, dass eine Spannung von ca. 0.1V an der LED anliegt. Lies den<br />
genauen Strom- und Spannungswert ab und notiere sie. Erhöhe die Spannung in Schritten von ca 0.1V<br />
bis ca. 3V anliegt.<br />
Pole dann die LED um und führe den Versuch erneut durch. Notiere ebenfalls, bei welcher Spannung<br />
die LED zu leuchten beginnt.<br />
- 69 -<br />
+<br />
-<br />
R2 = 500kΩ<br />
R1 = 0... 470kΩ<br />
mV<br />
LED<br />
mA
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Aufgabe 2:<br />
Bestimme die Wellenlängen des Lichts dreier farbiger Leuchtdioden mit dem folgenden Experiment.<br />
Verwende zudem die gleiche elektrische Schaltung wie oben. Achtung: es dürfen nur Ströme bis<br />
30mA auf die LED gegeben werden, sonst brennt sie durch.<br />
a) Baue das Experiment auf und bringe die LED zum Leuchten. Gitter, Linse und Schirm sollen<br />
so aufgebaut werden, dass auf dem Schirm 3 mehr oder weniger scharfe Leuchtpunkte<br />
(Beugungsmaxima) zu sehen sind.<br />
b) Bestimme mit Hilfe der Beugungsmaxima für jede der Leuchtdioden die Wellenlänge und<br />
Frequenz (mache eine Messprotokoll). Notiere ebenfalls für jede LED, bei welcher Spannung<br />
UB sie zu leuchten beginnt.<br />
Aufgabe 3:<br />
Schirm<br />
a) Stelle die Kennlinie der roten LED in einem Excel-Diagramm dar (Spannung U horizontal,<br />
Strom I vertikal).<br />
b) Berechne für jede der drei Farben die Energie eines Lichtquants aus der Spannung bei der die<br />
Diode zu leuchten beginnt. Erstelle mit den 3 Punkten in Excel ein Frequenz-Energie-<br />
Diagramm und Leite daraus die Plancksche Konstante ab.<br />
- 70 -<br />
Gitter<br />
Linse<br />
Plastilin mit<br />
LED<br />
zur Schaltung ...
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
Experiment 3.14: Polarisation von Photonen<br />
Material<br />
• 12V-Halogenleuchte<br />
• Optische Bank mit Blende und zwei Polarisationsfiltern<br />
• Lichtsensor von Pasco mit Interface<br />
1. Ziel und Theorie<br />
• Das Ziel des Experiments ist Bestimmung der Transmissionswahrscheinlichkeit von Photonen<br />
beim Durchgang durch einen Polarisationsfilter.<br />
• Wie vorher gezeigt wurde, ist die Transmissionswahrscheinlichkeit gegeben durch<br />
•<br />
I1<br />
2<br />
P( α ) trans = = cos ( α)<br />
(1)<br />
I<br />
Für die absorbierte Komponente gilt entsprechend<br />
0<br />
I 2 2<br />
Pabs ( α ) = = sin ( α)<br />
(2)<br />
I<br />
0<br />
Die Summe aus Transmissions- und die Absorptionswahrscheinlichkeit muss zusammen 1<br />
ergeben (d.h. 100%):<br />
Pabs + Ptrans = 1<br />
• Wendet man die so erhaltenen Formel auf den Fall an, wo die Polarisationsrichtung des<br />
Lichtes bereits parallel zur Filterrichtung ist, das heisst wenn α = 0° ist, findet keine<br />
Absorption statt und alle Photonen werden unverändert durchgelassen. Tatsächlich liefern die<br />
beiden Formeln Ptrans = 1 und Pabs = 0. Dies gilt allerdings nur für einen idealen Filter. Die in<br />
der Praxis verwendeten Filterfolien absorbieren immer einen <strong>Teil</strong> der Photonen, auch dann<br />
wenn die Filterrichtung parallel zur Polarisationsrichtung des Laserstrahls ist. Die<br />
Transmissionswahrscheinlichkeit für den Winkel α = 0 ist also
Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />
(vertikal) aus. Der 2. Polarisationsfilter soll ebenfalls auf 0° gestellt werden. Er dient als<br />
Analysator. Schalte die Lampe ein.<br />
b) Beginne die Messung durch anklicken des Startknopfes in Data Studio. Das Programm ist so<br />
eingerichtet, dass es im manuellen Modus läuft. Das heisst bei jedem weiteren Druck auf den<br />
Startknopf wird ein einzelner Datenwert für die Lichtinensität eingelesen. Danach erscheint<br />
ein Fenster, bei dem der aktuelle Winkel des Analysator-Filters eingegeben werden kann.<br />
Führe dies für dies einmal aus (die Eingabe des Winkels spielt hier noch keine Rolle, es kann<br />
z.B. 0° eingegeben werden). Nimm nun den Polarisationsfilter 2 (Analysator) heraus und<br />
klicke nun nochmals auf den Startknopf, um einen zweiten Datenwert einzulesen (als Winkel<br />
kann nochmals 0° eingegeben werden).<br />
c) Klicke die Tabelle 1 an. Es sollten zwei Datenwerte zu sehen sein, die die Lichtintensität mit<br />
und ohne Polarisationsfilter 2 darstellen. Das Verhältnis der beiden Zahlen ergibt P0, also die<br />
Transmissionswahrscheinlichkeit von parallel zur Filterrichtung polarisierten Photonen.<br />
Notiere diese.<br />
3. Messung der Transmissionswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit des Winkels<br />
Als nächstes soll die Transmissionswahrscheinlichkeit P( α) trans = P ⋅ cos ( α)<br />
in Abhängigkeit des<br />
Winkels α bestimmt werden.<br />
Aufgabe 2:<br />
Lichtsensor Polarisationsfilter 2<br />
a) Lösche die soeben aufgenommenen Daten, sie werden ich mehr benötigt. Klicke im Daten-<br />
Fenster das Taschenrechnersymbol zu Transmissionswahrscheinlichkeit an. Es dient zur<br />
2<br />
theoretischen Berechnung nach der Formel P( α) trans = P0<br />
⋅ cos ( α)<br />
. Den in der Formel<br />
auftretenden Wert P0 haben wir in Aufgabe 1 bestimmt und können ihn jetzt bei der variable<br />
P einsetzten. Das Programm berechnet dadurch für jeden Winkel der nachfolgenden Messung<br />
einen theoretischen Wert für die Transmissionswahrscheinlichkeit. Die theoretischen Werte<br />
werden im unteren Graphen dargestellt.<br />
b) Drehe den Polarisationsfilter 2 auf die 90°-Stellung und starte nun eine neue Messreihe. Lies<br />
schrittweise die Datenwerte für die Winkelstellung 90°, 85°, 80°,…10°, 5°, 0°, -5°, -10°, ...,-<br />
85°, -90° des Filters 2 ein. Die gemessen Datenwerte werden im oberen Graphen dargestellt.<br />
c) Vergleiche die beiden Graphen. Der obere mit gemessenen Daten sollt mit dem unteren<br />
theoretisch berechneten bis auf einen Skalierungsfaktor identisch sein. Bemerkung: Um<br />
einem Missverständnis vorzubeugen sei bemerkt, dass die gemessene Lichtintensität zwar<br />
auch in % angegeben wird, mit der Transmissionsintensität aber nicht identisch ist. Es handelt<br />
sich dabei um eine technische Angabe, die sich auf die maximale mit dem Sensor messbare<br />
Lichtintensität bezieht.<br />
- 72 -<br />
Polarisationsfilter 1 Halogen-Lampe<br />
mit Blende<br />
0<br />
2