04.10.2013 Aufrufe

Skript Teil 2 - Neue Kantonsschule Aarau

Skript Teil 2 - Neue Kantonsschule Aarau

Skript Teil 2 - Neue Kantonsschule Aarau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

3. Von der klassischen Physik zur Quantenphysik<br />

Mit der Erklärung von Licht und Wärmestrahlung als elektromagnetische Welle konnten gegen 1900<br />

praktisch alle beobachteten Phänomene auf die Elektrodynamik, die Thermodynamik (Wärmelehre)<br />

und die Mechanik zurückgeführt werden. Damit schienen in der Physik keine grossen Entdeckungen<br />

mehr möglich zu sein und so wurde beispielsweise dem jungen Heisenberg abgeraten Physik zu<br />

studieren, da auf diesem Gebiet schon alles Wesentliche bekannt sei (ein Glück, dass er nicht auf<br />

diesen Ratschlag hörte). Natürlich gab es noch einige ungelöste Probleme, doch es schien nur eine<br />

Frage der Zeit zu sein, bis auch diese im Rahmen der bis zum damaligen Zeitpunkt bestehenden<br />

Physik gelöst würden. Wie schockierend musste es für jene, die so dachten gewesen sein, als sie in<br />

den kommenden Jahren mit ansehen mussten, wie einige dieser ungelösten Problemen zu wahrhaften<br />

Rissen im Fundament der klassischen Theorien wurden, die das Gebäude schliesslich regelrecht zum<br />

Einsturz brachten. Eine neue Generation von Physikern übernahm das Zepter. Ihre Namen waren<br />

Einstein, Heisenberg, Pauli, Bohr oder Dirac.<br />

3.1 Das Gesetz von Stefan-Boltzmann<br />

Jeder Körper sendet ständig elektromagnetische Strahlung aus. Sie wird als Temperaturstrahlung<br />

bezeichnet, da sie durch die unregelmässigen beschleunigten Bewegungen der Ladungen in seinem<br />

Inneren entsteht, die als Folge der thermischen Energie auftreten. Erwärmt man einen Körper auf<br />

Temperaturen um 500 °C, so wird die Temperaturstrahlung als Wärme empfunden. Bei höheren<br />

Temperaturen sendet der Körper auch sichtbares Licht aus. Die Strahlung der Sonne, aber auch die<br />

Strahlung der Glühlampe, sind Beispiele dafür.<br />

Die Strahlungsleistung P der Temperaturstrahlung ist die pro Sekunde emittierte (abgegebene)<br />

Energie. Sie ist proportional zur Oberfläche A des strahlenden Körpers. Die Intensität J der<br />

abgegebenen Strahlung wird durch das Verhältnis<br />

P<br />

J =<br />

A<br />

definiert und hängt von der Temperatur und von der Oberflächenbeschaffenheit ab. Dunkle Flächen<br />

emittieren bei gleicher Temperatur mehr Strahlung als helle Flächen.<br />

Wenn ein Körper Temperaturstrahlung aussendet, so könnte man vermuten, dass er dadurch im Laufe<br />

der Zeit immer mehr Energie abgibt und auskühlt. Der Körper empfängt jedoch auch<br />

Temperaturstrahlung, die von den Körpern in seiner Umgebung ausgeht. Wir müssen sie bei der<br />

Energiebilanz berücksichtigen. Ein <strong>Teil</strong> der auftreffenden Strahlung wird dabei vom Körper<br />

absorbiert, der Rest wird reflektiert oder geht bei durchsichtigen Körpern hindurch. Dies führt zu<br />

folgendem Schema (für undurchsichtige Körper):<br />

einfallende Strahlung<br />

reflektierte Strahlung<br />

emittierte Strahlung<br />

absorbierte Strahlung<br />

- 30 -<br />

Einfallende Strahlung<br />

=<br />

absorbierte + reflektierte Strahlung


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Die absorbierte Leistung heller und glänzender Körper ist gering. Sie reflektieren den grössten <strong>Teil</strong><br />

der auftreffenden Strahlung. Auch das Absorptionsvermögen durchsichtiger Körper ist gering, sie<br />

lassen den grössten <strong>Teil</strong> der Strahlung hindurchtreten. Dagegen absorbieren dunkle Körper fast die<br />

gesamte auftreffende Strahlung.<br />

Weist ein Körper die gleiche Temperatur auf wie seine Umgebung, so wird er weder wärmer noch<br />

kälter. Die von ihm absorbierte Strahlungsleistung muss in diesem Fall gleich der emittierten<br />

Strahlungsleistung sein. Ein dunkler Körper absorbiert besonders viel Strahlung. Er muss daher auch<br />

besonders viel emittieren, damit er im Temperaturgleichgewicht bleibt. Ein heller oder ein<br />

durchsichtiger Körper absorbiert die auftreffende Wärmestrahlung fast nicht. Damit er im<br />

Temperaturgleichgewicht bleibt, muss auch sein Emissionsvermögen gering sein. Je grösser also das<br />

Absorptionsvermögen eines Körpers ist, desto größer ist auch sein Emissionsvermögen bei einer<br />

bestimmten Temperatur.<br />

Ist ein Körper heißer als seine Umgebung, so sendet er mehr Temperaturstrahlung aus, als er<br />

empfängt. Dadurch kühlt er allmählich ab, falls ihm nicht ständig, wie etwa bei einer Glühlampe,<br />

Energie zugeführt wird.<br />

Einen Körper, der jede auftreffende Strahlung vollkommen absorbiert (d.h. es wird nichts reflektiert),<br />

nennt man nach Definition einen Schwarzen Körper. Wir dürfen die Schwarze Strahlung nicht mit der<br />

Farbe schwarz der Alltagssprache in Verbindung bringen. Ein kühler Schwarzer Körper sieht<br />

tatsächlich schwarz aus, da er die gesamte auftreffende Strahlung absorbiert und nur wenig emittiert.<br />

Ein Schwarzer Körper mit einer Temperatur von einigen tausend Grad ist in Weißglut. Die von ihm<br />

ausgehende Schwarze Strahlung ist blendend helles Licht.<br />

Dennoch ist der Körper ein Schwarzer Körper, da er jede<br />

auftreffende Strahlung absorbiert. Eine berusste Oberfläche ist<br />

annähernd ein Schwarzer Körper. Eine noch weit bessere<br />

Näherung an einen Schwarzen Körper ist jedoch ein innen<br />

geschwärzter Hohlraum mit einem kleinen Loch. Fällt Strahlung<br />

durch das Loch ein, so wird sie im Hohlraum mehrmals<br />

reflektiert und dabei so geschwächt, dass die Strahlung praktisch<br />

völlig absorbiert wird. Der Hohlraum ist also ein fast idealer<br />

Schwarzer Körper. Anstatt von der Strahlung eines Schwarzen<br />

Körpers wird deshalb auch oft von Hohlraumstrahlung<br />

gesprochen.<br />

Die Eigenschaften der Schwarzkörperstrahlung wurden von dem österreichischen Physiker Ludwig<br />

Boltzmann theoretisch vorhergesagt und von Josef Stefan durch eine Reihe sorgfältiger Experimente<br />

bestätigt. Sie fanden:<br />

STEFAN-BOLTZMANN-GESETZ<br />

Die emittierte Strahlungsintensität eines Schwarzen Körpers nimmt mit der vierten Potenz der<br />

absoluten Temperatur (in Kelvin) zu:<br />

J ⋅T<br />

4<br />

−8<br />

= σ mit σ<br />

= 5.<br />

67 ⋅10<br />

2 4<br />

- 31 -<br />

W<br />

m K


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Beispiel:<br />

Ein Metallwürfel mit der Kantenlänge a = 7cm hat die Temperatur T = 1300K. Wir<br />

wollen die emittierte sowie die aus der Umgebung mit Temperatur T’ = 300K absorbierte<br />

Leistung und die daraus resultierende abgestrahlte Nettoleistung berechnen. Dabei soll<br />

vereinfachend angenommen werden, dass der Würfel als Schwarzer Körper beschrieben<br />

werden kann.<br />

Lösung:<br />

Die Oberfläche des Würfels beträgt A = 6a 2 = 0.0294 m 2 . Damit kann die emittierte<br />

Strahlungsleistung berechnet werden:<br />

−8<br />

W<br />

4<br />

2<br />

PE = J ⋅ A = 5.<br />

67 ⋅10<br />

⋅ ( 1300K<br />

) ⋅ 0.<br />

0294m<br />

= 4761W<br />

2 4<br />

m K<br />

Die vom Würfel absorbierte Leistung ist offensichtlich gleich der von der Umgebung an<br />

den Würfel emittierten. Bertachten wir nämlich auch die Umgebung als Schwarzen<br />

Körper (sie ist sogar ein idealer Schwarzer Körper, da sie die Strahlung des Würfels<br />

vollständig absorbiert), dann kann die vom Würfel absorbierte Leistung berechnet werden:<br />

−8<br />

W<br />

4<br />

2<br />

PA = J ⋅ A = 5.<br />

67 ⋅10<br />

⋅ ( 300K<br />

) ⋅ 0.<br />

0294m<br />

= 13.<br />

5W<br />

2 4<br />

m K<br />

Sie ist klein gegenüber der emittierten. Pro Sekunde emittiert der Körper also die Energie<br />

von 4761J an seine Umgebung und absorbiert 13.5W aus seiner Umgebung. Die an die<br />

Umwelt abgegebene Nettoleistung beträgt = P − P = 4761 W −13.<br />

5W<br />

= 4747.<br />

5W<br />

Aufgabe 3.1 – (GA)<br />

- 32 -<br />

P E A<br />

Von der Sonne strahlt auf der Erdoberfläche dauernd ein Energiestrom der Intensität<br />

2<br />

J S = 1400W / m ein (Solarkonstante).<br />

a) Berechne daraus die Strahlungsleistung P der Sonne sowie die emittierte Intensität<br />

JE an der Sonnenoberfläche. Multipliziere dazu die Solarkonstante JS mit der<br />

2<br />

11<br />

Fläche einer Kugel A = 4πr die den Radius rE = 1. 5 ⋅10<br />

m der Erdbahn aufweist.<br />

Wieso? Dividiere, um JE zu erhalten, die Strahlungsleistung durch die Oberfläche<br />

8<br />

der Sonne. Der Radius der Sonne beträgt rS = 7. 0 ⋅10<br />

m .<br />

b) Berechne aus JE die Oberflächentemperatur der Sonne. Nimm dazu an, sie sei ein<br />

schwarzer Körper.<br />

3.2 Das Strahlungsgesetz von Planck<br />

Erwärmt man einen Körper, nimmt also gemäss dem Stefan-Boltzmann-Gesetz die abgestrahlte<br />

Leistung mit der 4. Potenz der absoluten Temperatur zu. Aber auch seine Farbe verändert sich, sobald<br />

der Körper zu glühen beginnt. Glüht er anfänglich dunkelrot, ändert sich seine Farbe mit zunehmender<br />

Temperatur zu orange, gelb und schliesslich gleissendem weiss. Wie hängt also die Temperatur des<br />

heissen Körpers mit der Farbe des abgestrahlten Lichts (und damit mit dessen Wellenlänge oder<br />

Frequenz) zusammen? Wie gross sind die Anteile an sichtbarem Licht, an Infrarotstrahlung<br />

(Wärmestrahlung) oder an UV-Strahlung an der gesamten abgegebenen Leistung? Welches Spektrum<br />

hat eine Glühlame und welches hat die Sonne?<br />

Mit diesen Fragen beschäftigen sich um 1890 die berliner Physiker Rubens und Kurlbaum, indem sie<br />

das Spektrum der Hohlraumstrahlung für verschiedene Temperaturen untersuchten. Denn im<br />

Gegensatz zu realen Körpern, erwartete man für alle Schwarzen Körper dieselbe Verteilung. Dabei


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

wurde die so genannte spektrale Strahlungsintensität j (λ ) T in einem erhitzen Hohlraum gemessen.<br />

Wir sind heutzutage in der Schule ebenfalls in der Lage dies zu tun. Allerdings verwenden wir dazu<br />

eine Glühlampe, deren Spektrum der Hohlraumstrahlung ziemlich nahe kommt.<br />

Experiment 3.2<br />

Führe das Experiment 3.2 gemäss separater Versuchsanleitung durch.<br />

Es zeigt sich, dass das Spektrum von Schwarzen Körpern kontinuierlich ist, das heisst<br />

elektromagnetische Strahlung aller Wellenlängen enthält. Die Spektren weisen aber ein stark<br />

temperaturabhängiges Maximum auf. Dieses Maximum dominiert das Spektrum und gibt die Farbe an,<br />

mit der der glühende Körper leuchtet. Wie wir dem Experiment entnehmen können, liegt das<br />

Maximum bei einer Glühlampe mit Temperatur zwischen 1000K und 3000K zwischen 3000nm und<br />

1000nm, also im Infrarot-Bereich (Wärmestrahlung).<br />

Die im Experiment aufgenommene spektrale Strahlungsintensität<br />

j (λ ) T benötigt noch einige Erläuterungen. Die Funktion j (λ ) T<br />

ist in der nebenstehenden Graphik für verschiedene<br />

Temperaturen von 2400K bis 3400K aufgetragen. Jede Kurve<br />

entspricht also der Funktion<br />

Temperatur.<br />

j (λ ) T für eine bestimmte<br />

Betrachtet man nun die bei einer festen Temperatur abgegebene<br />

Strahlung im Wellenlängenbereich zwischen λ0 und λ1, ist deren<br />

Intensität durch die Fläche unter der Kurve j (λ ) T zwischen λ0<br />

und λ1 gegeben. Da die Fläche unter einer Kurve durch das<br />

Integral beschrieben wird, gilt:<br />

λ , λ ) = j(<br />

λ)<br />

dλ<br />

λ<br />

1<br />

∫<br />

J ( 0 1 T<br />

T<br />

Wenn das Intervall Δ λ = λ1<br />

− λ0<br />

klein ist und j (λ ) T darin nicht sehr stark variiert, gilt<br />

näherungsweise auch J ( λ, λ Δλ)<br />

≈ j(<br />

λ)<br />

⋅ Δλ<br />

.<br />

+ T T<br />

Von der theoretischen Seite beschäftigte sich Max Planck mit der spektralen Strahlungsintensität. Die<br />

aus der damals zur Verfügung stehenden Thermodynamik und Elektrodynamik hergeleiteten Gesetze<br />

von Rayleigh-Jeans und Wien vermochten die Daten nur teilweise zu erklären. Auch Planck hatte<br />

zunächst keinen Erfolg, bis er, einer Eingebung folgend, eine Interpolation (Mittelung) der beiden<br />

Gesetze probierte und eine zunächst rein empirische Formel fand, die dem Spektrum der<br />

Hohlraumstrahlung exakt entsprach. Diese Formel ist heute als das Planck’sche Strahlungsgesetz<br />

bekannt:<br />

STRAHLUNGSGESETZ VON PLANCK<br />

Die spektrale Strahlungsintensität beträgt für einen Schwarzen Körper der Temperatur T:<br />

j ( λ)<br />

T<br />

λ<br />

0<br />

2hc<br />

π<br />

= ⋅<br />

5<br />

λ<br />

e<br />

- 33 -<br />

2<br />

−23<br />

Dabei ist k = 1.<br />

38 ⋅10<br />

J / K ⋅ mol die aus der Wärmelehre bekannte Botzmann-Konstante,<br />

8<br />

−34<br />

c = 2.<br />

997 ⋅10<br />

m / s die Lichtgeschwindigkeit und h = 6.<br />

626 ⋅10<br />

Js eine neue, aus den<br />

1<br />

hc<br />

kTλ<br />

−1


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Messdaten bestimmte Naturkonstante, die heute als Planck-Kontante oder Planck’sches<br />

Wirkungsquantum bezeichnet wird<br />

Beispiel:<br />

Ein Halogenlampe brennt bei einer Temperatur der Glühwendel von T = 3000K<br />

. Wir<br />

wollen die im Bereich der Farbe grün (Wellenlänge zwischen 500 nm und 530 nm)<br />

abgegeben Strahlungsintensität berechnen. Dazu nehmen wir an, dass die Lampe<br />

näherungsweise das Spektrum eines Schwarzen Körpers besitzt (auch wenn dies<br />

tatsächlich nur bedingt zutrifft). Unter Verwendung des Planck’schen Strahlungsgesetzes<br />

erhält man für die Werte λ = 500nm<br />

und T = 3000K<br />

die spektrale Intensität<br />

11<br />

j( λ ) T = 8.<br />

177 ⋅10<br />

W /( m ⋅ m)<br />

.<br />

Das Wellenlängenintervall beträgt Δλ = 530 nm − 500nm<br />

= 30nm<br />

. Damit ergibt sich für<br />

die abgestrahlte Intensität J ( λ, λ Δλ)<br />

≈ j(<br />

λ)<br />

⋅ Δλ<br />

in diesem Wellenlängenbereich<br />

der Wert<br />

Aufgabe 3.3 – (GA)<br />

2<br />

24'531W / m .<br />

2<br />

+ T T<br />

Bemerkung: Um diese und die nachfolgenden<br />

Berechnungen möglichst rationell zu machen, gibst du an<br />

dieser Stelle am besten die Planck’sche Strahlungsformel<br />

als Funktion j(x,t) in den TR ein. Für einen TI-89 sieht dies<br />

wie folgt aus (oberste Graphik):<br />

Die Variable x bezeichnet die Wellenlänge und t die<br />

Temperatur. Dabei können die im TI-89 vordefinierten<br />

Naturkonstanten _h, _c und _k benützt werden. Beachte,<br />

dass der TR die Einheiten überprüft und die Variablen x und<br />

t daher in der Formel mit den Einheiten _m und _°K<br />

versehen werden müssen. Ist das einmal geschafft, kann die<br />

oben gestellte Aufgabe auch exakt durch eine Integration<br />

gelöst werden (mittlere Graphik):<br />

Ausserdem muss die Integration über alle Wellenlängen von<br />

λ = 0 bis λ = ∞ das gleiche Resultat wie mit dem Gesetz<br />

von Stefan-Boltzmann ergeben. Tatsächlich kann man aus<br />

dem Integral über alle Wellenlängen (unterste Graphik) die<br />

Stefan-Boltzmann-Konstante σ berechnen:<br />

σ<br />

=<br />

6<br />

J 4.<br />

59311⋅10<br />

W / m<br />

−<br />

=<br />

= 5.<br />

6705 ⋅10<br />

4<br />

4<br />

T ( 3000K<br />

)<br />

2<br />

Eine 50W-Halogenlampe hat eine Glühwendel mit der Fläche 1.247⋅10 -5 m 2 .<br />

a) Berechne die Glühtemperatur der Wendel.<br />

b) Berechne die im sichtbaren Bereich zwischen 400nm und 800nm abgestrahlte<br />

Lichtleistung und den Wirkungsgrad, das heisst den prozentualen Anteil der im<br />

sichtbaren Bereich abgegebenen Strahlungsleistung<br />

Aus dem Strahlungsgesetz von Planck lässt sich eine weitere wichtige Gesetzmässigkeit ableiten.<br />

Willhelm Wien fragte sich, bei welcher Wellenlänge aus dem kontinuierlichen Spektrum eines<br />

Schwarzen Körpers die Abstrahlung am intensivsten ist. Diese Wellenlänge maximaler<br />

- 34 -<br />

8<br />

m<br />

W<br />

2<br />

K<br />

4


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Strahlungsintensität λmax bei einer Temperatur T befindet sich also dort, wo die spektrale<br />

Strahlungsintensität j (λ ) T ihr Maximum aufweist. Man erkennt durch den Vergleich der Kurven bei<br />

verschiedenen Temperaturen, dass sich dieses Maximum mit zunehmender Temperatur gegen den<br />

UV-Bereich, also zu kürzeren Wellenlängen hin verschiebt. Genauer:<br />

VERSCHIEBUNGSGESETZ VON WIEN<br />

Zwischen der Wellenlänge maximaler Strahlungsintensität λmax und der Temperatur T besteht<br />

beim Schwarzen Körper der Zusammenhang<br />

Beispiel:<br />

Aufgabe 3.4 – (GA)<br />

−3<br />

λ ⋅T<br />

= b mit b = 2 . 9 ⋅10<br />

m ⋅ K<br />

max<br />

Obwohl das Sonnenspektrum nur näherungsweise demjenigen eines Schwarzen Körpers<br />

entspricht, lässt sich daraus die ungefähre Oberflächentemperatur der Sonne abschätzen.<br />

Die Wellenlänge der maximalen Intensität befindet sich beim Sonnenspektrum bei<br />

λ 500nm<br />

.Daraus folgt für die Temperatur:<br />

max =<br />

−3<br />

b 2.<br />

9 ⋅10<br />

T = = K = 5800K<br />

−9<br />

λ<br />

500 ⋅10<br />

max<br />

Im Jahre 1965 entdeckten Arno Penzias und Robert Wilson bei Routinearbeiten an einem<br />

Radioteleskop eine völlig homogene, aus dem Weltall stammende Mikrowellenstrahlung<br />

mit einer Wellenlänge um λ = 1.<br />

07mm<br />

. Diese so genannte kosmische<br />

Hintergrundstrahlung wurde schon 1948 vom Kosmologen George Gamov vorausgesagt<br />

und kann als Restwärme des Urknalls interpretiert werden. Die Temperatur des leeren<br />

Universums liegt also auch in den kältesten Regionen über dem absoluten Nullpunkt!<br />

Berechne die Temperatur der Hintergrundstrahlung und damit des Universums.<br />

Der Theoretiker Planck konnte sich nicht mit einer mehr oder weniger zufällig gefundenen und nur<br />

empirisch gerechtfertigten Formel zufrieden geben. Er wollte die Formel verstehen, das heisst<br />

theoretisch herleiten. Die Hohlraumstrahlung entsteht, wenn die Elektronen in den Wänden oszillieren<br />

(schwingen) und elektromagnetische Strahlung der entsprechenden Frequenz emittieren. Umgekehrt<br />

absorbieren die Wände auch Strahlung, so dass das Strahlungsfeld des Hohlraums mit den<br />

oszillierenden Ladungen in den Wänden in einem dynamischen Gleichgewicht ist. Planck gelang es<br />

schliesslich, eine Herleitung für seine Formel zu finden, indem er durch einen „Akt der Verzweiflung“,<br />

wie er es nannte, eine ungewöhnlich Annahme über die Energie der Oszillatoren machte. Er wollte<br />

„unter allen Umständen, koste es, was es wolle, ein positives Resultat herbeiführen“.<br />

Wie ungewöhnlich diese Annahme war, verstehen wir, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass die<br />

Energie einer Schwingung nach der klassischen Physik vom Quadrat der Amplitude abhängig und von<br />

der Frequenz unabhängig ist. Klassische Oszillatoren können also grundsätzlich jeden beliebigen<br />

Energiewert annehmen.<br />

Plancks folgenschwere Annahme bestand hingegen darin, dass die Oszillatoren, also die<br />

schwingenden Ladungen der Wände, nur Energiewerte annehmen können, die ganzzahlige Vielfache<br />

einer frequenzabhängigen Grundenergie ε = h ⋅ f sind. Als Folge kann Strahlung auch nur in Form<br />

von Paketen der Energie ε = h ⋅ f – so genannten Energiequanten – emittiert oder absorbiert werden.<br />

Planck bemühte sich in den folgenden Jahren seine Annahme irgendwie in die bis anhin bekannten<br />

Theorien zu integrieren: „Alle meine Versuche, das theoretische Fundament der Physik diesen<br />

Erkenntnissen anzupassen scheiterten. Es war, wie wenn einem der Boden unter den Füssen<br />

- 35 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

weggezogen worden wäre, ohne dass sich irgendwo fester Grund zeigte, auf dem man hätte bauen<br />

können“.<br />

Während die Planck’sche Formel sich vor allem wegen ihres praktischen Nutzens rasch durchsetzte,<br />

wurde die damit verbundene Energiequantenhypothese in den folgenden Jahren als Kuriosum<br />

angesehen und wenig beachtet. Dies änderte sich im Jahre 1905, als fünf Arbeiten eines bis anhin<br />

völlig unbekannten Beamten des Schweizerischen Patentamts in Bern erschienen, die die Physik<br />

nachhaltig beeinflussten. Eine der Arbeiten nahm die Planck’sche Idee wieder auf – ihr Autor war<br />

Albert Einstein.<br />

3.3 Die Lichtquantenhypothese von Einstein<br />

Um 1900 schien die Wellennatur des Lichtes durch zahlreiche Experimente bewiesen.<br />

Interferenzerscheinungen an Gittern und andere Beobachtungen erlaubten es, die Wellenlänge des<br />

Lichtes zu messen. Es gab nur eine kleine Reihe von Phänomenen, die sich einer Erklärung durch die<br />

Wellennatur des Lichts entzogen. Eines dieser Phänomene war der so genannte Photoeffekt.<br />

Experiment 3.5 - Photoeffekt qualitativ<br />

Aus einer Metalloberfläche treten Elektronen aus, wenn man sie mit ultraviolettem Licht<br />

bestrahlt. Um das zu beobachten, wird eine Zinkplatte auf ein Elektroskop montiert.<br />

• Lade die Zinkplatte zunächst negativ auf (Kunststoffstab mit „Katzenfell“ kräftig<br />

reiben und Ladung vom Stab an der Zinkplatte „abstreichen“). Das Elektroskop<br />

muss ausschlagen.<br />

• Bestrahle die Platte anschliessend mit der Quecksilberdampflampe (Vorsicht<br />

heiss!), die sichtbares und ultraviolettes Licht abgibt. Die Entladung des<br />

Elektroskops zeigt, dass die Platte ihren Elektronenüberschuss rasch verliert.<br />

• Lade die Zinkplatte nochmals auf und filtere den ultravioletten Anteil des Lichtes<br />

nun mit einer Plexiglasplatte heraus. Die Entladung hört sofort auf und setzt auch<br />

bei einer Vergrößerung der Beleuchtungsstärke (näher heranfahren mit der Lampe)<br />

nicht wieder ein. Nur ultraviolettes Licht löst Elektronen aus der Metallplatte.<br />

• Lade die Platte nun positiv (Seidentuch und Glasstab verwenden). Bei einer positiv<br />

geladenen Zinkplatte zeigt die Bestrahlung mit der Quecksilberdampflampe keinen<br />

Effekt. Zwar löst das Licht auch hier Elektronen aus der Platte, doch werden sie<br />

durch die Anziehung der positiven Platte wieder zurückgeholt.<br />

Der Photoeffekt konnte zunächst nicht erklärt werden. Die Wellentheorie des Lichtes sagt nämlich<br />

voraus, dass die Elektronen durch das elektromagnetische Feld des Lichtes in Schwingungen versetzt<br />

werden. Die Amplitude dieser Schwingungen schaukelt sich auf und nimmt so lange zu, bis die<br />

Elektronen genügend Energie haben, um das Metall zu verlassen. Wir können die Zeit, die dazu nötig<br />

ist an einem Beispiel abschätzen.<br />

- 36 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Beispiel:<br />

• Nehmen wir an, eine Hg-Dampflampe habe eine Leistung von P = 1200W<br />

.<br />

Davon liegt aber nur etwa 5% der Strahlung in dem für das Freisetzen der<br />

Elektronen verantwortlichen UV-Bereich. Von der Platte wird ausserdem nur<br />

etwa 20% der Strahlung absorbiert – der Rest wird reflektiert. Befindet sich die<br />

bestrahlte Zink-Platte im Abstand R = 1m<br />

von der Lampe, kann die Intensität der<br />

absorbierten Strahlung berechnet werden:<br />

J abs<br />

P ⋅ 0.<br />

05 ⋅ 0.<br />

2<br />

=<br />

= 0.<br />

955W<br />

/ m<br />

2<br />

4π<br />

⋅ R<br />

• Der Radius eines Zn-Atoms beträgt r = 1. 33 ⋅10<br />

m , der absorbierende<br />

Querschnitt<br />

A<br />

⊥<br />

2<br />

Schon diese einfache Rechnung zeigt, dass das herauslösen von Elektronen aus dem Metall durch eine<br />

räumlich gleichmässig einfallende Welle nicht erklärt werden kann. Wir können das an einem<br />

makroskopischen Beispiel veranschaulichen: Die Welle eines Kursschiffs vermag am Seeufer zwar<br />

herumliegende Holzstücke wegzuschwemmen, keinesfalls aber tonnenschwere Felsbrocken<br />

wegzukatapultieren. Genau das müsste sie aber tun, um den Photoeffekt zu veranschaulichen.<br />

Es gibt noch weitere Punkte, weshalb der Photoeffekt mit einer Wellentheorie kaum plausibel gemacht<br />

werden kann. Zunächst sollten die Elektronen durch die Lichtwelle bei jeder Frequenz – und nicht erst<br />

oberhalb einer minimalen Frequenz – mehr oder weniger gut zum Schwingen und daher auch zum<br />

Austreten aus dem Metall angeregt werden. Ausserdem könnte vermutet werden, dass bei starkem<br />

Licht die Elektronen durch das elektrische Feld der Lichtwelle auf hohe Geschwindigkeiten<br />

beschleunigt werden. Die Energie der austretenden Elektronen müsste daher mit der Intensität des<br />

Lichtes zunehmen. Die nun folgende Untersuchung des Photoeffekts zeigt uns aber, dass diese<br />

Vermutungen falsch sind.<br />

- 37 -<br />

−20<br />

2<br />

= π ⋅ r = 5. 56 ⋅10<br />

m . Daher beträgt die durch ein Atom<br />

absorbierte Leistung Pabs = J abs A⊥<br />

= 5.<br />

31⋅10<br />

W .<br />

Andererseits ist bekannt, dass zum herauslösen eines Elektrons aus einem Zn-<br />

−19<br />

Atom eine Energie E = 4.<br />

34eV<br />

= 6.<br />

95 ⋅10<br />

J nötig ist. Dieser Vorgang dauert<br />

also mindestens<br />

E<br />

t =<br />

P<br />

= 13.<br />

1s<br />

abs<br />

Diese relativ lange Zeitdauer steht aber nun im krassen Gegensatz zum<br />

Experiment, denn genaue Untersuchungen zeigen, dass für die Freisetzung von<br />

−8<br />

Elektronen bereits eine Bestrahlungszeit von t'<br />

= 10 s genügt!<br />

• Gehen wir umgekehrt von einer Bestrahlungszeit von t'<br />

= 10 s aus und<br />

berechnen die absorbierende Fläche, auf der genügend Energie einfällt, um das<br />

Elektron herauszulösen:<br />

A<br />

=<br />

P<br />

J<br />

−20<br />

abs − 11<br />

abs<br />

=<br />

J<br />

E<br />

= 7.<br />

28 ⋅10<br />

⋅ t'<br />

abs<br />

Die nötige Fläche entspricht dem Querschnitt von 1. 31⋅<br />

10 Atomen!<br />

2<br />

m<br />

10<br />

2<br />

9<br />

−8


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Experiment 3.6 - Photoeffekt quantitativ – (SE)<br />

Führe das Experiment 3.6 gemäss separater Versuchsanleitung durch. Es lässt sich als<br />

reales Experiment oder als Kurzversion mit dem Applet „Photoeffekt“ durchführen.<br />

Der Photoeffekt nimmt eine zentrale Stellung für die Deutung der quantenhaften Natur des Lichtes<br />

ein. Er zeigt, dass die kinetische Energie der herausgelösten Elektronen nicht von der Intensität des<br />

eingestrahlten Lichtes abhängig ist, sondern nur von dessen Frequenz. Ausserdem tritt der Photoeffekt<br />

nur bei Lichtfrequenzen auf, die grösser als ein kritischer, für jedes Metall individueller Wert sind.<br />

Der Photoeffekt steht also im Widerspruch zum klassischen Wellenmodell des Lichts, mit dem man<br />

lange Zeit versucht hat Lichterscheinungen zu deuten. Für die Versuchsergebnisse standen deshalb<br />

zunächst keine befriedigenden Erklärungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Deutung der<br />

experimentellen Ergebnisse des Photoeffekts erfolgte schliesslich im Jahre 1905 durch Albert Einstein.<br />

Sein Artikel "Über einen die Erzeugung und Verwandlung des Lichtes betreffenden heuristischen<br />

Gesichtspunkt" nahm die Planck’sche Idee der Energiequanten wieder auf und ging von folgender<br />

Annahme aus:<br />

Licht besteht aus Photonen (Lichtquanten) der Energie E = h ⋅ f<br />

Was wäre, wenn die Energie der Lichtwelle nicht räumlich gleichmässig verteilt, sondern punktförmig<br />

an einzelnen Stellen konzentriert auf der Platte eintreffen würde? Mit dieser Idee war Einstein in der<br />

Lage, den Photoeffekt zu deuten. Er schreibt: "Nach der Auffassung, dass das einfallende Licht aus<br />

Photonen von der Energie h ⋅ f bestehe, lässt sich die Erzeugung von Elektronen durch Licht<br />

folgendermaßen auffassen: In die oberflächliche Schicht des Körpers dringen Photonen ein, und deren<br />

Energie verwandelt sich wenigstens zum <strong>Teil</strong> in kinetische Energie von Elektronen. Die einfachste<br />

Vorstellung ist die, dass ein Photon seine ganze Energie an ein einziges Elektron abgibt. Außerdem<br />

muss jedes Elektron beim Verlassen des Körpers eine für den Körper charakteristische Arbeit WA<br />

verrichten. Die kinetische Energie der austretenden Elektronen beträgt daher<br />

mv<br />

2<br />

2<br />

= h ⋅ f − W<br />

WA gibt demnach die Arbeit an, die zur Entfernung eines Elektrons aus dem Metall erforderlich ist.<br />

Die Energie der herausgelösten Elektronen ist dadurch etwas geringer als diejenige der einfallenden<br />

Lichtquanten.“<br />

Halten wir das nochmals fest:<br />

LICHTQUANTENHYPOTHESE (A. EINSTEIN):<br />

Licht besteht aus Photonen (Lichtquanten), deren Energie E = h ⋅ f nur von der Frequenz des<br />

−34<br />

Lichtes abhängt. Dabei bezeichnet h = 6.<br />

6262 ⋅10<br />

Js das Plancksche Wirkungsquantum.<br />

Aufgabe 3.7 - Photoeffekt Auswertung – (GA)<br />

Wir wollen die von Einstein gemachte Behauptung anhand der in Experiment 3.6<br />

gemessenen Daten überprüfen. Von blossem Auge erkennt man, dass die Messpunkte<br />

im Energie-Frequenz-Diagramm von Experiment 3.6 auf einer Gerade liegen.<br />

Tatsächlich stellt die von Einstein vorgeschlagene Gleichung für die von den<br />

Photonen stammende Energie der Elektronen Ekin = h ⋅ f − WA<br />

eine Gerade dar.<br />

- 38 -<br />

A


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

a) Lege von Hand eine möglichst gut zu den Daten passende Gerade ins Energie-<br />

Frequenz-Diagramm von Experiment 3.6.<br />

b) Ermittle die Steigung der Geraden aus dem Diagramm. Wenn die Einsteinsche<br />

Behauptung stimmt, müsste die Steigung der Geraden (mit den gewählten<br />

−34<br />

Einheiten des Diagramms) der Planckschen Konstante h = 6.<br />

6262 ⋅10<br />

Js<br />

entsprechen. Trifft dies ungefähr zu?<br />

c) Ermittle die Austrittsarbeit WA aus dem Diagramm. Gib sie in den<br />

Energieeinheiten J und in eV an.<br />

Die Lichtenergie tritt gemäss der Einsteinschen Hypothese also nicht in beliebigen Energiebeträgen<br />

auf, sondern als Summe kleinster Energiemengen. Die kleinste Energiemenge, eine Art<br />

"Elementarenergie", ist das Energiequant mit dem Betrag h ⋅ f . Jede Lichtenergie ist also gequantelt.<br />

Der Wert der Konstanten h ist allerdings so ausserordentlich klein, dass die Quantelung der<br />

Lichtenergie für unsere alltäglichen Beobachtungen vernachlässigbare Auswirkungen hat. Erst für die<br />

Mikroobjekte bestimmt das Plancksche Wirkungsquantum das Ausmass der Quanteneffekte und trennt<br />

damit unsere Alltagswelt von der Welt der Quanten.<br />

Mit den Photonen wurde die Newtonsche Vorstellung vom Licht als Strom von <strong>Teil</strong>chen – wenn auch<br />

in etwas anderer Form – wieder belebt. Tatsächlich kann man die von einer Lichtquelle ausgehende<br />

Anzahl Photonen, zumindest im monochromatischen Fall leicht berechnen<br />

Beispiel:<br />

Ein Laser hat eine Leistung von 10mW und arbeitet bei einer Wellenlänge von 430nm.<br />

Wir wollen berechnen, wie viele Photonen pro Sekunde aus dem Laser strömen.<br />

Dazu wählen wir eine Zeit t = 1s, während dieser der Laser die Energie E = P ⋅ t = 0.<br />

01J<br />

abgibt. Ein Photon hat die Energie E Photon = h ⋅ f = hc / λ , wobei für die Frequenz<br />

f = c / λ eingesetzt wurde. Bezeichnet n die Anzahl pro Sekunde aus dem Laser tretender<br />

Photonen, gilt E = n ⋅ E Photon . Daraus kann n berechnet werden:<br />

E E ⋅λ<br />

16<br />

n = = = 2. 16⋅10<br />

E hc<br />

Allgemein ist also die Strahlungsleistung einer monochromatischen Lichtquelle proportional zur<br />

Frequenz sowie zur Anzahl der Photonen. Bei fester Frequenz bestimmt die Anzahl ausgesandter<br />

Photonen die Leistung und somit die Intensität der Lichtquelle.<br />

Aufgabe 3.8 – (GA)<br />

Photon<br />

Um ein Experiment mit einzelnen Photonen, etwa den im nächsten Abschnitt<br />

beschriebenen Doppelspaltversuch durchzuführen, soll sich in einer 30cm langen<br />

Versuchsanordnung im Mittel nur immer ein Photon befinden. Als Lichtquelle dient<br />

ein Laserpointer mit Leistung 1mW und einer Wellenlänge von 632nm. Um die<br />

Photonenzahl soweit zu vermindern, wie es das Experiment erfordert, werden<br />

Graufilter in den Strahlengang gestellt. Um welchen Faktor müssen die Filter die<br />

Photonenzahl reduzieren und wie viele Filter muss man verwenden, wenn jeder 95%<br />

des Lichts absorbiert und 5% passieren lässt? Hinweis: Die Photonen bewegen sich<br />

mit Lichtgeschwindigkeit.<br />

Bis vor einiger Zeit waren als technische Anwendung des Photoeffekts so genannte Photozellen in<br />

Gebrauch, wie wir sie auch in Experiment 3.6 benutzt haben. Sie dienten vor allem zur Messung von<br />

Lichtintensitäten, etwa in Form von Belichtungsmessern bei Photoapparaten. Auch wenn diese<br />

- 39 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Aufgaben heute meist durch Halbleiterelemente (Phototransistoren) übernommen werden, gestattet die<br />

Einsteinsche Formel zum Photoeffekt einige interessante Berechnungen zur Photoemission von<br />

Elektronen aus Metalloberflächen.<br />

Beispiel:<br />

Die Katode einer Photozelle besteht aus Caesium (WA = 1.96 eV). Im Folgenden fällt<br />

nacheinander monochromatisches Licht mit der Wellenlänge λ1 = 410 nm (blaues Licht)<br />

und λ2 = 656 nm (rotes Licht) auf die Katode. Wir wollen untersuchen, ob durch<br />

Einwirkung des Lichtes dieser Wellenlängen Elektronen emittiert werden:<br />

Es gilt Ekin = h ⋅ f − WA<br />

. Zuerst Berechnen wir die Frequenz des Lichtes aus der<br />

Wellenlänge f = c / λ = 7.<br />

31⋅10<br />

Hz und f = c / λ = 4.<br />

57 ⋅10<br />

Hz . Dann braucht man<br />

Blaues Licht hat also eine kürzere Wellenlänge und somit eine höhere Energie als rotes. Deutlich wird<br />

das auch an der UV-Strahlung, Röntgenstrahlung und γ-Strahlung. Weil ultraviolettes Licht zum<br />

Beispiel eine kurze Wellenlänge und somit eine hohe Energie hat, kann es beim Menschen die<br />

Hautzellen beschädigen.<br />

Das Beispiel zeigt ausserdem, dass es für ein Metall eine von der Austrittsarbeit WA abhängige<br />

kritische Wellenlänge λkrit gibt. Nur Licht mit einer kleineren Wellenlänge λ ≤ λkrit<br />

ist in der Lage<br />

Metallelektronen freizusetzen.<br />

Aufgabe 3.9 – (GA)<br />

1<br />

Die Austrittarbeit WA für Zink beträgt 4.34eV. Wie gross ist die kritische<br />

Wellenlänge, bei der das Licht in Experiment 3.5 gerade noch Elektronen<br />

freizusetzen vermag? In welchem Bereich des elektromagnetischen Spektrums liegt<br />

sie?<br />

Aufgabe 3.10<br />

1<br />

14<br />

Eine Silberplatte wird mit monochromatischem Licht bestrahlt. Es zeigt sich, dass für<br />

Wellenlängen λ < 280nm Elektronen aus der Platte geschlagen werden.<br />

a) Wie gross ist die Austrittsarbeit WA von<br />

Silber?<br />

b) Die Silberelektrode einer Photozelle wird von<br />

Licht mit Wellenlänge λ=200nm bestrahlt. Die<br />

Strahlungsintensität beträgt 10mW. Welcher<br />

Strom fliesst durch das Amperemeter, wenn<br />

jedes Photon ein Elektron herausschlägt?<br />

I<br />

c) Nun wird das Amperemeter durch eine<br />

Batterie ersetzt. Welche Gegenspannung muss angelegt werden, damit der<br />

Stromfluss zum Erliegen kommt und wie muss die Batterie an den Elektroden<br />

der Photozelle gepolt sein?<br />

- 40 -<br />

2<br />

1<br />

−19<br />

noch die Energie WA umzurechnen: = 1.<br />

602 ⋅10<br />

C ⋅1.<br />

96V<br />

= 3.<br />

14 ⋅10<br />

J . Somit<br />

W A<br />

erhält man die kinetische Energie der Elektronen = h ⋅ f −W<br />

= 1.<br />

70 ⋅10<br />

J und<br />

−19<br />

14<br />

E1 1 A<br />

E2 = h ⋅ f2<br />

−WA<br />

= −1.<br />

12 ⋅10<br />

J . Die durch Photonen mit blauem Licht bestrahlten<br />

Elektronen haben eine positive kinetische Energie E 1 und können somit aus der Platte<br />

austreten. Die mit rotem Licht bestrahlten Elektronen haben jedoch zuwenig Energie um<br />

austreten zu können. Das erkennt man am negativen Wert von E 2 .<br />

−19<br />

−19


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Im Jahre 1921 erhielt Albert Einstein für die Photonenhypothese den Nobelpreis. Seine Ideen<br />

erschienen vielen Physikern so kühn, dass sie zunächst nicht akzeptiert wurden. Sogar Max Planck<br />

schrieb noch 1913 in dem Antrag, Albert Einstein in die Preußische Akademie der Wissenschaften<br />

aufzunehmen: „Dass Einstein in seinen Spekulationen gelegentlich auch einmal über das Ziel<br />

hinausgeschossen haben mag, wie z. B. in seiner Photonenhypothese, wird man ihm nicht allzu sehr<br />

anrechnen dürfen. Denn ohne einmal ein Risiko zu wagen, lässt sich auch in der exakten Wissenschaft<br />

keine wirkliche <strong>Neue</strong>rung einführen.“ Im Laufe der Zeit hat die Photonenhypothese aber viele weitere<br />

Bestätigungen erfahren.<br />

Albert Einstein hatte übrigens die Arbeit zu den Lichtquanten kurz vor der Veröffentlichung 1905 als<br />

Doktorarbeit an der Uni Zürich eingereicht. Der damalige Institutsvorsteher erkannte den Wert der<br />

Arbeit, zögerte aber, eine so spekulative Schrift als Dissertation zuzulassen, worauf Einstein<br />

kurzerhand eine neue Arbeit einreichte (ebenfalls eine der fünf Arbeiten aus dem Wunderjahr 1905).<br />

Natürlich kann man den Leiter des Zürcher Physikinstituts verstehen, besonders in Anbetracht der<br />

unmittelbar folgenden Kritik an der Lichtquantenhypothese, beispielsweise von Persönlichkeiten wie<br />

Planck. Trotzdem ist es schade, dass diese bahnbrechende Arbeit Einsteins zum Wesen des Lichts<br />

keinen Eingang in den Dissertationskatalog der Uni Zürich gefunden hat. Als 1907 an der Uni Zürich<br />

eine Professur für Theoretische Physik geschaffen wurde, war den Verantwortlichen dennoch sofort<br />

klar, dass nur ein Kandidat dafür in Frage kam und so erhielt Einstein seine erste Anstellung als<br />

Professor am Physikinstitut der Uni Zürich.<br />

Zum Schluss dieses Abschnitts wollen wir noch zwei weitere Beispiele für die Anwendung des<br />

Photoeffekts kennen lernen. Der Photoeffekt kann in gewissem Sinne auch umgekehrt werden. Dies<br />

geschieht zum Beispiel in einer Leuchtdiode (LED) oder bei der Erzeugung von Röntgenstrahlung in<br />

einer Röntgenröhre.<br />

Eine Röntgenröhre besteht im Wesentlichen aus<br />

einer evakuierten Glasröhre mit einer Kathode und<br />

eine schräg montierten Anode. Mit einem Heizdraht<br />

werden Elektronen freigesetzt und durch die<br />

zwischen Anode und Kathode anliegende<br />

Hochspannung im Bereich von 400V bis 200kV<br />

beschleunigt. Auf der Anode werden die Elektronen<br />

sehr plötzlich abgebremst und geben dabei ihre<br />

Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung<br />

im Röntgenbereich ab.<br />

Beispiel:<br />

Die energieärmste Röntgenstrahlung hat eine Wellenlänge von 3nm. Welche Spannung<br />

muss zwischen Anode und Katode der Röhre anliegen, um sie zu erzeugen?<br />

Zuerst berechnen wir die Energie eines Photons im Röntgenbereich. Diese wird dann mit<br />

der kinetischen Energie eines durch die Spannung U beschleunigten Elektrons<br />

h ⋅ c<br />

gleichgesetzt: EPhoton = h ⋅ f = hc / λ und Ekin = e ⋅U<br />

ergibt U = = 413V<br />

λ<br />

⋅ e<br />

Aufgabe 3.11<br />

Berechne die Wellenlänge der bei einer Beschleunigungsspannung von 50kV<br />

entstehenden Röntgenstrahlung.<br />

- 41 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Leuchtdioden, kurz LED genannt, sind Halbleiterelemente, die den Strom nur in eine Richtung<br />

fliessen lassen. Aber auch in Durchlassrichtung sperrt die Diode zunächst noch, das heisst sie weist<br />

bei kleinen Spannungen einen sehr hohen Widerstand auf. Wird die äussere Spannung jedoch auf<br />

einen bestimmten Wert U erhöht, gelingt es den Elektronen die Sperrschicht der Diode, die als<br />

Potentialbarriere dient, zu überwinden. Hinter der Sperrschicht geben die Elektronen ihre<br />

Energie E = e ⋅U<br />

in Form von Lichtquanten wieder ab. Man spricht hierbei vom Inneren Photoeffekt.<br />

Die Frequenz des entstehenden Lichts hängt dabei von der Spannungsdifferenz an der<br />

Potentialbarriere ab. Diese kann näherungsweise mit der Spannung gleichgesetzt werden, bei der die<br />

LED zu leuchten beginnt. Dabei gilt:<br />

E = h ⋅ f ,<br />

E = e ⋅U<br />

- 42 -<br />

⇒<br />

e ⋅U<br />

f =<br />

h<br />

Misst man umgekehrt die Leuchtspannungen und Frequenzen bei verschiedenfarbigen LED’s, kann<br />

daraus sogar die Plancksche Konstante bestimmt werden. Das machen wir im folgenden Experiment.<br />

Experiment 3.12 - Innerer Photoeffekt – (SE)<br />

Führe Experiment 3.12 gemäss separater Versuchsanleitung durch.<br />

3.4 Welle-<strong>Teil</strong>chen-Dualismus<br />

Einsteins Lichtquantenhypothese konnte zwar den Photoeffekt erklären, führte aber unweigerlich auf<br />

ein neues Dilemma. Einstein warf die alte Frage wieder auf, ob Licht mit einem Wellen- oder mit<br />

einem <strong>Teil</strong>chenmodell erklärt werden muss. Während sich bei den Physikern vor 1905 die über einen<br />

langen Zeitraum entstandene Theorie des Lichts als elektromagnetische Welle durchgesetzt hatte,<br />

brachte die Lichtquantenhypothese eine in jeder Hinsicht andersartige Korpuskeltheorie ins Spiel. Die<br />

teilweise heftigen und ablehnenden Reaktionen auf die Theorie der Lichtquanten sind von diesem<br />

Standpunkt verständlich, insbesondere weil die beiden Theorien kaum vereinbar scheinen.<br />

Das Paradoxon wurde durch ein 1909 von Geoffrey Taylor durchgeführtes Experiment sogar noch<br />

verschärft. Er stellte sich die Frage, was man beobachten würde, wenn man nur einzelne Photonen<br />

durch einen Doppelspalt schickt. Würde man keine Interferenzmuster mehr sehen und daraus<br />

schliessen können, dass diese durch gegenseitige Beeinflussung der Photonen entstehen? Oder würde<br />

jedes Photon ein – ausserordentlich schwaches – über den ganzen Schirm ausgebreitetes<br />

Interferenzmuster erzeugen? Zur Klärung dieser Frage untersuchte Taylor die Beugung von Licht an<br />

einer Nadelspitze. Als Schirm diente eine Fotoplatte. Taylor verringerte die Intensität des Lichtes so<br />

stark, dass sich im Mittel nur ein Photon zwischen Lichtquelle und Schirm befand. So konnte er<br />

prüfen, ob das Interferenzmuster durch Wechselwirkung einander folgender Photonen entsteht. Für<br />

eine messbare Schwärzung der Fotoplatte musste er mehrere Monate lang belichten. Das Ergebnis war<br />

verblüffend: Es zeigte sich das gleiche Interferenzbild, wie bei der Belichtung mit hoher<br />

Lichtintensität. Jedes Photon musste also beim Durchgang durch den Doppelspalt mit sich selber<br />

interferiert haben. Wir können das Experiment als Computersimulation wiederholen.<br />

Experiment 3.13 - Das Experiment von Taylor (Computersimulation) – (SE)<br />

• Starte das Programm „Doppelspaltversuch“. Wähle z.B. folgende Einstellungen:<br />

Quelle: „Photonen“, Wellenlänge λ = 620nm<br />

Blende: Spaltbreite 100 μm<br />

, Spaltabstand 300 μm<br />

Schirm: Zoom 100x


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

• Schalte die Lampe für einige Sekunden ein und wieder aus. Das vielleicht<br />

überraschende Ergebnis zeigt, dass jedes einzelne Photon zunächst kein über den<br />

Schirm ausgebreitetes Interferenzmuster, sondern einen scharf lokalisierten<br />

Leuchtpunkt erzeugt. Die Anordnung der Punkte erscheint zufällig.<br />

• Schalte die Lampe jetzt nochmals ein und drücke einige male auf „Speed“.<br />

Langsam zeichnet sich ein Muster auf dem Schirm ab: Es bilden sich Streifen, mit<br />

einer hohen Anzahl Photoneneinschlägen und solche mit einer geringen Zahl, die<br />

dem aus der Wellenoptik bekannten Interferenzmuster entsprechen. Da nur<br />

einzelne Photonen den Doppelspalt passiert haben, kann die Interferenz nicht<br />

durch gegenseitige Beeinflussung der Photonen entstehen. Jedes einzelne Photon<br />

muss also auch hier mit sich selbst interferieren und demzufolge beim Durchgang<br />

durch einen Doppelspalt Welleneigenschaften aufweisen.<br />

Tatsächlich ergibt sich bei jedem Interferenzversuch mit Licht ein ähnliches Bild, wie das Beispiel<br />

eines durch einen Doppelspalt bestrahlten Films zeigt. Von blossem Auge erkennt man auf dem Film<br />

ein scheinbar kontinuierliches Interferenzmuster aus dunkeln und hellen Streifen (die dunkeln Streifen<br />

sind auf dem Film belichtet).<br />

Betrachtet man den Film unter dem Mikroskop zeigt sich ein anderes Bild. Anstatt einer<br />

kontinuierlichen Schwärzung erkennt man ein Muster von zufällig verteilten dunklen Punkten. Diese<br />

entstehen immer dort wo das körnige Filmmaterial ein Photon absorbiert. In den Regionen grosser<br />

Lichtintensität, also in den dunkleren Steifen des Interferenzmusters, erkennt man eine hohe Dichte an<br />

geschwärzten Punkten, in Regionen mit geringer Lichtintensität eine geringe Dichte. Dies entspricht<br />

dem von Einstein postulierten <strong>Teil</strong>chenbild: Eine hohe Lichtintensität kommt nicht durch besonders<br />

energiereiche Photonen zustande (denn die Energie eines Photons hängt ja nur von seiner Frequenz<br />

ab), sondern durch eine grosse Anzahl von Photonen.<br />

Daraus kann man die folgenden Schlüsse ziehen: Ein einzelnes Photon erzeugt bei seiner Absorption<br />

auf dem Film einen genau lokalisierten Schwärzungspunkt. Das Photon verhält sich dabei<br />

teilchenartig. Das Interferenzmuster entsteht erst durch das Auftreffen vieler zufällig verteilter<br />

Photonen. Dies bedeutet, dass die mit dem Wellenmodell berechnete Intensitätsverteilung proportional<br />

zur Auftreffwahrscheinlichkeit des Photons am jeweiligen Ort auf dem Schirm ist (die Intensität selbst<br />

ist proportional zum Amplitudenquadrat der Elektrischen Feldstärke<br />

- 43 -<br />

2<br />

Ê ). Dennoch lässt sich die<br />

Entstehung eins Interferenzmusters, auch in dieser statistischen Ausprägung, nur mit dem<br />

Vorhandensein einer irgendwie gearteten Welle deuten. Dies ist der wellenartige Aspekt des Photons.<br />

Dies führt zu einer paradoxen Situation: Zur vollständigen Beschreibung eines Photons wird sowohl<br />

das so genannte Wellenbild als auch das so genannte <strong>Teil</strong>chenbild benötigt. Die beiden Aspekte<br />

scheinen irgendwie unvereinbar, widersprechen sich aber nicht wirklich, da sie auf unterschiedliche


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Situationen angewandt werden. Wollen wir die Entstehung des von jedem einzelnen Photon<br />

mitgetragenen Interferenzmusters (respektive die damit verknüpfte Wahrscheinlichkeitsverteilung)<br />

beim Durchgang durch den Doppelspalt beschreiben, müssen wir dem Photon Welleneigenschaften<br />

zuschreiben. Wollen wir hingegen das Auftreten von diskreten und zufällig verteilten<br />

Schwärzungspunkten auf dem Schirm erklären, benötigen wir die den Photonen zugeschriebenen<br />

<strong>Teil</strong>cheneigenschaften.<br />

Andererseits lässt sich schwer verstehen, wie ein Photon sich einerseits als Welle über den ganzen<br />

Raum ausbreiten kann, andererseits auf einer Photoplatte einen scharf lokalisierten Schwärzungspunkt<br />

erzeugt. Und trotzdem ist es so! Die Tatsache, dass die Natur sich hier nicht so verhält, wie ein<br />

rationaler Geist zunächst erwartet, führte bei einer Reihe von Physikern zwischen 1920 und 1930 zur<br />

Erkenntnis, dass sich die Welt der Quantenobjekte nicht mehr in den Kategorien der klassischen<br />

Physik beschreiben lässt. <strong>Neue</strong> Begriffe mussten geschaffen werden.<br />

QUANTENEIGENSCHAFTEN DER PHOTONEN<br />

• Photonen verhalten sich nicht wie Objekte der klassischen Physik. Um sie vollständig zu<br />

beschreiben sind sowohl Wellen- wie auch <strong>Teil</strong>chenaspekte nötig.<br />

• Die Absorption eines Photons findet immer an einem scharf lokalisierten, aber zufällig<br />

verteilten Ort statt. Das Photon wird immer als Ganzes absorbiert oder emittiert.<br />

• Die Auftreffwahrscheinlichkeit des Photons an einer Stelle ist proportional zum Quadrat<br />

der Amplitude der damit verknüpften Welle.<br />

Die Tatsache, dass Photonen sowohl <strong>Teil</strong>chen- als auch Welleneigenschaften besitzen, wird heute als<br />

Welle-<strong>Teil</strong>chen-Dualismus bezeichnet. Allerdings wir das Wellen- und das <strong>Teil</strong>chenbild nie<br />

gleichzeitig, sondern nur für einander ausschliessende <strong>Teil</strong>aspekte in Anspruch genommen. Zur<br />

Erfassung von einander ausschliessenden, aber dennoch für die vollständige Beschreibung eines<br />

Mikroobjekts benötigten <strong>Teil</strong>aspekten, hat Niels Bohr den Begriff der Komplementarität geprägt.<br />

3.5 Polarisation von Photonen<br />

Wir haben die Polarisation im Zusammenhang mit elektromagnetischen Wellen bereits kennen gelernt,<br />

wollen das wichtigste hier aber nochmals kurz repetieren. Die Polarisationsrichtung einer<br />

elektromagnetischen Welle ist die Richtung des elektrischen Feldvektors E( x,<br />

t)<br />

r r<br />

, der immer senkrecht<br />

zur Ausbreitungsrichtung der Welle steht. Die elektromagnetische Welle ist also immer eine<br />

Transversalwelle. Das Licht der meisten natürlichen<br />

Lichtquellen, zum Beispiel von Glühlampen, ist unpolarisiert.<br />

Das heisst, es kommen Wellen aller Polarisationsrichtungen<br />

senkrecht zur Ausbreitungsrichtung vor. Möchte man Licht mit<br />

nur einer Polarisationsrichtung erhalten, kann dazu<br />

beispielsweise ein Polarisationsfilter verwendet werden. Dabei<br />

kann der Filter nur von Strahlung einer bestimmten<br />

Polarisationsrichtung passiert werden.<br />

Ganz anders verhält es sich beim Licht eines Lasers. Das Laserlicht ist aufgrund der speziellen Bauart<br />

des Lasers bereits polarisiert. Daher eignet sich der Laser besonders gut für Untersuchungen zur<br />

Polarisation: Nehmen wir an, der elektrische Feldstärkevektor des Laserlichtes sei 0 Er . Trifft der in<br />

E0 r -Richtung polarisierte Lichtstrahl auf einen Filter, der um einen Winkel α gegenüber 0 Er verdreht<br />

ist, findet eine Vektorzerlegung von 0 Er in eine zur Durchlassrichtung parallele und eine dazu<br />

senkrechte Komponente statt. Hinter dem Filter weist der Lichtstrahl nur noch die parallele<br />

transmittierte Komponente 1 Er auf, die senkrechte Komponente wird von der Filterfolie absorbiert,<br />

- 44 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

das heisst geschluckt. Der Laserstrahl wird durch den Filter also abgeschwächt und um den Winkel α<br />

gedreht.<br />

absorbierte Komponente<br />

Die Abbildung des Vektors 0 Er auf 1 Er ist in der Geometrie unter dem Begriff orthogonale Projektion<br />

bekannt. Aus der Figur erkennt man leicht, dass E = E ⋅ cos( α)<br />

ist. Andererseits wissen wir, dass<br />

die Intensität J0 der Welle proportional zum Quadrat der Amplitude Ê 0 . Daher gilt für die<br />

Abschwächung des Strahls:<br />

ABSCHWÄCHUNG EINES LICHTSTRAHLS<br />

1<br />

- 45 -<br />

0<br />

Die Intensität J 0 eines polarisierten Lichtstrahls wird an einem um α gedrehten<br />

Polarisationsfilter auf J 1 reduziert, wobei gilt:<br />

J<br />

1<br />

= J<br />

0<br />

α<br />

E r<br />

1<br />

Durchlassrichtung<br />

neue Polarisationsrichtung<br />

2 J1<br />

2<br />

⋅ cos ( α ) ⇔ = cos ( α)<br />

J<br />

Dies ist die Sichtweise, wenn Licht als klassische elektromagnetische Welle betrachtet wird. Wir<br />

wissen jedoch, dass ein Lichtstrahl nach der quantentheoretischen Vorstellung als Strom von Photonen<br />

(Lichtquanten) betrachtet werden kann. Jedes Lichtquant stellt ein Wellenpaket dar, das ebenfalls eine<br />

Polarisationsrichtung besitzt: Photonen weisen eine Polarisationsrichtung auf. Natürlich muss die<br />

quantenmechanische Vorstellung mit der klassischen konsistent sein. Trotzdem bringt die Umdeutung<br />

der klassischen Sichtweise auf Photonen auch eine neue Erkenntnis mit sich. Diese Umdeutung soll<br />

jetzt erfolgen.<br />

Aus der Polarisationseigenschaft von Laserlicht folgt, dass die durch einen Laser erzeugten Photonen<br />

nicht nur monochromatisch sind (d.h. alle die gleiche Frequenz besitzen), sondern auch alle die<br />

gleiche Polarisationsrichtung aufweisen.<br />

Wir haben bei der klassischen Welle von einer Zerlegung in eine durchgelassene und eine absorbierte<br />

Komponente gesprochen. Bei einem Photon ist eine solche Zerlegung nicht möglich, da die Energie<br />

eines Photons E = h ⋅ f nur von seiner Frequenz abhängt und diese beim Durchgang durch den Filter<br />

nicht verändert wird (das Quantum ist unteilbar!). Das heisst, das Photon kann nur als Ganzes<br />

durchgelassen oder als Ganzes absorbiert werden. Wird das Photon durchgelassen, richtet sich seine<br />

Polarisationsrichtung jedoch parallel zur Durchlassrichtung des Filters aus.<br />

Wie ist nun aber die Abschwächung des Lichtstrahls der klassischen Sichtweise mit der<br />

Photonenhypothese vereinbar? Die Antwort ist relativ einfach. Die klassische Intensität ist<br />

proportional zur Anzahl Photonen. Somit gibt das Verhältnis der Intensitäten des Lichtstrahls vor und<br />

nach dem Durchgang durch den Filter die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Photon den Filter passieren<br />

kann. Die so genannte Transmissionswahrscheinlichkeit ist also gegeben durch<br />

J1<br />

2<br />

P( α ) trans = = cos ( α)<br />

(1)<br />

J<br />

0<br />

Für die absorbierte Komponente gilt nach der obigen Zerlegung klassisch E 2 = E0<br />

⋅ sin( α)<br />

. Für die<br />

Absorptionswahrscheinlichkeit gilt entsprechend<br />

E r<br />

0<br />

0<br />

anfängliche Polarisationsrichtung


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

J 2 2<br />

Pabs ( α ) = = sin ( α)<br />

(2)<br />

J<br />

Diese Wahrscheinlichkeitsdeutung der Vorgänge am Polarisationsfilter wird auch durch eine<br />

geometrische Eigenschaft der Sinus- und Cosinusfunktion gestützt. Es gilt nämlich für jeden Winkel<br />

2<br />

2<br />

sin ( α ) + cos ( α)<br />

= 1 . Dies entspricht der Forderung, dass die Transmissions- und die<br />

Absorptionswahrscheinlichkeit zusammen 1 ergeben müssen (d.h. 100%):<br />

0<br />

Pabs + Ptrans = 1<br />

Hier erkennt man wiederum, dass nicht etwa die Feldstärke E 1 = E0<br />

⋅ cos( α)<br />

in die<br />

Wahrscheinlichkeitsdeutung einfliesst, sondern das zur Intensität J1 proportionale Quadrat der<br />

Feldstärke cos ( )<br />

2 2 2<br />

E = E ⋅ α .<br />

1<br />

0<br />

Wendet man die so erhaltenen Formel auf den Fall an, wo die Polarisationsrichtung des Laserstrahls<br />

bereits parallel zur Filterrichtung ist, das heisst wenn α = 0°<br />

ist, findet keine Absorption statt und alle<br />

Photonen werden unverändert durchgelassen. Tatsächlich liefern die beiden Formeln P trans = 1 und<br />

P abs = 0 . Dies gilt allerdings nur für einen idealen Filter. Die in der Praxis verwendeten Filterfolien<br />

absorbieren immer einen <strong>Teil</strong> der Photonen, auch dann wenn die Filterrichtung parallel zur<br />

Polarisationsrichtung des Laserstrahls ist. Die Transmissionswahrscheinlichkeit für den Winkel<br />

α = 0°<br />

ist also


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Um das zu entscheiden, wird beispielsweise das folgende Experiment durchgefüht: In jeden der beiden<br />

Lichtwege eines Strahlteilerwürfels stellen wir einen Detektor, der in der Lage ist einzelne Photonen<br />

nachzuweisen 5 . Schliesslich brauchen wir noch einen so genannten Koinzidenzzähler. Dieser zählt nur<br />

gleichzeitige Impulse von beiden Detektoren - also nur das gleichzeitige Auftreten von Photonen im<br />

Detektor A und B. Führt man nun die Messung mit einzelnen Photonen durch, findet man abgesehen<br />

von Messfehlern keine Koinzidenzen 6 . Das heisst, Photonen teilen sich tatsächlich nicht, sondern<br />

folgen als Ganzes in zufälliger Weise entweder dem einen oder anderen Weg. Das überrascht<br />

eigentlich wenig, sondern bestätig das <strong>Teil</strong>chenbild des Lichts. Demnach besteht ein Lichtstrahl aus<br />

einem Strom von Photonen, wobei am Strahlteiler rund die Hälfte der Photonen zufällig den einen und<br />

rund die Hälfte den anderen Weg wählt. Das Wellenbild der Photonen scheint dabei nicht zur<br />

Anwendung zu kommen. Wir werden allerdings weiter unten sehen, dass eine so einfache Sichtweise<br />

trügerisch ist. Die Natur ist komplexer als dieser einfache Versuch annehmen lässt.<br />

B) Photonen im Mach-Zehnder-Interferometer<br />

Als nächstes modifizieren wir die Anordnung zu einem so genannten Mach-Zehnder-Interferometer.<br />

Dabei wird ein Laserstrahl an einem Strahlteiler geteilt. Die <strong>Teil</strong>strahlen werden je an einem Spiegel<br />

umgelenkt und in einem zweiten Strahlteiler wieder vereinigt.<br />

Experiment 3.15 – (SE)<br />

Bei diesem Experiment sollst du dich mit der Funktionsweise des Mach-Zehnder-<br />

Interferometers vertraut machen. Es kann als reales Experiment oder mit Hilfe der<br />

Computersimulation „INTERFER“ durchgeführt werden.<br />

Achtung! Als Lichtquelle dient eine Laserdiode. Ihr Licht kann die Augen schädigen,<br />

also nie direkt in den Strahl schauen.<br />

Laser<br />

Lichtweg A<br />

• Vergleiche – bevor du den Laser einschaltest – das reale Mach-Zehnder-<br />

Interferometer mit dem abgebildeten Schema. Versuche die Komponenten zu<br />

erkennen.<br />

• Schalte nun den Laser ein (die Spannung darf maximal 3.5 V betragen). Auf dem<br />

Schirm entsteht ein deutliches Interferenzmuster mit hellen und dunklen Streifen.<br />

Sie entstehen aufgrund eines fast unvermeidbaren kleinen Längenunterschiedes<br />

der beiden Wege. Dies führt zu einer Phasenverschiebung und zur Interferenz der<br />

<strong>Teil</strong>strahlen bei deren Vereinigung im zweiten Strahlteilerwürfel.<br />

• Unterbrich nun den einen Lichtweg, indem du ein Hindernis (oder die Hand)<br />

hineinstellst. Das Streifenmuster verschwindet. Der Grund ist ebenfalls klar, denn<br />

nun gelangt nur noch ein <strong>Teil</strong>strahl zum Schirm und es ist keine Interferenz mehr<br />

möglich.<br />

5 Das ist mit einigem Aufwand mit Hilfe von hochspezifischen Halbleitementen (so genannten „Avalanche<br />

Photodioden“) sogar an der NKSA möglich.<br />

6 Es ist bemerkenswert, dass das Experiment erstmals 1981 tatsächlich durchgeführt wurde (P. Grangier).<br />

- 47 -<br />

Lichtweg B<br />

Detektor /<br />

Schirm


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Soweit die Funktionsweise des Mach-Zehnder-Interferometers. Nun kommen wir zu einem eigentlich<br />

interessanten Experiment mit verblüffendem Ergebnis. Dazu platzieren wir vor dem Schirm an einer<br />

Stelle mit destruktiver Interferenz (also dort wo der Schirm beim Interferenzmuster dunkel bleibt)<br />

einen Photonen-Detektor. Dann wird die Lichtintensität so weit zurück genommen, bis nur noch<br />

einzelne Photonen durch das Interferometer gehen.<br />

Als erstes verschliessen wir nun den Weg A und zählen die am Detektor über den Weg B einfallenden<br />

Photonen – nehmen wir an es seinen zum Beispiel etwa 500 Photonen pro Sekunde. Dann öffnen wir<br />

den Weg A und verschliessen B. Wiederum werden wir etwa 500 Photonen pro Sekunde registrieren.<br />

Zum Schluss öffnen wir beide Wege A und B. Aufgrund der durch das <strong>Teil</strong>chenbild vermittelten<br />

Vorstellung vom Licht als Strom von Photonen (und der damit verbundenen Addition der<br />

Häufigkeiten) erwarten wir am Detektor bei zwei Wegen etwa 1000 Photonen pro Sekunde. Das<br />

Verblüffende ist, das man tatsächlich praktische keine Photonen registriert! Die klassische<br />

Wahrscheinlichkeitsrechnung, wonach bei mehreren möglichen (voneinander unabhängigen) Wegen<br />

die Wahrscheinlichkeiten einfach addiert werden müssen, ist hier nicht mehr anwendbar.<br />

Die Erklärung erfolgt sofort, wenn man bedenkt, dass wir den Detektor ja an einem Ort aufgestellt<br />

haben, an dem destruktive Interferenz vorherrscht, was natürlich auch bei einzelnen Photonen der Fall<br />

ist. Wir können dieses Experiment also nur erklären, wenn wir das Wellenbild der Photonen mit<br />

einbeziehen. Das <strong>Teil</strong>chenbild vermochte zwar das oben besprochne Experiment für den Durchgang<br />

eines Photons durch einen Strahlteiler zu erklären, stellt sich für die Erklärung des Durchgangs eines<br />

Photons durch das Mach-Zehnder-Interferometer aber als unvollständig heraus.<br />

Um uns das seltsame Verhalten der Photonen nochmals vor Augen zu führen, betrachten wir das<br />

Mach-Zehnder-Experiment nochmals aus einem etwas anderen Blickwinkel. Verfolgen wir dazu ein<br />

Photon, welches (zufällig) den Weg B wählt. Es wird am Spiegel umgelenkt und tritt durch den<br />

zweiten Strahlteiler, worauf es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf den Detektor trifft. Nehmen<br />

wir nun an, wir können dabei den Weg A wahlweise mit einem Hindernis verschliessen oder offen<br />

lassen. So betrachtet hängt die Wahrscheinlichkeit, dass das Photon auf den Detektor trifft<br />

massgeblich davon ab, ob im Weg A – also in dem Weg den das Photon gar nicht nimmt – ein<br />

Hindernis steht. Ist der Weg A nämlich offen, ist die Wahrscheinlichkeit wie oben diskutiert praktisch<br />

null (am Ort des Detektors herrscht ja destruktive Interferenz), ist der Weg A geschlossen, ist die<br />

Wahrscheinlichkeit verschieden von null. Das wirft zwei äussert seltsame Fragen auf und es<br />

verwundert nicht, dass sogar Albert Einstein in diesem Zusammenhang von Geisterwellen gesprochen<br />

hat:<br />

1. Wie kann das Verhalten des Photons auf seinem Weg durch das Interferometer davon<br />

beeinflusst werden, ob im Weg, den das Photon nicht nimmt, ein Hindernis steht?<br />

2. Und wie kann das Photon auf seinem Weg überhaupt von der Existenz eines zwei Dezimeter<br />

entfernten Gegenstands beeinflusst werden – zumal man diese Entfernung im Prinzip auf<br />

einige Meter oder sogar hunderte von Kilometer ausdehnen kann.<br />

Lies die beiden Fragen noch einmal durch und denke kurz darüber nach… Willkommen, du bist auf<br />

unserer Reise von der klassischen Wellentheorie des Lichts in der Welt der Quantenphysik<br />

angekommen. Denn mit genau solch seltsamen Phänomenen befasst sich die Quantenphysik –<br />

zumindest was ihre philosophischen Aspekte betrifft. Um es vorneweg zu nehmen, bis jetzt konnte<br />

niemand diese beiden Fragen schlüssig beantworten. Das ist aber auch gar nicht nötig – und nach der<br />

Meinung der meisten Quantenphysiker – gar nicht möglich. Vielmehr geht es zunächst darum, zu<br />

anerkennen, dass die Natur sich in den Experimenten so verhält, wie wir es oben dargestellt haben. In<br />

einem zweiten Schritt müssen geeignete Begriffe geschaffen werden, um diese Experimente adäquat<br />

zu beschreiben und logische Konflikte zu vermeiden. Einer dieser Begriffe ist die erwähnte<br />

Komplementarität von <strong>Teil</strong>chen- und Wellenbild. Die in Zusammenhang mit den beiden gestellten<br />

Fragen auftretenden Paradoxien treten nämlich nur auf, wenn man versucht das <strong>Teil</strong>chenbild („Photon<br />

nimmt entweder Weg A oder Weg B“) auf eine Interferenzerscheinung anzuwenden (bei destruktiver<br />

Interferenz keine Photonen am Detektor).<br />

Doch in welchen Situationen muss das <strong>Teil</strong>chen- und wann das Wellenbild angewendet werden? Und<br />

wann treten überhaupt Interferenzerscheinungen auf? Das wirft die grundsätzliche Frage nach der<br />

Natur der mit dem Photon verknüpften Welle auf. Der tiefsinnige Däne Nies Bohr und sein brillianter<br />

Schüler Werner Heisenberg arbeiteten über mehrere Jahrzehnte ein Konzept aus, das heute als<br />

- 48 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

„Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik“ bezeichnet wird, indem sie von der<br />

Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Welle ausgingen, die wir kennen gelernt haben. Wir wollen an<br />

dieser Stelle nur soweit darauf eintreten, wie es für das Verständnis des Mach-Zehnder-Experiments<br />

nötig ist. Gegen Ende des <strong>Skript</strong>s werden wir noch einmal genauer darauf zurückkommen.<br />

Gemäss der Kopenhagener Deutung besitzt die dem Photon zugeordnete Welle keine materielle<br />

Realität. Sie ist lediglich Ausdruck aller möglichen Entwicklungen eines physikalischen Systems. Jede<br />

Möglichkeit entspricht dabei einer <strong>Teil</strong>welle. Das aussergewöhnliche daran ist, dass sich diese den<br />

Möglichkeiten zugeschriebenen Wellen wie reale Wellen verhalten, das heisst dem Huygenschen<br />

Prinzip gehorchen und Interferenz zeigen.<br />

Konkret heisst dies, dass sich aus quantenmechanischer Sicht die Welle eines Photons beim Mach-<br />

Zehnder-Interferometer am ersten Strahlteiler aufteilt, die getrennten Wege A und B durchläuft und<br />

beim zweiten Strahlteiler wieder vereinigt – dabei tritt Interferenz auf. Falls nun ein Hindernis in<br />

einem der Wege steht, ist dieser nicht mehr passierbar, das heisst diese Möglichkeit fällt weg. Daher<br />

liegt nur noch eine <strong>Teil</strong>welle vor und es tritt keine Interferenz mehr auf. Allgemeiner kann man sagen,<br />

dass die Interferenz verschwindet, wenn die Information über den Weg des Photons vorliegt. Damit die<br />

Information nämlich überhaupt vorliegen kann, muss dieser Weg durch irgendwelche physikalischen<br />

Umstände aus allen möglichen ausgewählt – d.h. präpariert – werden (z.B. durch Verschliessen<br />

sämtlicher anderer Wege). Halten wir daran fest, dass Wellen- und <strong>Teil</strong>chenbild nie gleichzeitig<br />

anwendbar sind, treten auch die beiden oben gestellten paradox anmutenden Fragen 1. und 2. gar nicht<br />

auf. Denn wenn man, wie oben angenommen, davon ausgeht, dass das Photon den Weg B nimmt, ist<br />

tatsächlich gar keine Interferenz möglich – ob im Weg A ein Hindernis steht oder nicht, beeinflusst<br />

das Messresultat am Detektor dann überhaupt nicht. Es gibt kein Paradoxon! Um Missverständnissen<br />

vorzubeugen, muss noch erwähnt werden, dass diese Information dem experimentierenden Physiker<br />

gar nicht wirklich vorliegen muss. Es genügt, wenn diese Information irgendwo in der Natur<br />

vorhanden ist und daher im Prinzip ausgelesen werden könnte.<br />

Falls aber umgekehrt am Schirm des Interferometers Interferenz auftritt, können wir daraus schliessen,<br />

dass nirgendwo Information über den Weg des Photons vorliegen kann. In dieser Situation lässt sich<br />

dem Photon also keiner der beiden Wege eindeutig<br />

zuordnen (denn sonst würde Information<br />

vorliegen), das Photon durchläuft also sozusagen<br />

„beide Wege gleichzeitig“. Diese verwirrende<br />

Situation wird sehr gut durch die nebenstehende<br />

Karikatur festgehalten 7 .<br />

Damit haben wir auch einen bedeutsamen<br />

Unterschied zur klassischen Physik (und zum<br />

klassischen Weltbild) gefunden: Besitzt ein<br />

klassisches Objekt mehre Möglichkeiten, um einen<br />

bestimmten Prozess zu durchlaufen, wird davon<br />

nur einer realisiert – und zwar unbeeinflusst von<br />

allen nicht realisierten. Stehen hingegen einem Quantenobjekt (z.B. einem Photon) mehrere<br />

Möglichkeiten zur Realisierung Verfügung, entsteht daraus etwas objektiv neues, nämlich Interferenz.<br />

C) Der Quantenradierer<br />

Man kann sogar noch weiter gehen. Liegt die Weginformation wie erwähnt einmal vor, kann auf dem<br />

Schirm kein Interferenzmuster entstehen. Es sei denn, man löscht diese Information durch ein<br />

geeignetes Verfahren wieder, bevor das Photon auf dem Schirm auftritt. Dass das wirklich<br />

funktioniert, können wir sogar mit einem eindrücklichen Experiment beweisen, dem Quantenradierer<br />

oder Quantum Eraser. Er stellt den Höhepunkt unserer bisherigen Reise in die Quantenwelt dar. Das<br />

Experiment basiert wesentlich auf der Polarisationseigenschaft von Photonen.<br />

7 Niels Bohr und Werner Heisenberg waren begeisterte Skifahrer – eine Ähnlichkeit ist nicht auszuschliessen.<br />

- 49 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Experiment 3.16 (Quantenradierer) – (SE)<br />

Dieser Versuch kann als reales Experiment oder mit Hilfe der Computersimulation<br />

„INTERFER“ durchgeführt werden.<br />

Um ein Quantenradiererexperiment zu realisieren, muss unser Mach-Zehnder-<br />

Interferometer mit drei drehbaren Polarisationsfiltern ausgerüstet werden, die wie im<br />

folgenden Schema im Strahlengang platziert werden.<br />

Laser<br />

Lichtweg A<br />

Filter 1<br />

Führe nun den Versuch wie folgt durch:<br />

• A) Interferenz: Der Filter 3 hinter dem zweiten Strahlteiler wird zunächst<br />

nicht eingesetzt. Richte die Filter 1 und 2 zunächst parallel aus. Die Pfeile auf<br />

den Polarisationsscheiben sollen dabei senkrecht nach unten zeigen. Auf dem<br />

Schirm ist ein deutliches Interferenzmuster zu sehen.<br />

• Interpretation: Das Erscheinen der Interferenzmusters lässt sich in der<br />

Sichtweise der Kopenhagener Deutung damit begründen, dass beim<br />

Experiment der Lichtweg eines Photons vollkommen unbestimmt bleibt. Es<br />

gibt bei einem Photon, das hinter dem zweiten Strahlteiler nachgewiesen wird,<br />

in diesem Fall keine Eigenschaft, die auf den Weg schliessen lässt, den es<br />

genommen hat. Tatsächlich darf nicht einmal behaupten werden, das Photon<br />

hätte einen (uns nicht bekannten) Weg genommen. Um das Interferenzmuster<br />

zu erklären müssen nämlich beide möglichen Lichtwege gleichberechtigt<br />

miteinbezogen werden. Die Interferenz entsteht durch die Wechselwirkung<br />

der beiden Möglichkeiten.<br />

• B) Weginformation: Nun wollen wir unser Experiment so verändern, dass<br />

die zur Interferenz komplementäre Grösse – die Weginformation – vorliegt.<br />

Dies geschieht einfach dadurch, dass wir die Polarisationsrichtungen der<br />

beiden Lichtwege um 90° zueinander verdrehen. Dies könnte zum Beispiel<br />

durch drehen des Filters 1 um 45° und des Filters 2 um -45° geschehen.<br />

Dabei tritt allerdings das unschöne Problem auf, dass die<br />

Polarisationsrichtung des am Strahlteiler rechtwinklig abgelenkten <strong>Teil</strong>strahls<br />

dabei ungefähr gespiegelt wird. Dies geschieht aber bei Lichtweg A vor und<br />

bei Lichtweg B nach dem passieren des jeweiligen Filters 1 respektive 2.<br />

Daher muss, wenn der Filter 1 um 45° gedreht wurde, der Filter 2 ebenfalls in<br />

der gleichen Richtung um 45° gedreht werden. Dieses Problem ist allerdings<br />

für den Versuch nicht weiter von Bedeutung. Wichtig ist, dass die beiden<br />

<strong>Teil</strong>strahlen hinter dem Strahlteiler 2 tatsächlich eine um 90° unterschiedlich<br />

Polarisationsrichtung aufweisen. Drehe also nun den Filter 1 um 45° und den<br />

Filter 2 ebenfalls sorgfältig ungefähr um 45°, bis das Interferenzmuster<br />

(weitgehend) verschwindet.<br />

• Interpretation: Im Gegensatz zu Fall A) besitzen Photonen hinter dem<br />

zweiten Strahlteiler eine Eigenschaft, mit der auf den Weg geschlossen<br />

werden kann, den sie genommen haben – ihre Polarisationsrichtung. Während<br />

die Filter 1 und 2 als Polarisatoren dienen, kann Filter 3 als Analysator hinter<br />

dem zweiten Strahlteiler eingesetzt werden. Richtet man Filter 3 parallel zur<br />

Polarisationsrichtung von Lichtweg A aus, können nur Photonen durchtreten,<br />

- 50 -<br />

Filter 2<br />

Filter 3<br />

Lichtweg B<br />

Detektor /<br />

Schirm


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

die diesen Weg genommen haben. Wird am Detektor ein Photon registriert,<br />

weiss man mit Sicherheit, dass es Weg A genommen hat. Genau so kann man<br />

Photonen nachweisen, die den Weg B genommen haben – dazu muss der<br />

Filter 3 entsprechen ausgerichtet werden. Da in diesem Fall der Weg des<br />

Photons durch die Polarisationsrichtung eindeutig bestimmt ist, kann kein<br />

Interferenzmuster entstehen. Dazu müsste eine Überlagerung der beiden<br />

<strong>Teil</strong>wellen stattfinden. Erstaunlich daran ist, dass der Filter 3 gar nicht<br />

eingesetzt werden muss. Um das Interferenzmuster zum Verschwinden zu<br />

bringen, genügt es, dass die Photonen die Weginformation (in Form der<br />

Polarisationsrichtung) tragen.<br />

• C) Löschen der Information: Im letzten <strong>Teil</strong> des Experiments wollen wir<br />

nachweisen, dass sich die in <strong>Teil</strong> B) vorliegende Weginformation auch wieder<br />

löschen lässt. Dazu führen wir den Filter 3 in den Strahlengang ein und stellen<br />

ihn auf Mittelstellung. Wenn die Polarisationsrichtung von Lichtweg A um<br />

45° und von B um -45° gedreht ist, soll der Filter 3 also die 0°-Stellung<br />

aufweisen. Führe dies aus! Du stellst fest, dass das Interferenzmuster auf dem<br />

Schirm wieder deutlich hervortritt.<br />

• Interpretation: Durch den Analysator in Mittelstellung wurde die<br />

Weginformation wieder gelöscht. Dies wird durch die Berechnung der<br />

Transmissionswahrscheinlichkeiten eines Photons am Analysator klar, das<br />

Weg A, respektive Weg B genommen hat.<br />

P<br />

P<br />

A = Ptrans<br />

B = Ptrans<br />

- 51 -<br />

2<br />

( 45°<br />

) = cos ( 45°<br />

) = ( ) =<br />

2<br />

1<br />

2<br />

( −45°<br />

) = cos ( −45°<br />

) = ( ) =<br />

Möchte jemand ein Photon zum Detektor schicken, kann er durch geeignete<br />

Wahl der anfänglichen Polarisation in 45° respektive -45°-Richtung den Weg<br />

bestimmen. Eine Person, die in Unkenntnis dieses Weges hinter dem<br />

Analysator ein Photon registriert, hat (da P A = PB<br />

ist) nur eine 50% Chance<br />

den Weg richtig zu erraten. Das kann durch die so genannte Vorhersagbarkeit<br />

(Predictability) P A B P = P − ausgedrückt werden. Wir erhalten hier P = 0 .<br />

Nach der Kopenhagener Deutung ist das gleichbedeutend damit, dass der Weg<br />

vollkommen unbestimmt ist. Somit muss auch in diesem Fall Interferenz<br />

auftreten – und tatsächlich beobachten wir diese auch.<br />

Nun wollen wir noch überlegen, welches Ergebnis der Mach-Zehnder-Versuch (ohne Filter 3) ergibt,<br />

wenn die Polarisationsrichtungen der beiden <strong>Teil</strong>wege nicht rechtwinklig zueinander stehen.<br />

Tatsächlich lässt sich dann - wie wir in der folgenden Aufgabe sehen werden - die Weginformation<br />

aufgrund der Polarisationsrichtung hinter dem zweiten Strahlteiler nicht mehr mit Sicherheit<br />

bestimmen. Auch das ist typisch für die Quantenphysik: Information kann nicht nur – wie in der<br />

klassische Welt – vorliegen oder nicht, sondern sie kann teilweise vorliegen. Mit welcher Sicherheit<br />

die Information vorliegt, gibt die entsprechende Wahrscheinlichkeit an. Als Folge ist auch das<br />

komplementäre Gegenstück zur Weginformation, das Interferenzmuster, nur teilweise vorhanden. Bei<br />

einem von 90° verschiedenen Polarisationswinkel zwischen den <strong>Teil</strong>wegen, ergibt sich ein nur mehr<br />

oder weniger deutliches Interferenzbild. Auch dies lässt sich am Quantenradiererexperiment<br />

überprüfen. Entferne Filter 3 aus dem Interferometer und stelle dann die Polarisationsrichtungen der<br />

<strong>Teil</strong>strahlen zunächst senkrecht – es liegt kein Interferenzmuster vor. Drehe dann einen Filter langsam,<br />

bis die Polarisationsrichtungen parallel sind. Dabei tritt das immer deutlicher werdende<br />

Interferenzmuster hervor.<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Aufgabe 3.17 – (ZA)<br />

Vorbemerkung: Für die folgende Aufgabe wollen wir von idealen Polarisationsfiltern<br />

ausgehen, das heisst, die Transmission bei paralleler Ausrichtung der Photonen zum<br />

Filter beträgt 100%, bei senkrechter Ausrichtung 0%. Für einen allgemeinen<br />

Zwischenwinkel α soll sie cos ( )<br />

2 α betragen.<br />

Wir nehmen an, der Winkel zwischen den Polarisationsrichtungen von Weg A und B<br />

beträgt β. Der als Analysator dienende Filter 3 hinter dem zweiten Strahlteiler wird<br />

parallel zu Polarisationsrichtung von Weg A ausgerichtet.<br />

a) Berechne die Wahrscheinlichkeit, dass ein durch Weg B laufendes Photon durch<br />

den Filter 3 hindurch tritt. Wie gross die die Wahrscheinlichkeit, dass ein durch<br />

Weg A laufendes Photon durch den Filter 3 tritt?<br />

b) Berechne die Vorhersagbarkeit P A B P = P − in Abhängigkeit des Winkels β .<br />

Interpretiere diese Grösse.<br />

D) Das Delayed-Choice-Experiment<br />

Beim Quantenradierer-Experiment geschieht die Wahl, ob am Schirm bei senkrechter<br />

Polarisationsrichtung der Lichtwege ein Interferenzmuster oder die Weginformation vorliegen soll,<br />

durch hinzufügen oder entfernen des Filters 3 hinter dem zweitem Strahlteiler. Erstaunlich daran ist<br />

die Tatsache, dass diese Wahl getroffen werden kann, nachdem das Photon den ersten Strahlteiler<br />

bereits passiert hat. Man spricht von einem Experiment mit verzögerter Wahl, oder Delayed-Choice-<br />

Experiment – einem Begriff den der amerikanische Physiker John Archibald Wheeler geprägt hat, der<br />

in den 30er Jahren bei Niels Bohr studiert hatte. Nach Wheeler wird das Mach-Zehnder-Interferometer<br />

(als Gedankenexperiment) auf kosmische Dimensionen ausgedehnt. Nehmen wir an, dass zwischen<br />

den Strahlteilern und den Spiegeln je eine Distanz von 10 Lichtjahren vorliegt. Aus einer Quelle Q<br />

werden Photonen emittiert, die unmittelbar durch den ersten Strahlteiler gelangen und dann ihren Weg<br />

durchs Interferometer nehmen. Nach 20 Jahren treffen sie beim Physiker im Kreuzungspunkt S ein.<br />

a) Experiment mit zwei Detektoren b) Experiment mit Strahlteiler<br />

Q<br />

S<br />

Dieser kann nun zwei mögliche Experimente durchführen – Skizze a) und b) oben. Entweder stellt er<br />

kurz vor dem Punkt S in jeden Lichtweg einen Detektor und kann damit messen, welchen Weg das<br />

Photon genommen hat (tatsächlich „klickt“ dann für jedes Photon nur ein Detektor!) oder er stellt in<br />

den Punkt S einen Strahlteiler und vereinigt die beiden <strong>Teil</strong>wellen. In diesem Fall zeigen die Photonen<br />

alle zur Interferenz gehörenden Merkmale. Das Verblüffende ist nun, dass der Physiker die<br />

Entscheidung, welches Experiment er durchführen möchte, kurz vor dem Eintreffen des Photons fällen<br />

kann - praktisch 20 Jahre, nachdem das Photon durch den ersten Strahlteiler gegangen ist. Es sieht also<br />

fast so aus, als ob man im Nachhinein entscheiden könnte, ob das Photo nur einen (im Detektor<br />

registrierten) Weg als <strong>Teil</strong>chen oder gleichzeitig beide Wege als Welle genommen hat (Interferenz).<br />

Tatsächlich kann die Vergangenheit dabei nicht beeinflusst werden. Niels Bohr hat betont, dass der<br />

scheinbare Widerspruch durch einen den Experimenten nicht angepassten Sprachgebrauch entsteht.<br />

Ein einfacher Strahlteiler mit zwei Detektoren in den Lichtwegen ist eben ein ganz anderes<br />

- 52 -<br />

Q<br />

S


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Experiment als ein Mach-Zehnder-Interferometer. Daher darf man auch nicht in gleicher Weise<br />

darüber sprechen. Wenn man sich darauf beschränkt, den experimentellen Aufbau und den Ausgang<br />

des Versuchs zu beschreiben, entstehen keine Paradoxien. Diese treten erst auf, wenn man fragt, was<br />

das Photon tut, während man es nicht beobachtet. Und diese Frage – so Niels Bohr – darf man einfach<br />

nicht stellen! Wir wollen diesen Abschnitt mit einem Zitat von Bohr abschliessen, das genau dies<br />

ausdrückt: „Kein Phänomen ist ein Phänomen, ausser es ist ein beobachtetes Phänomen“.<br />

3.7 Vertiefung: Eine Herleitung des Planckschen Strahlungsgesetzes<br />

Das folgende Kapitel stellt eine vertiefende Betrachtung zum Planckschen Strahlungsgesetz dar und<br />

richtet sich an besonders schnelle und interessierte Leserinnen und Leser. Dabei soll vor allem<br />

aufgezeigt werden, an welcher Stelle bei der Herleitung des Planckschen Strahlungsgesetzes die<br />

berühmten Lichtquanten ins Spiel kommen 8 und wie diese Annahne auf die gewünschte Formel führt.<br />

Dabei werden wir einige elegante mathematische Methoden benützen.<br />

Ein Schwarzer Körper wird am besten durch einen Hohlraum realisiert, dessen Wände eine unter<br />

Umständen hohe Temperatur haben. Die Atome der Wände senden dabei elektromagnetische<br />

Strahlung aus. Genauer sind es die Ladungen, die darin schwingen und ähnlich wie bei einer Antenne<br />

(Herzscher Dipol) Energie in Form von elektromagnetischen Wellen aussenden. Die schwingenden<br />

Ladungen werden Oszillatoren genannt. Natürlich kann aber die Energiedichte im Hohlraum nicht<br />

beliebig anwachsen und so müssen die von den Wänden abgegebenen Wellen auch wieder absorbiert<br />

werden. Es entsteht ein Gleichgewicht zwischen dem im Hohlraum befindlichen elektromagnetischen<br />

Strahlungsfeld und den Oszillatoren der Wände. Nun kann man allgemein die spektrale Intensität<br />

j (λ ) T der von den Wänden abgegebenen Strahlung aus den Maxwellschen Gleichungen und der<br />

Thermodynamik herleiten. Wir geben nur das Resultat an:<br />

2π<br />

j( λ ) T = ⋅<br />

4<br />

λ<br />

Dabei ist c die Lichtgeschwindigkeit, λ die Wellenlänge und E die mittlere Energie eines<br />

Oszillators in den Wänden. Wir müssen also nun die mittlere Energie E eines Oszillators in der<br />

Hohlraumwand berechnen – ohne allerdings genau zu wissen, welche Schwingungsvorgänge sich in<br />

der Wand tatsächlich abspielen. Zum Glück kann aber in solchen Situationen die Thermodynamik zu<br />

Hilfe genommen werden. Deshalb werden wir einen kleinen Umweg über die Statistik von<br />

Gasteilchen machen 9 .<br />

Ludwig Bolzmann konnte die mittlere Energie eines <strong>Teil</strong>chens im Idealen Gas berechnen, ohne dass er<br />

die genaue Bewegung der einzelnen <strong>Teil</strong>chen kennen musste. Anstatt die Energie eines jeden<br />

<strong>Teil</strong>chens zu berücksichtigen, berechnete er die Wahrscheinlichkeitsverteilung p (E)<br />

der<br />

<strong>Teil</strong>chenenergien im Gas. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein <strong>Teil</strong>chen die Energie E aufweist ist nach<br />

Boltzmann<br />

p E = ⋅ e<br />

Z<br />

1<br />

( )<br />

Die Variable T ist die Temperatur in Kelvin und k die Boltzmannkonstante. Z ist eine noch zu<br />

bestimmender Normierungskonstante, deren Bedeutung gleich erklärt wird. Es ist zudem üblich, die<br />

1<br />

Bezeichnung β = einzuführen. Wenn p (E)<br />

wirklich eine Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

kT<br />

8 Für eine detaillierte historische Betrachtung sei z.B. verwiesen auf: D. Giulini, „Es lebe die Unverfrorenheit!“<br />

Albert Einstein und die Begründung der Quantentheorie, in: H. Hunziker (Herausgeber), Der jugendliche<br />

Einstein und <strong>Aarau</strong>, Birkäuser, Basel 2005<br />

9 Unsere Herleitung weicht hier von derjenigen Max Plancks ab. Er (und später Einstein) haben die<br />

Berechnungen unter Benützung der so genannten Entropie durchgeführt und nicht mit der Botzmann-Verteilung.<br />

- 53 -<br />

−<br />

E<br />

E<br />

kT


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

darstellen soll, muss je nachdem, ob es sich um eine diskrete oder ein kontinuierliche Verteilung<br />

handelt, die Summe respektive das Integral der Wahrscheinlichkeiten über alle im Gas vorkommenden<br />

<strong>Teil</strong>chenenergien eins ergeben:<br />

∑ ∞<br />

j=<br />

0<br />

( ) = 1 E p respektive 1 ) ( p E dE =<br />

j<br />

Wenn die Gasteilchen alle möglichen Energien zwischen 0 und ∞ annehmen können, kann aus dieser<br />

Bedingung die Normierungskonstante Z berechnet werden.<br />

∞ ∞<br />

−β<br />

⋅E<br />

∞<br />

1 −β<br />

⋅E<br />

1 e 1<br />

∫ p(<br />

E)<br />

⋅ dE = 1 ⇒ ∫ e dE = ⋅ = = 1 ⇒ Z<br />

Z Z − β Zβ<br />

0 0<br />

0<br />

Sobald die (normierte) Wahrscheinlichkeitsverteilung der <strong>Teil</strong>chenenergien im Gas vorliegt, kann der<br />

Mittelwert jeder von der Energie abhängigen Grösse f (E)<br />

im Gas berechnet werden. Mathematisch<br />

wird dazu der so genannte Erwartungswert f benützt. Dieser ist definiert durch:<br />

∑ ∞<br />

j=<br />

0<br />

f = f ( E j ) ⋅ p(<br />

E j ) respektive f = ∫ f ( E)<br />

⋅ p(<br />

E)<br />

dE<br />

Damit sind wir nun in der Lage die mittlere Energie E der <strong>Teil</strong>chen im Gas auszurechnen. Wir<br />

verwenden dazu natürlich einfach die Funktion f ( E)<br />

= E .<br />

Aufgabe 3.18<br />

- 54 -<br />

∞<br />

∫<br />

0<br />

∞<br />

0<br />

1<br />

=<br />

β<br />

Führe die Berechnung von E mit dem TI-89 durch. Hinweis: Das Integral existiert<br />

Aufgrund des Faktors − β ⋅ E im Exponenten nur für β > 0 . Diese Bedingung muss dem<br />

TR mitgeteilt werden.<br />

Das Ergebnis, dass die mittlere Energie eines <strong>Teil</strong>chens direkt proportional zur Temperatur des<br />

betrachteten Systems ist, hat für die statistische Wärmelehre eine grosse Bedeutung erlangt. Es hat<br />

sich nämlich gezeigt, dass dieses Resultat nicht nur für das Ideale Gas gilt, sondern in sehr vielen<br />

Situationen angewendet werden kann. Man kann es beispielsweise auch auf die mittlere<br />

Schwingungsenergie anwenden, die Atome im Gitter eines Festkörpers haben.<br />

Es lag daher nahe, auch für die Oszillatoren in den Wänden eines Schwarzen Körpers die<br />

Boltzmannsche Wahrscheinlichkeitsverteilung vorauszusetzen. Daraus folgt natürlich für die mittlere<br />

Energie eines Oszillators ebenfalls E = kT . So konnte der englische Physiker Lord Rayleigh das<br />

nach ihm benannte Gesetz zur Strahlungsleistung eines Schwarzen Körpers ableiten:<br />

2π<br />

⋅ c<br />

j( λ ) T = ⋅ kT<br />

4<br />

λ<br />

Dieses Gesetz wurde für grosse Wellenlängen (IR-Bereich) experimentell gut bestätigt. Es hat aber<br />

einen erheblichen Mangel: Für kleine Wellenlängen weicht es sehr stark von den Messdaten ab. Für<br />

λ → 0 gilt sogar j (λ ) T → ∞ . Im kurzwelligen Bereich des Spektrums eines Schwarzen Körpers<br />

müsste also eine unendlich hohe Strahlungsleistung abgegeben werden. Man nennt das die<br />

Ultraviolettkatastrophe und es ist klar, dass sie in der Realität nicht eintritt.


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Max Planck hat in einem ersten Schritt durch eine Mittelung zwischen dem Rayleighschen und einem<br />

weiteren – dem Wienschen Strahlungsgesetz – eine Formel gefunden, die den Messdaten sehr genau<br />

entspricht. Um diese Formel in einem zweiten Schritt auch theoretisch begründen zu können, musste<br />

er jedoch eine seltsame Annahme über die Energie der Oszillatoren in den Wänden machen. In seiner<br />

Annahme ging er davon aus, dass die Oszillatoren keine kontinuierlich verteilten Energien aufweisen<br />

können, sondern nur solche, die einem ganzzahligen Vielfachen einer frequenzabhängigen<br />

Grundenergie ε = h ⋅ f entsprechen, also hf , 2 ⋅ hf , 3 ⋅ hf ,... Die Konstante h ist nachträglich aus den<br />

Messdaten zu bestimmen.<br />

Auf was führt uns das? Wir nehmen an, die Boltzmannsche Wahrscheinlichkeitsverteilung p (E)<br />

sei<br />

weiterhin gültig. Allerdings ist sie nicht mehr kontinuierlich, sondern nun diskret mit den<br />

Energiewerten = n ⋅ hf . Wir wollen den Erwartungswert E berechnen, müssen die Verteilung<br />

E n<br />

aber zuerst neu normieren. Die Summe aller Wahrscheinlichkeiten soll auch hier eins ergeben:<br />

∞<br />

∞<br />

∑ p(<br />

n ⋅ hf ) = ∑<br />

n= 0 n=<br />

0<br />

1<br />

⋅ e<br />

Z<br />

−n⋅hf<br />

⋅β<br />

- 55 -<br />

= 1<br />

⇒<br />

∞<br />

∑<br />

n=<br />

0<br />

e<br />

−n⋅hf<br />

⋅β<br />

Die Bildung dieser Summe sieht zunächst kompliziert aus. Wenn man allerdings berücksichtigt, dass<br />

nach den Potenzgesetzen ( ) n<br />

n⋅hf<br />

⋅β<br />

hf ⋅β<br />

e e<br />

= ist, erkennt man die Struktur einer unendlichen<br />

geometrischen Reihe. Für diese gilt, wenn −1 < q < 1 ist:<br />

Auf unsere Summe angewendet folgt:<br />

s<br />

∞<br />

=<br />

∑ ∞<br />

n=<br />

0<br />

a ⋅ q<br />

n<br />

1<br />

Z =<br />

1 − e<br />

a<br />

=<br />

1 − q<br />

−hf<br />

⋅β<br />

Nun können wir die mittlere Energie, das heisst den Erwartungswert von E berechnen:<br />

E<br />

=<br />

∞<br />

∞<br />

∑ p(<br />

nhf ) ⋅ nhf = ∑<br />

n= 0 n=<br />

0<br />

1<br />

⋅ e<br />

Z<br />

−nhf<br />

⋅β<br />

Zur Berechnung dieser Summe brauchen wir allerdings noch einen weiteren mathematischen Trick. Es<br />

−nhf<br />

⋅β<br />

d −nhf<br />

⋅β<br />

gilt nämlich nach der Kettenregel der Differentialrechnung nhf ⋅ e = − e . Das bedeutet,<br />

dβ<br />

dass die zu berechnende Summe als Ableitung nach den Parameter β geschrieben werden kann:<br />

E<br />

= −<br />

∞<br />

⋅ nhf<br />

= Z<br />

1 d −nhf<br />

⋅β<br />

−hf<br />

⋅β<br />

d ⎛ 1 ⎞<br />

⋅ ∑ e = −(<br />

1 − e ) ⋅ ⎜ ⎟ −hf<br />

⋅β<br />

Z dβ<br />

dβ<br />

⎝1<br />

− e ⎠<br />

n=<br />

0<br />

Dabei haben wir Z von oben eingesetzt. Die Summe über<br />

muss die Ableitung nach β nur noch ausgeführt werden.<br />

Aufgabe 3.19<br />

nhf<br />

e −<br />

ist gleich wie oben und ergibt Z. Nun<br />

−hf<br />

⋅β<br />

d ⎛ 1 ⎞<br />

Berechne E = −(<br />

1 − e ) ⋅ ⎜ ⎟ mit dem TI-89 und setze in<br />

−hf<br />

⋅β<br />

dβ<br />

⎝1<br />

− e ⎠


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

2π<br />

⋅ c<br />

j( λ ) T = ⋅ E ein. Ersetze β = 1/<br />

kT und f = c / λ .<br />

4<br />

λ<br />

Damit haben wir die Plancksche Strahlungsformel vorliegen. Aus den Messdaten lässt sich nun noch h<br />

bestimmen. Es sollte nochmals betont werden, dass Planck nicht in der Lage war und auch nicht<br />

versucht hat anzugeben, weshalb die Energie der Oszillatoren gequantelt sein sollte. Tatsächlich war<br />

er nicht davon überzeugt, dass die Quantelung in der Natur wirklich vorkommt, sondern betrachtete<br />

sie vor allem als rechnerisches Hilfsmittel. Erst nachdem Planck lange Zeit vergeblich versucht hat die<br />

Quantelung wieder aus den Rechnungen zu eliminieren, hat er sie als physikalische Realität akzeptiert.<br />

Tatsächlich wurde die Annahme, dass die Oszillatoren der Wände nur Vielfache der Energie ε = hf<br />

annehmen können, erst durch deren quantenmechanische Behandlung nach 1925 plausibel (siehe<br />

Abschnitt 4.11). Albert Einstein beschritt bei seiner Lichtquantenhypothese den umgekehrten Weg. In<br />

der Planckschen Sichtweise ist die Quantelung der Strahlung eine Folge der diskreten Energien, die<br />

die Oszillatoren annehmen können. Einsteins grosse Leistung war dagegen die Erkenntnis, dass die<br />

Quantelung des Lichts eine primäre Eigenschaft der Strahlung und unabhängig von der Quantelung<br />

der Energie der Oszillatoren ist.<br />

Fassen wir zusammen: Die Annahme von kontinuierlich verteilten Energien bei den Oszillatoren der<br />

Holraumwände führt auf das Strahlungsgesetz von Jeans. Dieses führt im langwelligen Bereich zu<br />

einer korrekten Beschreibung der Messdaten, im kurzwelligen Bereich aber zu einer unphysikalischen<br />

Ultraviolettkatastrophe. Erst durch die Annahme einer diskreten Energieverteilung der Oszillatoren<br />

lässt sich die Planck-Formel ableiten, die alle Messdaten korrekt beschreibt. Die Oszillatoren können<br />

dabei nur Energien annehmen, die einem ganzzahligen Vielfachen einer zur Frequenz proportionalen<br />

Grundenergie entsprechen.<br />

3.8 Lösungen zu den Aufgaben<br />

Lösung 3.1<br />

2<br />

26<br />

a) Die Strahlungsleistung der Sonne ergibt sich aus = J ⋅ 4π ⋅ r = 3.<br />

958 ⋅10<br />

W .<br />

- 56 -<br />

P S<br />

E<br />

2<br />

Die Strahlungsintensität an der Sonnenoberfläche erhält man aus J = P /( 4π<br />

⋅ r )<br />

7 2<br />

und erhält J = 6. 429 ⋅10<br />

W / m .<br />

b) Die Oberflächentemperatur der Sonne folgt nun aus dem Gesetz von Stefan-<br />

4<br />

4<br />

Boltzmann: J = σ ⋅T<br />

⇒ T = J / σ = 5800K<br />

Lösung 3.3<br />

a) Es gilt J = P / A . Die Temperatur kann damit aus dem Gesetz von Stefan-<br />

Boltzmann berechnet werden:<br />

J P<br />

T = 4 = 4 = 2900K<br />

σ σ ⋅ A<br />

b) Die im sichtbaren Bereich abgegebene Strahlungsintensität ist<br />

800nm<br />

J ( 400nm,<br />

800nm)<br />

= ∫ j(<br />

λ ) dλ<br />

= 491'100W<br />

/ m<br />

400nm<br />

2900 K<br />

Die in diesem Wellenlängenbereich abgestrahlte Leistung beträgt P = J ⋅ A<br />

2<br />

−5<br />

2<br />

= 491'100W<br />

/ m<br />

der Lampe:<br />

⋅1.<br />

247 ⋅10<br />

m = 6.<br />

124W<br />

. Daraus folgt für den Wirkungsgrad<br />

2<br />

S


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Lösung 3.4<br />

6.<br />

124W<br />

η = = 12.<br />

3%<br />

50W<br />

Die Wellenlänge maximaler Intensität befindet sich bei λ = 1.<br />

07mm<br />

. Nach dem<br />

Verschiebungsgesetz von Wien folgt daraus T = b / λ max = 2.<br />

7K<br />

Lösung 3.7 - Photoeffekt Auswertung<br />

Wir erhalten für die Messung in Experiment 3.6. etwa die folgenden Daten:<br />

λ [nm] f [Hz] U [V] Ekin [J]<br />

405 7.40247E+14 1.07 1.71414E-19<br />

436 6.87615E+14 0.9 1.4418E-19<br />

546 5.49084E+14 0.51 8.1702E-20<br />

578 5.18685E+14 0.44 7.0488E-20<br />

a) Daraus ergibt sich das Diagramm<br />

E [J]<br />

2.5E-19<br />

1.5E-19<br />

5E-20<br />

-1.5E-19<br />

-2.5E-19<br />

- 57 -<br />

Photoeffekt<br />

-2E+14<br />

-5E-20<br />

0 2E+14 4E+14 6E+14 8E+14 1E+15<br />

f [Hz]<br />

b) Die Steigung ergibt den Wert h = 4.55⋅10 -34 Js. Dies ist recht nahe am<br />

Literaturwert für die Planck’sche Konstante und bestätigt also die von Einstein<br />

gemachten Annahmen.<br />

c) Die Austrittsarbeit beträgt etwa WA = 1.67⋅10 -19 J = 1.04 eV.<br />

Lösung 3.8<br />

Wählen wir eine Zeit von t = 1s, wird vom Laserpointer die Energie<br />

E = P ⋅ t = 0.<br />

001J<br />

abgegeben. Ein Photon hat die Energie E Photon = h ⋅ f = hc / λ .<br />

Bezeichnet nLaser die Anzahl pro Sekunde aus dem Laser tretenden Photonen, gilt


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

E = n ⋅ . Daraus kann nLaser berechnet werden:<br />

Laser EPhoton<br />

n Laser<br />

E ⋅ λ<br />

= = 2. 678 ⋅10<br />

hc<br />

Andererseits kann die Anzahl für das Experiment pro Sekunde zulässiger Photonen<br />

nExperiment aus der Strecke berechnet werden, die die Photonen im Experiment<br />

zurücklegen:<br />

8<br />

s<br />

1 c 3⋅10<br />

m / s 9<br />

t = ⇒ nExperiment<br />

= = = = 10<br />

c<br />

t s 0.<br />

3m<br />

Der Faktor, um den die Photonenzahl daher reduziert werden muss, beträgt:<br />

n<br />

r =<br />

n<br />

Experiment<br />

Laser<br />

- 58 -<br />

=<br />

3.<br />

734 ⋅10<br />

Durch einen Filter gehen 5% der einfallenden Photonen. Die Anzahl benötigter Filter<br />

wird somit durch die Gleichung<br />

N<br />

r = 0.<br />

05 beschrieben, deren Lösung<br />

−7<br />

N = log ( 3.<br />

734 ⋅10<br />

) = 4.<br />

94 ergibt. Man benötigt also 5 Filter!<br />

0 . 05<br />

Lösung 3.9<br />

−19<br />

−19<br />

Die Austrittsarbeit beträgt = 4.<br />

34 ⋅1.<br />

602 ⋅10<br />

J = 6.<br />

95 ⋅10<br />

J . Für die kritische<br />

W A<br />

Frequenz gilt Ekin 15<br />

= h ⋅ f − WA<br />

= 0 ⇒ f = WA<br />

/ h = 1.<br />

049 ⋅10<br />

Hz . Daraus folgt mit<br />

der Lichtgeschwindigkeit die kritische Wellenlänge λ = c / f<br />

im UV-Bereich des Spektrums (siehe Abschnitt 2.9.).<br />

= 285.<br />

7nm<br />

. Dies ist<br />

Lösung 3.10<br />

15<br />

a) Die kritische Frequenz beträgt f = c / λ = 1.<br />

071⋅10<br />

Hz . Damit ist<br />

Ekin −19<br />

= h ⋅ f − WA<br />

= 0 ⇒ WA<br />

= h ⋅ f = 7.<br />

094 ⋅10<br />

J = 4.<br />

43eV<br />

.<br />

b) Die Gesamtenergie des in der Zeit t einstrahlenden Lichts beträgt E = P ⋅ t ,<br />

diejenige eines Photons ist EPhoton = h ⋅ f = hc / λ . Damit strömen<br />

n = E / E Photonen ein. Wenn jedes Photon eine Elektronenladung e<br />

Photon<br />

n ⋅ e P ⋅ λ ⋅ e<br />

freisetzt, ergibt dies einen Strom I = = = 1.<br />

61mA<br />

.<br />

t h ⋅ c<br />

c) Die Gegenspannung muss der Bedingung e ⋅ U = Ekin<br />

genügen, wobei<br />

Ekin = hf − WA<br />

die kinetische Energie der heraus gelösten Elektronen ist. Dies<br />

hf − WA<br />

hc WA<br />

ergibt U = = − = 1.<br />

77V<br />

. Dabei muss der Minuspol an der<br />

e eλ<br />

e<br />

Ringanode und der Pluspol an der Photokathode sein.<br />

Lösung 3.11<br />

Die Energie eines Photons ist gleich der kinetischen Energie eines durch die Spannung<br />

U beschleunigten Elektrons: = h ⋅ f = hc / λ und = e ⋅U<br />

ergibt<br />

E Photon<br />

15<br />

−7<br />

E kin


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

λ =<br />

h ⋅ c<br />

= 0.<br />

0248nm<br />

U ⋅ e<br />

Lösung 3.17<br />

a) Filter 3 ist parallel zur Polarisationsrichtung von Weg A ausgerichtet. Die<br />

Polarisationsrichtung von Weg B ist dazu um einen Winkel β verdreht. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass ein Photon, welches Weg B folgt den Filter passiert<br />

ist demzufolge cos ( )<br />

2 P B = β . Ein Photon, dass dem Weg A folgt tritt mit<br />

Sicherheit durch den Filter PA = 1.<br />

b) Die Vorhersagbarkeit beträgt in diesem Fall P P − P<br />

2<br />

= 1 − cos ( β )<br />

Lösung 3.18<br />

E<br />

- 59 -<br />

= A B<br />

sin ( )<br />

2 = β . Für β = 90°<br />

(rechwinklige Filterstellung) wird P = 1 , für β = 0°<br />

erhalten wir P = 0 . Das bedeutet folgendes: Gelangt ein Photon auf dem Weg<br />

A oder auf dem Weg B durch den Analysator zum Detektor, kann ein<br />

Beobachter für P = 1 auch in Unkenntnis dieses Weges mit Sicherheit darauf<br />

schliessen. Ist P = 0 , kann der Beobachter den Weg nur in zufällig in der<br />

Hälfte aller richtig erraten.<br />

∞ ∞<br />

= ∫ p(<br />

E)<br />

⋅ E ⋅ dE = 1 ⇒ ∫ β ⋅ e<br />

Lösung 3.19<br />

0 0<br />

Die Rechnung lautet:<br />

E<br />

= −(<br />

1 − e<br />

−hf<br />

⋅β<br />

Einsetzten ergibt<br />

d ⎛ 1<br />

) ⋅ ⎜<br />

dβ<br />

⎝1<br />

− e<br />

j(<br />

λ)<br />

T<br />

−hf<br />

⋅β<br />

2<br />

−β<br />

⋅E<br />

⎞ hf<br />

⎟ =<br />

⎠ 1 − e<br />

2hc<br />

π 1<br />

= ⋅<br />

5<br />

λ<br />

1 − e<br />

1<br />

⋅ E ⋅dE<br />

= = kT<br />

β<br />

hc<br />

kTλ<br />

hf ⋅β<br />

hc 1<br />

= ⋅<br />

λ<br />

1 − e<br />

hf<br />

kTλ


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

3.9 Lernkontrolle - Kapitel 3<br />

Löse nun die folgenden Aufgaben. Sie geben dir einen Anhaltspunkt, ob du den Stoff verstanden hast.<br />

Falls Du sie nicht lösen kannst, schau nochmals an den entsprechenden Stellen in <strong>Skript</strong> nach.<br />

Aufgabe 1: Wärmehaushalt der Erde. Die mittlere Temperatur der Erde ist ungefähr stabil. Daher gibt<br />

es – wenn man interne Wärmequellen vernachlässigt – ein Gleichgewicht zwischen der von der Sonne<br />

empfangenen und der durch die Erdoberfläche abgegebenen Wärmestrahlung. Berechne die<br />

2<br />

Temperatur der Erde aufgrund der Solarkonstanten J S = 1400W / m . Beachte dabei, dass die Erde<br />

Wärmestrahlung nur mit ihrem Querschnitt<br />

A 4πR 2<br />

= emittiert (weshalb?)<br />

A = πR<br />

2<br />

⊥ absorbiert, aber mit ihrer ganzen Oberfläche<br />

Aufgabe 2: Bikini. Judith begibt sich, nachdem sie lange am Stand gelegen hat, in die schattige<br />

Strandbar. Wie hoch muss die Umgebungstemperatur am Schatten mindestens sein, damit Judith nicht<br />

friert (das heisst, damit ihre Hauttemperatur nicht absinkt)? Wir nehmen an, ihre Hauttemperatur<br />

betrage 34°C, ihre Körperoberfläche sei 1.8m 2 und die Heizleistung des Körpers betrage 100W.<br />

Aufgabe 3: Photozelle. Die Abbildung zeigt eine Photozelle, die zur Lichtmessung dient<br />

(Belichtungsmesser). Licht fällt auf eine Photokatode und löst Elektronen aus. Die am Pluspol der<br />

Batterie liegende Anode sammelt diese Elektronen.<br />

a) Die Photokatode besteht aus CS3Sb. Sie spricht auf Licht mit λ <<br />

670 nm an. Wie groß ist die Austrittsarbeit WA der Elektronen bei<br />

diesem Katodenmaterial?<br />

b) Gelbes Licht (λ = 500 nm) fällt auf die Photokatode. Wie groß ist<br />

der Anodenstrom, wenn gelbes Licht mit 1 Watt Leistung auf die<br />

Katode fällt und jedes Photon ein Elektron auslöst?<br />

Aufgabe 4: Zahnärztin. Eine Zahnärztin macht ein Röntgenbild eines Gebisses. Der verwendete<br />

handelsübliche Apparat hat eine Beschleunigungsspannung von 65kV. Welche Wellenlänge hat die<br />

dadurch erzeugte Röntgenstrahlung?<br />

Aufgabe 5: Leuchtdiode: Eine rote Leuchtdiode hat eine Wellenlänge von 630nm. Bei welcher<br />

Durchlassspannung beginnt die Diode zu Leuchten?<br />

Aufgabe 6: Backofen: Ein Backofen hat die Innenmasse 0.3m × 0.4m × 0.4m und wird auf eine<br />

Temperatur von 250°C aufgeheizt.<br />

a) Welche Strahlungsleistung emittieren die Wände des Ofens, wenn der Innenraum als<br />

Schwarzer Körper angesehen wird? Entspricht sie etwa der elektrischen Leistungsaufnahme<br />

eines Haushaltbackofens von rund 3000W?<br />

b) Röntgenstrahlung im Backofen? Schwarzkörperstrahlung ist kontinuierlich, das heisst sie<br />

enthält alle Wellenlängen, insbesondere gefährliche UV-, Röntgen- sowie die noch<br />

energiereichere γ-Strahlung mit Wellenlängen λ < 300nm. Berechne die von den Wänden<br />

abgegebene Strahlungsintensität in diesem Wellenlängenbereich und beurteile, ob davon eine<br />

Gefahr ausgeht.<br />

- 60 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Aufgabe 7: Abschwächung von Laserlicht. Die Intensität eines Lichtstrahls nimmt beim Durchgang<br />

durch einen Filter mit zunehmender Filterdicke d exponentiell ab. Es gilt also J ( d)<br />

J<br />

−k<br />

⋅d<br />

⋅e<br />

. Dabei<br />

= 0<br />

ist J0 die Anfangsintensität und k eine materialabhängige Konstante. Ein Laser hat eine Leistung von<br />

50mW bei einer Wellenlänge von 530nm. Hinter einem 5cm dicken Filter registriert man noch 2·10 7<br />

Photonen pro Sekunde.<br />

a) Berechen k für das bei diesem Filter verwendete Material.<br />

b) Wie dick muss der Filter gewählt werden, damit pro Millisekunde im Durchschnitt nur 1<br />

Photon registriert wird?<br />

Aufgabe 8 – (ZA): Astrophysik. Auf einer Astronomiehomepage wird über die folgende Entdeckung<br />

berichtet:<br />

17. Dezember 2004. Der Coronagraphic Imager with<br />

Adaptive Optics (CIAO) am Subaru Teleskop hat<br />

dieses Bild eines Sterns am Ende seines Lebens<br />

aufgenommen. BD +303639 ist ein planetarischer<br />

Nebel, ähnlich dem Ringnebel in der Konstellation<br />

Leier. Er befindet sich etwa 5000 Lichtjahre entfernt,<br />

in Richtung der Konstellation Schwan.<br />

Die Oberfläche des Sterns, der sich im Zentrum des<br />

Nebels befindet, hat eine Temperatur von 42.000<br />

Grad Kelvin und strahlt 50.000 Mal heller als unsere<br />

Sonne.<br />

Am Ende ihres Lebens stoßen relativ leichte Sterne,<br />

wie etwa unsere Sonne, Staub und Gas aus, dass sich<br />

um den Stern herum ansammelt. BD +303639 hat<br />

seine äußeren Schichten vor etwa 900 Jahren schnell<br />

abgestoßen. Dieses Material, dass etwa so viel wiegt wie ein Viertel der Sonne, hat sich nun zu einer Hülle<br />

ausgedehnt, die 100 Mal größer ist als unser Sonnensystem. Der zentrale Stern erleuchtet das Material, dass aus<br />

unserer Sicht aussieht wie ein Bewacher.<br />

Im sichtbaren Bereich sehen wir nur das Licht des zentralen Sterns, dass vom Staub gestreut wird. Im infraroten<br />

Bereich sehen wir zusätzlich Licht, dass vom Staub selber emittiert wird.<br />

a) Der den Stern umgebende Ringnebel strahlt bei einer Wellenlänge maximaler Intensität von<br />

ca. 2μm. Berechne die Temperatur des Nebels.<br />

b) Berechne die Wellenlänge maximaler Intensität, die einer Oberflächentemperatur des Sterns<br />

von 42'000K entspricht. In welchem Spektralbereich liegt sie?<br />

c) Berechne den Radius des photographierten Sterns im Verhältnis zum Radius unserer Sonne<br />

sowie absolut in m. Verwende dabei, dass die Strahlungsleistung des Sterns 50'000 man höher<br />

ist als diejenige unserer Sonne. Die Oberflächentemperatur unserer Sonne beträgt 5800K und<br />

ihr Radius ist 6.96⋅10 8 m.<br />

d) Berechne die im sichtbaren Spektralbereich zwischen 400nm und 800nm abgegebene Leistung<br />

mit dem Planck’schen Strahlungsgesetz.<br />

e) Welche Leistung fällt von diesem Stern im Abstand 5000 Lichtjahre auf den Spiegel des<br />

Weltraumteleskops Hubble (Spiegelfläche 4.5m 2 )?<br />

Aufgabe 9 - (ZA): Spektrale Photonendichte: Leite aus der Planck’schen spektralen<br />

Strahlungsintensität j (λ ) T die spektrale Photonendichte n (λ ) T eines Schwarzen Körper her. Diese<br />

gibt die Anzahl pro Flächeneinheit vom Schwarzen Körper abgegebener Photonen der Wellenlänge λ<br />

an. Da die Energie eines solchen Photons durch h ⋅ f gegeben ist, gilt<br />

h ⋅<br />

c<br />

⋅ n(<br />

λ)<br />

T = j(<br />

λ)<br />

λ<br />

- 61 -<br />

T


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

a) Leite aus der oberen Gleichung n (λ ) T her.<br />

b) Berechne die Anzahl Photonen im UV-Bereich zwischen 400nm und 100nm, die von einer<br />

Halogenlampe der Temperatur 3000K bei 25W Leistung ausgehen.<br />

c) Berechne im Bezug auf Aufgabe 9 d) und e), wie viele Photonen des sichtbaren<br />

Spektralbereichs vom Stern in der Mitte des Nebels BD +303639 pro Sekunde auf den Spiegel<br />

des Weltraumteleskops Hubble treffen.<br />

Aufgabe 10: Die folgende Anordnung lässt sich leicht selber herstellen (Maturitätsarbeit): Bei einem<br />

Doppelspalt wird vor jedem Spalt eine drehbare Polarisationsfolie angebracht. Je nach Wahl kann<br />

ausserdem eine weitere Polarisationsfolie zwischen Doppelspalt und Schirm angebracht werden.<br />

Beschreibe in einigen Sätzen wie mit dieser Anordnung ein Quantenradier-Experiment durchgeführt<br />

werden kann und wie dieses Phänomen mit Hilfe der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik<br />

zu verstehen ist.<br />

Lösungen:<br />

* * *<br />

Lösung Aufgabe 1: Die von der Querschnittsfläche (die Sonne strahlt nur von einer Seite ein!)<br />

absorbierte Leistung beträgt = J ⋅ A⊥<br />

= J<br />

2<br />

⋅πR<br />

. Die emittierte Leistung beträgt<br />

P e<br />

Pa S<br />

S<br />

4 2 4<br />

J S<br />

= Aσ<br />

⋅T<br />

= 4πR ⋅σ<br />

⋅T<br />

. Daraus folgt der recht realistische Wert T = 4 = 280.<br />

3K<br />

= 7.<br />

3°<br />

C<br />

4σ<br />

Lösung Aufgabe 2: Für die netto abgestrahlte Leistung des Körpers gilt (<br />

) T T A P −<br />

= Δ σ .<br />

- 62 -<br />

4<br />

Körper<br />

ΔP<br />

Diese darf nicht mehr als 100W betragen. Daraus folgt TUmg = 4<br />

4<br />

TKörper<br />

− = 298.<br />

16K<br />

= 25.<br />

16°<br />

C .<br />

Aσ<br />

Lösung Aufgabe 3:<br />

14<br />

a) Die kritische Frequenz beträgt f = c / λ = 4.<br />

475 ⋅10<br />

Hz . Damit ist die Austrittsarbeit<br />

−19<br />

gegeben durch = 0 ⇒ W = h ⋅ f = 2.<br />

965 ⋅10<br />

J = 1.<br />

85eV<br />

.<br />

Ekin A<br />

P ⋅ λ ⋅ e<br />

b) Wie in Aufgabe 3.10. hergeleitet wurde, gilt für den Strom I = = 403mA<br />

.<br />

h ⋅ c<br />

Lösung Aufgabe 4: Die Energie eines Photons ist gleich der kinetischen Energie eines durch die<br />

Spannung U beschleunigten Elektrons: = h ⋅ f = hc / λ und = e ⋅U<br />

ergibt die Wellenlänge<br />

h ⋅ c<br />

λ = = 0.<br />

019nm<br />

.<br />

U ⋅ e<br />

E Photon<br />

Lösung Aufgabe 5: Für die Spannung, die die LED zum leuchten bringt gilt<br />

E = h ⋅ f , E = e ⋅U<br />

⇒<br />

h ⋅ f<br />

U =<br />

e<br />

h ⋅ c<br />

= = 1.<br />

97V<br />

e ⋅ λ<br />

E kin<br />

4<br />

Umg


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Lösung Aufgabe 6:<br />

a) Die Fläche der Wände beträgt A = 0.8m 2 . Die emittierte Strahlungsleistung ist durch das<br />

4<br />

Stefan-Boltzmann-Gesetz gegeben P = J ⋅ A = A ⋅σ<br />

⋅T<br />

= 3393.<br />

9W<br />

.<br />

b) Die im besagten Wellenlängenbereich emittierte Strahlungsintensität beträgt<br />

3nm<br />

−22<br />

J ( 0,<br />

3nm)<br />

= ∫ j(<br />

λ ) 523 K dλ<br />

= 3.<br />

006 ⋅10<br />

W / m<br />

0<br />

Die an UV-, Röntgen- und γ-Strahlung abgegeben Leistung P=J·A=2.40·10 -22 W/m 2 ist<br />

praktisch Null. Dies zeigt insbesondere der Verglich mit der Energie E=6.62·10 -19 J eines<br />

einzelnen Photons der Wellenlänge 300nm. Von einem Backofen geht also keine gefährliche<br />

Strahlung aus.<br />

Lösung Aufgabe 7:<br />

a) Von jedem Photon wird die gleiche Energie transportiert. Nimmt die Lichtintensität mit der<br />

Filterdichte exponentiell ab, gilt dies auch für die Anzahl durch den Filter gelassenerPhotonen.<br />

Zuerst muss deshalb die Anzahl der pro Sekunde vom Laser ausgesandter Photonen berechnet<br />

werden. Dazu berechen wir die Energie eines Photons und dividieren die Leistung des Lasers<br />

durch die Photonenenergie:<br />

hc<br />

−19<br />

P<br />

17<br />

EPhoton<br />

= = 3. 748 ⋅10<br />

J ⇒ n = = 1.<br />

334 ⋅10<br />

λ<br />

E<br />

Durch den Filter wird die Anzahl Photonen auf n'= 2 ⋅10<br />

werden:<br />

reduziert. Daraus kann k berechnet<br />

n' −k⋅d<br />

= e<br />

n<br />

⇒<br />

1<br />

−1<br />

k = − ⋅ ln( n'<br />

/ n)<br />

= 4.<br />

5242cm<br />

d<br />

17<br />

3<br />

b) Umstellen der Gleichung und einsetzen von n = 1. 334 ⋅10<br />

und n'= 10 ergibt<br />

1<br />

d = − ⋅ ln( n'<br />

/ n)<br />

= 7.<br />

189cm<br />

k<br />

Lösung Aufgabe 8:<br />

a) Die Wellenlänge maximaler Intensität befindet sich bei λ = 2μm<br />

. Nach dem<br />

- 63 -<br />

Photon<br />

Verschiebungsgesetz von Wien folgt daraus T = b / λ max = 1450K<br />

.<br />

b) Aus dem Verschiebungsgesetz von Wien folgt λ max = b / T = 69.<br />

0nm<br />

, eine Wellenlänge im<br />

UV-Bereich.<br />

c) Bezeichnet r den Radius und T die Temperatur des Sterns sowie rS den Radius und TS die<br />

2 4<br />

2 4<br />

Temperatur der Sonne, lässt sich aus der Gleichung 4π ⋅ r σ ⋅T<br />

= 50'000<br />

⋅ 4π<br />

⋅ rS<br />

σ ⋅T<br />

S der<br />

4<br />

TS<br />

9<br />

Radius des Sterns r = rS<br />

⋅ 50'000 ⋅ = 4.<br />

264 ⋅ rS<br />

= 2.<br />

968 ⋅10<br />

m berechnen.<br />

4<br />

T<br />

d) Die im sichtbaren Bereich abgegebene Strahlungsintensität ist<br />

800nm<br />

J ( 400nm,<br />

800nm)<br />

= ∫ j(<br />

λ ) dλ<br />

= 4'808'597.<br />

4W<br />

/ m<br />

400nm<br />

42000 K<br />

Die in diesem Wellenlängenbereich abgestrahlte Leistung beträgt P = J ⋅ A<br />

2<br />

= 4'808'597. 4W<br />

/ m ⋅ 4π<br />

⋅ ( 2.<br />

968 ⋅10<br />

m)<br />

= 5.<br />

323 ⋅10<br />

W .<br />

9<br />

2<br />

26<br />

7<br />

2<br />

2


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

e) Kugelfläche mit 5000 Lichtjahren Radius:<br />

und Strahlungsleistung P ergibt die Intensität nahe der Erde<br />

Die Fläche des Teleskopspiegels beträgt<br />

−14<br />

Leistung ist damit P'<br />

= J ⋅ A'<br />

= 8.<br />

518 ⋅10<br />

W .<br />

Lösung Aufgabe 9:<br />

a) Aus der Planck’schen Formel folgt direkt<br />

- 64 -<br />

A = π<br />

⋅<br />

15 2 2<br />

40 2<br />

4 ⋅ ( 5000 ⋅ 9.<br />

461⋅10<br />

) m = 2.<br />

812 10 m<br />

2<br />

−14<br />

J = P / A = 1.<br />

893 ⋅10<br />

W / m .<br />

A '= 4.<br />

5m<br />

und die auf das Teleskop einstrahlende<br />

n ( λ)<br />

T<br />

2cπ<br />

= ⋅<br />

4<br />

λ<br />

e<br />

b) Zunächst muss die Fläche der Glühwendel aus dem Stefan-Boltzmann-Gesetz berechnet<br />

4<br />

−6<br />

2<br />

werden: P = A ⋅σ<br />

⋅T<br />

⇒ A = 5. 443 ⋅10<br />

m . Die im UV-Bereich pro Sekunde abgegebene<br />

Anzahl Photonen ist:<br />

n = A ⋅<br />

400nm<br />

∫<br />

100nm<br />

3000K<br />

dλ<br />

−6<br />

2<br />

1<br />

hc<br />

kTλ<br />

22<br />

−1<br />

n(<br />

λ ) = 5.<br />

443 ⋅10<br />

m ⋅1.<br />

799 ⋅10<br />

m = 9.<br />

794 ⋅10<br />

c) Die Fläche A des Sterns wurde in Aufgabe 9 berechnet. Die Anzahl im sichtbaren<br />

Wellenlängenbereich emittierter Photonen ist demnach<br />

n = A ⋅<br />

800nm<br />

∫<br />

400nm<br />

42000K<br />

9<br />

n(<br />

λ ) dλ<br />

= 4π<br />

⋅ ( 2.<br />

968 ⋅10<br />

m)<br />

⋅ 9.<br />

084 ⋅10<br />

m = 1.<br />

006 ⋅10<br />

Auf die Spiegelfläche des Hubble-Teleskops fallen davon (siehe Aufgabe 9):<br />

2<br />

2<br />

−2<br />

27<br />

−2<br />

A'<br />

4.<br />

5m<br />

48<br />

n<br />

'= ⋅ n =<br />

⋅1.<br />

006 ⋅10<br />

= 1.<br />

609 ⋅10<br />

40 2<br />

A 2.<br />

812 ⋅10<br />

m<br />

8<br />

16<br />

48<br />

2


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

3.10 Versuchsanleitungen<br />

Experiment 3.2: Spektrum eines Schwarzen Körpers<br />

1. Zielsetzung und Versuchsaufbau des Experiments<br />

• Das Ziel des Experiments ist die Aufnahme des Spektrums eines Schwarzen Körpers bei<br />

verschiedenen Temperaturen. Da das Spektrum einer Glühlampe demjenigen eines Schwarzen<br />

Körpers recht nahe kommt, verwenden wir für unser Experiment als Strahlungsquelle eine<br />

10V-Glühlampe.<br />

• Das Licht der Lampe wird wie in den untenstehenden Graphiken angedeutet in einem<br />

Spektrometer aufgefächert und das Spektrum mit Hilfe eines Lichtsensors aufgenommen. Im<br />

Spektrometer wird das Licht durch eine Linse zunächst gebündelt und dann in einem Prisma<br />

in Abhängigkeit der Wellenlänge zerlegt. Der genaue Zusammenhang zwischen<br />

Ablenkungswinkel und Wellenlänge ist relativ kompliziert, die entsprechende Funktion wurde<br />

aber im Data Studio File „Spektrum“ bereits programmiert.<br />

Das Spektrum kann nun hinter dem Prisma mit einem drehbaren Arm abgefahren werden,<br />

wobei zwischen Prisma und Lichtsensor nochmals eine Linse und eine Blende in den<br />

Strahlengang eingefügt werden muss. Der Winkel des Spektrometerarms – und damit über die<br />

entsprechende Funktion die Wellenlänge der Strahlung – wird mit Hilfe eines Drehsensors<br />

ebenfalls erfasst.<br />

• Die Glühwendel einer Halogenleuchte besteht aus einem zur Spirale aufgewickelten<br />

Wolframdraht. Für die abgegebene elektromagnetische Strahlung ist vor allem die<br />

Temperatur und die Oberfläche der Glühwendel wesentlich. Die Temperatur kann indirekt aus<br />

dem elektrischen Widerstand der Glühwendel geschlossen werden. Dabei gilt, dass der<br />

elektrische Widerstand bei Wolfram ziemlich genau linear mit der Temperatur T ansteigt.<br />

Beträgt bei Temperatur T0 der Widerstand eines Drahtes R0, dann ist der Widerstand R(T) für<br />

eine beliebige Temperatur gegeben durch:<br />

R( T ) = R0<br />

⋅[<br />

1 + α ⋅ ( T − T0<br />

)]<br />

−3<br />

−1<br />

Der Temperaturkoeffizient von Wolfram beträgt α = 4.<br />

5 ⋅10<br />

K , der Kaltwiderstand der<br />

Lampe ist = 0.<br />

84Ω<br />

T wird die Zimmertemperatur verwendet.<br />

R 0 und für 0<br />

• Die Lampe wird wie skizziert ans Netzgerät angeschlossen. Strom- und Spannungswerte<br />

können an den zwei Universalmessgeräten abgelesen werden. Für unterschiedliche<br />

Spannungswerte an der Lampe hat man unterschiedliche Temperaturwerte der Glühwendel.<br />

- 65 -


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

2. Versuchsdurchführung<br />

• Starte das Data Studio File „Spektrum“ am PC. Schliesse den Rotations- und den Lichtsensor<br />

am vorgesehenen Ort des PASCO-Interfaces an.<br />

• Drehe den Spektrometerarm mit dem Lichtsensor im Gegenuhrzeigersinn bis zum Anschlag<br />

(der Drehwinkel am Anschlag beträgt …°).<br />

• Schalte die Lampe ein und regle die Spannung auf 6V ein. Notiere die Stromstärke. Beginne<br />

die Messung durch drücken des Startknopfs in Data Studio. Fahre das Spektrum nun langsam<br />

durch drehen des Spektrometerarms im Uhrzeigersinn ab. Auf dem Bildschirm (Graph 2 in<br />

Data Studio) erscheint das Spektrum der Lampe.<br />

• Wiederhole den Versuch mit den Spannungen 7V, 8V und 9V.<br />

• Berechne für jede Spannung an der Lampe den elektrischen Widerstand nach dem Ohmschen<br />

Gesetz. Aus dem Widerstand kannst du nun mit der oben angegebenen Formel die<br />

Glühtemperaturen berechnen.<br />

3. Diskussion der Ergebnisse<br />

Netzgerät<br />

0...12V =<br />

Die vier Kurven im Graph 2 stellen das Spektrum einer Glühlampe bei unterschiedlichen<br />

Temperaturen dar. Auf der waagrechten Achse ist die Wellenlänge in nm aufgetragen, auf der<br />

senkrechten Achse die (relative) Strahlungsintensität. Diese wird in % der maximalen Lichtintensität,<br />

die am Sensor registriert werden kann angegeben.<br />

Der Vergleich der vier Kurven zeigt, dass die gemessene spektrale Lichtintensität mit höherer<br />

Temperatur zunimmt: Die zu einer höheren Temperatur gehörende Kurve verläuft oberhalb derjenigen<br />

zu einer tieferen Temperatur.<br />

Zudem lässt die Messung vermuten, dass sich das Maximum der Kurven mit zunehmender Temperatur<br />

gegen links verschiebt. Tatsächlich wird dies durch das Wiensche Verschiebungsgesetz bestätigt, das<br />

du in Kürze kennen lernen wirst.<br />

Ein Vergleich der Spektren der Lampe mit den theoretisch berechneten Spektren eines Schwarzen<br />

Körpers (Graphik auf Seite 26 im <strong>Skript</strong>) legt nahe, dass beide zumindest qualitativ übereinstimmen.<br />

- 66 -<br />

V<br />

A


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Experiment 3.6: Der Photoeffekt<br />

Theorie:<br />

Ziel des Versuches ist die Bestimmung der kinetischen Energie von durch Licht mit unterschiedlicher<br />

Wellenlänge aus einem Metall herausgeschlagenen Elektronen. Dazu verwenden wir eine<br />

Quecksilberdampflampe. Im Unterschied zu Temperaturstrahlern, etwa einer Glühbirne, erzeugen<br />

Gasentladungslampen wie die Quecksilberdampflampe kein kontinuierliches Spektrum, sondern eine<br />

Reihe von genau definierten monochromatischen Spektrallinien (mehr darüber in Kapitel 4). Genauer<br />

enthält das Spektrum der Hg-Dampflampe Licht mit den folgenden Wellenlängen:<br />

λ[nm] 405 436 546 578<br />

Durch Verwendung entsprechender Filter kann monochromatisches Licht mit nur einer dieser<br />

Wellenlängen erzeugt werden.<br />

Die Elektronen werden durch das Licht in einer Photozelle erzeugt. Eine<br />

Photozelle ist eine evakuierte Glasröhre auf deren hinteren Innenseite eine<br />

Metallelektrode, zum Beispiel aus Silber, aufgedampft ist (Photokathode).<br />

Als Gegenelektrode dient eine ringförmige Anode. Fällt Licht auf die<br />

Photokathode, kann dies Elektronen herauslösen, die zur Ringanode<br />

gelangen. Dadurch lädt sich die Anode negativ auf, während die<br />

Photokatode aufgrund des entstehenden Defizits an Elektronen positiv<br />

geladen wird. Verbindet man Kathode und Anode fliesst ein Photostrom,<br />

der mit einem empfindlichen Ampèremeter nachgewiesen werden kann.<br />

Wir verwenden für unser Experiment die Gegenfeldmethode: Dazu wird anstatt eines Ampèremeter<br />

zwischen den Elektroden ein Kondensator eingebaut. Infolge der herausgeschlagenen Elektronen, lädt<br />

such nun die an der Ringanode liegende Platte des Kondensators negativ, die an der Kathode liegende<br />

positiv. Durch die fortlaufende Ladungstrennung entsteht eine wachsende Spannungsdifferenz am<br />

Kondensator. Allerdings bildet sich durch die zunehmend negative Aufladung der Anode und die<br />

positive Aufladung der Kathode ein elektrisches Feld, dass der Flugrichtung der Elektronen<br />

entgegengerichtet ist (Gegenfeld). Dies hemmt die Bewegung der Elektronen zu Anode und bringt sie<br />

schliesslich ganz zum erliegen, sobald ihre kinetische Energie keiner ist, als die zur Überwindung des<br />

Gegenfeldes nötige Arbeit W = e ⋅U<br />

, wobei U die am Kondensator liegende Spannung und e die<br />

Elektronenladung bezeichnet. Der Kondensator kann sich also nur bis zu einer Spannung U laden, die<br />

der kinetischen Energie der Elektronen Ekin entspricht.<br />

Durch die Messung der Spannung am Kondensator wenn dieser durch den Strom der<br />

herausgeschlagenen Elektronen aufgeladen worden ist, kann umgekehrt die kinetische Energie der<br />

Elektronen durch Ekin = e ⋅U<br />

berechnet werden. Dies soll im folgenden für die vier verschiedenen<br />

Wellenlängen der Hg-Dampflampe geschehen.<br />

Versuchsaufbau:<br />

Das Experiment besteht aus einer auf einer optischen Schiene aufmontierten Hg-Dampflampe. Das<br />

Licht wird über eine Linse gebündelt und durch einen Filter mit Blende geschickt, der jeweils eine<br />

Spektrallinie hindurch lässt. Dann fällt das nun monochromatische Licht auf die Photozelle. An diese<br />

ist der Kondensator angeschlossen. Aufgrund des sehr geringen Photostroms kann die Spannung nicht<br />

direkt am Kondensator gemessen werden, sondern es muss ein Messverstärker dazwischen geschaltet<br />

werden. Besonders zu erwähnen ist die Potentialabgleichung des Messverstärkers mit dem Gehäuse<br />

der Photozelle (gelb-grünes Kabel), die eine korrekte Spannungsmessung ermöglicht.<br />

- 67 -<br />

I


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Hg-Lampe Linse Filter Photozelle<br />

Versuchsdurchführung:<br />

1) Mache dir das Funktionsprinzip des Experiments nochmals am realen Experimentaufbau klar.<br />

Erkennst du die Bauelemente? Bemerkung: Die Photozelle steckt in dem schwarzen Zylinder.<br />

Er sollte nicht geöffnet werden, da das Experiment nachher neu justiert werden müsste. Du<br />

findest eine vergleichbare Photozelle als Ansichtsexemplar beim Experiment.<br />

2) Führe das Experiment wie folgt durch: Schalte die Lampe ein und wähle einen Filter,<br />

respektive eine Wellenlänge aus. Entlade den Kondensator durch Drücken auf den Taster.<br />

Danach steigt die Spannung wieder an. Notiere sie sobald sie ungefähr stabil ist in die Tabelle.<br />

Wähle einen anderen Filter und verfahre genau gleich, bis du für jede Wellenlänge einen<br />

Spannungswert hast.<br />

3) Berechne die zu den Wellenlängen gehörenden Frequenzen und die zu den Spannungen<br />

gehörenden kinetischen Energien.<br />

4) Zeichen die 4 Messpunkte in ein E-f-Diagramm auf Millimeterpapier. Wähle dabei folgende<br />

14<br />

14<br />

Einheiten: Waagrecht für die Frequenz 0 bis 8 ⋅ 10 Hz mit Schritten von 0. 5 ⋅ 10 Hz pro cm.<br />

−20<br />

−20<br />

−20<br />

und senkrecht − 20 ⋅10<br />

J bis 20 ⋅10 J mit Schritten von 2 ⋅10 J pro cm. Beschrifte die<br />

Achsen!<br />

5) Das Experiment wird später noch weiter ausgewertet.<br />

λ[nm] f [Hz] U [V] Ekin [J]<br />

405<br />

436<br />

546<br />

578<br />

Voltmeter<br />

Messverstärker<br />

- 68 -<br />

Kondensator


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Experiment 3.12: Bestimmung der Planckschen Konstante mit LED<br />

Material<br />

• 3 Leuchtdioden: rot, blau, grün, 1 Netzgerät, 2 Multimeter, Krokoklemmen<br />

• 1 Widerstand 500kΩ, 1 Potentiometer 0...500kΩ<br />

• 1 Optische Schiene mit Schirm, Linse 100mm, Diahalter<br />

• 1 Gitterdia d = 1μm<br />

• 1 Masstab<br />

Ziel und Theorie<br />

• Das Ziel des Experiments ist die Bestimmung der Planckschen Konstante mit Hilfe von<br />

Leuchtdioden.<br />

• Leuchtdioden sind Halbleiterelemente, die den Strom in einer Richtung mit sehr geringem<br />

Widerstand fliessen lassen. Ändert man die Stromrichtung, sperrt die Diode, das heisst sie<br />

weist einen sehr hohen Widerstand auf.<br />

• Allerdings fliesst der Strom auch in Durchlassrichtung erst ab einer bestimmten<br />

Durchbruchspannung UB, denn auch hier müssen die Elektronen eine Sperrschicht<br />

durchqueren, die als Potentialbarriere dient. Hinter der Sperrschicht gibt ein Elektron seine<br />

Energie E = e⋅UB in Form eines Lichtquants mit der Energie E = h⋅f wieder ab.<br />

Aufgabe 1:<br />

Kennlinie einer Leuchtdiode: Die<br />

Kennlinie einer Diode ist ein Strom-<br />

Spannungsdiagramm, das heisst sie<br />

gibt an, bei welcher Spannung U<br />

welche Stromstärke I fliesst. Um die<br />

Kennlinie aufzunehmen soll die<br />

nachfolgende Schaltung verwendet<br />

werden. Die Widerstandsschaltung<br />

aus R1 und R2 bildet einen<br />

sogenannten Spannungsteiler und<br />

dient nur zur besseren<br />

Netzgerät<br />

ca. 5V =<br />

Feinregulierung der Spannung. Am Volt-, respektive Amperemeter können die an der LED<br />

vorliegenden Spannungs- und Stromwerte abgelesen werden. Achtung: Es dürfen nur Ströme bis<br />

30mA auf die LED gegeben werden, sonst brennt sie durch.<br />

Baue die skizzierte Schaltung mit der roten LED auf. Achte auf die Polung.<br />

Stelle das Potentiometer so ein, dass eine Spannung von ca. 0.1V an der LED anliegt. Lies den<br />

genauen Strom- und Spannungswert ab und notiere sie. Erhöhe die Spannung in Schritten von ca 0.1V<br />

bis ca. 3V anliegt.<br />

Pole dann die LED um und führe den Versuch erneut durch. Notiere ebenfalls, bei welcher Spannung<br />

die LED zu leuchten beginnt.<br />

- 69 -<br />

+<br />

-<br />

R2 = 500kΩ<br />

R1 = 0... 470kΩ<br />

mV<br />

LED<br />

mA


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Aufgabe 2:<br />

Bestimme die Wellenlängen des Lichts dreier farbiger Leuchtdioden mit dem folgenden Experiment.<br />

Verwende zudem die gleiche elektrische Schaltung wie oben. Achtung: es dürfen nur Ströme bis<br />

30mA auf die LED gegeben werden, sonst brennt sie durch.<br />

a) Baue das Experiment auf und bringe die LED zum Leuchten. Gitter, Linse und Schirm sollen<br />

so aufgebaut werden, dass auf dem Schirm 3 mehr oder weniger scharfe Leuchtpunkte<br />

(Beugungsmaxima) zu sehen sind.<br />

b) Bestimme mit Hilfe der Beugungsmaxima für jede der Leuchtdioden die Wellenlänge und<br />

Frequenz (mache eine Messprotokoll). Notiere ebenfalls für jede LED, bei welcher Spannung<br />

UB sie zu leuchten beginnt.<br />

Aufgabe 3:<br />

Schirm<br />

a) Stelle die Kennlinie der roten LED in einem Excel-Diagramm dar (Spannung U horizontal,<br />

Strom I vertikal).<br />

b) Berechne für jede der drei Farben die Energie eines Lichtquants aus der Spannung bei der die<br />

Diode zu leuchten beginnt. Erstelle mit den 3 Punkten in Excel ein Frequenz-Energie-<br />

Diagramm und Leite daraus die Plancksche Konstante ab.<br />

- 70 -<br />

Gitter<br />

Linse<br />

Plastilin mit<br />

LED<br />

zur Schaltung ...


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

Experiment 3.14: Polarisation von Photonen<br />

Material<br />

• 12V-Halogenleuchte<br />

• Optische Bank mit Blende und zwei Polarisationsfiltern<br />

• Lichtsensor von Pasco mit Interface<br />

1. Ziel und Theorie<br />

• Das Ziel des Experiments ist Bestimmung der Transmissionswahrscheinlichkeit von Photonen<br />

beim Durchgang durch einen Polarisationsfilter.<br />

• Wie vorher gezeigt wurde, ist die Transmissionswahrscheinlichkeit gegeben durch<br />

•<br />

I1<br />

2<br />

P( α ) trans = = cos ( α)<br />

(1)<br />

I<br />

Für die absorbierte Komponente gilt entsprechend<br />

0<br />

I 2 2<br />

Pabs ( α ) = = sin ( α)<br />

(2)<br />

I<br />

0<br />

Die Summe aus Transmissions- und die Absorptionswahrscheinlichkeit muss zusammen 1<br />

ergeben (d.h. 100%):<br />

Pabs + Ptrans = 1<br />

• Wendet man die so erhaltenen Formel auf den Fall an, wo die Polarisationsrichtung des<br />

Lichtes bereits parallel zur Filterrichtung ist, das heisst wenn α = 0° ist, findet keine<br />

Absorption statt und alle Photonen werden unverändert durchgelassen. Tatsächlich liefern die<br />

beiden Formeln Ptrans = 1 und Pabs = 0. Dies gilt allerdings nur für einen idealen Filter. Die in<br />

der Praxis verwendeten Filterfolien absorbieren immer einen <strong>Teil</strong> der Photonen, auch dann<br />

wenn die Filterrichtung parallel zur Polarisationsrichtung des Laserstrahls ist. Die<br />

Transmissionswahrscheinlichkeit für den Winkel α = 0 ist also


Quantenphysik – Unterlagen zum Schwerpunktfach Physik – S. Guggenbühl<br />

(vertikal) aus. Der 2. Polarisationsfilter soll ebenfalls auf 0° gestellt werden. Er dient als<br />

Analysator. Schalte die Lampe ein.<br />

b) Beginne die Messung durch anklicken des Startknopfes in Data Studio. Das Programm ist so<br />

eingerichtet, dass es im manuellen Modus läuft. Das heisst bei jedem weiteren Druck auf den<br />

Startknopf wird ein einzelner Datenwert für die Lichtinensität eingelesen. Danach erscheint<br />

ein Fenster, bei dem der aktuelle Winkel des Analysator-Filters eingegeben werden kann.<br />

Führe dies für dies einmal aus (die Eingabe des Winkels spielt hier noch keine Rolle, es kann<br />

z.B. 0° eingegeben werden). Nimm nun den Polarisationsfilter 2 (Analysator) heraus und<br />

klicke nun nochmals auf den Startknopf, um einen zweiten Datenwert einzulesen (als Winkel<br />

kann nochmals 0° eingegeben werden).<br />

c) Klicke die Tabelle 1 an. Es sollten zwei Datenwerte zu sehen sein, die die Lichtintensität mit<br />

und ohne Polarisationsfilter 2 darstellen. Das Verhältnis der beiden Zahlen ergibt P0, also die<br />

Transmissionswahrscheinlichkeit von parallel zur Filterrichtung polarisierten Photonen.<br />

Notiere diese.<br />

3. Messung der Transmissionswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit des Winkels<br />

Als nächstes soll die Transmissionswahrscheinlichkeit P( α) trans = P ⋅ cos ( α)<br />

in Abhängigkeit des<br />

Winkels α bestimmt werden.<br />

Aufgabe 2:<br />

Lichtsensor Polarisationsfilter 2<br />

a) Lösche die soeben aufgenommenen Daten, sie werden ich mehr benötigt. Klicke im Daten-<br />

Fenster das Taschenrechnersymbol zu Transmissionswahrscheinlichkeit an. Es dient zur<br />

2<br />

theoretischen Berechnung nach der Formel P( α) trans = P0<br />

⋅ cos ( α)<br />

. Den in der Formel<br />

auftretenden Wert P0 haben wir in Aufgabe 1 bestimmt und können ihn jetzt bei der variable<br />

P einsetzten. Das Programm berechnet dadurch für jeden Winkel der nachfolgenden Messung<br />

einen theoretischen Wert für die Transmissionswahrscheinlichkeit. Die theoretischen Werte<br />

werden im unteren Graphen dargestellt.<br />

b) Drehe den Polarisationsfilter 2 auf die 90°-Stellung und starte nun eine neue Messreihe. Lies<br />

schrittweise die Datenwerte für die Winkelstellung 90°, 85°, 80°,…10°, 5°, 0°, -5°, -10°, ...,-<br />

85°, -90° des Filters 2 ein. Die gemessen Datenwerte werden im oberen Graphen dargestellt.<br />

c) Vergleiche die beiden Graphen. Der obere mit gemessenen Daten sollt mit dem unteren<br />

theoretisch berechneten bis auf einen Skalierungsfaktor identisch sein. Bemerkung: Um<br />

einem Missverständnis vorzubeugen sei bemerkt, dass die gemessene Lichtintensität zwar<br />

auch in % angegeben wird, mit der Transmissionsintensität aber nicht identisch ist. Es handelt<br />

sich dabei um eine technische Angabe, die sich auf die maximale mit dem Sensor messbare<br />

Lichtintensität bezieht.<br />

- 72 -<br />

Polarisationsfilter 1 Halogen-Lampe<br />

mit Blende<br />

0<br />

2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!