LBV-Flyer
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Schutzmaßnahmen für die Winterquartiere<br />
Nach dem Flüggewerden der Jungen beginnen sich<br />
im August die Fledermäuse zu paaren. Viele Arten<br />
wechseln jetzt häufiger die Quartiere. Die Männchen<br />
scharen in dieser Zeit oft mehrere Weibchen um sich.<br />
Im Herbst suchen die Fledermäuse frostsichere Winterquartiere<br />
wie Höhlen und Stollen auf. Manche Arten<br />
wandern dabei über 1000 km weit. So fand man Rauhautfledermäuse,<br />
die an der Ostsee beringt wurden, in<br />
südfranzösischen Winterquartieren wieder. Es gibt<br />
auch kälteunempfindlichere Fledermausarten, die in<br />
Baumhöhlen oder Holzstößen überwintern.<br />
Das Winterhalbjahr, das sie im Winterschlaf verbringen,<br />
dauert etwa von Oktober bis März. Durch Herabsetzung<br />
aller Lebensfunktionen (Körpertemperatur,<br />
Atmung, Stoffwechsel) wird ein Zustand der Lethargie<br />
erreicht. So ist es den Fledermäusen möglich, längere<br />
Zeit ohne Nahrung auszukommen und nur von ihren<br />
Fettreserven zu leben, dabei verlieren sie ein Drittel<br />
ihres Körpergewichtes.<br />
Die Winterquartiere müssen kühl, aber frostfrei (0 bis<br />
10°C) und möglichst feucht (über ca. 85% rel. Luftfeuchte)<br />
sein. Am besten geeignet sind Höhlen mit sickerfeuchten<br />
und sogar tropfnassen Abschnitten. Außerdem<br />
ist der Reichtum an Versteckmöglichkeiten<br />
(Nischen, Spalten, Mauerfugen) entscheidend; auch<br />
beim Winterschlaf bevorzugen viele Arten allseitigen<br />
Körperkontakt mit dem Fels.<br />
Winterschlafende Fledermäuse niemals aufwecken<br />
(nicht berühren, nicht länger anleuchten). Winterquartiere<br />
nicht unnötig mehrfach kontrollieren und<br />
alle Störungen vermeiden.<br />
In Fledermaus-Winterquartieren niemals offenes<br />
Licht (Karbidlampen oder gar Fackeln) verwenden<br />
und nicht rauchen. Ein plötzliches Erwachen kann<br />
die Energie für ca. 2 Wochen Winterschlaf kosten.<br />
Der Schutz der Winterquartiere wird dadurch gewährleistet,<br />
dass Störungen an schon bekannten Quartieren<br />
vermieden werden. Durch das Anbringen von ein<br />
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bruchsicheren Gittertoren oder von Türen mit Einflugmöglichkeiten<br />
können Belästigungen verhindert werden.<br />
Wenn geeignete Winterquartiere verschlossen sind, sollen,<br />
wenn möglich, Öffnungen geschaffen werden.<br />
Meist genügt ein 3 bis 4 cm großes Loch in einer Holztür,<br />
um den Fledermäusen Einlass zu gewähren.<br />
Weitere Schutzmaßnahmen<br />
Durch das Aufhängen von Fledermausnistkästen oder<br />
das Anbringen von Fledermausbrettern wird den Tieren<br />
zusätzlicher Raum geboten. Wichtig ist auch die Erhaltung<br />
alter, hohler Bäume. Grundstücksbesitzer können<br />
z.B. durch die Anlage von Hecken, Weihern oder Blumenwiesen<br />
die Insektenwelt fördern und somit die Nahrungsgrundlage<br />
für Fledermäuse verbessern. Durch den<br />
Verzicht auf Schädlingsbekämpfungsmittel in Gärten und<br />
Obstwiesen wird ebenfalls die Artenvielfalt der Insekten<br />
erhöht.<br />
Auch durch den Kauf von Produkten aus dem ökologischen<br />
Landbau kann jeder dazu beitragen, insektenreiche<br />
Lebensräume zu erhalten.<br />
Bitte melden Sie alle Ihnen bekannten Fledermausquartiere in Häusern<br />
oder alten Bäumen dem <strong>LBV</strong> oder den Fledermauskoordinationsstellen:<br />
Südbayern: Dr. Andreas Zahn, Hermann-Löns-Straße 4, 84478 Waldkraiburg,<br />
Tel. 08638/86117<br />
Landesamt für Umweltschutz, Bürgermeister-Ulrich-Straße 160, 86179<br />
Augsburg, Tel. 0821/9071-5235<br />
Nordbayern: Matthias Hammer, Universität Erlangen, Zoologie II,<br />
Staudtstraße 5, 91052 Erlangen, Tel. 09131/85-28788<br />
Weitere Informationen erhalten Sie beim <strong>LBV</strong>.<br />
Impressum<br />
Herausgeber/ Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V.<br />
Bezug (<strong>LBV</strong>) – Verband für Arten- und Biotopschutz, Eisvogelweg<br />
1, D-91161 Hilpoltstein, Tel. 09174/4775-0,<br />
Fax 09174/4775-75, E-Mail: info@lbv.de, Internet:<br />
www.lbv.de<br />
Text & Layout Sirko Galz (<strong>LBV</strong>)<br />
| Letzte Aktualisierung: 2. August 2011 |<br />
<strong>LBV</strong>-INFO<br />
Fledermäuse
Fledermäuse haben seit jeher einen schlechten Ruf. Sie<br />
erscheinen vielen Menschen als unheimlich und werden<br />
sogar gefürchtet. Dabei sind alle 22 heimischen Arten<br />
völlig harmlos - sie fliegen weder in die Haare noch saugen<br />
sie Blut - und zählen zu den faszinierendsten Säugetieren:<br />
Fledermäuse können als einzige Säuger richtig fliegen,<br />
orientieren sich bei Dunkelheit durch ein Ultraschall-<br />
Echolotsystem und senken während des Winterschlafs<br />
ihre Körpertemperatur auf wenige Grade über Null ab.<br />
Die Bestandsdichte der Fledermäuse ist in Deutschland<br />
stark zurückgegangen - einige Arten sind inzwischen<br />
ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Deshalb<br />
stehen alle Fledermausarten auf der “Roten Liste gefährdeter<br />
Tierarten” und sind vollständig geschützt. Fledermäuse<br />
haben eine Lebenserwartung von durchschnittlich<br />
4 bis 5 Jahren. Einzeltiere werden zuweilen 20 Jahre alt.<br />
Lebensweise der heimischen Fledermäuse<br />
Fledermäuse suchen - je nach Art - Unterschlupf in<br />
Dachstühlen, Kirchtürmen, Baumhöhlen oder Nistkästen,<br />
hinter Fensterläden und Wandverkleidungen, aber auch<br />
in Holzstößen und sonstigen Verstecken in und an Gebäuden.<br />
Die Fledermäuse orientieren sich mittels des Ultraschall-<br />
Echoortungssystem, indem sie zuerst hohe, für den<br />
Menschen unhörbare Rufe ausstoßen und sich dann<br />
anhand der zurückkommenden Echos ein Bild von ihrer<br />
Umgebung machen, ebenso finden sie mit Hilfe dieses<br />
Systems ihre Beutetiere. Hierbei können sie sogar die<br />
eigene Geschwindigkeit mit der des Beutetieres verrechnen.<br />
Die quietschenden und zeternden Töne, die der Mensch<br />
wahrnehmen kann, dienen zur Verständigung untereinander.<br />
Die Nahrung der Fledermäuse besteht vorwiegend aus<br />
Insekten, die von ihnen bevorzugt aus der Luft ergriffen,<br />
von Blättern und Zweigen abgelesen oder auf dem Erdboden<br />
erbeutet werden. Wasserfledermäuse sammeln<br />
sie sogar einfach von der Wasseroberfläche ab.<br />
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Im Sommer finden sich die Fledermausweibchen in kleineren<br />
oder größeren Gruppen zusammen, deren Quartiere<br />
man “Wochenstuben” nennt. Hier bringen sie ihre Jungen<br />
- in der Regel eines pro Weibchen pro Jahr - zur<br />
Welt. Im Juni werden die Jungen geboren, sie werden<br />
von der Mutter nur mit Milch ernährt und sind nach 6-8<br />
Wochen flugfähig, aber erst gegen Ende August selbständig.<br />
Während der nächtlichen Flüge zu den mehreren Kilometer<br />
entfernten Jagdrevieren werden die Jungen allein<br />
zurückgelassen.<br />
Man nimmt an, dass die Männchen und die nicht geschlechtsreifen<br />
Weibchen im Sommer umherstreifen und<br />
in kleinen Gruppen wechselnde Hangplätze aufsuchen.<br />
Bei manchen Arten lassen Beobachtungen vermuten,<br />
dass einzelne Männchen auch Reviere bilden und sich<br />
den Sommer über nur hier aufhalten.<br />
Im Gegensatz zu Haustauben, übertragen Fledermäuse<br />
keine Krankheiten oder Parasiten auf den Menschen.<br />
Fledermauskot ist trocken, er lässt sich leicht zusammenfegen<br />
und ist ein hervorragender Gartendünger.<br />
Schutzmaßnahmen für die Sommerquartiere<br />
Wochenstuben müssen im Juni und Juli völlig in<br />
Ruhe gelassen werden, weil die Mütter mit kleinen<br />
Jungtieren ganz besonders störungsempfindlich<br />
sind.<br />
Wenn ein Dachstuhl, in dem Fledermäuse hausen, renoviert<br />
werden soll, ist auf folgende Punkte besonders zu<br />
achten:<br />
Im Jahr vor der Maßnahme ist genau zu prüfen, in<br />
welchen Monaten das Quartier bewohnt wird, an welchen<br />
Hangplätzen sich die Tiere aufhalten und welche<br />
Ausflugöffnungen sie nutzen.<br />
Arbeiten an und in der unmittelbaren Nähe von Fledermausquartieren<br />
sind in einer Jahreszeit durchzuführen,<br />
in der die Tiere abwesend sind.<br />
Es ist darauf zu achten, die Einflugsöffnungen für<br />
Fledermäuse zu erhalten. Schon ein Schlitz von 5<br />
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cm Höhe und 30 cm Breite genügt als Einflugsloch,<br />
hält aber Tauben fern. Manche Fledermausarten<br />
nehmen mit noch kleineren Öffnungen<br />
vorlieb. Ritzen und Spalten an Gebäuden (z.B.<br />
hinter Verkleidungen von Außenwänden) können<br />
wichtige Fledermausquartiere darstellen.<br />
Behandlungen mit Holzschutzmitteln sollten unbedingt<br />
vermieden werden. Als Alternative kann<br />
das ungiftige Heißluftverfahren dienen. Notfalls<br />
sollten solche chemischen Mittel verwendet werden,<br />
die kein Lindan enthalten. Eine entsprechende<br />
Liste ungefährlicher Mittel erhalten Sie<br />
beim <strong>LBV</strong>. Hangplätze sollten in diesen Fällen mit<br />
alten, unbehandelten Brettern verkleidet werden.<br />
Fledermäuse mögen gerne warme Quartiere.<br />
Deshalb sollte Zugluft vermieden werden, d.h. es<br />
sollten nur wenige Lüftungsöffnungen und Lüftungsziegel<br />
am unteren Bereich des Daches -<br />
und nicht am Giebel - angebracht werden.<br />
Jede Maßnahme sollte auf jeden Fall mit Fachleuten<br />
besprochen werden.<br />
Man kann übrigens auch Dachstühle, in denen bislang<br />
keine Fledermäuse hausen, durch die genannten<br />
Maßnahmen “fledermausfreundlich” gestalten<br />
und so eine Besiedlung ermöglichen.<br />
Bei geplanten Dachrenovierungen geht es oft um<br />
die Rettung der letzten bestehenden Fledermauskolonien!<br />
Eine Umsiedlung von Fledermäusen<br />
ist unmöglich, umso wichtiger ist die Erhaltung<br />
der wenigen noch bestehenden Sommer-<br />
Quartiere.<br />
Auf Dachböden, die von Fledermauskolonien bewohnt<br />
werden, sollte die Ansiedlung von Schleiereulen<br />
unterbleiben. Schleiereulen und Fledermäuse<br />
können zwar manchmal friedlich koexistieren, aber<br />
viele Schleiereulen lernen, sich von Fledermäusen<br />
zu ernähren.