Die lustigen Weiber von Windsor

Die lustigen Weiber von Windsor Die lustigen Weiber von Windsor

03.10.2013 Aufrufe

DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Otto Nicolai Komisch-phantastische Oper in drei Akten, Textbuch, nach Shakespeare, von Hermann S. Mosenthal Sir John Falstaff – Bass; Herr Fluth und Herr Reich, Bürger von Windsor – Bariton und Bass; Fenton – Tenor; Junker Spärlich – Tenor; Dr. Cajus – Bass; Frau Fluth – Sopran; Frau Reich – Mezzosopran oder Alt); Jungfer Anna Reich – Sopran; Bürger, ein Wirt, ein Kellner, Kinder Windsor in England Handlung: Die Ouvertüre stellt ein wahres sinfonisches Glanzstück dar, das auch ausserhalb der Oper tausende Male erklungen ist. Mitreissend, stimmungsvoll, innig, brillant instrumentiert, bietet sie eine ideale Einleitung in die vergnügte, abwechslungsreiche Handlung des Werkes. Mit einem Duett der beiden Frauen Fluth und Reich beginnt die Oper. Sie haben gleichlautende Liebesbriefe Falstaffs erhalten und sind nicht wenig entrüstet darüber. Doch Frau Fluth tritt dem Gedanken ihrer Freundin, den Vorfall den Gatten zu erzählen, entgegen. Da wäre ja der Spass zu Ende, bevor man ihn noch recht erlebt habe. Nein, dem alten, dicken Schwerenöter müsse ein Streich gespielt werden. Während sie ins Haus Fluths treten, um den Plan zu besprechen, erfahren wir von den Schwierigkeiten, in denen sich Herr Reich in bezug auf die Wahl eines Schwiegersohnes befindet. Er verspricht seine Tochter Anna dem Junker Spärlich, der über ein grosses Vermögen verfügt; doch ist der Franzose Dr. Cajus bereit, um sie zu kämpfen und am innigsten liebt Fenton sie, der arm ist und mit einem Appell an seine Gefühle den klug rechnenden Reich vergebens umzustimmen sucht. In Fluths Haus spielt das zweite Bild. Alles ist zum „würdigen“ Empfang des lächerlichen Verehrers vorbereitet. Motto: „Nichts sei zu arg, wenn’s dazu diene, die Männer ohn’Erbarmen zu bestrafen. Das ist ein Volk – so schlecht sind sie, das man sie gar genug nicht quälen kann!“. Frau Fluth probt noch schnell, in einer komisch übertriebenen Arie, wie sie Falstaff empfangen will. Als er dann kommt, verläuft die Szene ein wenig anders, da der Ritter sofort zum Sturmangriff übergeht. Da stürzt Frau Reich herein während Falstaff sich schnell hinter einen Wandschirm rettet – mit der schreckerregenden Nachricht, Herr Fluth nahe sich wutschnaubend dem Hause, in dem er einen Liebhaber seiner Frau vermute! Schnell muss Sir John in einen bereitstehenden Wäschekorb gezwängt werden, den zwei Diener forttragen und auf Frau Fluths leise Weisung in den Fluss werfen. Inzwischen durchtobt der Ehemann, ehrlich entrüstet, das ganze Haus. Nichts ist zu finden, und reumütig bittet er seine Gattin um Verzeihung, die kunstgerecht alle Zustände der gekränkten, einer Ohnmacht nahen Ehefrau gespielt hat. Als Tyrann gebrandmarkt, steht Fluth vor der ganzen Stadt da. Am Morgen des folgenden Tages sitzt Sir John in einem Gasthause und trinkt mit den Bürgern, wobei er das Lied „Als Büblein klein an der Mutter Brust“ anstimmt. Dann erhält er den Besuch eines Herrn „Bach“, der ihn, da er als erfahrener Verführer bekannt sei, in einer Liebesangelegenheit um Rat fragen kommt. Der Gast behauptet, in eine Frau Fluth verliebt zu sein, die ihm aber, unter Anrufung ihrer Tugend, widerstehe; könne er ihr nun das Gegenteil nachweisen, etwa dass sie Sir Johns Drängen nachgegeben, wie anders stünden dann seine eigenen Aussichten! Falstaff, höchst geschmeichelt, erzählt dem Fremden, dass er sich gerade auf dem besten Wege zu dieser Eroberung befände; gestern sei er dabei unterbrochen worden, da der Gatte – ein ausgemachter Dummkopf, wie er erfahren habe – heimgekommen sei und Sir John sich nur in einem Wäschekorb und durch ein unfreiwilliges,

DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR<br />

Otto Nicolai<br />

Komisch-phantastische Oper in drei Akten, Textbuch, nach Shakespeare, <strong>von</strong> Hermann S.<br />

Mosenthal<br />

Sir John Falstaff – Bass; Herr Fluth und Herr Reich, Bürger <strong>von</strong> <strong>Windsor</strong> – Bariton und Bass;<br />

Fenton – Tenor; Junker Spärlich – Tenor; Dr. Cajus – Bass; Frau Fluth – Sopran; Frau Reich<br />

– Mezzosopran oder Alt); Jungfer Anna Reich – Sopran; Bürger, ein Wirt, ein Kellner, Kinder<br />

<strong>Windsor</strong> in England<br />

Handlung: <strong>Die</strong> Ouvertüre stellt ein wahres sinfonisches Glanzstück dar, das auch<br />

ausserhalb der Oper tausende Male erklungen ist. Mitreissend, stimmungsvoll, innig, brillant<br />

instrumentiert, bietet sie eine ideale Einleitung in die vergnügte, abwechslungsreiche<br />

Handlung des Werkes.<br />

Mit einem Duett der beiden Frauen Fluth und Reich beginnt die Oper. Sie haben<br />

gleichlautende Liebesbriefe Falstaffs erhalten und sind nicht wenig entrüstet darüber. Doch<br />

Frau Fluth tritt dem Gedanken ihrer Freundin, den Vorfall den Gatten zu erzählen, entgegen.<br />

Da wäre ja der Spass zu Ende, bevor man ihn noch recht erlebt habe. Nein, dem alten,<br />

dicken Schwerenöter müsse ein Streich gespielt werden. Während sie ins Haus Fluths<br />

treten, um den Plan zu besprechen, erfahren wir <strong>von</strong> den Schwierigkeiten, in denen sich Herr<br />

Reich in bezug auf die Wahl eines Schwiegersohnes befindet. Er verspricht seine Tochter<br />

Anna dem Junker Spärlich, der über ein grosses Vermögen verfügt; doch ist der Franzose<br />

Dr. Cajus bereit, um sie zu kämpfen und am innigsten liebt Fenton sie, der arm ist und mit<br />

einem Appell an seine Gefühle den klug rechnenden Reich vergebens umzustimmen sucht.<br />

In Fluths Haus spielt das zweite Bild. Alles ist zum „würdigen“ Empfang des lächerlichen<br />

Verehrers vorbereitet. Motto: „Nichts sei zu arg, wenn’s dazu diene, die Männer<br />

ohn’Erbarmen zu bestrafen. Das ist ein Volk – so schlecht sind sie, das man sie gar genug<br />

nicht quälen kann!“. Frau Fluth probt noch schnell, in einer komisch übertriebenen Arie, wie<br />

sie Falstaff empfangen will. Als er dann kommt, verläuft die Szene ein wenig anders, da der<br />

Ritter sofort zum Sturmangriff übergeht. Da stürzt Frau Reich herein während Falstaff sich<br />

schnell hinter einen Wandschirm rettet – mit der schreckerregenden Nachricht, Herr Fluth<br />

nahe sich wutschnaubend dem Hause, in dem er einen Liebhaber seiner Frau vermute!<br />

Schnell muss Sir John in einen bereitstehenden Wäschekorb gezwängt werden, den zwei<br />

<strong>Die</strong>ner forttragen und auf Frau Fluths leise Weisung in den Fluss werfen. Inzwischen<br />

durchtobt der Ehemann, ehrlich entrüstet, das ganze Haus. Nichts ist zu finden, und<br />

reumütig bittet er seine Gattin um Verzeihung, die kunstgerecht alle Zustände der<br />

gekränkten, einer Ohnmacht nahen Ehefrau gespielt hat. Als Tyrann gebrandmarkt, steht<br />

Fluth vor der ganzen Stadt da.<br />

Am Morgen des folgenden Tages sitzt Sir John in einem Gasthause und trinkt mit den<br />

Bürgern, wobei er das Lied „Als Büblein klein an der Mutter Brust“ anstimmt. Dann erhält er<br />

den Besuch eines Herrn „Bach“, der ihn, da er als erfahrener Verführer bekannt sei, in einer<br />

Liebesangelegenheit um Rat fragen kommt. Der Gast behauptet, in eine Frau Fluth verliebt<br />

zu sein, die ihm aber, unter Anrufung ihrer Tugend, widerstehe; könne er ihr nun das<br />

Gegenteil nachweisen, etwa dass sie Sir Johns Drängen nachgegeben, wie anders stünden<br />

dann seine eigenen Aussichten! Falstaff, höchst geschmeichelt, erzählt dem Fremden, dass<br />

er sich gerade auf dem besten Wege zu dieser Eroberung befände; gestern sei er dabei<br />

unterbrochen worden, da der Gatte – ein ausgemachter Dummkopf, wie er erfahren habe –<br />

heimgekommen sei und Sir John sich nur in einem Wäschekorb und durch ein unfreiwilliges,


kaltes Bad habe retten können. Aber heute werde sie ihm nicht entkommen; schon nahe die<br />

Stunde des entscheidenden Stelldicheins.<br />

Wutschnaubend, aber anscheinend hochbeglückt, geht der angebliche Mr. Bach (kein<br />

anderer als Herr Fluth) mit dem ungeduldig auf sein Abenteuer brennenden Sir John ab.<br />

Eine Szene im Garten Reichs unterbricht die Haupthandlung. Fenton und Anna schwören<br />

einander neuerlich Liebe fürs Leben, wobei sie <strong>von</strong> Spärlich und Cajus belauscht werden.<br />

Ein reizendes Quartett ergibt sich aus der Situation.<br />

In Fluths Haus durchwühlt der rasende Hausherr den Wäschekorb, in dem er Sir John<br />

vermutet. Doch heute ist nur Wäsche darin, die der Tobende umherstreut. Seine Helfer<br />

kommen, die er zur Rache aufgeboten: Spärliche, Cajus und Reich. Bevor sie noch das<br />

Haus durchsuchen, öffnet sich das Nebengemach, und Frau Reich führt eine uralte Frau<br />

heraus, die „Muhme der Magd“, der Fluth vor langer Zeit aller möglicher Zaubereien wegen<br />

das Haus verbot. In Wirklichkeit ist es der verkleidete Falstaff, der – im Falsett – seine Rolle<br />

als altes Weib spielt und <strong>von</strong> dem wütenden Fluth aus dem Haus geprügelt wird. Dann geht<br />

die Jagd los, mit dem gleichen negativen Ergebnis wie am Vortag.<br />

Anna schreibt dem geliebten Fenton einen Brief, in dem sie ihn um Mitternacht in den Wald<br />

bittet, wo sie, als Titania verkleidet, ihn erwarten will. Dorthin ist auf Falstaff bestellt worden.<br />

In des sagenhaften Jägers Herne Gewand soll er sich einfinden, um endlich zur ersehnten<br />

Liebesstunde mit Frau Fluth zu kommen. Doch dieses Mal sind nicht nur die Frauen,<br />

sondern auch die Männer <strong>von</strong> <strong>Windsor</strong> im Spiele. Sie sind eingeweiht worden <strong>von</strong> ihren im<br />

Grunde doch treuen Frauen und wollen nun dem dicken Ritter einen letzten, tollsten Streich<br />

spielen. Zauberhafte Atmosphäre umgibt das nächtliche Waldesdunkel (<strong>von</strong> der schönen<br />

Melodie untermalt, mit der die Oper beginnt).<br />

Frau Fluth und Frau Reich treffen Falstaff an, der überglücklich ist, nun sogar zwei Frauen<br />

betört zu haben. Doch da erscheinen Elfen und Geister in lustigem Tanze. Sie geben vor, die<br />

Anwesenheit eines Menschen zu spüren. Sie suchen und finden Falstaff, der dem König der<br />

Geister, Herrn Reich, vorgeführt wird. Der Eindringling wird nun <strong>von</strong> „Mücken“, „Wespen“,<br />

„Fliegen“ gepeinigt und mit dem Tode bedroht. Endlich klärt man ihm alles auf. Es waren die<br />

Streiche der <strong>lustigen</strong> <strong>Weiber</strong> <strong>von</strong> <strong>Windsor</strong>! Aber doch nicht alles geht so auf wie die Urheber<br />

des Planes wollten. Anna heiratet Fenton und nicht Spärlich. Unter frohen Chören, die sich<br />

an das Publikum richten, schliesst die vergnügliche Oper.<br />

Auszug aus „DAS GROSSE BUCH DER OPER“ <strong>von</strong> Heinz Wagner<br />

ACS - REISEN AG

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