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Das optische Dispersionsquotienten-Verfahren<br />
für die<br />
on-line/in-situ Partikelanalyse<br />
<strong>Zahoransky</strong>, R. 1 ; Feld, H.-J. 2 , Dittmann, R. 3 ; Samenfink, W. 4 ; Laile, E. 1<br />
1 <strong>WIZARD</strong> <strong>Zahoransky</strong> <strong>KG</strong>, D-79674 Todtnau<br />
2 ABB Turbosystems AG, Abt. ZXM, CH-5401 Baden<br />
3 ABB ALSTOM Power (Schweiz) AG, Abt. KWCP, CH-5401 Baden<br />
4 Robert Bosch GmbH, Abt. K3/EFS4, D70442 Stuttgart<br />
Beitrag in der Festschrift:<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Sigmar Wittig<br />
Rektor der Universität Karlsruhe<br />
zum 60. Geburtstag<br />
erschienen am<br />
Institut für Thermische<br />
Strömungsmaschinen<br />
Universität Karlsruhe (T.H.)<br />
Februar 2000<br />
Nähere Informationen bei: <strong>WIZARD</strong> <strong>Zahoransky</strong> <strong>KG</strong><br />
Schwarzwaldstr. 3<br />
79674 Todtnau<br />
Tel. 07671- 9233<br />
Fax 07671- 9234<br />
Mail: wizard-todtnau@t-online.de
Das optische Dispersionsquotienten-Verfahren für die on-line/in-situ<br />
Partikelanalyse<br />
<strong>Zahoransky</strong>, R. 1 ; Feld, H.-J. 2 , Dittmann, R. 3 ; Samenfink, W. 4 ; Laile, E. 1<br />
Zusammenfassung<br />
1 <strong>WIZARD</strong> <strong>Zahoransky</strong> <strong>KG</strong>, D-79674 Todtnau<br />
2 ABB Turbosystems AG, Abt. ZXM, CH-5401 Baden<br />
3 ABB ALSTOM Power (Schweiz) AG, Abt. KWCP, CH-5401 Baden<br />
4 Robert Bosch GmbH, Abt. K3/EFS4, D70442 Stuttgart<br />
Das optische Dispersionsquotienten-Verfahren zur on-line/in-situ Analyse von Partikeln im<br />
Submikron- und unteren Mikronbereich hat sich bei vielen Anwendungen bewährt. Dieses<br />
Verfahren entwickelte sich ausgehend von den Pionierarbeiten von Prof. Dr. Wittig.<br />
Das Partikelanalysesystem beruht auf der integralen Extinktion von Lichtstrahlen<br />
unterschiedlicher Wellenlängen durch die Partikel in der optischen Wegstrecke. In der üblichen<br />
Ausführung mit drei Wellenlängen lassen sich neben der Anzahl- bzw. Volumenkonzentration<br />
die volumetrisch gemittelte Partikelgröße und die Breite der Verteilung oder alternativ die<br />
Meßgüte darstellen. Meßbar ist im Mie-Bereich, in dem die Partikeldurchmesser in der<br />
Größenordnung der Lichtwellenlängen liegen. Stark absorbierende Teilchen (z. B. Dieselruß)<br />
können in Partikelkollektiven mittlerer Größe zwischen etwa 10 bis 800 nm gemessen werden,<br />
nicht-absorbierende Teilchen etwa zwischen 0,1 und 10 μm. Das Verfahren erlaubt Messungen<br />
sowohl in Aerosolen als auch in Suspensionen und Emulsionen.<br />
Das derzeit am Markt eingeführte Drei-Wellenlängenextinktionsmeßgerät, Markenname<br />
<strong>WIZARD</strong>-DQ, ist mit Laserdioden in Lichtwellenleitertechnik ausgeführt, was weitgehende<br />
Störsicherheit und einfachste Handhabung ergibt. Die an der Zentraleinheit angeschlossenen<br />
Sensorköpfe sind äußerst kompakt und an den Meßstrecken selbst in beengten Räumen leicht<br />
montierbar. Als einzigartige Besonderheit lassen sich an die Zentraleinheit bis zu drei Sensor-<br />
köpfe anschließen, mit denen zeitgleich an drei verschiedenen Orten und sogar an drei<br />
verschiedene Partikelsystemen gemessen werden kann. Die Meßwerte aller drei Sensorköpfe<br />
werden on-line auf dem Monitor angezeigt und für spätere weitergehende Analysen und<br />
Dokumentationen gespeichert.<br />
Aktuelle Anwendungen in Forschung und Industrie sind Analysen von emittierten Partikeln aus<br />
Verbrennungsmotoren, von homogenen und heterogenen Phasenumwandlungsprozesse<br />
gas/flüssig (Kondensation) und flüssig/fest (Kristallisation, z.B. Hydratbildung), von<br />
Aerosolbildung bei simulierten nuklearen Störfällen, von Zigarettenrauch, Überwachung von<br />
Rauchgasen bis hin zum on-line Monitoring partikelproduzierender Prozesse.<br />
1
Einleitung<br />
Für Forschungen über Rußbildungsmechanismen, ausgeführt mit Hilfe der Stoßrohrtechnik,<br />
setzte Prof. Wittig zum ersten Mal das Dispersionsquotientenverfahren systematisch zur quan-<br />
titativen Partikelgrößenbestimmung ein, was als logische Fortsetzung seiner Dissertationsarbeit<br />
[1] mit dem chemischen Stoßwellenrohr an der RWTH Aachen anzusehen ist. Prof. Wittig<br />
entwickelte das Verfahren zunächst in den USA, woraus neben vielen Veröffentlichungen u.a.<br />
die Dissertationen von Lester [2] und Bro [3] resultierten. Nach seiner Berufung zum Ordina-<br />
rius des Lehrstuhls und Instituts für Thermische Strömungsmaschinen (ITS) an der Universität<br />
Karlsruhe wurde das Dispersionsquotientenverfahren vervollkommnet und zuerst zur Untersu-<br />
chung homogener Kondensationsphänomene eingesetzt [4,5,6]. Beispielhaft seien außerdem<br />
die Anwendung an Entschwefelungs- und Denitrieranlagen [7], die Messungen von Zigaret-<br />
tenrauch [8,9] und Rußbildungsprozessen [10,11,12] genannt. Bei den Dissertationen von<br />
Spiegel [13], Koch [14], Müller [15], Tremmel [16], Dittmann [17] spielte das Verfahren eine<br />
zentrale Rolle.<br />
Die Entwicklung des schnellen Auswertealgorithmus durch Dittmann [18] machte das Verfah-<br />
ren on-line tauglich. Die gerätetechnische Ausführung mit Laserdioden und Lichtwellenleitern<br />
und die benutzerfreundliche Bedienoberfläche ist hauptsächlich Samenfink [19] zuzuschreiben.<br />
Dies waren die Grundlagen für eine marktfähige Geräteausführung [20,21].<br />
Abb. 1: Drei-Wellenlängenextinktionsmeßgerät <strong>WIZARD</strong>-DQ mit Meßkopf<br />
Das entwickelte Drei-Wellenlängen-Gerät nach dem Dispersionsquotientenverfahren<br />
(<strong>WIZARD</strong>-DQ, Abb. 1) zeichnet sich durch eine berührungs- und rückwirkungsfreie on-<br />
2
line/in-situ Analyse von Aerosolen und Suspensionen mit Partikeln im Submikron- und unteren<br />
Mikronbereich aus. Die übliche Probennahme und Probenaufbereitung, die das Meßergebnis<br />
beeinflussen können, ist nicht notwendig. <strong>WIZARD</strong>-DQ, das in Lizenz des ITS seit einiger Zeit<br />
kommerziell vertrieben wird, erlaubt die zeitaufgelöste Messung selbst hochtransienter parti-<br />
kelbeladener Prozesse. Erfolgreiche Anwendungen des Gerätes außerhalb des Instituts für<br />
Thermische Strömungsmaschinen sind Untersuchungen homogener und heterogener Konden-<br />
sations- und Kristallisationsvorgänge [22,23], deren industrielle Anwendungen wie RESS<br />
[24,25], Hydratbildung und Hydratwachstum [26] oder industrielle Partikelproduktionen [27],<br />
Rußpartikelemissionen von Verbrennungsmotoren [28,29,30], Überwachung von Rauchgas-<br />
wäschern [31] bis hin zu Aerosolbildungsprozessen bei Reaktorsicherheitsversuchen [32]. Bei<br />
diesen vielen unterschiedlichen Anwendungen verwundert nicht, daß diese Meßmethode auch<br />
Eingang in eine VDI-Richtlinie [33] gefunden hat.<br />
Für spezielle Anwendungen zur Analyse oder Überwachung von Abgasen, z.B. aus<br />
Dieselmotoren, von partikelproduzierenden industriellen Prozessen und von<br />
Industrierauchgasen stehen angepaßte Meßkammern zur Verfügung.<br />
2. Meßprinzip<br />
Die integrale Messung beruht auf der unterschiedlichen Extinktion von verschiedenen Wellen-<br />
längen sichtbaren und infraroten Lichtes bei der Durchstrahlung eines Meßvolumens mit Teil-<br />
chen im Größenbereich der angewandten Wellenlängen (Mie-Bereich). Die Lichtabschwächung<br />
läßt sich nach der Bouguer-Beziehung (analog dem Lambert-Beer Gesetz) beschreiben, wenn<br />
Mehrfachstreuung ausgeschlossen werden kann. Für monodisperse Teilchensysteme ergibt<br />
sich:<br />
I/I0 = exp {-N·L·π· r 2 · Qext(r,λ,n)} Gl. (1)<br />
Mit I Abgeschwächte Intensität eines monochromatischen Lichtstrahls nach Durch-<br />
strahlung der Partikelwolke<br />
I0 Ursprüngliche Intensität des Lichtstrahls vor Durchstrahlung der Partikelwolke<br />
N Anzahlkonzentration der Partikel<br />
L Optische Meßlänge durch Partikelwolke<br />
r Partikelradius<br />
λ Wellenlänge des monochromatischen Lichtstrahls<br />
n Relativer Brechungsindex der Partikel zur umgebenden Atmosphäre<br />
Qext Optischer Extinktionsquerschnitt der Partikel<br />
Wenn zwei konzentrische Lichtstrahlen unterschiedlicher Wellenlängen benutzt werden, kann<br />
der Dispersionsquotient DQ definiert werden:<br />
3
DQ = ln(I/I0)λ1/ ln(I/I0) λ2 = Qext(r, λ1,n)/ Qext(r, λ2,n) Gl. (2)<br />
Dieser Dispersionsquotient hängt bei gegebenen Wellenlängen λ1, λ2 von dem Partikelradius r<br />
und den optischen Eigenschaften, dem komplexen Brechungsindex n = m - i· k, ab. Der<br />
Dispersionsquotient ist eine von der Teilchenkonzentration unabhängige Funktion der<br />
Partikelgröße.<br />
Der Extinktionskoeffizient Qext wird mittels der Lorentz-Mie Theorie berechnet. Selbst für<br />
reale, nicht sphärische Partikel und Agglomerate lassen sich die Extinktionsquerschnitte ermit-<br />
teln. Eine tiefergehende Analyse für Rußpartikel ist in der Dissertation von Dittmann zu finden<br />
[17]. Mit zwei Wellenlängen können sich im Meßbereich (Mie-Bereich) Mehrdeutigkeiten<br />
ergeben. Die ausgeführten Geräte neuerer Generation nutzen deshalb drei verschiedene<br />
Wellenlängen, um einmal diese Mehrdeutigkeiten auszuschließen und um die Meßgüte<br />
beurteilen zu können. Sinnvoll ist das Meßergebnis nur, wenn die Intensitätsmessungen aller<br />
drei Wellenlängen eindeutig einer Partikelgröße zugeordnet werden können. So lassen sich<br />
Fehlmessungen durch verschmutzte Fenster oder systematische Fehler durch falsche Annahmen<br />
über Brechungsindices oder Form der Partikel erkennen.<br />
In der Realität liegen nur polydisperse Teilchensysteme vor. Die Gleichungen (1) und (2) sind<br />
durch Integrale über das gesamte Partikelspektrum zu verallgemeinern. Gleichung (1) geht<br />
über in:<br />
∞<br />
I/Io = exp {-N·L·π· ∫p(r) ·r 2 · Qext(r,λ,n) dr} Gl. (3)<br />
0<br />
Für analytische Lösungen wird für die Größenverteilung der Partikel p(r) meist die logarithmi-<br />
sche Normalverteilung angewandt, die sich bei realen Systemen bewährt hat [16,35]:<br />
___<br />
p(r) = {σg ·r· √ 2π} -1 exp{-[ln(r)-ln(rg)] 2 /(2·σg 2 )} Gl. (4)<br />
_____<br />
Mit rg = √Πi=1 N ri dem geometrisch gemitteltem Radius der Größenverteilung<br />
∞<br />
und σg 2 = ∫ {ln(r)-ln(rg)} 2 · p(r) dr der geometrischen Standardabweichung.<br />
0<br />
Mit drei Wellenlängen ergeben sich zwei unabhängige Dispersionsquotienten DQ1 und DQ2.<br />
Nach [18] wird für die Auswertung der gemessenen Intensitätsverhältnisse ein Parameter-<br />
kennfeld in der DQ1-DQ2-Ebene erstellt, siehe Bild 2, aus denen sich die Kenngrößen des<br />
Aerosols oder der Suspension ergeben.<br />
4
Abb. 2: DQ1-DQ2-Parameterkennfeld für Rauchgasaerosole mit eingetragenen Meßwerten<br />
Üblicherweise werden aus den Intensitätsmeßwerten<br />
• Mittlerer Partikeldurchmesser<br />
• Partikelanzahl- oder Partikelvolumenkonzentration und<br />
• Standardabweichung der Partikelwolke<br />
errechnet. Alternativ kann ein unbekannter Brechungsindex unter der Annahme einer<br />
sinnvollen Verteilungsbreite ermittelt werden. Im on-line Modus werden beim <strong>WIZARD</strong>-DQ<br />
neben dem mittleren Partikeldurchmesser und der Volumenkonzentration auch die absoluten<br />
Intensitäten und die Meßgüte angezeigt. Weitergehende Analysen erlauben die gespeicherten<br />
Rohdaten in einer Postanalyse. Obwohl die Berechnung und Integration des<br />
Extinktionskoeffizienten Qext in Gl. (3) über den gesamten Größenbereich zeitaufwendig ist,<br />
konnte ein schneller exakter Auswertealgorithmus für die on-line Darstellung der<br />
Meßergebnisse entwickelt werden.<br />
Das Verfahren wurde ausführlich mit Latexpartikel getestet [34] und im Vergleich mit<br />
traditionellen Partikel- bzw. Konzentrations-Meßtechniken wie Kaskadenimpaktor und<br />
chemischer Naßwäsche [35], siehe Abb. 3, Niederdruck-Kaskadenimpaktor LPI, gescanntes<br />
Elektronenmikroskop SEM und Differentieller Mobilitäts-Analysator DMA [36], siehe Abb. 4,<br />
sowie Gravimetrie und Opazimeter [28]. Es ergab sich unter Berücksichtigung der<br />
Meßgrenzen exzellente Übereinstimmung dieser auf so physikalisch unterschiedlichen<br />
Prinzipien beruhenden Vergleichsmeßtechniken. Lediglich der Opazimeter zeigte wie erwartet<br />
seine großen Meßabweichungen (Abb. 13, vergl. [43]).<br />
5
Abb. 3:<br />
Vergleich der mit DQ-Verfahren und Kaskadenimpaktor<br />
gemessenen Partikelgrößen von SiO2-Staub [35]<br />
3. Aufbau des Meßgerätes<br />
6<br />
Abb. 4:<br />
Vergleich der mit DQ-Verfahren (3-<br />
WEM), Niederdruck-Kaskadenimpaktor<br />
und Diff. Mobilitätsanalysator SMPS<br />
gemessenen Partikelgrößen von TiCl4-<br />
Partikeln [36]<br />
Im folgenden wird der Aufbau des als <strong>WIZARD</strong>-DQ vertriebenen Meßgerätes erläutert.<br />
Die konsequente Anwendung der Lichtwellenleiter, die in der Zentraleinheit mit kompakten<br />
Meßköpfen mündet, vermeidet zu justierende Optiken und führt zu einem benutzerfreundlichen<br />
Gerät für die Partikelspektroskopie.<br />
Abb. 5<br />
Schematischer Aufbau<br />
von <strong>WIZARD</strong>-DQ<br />
Abb. 5 zeigt schematisiert den prinzipiellen Aufbau. Drei Laserdioden unterschiedlicher<br />
Wellenlängen mit Thermostatisierung, Überwachung und Steuerung sind im Zentralgerät<br />
vereint. Über Lichtwellenleiter und optische Strahlteiler wird das emittierte Licht zu den<br />
Lichtwellenleiter-Schnittstellen geleitet. In der Standardausführung sind auf der Rückseite der<br />
Zentraleinheit Lichtwellenleiter- und elektrische Anschlüsse für insgesamt drei kompakte,<br />
weitgehend ortsunabhängig einsetzbare Meßköpfe angeordnet. Abb. 1 zeigt die Zentraleinheit<br />
mit einem Meßkopf. An der Meßstelle tritt der Lichtstrahl über den Sendeteil des Meßkopfes<br />
aus und wird durch das partikelbeladene Meßvolumen auf den Empfangsteil gerichtet.
Die drei anschließbaren Meßköpfe arbeiten unabhängig voneinander, so daß sie zeitgleich an<br />
drei verschiedene Stellen messen können. Die Meßwerte, d.h. mittlere Partikelgrößen und<br />
Konzentrationen aller drei Meßköpfe werden on-line auf dem Bildschirm des Meßrechners<br />
angezeigt. Die optionale Anwendung von drei Meßköpfen bietet gegenüber allen anderen<br />
Meßgeräten große Vorteile. So kann bei Versuchen simultan an drei verschiedenen Stellen<br />
gemessen werden, was zeit- und kostenintensive Wiederholversuche erspart. Bei Wachstums-<br />
oder Abscheideprozessen wird das dynamische Verhalten von Durchmesser und Konzentration<br />
unmittelbar erkennbar. Bei der Überwachung von Industrieanlagen, wie partikelproduzierende<br />
Prozesse oder Rauchgasanlagen, können die Meßköpfe an drei repräsentative oder kritische<br />
Stellen installiert werden und erlauben im Falle von Irregularitäten gezielte Steuereingriffe.<br />
Abb. 6 veranschaulicht den Anbau des Meßgerätes an eine Industrieanlage.<br />
Abb. 6: Anbau des Meßgerätes an einer Industrieanlage<br />
Abb. 7: Zwei Meßköpfe an Kristallisationsprozeß [37]<br />
7
Abb. 7 zeigt zwei Meßköpfe an einer Laboranlage zur Untersuchung von homogener Lösungs-<br />
kristallisation [37]. Abb. 8 ist eine thermostatisierte Meßkammer für die Analyse von<br />
Rußpartikeln im heißen, unverdünnten Abgasstrom von Verbrennungsmotoren.<br />
Abb. 8: Meßstrecke für Dieselrußmessungen<br />
4. Charakteristik des Partikelmeßgerätes <strong>WIZARD</strong>-DQ<br />
4.1 On-line Display<br />
Das integrale Dispersionsquotienten-Verfahren erfaßt sofort die Intensitätsverhältnisse mit den<br />
gesamten Informationen der Partikelwolke. Im Gegensatz zu Einzelpartikelzählern,<br />
Kaskadenimpaktoren oder anderen Techniken sind weder eine Probennahme noch eine<br />
Probensammelzeit notwendig. Deshalb werden bei dem hier vorgestellten Gerät die<br />
Meßergebnisse, gegebenenfalls aller drei angeschlossenen Meßköpfe, sofort im on-line Modus<br />
angezeigt. Somit lassen sich selbst transiente Partikelreaktionen zeitaufgelöst darstellen.<br />
Die zwei Parameter „Mittlerer Partikeldurchmesser“ und „Volumenkonzentration“ aller drei<br />
Meßköpfe werden während den Messungen auf dem Monitor in vorgewählten Zeitintervallen<br />
zwischen einer Sekunde und mehreren Minuten angezeigt. Die interne Datenerfassungsrate ist<br />
deutlich höher, so daß die Meßwerte schon repräsentative Mittelungen dieses Zeitintervalls<br />
darstellen. Die nachträgliche Auswertung erlaubt die Auflösung schnellerer Vorgänge.<br />
Abb. 9 gibt den on-line Schrieb der Meßergebnisse einer Suspension monodisperser Latex-<br />
partikel wieder. Das obere Diagramm stellt den mittleren Durchmesser dar und das untere die<br />
logarithmierte Volumenkonzentration. Die Konzentration wurde schrittweise durch Zugabe<br />
konzentrierter Latexsuspension erhöht, was die treppenartige Grafik ergibt.<br />
8
4.2 Partikelkonzentration<br />
Abb. 9: Meßschrieb einer Latexsuspension<br />
Der auflösbare Konzentrationsbereich hängt von der günstigen Intensitätsabschwächung ab,<br />
bei der vernünftige Signal-Rauschverhältnisse vorliegen. Als Faustregel können Intensitätsver-<br />
hältnisse I/I0 zwischen 5 % und 95 % als praktisch verwertbar gelten. Abb. 10 veranschaulicht<br />
die Konzentrationsgrenzen für drei verschiedene Meßlängen in Abhängigkeit vom erwarteten<br />
Partikeldurchmesser. Eine Anpassung an einen gegebenen Prozeß erfolgt über eine geeignete<br />
Meßlänge, wobei Meßlängen vom Millimeter- bis Meterbereich bisher erfolgreich realisiert<br />
wurden [27,40].<br />
Abb. 10: Konzentrationsgrenzen für Dieselruß (Meßlängen ML = 1, 2, 4 m)<br />
Mit drei Meßköpfen ist es leicht möglich, den Dynamikbereich deutlich zu erhöhen, indem<br />
jeder Meßkopf mit einer unterschiedlichen Meßlänge eingebaut wird. In praktischen Fällen<br />
kommen Spiegeloptiken zur Strahlvervielfachung oder White Zellen, z.B. [38], zum Einsatz.<br />
9
4.3 Durchmesserbereich<br />
Der meßbare Durchmesserbereich hängt von den eingesetzten Wellenlängen des Senders und<br />
den optischen Eigenschaften des Partikelsystems ab. Folgende Bereiche des volumetrisch<br />
gemittelten Durchmessers können mit den üblicherweise eingesetzten Wellenlängen von 670,<br />
810 und 1300 nm bei einer praktisch nutzbaren Genauigkeit vermessen werden:<br />
• Etwa 10 nm bis 0,8 μm für stark absorbierende Partikel, z.B. Rußaerosol<br />
• Etwa 100 nm bis 10 μm für nichtabsorbierende Teilchen<br />
Die obere Grenze ist hauptsächlich wegen Mehrdeutigkeiten begrenzt, die bei großen Durch-<br />
messern auftreten, respektive durch den Übergang der optischen Eigenschaften in den Grenz-<br />
fall der geometrischen Optik. Da die Grenze den volumetrisch gemittelten Durchmesserwert<br />
der Partikelwolke darstellt, können auch Systeme analysiert werden, die Partikel mit deutlich<br />
größeren oder kleineren Durchmessern beinhalten.<br />
Obwohl die Auswertung der optischen Extinktionswerte im Regelfall auf sphärischen Teilchen<br />
beruht, liefert es ohne Korrektur selbst bei nicht-sphärischen Partikeln wie Ruß [11,28,39],<br />
SiO2 [35] und anderen Kristallen [7,23,26] vernünftige Ergebnisse bezüglich Konzentration<br />
und Größe, wie sich im Vergleich mit Kaskadenimpaktor [35,36], chemischer Naßwäsche [35],<br />
Gravimetrie und Elektronenmikroskop [28,36] nachwiesen ließ. Bei kettenförmig zusammen-<br />
gesetzten Agglomeraten wird in guter Näherung die Größe der Primärpartikel gemessen. Es<br />
gelang, diesen experimentellen Befund für aus Einzelpartikel zusammengesetzte Agglomerate<br />
wie Rußteilchen theoretisch nachzuweisen [17]. So ist gesichert, daß das Verfahren selbst bei<br />
Unsicherheiten über die Form der Teilchen sinnvolle Werte anzeigt. Für nicht sphärische Teil-<br />
chen, deren Hauptachsen nicht zu stark voneinander abweichen, wird in guter Näherung der<br />
volumetrisch gemittelte Durchmesser ausgegeben. Bei bekannter Form der zu vermessenden<br />
Partikel kann die Auswertung prinzipiell angepaßt werden, z.B. für nadelförmige Kristalle [3].<br />
Die in Abb. 3 gezeigten Meßergebnisse mit dem on-line DQ-Verfahren von nicht sphärischen<br />
SiO2-Partikel korrespondieren sehr gut mit Vergleichsmessungen, die mit Kaskadenimpaktoren<br />
durchgeführt wurden.<br />
5. Neue Anwendungen<br />
Die von anderen optischen Partikelanalysatoren unbekannte Vielseitigkeit des DQ-Verfahrens<br />
ergibt sich durch die direkte berührungsfreie Messung ohne Probennahme oder<br />
Probenmanipulation und die Anpassung der Meßlänge an weite Konzentrationsbereiche.<br />
10
Weitere Vorzüge des <strong>WIZARD</strong>-DQ sind Anschlußmöglichkeit von bis zu drei Meßköpfen,<br />
hohe Datenerfassungsfrequenz, einfache Prozeßadaption mittels Fenstern und on-line Anzeige.<br />
Weiter kann sowohl in Aerosolen, Suspensionen oder Emulsionen gemessen werden. In<br />
jüngster Zeit wurde das Verfahren bei den folgenden aktuellen Problemstellungen erfolgreich<br />
eingesetzt:<br />
• Quantitative in-line Rußanalysen im heißen, unverdünnten Abgas von Verbrennungsmotoren<br />
• Vermessung von Säuretröpfchen in thermodynamisch empfindlich reagierenden<br />
Rauchgas-Naßwäschern<br />
• Messung homogener Lösungsmittel-Kristallisationsvorgänge<br />
• Direkte Messung in RESS-Prozessen in Überschallströmungen<br />
• Messung der Entstehung und des Wachstums von Gashydraten<br />
• Analyse von Aerosolen in nuklearen Testanlagen<br />
• Überwachung von Rauchgasen in Industrieanlagen<br />
• Überwachung von partikelproduzierenden Industrieprozessen<br />
5.1 Suspensionen<br />
5.1.1 Hydratmessung<br />
Als Beispiel einer Suspensionsmessung sei in Abb. 11 die homogene Bildung und das<br />
Wachstum von Methanhydrat gezeigt. Gerade bei einem thermodynamisch so empfindlich und<br />
schnell reagierenden Partikelsystem zeigt sich die Überlegenheit des berührungsfreien on-line<br />
DQ-Verfahrens. Die Messungen wurden von einer Arbeitsgruppe an der DTU Lyngby in<br />
Dänemark durchgeführt [26].<br />
Abb. 11: Durchmesser (+) und Konzentration (•) von Methanhydrat<br />
11
5.1.2 Lösungsmittelkristallisation<br />
Ein traditioneller homogener Kristallisationsprozeß von K2SO4 aus einer wässrigen Lösung<br />
zeigt Abb. 12 im originalen on-line Display [37]. Während der Abkühlphase formen sich<br />
homogen die Kristalle und wachsen dann an. Die Kristalle wurden trotz der relativ kurzen<br />
Meßlänge bei Volumenkonzentrationen unter 10 -7 m 3 /m 3 detektiert. Die Kristalle hatten zu<br />
Detektionsbeginn eine mittlere Größe von etwa 200 nm. Die anfängliche Wachstumsrate und<br />
Konzentrationszunahme ist ziemlich schnell. Nach einer gewissen Zeit wird die<br />
Lösung/Suspension wieder aufgeheizt und die Kristallgröße und deren Konzentration nehmen<br />
wieder ab, die Kristalle lösen sich auf. Durch eine größere Meßlänge kann die<br />
Detektionsgrenze zu geringeren Konzentrationen und Partikelgrößen verschoben werden.<br />
12<br />
Abb. 12:<br />
Homogene Kristallbildung<br />
und Kristallwachstum von<br />
K2SO4 in wässriger Lösung<br />
5.1.3 Weitere Anwendungen zur Analyse von Suspensionen und Emulsionen<br />
Interesse besteht derzeit an on-line Analysen mit dem DQ-Verfahren an Emulsionen von<br />
Milchprodukten sowie Pigmentsuspensionen für die Farb- und Filmindustrie. Eine interessante<br />
Meßanwendung von Mikroblasen wird diskutiert.<br />
5.2 Aerosole<br />
5.2.1 Rußpartikel<br />
Im Automobilsektor hat die Partikelemission gerade bei Dieselmotoren eine besondere Bedeu-<br />
tung erhalten. Hier bietet das on-line/in-situ DQ-Meßverfahren viele Vorteile. So lassen sich<br />
transiente Motorzustände zeitaufgelöst darstellen, das Abgas braucht weder verdünnt, gekühlt<br />
oder auf sonstige Weise aufbereitet zu werden und die Ergebnisse werden sofort angezeigt.<br />
Übliche Meßverfahren für die Konzentration der Abgaspartikel sind die Gravimetrie und der<br />
Opazimeter. Abb. 13 zeigt die Resultate des DQ-Meßgeräts im Vergleich zu den vorgenannten
Verfahren bei Messungen an Dieselrußaerosolen bei verschiedenen Lastzuständen.<br />
Insbesonders die gute Übereinstimmung zur Gravimetrie beweist die Kompatibilität des DQ-<br />
Verfahrens zu anerkannten und vorgeschriebenen Meßmethoden. So steht einer späteren<br />
Anerkennung in Regelwerken nichts entgegen. Es ist nochmals zu betonen, daß mit der neuen<br />
optischen DQ-Technik das Meßergebnis sofort ohne Manipulation des Abgasstromes zur<br />
Verfügung steht, während die Gravimetrie einmal eine längere Meßzeit mit Abgasverdünnung<br />
und eine Konditionierung des Filters vor seiner Wägung benötigt. Das Ergebnis steht bei der<br />
Gravimetrie erst Stunden später fest. Transiente Vorgänge sind durch die lange Meßzeit nicht<br />
auflösbar.<br />
Abb. 13: Vergleichsmessungen zwischen DQ-Meßverfahren, Gravimetrie und Opazimeter [28]<br />
Abb. 14 ist ein Beispiel einer on-line Messung im Abgas eines Dieselmotors eines Mittelklasse-<br />
PKW. Gezeigt ist das Partikelverhalten bei mehreren freien Beschleunigungszyklen [30].<br />
Abb. 14: Partikelemission eines Dieselmotors bei freien Beschleunigungszyklen [30]<br />
Gut erkennbar ist die voraussehbare Konzentrationsänderung. Gleichzeitig reagiert jedoch auch<br />
die Partikelgröße – sie nimmt bei höherer Last ab. Dieses Verhalten ist aus früheren<br />
13
Messungen bekannt [28], wobei die Ursachen noch nicht geklärt sind. Auffällig ist der kleine<br />
mittlere Partikeldurchmesser im Nanometerbereich bei modernen Dieselmotoren. Hierzu ist<br />
kritisch anzumerken, daß mit dem DQ-Auswerteverfahren in guter Näherung die Größe der<br />
Primärpartikel gemessen wird und nicht etwa Agglomerate. Ob die Rußpartikel als<br />
Primärpartikel oder schon vernetzt im Abgas vorliegen ist in der Diskussion. Die bei<br />
Aufnahmen mit dem Elektronenmiskroskop sichtbaren Agglomerate können sich auch erst auf<br />
dem Objekträger gebildet haben. Die Primärpartikelgröße stimmt jedenfalls mit dem on-line<br />
Meßergebnis des DQ-Gerätes bestens überein.<br />
Optische Verfahren können nur Anzahl- oder Volumenkonzentrationen CV erfassen. Die gravi-<br />
metrische Filtermethode, die hier als Vergleich dient, gibt eine Massenkonzentration CM an.<br />
Zur Umrechnung muß die effektive Dichte ρ der Rußpartikel bekannt sein: CM = CV · ρ. Die<br />
Dichte für kompakten Ruß ist für emittierte Partikel aus Dieselmotoren nicht anwendbar. Die<br />
vergleichenden Konzentrationsmessungen zwischen Gravimetrie und dem optischen DQ-<br />
Verfahren ergaben für verschiedene Motoren bei unterschiedlichen Lastzuständen jeweils einen<br />
effektiven Dichtewert von 0,55 g/cm 3 [28,29,40]. Erst nachträglich zu diesen<br />
Veröffentlichungen fanden die Autoren die theoretischen Analysen von Bissett [41,42], in<br />
denen ebenfalls von genau diesem Dichtewert berichtet wurde. Dies demonstriert<br />
eindrucksvoll, welche hohe Qualität schon die ersten DQ-Messungen im Abgas von<br />
Dieselmotoren aufweisen.<br />
Es ist von großer Bedeutung, daß das DQ-Verfahren Ergebnisse liefert, die mit der internatio-<br />
nal anerkannten und genormten Gravimetrie kompatibel sind. So ist die finanziell und zeitlich<br />
aufwendige Gravimetrie, das für Dieselrußpartikel entsprechende Verdünnungskanäle, Meß-<br />
zeiten und Filterkonditionierung erfordert, durchaus durch das DQ-Verfahren mit on-line<br />
Anzeige ersetzbar. Zur qualitativen Opazimetermessung ergeben sich jedoch Abweichungen,<br />
die die im gezeigten Beispiel von Abb. 13 bei anderen Motoren und Lastzuständen deutlich<br />
übersteigen können. Allerdings lassen sich die optischen Meßwerte gut auf<br />
Opazimeterergebnisse umrechnen [43]. Somit lassen sich beide in der Abgasnormung aner-<br />
kannten Meßtechniken durch das DQ-Verfahren ergänzen oder ersetzen. Im europäischen<br />
Rahmen wird an der Weiterentwicklung für die Analyse von Dieselrußemissionen gearbeitet<br />
[44,45]. Das langfristige Ziel ist ein vereinfachtes, kompaktes DQ-Gerät und eine normative<br />
Anerkennung des DQ-Verfahrens.<br />
Es sei hier der Vollständigkeit halber auf die schon vorher erwähnten erfolgreichen Messungen<br />
der Rußbildung in Stoßrohren am ITS hingewiesen.<br />
14
5.2.2 Homogene Kondensation<br />
Die ursprüngliche Anwendung des DQ-Verfahrens am Institut für Thermische Strömungs-<br />
maschinen der Universität Karlsruhe unter der Leitung von Prof. Wittig war die Analyse der<br />
Entstehung und des Wachstums von Tröpfchen in den Kurzzeitströmungen eines Stoßrohrs<br />
[4,5,6]. Damit konnte der homogene Phasenwechsel, wie er in Kondensations-Dampfturbinen<br />
auftritt, kostengünstig simuliert werden. Abb. 15 zeigt den Druckabfall der instationären Stoß-<br />
rohrentspannung und den mit der DQ-Technik gemessenen Verlauf von Tröpfchengröße und<br />
Konzentration [4].<br />
Abb. 15: Stoßrohrentspannung mit homogener Kondensation des binären<br />
Äthanol-Wasser-Systems [4]<br />
Eine neue, interessante Anwendung der homogenen Kondensation liegt im Bereich der<br />
Nanopartikelherstellung. Unter dem Stichwort RESS Rapid Expansion of Supercritical<br />
Solutions wird derzeit am Institut für Technische Thermodynamik und Kältetechnik mit dem<br />
DQ-Verfahren der Universität Karlsruhe erfolgreich meßtechnisch in Überschallströmungen<br />
diese Partikelbildung untersucht [24,25].<br />
5.2.3 Rauchgase, Rauchgasbehandlungsmethoden<br />
Unter Leitung des ITS, Prof. Wittig, wurde in den achtziger Jahren das Elektronenstrahlverfah-<br />
ren als neue Rauchgasreinigungstechnik umfassend untersucht, wobei das DQ-Verfahren zur<br />
Analyse der Rauchgaspartikel erfolgreich zum Einsatz kam [7,16,46].<br />
Ausführliche Analysen von Rauchgasen und Rauchgas-Naßwäschern werden derzeit am<br />
Karlsruher Institut für Technische Thermodynamik und Kältetechnik durchgeführt, wobei das<br />
DQ-Gerät für den experimentellen Teil unentbehrlich ist. Bei der Naßwäsche entstehen Säure-<br />
tröpfchen, die auf Zustandsänderungen von Druck und Temperatur äußerst empfindlich reagie-<br />
ren. Hier zeigen sich die Vorteile des berührungsfreien DQ-Verfahrens, das auch in hohen<br />
15
Tröpfchenkonzentrationen ohne Probennahme und ohne Probenmanipulation direkt im Prozeß<br />
messen kann. Abb. 16 ist ein Beispiel für ein aktuelles Meßergebnis [21].<br />
5.2.4 Weitere Aerosolanwendungen<br />
Abb. 16: Säuretröpfchen in Rauchgaswäschern [21]<br />
Bei großen Störfällen mit Kernschmelzen entstehen kleine radioaktive Partikel, die sich bei<br />
Freisetzung global verteilen können. Diese Ausbreitungsfähigkeit wird ganz wesentlich durch<br />
die Größe der Partikel bestimmt. Bei reaktorsicherheitstechnischen Versuchen kam das DQ-<br />
Gerät im Forschungszentrum der Europäischen Union in Ispra/Italien zum Einsatz und lieferte<br />
in Langzeitversuchen des internationalen STORM-Projekts zuverlässige Ergebnisse im on-line<br />
Modus [32].<br />
In Diskussion sind weitere Projekte wie Vermessung von Hochdruck-Zerstäubungsdüsen von<br />
Dieselmotoren, Zigarettenrauch (siehe auch [8,9]), Messungen in Flammen und Aufzeichnung<br />
der Partikelemissionen in fahrenden Fahrzeugen.<br />
5.3 Anwendungen in industriellen Anlagen<br />
Das DQ-Verfahren fand bis jetzt fast ausschließlich in der Forschung seine Anwendung. Mit<br />
der Entwicklung von universellen Meßstrecken, die sich auch für den industriellen Einsatz<br />
eignen, bestehen für das DQ-Gerät nunmehr Chancen in der verfahrenstechnischen Industrie.<br />
Derzeit stehen für Rauchgasanalysen (mittlere Partikelkonzentration) und für partikel-<br />
produzierende Prozesse (hohe Partikelkonzentration) zwei thermostatisierbare Meßstrecken<br />
zur Verfügung, die ohne großen Installationsaufwand in die entsprechenden Industrieanlagen<br />
einbaubar sind. Sie wurden zusammen mit dem ITTK und den Industriepartnern Rauschert<br />
Verfahrenstechnik GmbH und Degussa-Hüls AG im Rahmen eines von der Deutschen Bundes-<br />
stiftung Umwelt geförderten Projekts entwickelt [27].<br />
16
Abb. 17: Meßstrecke für hohe Partikelkonzentrationen mit aerodynamischer Fokussierung<br />
Hierbei ergab sich eine technisch interessante Lösung (Abb. 17) mit einer aerodynamischen<br />
Fokussierung des hochkonzentrierten Aerosolstroms für partikelproduzierende Prozesse [27].<br />
Beide Meßstrecken haben ihre Eignung im industriellen Einsatz bewiesen. Auf der ACHEMA<br />
des kommenden Jahres wird das DQ-System mit diesen Meßstrecken ausgestellt werden.<br />
6. Ausblick<br />
Das DQ-Verfahren wird in verschiedenen Richtungen weiterentwickelt:<br />
• Vereinfachung für spezielle Anwendungen wie Dieselrußanalysen<br />
• Peripherie wie Strahlvervielfacher oder angepaßte Meßstrecken für die Industrie und<br />
Forschung<br />
• Erweiterung auf eine Vielzahl von Wellenlängen (Multiwellenlängengerät) [38,47,48]<br />
• Automatische Kompensation von Verschmutzungen [53]<br />
Im Rahmen von EU-Projekten soll für Dieselruß ein kompaktes, preiswertes DQ-Gerät entste-<br />
hen [44,45].<br />
Wichtig für eine Marktdurchdringung ist das Angebot peripherer Komponenten. Hierzu zählen<br />
Strahlvervielfacher bis hin zur Whitezelle, um auch geringe Partikelkonzentrationen mit<br />
kompakten Meßkammern zu erfassen. Die Entwicklung der industrietauglichen Meßkammern<br />
ist weitgehend abgeschlossen [27], doch bedingen Sonderwünsche wie Freiluftaufstellung oder<br />
staubgeladene, korrosive Atmosphären um die Anlagen entsprechende technische<br />
Erweiterungen. Meist erfordert der Einsatz in Forschungsanlagen spezielle technische<br />
Nebenbedingungen, so daß auch hier permanent Entwicklungsbedarf anfällt.<br />
Je mehr unterschiedliche Wellenlängen bei der Extinktionsmessung eingesetzt werden, desto<br />
17
mehr Partikelparameter können gewonnen werden. Mit etwa 10 verschiedenen Wellenlängen<br />
und mehr läßt sich in guter Näherung die Verteilung des Partikelsystems gewinnen (siehe auch<br />
[33]). In der Projektgruppe Battelle Ingenieurtechnik GmbH, Fraunhofer Institut für Physikali-<br />
sche Meßtechnik und Wizard <strong>Zahoransky</strong> <strong>KG</strong> konnte ein Multiwellenlängengerät entwickelt<br />
werden. Derzeit ist eines dieser Gerät höchst erfolgreich in Cadarache/Frankreich bei den<br />
realen Kernschmelzversuchen PHEBUS im stillgelegten Super-Phenix-Reaktor zur on-line<br />
Messung der Partikelverteilung installiert [48]. Andere Geräte fanden erfolgreiche Einsätze bei<br />
der Messung von kontrolliert eingeleiteten Flüssiggas-Tankexplosionen [49] und in Blow-<br />
Down-Versuchen an Reaktordruckbehältern [47].<br />
Meßtechnisch sehr verwandt mit dem DQ-Verfahren ist die absorptive, kompensierte Messung<br />
von Flüssigkeitsfilmen [50,51,52]. Mit dem gleichen Gerät, nur mit anderer Software, kann das<br />
DQ-Verfahren auch zur zeitaufgelösten on-line Messung von flüssigen Filmen verwendet wer-<br />
den.<br />
Um bei Verschmutzungen von Fenstern und Optiken unterbrechungsfrei messen zu können,<br />
wurde kürzlich eine erfolgversprechende kombinierte Extinktions- und Streulichtanordnung<br />
entwickelt [53].<br />
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Particulate Size and Composition Measurements for Diesel Exhaust Aftertreatment PSICO-DEXA<br />
Entwicklergemeinschaft Foundation of Res. & Techn.-Hellas/Chemical Proc. Eng. Res. Institute, FIAT<br />
Auto SpA, <strong>WIZARD</strong> <strong>Zahoransky</strong> <strong>KG</strong>, FEV Motorentechnik GmbH, AVL List GmbH, European Joint<br />
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20